In der Bugkanzel des Terra-Sternschiffs ›Peccable‹ waren die Zwillingsplaneten Fasolt und Fafner sichtbar geworden — das unbewohnte Fasolt, ein violetter Ball von der Größe einer Viertelkredit-Münze, direkt voraus, und Fafner, Heimat der Gnorphe, ein grellroter Punkt rechts weit ab, hinter der mächtigen Wölbung des raumgreifenden Flügels.
Die namenlose blaue Sonne, um die beide Welten kreisten, schwebte hoch über ihnen, 36 Grad über der Ekliptik. Und Antares diente, majestätisch in seiner Riesengröße, als ungeheurer, grellroter Hintergrund für die ganze Szenerie.
»Fasolt direkt voraus«, meldete die Navigation. »Vorbereiten auf Bremsumlaufbahn.«
Die achtzehn Mann der Mission Terras zu den Gnorphen von Fafner eilten zu ihren Landestationen. Die Besatzung war aufeinander eingespielt; man hatte eine große Aufgabe und war bereit dafür.
In der Kontrollkabine schnallte sich Schiffsmaster Deev Harskin in der Beschleunigungswiege fest, als sich die Stimme von Chefbeobachter Snollgren meldete.
»Chef? Snollgren. Hören Sie mich?«
»Nur zu, mein Junge. Was gibt’s?«
»Das Schiff von Rigel, das wir gestern gesehen haben — ich habe es gerade wiedergefunden. Zehn Lichtsekunden steuerbordwärts, und ich wette jeden Betrag, daß es auf Fasolt zusteuert!«
Harskin umklammerte die Seiten der Wiege.
»Sind Sie sicher, daß es nicht nach Fafner unterwegs ist? Wie steht es dort mit Ihrer Tiefen-Wahrnehmung?«
»A-Eins. Das Schiff hat dasselbe Ziel wie wir, Chef!«
»Könnte schlimmer sein«, meinte Harskin seufzend. Er schaltete die Bordsprechanlage ein und sagte: »Meine Herren, unsere Aufgabe hat sich etwas kompliziert. Beobachter Snollgren meldet ein Rigel-Schiff beim Anflug auf Fasolt, und es hat den Anschein, daß es dasselbe vorhat wie wir. Nun, da werden wir gleich auf die Probe gestellt. Wir werden Gelegenheit haben, den Kerlen Fafner unter ihren angeblichen Nasen wegzuschnappen!«
Eine Stimme sagte: »Warum pfeffern wir die Rigelaner nicht vorher weg? Das sind doch unsere Feinde, oder?«
Harskin erkannte Leefmans Stimme — ein erstklassiger Linguist, mit wenig Ahnung von den Feinheiten des interstellaren Protokolls. Harskin brauchte nicht zu antworten. Die heisere Stimme von Militärattache Ramos meldete sich.
»Das ist ein neutrales System, Leefman. Die Feindseligkeiten Rigel-Terra sind bis zum Kontakt mit den Gnorphen unterbrochen. Eines Tages werden Sie begreifen, daß auch der Krieg seinen Kodex hat.«
Harskin lächelte. Eine gute Besatzung; ein wenig überspezialisiert vielleicht, aber für den Zweck mehr als ausreichend. Rigelaner am Schauplatz zu haben, war nur eine Herausforderung mehr, und Schiffsmaster Harskin liebte Herausforderungen.
Die Antriebsanlagen der ›Peccable‹ pulsierten grandios unter ihm. Er war stolz auf sein Schiff, stolz auf seine Besatzung. Die ›Peccable‹ fegte in die tödliche Atmosphäre von Fasolt, schwang sich in weiten Spiralen hinab und flog auf Land zu.
Nicht weit dahinter kamen die Rigelaner. Harskin lehnte sich zurück, ließ die Strudel der Verzögerung über sich hinwegfluten und wartete.
Fasolt bestand fast nur aus Gestein, abgesehen von den Wasserstoff-Fluor-Ozeanen und der Wasserstoffatmosphäre. Es war kein anziehender Planet.
Die Männer der ›Peccable‹ traten in Raumanzügen schnell hinaus und errichteten ihre Kuppel, in die Luft strömte.
»Ein kleines Zuhause fern von zu Hause«, meinte Harskin.
Biochemiker Carver starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das aufgewühlte Fluorwasserstoffsäuremeer.
»Hübsche Welt. Gut, daß diese Aquarien nicht aus Glas sind, was? Und warnen Sie Ihre Leute im Hinblick auf die Benützung der Kuppelschleuse. Wenn ein bißchen von unserem Sauerstoff in diese Atmosphäre gelangt, gibt es den herrlichsten Regensturm, den Sie sich denken können — und wir dreihundert Meter hoch, mit Blick nach unten.«
Harskin nickte.
»Angenehm ist es hier nicht, aber wir führen auch keinen angenehmen Krieg.« Er blickte hinauf zum düsteren Himmel. Fafner war voll, eine große, rote Kugel, kaum eine Million Meilen entfernt. Das Bild vervollständigte die bläuliche Sonne, mit dem gigantischen Antares eine exakte gleichseitige Figur bildend.
