HISTORISCHE ANMERKUNG

Wie schon in den beiden vorhergehenden Büchern halte ich einige erklärende Hinweise für nützlich, insbesondere da die Wahrheit manchmal erstaunlicher ist als die Dichtung.

Ich erwähne in dem Buch immer wieder Alexander den Großen als Vorbild für Julius. Das Leben des Griechenkönigs war allen gebildeten Römern, die sich sehr für die Geschichte und Kultur der Griechen interessierten, sicherlich wohl bekannt. Obwohl der Schauplatz Cadiz war, nicht ein verlassenes spanisches Dorf, so ist uns doch durch Suetonius, den Biographen aus dem ersten Jahrhundert, das Detail eines zu Füßen einer Statue Alexanders enttäuscht seufzenden Cäsars überliefert. Im Vergleich zu diesem hatte Julius im Alter von 31 Jahren so gut wie nichts erreicht. Er konnte nicht wissen, dass seine größten Erfolge noch vor ihm lagen.

Es ist bekannt, dass Julius neben seinen Ehefrauen eine Reihe prominenter Geliebter hatte; von Suetonius wissen wir jedoch, dass Servilia diejenige war, die er am meisten geliebt hat. Julius kaufte ihr tatsächlich eine Perle, deren Wert auf anderthalb Millionen Denare geschätzt wurde. Womöglich war die Hoffnung, dort noch mehr von diesen Perlen zu finden, ein Grund für seine Invasion Britanniens.

In Spanien war er Quästor, bevor er als Prätor zurückkehrte, worauf ich aus Gründen des Erzähltempos nicht näher eingegangen bin. Er war umtriebiger, als jeder Autor beschreiben könnte, so dass auch eine komprimierte Version seines Lebens diese Bücher fast bis zum Bersten füllt.

Er veranstaltete wirklich ein Schwertturnier um eine Rüstung aus reinem Silber und häufte in seinem Streben nach Ruhm und Bekanntheit gewaltige Schulden an. Es entspricht der Wahrheit, dass er einmal sogar die Stadt verlassen musste, um seinen Gläubigern zu entgehen. Er wurde gemeinsam mit Bibulus Konsul und jagte seinen Kollegen nach einem Streit vom Forum. Während Bibulus’ Abwesenheit wurde es in Rom zu einer Art Treppenwitz zu behaupten, ein Dokument sei von Julius und von Cäsar unterzeichnet.

Ein minderer Punkt: Der Falerner, die Weinsorte, die Julius in sein Familiengrab goss, war so teuer, dass ein Becher dem Wochenlohn eines Legionärs entsprach. Unglücklicherweise wuchsen die Trauben am Hang des Vesuvs nahe der Stadt Pompeji, so dass ihr Geschmack im Jahre 79 n. Chr. für immer verloren ging.

Die Verschwörung des Catilina war damals eine ebenso gewichtige Sache wie die Pulververschwörung viele Jahrhunderte später in England. Die Verschwörung flog auf, als einer der Beteiligten sich einer Geliebten anvertraute, die das Gehörte weitererzählte. Julius wurde, wahrscheinlich fälschlicherweise, als einer der Verschwörer genannt, ebenso Crassus. Beide Männer überlebten den Aufstand und konnten sich auch politisch unbeschadet aus der Affäre ziehen. Catilina verließ die Stadt, um sich an die Spitze der Rebellenarmee zu stellen, während seine Freunde in der Stadt Chaos und Aufstände anzetteln sollten. Ein Teil der Beweise gegen die Aufständischen zeigte, dass sie einen gallischen Stamm um Krieger gebeten hatten. Nach einer hitzigen Debatte darüber, wie man mit ihnen verfahren sollte, wurden die Verschwörer rituell erdrosselt; Catilina fiel in der Schlacht.

