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277. Es gibt nichts Langweiligeres, als sich zu schälen (нет ничего более скучного, чем снимать с себя кожу). Thesi muss sich wochenlang dieser faden Beschäftigung widmen (Тези вынуждена неделями посвящать себя этому скучному занятию; die Beschäftigung; fad — безвкусный; пресный; скучный). Jeden Morgen betrachtet sie nachdenklich die Veränderungen im Spiegel: ihr Gesicht ist nicht mehr rot und glänzend wie eine Tomate, sondern fahl mit gelblichen Flecken (каждое утро она задумчиво рассматривает в зеркале изменения: ее лицо уже не такое красное и блестящее, как помидор, а блеклое/бледное с желтоватыми пятнами). Die Flecken haben weißliche ausgetrocknete Hautränder, und wenn man daran zupft — Thesi langweilt sich derart, dass sie natürlich den ganzen Tag daran herumzupft —, dann schält man sich (пятна имеют беловатые высохшие края из кожи = по краям пятен находится беловатая высохшая кожа, и если ты за нее дергаешь — Тези так скучно/тоскливо, что она, конечно, целый день дергает /за эту кожицу/ —, тогда /получается/ ты снимаешь с себя кожу; der Hautrand; die Haut — кожа). Es heißt, dass man nicht zupfen darf, Schwester Theophania ermahnt Thesi alle zehn Minuten und der Herr Primararzt jedesmal, wenn er in Erscheinung tritt (конечно, дергать нельзя, сестра Теофания напоминает Тези об этом каждые десять минут и господин главный врач тоже, каждый раз когда появляется;in Erscheinung treten — появляться, обнаруживаться, выявляться).

»Schwester — ich bekomme eine nagelneue Haut (сестра — у меня будет новехонькая кожа)«, konstatiert Thesi (констатирует Тези).


277. Es gibt nichts Langweiligeres, als sich zu schälen. Thesi muss sich wochenlang dieser faden Beschäftigung widmen. Jeden Morgen betrachtet sie nachdenklich die Veränderungen im Spiegel: ihr Gesicht ist nicht mehr rot und glänzend wie eine Tomate, sondern fahl mit gelblichen Flecken. Die Flecken haben weißliche ausgetrocknete Hautränder, und wenn man daran zupft — Thesi langweilt sich derart, dass sie natürlich den ganzen Tag daran herumzupft —, dann schält man sich. Es heißt, dass man nicht zupfen darf, Schwester Theophania ermahnt Thesi alle zehn Minuten und der Herr Primararzt jedesmal, wenn er in Erscheinung tritt.

»Schwester — ich bekomme eine nagelneue Haut«, konstatiert Thesi.


278. Schwester Theophania, die jahraus, jahrein zuschaut, wie rotgetupfte Gesichter einfarbig rot und dann fleckig werden, nickt (сестра Теофания, которая из года в год наблюдает, как покрытые красными точками лица становятся сперва однотонно красными и затем пятнистыми, кивает). Ja, natürlich (да, конечно). Thesi bekommt eine neue Haut (у Тези будет новая кожа).

»Vielleicht wird es eine besonders schöne Haut (возможно, это будет особенно красивая кожа)«, meint Thesi (предполагает Тези).

Schwester Theophania sagt (сестра Теофания говорит): »Hoffentlich (надеюсь)«, und dann mechanisch (и затем машинально), »Sie sollen nicht so viel herumzupfen, Frau Poulsen (Вы не должны так много дергать, госпожа Поульсен)!« — Am späten Nachmittag kommt der Primararzt wie an allen späten Nachmittagen zu Thesi (поздним вечером к Тези приходит господин главный врач, как и бывает всеми поздними вечерами). Diesmal fehlt sein Adjutant im weißen Mantel (в этот раз отсутствует его адъютант в белом халате; der Adjutánt). Der Primararzt setzt sich sogar an Thesis Bett und scheint ein paar Minuten Zeit zu haben (господин главный врач даже садится к Тези на кровать, и кажется, у него есть пару минут /свободного/ времени).

»Ich bekomme eine neue Haut (у меня будет новая кожа)«, teilt ihm Thesi sofort mit (тотчас сообщает ему Тези), »wird es eine schönere Haut sein als die frühere (будет ли эта кожа красивее, чем прежняя)?«


278. Schwester Theophania, die jahraus, jahrein zuschaut, wie rotgetupfte Gesichter einfarbig rot und dann fleckig werden, nickt. Ja, natürlich. Thesi bekommt eine neue Haut.

»Vielleicht wird es eine besonders schöne Haut«, meint Thesi.

Schwester Theophania sagt: »Hoffentlich«, und dann mechanisch, »Sie sollen nicht soviel herumzupfen, Frau Poulsen!« — Am späten Nachmittag kommt der Primararzt wie anallen späten Nachmittagen zu Thesi. Diesmal fehlt sein Adjutant im weißen Mantel. Der Primararzt setzt sich sogar an Thesis Bett und scheint ein paar Minuten Zeit zu haben.

»Ich bekomme eine neue Haut«, teilt ihm Thesi sofort mit, »wird es eine schönere Haut sein als die frühere?«


279. Der Primararzt kann nichts voraussagen (господин главный врач ничего не может сказать наперед).

»Ich möchte eine dickere Haut bekommen, Herr Primararzt (я хочу, чтобы у меня появилась более толстая кожа /чем прежде/, господин главный врач)«, sagt Thesi. »Eine Elefantenhaut (слоновья кожа; derElefánt). Wenn einer nämlich viel aushält, dann sagt man in Wien — der hat aber eine dicke Haut (собственно, когда кто-то многое выдерживает = переносит много невзгод, тогда про него в Вене говорят — у него толстая кожа)! Ich möchte so gern, dass mir nichts mehr weh tun soll, ich möchte eine Haut kriegen, wie ein alter, alter Elefant (я очень бы хотела, чтобы мне ничто больше не могло причинить боль, я хотела бы, чтобы у меня была кожа, как у старого-старого слона). Geht das, Herr Primararzt (возможно это, господин главный врач).«

Die scharfen Augen hinter der Brille heften sich auf Thesis fleckiges Gesicht (острые глаза за очками = пронзительный взгляд сквозь очки устремляется на пятнистое лицо Тези; sich heften— пристать, прикрепиться): »Sie haben in letzter Zeit einiges durchgemacht, Frau Poulsen (Вы в последнее время порядочно: «некоторое» пережили, госпожа Поульсен). Je mehr man durchmacht, desto dicker wird die Haut (чем ты больше переживаешь, тем толще становится кожа). Ich glaube, die neue Haut wird weniger empfindlich sein als die frühere (я думаю, новая кожа будет менее чувствительная, чем прежняя; empfinden— чувствовать, ощущать).«

»Medizinische Erfahrung, Herr Primararzt (врачебный опыт, господин главный врач)?«


279. Der Primararzt kann nichts voraussagen.

»Ich möchte eine dickere Haut bekommen, Herr Primararzt«, sagt Thesi. »Eine Elefantenhaut. Wenn einer nämlich viel aushält, dann sagt man in Wien — der hat aber eine dicke Haut! Ich möchte so gern, dass mir nichts mehr weh tun soll, ich möchte eine Haut kriegen, wie ein alter, alter Elefant. Geht das, Herr Primararzt.«

Die scharfen Augen hinter der Brille heften sich auf Thesis fleckiges Gesicht: »Sie haben in letzter Zeit einiges durchgemacht, Frau Poulsen. Je mehr man durchmacht, desto dicker wird die Haut. Ich glaube, die neue Haut wird weniger empfindlich sein als die frühere.«

»Medizinische Erfahrung, Herr Primararzt?«


280. »Nein, Experiment am eigenen Leib, Frau Poulsen (нет, эксперимент на собственной шкуре, госпожа Поульсен; das Experimént; der Leib — тело). Und — Sie haben doch bereits einiges hinter sich, was (и — у Вас ведь уже кое-что позади, так)?«

Thesi lehnt sich in die Kissen zurück (Тези отклоняется на подушки; das Kissen). Der Primararzt ist ein riesig sympathischer Mensch (главный врач — ужасно: «огромно» привлекательный человек). Wenn ich mich nicht gerade schälen würde, könnte ich ein bisschen mit ihm flirten, überlegt Thesi (если бы у меня сейчас как раз не облезала кожа, то я могла бы с ним немного пофлиртовать, размышляет Тези).

»Ja — ich habe einiges hinter mir, Herr Primararzt (да — у меня уже кое-что позади, господин главный врач). Zum Beispiel — Scharlach (например, скарлатина)!« lächelt sie harmlos (безобидно улыбается она; der Harm — скорбь; обида).

»Sie sind noch nicht ganz fertig damit, Sie müssen sich noch sehr ruhig verhalten (но Вы не до конца еще с ней справились, Вы должны еще вести себя очень спокойно).«

»Ich werde überhaupt schwer fertig mit gewissen Dingen (мне вообще с определенными вещами очень тяжело справиться). Aber ich kann mich nie ruhig verhalten (но я никогда не могу вести себя спокойно)«, antwortet Thesi und reibt nachdenklich an ihrer Wange herum (отвечает Тези и задумчиво растирает свою щеку; reiben— тереть).

»Nicht zupfen (не дергать)!« rufen Primararzt und Schwester Theophania gleichzeitig (одновременно кричат главный врач и сестра Теофания).


280. »Nein, Experiment am eigenen Leib, Frau Poulsen. Und — Sie haben doch bereits einiges hinter sich, was?«

Thesi lehnt sich in die Kissen zurück. Der Primararzt ist ein riesig sympathischer Mensch. Wenn ich mich nicht gerade schälen würde, könnte ich ein bisschen mit ihm flirten, überlegt Thesi.

»Ja — ich habe einiges hinter mir, Herr Primararzt. Zum Beispiel — Scharlach!« lächelt sie harmlos.

»Sie sind noch nicht ganz fertig damit, Sie müssen sich noch sehr ruhig verhalten.« ' '

»Ich werde überhaupt schwer fertig mit gewissen Dingen. Aber ich kann mich nie ruhig verhalten«, antwortet Thesi und reibt nachdenklich an ihrer Wange herum.

»Nicht zupfen!« rufen Primararzt und Schwester Theophania gleichzeitig.