Snollgren erschien. Der scharfsichtige Beobachter war im Schiff gewesen und hatte das provisorische Lager offenbar im Laufschritt erreicht, bei Fasolts 1,5 G-Feld keine schlechte Leistung.
»Also?« sagte Harskin.
Der Beobachter öffnete das Visier und sog die Sauerstoff reiche Luft der Kuppel in sich hinein.
»Die Rigelaner«, keuchte er. »Sie sind gelandet. Ich habe sie in der Umlaufbahn gesehen.«
»Wo?«
»Fünfhundert Meilen westlich, schätze ich. Sie sind ganz eindeutig auf diesem Kontinent.«
Harskin blickte auf den Chronometer im Ärmel von Snollgrens Raumanzug.
»Wir lassen ihnen eine Stunde Zeit, ihr Lager zu errichten. Dann setzen wir uns mit ihnen in Verbindung und stellen fest, was im Gange ist.«
Der Kapitän der Rigelaner hieß Vierzehn Ohnetod. Er sprach galaktisch mit scharfem, zischendem Akzent, den Harskin auf seine Bärenvorfahren zurückführte.
»Zufall, daß wir beide zur selben Zeit hier sind, wie, Schiffsmaster Harskin? Seltsam sind die Wege der Lenkenden Kräfte.«
»Das sind sie gewiß«, erwiderte Harskin. Er starrte auf das Handmikro und wünschte sich, daß es ein Bildschirm wäre, damit er den verschlagenen, selbstzufriedenen Ausdruck auf dem Pelzgesicht des Rigelaners sehen könnte. Offenkundig hatte jemand Harskins angeblich streng geheime Order abgefangen und sie sorgfältig studiert, bevor er sie an den Empfänger weitergegeben hatte.
Im interstellaren Krieg gab es keine Zufälle. Die Rigelaner waren hier, weil sie wußten, daß auch die Erdbewohner hier waren.
»Wir stehen vor einem verzwickten ethischen Problem«, erklärte Kapitän Vierzehn Ohnetod. »Wir sind beide zu demselben Zweck hier, nämlich, mit den Gnorphen über Handelsrechte zu verhandeln. Nun — äh — wer von uns soll den ersten Versuch unternehmen, mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen?«
»Offenkundig doch wohl das Schiff, das zuerst auf Fasolt gelandet ist«, meinte Harskin.
»Das ist akzeptabel«, sagte der Rigelaner.
»Dann fliegen wir sofort. Da die ›Peccable‹ mindestens eine halbe Stunde vor Ihrem Schiff gelandet ist, haben wir eindeutig die Priorität.«
»Interessant«, sagte Kapitän Vierzehn Ohnetod. »Aber wie errechnen Sie eigentlich, daß Sie vor uns angekommen sind? Nach unseren Instrumenten waren wir lange vor Ihnen am Boden.«
Harskin fing an zu schnauben, dann nahm er sich zusammen.
»Ausgeschlossen!«
»So? Nennen Sie, bitte, Ihre Landezeit im Hinblick auf die absolute Galaxiszeit.«
»Wir sind niedergegangen um — « Harskin unterbrach sich. »Nein. Wie wär’s, wenn Sie mir erst sagten, wann Sie gelandet sind, dann nenne ich unsere Zahlen.«
»Das ist wohl kaum gerecht«, meinte der Rigelaner. »Woher wissen wir, daß Sie Ihre Zahlen nicht ändern, sobald wir die unsrigen genannt haben?«
»Und woher wissen wir für unseren Teil — «
»Das wird nichts«, sagte das fremde Wesen. »Keiner von uns gestattet dem anderen den Vorrang.«
Harskin zuckte die Achseln und sah ein, daß der andere recht hatte. Ohne Rücksicht darauf, daß die ›Peccable‹ wirklich zuerst gelandet war, die Rigelaner würden das nie zugeben. Es war ein Problem in schlichter Relativität; ohne einen außenstehenden Beobachter, der unparteiisch Daten lieferte, stand die Aussage von Vierzehn Ohnetod gegen die von Harskin. Es konnte nicht bewiesen werden, daß der Rigelaner log — also log er nicht!
»Also gut«, sagte der Schiffsmaster müde. »Nennen wir es ein Patt. Vielleicht so: Fliegen wir beide nach Fafner, dann soll man zwischen uns wählen.«
Am anderen Ende herrschte langes Schweigen, dann sagte der Rigelaner: »Akzeptiert. Selbstverständlich müssen die Rechte der Neutralen gewahrt bleiben.«
»Versteht sich. Bis dieses System vereinnahmt ist, sind wir alle neutral, erinnern Sie sich noch?«
»Natürlich«, sagte der Rigelaner.
Es war im Grunde kein befriedigendes Ergebnis, dachte Harskin. Aber viel konnte man nicht machen.
Nach den sehr strengen Regeln des ›Krieges‹ zwischen Terra und Rigel galt ein System als neutral, bis eine Mehrheit seiner von intelligenten Wesen bewohnten Welten sich für die eine oder andere Macht erklärt hatte.
