17

Der Verkauf Elizabeth Cardwells, Virginia Kents und Phyllis Robertsons sowie die Versteigerung der anderen trainierten Barbarenmädchen des Hauses Cernus fand nicht gleich am ersten Abend des Liebesfestes statt, obwohl die Mädchen bereits in das Curuleum gebracht wurden.

Das Liebesfest nimmt die ganzen fünf Tage der Fünften Passage-Hand in Anspruch und artet meistens zu einem großen Fest aus. Cernus, der die Stimmung und die Neugier der Besucher abzuschätzen wußte, hatte den Entschluß gefaßt, das Publikum bis zum vierten Abend auf seine besonderen Angebote warten zu lassen. So mußten viele Sklavenmädchen in den ersten Tagen auf den Block steigen, während sich die Käufer noch zurückhielten, um die besonderen Angebote abzuwarten, die am vierten Abend zu einem Höhepunkt führen sollten.

Am fünften Tag finden besondere Rennen und Spiele statt, die von vielen Goreanern als der passende Abschluß der Festtagsperiode angesehen werden.

Da brach der vierte Tag des Liebesfestes an.

Von einer Haube geblendet, die Handgelenke auf dem Rücken gefesselt, stolperte ich hinter einem Tharlarionwagen her durch die Straßen Ars.

Auf dem Wagen fuhren etwa acht Wächter. Hinter mir schritten zwei weitere Bewaffnete, die mich von Zeit zu Zeit ermunternd mit ihren Lanzen anstießen. Neben dem Fahrer des Wagens saß der Schriftgelehrte, der mir unter dem Namen Caprus bekannt geworden war, der aber – wie ich inzwischen erfahren hatte – Philemon aus Tyros hieß, eine Insel, die einige hundert Pasang westlich von Port Kar liegt.

Im Hause des Cernus war er allgemein als Caprus angesehen worden.

Er war ein Mitarbeiter des echten Caprus gewesen, des Agenten der Priesterkönige, bis dieser dann verschwand, angeblich wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Hausherrn; Philemon aus Tyros hatte dann Caprus' Stellung und Rolle übernommen.

Es war heiß unter der Sklavenhaube, die aus dickem Leder bestand; außerdem war ich barfuß und hatte Mühe mit dem unebenen Pflaster der Straße. Ich stürzte mehrere Male, doch der Wagen hielt nicht an. Ich wurde einige Meter mitgeschleift, ehe ich wieder auf die Beine kam.

Ich war auf dem Weg ins Curuleum. Wahrscheinlich war Elizabeth bereits in freudiger Erwartung. Ich lachte bitter.

Die Mädchen, die zum Verkauf in das Curuleum geliefert werden, erhalten Nummern der Gruppen, in denen sie zur Versteigerung kommen. Das Personal des Curuleums überprüft noch einmal ihre Papiere und bringt die Mädchen dann in eigenen Gehegen unter. So warteten Elizabeth und ihre Leidensgenossinnen nun schon drei Tage im Auktionsgebäude.

Es war der Abend des vierten Tages des Liebesfestes, der Höhepunkt der Fünften Passage-Hand, soweit es um die Sklavenverkäufe ging, der Abend, an dem Cernus seine Barbarenschönheiten auf den Block stellen wollte.

»Wir sind da«, sagte Philemon aus Tyros vom Kutschbock. Der Wagen hielt, und gleich darauf wurde meine Kette von der Rückseite des Wagens gelöst. Inmitten meiner Wächter wurde ich dann auf die Hinterseite des Gebäudes geführt, das wir durch einen schmalen Nebeneingang betraten. Hier wurde mir zu meiner Freude die enge Haube abgenommen.

Wir kamen durch einen breiten Gang, der an den sogenannten Schaukäfigen vorbeiführte. Dort werden die Sklavenmädchen, die später zum Verkauf kommen, zu genauerer Begutachtung durch die Interessenten ausgestellt. Der kurze Moment der Auktion gestattet dem Käufer einen nur mehr oder weniger kurzen Blick auf die Ware, ehe er sich für oder gegen ein Gebot entscheiden muß. Ich wußte aber, daß Cernus davon abgesehen hatte, seine kostbaren Barbarensklavinnen vor dem Verkauf zur Schau zu stellen. Philemon führte mich ins Innere der großen Verkaufshalle, die von Energielampen hell erleuchtet war; die Sitze erhoben sich in endlosen Halbkreisen und verloren sich im Halbdämmer der oberen Regionen. Bestimmte bevorzugte Bereiche waren durch Logen abgeteilt, in denen die wichtigen Kunden des Curuleum, oft bedeutende Sklavenhändler aus fernen Städten, Platz nahmen. Der eigentliche Auktionsblock war etwa zwei Meter hoch und maß sechs Meter im Quadrat; er bestand aus schlichtem Holz und wirkte unglaublich massig.