281. »Ich glaube — das gehört Ihnen (я думаю — это принадлежит Вам)«, sagt der Primararzt unvermittelt (неожиданно: «без связи» говорит главный врач). Knöpft den weißen Mantel auf, greift in die Rocktasche und zieht eine zerknitterte Fotografie aus der Brieftasche (расстегивает белый халат, залезает в карман пиджака и вынимает из бумажника помятую фотографию; derRock— /устар./ пиджак, тужурка, /воен./ мундир, френч). »Da — haben Sie das nicht in meinem Zimmer verloren (это — это не Вы потеряли в моем кабинете; verlieren)?«

Thesi dreht verlegen das kleine verwischte Foto in den Händen und versucht, sich zu erinnern, wie das Bild in die Brieftasche vom Herrn Primararzt gekommen sein mag (Тези растерянно вертит в руках маленькое потертое фото и пытается вспомнить, как фотография могла попасть в бумажник господина главного врача). Der Arzt bemerkt ihren hilflosen Blick (врач замечает ее беспомощный взгляд): »Ich glaube, beim Radio in meinem Zimmer haben Sie das Bild vergessen, nicht wahr (я полагаю, Вы забыли фотографию около радио в моем кабинете, не так ли)?«

Über Thesis Züge fliegt Erschrecken (по чертам Тези проносится испуг = по лицу Тези проносится испуг; dasErschrecken; fliegen — летать). In den langen, langen Stunden des Gesundwerdens schiebt sich die Erinnerung an den Kriegsausbruch immer mehr zurück (за долгие-долгие часы процесса выздоровления воспоминание о начале войны все больше отодвигается назад; das Gesundwerden; der Kriegsausbruch). Sie will doch gesund werden (ведь она хочет выздороветь). Und diese Erinnerung lähmt (а это воспоминание парализует). Manchmal — nachts, denkt sie an Garys Abschied und Garys Reise (иногда — ночами, она думает о прощании с Гари и о поездке Гари). Dann beißt sie in ihre Hand, um nicht zu schreien (потом она кусает свою руку, чтобы не закричать). Und Schwester Theophania murmelt verschlafen (и сестра Теофания сонно бормочет): »Nicht weinen, nicht zupfen (не плакать, не дергать)...«


281. »Ich glaube — das gehört Ihnen«, sagt der Primararzt unvermittelt. Knöpft den weißen Mantel auf, greift in die Rocktasche und zieht eine zerknitterte Fotografie aus der Brieftasche. »Da — haben Sie das nicht in meinem Zimmer verloren?«

Thesi dreht verlegen das kleine verwischte Foto in den Händen und versucht, sich zu erinnern, wie das Bild in die Brieftasche vom Herrn Primararzt gekommen sein mag. Der Arzt bemerkt ihren hilflosen Blick: »Ich glaube, beim Radio in meinem Zimmer haben Sie das Bild vergessen, nicht wahr?«

Über Thesis Züge fliegt Erschrecken. In den langen, langen Stunden des Gesundwerdens schiebt sich die Erinnerung an den Kriegsausbruch immer mehr zurück. Sie will doch gesund werden. Und diese Erinnerung lähmt. Manchmal — nachts, denkt sie an Garys Abschied und Garys Reise. Dann beißt sie in ihre Hand, um nicht zu schreien. Und Schwester Theophania murmelt verschlafen: »Nicht weinen, nicht zupfen ...«


282. »Ja, das Bild (да, фотография)! Danke vielmals (спасибо большое). Woran haben Sie denn erkannt, dass das Foto mir gehört (откуда же Вы узнали, что фотография принадлежит мне)?«

»Es stellt doch einen Soldaten in österreichischer Uniform dar (на ней ведь изображен солдат в австрийской форме; darstellen — представлять, изображать). Die Züge sind schon sehr verblasst, aber die Weltkriegsuniform erkennt man sehr deutlich (черты уже выцвели, но униформу времен мировой войны можно узнать очень отчетливо). Der unbekannte Soldat — sagte ich zu mir (незнакомый солдат — сказал я себе).«

»Für mich bedeutet das Bild — der bekannte Soldat (для меня это фотография обозначает — знакомого солдата). Das Bild soll meinen Vater darstellen (на фотографии должен быть изображен мой отец). Aber jetzt (но сейчас) —«

Sie hebt das Bild dicht vor die Augen, ihr Gesicht wird unendlich zärtlich (она поднимает фотографию близко к глазам, ее лицо становится бесконечно нежным): »Man kann doch gar nicht mehr genau erkennen, welche Uniform es ist (но ведь здесь нельзя точно определить, что это за униформа). Mein bekannter Soldat — es könnte auch Gary sein (мой знакомый солдат — это мог бы быть также Гари). Gary, Herr Primararzt!«


282. »Ja, das Bild! Danke vielmals. Woran haben Sie denn erkannt, dass das Foto mir gehört?«

»Es stellt doch einen Soldaten in österreichischer Uniform dar. Die Züge sind schon sehr verblasst, aber die Weltkriegsuniform erkennt man sehr deutlich. Der unbekannte Soldat — sagte ich zu mir.«

»Für mich bedeutet das Bild — der bekannte Soldat. Das Bild soll meinen Vater darstellen. Aber jetzt —«

Sie hebt das Bild dicht vor die Augen, ihr Gesicht wird unendlich zärtlich: »Man kann doch gar nicht mehr genau erkennen, welche Uniform es ist. Mein bekannter Soldat — es könnte auch Gary sein. Gary, Herr Primararzt!«


283. »Ein Engländer (англичанин)?« fragt der Primararzt höflich (спрашивает главный врач вежливо).

»Mein lieber Freund (мой милый друг). Wir sind im Sommer eine ganze Nacht auf einer Wiese gesessen und haben die Sterne angeschaut (мы летом целую ночь сидели вместе на лугу и разглядывали звезды). Und ich weiß genau — wir haben beide gedacht, dass noch alles gut werden könnte (и я знаю точно — мы оба думали о том, что все еще может быть хорошо).«

»Es wird auch alles gut werden (но все еще будет хорошо)«, sagt der Primararzt gewohnheitsmäßig, man muss Patienten immer beruhigen (по привычке говорит главный врач, пациентов всегда надо успокаивать; die Gewohnheit — привычка).

Thesi nickt (Тези кивает): »Jetzt hab' ich alle Kinderkrankheiten hinter mir (теперь я перенесла все детские заболевания: «имею за собой = за своей спиной»). Masern und Schafblattern hab' ich als Schulmädel gehabt (корью и ветряной оспой я переболела еще будучи школьницей; die Schafblattern — овина, овечья оспа; das Schulmädel). Und Scharlach, die letzte Kinderkrankheit, ist auch bald vorbei (и скарлатина, последняя детская болезнь, тоже скоро пройдет). Jetzt sollte ich endlich erwachsen werden (теперь я должна, наконец, стать взрослой). Glauben Sie, Herr Primararzt, kann man in meinem Alter noch ein erwachsener Mensch werden (как Вы думаете, господин главный врач, в моем возрасте можно еще стать взрослым человеком)?«


283. »Ein Engländer?« fragt der Primararzt höflich.

»Mein lieber Freund. Wir sind im Sommer eine ganze Nacht auf einer Wiese gesessen und haben die Sterne angeschaut. Und ich weiß genau — wir haben beide gedacht, dass noch alles gut werden könnte.«

»Es wird auch alles gut werden«, sagt der Primararzt gewohnheitsmäßig, man muss Patienten immer beruhigen.

Thesi nickt: »Jetzt hab' ich alle Kinderkrankheiten hinter mir. Masern und Schafblattern hab' ich als Schulmädel gehabt. Und Scharlach, die letzte Kinderkrankheit, ist auch bald vorbei. Jetzt sollte ich endlich erwachsen werden. Glauben Sie, Herr Primararzt, kann man in meinem Alter noch ein erwachsener Mensch werden?«


284. Der Primararzt versucht, ein ernstes Gesicht zu machen (главный врач пытается сделать серьезное лицо = придать лицу серьезное выражение). Diese Frau Poulsen hat so ernsthafte Augen (у этой госпожи Поульсен такие серьезные глаза = такое серьезное выражение глаз). »Tja — es kommt darauf an, ob Sie Ihre Pflichten erkennen (да/ну — это зависит от того, осознаете ли Вы свои обязанности; die Pflicht)«, sagt er, um sich würdevoll aus der Affäre zu ziehen (говорит он, чтобы достойно выйти из этой истории; die Affäre).

Thesi seufzt (Тези вздыхает): »Pflichten (обязанности)? Ich bin zu allem fähig und zu nichts wirklich brauchbar (я на все способна и ни к чему, на самом деле, непригодна)!«

»Nicht zupfen (не дергать)«, ermahnt der Primararzt und beendet die Nachmittagsvisite bei Maria Theresia Poulsen (напоминает главный врач и заканчивает свой вечерний визит к Марии Терезе Поульсен).


284. Der Primararzt versucht, ein ernstes Gesicht zu machen. Diese Frau Poulsen hat so ernsthafte Augen. »Tja — es kommt darauf an, ob Sie Ihre Pflichten erkennen«, sagt er, um sich würdevoll aus der Affäre zu ziehen.

Thesi seufzt: »Pflichten? Ich bin zu allem fähig und zu nichts wirklich brauchbar!«

»Nicht zupfen«, ermahnt der Primararzt und beendet die Nachmittagsvisite bei Maria Theresia Poulsen.


285. »Frau Poulsen — heute dürfen Sie auf eine halbe Stunde aufstehen (госпожа Поульсен — сегодня Вы можете на полчаса встать)!« verkündet Schwester Theophania eines Tages (объявляет однажды сестра Теофания).

»Aufstehen (встать)?« fragt Thesi verständnislos und erschrickt ein wenig (непонимающе спрашивает Тези и немного пугается; das Verständnis — понимание).

»Freuen Sie sich denn nicht darüber (Вы разве этому не рады)?« lächelt Schwester Theophania und meint, dass es am nettesten wäre, nach Tisch aufzustehen (улыбается сестра Теофания и говорит, что лучше всего было бы встать после обеда). Zur Besuchsstunde (к часу посещения). Vielleicht kommt heute wieder das nette Fräulein Ulla oder Fräulein Betsy mit dem buntbemalten Gesicht (возможно, сегодня снова придет милая фрейлейн Улла или фрейлейн Бетси с ярко-накрашенным лицом). Vielleicht kommt auch der freundliche Onkel mit dem weißen Schnurrbart (возможно, придет также приветливый дядюшка с белыми усами). »Ich hab' Ihnen doch schon gesagt, dass es gar kein Onkel ist, sondern nur ein Herr Direktor Nielsen (я ведь Вам говорила, что это не дядюшка, а просто господин директор Нильсен)«, sagt Thesi müd und überlegt, ob sie sich eigentlich freut, dass sie aufstehen darf (устало говорит Тези и размышляет, радуется ли она в самом деле тому, что ей разрешено встать). Es ist so angenehm, in einem weißen Bett zu liegen und gepflegt zu werden und gar nichts zu überlegen (это так приятно лежать в белой постели, и чтобы за тобой ухаживали, и тебе ни о чем не надо размышлять). Gegen drei Uhr nachmittags tauchen manchmal bekannte Gesichter hinter der Scheibe auf, man lacht ihnen zu — und man muss keine richtigen Gespräche mit ihnen führen, sie sind doch nur hinter Glas (около трех часов /пополудни/ за стеклом иногда возникают знакомые лица, ты им улыбаешься — и нет необходимости вести с ними настоящие беседы, ведь они всего лишь за стеклом; tauchen — нырять; auftauchen — выныривать, возникать). Und später, wenn sie wieder verschwunden sind, hat man viel Zeit, über diese Gesichter nachzudenken (и позже, когда они снова исчезают, у тебя есть много времени, чтобы поразмышлять об этих лицах; verschwinden). Man hat überhaupt viel Zeit, herrlich viel Zeit (и вообще у тебя много времени, необыкновенно много времени)...