Im System von Antares mußte eine Mehrheitsentscheidung einstimmig fallen. Von den elf ganz unterschiedlichen Welten, die den roten Riesenstern umkreisten, trug nur Fafner Leben. Die Gnorphe waren eine intelligente Rasse zweibeiniger Humanoiden — die klassische Form intelligenten Lebens. Die Terraner waren affenoid, die Rigelaner ursinoid, stammten also von Bären ab. Die Gnorphe verdankten ihr Äußeres jedoch weder den Affen noch den Bären; sie waren Reptilien, aufrecht und schwanzlos. Fafner war Säugetieren gegenüber nicht gastlich.
Harskin starrte brütend zur Kanzel hinaus, als die blutroten Meere Fafners größer wurden. Das Schiff der Rigelaner war nicht zu sehen, aber er wußte, daß es unterwegs war. Er nahm sich vor, dem terranischen Geheimdienst mitzuteilen, daß die Geheimhaltung der vertraulichen Befehle des Oberkommandos in Frage stand.
Es war ein seltsamer Krieg — ausgefochten eher mit Dokumenten als mit Energiegeschützen. Der Schießkrieg zwischen den zwei führenden Rassen der Galaxis war vor langer Zeit nutzlos zu Ende gegangen; die Entwicklung des Martineauschen Negaschirms, der freudig jedes Megawatt einer Bombardierung schluckte und es mit verdreifachter Stärke zurückfeuerte, hatte den aktiven Feindseligkeiten schnell ein Ende gesetzt.
Jetzt wurde der Krieg auf einer subtileren Ebene fortgesetzt — auf der wirtschaftlichen. Rigel und Terra strengten sich an, einander im Erwerb exklusiver Handelsrechte von fremden Systemen zu übertreffen, in der Hoffnung, die andere Seite abwürgen zu können. Das Universum war unendlich, oder der Unendlichkeit so nahe, daß beide Systeme noch einige Jahrtausende hindurch zu tun haben würden.
Harskin zuckte die Achseln. Terranische Späher hatten Fafner besucht und berichtet, daß die Gnorphe wenig Lust verspürten, am galaktischen Getümmel beteiligt zu sein. Rigel IV hatte offenbar die Welt noch nicht besucht; es war einfacher, die Späherberichte von Terra zu plündern.
Nun, diesmal würde es sich zeigen.
»Wir setzen an zur Landung, Sir«, sagte Navigator Dominic. »Anweisungen?«
»Ja«, sagte Harskin. »Landen Sie, wo es trocken ist.«
Die Landung war gut, mitten in der Inselgruppe, aus der Fafners Landhauptmasse bestand. Harskin und seine zwölf Mann — fünf hatte er vorsichtshalber in der Kuppel auf Fasolt zurückgelassen — verließen das Schiff.
Hier würde es nicht nötig sein, eine Kuppel zu errichten; die Luft auf Fafrier konnte man atmen, mehr oder weniger. Sie bestand zu 11 Prozent aus Sauerstoff, zu 86 Prozent aus Stickstoff und zu enormen 3 Prozent aus Edelgasen, aber ein anständiges Filtersystem siebte Stickstoff und Argon aus und pumpte Sauerstoff hinein.
Mit Atemmasken und Konvertern zogen die dreizehn Terraner landeinwärts. Hinter ihnen war das Meer, rot-schimmernd im Licht von Antares.
»Da kommen die Rigelaner«, rief Beobachter Snollgren.
»Wie üblich warten sie ab, um zu sehen, was wir tun.« Harskin runzelte die Stirn. »Diesmal warten wir nicht auf sie. Wir nützen unseren Vorsprung.« .
Das Gnorph-Dorf lag fünf Meilen landeinwärts, aber man war noch keine zwei Meilen weit gekommen, als man von einer Gruppe von fremden Wesen begrüßt wurde.
Es waren ungefähr hundert, die in einer keilförmigen Phalanx anrückten. Sie bewegten sich langsam, ohne erkennbare Feindseligkeit, aber Harskin fühlte sich nicht wohl dabei. Hundert erregte Wilde konnten dreizehn Terraner mit Handfeuerwaffen im Nu überwältigen.
Er warf einen Blick auf Mawley, Kontakttechniker Erster Klasse.
»Gehen Sie voraus. Gehen Sie hin und sagen Sie ihnen, daß wir Freunde sind.«
Mawley war ein hochgewachsener, rothaariger Mann mit hervortretenden Backenknochen und, im Augenblick, einem Ausdruck ernster Besorgnis. Er nickte und überprüfte seinen Sprachenwandler, um sich zu vergewissern, daß er funktionierte, dann trat er vor und hob die Hand.
»Gruß«, sagte er laut. »Wir kommen in Frieden.«
Die Gnorphe schwärmten in lockerer Formation aus und starrten geradeaus. Harskin, der angespannt darauf wartete, daß Mawley mit den fremden Wesen ins Gespräch kam, betrachtete sie neugierig.
