MARX–ENGELS–GESAMTAUSGABE. Erste Abteilung. Werke. Artikel. Entwürfe. Band 2. Karl Marx. März 1843 bis August 1844

TEXT

Einleitung

Der vorliegende Band enthält die überlieferten Manuskripte und Artikel, die Marx zwischen Mitte März 1843, dem Zeitpunkt des Austritts aus der Redaktion der «Rheinischen Zeitung», und gegen Ende August 1844, dem Beginn der Zusammenarbeit mit Friedrich Engels, verfaßte. Bestimmend für den Inhalt des Bandes sind das Manuskript «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie» und die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» sowie jene Beiträge, die aus Marx’ Mitarbeit an den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» und am Pariser «Vorwärts!» entsprangen. Zusammen mit dem Briefwechsel aus dieser Zeit, der im Band 1 der Dritten Abteilung veröffentlicht ist, sowie mit den Exzerptheften aus Kreuznach und Paris, die im Band 2 der Vierten Abteilung aufgenommen sind, widerspiegelt dieser Teil des literarischen Erbes von Marx einen Abschnitt in seiner politischen und theoretischen Entwicklung, der von folgenreichen neuen Erkenntnissen und wichtigen Erfahrungen geprägt ist. Mit der Entdeckung der historischen Rolle der Arbeiterklasse und der leidenschaftlichen Parteinahme für diese Klasse war der Übergang auf materialistische und kommunistische Positionen endgültig vollzogen, und es begann der Prozeß der Ausarbeitung des wissenschaftlichen Kommunismus.

Die politischen Erfahrungen, die Marx aus der publizistischen Tätigkeit und aus dem Kampf gegen das Verbot der «Rheinischen Zeitung» gewonnen hatte, veranlaßten ihn im März 1843, seine theoretischen Studien sowie Inhalt und Form seiner politischen Wirksamkeit neu zu durchdenken. Dieser Prozeß fiel in eine Zeit, in der sich die antifeudale Oppositionsbewegung in Deutschland weiter formierte und zugleich differenzierte. Die Bourgeoisie verfocht immer nachdrücklicher ihren Anspruch auf Teilnahme an der politischen Macht, grenzte sich aber auch zugleich von der demokratischen Strömung innerhalb der antifeudalen Oppositionsbewegung ab. Ihr Programm zielte auf einen bürgerlichen Verfassungsstaat in Form einer konstitutionellen Monarchie, der stufenweise verwirklicht werden sollte. Die Reaktion reagierte auf die Oppositionsbewegung verstärkt mit Repressalien, die sich vor allem gegen die demokratischen Kräfte richteten. Innerhalb der Feudalklasse nahm die Einsicht zu, daß sie den unumgänglich gewordenen Veränderungen durch eine Reform der feudalständischen Verfassung zuvorkommen mußte. Aber gleichzeitig wollten Teile dieser Klasse die nach den Befreiungskriegen von 1812/1813 durchgeführten Reformen rückgängig machen.

In der unmittelbaren Vorbereitung der Revolution von 1848/49, die 1840 begonnen hatte, leitete der Aufstand der schlesischen Weber im Juni 1844 eine neue Etappe ein. Zum erstenmal in der Geschichte verflocht sich bereits am Vorabend einer bürgerlichen Revolution der Kampf für die bürgerlich-demokratische Umgestaltung direkt mit dem Klassenkampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie. Der Weberaufstand, die erste offene Auseinandersetzung des deutschen Proletariats mit der Bourgeoisie, verdeutlichte besonders überzeugend, warum die Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse möglich und notwendig geworden war.


Die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» sind das erste Ergebnis eines Versuches, die ökonomischen Studien zu verallgemeinern und damit die weltgeschichtliche Rolle des Proletariats zu begründen. Sie entstanden wahrscheinlich zwischen Juni und Ende August 1844. Marx untersuchte erstmals die ökonomischen Existenzbedingungen der Arbeiterklasse, das Verhältnis von Kapital und Arbeit und die Bewegungsgesetze des Privateigentums. Daraus leitete er die Notwendigkeit der Aufhebung des Privateigentums ab. Die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» enthalten eine Kritik der Hegelschen und kritische Bemerkungen zur junghegelschen Philosophie sowie eine Wertung der Auffassungen Feuerbachs. Sie sind eine direkte und indirekte Auswertung des utopischen Sozialismus und Kommunismus. Sie enthalten Darlegungen über die künftige Gesellschaft. In erster Linie sind sie jedoch eine Kritik der Nationalökonomie, die zu wichtigen Erkenntnissen der materialistischen Geschichtsauffassung und zu einer fruchtbaren Ausgangsbasis der ökonomischen Lehre von Marx führte.

Im vorliegenden Band werden die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» in einer veränderten Textanordnung dargeboten. Um dem Reifegrad des Manuskripts und der komplizierten Überlieferungslage gerecht zu werden, wird der Text in zwei verschiedenen Anordnungen wiedergegeben (siehe Editorische Hinweise). Diese Edition stützt sich auf eine genaue Analyse der überlieferten Hefte und der von Marx erreichten Ausarbeitungsstufe. Sie ermöglicht es, die Entstehungsphasen, die Erkenntnisfortschritte innerhalb der Niederschrift, die chronologischen und logischen Zusammenhänge, die Beziehungen zu den Exzerptheften sowie die logische Struktur unter neuen Gesichtspunkten zu studieren. Die Neuentzifferung an Hand des Originals führte besonders bei der Wiedergabe der «Vorrede» zu wesentlichen Korrekturen an bisherigen Editionen. Vor allem der Teil Entstehung und Überlieferung bietet neue Erkenntnisse und Überlegungen über die Entstehungszeit, -umstände und -phasen, über die Chronologie der Exzerpte und vorliegender Arbeit sowie über Charakter und Zustand der Originalhandschrift (siehe S. 685 – 709).

Die drei überlieferten Hefte, die den Bestand der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» ausmachen, widerspiegeln die ersten Ergebnisse und in der Reihenfolge der Hefte zugleich Fortschritte von Marx’ Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie. Dem Heft I ging die Beschäftigung mit der Sayschen Interpretation und Kommentierung der Lehre von Adam Smith sowie die Aneignung wichtiger Erkenntnisse von Smith voraus (MEGA2 IV/2. S. 301 – 327 und 332 – 386). Zwischen dem Heft I und dem Heft II liegen Exzerpte aus John Ramsay MacCulloch und aus Guillaume Prevost, der die Auffassungen der Schule Ricardos zusammenfaßte und kommentierte (MEGA2 IV/2. S. 473 – 484). Marx’ Hinweise auf andere Ökonomen belegen, daß er deren Schriften offensichtlich noch nicht umfassend studiert und exzerpiert hatte. Gedankengut dieser Ökonomen entnahm Marx wahrscheinlich aus Schriften zeitgenössischer Autoren, so u.a. aus der Arbeit von Eugène Buret.

Marx erfaßte unter dem Begriff «Nationalökonomie» die bürgerliche politische Ökonomie, deren Wesensmerkmale und deren Genesis er erklären wollte. Im Heft II und Heft III wird deutlich, wie er auch die Unterschiede zwischen den Ansichten von Smith und Ricardo auszuwerten begann, deren objektive Basis die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise vom Manufakturkapital zum industriellen Kapital war. Die Einschätzungen über Ricardo eignete sich Marx beim Studium von MacCulloch und Prevost an. Die Exzerpte aus Ricardo und Mill (MEGA2 IV/2. S. 392 – 470) sind offensichtlich erst nach der Niederschrift der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» entstanden und widerspiegeln den Beginn einer neuen Ausarbeitungsstufe.

Marx würdigte bereits 1844, daß die bürgerliche politische Ökonomie wissenschaftliche Verdienste bei der Erforschung der kapitalistischen Produktionsweise erworben hat. Ihre wissenschaftlich wertvollen Elemente konnte er jedoch noch nicht als solche erkennen und aufnehmen. Er unterschied noch nicht zwischen den Vulgärökonomen und den Klassikern der bürgerlichen Ökonomie.

Marx’ proletarische Klassenposition, von der aus er 1844 an die Untersuchung der ökonomischen Verhältnisse herangegangen war, erschloß ihm einen Weg, der den bürgerlichen Ökonomen durch ihre klassenbedingten Erkenntnisgrenzen versperrt blieb. Im Zentrum der Marxschen Analyse stand deshalb auch die Kritik am klassenbedingten Wesen der bürgerlichen politischen Ökonomie. Die Nationalökonomie, so schlußfolgerte Marx, ist das Produkt der Bewegung des Privateigentums, vor allem des industriellen Kapitals oder der modernen Industrie, die «wissenschaftliche Wiederspiegelung» dieser Zustände (S. 451). Sie beschleunigt die Entwicklung des industriellen Kapitals und der modernen Industrie. Die Nationalökonomie faßt den materiellen Prozeß des Privateigentums in allgemeine Gesetze. Sie entdeckt die Gesetze, die die Produktion, die Distribution und die Konsumtion des materiellen Reichtums bestimmen. Die bürgerliche politische Ökonomie zeigt aber weder das Hervorgehen dieser Gesetze aus dem Wesen des Privateigentums noch die Genesis des Privateigentums, verdeutlichte Marx. Sie setzt die Gesetze des Privateigentums als ewige und unwandelbare Naturgesetze voraus. Sie betrachtet das Privateigentum als eine natürliche und ewige Existenzbedingung der materiellen Produktion, ohne die es weder Reichtum noch Fortschritt geben könne.

Dieser Position hielt Marx die Lage der Arbeiterklasse entgegen: «Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichthum er producirt, je mehr seine Production an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Waare, je mehr Waaren er schafft. Mit der Verwerthung der Sachenwelt, nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältniß zu. Die Arbeit producirt nicht nur Waaren; sie producirt sich selbst und d[en] Arbeiter als eine Waare und zwar in dem Verhältniß, in welchem sie überhaupt Waaren producirt.» (S. 235 und 364.) Marx schlußfolgerte, daß das Privateigentum historisch notwendig entstanden ist, aber ebenso historisch notwendig aufgehoben werden muß.

Smith hielt die Arbeit in ihrer allgemeinen Form für die Quelle des Werts. Den Tauschwert bestimmte er als das in den Waren enthaltene Quantum der Arbeit. Der Wert des Produkts wird von der produktiven Arbeit geschaffen, die damit auch die Quelle des Profits und der Grundrente ist. Bei der ersten Verarbeitung dieser Erkenntnisse von Smith stieß Marx auf ein Wesensmerkmal der bürgerlichen politischen Ökonomie, welches er zunächst mit einer Gegenüberstellung der «theoretischen und praktischen Ansprüche der Arbeiter» erfaßte (S. 203 l und 331). Dem Arbeiter gehöre der Theorie nach das ganze Produkt, aber praktisch bekomme er den kleinsten Teil, um als Arbeiter existieren und sich fortpflanzen zu können. Arbeit schafft Kapitalanhäufung, und Kapital ist aufgespeicherte Arbeit – so Smith –, aber der Arbeiter muß sich für ein Lohnminimum verkaufen und wird vom Kapital immer abhängiger. Die Arbeit ist das einzige, wodurch das Naturprodukt vergrößert werden kann, Grundeigentümer und Kapitalisten sind nur konsumierende Klassen, aber praktisch beherrschen Grundeigentümer und Kapitalisten die Arbeiter. Die Arbeitsteilung erhöht die produktive Kraft der Arbeit und den Reichtum, aber die Arbeitsteilung verwandelt den Arbeiter in eine Maschine und verkrüppelt seine Fähigkeiten.

Unter vielfältigen Aspekten würdigte Marx das historische Verdienst der Nationalökonomie, die die Arbeit zu ihrem Prinzip erhob. Das ungelöste Problem blieb, wie Marx feststellte, daß die Nationalökonomie die Arbeit zur Seele ihrer ganzen Wissenschaft machte, dieser Arbeit aber nichts, dem Privateigentum dagegen alles zusprach. Marx legte damit in der bürgerlichen ökonomischen Theorie einen Widerspruch bloß, den er im politischen Bereich bereits bei der Analyse der bürgerlichen Menschenrechte und der Rolle der Bourgeoisie in der bürgerlichen Revolution aufgedeckt hatte. Die bürgerliche Nationalökonomie erhob mit der Kritik am Feudalismus und an den feudalen ökonomischen Theorien den Anspruch auf menschliche und vernünftige Verhältnisse und verkörperte damit allgemeine Interessen. Dieser Anspruch wurde aber illusorisch, indem er sich auf das klassenbedingte Interesse der Kapitalisten bei der Begründung der Grundvoraussetzung der Nationalökonomie, des Privateigentums, reduzierte. Vor allem im Heft II und Heft III legte Marx dar, wie die Schule Ricardos dieses klassenbedingte Interesse offen aussprach. Das Streben der Kapitalisten nach höchstmöglichem Profit und niedrigstem Arbeitslohn erklärte sie ganz folgerichtig aus dem Wesen des Kapitals, als das normale, gesetzmäßige Verhältnis von Kapital und Arbeit. Marx wies nach, daß die bürgerliche Ökonomie nicht die Gesetze der menschlichen Arbeit überhaupt, sondern die Gesetze der entfremdeten Arbeit ausgesprochen hat.

Aus der Analyse des Klassencharakters der bürgerlichen politischen Ökonomie leitete Marx die eigene wissenschaftliche Arbeit ab: «Wir haben also jezt den wesentlichen Zusammenhang zwischen dem Privateigenthum, der Habsucht, der Trennung von Arbeit, Capital und Grundeigenthum, von Austausch und Concurrenz, von Werth und Entwerthung d[es] Menschen, von Monopol und Concurrenz etc., von dieser ganzen Entfremdung mit dem Geldsystem zu begreifen.» (S. 235 und 364.)

Marx versuchte in den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten», die «Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft» (Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. A.a.O. S. 100) aufzudecken. Zum Ausgangspunkt wählte er die ökonomischen Existenzbedingungen der drei Grundklassen der bürgerlichen Gesellschaft, der Arbeiterklasse, der Kapitalisten und der Grundeigentümer. Die Existenz dieser Klassen und ihre allgemeinsten Beziehungen hatte er bereits in den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» skizziert. In den Manuskripten untersuchte Marx den Arbeitslohn, die Verwandlung des Arbeiters in eine Ware, die Verelendung der Arbeiterklasse, das Kapital, den Profit des Kapitals, die Konkurrenz der Kapitalisten und die Konzentration des Kapitals in wenigen Händen, die Herrschaft des Kapitals über die Arbeiter, die Grundrente und die Rolle der Grundeigentümer und Pächter. Er verallgemeinerte vor allem Auffassungen von Smith und Say, aber auch von Buret, Constantin Pecqueur und Wilhelm Schulz. Dabei gelangte Marx zu den ersten fruchtbaren Ansätzen seiner eigenen ökonomischen Theorie.

Marx begann, Lohnarbeit, Kapital und Grundrente als diejenigen Kategorien zu erfassen, die die Klassenstruktur der bürgerlichen Gesellschaft bestimmten, worauf die drei Grundklassen beruhten und die die wesentlichen Beziehungen dieser drei Klassen untereinander prägten.

Bereits 1842 und 1843 hatte sich Marx mit der politischen Rolle des Grundeigentums beschäftigt. Im Heft I faßte er nun wichtige Punkte der Auffassungen von Smith über die Grundrente und den historischen Platz des Grundeigentums zusammen. Marx widerlegte vor allem dessen These, daß die Interessen der Grundeigentümer mit den Interessen der Gesellschaft identisch seien. Im Heft II registrierte Marx die unterschiedlichen Auffassungen von Smith und Ricardo über Grundrente und Grundeigentum und würdigte die Konsequenzen von Ricardo.

Weiterhin entwickelte Marx fruchtbare Gedanken über die historische Entwicklung des Grundeigentums. Er behandelte die Teilung des Grundeigentums, die Konkurrenz zwischen großem und kleinem Grundeigentum, die Konzentration des großen und den Ruin des kleinen Grundeigentums, den Übergang des Grundeigentums in die Hände der Kapitalisten und die Rolle der Pächter als Kapitalisten.

Die Ablösung der Feudalität, die Marx bis 1843 von der politischen Sphäre aus untersucht hatte, betrachtete er nunmehr primär als sozialökonomische Bewegung, als historisch notwendigen Sieg des industriellen Kapitals über das feudale Grundeigentum, als Entwicklung des feudalen Grundeigentums zum Kapital. Die Beziehungen zwischen Grundeigentümern und Leibeigenen sowie hörigen Bauern verwandeln sich in Beziehungen von Privateigentümern und Tagelöhnern. Der Unterschied zwischen Grundeigentum und Kapital, Grundrente und Profit, unbeweglichem und beweglichem Privateigentum ist für Marx nunmehr nur noch ein historischer, nicht im Wesen des Verhältnisses begründeter Unterschied. Das Grundeigentum widerspiegelt ein Entstehungsmoment des Gegensatzes von Kapital und Arbeit. Marx verallgemeinerte, daß der «Unterschied von Capitalist und Grundrentner, wie von Ackerbauer und Manufacturarbeiter verschwindet und die ganze Gesellschaft in die beiden Klassen der Eigenthümer und Eigenthumslosen Arbeiter zerfallen muß» (S. 234 und 363).

In den Mittelpunkt seiner eigenen Darlegungen rückte Marx das Verhältnis des Privateigentums als Arbeit, als Kapital und als Gegensatz von Kapital und Arbeit. Das Privateigentum analysierte er nicht einfach als Besitz, Zustand oder Sache, nicht mehr als juristisches, sondern als sozialökonomisches Verhältnis. Er begann, den Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Proletariat als Gegensatz von Kapital und Arbeit, als Bewegung und Entwicklung dieses Gegensatzes in seiner dialektischen Einheit zu erforschen. Darin suchte er die objektiven Ursachen, die zur Aufhebung des Privateigentums, zur Auflösung dieses sozialökonomischen Verhältnisses führen und leitete daraus die historische Rolle des Proletariats ab. Die Analyse dieser objektiven ökonomischen und sozialen Zusammenhänge ist der Hauptgegenstand der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Sie repräsentiert zusammen mit Engels’ Aussagen in den «Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie» das qualitativ Neue in der Ausarbeitung der Weltanschauung der Arbeiterklasse. Sie ist der Keim der ökonomischen Lehre von Marx.

Eine Konsequenz dieses klassenmäßigen Herangehens und der bis zu diesem Zeitpunkt gewonnenen philosophischen Weltanschauung war, daß Marx 1844 seine Analyse des Privateigentums nicht mit dem Kapital, sondern mit der Arbeit begann, die er als das subjektive Wesen des Privateigentums bezeichnete. Die wesentliche Seite der Arbeit, so bestimmte Marx, ist das unmittelbare Verhältnis des Arbeiters zur Produktion. Gerade dieses Verhältnis sei von der Nationalökonomie nicht beachtet worden. Marx entwickelte daraus die Kategorie der entfremdeten Arbeit, mit der er wesentliche Zusammenhänge zwischen Arbeit und Privateigentum, wesentliche Merkmale der Lage des Arbeiters unter den Bedingungen des Privateigentums und im Prinzip wesentliche Züge der kapitalistischen Ausbeutung aufdeckte.

Marx betrachtete erstens das Verhältnis des Arbeiters zu den Produkten seiner Arbeit. Unter den Bedingungen des Privateigentums treten sie dem Arbeiter als fremdes Wesen, als unabhängige Macht, als feindlicher Gegensatz entgegen. Der Arbeiter verhält sich zum Produkt seiner Arbeit ebenfalls fremd, betrachtet es als fremden Gegenstand. Die Verwirklichung oder Vergegenständlichung der Arbeit im Produkt hat die Entwirklichung, die Entfremdung des Arbeiters zur Folge. Er wird von den Produkten seiner Arbeit abhängig, von ihnen unterdrückt.

Zweitens untersuchte Marx das Verhältnis des Arbeiters zu seiner produzierenden Tätigkeit oder zu dem Akt der Produktion. Die produzierende Tätigkeit als die eigentliche menschliche Funktion ist dem Arbeiter äußerlich, gehört ihm nicht, wird zu einer gegen ihn selbst gewandten Tätigkeit, wird unter den Bedingungen des Privateigentums zur Zwangsarbeit, während menschliche Tätigkeiten wie Essen, Trinken, Zeugen etc. zu den eigentlichen und einzigen freien Tätigkeiten werden.

Drittens griff Marx das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft wieder auf, welches er zwar noch wie 1843 mit der Kategorie Gattungsleben, Gattungswesen erfaßte, aber wesentlich anders bestimmte. Das Gattungswesen ist für Marx nicht mehr nur soziale und politische Daseinsweise des Menschen, die allen Menschen gemeinsamen Wesenseigenschaften wie Denken, Bewußtsein und soziales Verhalten. Auf der Grundlage der ersten ökonomischen Studien formulierte er das Gattungswesen als Arbeit, Lebenstätigkeit, das produzierende Leben des Menschen, als Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Die Natur ist das unmittelbare Lebensmittel für die physische Existenz des Menschen, der Mensch ist selbst ein Teil der Natur. Die Natur ist Materie, Gegenstand und Werkzeug des Menschen. «Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens… Eben in der Bearbeitung der gegenständlichen Welt bewährt sich der Mensch daher erst wirklich als Gattungswesen. Diese Production ist sein Werkthätiges Gattungsleben. Durch sie erscheint die Natur als sein Werk und seine Wirklichkeit.» (S. 241 und 369/370.) Der Mensch verwirklicht sein Gattungsleben nicht allein und nicht in erster Linie durch das bewußte Erkennen der Natur, sondern vor allem durch die Veränderung der Natur, durch eine vom Menschen geschaffene Welt oder menschliche Wirklichkeit.

Unter den Bedingungen des Privateigentums wird der Arbeiter durch die Entfremdung vom Produkt und durch die Entfremdung vom Akt der Produktion seiner Gattungstätigkeit, seinem Gattungsleben entfremdet. Die Trennung des Gattungslebens von der individuellen Existenz in der bürgerlichen Gesellschaft hat die Entfremdung beider zur Folge, weil nur in der Einheit beider Momente die wahre Verwirklichung des menschlichen Daseins liegt. Die Gattungstätigkeit als Zwangsarbeit wird, wie Marx betonte, zum Mittel der physischen Existenz, und das individuelle Leben, die physische Existenz wird zum Zweck des Gattungslebens. Die individuelle Existenz wird durch die Trennung vom Gattungsleben wieder zu einer tierischen Lebensäußerung.

Viertens entwickelte Marx als Konsequenz der Entfremdung des Arbeiters vom Produkt, von seiner produzierenden Tätigkeit und vom Gattungswesen die Entfremdung des Menschen vom anderen Menschen überhaupt, die Entfremdung von dessen Arbeit und dessen Produkt der Arbeit.

Diese vier Wesensmerkmale der Lage des Arbeiters unter den Bedingungen des Privateigentums faßte Marx unter dem Begriff oder der Kategorie entfremdete, entäußerte Arbeit zusammen. Die entfremdete Arbeit charakterisierte er als das bestimmende und wesentliche Verhältnis der bürgerlichen Gesellschaft. Sie bestimme nicht nur das subjektive, sondern auch das objektive Wesen des Privateigentums, das Kapitalverhältnis, erklärte Marx 1844. Sie erzeuge das Verhältnis der Privateigentümer zur Produktion des Arbeiters, die Herrschaft der Privateigentümer über das Produkt der Arbeit und die Arbeit selbst, das Verhältnis der Kapitalisten zu den Arbeitern. Daraus schlußfolgerte er, daß das Privateigentum «das Produkt, das Resultat, die nothwendige Consequenz d[er] entäusserten Arbeit» ist. Der Begriff der entfremdeten Arbeit – so Marx – wurde «als Resultat aus der Bewegung des Privateigenthums gewonnen. Aber es zeigt sich bei Analyse dieses Begriffes, daß, wenn das Privateigenthum als Grund, als Ursache der entäusserten Arbeit erscheint, es vielmehr eine Consequenz der selben ist… Später schlägt dieß Verhältniß in Wechselwirkung um.» (S. 244 und 372/373.)

Bereits kurze Zeit später, allerdings nach sehr umfangreichen Studien, konnte Marx erkennen, daß die gesetzmäßigen sozialen und ökonomischen Zusammenhänge der kapitalistischen Produktionsweise nicht mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit zu erfassen sind. Vor ihm lag noch ein weiter Weg intensiver Forschungen, bevor er den komplizierten Prozeß der kapitalistischen Produktion als Erzeugung von Gebrauchswert und Wert, als konkrete, Gebrauchswert schaffende und abstrakte, Wert schaffende Arbeit, als Arbeits- und Verwertungsprozeß wissenschaftlich exakt analysieren und den Mehrwert entdecken konnte. Die Analyse von 1844 jedoch erbrachte wesentliche Einsichten.

Marx verarbeitete mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit Erkenntnisse der historischen Geschichtsdialektik Hegels und der materialistisch-humanistischen Philosophie Feuerbachs. Diese Verbindung von Philosophie und Ökonomie ermöglichte es Marx, seine ersten ökonomischen Studien theoretisch auf einer qualitativ neuen Grundlage zu verallgemeinern. Dadurch gelangte er zu wichtigen Ergebnissen. Sie sind ein fruchtbarer Ansatz seiner künftigen ökonomischen Lehre. Aber vor allem kristallisierte Marx mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit wichtige Elemente der dialektisch-materialistischen Geschichtsauffassung heraus. Es war ein erster Versuch, auf einer dialektisch-materialistischen Grundlage die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu erfassen, die Beziehungen der Menschen in der materiellen Produktion aufzudecken, wie sie sich unter den Bedingungen des Privateigentums notwendig und gesetzmäßig gestalten. Von der Position der Arbeiterklasse aus charakterisierte Marx mit der entfremdeten Arbeit wesentliche gesellschaftliche Beziehungen in der materiellen Produktion und bezeichnete diese als die grundlegenden sozialen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft, die die Lebenssituation der Menschen und die zwischenmenschlichen Verhältnisse überhaupt bestimmen. Marx vermied mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit eine metaphysische Trennung von Kapital und Arbeit, wie dies Proudhon getan hatte, einen mechanischen Determinismus bei der Bestimmung des Verhältnisses von Privateigentum und bürgerlicher Gesellschaft. Er bewahrte auf der Grundlage der materialistischen Weltanschauung seine tiefverwurzelte Auffassung vom Menschen als aktive schöpferische Kraft.

Bedeutsam sind einige politische Schlußfolgerungen, die Marx aus der entfremdeten Arbeit zog. Er bewies, daß eine Erhöhung des Arbeitslohns oder die Gleichheit der Arbeitslöhne die soziale Lage der Arbeiter nicht zu ändern vermag, weil damit das bestimmende Verhältnis, die entfremdete Arbeit, nicht aufgehoben würde. Mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit vertiefte er wesentlich die Begründung der historischen Rolle des Proletariats. «Aus dem Verhältniß der entfremdeten Arbeit zum Privateigenthum folgt ferner, daß die Emancipation der Gesellschaft vom Privateigenthum etc, von der Knechtschaft in der politischen Form der Arbeiteremancipation sich ausspricht, nicht als wenn es sich nur um ihre Emancipation handelte, sondern weil in ihrer Emancipation die allgemein menschliche enthalten ist, diese ist aber darin enthalten, weil die ganze menschliche Knechtschaft in dem Verhältniß des Arbeiters zur Production involvirt ist und alle Knechtsschaftsverhältnisse nur Modificationen und Consequenzen dieses Verhältnisses sind.» (S. 245 und 373/374.)

Sowohl die Zurückführung des Privateigentums auf die entfremdete Arbeit, die Bestimmung des Verhältnisses Kapital und Arbeit aus der entfremdeten Arbeit wie auch im besonderen die Bestimmung des Gattungswesens zeigen die Grenzen des erreichten Entwicklungsstandes. Diese Kategorien widerspiegeln, daß Marx die Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft, das soziale und gesellschaftliche Wesen des Menschen noch nicht wirklich empirisch, konkret-historisch erfassen konnte, daß er die Produktion des materiellen Lebens in ihren verschiedenen historischen und sozialen Elementen und Verhältnissen noch nicht exakt zu bestimmen vermochte. Erst mit der Entdeckung der allgemeinsten Bewegungsgesetze der menschlichen Entwicklung konnte Marx das Verhältnis des Privateigentums, den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, die Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft ohne die Kategorie der entfremdeten Arbeit und des Gattungswesens erklären.

Marx deutete in den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» wichtige Probleme an, die er entweder nicht ausführte oder auf den nicht überlieferten Seiten behandelt hat. Er begründete 1844 theoretisch die Einheit von Kapital und Arbeit mit dem Verhältnis des Privateigentums, indem er die Arbeit als das subjektive Wesen und das Kapital als die objektive Gestalt des Privateigentums definierte. Aussagen über das Kapital als das objektive Wesen des Privateigentums befanden sich offensichtlich auf den nichtüberlieferten Seiten. Wahrscheinlich stieß Marx gerade bei der Untersuchung dieser Zusammenhänge auf Fragen, die er mit seinen bisherigen Kenntnissen nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Das Resümee der Einheit von Kapital und Arbeit, wie sie Marx in der Nationalökonomie vorgefunden hatte, und die mangelnde Analyse dieser Aussagen deuten darauf hin.

Am Ende des Heftes I stellte Marx «die Frage nach dem Ursprung des Privateigenthums», die er «in die Frage nach dem Verhältniß der entäüsserten Arbeit zum Entwicklungsgang der Menschheit verwandelt» oder in die Frage, wie die «Entfremdung im Wesen der menschlichen Entwicklung begründet» ist (S. 246 und 374). Diese Fragestellung liegt in Marx’ Geschichtsdialektik begründet. Der Beweis des historisch bedingten Charakters des Privateigentums war logisch mit der Frage nach der historischen Entwicklung des Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit verbunden. Dieses Problem behandelte Marx offensichtlich ebenfalls auf den nicht überlieferten Seiten des Heftes II, was aus den überlieferten Textergänzungen abgeleitet werden kann. Aus ihnen ergeben sich einige wichtige Erkenntnisse. Marx konstatierte den Gegensatz von Eigentumslosigkeit und Eigentum, der sich im historischen Verlauf der Menschheitsgeschichte zum Gegensatz von Kapital und Arbeit entwickelt, in letzter Konsequenz zum Gegensatz von industriellem Kapital, für Marx die vollendete objektive Gestalt des Privateigentums, und der Fabrikarbeit, der vollendeten entfremdeten Arbeit. In der Einheit und gleichzeitigen Polarisierung des Gegensatzes von Kapital und Arbeit, der im industriellen Kapital und der Fabrikarbeit die höchste Zuspitzung erfährt, suchte Marx die objektiven Gründe für die historische Notwendigkeit, diesen sich geschichtlich entwickelnden Gegensatz von Eigentumslosigkeit und Eigentum aufzuheben.

Einen neuen Ansatz seiner ökonomischen Studien fand Marx mit der Untersuchung der Arbeitsteilung. Die Aussagen darüber formulierte er fast am Ende der Niederschrift der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Aus Erkenntnissen von Smith, Say, Skarbek und Mill entwickelte Marx, daß nur das ausgebildete Privateigentum, das industrielle Kapital, eine umfassende Arbeitsteilung hervorbringen kann. Sie führt zu einer gewaltigen Steigerung der Produktion, aber gleichzeitig zur Verarmung, Reduzierung und Verkrüppelung der individuellen Fähigkeiten des Arbeiters. Jedoch ermöglicht die Arbeitsteilung, die Verschiedenartigkeit der Talente und Fähigkeiten zu respektieren und auszubilden. Die Arbeitsteilung verkörpert Wesenskräfte des Menschen, die von der Gesellschaft abgeleitet sind. Sie unterscheiden sich von den individuellen Fähigkeiten, der Intelligenz und den Arbeitsfertigkeiten des einzelnen, die das andere Moment der produktiven Wesenskräfte des Menschen darstellen. Demzufolge charakterisierte Marx die Teilung der Arbeit unter den Bedingungen des Privateigentums als «der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung», als die «entfremdete und entäusserte Gestalt der menschlichen Thätigkeit als Gattungsthätigkeit» (S. 309 und 429). Aus dieser Untersuchung schlußfolgerte Marx, daß das menschliche Leben zu seiner Verwirklichung des Privateigentums bedurfte, bei dem erreichten Stand der Arbeitsteilung jedoch der Aufhebung des Privateigentums bedarf.

Diese ersten zusammenhängenden Bemerkungen über die Teilung der Arbeit, obwohl von Marx nur skizziert, sind ein neuer Ausgangspunkt für die Ausarbeitung der materialistischen Geschichtsauffassung. Marx begann erstmals konkreter, die gesellschaftlichen Produktivkräfte zu untersuchen. Allein mit der Unterscheidung zwischen den individuellen, dem einzelnen Menschen inhärenten und den aus der Gesellschaft abgeleiteten produktiven Wesenskräften des Menschen – eine Unterscheidung, die Marx von Skarbek übernahm – und mit der Bestimmung der Gattungstätigkeit als Gesellschaftlichkeit der Arbeit führte Marx in seine Untersuchungen ein wesentliches empirisches, konkret-historisches Element ein. Ebenso wesentlich ist der Ansatz, daß Marx in der Arbeitsteilung die Notwendigkeit für das Entstehen und den Grund für die historische Überlebtheit des Privateigentums suchte.

Seine Gedanken über die Arbeitsteilung führte Marx im Zusammenhang mit den Exzerpten aus Mills Schrift «Élémens d’économie politique» weiter. Das Heft mit Auszügen aus Mill sowie aus Ricardos Schrift «Des principes de l’économie politique et de l’impôt» (MEGA2 IV/2. S. 392 – 470), das umfangreiche eigenständige Darlegungen von Marx enthält, kann vermutlich als unmittelbare Fortsetzung der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» betrachtet werden. Marx kommentierte in diesem Heft erstmals einige ökonomische Kategorien, deren Inhalt er bisher nur in Form von Zitaten oder beschreibenden Darlegungen erfaßt hatte. Dazu gehörten die Kategorien Wert, Preis, Austausch, Geld sowie Kredit. Das führte auch zu einer konkreteren Interpretation der Kategorie der entfremdeten Arbeit, zur Präzisierung und Weiterentwicklung des Inhalts dieser Kategorie.

In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» versuchte Marx zum erstenmal umfassend, den Prozeß der Ablösung des Kapitalismus durch den Kommunismus theoretisch vorwegzunehmen und Wesenszüge der neuen Ordnung aufzuzeigen. Möglicherweise hing dieser Versuch mit Diskussionen zusammen, die der Weberaufstand hervorgerufen hatte und die sich auch im «Vorwärts!» widerspiegelten (siehe S. 557 – 562).

Marx stellte sich das Ziel, eine theoretische Begründung des Kommunismus zu geben. Als konsequenter Gegner der utopisch-kommunistischen Konstruktionen der Zukunft versuchte er, den gesetzmäßigen Prozeß der historischen Entwicklung zu erfassen. Die theoretische Vorwegnahme dieses Prozesses war mit Mängeln behaftet, die sich aus Marx’ unzureichenden Kenntnissen über die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft ergaben. Marx und Engels betonten später des öfteren, die theoretische Vorwegnahme muß sich auf exakte Analysen der Vergangenheit und Gegenwart stützen und ist vom Stand der Einsicht in die Bewegungsgesetze der menschlichen Gesellschaft und der Produktionsweise abhängig.

Marx begann seine theoretische Begründung mit einer Charakterisierung der ideengeschichtlichen Entwicklung von Sozialismus und Kommunismus. Diese Einschätzungen belegen erneut, wie er an die Geschichte des menschlichen Denkens heranging. Jedoch verfolgte Marx damit offensichtlich auch politische Absichten, die aus dem Ziel der sich formierenden kommunistischen Parteirichtung resultierten. Er nannte verschiedene historische Formen des Sozialismus und Kommunismus, die er als historische Etappen der Herausbildung der Theorie vom Kommunismus, als Etappen der theoretischen Aufhebung der Selbstentfremdung verstand.

Proudhon, Fourier und Saint-Simon wollten das soziale Verhältnis des Privateigentums nicht allseitig aufheben. Sie griffen nur eine Seite heraus und wollten diese verändern, Proudhon das Kapital, Fourier sowie Saint-Simon die Arbeit. Die nächst höhere Stufe der Entwicklung der Idee war deshalb nach Marx’ Ansicht der rohe und gedankenlose Kommunismus. Dessen positives Element war die Forderung nach Aufhebung des Privateigentums, aber nur als einfache Negation des Privateigentums. Das bedeutete gemeinsamen Besitz des Privateigentums durch alle, Liquidierung all dessen, was nicht von allen besessen werden kann. Dieser Kommunismus negiert die individuelle Persönlichkeit, die vielseitigen, verschiedenartigen und unterschiedlichen Fähigkeiten und Talente, die allseitige Aneignung des menschlichen Wesens. Die soziale Lage des Arbeiters, so bemerkte Marx, wird auf alle Menschen ausgedehnt. Durch Gleichmacherei in der Tätigkeit und Entlohnung werden die negativen Seiten der Arbeit auf alle übertragen. Der nächste Schritt in der theoretischen Entwicklung der kommunistischen Idee ist die Begründung der Aufhebung der politischen Entfremdung, der Aufhebung des Staats. Dieser Kommunismus bewältigt einen Schritt in der Aufhebung der Entfremdung; aber er erfaßt nicht das positive Wesen des Privateigentums und die menschliche Natur der Bedürfnisse, er will das politische, aber nicht das gesellschaftliche Wesen des Menschen ändern.

Die entwickelte Auffassung vom Kommunismus definierte Marx 1844 wie folgt: «Der Communismus als positive Aufhebung des Privateigentums, als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für d[en] Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichthums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d.h. menschlichen Menschen.» (S. 263 und 389.) Für Marx war der Kommunismus «die Position als Negation der Negation, darum das wirkliche, für die nächste geschichtliche Entwicklung nothwendige Moment der menschlichen Emancipation und Wiedergewinnung. Der Communismus ist die nothwendige Gestalt und das Energische Princip der nächsten Zukunft, aber der Communismus ist nicht als solcher das Ziel der menschlichen Entwicklung, – die Gestalt der menschlichen Gesellschaft.» (S. 275 und 398/399.)

Der Kommunismus, so formulierte Marx 1844, ist der Prozeß der positiven Aufhebung des Privateigentums, als solcher kein einmaliger Akt, sondern «eine wirkliche communistische Aktion», die «in der Wirklichkeit einen sehr rauhen und weitläufigen Proceß durchmachen» wird (S. 289 und 425). In diesem Prozeß vollzieht sich die Aneignung des menschlichen Wesens, die erstens vom Privateigentum aus beginnt und zweitens bis zur Vollendung dieser Bewegung durch die Negation oder die Aufhebung des Privateigentums vermittelt ist, «eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, …nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende… Position» ist (S. 277 und 401).

Positive Aufhebung des Privateigentums war für Marx Negation der Negation als dialektisch-materialistisches Entwicklungsgesetz. Es bedeutete Ausschließung des negativen Wesens des Privateigentums sowie Aufbewahrung der positiven Elemente, deren Aufhebung in einer qualitativ höheren Stufe. In der Bewegung des Privateigentums, in dem vom Privateigentum produzierten materiellen und geistigen Reichtum sowie Elend findet die werdende Gesellschaft alles Material vor. Marx betonte, daß «die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagne Buch der menschlichen Wesenskräfte» ist (S. 271 und 395). Im Prinzip ging es ihm darum, daß die vom Privateigentum erzeugten Produktivkräfte in die neue Gesellschaft übernommen und dort qualitativ weiterentwickelt werden. Das wollte er mit dem Begriff «positive Aufhebung» zum Ausdruck bringen.

Kommunismus war demzufolge für Marx eine historische Etappe in der menschlichen Entwicklung, in der sich die Aufhebung des Privateigentums als gesellschaftliches Verhältnis vollziehen wird. Die Entwicklung beginnt beim Privateigentum, dessen positive Elemente bewahrt und aufgehoben werden sollen. Gerade deshalb, so schlußfolgerte Marx bereits 1844, wird dieser weitläufige Prozeß der Aufhebung mit Elementen des Privateigentums behaftet und vermittelt sein. Die Vermittlung ist notwendige Voraussetzung, aber erst ohne sie, erst mit Vollendung des Prozesses der Aufhebung des Privateigentums erhält die menschliche Gesellschaft ihre wahre Gestalt, indem sie beginnt, sich von sich aus, auf ihrer eigenen Grundlage zu entwickeln. Mit Abschluß dieses Prozesses hat der Kommunismus seine historische Aufgabe erfüllt, die menschliche Gesellschaft beginnt, sich auf einer eigenen Grundlage, dem «wahrhaft menschlichen und socialen Eigenthum» (S. 245 und 374) zu entwickeln. Diese neue Gestalt der Gesellschaft ist das eigentliche Ziel der menschlichen Entwicklung. Sie ist in bezug auf das wirkliche Leben nicht mehr durch den Prozeß der Aufhebung des Privateigentums und in bezug auf das theoretische Dasein nicht mehr durch den Prozeß der Aufhebung des religiösen Bewußtseins vermittelt. Marx bezeichnete sie als Sozialismus oder positiven Humanismus.