285. »Frau Poulsen — heute dürfen Sie auf eine halbe Stunde aufstehen!« verkündet Schwester Theophania eines Tages.

»Aufstehen?« fragt Thesi verständnislos und erschrickt ein wenig.

»Freuen Sie sich denn nicht darüber?« lächelt Schwester Theophania und meint, dass es am nettesten wäre, nach Tisch aufzustehen. Zur Besuchsstunde. Vielleicht kommt heute wieder das nette Fräulein Ulla oder Fräulein Betsy mit dem buntbemalten Gesicht. Vielleicht kommt auch der freundliche Onkel mit dem weißen Schnurrbart. »Ich hab' Ihnen doch schon gesagt, dass es gar kein Onkel ist, sondern nur ein Herr Direktor Nielsen«, sagt Thesi müd und überlegt, ob sie sich eigentlich freut, dass sie aufstehen darf. Es ist so angenehm, in einem weißen Bett zu liegen und gepflegt zu werden und gar nichts zu überlegen. Gegen drei Uhr nachmittags tauchen manchmal bekannte Gesichter hinter der Scheibe auf, man lacht ihnen zu — und man muss keine richtigen Gespräche mit ihnen führen, sie sind doch nur hinter Glas. Und später, wenn sie wieder verschwunden sind, hat man viel Zeit, über diese Gesichter nachzudenken. Man hat überhaupt viel Zeit, herrlich viel Zeit...


286. »Es wird eine große Überraschung sein, wenn Sie zur Besuchsstunde aufstehen und selbst ans Fenster treten (это будет большой сюрприз, если Вы к часу посещения встанете и сами подойдете к окну).«

»Vielleicht kommt heute Sven (быть может, сегодня придет Свен)«, sagt Thesi. Das sagt sie jeden Morgen (она говорит это каждое утро). Vielleicht (может быть)... Sven kommt selten, Sven hat jetzt besonders viel zu tun (Свен приходит редко, у Свена сейчас особенно много дел). Warum hat eigentlich Sven gerade jetzt so viele Aufträge (почему, собственно, именно сейчас у Свена так много заказов; der Auftrag)? Der Krieg hat doch erst begonnen, gibt es bereits Kriegsgewinnler (война ведь только началась, неужели уже есть спекулянты, нажившиеся на военных поставках; der Kriegsgewinnler; gewinnen — выигрывать)?

»Ich habe keinen Schlafrock, Schwester (сестра, у меня нет шлафрока /домашнего халата/; der Schlafrock)«, wirft Thesi ein und denkt, dass man ohne Schlafrock nicht aufstehen kann (возражает Тези и думает, что без шлафрока нельзя вставать; einwerfen). Es ist so warm und gut im weißen Bett (в кровати так тепло и хорошо).

»Oh, Sie bekommen einen Spitаlsmantel (о, Вам получите больничный халат)!« antwortet Schwester Theophania vergnügt (весело/удовлетворенно отвечает сестра Теофания).

»Und Hausschuhe (а домашние туфли; der Hausschuh)?«

»Auch vom Spital (также из больницы = также получите больничные).«

Darauf lässt sich nichts erwidern (на это нечего возразить). Thesi soll eine halbe Stunde aufstehen (Тези должна встать на полчаса). Sie bekommt einen Spitalsmantel (она получит больничный халат). Hübsch wird das sein, so ein Spitalsmantel (мило это будет выглядеть, такой больничный халат)!


286. »Es wird eine große Überraschung sein, wenn Sie zur Besuchsstunde aufstehen und selbst ans Fenster treten.«

»Vielleicht kommt heute Sven«, sagt Thesi. Das sagt sie jeden Morgen. Vielleicht... Sven kommt selten, Sven hat jetzt besonders viel zu tun. Warum hat eigentlich Sven gerade jetzt so viele Aufträge? Der Krieg hat doch erst begonnen, gibt es bereits Kriegsgewinnler?

»Ich habe keinen Schlaf rock, Schwester«, wirft Thesi ein und denkt, dass man ohne Schlafrock nicht aufstehen kann. Es ist so warm und gut im weißen Bett.

»Oh, Sie bekommen einen Spitalsmantel!« antwortet Schwester Theophania vergnügt.

»Und Hausschuhe?«

»Auch vom Spital.«

Darauf lässt sich nichts erwidern. Thesi soll eine halbe Stunde aufstehen. Sie bekommt einen Spitalsmantel. Hübsch wird das sein, so ein Spitalsmantel!


287. Zehn Minuten vor drei zieht Schwester Theophania die Bettdecke fort (без десяти минут три сестра Теофания стягивает /с Тези/ одеяло). Thesi setzt sich auf und schiebt langsam die Beine aus dem Bett (Тези садится и медленно вынимает ноги из постели). Dann lässt sie vorsichtig die Beine auf den Boden baumeln und reibt nachdenklich mit der großen Zehe auf dem Fußboden herum (затем она осторожно опускает ноги болтаться над полом и водит большим пальцем ноги по полу = затем она осторожно спускает ноги, они болтаются над полом, а она задумчиво водит большим пальцем ноги по полу;reiben — тереть, натирать, растирать; die Zehe — палецноги). Aber da steckt Schwester Theophania Thesis Füße in große Filzpantoffeln (но тут сестра Теофания вставляет ноги Тези в большие войлочные туфли; der Filzpantóffel; der Filz; der Fuß). Die Filzpantoffeln sind braungrau kariert und sehr abscheulich (войлочные туфли в серо-коричневую клеточку, ужасно отвратительные).

»Lassen Sie mich lieber im Bett (оставьте лучше меня в кровати)«, schlägt Thesi vor (предлагает Тези; vorschlagen).

»Kommen Sie nur, Sie sind gesund (пойдемте же, Вы здоровы)!« muntert Schwester Theophania auf, zieht Thesi in die Höhe und stellt sie auf (приободряет сестра Теофания, приподнимает Тези вверх и ставит ее /на ноги/; munter — бодрый; aufmuntern — ободрять). Thesi steht (Тези стоит). Knieweich zwar und fröstelnd und sehr ungern, aber — sie steht (правда, с согнутыми и дрожащими коленями и очень неохотно, но — она стоит; frösteln — дрожать, зябнуть; weich — мягкий, гибкий).

»Mir ist schwindlig, Schwester (сестра, у меня кружится голова)!«

»Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen (Вам это только кажется, госпожа Поульсен; vorkommen). Schnell den Spitalsmantel anziehen (быстро одевайте больничный халат)!«

»Mir ist sehr schlecht, Schwester (сестра, мне очень плохо)!«

»Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen (Вам это только кажется, госпожа Поульсен)!«

Der Spitalsmantel ist aus Barchent und grau in grau gestreift (больничный халат из бумазеи и в серую полоску; der Bárchent; grau in grau — всерыхтонах; gestreift — полосатый). Er ist viel zu groß für Thesi, sie steckt darin wie in einem weiten Sack (он слишком велик для Тези, она болтается в нем, как в широком мешке; stecken — находиться, быть, торчать; der Sack). Und die Ärmel sind zu lang und — überhaupt (и рукава слишком длинные и — вообще; der Ärmel)!


287. Zehn Minuten vor drei zieht Schwester Theophania die Bettdecke fort. Thesi setzt sich auf und schiebt langsam die Beine aus dem Bett. Dann lässt sie vorsichtig die Beine auf den Boden baumeln und reibt nachdenklich mit der großen Zehe auf dem Fußboden herum. Aber da steckt Schwester Theophania Thesis Füße in große Filzpantoffeln. Die Filzpantoffeln sind braungrau kariert und sehr abscheulich.

»Lassen Sie mich lieber im Bett«, schlägt Thesi vor.

»Kommen Sie nur, Sie sind gesund!« muntert Schwester Theophania auf, zieht Thesi in die Höhe und stellt sie auf. Thesi steht. Knieweich zwar und fröstelnd und sehr ungern, aber — sie steht.

»Mir ist schwindlig, Schwester!« i

»Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen. Schnell den Spitalsmantel anziehen!«

»Mir ist sehr schlecht, Schwester!«

»Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen!«

Der Spitalsmantel ist aus Barchent und grau in grau gestreift. Er ist viel zu groß für Thesi, sie steckt darin wie in einem weiten Sack. Und die Ärmel sind zu lang und — überhaupt!


288. »Kranke Menschen lässt man im Bett (больных людей оставляют в постели)«, knurrt Thesi und schlurft knieweich zum Fenster (ворчит Тези и шаркающими шагами на полусогнутых коленях идет к окну; schlurfen — шаркать/ногами, туфлями/). Man sieht in einen gepflasterten Hof mit drei mageren Bäumen (/в окно/ виден мощеный двор с тремя тощими деревьями; das Pflaster — мостовая, брусчатка). Die armseligen Bäume haben rotgelbe Blätter (на жалких деревцах висят желто-красные листья). Unter dem Baum rechts ist eine Bank, auf dieser Bank sitzt eine Frau (под деревом справа стоит скамья, на скамье сидит женщина). Die Frau hält das Taschentuch vor ihren Mund (женщина держит около своего рта платок). Man kann ihr Gesicht nicht genau erkennen (нельзя четко разглядеть ее лицо).

Thesi, die fünf Wochen lang nur den Himmel anschauen konnte, interessiert sich sehr für die Vorgänge im Hof (Тези, которая на протяжении пяти недель могла рассматривать /в окно/ только небо, живо интересуется событиями /происходящими/ во дворе; der Vorgang). »Schwester, da unten sitzt eine Frau (сестра, там внизу сидит женщина). Ich glaube, sie weint (я полагаю, она плачет)«, berichtet Thesi (сообщает Тези).