Sie waren nicht sehr groß — um die einsfünfundsechzig — und entsprechend breit in den Hüften. Ihre schokoladenbraune Haut war glänzend und geschuppt; sie hing lose in Falten herab. Dicke Fühler ragten auf beiden Seiten ihrer kahlen Köpfe empor, und ebenso dicke, fleischige Fortsätze baumelten kammartig von ihren Hälsen. Was ihre Augen anging, so konnte Harskin sie nicht sehen; sie waren in dunklen Schatten verborgen, fünf Zentimeter tief in ihren Schädeln liegend, geschützt von Vorsprüngen, dräuenden Knochenrändern, die jedes Auge ganz umgaben.
Drei Gnorphe traten aus den Reihen, und das mittlere Wesen kam heran, flankiert von seinen ein wenig zurückbleibenden Begleitern. Es sprach mit rauher, kehliger Stimme.
Der Sprachwandler gab das wieder als: »Was wollt ihr hier?«
Mawley war auf die Frage vorbereitet.
»Freundschaft. Frieden. Gemeinsames Glück unserer Welten.«
»Wo seid ihr her?«
Mawley wies zum Himmel hinauf.
»Von weit, jenseits des Himmels. Jenseits der Sterne. Weit.«
Der Gnorph blickte skeptisch.
»Wie viele Tage Segeln von hier?«
»Viele Tage. Viele, viele Tage.«
»Warum kommt ihr dann zu uns?«
»Um Freundschaft zu schließen«, sagte Mawley. »Um ein Band zwischen eurer und unserer Welt zu schmieden.«
Das Wesen drehte sich daraufhin abrupt um und beriet sich mit seinen beiden Begleitern. Harskin behielt die Speere im Auge, die in den Händen der Wesen zuckten.
Die Beratung schien eine Ewigkeit zu dauern. Mawley blickte sich nach Harskin um, als wollte er fragen, was er jetzt tun sollte, aber der Schiffsmaster lächelte nur anerkennend und aufmunternd.
Endlich wandte sich das Wesen wieder den Terranern zu.
»Wir meinen, ihr sollt uns verlassen«, grunzte er. »Geht. Sofort.«
Mawleys Anweisungen enthielten nichts, was sich darauf bezog. Der Kontakttechniker öffnete und schloß den Mund ein paarmal, ohne zu sprechen. Die Wesen drehten sich um und marschierten davon.
Der Erstkontakt war hergestellt.
»Das muß ganz vorsichtig angestellt werden«, sagte Harskin. »Gibt es etwas Neues von den Rigelanern?«
»Sie befinden sich ungefähr acht Meilen von hier«, sagte Snollgren.
»Hmm. Das heißt, daß sie vom Dorf so weit entfernt sind wie wir.«
Härskin hob die Hände. »Die Gnorphe springen jedenfalls nicht durch die Gegend, um einen Vertrag mit uns zu schließen, das steht fest. Wir müssen sie mit Samthandschuhen anfassen, sonst werden sie zornig und schließen mit den Rigelanern ab.«
»Das bezweifle ich«, meinte der Soziologe Yang. »Sie werden mit den Rigelanern so wenig verhandeln wollen wie mit uns. Sie sind Neutrale und wollen es bleiben.«
Harskin lehnte sich zurück.
»Das ist ein Problem, mit dem wir es noch nicht zu tun hatten. In beiden Einflußsphären hat noch keine Welt isolationistische Ideen vertreten. Was sollen wir tun? Einfach einpacken und gehen?«
Die blaue Sonne ging unter. Antares schwebte noch am Horizont, ein formloser Klecks von blassem Rot, der den halben Himmel einnahm.
»Wir müssen einen Mann hinschicken, der die Rigelaner bespitzelt. Archer, das Los fällt auf Sie.«
Der Betroffene stand auf.
»Ja, Sir?«
»Behalten Sie sie im Auge, beobachten Sie ihren Umgang mit den Gnorphen und lassen Sie sich vor allem von den Rigelanern nicht sehen.« Der Schiffsmaster hatte noch einen Einfall. »Lloyd?«
»Ja, Sir?«
»Nach aller Wahrscheinlichkeit haben die Rigelaner auch auf uns einen Spion angesetzt. Sie sind unser Abwehrmann, ab sofort. Sehen Sie sich um und stellen Sie fest, ob Sie den Spion ausmachen können.«
Archer und Lloyd gingen. Harskin wandte sich dem Soziologen zu.
»Yang, es muß einen Weg geben, die Gnorphe auf die eine oder andere Seite zu schieben.«
»Zugegeben. Ich muß aber mehr von der Grundstruktur sehen, bevor ich Ihnen helfen kann.«
Harskin nickte.
»Wir nehmen mit den Gnorphen wieder Verbindung auf, sobald Archer uns sagen kann, was die Rigelaner treiben. Von deren Fehlern profitieren wir.«
Antares war so weit untergegangen, wie er überhaupt untergehen konnte, nämlich etwa drei Viertel des Weges unter den Horizont, und die blaue Sonne schraubte sich wieder in den Himmel hinauf, als die stille Luft Fafners von einer ohrenbetäubenden Explosion zerrissen wurde.
