14

Krasus schlief so tief, wie er selbst als Neugeborener nie geschlafen hatte. Er schlief einen Schlaf, der irgendwo zwischen Träumen und etwas anderem angesiedelt war, diesen ewigen Schlummer, aus dem selbst der mächtigste Eroberer nicht mehr erwachen konnte. Er schlief in dem Wissen, dass er mit jeder vergehenden Stunde dem süßen, ewigen Vergessen näher kam.

Und während er schlief, träumte der Drachenmagier.

Die ersten Visionen waren verschwommene, einfache Bilder aus dem Unterbewusstsein des Schlafenden. Allerdings folgten ihnen schon bald klarere und wesentlich heftigere Erscheinungen. Geflügelte Wesen, manche wie Drachen aussehend, andere völlig fremd, flogen umher und schienen in Panik auseinander zu gehen. Ein schwarz gekleideter Mann verspottete ihn aus einiger Entfernung. Ein Kind lief über einen sonnendurchfluteten Hügel … ein Kind, das sich plötzlich in etwas gekrümmtes, untotes Böses verwandelte.

Selbst in den Tiefen seines Schlummers beunruhigten die Bilder den Zauberer, und er drehte sich nervös. Als er das tat, stürzte er noch tiefer herab und betrat ein Reich aus reiner Dunkelheit, die ihn gleichzeitig erstickte und beruhigte.

Und in diesem Reich sprach eine leise, aber befehlende Stimme zu dem verzweifelten Drachenmagier.

Du würdest alles für sie geben, nicht wahr, Korialstrasz?

In seinem Sanktuarium bewegten sich Krasus' Lippen, als er antwortete: Ich würde mich selbst opfern, um sie zu befreien.

Armer loyaler Korialstrasz … Eine Gestalt erschien in der Dunkelheit, ein Umriss, der mit jedem Atemzug des schlafenden Wesens erbebte. In seinen Träumen trieb Krasus dahin und versuchte nach dem Umriss zu greifen, aber dieser verschwand unter seinen zugreifenden Fingern.

In seiner Vorstellung war es Alexstrasza gewesen.

Du gleitest schneller und schneller der letzten Ruhe entgegen, Mutiger. Möchtest du mich um etwas bitten, bevor das geschieht?

Wieder bewegten sich seine Lippen. Nur um deine Hilfe für sie

Um nichts für dich selbst? Dein verwehendes Leben vielleicht? Wer den Mut hat, auf den Tod zu trinken, soll mit einem Kelch seines besten Weines belohnt werden!

Die Dunkelheit schien an ihm zu zerren. Krasus fiel das denken und Atmen schwer. Die Versuchung sich hin und her zu wälzen und die dargebotene, tröstende Decke des Vergessens entgegenzunehmen, wurde stärker.

Trotzdem zwang er sich zu einer Antwort. Sie. Ich bitte nur für sie.

Plötzlich fühlte er, wie er nach oben gezogen wurde zu einem Ort des Lichts und der Farben, wo er wieder atmen und denken konnte.

Bilder überfluteten ihn, Bilder, die nicht aus seinen eigenen, sondern aus den Träumen anderer stammten. Er sah die Wünsche und Sehnsüchte von Menschen, Zwergen, Elfen, sogar von Orks und Goblins. Er durchlitt ihre Albträume und genoss ihre süßen Gefühle. Die Bilder waren schier unendlich, doch sobald sie an ihm vorbei gezogen waren, stellte Krasus fest, dass er sich nicht mehr an sie erinnern konnte, so wie es ihm fast unmöglich war, sich seiner eigenen Träume zu entsinnen.

Inmitten dieser schwebenden Landschaft entstand eine weitere Vision. Während alle anderen wie Nebel verwehten, behielt diese ihre Form – mehr oder weniger – und wurde größer, bis sie weit über den kleinen Körper des Zauberers hinausragte.

Eine elegante, drachenhafte Gestalt, halb Wirklichkeit, halb Phantasie, spreizte ihre Flügel, als erwache sie gerade. Verwaschene Flecke in einem Grün, wie man es bei Anbruch der Nacht im Wald findet, bedeckten den Rumpf des Leviathan. Krasus sah auf, um dem Drachen in die Augen zu blicken, doch dieser hielt sie fest geschlossen, als schlafe er. Krasus zweifelte jedoch nicht daran, dass die Herrin der Träume ihn sehr wohl wahrnahm.

Ein solches Opfer verlange ich nicht von dir, Korialstrasz, denn du warst stets ein sehr interessanter Träumer …Die Mundwinkel des Drachen zuckten leicht. Ein sehr interessanter Träumer.

Krasus suchte nach einem sicheren Halt, nach irgendeinem Halt, aber der Boden um ihn herum blieb diffus, erschien beinahe flüssig, so dass er zum Schweben gezwungen war, was ihm nicht gefiel. Ich danke dir, Ysera.