»So —«, sagt Schwester Theophania gleichgültig und hantiert mit Thesis Bettzeug herum (равнодушно говорит сестра Теофания и занимается постельными принадлежностями Тези).

»Vielleicht ist jemand gestorben (возможно, кто-то умер)«, meint Thesi und beobachtet die Frau unter dem trübseligen Bäumchen (высказывает свое мнение Тези и наблюдает за женщиной под мрачным деревцем).


288. »Kranke Menschen lässt man im Bett«, knurrt Thesi und schlurft knieweich zum Fenster. Man sieht in einen gepflasterten Hof mit drei mageren Bäumen. Die armseligen Bäume haben rotgelbe Blätter. Unter dem Baum rechts ist eine Bank, auf dieser Bank sitzt eine Frau. Die Frau hält das Taschentuch vor ihren Mund. Man kann ihr Gesicht nicht genau erkennen.

Thesi, die fünf Wochen lang nur den Himmel anschauen konnte, interessiert sich sehr für die Vorgänge im Hof. »Schwester, da unten sitzt eine Frau. Ich glaube, sie weint«, berichtet Thesi.

»So —«, sagt Schwester Theophania gleichgültig und hantiert mit Thesis Bettzeug herum.

»Vielleicht ist jemand gestorben«, meint Thesi und beobachtet die Frau unter dem trübseligen Bäumchen.


289. »Jetzt sind Sie wieder gesund (теперь Вы снова здоровы)!« sagt Schwester Theophania freundlich (приветливо говорит сестра Теофания). Sie hat Thesi nicht zugehört, sondern das Bett in Ordnung gebracht (она не слушала Тези, а приводила в порядок кровать).

»Ja — jetzt bin ich also wieder gesund (да — итак, теперь я снова здорова)«, nickt Thesi und wendet den Blick von der fremden weinenden Frau (кивает Тези и отворачивает взгляд от незнакомой плачущей женщины). Vielleicht hat die Arme auch nur Zahnweh, denkt sie, alles ist möglich, ich bin also wieder gesund, ich muss vielleicht bald fort von hier und irgend etwas Vernünftiges anfangen (возможно, у бедняжки всего лишь болит зуб, думает она, все возможно, итак, я снова здорова, вероятно, я скоро должна буду покинуть больницу и начать заниматься чем-либо разумным). Warum eigentlich etwas Vernünftiges (почему, собственно, чем-либо разумным)? Es ist ein Vorurteil, dass erwachsene alleinstehende Menschen vernünftig sein sollen (это предрассудок, что взрослые, отдельно проживающие = не состоящие в браке люди должны быть благоразумными). Ich müsste mir etwas Nettes, Blödsinniges ausdenken, ich möchte mir gern eine Freude machen (я должна придумать для себя что-нибудь милое, сумасшедшее/глупое, я очень бы хотела доставить себе радость). Ich weiß nur nicht, was Freude machen könnte, ich (я только не знаю, что бы могло доставить радость, я) —

»Besuchsstunde (час посещений)«, sagt Schwester Theophania. Thesi schlurft zum Besucherfenster und zieht selbst den Vorhang zurück (Тези шаркающими шагами идет к окну посещений и сама отодвигает занавес).

Schwester Theophania stellt einen Stuhl vor die Scheibe (сестра Теофания ставит перед стеклом стул): »Setzen Sie sich, Frau Poulsen, Sie sind noch schwach (садитесь, госпожа Поульсен, Вы ведь еще слабы).«


289. »Jetzt sind Sie wieder gesund!« sagt Schwester Theophania freundlich. Sie hat Thesi nicht zugehört, sondern das Bett in Ordnung gebracht.

»Ja — jetzt bin ich also wieder gesund«, nickt Thesi und wendet den Blick von der fremden weinenden Frau. Vielleicht hat die Arme auch nur Zahnweh, denkt sie, alles ist möglich, ich bin also wieder gesund, ich muss vielleicht bald fort von hier und irgend etwas Vernünftiges anfangen. Warum eigentlich etwas Vernünftiges? Es ist ein Vorurteil, dass erwachsene alleinstehende Menschen vernünftig sein sollen. Ich müsste mir etwas Nettes, Blödsinniges ausdenken, ich möchte mir gern eine Freude machen. Ich weiß nur nicht, was Freude machen könnte, ich —

»Besuchsstunde«, sagt Schwester Theophania. Thesi schlurft zum Besucherfenster und zieht selbst den Vorhang zurück.

Schwester Theophania stellt einen Stuhl vor die Scheibe: »Setzen Sie sich, Frau Poulsen, Sie sind noch schwach.«


290. Thesi sitzt vor dem leeren Fenster (Тези сидит перед пустым окном). Die Ärmel fallen über ihre Hände, unter dem komischen, grau in grau gestreiften Sack schauen riesige Filzpantoffeln hervor (рукава закрываю ладони, из-под забавного мешка в серую полоску выглядывают огромные войлочные туфли; hervor — наружу). Thesis Haare hängen glatt und strähnig bis zu den Schultern, und ihr mageres Gesicht ist nicht mehr gelb gefleckt, sondern einfarbig blass (волосы Тези свисают прямыми прядями до плеч, и ее худое лицо больше не покрыто желтыми пятнами, оно совершенно бледное; die Strähne — прядь; einfarbig — одноцветный). Sie schaut zu Boden, weil sie sich gerade ängstlich bemüht, die Filzpantoffeln unter dem Stuhl zu verstecken (она смотрит на пол, потому что она сейчас как раз старается спрятать под стул войлочные туфли). Dann blickt sie auf —und gerade in Svens lachendes Gesicht (затем она поднимает взгляд вверх — и прямо/как раз в смеющееся лицо Свена).

Thesi kann sich nicht erinnern, Sven jemals so herzlich lachen gesehen zu haben (Тези не может вспомнить, видела ли она когда-то, чтобы Свен так от души смеялся). Es ist beleidigend (это оскорбительно; beleidigen — обижать, оскорблять). Kränkend (обидно; kränken — обижать, задевать). Es ist gemein und tut weh (это подло и причиняет боль).

»Warum lachst du so (почему ты так смеешься)?« fährt sie ihn an (кричит: «наезжает» она на него).


290. Thesi sitzt vor dem leeren Fenster. Die Ärmel fallen über ihre Hände, unter dem komischen, grau in grau gestreiften Sack schauen riesige Filzpantoffeln hervor. Thesis Haare hängen glatt und strähnig bis zu den Schultern, und ihr mageres Gesicht ist nicht mehr gelb gefleckt, sondern einfarbig blass. Sie schaut zu Boden, weil sie sich gerade ängstlich bemüht, die Filzpantoffeln unter dem Stuhl zu verstecken. Dann blickt sie auf —und gerade in Svens lachendes Gesicht.

Thesi kann sich nicht erinnern, Sven jemals so herzlich lachen gesehen zu haben. Es ist beleidigend. Kränkend. Es ist gemein und tut weh.

»Warum lachst du so?« fährt sie ihn an.


291. Sven beißt sich auf die Lippen und schluckt, um reden zu können (Свен закусывает губы и сглатывает, чтобы иметь возможность говорить). »Weil du so wahnsinnig komisch ausschaust, Bumsi (потому что ты выглядишь так безумно смешно, Бумси)«, bringt er hervor und lacht weiter (произносит он и продолжает смеяться).

»Du bist ein Scheusal, geh weg (ты — чудовище, уходи)!« ruft Thesi (кричит Тези).

Sie ist machtlos (она безвластна). Sven bleibt und lacht (Свен остается и смеется).

»Sven — ich bin wieder gesund, ich brauche einen neuen Schlafrock, ich möchte einen rosaseidenen Schlafrock (Свен — я снова здорова, мне нужен новый шлафрок, я хотела бы шлафрок из розового шелка; die Seide — шелк)!« sagt sie kläglich (жалобно говорит она; klagen — жаловаться).

»Ja — wozu denn (да — для чего же)?« fragt Sven und amüsiert sich königlich (спрашивает Свен и по-королевски забавляется; der König).

Thesi denkt, dass sie um alles in der Welt eine schöne Frau sein will, wenn Sven sie durch ein Fenster anschaut (Тези думает, что она ради всего святого: «ради всего в мире» хочет быть красивой женщиной, когда Свен смотрит на нее через окно; um alles in der Welt — радивсегосвятого, радиБога). Aber das kann sie ihm doch nicht sagen (но ведь это она не может ему сказать). Lieber in diesem Sack zugrunde gehen als ihm das einfach zu sagen (лучше погибнуть в этом мешке, чем просто ему это все сказать). Deshalb erklärt sie eifrig (поэтому она старательно: «ревностно» объясняет): »Schau, wenn Betsy mich besuchen kommt oder Ulla oder Papa Nielsen (смотри, если Бетси придет меня навестить, или Улла, или папа Нильсен)...«


291. Sven beißt sich auf die Lippen und schluckt, um reden zu können. »Weil du so wahnsinnig komisch ausschaust, Bumsi«, bringt er hervor und lacht weiter.

»Du bist ein Scheusal, geh weg!« ruft Thesi.

Sie ist machtlos. Sven bleibt und lacht.

»Sven — ich bin wieder gesund, ich brauche einen neuen Schlafrock, ich möchte einen rosaseidenen Schlafrock!« sagt sie kläglich.

»Ja — wozu denn?« fragt Sven und amüsiert sich königlich.