«Das Aufheben» definierte Marx «als gegenständliche, die Entäusserung in sich zurücknehmende Bewegung.» (S. 301 und 413.) Positive Aufhebung des Privateigentums heiße Aufhebung der entfremdeten Arbeit und allseitige Verwirklichung der menschlichen Wesenskräfte, allseitige Aneignung der menschlichen Wirklichkeit, allseitige Realisierung der Gattungstätigkeit und der individuellen Existenz des Menschen. Dies setze voraus, daß das Verhältnis Kapital und Arbeit revolutionär im Interesse des Proletariats aufgehoben wird. Aber Marx verwandte noch nicht die Kategorie Eigentum an Produktionsmitteln, er differenzierte noch nicht zwischen Eigentums- und Produktionsverhältnissen und erfaßte noch nicht die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen als allgemeinstes Entwicklungsgesetz der menschlichen Gesellschaft. Deshalb konnte er über den Weg, wie das Privateigentum positiv aufgehoben werden sollte, keine konkreteren Ausführungen machen.

Marx entwickelte jedoch über wesentliche Züge der neuen Gesellschaftsordnung Erkenntnisse von bleibendem Wert. Er charakterisierte die Beziehung des Menschen zum Gegenstand seiner Arbeit, zu seiner produktiven Tätigkeit, das Gattungswesen des Menschen und die Beziehung der Menschen untereinander, befreit von den Bedingungen der entfremdeten Arbeit, befreit von dem Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Immer wieder betonte Marx, daß der gesamte vorliegende Reichtum der menschlichen Wirklichkeit voll auszuschöpfen ist und im Sinne der allseitigen Entfaltung des Menschen weiterentwickelt werden muß. So differenzierte er zwischen gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit. Gemeinschaftliche Tätigkeit und gemeinschaftlicher Genuß sollen überall dort stattfinden, «wo jener unmittelbare Ausdruck der Gesellschaftlichkeit im Wesen ihres Inhalts begründet und seiner Natur angemessen ist» (S. 267 und 391). Darüber hinaus kann jede Tätigkeit und jeder Genuß gesellschaftlich sein, wenn die eigene Tätigkeit zum Nutzen der Individualität und der Gesellschaft, wenn sie mit dem Bewußtsein eines gesellschaftlichen Wesens ausgeführt wird. «Es ist vor allem zu vermeiden die „Gesellschaft“ wieder als Abstraktion dem Individuum gegenüber zu fixiren. Das Individuum ist das gesellschaftliche Wesen. Seine Lebensäusserung – erscheine sie auch nicht in der unmittelbaren Form einer gemeinschaftlichen, mit andern zugleich vollbrachten Lebensäusserung – ist daher eine Aüsserung und Bestätigung des gesellschaftlichen Lebens.» (S. 267 und 391.)

Ebenso gehaltvoll sind Marx’ Gedanken über die Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse im Kommunismus und Sozialismus. Sie basieren auf einer neuen Weise der Produktion und auf einem neuen Gegenstand der Produktion. «Neue Bethätigung der menschlichen Wesenskraft und neue Bereicherung des menschlichen Wesens», keinesfalls eine Reduzierung auf die Bedürfnisse des Genusses, des Besitzes und des Habens, so faßte Marx die «Reichheit der menschlichen Bedürfnisse» zusammen (S. 279 und 418).

Im Zusammenhang mit der theoretischen Begründung des Kommunismus setzte sich Marx kritisch mit Hegel und Feuerbach auseinander. Das Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie ermöglichte ihm eine neue Wertung. Die im vorliegenden Manuskript begonnene Analyse führte Marx jedoch nicht zu Ende.

In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» findet sich die erste umfassendere direkte Stellungnahme von Marx zur Philosophie Feuerbachs. Er habe wahrhafte Entdeckungen gemacht und eine wirkliche theoretische Revolution vollbracht. Marx bekräftigte Feuerbachs materialistische Kritik am Idealismus Hegels und faßte wesentliche Resultate dieser Kritik zusammen. Zugleich deckte er auf, daß Feuerbach das rationelle Element in Hegels mystizierter Dialektik nicht erkannt hatte.

Marx akzeptierte Feuerbachs Kritik, daß Hegel vom abstrakt Allgemeinen, vom abstrakten Denken ausgeht, dieses Allgemeine aufhebt und das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche setzt und schließlich dieses Wirkliche in der Entwicklung des Geistes bis zum absoluten Wissen wieder zurücknimmt. Dieser Produktionsgeschichte des abstrakt Allgemeinen, die für Hegel das absolut Positive, das Bestimmende war, stellten Feuerbach und Marx die Wirklichkeit, das Sinnlich-Gewisse oder Sinnlich-Wirkliche als das Primäre entgegen. Feuerbach jedoch faßte diese Entwicklung des abstrakten Denkens, die Hegelsche Negation der Negation nur als die in Gedanken ausgedrückte Religion, nur als Widerspruch innerhalb der Philosophie. Marx dagegen erkannte darin den rationellen Gehalt der Hegelschen Dialektik. Die Negation der Negation ist der Akt der Erzeugung und Entäußerung sowie die Aufhebung oder Zurücknahme der Entäußerung. Hegel habe damit den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck der Entstehungsgeschichte der Menschheit gefunden. Diese Erklärung von Marx beruht in erster Linie auf der theoretischen Verallgemeinerung der ökonomischen Studien.

Marx verhielt sich von Anbeginn seiner weltanschaulichen Entwicklung gegenüber der Hegelschen Geschichtsdialektik aufgeschlossen und aufnahmebereit. Das tiefe Verständnis für Hegels historischen Sinn ließ ihn 1841/1842 nicht zum begeisterten, unkritischen Feuerbachianer werden. Es befähigte ihn 1843, in die materialistische Hegelkritik Elemente der Hegelschen Dialektik aufzunehmen, was Feuerbach nicht gelang. Mit dem Studium der Ökonomie wurde Marx’ Kritik an Feuerbachs Verhältnis zur Hegelschen Dialektik weitaus präziser. Die Grundlage dafür war das Eindringen in die sozialökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft, mit der sich Feuerbach nie gründlich beschäftigt hatte.

In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» konnte Marx einen wesentlichen Mangel der Feuerbachschen Philosophie noch nicht erkennen. Marx bezeichnete Feuerbachs Humanismus als «wahren Materialismus», weil dieser das gesellschaftliche Verhältnis des Menschen zum Menschen zum Grundprinzip der Theorie gemacht habe. An Feuerbach selbst schrieb er: «Sie haben – ich weiß nicht, ob absichtlich – in diesen Schriften dem Socialismus eine philosophische Grundlage gegeben, und die Communisten haben diese Arbeiten auch sogleich in dieser Weise verstanden. Die Einheit d. Menschen mit d. Menschen, die auf dem realen Unterschied der Menschen begründet ist, der Begriff der Menschengattung aus dem Himmel der Abstraktion auf die wirkliche Erde herabgezogen, was ist er anders als der Begriff der Gesellschaft?» (Marx an Ludwig Feuerbach, 11. August 1844. In: MEGA2 III/1. S.63.)

Erst in den «Thesen über Feuerbach» konnte Marx das Wesen des Feuerbachschen Materialismus richtig einschätzen. Mit der Ausarbeitung der materialistischen Geschichtsauffassung wurde klar, daß die materialistische Hegelkritik und die Begründung des philosophischen Materialismus das große Verdienst Feuerbachs waren. Zugleich bewies Marx, daß Feuerbach den Menschen statt den wirklichen historischen Menschen setzt, daß Feuerbach die Gesellschaft als Verhältnis des Menschen zum Menschen betrachtet und nicht als konkret-historische, sozialökonomische Beziehungen der Menschen untersucht. Marx und Engels formulierten das Wesen des Feuerbachschen Materialismus wie folgt: «Soweit Feuerbach Materialist ist, kommt die Geschichte bei ihm nicht vor, und soweit er die Geschichte in Betracht zieht ist er kein Materialist.» (Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. Band I. Kapitel I: Feuerbach. S. 10.)

Die positive Seite der Hegelschen Dialektik demonstrierte Marx in den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» an Hand der «Phänomenologie des Geistes», an Hand des stufenweisen Prozesses der Zurücknahme der Wirklichkeit in das absolute Wissen. Hegel faßte die Selbsterzeugung des Menschen als Prozeß, er erfaßte das Wesen der Arbeit als Vergegenständlichung der Wesenskräfte des Menschen und den Menschen als das Resultat der eigenen Arbeit. Bei Hegel werden die Gattungskräfte des Menschen nur durch das Gesamtwirken der Menschen, als Resultat der ganzen Menschheitsgeschichte realisiert.

Im gleichen Zusammenhang kritisierte Marx den Hegelschen Idealismus weit tiefgründiger und beweiskräftiger als im Manuskript «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie». Hegel kennt und anerkennt nur die abstrakt-geistige Arbeit, stellte Marx fest. Der Mensch ist bei ihm nicht der wirkliche Mensch mit seinen wirklichen Wesenskräften, sondern das Selbstbewußtsein des Menschen. Die Wirklichkeit ist für das Selbstbewußtsein das Anstößige und das Fremde. Das Setzen der gegenständlichen Wirklichkeit ist bei Hegel demzufolge untrennbar mit der Entfremdung des Menschen verbunden. Die Wiederaneignung der menschlichen Wesenskräfte, die Aufhebung der Entfremdung erfordert deshalb nach Hegels Interpretation die Aufhebung der Gegenständlichkeit und die Rückkehr in das Selbstbewußtsein.

Unmißverständlich verdeutlichte Marx seine dialektisch-materialistische Position im Gegensatz zu Hegels idealistischer Interpretation der Entfremdung des Menschen und der Aufhebung der Entfremdung. Marx bewies, daß die Aufhebung der Entfremdung des Menschen sich nicht durch die Aufhebung der Wirklichkeit im abstrakten Selbstbewußtsein vollzieht. Sie ist vielmehr ein materieller und geistiger Prozeß der Wirklichkeit selbst. Marx bestimmte diesen Prozeß als Aufhebung des Privateigentums oder als «Werden des praktischen Humanismus» und als Aufhebung der Religion oder als «Werden des theoretischen Humanismus». Ausdrücklich betonte er, daß dieser Prozeß, die Aufhebung der Entfremdung des Menschen, «keine Flucht, keine Abstraction, kein Verlieren der von dem Menschen erzeugten gegenständlichen Welt, …vielmehr erst das wirkliche Werden, die wirklich für den Menschen gewordne Verwirklichung seines Wesens oder seines Wesens als eines wirklichen» ist. (S. 301 und 413.)

Im vorliegenden Manuskript begann Marx eine Analyse der «Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften», in der Hegel sein Gesamtsystem dargelegt hatte. Marx skizzierte das Wesen des objektiven Idealismus von Hegel, dessen mystische und positive Elemente und dessen innere Widersprüche. Diese Untersuchung blieb unvollständig.

In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» erfaßte Marx an positiven Elementen der Hegelschen Dialektik vor allem das Gesetz der Negation der Negation, die Kategorie Aufheben und den Prozeß des Aufhebens in der geschichtlichen Entwicklung, die Rolle der Arbeit und der Bedürfnisse in der Entstehungsgeschichte der Menschheit sowie das Gesamtwirken der Menschen als Inhalt und Resultat der Geschichte. Marx deckte im Keim wichtige, bei Hegel unter idealistischer Hülle vorhandene Gesetze auf, wonach die Geschichte der Menschheit nicht eine Anhäufung von Zufällen, sondern ein gesetzmäßiger historischer Entwicklungsprozeß ist. Die Menschen verwirklichen durch die Arbeit in einem historischen, qualitativ unterschiedenen Entwicklungsprozeß sich selbst, ihre Wesenskräfte. Jede Generation baut auf dem vorher geschaffenen geschichtlichen Resultat auf und verändert dieses Resultat, indem das Positive auf einer höheren Stufe der Entwicklung der Menschheit aufgehoben wird.

Ein Merkmal der Auseinandersetzung mit Hegel und Feuerbach ist, daß Marx nicht nur die menschliche Existenz, nicht nur das Verhältnis des Menschen zum Menschen, sondern vor allem die menschliche Tätigkeit, die Arbeit in seine Kritik und Analyse einbezog. Er vermied dadurch ein Abgleiten auf mechanisch-materialistische Auffassungen. In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» bezeichnete er seinen Standpunkt als Naturalismus oder Humanismus, der die positiven Elemente von Idealismus und Materialismus vereinige.

Marx anerkannte den Menschen als Naturwesen mit natürlichen Kräften, Anlagen und Trieben. Als solches aber ist der Mensch ein leidendes, passives, beschränktes Wesen, wie dies auch für das Tier und die Pflanze zutrifft. Die Gegenstände der menschlichen Tätigkeit existieren unabhängig vom Menschen. Für die Betätigung und Bestätigung seiner Wesenskräfte bedarf der Mensch der Natur. Ohne die Natur, ohne die bereits durch den Menschen veränderte Natur kann der Mensch seine Gattungstätigkeit nicht realisieren, kann er als Mensch überhaupt nicht existieren. Den Menschen nur als passives Naturwesen zu betrachten, das hieße, ihn nicht als Mensch, als Gattungswesen anzuerkennen. Deshalb gehöre, so schlußfolgerte Marx, die Gattungstätigkeit zum wirklichen Sein und Dasein des Menschen. «Daß der Mensch ein leibliches, Naturkräftiges, lebendiges, wirkliches, sinnliches Gegenständliches Wesen ist, heißt, daß er wirkliche, sinnliche Gegenstände zum Gegenstand seines Wesens, seiner Lebensäusserung hat oder daß er nur an wirklichen sinnlichen Gegenständen sein Leben äussern kann.» (S. 296 und 408.) Wenn Marx 1844 ausführte, daß sein Standpunkt der «durchgeführte Naturalismus oder Humanismus» (S. 295 und 408) sei und sich vom Materialismus unterscheide, so grenzte er sich vom mechanischen Materialismus ab, präzisierte aber später seinen eigenen Standpunkt.

Mit der kritischen Aneignung der bürgerlichen politischen Ökonomie begründete Marx erstmals im Keim die Einheit der drei Bestandteile der Weltanschauung der Arbeiterklasse: des dialektischen Materialismus, der politischen Ökonomie und des wissenschaftlichen Kommunismus. Seine bisherigen Erkenntnisse über die klassische deutsche Philosophie und den utopischen Sozialismus und Kommunismus sowie den daraus entwickelten eigenen Standpunkt wandte er bewußt beim ersten Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie an. Sie dienten ihm als theoretische Grundlage und als Methode, als er die bürgerliche Ökonomie erforschte und die erworbenen Kenntnisse verallgemeinerte. Jedoch bereits die ersten Ergebnisse der Beschäftigung mit der Ökonomie führten zu neuen Einschätzungen des utopischen Sozialismus und Kommunismus und vor allem der klassischen deutschen Philosophie. Marx konnte durch das Studium und die Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie, durch die erste Analyse der ökonomischen Existenzbedingungen der Arbeiterklasse und die beginnende theoretische Durchdringung der sozialökonomischen Struktur der bürgerlichen Gesellschaft die positiven Elemente der Hegelschen Dialektik qualitativ anders werten, die Kritik an Hegels Idealismus neu ansetzen und von dieser Position aus seine mit neuen Erkenntnissen bereicherte Methode auf die weitere Arbeit anwenden.

Editorische Hinweise

Der Band enthält alle überlieferten Manuskripte und Artikel von Marx aus der Zeit von Mitte März 1843 bis August 1844. Die Anordnung der Texte erfolgt chronologisch. Das Manuskript, in dem sich Marx mit dem Hegelschen «Inneren Staatsrecht» auseinandersetzte, erhielt – in Übereinstimmung mit Aussagen von Marx – den redaktionellen Titel «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie». Zu diesem Manuskript ist ein Index überliefert, dessen Entstehungszeit nicht genau bestimmt werden konnte. Da der frühestmögliche Zeitpunkt nach der Niederschrift des Manuskripts «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie» liegt, wird der Index nach diesem Manuskript eingeordnet.

Marx’ erste Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie oder Nationalökonomie wird unter dem Titel «Ökonomisch-philosophische Manuskripte» ediert, unter dem das Manuskript zum erstenmal publiziert worden ist. Die drei Teile werden – ausgehend von Marx’ Beschriftung des ersten Heftes mit «Heft I.» – als Heft I, Heft II und Heft III wiedergegeben. Der Text wird zweimal dargeboten. Der «Ersten Wiedergabe» liegen die Entstehungsphasen zugrunde. Der Text wird so angeordnet, wie er sicher bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx nacheinander niedergeschrieben worden war. Der «Zweiten Wiedergabe» liegt primär die logische Struktur zugrunde, deren Bestimmung sich entweder auf Marx’ Aussagen oder auf eine inhaltliche Analyse stützt. Die «Vorrede» wird in der «Zweiten Wiedergabe» vorangestellt. Die «Zweite Wiedergabe» ist durch redaktionelle Titel gegliedert, und zwar in zweifacher Hinsicht. Die erste Untergliederung widerspiegelt die Überlieferungslage bzw. den Charakter der Texte. Die zweite Untergliederung ist eine Inhaltsangabe, die sich auf eine inhaltliche Analyse stützt.

Nach den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» wird unter dem redaktionellen Titel «Konspekt zu Hegels „Phänomenologie des Geistes“. Kapitel „Das absolute Wissen“» ein Text mitgeteilt, der von Marx in das «Heft III» der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» eingebunden worden ist. Die Entstehungszeit liegt offensichtlich nach der Niederschrift von «Heft II» und vor bzw. während der Niederschrift von «Heft III». Wegen des direkten Zusammenhangs zu Heft III wird der Konspekt erst nach den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» angeordnet.

Zwischen dem Hauptteil des Bandes und dem Anhang wird unter dem Titel «Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“» als besonderer Teil «Ein Briefwechsel von 1843» ediert. In diesen logisch aufgebauten Beitrag über Anlaß und Ziel der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» integrierte Ruge einige Briefe von Marx, wodurch der «Briefwechsel» vor allem einen ausgesprochen programmatischen Charakter erhielt. Deshalb wird «Ein Briefwechsel von 1843» vollständig ediert und seinem Charakter entsprechend zwischen Hauptteil und Anhang eingeordnet. Die Briefe «M. an R.» werden vom übrigen Text durch einen größeren Schriftgrad abgehoben.

Der Anhang ist untergliedert in «Von Marx unterzeichnete oder veranlaßte Erklärungen» und in «Von Marx redigierte oder mit seiner Hilfe verfaßte Veröffentlichungen». Innerhalb dieser Gruppen werden die Texte chronologisch angeordnet.

Die im Band I/1.2 der MEGA1 als Marx-Dubiosa edierten vier Beiträge aus den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» werden in den vorliegenden Band nicht aufgenommen, da sie offensichtlich nicht von Marx geschrieben worden sind (siehe S. 553/554).


Der Edierte Text folgt der angegebenen Textgrundlage. Eine Vereinheitlichung oder Modernisierung der Orthographie und Interpunktion wird nicht vorgenommen, jedoch erfolgt eine Textrevision zur Beseitigung eindeutig fehlerhafter Textstellen.

Eindeutige Schreib- und Druckfehler werden im Edierten Text korrigiert und nicht in das Korrekturenverzeichnis aufgenommen. Darunter fallen auch Druckfehler, die auf Grund von Druckfehlerberichtigungen ermittelt werden konnten. Sinnverändernde redaktionelle Korrekturen werden stets im Korrekturenverzeichnis ausgewiesen. Schreib- und Druckfehler, deren Korrektur in verschiedenartiger Weise möglich ist bzw. die nicht eindeutig als solche zu bestimmen sind, werden in Fällen, wo vieles für eine bestimmte Lesung spricht, im Edierten Text berichtigt, in unklaren Fällen jedoch nicht bereinigt. Beide Verfahren sind im Korrekturenverzeichnis vermerkt.

Versehen bei Faktenangaben sowie bei der Schreibweise von Namen, soweit sie eindeutig als solche bestimmbar sind, werden im Edierten Text korrigiert. Diese Berichtigungen werden im Korrekturenverzeichnis ausgewiesen. Ist der Sachverhalt nicht eindeutig, wird keine Veränderung vorgenommen. Notwendige Hinweise bietet dann ebenfalls das Korrekturenverzeichnis.

Textverluste werden, wenn möglich, im Edierten Text rekonstruiert und in eckigen Klammern eingefügt. Redaktionelle Hinzufügungen werden in der Herausgeberschrift (Grotesk) gedruckt und in eckigen Klammern eingeschlossen.

Die Interpunktion der zugrunde gelegten Handschrift bzw. des Druckes wird beibehalten. Nur offensichtliche Interpunktionsfehler werden im Edierten Text ohne Kennzeichnung korrigiert, soweit dadurch keine Sinnänderung eintritt. An- und Abführungszeichen sowie halbe Anführungszeichen werden in einheitlicher Weise gesetzt, auch wenn dies von der jeweiligen Textgrundlage abweicht.

Abkürzungen werden ausgeschrieben, falls dies nicht ungebräuchlich ist (z.B., d.h., usw., etc., bzw., u.a.). Sie werden ohne Kennzeichnung nur dann ausgeschrieben, wenn dies eindeutig vorgenommen werden kann, sonst erfolgt die Ausschreibung in eckigen Klammern. Beibehalten werden Abkürzungen von Personennamen sowie übliche Abkürzungen in bibliographischen Angaben (Zitat- und Literaturnachweis von Marx).

Entsprechend den verschiedenen Hervorhebungsstufen in den handschriftlichen und gedruckten Textgrundlagen kommen im Edierten Text einheitlich folgende zur Anwendung: erste Hervorhebungsstufe – kursiv; zweite Hervorhebungsstufe – gesperrt; dritte Hervorhebungsstufe – kursiv gesperrt. Das Schrift- bzw. Druckbild des zugrunde gelegten Zeugen (Schriftart, Schriftgröße usw.) bleibt unberücksichtigt. Alle hierzu erforderlichen Angaben bietet die Zeugenbeschreibung.

Beginn und Ende einer Seite, eines Bogens und einer Spalte der handschriftlichen bzw. gedruckten Textgrundlagen werden im Edierten Text kenntlich gemacht, und die Paginierung wird – wenn vorhanden – mitgeteilt (siehe Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen). Stammt die Paginierung der Handschriften von fremder Hand oder wurde sie redaktionell ergänzt, so wird die Seitenzahl in eckige Klammern gesetzt. Liegt ein Zeitungsdruck zugrunde, erfolgt keine Angabe des Seiten- bzw. Spaltenwechsels. Dafür werden zu Beginn des Textes Nummer und Datum der Zeitung vermerkt.

Über einige Besonderheiten der Wiedergabe der handschriftlichen Textgrundlagen sowie der Texte aus den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» geben die «Editorischen Hinweise» zu den betreffenden Textgrundlagen Auskunft (siehe S. 553/554, 584/585 und 710 – 712).

Zu jeder in den Band aufgenommenen Arbeit wird ein wissenschaftlicher Apparat geboten. Er besteht aus dem Teil Entstehung und Überlieferung (einschließlich Zeugenbeschreibung und Begründung des editorischen Verfahrens), dem Variantenverzeichnis, dem Verzeichnis der Erledigungsvermerke, dem Korrekturenverzeichnis und den Erläuterungen (siehe dazu auch die Abschnitte VIII und IX des Vorworts zur Marx-Engels-Gesamtausgabe im Band 1 der Ersten Abteilung). In der Kopfleiste werden die Entstehungszeit sowie die Seitenzahlen des Edierten Textes mitgeteilt.

Unter dem Titel «Zur publizistischen Arbeit» werden vor den Apparatteilen zu den einzelnen Texten des Bandes Marx’ Anteil bei der Vorbereitung und Herausgabe der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» und seine Mitarbeit bei der Redaktion des «Vorwärts!» behandelt und solche Angaben zur Entstehung, zur Zeugenbeschreibung und zum editorischen Herangehen vermittelt, die mehr oder weniger auf alle aus diesen Organen aufgenommenen Textgrundlagen zutreffen.

In den Zeugenbeschreibungen werden alle für die Textentwicklung belangvollen überlieferten Zeugen mit einer Sigle versehen (siehe Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen) und zusätzlich mit Zahlenexponenten bezeichnet. Diese Numerierung erfolgt unabhängig vom Charakter des einzelnen Zeugen fortlaufend in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Nicht überlieferte Textzeugen, im vorliegenden Band alle handschriftlichen Druckvorlagen für die publizistischen Arbeiten, werden nur dann in der Zeugenbeschreibung erwähnt, wenn es für die Darlegung bestimmter Zusammenhänge von Bedeutung ist. In solchen Fällen werden alle nicht überlieferten Zeugen mit der Sigle X verzeichnet und erhalten eine gesonderte durchlaufende Zählung (z.В. X1, X2, J1).

Das Variantenverzeichnis enthält alle von Marx vorgenommenen Textänderungen, die den Text inhaltlich oder stilistisch weiterentwickeln. Diese Varianten treten auf als Textreduzierungen (Tilgung nicht korrupter Textstellen), Textergänzungen (Einfügungen und Zusätze), Textersetzungen und Textumstellungen. Demzufolge werden folgende Textänderungen nicht verzeichnet: von Marx korrigierte Schreibfehler; von Marx vorgenommene Veränderungen der Orthographie oder Interpunktion, die keinen Einfluß auf die Sinngebung haben; Schreibansätze, die keinen erkennbaren Sinn ergeben oder bei denen der Sinn der ursprünglich vom Autor beabsichtigten Aussage nicht wenigstens mit Wahrscheinlichkeit rekonstruiert werden kann; solche innerhandschriftlichen Sofortkorrekturen, die formale Berichtigungen grammatischer oder stilistischer Versehen darstellen, jedoch weder die inhaltliche Aussage des Textes verändern noch den Stil der gesamten Darstellung wesentlich modifizieren.

Das Variantenverzeichnis ist ein mit notwendigen Stützworten (aus dem Edierten Text) versehener Werkstellenapparat, d.h., es verzeichnet von Werkstelle zu Werkstelle fortschreitend alle varianten Fassungen einer Textstelle, die innerhalb eines oder in mehreren Textzeugen überliefert sind. Die innerhandschriftlichen Varianten zu einer Werkstelle werden entweder mit Hilfe diakritischer Zeichen hintereinander oder mit der Methode der Zeilenparallelisierung bzw. der Zeilengruppenparallelisierung untereinander dargeboten. Das Variantenverzeichnis benutzt eine im wesentlichen diskursive (schlußfolgernde) Verzeichnungsform, d.h., es wird der Inhalt der Textänderungen festgehalten, jedoch nicht die Form, in der diese Änderungen durchgeführt wurden. Sind die Art bzw. die Reihenfolge der Textänderungen nicht eindeutig zu bestimmen, wird der handschriftliche Befund beschrieben oder direkt dargeboten.

Textreduzierungen, Textergänzungen, Textersetzungen und Textumstellungen werden mit Hilfe verschiedener diakritischer Zeichen dargestellt (siehe Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen). Sofortvarianten treten häufig auch in Form von «Abbrechungen» auf. Als Abbrechungen werden solche Textänderungen bezeichnet, bei denen der Autor die Gedankenführung unterbricht und ihr (meist durch Tilgung, aber auch durch Ersetzung von Wörtern oder Wortteilen, Änderung von Flexionsendungen und Einfügungen) einen neuen Verlauf gibt. Abbrechungen, die in der Handschrift getilgt wurden, werden folgendermaßen dargestellt: Nach dem Stützwort aus dem Edierten Text folgt in Winkelklammern der getilgte Passus und danach das Abbrechungszeichen. Die neue Version der Fortsetzung dieses Satzes ist im Edierten Text nachzulesen. Abbrechungen, bei denen Teile des Wortbestandes in die nächste Schicht übernommen wurden, werden im Prinzip genauso dargestellt. Da in diesen Fällen oft nicht sicher zu erkennen ist, an welcher Stelle des Satzes der Autor abbrach und änderte, wird das Abbrechungszeichen in der Regel an die Stelle gesetzt, an der spätestens die Textumformung erfolgt sein muß; der in Winkelklammern stehende Text des ursprünglichen, abgebrochenen Satzverlaufs umfaßt in diesen Fällen also auch Wörter oder Wortteile, die in der Handschrift nicht getilgt, sondern in die neue Textfassung einbezogen wurden. Die Winkelklammern kennzeichnen hier ein im Ganzen verworfenes Textstück.

Einige Textumformungen, vor allem größere Textersetzungen, werden mit Hilfe der Zeilenparallelisierung dargestellt. Dabei werden Varianten einer Werkstelle in chronologischer Folge partiturähnlich untereinandergestellt, wobei jede Schicht, die links einen Zähler erhält, durch die nächstfolgende ersetzt wird. Die jeweils letzte Schicht ist identisch mit dem Edierten Text. Unverändert bleibende Wörter werden nicht wiederholt, sondern durch Unterführungszeichen gekennzeichnet. Der durchgehende Strich bezeichnet entweder eine Textreduzierung gegenüber der vorhergehenden Schicht oder ist nur ein Dehnungsstrich, um den Raum für eine Texterweiterung in der folgenden Schicht offenzuhalten. Man kann sowohl jede Schicht für sich im Zusammenhang (horizontal) lesen als auch die Entwicklung einzelner Werkstellen von Schicht zu Schicht (vertikal) überblicken. Partielle Textänderungen innerhalb einer Schicht werden durch Gabelungen dargestellt, die mit a, b, с usw. bezeichnet sind. Durch Parallelisierung werden auch kleinere Textänderungen innerhalb größerer Textreduzierungen, -ersetzungen oder -erweiterungen dargestellt, da somit der Bereich der «inneren» Variante ohne zusätzliche Zeichen erkennbar ist.

Bei einigen umfangreichen Textänderungen in den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» macht es sich erforderlich, die Zeilengruppenparallelisierung anzuwenden. Die Varianten einer Werkstelle werden in römisch bezifferten Zeilengruppen in chronologischer Folge untereinandergestellt; jede Gruppe wird durch die jeweils folgende aufgehoben, ersetzt. Die letzte Zeilengruppe (bzw. deren letzte Schicht) ist identisch mit dem Edierten Text.

Die Erläuterungen geben alle für das Verständnis des Textes (einschließlich der Varianten) erforderlichen Erklärungen und Hinweise, soweit dies nicht schon im Apparatteil Entstehung und Überlieferung geschehen ist.

Wichtiger Bestandteil der Erläuterungen ist der Nachweis der von Marx benutzten Literatur. Wenn nicht ermittelt werden konnte, welche Ausgabe Marx benutzt hat, erfolgt in der Erläuterung ein entsprechender Verweis. Abweichungen zwischen der Marxschen Zitierweise und der benutzten Quelle werden verzeichnet wenn diese inhaltlich belangvoll oder für eine vorgenommene oder mögliche Textrevision von Bedeutung sind. Außerdem werden alle von Marx gegenüber der zitierten Quelle vorgenommenen Hervorhebungen mitgeteilt. Bei Zitaten aus der Weltliteratur wird in der Regel auf die Angabe einer konkreten Ausgabe verzichtet. Benutzte Marx nachweisbar nicht die originalsprachige Ausgabe, sondern eine Übersetzung, wird letztere angegeben; in allen andern Fällen wird auf die originalsprachige Ausgabe verwiesen.

Verweisungen auf die bisher erschienenen Bände aller Abteilungen erfolgen unter Verwendung der im Verzeichnis der Abkürzungen entschlüsselten Siglen. In allen anderen Fällen wird bei Zitaten aus Arbeiten von Marx und Engels direkt auf den Erstdruck oder das handschriftliche Manuskript verwiesen.

Die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» (Erste und Zweite Wiedergabe) erhalten einen gemeinsamen wissenschaftlichen Apparat. Die Bezugszahlen für Varianten, Erledigungsvermerke, Korrekturen und Erläuterungen beginnen mit der «Ersten Wiedergabe», die Bezugszahlen zur «Zweiten Wiedergabe» stehen jeweils darunter. Bei dem mehrspaltigen Text werden die genannten Teile des Apparates nacheinander wie folgt angeordnet: [I] linke Spalte (l), mittlere Spalte (m), rechte Spalte (r); [II] linke Spalte (l), rechte Spalte (r); [III] linke Spalte (l), rechte Spalte (r).


Die Register erfassen den Edierten Text und die Varianten. Das Literaturregister umfaßt alle Literatur (Bücher, Broschüren, Zeitschriftenaufsätze, Zeitungsartikel, Dokumente usw.), die direkt oder indirekt zitiert bzw. direkt oder indirekt erwähnt wird. Die Titel anonymer Veröffentlichungen werden nach dem ersten Wort, das kein bestimmter oder unbestimmter Artikel ist, eingeordnet. Ist kein Titel vorhanden, werden die ersten Worte des Textes mit Auslassungspunkten angeführt. Nicht aufgenommen werden allgemeine Hinweise auf Verträge, Verfassungen, Gesetze u.ä. sowie auf Manuskripte, Archivmaterialien und Briefe, die zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes noch unveröffentlicht waren und es zum Teil auch heute noch sind.

Das Namenregister stellt alle direkt oder indirekt genannten Personennamen zusammen, wobei literarische und mythologische Namen einbezogen werden. Aufgenommen werden auch die Verfasser von Veröffentlichungen, die im Text selbst nicht genannt, deren Arbeiten aber direkt oder indirekt genannt oder zitiert werden. Die alphabetische Einordnung der Personennamen erfolgt nach ihrer authentischen Schreibweise, bei griechischen und kyrillischen Namen nach der entsprechenden transkribierten Form. Alle von der authentischen Form abweichenden Schreibweisen des Edierten Textes werden der authentischen Schreibweise in runden Klammern zugefügt und, wenn notwendig, gesondert als Verweisung angeführt. Verschlüsselte Namen im Edierten Text werden in den Erläuterungen erklärt.

Das Sachregister umfaßt die Begriffe, die den wesentlichen Inhalt der Arbeiten von Marx und die Entwicklung seiner Auffassungen bis August 1844 widerspiegeln. Die Schlagworte sind unmittelbar dem Edierten Text entnommen. Das Sachregister ist in moderner Orthographie abgefaßt.

Die Anordnung der Seitenzahlen aus den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» (Erste und Zweite Wiedergabe) erfolgt in den Registern analog zum Verfahren im wissenschaftlichen Apparat; die Seitenzahlen der «Zweiten Wiedergabe» sind kursiv gesetzt.


Der vorliegende Band wurde bearbeitet von Inge Taubert (Leitung und Bearbeitung der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte», der Artikel aus den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» und aus dem «Vorwärts!») und Ileana Bauer (Bearbeitung des Manuskripts «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie» und des Sachregisters). An der Vorbereitung des Bandes wirkten weiter mit: Bernhard Dohm («Ökonomisch-philosophische Manuskripte» und Artikel aus dem «Vorwärts!»), Johanna Dehnert («Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie»), Rosemarie Lüdemann (Artikel aus den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» und Sachregister), Christa Krause (Literatur- und Namenregister sowie Ausführung der wissenschaftlich-technischen Arbeiten), Jelena Butter (wissenschaftlich-technische Arbeiten) und Lotti Reiher (Entzifferung der Handschriften).

Der Band wurde seitens der Redaktionskommission betreut und begutachtet von Rolf Dlubek. Gutachter des IML beim ZK der KPdSU waren Georgi Bagaturija und Velta Pospelowa. Teilgutachten zu einzelnen Arbeiten erfolgten durch den Wissenschaftlichen Rat für die Marx-Engels-Forschung der DDR, durch Joachim Höppner (Berlin), Wolfgang Jahn (Halle), Hermann Klenner (Berlin), Hermann Lehmann (Berlin), Ingrid Pepperle (Berlin).

Die Herausgeber danken allen wissenschaftlichen Einrichtungen, die bei der Vorbereitung des Bandes Unterstützung gewährten. Die Einsichtnahme in die Originale von Marx und Engels ermöglichte das Internationale Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam. Verschiedene Archivmaterialien stellten darüber hinaus zur Verfügung: die Zentralbibliothek Zürich, das Zentralarchiv Zürich, das Zentrale Staatsarchiv Merseburg und die Sächsische Landesbibliothek Dresden. Ferner ist zu danken der Staatsbibliothek Berlin, der Universitätsbibliothek Berlin und dem Stadtarchiv Trier.

ÖKONOMISCH-PHILOSOPHISCHE MANUSKRIPTE (Zweite Wiedergabe)

[Vorrede (aus Heft III)]

|XXXIX| Vorrede.

Ich habe in den deutsch-französischen Jahrbüchern die Kritik der Rechts und Staatswissenschaft unter der Form einer Kritik der hegel’schen Rechtsphilosophie angekündigt. Bei der Ausarbeitung zum Druck zeigte sich die Vermengung der nur gegen die Spekulation gerichteten Kritik mit der Kritik der verschiednen Materien selbst durchaus unangemessen, die Entwicklung hemmend, das Verständniß erschwerend. Ueberdem hätte der Reichthum und die Verschiedenartigkeit der zu behandelnden Gegenstände nur auf eine ganz aphoristische Weise die Zusammendrängung in eine Schrift erlaubt, wie ihrerseits eine solche aphoristische Darstellung den Schein eines willkürlichen Systematisirens erzeugt hätte. Ich werde daher in verschiednen selbstständigen Brochuren die Kritik des Rechts, der Moral, Politik etc. auf einander folgen lassen und schließlich in einer besondren Arbeit wieder den Zusammenhang des Ganzen, das Verhältniß der einzelnen Theile, endlich die Kritik der spekulativen Bearbeitung jenes Materials zu geben versuchen. Man findet aus diesem Grunde in der vorliegenden Schrift den Zusammenhang der Nationalökonomie mit Staat, Recht, Moral, bürgerlichem Leben etc grade nur so weit berührt, als die Nationalökonomie selbst ex professo diese Gegenstände berührt.

Dem mit der Nationalökonomie vertrauten Leser habe ich nicht erst zu versichern, daß meine Resultate, durch eine ganz empirische, auf ein gewissenhaftes kritisches Studium der Nationalökonomie gegründete Analyse gewonnen worden sind. Es versteht sich von selbst, daß ich || ausser den französischen und englischen Socialisten auch deutsche socialistische Arbeiten benuzt habe. Die Inhaltsvollen und originellen deutschen Arbeiten für diese Wissenschaft reduciren sich indeß – ausser Weitlings Schriften – auf die in den 21 Bogen gelieferten Aufsätze von Heß und auf Engels’ «Umrisse zur Kritik der Nationalökonomie» in den deutsch französischen Jahrbüchern, wo ich ebenfalls die ersten Elemente der vorliegenden Arbeit in ganz allgemeiner Weise angedeutet habe.

Ausserdem verdankt die Kritik der Nationalökonomie wie die positive Kritik überhaupt, ihre wahre Begründung den Entdeckungen Feuerbachs. Von Feuerbach datirt erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sichrer, tiefer, umfangreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften – seit Hegels Phänomenologie und Logik – worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist.

Das Schlußkapitel der vorliegenden Schrift, die Auseinandersetzung mit der hegel’schen Dialektik und Philosophie überhaupt, hielt ich für durchaus nothwendig, da von den kritischen Theologen unsrer Zeit ||XL| eine solche Arbeit nicht nur nicht vollbracht, sondern nicht einmal ihre Nothwendigkeit erkannt worden ist – eine nothwendige Ungründlichkeit, da selbst der kritische Theologe Theologe bleibt, also entweder von bestimmten Voraussetzungen der Philosophie als einer Autorität ausgehn muß, oder wenn ihm im Proceß der Kritik und durch fremde Entdeckungen Zweifel an den philosophischen Voraussetzungen entstanden sind, sie feiger und ungerechtfertigter Weise verläßt, von ihnen abstrahirt, seine Knechtschaft unter dieselben und den Aerger über diese Knechtschaft nur mehr in negativer, bewußtloser und sophistischer Weise kundthut. // Genau angesehn ist die theologische Kritik – so sehr sie im Beginn der Bewegung ein wirkliches Moment des Fortschritts war, – in lezter Instanz nichts andres als die zur theologischen Carrikatur verzerrte Spitze und Consequenz der alten philosophischen und namentlich hegel’schen Transcendenz. Diese interessante Gerechtigkeit der Geschichte, welche die Theologie, von jeher der faule Fleck d[er] Ph[ilosophie], nun auch dazu bestimmt die negative Auflösung der Philosophie – d.h. ihren Verfaulungsprozeß – an sich darzustellen, diese historische Nemesis werde ich bei andrer Gelegenheit ausführlich nachweisen. —/

Heft I.

|I| Arbeitslohn.

Arbeitslohn wird bestimmt durch den feindlichen Kampf zwischen Capitalist und Arbeiter. Die Nothwendigkeit des Siegs für d[en] Capitalisten. Capitalist kann länger ohne den Arbeiter leben, als dieser ohne jenen. Verbindung unter den Capitalisten habitual und von Effekt; die der Arbeiter verboten und von schlechten Folgen für sie. Ausserdem können der Grundeigenthümer und Capitalist ihren Revenuen industrielle Vortheile hinzufügen, der Arbeiter seinem Industriellen Einkommen weder Grundrente, noch Capitalinteresse. Darum die Concurrenz unter den Arbeitern so groß. Also für d[en] Arbeiter allein ist die Trennung von Capital, Grundeigenthum und Arbeit eine nothwendige, wesentliche und schädliche Trennung. Capital und Grundeigenthum brauchen nicht in dieser Abstraktion stehn zu bleiben, wohl aber die Arbeit des Arbeiters.

Für d[en] Arbeiter also die Trennung von Capital, Grundrente und Arbeit tödtlich.

Die niedrigste und die einzig nothwendige Taxe für den Arbeitslohn ist die Subsistenz des Arbeiters während der Arbeit und so viel mehr, daß er eine Familie ernähren kann und die Arbeiterraçe nicht ausstirbt. Der gewöhnliche Arbeitslohn ist nach Smit der niedrigste, der mit d[er] simple humanité, nämlich einer viehischen Existenz, verträglich ist.