Stets höflich, stets diplomatisch, selbst zu meinen Begleitern, die deine Wünsche in meinem Namen mehr als einmal abgelehnt haben.

Sie haben den Ernst der Lage nicht ganz verstanden, antwortete er.

Du meinst, ich habe ihn nicht verstanden. Ysera ließ sich zurücktreiben. Ihr Hals und ihre Flügel waberten, als spiegelten sie sich in einem plötzlich unruhig gewordenen See. Ihre Augenlider blieben geschlossen, aber ihr Gesicht war trotzdem zweifelsfrei auf den Eindringling in ihr Reich gerichtet. Es wird nicht einfach sein, deine geliebte Alexstrasza zu befreien und selbst ich kann nicht sagen, ob der Preis es wert ist. Wäre es nicht besser, die Welt ihren Weg gehen zu lassen? Wenn die Geberin des Lebens befreit werden sollte, würde es dann nicht ohnehin geschehen, auch ohne Einmischung?

Ihre Apathie – die Apathie ihrer drei Teilaspekte, die er besucht hatte – ließ brennenden Ärger im Geist des Magiers erwachen. Soll Deathwing wirklich am Ende des Weges stehen, den diese Welt geht? Genau das wird nämlich geschehen, wenn ihr euch alle nur zurücklehnt und träumt!

Die Schwingen falteten sich zusammen. Erwähne ihn nicht!

Krasus verstärkte sein Drängen. Warum nicht, Herrin der Träume? Beschert er dir etwa Albträume?

Obwohl die Lider immer noch geschlossen waren, erkannte er die Angst in Yseras Augen. Er ist jemand, dessen Träume ich nie wieder betreten werde. Er ist jemand, der schlafend noch schrecklicher ist als wach.

Der belagerte Zauberer versuchte nicht, das Gehörte zu verstehen. Ihn interessierte nur, dass keine dieser großen Mächte den Mut zusammen nehmen wollte, um sich gegen das Kommende zu stellen. Auch wenn sie wegen der Dämonenseele nicht mehr waren, was sie einst gewesen waren, verfügten sie doch immer noch über einen gewaltigen Einfluss. Und es blieb nicht nachvollziehbar, dass alle drei zu glauben schienen, das Zeitalter der Drachen sei vorbei oder die Welt es nicht wert, sich aus dem selbst gewählten Schlummer zu erheben.

Ich weiß, dass ihr, du und die deinen, noch immer auf die jüngeren Völker achtet. Ich weiß, dass du die Träume der Menschen, Elfen und …

Bis zu einem gewissen Grad, Korialstrasz! Es gibt selbst Grenzen für meinen Herrschaftsbereich.

Aber heißt das nicht, dass du die Welt noch nicht gänzlich aufgegeben hast? Anders als Malygos und Nozdormu verbirgst du dich nicht hinter Wahnsinn oder den Relikten vergangener Zeiten. Gibt es nicht auch Träume, die die Zukunft weisen?

Ebenso wie solche über die Vergangenheit, daran solltest du dich erinnern!

Das verschwommene Bild einer menschlichen Frau, die einen Säugling in den Armen hielt, trieb vorbei. Ein kurzer Blick auf einen kleinen Jungen, der epische Schlachten gegen die Ungeheuer seiner Phantasie kämpfte, flackerte auf und verschwand. Krasus achtete einen Moment auf die verschiedenen Träume, die sich um ihn herum bildeten und wieder vergingen. Es gab viele dunkle, doch ebenso viele, die hell und freundlich waren. So war es schon immer gewesen. Ein Gleichgewicht.

In seinem Geist jedoch brachten die ständige Gefangenschaft seiner Königin und Deathwings Drang, die Welt den jüngeren Völkern zu entreißen, dieses Gleichgewicht zum Kippen. Es würde keine weiteren Träume, keine Hoffnungen mehr geben, wenn beide Situationen nicht geklärt wurden.

Mit oder ohne deine Hilfe werde ich weitermachen, Ysera. Ich muss es tun!

Du kannst dies gerne tun … Die Traumgestalt des Drachen waberte.

Krasus wandte sich ab und ignorierte die verworrenen Bilder, die seine Bewegung hinterließ. Dann schicke mich entweder zurück oder stoße mich in den Abgrund! Vielleicht wäre es besser, wenn ich das Schicksal der Welt – und das meiner Königin – nicht miterleben müsste!

Er erwartete, dass Ysera ihn in die Arme des Vergessens schleudern würde, damit er nicht länger über das Thema Alexstrasza und die anderen, damit verbundenen Belange reden konnte. Stattdessen fühlte der Drachenmagier eine leichte, fast schon zärtliche Berührung an der Schulter.

Krasus drehte sich um und sah eine dünne, blasse Gestalt, die ihm schön, aber unwirklich erschien. Sie war in hellgrünen dünnen Stoff gehüllt, einen Schleier, der alles unterhalb ihres Gesichts verbarg. In mancherlei Hinsicht erinnerte sie ihn an seine Königin – und auch wieder nicht.