»Hier entlang«, sagte Philemon und führte mich in Cernus' Loge, die größte und eindrucksvollste im ganzen Auktionshaus, auf drei Seiten von neugierigen Blicken abgeschirmt. Hier mußte ich auf einer Marmorplattform niederknien.

Viele Plätze waren bereits besetzt, was mich überraschte, denn es war noch früh; wahrscheinlich bestand heute ein besonderes großes Interesse an der Auktion.

Philemon musterte mich und lächelte. »Cernus kommt erst, wenn die Verkäufe beginnen. Solange wirst du deine Haube tragen.«

Blind, den Hals in einem Stahlring steckend, dessen Kette zum Stuhl meines Feindes führte, so kniete ich vielleicht zwei Ahn lang.

Während dieser Zeit hörte ich Lärm, spürte Bewegung ringsum, ahnte, daß sich das Amphitheater schnell füllte. Ich überlegte, ob Elizabeth, Phyllis und Virginia wohl bereits in ihren Zellen vorbereitet wurden, was aber unwahrscheinlich war, denn sie kamen wahrscheinlich erst spät auf den Block. Wut und Sorge erfüllten mich; Wut über den Lauf der Dinge, über die Klugheit meiner Feinde, über mein Versagen – und Besorgnis um Elizabeth und die anderen Mädchen. Besonders um Elizabeth grämte sich mein Herz, denn ihre Hoffnungen würden sich grausam zerschlagen.

In unserer Loge entstand Bewegung, und ich spürte, daß Cernus eingetroffen war.

Gleich darauf hörte ich auch seine Stimme. »Nehmt diesem Narren die Haube ab«, sagteer.

Als ich wieder sehen konnte, schüttelte ich den Kopf und machte einen tiefen Atemzug.

Cernus saß in seinem Sessel und lächelte auf mich herab. »Du wirst schweigen während des Verkaufs, oder ich lasse dir die Zunge herausreißen.«

Er lachte leise und wandte sich dann seinem Buchhalter zu.

Soweit mir das in meiner Lage möglich war, versuchte ich, das Innere des Auktionssaales zu überblicken. Das Sitzrund war dichtgedrängt gefüllt mit allen Kastenfarben. Auch in den meisten Gängen saßen oder standen Männer und auch einige freie Frauen. In den Gesprächen, die sich zu einem seltsamen Summen vereinigten, lag Spannung. Ich schätzte, daß etwa vier- bis sechstausend Menschen auf den Beginn der Auktion warteten.

Eine Gruppe Musiker erschien im Saal und begann sich am Fuße des Auktionsblocks zu verteilen. Sklaven öffneten Entlüftungsklappen in den Wänden und am Dach.

»Gleich geht es los«, wandte sich Cernus an mich. Ich antwortete nicht.

Die Gespräche verstummten, als die Energielampen im Publikum dunkler wurden und schließlich ausgingen. Ein lauter Ausruf machte die Runde, als andere Lampen den Auktionsblock in gleißendes Licht tauchten.

Ein plötzlicher Peitschenknall, und ein temperamentvolles Mädchen, nur mit einer kurzen Tunika bekleidet, sprang in die Mitte des Lichtkreises.

Die Musiker begannen zu spielen, und die Sklavin stürzte sich in einen wilden Tanz, aus dem Verzweiflung sprach, der die Leiden eines fliehenden Sklavenmädchens darstellte. Kurz darauf stieg ein kräftiger Mann in einer blaugelben Tunika auf den Block, einen schmalen Sklavenstab in der Hand. Es war der Auktionär. Das Mädchen tat, als wende es sich zur Flucht, kauerte sich weinend in eine Ecke, doch als der uneingeschaltete Sklavenstab sie berührte, sprang sie lachend auf und bot sich der Menge dar.

Mit knappen Worten und sehr fachmännisch stellte der Auktionär das Mädchen vor und begann die ersten Gebote einzuholen. Die Menge folgte seinen Ausführungen mit Begeisterung, vergnügte sich an den lustigen Redewendungen. Das Mädchen ging schließlich für sieben Goldstücke an einen jungen Krieger.