Thesi denkt, dass sie um alles in der Welt eine schöne Frau sein will, wenn Sven sie durch ein Fenster anschaut. Aber das kann sie ihm doch nicht sagen. Lieber in diesem Sack zugrunde gehen als ihm das einfach zu sagen. Deshalb erklärt sie eifrig: »Schau, wenn Betsy mich besuchen kommt oder Ulla oder Papa Nielsen...«


292. »Was, der alte Nielsen hat dich besucht (что, старый Нильсен навещал тебя)?«

Thesi nickt (Тези кивает): »Natürlich (конечно). Betsy hat Ulla angerufen und ihr gesagt, dass ich Scharlach habe und möglicherweise sterben muss, und dass man durch ein Fenster zuschauen kann (Бетси позвонила Улле и сказала, что у меня скарлатина и, возможно, я умру, и что можно посмотреть на меня через окно). Ulla kommt manchmal her, sie hat es wahrscheinlich dem alten Nielsen erzählt (Улла иногда приходит сюда, вероятно, она рассказала об этом старому Нильсену). Der alte Nielsen kommt ziemlich oft, er hat sogar einmal rote Rosen mitgebracht, der alte Gauner (старый Нильсен приходит довольно часто, однажды он даже принес красные розы, старый пройдоха; der Gauner — мошенник)!«

Sven schüttelt den Kopf (Свен качает головой): »Ich verstehe das nicht (я этого не понимаю). Die Nielsens sind doch bös mit uns (Нильсены злы на нас).«

»Warum denn, Sven (почему же, Свен)?«

»Aber, Thesi! Ich hab' doch die Verlobung mit Karen gelöst (я ведь расторг помолвку с Карен). Und — seitdem sind die Nielsens bös (и — с тех пор Нильсены злятся)!«


292. »Was, der alte Nielsen hat dich besucht?«

Thesi nickt: »Natürlich. Betsy hat Ulla angerufen und ihr gesagt, dass ich Scharlach habe und möglicherweise sterben muss, und dass man durch ein Fenster zuschauen kann. Ulla kommt manchmal her, sie hat es wahrscheinlich dem alten Nielsen erzählt. Der alte Nielsen kommt ziemlich oft, er hat sogar einmal rote Rosen mitgebracht, der alte Gauner!«

Sven schüttelt den Kopf: »Ich verstehe das nicht. Die Nielsens sind doch bös mit uns.«

»Warum denn, Sven?«

»Aber, Thesi! Ich hab' doch die Verlobung mit Karen gelöst. Und — seitdem sind die Nielsens bös!«


293. Jetzt lacht Thesi dem langen Sven ins Gesicht (теперь Тези смеется в лицо долговязому Свену). Natürlich, wenn sich Herr Poulsen früher mit Leuten verkrachte, dann war es selbstverständlich, dass diese Leute auch bös mit Frau Poulsen waren (конечно, если раньше Свен с кем-то ссорился, то само собой разумелось, что эти люди злились также и на госпожу Поульсен). Früher (раньше)!

»Das ist doch widersinnig, Sven (но ведь это нелепо, Свен)«, erklärt ihm Thesi ernsthaft (серьезно объясняет ему Тези), »warum soll irgendein Mensch bös mit mir sein, weil du Fräulein Nielsen nicht geheiratet hast (почему какой-то человек должен на меня злиться из-за того, что ты не женился на фрейлейн Нильсен)? Ich kann doch nichts dafür (я ничего не могу с этим поделать). Und — jetzt hab' ich meine eigenen Bekannten, sie haben nichts mit dir zu tun, wir sind doch nicht verheiratete Leute (и — у меня сейчас свои собственные знакомые, они не имеют с тобой ничего общего, мы ведь не женатые люди)!«

»Also das wird sich ändern (так, это изменится)«, wirft Sven zerstreut hin (рассеянно бросает Свен; hinwerfen).

Zuerst hat Thesi einen Stich im Herzen, dann ist sie überzeugt, dass sie falsch gehört hat (сначала Тези получает укол в сердце, потом она убежденно думает, что она ослышалась; derStich; falsch— фальшивый, ошибочный, неправильный; überzeugt— убежденный, уверенный; überzeugen— убеждать). Sie kann auch nicht weiter überlegen, weil Betsys Gestalt neben Sven erscheint (но она не может продолжить размышлять, потому что рядом со Свеном возникает образ Бетси).

»Hallo-Betsy!« »Hallo-Thesi!«


293. Jetzt lacht Thesi dem langen Sven ins Gesicht. Natürlich, wenn sich Herr Poulsen früher mit Leuten verkrachte, dann war es selbstverständlich, dass diese Leute auch bös mit Frau Poulsen waren. Früher!

»Das ist doch widersinnig, Sven«, erklärt ihm Thesi ernsthaft, »warum soll irgendein Mensch bös mit mir sein, weil du Fräulein Nielsen nicht geheiratet hast? Ich kann doch nichts dafür. Und — jetzt hab' ich meine eigenen Bekannten, sie haben nichts mit dir zu tun, wir sind doch nicht verheiratete Leute!«

»Also das wird sich ändern«, wirft Sven zerstreut hin.

Zuerst hat Thesi einen Stich im Herzen, dann ist sie überzeugt, dass sie falsch gehört hat. Sie kann auch nicht weiter überlegen, weil Betsys Gestalt neben Sven erscheint.

»Hallo-Betsy!« »Hallo-Thesi!«


294. Draußen vor der Scheibe großes Händeschütteln (снаружи перед стеклом долгое рукопожатие). Betsy redet eifrig auf Sven ein, und Sven scheint sehr liebenswürdig zu sein, Betsy strahlt, und das Ganze ist für Thesi wie ein Stummfilm (Бетси старательно в чем-то убеждает Свена, и Свен, кажется, очень любезен, Бетси сияет, и все это для Тези, как немое кино; der Stummfilm). Die beiden draußen schreien natürlich nicht miteinander, sie hört deshalb kaum, dass gesprochen wird (эти двое снаружи, конечно, не кричат /общаясь/ друг с другом, поэтому она не слышит, о чем они говорят). Thesi sieht nur Gesten und Lippenbewegungen und sitzt, in ihren Sack gehüllt, davor und schaut zu (Тези видит только жесты и движения губ, она сидит, закутанная в свой мешок, перед этим /стеклом/ и наблюдает; die Geste; die Lippe — губа). Jetzt erinnert sich Betsy, dass sie eigentlich hergekommen ist, um Thesi zu besuchen (теперь Бетси вспоминает, что она, собственно, пришла сюда, чтобы навестить Тези):

»Herrlich, wundervoll (прекрасно, чудесно)! Sie sind aufgestanden (Вы встали)! Sind Sie schon ganz gesund (Вы уже совсем здоровы)? Wann kommen Sie fort von hier (когда Вы отсюда выйдете)?«

»Übermorgen (послезавтра)«, sagt Sven.

»Wieso (как так)?« schreit Thesi aufgeregt (взволнованно кричит Тези; sich aufregen — волноваться).

»Ich hab' heute früh mit dem Primararzt telefoniert, er sagt, du kannst übermorgen nach Hause (сегодня рано утром я созванивался с главным врачом, он говорит, послезавтра ты можешь ехать домой)«, berichtet Sven (сообщает Свен).


294. Draußen vor der Scheibe großes Händeschütteln. Betsy redet eifrig auf Sven ein, und Sven scheint sehr liebenswürdig zu sein, Betsy strahlt, und das Ganze ist für Thesi wie ein Stummfilm. Die beiden draußen schreien natürlich nicht miteinander, sie hört deshalb kaum, dass gesprochen wird. Thesi sieht nur Gesten und Lippenbewegungen und sitzt, in ihren Sack gehüllt, davor und schaut zu. Jetzt erinnert sich Betsy, dass sie eigentlich hergekommen ist, um Thesi zu besuchen:

»Herrlich, wundervoll! Sie sind aufgestanden! Sind Sie schon ganz gesund? Wann kommen Sie fort von hier?«

»Übermorgen«, sagt Sven.

»Wieso?« schreit Thesi aufgeregt.

»Ich hab' heute früh mit dem Primararzt telefoniert, er sagt, du kannst übermorgen nach Hause«, berichtet Sven.


295. Komisch, er telefoniert fortwährend mit dem Primararzt (забавно/странно, он постоянно звонит главному врачу). Es ist sehr nett und aufmerksam von ihm, denkt Thesi (это очень мило и заботливо с его стороны, думает Тези).

»Ich habe Post, die Sie interessieren wird (у меня есть письма, которые Вас заинтересуют; die Post)«, redet Betsys Stimme in ihre Gedanken (прерывает голос Бетси ее мысли), »von Gary und John (от Гари и Джона)!«

Thesi sieht Sven an (Тези смотрит на Свена). Sein Gesicht ist gleichgültig (его лицо равнодушно). Nicht einmal besonders gelangweilt, obwohl doch von anderen Männern die Rede ist (даже не особенно скучающее, несмотря на то, что речь идет о других мужчинах).

Betsy presst eine Ansichtskarte triumphierend an die Scheibe (Бетси с восторгом прижимает к стеклу видовую открытку): »Die ist von John (эта от Джона). Aus dem französischen Kriegspressequartier (из французской квартиры /расположения, офиса/ военной прессы). Er schreibt nur vom Wetter und —ja, er lässt Sie grüßen, schreibt er zuletzt (он пишет только о погоде и — да, он передает Вам приветствие, пишет он в конце).«

Betsy macht eine Pause und wartet auf Thesis Antwort (Бетси делает паузу и ждет ответа Тези). Thesi, es ist sehr unhöflich, nicht zu antworten (Тези, это очень невежливо — не отвечать)!


295. Komisch, er telefoniert fortwährend mit dem Primararzt. Es ist sehr nett und aufmerksam von ihm, denkt Thesi.

»Ich habe Post, die Sie interessieren wird«, redet Betsys Stimme in ihre Gedanken, »von Gary und John!«

Thesi sieht Sven an. Sein Gesicht ist gleichgültig. Nicht einmal besonders gelangweilt, obwohl doch von anderen Männern die Rede ist.

Betsy presst eine Ansichtskarte triumphierend an die Scheibe: »Die ist von John. Aus dem französischen Kriegspressequartier. Er schreibt nur vom Wetter und —ja, er lässt Sie grüßen, schreibt er zuletzt.«

Betsy macht eine Pause und wartet auf Thesis Antwort. Thesi, es ist sehr unhöflich, nicht zu antworten!


296. Aber Thesi lebt seit Wochen in einer seltsamen weißen Welt, in der man keine Umgangsformen braucht und sich nie zusammennehmen muss (но Тези уже на протяжении нескольких недель живет в своем странном белом мире, в котором не нужны манеры общения и где нет надобности собираться с мыслями). Thesi vergisst zu antworten (Тези забывает ответить). Sie hat einen Fuß vorgestreckt und studiert aufmerksam den grauenhaften Filzpantoffel (она вытянула одну ногу и внимательно изучает жуткую войлочную туфлю). Plötzlich fährt sie auf — die Pause hängt bleischwer in der Luft —und lächelt verlegen (внезапно она вскакивает — пауза висит в воздухе, подобно тяжелому свинцу— и смущенно улыбается; bleischwer — тяжелый, каксвинец; das Blei — свинец): »Ja, natürlich, John lässt grüßen (да, конечно, Джон передает мне привет). Und was schreibt Gary (а что пишет Гари)?«

Betsy zieht eine Korrespondenzkarte hervor und erzählt, dass es schwer ist, von Gary Post zu bekommen (Бетси достает почтовую открытку и рассказывает, что очень трудно получать от Гари письма). Er ist schon an der Front (он уже на фронте). Wieder als Freiwilliger, sein Jahrgang ist noch nicht an der Reihe (снова как доброволец, очередь его года рождения еще не подошла; der Freiwilliger; der Jahrgang). Er schickt seine Post an das amerikanische Konsulat in Paris, und die Herren haben (он отправляет свою корреспонденцию в американское консульство в Париже, а господа; das Konsulát)...