Die Augen der Frau waren geschlossen.

Armer, leidender Korialstrasz. Ihr Mund bewegte sich nicht, aber Krasus erkannte ihre Stimme. Yseras Stimme. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf ihrem blassen Gesicht. Du würdest alles für sie tun.

Er wusste nicht, weshalb sie sich die Mühe machte zu wiederholen, was sie beide wussten. Krasus wandte sich erneut von der Herrin der Träume ab und suchte nach einem Weg, um dieses unwirkliche Reich zu verlassen.

Geh noch nicht, Korialstrasz.

Und warum nicht?, fragte er, während er sich umdrehte.

Ysera starrte ihn an. Ihre Augen waren vollständig geöffnet. Krasus erstarrte, konnte nur in diese Augen blicken. Es waren die Augen von jedem, den er je gekannt, je geliebt hatte. Es waren Augen, die ihn kannten, die alles über ihn wussten. Sie waren blau, grün, rot, schwarz und golden – jede Farbe, die Augen haben konnten.

Es waren sogar seine eigenen.

Ich werde nachdenken über das, was du gesagt hast.

Er konnte ihr kaum glauben. Du wirst …?

Sie hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. Ich werde über deine Worte nachdenken. Nicht mehr und nicht weniger, für den Anfang jedenfalls.

Und … und wenn du zu dem Schluss kommst, dass du mir zustimmst?

Dann werde ich versuchen Malygos und Nozdormu von deinem Vorhaben zu überzeugen … aber selbst dann kann ich nichts in ihrem Namen versprechen.

Das war mehr als Krasus bei Beginn der Unterhaltung gehabt hatte, sogar mehr, als er zu diesem Zeitpunkt erhofft hatte. Vielleicht würde nichts daraus werden, aber so konnte er wenigstens voller Hoffnung in die Schlacht ziehen.

Ich … ich danke dir.

Ich habe noch nichts für dich getan … habe nur deine Träume am Leben erhalten. Das kurze Lächeln, das über Yseras Lippen glitt, wirkte bedauernd.

Er wollte ihr erneut danken, doch Ysera schien plötzlich von ihm weg zu schweben. Krasus griff nach ihr, aber als er einen Schritt vortrat, schwebte sie nur schneller davon.

Dann begriff er, dass die Herrin der Träume sich nicht bewegt hatte – sondern er.

Schlaf wohl und gut, armer Korialstrasz, sagte ihre Stimme. Die schmale bleiche Gestalt waberte und löste sich auf. Schlaf wohl, denn in der Schlacht, die du suchst, wirst du all deine Kraft und noch mehr benötigen!

Er versuchte zu sprechen, aber selbst seine Traumstimme versagte. Dunkelheit fiel über den Drachenmagier, die wohltuende Dunkelheit des Schlafs.

Und unterschätze die nicht, die du für bloße Handlanger hältst … Die Bergfestung der Orks war nicht nur wesentlich größer als Rhonin vermutet hatte, sie war auch wesentlich verworrener. Tunnel, von denen er zunächst annahm, sie würden ihn seinem Ziel näher bringen, knickten in andere Richtungen ab und führten oft sogar bergauf anstatt bergab. Einige endeten, ohne dass es einen Grund dafür zu geben schien. Einer dieser Tunnel zwang ihn dazu, den Weg fast eine Stunde lang zurück zu gehen, was ihn nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch dringend benötigte und bereits schwindende Kraft kostete.

Hinzu kam, dass Deathwing während der ganzen Zeit kein einziges Mal gesprochen hatte. Obwohl Rhonin dem schwarzen Drachen nicht traute, wusste er doch, dass Deathwing ihn zu dem gefangenen Leviathan geführt hätte.

Was mochte die Aufmerksamkeit des Dunklen von ihm abgelenkt haben?

In einem unbeleuchteten Gang setzte sich der erschöpfte Magier schließlich auf den Boden, um auszuruhen. Er trug einen Wasserschlauch bei sich, den ihm die glücklosen Goblins gegeben hatten, und daraus trank Rhonin jetzt ein paar Schlucke. Danach lehnte er sich zurück und hoffte, dass einige Minuten der Entspannung ihm dabei helfen würden, seine Gedanken zu ordnen und die vor ihm liegenden Gänge mit neuen Kräften zu durchqueren.

Konnte er sich wirklich vorstellen, die Drachenkönigin zu befreien? Die Selbstzweifel hatten sich während der Reise durch den Berg beständig gesteigert. War er nur hierher gekommen, um glorreich zugrunde zu gehen? Sein Tod würde diejenigen, die bereits vor ihm gestorben waren, nicht zurück bringen, und sie alle hatten selbst entschieden, ihn zu begleiten.