Die Männer der ›Peccable‹ waren augenblicklich wach — jedenfalls jene acht, die schliefen. Das Schiff war von einem Zweimann-Team bewacht worden. Harskin hatte in der Steuerkabine meditiert, und Archer und Lloyd waren von ihren Erkundungsgängen noch nicht zurückgekehrt.
Beinahe gleichzeitig mit der Explosion schrillte die Alarmglocke an der Lufthauptschleuse und zeigte an, daß jemand hereinwollte. Einen Augenblick später meldete sich Beobachter Snollgren und schnatterte aufgeregt Unverständliches.
Harskin schaltete die Bordanlage ein und schrie: »Stop! Brr! Halt!«
Es wurde still. Er sagte: »Clyde, sehen Sie nach, was an der Schleuse los ist. Snollgren, regen Sie sich ab und melden Sie, was Sie gesehen haben.«
»Das Schiff der Rigelaner, Sir!« sagte der Beobachter. »Es ist eben gestartet. Das war der Krach, den wir gehört haben.«
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher. Es startete ganz abrupt, ich entdeckte es an einer Tangente, die von hier wegführt.«
»Okay. Clyde, was ist an der Schleuse los?«
»Lloyd, Sir. Er ist wieder da und hat einen rigelanischen Gefangenen dabei.«
»Einen Gefangenen? Was, zum — na gut, schicken Sie sie rauf.«
Als nächster meldete sich Funker Klaristenfeld.
»Sir, Meldung vom Stützpunkt auf Fasolt. Der Start eines Schiffes auf Fafner wird von dort aus bestätigt. Man dachte, das seien wir.«
»Sagen Sie den Trotteln Bescheid«, knurrte Harskin. »Und sie sollen auf das Schiff von Rigel achten. Wahrscheinlich ist es auf dem Rückweg nach Fasolt.«
Der Türgong ertönte. Harskin drückte auf die Taste, und Lloyd kam herein, mit der Strahlerpistole einen überaus wütenden Rigelaner vor sich hertreibend.
»Wo haben Sie ihn gefunden?« fragte Harskin.
»Er trieb sich in der Umgebung des Schiffes herum«, erklärte Lloyd gepreßt. »Ich suchte die Gegend ab, als ich die Explosion hörte. Ich hob den Kopf und sah das Rigelaner-Schiff davonfegen. Dann kam der Kerl da aus dem Dickicht und fing an, auf rigelanisch zu fluchen wie der Teufel. Er sah mich nicht einmal, bis ich ihm den Strahler unter die Nase hielt.«
Harskin sah den Rigelaner an.
»Wie heißen Sie und welchen Rang bekleiden Sie?«
»Drei Siebenundneunzig Unbezwingbar«, sagte das fremde Wesen. Es war ein mächtiger Zweimetertyp, bedeckt mit grobem, starrem schwarzem Haar und einem hellgelben Lederharnisch. Seine Augen funkelten kalt. Er wirkte zornig. »Spion Erster Klasse«, sagte er.
»Das erklärt also, was Sie bei unserem Schiff gemacht haben, Drei Siebenundneunzig Unbezwingbar«, sagte Harskin. »Was können Sie mir über den plötzlichen Start sagen?«
»Gar nichts. Ich erfuhr erst davon, als es schon passiert war. Man hat mich ausgesetzt! Einfach zurückgelassen!« Der Rigelaner verfiel in seine eigene Sprache und zischte empört.
»Sie haben Sie einfach dagelassen?« wiederholte Harskin verblüfft. »Dann müssen sie es aber sehr eilig gehabt haben.« Er wandte sich Lloyd zu. »Schaffen Sie den Gefangenen in die Arrestkabine und sorgen Sie dafür, daß er dort bleibt. Dann nehmen Sie sich zwei Leute und kämmen die Gegend nach Archer ab. Ich will wissen, was die Rigelaner veranlaßt hat, so schnell das Weite zu suchen, daß sie nicht einmal ihren eigenen Spion mitgenommen haben.«
Wie sich herausstellte, war sehr wenig Durchkämmung nötig, um Archer zu finden. Harskins Spion kehrte eine Dreiviertelstunde später zur ›Peccable‹ zurück, nach dem langen Querfeldeinlauf völlig außer Atem.
Er brauchte fünf Minuten, um sich so weit zu beruhigen, daß er berichten konnte.
»Ich habe die Rigelaner zu ihrem Schiff zurückverfolgt«, sagte er. »Sie waren alle dort versammelt, und ich wartete im Unterholz. Nach einer Weile zogen sie zum Gnorph-Dorf, und ich folgte ihnen.«
»Irgendein Versuch der Abwehr?« fragte Harskin.
»Ja, Sir.« Archer grinste verlegen. »Ich habe ihn umgebracht.«
Harskin nickte.