Eine Sklavin wird im Curuleum selten für weniger als zwei Goldstücke verkauft, weil man den Standard bewußt hoch hält. So waren sieben Goldstücke schon ein guter Preis, gemessen daran, daß eine schöne Frau aus Hoher Kaste etwa dreißig Goldstücke bringt, manche auch bis zu vierzig oder gar fünfzig.

Die nächste Gruppe war für das Publikum interessant – zwei Sklavenmädchen, am Hals zusammengekettet, in Pantherfelle gekleidet.

Sie stammten aus den nördlichen Wäldern des Planeten, die besonders unzugänglich sind. Sklavinnen aus dieser Gegend gelten als selten und unbezähmbar, so daß diese beiden nach heftigem Gebot für zehn Goldstücke an einen Sammler gingen. Ich hoffte, der Vergnügungsgarten des Mannes war ausreichend gesichert, sonst mochte er eines Nachts mit einem Messer an der Kehle aufwachen.

Als nächstes kam ein Mädchen aus Cos zur Versteigerung, das aus Hoher Kaste stammte. Sie schien nicht ausgebildet zu sein und gab sich auch keine Mühe, ihren Käufern zu gefallen, so daß der Auktionator sie mit seinem Sklavenstab antreiben mußte, um Interessenten zu finden.

Sie wurde immerhin noch für fünfundzwanzig Goldstücke veräußert.

»Das Geschäft läuft gut«, sagte Cernus zu mir.

Ich antwortete nicht.

Als die Verkäufe nun ihren Fortgang nahmen, erkannte ich auch einige Mädchen aus Cernus' Gehegen, die für durchweg gute Preise verkauft wurden. Eine Versteigerung folgte nach der anderen, und die Angebote stiegen langsam an. Gewöhnlich wird die bessere Ware bis zuletzt zurückgehalten, und viele Käufer warten ab. Ganz besonders warteten sie wohl auf die über hundert Barbarenmädchen, die Cernus der Öffentlichkeit versprochen hatte. Mädchen, die von der Erde entführt worden waren.

Von Zeit zu Zeit hatte der Auktionator schon abwertende Bemerkungen über Barbarenmädchen gemacht und einige der Schönheiten auf dem Block mit ihnen verglichen. Die Menge hatte solche Hinweise nicht gerade beifällig aufgenommen, doch Cernus hatte gelächelt.

Wahrscheinlich folgte der Mann seinen Anweisungen, er sollte sich skeptisch und zynisch geben, um die Erwartungen des Publikums zu steigern.

Trotz meiner üblen Lage überraschten mich immer wieder die Schönheit und die kleinen Vorstellungen der Mädchen auf dem Block. Um so schlimmer kam mir dann meine Lage zu Bewußtsein.

Schließlich bemerkte der Auktionator mit spöttischem Unterton, daß nun das erste Barbarenmädchen auf den Block käme; man solle sich aber keine zu großen Hoffnungen machen.

Die Menge rief ärgerlich: »Die Barbarin! Die Barbarin!« Ich war überrascht, als das Mädchen erschien. Sie war vielleicht die unansehnlichste aller Barbarenmädchen, die mit den schwarzen Schiffen auf diesen Planeten gebracht worden waren, wenn sie auch zu den intelligentesten gehörte. Sie war ein lebhaftes, kluges Wesen, das ich jetzt kaum wiedererkannte. Sie schlich leblos über den Auktionsblock, ihre Augen hatten etwas Unscharfes, und die Zunge rutschte ihr von Zeit zu Zeit aus dem Mund. Sie kratzte sich, blickte sich um, machte einen sichtlich lustlosen Eindruck. Das Publikum war verblüfft und gab seinem Widerwillen bald lautstark Ausdruck. Der Auktionator gab sich scheinbar alle Mühe mit dem Mädchen, doch es hatte keine Sinn, er kam gegen das Gebrüll der Enttäuschung nicht an. Als es schließlich zum Verkauf kam, wurden nur einige zögernde Gebote laut, die jedoch jeweils – wie ich beobachten konnte – von einem Mann in der Robe der Metallarbeiter überboten wurden. Dieser Mann gehörte, wie ich mich erinnerte, zum Hause des Cernus; er erwarb das Mädchen schließlich für siebzehn kupferne Tarnmünzen, zweifellos im Namen des Cernus, der dieses große Schauspiel in allen Einzelheiten: inszeniert hatte. Wahrscheinlich wurde das Mädchen später in einer anderen Stadt besser vorgeführt und würde einen guten Preis bringen.