Die Nachfrage nach Menschen regelt nothwendig die Produktion d[er] Menschen, wie jeder andern Waare. Ist die Zufuhr viel grösser als die Nachfrage, so sinkt ein Theil der Arbeiter in den Bettelstand oder den Hungertod herab. Die Existenz des Arbeiters ist also auf die Bedingung der Existenz jeder andern Waare reducirt. Der Arbeiter ist zu einer Waare geworden und es ist ein Glück für ihn, wenn er sich an den Mann bringen kann. Und die Nachfrage, von der das Leben des Arbeiters abhängt, hängt von der Laune d[es] Reichen und Capitalisten ab.

Ueberbietet die Quantität der Zufuhr die Nachfrage, so ist einer der den Preiß constituirenden Theile, Profit, Grundrente, Arbeitslohn unter dem Preiß gezahlt, ein Theil dieser Leistungen entzieht sich also dieser Anwendung und so gravitirt der Marktpreiß nach dem natürlichen Preiß, als Centralpunkt. Aber 1) ist es dem Arbeiter, bei einer grossen Theilung der Arbeit am schwersten, seiner Arbeit eine andere Richtung zu geben, 2) trifft ihn, bei seinem subalternen Verhältniß zum Capitalisten zunächst der Nachtheil.

Bei der Gravitation des Marktpreisses zum natürlichen Preisse verliert also der Arbeiter am meisten und unbedingt. Und grade die Fähigkeit des Capitalisten, seinem Capital eine andere Richtung zu geben, macht den auf einen bestimmten Arbeitszweig eingeschränkten ouvrier entweder brodlos oder zwingt ihn, sich allen Forderungen dieses Capitalisten zu unterwerfen. |

|II| Die zufälligen und plötzlichen Schwankungen des Marktpreisses treffen weniger die Grundrente, als den in Profit und Salaire aufgelösten Theil des Preisses, aber weniger den Profit, als den Arbeitslohn. Auf einen Arbeitslohn, der steigt, kömmt meistens einer, der stationair bleibt und einer der fällt.

Der Arbeiter braucht nicht nothwendig zu gewinnen mit dem Gewinn des Capitalisten, aber er verliert nothwendig mit ihm. So gewinnt der Arbeiter nicht, wenn der Capitalist durch Fabrik oder Handelsgeheimniß, durch Monopol oder günstige Lage seines Grundstücks den Marktpreiß über d[em] natürlichen Preiß hält.

Ferner: Die Arbeitspreisse sind viel constanter als die Preisse der Lebensmittel. Oft stehn sie in entgegengeseztem Verhältniß. In einem theuern Jahr Arbeitslohn vermindert wegen der Verminderung der Nachfrage, erhöht wegen der Erhöhung der Lebensmittel. Also balancirt. Jedenfalls eine Quantität Arbeiter ausser Brod gesezt. In wohlfeilen Jahren Arbeitslohn erhöht wegen der Erhöhung der Nachfrage, vermindert wegen der Preisse der Lebensmittel. Also balancirt.

Ein andrer Nachtheil des Arbeiters:

Die Arbeitspreisse der verschiednen Arten von Arbeiten sind viel verschiedner, als die Gewinne der verschiednen Zweige, worauf das Capital sich legt. Bei der Arbeit tritt die ganze natürliche, geistige und sociale Verschiedenheit der individuellen Thätigkeit heraus, und wird verschieden belohnt, während das todte Capital immer denselben Tritt geht und gleichgültig gegen die wirkliche individuelle Thätigkeit ist.

Ueberhaupt ist zu bemerken, daß da, wo Arbeiter und Capitalist gleich leiden, der Arbeiter an seiner Existenz, der Capitalist am Gewinn seines todten Mammons leidet.

Der Arbeiter muß nicht nur um seine physischen Lebensmittel, er muß um die Erwerbung von Arbeit, d.h. um die Möglichkeit, um d[ie] Mittel kämpfen, seine Thätigkeit verwirklichen zu können.

Nehmen wir die 3 Hauptzustände, in denen die Gesellschaft sich befinden kann und betrachten die Lage des Arbeiters in ihr.

1) Ist der Reichthum der Gesellschaft im Verfall, so leidet der Arbeiter am meisten, denn: Obgleich die Arbeiterklasse nicht so viel gewinnen kann als die der Eigenthümer im glücklichen Zustand der Gesellschaft, aucune ne souffre aussi cruellement de son déclin que la classe des ouvriers. |

|III| 2) Nehmen wir nun eine Gesellschaft, in welcher der Reichthum fortschreitet. Dieser Zustand ist der einzige dem Arbeiter günstige. Hier tritt Concurrenz unter den Capitalisten ein. Die Nachfrage nach Arbeitern überschreitet ihre Zufuhr: Aber:

Einmal: Die Erhöhung des Arbeitslohns führt Ueberarbeitung unter den Arbeitern herbei. Je mehr sie verdienen wollen, je mehr müssen sie ihre Zeit aufopfern und vollständig aller Freiheit sich entäussernd, im Dienst der Habsucht Sklavenarbeit vollziehn. Dabei kürzen sie dadurch ihre Lebenszeit ab. Diese Verkürzung ihrer Lebensdauer ist ein günstiger Umstand für die Arbeiterklasse im Ganzen, weil dadurch immer neue Zufuhr nöthig wird. Diese Klasse muß immer einen Theil ihrer selbst opfern, um nicht ganz zu Grunde zu gehn.

Ferner: Wann befindet sich eine Gesellschaft in fortschreitender Bereicherung? Mit dem Wachsthum von Capitalien und Revenuen eines Landes. Dieß ist aber nur möglich α) dadurch, daß viele Arbeit zusammen gehäuft wird, denn Capital ist aufgehäufte Arbeit; also dadurch, daß dem Arbeiter immer mehr von seinen Produkten aus der Hand genommen wird, daß seine eigne Arbeit ihm immer mehr als fremdes Eigenthum gegenübertritt und die Mittel seiner Existenz und seiner Thätigkeit immer mehr in der Hand d[es] Capitalisten sich concentriren. β) Die Häufung des Capitals vermehrt die Theilung der Arbeit, die Theilung der Arbeit vermehrt die Zahl der Arbeiter; umgekehrt vermehrt die Zahl der Arbeiter die Theilung der Arbeit, wie die Theilung der Arbeit die Aufhäufung der Capitalien vermehrt. Mit dieser Theilung der Arbeit einerseits und der Häufung der Capitalien andrerseits wird der Arbeiter immer mehr rein von der Arbeit und einer bestimmten, sehr einseitigen, maschinenartigen Arbeit abhängig. Wie er also geistig und leiblich zur Maschine herabgedrückt und aus einem Menschen eine abstrakte Thätigkeit und ein Bauch wird, so wird er auch immer abhängiger von allen Schwankungen des Marktpreisses, der Anwendung der Capitalien und der Laune d[es] Reichen. Ebensosehr wird durch die Zunahme der nur ||IV| arbeitenden Menschenklasse die Concurrenz der Arbeiter erhöht, also ihr Preiß erniedrigt. In dem Fabrikwesen erreicht diese Stellung des Arbeiters ihren Gipfelpunkt.

γ) In einer Gesellschaft, welche sich in zunehmendem Wohlstand befindet, können nur mehr die Allerreichsten vom Geldzins leben. Alle übrigen müssen mit ihrem Capital ein Geschäft treiben oder es in den Handel werfen. Dadurch wird also die Concurrenz unter den Capitalien grösser, die Concentration der Capitalien wird grösser, die grossen Capitalisten ruiniren die kleinen, und ein Theil der ehemaligen Capitalisten sinkt zu der Klasse der Arbeiter herab, welche durch diese Zufuhr theils wieder eine Herabdrückung des Arbeitslohns erleidet und in eine noch grössere Abhängigkeit von den wenigen grossen Capitalisten geräth; indem die Zahl der Capitalisten sich vermindert hat, ist ihre Concurrenz in Bezug auf d[ie] Arbeiter fast nicht mehr vorhanden und indem die Zahl der Arbeiter sich vermehrt hat, ist ihre Concurrenz unter sich um so grösser, unnatürlicher und gewaltsamer geworden. Ein Theil von dem Arbeiterstand fällt daher ebenso nothwendig in den Bettel oder Verhungerungsstand, wie ein Theil der mittleren Capitalisten in den Arbeiterstand.

Also selbst in dem Zustand der Gesellschaft, welcher dem Arbeiter am günstigsten ist, ist die nothwendige Folge für d[en] Arbeiter Ueberarbeitung und früher Tod, Herabsinken zur Maschine, Knecht des Capitals, das sich ihm gefährlich gegenüber aufhäuft, neue Concurrenz, Hungertod oder Bettelei eines Theils der Arbeiter. |

|V| Die Erhöhung des Arbeitslohns erregt im Arbeiter die Bereicherungssucht d[es] Capitalisten, die er aber nur durch Aufopferung seines Geistes und Körpers befriedigen kann. Die Erhöhung des Arbeitslohns sezt die Häufung des Capitals voraus, und führt sie herbei; stellt das Produkt der Arbeit also immer fremder dem Arbeiter gegenüber. Ebenso macht die Theilung der Arbeit ihn immer einseitiger und abhängiger, wie sie die Concurrenz nicht nur der Menschen, sondern auch der Maschinen herbeiführt. Da der Arbeiter zur Maschine herabgesunken ist, kann ihm die Maschine als Concurrent gegenübertreten. Endlich wie die Häufung des Capitals die Quantität der Industrie, also d[ie] Arbeiter vermehrt, bringt durch diese Accumulation dieselbe Quantität der Industrie eine grössere Quantität Machwerk herbei, die zur Ueberproduktion wird, und entweder damit endet, einen grossen Theil Arbeiter ausser Arbeit zu setzen oder ihren Lohn auf das kümmerlichste Minimum zu reduciren.

Das sind die Folgen eines Gesellschaftszustandes, der dem Arbeiter am günstigsten ist, nämlich des Zustandes des wachsenden, fortschreitenden Reichthums.

Endlich aber muß dieser wachsende Zustand doch einmal seinen Höhepunkt erreichen. Welches ist nun die Lage des Arbeiters?

3) «In einem Land, welches die leztmögliche Stufe seines Reichthums erreicht hätte, wären beide, Arbeitslohn und Capitalinteresse sehr niedrig. Die Concurrenz unter den Arbeitern, um Beschäftigung zu erhalten, wäre so groß, daß die Salaire auf das reducirt wären, was zur Erhaltung der nämlichen Zahl von Arbeitern hinreicht und da das Land schon hinreichend bevölkert wäre, könnte sich diese Zahl nicht vermehren.» Das Plus müßte sterben.

Also im abnehmenden Zustand der Gesellschaft progressives Elend des Arbeiters, im fortschreitenden Zustand complicirtes Elend, im vollendeten Zustand stationaires Elend. |

|VI| Da aber nach Smith eine Gesellschaft nicht glücklich ist, wo die Majorität leidet, da aber der reichste Zustand der Gesellschaft zu diesem Leiden d[er] Mehrzahl und da die Nationalökonomie (überhaupt die Gesellschaft des Privatinteresses) zu diesem reichsten Zustand führt, so ist also das Unglück der Gesellschaft der Zweck der Nationalökonomie.

In Bezug auf das Verhältniß zwischen Arbeiter und Capitalist ist noch zu bemerken, daß die Erhöhung des Arbeitslohnes dem Capitalisten durch die Verringerung der Quantität der Arbeitszeit mehr als compensirt wird, und daß die Erhöhung des Arbeitslohns und die Erhöhung des Capitalinteresses auf den Waarenpreiß wie einfaches und zusammengeseztes Interesse wirken.

Stellen wir uns nun ganz auf den Standpunkt des Nationalökonomen und vergleichen wir nach ihm die theoretischen und praktischen Ansprüche der Arbeiter.

Er sagt uns, daß ursprünglich und dem Begriff nach das ganze Produkt der Arbeit dem Arbeiter gehört. Aber er sagt uns zugleich, daß in der Wirklichkeit dem Arbeiter der kleinste und allerunumgänglichste Theil des Produkts zukömmt; nur so viel, als nöthig ist, nicht damit er als Mensch, sondern damit er als Arbeiter existirt, nicht damit er die Menschheit, sondern damit er die Sklavenklasse der Arbeiter fortpflanzt.

Der Nationalökonom sagt uns, daß alles mit Arbeit gekauft wird, und daß das Capital nichts als aufgehäufte Arbeit ist, aber er sagt uns zugleich, daß der Arbeiter weit entfernt alles kaufen zu können, sich selbst und seine Menschheit verkaufen muß.

Während die Grundrente des trägen Landbesitzers meistens den 3ten Theil des Erdproduktes und der Profit d[es] geschäftigen Capitalisten sogar das Doppelte des Geldzinses beträgt, beträgt das Mehr, was sich der Arbeiter im besten Fall verdient, so viel, daß auf 4 Kinder ihm 2 verhungern und sterben müssen. |

|VII| Während nach d[em] Nationalökonomen die Arbeit das Einzige ist, wodurch der Mensch den Werth der Naturprodukte vergrössert, während die Arbeit sein thätiges Eigenthum ist, ist nach derselben Nationalökonomie der Grundeigenthümer und Capitalist, die qua Grundeigenthümer und Capitalist, blos privilegirte und müssige Götter sind, überall dem Arbeiter überlegen und schreiben ihm Gesetze vor.

Während nach d[em] Nationalökonomen die Arbeit der einzig unwandelbare Preiß der Dinge ist, ist nichts zufälliger als der Arbeitspreiß, nichts grösseren Schwankungen ausgesezt.

Während die Theilung der Arbeit die produktive Kraft der Arbeit, den Reichthum und die Verfeinerung der Gesellschaft erhöht, verarmt sie d[en] Arbeiter bis zur Maschine. Während die Arbeit die Häufung der Capitalien und damit den zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft hervorruft, macht sie den Arbeiter immer abhängiger vom Capitalisten, bringt ihn in eine grössere Concurrenz, treibt ihn in die Hetzjagd der Ueberproduktion, der eine eben solche Erschlaffung folgt.

Während das Interesse des Arbeiters nach d[em] Nationalökonomen nie dem Interesse der Gesellschaft gegenübersteht, steht die Gesellschaft immer und nothwendig dem Interesse des Arbeiters gegenüber.

Nach d[em] Nationalökonomen steht das Interesse des Arbeiters nie dem der Gesellschaft gegenüber 1) weil die Erhöhung des Arbeitslohns sich mehr als ersezt durch die Verminderung in der Quantität der Arbeitszeit, nebst den übrigen oben entwickelten Folgen; und || 2) weil in Bezug auf die Gesellschaft das ganze Bruttoprodukt Nettoprodukt ist und nur in Bezug auf den Privatmann das Netto eine Bedeutung hat.

Daß die Arbeit aber selbst nicht nur unter den jetzigen Bedingungen, sondern insofern überhaupt ihr Zweck die blosse Vergrösserung des Reichthums ist, ich sage daß die Arbeit selbst schädlich, unheilvoll ist, das folgt, ohne daß der Nationalökonom es weiß, aus seinen Entwicklungen.

— — —

Nach dem Begriff sind Grundrente und Capitalgewinn Abzüge, die der Arbeitslohn erleidet. Aber in der Wirklichkeit ist der Arbeitslohn ein Abzug, den Erde und Capital dem Arbeiter zukommen lassen, eine Concession des Produktes der Arbeit an den Arbeiter, an die Arbeit.

Im verfallenden Zustand der Gesellschaft, leidet der Arbeiter am schwersten. Er verdankt die spezifische Schwere seines Druckes seiner Stellung als Arbeiter, aber den Druck überhaupt der Stellung der Gesellschaft.

Aber im fortschreitenden Zustand der Gesellschaft ist der Untergang und die Verarmung des Arbeiters das Produkt seiner Arbeit und des von ihm producirten Reichthums. Das Elend, welches also aus dem Wesen der heutigen Arbeit selbst hervorgeht.

Der reichste Zustand der Gesellschaft, ein Ideal, das aber doch annähernd erreicht wird, wenigstens der Zweck der Nationalökonomie, wie der bürgerlichen Gesellschaft ist, ist stationaires Elend || für d[en] Arbeiter.

Es versteht sich von selbst, daß die Nationalökonomie den Proletarier, d.h. den, der ohne Capital und Grundrente rein von der Arbeit und einer einseitigen, abstrakten Arbeit lebt, nur als Arbeiter betrachtet. Sie kann daher den Satz aufstellen, daß er ebensowohl, wie jedes Pferd, so viel erwerben muß, um arbeiten zu können. Sie betrachtet ihn nicht in seiner Arbeitslosen Zeit, als Mensch, sondern überläßt diese Betrachtung der Kriminaljustiz, den Aerzten, der Religion, den statistischen Tabellen, der Politik und dem Bettelvogt.

Erheben wir uns nun über das Niveau der Nationalökonomie und suchen aus der bisherigen, fast mit den Worten d[es] Nationalökonomen gegebnen Entwicklung zwei Fragen zu beantworten.

1) Welchen Sinn, in der Entwicklung der Menschheit, hat diese Reduction des größten Theils der Menschheit auf die abstrakte Arbeit?

2) Welche Fehler begehn die Reformatoren en détail, die entweder den Arbeitslohn erhöhn und dadurch die Lage der Arbeiterklasse verbessern wollen oder die Gleichheit des Arbeitslohns (wie Proudhon) als den Zweck der socialen Revolution betrachten?

Die Arbeit kömmt nur unter der Gestalt der Erwerbsthätigkeit in der Nationalökonomie vor. |


|VIII| «Das läßt sich behaupten, daß solche Beschäftigungen, die spezifische Anlagen oder längere Vorbildung voraussetzen, im Ganzen einträglicher geworden sind; während der verhältnißmässige Lohn für die mechanisch einförmige Thätigkeit, auf welche der Eine wie der Andere schnell und leicht abgerichtet werden kann, bei der wachsenden Concurrenz gefallen ist und nothwendig fallen mußte. Und gerade diese Art der Arbeit ist bei dem jetzigen Stande ihrer Organisation noch weit die zahlreichste. Wenn also ein Arbeiter der ersten Categorie jezt siebenmal so viel, ein Anderer der zweiten ebenso viel erwirbt, als etwa vor 50 Jahren, so erwerben beide im Durchschnitte freilich 4mal so viel. Allein wenn in einem Lande die erste Kategorie der Arbeit mit nur 1.000, die 2te mit einer Million Menschen besezt ist, so sind 999.000 nicht besser als vor 50 Jahren daran, und sie sind schlimmer daran, wenn zugleich die Preise der Lebensbedürfnisse gestiegen sind. Und mit solchen oberflächlichen Durchschnittsberechnungen will man sich über die zahlreichste Klasse der Bevölkerung täuschen. Ueberdies ist die Grösse des Arbeiterlohns nur ein Moment für die Schätzung des Arbeitereinkommens, weil für die Bemessung des leztern noch wesentlich die gesicherte Dauer desselben in Anschlag kommt, wovon doch in der Anarchie der sogenannten freien Concurrenz mit ihren immer wiederkehrenden Schwankungen und Stockungen schlechthin keine Rede ist. Endlich ist noch die früher und die jezt gewöhnliche Arbeitszeit ins Auge zu fassen. Diese ist aber für d[ie] englischen Arbeiter in der Baumwollenmanufaktur seit etwa 25 Jahren, also grade seit Einführung der Arbeit ersparenden Maschinen, durch die Erwerbsucht der Unternehmer ||IX| auf 12 – 16 Stunden täglich erhöht worden, und die Steigerung in einem Lande und in einem Zweige der Industrie mußte sich, bei dem überall noch anerkannten Rechte einer unbedingten Ausbeutung d[er] Armen durch die Reichen, mehr oder minder auch anderswo geltend machen.» Schulz. Bewegung der Production, p. 65.

«Allein selbst wenn es so wahr wäre, als es falsch ist, daß sich das Durchschnittseinkommen aller Classen der Gesellschaft vergrössert hätte, können dennoch die Unterschiede und verhältnißmässigen Abstände des Einkommens grösser geworden sein und hiernach die Gegensätze des Reichthums und der Armuth schärfer hervortreten. Denn grade weil die Gesammtproduktion steigt und in demselben Maasse als dieß geschieht, vermehren sich auch die Bedürfnisse, Gelüste und Ansprüche, und die relative Armuth kann also zunehmen, während die absolute sich vermindert. Der Samojede ist nicht arm bei Thran und ranzigen Fischen, weil in seiner abgeschloßnen Gesellschaft Alle die gleichen Bedürfnisse haben. Aber in einem voran schreitenden Staat, der etwa im Lauf eines Jahrzehntes seine Gesammtproduktion im Verhältniß zur Gesellschaft um ein Drittheil vergrössert, ist der Arbeiter, der vor und nach 10 Jahren gleich viel erwirbt, nicht eben so wohlhabend geblieben, sondern um ein Drittheil bedürftiger geworden» ibid. p. 65, 66.

Aber die Nationalökonomie kennt den Arbeiter nur als Arbeitsthier, als ein auf die striktesten Leibesbedürfnisse reducirtes Vieh.

«Ein Volk, damit es sich geistig freier ausbilde, darf nicht mehr in der Sklaverei seiner körperlichen Bedürfnisse stehn, nicht mehr der Leibeigene des Leibes sein. Es muß ihm vor allem Zeit bleiben, auch geistig schaffen und geistig geniessen zu können. Die Fortschritte im Organismus der Arbeit gewinnen diese Zeit. Verrichtet doch jezt, bei neuen Triebkräften und verbessertem Maschinenwesen, ein einziger Arbeiter in den Baumwollefabriken nicht selten das Werk von 100, ja von 250 – 350 früheren Arbeitern. Aehnliche Folgen in allen Zweigen der Produktion, weil äussere Naturkräfte immer mehr zur Theilnahme ||X| an der menschlichen Arbeit gezwungen worden. War nun früher, zur Abfindung eines Quantums materieller Bedürfnisse, ein Aufwand von Zeit und menschlicher Kraft erforderlich, der sich später um die Hälfte vermindert hat; so ist zugleich, ohne irgend eine Einbusse an sinnlichem Wohlbehagen, der Spielraum für geistiges Schaffen und Geniessen um so viel erweitert worden. …Aber auch über die Vertheilung der Beute, die wir dem alten Kronos selbst auf seinem eigensten Gebiete abgewinnen, entscheidet noch das Würfelspiel des blinden ungerechten Zufalls. Man hat in Frankreich berechnet, daß bei dem jetzigen Standpunkt der Production eine durchschnittliche Arbeitszeit von täglich 5 Stunden auf jeden Arbeitsfähigen zur Befriedigung aller materiellen Interessen der Gesellschaft ausreichen würde. …Ungeachtet der Zeitersparnisse durch Vervollkommnung des Maschinenwesens hat sich die Dauer der Sklavenarbeit in den Fabriken für eine zahlreiche Bevölkerung nur vergrössert.» p. 67, 68 ibid.

«Der Uebergang von der zusammengesezten Handarbeit sezt eine Zerlegung derselben in ihre einfachen Operationen voraus. Nun wird aber zunächst nur ein Theil der gleichförmig wiederkehrenden Operationen den Maschinen, ein anderer Theil aber d[en] Menschen anheimfallen. Nach der Natur der Sache und nach übereinstimmenden Erfahrungen ist eine solche anhaltend einförmige Thätigkeit ebenso nachtheilig für Geist als Körper; und so müssen denn bei dieser Verbindung des Maschinenwesens mit der blosen Theilung der Arbeit unter zahlreichere Menschenhände auch noch alle Nachtheile der leztren zum Vorschein kommen. Die Nachtheile zeigen sich unter andrem in der grössern Sterblichkeit der Fabrik||Xl|arbeiter. …Diesen grossen Unterschied, wie weit die Menschen durch Maschinen, oder wie weit sie als Maschinen arbeiten, hat man nicht… berücksichtigt.» ibid. p. 69.

«Für die Zukunft des Völkerlebens aber werden die in den Maschinen wirkenden verstandeslosen Naturkräfte unsere Sklaven und Leibeigenen sein.» ibid. p. 74.

«In den englischen Spinnereien sind nur 158.818 Männer und 196.818 Weiber beschäftigt. Auf je 100 Arbeiter in den Baumwollfabriken der Grafschaft Lancaster kommen 103 Arbeiterinnen und in Schottland sogar 209. In den englischen Flachsfabriken von Leeds zählte man auf 100 männliche Arbeiter 147 weibliche; in Druden und an der Ostküste Schottlands sogar 280. In den englischen Seidenfabriken viele Arbeiterinnen; in den Wollfabriken, die grössere Arbeitskraft erfordern, mehr Männer. Auch in den nordamerikanischen Baumwollfabriken waren im Jahr 1833 nebst 18.593 Männern nicht weniger als 38.927 Weiber beschäftigt. Durch die Veränderungen im Organismus der Arbeit ist also dem weiblichen Geschlecht ein weiterer Kreis von Erwerbsthätigkeit zugefallen. …die Frauen eine ökonomisch selbstständigere Stellung… die beiden Geschlechter in ihren socialen Verhältnissen einander näher gerückt.» p. 71, 72 ibid. «In den von Dampf und Wasser getriebnen englischen Spinnereien arbeiteten im Jahr 1835: 20.558 Kinder zwischen 8 – 12 Jahren; 35.867 zwischen 12 – 13, und endlich 108.208 zwischen 13 – 18 Jahren. …Freilich wirken die weiteren Fortschritte der Mechanik, da sie alle einförmigen Beschäftigungen d[en] Menschen mehr und mehr aus der Hand nehmen, auf eine allmählige Besei||XIl|tigung des Mißstandes hin. Allein diesen rascheren Fortschritten selbst steht grade der Umstand im Wege, daß sich die Capitalisten die Kräfte der untern Classen, bis in das Kindesalter hinein, auf die leichteste und wohlfeilste Weise aneignen können, um sie statt der Hilfsmittel der Mechanik zu brauchen und zu gebrauchen.» p. 70, 71. Schulz Bew. d. Product.

«Lord Broughams Zuruf an d[ie] Arbeiter: „Werdet Capitalisten.“ Das… das Uebel, daß Millionen nur durch anstrengende, körperlich zerrüttende, sittlich und geistig verkrüppelnde Arbeit sich ein knappes Auskommen zu erwerben vermögen; daß sie sogar das Unglück, eine solche Arbeit gefunden zu haben, für ein Glück halten müssen.» p. 60 ibid.

«Pour vivre donc, les non-propriétaires sont obligés de se mettre directement ou indirectement au service des propriétaires, c-à-d. sous leur dépendance.» Pecqueur, théorie nouvelle d’économie soc. etc. p. 409.

Domestiquesgages; ouvrierssalaires; employéstraitement ou émoluments. ibid. p. 409, 10.

«louer son travail» «prêter son travail à l’intérêt» «travailler à la place d’autrui».

«louer la matière du travail» «prêter la matière du travail à l’intérêt» «faire travailler autrui à sa place», ibid. |

|XIII| «cette constitution économique condamne des hommes à des métiers tellement abjects, à une dégradation tellement désolante et amère, que la sauvagerie apparaît, en comparaison, comme une royale condition.» l.c. p. 417, 18.

«la prostitution de la chair non-propriétaire sous toutes les formes.» p. 421 sq. Lumpensammler.

Ch. Loudon in der Schrift solution du problème de la population etc. Paris, 1842, giebt die Zahl der Prostituirten in England auf 60 – 70.000 an; die Zahl d[er] femmes d’une vertu douteuse sei ebenso groß. p. 228.

«La moyenne vie de ces infortunées créatures sur le pavé, après qu’elles sont entrées dans la carrière du vice, est d’environ six ou sept ans. De manière que pour maintenir le nombre de 60-à-70.000 prostituées, il doit y avoir, dans les 3 royaumes, au moins 8 à 9.000 femmes qui se vouent à cet infâme métier chaque année, ou environ 24 nouvelles victimes par jour, ce qui est la moyenne d’une par heure; et conséquemment, si la même proportion a lieu sur toute la surface du globe il doit y avoir constamment un million et demi de ces malheureuses.» ibid. p. 229.

«la population des misérables croît avec leur misère et c’est à la limite extrême du dénûment que les êtres humains se pressent en plus grand nombre pour se disputer le droit de souffrir. …En 1821 la population de l’Irlande était de 6.801.827. En 1831, elle s’était élevée à 7.764.010; c’est 14p 0/0 d’augmentation en dix ans. Dans le Leinster, province où il y a le plus d’aisance, la population n’a augmenté que de 8 p/c, tandis que, dans le Connaught, province la plus misérable, l’augmentation s’est élevée à 21 p/c. (Extraits des Enquêtes publiées en Angleterre sur l’Irlande. Vienne, 1840.)» Buret de la misère etc. t. I, p. 36, 37. Die Nationalökonomie betrachtet die Arbeit abstrakt als eine Sache; le travail est une marchandise: ist der Preiß hoch, so ist die Waare sehr gefordert; ist er niedrig, so ist sie sehr angeboten; comme marchandise le travail doit de plus en plus baisser de prix: theils die Concurrenz zwischen Capitalist und Arbeiter, theils die Concurrenz unter den Arbeitern zwingt hierzu; …«La population ouvrière, marchande de travail, est forcément réduite à la plus faible part du produit… La théorie du travail marchandise est-elle autre chose qu’une théorie de servitude déguisée ?» l.c. p. 43. «Pourquoi donc n’avoir vu dans le travail qu’une valeur d’échange?» ib. p. 44. Die grossen Ateliers kaufen vorzugsweise die Arbeit von Frauen und Kindern, weil diese weniger kostet als die der Männer. l.c. «le travailleur n’est point vis à vis de celui qui l’emploie dans la position d’un libre vendeur. …le capitaliste est toujours libre d’employer le travail, et l’ouvrier est toujours forcé de le vendre. La valeur du travail est complètement détruite, s’il n’est pas vendu à chaque instant. Le travail n’est susceptible, ni d’accumulation, ni même d’épargne, à la différence des véritables [marchandises.] ||XIV| Le travail c’est la vie, et si la vie ne s’échange pas chaque jour contre des aliments, elle souffre et périt bientôt. Pour que la vie de l’homme soit une marchandise, il faut donc admettre l’esclavage.» p.49, 50 l.c.

Wenn die Arbeit also eine Waare ist, so ist sie eine Waare von den unglückseeligsten Eigenschaften. Aber selbst nach Nationalökonomischen Grundsätzen ist sie es nicht, weil nicht le libre résultat d’un libre marché. Das jetzige ökonomische Regime abaisse à la fois et le prix et la rémunération du travail; il perfectionne l’ouvrier et dégrade l’homme, p. 52, 53 l.c. «L’industrie est devenue une guerre et le commerce un jeu.» l.c. p. 62.

Les machines à travailler le coton (in England) repräsentiren allein 84.000.000 Handwerker.

Die Industrie befand sich bis jezt im Zustand des Eroberungskriegs: «elle a prodigué la vie des hommes qui composaient son armée avec autant d’indifférence que les grands conquérants. Son but était la possession de la richesse et non le bonheur des hommes.» Buret. l.c. p. 20. «Ces intérêts (sc. économiques) librement abandonnés à eux-mêmes… doivent nécessairement entrer en conflit; ils n’ont d’autre arbitre que la guerre, et les décisions de la guerre donnent aux uns la défaite et la mort, pour donner aux autres la victoire. …c’est dans le conflit des forces opposées que la science cherche l’ordre et l’équilibre: la guerre perpétuelle est selon elle le seul moyen d’obtenir la paix; cette guerre s’appelle la concurrence.» l.c. p. 23.

Der industrielle Krieg, um mit Erfolg geführt zu sein, erfordert zahlreiche Armeen, die er auf denselben Punkt aufhäufen und reichlich decimiren kann. Und weder aus Devouement, noch aus Pflicht, ertragen die Soldaten dieser Armee die Anstrengungen, die man ihnen auferlegt; nur um der harten Nothwendigkeit des Hungers zu entwischen. Sie haben weder Anhänglichkeit noch Erkenntlichkeit für ihre Chefs; diese hängen mit ihren Untergebnen durch kein Gefühl des Wohlwollens zusammen; sie kennen sie nicht als Menschen, sondern nur als Instrumente der Production, welche so viel als möglich einbringen, und so wenig Unkosten als möglich machen müssen. Diese Völkerschaften von Arbeitern, mehr und mehr gedrängt, haben selbst nicht die Sorglosigkeit, immer angewandt zu sein; die Industrie, welche sie zusammen berufen hat, läßt sie nur leben, wenn sie ihrer bedarf, und sobald sie sich derselben entschlagen kann, verläßt sie dieselben ohne das mindeste Bedenken; und die Arbeiter sind gezwungen, ihre Person und ihre Kraft für den Preiß, den man ihnen accordiren will, anzubieten. Je mehr die Arbeit, die man ihnen giebt, lang, peinlich, ekelhaft ist, um so weniger werden sie bezahlt; man sieht welche, die mit 16stündiger Arbeit per Tag, bei fortdauernder Anstrengung, kaum das Recht erkaufen, nicht zu sterben. l.c. p. 68, 69. |

|XV| «Nous avons la conviction… partagée par les commissaires chargés de l’enquête sur la condition des tisserands à la main, que les grandes villes industrielles perdraient, en peu de temps, leur population de travailleurs, si elles ne recevaient à chaque instant des campagnes voisines des recrues continuelles d’hommes sains, de sang nouveau.» p. 362 l.c. |

|I| Gewinn des Capitals.

1) Das Capital.

1) Worauf beruht das Capital, d.h. das Privateigenthum an den Produkten fremder Arbeit?

«Wenn das Capital selbst nicht auf Diebstahl oder Unterschleif sich reducirt, so bedarf es doch den Concurs der Gesetzgebung, um die Erbschaft zu heiligen.» Say. t. 1, p. 136, nota.

Wie wird man Proprietair v[on] produktiven fonds? Wie wird man Eigentümer von den Produkten, die vermittelst dieser fonds geschaffen werden?

Durch das positive Recht. Say. t. II, p. 4.

Was erwirbt man mit dem Capital, mit der Erbschaft eines grossen Vermögens z.B.?

«Einer, der z.B. ein grosses Vermögen erbt, erwirbt dadurch zwar nicht unmittelbar politische Macht. Die Art von Macht, die diese Besitzung ihm unmittelbar und direkt überträgt, das ist die Macht zu kaufen, das ist ein Recht des Befehls über alle Arbeit von andern oder über alles Produkt dieser Arbeit, welches zur Zeit auf dem Markt existirt.» Smith. t. I, p. 61.

Das Capital ist also die Regierungsgewalt über die Arbeit und ihre Producte. Der Capitalist besizt diese Gewalt, nicht seiner persönlichen oder menschlichen Eigenschaften wegen, sondern insofern er Eigenthümer des Capitals ist. Die kaufende Gewalt seines Capitals, der nichts wiederstehn kann, ist seine Gewalt.

Wir werden später sehn, einmal, wie der Capitalist vermittelst des Capitals seine Regierungsgewalt über die Arbeit ausübt, dann aber die Regierungsgewalt des Capitals über d[en] Capitalisten selbst.

Was ist das Capital?

«Une certaine quantité de travail amassé et mis en réserve.» Smith, t. II, p. 312.

Capital ist aufgespeicherte Arbeit.

2) fonds, Stock ist jede Häufung von Produkten der Erde und Manufacturarbeit. Der Stock heißt nur dann Capital, wenn er seinem Eigenthümer eine Revenu oder Gewinn abwirft. Smith, t. II, p. 191.

2) Der Gewinn des Capitals.

«Der Profit oder Gewinn des Capitals ist ganz vom Arbeitslohn verschieden. Diese Verschiedenheit zeigt sich in doppelter Weise. Einmal reglen sich die Gewinne des Capitals gänzlich nach dem Werth des angewandten Capitals, obgleich die Arbeit der Aufsicht und Direktion bei verschiedenen Capitalien die nämliche sein kann. Dann kömmt hinzu, daß in grossen Fabriken diese ganze Arbeit einem Hauptcommis anvertraut ist, dessen Gehalt in keinem Verhältniß mit dem ||II| Capital steht, dessen Leitung er überwacht. Obgleich sich hier nun die Arbeit des Proprietairs fast auf nichts reducirt, verlangt er doch Profite im Verhältniß zu seinem Capital.» Smith. t. I. p. 97 – 99.

Warum verlangt der Capitalist diese Proportion zwischen Gewinn und Capital?

Er hätte kein Interesse, die Arbeiter anzuwenden, wenn er nicht vom Verkauf ihres Werks mehr erwartete, als nöthig ist, um die für Arbeitslohn avancirten fonds zu ersetzen, und er hätte kein Interesse eher eine grosse als eine kleine Summe von fonds anzuwenden, wenn sein Profit nicht im Verhältniß zum Umfang der angewandten fonds stände. t. I, p. 97.

Der Capitalist zieht also erstens einen Gewinn auf die Salaire, zweitens auf die avancirten Rohstoffe.

Welches Verhältniß hat nun der Gewinn zum Capital?

Wenn es schon schwer ist, die gewöhnliche mittlere Taxe des Arbeitslohns an gegebnem Ort und in [gegebner] Zeit zu bestimmen, so noch schwerer der Gewinn der Capitalien. Wechsel im Preiß der Waaren, mit welchen das Capital handelt, Glück oder Unglück seiner Rivalen und Kunden, tausend andre Zufälle, denen die Waaren ausgesezt sind, sowohl während des Transports, als in den Magazinen, bringen einen täglichen, fast stündlichen Wechsel im Profit hervor. Smith. t. I, p. 179, 180. So unmöglich es nun ist, die Gewinne der Capitalien mit Präcision zu bestimmen, so kann man sich doch eine Vorstellung von ihnen machen nach dem Geldzins. Kann man viel Gewinn mit dem Geld machen, so giebt man viel für die Fähigkeit, sich seiner zu bedienen, wenn wenig durch seine Vermittlung, wenig. Smith. t. I, p. 180, 81. Die Proportion, welche die gewöhnliche Zinstaxe mit der Taxe des Reingewinns bewahren muß, wechselt nothwendig mit Steigen oder Fallen des Gewinns. In Großbrittannien berechnet man auf das Doppelte des Interesses das, was die Handelsleute nennen un profit honnête, modéré, raisonnable, lauter Ausdrücke, die nichts sagen wollen, als ein Gewöhnlicher und gebräuchlicher Profit. Smith. t. I, p. 198.

Welches ist die niedrigste Taxe des Gewinns? Welches seine höchste?

Die niedrigste Taxe des gewöhnlichen Gewinns der Capitalien muß immer etwas mehr sein, als nöthig ist, um die zufälligen Verluste zu compensiren, welchen jede Anwendung des Capitals ausgesezt ist. Dieses surplus ist eigentlich der Gewinn oder le bénéfice net. Ebenso verhält es sich mit der niedrigsten Taxe des Zinsfusses. Smith. t. I, p. 196. |

|III| Die höchste Taxe, auf welche die gewöhnlichen Gewinne steigen können, ist die, welche in der Mehrzahl der Waaren die Totalität der Grundrente wegnimmt und den Arbeitslohn der gelieferten Waare auf den niedrigsten Preiß, auf die blosse Subsistenz des Arbeiters während der Arbeit reducirt. Auf die eine oder die andere Art muß der Arbeiter immer genährt werden, solang er zu einem Tagwerk angewandt wird; die Grundrente kann ganz wegfallen. Beispiel: In Bengalien die Leute der indischen Handelskompagnie. Smith. t. I, p. 197, 98.

Ausser allen Vortheilen einer geringen Concurrenz, die der Capitalist in diesem Fall ausbeuten darf, kann er auf eine honette Weise den Marktpreiß über den natürlichen Preiß halten.

Einmal: durch Handelsgeheimniß, wenn der Markt von denen, die ihn beziehn, sehr entfernt ist: nämlich durch Geheimhaltung der Wechsel des Preisses, seiner Erhöhung über den natürlichen Stand. Diese Geheimhaltung hat nämlich den Erfolg, daß nicht andre Capitalisten ebenfalls ihr Capital auf diese Branche werfen.

Dann: durch Fabrikgeheimniß, wo der Capitalist mit weniger Productionskosten seine Waare zu denselben oder sogar zu niedrigem Preissen als seine Concurrenten mit mehr Profit liefert. – (Der Betrug durch Geheimhaltung ist nicht unsittlich? Börsenhandel.) – Ferner: wo die Production an eine bestimmte Localität gebunden (wie z.B. kostbarer Wein) und die effective Nachfrage nie befriedigt werden kann. Endlich: durch Monopole von Individuen und Compagnien. Der Monopolpreiß ist so hoch als möglich. Smith. t. I, p. 120 – 24.

Andre zufällige Ursachen, welche den Gewinn des Capitals erhöhen können:

Erwerbung von neuen Territorien oder neuer Handelszweige vermehren oft, selbst in einem reichen Lande, den Gewinn der Capitalien, weil sie den alten Handelszweigen einen Theil der Capitalien entziehn, die Concurrenz vermindern, den Markt mit weniger Waaren beziehn machen, deren Preisse sich dann erhöhn; die Handelstreibenden mit denselben können dann das geliehne Geld mit stärkern Zinsen zahlen. Smith. t. I, p. 190.