Thesi schielt unterdessen nach Sven hinüber (Тези, между тем, косит в сторону Свена). Sie möchte gern wissen, wie die Erwähnung Johns auf ihn gewirkt hat (она очень хотела бы узнать, как подействовало на него упоминание Джона). Sie schielt — und muss gleich wegschauen, weil sie Svens ironischem Blick begegnet (она косит — и вынуждена тотчас посмотреть в сторону, потому что встречает ироничный взгляд Свена). Sven hat nur darauf gewartet, dass sie zu ihm hinschielt (Свен только этого и ждал, когда она на него покосится). »Ich muss jetzt gehen (теперь я должна идти)«, sagt Betsy, die wahrscheinlich die ganze Zeit gesprochen hat (говорит Бетси, которая, возможно, все это время проговорила.


296. Aber Thesi lebt seit Wochen in einer seltsamen weißen Welt, in der man keine Umgangsformen braucht und sich nie zusammennehmen muss. Thesi vergisst zu antworten. Sie hat einen Fuß vorgestreckt und studiert aufmerksam den grauenhaften Filzpantoffel. Plötzlich fährt sie auf — die Pause hängt bleischwer in der Luft —und lächelt verlegen: »Ja, natürlich, John lässt grüßen. Und was schreibt Gary?«

Betsy zieht eine Korrespondenzkarte hervor und erzählt, dass es schwer ist, von Gary Post zu bekommen. Er ist schon an der Front. Wieder als Freiwilliger, sein Jahrgang ist noch nicht an der Reihe. Er schickt seine Post an das amerikanische Konsulat in Paris, und die Herren haben...

Thesi schielt unterdessen nach Sven hinüber. Sie möchte gern wissen, wie die Erwähnung Johns auf ihn gewirkt hat. Sie schielt — und muss gleich wegschauen, weil sie Svens ironischem Blick begegnet. Sven hat nur darauf gewartet, dass sie zu ihm hinschielt. »Ich muss jetzt gehen«, sagt Betsy, die wahrscheinlich die ganze Zeit gesprochen hat.


297. »Soll ich Sie übermorgen vom Krankenhaus abholen (мне забрать тебя послезавтра из больницы)?«

»Nein, danke —«, sagt Thesi schnell (быстро говорит Тези), »es ist dumm von mir, aber — ich möchte gern allein von hier fortgehen (это глупо с моей стороны, но — я хотела бы уйти отсюда одна). Ich bin doch allein hergekommen (я ведь пришла сюда одна). Ich weiß, es ist eine dumme Idee von mir (я знаю, это глупая идея)«, fügt sie schüchtern hinzu (робко добавляет она).

Sie ist sehr verlegen, weil sie sich selbst nicht versteht (она очень смущена, потому что она сама себя не понимает). Aber sie hat das entscheidende Gefühl, dass irgend etwas Neues in ihrem Leben beginnen wird (но у нее присутствует решительное чувство = но она решительно предчувствует, что в ее жизни начнется что-то новое). Sie hat sich geschält, sie hat die große Kinderkrankheit überstanden (она сняла с себя кожу, она выдержала тяжелую детскую болезнь;überstehen). Sie möchte sehr gern allein durch das Tor treten (она очень бы хотела одна выйти из ворот; treten — ступать).

»Ich werde deine Aufräumefrau verständigen, sie soll dir etwas Warmes zum Anziehen bringen und dich übermorgen in deiner Wohnung erwarten (я тогда сообщу твоей приходящей домработнице, чтобы она принесла тебе что-нибудь теплое из одежды: «для одевания = чтобы одеть» и чтобы послезавтра она ждала тебя в твоей квартире; das Anziehen — одевание). Wann wirst du denn ungefähr hinkommen (во сколько ты примерно приедешь)?« fragt Sven (спрашивает Свен).


297. »Soll ich Sie übermorgen vom Krankenhaus abholen?«

»Nein, danke —«, sagt Thesi schnell, »es ist dumm von mir, aber — ich möchte gern allein von hier fortgehen. Ich bin doch allein hergekommen. Ich weiß, es ist eine dumme Idee von mir«, fügt sie schüchtern hinzu.

Sie ist sehr verlegen, weil sie sich selbst nicht versteht. Aber sie hat das entscheidende Gefühl, dass irgend etwas Neues in ihrem Leben beginnen wird. Sie hat sich

geschält, sie hat die große Kinderkrankheit überstanden. Sie möchte sehr gern allein durch das Tor treten.

»Ich werde deine Aufräumefrau verständigen, sie soll dir etwas Warmes zum Anziehen bringen und dich übermorgen in deiner Wohnung erwarten. Wann wirst du denn ungefähr hinkommen?« fragt Sven.


298. Thesis Gesicht wird ratlos (лицо Тези становится растерянным): »Wann darf ich denn fort von hier (во сколько же я могу уйти отсюда) ?«

»Übermorgen, ab acht Uhr früh (послезавтра, после восьми часов утра; ab — с, от/какого-либовремени/)«, sagt Sven, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, dieses stille weiße Zimmer und die geduldige Schwester Theophania zu verlassen (говорит Свен так, будто покинуть эту спокойную белую комнату и терпеливую сестру Теофанию — это самое простое дело в мире).

»Nun — wann kommst du also (ну — во сколько же ты приедешь)?«

Man ist gesund und muss wieder Entscheidungen treffen (ты здорова и снова должна принимать решения). »Ich werde lange schlafen und dann lange frühstücken und dann großen Abschied von Schwester Theophania nehmen und gegen elf fortgehen (я буду долго спать, потом долго завтракать, потом долго прощаться с сестрой Теофанией, и около одиннадцати я выеду)«, entscheidet Thesi (решает Тези).


298. Thesis Gesicht wird ratlos: »Wann darf ich denn fort von hier?«

»Übermorgen, ab acht Uhr früh«, sagt Sven, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, dieses stille weiße Zimmer und die geduldige Schwester Theophania zu verlassen.

»Nun — wann kommst du also?«

Man ist gesund und muss wieder Entscheidungen treffen. »Ich werde lange schlafen und dann lange frühstücken und dann großen Abschied von Schwester Theophania nehmen und gegen elf fortgehen«, entscheidet Thesi.


299. »Ich freue mich riesig auf Sie (я очень за Вас рада)! Sie müssen mir viel erzählen (Вы должны мне многое рассказать). Warum ist Ihre Sache mit John eigentlich auseinandergegangen (почему, собственно, Ваши отношения с Джоном распались; auseinandergehen)? Sie müssen mir alles sagen, es geht mich sehr viel an, Sie haben ihn mir ja eigentlich weggenommen und — ich bin so glücklich, dass Sie gesund geworden sind und (Вы должны мне все сказать, меня это очень волнует, Вы, собственно, забрали его у меня и — я так счастлива, что Вы выздоровели и; wegnehmen) —« Betsy redet viel und schnell und Аmerikanisch und freut sich aufrichtig (Бетси говорит много и быстро и по-американски и при этом искренне радуется). Sven steht daneben und sagt überhaupt nichts (Свен стоит рядом и вообще ничего не говорит). Doch — zuletzt sagt er (однако — напоследок он говорит): »Also, leb wohl, Thesi (ну, будь здорова, Тези)!«

Das ist wenig (это немного). Höflichkeit ist noch weniger als Grobheit (вежливость — это еще меньше, чем грубость). Ich bin ihm schon wieder ganz egal, denkt Thesi müde (я снова ему совершенно безразлична, устало думает Тези).

»Danke für den lieben Besuch — auf Wiedersehen (спасибо за приятное посещение — до свидания)!« sagt sie artig und hat nur einen Wunsch: zurück ins Bett (говорит она вежливо, и у нее сейчас только одно желание: обратно в постель)!

Schwester Theophania schält sie sanft aus dem häßlichen Spitalsmantel und zieht ihr die großen Filzpantoffeln aus (сестра Теофания нежно вынимает: «вылущивает» ее из отвратительного больничного халата и снимает с нее большие войлочные туфли). Das Bett ist weich und so vertraut (постель мягкая и такая знакомая). »Ich bin also gesund (итак, я здорова)...«, flüstert Thesi und wundert sich darüber (шепчет Тези и удивляется этому).


299. »Ich freue mich riesig auf Sie! Sie müssen mir viel erzählen. Warum ist Ihre Sache mit John eigentlich auseinandergegangen? Sie müssen mir alles sagen, es geht mich sehr viel an, Sie haben ihn mir ja eigentlich weggenommen und — ich bin so glücklich, dass Sie gesund geworden sind und —« Betsy redet viel und schnell und Аmerikanisch und freut sich aufrichtig. Sven steht daneben und sagt überhaupt nichts. Doch — zuletzt sagt er: »Also, leb wohl, Thesi!«

Das ist wenig. Höflichkeit ist noch weniger als Grobheit. Ich bin ihm schon wieder ganz egal, denkt Thesi müde.

»Danke für den lieben Besuch — auf Wiedersehen!« sagt sie artig und hat nur einen Wunsch: zurück ins Bett!

Schwester Theophania schält sie sanft aus dem häßlichen Spitalsmantel und zieht ihr die großen Filzpantoffeln aus. Das Bett ist weich und so vertraut. »Ich bin also gesund...«, flüstert Thesi und wundert sich darüber.


300. Thesi erwacht zum letztenmal im weißen Spitalsbett (в последний раз просыпается Тези в белой больничной кровати). Schwester Theophania stellt ihr zum letztenmal das Tablett mit dem Frühstückskaffee auf die Bettdecke und sagt zum letztenmal (в последний раз ставит сестра Теофания перед ней на одеяло поднос с утренним кофе и в последний раз говорит): »Vorher müssen wir brav die Zähne putzen (прежде мы должны славно/как следует почистить зубы).« Später kommt der Herr Primararzt herein, es ist keine Visite mehr, sondern ein Abschiedsbesuch (потом сюда придет главный врач, это уже не обход врача, а прощальный визит; dieVisíte; derAbschiedsbesuch).

»Ich freue mich, dass wir Sie so schön durchgebracht haben, Frau Poulsen (я рад, что мы Вас так здорово выходили, госпожа Поульсен)«, nickt er und schaut Thesi befriedigt an (кивает он и довольно/удовлетворенно смотрит на Тези; befriedigen— удовлетворять).