Aber warum hatte er selbst sich zu so einer irrsinnigen Mission hinreißen lassen? Wenn er zurückdachte, konnte sich Rhonin gut an das erste Mal erinnern, als das Thema aufkam. Nach dem katastrophalen Ausgang, der seiner letzten Mission beschieden war, hatte man ihm verboten, an den Aktivitäten der Kirin Tor teilzunehmen und so verbrachte der junge Magier seine Tage damit, zu viel nachzugrübeln, zu wenig zu essen und niemanden zu Gesicht zu bekommen. Die Bedingungen seiner Bewährung erlaubten es niemandem, ihn zu besuchen, was seine Überraschung noch gesteigert hatte, als Krasus plötzlich vor ihm materialisiert war und seine Unterstützung angeboten hatte, sollte Rhonin bestrebt sein, in den Kreis der Zauberer zurückzukehren.

Rhonin hatte stets geglaubt, keines anderen Beistand zu benötigen, aber Krasus hatte ihn eines Besseren belehrt. Der Meistermagier hatte mit seinem jungen Kollegen lange über dessen verzweifelte Situation geredet, bis Rhonin ihn offen um Hilfe bat. Irgendwie waren sie auf Drachen zu sprechen gekommen und auf das Schicksal Alexstraszas, der roten Drachenkönigin, die von den Orks gefangen gehalten wurde und wilde Bestien zum Ruhm der Horde ausbrüten musste. Obwohl die Hauptstreitmacht der Orks längst vernichtet war, würden die Orks, so lange Alexstrasza noch ihre Gefangene war, in Khaz Modan weiter gegen die Allianz anrennen und dabei zahllose Unschuldige töten.

An diesem Punkt war Rhonin zum ersten Mal die Idee gekommen, den Drachen zu befreien. Es war eine so irrsinnige Idee, dass Rhonin geglaubt hatte, niemand außer ihm könne darauf gekommen sein. Damals war sie ihm dennoch sinnvoll erschienen: Beweisen wollte er sich oder bei einer Mission sterben, über die man bis in alle Ewigkeit unter seinen Brüdern sprechen würde!

Krasus war immens beeindruckt gewesen. Der ältere Magier hatte sehr viel Zeit mit ihm verbracht, erinnerte sich Rhonin, hatte die Details mit ihm ausgearbeitet und den rothaarigen Zauberer wieder und wieder ermuntert. Rhonin musste sich selbst gegenüber im nachhinein sogar einräumen, dass er die Idee, ohne den beständigen Zuspruch seines Mentors, wahrscheinlich wieder fallen gelassen hätte. In gewisser Weise schien die Mission sogar eher die von Krasus, als seine eigene geworden zu sein. Aber was konnte der Gesichtslose für einen Nutzen daraus ziehen, wenn er seinen Schüler in solche Gefahr schickte? Wenn Rhonin siegte, würde ein wenig Ruhm vielleicht dem zufallen, der als Erster an ihn geglaubt hatte, aber wenn er verlor … Was hatte Krasus zu seiner Unterstützung bewogen?

Rhonin schüttelte den Kopf. Wenn er sich solche Fragen weiter stellte, würde er irgendwann glauben, dass sein Mentor die treibende Kraft hinter dieser Mission gewesen war, dass er seinen Einfluss genutzt hatte, um den jüngeren Zauber dazu zu bringen, die Reise in dieses feindliche Land anzutreten.

Lächerlich …

Ein plötzliches Geräusch ließ Rhonin fast aufspringen, und er begriff, dass er über seinem Gedankengang eingeschlafen war. Der Zauberer presste sich gegen die Wand und wartete auf die Gestalt, die durch den dunklen Gang schlich. Die Orks mussten doch wissen, dass der Tunnel einfach endete. Waren sie hier, weil sie nach ihm suchten?

Dann verebbten die Geräusche, eine fast geflüsterte Unterhaltung, langsam wieder. Der Zauberer begriff, dass er der komplizierten Akustik des Höhlensystems zum Opfer gefallen war. Die Orks, die er gehört hatte, bewegten sich vermutlich auf einer ganz anderen Ebene.

Konnte er den Geräuschen vielleicht folgen? Mit wachsender Hoffnung ging Rhonin vorsichtig in die Richtung, aus der die Unterhaltung gehört zu haben glaubte. Selbst wenn sie nicht genau von dort gekommen war, würde ihn zumindest das Echo schließlich dorthin leiten, wohin er wollte.

Rhonin konnte nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte, aber als er weiterging, nahm die Lautstärke der Geräusche stetig zu, so als wäre Grim Batol gerade erwacht. Die Orks schienen in plötzliche Aktivität verfallen zu sein, was den Magier vor ein Problem stellte, denn plötzlich drangen zu viele Geräusche aus zu vielen Richtungen zu ihm vor. Rhonin wollte nicht versehentlich in den Übungsraum für Krieger treten oder gar in ihren Speisesaal. Er wollte nur die Kammer finden, in der die Drachenkönigin gefangen gehalten wurde.