Je mehr eine Waare bearbeitet, Gegenstand der Manufactur wird, steigt der Theil des Preisses, der sich in Arbeitslohn und Profit auflöst im Verhältniß zu dem Theil, der sich in Grundrente auflöst. In dem Fortschritt, den die Handarbeit über diese Waare macht, vermehrt sich nicht nur die Zahl der Gewinne, sondern jeder folgende Gewinn ist grösser als der vorhergehende, weil das Capital, von dem ||IV| er entspringt, nothwendig immer grösser ist. Das Capital, welches die Leinweber in Arbeit sezt, ist nothwendig immer grösser als das, welches die Spinner arbeiten macht, weil es nicht nur das lezte Capital mit seinen Gewinnen ersezt, sondern ausserdem noch die Salaire der Leinweber zahlt – und es ist nothwendig, daß die Gewinne immer in einer Art von Verhältniß mit dem Capital stehn. t. I, 102, 3.

Der Fortschritt, den also die menschliche Arbeit über das Naturprodukt und das bearbeitete Naturprodukt macht, vermehrt nicht den Arbeitslohn, sondern theils die Zahl der gewinnenden Capitale, theils das Verhältniß jedes folgenden Capitals zu d[em] vorhergehenden.

Ueber den Gewinn, den der Capitalist von der Theilung der Arbeit zieht, später.

Er gewinnt doppelt, erstens von der Theilung der Arbeit, zweitens überhaupt von dem Fortschritt, den die menschliche Arbeit über das Naturprodukt macht. Je grösser der menschliche Antheil an einer Waare, um so grösser der Gewinn des todten Capitals.

In einer und derselben Gesellschaft ist die Durchschnittstaxe der Capitalgewinne viel näher demselben Niveau, als der Lohn der verschiedenen Arten von Arbeit. t. I, p. 228. Bei den verschiedenen Anwendungen des Capitals wechselt die gewöhnliche Taxe des Gewinns nach der grössern oder geringern Gewißheit der Zurückkunft des Capitals. Die Taxe des Gewinns hebt sich mit d[em] risque, wenn auch nicht in vollständiger Proportion. t. I, p. 226, 27.

Es versteht sich von selbst, daß die Capitalgewinne auch durch die Erleichterung oder geringere Kostspieligkeit der Circulationsmittel (z.B. Papiergeld) steigen.

3) Die Herrschaft des Capitals über die Arbeit und die Motive d[es] Capitalisten.

Das einzige Motiv, welches den Besitzer eines Capitals bestimmt, es eher in der Agrikultur oder in der Manufaktur oder in einem besondern Zweig des en gros oder en détail Handels zu verwenden, ist der Gesichtspunkt seines eignen Profits. Es kömmt ihm nie in den Sinn zu berechnen, wie viel produktive Arbeit jede dieser verschiedenen Anwendungsarten in Thätigkeit setzen, ||V| oder an Werth dem jährlichen Produkt der Ländereien und der Arbeit seines Landes hinzufügen wird. Smith, t. II, p. 400, 401.

Die nützlichste Anwendung des Capitals für den Capitalisten ist die, welche ihm bei gleicher Sicherheit den größten Gewinn abwirft. Diese Anwendung ist nicht immer die nützlichste für die Gesellschaft; die nützlichste ist die, welche darauf verwandt wird, Nutzen von den produktiven Naturkräften zu ziehn. Say. t. II, p. 130, 31.

Die wichtigsten Operationen der Arbeit sind geregelt und geleitet nach den Plänen und den Spekulationen derjenigen, welche die Capitalien anwenden; und der Zweck, welchen sie sich in allen diesen Plänen und Operationen vorsetzen, ist der Profit. Also: Die Taxe des Profits steigt nicht, wie Grundrente und Arbeitslohn, mit dem Wohlstand der Gesellschaft und fällt nicht, wie jene, mit ihrem Verfall. Im Gegentheil, diese Taxe ist natürlich niedrig in den reichen Ländern und hoch in den armen Ländern; und sie ist nie so hoch als in den Ländern, welche sich am schnellsten ihrem Ruin entgegen stürzen. Das Interesse dieser Klasse steht also nicht in derselben Verbindung, wie das der beiden andern, mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft. …Das besondre Interesse derer, die einen besondern Handels oder Manufacturzweig treiben, ist in gewisser Hinsicht immer verschieden von dem des Publicums und oft ihm sogar feindlich entgegen gesezt. Das Interesse des Kaufmanns ist immer, den Markt zu vergrössern, und die Concurrenz der Verkäufer einzuschränken. …Es ist dieß eine Klasse von Leuten, deren Interesse niemals exakt dasselbe sein wird, wie das der Gesellschaft, welche im Allgemeinen ein Interesse haben, das Publicum zu betrügen und es zu überlasten. t. II, p. 163 – 65. Smith.

4) Die Accumulation der Capitalien und die Concurrenz unter den Capitalisten.

Die Vermehrung der Capitalien, welche den Arbeitslohn erhöht, strebt den Gewinn d[es] Capitalisten zu vermindern, durch die Concurrenz unter den Capitalisten. t. I, p. 179. Smith.

«Wenn z.B. das Capital, das zum Epiceriegeschäft einer Stadt nöthig ist, sich unter zwei verschiedne Epiciers getheilt findet, so wird die Concurrenz machen, daß jeder von ihnen wohlfeiler verkaufen wird, als wenn sich das Capital in den Händen eines einzigen befunden hätte; und wenn es unter 20 ||VI| getheilt ist, wird die Concurrenz grade um so thätiger sein, und es wird um so weniger die Möglichkeit gegeben sein, daß sie sich unter einander verständigen können, den Preiß ihrer Waaren zu erhöhn.» Smith. t. II, p. 372, 73.

Da wir nun schon wissen, daß die Preisse des Monopols so hoch als möglich sind, da das Interesse d[es] Capitalisten selbst vom gemein nationalökonomischen Gesichtspunkt aus feindlich der Gesellschaft gegenübersteht, da die Erhöhung des Capitalgewinns wie das zusammengesezte Interesse auf den Preiß der Waare wirkt, (Smith. t. I, p. 201.) so ist die Concurrenz die einzige Hülfe gegen d[en] Capitalisten, die nach der Angabe der Nationalökonomie eben so wohlthätig auf die Erhöhung des Arbeitslohns, als auf die Wohlfeilheit der Waaren, zu Gunsten des consummirenden Publicums, wirkt.

Allein die Concurrenz ist nur dadurch möglich, daß die Capitalien sich vermehren und zwar in vielen Händen. Die Entstehung vieler Capitalien ist nur möglich durch vielseitige Accumulation, da das Capital überhaupt nur durch Accumulation entsteht und die vielseitige Accumulation schlägt nothwendig in einseitige um. Die Concurrenz unter den Capitalien vermehrt die Accumulation unter den Capitalien. Die Accumulation, welche unter der Herrschaft des Privateigenthums, Concentration des Capitals in wenigen Händen ist, ist überhaupt eine nothwendige Consequenz, wenn die Capitalien ihrem natürlichen Lauf überlassen werden und durch die Concurrenz bricht sich diese natürliche Bestimmung des Capitals erst recht freie Bahn.

Wir haben gehört, daß der Gewinn des Capitals im Verhältniß zu seiner Grösse steht. Ganz zunächst von der absichtlichen Concurrenz abgesehn, accumulirt ein grosses Capital sich also verhältnißmässig nach seiner Grösse schneller als ein kleines Capital. |

|VIII| Hienach ist schon ganz abgesehn von der Concurrenz die Accumulation des grossen Capitals viel schneller als die d[es] kleineren. Aber verfolgen wir weiter den Verlauf.

Mit der Vermehrung der Capitalien vermindern sich, mittelst der Concurrenz, die Profite der Capitalien. Also leidet zunächst der kleine Capitalist.

Die Vermehrung der Capitalien in eine grosse Anzahl von Capitalien sezt fortschreitenden Reichthum des Landes voraus.

«In einem Lande, welches auf eine sehr hohe Stufe des Reichthums gelangt ist, ist die gewöhnliche Taxe des Gewinns so klein, daß der Zinsfuß, welchen dieser Gewinn zu zahlen erlaubt, zu niedrig ist, als daß andre als die reichsten Leute vom Geldinteresse leben könnten. Alle Leute von mittlerem Vermögen, müssen also selbst ihr Capital anwenden, Geschäfte treiben, oder sich an irgend einem Handelszweig interessiren.» Smith. t. I, p. 196, 97.

Dieser Zustand ist der Lieblingszustand der Nationalökonomie.

«Die Proportion, welche zwischen der Summe der Capitalien und d[er] Revenuen besteht bestimmt überall die Proportion, in welcher sich die Industrie und der Müssiggang befinden werden; wo die Capitalien den Sieg davon tragen, herrscht die Industrie; wo die Revenüen, der Müssiggang» t. II, p. 325. Smith.

Wie steht es nun mit der Anwendung des Capitals in dieser vergrösserten Concurrenz?

«Mit der Vermehrung der Capitalien muß die Quantität d[es] fonds à prêter à intérêt successiv grösser werden; mit der Vermehrung dieser fonds wird der Geldzins kleiner, 1) weil der Marktpreiß aller Sachen fällt, je mehr ihre Quantität sich vermehrt, 2) weil mit der Vermehrung der Capitalien in einem Land es schwerer wird, ein neues Capital auf eine vortheilhafte Weise anzulegen. Es erhebt sich eine Concurrenz unter den verschiednen Capitalien, indem der Besitzer eines Capitals alle möglichen Anstrengungen macht, um sich des Platzes \ Geschäftes zu bemächtigen, das sich durch ein andres Capital besezt findet. Aber meistens kann er nicht hoffen, dieß andre Capital von seinem Platz wegzubugsiren, wenn nicht durch die Anbietung, zu besseren Bedingungen zu handeln. Er muß die Sache nicht nur wohlfeiler verkaufen, sondern oft, um Gelegenheit zum Verkauf zu finden, sie theurer kaufen. Je mehr fonds zur Erhaltung der produktiven Arbeit bestimmt wird, desto grösser wird die Nachfrage nach Arbeit: die Arbeiter finden leicht Beschäftigung, ||IX| aber die Capitalisten haben Schwierigkeit, Arbeiter zu finden. Die Concurrenz der Capitalisten läßt den Arbeitslohn steigen und die Gewinne fallen.» t. II, p. 358, 59. Smith.

Der kleine Capitalist hat also die Wahl: 1) entweder sein Capital aufzuessen, da er von den Zinsen nicht mehr leben kann, also aufzuhören Capitalist zu sein; oder 2) selbst ein Geschäft anzulegen, seine Waare wohlfeiler zu verkaufen und theurer zu kaufen, als der reichere Capitalist und einen erhöhten Arbeitslohn zu zahlen; also da der Marktpreiß durch die vorausgesezte hohe Concurrenz schon sehr niedrig steht, sich zu ruiniren. Will dagegen der grosse Capitalist den kleinen wegbugsiren, so hat er ihm gegenüber alle Vortheile, welche der Capitalist als Capitalist dem Arbeiter gegenüber hat. Die kleinern Gewinne werden ihm durch die grössere Quantität seines Capitals ersezt und selbst momentane Verluste kann er solange ertragen, bis der kleinere Capitalist ruinirt ist und er sich von dieser Concurrenz befreit sieht. So accumulirt er sich die Gewinne d[es] kleinen Capitalisten.

Ferner: Der grosse Capitalist kauft immer wohlfeiler ein, als der kleine, weil er massenhafter einkauft. Er kann also ohne Schaden wohlfeiler verkaufen.

Wenn aber der Fall des Geldzinses die mittleren Capitalisten aus Rentiers zu Geschäftsleuten macht, so bewirkt umgekehrt die Vermehrung der Geschäftscapitalien und der daher erfolgende kleinere Gewinn den Fall des Geldzinses.

«Damit, daß das Benefiz, das man vom Gebrauch eines Capitals ziehn kann, sich vermindert, vermindert sich nothwendig der Preiß, den man für den Gebrauch dieses Capitals zahlen kann.» t. II, p. 359. Smith.

«Je mehr Reichthum, Industrie, Bevölkerung sich mehren, um so mehr vermindert sich der Geldzins, also der Gewinn d[er] Capitalisten; aber sie selbst vermehren sich nichts desto weniger und noch schneller, wie früher, trotz der Verminderung der Gewinne. Ein grosses Capital, obgleich von kleinen Gewinnen vermehrt sich im Allgemeinen viel schneller als ein kleines Capital mit grossen Gewinnen. Das Geld macht Geld, sagt das Sprüchwort.» t. I, p. 189.

Wenn also diesem grossen Capital nun gar kleine Capitale mit kleinen Gewinnen, wie das unter dem vorausgesezten Zustand starker Concurrenz ist, gegenübertreten, so ecrasirt es sie völlig.

In dieser Concurrenz ist dann die allgemeine Verschlechterung der Waaren, die Verfälschung, die Scheinproduktion, die allgemeine Vergiftung, wie sie in grossen Städten sich zeigt, die nothwendige Consequenz. |

|X| Ein wichtiger Umstand in der Concurrenz der grossen und kleinen Capitalien ist ferner das Verhältniß von capital fixe und capital circulant.

«Capital circulant ist ein Capital, das angewandt wird zur Erzeugung von Lebensmitteln, Manufactur oder Handel. Dieß so angelegte Capital giebt seinem Herrn nicht Revenu oder Profit, solang es in seinem Besitz bleibt oder fortfährt unter derselben Gestalt zu bleiben. Es geht beständig aus seiner Hand unter einer bestimmten Form, um unter einer andern zurückzukehren und ist nur vermittelst dieser Circulation oder dieser successiven Verwandlung und Vertauschung Profit bringend. Capital fixe besteht in dem zur Verbesserung von Ländern, zum Ankauf von Maschinen, Instrumenten, Handwerkszeug, ähnlichen Sachen angelegten Capital.» Smith, p. 197, 98.

«Jede Ersparung in der Erhaltung d[es] capital fixe ist ein Zuwachs des Reingewinns. Das Gesammtcapital eines jeden Arbeitsunternehmers theilt sich nothwendig zwischen seinem capital fixe und seinem capital circulant. Bei der Gleichheit der Summe, wird der eine Theil um so kleiner sein, je grösser der andere ist. Das capital circulant liefert ihm die Materie und Salaire der Arbeit, und sezt die Industrie in Thätigkeit. Also jede Ersparniß im capital fixe, welche die produktive Kraft der Arbeit nicht vermindert, vermehrt d[en] fonds.» t. II, p. 226. Smith.

Man sieht von vorn herein, daß das Verhältniß von capital fixe und capital circulant viel günstiger für d[en] grossen, als für d[en] kleineren Capitalisten ist. Ein sehr grosser Banquier braucht nur unbedeutend mehr capital fixe, als ein sehr kleiner. Ihr capital fixe beschränkt sich auf die Comptoirstube. Die Instrumente eines grossen Landgutsbesitzers vermehren sich nicht in dem Verhältniß der Grösse seines Grundstückes. Ebenso ist der Credit, den ein grosser Capitalist vor d[em] kleineren besizt eine um so grössere Ersparung im capital fixe, nämlich dem Gelde, was er immer parat haben muß. Es versteht sich endlich, daß wo die Industriearbeit einen hohen Grad erreicht hat, also fast alle Handarbeit zur Fabrikarbeit geworden ist, dem kleinen Capitalisten sein ganzes Capital nicht zureicht, um nur d[as] nöthige capital fixe zu besitzen. On sait, que les travaux de la grande culture, n’occupent habituellement qu’un petit nombre de bras.

Ueberhaupt findet bei der Accumulation der grossen Capitalien verhältnißmässig auch eine Concentration und Vereinfachung d[es] capital fixe Statt im Verhältniß zu d[em] kleineren Capitalisten. Der grosse Capitalist führt für sich eine Art /|XI| von Organisation der Arbeitsinstrumente ein.

«Ebenso ist im Bereiche der Industrie schon jede Manufactur und Fabrik eine umfassendere Verbindung eines grössern sächlichen Vermögens mit zahlreichen und vielartigen intellektuellen Fähigkeiten und technischen Fertigkeiten zu einem gemeinsamen Zwecke der Production. …Wo die Gesetzgebung das Grundeigenthum in grossen Massen zusammenhält, drängt sich der Ueberschuß einer wachsenden Bevölkerung zu den Gewerben, und es ist also, wie in Großbrittannien, das Feld der Industrie, auf dem sich hauptsächlich die grössere Menge der Proletarier anhäuft. Wo aber die Gesetzgebung die fortgesezte Theilung des Bodens zuläßt, da vermehrt sich, wie in Frankreich, die Zahl der kleinen und verschuldeten Eigenthümer, welche durch die fortgehende Zerstücklung in die Klasse d[er] Dürftigen und Unzufriedenen geworfen werden. Ist endlich diese Zerstücklung und Ueberschuldung zu einem höhern Grade getrieben, so verschlingt wieder der grosse Grundbesitz den kleinen, wie auch die grosse Industrie die kleine vernichtet; und da nun wieder grössere Gütercomplexe sich bilden, so wird auch die zur Cultur des Bodens nicht schlechthin erforderliche Menge der besitzlosen Arbeiter wieder der Industrie zugedrängt.» p. 58, 59. Schulz. Bewegung der Produktion.

«Die Beschaffenheit der Waaren derselben Art wird eine andre durch die Veränderung in der Art der Production und namentlich durch die Anwendung des Maschinenwesens. Nur durch Ausschliessung der Menschenkraft ist es möglich geworden, von einem Pfund Baumwolle, 3 Sh. 8 Pence an Werth, 350 Zaspeln zu spinnen von 167 englischen oder 36 deutschen Meilen Länge und von einem Handelswerthe von 25 Guineen.» ibid. p. 62.

«Im Durchschnitt haben sich in England seit 45 Jahren die Preisse der Baumwollzeuge um 11/12 vermindert, und nach Marshalls Berechnungen wird das gleiche Quantum von Fabrication, wofür noch im Jahr 1814 16 Shillinge bezahlt wurden, jezt um 1 Sh. 10 d. geliefert. Die grössere Wohlfeilheit der industriellen Erzeugnisse vergrössert die Consumtion sowohl im Inlande, als den Markt im Auslande; und damit hängt zusammen, daß sich in Großbrittannien die Zahl der Arbeiter in Baumwolle nach Einführung der Maschinen nicht nur nicht vermindert hat, sondern daß sie von 40.000 auf 1½ Millionen gestiegen ist. ||XII| Was nun den Erwerb der industriellen Unternehmer und Arbeiter betrifft, so hat sich durch die wachsende Concurrenz unter den Fabrikherrn der Gewinnst derselben, im Verhältnisse zur Quantität der Erzeugnisse, die sie liefern, nothwendig vermindert. In den Jahren 1820 – 33 ist der Bruttogewinn d[es] Fabrikanten in Manchester für ein Stück Calico von 4 Sh. 1 1/3 d. auf 1 Sh. 9 d. gefallen. Aber zur Einbringung dieses Verlustes ist der Umfang der Fabrication um so mehr erweitert worden. Davon ist nun die Folge, daß in einzelnen Zweigen der Industrie theilweise Ueberproduktion eintritt, daß häufige Bankerotte entstehen, wodurch sich innerhalb der Classe d[er] Capitalisten und Arbeitsherrn ein unsicheres Schwanken und Wogen des Besitzes erzeugt, was einen Theil der ökonomisch Zerrütteten dem Proletariat zuwirft; daß oft und plötzlich eine Einstellung oder Verminderung der Arbeit nothwendig wird, deren Nachtheile die Classe der Lohnarbeiter stets bitter empfindet.» ib. p. 63.

«Louer son travail, c’est commencer son esclavage; louer la matière du travail, c’est constituer la liberté. …le travail est l’homme. La matière au contraire n’est rien de l’homme.» Pecqueur théor. soc. etc. p. 411, 12.

«l’élément matière, qui ne peut rien pour la création de la richesse sans l’autre élément travail, reçoit la vertu magique d’être fécond pour eux comme s’ils y avaient mis, de leur propre fait, cet indispensable élément.» ibid. l.c.

«En supposant que le travail quotidien d’un ouvrier lui rapporte en moyenne 400 fr. par an, et que cette somme suffise à chaque adulte pour vivre d’une vie grossière, tout propriétaire de 2.000 fr. de rente, de fermage, de loyer etc, force donc indirectement 5 hommes à travailler pour lui; 100.000 fr. de rente représentent le travail de 250 hommes, et 1.000.000 le travail de 2.500 individus.» (Also 300 Millionen, (Louis Philippe) die Arbeit von 750.000 Arbeitern.) ibid. p. 412, 13.

«les propriétaires ont reçu de la loi des hommes le droit d’user et d’abuser, c-à-d. de faire ce qu’ils veulent de la matière de tout travail… ils sont nullement obligés par la loi de fournir à propos et toujours du travail aux non propriétaires, ni de leur payer un salaire toujours suffisant etc.» p. 413 l.c. «liberté entière, quant à la nature, à la quantité, à la qualité, à l’opportunité de la production, à l’usage, à la consommation des richesses, à la disposition de la matière de tout travail. Chacun est libre d’échanger sa chose comme il l’entend sans autre considération, que son propre intérêt d’individu.» p.413 l.c.

«La concurrence n’exprime pas autre chose que l’échange facultatif, qui lui-même est la conséquence prochaine et logique du droit individuel d’user et d’abuser des instruments de toute production. Ces trois moments économiques, lesquels n’en font qu’un: le droit d’user et d’abuser, la liberté d’échanges et la concurrence arbitraire, entraînent les conséquences suivantes: chacun produit ce qu’il veut, comme il veut, quand il veut, où il veut; produit bien ou produit mal, trop ou pas assez, trop tôt ou trop tard, trop cher ou à trop bas prix; chacun ignore s’il vendra, à qui il vendra, comment il vendra, quand il vendra, où il vendra; et il en est de même quant aux achats. ||XIII| Le producteur ignore les besoins et les ressources, les demandes et les offres. Il vend quand il veut, quand il peut, où il veut, à qui il veut, au prix qu’il veut. Et il achète de même. En tout cela il est toujours le jouet du hasard, l’esclave de la loi du plus fort, du moins pressé, du plus riche. …Tandis que sur un point il y a disette d’une richesse, sur l’autre il y a trop plein et gaspillage. Tandis qu’un producteur vend beaucoup ou très cher, et à bénéfice énorme, l’autre ne vend rien ou vend à perte. …L’offre ignore la demande et la demande ignore l’offre. Vous produisez sur la foi d’un goût, d’une mode qui se manifeste dans le public des consommateurs; mais déjà, lorsque vous êtes prêt à livrer la marchandise, la fantaisie a passé et s’est fixée sur un autre genre de produit. …conséquences infaillibles la permanence et l’universalisation des banqueroutes, les mécomptes, les ruines subites et les fortunes improvisées; les crises commerciales, les chômages, les encombrements ou les disettes périodiques; l’instabilité et l’avilissement des salaires et des profits; la déperdition ou le gaspillage énorme des richesses, de temps et d’efforts dans l’arène d’une concurrence acharnée.» p. 414 – 16 l.c.

Ricardo in seinem Buch (rent of land): Die Nationen sind nur Ateliers der Produktion, der Mensch ist eine Maschine zum Consummiren und Produciren; das menschliche Leben ein Capital; die ökonomischen Gesetze regieren blind die Welt. Für Ricardo sind die Menschen nichts, das Produkt alles. Im 26 Capitel der französischen Uebersetzung heißt es: «Il serait tout-à-fait indifférent, pour une personne, qui sur un capital de 20.000 fr. ferait 2.000 fr. par an de profit, que son capital employât cent hommes ou mille …L’intérêt réel d’une nation n’est-il pas le même? pourvu que son revenu net et réel et que ses fermages et ses profits soient les mêmes, qu’importe qu’elle se compose de dix ou de douze millions d’individus?» «En vérité, dit M. de Sismondi (t. II, p. 331) il ne reste plus qu’à désirer que le roi, demeuré tout seul dans l’île, en tournant constamment une manivelle, (Kurbel) fasse accomplir par des automates, tout l’ouvrage de l’Angleterre.»

«le maître, qui achète le travail de l’ouvrier à un prix si bas qu’il suffit à peine aux besoins les plus pressants, n’est responsable ni de l’insuffisance des salaires, ni de la trop longue durée du travail: il subit lui-même la loi qu’il impose… ce n’est pas tant des hommes que vient la misère, que de la puissance des choses.» l.c. p. 82.

«In England giebt es viele Plätze, wo den Einwohnern zur vollständigen Erdkultur die Capitalien fehlen. Die Wolle der Südprovinzen Schottlands muß grossen theils eine lange Reise zu Land durch schlechte Wege machen, um in der Grafschaft York bearbeitet zu werden, weil es an ihrem Produktionsplatz an Capitalien zur Manufactur fehlt. Es giebt in England mehre kleine Fabrikstädte, deren Einwohnern hinreichendes Capital fehlt zum Transport ihrer industriellen Produkte auf entfernte Märkte, wo dasselbe Nachfrage und Consumenten findet. Die Kaufleute hier sind ||XIV| nur Agenten reicherer Kaufleute, die in einigen grossen Handelsstädten residiren.» Smith, t. II, p. 382. «Pour augmenter la valeur du produit annuel de la terre et du travail, il n’y a pas d’autres moyens que d’augmenter, quant au nombre, les ouvriers productifs, ou d’augmenter, quant à la puissance, la faculté productive des ouvriers précédemment employés. …Dans l’un et dans l’autre cas il faut presque toujours un surcroît de capital.» Smith, t. II, p. 338.

«Weil es also in der Natur der Dinge liegt, daß die Accumulation eines Capitals ein nothwendiger Vorläufer der Theilung der Arbeit ist, kann die Arbeit keine weiteren Unterabtheilungen empfangen als in dem Verhältniß, in welchem sich die Capitalien nach und nach aufgehäuft haben. Je mehr die Arbeit in Unterabtheilungen zerfällt, vermehrt sich die Quantität der Materien, welche dieselbe Anzahl von Personen ins Werk setzen kann; und da die Aufgabe jedes Arbeiters sich nach und nach auf eine grössere Stufe von Einfachheit reducirt findet, werden eine Menge neuer Maschinen entdeckt, um diese Aufgaben zu erleichtern und abzukürzen. Je weiter sich also die Theilung der Arbeit ausbreitet, ist es nothwendig, damit eine selbe Zahl von ouvriers beständig beschäftigt sei, daß man eine gleiche Provision von Lebensmitteln und eine Provision von Materien, Instrumenten und Handwerkszeug im voraus aufhäuft, welche viel stärker ist, als dieß früher in einem minder avancirten Zustand der Dinge nöthig war. Die Zahl der Arbeiter vermehrt sich in jedem Arbeitszweig zur selben Zeit, als sich hier die Theilung der Arbeit vermehrt oder vielmehr ist es diese Vermehrung ihrer Zahl, welche sie in den Stand sezt, sich zu classificiren und unterabzutheilen auf diese Art.» Smith. t. II, 193, 94.

«Ebenso wie die Arbeit diese grosse Ausdehnung der produktiven Kraft nicht erhalten kann, ohne eine vorhergehende Accumulation der Capitale, ebenso führt die Accumulation der Capitalien natürlicher Weise diese Ausdehnung [herbei]. Der Capitalist will nämlich durch sein Capital die größtmöglichste Quantität Machwerk produziren, strebt also unter seinen Arbeitern die schicklichste Arbeitstheilung einzuführen und mit den möglichst besten Maschinen sie zu versehn. Seine Mittel, um in diesen beiden Gegenständen zu reussiren, |/XV/ stehn im Verhältniß zur Ausdehnung seines Capitals und zur Zahl der Leute, welche dieses Capital beschäftigt halten kann. Also nicht nur die Quantität der Industrie vermehrt sich in einem Lande vermittelst des Wachsthums des Capitals, welches sie in Bewegung sezt, sondern, in Folge dieses Wachsthums, producirt dieselbe Quantität von Industrie eine viel grössere Quantität des Machwerks.» Smith. l.c. p. 194, 95. Also Ueberproduktion.

«Umfassendere Combinationen der produktiven Kräfte… in Industrie und Handel durch Vereinigung zahlreicherer und vielartigerer Menschenkräfte und Naturkräfte für Unternehmungen in grösserm Maaßstabe. Auch schon hie und da – engere Verbindung der Hauptzweige der Production unter sich. So werden grosse Fabrikanten zugleich grossen Grundbesitz zu erwerben suchen, um wenigstens einen Theil der zu ihrer Industrie erforderlichen Urstoffe nicht erst aus 3ter Hand beziehn zu müssen; oder sie werden mit ihren industriellen Unternehmungen einen Handel in Verbindung setzen, nicht blos zum Vertrieb ihrer eignen Fabrikate, sondern wohl auch zum Ankauf von Producten andrer Art und zum Verkauf derselben an ihre Arbeiter. In England, wo einzelne Fabrikherrn mitunter an der Spitze von 10 – 12.000 Arbeitern… schon solche Verbindungen verschiedener Productionszweige unter einer leitenden Intelligenz, solche kleinre Staaten oder Provinzen im Staat – nicht selten. So übernehmen in neuerer Zeit die Minenbesitzer bei Birmingham den ganzen Prozeß der Eisenbereitung, der sich früher an verschiedne Unternehmer und Besitzer vertheilte. Siehe der bergmännische Distrikt bei Birmingham – Deutsche Viertelj. 3, 1838. Endlich sehn wir in den so zahlreich gewordenen grössern Actienunternehmungen umfassende Combinationen der Geldkräfte vieler Theilnehmenden mit den wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen und Fertigkeiten Anderer, welchen die Ausführung der Arbeit übertragen ist. Hierdurch den Capitalisten möglich, ihre Ersparnisse in mannigfachrer Weise und wohl auch gleichzeitig auf landwirtschaftliche, industrielle und commercielle Production zu verwenden, wodurch ihr Interesse ein gleichzeitig vielseitigeres wird, ||XVI| Gegensätze zwischen den Interessen der Agricultur, Industrie und Handels sich mildern und verschmelzen. Aber selbst diese erleichterte Möglichkeit, das Capital in verschiedenster Weise nutzbringend zu machen, muß den Gegensatz zwischen den bemittelten und unbemittelten Klassen erhöhn.» Schulz. l.c. p. 40, 41.

Ungeheurer Gewinn, den die Hausvermiether von dem Elend ziehn. D[er] loyer steht im umgekehrten Verhältniß zum industriellen Elend.

Ebenso Procente von den Lastern der ruinirten Proletarier. (Prostitution, Soff, prêteur sur gages)

Die Accumulation der Capitalien nimmt zu und ihre Concurrenz ab, indem Capital und Grundbesitz sich in einer Hand zusammenfinden, ebenso indem das Capital durch seine Grösse befähigt wird, verschiedene Productionszweige zu combiniren.

Gleichgültigkeit gegen d[en] Menschen. Die 20 Lotterielose von Smith. Revenu net et brut von Say. |

|I| Grundrente.

Das Recht der Grundeigenthümer leitet seinen Ursprung vom Raub. Say. t. I, p. 136, not. Die Grundeigenthümer lieben, wie alle Menschen da zu ärnten, wo sie nicht gesät haben und sie verlangen eine Rente selbst für das natürliche Produkt der Erde. Smith. t. I, p. 99.

«Man könnte sich vorstellen, die Grundrente sei nur der Gewinn des Capitals, welches der Eigenthümer zur Verbesserung des Bodens benuzt hat. …Es giebt Fälle, wo die Grundrente dieß zum Theil sein kann… aber der Grundeigenthümer fordert 1) eine Rente selbst für die nicht verbesserte Erde und was man als Interesse oder Gewinn auf die Verbesserungskosten betrachten kann, ist meistens nur eine Zuthat \ Addition zu dieser primitiven Rente, 2) überdem sind diese Verbesserungen nicht immer mit d[en] fonds der Grundeigenthümer gemacht, sondern manchmal mit denen des Pächters: nichtsdestoweniger, wenn es sich darum handelt die Pacht zu erneuern, verlangt der Grundeigenthümer gewöhnlich eine solche Erhöhung der Rente, als wenn alle diese Verbesserungen mit seinen eignen fonds gemacht wären. 3) Ja er verlangt manchmal selbst eine Rente für das, was durchaus unfähig der geringsten Verbesserung durch Menschenhand ist.» Smith. t. I, p. 300, 301.

Smith führt als Beispiel für leztern Fall das Salzkraut (Seekrapp – salicorne) an, «eine Art von Seepflanze, welche nach der Verbrennung ein alkalisches Salz giebt, womit man Glas, Seife etc machen kann. Es wächst in Großbrittannien, vorzüglich in Schottland an verschiednen Plätzen, aber nur auf Felsen, die unter der Ebbe und Fluth liegen, (hohen Fluth, marée) 2mal des Tags durch die Seewellen bedeckt sind und deren Produkt also niemals durch die menschliche Industrie vermehrt worden ist. Dennoch verlangt der Eigenthümer eines solchen Grundstücks, wo diese Art von Pflanze wächst, eine Rente, ebenso gut wie von Getreideboden. In der Nähe der Inseln von Shetland ist das Meer ausserordentlich reich. Ein grosser Theil ihrer Einwohner ||II| lebt vom Fischfang. Um aber Gewinn vom Meerprodukt zu ziehn, muß man eine Wohnung auf dem benachbarten Lande haben. Die Grundrente steht im Verhältniß nicht zu dem, was der Pächter mit der Erde, sondern zu dem, was er mit der Erde und dem Meer zusammen machen kann.» Smith. t. I, p. 301, 302.

«Man kann die Grundrente als das Produkt der Naturmacht betrachten, deren Gebrauch der Eigenthümer dem Pächter leiht. Dieß Produkt ist mehr oder weniger groß je nach dem Umfang dieser Macht oder in andern Worten, nach dem Umfang der natürlichen oder künstlichen Fruchtbarkeit der Erde. Es ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt nach Abziehung oder nach der Balance alles dessen, was man als das Werk d[es] Menschen betrachten kann.» Smith, t. II, p. 377, 78.

«Die Grundrente als Preiß betrachtet, den man für den Gebrauch der Erde zahlt, ist also natürlich ein Monopolpreiß. Sie steht durchaus nicht im Verhältniß zu den Verbesserungen, die der Grundeigenthümer an die Erde gewandt hat, oder mit dem, was er nehmen muß, um nicht zu verlieren, sondern mit dem, was der Pächter möglicher Weise geben kann, ohne zu verlieren.» t. I, p. 302. Smith.

«Von den 3 produktiven Klassen ist die der Grundeigenthümer diejenige, der ihre Revenu weder Arbeit noch Sorge kostet, sondern der sie so zu sagen von selbst kömmt, und ohne daß sie irgend eine Einsicht oder einen Plan hinzu thut.» Smith, t. II, p. 161.

Wir haben schon gehört, daß die Quantität [der] Grundrente von dem Verhältniß der Fruchtbarkeit des Bodens abhängt.

Ein andres Moment ihrer Bestimmung ist die Lage.

«Die Rente wechselt nach der Fruchtbarkeit der Erde, welches auch immer ihr Produkt sei, und nach der Lage, welches auch immer die Fruchtbarkeit sei.» Smith. t. I, p. 306.

«Sind Ländereien, Minen, Fischereien von gleicher Fruchtbarkeit, so wird ihr Produkt im Verhältniß zur Ausdehnung der Capitalien stehn, welche man zu ihrer Cultur und Exploitation anwendet, wie zu der mehr ||III| oder minder geschickten Weise der Anwendung der Capitalien. Sind die Capitalien gleich und gleichgeschickt angewandt, so wird das Product im Verhältniß zur natürlichen Fruchtbarkeit der Ländereien, Fischereien und Minen stehn.» t. II, p. 210.

Diese Sätze von Smith sind wichtig, weil sie bei gleichen Productionskosten und gleichem Umfang die Grundrente auf die grössere oder kleinere Fruchtbarkeit der Erde reduciren; also deutlich die Verkehrung der Begriffe in der Nationalökonomie bewiesen, welche Fruchtbarkeit der Erde in eine Eigenschaft des Grundbesitzers verwandelt.

Betrachten wir aber nun die Grundrente, wie sie sich im wirklichen Verkehr gestaltet.

Die Grundrente wird festgesezt durch den Kampf zwischen Pächter und Grundeigenthümer. Ueberall in der Nationalökonomie finden wir den feindlichen Gegensatz der Interessen, den Kampf, den Krieg als die Grundlage der gesellschaftlichen Organisation anerkannt.

Sehn wir nun, wie Grundeigenthümer und Pächter zu einander stehn.

«Der Grundeigenthümer sucht bei der Stipulation der Pachtklauseln, möglicherweise dem Pächter nicht mehr zu lassen, als hinreicht, um das Capital zu ersetzen, welches d[en] Saamen liefert, die Arbeit bezahlt, Thiere und andre Instrumente kauft und unterhält und ausserdem den gewöhnlichen Gewinn der übrigen Pachtungen im Canton abwirft. Offenbar ist dieß der kleinste Theil, womit der Pächter sich befriedigen kann, ohne in Verlust zu gerathen und der Grundeigenthümer ist selten der Ansicht, ihm mehr zu lassen. Alles, was vom Product oder seinem Preisse über diese Portion bleibt, wie auch der Rest beschaffen sei, sucht sich der Proprietär als Grundrente zu reserviren, die stärkste, die der Pächter bei dem jetzigen Zustand der Erde zahlen ||IV| kann. Dieses surplus kann immer als die natürliche Grundrente betrachtet werden, oder als die Rente zu welcher die meisten Grundstücke natürlicherweise vermiethet werden.» Smith. t. I, p. 299, 300.

«Die Grundeigenthümer», sagt Say «üben eine gewisse Art von Monopol gegen d[ie] Pächter. Die Nachfrage nach ihrer Waare, dem Grund und Boden, kann sich unaufhörlich ausdehnen; aber die Quantität ihrer Waare erstreckt sich nur bis zu einem gewissen Punkt. …Der Handel, der sich zwischen Grundeigenthümer und Pächter abschließt, ist immer so vortheilhaft wie möglich für den ersten… ausser dem Vortheil, den er aus der Natur der Dinge zieht, zieht er einen andern aus seiner Stellung, grösserem Vermögen, Credit, Ansehn; allein schon d[er] erste reicht dazu hin, daß er immer befähigt ist allein von den günstigen Umständen des Grund und Bodens zu profitiren. Die Eröffnung eines Canals, Wegs, der Fortschritt der Bevölkerung und des Wohlstandes eines Cantons erheben immer den Pachtpreiß. …Der Pächter selbst kann zwar den Boden auf seine Kosten verbessern; aber von diesem Capital zieht er nur Vortheil während der Dauer seiner Pacht, und mit ihrem Ablauf bleibt es dem Grundeigenthümer; von diesem Moment an zieht dieser die Interessen davon, ohne die Avancen gemacht zu haben, denn die Miethe erhebt sich nun verhältnißmässig.» Say, t. II, p. 142, 43.

«Die Grundrente, betrachtet als der Preiß, der für den Gebrauch der Erde bezahlt wird, ist daher natürlicher Weise der höchste Preiß, den der Pächter zu zahlen im Stande ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen des Grund und Bodens.» Smith, t. I, p. 299.

«Die Grundrente der Oberfläche der Erde beträgt daher meistens… den 3t Theil des Gesammtprodukts und meistens ist das eine fixe und von den zufälligen Schwankungen ||V| der Erndte unabhängige Rente.» Smith. t. I, p. 351. «Selten beträgt diese Rente weniger als 1/4 des Gesammtprodukts.» ib. t. II, p. 378.

Nicht bei allen Waaren kann die Grundrente bezahlt werden. Z.B. in manchen Gegenden wird für die Steine keine Grundrente bezahlt.

«Gewöhnlich kann man nur die Produkte der Erde auf den Markt bringen, die Theile des Erdproduktes, deren gewöhnlicher Preiß hinreicht, um das Capital, welches man zu dieser Transportation braucht, und die gewöhnlichen Gewinne dieses Capitals zu ersetzen. Reicht der Preiß mehr als aus hiefür, so geht d[as] surplus natürlich zur Grundrente. Ist er nur hinreichend, so kann die Waare wohl auf den Markt gebracht werden, aber sie reicht nicht hin, um dem Landbesitzer die Grundrente zu zahlen. Wird oder wird nicht der Preiß mehr als hinreichend sein? Das hängt von der Nachfrage ab.» Smith. t. I, p. 302, 303.

«Die Grundrente geht in die Composition des Preisses der Waaren auf eine ganz andere Art ein, als der Arbeitslohn und der Gewinn des Capitals. Die hohe oder niedre Taxe der Salaire und Gewinne ist die Ursache des hohen oder niedern Preisses der Waaren: die hohe oder niedre Taxe der Grundrente ist die Wirkung des Preisses.» t. I, p. 303, 304. Smith.

Zu den Produkten, die immer eine Grundrente bringen, gehört die Nahrung.