»Weiter.«
»Sie erreichten das Dorf. Ich blieb an die dreißig Meter hinter ihnen und schaltete meinen Wandler ein, damit ich hören konnte, was sie sagten.«
»Schlecht, aber unvermeidlich«, sagte Harskin. »Im Schiff könnte jemand die Energieabgabe geortet haben. War aber wohl nicht der Fall. Was passierte im Dorf?«
»Sie stellten sich vor und behaupteten das Übliche — was wir auch gesagt haben, von Frieden und Freundschaft und so. Dann fingen sie an, Geschenke zu verteilen. Kapitän Vierzehn Ohnetod sagte, das diene dazu, die Freundschaft zwischen Rigel und Fafner zu festigen — nur sagte er natürlich nicht Fafner.
Sie verteilten Spiegel und kleine Kraftwellengeneratoren und alle möglichen Dinge. Die Gnorphe nahmen alles und stapelten es abseits. Die Rigelaner gaben immer mehr, und der Stapel wuchs. Dann sagte Vierzehn Ohnetod endlich, nach seiner Meinung reichten die Geschenke aus. Er begann die Art des Vertrages zu erklären. Einer von den Gnorphen trat vor und deutete auf den Stapel. ›Seid ihr mit dem Liefern jetzt ganz fertig?‹ fragte er ziemlich verdrossen. Der Rigelaner reagierte betroffen und sagte, nach Unterzeichnung des Vertrages gebe es noch mehr Geschenke. Und das war der letzte Tropfen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Es ging so schnell, daß ich mir nicht sicher bin. Aber plötzlich schwangen alle Gnorphe ihre Speere und machten drohende Gesichter, dann warf jemand einen Speer nach einem der Rigelaner. Dann ging es los. Die Rigelaner hatten ein paar Handfeuerwaffen dabei, aber sie waren so nah, daß sie kaum Gelegenheit hatten, sie zu gebrauchen. Es war ein richtiges Massaker. Etwa die Hälfte der Rigelaner entkam, darunter Kapitän Ohnetod. Ich versteckte mich im Unterholz, bis alles vorbei war, dann lief ich zurück.«
Harskin sah Yang an.
»Also? Was halten Sie davon?«
»Offensichtlich eine habgierige Kultur«, erklärte der Soziologe. »Die Rigelaner haben den Fehler gemacht, zu geizig zu sein. Ich schlage vor, daß wir bis morgen warten, ins Dorf gehen und das Füllhorn ausschütten. Da die Rigelaner fort sind, haben wir freie Bahn, und wenn wir freigiebig genug sind, gehört der Planet uns.« .
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Harskin. »Der Rigelaner war nicht dümmer als ich. Wenn wir ins Dorf gehen, dann gut bewaffnet.«
Das Gnorph-Dorf war eine Ansammlung von strohgedeckten Hütten, in einem großen Halbkreis auf sehr sumpfigem Gelände errichtet. Sowohl Antares als auch der blaue Begleiter waren am Himmel, als die Terraner eintrafen; Fasolt unternahm seine tägliche Bedeckung der Riesensonne.
Harskin hatte sechs Mann mitgenommen: Yang, Leefman, Archer, Mawley, Ramos und Carver. Die sechs anderen blieben im Schiff und sorgten dafür, daß die ›Peccable‹ blitzschnell starten konnte, falls das nötig sein sollte.
Die Geschenke der Rigelaner lagen zertrümmert und demoliert mitten im Dorf, in der Nähe ein halbes Dutzend verstümmelter Rigelaner-Leichen. Harskin schauderte unwillkürlich; diese Gnorphe waren in mehr als dem nur biologischen Sinne kaltblütig.
Eine Gruppe von ihnen trat aus den Hütten und den Terranern gegenüber. Im vermischten blau-roten Licht der beiden Sonnen — die eine trüb und riesig, die andere trüb und klein — wirkten die leeren, beschuppten Gesichter fremdartig und bedrohlich, die knochenumgrenzten Augenhöhlen kalt und häßlich.
»Was wollt ihr hier, Fremde?«
»Wir sind gekommen, um euch dafür zu danken, daß ihr unsere Feinde, die Pelzmänner, getötet habt«, sagte Mawley. Er hatte die Anweisung, den Unterschied zwischen Rigelanern und Erdbewohnern zu betonen. »Die Pelzmänner waren gestern abend hier, mit armseligen Geschenken. Sie sind unsere Feinde. Wir von der Erde bieten euch Frieden und guten Willen.«
Die Gnorphe starrten die nervöse Gruppe von Menschen unverwandt an. Jeder der sieben Terraner trug eine leistungsstarke Strahlerpistole, eingestellt auf Weitwinkel-Betäubung, hochwirksam, wenn auch nicht gerade tödlich als Nahkampfwaffe. Für den Fall eines Zusammenstoßes würden die Terraner wenigstens gerüstet sein.
»Was wollt ihr hier?« fragte der Gnorph-Anführer mit kaum verhüllter Ungeduld.
»Wir möchten einen Vertrag zwischen eurer und unserer Welt abschließen«, sagte Mawley. »Wir wollen ein Band ewiger Freundschaft, Treue und Gemeinschaft zwischen den Welten schmieden.«
Irgendwo in der Ferne gab ein unsichtbares Großtier einen grollenden Reptilschrei von sich — was die Wirkung völlig verdarb, dachte Harskin.