»Ich bin Ihnen sehr dankbar (я Вам очень благодарна)«, sagt Thesi und spürt, wie plötzlich die gesunde Welt ins weiße Zimmer drängt (говорит Тези и чувствует, как здоровый мир вдруг устремляется в белую комнату). Man war todkrank und wurde gesund gepflegt und wechselt jetzt wohlerzogene Worte (ты был смертельно болен, и тебя выходили, и сейчас ты обмениваешься благовоспитанными словами; pflegen— ухаживать; gesund— здоровый). »Wirklich — ich werde es Ihnen nie vergessen (действительно — я никогда Вам этого не забуду)«, fügt sie artig hinzu (вежливо добавляет она; hinzufügen).

»Ja, ja — und weiter alles Gute (да, да — и всего хорошего в дальнейшем)!« sagt der Primararzt zerstreut (говорит главный врач рассеянно). Er denkt wahrscheinlich schon an einen neuen Scharlachfall (возможно, он уже думает о новом случае скарлатины). Gesunde Leute sind uninteressant (здоровые люди неинтересны).


300. Thesi erwacht zum letztenmal im weißen Spitalsbett. Schwester Theophania stellt ihr zum letztenmal das Tablett mit dem Frühstückskaffee auf die Bettdecke und sagt zum letztenmal: »Vorher müssen wir brav die Zähne putzen.« Später kommt der Herr Primararzt herein, es ist keine Visite mehr, sondern ein Abschiedsbesuch.

»Ich freue mich, dass wir Sie so schön durchgebracht haben, Frau Poulsen«, nickt er und schaut Thesi befriedigt an.

»Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagt Thesi und spürt, wie plötzlich die gesunde Welt ins weiße Zimmer drängt. Man war todkrank und wurde gesund gepflegt und wechselt jetzt wohlerzogene Worte. »Wirklich — ich werde es Ihnen nie vergessen«, fügt sie artig hinzu.

»Ja, ja — und weiter alles Gute!« sagt der Primararzt zerstreut. Er denkt wahrscheinlich schon an einen neuen Scharlachfall. Gesunde Leute sind uninteressant.


301. Noch später kommen zwei junge Ärzte herein und sagen, dass sie sich freuen, weil Frau Poulsen gesund entlassen wird (еще потом заходят два молодых врача и говорят, что они радуются, потому что госпожа Поульсен выздоровела и едет домой: «потому что отпускают госпожу Поульсен здоровой»). Thesi erinnert sich, dass sie in der Fieberzeit diese beiden immer für ein und denselben gehalten hat, sie trippelten brav hinter dem Primararzt daher und hatten fröhliche glatte Gesichter (Тези вспоминает, что в период лихорадки она все время принимала этих двоих за одного и того же, они бодро семенили за главным врачом, и у них были радостные гладкие лица). Es waren also zwei, nicht einer (значит, их было двое, а не один).

»Danke, danke für alles (спасибо, спасибо за все)«, murmelt sie mechanisch (машинально бормочет она).

Der eine der beiden erkundigt sich noch leise, ob Thesi manchmal tanzen geht und wohin sie tanzen geht (один из двоих еще тихо интересуется, ходит ли Тези иногда танцевать и куда именно она ходит танцевать). Ich bin wieder gesund, denkt Thesi, aber ich will nicht mehr mit fremden Männern tanzen und dabei nachdenken, über wie viele Hände eigentlich so ein einziger Mann verfügt (я снова здорова, думает Тези, но я не хочу больше танцевать с незнакомыми мужчинами и размышлять при этом, сколькими руками располагает, собственно, такой единственный мужчина). Plötzlich hat er überall zugleich Hände (внезапно у него становится повсюду столько рук)...


301. Noch später kommen zwei junge Ärzte herein und sagen, dass sie sich freuen, weil Frau Poulsen gesund entlassen wird. Thesi erinnert sich, dass sie in der Fieberzeit diese beiden immer für ein und denselben gehalten hat, sie trippelten brav hinter dem Primararzt daher und hatten fröhliche glatte Gesichter. Es waren also zwei, nicht einer.

»Danke, danke für alles«, murmelt sie mechanisch.

Der eine der beiden erkundigt sich noch leise, ob Thesi manchmal tanzen geht und wohin sie tanzen geht. Ich bin wieder gesund, denkt Thesi, aber ich will nicht mehr mit fremden Männern tanzen und dabei nachdenken, über wie viele Hände eigentlich so ein einziger Mann verfügt. Plötzlich hat er überall zugleich Hände...


302. »Ich bin schrecklich alt geworden, nicht mehr das Richtige für Sie (я стала ужасно старой, я совсем не подхожу Вам)«, lächelt Thesi dem jungen Arzt zu und ärgert sich, dass so einer in ihrem weißen Zimmer aus und ein gehen darf (улыбается Тези молодому врачу и огорчается, что такой вот /человек/ может заходить в ее комнату и выходить = может к ней заходить, ее посещать).

Und ganz zuletzt steht sie in ihrem alten grauen Wintermantel da, und Schwester Theophania sagt ihr, dass sie sich noch recht schonen müsse und achtgeben vor Verkühlung, und den Wollschal fest um den Hals binden (и в самом конце она стоит здесь в своем старом сером зимнем пальто, и сестра Теофания говорит ей, что она еще должна себя как следует поберечь и должна остерегаться простуды, и крепко затягивать вокруг шеи шерстяной шарф; die Verkühlung; der Wollschal; die Wolle — шерсть).

»Das schöne Kleid, in dem Sie hergekommen sind, ist noch in der Desinfektionsabteilung (красивое платье, в котором Вы сюда пришли, еще находится в отделении дезинфекции). Es wird an Ihre Adresse geschickt (оно будет выслано на Ваш адрес)!« meldet sie (сообщает она).


302. »Ich bin schrecklich alt geworden, nicht mehr das Richtige für Sie«, lächelt Thesi dem jungen Arzt zu und ärgert sich, dass so einer in ihrem weißen Zimmer aus und ein gehen darf.

Und ganz zuletzt steht sie in ihrem alten grauen Wintermantel da, und Schwester Theophania sagt ihr, dass sie sich noch recht schonen müsse und achtgeben vor Verkühlung, und den Wollschal fest um den Hals binden.

»Das schöne Kleid, in dem Sie hergekommen sind, ist noch in der Desinfektionsabteilung. Es wird an Ihre Adresse geschickt!« meldet sie.


303. Das Kleid (платье)... Welches Kleid (какое платье)? Richtig — weiß mit großen schwarzen Blumen und noch nicht bezahlt (правильно — белое с большими черными цветами и еще не оплаченное). In diesem Kleid wurde John Lebewohl gesagt (в этом платье было сказано «прощай» Джону). O ja, Thesi erinnert sich schon (о да, Тези уже вспоминает)... Und John lässt grüßen (и Джон передает ей привет). So endet im günstigen Fall eine Sache, die man drei Wochen lang für die große Liebe halten wollte (так в хорошем случае заканчиваются отношения, которые в течении трех недель воспринимались, как большая любовь). Im günstigen Fall (в хорошем случае; günstig — благоприятный). Manchmal endet so etwas auch mit Bösesein (иногда подобное заканчивается также ссорой; bösesein— быть злым, обиженным, сердиться). Thesi kann es nicht leiden, man soll sich doch gern aneinander erinnern, man lässt von Zeit zu Zeit grüßen (Тези не может этого терпеть, надо все-таки с удовольствием вспоминать друг о друге, передавать время от времени приветы)...


303. Das Kleid... Welches Kleid? Richtig — weiß mit großen schwarzen Blumen und noch nicht bezahlt. In diesem Kleid wurde John Lebewohl gesagt. O ja, Thesi erinnert sich schon... Und John lässt grüßen. So endet im günstigen Fall eine Sache, die man drei Wochen lang für die große Liebe halten wollte. Im günstigen Fall. Manchmal endet so etwas auch mit Bösesein. Thesi kann es nicht leiden, man soll sich doch gern aneinander erinnern, man lässt von Zeit zu Zeit grüßen...


304. »Ich will das Kleid nicht mehr, man soll es nicht schicken (я больше не хочу это платье, не надо мне его присылать)«, sagt Thesi.

»Aber was sollen wir denn damit machen (но что мы должны с ним сделать)?« fragt Schwester Theophania erschrocken und denkt an das verrückte Abendkleid, in dem Thesi eingeliefert wurde (испуганно спрашивает сестра Теофания и думает о сумасшедшем вечернем платье, в котором Тези была доставлена /в больницу/).

»Einem jungen Mädchen schenken, das wenig Geld und große Ambitionen hat (подарить какой-нибудь молодой девушке, у которой мало денег, но большие амбиции; dieAmbitión)«, entscheidet Thesi gleichgültig (равнодушно решает Тези), »übrigens — ich schicke in den nächsten Tagen auch ein Nachthemd her (кстати — в ближайшие дни я также пришлю сюда ночную рубашку). Hellgelb mit blauen Blümchen, sehr hübsche Seide (светло-желтую с голубыми цветочками, очень симпатичный шелк). Ich mag es nicht mehr tragen (я больше не могу ее носить). Es soll eine Stiftung sein, Schwester — von einer dankbaren Patientin (это будет добровольное пожертвование, сестра — от благодарной пациентки; dieStiftung— учреждение, основание; фонд /пожертвование/ на благотворительные цели).«

Schwester Theophania kann Thesis neue Art gar nicht begreifen (сестра Теофания совсем не может понять новую манеру /поведения/ Тези; dieArt). Frau Poulsen spricht so schnell, ihr Lächeln ist bitter und flüchtig (госпожа Поульсен говорит так быстро, ее улыбка такая горькая и беглая/поверхностная).


304. »Ich will das Kleid nicht mehr, man soll es nicht schicken«, sagt Thesi.

»Aber was sollen wir denn damit machen?« fragt Schwester Theophania erschrocken und denkt an das verrückte Abendkleid, in dem Thesi eingeliefert wurde.

»Einem jungen Mädchen schenken, das wenig Geld und große Ambitionen hat«, entscheidet Thesi gleichgültig, »übrigens — ich schicke in den nächsten Tagen auch ein Nachthemd her. Hellgelb mit blauen Blümchen, sehr hübsche Seide. Ich mag es nicht mehr tragen. Es soll eine Stiftung sein, Schwester — von einer dankbaren Patientin.«

Schwester Theophania kann Thesis neue Art gar nicht begreifen. Frau Poulsen spricht so schnell, ihr Lächeln ist bitter und flüchtig.


305. »Sie sind sehr gut, Frau Poulsen (Вы очень добры, госпожа Поульсен)«, sagt Schwester Theophania sanft (нежно/мягко говорит сестра Теофания).