«Da die Menschen, wie alle Thiere, sich im Verhältniß zu ihren Subsistenzmitteln vermehren, so giebt es immer mehr oder weniger Nachfrage nach Nahrung. Die Nahrung wird immer einen grössern oder kleinern ||VI| Theil von Arbeit kaufen können, und es werden sich immer Leute aufgelegt finden, etwas zu thun, um sie zu gewinnen. Die Arbeit, welche die Nahrung kaufen kann ist zwar nicht immer gleich der Arbeit, die von ihr subsistiren könnte, wenn sie auf die ökonomischste Weise vertheilt wäre und dieß wegen der zuweilen hohen Arbeitssalaire. Aber die Nahrung kann immer so viel Arbeit kaufen, als sie nach der Taxe, auf welche diese Arbeitsart gewöhnlich im Lande steht, Arbeit subsistiren machen kann. Die Erde producirt fast in allen möglichen Situationen mehr Nahrung als zur Subsistenz aller Arbeit nöthig, welche dazu beiträgt, diese Nahrung auf den Markt zu bringen. Das Mehr dieser Nahrung ist immer mehr als hinreichend, um mit Gewinn das Capital zu ersetzen, welches diese Arbeit in Bewegung sezt. Also bleibt immer etwas, um dem Grundeigenthümer eine Rente zu geben.» t. I, p. 305, 6. Smith. «Die Grundrente zieht nicht nur ihren ersten Ursprung von der Nahrung, sondern auch wenn ein anderer Theil des Erdproduktes in der Folge dazu kömmt, eine Rente abzuwerfen, so verdankt die Rente diese Zufügung von Werth dem Wachsthum der Macht, welche die Arbeit erlangt hat, um Nahrung zu produciren, vermittelst (au moyen) der Cultur und Verbesserung der Erde.» p. 345, t. I. Smith. «Die Nahrung d[es] Menschen reicht also immer zur Zahlung der Grundrente aus.» t. I, p. 337. «Die Länder bevölkern sich nicht im Verhältniß der Zahl, welches ihr Product kleiden und logiren kann, sondern im Verhältniß dessen, was ihr Product nähren kann.» Smith. t. I, p. 342.

«Die 2 größten menschlichen Bedürfnisse nach der Nahrung sind Kleidung, Logie, Heitzung. Sie werfen meistens eine Grundrente ab, nicht immer nothwendig.» t. I, ib. p. 338.|

|VIII| Sehn wir nun, wie der Grundeigenthümer alle Vortheile der Gesellschaft exploitirt.

1) «Die Grundrente vermehrt sich mit der Bevölkerung.» Smith. t. I, p. 335.

2) Wir haben schon von Say gehört, wie die Grundrente mit Eisenbahnen, etc mit der Verbesserung und Sicherheit und Vervielfachung der Communikationsmittel steigt.

3) «Jede Verbesserung im Zustand der Gesellschaft strebt entweder direkt oder indirekt, die Grundrente zu steigern, den Realreichthum des Proprietärs zu erhöhn, d.i. seine Macht, fremde Arbeit oder ihr Product zu kaufen. …Die Zunahme in Verbesserung der Ländereien und der Cultur strebt direkt dahin. Der Theil d[es] Proprietärs am Product vermehrt sich nothwendig mit der Vermehrung des Products. …Das Steigen in dem Realpreiß dieser Arten von Rohstoffen, z.B. das Steigen im Preiß des Viehs strebt auch direkt dahin die Grundrente zu steigern und in einer noch stärkeren Proportion. Nicht nur vermehrt sich der Realwerth des Theils des Grundeigenthümers, die reale Macht, die ihm dieser Theil auf fremde Arbeit giebt, nothwendig mit dem Realwerth des Products, sondern auch die Grösse dieses Theils im Verhältniß zum Totalprodukt vermehrt sich mit diesem Werth. Nachdem der Realpreiß dieses Produkts gestiegen ist, erfordert es keine grössere Arbeit, um geliefert zu werden und um das angewandte Capital sammt seinen gewöhnlichen Gewinnen zu ersetzen. Der übrigbleibende Theil des Products, welcher dem Grundeigenthümer gehört, wird also in Bezug auf das Gesammtprodukt viel grösser sein als er vorher war.» Smith, t. II, p. 157 – 59. |

|IX| Die grössere Nachfrage nach Rohprodukten und daher die Erhöhung des Werths kann theils aus der Vermehrung der Bevölkerung und der Vermehrung ihrer Bedürfnisse hervorgehn. Aber jede neue Erfindung, jede neue Anwendung, welche die Manufactur von einem bisher gar nicht oder wenig gebrauchten Rohstoff macht, vermehrt die Grundrente. So ist z.B. die Rente der Kohlengruben mit den Eisenbahnen, Dampfschiffen etc ungeheuer gestiegen.

Ausser diesem Vortheil, den der Grundeigenthümer von der Manufactur, den Entdeckungen, der Arbeit zieht, werden wir gleich noch einen andern sehn.

4) «Die Arten von Verbesserungen in der Productivkraft der Arbeit, welche direkt darauf zielen, den Realpreiß der Manufacturprodukte zu erniedrigen, streben indirekt dahin, die reale Grundrente zu erhöhn. Gegen Manufacturprodukt vertauscht nämlich der Grundeigenthümer den Theil seines Rohstoffes, der seine persönliche Consumtion überschreitet oder den Preiß dieses Theils. Alles was den Realpreiß der ersten Art von Product vermindert, vermehrt den Realpreiß der 2ten. Dieselbe Quantität von Rohprodukt entspricht von nun an einer grössern Quantität von Manufacturprodukt und der Grundeigenthümer findet sich befähigt, eine grössere Quantität von Bequemlichkeits, Schmuck und Luxussachen sich zu verschaffen.» Smith, t. II, p. 159.

Wenn aber nun Smith daraus, daß der Grundeigenthümer alle Vortheile der Gesellschaft exploitirt, darauf ||X| schließt (p. 161 t. II) daß das Interesse des Grundeigenthümers immer mit dem der Gesellschaft identisch ist, so ist das albern. In der Nationalökonomie, unter der Herrschaft des Privateigenthums ist das Interesse, was einer an der Gesellschaft hat, grad im umgekehrten Verhältniß zu dem Interesse, was die Gesellschaft an ihm hat, wie das Interesse des Wucherers an dem Verschwender durchaus nicht identisch mit dem Interesse des Verschwenders ist.

Wir erwähnen nur im Vorübergehn die Monopolsucht des Grundeigenthümers gegen das Grundeigenthum fremder Länder, woher z.B. die Korngesetze datiren. Ebenso übergehn wir hier die mittelaltrige Leibeigenschaft, die Sklaverei auf den Colonien, das Elend der Landleute \ Landtaglöhner in Großbrittannien. Halten wir uns an die Sätze der Nationalökonomie selbst.

1) Der Grundeigenthümer ist am Wohl der Gesellschaft interessirt, heißt nach nationalökonomischen Grundsätzen, er ist an ihrer fortschreitenden Bevölkerung, Kunstproduktion, Vermehrung ihrer Bedürfnisse, mit einem Wort am Wachsthum des Reichthums interessirt und dieß Wachsthum ist nach unseren bisherigen Betrachtungen identisch mit dem Wachsthum des Elends und der Sklaverei. Das wachsende Verhältniß der Miethe mit dem Elend ist ein Beispiel vom Interesse des Grundeigenthümers an der Gesellschaft, denn mit der Miethe wächst die Grundrente, der Zins des Bodens, worauf das Haus steht.

2) Nach d[em] Nationalökonomen selbst ist das Interesse des Grundeigenthümers der feindliche Gegensatz des Interesses des Pächters; also schon eines bedeutenden Theils der Gesellschaft. |

|XI| 3) Da der Grundeigenthümer [von] d[em] Pächter um so mehr Rente fordern kann, um so weniger Arbeitslohn der Pächter zahlt und da der Pächter um so mehr den Arbeitslohn herabdrückt, je mehr Grundrente der Eigenthümer fordert, so steht das Interesse des Grundeigenthümers grade so feindlich zum Interesse der Ackerknechte, wie das der Manufacturherrn zu ihren Arbeitern. Er drückt ebenfalls den Arbeitslohn auf ein Minimum.

4) Da die reale Erniedrigung im Preiß der Manufacturprodukte die Grundrente erhöht, so hat also der Grundbesitzer ein direktes Interesse an der Herabdrückung des Arbeitslohns der Manufakturarbeiter, an der Concurrenz unter den Capitalisten, an der Ueberproduktion, am ganzen Manufacturelend.

5) Wenn also das Interesse des Grundeigenthümers, weit entfernt mit dem Interesse der Gesellschaft identisch zu sein, im feindlichen Gegensatz mit dem Interesse der Pächter, der Ackerknechte, der Manufacturarbeiter und d[er] Capitalisten steht, so ist nicht einmal das Interesse des einen Grundeigenthümers mit dem d[es] andern identisch von wegen der Concurrenz, die wir nun betrachten wollen.

Allgemein schon verhalten sich grosses Grundeigenthum und kleines, wie grosses und kleines Capital. Es kommen aber noch spezielle Umstände hinzu, welche die Accumulation des grossen Grundeigenthums und die Verschlingung des kleinen durch dasselbe unbedingt herbeiführen. |

|XII| 1) nimmt nirgends mehr die verhältnißmässige Arbeiter und Instrumentenzahl mit der Grösse d[er] fonds ab, als beim Grundbesitz. Ebenso nimmt nirgends mehr die Möglichkeit der allseitigen Ausbeutung, Ersparung der Productionskosten und geschickte Arbeitstheilung mit der Grösse d[er] fonds mehr zu, als beim Grundbesitz. Ein Acker mag so klein sein, wie er will, die Arbeitsinstrumente, die er nöthig macht, wie Pflug, Säge etc. erreichen eine gewisse Grenze, an der sie nicht mehr vermindert werden können, während die Kleinheit des Grundbesitzes weit über diese Gränze hinausgehn kann.

2) Der grosse Grundbesitz accumulirt sich die Zinsen, die das Capital des Pächters auf die Verbesserung des Grund und Bodens angewandt hat. Der kleine Grundbesitz muß sein eignes Capital anwenden. Für ihn fällt dieser ganze Profit also weg.

3) Während jede gesellschaftliche Verbesserung dem grossen Grundeigenthum nüzt, schadet sie dem kleinen, weil sie ihm immer mehr baares Geld nöthig macht.

4) Es sind noch 2 wichtige Gesetze für diese Concurrenz zu betrachten:

α) Die Rente der Ländereien, die zur Produktion von Nahrungsmitteln d[er] Menschen cultivirt werden, regelt die Rente der Mehrzahl der übrigen angebauten Ländereien. Smith. t. I, p. 331.

Nahrungsmittel, wie Vieh etc kann zulezt nur der grosse Grundbesitz produciren. Er regelt also die Rente der übrigen Ländereien und kann sie auf ein Minimum herabdrücken.

Der kleine selbstarbeitende Grundeigenthümer befindet sich dann zu dem grossen Grundeigenthümer in dem Verhältniß eines Handwerkers, der ein eignes Instrument besizt, zu dem Fabrikherrn. Der kleine Grundbesitz ist zum blossen Arbeitsinstrument geworden. //XVI/ Die Grundrente verschwindet ganz für den kleinen Grundbesitzer, es bleibt ihm höchstens der Zins seines Capitals und sein Arbeitslohn; denn die Grundrente kann durch die Concurrenz dahin getrieben werden, daß sie eben nur noch der Zins des nicht selbst angelegten Capitals ist.

β) Wir haben übrigens schon gehört, daß bei gleicher Fruchtbarkeit und gleichgeschickter Exploitation der Ländereien, Minen und Fischereien das Product im Verhältniß zur Ausdehnung der Capitalien steht. Also Sieg des grossen Grundeigenthümers. Ebenso bei gleichen Capitalien im Verhältniß zur Fruchtbarkeit. Also bei gleichen Capitalien siegt der Grundeigenthümer des fruchtbareren Bodens.

γ) «Man kann von einer Mine im Allgemeinen sagen, daß sie fruchtbar oder unfruchtbar ist, je nachdem die Quantität des Minerals, welche aus ihr durch eine gewisse Quantität Arbeit gezogen werden kann, grösser oder kleiner ist, als dieselbe Quantität Arbeit aus der Mehrzahl der andren Minen von derselben Art ziehen kann.» t. I, p. 345, 46. Smith. «Der Preiß der fruchtbarsten Mine regelt den Preiß der Kohle für alle andern Minen der Nachbarschaft. Grundeigenthümer und Unternehmer finden beide, daß sie der eine eine stärkere Rente, der andre einen stärkern Profit haben werden, wenn sie die Sache niedriger als ihre Nachbarn verkaufen. Die Nachbarn sind nun gezwungen zu demselben Preiß zu verkaufen, obgleich sie weniger dazu im Stande sind und obgleich dieser Preiß sich immer mehr vermindert, und ihnen manchmal die ganze Rente und den ganzen Profit fortnimmt. Einige Exploitations finden sich dann ganz verlassen, andere tragen keine Rente mehr und können nur weiter bearbeitet werden durch d[en] Grundeigenthümer selbst.» p. 350, t. I. Smith. «Nach der Entdeckung der Minen von Perou wurden die meisten Silberminen von Europa aufgegeben. …Dasselbe geschah in Bezug auf die Minen von Cuba und St. Domingo, und selbst in Bezug auf die alten Minen von Perou nach der Entdeckung derer von Potosi.» p. 353, t. I. Ganz dasselbe, was Smith hier von den Minen sagt, gilt mehr oder weniger von dem Grundbesitz überhaupt.

δ) «Es ist zu bemerken, daß immer der Preißcourant der Ländereien von der couranten Taxe des Zinsfusses abhängt… fiele die Grundrente unter den Geldzins um eine sehr starke Differenz, so würde niemand Länder kaufen wollen, was bald wieder ihren Preißcourant zurückführen würde. Im Gegentheil würden die Vortheile der Grundrente den Geldzins viel mehr als compensiren, so würde alle Welt Länder kaufen wollen, was ebenfalls ihren Courantpreiß bald wieder herstellen würde.» t. II, p. 367, 68. Aus diesem Verhältniß der Grundrente zum Geldzins folgt, daß die Grundrente immer mehr fallen muß, sodaß zulezt nur noch die reichsten Leute von der Grundrente leben können. Also die Concurrenz unter d[en] nichtverpachtenden Grundeigenthümern immer grösser: Ruin eines Theils derselben. Abermalige accumulation des großen Grundeigenthums. |

|XVII| Diese Concurrenz hat ferner zur Folge, daß ein grosser Theil des Grundeigenthums in die Hände d[er] Capitalisten fällt und die Capitalisten so zugleich Grundeigenthümer werden, wie dann überhaupt schon die kleineren Grundeigenthümer nur mehr Capitalisten sind. Ebenso wird ein Theil des grossen Grundeigenthums zugleich industriell.

Die lezte Folge ist also die Auflösung des Unterschieds zwischen Capitalist und Grundeigenthümer, sodaß es also im Ganzen nur mehr 2 Klassen der Bevölkerung giebt, die Arbeiterklasse und die Klasse d[er] Capitalisten. Diese Verschacherung des Grundeigenthums, die Verwandlung des Grundeigenthums in eine Waare ist der lezte Sturz der alten und die lezte Vollendung der Geldaristokratie.

1) Die sentimentalen Thränen, welche die Romantik hierüber weint, theilen wir nicht. Sie verwechselt immer die Schändlichkeit, die in der Verschacherung der Erde liegt mit der ganz vernünftigen, innerhalb des Privateigenthums nothwendigen und wünschenswerthen Consequenz, welche in der Verschacherung des Privateigenthums an der Erde entalten ist. Erstens ist das feudale Grundeigenthum schon seinem Wesen nach die verschacherte Erde, die d[em] Menschen entfremdete und daher in der Gestalt einiger weniger grossen Herrn ihm gegenübertretende Erde.

Schon im Feudalgrundbesitz liegt die Herrschaft der Erde als einer fremden Macht über d[en] Menschen. Der Leibeigene ist das Accidenz der Erde. Ebenso gehört der Majoratsherr, der erstgeborne Sohn, der Erde. Sie erbt ihn. Ueberhaupt fängt mit dem Grundbesitz die Herrschaft des Privateigenthums an, er ist seine Basis. Aber im feudalen Grundbesitz scheint wenigstens der Herr als König des Grundbesitzes. Ebenso existirt noch der Schein eines innigern Verhältnisses zwischen dem Besitzer und der Erde, als das des blossen sachlichen Reichthums ist. Das Grundstück individualisirt sich mit seinem Herrn, es hat seinen Rang, ist freiherrlich oder gräflich mit ihm, hat seine Privilegien, seine Gerichtsbarkeit, sein politisches Verhältniß etc. Es erscheint als der unorganische Leib seines Herrn. Daher das Sprüchwort: nulle terre sans maître, worin das Verwachsensein der Herrlichkeit und des Grundbesitzes ausgesprochen ist. Ebenso erscheint die Herrschaft des Grundeigenthums nicht unmittelbar als Herrschaft des blossen Capitals. Seine Zugehörigen stehn mehr zu ihm im Verhältniß ihres Vaterlandes. Es ist eine engbrüstige Art von Nationalität. |

|XVIII| Ebenso giebt das feudale Grundeigenthum seinem Herrn den Namen, wie ein Königreich seinem König. Seine Familiengeschichte, die Geschichte seines Hauses etc. alles dieß individualisirt ihm den Grundbesitz und macht ihn förmlich zu seinem Haus, zu einer Person. Ebenso haben die Bearbeiter des Grundbesitzes nicht das Verhältniß von Taglöhnern, sondern theils sind sie selbst sein Eigenthum, wie d[er] Leibeigne, theils stehn sie in Respects, Unterthanen und Pflichtverhältniß zu ihm. Seine Stellung zu ihnen ist daher unmittelbar politisch und hat ebenso eine gemüthliche Seite. Sitten, Charakter etc ändert sich von einem Grundstück zum andern und scheint mit der Parcelle eins, während später nur mehr der Beutel d[es] Menschen, nicht sein Charakter, seine Individualität ihn auf das Grundstück bezieht. Endlich sucht er nicht den möglichsten Vortheil von seinem Grundbesitz zu ziehn. Vielmehr verzehrt er, was da ist und überläßt die Sorge des Herbeischaffens ruhig den Leibeignen und Pächtern. Das ist das adlige Verhältniß des Grundbesitzes, welches eine romantische Glorie auf seinen Herrn wirft.

Es ist nöthig, daß dieser Schein aufgehoben wird, daß das Grundeigenthum, die Wurzel des Privateigenthums, ganz in die Bewegung des Privateigenthums hereingerissen und zur Waare wird, daß die Herrschaft des Eigentümers als die reine Herrschaft des Privateigenthums, des Capitals, abgezogen von aller politischen Tinktur, erscheint, daß das Verhältniß zwischen Eigenthümer und Arbeiter sich auf das Nationalökonomische Verhältniß von Exploiteur und Exploitirtem reducirt, daß alles persönliche Verhältniß des Eigentümers mit seinem Eigenthum aufhört und dasselbe zum nur sachlichen materiellen Reichthum wird, daß an die Stelle der Ehrenehe mit der Erde die Ehe des Interesses tritt und die Erde ebenso zum Schacherwerth herabsinkt, wie der Mensch. Es ist nothwendig, daß, was die Wurzel des Grundeigenthums ist, der schmutzige Eigennutz, auch in seiner cynischen Gestalt erscheint. Es ist nothwendig, daß das ruhende Monopol in das bewegte und beunruhigte Monopol, die Concurrenz, der nichtsthuende Genuß des fremden Blutschweisses in den vielgeschäftigen Handel mit denselben umschlägt. Es ist endlich nothwendig, daß in dieser Concurrenz das Grundeigenthum unter der Gestalt des Capitals seine Herrschaft sowohl über die Arbeiterklasse als über die Eigenthümer selbst zeigt, indem die Gesetze der Bewegung des Capitals sie ruiniren oder erheben. Damit tritt dann an die Stelle des mittelaltrigen Sprichworts: nulle terre sans seigneur, das moderne Sprichwort: l’argent n’a pas de maître, worin die ganze Herrschaft der todtgeschlagnen Materie über d[en] Menschen ausgesprochen ist. |

|XIX| 2) Was den Streit betrifft über Theilung oder Nichttheilung des Grundbesitzes, so ist folgendes zu bemerken.

Die Theilung des Grundbesitzes verneint das grosse Monopol des Grundeigenthums, hebt es auf, aber nur dadurch, daß sie dieses Monopol verallgemeinert. Sie hebt den Grund des Monopols, das Privateigenthum, nicht auf. Sie greift die Existenz aber nicht das Wesen des Monopols an. Die Folge davon ist, daß sie den Gesetzen des Privateigenthums zum Opfer fällt. Die Theilung des Grundbesitzes entspricht nämlich der Bewegung der Concurrenz auf industriellem Gebiet. Ausser den nationalökonomischen Nachtheilen dieser Theilung von Instrumenten und der voneinander getrennten Arbeit, (wohl zu unterscheiden von der Theilung der Arbeit; die Arbeit wird nicht unter viele vertheilt, sondern dieselbe Arbeit von jedem für sich betrieben, es ist eine Vervielfachung derselben Arbeit) schlägt diese Theilung, wie jene Concurrenz nothwendig wieder in Accumulation um.

Wo also die Theilung des Grundbesitzes stattfindet, bleibt nichts übrig, als zum Monopol in noch gehässiger Gestalt zurückzukehren oder die Theilung des Grundbesitzes selbst zu negiren \ aufzuheben. Das ist aber nicht die Rückkehr zum Feudalbesitz, sondern die Aufhebung des Privateigenthums an Grund und Boden überhaupt. Die erste Aufhebung des Monopols ist immer seine Verallgemeinerung, die Erweiterung seiner Existenz. Die Aufhebung des Monopols, welches seine möglichst breite und umfassende Existenz erlangt hat, ist seine vollständige Vernichtung. Die Association, auf Grund und Boden angewandt, theilt den Vortheil des grossen Grundbesitzes in nationalökonomischer Hinsicht und realisirt erst die ursprüngliche Tendenz der Theilung, nämlich die Gleichheit, wie sie denn auch auf eine vernünftige und nicht mehr durch Leibeigenschaft, Herrschaft und eine alberne Eigenthumsmystik vermittelte Weise die gemüthliche Beziehung d[es] Menschen zur Erde herstellt, indem die Erde aufhört, ein Gegenstand des Schachers zu sein und durch die freie Arbeit und den freien Genuß wieder ein wahres, persönliches Eigenthum d[es] Menschen wird. Ein grosser Vortheil der Theilung ist, daß seine Masse, in andrer Weise als die Industrie, am Eigenthum zu Grunde geht, eine Masse, welche nicht mehr zur Knechtschaft sich entschliessen kann.

Was den grossen Grundbesitz angeht, so haben seine Vertheidiger immer auf eine sophistische Weise die nationalökonomischen Vortheile, welche die Agricultur im Grossen darbietet, mit dem grossen Grundeigenthum identificirt, als wenn dieser Vortheil nicht eben erst durch die Aufhebung des Eigenthums theils seine ||XX| möglichst grosse Ausdehnung erhielte, theils erst von socialem Nutzen würde. Ebenso haben sie den Verschacherungsgeist des kleinen Grundbesitzes angegriffen, als wenn nicht der grosse Grundbesitz selbst schon in seiner feudalen Form, den Schacher in sich latent enthielte, gar nicht zu Reden von der modernen englischen Form, wo Feudalismus d[es] Grundherrn und Industrieschacher des Pächters verbunden sind.

Wie das grosse Grundeigenthum den Vorwurf des Monopols, den ihm die Theilung des Grundbesitzes macht, zurückgeben kann, da auch die Theilung auf dem Monopol des Privateigenthums basirt, so kann die Theilung des Grundbesitzes dem grossen Grundbesitz den Vorwurf der Theilung zurückgeben, denn auch hier herrscht die Theilung, nur in starrer festgefrorner Form. Ueberhaupt beruht ja das Privateigenthum auf dem Getheiltsein.

Uebrigens, wie die Theilung des Grundbesitzes zum grossen Grundbesitz als Capitalreichthum zurückführt, so muß das feudale Grundeigenthum nothwendig zur Theilung fortgehn oder wenigstens in die Hände d[er] Capitalisten fallen, es mag sich drehn oder wenden, wie es will.

Denn das grosse Grundeigenthum, wie in England, treibt die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung der Industrie in die Arme und reducirt seine eignen Arbeiter auf völliges Elend. Es erzeugt und vergrössert also die Macht seines Feindes, des Capitals, d[er] Industrie, indem es Arme und eine völlige und ganze Thätigkeit des Landes auf die andre Seite wirft. Es macht die Majorität des Landes industriell, also zum Gegner des grossen Grundeigenthums. Hat die Industrie nun eine hohe Macht erreicht, wie jezt in England, so zwingt sie nach und nach dem grossen Grundeigenthum seine Monopole gegen d[as] Ausland ab und wirft es in die Concurrenz mit dem Grundbesitz des Auslandes. Unter der Herrschaft der Industrie konnte das Grundeigenthum nämlich seine feudale Grösse nur durch Monopole gegen das Ausland sichern, um sich so vor den allgemeinen Gesetzen des Handels, die seinem Feudalwesen widersprechen, zu schützen. Einmal in die Concurrenz geworfen, folgt es den Gesetzen der Concurrenz, wie jede andre Waare, die ihr unterworfen ist. Es wird eben so schwankend, ab und zunehmend, aus einer Hand in die andre fliegend und kein Gesetz kann es mehr in wenigen prädestinirten Händen erhalten. ||XXl| Die unmittelbare Folge ist Zersplitterung in viele Hände, jedenfalls Anheimfall an die Macht der industriellen Capitalien.

Endlich führt der grosse Grundbesitz, welcher dergestalt gewaltsam erhalten worden ist und neben sich eine furchtbare Industrie erzeugt hat, noch schneller zur Krise, wie die Theilung des Grundbesitzes, neben welcher die Macht der Industrie immer v[on] zweitem Rang bleibt.

Der grosse Grundbesitz hat, wie wir in England sehn, seinen feudalen Charakter schon insofern abgelegt und einen industriellen Charakter angenommen, als er möglichst viel Geld machen will. Er [gibt] d[em] Eigenthümer die möglichste Grundrente, d[em] Pächter den möglichsten Profit von seinem Capital. Die Landarbeiter sind daher bereits auf das Minimum reducirt und die Pächterklasse vertritt schon innerhalb des Grundbesitzes die Macht der Industrie und des Capitals. Durch die Concurrenz mit dem Ausland hört die Grundrente größtentheils auf ein selbstständiges Einkommen bilden zu können. Ein grosser Theil der Grundeigenthümer muß an die Stelle der Pächter treten, die auf diese Weise theilweise zum Proletariat herabsinken. Andrerseits werden sich auch viele Pächter des Grundeigenthums bemächtigen, denn die grossen Eigenthümer, die bei ihrer bequemen Revenu sich größtentheils der Verschwendung ergeben haben und meistens auch unbrauchbar zur Leitung der Agrikultur im Grossen sind, besitzen theilweise weder Capital noch Befähigung, um den Grund und Boden zu exploitiren. Also auch ein Theil von diesen wird vollständig ruinirt. Endlich muß der auf ein Minimum reducirte Arbeitslohn noch mehr reducirt werden, um die neue Concurrenz zu bestehn. Das führt dann nothwendig zur Revolution.

Das Grundeigenthum mußte sich auf jede der beiden Weisen entwickeln, um in beiden seinen nothwendigen Untergang zu erleben, wie auch die Industrie in der Form des Monopols und in der Form der Concurrenz sich ruiniren mußte, um an d[en] Menschen glauben zu lernen. |

[Entfremdete Arbeit und Privateigentum]

|XXII| Wir sind ausgegangen von den Voraussetzungen der Nationalökonomie. Wir haben ihre Sprache und ihre Gesetze acceptirt. Wir unterstellten das Privateigenthum, die Trennung von Arbeit, Capital und Erde, ebenso von Arbeitslohn, Profit des Capitals und Grundrente, wie die Theilung der Arbeit, die Concurrenz, den Begriff des Tauschwerthes etc. Aus der Nationalökonomie selbst, mit ihren eignen Worten, haben wir gezeigt, daß der Arbeiter zur Waare und zur elendsten Waare herabsinkt, daß das Elend des Arbeiters im umgekehrten Verhältniß zur Macht und zur Grösse seiner Production steht, daß das nothwendige Resultat der Concurrenz die Accumulation des Capitals in wenigen Händen, also die fürchterlichere Wiederherstellung des Monopols ist, daß endlich der Unterschied von Capitalist und Grundrentner, wie von Ackerbauer und Manufacturarbeiter verschwindet und die ganze Gesellschaft in die beiden Klassen der Eigenthümer und Eigenthumslosen Arbeiter zerfallen muß.

Die Nationalökonomie geht vom Factum des Privateigenthums aus. Sie erklärt uns dasselbe nicht. Sie faßt den materiellen Prozeß des Privateigenthums, den es in der Wirklichkeit durchmacht, in allgemeine, abstrakte Formeln, die ihr dann als Gesetze gelten. Sie begreift diese Gesetze nicht, d.h. sie zeigt nicht nach, wie sie aus dem Wesen des Privateigenthums hervorgehn. Die Nationalökonomie giebt uns keinen Aufschluß über den Grund der Theilung von Arbeit und Capital, von Capital und Erde. Wenn sie z.B. das Verhältniß des Arbeitslohns zum Profit des Capitals bestimmt, so gilt ihr als lezter Grund das Interesse d[es] Capitalisten; d.h. sie unterstellt, was sie entwickeln soll. Ebenso kömmt überall die Concurrenz hinein. Sie wird aus äusseren Umständen erklärt. Inwiefern diese äusseren, scheinbar zufälligen Umstände, nur der Ausdruck einer nothwendigen Entwicklung sind, darüber lehrt uns die Nationalökonomie nichts. Wir haben gesehn, wie ihr der Austausch selbst als ein zufälliges Factum erscheint. Die einzigen Räder, die der Nationalökonom in Bewegung sezt, sind die Habsucht und der Krieg unter den Habsüchtigen, die Concurrenz. /

| Eben weil die Nationalökonomie den Zusammenhang der Bewegung nicht begreift, darum konnte sich z.B. die Lehre von der Concurrenz der Lehre vom Monopol, die Lehre von der Gewerbfreiheit der Lehre von der Corporation, die Lehre von der Theilung des Grundbesitzes der Lehre vom grossen Grundeigenthum wieder entgegenstellen, denn Concurrenz, Gewerbfreiheit, Theilung des Grundbesitzes waren nur als zufällige, absichtliche, gewaltsame, nicht als nothwendige, unvermeidliche, natürliche Consequenzen des Monopols, der Corporation und des Feudaleigenthums entwickelt und begriffen.

Wir haben also jezt den wesentlichen Zusammenhang zwischen dem Privateigenthum, der Habsucht, der Trennung von Arbeit, Capital und Grundeigenthum, von Austausch und Concurrenz, von Werth und Entwerthung d[es] Menschen, von Monopol und Concurrenz etc., von dieser ganzen Entfremdung mit dem Geldsystem zu begreifen.

Versetzen wir uns nicht wie der Nationalökonom, wenn er erklären will, in einen erdichteten Urzustand. Ein solcher Urzustand erklärt nichts. Er schiebt blos die Frage in eine graue, nebelhafte Ferne. Er unterstellt in der Form der Thatsache, des Ereignisses, was er deduciren soll, nämlich das nothwendige Verhältniß zwischen zwei Dingen, z.B. zwischen Theilung der Arbeit und Austausch. So erklärt d[er] Theologe den Ursprung des Bösen durch den Sündenfall, d.h. er unterstellt als ein Factum, in der Form der Geschichte, was er erklären soll.

Wir gehn von einem Nationalökonomischen, gegenwärtigen Factum aus.

Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichthum er producirt, je mehr seine Production an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Waare, je mehr Waaren er schafft. Mit der Verwerthung der Sachenwelt, nimmt die Entwerthung der Menschenwelt in direktem Verhältniß zu. Die Arbeit producirt nicht nur Waaren; sie producirt sich selbst und d[en] Arbeiter als eine Waare und zwar in dem Verhältniß, in welchem sie überhaupt Waaren producirt.

Dieß Factum drückt weiter nichts aus, als: Der Gegenstand, den die Arbeit producirt, ihr Product, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine, von d[em] Producenten unabhängige Macht gegenüber. Das Product der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixirt, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständli||chung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust des Gegenstandes und Knechtschaft unter dem Gegenstand, die Aneignung als Entfremdung, als Entäusserung.

Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der nothwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände beraubt ist. Ja die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmässigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, daß je mehr Gegenstände der Arbeiter producirt, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Products, des Capitals, geräth.

In der Bestimmung, daß der Arbeiter zum Product seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand sich verhält, liegen alle diese Consequenzen. Denn es ist nach dieser Voraussetzung klar. Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innre Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott sezt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem Gegenstand. Je grösser also diese Thätigkeit, um so gegenstandsloser ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist ist er nicht. Je grösser also dieß Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäusserung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, daß seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äussern Existenz wird, sondern daß sie ausser ihm, unabhängig, fremd von ihm existirt und eine selbstständige Macht ihm gegenüber wird, daß das Leben, was er dem Gegenstand verliehn hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt. |

|XXIII| Betrachten wir nun näher die Vergegenständlichung, die Production des Arbeiters und in ihr die Entfremdung, den Verlust des Gegenstandes, seines Products.

Der Arbeiter kann nichts schaffen ohne die Natur, ohne die sinnliche Aussenwelt. Sie ist der Stoff, an welchem sich seine Arbeit verwirklicht, in welchem sie thätig ist, aus welchem und mittelst welchem sie producirt.

Wie aber die Natur d[as] Lebensmittel der Arbeit darbietet, in dem Sinn, daß die Arbeit nicht leben kann ohne Gegenstände, an denen sie ausgeübt wird, so bietet sie andrerseits auch d[as] Lebensmittel in dem engern Sinn dar, nämlich d[as] Mittel der physischen Subsistenz des Arbeiters selbst.

Je mehr also der Arbeiter sich die Aussenwelt, die sinnliche Natur durch seine Arbeit sich aneignet, um so mehr entzieht er sich Lebensmittel nach der doppelten Seite hin, erstens daß immer mehr die sinnliche Aussenwelt aufhört, ein seiner Arbeit angehöriger Gegenstand, ein Lebensmittel seiner Arbeit zu sein; zweitens, daß sie immer mehr aufhört Lebensmittel im unmittelbaren Sinn, Mittel für die physische Subsistenz des Arbeiters zu sein.

Nach dieser doppelten Seite hin wird der Arbeiter also ein Knecht seines Gegenstandes, erstens daß er einen Gegenstand der Arbeit, d.h. daß er Arbeit erhält und zweitens daß er Subsistenzmittel erhält. Erstens also daß er als Arbeiter und zweitens, daß er als physisches Subjekt existiren kann. Die Spitze dieser Knechtschaft ist, daß er nur mehr als Arbeiter sich als physisches Subjekt erhalten [kann] und nur mehr als physisches Subjekt Arbeiter ist.

(Die Entfremdung des Arbeiters in seinem Gegenstand drückt sich nach nationalökonomischen Gesetzen so aus, daß je mehr der Arbeiter producirt, er um so weniger zu consummiren hat, daß je mehr Werthe er schafft, er um so werthloser und so unwürdiger wird, daß je geformter sein Produkt um so mißförmiger der Arbeiter, daß je civilisirter sein Gegenstand um so barbarischer der Arbeiter, daß um so mächtiger die Arbeit, um so ohnmächtiger der Arbeiter wird, daß je geistreicher die Arbeit um so mehr geistloser und Naturknecht der Arbeiter wird.) |

| Die Nationalökonomie verbirgt die Entfremdung in dem Wesen der Arbeit dadurch, daß sie nicht das unmittelbare Verhältniß zwischen dem Arbeiter, (der Arbeit) und der Production betrachtet. Allerdings. Die Arbeit producirt Wunderwerke für d[en] Reichen, aber sie producirt Entblössung für d[en] Arbeiter. Sie producirt Paläste, aber Höhlen für d[en] Arbeiter. Sie producirt Schönheit, aber Verkrüppelung für d[en] Arbeiter. Sie ersezt die Arbeit durch Maschinen, aber sie wirft einen Theil der Arbeiter zu einer barbarischen Arbeit zurück und macht den andren Theil zur Maschine. Sie producirt Geist, aber sie producirt Blödsinn, Cretinismus für d[en] Arbeiter.

Das unmittelbare Verhältniß der Arbeit zu ihren Producten ist das Verhältniß des Arbeiters zu den Gegenständen seiner Production. Das Verhältniß d[es] Vermögenden zu den Gegenständen der Production und zu ihr selbst ist nur eine Consequenz dieses ersten Verhältnisses. Und bestätigt es. Wir werden diese andre Seite später betrachten. Wenn wir also fragen: Welches ist das wesentliche Verhältniß der Arbeit, so fragen wir nach dem Verhältniß des Arbeiters zur Production.

Wir haben bisher die Entfremdung, die Entäusserung des Arbeiters nur nach der einen Seite hin betrachtet, nämlich sein Verhältniß zu den Produkten seiner Arbeit. Aber die Entfremdung zeigt sich nicht nur im Resultat, sondern im Akt der Produktion, innerhalb der producirenden Thätigkeit selbst. Wie würde d[em] Arbeiter d[as] Produkt seiner Thätigkeit fremd gegenübertreten können, wenn er im Akt der Production selbst sich nicht sich selbst entfremdete? Das Product ist ja nur das Resumé der Thätigkeit, d[er] Production. Wenn also das Product der Arbeit die Entäusserung ist, so muß die Production selbst die thätige Entäusserung, die Entäusserung der Thätigkeit, die Thätigkeit der Entäusserung sein. In der Entfremdung des Gegenstandes der Arbeit resumirt sich nur die Entfremdung, die Entäusserung in der Thätigkeit der Arbeit selbst.

Worin besteht nun die Entäusserung der Arbeit?

Erstens, daß die Arbeit dem Arbeiter äusserlich ist, d.h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruinirt. Der Arbeiter fühlt sich daher erst ausser der Arbeit bei sich und in der Arbeit ausser sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse ausser ihr zu || befriedigen. Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein physischer oder sonstiger Zwang existirt, die Arbeit als eine Pest geflohen wird. Die äusserliche Arbeit, die Arbeit, in welcher der Mensch sich entäussert, ist eine Arbeit der Selbstaufopferung, der Kasteiung. Endlich erscheint die Aüsserlichkeit der Arbeit für den Arbeiter darin, daß sie nicht sein eigen, sondern eines andern ist, daß sie ihm nicht gehört, daß er in ihr nicht sich selbst, sondern einem andern angehört. Wie in der Religion die Selbstthätigkeit der menschlichen Phantasie, des menschlichen Hirns und des menschlichen Herzens unabhängig vom Individuum, d.h. als eine fremde, göttliche oder teuflische Thätigkeit auf es wirkt, so ist die Thätigkeit des Arbeiters nicht seine Selbstthätigkeit. Sie gehört einem andern, sie ist der Verlust seiner selbst.

Es kömmt daher zu dem Resultat, daß der Mensch, (d[er] Arbeiter) nur mehr in seinen thierischen Funktionen, Essen, Trinken und Zeugen, höchstens noch Wohnung, Schmuck, etc. sich als freithätig fühlt, und in seinen menschlichen Funktionen nur mehr als Thier. Das Thierische wird das Menschliche und das Menschliche das Thierische.

Essen, Trinken und Zeugen etc. sind zwar auch echt menschliche Funktionen. In der Abstraktion aber, die sie von dem übrigen Umkreis menschlicher Thätigkeit trennt und zu lezten und alleinigen Endzwecken macht, sind sie thierisch.

Wir haben den Akt der Entfremdung der praktischen menschlichen Thätigkeit, d. Arbeit, nach zwei Seiten hin betrachtet. 1) Das Verhältniß des Arbeiters zum Product der Arbeit als fremden und über ihn mächtigen Gegenstand. Dieß Verhältniß ist zugleich das Verhältniß zur sinnlichen Aussenwelt, zu den Naturgegenständen als einer fremden ihm feindlich gegenüberstehenden Welt. 2) Das Verhältniß der Arbeit zum Akt der Production, innerhalb der Arbeit. Dieß Verhältniß ist das Verhältniß des Arbeiters zu seiner eignen Thätigkeit als einer fremden, ihm nicht angehörigen, d[ie] Thätigkeit als Leiden, d[ie] Kraft als Ohnmacht, d[ie] Zeugung als Entmannung. Die eigne physische und geistige Energie des Arbeiters, sein persönliches Leben, – denn was ist Leben als Thätigkeit – als eine wider ihn selbst gewendete, von ihm unabhängige, ihm nicht gehörige Thätigkeit. Die Selbstentfremdung, wie oben die Entfremdung der Sache. |

|XXIV| Wir haben nun noch eine dritte Bestimmung der entfremdeten Arbeit aus den beiden bisherigen zu ziehn.

Der Mensch ist ein Gattungswesen, nicht nur indem er praktisch und theoretisch die Gattung, sowohl seine eigne als die der übrigen Dinge zu seinem Gegenstand macht, sondern – und dieß ist nur ein andrer Ausdruck für dieselbe Sache – sondern auch indem er sich zu sich selbst als der gegenwärtigen, lebendigen Gattung verhält, indem er sich zu sich als einem universellen, darum freien Wesen verhält.

Das Gattungsleben, sowohl beim Menschen als beim Thier, besteht physisch einmal darin, daß der Mensch (wie das Thier), von der unorganischen Natur lebt, und um so universeller der Mensch als das Thier, um so universeller ist der Bereich der unorganischen Natur, von der er lebt. Wie Pflanzen, Thiere, Steine, Luft, Licht etc. theoretisch einen Theil des menschlichen Bewußtseins, theils als Gegenstände der Naturwissenschaft, theils als Gegenstände der Kunst bilden – seine geistige unorganische Natur, geistige Lebensmittel, die er erst zubereiten muß zum Genuß und zur Verdauung – so bilden sie auch praktisch einen Theil des menschlichen Lebens und der menschlichen Thätigkeit. Physisch lebt der Mensch nur von diesen Naturprodukten, mögen sie nun in der Form der Nahrung, Heitzung, Kleidung, Wohnung etc. erscheinen. Die Universalität des Menschen erscheint praktisch eben in der Universalität, die die ganze Natur zu seinem unorganischen Körper macht, sowohl insofern sie 1) ein unmittelbares Lebensmittel, als inwiefern sie d. Gegenstand \ Materie und das Werkzeug seiner Lebensthätigkeit ist. Die Natur ist der unorganische Leib d[es] Menschen, nämlich die Natur, so weit sie nicht selbst menschlicher Körper ist. Der Mensch lebt von der Natur, heißt: die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben d[es] Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andern Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Theil der Natur.

Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1) die Natur entfremdet, 2) sich selbst, seine eigne thätige Funktion, seine Lebensthätigkeit, so

entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens. Erstens entfremdet sie das Gattungsleben und das individuelle Leben und zweitens macht sie das leztere in seiner Abstraktion zum Zweck des ersten, ebenfalls in seiner abstrakten und entfremdeten Form.

Denn erstens erscheint d[em] Menschen die Arbeit, die Lebensthätigkeit, das produktive Leben selbst nur als ein Mittel zur Befriedigung eines Bedürfnisses, des Bedürfnisses der Erhaltung der physischen Existenz. Das produktive Leben ist aber das Gattungsleben. Es ist das Leben erzeugende Leben. In der Art der Lebensthätigkeit liegt der ganze Charakter einer species, ihr Gattungscharakter, und die freie bewußte Thätigkeit ist der Gattungscharakter || d[es] Menschen. Das Leben selbst erscheint nur als Lebensmittel.

Das Thier ist unmittelbar eins mit seiner Lebensthätigkeit. Es unterscheidet sich nicht von ihr. Es ist sie. Der Mensch macht seine Lebensthätigkeit selbst zum Gegenstand seines Wollens und seines Bewußtseins. Er hat bewußte Lebensthätigkeit. Es ist nicht eine Bestimmtheit, mit der er unmittelbar zusammenfließt. Die bewußte Lebensthätigkeit unterscheidet d[en] Menschen unmittelbar von der thierischen Lebensthätigkeit. Eben nur dadurch ist er ein Gattungswesen. Oder er ist nur ein Bewußtes Wesen, d.h. sein eignes Leben ist ihm Gegenstand, eben weil er ein Gattungswesen ist. Nur darum ist seine Thätigkeit freie Thätigkeit. Die Entfremdete Arbeit kehrt das Verhältniß dahin um, daß der Mensch eben, weil er ein bewußtes Wesen ist, seine Lebensthätigkeit, sein Wesen nur zu einem Mittel für seine Existenz macht.

Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eignen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar producirt auch das Thier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise etc. Allein es producirt nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es producirt einseitig, während der Mensch universell producirt; es producirt nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfniß producirt und erst wahrhaft producirt, in der Freiheit von demselben; es producirt nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproducirt; sein Product gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Product gegenübertritt. Das Thier formirt nur nach dem Maaß und dem Bedürfniß der species, der es angehört, während der Mensch nach dem Maaß jeder species zu produciren weiß und überall das inhärente Maaß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formirt daher auch nach den Gesetzen der Schönheit.

Eben in der Bearbeitung der gegenständlichen Welt bewährt sich der Mensch daher erst wirklich als Gattungswesen. Diese Production ist sein Werkthätiges Gattungsleben. Durch sie erscheint die Natur als sein Werk und seine Wirklichkeit. Der Gegenstand der Arbeit ist daher die Vergegenständlichung des Gattungslebens des Menschen; indem er sich nicht nur, wie im Bewußtsein, intellektuell, sondern werkthätig, wirklich verdoppelt, und sich selbst daher in einer von ihm geschaffnen Welt anschaut. Indem daher die entfremdete Arbeit dem Menschen den Gegenstand seiner Production entreißt, entreißt sie ihm sein Gattungsleben, seine wirkliche Gattungsgegenständlichkeit und verwandelt seinen Vorzug vor dem Thier in den Nachtheil, daß sein unorganischer Leib, die Natur, ihm entzogen wird.

Ebenso indem die entfremdete Arbeit die Selbstthätigkeit, die freie Thätigkeit zum Mittel herabsezt, macht sie das Gattungsleben des Menschen zum Mittel seiner physischen Existenz. |

| Das Bewußtsein, welches der Mensch von seiner Gattung hat, verwandelt sich durch die Entfremdung also dahin, daß das Gattungsl[eben] ihm zum Mittel wird.

Die entfremdete Arbeit macht also:

3) das Gattungswesen des Menschen, sowohl die Natur, als sein geistige[s] Gattungsvermögen zu einem ihm fremden Wesen, zum Mittel seiner individuellen Existenz. Sie entfremdet dem Menschen seinen eignen Leib, wie die Natur ausser ihm, wie sein geistiges Wesen, sein menschliches Wesen.

4) Eine unmittelbare Consequenz davon, daß der Mensch dem Product seiner Arbeit, seiner Lebensthätigkeit, seinem Gattungswesen entfremdet ist, ist die Entfremdung d[es] Menschen von d[em] Menschen. Wenn der Mensch sich selbst gegenübersteht, so steht ihm der andre Mensch gegenüber. Was von dem Verhältniß des Menschen zu seiner Arbeit, zum Product seiner Arbeit und zu sich selbst, das gilt von dem Verhältniß d[es] Menschen zum andern Menschen, wie zu der Arbeit und dem Gegenstand der Arbeit d[es] andern Menschen.

Ueberhaupt der Satz, daß dem Menschen sein Gattungswesen entfremdet ist, heißt daß ein Mensch d[em] andern, wie jeder von ihnen dem menschlichen Wesen entfremdet ist.

Die Entfremdung d[es] Menschen, überhaupt jedes V[er]hältniß, in dem der Mensch zu sich selbst steht[,] ist erst verwirklicht, drückt sich aus in dem Verhältniß, in welchem der Mensch zu d[em] andern Menschen steht.

Also betrachtet in dem Verhältniß der entfremdete[n] Arbeit jeder Mensch d[en] andern nach dem Maaßstab und dem Verhältniß in welchem er selbst, als Arbeiter sich befindet. |

|XXV| Wir gingen aus von einem nationalökonomischen factum, d[er] Entfremdung des Arbeiters und seiner Production. Wir haben den Begriff dieses factums ausgesprochen, die entfremdete, entäusserte Arbeit. Wir haben diesen Begriff analysirt, also blos ein nationalökonomisches factum analysirt.

Sehn wir nun weiter, wie sich der Begriff der entfremdeten, entäusserten Arbeit in der Wirklichkeit aussprechen und darstellen muß.

Wenn das Produkt der Arbeit mir fremd ist, mir als fremde Macht gegenübertritt, wem gehört es dann?

Wenn meine eigne Thätigkeit nicht mir gehört, eine fremde, eine erzwungne Thätigkeit ist, wem gehört sie dann?

Einem andern Wesen als mir.

Wer ist dieß Wesen?

Die Götter? Allerdings erscheint in den ersten Zeiten die Hauptproduktion, wie z.B. der Tempelbau etc in Aegypten, Indien, Mexiko, sowohl im Dienst der Götter, wie auch das Product den Göttern gehört. Allein die Götter allein waren nie die Arbeitsherrn. Ebensowenig die Natur. Und welcher Widerspruch wäre es auch, daß je mehr der Mensch die Natur durch seine Arbeit sich unterwirft, je mehr die Wunder der Götter überflüssig werden durch die Wunder der Industrie, der Mensch diesen Mächten zu lieb auf die Freude an der Production und auf den Genuß des Productes verzichten sollte.

Das fremde Wesen, dem die Arbeit und das Product der Arbeit gehört, in dessen Dienst die Arbeit, und zu dessen Genuß das Product der Arbeit steht, kann nur der Mensch selbst sein.

Wenn das Product der Arbeit nicht dem Arbeiter gehört, eine fremde Macht ihm gegenüber ist, so ist dieß nur dadurch möglich, daß es einem andern Menschen ausser dem Arbeiter gehört. Wenn seine Thätigkeit ihm Qual ist, so muß sie einem andern Genuß und die Lebensfreude eines andern sein. Nicht die Götter, nicht die Natur, nur der Mensch selbst kann diese fremde Macht über d[en] Menschen sein.

Man bedenke noch den vorher aufgestellten Satz, daß das Verhältniß des Menschen zu sich selbst ihm erst gegenständlich, wirklich ist durch sein Verhältniß zu d[em] andern Menschen. || Wenn er sich also zu dem Product seiner Arbeit, zu seiner vergegenständlichten Arbeit als einem fremden, feindlichen, mächtigen, von ihm unabhängigen Gegenstand verhält, so verhält er sich zu ihm so, daß ein anderer, ihm fremder, feindlicher, mächtiger, von ihm unabhängiger Mensch der Herr dieses Gegenstandes ist. Wenn er sich zu seiner eignen Thätigkeit als einer unfreien verhält, so verhält er sich zu ihr als der Thätigkeit im Dienst, unter der Herrschaft, dem Zwang und dem Joch eines andern Menschen.

Jede Selbstentfremdung des Menschen von sich und der Natur erscheint in dem Verhältniß, welches er sich und der Natur zu andern, von ihm unterschiednen Menschen giebt. Daher die religiöse Selbstentfremdung nothwendig in dem Verhältniß des Laien zum Priester erscheint, oder auch, da es sich hier von der intellektuellen Welt handelt, zu einem Mittler etc. In der praktischen wirklichen Welt kann die Selbstentfremdung nur durch das praktische wirkliche Verhältniß zu andern Menschen erscheinen. Das Mittel, wodurch die Entfremdung vorgeht, ist selbst ein praktisches. Durch die entfremdete Arbeit erzeugt der Mensch also nicht nur sein Verhältniß zu dem Gegenstand und dem Akt der Produktion als fremden und ihm feindlichen Menschen; er erzeugt auch das Verhältniß in welchem andre Menschen zu seiner Production und seinem Product stehn und das Verhältniß, in welchem er zu diesen andern Menschen steht. Wie er seine eigne Production zu seiner Entwirklichung, zu seiner Strafe, wie er sein eignes Product zu dem Verlust, zu einem ihm nicht gehörigen Product, so erzeugt er die Herrschaft dessen, der nicht producirt, auf die Production und auf das Product. Wie er seine eigne Thätigkeit sich entfremdet, so eignet er dem Fremden die ihm nicht eigne Thätigkeit an.

Wir haben bis jezt das Verhältniß nur von Seiten des Arbeiters, wir werden es später auch von Seiten des NichtArbeiters betrachten.

Also durch die entfremdete, entäusserte Arbeit erzeugt der Arbeiter das Verhältniß eines der Arbeit fremden und ausser ihr stehenden Menschen zu dieser Arbeit. Das Verhältniß des Arbeiters zur Arbeit erzeugt das Verhältniß d[es] Capitalisten zu derselben oder wie man sonst den Arbeitsherrn nennen will.

Das Privateigenthum ist also das Produkt, das Resultat, die nothwendige Consequenz d[er] entäusserten Arbeit, des äusserlichen Verhältnisses des Arbeiters || zu der Natur und zu sich selbst.

Das Privateigenthum ergiebt sich also durch Analyse aus dem Begriff der entäusserten Arbeit, d.i. d[es] entäusserten Menschen, der entfremdeten Arbeit, des entfremdeten Lebens, d[es] entfremdeten Menschen.

Wir haben allerdings den Begriff der entäusserten Arbeit, (des entäusserten Lebens) aus der Nationalökonomie als Resultat aus der Bewegung des Privateigenthums gewonnen. Aber es zeigt sich bei Analyse dieses Begriffes, daß, wenn das Privateigenthum als Grund, als Ursache der entäusserten Arbeit erscheint, es vielmehr eine Consequenz der selben ist, wie auch die Götter ursprünglich nicht die Ursache, sondern die Wirkung der menschlichen Verstandesverirrung sind. Später schlägt dieß Verhältniß in Wechselwirkung um.

Erst auf dem lezten Culminationspunkt der Entwicklung des Privateigenthums tritt dieses sein Geheimniß wieder hervor, nämlich, einerseits, daß es das Produkt der entäusserten Arbeit und zweitens daß es das Mittel ist, durch welches sich die Arbeit entäussert, die Realisation dieser Entäusserung.

Diese Entwicklung giebt sogleich Licht über verschiedne bisher ungelöste Collisionen.

1) Die Nationalökonomie geht von der Arbeit als der eigentlichen Seele der Production aus und dennoch giebt sie der Arbeit nichts und dem Privateigenthum Alles. Proudhon hat aus diesem Widerspruch zu Gunsten der Arbeit wider das Privateigenthum geschlossen. Wir aber sehn ein, daß dieser scheinbare Widerspruch der Widerspruch der entfremdeten Arbeit mit sich selbst ist, und daß die Nationalökonomie nur die Gesetze der entfremdeten Arbeit ausgesprochen hat.

Wir sehn daher auch ein, daß Arbeitslohn und Privateigenthum identisch sind: denn der Arbeitslohn, wo das Product, der Gegenstand der Arbeit die Arbeit selbst besoldet, ist nur eine nothwendige Consequenz von der Entfremdung der Arbeit, wie denn im Arbeitslohn auch die Arbeit nicht als Selbstzweck, sondern als der Diener des Lohns erscheint. Wir werden dieß später ausführen und ziehen jezt nur noch einige Conse||[XX]VI|[que]nzen.

Eine gewaltsame Erhöhung des Arbeitslohns, (von allen andern Schwierigkeiten abgesehn, abgesehn davon, daß sie als eine Anomalie auch nur gewaltsam aufrecht zu erhalten wäre) wäre also nichts als eine bessere Salarirung d[es] Sklaven und hätte weder dem Arbeiter, noch der Arbeit ihre menschliche Bestimmung und Würde erobert.

Ja selbst die Gleichheit der Salaire, wie sie Proudhon fordert, verwandelt nur das Verhältniß des jetzigen Arbeiters zu seiner Arbeit in das Verhältniß aller Menschen zur Arbeit. Die Gesellschaft wird dann als abstrakter Capitalist gefaßt.

Arbeitslohn ist eine unmittelbare Folge der entfremdeten Arbeit und die entfremdete Arbeit ist die unmittelbare Ursache des Privateigenthums. Mit der einen muß daher auch die andere Seite fallen.

2) Aus dem Verhältniß der entfremdeten Arbeit zum Privateigenthum folgt ferner, daß die Emancipation der Gesellschaft vom Privateigenthum etc, von der Knechtschaft in der politischen Form der Arbeiteremancipation sich ausspricht, nicht als wenn es sich nur um ihre Emancipation handelte, sondern weil in ihrer Emancipation die allgemein menschliche enthalten ist, diese ist aber darin enthalten, weil die ganze menschliche Knechtschaft in dem Verhältniß des Arbeiters zur Production involvirt ist und alle Knechtsschaftsverhältnisse nur Modifica||tionen und Consequenzen dieses Verhältnisses sind.

Wie wir aus dem Begriff der entfremdeten, entäusserten Arbeit den Begriff des Privateigenthums durch Analyse gefunden haben, so können mit Hülfe dieser beiden factoren alle nationalökonomischen Categorien entwickelt werden und wir werden in jeder Categorie, wie z.B. d[em] Schacher, d[er] Concurrenz, d[em] Capital, d[em] Geld, nur einen bestimmten und entwickelten Ausdruck dieser ersten Grundlagen wiederfinden.

Bevor wir jedoch diese Gestaltung betrachten, suchen wir noch zwei Aufgaben zu lösen.

1) Das allgemeine Wesen des Privateigenthums, wie es sich als Resultat der entfremdeten Arbeit ergeben hat, in seinem Verhältniß zum wahrhaft menschlichen und socialen Eigenthum zu bestimmen;

2) Wir haben die Entfremdung der Arbeit, ihre Entäusserung als ein Factum angenommen und dieß factum analysirt. Wie, fragen wir nun, kömmt der Mensch dazu, seine Arbeit zu entäussern, zu entfremden? Wie ist diese Entfremdung im Wesen der menschlichen Entwicklung begründet? Wir haben schon viel für die Lösung der Aufgabe gewonnen, indem wir die Frage nach dem Ursprung des Privateigenthums in die Frage nach dem Verhältniß der entäusserten Arbeit zum Entwicklungsgang der Menschheit verwandelt haben. Denn wenn man v[om] Privateigenthum spricht, so glaubt man es mit einer Sache ausser d[em] Menschen zu thun zu haben. Wenn man von der Arbeit spricht, so hat man es unmittelbar mit d[em] Menschen selbst zu thun. Diese neue Stellung der Frage ist inclusive schon ihre Lösung.

ad. 1 Allgemeines Wesen des Privateigenthums und sein Verhältniß zum wahrhaft menschlichen Eigenthum. |

/ In zwei Bestandtheile, die sich wechselseitig bedingen, oder die nur verschiedne Ausdrücke eines und desselben Verhältnisses sind, hat sich uns die entäusserte Arbeit aufgelöst, die Aneignung erscheint als Entfremdung, als Entäusserung und die Entäusserung als Aneignung, die Entfremdung als die wahre Einbürgerung.

Wir haben die eine Seite betrachtet, die entäusserte Arbeit in Bezug auf d[en] Arbeiter selbst, d.h. das Verhältniß der entäusserten Arbeit zu sich selbst. Als Produkt, als nothwendiges Resultat dieses Verhältnisses haben wir das Eigenthumsverhältniß des NichtArbeiters zum Arbeiter und der Arbeit gefunden. Das Privateigenthum, als der materielle, resümirte Ausdruck der entäusserten Arbeit umfaßt beide Verhältnisse, das Verhältniß des Arbeiters zur Arbeit und zum Product seiner Arbeit und zum Nichtarbeiter und das Verhältniß des Nichtarbeiters, zum Arbeiter, und dem Product seiner Arbeit.

Wenn wir nun gesehn haben, daß in Bezug auf den Arbeiter, welcher sich durch die Arbeit die Natur aneignet, die Aneignung als Entfremdung erscheint, die Selbstthätigkeit als Thätigkeit für einen andern und als Thätigkeit eines andern, die Lebendigkeit als Aufopferung des Lebens, die Production des Gegenstandes als Verlust des Gegenstandes an eine fremde Macht, an einen fremden Menschen, so betrachten wir nun das Verhältniß dieses der Arbeit und dem Arbeiter fremden Menschen zum Arbeiter, zur Arbeit und ihrem Gegenstand.

Zunächst ist zu bemerken, daß alles, was bei dem Arbeiter als Thätigkeit der Entäusserung, der Entfremdung, bei dem Nichtarbeiter als Zustand der Entäusserung, der Entfremdung erscheint.

Zweitens, daß das wirkliche, praktische Verhalten des Arbeiters in der Production und zum Product (als Gemüthszustand,) bei dem ihm gegenüberstehenden Nichtarbeiter als theoretisches Verh[a]lten erscheint. |

|XXVII| Drittens. Der Nichtarbeiter thut alles gegen d[en] Arbeiter, was der Arbeiter gegen sich selbst thut, aber er thut nicht gegen sich selbst, was er gegen d[en] Arbeiter thut.

Betrachten wir näher diese drei Verhältnisse. |

[Heft II (überlieferter Teil)]

[Das Verhältnis des Privateigentums]

[…] |XL| Zinsen seines Capitals bildet. An dem Arbeiter existirt es also s[ub]jektiv, daß das Capital der sich ganz abhanden gekommene Mensch ist, wie es am Capital objektiv existirt, daß die Arbeit der sich abhanden gekommene Mensch ist. Der Arbeiter hat aber das Unglück ein lebendiges und daher bedürftiges Capital zu sein, das jeden Augenblick, wo es nicht arbeitet, seine Zinsen und damit seine Existenz verliert. Als Capital steigt Werth des Arbeiters nach Nachfrage und Zufuhr und auch physisch wird und wird gewußt sein Dasein, sein Leben als eine Zufuhr von Waare, wie jeder andern Waare. Der Arbeiter producirt das Capital, das Capital producirt ihn, er also sich selbst, und der Mensch als Arbeiter, als Waare ist das Product der ganzen Bewegung. Dem Menschen der nichts mehr ist als Arbeiter und als Arbeiter sind seine menschlichen Eigenschaften nur da, insofern sie für das ihm fremde Capital da sind. Weil sich aber beide fremd sind, daher in einem gleichgültigen, äusserlichen und zufälligen Verhältnisse stehn, so muß diese Fremdheit auch als wirklich erscheinen. Sobald es also dem Capital einfällt – nothwendiger oder willkührlicher Einfall – nicht mehr für den Arbeiter zu sein, ist er selbst nicht mehr für sich, er hat keine Arbeit, darum keinen Lohn und da er nicht als Mensch, sondern als Arbeiter Dasein hat, so kann er sich begraben lassen, verhungern etc. Der Arbeiter ist nur als Arbeiter da, sobald er für sich als Capital da ist, und er ist nur als Capital da, sobald ein Capital für ihn da ist. Das Dasein des Capitals ist sein Dasein, sein Leben, wie es den Inhalt seines Lebens auf eine ihm gleichgültige Weise bestimmt. Die Nationalökonomie kennt daher nicht den unbeschäftigten Arbeiter, den Arbeitsmenschen, so weit er sich ausser diesem Arbeitsverhältniß befindet. Der Spitzbube, Gauner, Bettler, der unbeschäftigte, der verhungernde, der elende und verbrecherische Arbeitsmensch, sind Gestalten, die nicht für sie, sondern nur für andre Augen, für die des Arztes, des Richters, des Todtengräbers und Bettelvogts etc existiren, Gespenster ausserhalb ihres Reichs. Die Bedürfnisse des Arbeiters sind daher für sie nur das Bedürfniß ihn während der Arbeit zu unterhalten und || so weit, daß das Arbeitergeschlecht nicht ausst[irbt.] Der Arbeitslohn hat daher ganz denselben Sinn, wie die Unterhaltung, in Standerhaltung jedes andern produktiven Instruments, wie die Consumtion des Capitals überhaupt, deren es bedarf, um sich mit Zinsen zu reproduciren; wie das Oel, welches an die Räder verwandt wird, um sie in Bewegung zu halten. Der Arbeitslohn gehört daher zu den nöthigen Kosten des Capitals und d[es] Capitalisten und darf das Bedürfniß dieser Noth nicht überschreiten. Es war daher ganz consequent, wenn englische Fabrikherrn vor d[er] Amendment bill von 1834 die öffentlichen Almosen, die der Arbeiter vermittelst der Armentaxe empfing von seinem Arbeitslohn abzogen und als einen integrirenden Theil desselben betrachteten. —

Die Production producirt den Menschen nicht nur als eine Waare, die Menschenwaare, den Menschen in der Bestimmung der Waare, sie producirt ihn, dieser Bestimmung entsprechend, als ein eben so geistig wie körperlich entmenschtes Wesen, – Immoralität, Mißgeburt, Hebetismus der Arbeiter und d[er] Capitalisten. Ihr Product ist die selbstbewußte und selbstthätige Waare, …die Menschenwaare. …Grosser Fortschritt von Ricardo, Mill etc gegen Smith und Say das Dasein d[es] Menschen – die größre oder kleinre Menschenproduktivität der Waare als gleichgültig und sogar schädlich zu erklären. Nicht, wie viel Arbeiter ein Capital unterhalte, sondern wie viel Zinsen es bringe, die Summe der jährlichen Ersparungen sei der wahre Zweck der Production. Es war ebenfalls ein grosser und consequenter Fortschritt der neuren ||XLl| englischen Nationalökonomie, daß sie, – welche die Arbeit zum einzigen Princip der Nationalökonomie erhebt – zugleich mit völliger Klarheit das umgekehrte Verhältniß zwischen dem Arbeitslohn und den Zinsen des Capitals auseinandersezte und daß der Capitalist in der Regel nur durch die Herabdrückung des Arbeitslohns, wie umgekehrt, gewinnen könne. Nicht die Uebervortheilung d[er] Consumenten, sondern die wechselseitige Uebervortheilung von Capitalist und Arbeiter sei das normale Verhältniß. —

Das Verhältniß des Privateigenthums enthält in sich latent das Verhältniß des Privateigenthums als Arbeit, wie das Verhältniß desselben als Capital und die Beziehung dieser beiden Ausdrücke aufeinander. Die Production der menschlichen Thätigkeit als Arbeit, also als einer sich ganz fremden, d[em] Menschen und der Natur, daher dem Bewußtsein und der Lebensäusserung auch fremden Thätigkeit, die abstrakte Existenz d[es] Menschen als eines blosen Arbeitsmenschen, der daher täglich aus seinem erfüllten Nichts in das absolute Nichts, sein gesellschaftliches und darum sein wirkliches Nichtdasein hinabstürzen kann – wie andrerseits die Production des Gegenstandes der menschlichen Thätigkeit als Capital, worin alle natürliche und gesellschaftliche Bestimmtheit des Gegenstands ausgelöscht ist, das Privateigenthum seine natürliche und gesellschaftliche Qualität (also alle politischen und geselligen Illusionen verloren hat und mit keinen scheinbar menschlichen Verhältnissen vermischt ist) verloren hat – worin auch dasselbe Capital in d[em] verschiedenartigsten natürlichen und gesellschaftlichen Dasein dasselbe bleibt, vollkommen gleichgültig gegen seinen wirklichen Inhalt ist – dieser Gegensatz auf die Spitze getrieben ist nothwendig die Spitze, die Höhe und der Untergang des ganzen Verhältnisses. Es ist daher wieder eine grosse That der neuern englischen Nationalökonomie, die Grundrente als den Unterschied der Zinsen des schlechtesten der Cultur angehörigen Landes und der des besten Culturlandes angegeben, die romantischen Einbildungen des Grundeigenthümers – seine angeblich sociale Wichtigkeit und die Identität seines Interesses mit dem Interesse der Gesellschaft, || die noch nach den Physiokraten Adam Smith behauptet – nachg[ewiesen] und die Bewegung der Wirklichkeit anticipirt und vorbereitet zu [haben,] die den Grundeigenthümer in einen ganz gewöhnlichen, prosaischen Capitalisten verwandeln, dadurch den Gegensatz vereinfachen, zuspitzen und damit seine Auflösung beschleunigen wird. Die Erde als Erde, die Grundrente als Grundrente haben damit ihren Standesunterschied verloren und sind zum nichtssagenden oder vielmehr nur Geldsaugenden Capital und Interesse geworden. —

Der Unterschied von Capital und Erde, von Gewinn und Grundrente, wie beider vom Arbeitslohn, von der Industrie und der Agricultur, von dem unbeweglichen und beweglichen Privateigenthum ist ein noch historischer, nicht im Wesen der Sache begründeter Unterschied, ein fixirtes Bildungs und Entstehungsmoment des Gegensatzes von Capital und Arbeit. In der Industrie etc im Gegensatz zum unbeweglichen Grundeigenthum ist nur die Entstehungsweise und der Gegensatz, in dem sich die Industrie zur Agrikultur ausgebildet hat, ausgedrückt. Als eine besondre Art der Arbeit, als ein wesentlicher, gewichtiger, das Leben umfassender Unterschied besteht dieser Unterschied nur, so lange die Industrie (das Stadtleben) gegenüber dem Landbesitz (dem adligen Leben \ Feudalleben) sich bildet und noch den feudalen Charakter ihres Gegensatzes an sich selbst in der Form des Monopols, Zunft, Gilde, Corporation etc trägt, innerhalb welcher Bestimmungen die Arbeit noch eine scheinbar gesellschaftliche Bedeutung, noch die Bedeutung des wirklichen Gemeinwesens hat, noch nicht zur Gleichgültigkeit gegen ihren Inhalt und zum völligen Sein für sich selbst, d.h. zur Abstraktion von allem andern Sein, und darum auch noch nicht zum freigelaßnen Capital fortgegangen ist. ||XLII| Aber die nothwendige Entwicklung der Arbeit ist die freigelaßne als solche für sich constituirte Industrie und das freigelaßne Capital. Die Macht der Industrie über ihren Gegensatz zeigt sich sogleich in der Entstehung der Agricultur als einer wirklichen Industrie, während sie früher die Hauptarbeit dem Boden überließ und dem Sklaven dieses Bodens, durch welchen dieser sich selbst baute. Mit der Verwandlung des Sklaven in einen freien Arbeiter, d.h. in einen Söldling, ist der Grundherr an sich in einen Industrieherrn, einen Capitalisten verwandelt, eine Verwandlung, die zunächst durch das Mittelglied des Pächters geschieht. Aber der Pächter ist der Repräsentant, das offenbarte Geheimniß des Grundeigenthümers; nur durch ihn ist sein nationalökonomisches Dasein, sein Dasein als Privateigentümer – denn die Grundrente seiner Erde ist nur durch die Concurrenz der Pächter – also ist der Grundherr wesentlich schon im Pächter ein gemeiner Capitalist geworden. Und dieß muß sich auch in der Wirklichkeit vollziehn, der Agricultur treibende Capitalist – der Pächter – muß Grundherr werden oder umgekehrt. Der Industrieschacher des Pächters ist der des Grundeigenthümers, denn das Sein d[es] ersten sezt das Sein d[es] zweiten. —

Als ihrer gegensätzlichen Entstehung sich erinnernd, ihrer Herkunft – der Grundeigenthümer weiß den Capitalisten als seinen übermütigen, freigelaßnen, bereicherten Sklaven von gestern und sieht sich selbst als Capitalist durch jenen bedroht – der Capitalist weiß den Grundeigentümer als den nichtsthuenden und grausamen \ egoistischen Herrn von gestern, er weiß, daß er ihn als Capitalist beeinträchtigt, doch der Industrie seine ganze jetzige gesellschaftliche Bedeutung, seine Habe und seinen Genuß verdankt, er sieht in ihm einen Gegensatz der freien Industrie und des freien, von jeder Naturbestimmung unabhängigen Capitals – dieser Gegensatz ist höchst bitter und sagt sich wechselseitig die Wahrheit. Man braucht nur die Angriffe des unbeweglichen Eigenthums auf das bewegliche und umgekehrt zu lesen, um sich von ihrer wechselseitigen Nichtswürdigkeit ein anschauliches Bild zu verschaffen. Der Grundeigentümer macht den Geburtsadel seines Eigenthums, die feudalen souvenirs, \ Reminiscenzen, /| die Poesie der Erinnerung, sein Schwärmerisches Wesen, seine politische Wichtigkeit etc geltend und wenn sie nationalökonomisch sprechen, der Landbau sei allein produktiv. Er schildert zugleich seinen Gegner als einen schlauen, feilbietenden, mäkelnden, betrügerischen, habsüchtigen, verkäuflichen, empörungssüchtigen, Herz und Geistlosen, dem Gemeinwesen entfremdeten und es verschachernden, wuchernden, kuppelnden, sklavischen, schönthuenden, geschmeidigen, prellenden, trocknen, die Concurrenz und daher den Pauperismus und d[as] Verbrechen, die Auflösung aller socialen Bande erzeugenden, nährenden, hätschelnden Geldschurken ohne Ehre, ohne Grundsätze, ohne Poesie, ohne Substanz, ohne alles. (Siehe unter andern den Physiokraten Bergasse, den schon Camille Desmoulins in seinem Journal: «Révolutions de France et de Brabant» geisselt, siehe von Vincke, Lancizolle, Haller, Leo, Kosegarten, // den gespreizten, althegelschen Theologen Funke, der mit Thränen in den Augen, nach Herrn Leo erzählt, wie ein Sklave, bei der Aufhebung der Leibeigenschaft, sich geweigert habe aufzuhören, ein adliges Eigenthum zu sein. |/ Siehe auch Justus Mösers patriotische Phantasien, die sich dadurch auszeichnen, daß sie nicht einen Augenblick den biedern, kleinbürgerlichen, |/ [«haus]backenen» gewöhnlichen, [bo]rnirten Horizont des Philisters verlassen und dennoch reine Phantastereien sind. Dieser Widerspruch hat sie so ansprechend für das deutsche Gemüth gemacht. // Und sieh Sismondi.)

Das bewegliche Eigenthum seiner Seits zeigt auf d[ie] Wunder der Industrie und der Bewegung, es ist das Kind der modernen Zeit und ihr berechtigter eingeborner Sohn; es bedauert seinen Gegner als einen über sein Wesen unaufgeklärten (und das ist vollkommen richtig) Schwachkopf, der an die Stelle des moralischen Capitals und der freien Arbeit die rohe unmoralische Gewalt und die Leibeigenschaft setzen wolle; es schildert ihn als einen Don Quixotte, der unter dem Schein der Gradheit, Biederheit, des allgemeinen Interesses, des Bestandes, die Bewegungsunfähigkeit, die Habsüchtige Genußsucht, die Selbstsucht, das Sonderinteresse, die schlechte Absicht verstecke; es erklärt ihn für einen durchtriebnen Monopolisten; seine Reminiscenzen, seine Poesie, seine Schwärmerei dämpft es durch eine historische und sarkastische Aufzählung der Niederträchtigkeit, Grausamkeit, Wegwerfung, Prostitution, Infamie, Anarchie, Empörung, deren Werkstätte die romantischen Schlösser waren. /|XLIII| Es habe der Welt die politische Freiheit verschafft, die Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft gelöst, die Welten miteinander verbunden, den Menschenfreundlichen Handel, die reine Moral, die gefällige Bildung geschaffen; es habe dem Volk statt seiner rohen civilisirte Bedürfnisse und die Mittel ihrer Befriedigung gegeben, während der Grundeigenthümer – dieser unthätige und nur genante Kornwucherer – dem Volk die ersten Lebensmittel vertheure, dadurch d[en] Capitalisten zwinge den Arbeitslohn zu erhöhen, ohne die Productionskraft erhöhen zu können, so das jährliche Einkommen der Nation, die Accumulation der Capitalien, also die Möglichkeit d[em] Volk Arbeit und d[em] Land Reichthum zu verschaffen, verhindre, endlich ganz aufhebe, einen allgemeinen Untergang herbeiführe und alle Vortheile der modernen Civilisation wucherisch ausbeute, ohne das Geringste für sie zu thun und gar ohne von seinen Feudalvorurtheilen abzulassen. Endlich solle er nur auf seinen Pächter sehn – er, für den der Landbau und der Boden selbst nur als eine ihm geschenkte Geldquelle existirt – und er solle sagen, ob er nicht ein biedrer, phantastischer, schlauer Schurke sei, der dem Herzen und der Wirklichkeit nach der freien Industrie und dem lieblichen Handel schon längst angehöre, so sehr er sich auch dagegen sträube und so viel er von historischen Erinnerungen und sittlichen oder politischen Zwecken plaudre. Alles, was er wirklich zu seinen Gunsten vorbringe, sei nur wahr für d[ie] Landbauer (d[ie] Capitalisten und die Arbeitsknechte), deren Feind vielmehr der Grundeigenthümer sei; er beweise also gegen sich selbst. Ohne Capital sei das Grundeigenthum todte, werthlose Materie. Sein civilisirter Sieg sei es eben, an die Stelle des todten Dings die menschliche Arbeit als Quelle des Reichthums entdeckt und geschaffen zu haben. (Siehe Paul Louis Courier, St. Simon, Ganilh, Ricardo, Mill, Mac-Culloch, Destutt de Tracy und Michel Chevalier.) —

Aus dem wirklichen Lauf der Entwicklung (hier einzufügen) folgt der nothwendige Sieg d[es] Capitalisten, d.h. des ausgebildeten Privateigenthums, über d[as] unausgebildete, halbe, d[en] Grundeigenthümer, wie überhaupt schon die Bewegung über die Unbeweglichkeit, die offene selbstbewußte Gemeinheit über die versteckte und bewußtlose, die Habsucht über die Genußsucht, der eingestandne, weltkluge, rastlose, vielgewandte Eigennutz der Aufklärung über den lokalen, biedern, trägen und phantastischen Eigennutz des Aberglaubens wie das Geld über die andre Form des Privateigenthums siegen muß. —|

| Die Staaten, welche etwas von der Gefahr der vollendeten freien Industrie, der vollendeten reinen Moral und dem vollendeten menschenfreundlichen Handel ahnen, suchen die Capitalisirung des Grundeigenthums – aber ganz vergeblich – aufzuhalten. —

Das Grundeigenthum, in seinem Unterschied von dem Capital, ist das Privateigenthum, das Capital noch von lokalen und politischen Vorurtheilen behaftet, das noch nicht ganz aus seiner Verstrickung mit der Welt zu sich selbst gekommene, das noch unvollendete Capital. Es muß im Laufe seiner Weltbildung zu seinem abstrakten, d.h. reinen Ausdruck gelangen. —


Das Verhältniß des Privateigenthums ist Arbeit, Capital und die Beziehung beider. Die Bewegung, die diese Glieder zu durchlaufen haben, sind:

Erstens: unmittelbare oder vermittelte Einheit beider.

Capital und Arbeit erst noch vereint; dann zwar getrennt und entfremdet, aber sich wechselseitig als positive Bedingungen hebend und fördernd.

Gegensatz beider. Schliessen sich wechselseitig aus und der Arbeiter weiß d[en] Capitalisten und umgekehrt als sein Nichtdasein; jeder sucht dem andern sein Dasein zu entreissen.

Gegensatz jedes gegen sich selbst. Capital = aufgehäufter Arbeit = Arbeit. Als solche zerfallend in sich und seine Zinsen, wie diese wieder in Zinsen und Gewinn. Restlose Aufopferung des Capitalisten. Er fällt in die Arbeiterklasse, wie der Arbeiter – aber nur ausnahmsweise – Capitalist wird. Arbeit als Moment des Capitals, seine Kosten. Also der Arbeitslohn ein Opfer des Capitals.

Arbeit zerfallen in sich und den Arbeitslohn. Arbeiter selbst ein Capital und Waare.