Der Auktionator tat, als sei er selbst am betrübtesten, und schleuderte das arme Mädchen fast die Treppe hinab. Er starrte in die Menge. »Ich hab's euch gesagt!« rief er. »Die Barbarenmädchen sind nichts wert!«

Nun unterhielt er sich mit einem Beamten des Curuleums, der die Verkaufspapiere ausstellte, und wandte sich wieder an seine Zuschauer.

»Vergebt mir, Brüder und Schwestern aus meiner Stadt«, sagte er stockend, »denn ich muß euch noch weitere Barbarenmädchen vorstellen.«

Die Menge stampfte wütend mit den Füßen und schrie ihr Mißvergnügen hinaus.

Plötzlich jedoch ging das Licht im Amphitheater aus, und als es wieder aufflammte, standen drei Frauen auf dem Block, zwei Mädchen und ihre Anführerin, aufrecht, mit erhobenen Köpfen. Sie trugen große schwarze Umhänge mit Kapuzen, die ihre Züge völlig verhüllten. Ihre Handgelenke waren mit Sklavenfesseln vor dem Körper zusammengebunden, und ihre Leitketten endeten in der Hand des Auktionators.

»Drei Barbarenmädchen, zwei von Weißer Seide, eines von Roter Seide«, rief er.

»Sind sie ausgebildet?« wollte jemand wissen.

»Wir haben eine Urkunde darüber«, erwiderte der Auktionator und rief drei Bewachungssklaven auf den Block, denen er die Ketten der Mädchen überreichte. Auf seinen Befehl wurden die verhüllten Gestalten über den Block geführt.

»Wie lautet das Gebot?« fragte der Auktionator.

Jemand bot drei Goldstücke, wahrscheinlich um das Geschäft überhaupt erst in Gang zu bringen.

»Ich höre drei!« rief der Auktionator. »Sagt jemand vier?« Mit diesen Worten trat er neben eines der Mädchen und schob ihre Haube zurück.

Es war Virginia. Sie blickte verächtlich um sich. Sie trug das Make-up einer Vergnügungssklavin. Das schimmernde Haar fiel ihr bis auf die Schultern herab.

»Acht Goldstücke l« rief jemand.

»Zehn!«

Nun zerrte der Auktionator auch Phyllis' Haube zurück.

Eine seltsame Wut schien dieses Mädchen zu erfüllen. Die Menge schwieg überrascht. Das Make-up erhöhte die natürliche Schönheit des Mädchens, doch mit einer so absichtlichen Betonung die besonders aufreizend wirken mußte.

»Zwanzig Goldstücke!« hörte ich ausrufen. »Fünfundzwanzig!« ertönte es sofort aus einem anderen Teil des Saals.

»Vierzig!«

Der Auktionator lachte und näherte sich dem dritten Mädchen.

Cernus beugte sich zur Seite und sagte: »Ich frage mich, wie ihr zumute ist, wenn sie feststellt, daß sie wirklich verkauft worden ist.«

»Gib mir ein Schwert«, sagte ich, »und kämpfe gegen mich!«

Cernus lachte und konzentrierte sich wieder auf den Block.

Als der Auktionator nach der Kapuze des dritten Mädchens greifen wollte, wandte sie sich ab und eilte plötzlich zur rückwärtigen Treppe, als wollte sie trotz ihrer Kette einen Fluchtversuch machen. Natürlich wurde sie heftig zurückgedreht und zu Boden geworfen. Der Auktionator schleifte sie in die Mitte des Blockes und stellte ihr einen Fuß auf den Rücken.

Ich war wütend, denn ich wußte, daß auch dieser Zwischenfall in allen Einzelheiten ausgetüftelt worden war.

»Wollt ihr das Mädchen sehen?« fragte der Auktionator.

Die Menge brüllte auf.

Der Mann zerrte das Mädchen in eine kniende Stellung und streifte die Haube zurück.

Die Lichter über dem Block fielen auf den winzigen schmalen! Nasenring Elizabeth Cardwells.

Schweigen herrschte im Auditorium. Sie war bildschön, vital und gefährlich wie ein weiblicher Larl. Sie war eine Frau, die mit den schönsten in Gor hätte aufnehmen können.

Die Stille wurde durch ein Gebot unterbrochen. »Hundert Goldstücke«, sagte ein Sklavenhändler, der die Insignien der Stadt Tor auf den Schultern trug.

»Hundertzwanzig«, sagte ein anderer Sklavenhändler nüchtern Die drei Mädchen standen eng beieinander, Elizabeth einige Schritte vor den anderen.

Die Gebote steigerten sich auf hundertvierzig Goldstücke.