Bei diesen leisen Worten zuckt Thesi zusammen und schaut erschrocken in Schwester Theophanias einfaches Gesicht (при этих словах Тези вздрагивает и испуганно смотрит в простое лицо сестры Теофании). Schwester Theophania lächelt, sehr aufrichtig und vertrauensvoll (сестра Теофания улыбается очень искренне и доверчиво; vertrauen — доверять).

Da macht Thesi zwei hastige Schritte auf die Nonne zu und wirft beide Arme um ihren Hals und drückt sich an sie (тут Тези делает два торопливых шага к монахине и кладет обе руки вокруг ее шеи = обнимает ее за шею и прижимается к ней). »Schwester — spüren Sie denn nicht, wie schwer es ist, von hier fortzugehen (сестра — неужели Вы не чувствуете, как тяжело отсюда уходить) —, hier ist alles so sauber und aufrichtig — und Sie denken zu gut von mir — und ich war gern hier, wirklich, ich hab' sehr gern Scharlach gehabt (здесь все так чисто и искренне — и Вы слишком хорошо обо мне думаете = слишком хорошо ко мне относитесь — и я была охотно здесь = мне нравилось находиться здесь, действительно, я охотно болела скарлатиной)...«


305. »Sie sind sehr gut, Frau Poulsen«, sagt Schwester Theophania sanft.

Bei diesen leisen Worten zuckt Thesi zusammen und schaut erschrocken in Schwester Theophanias einfaches Gesicht. Schwester Theophania lächelt, sehr aufrichtig und vertrauensvoll.

Da macht Thesi zwei hastige Schritte auf die Nonne zu und wirft beide Arme um ihren Hals und drückt sich an sie. »Seh wester — spüren Sie denn nicht, wie schwer es ist, von hier fortzugehen —, hier ist alles so sauber und aufrichtig — und Sie denken zu gut von mir — und ich war gern hier, wirklich, ich hab' sehr gern Scharlach gehabt...«


306. Mit einer schnellen Bewegung reißt sich Thesi wieder los (быстрым движением Тези снова высвобождается). Auf dem Bett hegt ihr Handtäschchen (на кровати лежит ее сумочка). Wie eine Ertrinkende stürzt sich Thesi auf die Tasche — da, die Tabatiere, Feuerzeug (как утопающая набрасывается Тези на сумочку — тут, табакерка, зажигалка; das Feuerzeug). »Ich darf doch wieder rauchen, Schwester (я ведь могу снова курить, сестра)?«

»Natürlich, Sie dürfen wieder alles, was Ihnen Freude macht (конечно, Вы можете снова делать все, что Вам доставляет радость)«, sagt Schwester Theophania und beobachtet, wie Thesi den ersten tiefen Zug raucht (говорит сестра Теофания и наблюдает, как Тези курит первую глубокую затяжку). »Sechs Wochen keine Zigarette (в течении шести недель ни одной сигареты) —«, meint Thesi (говорит Тези).

»Sie sollen sich wieder den Mantel ausziehen, wenn Sie noch nicht fortgehen (Вы должны снова снять пальто, если Вы еще не уходите)«, ermahnt Schwester Theophania (напоминает сестра Теофания), »es ist zu warm im Zimmer (в палате слишком тепло).«

»Ich gehe ja gleich (я сейчас уже пойду) — «, antwortet Thesi und lockert zerstreut den Wollschal (отвечает Тези и рассеянно ослабляет /завязанный/ шерстяной шарф). Mit großen Blicken schaut sie sich im Zimmer um (широко раскрытыми глазами она осматривается в палате). Die langweilige weiße Zimmerdecke, der Vorhang vor der Besucherscheibe, das Fenster mit dem Stückchen Himmel, auf dem Fensterbrett Schwester Theophanias schwarzes Büchlein, in dem die vielen Gebete stehen (скучный белый потолок, занавеска перед окном посещений, окно с кусочком неба, на подоконнике черная книжечка сестры Теофании, в которой написано много молитв; das Gebet). »Ich gehe ja gleich (я сейчас уже пойду) —«, murmelt sie noch einmal (бормочет она еще раз).


306. Mit einer schnellen Bewegung reißt sich Thesi wieder los. Auf dem Bett Hegt ihr Handtäschchen. Wie eine Ertrinkende stürzt sich Thesi auf die Tasche — da, die Tabatiere, Feuerzeug. »Ich darf doch wieder rauchen, Schwester?«

»Natürlich, Sie dürfen wieder alles, was Ihnen Freude macht«, sagt Schwester Theophania und beobachtet, wie Thesi den ersten tiefen Zug raucht. »Sechs Wochen keine Zigarette —«, meint Thesi.

»Sie sollen sich wieder den Mantel ausziehen,, wenn Sie noch nicht fortgehen«, ermahnt Schwester Theophania, »es ist zu warm im Zimmer.«

»Ich gehe ja gleich — «, antwortet Thesi und lockert zerstreut den Wollschal. Mit großen Blicken schaut sie sich im Zimmer um. Die langweilige weiße Zimmerdecke, der Vorhang vor der Besucherscheibe, das Fenster mit dem Stückchen Himmel, auf dem Fensterbrett Schwester Theophanias schwarzes Büchlein, in dem die vielen Gebete stehen. »Ich gehe ja gleich —«, murmelt sie noch einmal.


307. »Ich glaube, es wird noch alles gut werden — zwischen Ihnen und Herrn Poulsen (я думаю, все еще будет хорошо — между Вами и господином Поульсеном)«, sagt Schwester Theophania plötzlich (внезапно говорит сестра Теофания).

Thesi gibt keine Antwort, sie ist auf einem zerstreuten Rundgang durchs Zimmer (Тези не отвечает, она как раз делает рассеянный круг по палате; der Rundgang — обход, кольцевойход, ход по кругу). Jetzt steht sie am Fenster und blättert in Schwester Theophanias Büchlein (сейчас она стоит у окна и листает книжечку сестры Теофании).

»Es war so gut von Ihnen, dass Sie mit mir gebetet haben — damals (это было так мило с Вашей стороны, что Вы со мной помолились — тогда)«, sagt Thesi. Und zwischen zwei Zigarettenzügen (и между двумя сигаретными затяжками): »Aber in Ihrem Büchlein gibt es leider nur Gebete um die himmlische Seligkeit (но в Вашей книжечке, к сожалению, есть молитвы только о небесном блаженстве)! Wo darf ich denn die Zigarettenasche abstreifen, Schwester (сестра, где же я могу стряхнуть пепел с сигареты)?«

»Im Waschbecken, ich mache nachher Ordnung (в раковину, я наведу после этого порядок; das Waschbecken). Wir haben hier leider keine Aschenschalen (к сожалению, у нас здесь нет пепельниц; die Aschenschale; die Asche — пепел; die Schale — скорлупа; чаша, блюдо; сравнитеschälen — очищать/отскорлупы, шелухи/). Frau Poulsen, damals hab' ich nur für Sie gebetet — und nicht um die himmlische Seligkeit (госпожа Поульсен, тогда я молилась только за Вас — а не за небесное блаженство)...«

»Und warum haben Sie für mich gebetet, Schwester (а почему Вы молились за меня, сестра)?« fragt Thesi und sieht Schwester Theophania dabei nicht an (спрашивает Тези и при этом не смотрит на сестру Теофанию).


307. »Ich glaube, es wird noch alles gut werden — zwischen Ihnen und Herrn Poulsen«, sagt Schwester Theophania plötzlich.

Thesi gibt keine Antwort, sie ist auf einem zerstreuten Rundgang durchs Zimmer. Jetzt steht sie am Fenster und blättert in Schwester Theophanias Büchlein.

»Es war so gut von Ihnen, dass Sie mit mir gebetet haben — damals«, sagt Thesi. Und zwischen zwei Zigarettenzügen: »Aber in Ihrem Büchlein gibt es leider nur Gebete um die himmlische Seligkeit! Wo darf ich denn die Zigarettenasche abstreifen, Schwester?«

»Im Waschbecken, ich mache nachher Ordnung. Wir haben hier leider keine Aschenschalen. Frau Poulsen, damals hab' ich nur für Sie gebetet — und nicht um die himmlische Seligkeit...«

»Und warum haben Sie für mich gebetet, Schwester?« fragt Thesi und sieht Schwester Theophania dabei nicht an.


308. »Für Ihre irdische Seligkeit (за Ваше земное блаженство)«, lächelt Schwester Theophania (улыбается сестра Теофания).

Und nach einer Weile (и через какое-то время): »Aber jetzt müssen Sie gehen, Frau Poulsen, ich muss das Zimmer in Ordnung bringen (но сейчас Вы должны идти, госпожа Поульсен, я должна привести комнату в порядок). Nachmittags kommt ein neuer Fall herein (после обеда сюда прибудет новый случай = новый пациент).«

»Scharlach (скарлатина)?« erkundigt sich Thesi sachlich (деловито интересуется Тези).

»Nein — Diphtherie (нет — дифтерия; die Diphtheríe).«

Beim Abschied auf dem Gang sagt Thesi (при прощании в коридоре Тези говорит): »Ich möchte Ihnen gern sagen, Schwester, dass ich Ihnen dankbar bin (я очень хочу Вам сказть, сестра, что я Вам благодарна). Für — alles (за — все). Aber ich finde keine richtigen Worte, ich bin ein sehr schäbiges Weltkind, Schwester (но я не нахожу правильных слов, сестра, я очень жалкое мирское /нерелигиозное/ создание; schäbig — убогий, жалкий)!«

»Oh — ich glaube, es ist sehr schwierig, ein Weltkind zu sein (о — я думаю, это очень тяжело быть мирским человеком)«, antwortet Schwester Theophania still und tritt ins Zimmer zurück (тихо отвечает сестра Теофания и заходит обратно в комнату).


308. »Für Ihre irdische Seligkeit«, lächelt Schwester Theophania.

Und nach einer Weile: »Aber jetzt müssen Sie gehen, Frau Poulsen, ich muss das Zimmer in Ordnung bringen. Nachmittags kommt ein neuer Fall herein.«

»Scharlach?« erkundigt sich Thesi sachlich.

»Nein — Diphtherie.«

Beim Abschied auf dem Gang sagt Thesi: »Ich möchte Ihnen gern sagen, Schwester, dass ich Ihnen dankbar bin. Für — alles. Aber ich finde keine richtigen Worte, ich bin ein sehr schäbiges Weltkind, Schwester!«

»Oh — ich glaube, es ist sehr schwierig, ein Weltkind zu sein«, antwortet Schwester Theophania still und tritt ins Zimmer zurück.




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