Den größten Teil der zweiten Hälfte dieses Buches nehmen die Eroberungen Galliens und Britanniens ein. Ich bin den Hauptgeschehnissen gefolgt, die mit der Wanderung der Helvetier und dem Sieg über Ariovist einsetzen. Hier sollte erwähnt werden, dass Julius Cäsar manchmal die einzige vorhandene Quelle ist, aus der man auf Einzelheiten aus dem Feldzug zurückgreifen kann, aber er vermerkt Fehler und Katastrophen ebenso wahrheitsgetreu wie seine Siege. So erzählt er beispielsweise freimütig, wie ihn eine falsch verstandene Meldung dazu verleitete, sich vor seinen eigenen Leuten zurückzuziehen, weil er sie für den Feind hielt. In seinen Kommentaren beziffert er die Zahl der Helvetier und ihrer verbündeten Stämme mit 386000. Nur 110000 wurden zurück in ihre Heimat geschickt. Gegen sie führte er sechs Legionen nebst Hilfstruppen ins Feld – höchstens 35000 Mann.

Seine Schlachten waren nur selten ein einfaches Kräftemessen. Er ging Bündnisse mit unbedeutenderen Stämmen ein und kam ihnen dann zu Hilfe. Wenn es nötig war, kämpfte er bei Nacht, auf jedem Territorium, er umging seine Gegner, lockte sie in die Falle oder manövrierte sie aus. Als Ariovist nur Berittene zu ihrem Treffen zuließ, befahl Julius den Fußsoldaten seiner Zehnten Legion, in den Sattel zu steigen, was ein denkwürdiger Anblick gewesen sein musste.

Ich hatte Sorge, dass die immensen Entfernungen, die er zurücklegte, übertrieben sein müssten, bis meine Cousine an einem Marsch über 60 Meilen teilnahm. Sie und ihr Ehemann schafften es in 24 Stunden, die Soldaten eines Ghurka-Regiments jedoch waren in neun Stunden und 57 Minuten am Ziel. Zweieinhalb Marathons, nonstop. Man muss sich in unseren modernen Zeiten vorsehen, in denen Rentner anscheinend auf Skiern den Mount Everest hinunterfahren, aber ich glaube, dass die Legionen in Gallien dieses Tempo halten konnten und, wie die Ghurkas, am Ziel trotzdem noch in der Lage waren zu kämpfen.

Es ist nicht so weit hergeholt anzunehmen, dass Adàn die Sprache der Gallier und sogar den Dialekt der Britannier verstehen konnte. Die ursprünglichen Kelten kamen von einem unbekannten Ort nach Europa, womöglich aus dem Kaukasus. Sie siedelten sich in Spanien, Frankreich, Britannien und Deutschland an. England wurde erst viel später römisch-angelsächsisch dominiert und hat sich natürlich viele dieser Unterschiede bis in die heutige Zeit erhalten.

Es ist nicht leicht, sich in Julius’ Weltsicht hineinzuversetzen. Er war sehr belesen und musste Strabos’ Werke gekannt haben. Er wusste, dass Alexander nach Osten gezogen war, und Gallien war sehr viel näher. Von Britannien musste er aus griechischen Quellen erfahren haben, nachdem Pytheas drei Jahrhunderte zuvor als der womöglich erste Tourist der Welt dorthin gereist war. Obwohl Pytheas’ Schriften verloren gegangen sind, besteht kein Grund zu der Annahme, dass sie damals nicht mehr im Umlauf waren. Julius hatte bestimmt von Perlen, Zinn und Gold gehört, was ihn von Gallien aus über den Kanal lockte. Geographisch vermutete er Britannien eher westlich von Spanien als nördlich, mit Island dazwischen. Bei seiner ersten Landung wusste er nicht viel darüber, die Insel hätte sogar ein Kontinent von der Größe Afrikas sein können.

Seine erste Invasion Britanniens im Jahre 55 v. Chr. verlief verhängnisvoll. Unwetter zerstörten seine Schiffe, und an Land traf er auf den erbitterten Widerstand blauhäutiger Eingeborener mit wilden Hunden. Die Zehnte musste sich buchstäblich durch die Brandung an Land kämpfen. Er blieb nur drei Wochen und kam im Jahr darauf mit 800 Schiffen zurück. Diesmal erzwang er sich einen Weg bis zur Themse. Trotz der gewaltigen Flotte hatte er seine Kräfte überdehnt und kam kein drittes Mal zurück. Nach allem, was wir wissen, zahlten die Eingeborenen den nie versprochenen Tribut.