Dann übertönte jäh ein drachenhaftes, hohes Brüllen die Geräusche, das abrupt wieder abbrach. Rhonin hatte solche Schreie bereits gehört, jedoch nicht über sie nachgedacht. Jetzt schalt er sich einen Narren; würde man nicht alle Drachen im gleichen Bereich der Anlage unterbringen? Im schlimmsten Fall würde er in die Nähe irgendeiner Bestie geraten, wenn er den Schreien folgte und dann konnte er vielleicht den Weg zur Kammer der Königin von dort aus finden.

Eine Zeitlang bewegte er sich ohne große Probleme durch die Tunnel. Die meisten Orks schienen weit weg zu sein und an ein und dem selben Projekt zu arbeiten. Kurz fragte sich der Zauberer, ob sie sich vielleicht auf eine große Schlacht vorbereiteten. Sicherlich bedrängte die Allianz die Ork-Streitkräfte im Norden von Khaz Modan. Grim Batol musste die Brüder dort oben unterstützen, damit die Horde überhaupt noch eine Chance hatte, die Menschen und ihre Verbündeten zurückzuwerfen.

Wenn das zutraf, stellte die Aktivität einen Vorteil für Rhonin dar. Die Orks würden so nicht nur von anderen Dingen abgelenkt sein, es würden sich auch wesentlich weniger hier herumtreiben, als sonst üblich. Sicherlich würde sich jeder Reiter alsbald auf seinem dressierten Tier in die Lüfte schwingen und den Weg nach Norden einschlagen.

Zuversichtlicher beschleunigte Rhonin seine Schritte, wurde selbstsicherer …

… nur um Sekunden später beinahe in die Arme zweier außergewöhnlich großer Ork-Krieger zu stolpern.

Zum Glück waren sie noch überraschter über die unerwartete Begegnung als er. Rhonin hob sofort seine linke Hand und murmelte einen Zauberspruch, den er sich eigentlich für widrigere Umstände hatte aufheben wollen.

Der Ork, der ihm am nächsten stand, verzog sein Gesicht mit den Fangzähnen zu einer wütenden Fratze und griff nach der Axt, die über seinen Rücken hing. Rhonins Spruch traf ihn mitten in die Brust und warf den kräftigen Krieger gegen die Felswand.

Als der Ork die Wand berührte, verschmolz er mit dem Fels. Die Umrisse seiner Gestalt mit dem wütend geöffneten Mund blieben für einen kurzen Moment zurück, dann wurden auch sie in die Wand gezogen, und es blieb keine Spur der Kreatur zurück.

»Drecksmensch!«, brüllte der zweite Ork, die Axt in der Hand. Er schwang seine Klinge Rhonin entgegen und schmetterte Splitter aus dem Fels, als der Magier sich gerade noch rechtzeitig duckte. Der Ork stürmte nach vorn. Seine bullige, schmutzig grüne Gestalt füllte den engen Gang fast völlig aus. Eine Halskette aus getrockneten, runzeligen Fingern – menschliche, elfische und andere – baumelte vor Rhonins Augen. Zweifellos wollte sein Gegner auch die Finger des Magiers der Sammlung hinzufügen. Der Ork schlug erneut zu und teilte Rhonin beinahe in zwei Hälften.

Rhonin starrte erneut auf die Halskette. In seinem Geist entstand eine düstere Idee. Er zeigte auf die Kette und machte eine kurze Geste.

Sein Spruch ließ den Ork kurz inne halten, aber als der wilde Krieger kein sichtbares Resultat bemerkte, lachte er den erbärmlichen kleinen Menschen schadenfroh aus. »Komm. Bringen wir es hinter uns, Magier.«

Doch als er seine Axt hob, veranlasste ihn ein schabendes Gefühl, auf seine Brust herabzublicken.

Die mehr als zwei Dutzend Finger an seiner Halskette hatten sich auf seine Kehle zu bewegt.

Er ließ die Axt fallen und versuchte sie wegzuziehen, aber sie hatten sich bereits tief eingegraben. Der Ork begann zu husten, als die Finger eine makabere Hand bildeten, eine Hand, die ihm Luft abschnitt.

Rhonin sprang aus dem Weg, als der Ork zu taumeln begann und versuchte die rächenden Finger abzureißen. Der Zauberer hatte den Spruch eigentlich nur zur Ablenkung eingesetzt, bis er sich etwas Endgültigeres überlegen konnte, aber die abgetrennten Finger schienen sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen zu wollen. Rache? Selbst als Magier konnte Rhonin nicht glauben, dass die Seelen der Krieger, die von dem Ork erschlagen worden waren, die Finger zu dieser Leistung anspornten. Es musste die Macht des Spruchs selbst sein.

So musste es einfach sein …

Die verzauberten Finger, gleichgültig, ob sie von rachedurstigen Geistern oder einfacher Magie angespornt wurden, verrichteten ihre schreckliche Arbeit mit scheinbarer Leichtigkeit. Blut strömte über die Brust des Orks, als Nägel sich in das weiche Fleisch seiner Kehle bohrten. Der monströse Krieger brach in die Knie; seine Blicke waren so verzweifelt, dass Rhonin seine Augen schließlich abwenden musste.