Feindlicher wechselseitiger Gegensatz. |

[Heft III]

[Ergänzung zu Heft II, Seite XXXVI]

[Privateigentum und Arbeit]

|I| ad. pag. XXXVI. Das subjektive Wesen des Privateigenthums, das Privateigenthum als für sich seiende Thätigkeit, als Subjekt, als Person, ist die Arbeit. Es versteht sich also, daß erst die Nationalökonomie, welche die Arbeit als ihr Princip erkannte, – Adam Smith – also nicht mehr das Privateigenthum nur mehr als einen Zustand ausser dem Menschen wußte, – daß diese Nationalökonomie sowohl als ein Produkt der wirklichen Energie und Bewegung des Privateigenthums (sie ist die für sich im Bewußtsein gewordne selbstständige Bewegung des Privateigenthums, die moderne Industrie als Selbst) zu betrachten ist, als ein Produkt der modernen Industrie, wie sie andrerseits die Energie und Entwicklung dieser Industrie beschleunigt, verherrlicht, zu einer Macht des Bewußtseins gemacht hat. Als Fetischdiener, als Katholiken erscheinen daher dieser aufgeklärten Nationalökonomie, die das subjektive Wesen des Reichthums – innerhalb des Privateigenthums – entdeckt hat, die Anhänger des Geld und Merkantilsystems, welche das Privateigenthum als ein nur gegenständliches Wesen für d[en] Menschen wissen. Engels hat daher mit Recht Adam Smith den nationalökonomischen Luther genannt. Wie Luther als das Wesen der äusserlichen Welt d[er] Religion den Glauben erkannte und daher dem katholischen Heidenthum gegenüber trat, wie er die äussere Religiosität aufhob, indem er die Religiosität zum innern Wesen d[es] Menschen machte, wie er den ausser dem Laien vorhandnen Pfaffen negirte, weil er den Pfaffen in das Herz des Laien versetzte, so wird der ausser dem Menschen befindliche und von ihm unabhängige – also nur auf eine äusserliche Weise zu erhaltende und zu behauptende – Reichthum aufgehoben, d.h. diese seine äusserliche gedankenlose Gegenständlichkeit wird aufgehoben, indem sich das Privateigenthum incorporirt im Menschen selbst und der Mensch selbst als sein Wesen erkannt – aber darum der Mensch selbst in der Bestimmung des Privateigenthums wie bei Luther der Religion gesezt wird. Unter dem Schein einer Anerkennung d[es] Menschen, ist also die Nationalökonomie, deren Prinzip die Arbeit, vielmehr nur die consequente Durchführung der Verläugnung des Menschen, indem er selbst nicht mehr in einer äusserlichen Spannung zu dem äusserlichen Wesen des Privateigenthums steht, sondern er selbst dieß gespannte Wesen des Privateigenthums geworden ist. Was früher sich Aüsserlichsein, reale Entäusserung d[es] Menschen, ist nur zur That der Entäusserung, zur Veräusserung geworden. Wenn also jene Nationalökonomie unter dem Schein der Anerkennung des Menschen, seiner Selbstständigkeit, Selbstthätigkeit, etc beginnt und wie sie in das Wesen d[es] Menschen selbst das Privateigenthum versezt, nicht mehr durch die lokalen, nationalen etc Bestimmungen des Privateigenthums als eines ausser ihr existirenden || Wesens bedingt sein kann, also eine kosmopolitische, allgemeine, jede Schranke, jedes Band umwerfende Energie entwickelt, um sich als die einzige Politik, Allgemeinheit, Schranke und Band an die Stelle zu setzen – so muß sie bei weitrer Entwicklung diese Scheinheiligkeit abwerfen, in ihrem ganzen Cynismus hervortreten und sie thut dieß, indem sie – unbekümmert um alle scheinbaren Widersprüche, worin diese Lehre sie verwickelt – viel einseitiger, darum schärfer und consequenter die Arbeit als das einzige Wesen des Reichthums entwickelt, die Consequenzen dieser Lehre im Gegensatz zu jener ursprünglichen Auffassung vielmehr als Menschenfeindliche nachweist und endlich dem lezten, individuellen, natürlichen, unabhängig von der Bewegung der Arbeit existirenden Dasein des Privateigenthums und Quelle des Reichthums – der Grundrente, diesen schon ganz nationalökonomisch gewordnen und daher gegen die Nationalökonomie widerstandsunfähigen Ausdruck des Feudaleigenthums – den Todesstoß giebt. (Schule des Ricardo.) Nicht nur wächst der Cynismus der Nationalökonomie relativ von Smith über Say bis zu Ricardo, Mill etc; insofern die Consequenzen der Industrie den leztern entwickelter und widerspruchsvoller vor die Augen treten; sondern auch positiv gehn sie immer und mit Bewußtsein weiter in der Entfremdung gegen d[en] Menschen als ihr Vorgänger, aber nur, weil ihre Wissenschaft sich consequenter und wahrer entwickelt. Indem sie das Privateigenthum in seiner thätigen Gestalt zum Subjekt machen, also zugleich d[en] Menschen zum Wesen und zugleich den Menschen als ein Unwesen zum Wesen machen, so entspricht der Widerspruch der Wirklichkeit vollständig dem widerspruchsvollen Wesen, das sie als Princip erkannt haben. Die zerrißne ||II| Wirklichkeit der Industrie bestätigt ihr in sich zerrißnes Princip, weit entfernt, es zu widerlegen. Ihr Princip ist ja das Princip dieser Zerrissenheit. —

Die physiokratische Lehre von Dr. Quesnay bildet den Uebergang aus dem Mercantilsystem zu Adam Smith. Die Physiokratie ist unmittelbar die nationalökonomische Auflösung des Feudaleigenthums, aber darum eben so unmittelbar die nationalökonomische Umwandlung, Wiederherstellung desselben, nur daß seine Sprache nun nicht mehr feudal, sondern ökonomisch wird. Aller Reichthum wird aufgelöst in die Erde und den Landbau; (Agrikultur) die Erde ist noch nicht Capital, sie ist noch eine besondre Daseinsweise desselben, die in ihrer und um ihrer natürlichen Besonderheit willen gelten soll; aber die Erde ist doch ein allgemeines natürliches Element, während das Merkantilsystem nur das edle Metall als Existenz des Reichthums kennt. Der Gegenstand des Reichthums, seine Materie, hat also sogleich die höchste Allgemeinheit innerhalb der Naturgrenze, – insofern er noch als Natur unmittelbar gegenständlicher Reichthum ist – erhalten. Und die Erde ist nur durch die Arbeit, die Agrikultur für den Menschen. Also wird schon das subjektive Wesen des Reichthums in die Arbeit versezt. Aber zugleich ist die Agricultur die einzig produktive Arbeit. Also ist die Arbeit noch nicht in ihrer Allgemeinheit und Abstraktion gefaßt, sie ist noch an ein besondres Naturelement als ihre Materie gebunden, sie ist daher auch nur noch in einer besonderen Naturbestimmten Daseinsweise erkannt. Sie ist daher erst eine bestimmte, besondre Entäusserung d[es] Menschen, wie ihr Product auch als ein bestimmter, – mehr noch der Natur als ihr selbst anheimfallender Reichthum – gefaßt ist. Die Erde wird hier noch als von Menschen unabhängiges Naturdasein anerkannt, noch nicht als Capital, d.h. als ein Moment der Arbeit selbst. Vielmehr erscheint die Arbeit als ihr Moment. Indem aber der Fetischismus des alten äusserlichen nur als Gegenstand existirenden Reichthums auf ein sehr einfaches Naturelement reducirt und sein Wesen schon, wenn auch erst theilweise auf eine besondre Weise, in seiner subjektiven Existenz anerkannt ist, ist der nothwendige Fortschritt, daß das allgemeine Wesen des Reichthums erkannt und daher die Arbeit in ihrer vollständigen Absolutheit, d.h. Abstraktion, zum Princip erhoben wird. Es wird der Physiokratie bewiesen, daß die Agrikultur in ökonomischer Hinsicht, also d[er] einzig berechtigten von keiner andern Industrie verschieden sei, also nicht eine bestimmte Arbeit, eine an ein besondres Element || gebundne, eine besondre Arbeitsäusserung, sondern die Arbeit überhaupt das Wesen des Reichthums sei.

Die Physiokratie läugnet den besondren äusserlichen nur gegenständlichen Reichthum, indem sie die Arbeit für sein Wesen erklärt. Aber zunächst ist die Arbeit für sie nur das subjektive Wesen des Grundeigenthums (sie geht von der Art des Eigenthums aus, welche historisch als die herrschende und anerkannte erscheint); sie läßt nur das Grundeigenthum zum entäusserten Menschen werden. Sie hebt seinen Feudalcharakter auf, indem sie die Industrie (Agrikultur) für sein Wesen erklärt; aber sie verhält sich läugnend zur Welt der Industrie, sie erkennt das Feudalwesen an, indem sie die Agricultur für die einzige Industrie erklärt.

Es versteht sich, daß sobald nun das subjektive Wesen der im Gegensatz zum Grundeigenthum, d.h. als Industrie sich constituirenden Industrie –, gefaßt wird, dieses Wesen jenen seinen Gegensatz in sich einschließt. Denn wie die Industrie das aufgehobne Grundeigenthum, so umfaßt ihr subjektives Wesen zugleich sein subjektives Wesen.

Wie das Grundeigenthum die erste Form des Privateigenthums ist, wie die Industrie ihr blos als eine besondre Art des Eigenthums zunächst historisch entgegentritt – oder vielmehr der freigelaßne Sklave des Grundeigenthums ist – so wiederholt sich bei der wissenschaftlichen Erfassung des subjektiven Wesens des Privateigenthums, der Arbeit dieser Proceß und die Arbeit erscheint zunächst nur als Landbauarbeit, macht sich dann aber als Arbeit überhaupt geltend. /|III| Aller Reichthum ist zum industriellen Reichthum, zum Reichthum der Arbeit geworden und die Industrie ist die vollendete Arbeit, wie das Fabrikwesen das ausgebildete Wesen der Industrie, d.h. der Arbeit ist und das industrielle Capital die vollendete objektive Gestalt des Privateigenthums ist. — Wir sehn wie auch nun erst das Privateigenthum seine Herrschaft über den Menschen vollenden und in allgemeinster Form zur weltgeschichtlichen Macht werden kann. —

[Ergänzungen zu Heft II, Seite XXXIX]

[Privateigentum und Kommunismus]

× ad. p. XXXIX. Aber der Gegensatz von Eigenthumslosigkeit und Eigenthum ist ein noch indifferenter, nicht in seiner thätigen Beziehung, seinem innern Verhältniß, noch nicht als Widerspruch gefaßter Gegensatz, solange er nicht als der Gegensatz der Arbeit und des Capitals begriffen wird. Auch ohne die fortgeschrittne Bewegung des Privateigenthums, im alten Rom, in der Türkei etc kann dieser Gegensatz in der ersten Gestalt sich aussprechen. So erscheint er noch nicht als durch das Privateigenthum selbst gesezt. Aber die Arbeit, das subjektive Wesen des Privateigenthums, als Ausschliessung des Eigenthums und das Capital, die objektive Arbeit als Ausschliessung der Arbeit ist das Privateigenthum als sein entwickeltes Verhältniß des Widerspruchs, darum ein energisches, zur Auflösung treibendes Verhältniß.

×× ad ibidem Die Aufhebung der Selbstentfremdung macht denselben Weg, wie die Selbstentfremdung. Erst wird das Privateigenthum nur in seiner objektiven Seite, – aber doch die Arbeit als sein Wesen – betrachtet. Seine Daseinsform ist daher das Capital, das «als solches» aufzuheben ist. (Proudhon.) Oder die besondre Weise der Arbeit – als nivellirte, parcellirte und darum unfreie Arbeit wird als die Quelle der Schädlichkeit des Privateigenthums und seines Menschenentfremdeten Daseins gefaßt – Fourier, der d[en] Physiokraten entsprechend auch wieder die Landbauarbeit wenigstens als die ausgezeichnete faßt, während St. Simon im Gegensatz die Industriearbeit als solche für das Wesen erklärt und nun auch die alleinige Herrschaft der Industriellen und die Verbesserung der Lage der Arbeiter begehrt. Der Communismus endlich ist der positive Ausdruck des aufgehobnen Privateigenthums, zunächst das allgemeine Privateigenthum. Indem er dieß Verhältniß in seiner Allgemeinheit faßt, ist er 1) in seiner ersten Gestalt nur eine Verallgemeinerung und Vollendung desselben; als solche zeigt er sich in doppelter Gestalt: einmal ist die Herrschaft des sachlichen Eigenthums so groß ihm gegenüber, daß er alles vernichten will, was nicht fähig ist, als Privateigenthum von allen besessen [zu] werden; er will auf gewaltsame Weise v[on] Talent, etc abstrahiren, der physische, unmittelbare Besitz gilt ihm als einziger Zweck des Lebens und Daseins; die Bestimmung des Arbeiters wird nicht aufgehoben, sondern auf alle Menschen ausgedehnt; || das Verhältniß des Privateigenthums bleibt das Verhältniß der Gemeinschaft zur Sachenwelt; endlich spricht sich diese Bewegung, dem Privateigenthum das allgemeine Privateigenthum entgegenzustellen, in der thierischen Form aus, daß der Ehe (welche allerdings eine Form des exclusiven Privateigenthums ist) die Weibergemeinschaft, wo also das Weib zu einem gemeinschaftlichen und gemeinen Eigenthum wird, entgegengestellt wird. Man darf sagen, daß dieser Gedanke der Weibergemeinschaft das ausgesprochne Geheimniß dieses noch ganz rohen und gedankenlosen Communismus ist. Wie das Weib aus der Ehe in die allgemeine Prostitution, so tritt die ganze Welt des Reichthums, d.h. des gegenständlichen Wesens d[es] Menschen, aus dem Verhältniß der exclusiven Ehe mit dem Privateigenthümer in das Verhältniß der universellen Prostitution mit der Gemeinschaft. Dieser Communismus – indem er die Persönlichkeit d[es] Menschen überall negirt – ist eben nur der consequente Ausdruck des Privateigenthums, welches diese Negation ist. Der allgemeine und als Macht sich constituirende Neid ist die versteckte Form, in welcher die Habsucht sich herstellt und nur auf eine andre Weise sich befriedigt. Der Gedanke jedes Privateigenthums als eines solchen ist wenigstens gegen das reichere Privateigenthum als Neid und Nivellirungssucht gekehrt, so daß diese sogar das Wesen der Concurrenz ausmachen. Der rohe Communist ist nur die Vollendung dieses Neides und dieser Nivellirung von dem vorgestellten Minimum aus. Er hat ein bestimmtes begrenztes Maaß. Wie wenig diese Aufhebung des Privateigenthums eine wirkliche Aneignung ist, beweist eben die abstrakte Negation der ganzen Welt der Bildung und der Civilisation; die Rückkehr zur unnatürlichen ||IV| Einfachheit des armen und bedürfnißlosen Menschen, der nicht über das Privateigenthum hinaus, sondern noch nicht einmal bei demselben angelangt ist.

Die Gemeinschaft ist nur eine Gemeinschaft der Arbeit und der Gleichheit des Salairs, den das gemeinschaftliche Capital, die Gemeinschaft als der allgemeine Capitalist auszahlt. Beide Seiten des Verhältnisses sind in eine vorgestellte Allgemeinheit erhoben, die Arbeit, als die Bestimmung, in welcher jeder gesezt ist, das Capital, als die anerkannte Allgemeinheit und Macht der Gemeinschaft.

In dem Verhältniß zum Weib, als dem Raub und d[er] Magd der gemeinschaftlichen Wollust, ist die unendliche Degradation ausgesprochen, in welcher der Mensch für sich selbst existirt, denn das Geheimniß dieses Verhältnisses hat seinen unzweideutigen, entschiednen, offenbaren, enthüllten Ausdruck in dem Verhältnisse des Mannes zum Weibe und in der Weise, wie das unmittelbare, natürliche Gattungsverhältniß gefaßt wird. Das unmittelbare, natürliche, nothwendige Verhältniß d[es] Menschen zum Menschen ist das Verhältniß des Mannes zum Weibe. // In diesem natürlichen Gattungsverhältniß ist das Verhältniß des Menschen zur Natur unmittelbar sein Verhältniß zum Menschen wie das Verhältniß zum Menschen unmittelbar sein Verhältniß zur Natur, seine eigne natürliche Bestimmung ist. In diesem Verhältniß erscheint also sinnlich, auf ein anschaubares Factum reducirt inwieweit dem Menschen das menschliche Wesen zur Natur oder die Natur zum menschlichen Wesen d[es] Menschen geworden ist. Aus diesem Verhältniß kann man also die ganze Bildungsstufe d[es] Menschen beurtheilen. |/ Aus dem Charakter dieses Verhältnisses – folgt, inwieweit der Mensch als Gattungswesen, als Mensch sich geworden ist und erfaßt hat; das Verhältniß des Mannes zum Weib ist das natürlichste Verhältniß d[es] Menschen zum Menschen. In ihm zeigt sich also inwieweit das natürliche Verhalten des Menschen menschlich oder inwieweit das menschliche Wesen ihm zum Natürlichen Wesen, inwieweit seine menschliche Natur ihm zur Natur geworden ist. In diesem Verhältniß zeigt sich auch, inwieweit das Bedürfniß des Menschen zum menschlichen Bedürfniß, inwieweit ihm also der andre Mensch als Mensch zum Bedürfniß geworden ist, inwieweit er in seinem individuellsten Dasein zugleich Gemeinwesen ist.

Die erste positive Aufhebung des Privateigenthums, der rohe Communismus ist also nur eine Erscheinungsform von der Niedertracht des Privateigenthums, das sich als das positive Gemeinwesen setzen will.

2) Der Communismus α) noch politischer Natur, demokratisch oder despotisch; β) mit Aufhebung des Staats, aber zugleich noch unvollendetes, immer noch mit dem Privateigenthum, d.h. der Entfremdung d[es] Menschen afficirtem Wesen. In beiden Formen weiß sich der Communismus schon als Reintegration oder Rückkehr des Menschen in sich, als Aufhebung der menschlichen Selbstentfremdung, aber indem er das positive Wesen des Privateigenthums noch nicht || erfaßt hat und ebensowenig die menschliche Natur des Bedürfnisses verstanden hat, ist er auch noch von demselben befangen und inficirt. Er hat zwar seinen Begriff erfaßt, aber noch nicht sein Wesen.

3) Der Communismus als positive Aufhebung des Privateigenthums, als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für d[en] Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichthums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d.h. menschlichen Menschen. Dieser Communismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreits des Menschen mit der Natur und mit d[em] Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Nothwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung. Er ist das aufgelöste Räthsel der Geschichte und weiß sich als diese Lösung. /

|V| Die ganze Bewegung der Geschichte ist daher, wie sein wirklicher Zeugungsakt – der Geburtsakt seines empirischen Daseins – so auch für sein denkendes Bewußtsein die begriffne und gewußte Bewegung seines Werdens, während jener noch unvollendete Communismus aus einzelnen dem Privateigenthum entgegenstehenden Geschichtsgestalten einen historischen Beweis, einen Beweis in dem Bestehenden für sich sucht, indem er einzelne Momente aus der Bewegung (Cabet, Villegardelle, etc reiten besonders auf diesem Roß) herausreißt und als Beweise seiner historischen Vollblütigkeit fixirt, womit er eben darthut, daß die unverhältnißmässig grössere Parthie dieser Bewegung seinen Behauptungen widerspricht und daß, wenn er einmal gewesen ist, eben sein vergangnes Sein die Prätention des Wesens widerlegt.

Daß in der Bewegung des Privateigenthums, eben d[er] Oekonomie, die ganze revolutionaire Bewegung sowohl ihre empirische, als theoretische Basis findet, davon ist die Nothwendigkeit leicht einzusehn.

Das materielle, unmittelbar sinnliche Privateigenthum, ist der materielle sinnliche Ausdruck des entfremdeten menschlichen Lebens. Seine Bewegung – die Production und Consumtion – ist die sinnliche Offenbarung von der Bewegung aller bisherigen Production, d.h. Verwirklichung oder Wirklichkeit d[es] Menschen. Religion, Familie, Staat, Recht, Moral, Wissenschaft, Kunst etc sind nur besondre Weisen der Production und fallen unter ihr allgemeines Gesetz. Die positive Aufhebung des Privateigenthums als die Aneignung des menschlichen Lebens, ist daher die positive Aufhebung aller Entfremdung, also die Rückkehr des Menschen aus Religion, Familie, Staat etc in sein menschliches d.h. gesellschaftliches Dasein. Die religiöse Entfremdung als solche geht nur in dem Gebiet des Bewußtseins, des menschlichen Innern vor, aber die ökonomische Entfremdung ist die des wirklichen Lebens, – ihre Aufhebung umfaßt daher beide Seiten. Es versteht sich, daß die Bewegung bei den verschiednen Völkern ihren ersten Beginn danach nimmt, ob das wahre anerkannte Leben des Volkes mehr im Bewußtsein oder in der äussern Welt vorsichgeht, mehr das ideelle oder reelle Leben ist. Der Communismus beginnt sogleich (Owen) mit dem Atheismus, der Atheismus ist zunächst noch weit entfernt Communismus zu sein, wie jener Atheismus mehr noch eine Abstraktion ist. — Die Philanthropie das Atheismus ist daher zuerst nur eine || philosophische abstrakte Philanthropie, die des Communismus sogleich reell und unmittelbar zur Wirkung gespannt. —

Wir haben gesehn, wie unter Voraussetzung des positiv aufgehobnen Privateigenthums, der Mensch d[en] Menschen producirt, sich selbst und den andern Menschen; wie der Gegenstand, welcher die unmittelbare Bethätigung seiner Individualität zugleich sein eignes Dasein für den andern Menschen dessen Dasein und dessen Dasein für ihn ist. Ebenso sind aber sowohl das Material der Arbeit, als der Mensch als Subjekt, wie Resultat so Ausgangspunkt der Bewegung (und daß sie dieser Ausgangspunkt sein müssen, eben darin liegt die geschichtliche Nothwendigkeit des Privateigenthums). Also ist der gesellschaftliche Charakter der allgemeine Charakter der ganzen Bewegung; wie die Gesellschaft selbst den Menschen als Menschen producirt, so ist sie durch ihn producirt. Die Thätigkeit und der Genuß, wie ihrem Inhalt, sind auch der Existenzweise nach gesellschaftliche Thätigkeit und gesellschaftlicher Genuß. Das menschliche Wesen der Natur ist erst da für den gesellschaftlichen Menschen; denn erst hier ist sie für ihn da als Band mit dem Menschen, als Dasein seiner für d[en] andern und des andern für ihn, erst hier ist sie da als Grundlage seines eignen menschlichen Daseins, wie als Lebenselement der menschlichen Wirklichkeit. Erst hier ist ihm sein natürliches Dasein sein menschliches Dasein und die Natur für ihn

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Die Prostitution nur ein besondrer Ausdruck der allgemeinen Prostitution des Arbeiters und da die Prostitution ein Verhältniß ist, worin nicht nur d[ie] Prostituirte, sondern auch der Prostituirende fällt – dessen Niedertracht noch grösser ist – so fällt auch der Capitalist, etc in diese Categorie. |

zum Menschen geworden. Also die Gesellschaft ist die vollendete Wesenseinheit des Menschen mit der Natur, die wahre Resurrektion der Natur, der durchgeführte Naturalismus d[es] Menschen und der durchgeführte Humanismus der Natur. /

|VI| Die gesellschaftliche Thätigkeit und der gesellschaftliche Genuß existiren keineswegs allein in der Form einer unmittelbar gemeinschaftlichen Thätigkeit und unmittelbar gemeinschaftlichen Genusses, obgleich die gemeinschaftliche Thätigkeit und der gemeinschaftliche Genuß, d.h. die Thätigkeit und der Genuß, die unmittelbar in wirklicher Gesellschaft mit andern Menschen sich äussert und bestätigt, überall da stattfinden werden, wo jener unmittelbare Ausdruck der Gesellschaftlichkeit im Wesen ihres Inhalts begründet und seiner Natur angemessen ist.

Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc thätig bin, eine Thätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit andern ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch thätig. Nicht nur das Material meiner Thätigkeit ist mir – wie selbst die Sprache, in der der Denker thätig ist – als gesellschaftliches Product gegeben, mein eignes Dasein ist gesellschaftliche Thätigkeit; darum das was ich aus mir mache, ich aus mir für die Gesellschaft mache und mit dem Bewußtsein meiner als eines gesellschaftlichen Wesens.

Mein allgemeines Bewußtsein ist nur die theoretische Gestalt dessen, wovon das reelle Gemeinwesen, gesellschaftliche Wesen, die lebendige Gestalt ist, während heut zu Tag das allgemeine Bewußtsein eine Abstraktion vom wirklichen Leben ist und als solche ihm feindlich gegenübertritt. Daher ist auch die Thätigkeit meines allgemeinen Bewußtseins – als eine solche – mein theoretisches Dasein als gesellschaftliches Wesen.

Es ist vor allem zu vermeiden die «Gesellschaft» wieder als Abstraktion dem Individuum gegenüber zu fixiren. Das Individuum ist das gesellschaftliche Wesen. Seine Lebensäusserung – erscheine sie auch nicht in der unmittelbaren Form einer gemeinschaftlichen, mit andern zugleich vollbrachten Lebensäusserung – ist daher eine Aüsserung und Bestätigung des gesellschaftlichen Lebens. Das individuelle und das Gattungsleben des Menschen sind nicht verschieden, so sehr auch – und dieß nothwendig – die Daseinsweise des individuellen Lebens eine mehr besondre oder mehr allgemeine Weise des Gattungslebens ist, oder je mehr das Gattungsleben ein mehr besondres oder allgemeines individuelles Leben ist.

Als Gattungsbewußtsein bestätigt der Mensch sein reelles Gesellschaftsleben und wiederholt nur sein wirkliches Dasein im Denken, wie umgekehrt das Gattungssein sich im Gattungsbewußtsein bestätigt und in seiner Allgemeinheit, als denkendes Wesen für sich ist. |

| Der Mensch – so sehr er daher ein besondres Individuum ist und grade seine Besonderheit macht ihn zu einem Individuum und zum wirklichen individuellen Gemeinwesen – ebenso sehr ist er die Totalität, die ideale Totalität, das subjektive Dasein d[er] Gedachten und empfundnen Gesellschaft für sich, wie er auch in der Wirklichkeit, sowohl als Anschauung und wirklicher Genuß des gesellschaftlichen Daseins, wie als eine Totalität menschlicher Lebensäusserung da ist.

Denken und Sein sind also zwar unterschieden, aber zugleich in Einheit miteinander.

Der Tod erscheint als ein harter Sieg der Gattung über das bestimmte Individuum und ihrer Einheit zu widersprechen; aber das bestimmte Individuum ist nur ein bestimmtes Gattungswesen, als solches sterblich.

4) Wie das Privateigenthum nur der sinnliche Ausdruck davon ist, daß der Mensch zugleich gegenständlich für sich wird und zugleich vielmehr sich als ein fremder und unmenschlicher Gegenstand wird, daß seine Lebensäusserung seine Lebensentäusserung ist, seine Verwirklichung seine Entwirklichung, eine fremde Wirklichkeit ist, so ist die positive Aufhebung des Privateigenthums, d.h. die sinnliche Aneignung des menschlichen Wesens und Lebens, des gegenständlichen Menschen, der menschlichen Werke für und durch den Menschen, nicht nur im Sinne des unmittelbaren, einseitigen Genusses zu fassen, nicht nur im Sinne des Besitzens, im Sinne des Habens. Der Mensch eignet sich sein allseitiges Wesen auf eine allseitige Art an, also als ein totaler Mensch. Jedes seiner menschlichen Verhältnisse zur Welt, Sehn, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken, Anschauen, empfinden, wollen, thätig sein, lieben, kurz alle Organe seiner Individualität, wie die Organe, welche unmittelbar in ihrer Form als gemeinschaftliche Organe sind, ||VII| sind in ihrem gegenständlichen Verhalten oder in ihrem Verhalten zum Gegenstand die Aneignung desselben, die Aneignung der menschlichen Wirklichkeit; ihr Verhalten zum Gegenstand ist die Bethätigung der menschlichen Wirklichkeit (sie ist daher eben so vielfach, wie die menschlichen Wesensbestimmungen und Thätigkeiten vielfach sind), menschliche Wirksamkeit und menschliches Leiden, denn das Leiden, menschlich gefaßt, ist ein Selbstgenuß des Menschen.

Das Privateigenthum hat uns so dumm und einseitig gemacht, daß ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir ihn haben, also als Capital für uns existirt, oder von uns unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an unsrem Leib getragen, von uns bewohnt etc kurz gebraucht wird. Obgleich das Privateigenthum alle diese unmittelbaren Verwirklichungen des Besitzes selbst wieder nur als Lebensmittel faßt und das Leben, zu dessen Mittel sie dienen, ist das Leben des Privateigenthums, Arbeit und Capitalisirung.

An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist daher die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armuth mußte das menschliche Wesen reducirt werden, damit es seinen innern Reichthum aus sich herausgebäre. (Ueber die Categorie des Habens siehe Heß in den 21 Bogen.)

Die Aufhebung des Privateigenthums ist daher die vollständige Emancipation aller menschlichen Sinne und Eigenschaften; aber sie ist diese Emancipation grade dadurch daß diese Sinne und Eigenschaften menschlich, sowohl subjektiv als objektiv geworden sind. Das Auge ist zum menschlichen Auge geworden, wie sein Gegenstand zu einem gesellschaftlichen, menschlichen vom Menschen für d[en] Menschen herrührenden Gegenstand geworden ist. Die Sinne sind daher unmittelbar in ihrer Praxis Theoretiker geworden. Sie verhalten sich zu der Sache um der Sache willen, aber die Sache selbst ist ein gegenständliches menschliches Verhalten zu sich selbst und zum Menschen und umgekehrt. Ich kann mich praktisch nur menschlich zu der Sache verhalten, wenn die Sache sich zum Menschen menschlich verhält. Das Bedürfniß oder der Genuß haben darum ihre egoistische Natur und die Natur ihre blose Nützlichkeit verloren, indem der Nutzen zum Menschlichen || Nutzen geworden ist.

Ebenso sind die Sinne und der Geist d[es] andern Menschen meine eigne Aneignung geworden. Ausser diesen unmittelbaren Organen bilden sich daher gesellschaftliche Organe, in der Form der Gesellschaft, also z.B. die Thätigkeit in unmittelbarer Gesellschaft mit andern etc. ist ein Organ meiner Lebensäusserung geworden und eine Weise der Aneignung des menschlichen Lebens.

Es versteht sich, daß das menschliche Auge anders genießt, als das rohe, unmenschliche Auge, das menschliche Ohr anders als das rohe Ohr etc.

Wir haben gesehn. Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder Gegenständlicher Mensch wird. Dieß ist nur möglich indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand, er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen für ihn in diesem Gegenstand wird.

Indem daher überall einerseits dem Menschen in der Gesellschaft, die gegenständliche Wirklichkeit als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte als menschliche Wirklichkeit und darum als Wirklichkeit seiner eignen Wesenskräfte wird, werden ihm alle Gegenstände als die Vergegenständlichung seiner selbst, als die seine Individualität bestätigenden und verwirklichenden Gegenstände, als seine Gegenstände; d.h. Gegenstand wird er selbst. Wie sie ihm als seine werden, das hängt von der Natur des Gegenstandes und der Natur der ihr entsprechenden Wesenskraft ab; denn eben die Bestimmtheit dieses Verhältnisses bildet die besondre, wirkliche Weise der Bejahung. Dem Auge wird ein Gegenstand anders als dem Ohr und der Gegenstand des Auges ist ein andrer als der des Ohrs. Die Eigentümlichkeit jeder Wesenskraft ist grade ihr eigentümliches Wesen, also auch die eigentümliche Weise ihrer Vergegenständlichung, ihres gegenständlichen wirklichen lebendigen Seins. Nicht nur im Denken, ||VIII| sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht.

Andrerseits: Subjektiv gefaßt: Wie erst die Musik den musikalischen Sinn d[es] Menschen erweckt, wie für das unmusikalische Ohr die schönste Musik keinen Sinn hat, kein Gegenstand ist, weil mein Gegenstand nur die Bestätigung einer meiner Wesenskräfte sein kann, also nur so für mich sein kann, wie meine Wesenskraft als subjektive Fähigkeit für sich ist, weil der Sinn eines Gegenstandes für mich (nur Sinn für einen ihm entsprechenden Sinn hat) grade so weit geht als mein Sinn geht, darum sind die Sinne d[es] gesellschaftlichen Menschen andre Sinne, wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich entfalteten Reichthum des menschlichen Wesens wird der Reichthum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, theils erst ausgebildet, theils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur.

Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte. Der unter dem rohen praktischen Bedürfniß befangne Sinn hat auch nur einen bornirten Sinn. Für d[en] ausgehungerten Menschen existirt nicht die menschliche Form der Speise, sondern nur ihr abstraktes Dasein als Speise; eben so gut könnte sie in rohster Form vorliegen und es ist nicht zu sagen, wodurch sich diese Nahrungsthätigkeit von der thierischen Nahrungsthätigkeit unterscheide. Der sorgenvolle, bedürftige Mensch hat keinen Sinn für das schönste Schauspiel; der Mineralienkrämer sieht nur den merkantilischen Werth, aber nicht die Schönheit und eigentümliche Natur des Minerals; er hat keinen mineralogischen Sinn; also die Vergegenständlichung des menschlichen || Wesens, sowohl in teoretischer als praktischer Hinsicht, gehört dazu, sowohl um die Sinne d[es] Menschen menschlich zu machen, als um für den ganzen Reichthum des menschlichen und natürlichen Wesens entsprechenden menschlichen Sinn zu schaffen.

Wie durch die Bewegung des Privateigenthums und seines Reichthums, wie Elends – oder materiellen und geistigen Reichthums und Elends – die werdende Gesellschaft zu dieser Bildung alles Material vorfindet, so producirt die gewordne Gesellschaft den Menschen in diesem ganzen Reichthum seines Wesens, den reichen all und tiefsinnigen Menschen als ihre stete Wirklichkeit. —

Man sieht wie Subjektivismus und Objektivismus, Spiritualismus und Materialismus, Thätigkeit und Leiden erst im gesellschaftlichen Zustand ihren Gegensatz, und damit ihr Dasein als solche Gegensätze verlieren; man sieht, wie die Lösung der theoretischen Gegensätze selbst nur auf eine praktische Art, nur durch die praktische Energie d[es] Menschen möglich ist und ihre Lösung daher keineswegs nur eine Aufgabe der Erkenntniß, sondern eine wirkliche Lebensaufgabe ist, welche die Philosophie nicht lösen konnte, eben weil sie dieselbe als nur theoretische Aufgabe faßte. —

Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagne Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist, die bisher nicht in ihrem Zusammenhang mit dem Wesen des Menschen, sondern immer nur in einer äussern Nützlichkeitsbeziehung gefaßt wurde, weil man – innerhalb der Entfremdung sich bewegend – nur das allgemeine Dasein d[es] Menschen, die Religion, oder die Geschichte in ihrem abstrakt-allgemeinen Wesen, als Politik, Kunst, Litteratur etc ||IX| als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte und als menschliche Gattungsakte zu fassen wußte. In der gewöhnlichen, materiellen Industrie (– die man eben so wohl als einen Theil jener allgemeinen Bewegung fassen, wie man sie selbst als einen besondern Theil der Industrie fassen kann, da alle menschliche Thätigkeit bisher Arbeit, also Industrie, sich selbst entfremdete Thätigkeit war –) haben wir unter der Form sinnlicher, fremder, nützlicher Gegenstände, unter der Form der Entfremdung, die vergegenständlichten Wesenskräfte des Menschen vor uns. Eine Psychologie, für welche dieß Buch, also grade der sinnlich gegenwärtigste, zugänglichste Theil der Geschichte, zugeschlagen ist, kann nicht zur wirklichen Inhaltsvollen und reellen Wissenschaft werden. Was soll man überhaupt von einer Wissenschaft denken, die von diesem grossen Theil der menschlichen Arbeit vornehm abstrahirt und nicht in sich selbst ihre Unvollständigkeit fühlt, so lange ein so ausgebreiteter Reichthum des menschlichen Wirkens ihr nichts sagt, als etwa, was man in einem Wort sagen kann: «Bedürfniß» «gemeines Bedürfniß!» —

Die Naturwissenschaften haben eine enorme Thätigkeit entwickelt und sich ein stets wachsendes Material angeeignet. Die Philosophie ist ihnen indessen eben so fremd geblieben, wie sie der Philosophie fremd blieben. Die momentane Vereinigung war nur eine phantastische Illusion. Der Wille war da, aber das Vermögen fehlte. Die Geschichtschreibung selbst nimmt auf die Naturwissenschaft nur beiläufig Rücksicht, als Moment der Aufklärung, Nützlichkeit, einzelner grosser Entdeckungen. Aber desto praktischer hat die Naturwissenschaft vermittelst der Industrie in das menschliche Leben eingegriffen und es umgestaltet und die menschliche Emancipation vorbereitet, so sehr sie unmittelbar die Entmenschung vervollständigen mußte. Die Industrie ist das wirkliche geschichtliche Verhältniß der Natur und daher der Naturwissenschaft zum Menschen; wird sie daher als exoterische Enthüllung der menschlichen Wesenskräfte gefaßt, so wird auch das menschliche Wesen der Natur oder das natürliche Wesen d[es] Menschen verstanden, daher die || Naturwissenschaft ihre abstrakt materielle oder vielmehr idealistische Richtung verlieren und die Basis der menschlichen Wissenschaft werden, wie sie jezt schon – obgleich in entfremdeter Gestalt – zur Basis des wirklich menschlichen Lebens geworden ist; eine andre Basis für das Leben, eine andre für die Wissenschaft, ist von vornherein eine Lüge. Die in der menschlichen Geschichte – dem Entstehungsakt der menschlichen Gesellschaft werdende Natur – ist die wirkliche Natur d[es] Menschen, darum die Natur, wie sie durch die Industrie, wenn auch in entfremdeter Gestalt wird, die wahre anthropologische Natur ist. —

Die Sinnlichkeit (siehe Feuerbach) muß die Basis aller Wissenschaft sein. Nur, wenn sie von ihr, in der doppelten Gestalt, sowohl des sinnlichen Bewußtseins als des sinnlichen Bedürfnisses ausgeht, – also nur wenn die Wissenschaft von der Natur ausgeht – ist sie wirkliche Wissenschaft. Damit der «Mensch» zum Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins und das Bedürfniß des «Menschen als Menschen» zum Bedürfniß werde, dazu ist die ganze Geschichte die Vorbereitungsgeschichte \ Entwicklungsgeschichte. Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Theil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen. Die Naturwissenschaft wird später eben so wohl die Wissenschaft von d[em] Menschen, wie die Wissenschaft von d[em] Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumiren: es wird eine Wissenschaft sein. ||X| Der Mensch ist der unmittelbare Gegenstand der Naturwissenschaft; denn die unmittelbare sinnliche Natur für d[en] Menschen ist unmittelbar die menschliche Sinnlichkeit, (ein identischer Ausdruck) unmittelbar als der andere sinnlich für ihn vorhandene Mensch; denn seine eigne Sinnlichkeit ist erst durch den andren Menschen als menschliche Sinnlichkeit für ihn selbst. Aber die Natur ist der unmittelbare Gegenstand der Wissenschaft vom Menschen. Der erste Gegenstand d[es] Menschen – der Mensch – ist Natur, Sinnlichkeit und die besondern menschlich sinnlichen Wesenskräfte, wie sie nur in Natürlichen Gegenständen ihre gegenständliche Verwirklichung, können nur in der Wissenschaft des Naturwesens überhaupt ihre Selbsterkenntniß finden. Das Element des Denkens selbst, das Element der Lebensäusserung des Gedankens, die Sprache ist sinnlicher Natur. Die gesellschaftliche Wirklichkeit der Natur und die menschliche Naturwissenschaft oder die natürliche Wissenschaft vom Menschen sind identische Ausdrücke. —

Man sieht, wie an die Stelle des nationalökonomischen Reichthums und Elendes der reiche Mensch und das reiche menschliche Bedürfniß tritt. Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäusserung bedürftige Mensch. Der Mensch, in dem seine eigne Verwirklichung, als innere Nothwendigkeit, als Noth existirt. Nicht nur der Reichthum, auch die Armuth des Menschen erhält gleichmässig – unter Voraussetzung des Socialismus – eine menschliche und daher gesellschaftliche Bedeutung. Sie ist das passive Band, welches dem Menschen den größten Reichthum, den andern Menschen, als Bedürfniß empfinden läßt. Die Herrschaft des gegenständlichen Wesens in mir, der sinnliche Ausbruch meiner Wesensthätigkeit ist die Leidenschaft, welche hier damit die Thätigkeit meines Wesens wird. —

5) Ein Wesen gilt sich erst als selbstständiges, sobald es auf eignen Füssen steht und es steht erst auf eignen Füssen, sobald es sein Dasein sich selbst verdankt. Ein Mensch, der von der Gnade eines andern lebt, betrachtet sich als ein Abhängiges Wesen. Ich lebe aber vollständig von der Gnade eines andern, wenn ich ihm nicht nur die Unterhaltung meines Lebens verdanke, sondern wenn er noch ausserdem mein Leben geschaffen hat; wenn er der Quell meines Lebens ist, und mein Leben hat nothwendig einen solchen Grund ausser sich, wenn es nicht meine eigne Schöpfung ist. Die Schöpfung ist daher eine sehr || schwer aus dem Volksbewußtsein zu verdrängende Vorstellung. Das Durchsichselbstsein der Natur und d[es] Menschen ist ihm unbegreiflich, weil es allen Handgreiflichkeiten des praktischen Lebens widerspricht.

Die Erdschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d.h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde als einen Proceß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie.

Nun ist es zwar leicht, dem einzelnen Individuum zu sagen, was Aristoteles schon sagt: Du bist gezeugt von deinem Vater und deiner Mutter, also hat in dir die Begattung zweier Menschen, also ein Gattungsakt d[es] Menschen den Menschen producirt. Du siehst also daß der Mensch auch physisch sein Dasein d[em] Menschen verdankt. Du mußt also nicht nur die eine Seite im Auge behalten, den unendlichen Progreß, wonach du weiter fragst: Wer hat meinen Vater, wer seinen Großvater etc gezeugt. Du mußt auch die Kreisbewegung, welche in jenem Progreß sinnlich anschaubar ist, festhalten, wonach der Mensch in der Zeugung sich selbst wiederholt, also der Mensch immer Subjekt bleibt.

Allein du wirst antworten: Diese Kreisbewegung dir zugestanden, so gestehe du mir den Progreß zu, der mich immer weiter treibt, bis ich frage, wer hat d[en] ersten Menschen und die Natur überhaupt gezeugt?

Ich kann dir nun antworten: Deine Frage ist selbst ein Produkt der Abstraction. Frage dich, wie du auf jene Frage kömmst; frage dich, ob Deine Frage nicht von einem Gesichtspunkt aus geschieht, den ich nicht beantworten kann, weil er ein verkehrter ist? Frage dich ob jener Progreß als solcher für ein vernünftiges Denken existirt? Wenn du nach der Schöpfung der Natur und d[es] Menschen fragst, so abstrahirst du also vom Menschen und der Natur. Du setzest sie als nichtseiend und willst doch, daß ich sie als seiend dir beweise. Ich sage dir nun: gieb deine Abstraktion auf, so giebst du auch Deine Frage auf oder willst du an deiner Abstraktion festhalten, so sei consequent, und wenn du d[en] Menschen und die Natur als nichtseiend denkend ||XI| denkst, so denke dich selbst als nichtseiend, der du doch auch Natur und Mensch bist. Denke nicht, frage mich nicht, denn sobald du denkst und fragst, hat deine Abstraktion von dem Sein der Natur und d[es] Menschen keinen Sinn. Oder bist du ein solcher Egoist, daß du alles als Nichts sezt und selbst sein willst?

Du kannst mir erwiedern: Ich will nicht das Nichts der Natur etc setzen; ich frage dich nach ihrem Entstehungsakt, wie ich den Anatom nach den Knochenbildungen frage, etc.