»Freundschaft? Gemeinschaft?« wiederholte der Gnorph und ließ durch ein Schütteln seiner Kehllappen erkennen, daß das für ihn schwer greifbare Begriffe waren.
»Ja«, sagte Mawley. »Und als Zeichen unserer Freundschaft bringen wir euch Geschenke — nicht so armseliges Zeug, wie unsere Feinde es euch gestern abend aufdrängen wollten, sondern Geschenke von unvergleichlichem Wert, Geschenke, die nur ein Teil der reichen Gaben sind, mit denen ihr überschüttet werdet, wenn ihr bei uns unterschreibt.«
Auf ein Zeichen von Harskin luden sie das Mitgebrachte aus: Mini-Kameras, Wild-Detektoren, Dutzende anderer Kostbarkeiten, mit denen die Gnorphe beeindruckt werden sollten.
Und dann ging es los.
Harskin hatte schon seit ihrer Ankunft auf die Explosion gewartet, und als er die Speere in den Reihen der Gnorphe hochzucken sah, riß er den Strahler heraus und drückte ab.
Der Betäubungsstrahl erfaßte die vorderste Reihe der Gnorphe; sie stürzten zu Boden. Die anderen knurrten drohend und rückten vor.
Die sieben Männer rückten eng zusammen und feuerten pausenlos; überall lagen bewußtlose Gnorphe, und immer mehr strömten aus den Hütten. Die Terraner ergriffen die Flucht. Speere flogen an ihren Köpfen vorbei.
Es war ein langer, düsterer Rückzug zum Schiff.
Sie waren noch eine Viertelmillion Meilen von Fasolt entfernt, als Funker Klaristenfeld meldete, Kapitän Vierzehn Ohnetod vom Rigelaner-Schiff rufe das Terranerschiff.
»Wir sehen, daß ihr auch abgeflogen seid«, sagte der Rigelaner, als Harskin nach dem Funktelefon gegriffen hatte. »Offensichtlich seid ihr ebenso erfolglos gewesen wie wir.«
»Nicht ganz«, erwiderte Harskin. »Wir sind wenigstens ohne Verluste davongekommen. Ich habe im Dorf sechs tote Rigelaner gezählt, dazu kommt noch der Mann, den Sie zurückgelassen haben. Er sitzt in unserer Arrestkabine.«
»Ah. Ich hatte mich schon gefragt, was aus ihm geworden ist. Also, Harskin, erklären wir Fafner zum neutralen Planeten und belassen es dabei? Ein eher unbefriedigendes Ende unserer kurzen Begegnung.«
»Richtig. Aber was können wir tun? Wir haben bei der Flucht Sachen im Wert von fast fünfzigtausend Krediteinheiten zurückgelassen.«
»Ihr Terraner seid großzügig«, meinte der Rigelaner. »Unsere Waren hatten höchstens die Hälfte dieses Wertes.«
»So geht es eben«, meinte Harskin. »Nun, beste Wünsche, Kapitän Vierzehn Ohnetod.«
»Augenblick! Ist entschieden, daß wir uns beide zurückziehen?«
»Ich bin mir nicht so sicher«, sagte Harskin und unterbrach die Verbindung.
Als sie Fasolt erreichten und sich wieder zu den Männern in der Kuppel gesellten, beraumte Harskin eine Versammlung an. Er hatte eine Idee.
»Die Rigelaner haben den Gnorphen Waren im Wert von fünfundzwanzigtausend KE angeboten und wurden empört abgewiesen«, sagte er. »Wir haben das Doppelte gebracht — und wenn Archers Bericht über den Zwischenfall mit den Rigelanern genau zutrifft, wurden wir etwa doppelt so schnell angegriffen. Yang, sagt Ihnen das etwas?«
Der kleine Soziologe runzelte die Stirn.
»Das Schema ist noch immer unklar«, erklärte er.
»Das finde ich nicht.« Harskin verflocht die Finger ineinander. »Ich möchte es so ausdrücken: Das Maß der Beleidigung für die Gnorphe wuchs mit dem Wert der angebotenen Reichtümer. Klingt das plausibel?«
Yang nickte.
»Sagen Sie, was geschieht, wenn eine isolierte, vom Biologischen her mürrische Rasse Besuch von warmblütigen Fremdwesen vom Himmel bekommt? Angenommen, die warmblütigen Wesen möchten einen Freundschaftsvertrag schließen — und bieten an, dafür zu bezahlen? Wie werden die Eingeborenen reagieren, Yang?«
»Ich verstehe. Sie werden sich in höchstem Maße beleidigt fühlen. Wir behandeln sie mit Arroganz.«
»Mehr noch. Wir verpflichten sie uns. Wir erkaufen den Vertrag mit unseren Geschenken. Aber Geschenke sind offenkundig mehr wert als ein Freundschaftsvertrag, also haben sie das Gefühl, daß sie uns, wenn sie annehmen, noch immer etwas schulden. Sie wollen uns nichts schuldig sein. Also jagen sie uns fort.« Harskin machte eine Pause. »Wenn wir das Ganze nun umkehren«, fuhr er fort, »wenn wir uns ihnen verpflichten und die Unterzeichnung des Vertrages erbitten, statt einen Vertrag zu kaufen — nun, das gibt ihnen Gelegenheit, sich großmütig zu fühlen.« Er wandte sich an Ramos, den Militärattache. »Ramos, glauben Sie, ein Solarsystem ist ein Raumschiff wert?«
»Wie?«
»Ich meine, wenn es notwendig werden sollte, unser Schiff zu opfern, um das Antares-System zu gewinnen, wäre das strategisch ein vernünftiges Vorgehen?«
»Ich denke schon«, sagte Ramos vorsichtig.