Einige Sekunden später hörte er, wie der Ork nach Luft schnappte – wenig später fiel ein schweres Gewicht auf den Tunnelboden.

Der hünenhafte Berserker lag in seinem Blut, die fremden Finger immer noch tief in den Hals gegraben. Rhonin wagte es, eines der abgetrennten Gliedmaßen zu berühren, spürte jedoch keine Bewegung, kein Leben. Die Finger hatten ihre Aufgabe erfüllt und waren nun in ihren ursprünglichen Zustand zurück verfallen, so wie der Spruch es beabsichtigt hatte.

Und doch …

Rhonin eilte an der Leiche vorbei und verdrängte diese Gedanken. Es gab keinen Ort, an dem er den Körper hätte verbergen können, und er hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken. Früher oder später würde jemand entdecken, was geschehen war, aber daran konnte der Zauberer nichts ändern. Rhonin musste sich voll und ganz auf die Drachenkönigin konzentrieren. Wenn es ihm gelang, sie zu befreien, brachte sie ihn vielleicht in Sicherheit. Darin, das wusste er, lag seine einzige Fluchtmöglichkeit.

Es gelang ihm, die nächsten Tunnel ohne Unterbrechungen zu durchqueren, aber dann bemerkte er einen hell erleuchteten Gang vor sich, aus dem lautes Stimmengewirr drang. Vorsichtiger bewegte sich Rhonin auf die Kreuzung zu und spähte um die Ecke.

Was er für einen Gang gehalten hatte, erwies sich als der Eingang zu einer riesigen Höhle, die sich rechter Hand erstreckte. Zahlreiche Orks beluden Wagen und spannten Zugtiere ein, als stünde eine lange Reise, von der sie vielleicht nie zurückkehren würden, kurz bevor.

Hatte er mit seiner Mutmaßung über eine Schlacht im Norden richtig gelegen? Wenn ja, wieso schienen sich dann aber alle Orks auf diese Reise zu begeben? Wieso nicht nur die Reiter und ihre Drachen? Mit diesen Wagen würden sie viel zu lange brauchen, um Dun Algaz zu erreichen.

Zwei Orks traten in sein Blickfeld. Sie trugen etwas sehr Schweres zwischen sich. Sicherlich hätten sie es am liebsten abgelegt, aber aus irgendeinem Grund wagten sie das nicht. Sie achteten sogar sehr sorgfältig auf ihre Last, wie Rhonin auffiel, fast als bestünde sie aus purem Gold.

Der Zauberer sah, dass niemand in seine Richtung blickte und trat vor, um mehr über diese Sache in Erfahrung zu bringen. Der Gegenstand war rund – nein, oval – und etwas rauh, beinahe schon schuppig. Er erinnerte Rhonin irgendwie an ein …

… an ein Ei.

Ein Drachenei, um genau zu sein.

Sein Blick glitt rasch zu den anderen Wagen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass sich auf vielen Eier in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befanden. Er sah glatte, fast runde Eier und welche, die noch schorfiger als das erste waren und kurz vor dem Schlüpfen standen.

Wenn die Drachen so wichtig für die schwindenden Hoffnungen der Orks waren, warum riskierte man dann, eine so wertvolle Fracht auf eine Reise voller Unwägbarkeiten mitzunehmen?

Mensch!

Die Stimme in seinem Kopf ließ Rhonin beinahe aufschreien. Er presste sich gegen die Wand und schlüpfte zurück in den Tunnel. Erst als er sicher war, dass keiner der Orks ihn sehen konnte, griff er nach dem Medaillon um seinen Hals und betrachtete den schwarzen Kristall in der Mitte.

Er leuchtete schwach.

Mensch. Rhonin … Wo bist du?

Wusste es Deathwing nicht? »Ich bin mitten in der Ork-Festung«, flüsterte er. »Ich habe nach der Kammer der Drachenkönigin gesucht.«

Du hast jedoch etwas anderes gefunden. Ich habe ein wenig davon bemerkt. Was war es?

Aus irgendeinem Grund wollte Rhonin das Deathwing nicht beantworten. »Es waren nur Orks, die sich auf die Schlacht vorbereiten. Ich hätte beinahe ihren Übungsraum betreten, bevor ich sie bemerkte.«

Auf seine Entgegnung hin folgte eine Pause. Sie war so lang, dass Rhonin schon glaubte, Deathwing habe die Verbindung abgebrochen. Dann sagte der Drache in einem sehr ruhigen Tonfall: Ich möchte das sehen.

»Es ist nichts …«

Bevor Rhonin noch etwas hinzufügen konnte, entglitt sein Körper plötzlich seiner Kontrolle und wandte sich wieder der Höhle und den vielen, vielen Orks zu. Der wütende Zauberer versuchte zu protestieren, aber dieses Mal verweigerte sich ihm sogar sein Mund.