Hätte Vercingetorix seine große Schlacht gegen Julius gewonnen, er stünde heute in der Geschichte ähnlich da wie König Arthur. Napoleon III. ließ ihm in späteren Zeiten eine Statue errichten, in Anerkennung seiner Errungenschaften und seiner Stellung in der Geschichte. Er einte die Stämme und erkannte, dass verbrannte Erde und das Aushungern der Legionen die einzige Möglichkeit war, sie zu besiegen. Aber sogar sein gewaltiges Heer wurde von den Legionen geschlagen. Der Hochkönig der Gallier wurde in Ketten nach Rom gebracht und dort hingerichtet.

Genaue Daten zu dem Triumvirat mit Crassus und Pompeius sind nicht bekannt. Mit Sicherheit gereichte die Übereinkunft allen drei Männern zum Vorteil, und Julius’ Aufenthalt in Gallien wurde nach dem Ende seines Jahres als Konsul lange Jahre fortgesetzt. Interessanterweise hatte er zu dem Zeitpunkt, als Pompeius ihm nach der Zeit in Gallien den Befehl überbringen ließ, allein nach Rom zu kommen, die zehn Jahre Pause nahezu hinter sich gebracht, die das Gesetz hinsichtlich einer neuerlichen Bewerbung um den Posten des Konsuls vorschreibt. Hätte sich Julius zu diesem Zeitpunkt eine zweite Amtszeit als Konsul gesichert, wäre er unantastbar gewesen, was Pompeius sicherlich fürchtete.

Clodius und Milo sind keine erfundenen Gestalten. Beide Männer waren Teil der Wirren, die Rom beinahe zerstörten, während Julius sich in Gallien aufhielt. Straßenbanden, Krawalle und Morde waren beinahe alltäglich, und als Clodius schließlich umgebracht wurde, verbrannten ihn seine Anhänger tatsächlich im Senat, wodurch das Gebäude bis auf die Grundmauern abbrannte. Pompeius wurde mit dem Mandat, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen, zum einzigen Konsul gewählt. Selbst zu jener Zeit hätte das Abkommen des Triumvirats noch halten können, wäre Crassus nicht gemeinsam mit seinem Sohn im Kampf gegen die Parther gefallen. Nachdem sein Tod bekannt wurde, gab es nur noch einen Mann, der Pompeius gefährlich werden konnte.

Schließlich stelle ich in meinem Buch die eine oder andere Behauptung auf, die Historiker vielleicht verärgern könnten. Es ist umstritten, ob die Römer bereits Stahl kannten oder nicht, aber es ist möglich, weichem Eisen einen härteren Mantel zu geben, wenn man es in Holzkohle hämmert. Stahl ist letztendlich nur Eisen mit einem unwesentlich höheren Kohlenstoffgehalt. Ich glaube nicht, dass dieses Verfahren jenseits der Möglichkeiten der Römer lag.

Außerdem war ich mir unsicher, ob es manchen Lesern nicht zu unglaubwürdig vorkommt, wenn ich dem Gallier Artorath beinahe 2,20 Meter Körpergröße zuschreibe, aber Sir Bevil Grenville (1596–1643) hatte einen Leibwächter namens Anthony Payne, der über 2,30 Meter maß, und der hätte sich Artorath wahrscheinlich mit Leichtigkeit über die Schulter werfen können.

Es gibt Hunderte weiterer winziger Fakten, die ich hier anführen könnte, wenn ich genügend Platz dafür hätte. Wenn ich die Geschichte im Buch verändert habe, so hoffe ich, dass es absichtlich geschah und nicht aus Unwissen. Dabei habe ich versucht, so genau wie möglich zu sein. Falls jemand sich genauer mit der Zeit und den Geschehnissen beschäftigen möchte, empfehle ich Caesar’s Legion von Stephen Dando-Collins, ein faszinierendes Buch, ebenso Die Legionen Roms von Adrian Goldsworthy sowie alles andere von diesem Autor. Suetonius’ Das Leben der Caesaren sollte Pflichtlektüre in jeder Schule sein. Mir liegt die Version in der Übersetzung von Robert Graves vor, und offensichtlich sagt die Wahl des Imperators, der einem am meisten zusagt, sehr viel über den eigenen Charakter aus. Und schließlich können diejenigen, die noch mehr über Julius wissen wollen, keine bessere Wahl treffen, als Christian Meiers Buch Caesar zu lesen.

Conn Iggulden

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