Harskin wischte ein Schweißtröpfchen von seiner Stirn.
»Also gut. Mawley, Sie und ich und Navigator Dominic gehen mit der ›Peccable‹ auf ihren letzten Flug. Klaristenfeld, ich möchte, daß sie ein Hyperfunkgerät in meinen Raumanzug einbauen, und zwar dort, wo es mich nicht stört. Snollgren, Sie überwachen das Gebiet und sagen mir, was die Rigelaner machen, wenn überhaupt etwas.« Er zeigte auf den Navigator. »Dominic, kommen Sie mit in die Steuerkabine. Wir berechnen den genauesten Kurs, den wir je gebraucht haben.«
Antares versank am Himmel, und die blaue Sonne war teilweise verfinstert. Plötzlich huschte die ›Peccable‹ durch den Himmel von Fafner, aus beiden Düsen rauchend, brüllend wie ein verwundeter Riese, während sie wild nach einem Notlandeplatz suchte.
Die drei Männer an Bord lagen in ihren Beschleunigungswiegen und ächzten vor Schmerzen, als die zunehmende Schwerkraft sie beutelte. Unter ihnen sprang Fafner dem Schiff entgegen.
Harskin war schweißgebadet. So vieles konnte schiefgehen…
Sie mochten eine zehnte Dezimalstelle falsch berechnet haben — und würden mitten im Sumpfgebiet landen.
Die Stabilisierdüsen mochten im Feuer schmelzen, das sie zu früh entfacht hatten, und der Aufprall bei der Landung würde sie töten.
Die Luftschleuse mochte sich nicht öffnen.
Die Gnorphe mochten nicht wie erwartet reagieren…
Ein Wahnsinnsunternehmen, dachte er.
Das Schiff pulsierte plötzlich, als die Stabilisierdüsen sich einschalteten. Die ›Peccable‹ erstarrte für einen Augenblick, dann begann sie zu gleiten.
Mit dem Bug voraus stürzte sie in den blutroten Ozean. Harskin kletterte hastig aus der Wiege und in seinen Raumanzug. Wenn wir jetzt nur den Schwimmfaktor richtig berechnet haben…
Zwei Gestalten in Raumanzügen erwarteten ihn an der Luftschleuse. Er grinste sie an, öffnete die Luke und trat in die Kammer. Die Tür ging auf, eine Wasserwand stürzte ihm entgegen. Er schnellte aus dem sinkenden Schiff und knallte an die Oberfläche wie ein Korken. Einen Augenblick später sah er Mawley und Dominic in der Nähe auftauchen.
Er drehte sich um. Von der ›Peccable‹ waren nur noch der Heckantrieb und die Enden der einst stolzen Schwingen zu sehen. Ein Ölfleck breitete sich auf dem grellroten Wasser aus. Das Schiff sank schnell, als Wasser sich in die Schleuse ergoß.
»Da drüben!« entfuhr es Mawley.
Harskin schaute hin. Etwas, das wie eine kleine Insel mit Hals aussah, näherte sich: ein gigantisches, schildkrötenartiges Ding mit dickem Saurierhals und intelligenzlosem Schädel mit Kamm, an dem sieben oder acht Haken baumelten.
Und in einer Art Elefantensitz auf dem breiten Brustpanzer hockten drei Gnorphe, die neugierig auf die drei im Wasser schwimmenden Männer in Raumanzügen blickten.
Der Rettungstrupp war rechtzeitig eingetroffen.
»Hilfe!« schrie Harskin. »Rettet uns! Oh, ich flehe euch an, rettet uns, und wir werden euch ewig verpflichtet sein! Rettet uns!«
Er hoffte, daß cler Sprachwandler die Worte in dem richtigen Tonfall von mitleidheischender Verzweiflung wiedergab.
›Priorität Eins 03-16-2952 ABS XPF 32
Exp System Antares an Oberkommando Terra:
Teilen mit, daß Antares-System auf Seiten Terras. Rigelaner hier haben unseren Vertrag mit Bewohnern der einen Antares-Welt Faf ner bestätigt. Alles wohlauf, keine Verluste, außer Raumschiff ›Peccable‹, das bei Unfall zerstört wurde. Fünfzehn Mitglieder der Besatzung leben in Kuppel auf Begleitwelt Fasolt, drei von uns auf Faf ner. Bitte umgehend Raumschiff zur Abholung entsenden, da wir derzeit in Knechtschaft leben.
Alles Gute, Liebe und Küsse, etc.
Harskin‹