Nun näherte sich der Auktionator den Gestalten, entfernte die Sklavenfesseln von ihren Händen und nahm Phyllis den schwarzen!

Umhang ab. Sie trug eine kurze, ärmellose Sklaventunika. Der Mann wandte sich Virginia zu, die gleich darauf ebenso gekleidet vor den Augen ihres Publikums stand.

Nur Elizabeth trug etwas anderes – das kurze Lederwams eines Tuchukmädchens.

»Zweihundert Goldstücke«, sagte ein Händler aus Cos.

»Zweihundertundfünfzehnl« rief ein hoher Offizier der Kavallerie Ars.

Der Auktionator starrte in die Menge. »Ist heute abend nicht Samos, der Erste Sklavenhändler aus Port Kar bei uns?«

Alle Augen richteten sich auf eine Loge dicht am Block. Auf einem Marmorstuhl saß dort eine gelassene Gestalt, ein Mann mittleren Alters mit dichtem weißem Haar; sein Gesicht war rot von Wind und Salz, seine Haut war runzlig und gesprungen wie Leder; in den Ohren trug er zwei goldene Ringe. Erstrahlte Erfahrung, Intelligenz, Grausamkeit aus. Er war der Mann, den ich mir am wenigsten als Käufer für die Mädchen wünschte.

»Gewiß wird doch Samos aus Port Kar Interesse an diesen herrlichen Mädchen haben?«

»Zeigt sie mir«, sagte Samos.

Der Auktionator verbeugte sich vor dem Mann und löste die Knoten an den Schultern der Mädchen; ihre Sklaventuniken glitten zu Boden.

Die Menge erhob sich brüllend und stampfend. Ein Dutzend Gebote tönten durcheinander.

»Fünfhundert Goldstücke!« rief ein reicher Mann aus Ar.

Samos reckte sich gelassen auf seinem Sessel und musterte die Mädchen.

»Fünfhundertundzwanzig!« tönte es.

In mir tobte ein Sturm des Entsetzens, denn ich konnte es nicht zulassen, daß die Mädchen nach Port Kar verkauft wurden. Das wilde Port Kar, auf einer Seite von dem endlosen sumpfigen Voskdelta geschützt, auf der anderen Seite von der Weite des Tambergolfs. Diese Stadt war der Alptraum aller Sklaven.

Gelassen hob Samos seine Hand. »Samos, Erster Sklavenhändler aus Port Kar, bietet eintausend Goldstücke.«

Ein Aufstöhnen ging durch das Publikum.

Der Auktionator trat verblüfft zurück. Sogar die Mädchen hoben erstaunt den Kopf. Lächelnd senkte Elizabeth den Kopf, ebenso Virginia und Phyllis. Mir war schlecht. Zweifellos hielt Elizabeth den Mann für den Agenten der Priesterkönige, der sie kaufen und in die Freiheit führen sollte.

Cernus lachte leise.

Zum Zeichen des Verkaufs ballte der Auktionator die Faust.

»Die Frauen sind verkauft!« rief er, und die Menge brüllte begeistert auf.

»Mehr Barbaren!« wurde gerufen. »Wir wollen noch mehr Barbarinnen sehen!«

»Das werdet ihr!« brüllte der Auktionator. »Wir haben noch viele Gruppen für euch. Seid nicht enttäuscht.«

Die drei Mädchen wurden vom Block geführt. Während Virginia und Phyllis einen sehr niedergeschlagenen Eindruck machten, schien Elizabeth sehr zufrieden zu sein. Als sie vorbeigeführt wurden, wandte sich Cernus an die beiden Wächter hinter mir. »Reißt den Kerl auf die Beine! Sie soll ihn sehen!«

Ich wehrte mich vergeblich.

»Weh den Feinden des Cernus!« rief Philemon zum Block hinüber.

Die Mädchen wandten sich um, und Elizabeth erkannte mich, der ich in die Lumpen eines Sklaven gekleidet war, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, ein hilfloser Gefangener des Sklavenhändlers Cernus, Ubar von Ar.

Sie riß erschreckt die Augen auf und blieb wie erstarrt stehen, hob die gefesselten Arme vor den Mund. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.

Dann wurde sie brutal weitergezerrt. Verzweifelt versuchte, sie über die Schulter zurückzublicken, doch dann war sie verschwunden.

»Ehe sie an Samos ausgeliefert wird«, sagte Cernus, »werde ich sie mir wohl noch einmal vornehmen. Sie hat mir eben gefallen.«

Ich schwieg.

»Bringt ihn fort«, sagte Cernus verärgert.

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