Deathwing brachte ihn an den Ort, an dem er zuletzt gestanden hatte und zwang den Magier mit der rechten Hand das Medaillon anzuheben. Rhonin nahm an, dass Deathwing alles durch den schwarzen Kristall betrachtete.

Schlachtvorbereitungen … Das war es also … Sie bereiten sich wohl auf den Rückzug vor?

Er konnte auf die spöttische Antwort des Leviathans nichts erwidern, glaubte jedoch auch nicht, dass Deathwing an seinen Worten interessiert war. Der Drache zwang ihn ohne Deckung stehen zu bleiben, während das Medaillon alles übertrug.

So ist das also … Du darfst jetzt in den Tunnel zurückkehren.

Sein Körper gehörte ihm plötzlich wieder, und Rhonin trat in den Tunnel, froh darüber, dass die Orks so in ihre Arbeit vertieft waren, dass keiner von ihnen aufgeschaut hatte. Er lehnte sich schwer atmend gegen die Wand und begriff, dass er sich vor einer Entdeckung weitaus mehr gefürchtet hatte, als er sich dies zuvor eingestanden hätte. Offenbar war er doch nicht so selbstmordgefährdet, wie er einmal angenommen hatte.

Du folgst dem falschen Pfad. Du musst zur letzten Kreuzung zurückkehren.

Deathwing kommentierte Rhonins versuchten Betrug nicht, was dem Zauberer mehr Bauchschmerzen bereitete, als wenn er es getan hätte. Sicherlich dachte auch Deathwing über den Grund für die Verlegung der Eier nach, außer er kannte ihn bereits. Gewiss aber hatte ihm niemand von hier Informationen darüber gegeben. Die Orks fürchteten und hassten den schwarzen Drachen ebenso so sehr – wenn nicht noch mehr – wie die gesamte Lordaeron-Allianz.

Trotz dieser Sorgen folgte er Deathwings Anweisungen unverzüglich und ging im Tunnel zurück, bis er die besagte Kreuzung erreichte. Rhonin hatte sie zuvor ignoriert, da er aufgrund ihrer Enge und der schlechten Beleuchtung nicht davon ausgegangen war, dass sie von Bedeutung war. Er war der Ansicht gewesen, dass die Orks wichtige Tunnel besser beleuchtet hätten.

»Hier lang?«, fragte er.

Ja.

Es stimmte Rhonin nachdenklich, dass der Drache so viel über das Höhlensystem wusste. Bestimmt war Deathwing nicht durch die Tunnel gewandert, auch nicht in seiner menschlichen Gestalt. Hätte er es als Ork maskiert zu tun vermocht? Wahrscheinlich schon, doch auch das schien nicht die Antwort zu sein.

Der zweite Tunnel zu deiner Linken. Den wirst du als nächstes nehmen.

Deathwings Anweisungen kamen absolut präzise. Rhonin wartete auf einen einzigen Fehler, der bewies, dass der Drache zumindest teilweise nur riet, aber ein solcher Fehler blieb aus. Deathwing kannte sich in den Höhlen der Orks so gut aus wie die bestialischen Krieger selbst – wenn nicht sogar noch besser.

Endlich, nachdem der Zauberer Stunden in den Tunneln verbracht zu haben schien, befahl die Stimme plötzlich: Stopp!

Rhonin hielt an, obwohl er nicht wusste, was den Drachen zu dieser Reaktion veranlasst hatte.

Warte.

Momente später trugen die Wände des Tunnels Stimmen zu dem Magier.

»… wo du warst! Ich habe Fragen an dich, Fragen!«

»Bin untröstlich, mein großer Kommandant, untröstlich. Es ließ sich nicht ändern! Ich …«

Die Stimmen verebbten, noch während Rhonin bemüht, mehr zu verstehen. Er wusste, dass eine zu einem Ork gehörte, anscheinend sogar zu dem, der die Festung befehligte. Aber der zweite Sprecher musste einem anderen Volk angehören. Den Goblins.

Deathwing benutzte die Goblins. Wusste er deshalb so viel über diese riesige Festung? Hatte einer der hiesigen Goblins auch dem Dunklen gedient?

Er wäre den beiden am liebsten gefolgt, um mehr von ihrer Unterhaltung zu verstehen, aber der Drache befahl ihm, seinen eigenen Weg fortzusetzen. Rhonin wusste, dass er gehorchen musste, wenn er nicht wollte, dass Deathwing ihn erneut »übernahm«. So lange Rhonin noch die Kontrolle über seinen Körper hatte, konnte er sich zumindest einreden, eigene Entscheidungsgewalt zu besitzen.

Er durchquerte den Gang, durch den der Ork-Kommandant und der Goblin geschritten waren. Dann ging er durch einen tiefen Tunnel hinab in die tiefsten Bereiche des Bergs. War es nicht klar, dass er in der Nähe der Drachenkönigin sein musste? Tatsächlich hätte er beinahe geschworen, das Atmen eines Riesen zu hören, und da es keine echten Riesen in Grim Batol gab, blieben nur die Drachen.

Zwei Tunnel geradeaus und dann rechts. Folge dem Gang, bis du eine Öffnung auf der linken Seite siehst.

Danach schwieg Deathwing. Rhonin gehorchte den Anweisungen erneut und beschleunigte seine Schritte so weit wie möglich. Seine Nerven lagen blank. Wie lange musste er diesen Berg noch durchwandern?

Er wandte sich nach rechts, folgte dem nächsten Tunnel immer und immer weiter. Nach den einfachen Anweisungen des Drachen hatte Rhonin erwartet, die erwähnte Öffnung in recht kurzer Zeit zu erreichen, aber auch nach gut einer halben Stunde fand er immer noch nichts, nicht einmal eine weitere Kreuzung. Zweimal schon hatte er Deathwing gefragt, ob er bald ankommen würde, aber sein unsichtbarer Lotse schwieg beharrlich.

Dann, gerade als der Zauberer daran dachte aufzugeben, bemerkte er ein Licht. Es war gedämpft, aber ganz eindeutig ein Licht … auf der linken Seite des Gangs.

Mit neuer Hoffnung und ohne viel Lärm zu machen, eilte Rhonin so schnell er konnte darauf zu. Er hatte keine Ahnung, ob nicht vielleicht ein Dutzend Ork-Wachen die Königin umgaben. Er hatte Sprüche vorbereitet, hoffte jedoch, dass er sie für verzweifeltere Situationen aufheben konnte.

Halt!

Deathwings Stimme hallte durch seinen Kopf und sorgte dafür, dass Rhonin beinahe gegen die nächste Wand prallte. Er presste sich dagegen und war einen Moment lang überzeugt, von einem Ork entdeckt worden zu sein.

Aber von ihm selbst abgesehen, befand sich niemand im Gang.

»Warum habt Ihr gerufen?«, fragte er das Medaillon.

Dein Ziel liegt vor dir … aber der letzte Weg wird vielleicht nicht nur von Fleisch bewacht.

»Magie?« Er hatte bereits daran gedacht, aber der Drache hatte ihm nicht die Zeit gegeben, sorgfältig danach zu suchen.

Und Wächter, die aus Magie entstehen. Es gibt eine einfache Methode, um die Wahrheit zu entdecken. Halte das Medaillon hoch, wenn du auf den Eingang zugehst.

»Was ist mit Wachen aus Fleisch und Blut? Über die sollte ich mir auch ein paar Gedanken machen.«

Er konnte die wachsende Präsenz des dunklen Herrschers spüren. Du wirst alles beizeiten erfahren, Mensch …

Er war überzeugt, dass Deathwing von ihm erwartete, zu Alexstrasza vorzustoßen, deshalb hob er das Medaillon und bewegte sich langsam vorwärts.

Ich habe nur einfache Zaubersprüche bemerkt, einfach für einen wie mich, meine ich, informierte ihn der Drache im Weitergehen. Ich werde mich um sie kümmern.

Der schwarze Kristall leuchtete plötzlich auf, worauf der erschrockene Magier ihn beinahe fallen gelassen hätte.

Die Schutzzauber sind jetzt ausgelöscht. Eine Pause. Es gibt keine Wachen im Inneren. Sie würden sie nicht benötigen, selbst wenn sie keine Schutzzauber angebracht hätten. Alexstrasza ist sicher angekettet und mit ihrer Umgebung verbunden. Die Orks haben sehr effektiv gearbeitet. Sie ist völlig kaltgestellt.

»Soll ich hineingehen?«

Ich wäre enttäuscht, wenn du es nicht tätest.

Rhonin fand Deathwings Formulierung seltsam, dachte jedoch nicht länger darüber nach, da er sich auf die Aussicht konzentrierte, endlich der Drachenkönigin gegenüber zu treten.

Er wünschte, Vereesa wäre jetzt bei ihm und fragte sich, warum ihm das so gefallen würde. Vielleicht …

Sogar die Gedanken an die in Silber gekleidete Elfe vergingen, als er in den Eingang trat und zum ersten Mal den riesigen Drachen Alexstrasza erblickte.

Sie starrte ihn ebenfalls an. In ihren Reptilienaugen lag so etwas wie Angst – allerdings nicht um sich selbst.

»Nein!«, krächzte sie, so gut es die Klammern um ihre Kehle zuließen. »Trete zurück!«

Im gleichen Moment sagte Deathwing in triumphierendem Tonfall: Perfekt!

Ein Lichtblitz umgab den Zauberer. Jede Faser seines Körpers zuckte, als eine monströse Macht durch ihn hindurch fuhr. Das Medaillon entfiel seinen plötzlich kraftlosen Fingern.

Als er zusammenbrach, hörte er wie Deathwing das Wort wiederholte und zu lachen begann.

Perfekt …

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