Indem aber für den socialistischen Menschen die ganze sogenannte Weltgeschichte nichts anders ist als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit, als das Werden der Natur für d[en] Menschen, so hat er also den anschaulichen, unwiderstehlichen Beweis von seiner Geburt durch sich selbst, von seinem Entstehungsprozeß. Indem die Wesenhaftigkeit d[es] Menschen und der Natur, indem der Mensch für den Menschen als Dasein der Natur, und die Natur für d[en] Menschen als Dasein d[es] Menschen praktisch, sinnlich anschaubar geworden ist, ist die Frage nach einem fremden Wesen, nach einem Wesen über der Natur und d[em] Menschen – eine Frage, welche das Geständniß von der Unwesentlichkeit der Natur und d[es] Menschen einschließt – praktisch unmöglich geworden. Der Atheismus, als Läugnung dieser Unwesentlichkeit, hat keinen Sinn mehr, denn der Atheismus ist eine Negation des Gottes und sezt durch diese Negation das Dasein des Menschen; aber der Socialismus als Socialismus bedarf einer solchen Vermittlung nicht mehr; er beginnt von dem theoretisch und praktisch sinnlichen Bewußtsein d[es] Menschen und der Natur als des Wesens. Er ist positives, nicht mehr durch die Aufhebung der Religion vermitteltes Selbstbewußtsein d[es] Menschen, wie das wirkliche Leben positive, nicht mehr durch die Aufhebung des Privateigenthums, den Communismus, vermittelte Wirklichkeit d[es] Menschen ist. Der Communismus ist die Position als Negation der Negation, darum das wirkliche, für die nächste geschichtliche Entwicklung nothwendige Moment der menschlichen Emancipation und Wiedergewinnung. Der Communismus ist die nothwendige Gestalt und das Energische Princip der nächsten Zukunft, aber der Communismus ist nicht als solcher das Ziel der menschlichen Entwicklung, – die Gestalt der menschlichen Gesellschaft. —|

[Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt]

| 6) An diesem Punkte ist vielleicht der Ort, sowohl zur Verständigung und Berechtigung über die hegelsche Dialektik überhaupt, als namentlich über ihre Ausführung in der Phänomenologie und Logik, endlich über das Verhältniß der neuern kritischen Bewegung einige Andeutungen zu geben. —

Die Beschäftigung mit dem Inhalt der alten Welt, die von dem Stoff befangne Entwicklung der modernen deutschen Kritik war so gewaltsam, daß ein völlig kritikloses Verhalten zur Methode des Kriticirens, und eine völlige Bewußtlosigkeit über die scheinbar formelle, aber wirklich wesentliche Frage statt fand, wie halten wir es nun mit der hegel’schen Dialektik? Die Bewußtlosigkeit über das Verhältniß der modernen Kritik zur hegel’schen Philosophie überhaupt und zur Dialektik namentlich war so groß, daß Kritiker wie Strauß und Bruno Bauer, der erstere vollständig, der zweite in seinen «Synoptikern» (wo er dem Strauß gegenüber das «Selbstbewußtsein» d[es] abstrakten Menschen an die Stelle der Substanz der «abstrakten Natur» stellt) und selbst noch im «entdeckten Christenthum» wenigstens der Potenz nach noch vollständig innerhalb der hegel’schen Logik befangen sind. So heißt es z.B. in dem entdeckten Christenthum: «Als ob nicht das Selbstbewußtsein, indem es die Welt, den Unterschied sezt, und in dem, was es hervorbringt, sich selbst hervorbringt, da es den Unterschied des Hervorgebrachten von ihm selbst wieder aufhebt, da es nur im Hervorbringen und in der Bewegung es selber ist – als ob es nicht in dieser Bewegung seinen Zweck hätte» etc oder: «Sie (die französischen Materialisten) haben noch nicht sehn können, daß die Bewegung des Universums erst als die Bewegung des Selbstbewußtseins wirklich für sich geworden und zur Einheit mit ihr selbst zusammengegangen ist», Ausdrücke, die auch nicht einmal in der Sprache einen Unterschied von der hegel’schen Auffassung zeigen, sondern sie vielmehr wörtlich wiederholen. |

|XII| Wie wenig während d[em] Akt der Kritik (Bauer, die Synoptiker) ein Bewußtsein vorhanden war über das Verhältniß zur Hegel’schen Dialektik, wie wenig dieses Bewußtsein auch nach dem Akt der stofflichen Kritik entstand, beweist Bauer, wenn er in seiner «guten Sache der Freiheit» die vorlaute Frage des Herrn Gruppe, «was nun mit der Logik» dadurch abweist, daß er ihn auf kommende Kritiker verweist.

Aber auch nun, nachdem Feuerbach – sowohl in seinen «Thesen» in den Anecdotis, als ausführlich in der «Philosophie der Zukunft» die alte Dialektik und Philosophie dem Keim nach umgeworfen hat – nachdem dagegen jene Kritik, welche diese That nicht zu vollbringen wußte, dagegen die That vollbrachte sich «als reine, entschiedne, absolute, mit sich ins Klare gekommne Kritik» auszurufen; nachdem sie in ihrem spiritualistischen Hochmuth die ganze geschichtliche Bewegung auf das Verhältniß der übrigen Welt – die ihr gegenüber unter die Categorie der «Masse» fällt – zu ihr selbst reducirt und alle dogmatischen Gegensätze in den einen dogmatischen Gegensatz ihrer eignen Klugheit und der Dummheit der Welt, des kritischen Christus und der Menschheit, als dem «Haufen», aufgelöst hat; nachdem sie ihre eigne Vortrefflichkeit täglich und stündlich an der Geistlosigkeit der Masse bewiesen hat, nachdem sie endlich das kritische jüngste Gericht unter der Gestalt verkündigt hat, daß der Tag herannahe, wo die ganze verfallende Menschheit ihr gegenüber sich schaaren werde, von ihr in Gruppen sondirt und jeder besondre Haufen sein testimonium paupertatis erhalten werde, nachdem sie ihre Erhabenheit über menschliche Empfindungen, wie über die Welt, über welche sie in erhabner Einsamkeit thronend nur von Zeit zu Zeit das Gelächter der olympischen Götter von ihren sarkastischen Lippen schallen läßt, hat drucken lassen – nach allen diesen ergötzlichen Gebahrungen des unter der Form der Kritik verscheidenden Idealismus (des Junghegelthums) hat er auch nicht einmal die Ahnung ausgesprochen, daß man sich nun kritisch mit seiner Mutter, der hegelschen Dialektik auseinanderzusetzen habe, ja selbst über kein kritisches Verhältniß zur Feuerbachischen Dialektik anzugeben gewußt. Ein völliges unkritisches Verhalten zu sich selbst. |

| Feuerbach ist der einzige, der ein ernsthaftes, ein kritisches Verhältniß zur hegel’schen Dialektik hat und wahrhafte Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht hat, überhaupt der wahre Ueberwinder der alten Philosophie ist. Die Grösse der Leistung und die geräuschlose Einfachheit, womit F. sie der Welt giebt, stehn in einem wunderlichen Gegensatz zu dem umgekehrten Verhältniß.

Feuerbachs grosse That ist: 1) der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; also ebenfalls zu verurtheilen ist; eine andre Form und Daseinsweise d[er] Entfremdung des menschlichen Wesens.

2) Die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältniß das «des Menschen zum Menschen» – ebenso zum Grundprincip der Theorie macht;

3) indem er der Negation der Negation, die das absolut positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt.

Feuerbach erklärt die hegel’sche Dialektik – (und begründet dadurch den Ausgang vom Positiven, vom Sinnlich-Gewissen) – folgendermassen:

Hegel geht aus von der Entfremdung (Logisch: dem Unendlichen, abstrakt Allgemeinen), der Substanz, der absoluten und fixirten Abstraktion, – d.h. populär ausgedrückt, er geht von der Religion und Theologie aus.

Zweitens: Er hebt das Unendliche auf, sezt das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche, Besondre. (Philosophie, Aufhebung der Religion und Theologie.)

Drittens. Er hebt das Positive wieder auf; stellt die Abstraktion, das Unendliche wieder her. Wiederherstellung der Religion und Theologie.

Feuerbach faßt also die Negation der Negation nur als Widerspruch der Philosophie mit sich selbst auf, als die Philosophie, welche die Theologie (Transzendenz etc) bejaht, nachdem sie dieselbe verneint hat, also im Gegensatz zu sich selbst bejaht.

Die Position oder Selbstbejahung und Selbstbestätigung, die in der Negation der Negation liegt, wird für eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, an sich selbst zweifelnde und darum des Beweises Bedürftige, also nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende, als nicht eingestandne ||XIII| Position gefaßt und darum ihr direkt und unvermittelt die sinnlichgewisse auf sich selbst gegründete Position entgegengestellt.

Feuerbach faßt auch die Negation der Negation, den konkreten Begriff als das sich im Denken überbietende und als Denken unmittelbar Anschauung, Natur, Wirklichkeit sein wollende Denken.

Aber indem Hegel die Negation der Negation – der positiven Beziehung nach, die in ihr liegt, als das wahrhaft und einzig Positive – der negativen Beziehung nach, die in ihr liegt, als den einzig wahren Akt und Selbstbethätigungsakt alles Seins – aufgefaßt hat, hat er nur den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck für die Bewegung der Geschichte gefunden, die noch nicht wirkliche Geschichte d[es] Menschen als eines vorausgesezten Subjekts, sondern erst Erzeugungsakt, Entstehungsgeschichte des Menschen ist. – Sowohl die abstrakte Form werden wir erklären, als den Unterschied, den diese Bewegung bei Hegel im Gegensatz zur modernen Kritik, zu demselben Prozeß in Feuerbachs Wesen des Christenthums hat, oder vielmehr die kritische Gestalt dieser bei Hegel noch unkritischen Bewegung. —

Ein Blick auf das hegelsche System. Man muß beginnen mit der hegel’schen Phänomenologie, der wahren Geburtsstätte und dem Geheimniß der hegel’schen Philosophie. —

Phänomenologie.

A) Das Selbstbewußtsein.

I.) Bewußtsein. α) Sinnliche Gewißheit oder das Dieses und das Meinen. β) Die Wahrnehmung oder das Ding mit seinen Eigenschaften und die Täuschung. γ) Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt.

II.) Selbstbewußtsein. Die Wahrheit der Gewißheit seiner selbst. a) Selbstständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins, Herrschaft und Knechtschaft. b) Freiheit des Selbstbewußtseins. Stoicismus, Skepticismus, das unglückliche Bewußtsein.

III.) Vernunft. Gewißheit und Wahrheit der Vernunft. a) beobachtende Vernunft; Beobachtung der Natur und des Selbstbewußtseins. b) Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewußtseins durch sich selbst. Die Lust und die Nothwendigkeit. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigendünkels. Die Tugend und der Weltlauf. c) die Individualität, welche sich an und für sich reell ist. Das geistige Thierreich und der Betrug oder die Sache selbst. Die gesetzgebende Vernunft. Die gesetzprüfende Vernunft.

B) Der Geist.

I.) Der wahre Geist; die Sittlichkeit. II.) Der sich entfremdete Geist, die Bildung. III.) Der seiner selbst gewisse Geist, die Moralität.

C) Die Religion. natürliche, Kunstreligion, offenbare Religion.

D) Das absolute Wissen. —

Wie die Encyclopädie Hegels mit der Logik beginnt, mit dem reinen spekulativen Gedanken und mit dem absoluten Wissen, dem selbstbewußten, sich selbst erfassenden philosophischen oder absoluten, d.i. übermenschlichen abstrakten Geist, aufhört, so ist die ganze Encyklopädie nichts als das ausgebreitete Wesen des philosophischen Geistes, || seine Selbstvergegenständlichung; wie der philosophische Geist nichts ist als der innerhalb seiner Selbstentfremdung denkend, d.h. abstrakt sich erfassende entfremdete Geist der Welt. – Die Logik – das Geld des Geistes, der spekulative, der Gedankenwerth des Menschen und der Natur – ihr gegen alle wirkliche Bestimmtheit vollständig gleichgültig gewordnes und darum unwirkliches Wesen – das entäusserte, daher von der Natur und d[em] wirklichen Menschen abstrahirende Denken; das abstrakte Denken. – Die Aüsserlichkeit dieses abstrakten Denkens… die Natur, wie sie für dieß abstrakte Denken ist. Sie ist ihm äusserlich, sein Selbstverlust; und es faßt sie auch äusserlich, als abstrakten Gedanken, aber als entäussertes abstraktes Denken. – Endlich der Geist, dieß in seine eigne Geburtsstätte heimkehrende Denken, welches sich als anthropologischer, phänomenologischer, psychologischer, sittlicher, künstlicher, religiöser Geist immer noch nicht für sich selbst gilt, bis es sich endlich als absolutes Wissen und darum absoluter i.e. abstrakter Geist vorfindet und selbstbejaht, sein bewußtes und ihm entsprechendes Dasein erhält. Denn sein wirkliches Dasein ist die Abstraktion. … —

Ein doppelter Fehler bei Hegel.

1. tritt in der Phänomenologie, als der Geburtsstätte der hegelschen Philosophie, am klarsten hervor. Wenn er z.B. Reichthum, Staatsmacht etc als dem menschlichen Wesen entfremdete Wesen gefaßt, so geschieht dieß nur in ihrer Gedankenform. …Sie sind Gedankenwesen – daher blos eine Entfremdung des reinen, d.i. abstrakten Philosophischen Denkens. Die ganze Bewegung endet daher mit dem absoluten Wissen. Wovon diese Gegenstände entfremdet sind und wem sie mit der Anmassung der Wirklichkeit entgegentreten, das ist eben das abstrakte Denken. Der Philosoph legt sich – also selbst eine abstrakte Gestalt d[es] entfremdeten Menschen – als den Maaßstab der entfremdeten Welt an. Die ganze Entäusserungsgeschichte und die ganze Zurücknahme der Entäusserung ist daher nichts als die Productionsgeschichte des abstrakten, des absoluten |/XVII/ (Siehe p. XIII.) Denkens, des logischen, spekulativen Denkens. Die Entfremdung, welche daher das eigentliche Interesse dieser Entäusserung und Aufhebung dieser Entäusserung bildet, ist der Gegensatz von an sich und für sich, von Bewußtsein und Selbstbewußtsein, von Objekt und Subjekt, d.h. der Gegensatz des abstrakten Denkens und der sinnlichen Wirklichkeit oder der wirklichen Sinnlichkeit innerhalb des Gedankens selbst. Alle andern Gegensätze und Bewegungen dieser Gegensätze sind nur der Schein, die Hülle, die exoterische Gestalt dieser einzig interessanten Gegensätze, welche den Sinn der andern profanen Gegensätze bilden. Nicht daß das menschliche Wesen sich unmenschlich, im Gegensatz zu sich selbst sich vergegenständlicht, sondern, daß es im Unterschied vom und im Gegensatz zum abstrakten Denken sich vergegenständlicht, gilt als das gesezte und als das aufzuhebende Wesen der Entfremdung. |

|XVIII| Die Aneignung der zu Gegenständen und zu fremden Gegenständen gewordenen Wesenskräfte d[es] Menschen ist also erstens nur eine Aneignung, die im Bewußtsein, im reinen Denken, i.e. in der Abstraktion vor sich geht, die Aneignung dieser Gegenstände als Gedanken und Gedankenbewegungen, weßhalb schon in der Phänomenologie – trotz ihres durchaus negativen und kritischen Aussehns und trotz der wirklich in ihr enthaltnen, oft weit der spätern Entwicklung vorgreifenden Kritik – schon der unkritische Positivismus und der ebenso unkritische Idealismus der spätem hegelschen Werke – diese philosophische Auflösung und Wiederherstellung der vorhandnen Empirie – latent liegt, als Keim, als Potenz, als ein Geheimniß vorhanden ist. Zweitens. Die Vindicirung der gegenständliehen Welt für d[en] Menschen – z.B. die Erkenntniß, daß das sinnliche Bewußtsein kein abstrakt sinnliches Bewußtsein, sondern ein menschlich sinnliches Bewußtsein, daß die Religion, der Reichthum etc nur die entfremdete Wirklichkeit der menschlichen Vergegenständlichung, der zum Werk herausgebornen menschlichen Wesenskräfte und darum nur der Weg zur wahren menschlichen Wirklichkeit sind –, diese Aneignung oder die Einsicht in diesen Proceß erscheint daher bei Hegel so, daß Sinnlichkeit, Religion, Staatsmacht etc geistige Wesen sind – denn nur der Geist ist das wahre Wesen d[es] Menschen und die wahre Form des Geistes ist der denkende Geist, der logische, spekulative Geist. Die Menschlichkeit der Natur und d[er] von der Geschichte erzeugten Natur, d[er] Producte d[es] Menschen, erscheint darin, daß sie Producte des abstrakten Geistes sind und insofern also geistige Momente, Gedankenwesen. Die Phänomenologie ist daher die verborgne, sich selbst noch unklare und mysticirende Kritik; aber insofern sie die Entfremdung d[es] Menschen – wenn auch der Mensch nur in der Gestalt des Geistes erscheint – festhält liegen in ihr alle Elemente der Kritik verborgen und oft schon in einer weit den hegel’schen Standpunkt überragenden Weise vorbereitet und ausgearbeitet. Das «unglückliche Bewußtsein», das «ehrliche Bewußtsein», der Kampf des «edelmüthigen und niederträch||tigen Bewußtseins» etc etc diese einzelnen Abschnitte enthalten die kritischen Elemente – aber noch in einer entfremdeten Form – ganzer Sphären, wie der Religion, des Staats, des bürgerlichen Lebens etc. Wie also das Wesen, der Gegenstand als Gedankenwesen, so ist das Subjekt immer Bewußtsein oder Selbstbewußtsein, oder vielmehr der Gegenstand erscheint nur als abstraktes Bewußtsein, der Mensch nur als Selbstbewußtsein, die unterschiedenen Gestalten der Entfremdung, die auftreten sind daher nur verschiedne Gestalten des Bewußtseins und Selbstbewußtseins. Wie an sich das abstrakte Bewußtsein – als welches der Gegenstand gefaßt wird – blos ein Unterscheidungsmoment des Selbstbewußtseins ist, – so tritt auch als Resultat der Bewegung die Identität des Selbstbewußtseins mit dem Bewußtsein, das absolute Wissen, die nicht mehr nach aussen hin, sondern nur noch in sich selbst vorgehende Bewegung des abstrakten Denkens als Resultat auf, d.h. die Dialektik des reinen Gedankens ist das Resultat. (Siehe Fortsetzung. p.XXII.) /

|XXII| (Sieh p. XVIII.) Das Grosse an der Hegelschen Phänomenologie und ihrem Endresultate – der Dialektik, der Negativität als dem bewegenden und erzeugenden Princip – ist also, einmal daß Hegel die Selbsterzeugung d[es] Menschen als einen Proceß faßt, die Vergegenständlichung als Entgegenständlichung, als Entäusserung, und als Aufhebung dieser Entäusserung; daß er also das Wesen der Arbeit faßt und den gegenständlichen Menschen, wahren, weil wirklichen Menschen, als Resultat seiner eignen Arbeit begreift. Das wirkliche, thätige Verhalten des Menschen zu sich als Gattungswesen, oder die Betätigung seiner als eines wirklichen Gattungswesens, d.h. als menschlichen Wesens, ist nur möglich dadurch, daß er wirklich alle seine Gattungskräfte – was wieder nur durch das Gesammtwirken d[es] Menschen möglich ist, nur als Resultat der Geschichte – heraus schafft, sich zu ihnen als Gegenständen verhält, was zunächst wieder nur in der Form der Entfremdung möglich ist.

Die Einseitigkeit und die Grenze Hegels werden wir nun ausführlich an dem Schlußkapitel der Phänomenologie – das absolute Wissen – ein Kapitel, welches sowohl der zusammengefaßte Geist der Phänomenologie, ihr Verhältniß zur spekulativen Dialektik, als auch das Bewußtsein Hegels über beide und ihr wechselseitiges Verhältniß enthält – darstellen.

Vorläufig nehmen wir nur noch das vorweg: Hegel steht auf dem Standpunkt der modernen Nationalökonomen. Er erfaßt die Arbeit als das Wesen, als das sich bewährende Wesen d[es] Menschen; er sieht nur die positive Seite der Arbeit, nicht ihre negative. Die Arbeit ist das Fürsichwerden d[es] Menschen innerhalb der Entäusserung oder als entäusserter Mensch. Die Arbeit, welche Hegel allein kennt und anerkennt ist die abstrakt geistige. Was also überhaupt das Wesen der Philosophie bildet, die Entäusserung des sich wissenden Menschen oder die sich denkende entäusserte Wissenschaft, dieß erfaßt Hegel als ihr || Wesen, und er kann daher der vorhergehenden Philosophie gegenüber ihre einzelnen Momente zusammenfassen und seine Philosophie als die Philosophie darstellen. Was die andern Philosophen thaten – daß sie einzelne Momente der Natur und des menschlichen Lebens als Momente des Selbstbewußtseins und zwar des abstrakten Selbstbewußtseins fassen – das weiß Hegel als das Thun der Philosophie. Darum ist seine Wissenschaft absolut.

Gehn wir nun zu unserm Gegenstand über.

Das absolute Wissen. Leztes Capitel der Phänomenologie.

Die Hauptsache ist, daß der Gegenstand des Bewußtseins nichts andres als das Selbstbewußtsein oder daß der Gegenstand nur das vergegenständlichte Selbstbewußtsein, das Selbstbewußtsein als Gegenstand ist. (Setzen d[es] Menschen = Selbstbewußtsein.)

Es gilt daher den Gegenstand des Bewußtseins zu überwinden. Die Gegenständlichkeit als solche gilt für ein entfremdetes, dem menschlichen Wesen, dem Selbstbewußtsein nicht entsprechendes Verhältniß des Menschen. Die Wiederaneignung des als fremd, unter der Bestimmung der Entfremdung erzeugten gegenständlichen Wesens d[es] Menschen, hat also nicht nur die Bedeutung, die Entfremdung, sondern die Gegenständlichkeit aufzuheben, d.h. also der Mensch gilt als ein nicht-gegenständliches, spiritualistisches Wesen.

Die Bewegung der Ueberwindung des Gegenstandes des Bewußtseins beschreibt Hegel nun wie folgt:

Der Gegenstand zeigt sich nicht nur (dieß ist nach Hegel die einseitige – also die die eine Seite erfassende – Auffassung jener Bewegung) als zurückkehrend in das Selbst. Der Mensch wird = Selbst gesezt. Das Selbst ist aber nur der abstrakt gefaßte und durch Abstraktion erzeugte Mensch. Der Mensch ist selbstisch. Sein Auge, sein Ohr etc ist selbstisch; jede seiner Wesenskräfte hat in ihm die Eigenschaft der Selbstigkeit. Aber deßweg[en] ist es nun ganz falsch zu sagen: Das Selbstbewußtsein hat Aug’, Ohr’, Wesenskraft. Das Selbstbewußtsein ist vielmehr eine Qualität der menschlichen Natur, des menschlichen Auges etc, nicht die menschliche Natur ist eine Qualität des ||XXIV| Selbstbewußtseins.

Das für sich abstrahirte und fixirte Selbst ist der Mensch als abstrakter Egoist, der in seine reine Abstraktion, zum Denken erhobne Egoismus. (Wir kommen später hierauf zurück.)

Das menschliche Wesen, der Mensch gilt für Hegel = Selbstbewußtsein. Alle Entfremdung des menschlichen Wesens ist daher nichts als Entfremdung des Selbstbewußtseins. Die Entfremdung des Selbstbewußtseins gilt nicht als Ausdruck, im Wissen und Denken sich abspiegelnder Ausdruck der wirklichen Entfremdung des menschlichen Wesens. Die wirkliche, als real erscheinende Entfremdung vielmehr ist ihrem innersten verborgnen – und erst durch die Philosophie ans Licht gebrachten – Wesen nach nichts andres als die Erscheinung von der Entfremdung des wirklichen Menschlichen Wesens, des Selbstbewußtseins. Die Wissenschaft welche dieß begreift heißt daher Phänomenologie. Alle Wiederaneignung des entfremdeten gegenständlichen Wesens erscheint daher als eine Einverleibung in das Selbstbewußtsein; der sich seines Wesens bemächtigende Mensch ist nur das der gegenständlichen Wesen sich bemächtigende Selbstbewußtsein. Die Rückkehr des Gegenstandes in das Selbst ist daher die Wiederaneignung des Gegenstandes. —

Allseitig ausgedrückt ist die Ueberwindung des Gegenstandes des Bewußtseins:

1) daß der Gegenstand als solcher sich d[em] Bewußtsein als verschwindend darstellt; 2) daß die Entäusserung des Selbstbewußtseins es ist, welche die Dingheit sezt; 3) daß diese Entäusserung nicht nur negative, sondern positive Bedeutung hat, 4) sie nicht nur für uns oder an sich, sondern für es selbst hat. 5) Für es hat das Negative des Gegenstandes oder dessen sich selbst Aufheben dadurch die positive Bedeutung oder es weiß diese Nichtigkeit desselben, dadurch daß es sich selbst entäussert, denn in dieser Entäusserung sezt es sich als Gegenstand oder den Gegenstand um der untrennbaren Einheit des Fürsichseins willen als sich selbst. 6) Andrerseits liegt hierin zugleich dieß andre Moment, daß es diese Entäusserung und Gegenständlichkeit ebenso sehr auch aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist. 7) Dieß ist die Bewegung des Bewußtseins und dieß ist darin die Totalität seiner Momente. 8) Es muß sich ebenso zu dem Gegenstand nach der Totalität seiner Bestimmungen verhalten und ihn nach jeder derselben so erfaßt haben. Diese Totali||tät seiner Bestimmungen macht ihn an sich zum geistigen Wesen und für das Bewußtsein wird dieß in Wahrheit durch das Auffassen einer jeden einzelnen derselben als des Selbsts oder durch das eben genannte geistige Verhalten zu ihnen.

ad 1. Daß der Gegenstand als solcher sich d[em] Bewußtsein als verschwindend darstellt ist die oben erwähnte Rückkehr des Gegenstandes in das Selbst.

ad 2. Die Entäusserung des Selbstbewußtseins sezt die Dingheit. Weil der Mensch = Selbstbewußtsein, so ist sein entäussertes gegenständliches Wesen oder die Dingheit – (das was für ihn Gegenstand ist, und Gegenstand ist wahrhaft nur für ihn was ihm wesentlicher Gegenstand, was also sein gegenständliches Wesen ist. Da nun nicht der wirkliche Mensch, darum auch nicht die Natur – der Mensch ist die menschliche Natur – als solcher zum Subjekt gemacht wird, sondern nur die Abstraktion d[es] Menschen, das Selbstbewußtsein, so kann die Dingheit nur das entäusserte Selbstbewußtsein sein) = dem entäusserten Selbstbewußtsein und die Dingheit ist durch diese Entäusserung gesezt. Daß ein lebendiges, natürliches, mit gegenständlichen i.e. materiellen Wesenskräften ausgerüstetes und begabtes Wesen auch sowohl wirkliche natürliche Gegenstände seines Wesens hat, als daß seine Selbstentäusserung die Setzung einer wirklichen, aber unter der Form der Aüsserlichkeit, also zu seinem Wesen nicht gehörigen, übermächtigen gegenständlichen Welt ist, ist ganz natürlich. Es ist nichts Unbegreifliches und Räthselhaftes dabei. Vielmehr wäre das Gegentheil räthselhaft. Aber daß ein Selbstbewußtsein durch seine Entäusserung nur die Dingheit, d.h. selbst nur ein abstraktes Ding, ein Ding der Abstraktion und kein wirkliches Ding setzen kann, ist eben so klar. Es ist ||XXVI| ferner klar, daß die Dingheit daher durchaus nichts Selbstständiges, Wesentliches gegen das Selbstbewußtsein, sondern ein bloses Geschöpf, ein von ihm Geseztes ist und das Gesezte, statt sich selbst zu bestätigen, ist nur eine Bestätigung des Actes des Setzens, der einen Augenblick seine Energie als das Product fixirt und zum Schein ihm die Rolle – aber nur für einen Augenblick – eines selbstständigen, wirklichen Wesens ertheilt.

Wenn der wirkliche, leibliche, auf der festen wohlgerundeten Erde stehende, alle Naturkräfte aus und einathmende Mensch seine wirklichen, gegenständlichen Wesenskräfte durch seine Entäusserung als fremde Gegenstände sezt, so ist nicht das Setzen Subjekt; es ist die Subjektivität gegenständlicher Wesenskräfte, deren Action daher auch eine gegenständliche sein muß. Das Gegenständliche Wesen wirkt Gegenständlich und es würde nicht gegenständlich wirken, wenn nicht das Gegenständliche in seiner Wesensbestimmung läge. Es schafft, sezt nur Gegenstände, weil es durch Gegenstände gesezt ist, weil es von Haus aus Natur ist. In dem Akt des Setzens fällt es also nicht aus seiner «reinen Thätigkeit» in ein Schaffen des Gegenstandes, sondern sein gegenständliches Product bestätigt nur seine gegenständliche Thätigkeit, seine Thätigkeit als die Thätigkeit eines gegenständlichen natürlichen Wesens.

Wir sehn hier, wie der durchgeführte Naturalismus oder Humanismus sich sowohl von dem Idealismus, als dem Materialismus unterscheidet und zugleich ihre beide vereinigende Wahrheit ist. Wir sehn zugleich, wie nur der Naturalismus fähig ist, den Akt der Weltgeschichte zu begreifen.

Der Mensch ist unmittelbar Naturwesen. Als Naturwesen und als lebendiges Naturwesen ist er theils mit natürlichen Kräften, mit Lebenskräften ausgerüstet, ein thätiges Naturwesen, diese Kräfte existiren in ihm als Anlagen und Fähigkeiten, als Triebe; theils ist er als natürliches, leibliches, sinnliches, gegenständliches Wesen ein leidendes, bedingtes und beschränktes Wesen, wie es auch das Thier und die Pflanze ist; d.h. die Gegenstände seiner Triebe exis||tiren ausser ihm, als von ihm unabhängige Gegenstände; aber diese Gegenstände sind Gegenstände seines Bedürfnisses zur Bethätigung und Bestätigung seiner Wesenskräfte unentbehrliche, wesentliche Gegenstände. Daß der Mensch ein leibliches, Naturkräftiges, lebendiges, wirkliches, sinnliches Gegenständliches Wesen ist, heißt, daß er wirkliche, sinnliche Gegenstände zum Gegenstand seines Wesens, seiner Lebensäusserung hat oder daß er nur an wirklichen sinnlichen Gegenständen sein Leben äussern kann. Gegenständlich, natürlich, sinnlich sein und sowohl Gegenstand, Natur, Sinn ausser sich haben oder selbst Gegenstand, Natur, Sinn für ein drittes sein ist identisch. Der Hunger ist ein natürliches Bedürfniß; er bedarf also einer Natur ausser sich, eines Gegenstandes ausser sich, um sich zu befriedigen, um sich zu stillen. Der Hunger ist das gestandne Bedürfniß meines Leibes nach einem ausser ihm seienden, zu seiner Integrirung und Wesensäusserung unentbehrlichen Gegenstand. Die Sonne ist der Gegenstand der Pflanze, ein ihr unentbehrlicher, ihr Leben bestätigender Gegenstand, wie die Pflanze Gegenstand der Sonne ist, als Aüsserung von der Lebenserweckenden Kraft der Sonne, von der gegenständlichen Wesenskraft der Sonne.

Ein Wesen, welches seine Natur nicht ausser sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht Theil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand ausser sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein Gegenständliches. ||XXVII| Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen.

Sezt ein Wesen, welches weder selbst Gegenstand ist, noch einen Gegenstand hat. Ein solches Wesen wäre erstens das einzige Wesen, es existirte kein Wesen ausser ihm, es existirte einsam und allein. Denn sobald es Gegenstände ausser mir giebt, so bald ich nicht allein bin, bin ich ein andres, eine andre Wirklichkeit als der Gegenstand ausser mir. Für diesen 3ten Gegenstand bin ich also eine andre Wirklichkeit als er, d.h. sein Gegenstand. Ein Wesen, welches nicht Gegenstand eines andren Wesens ist, unterstellt also, daß kein gegenständliches Wesen existirt. Sobald ich einen Gegenstand habe, hat dieser Gegenstand mich zum Gegenstand. Aber ein ungegenständliches Wesen ist ein unwirkliches, unsinnliches, nur gedachtes, d.h. nur eingebildetes Wesen, ein Wesen der Abstraktion. Sinnlich sein, d.h. wirklich sein, ist Gegenstand des Sinns sein, sinnlicher Gegenstand sein, also sinnliche Gegenstände ausser sich haben, Gegenstände seiner Sinnlichkeit haben. Sinnlich sein ist leidend sein.

Der Mensch als ein gegenständliches sinnliches Wesen ist daher ein leidendes und weil sein Leiden empfindendes Wesen, ein leidenschaftliches Wesen. Die Leidenschaft, die Passion ist die nach seinem Gegenstand energisch strebende Wesenskraft d[es] Menschen.

Aber der Mensch ist nicht nur Naturwesen, sondern er ist menschliches Naturwesen; d.h. für sich selbst seiendes Wesen, darum Gattungswesen, als welches er sich sowohl in seinem Sein als in seinem Wissen bestätigen und bethätigen muß. Weder sind also die menschlichen Gegenstände die Naturgegenstände, wie sie sich unmittelbar bieten, noch ist der menschliche Sinn, wie er unmittelbar ist, gegenständlich ist, menschliche Sinnlichkeit, menschliche Gegenständlichkeit. Weder die Natur – objektiv – noch die Natur subjektiv ist unmittelbar dem menschlichen Wesen adaequat vorhanden.

Und wie alles Natürliche entstehn muß, so hat auch der Mensch seinen Entstehungsakt d[ie] Geschichte, die aber für ihn, eine gewußte und darum als Entstehungsakt mit Bewußtsein sich aufhebender Entstehungsakt ist. Die Geschichte ist die wahre Naturgeschichte d[es] Menschen. — (Darauf zurückzukommen.) |

| Drittens, weil dieß Setzen der Dingheit selbst nur ein Schein, ein dem Wesen der reinen Thätigkeit widersprechender Akt ist, muß es auch wieder aufgehoben, die Dingheit geläugnet werden.

ad 3, 4, 5, 6. 3.) Diese Entäusserung des Bewußtseins hat nicht nur negative sondern auch positive Bedeutung und 4) diese positive Bedeutung nicht nur für uns oder an sich, sondern für es, d[as] Bewußtsein selbst. 5) Für es hat das Negative des Gegenstandes oder dessen sich selbst Aufheben dadurch die positive Bedeutung oder es weiß diese Nichtigkeit desselben dadurch, daß es sich selbst entäussert, denn in dieser Entäusserung weiß es als Gegenstand oder d[en] Gegenstand um der untrennbaren Einheit des Fürsichseins willen als sich selbst. 6) Andrerseits liegt hierin zugleich das andre Moment, daß es diese Entäusserung und Gegenständlichkeit ebenso sehr auch aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist.

Wir haben schon gesehn. Die Aneignung des entfremdeten Gegenständlichen Wesens oder die Aufhebung der Gegenständlichkeit unter der Bestimmung der Entfremdung, – die von der gleichgültigen Fremdheit bis zur wirklichen feindseeligen Entfremdung fortgehn muß – hat für Hegel zugleich oder sogar hauptsächlich die Bedeutung, die Gegenständlichkeit aufzuheben, weil nicht der bestimmte Charakter des Gegenstandes, sondern sein gegenständlicher Charakter für das Selbstbewußtsein das Anstössige und die Entfremdung ist. Der Gegenstand ist daher ein Negatives, ein sich selbst aufhebendes, eine Nichtigkeit. Diese Nichtigkeit desselben hat für das Bewußtsein nicht nur eine negative, sondern eine positive Bedeutung, denn jene Nichtigkeit des Gegenstandes ist eben die Selbstbestätigung der Ungegenständlichkeit, der ||XXVIII| Abstraktion, seiner selbst. Für das Bewußtsein selbst hat die Nichtigkeit des Gegenstandes darum eine positive Bedeutung, daß es diese Nichtigkeit, das gegenständliche Wesen, als seine Selbstentäusserung weiß; daß es weiß, daß sie nur ist durch seine Selbstentäusserung. …Die Art, wie das Bewußtsein ist, und wie etwas für es ist, ist das Wissen. Das Wissen ist sein einziger Akt. Etwas wird daher für dasselbe, insofern es dieß etwas weiß. Wissen ist sein einziges Gegenständliches Verhalten. – Es weiß nun die Nichtigkeit des Gegenstandes, d.h. das Nichtunterschiedensein des Gegenstandes von ihm, das Nichtsein des Gegenstandes für es – dadurch – daß es den Gegenstand als seine Selbstentäusserung weiß, d.h. sich – das Wissen als Gegenstand – dadurch weiß, daß der Gegenstand nur der Schein eines Gegenstandes, ein vorgemachter Dunst ist, seinem Wesen nach aber nichts andres als das Wissen selbst, welches sich sich selbst entgegengestellt und daher sich eine Nichtigkeit, ein etwas entgegengestellt hat, was keine Gegenständlichkeit ausser dem Wissen hat; oder das Wissen weiß, daß es, indem es sich zu einem Gegenstand verhält, nur ausser sich ist, sich entäussert; daß es selbst sich nur als Gegenstand erscheint, oder daß das, was ihm als Gegenstand erscheint, nur es selbst ist.

Andrerseits, sagt Hegel, liegt hierin zugleich dieß andre Moment, daß es diese Entäusserung und Gegenständlichkeit eben so sehr aufgehoben und in sich zurückgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist.

Wir haben in dieser Auseinandersetzung alle Illusionen der Spekulation zusammen.

Einmal.: Das Bewußtsein, das Selbstbewußtsein ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Es ist daher – oder wenn wir hier von der hegelschen Abstraktion abstrahiren und statt d[as] Selbstbewußtsein das Selbstbewußtsein d[es] Menschen setzen – es ist in seinem Anderssein als solchem bei sich.

Darin liegt einmal, daß das Bewußtsein – das Wissen – als Wissen – das Denken als Denken – unmittelbar das andere seiner selbst, Sinnlichkeit, Wirklichkeit, Leben zu sein vorgiebt, das im Denken sich überbietende Denken. (Feuerbach.) Diese Seite ist hierin enthalten, insofern das Bewußtsein als nur Bewußtsein nicht an der entfremdeten Gegenständlichkeit, sondern an der Gegenständlichkeit als solcher seinen Anstoß hat. |

| Zweitens liegt hierin, daß der selbstbewußte Mensch, insofern er die geistige Welt – oder das geistige allgemeine Dasein seiner Welt als Selbstentäusserung erkannt und aufgehoben hat, er dieselbe dennoch wieder in dieser entäusserten Gestalt bestätigt und als sein wahres Dasein ausgiebt, sie wiederherstellt, in seinem Anderssein als solchem bei sich zu sein vorgiebt, also nach Aufhebung z.B. der Religion, nach der Erkennung der Religion als eines Products der Selbstentäusserung dennoch in der Religion als Religion sich bestätigt findet. Hier ist die Wurzel des falschen Positivismus Hegels oder seines nur scheinbaren Kriticismus; was Feuerbach als Setzen, Negiren und Wiederherstellen der Religion oder Theologie bezeichnet, was aber allgemeiner zu fassen ist. Also die Vernunft ist bei sich in der Unvernunft als Unvernunft. Der Mensch, der in Recht, Politik etc ein entäussertes Leben zu führen erkannt hat, führt in diesem entäusserten Leben als solchem sein wahres menschliches. Die Selbstbejahung, Selbstbestätigung im Widerspruch mit sich selbst, sowohl mit dem Wissen, als mit dem Wesen des Gegenstandes, ist also das wahre Wissen und Leben.

Von einer Accommodation Hegels gegen Religion, Staat etc kann also keine Rede mehr sein, da diese Lüge die Lüge seines Princips ist. |

|XXIX| Wenn ich die Religion als entäussertes menschliches Selbstbewußtsein weiß, so weiß ich also in ihr als Religion nicht mein Selbstbewußtsein, sondern mein entäussertes Selbstbewußtsein in ihr bestätigt. Mein sich selbst, seinem Wesen angehöriges Selbstbewußtsein weiß ich also dann nicht in der Religion, sondern vielmehr in der vernichteten, aufgehobnen Religion bestätigt.

Bei Hegel ist die Negation der Negation daher nicht die Bestätigung des wahren Wesens, eben durch Negation des Scheinwesens, sondern die Bestätigung des Scheinwesens oder des sich entfremdeten Wesens in seiner Verneinung oder die Verneinung dieses Scheinwesens als eines gegenständlichen, ausser dem Menschen hausenden und von ihm unabhängigen Wesens und seine Verwandlung in das Subjekt.

Eine eigentümliche Rolle spielt daher das Aufheben, worin die Verneinung und die Aufbewahrung, die Bejahung verknüpft sind.

So z.B. ist in Hegels Rechtsphilosophie das aufgehobne Privatrecht = Moral, die aufgehobne Moral = Familie, die aufgehobne Familie = bürgerlicher Gesellschaft, die aufgehobne bürgerliche Gesellschaft gleich Staat, der aufgehobne Staat = Weltgeschichte. In der Wirklichkeit bleiben Privatrecht, Moral, Familie, bürgerliche Gesellschaft, Staat, etc bestehn, nur sind sie zu Momenten geworden, zu Existenzen und Daseinsweisen d[es] Menschen, die nicht isolirt gelten, sich wechselseitig auflösen und erzeugen etc, Momente der Bewegung. /

/ In ihrer wirklichen Existenz ist dieß ihr bewegliches Wesen verborgen. Zum Vorschein, zur Offenbarung kömmt es erst im Denken, in der Philosophie und darum ist mein wahres religiöses Dasein mein religionsphilosophisches Dasein, mein wahres politisches Dasein mein rechtsphilosophisches Dasein, mein wahres natürliches Dasein das naturphilosophische Dasein, mein wahres künstlerisches Dasein das kunstphilosophische Dasein, mein wahres menschliches Dasein mein philosophisches Dasein. Eben so ist die wahre Existenz von Religion, Staat, Natur, Kunst = die Religions- Natur- Staats- Kunstphilosophie. Wenn aber mir die Religionsphilosophie etc nur das wahre Dasein der Religion ist, so bin ich auch nur als Religionsphilosoph wahrhaft religiös; so verläugne ich die wirkliche Religiosität und den wirklich religiösen Menschen. Aber zugleich bestätige ich sie, theils innerhalb meines eignen Daseins oder innerhalb des fremden Daseins, das ich ihnen entgegen setze, denn dieses ist nur ihr philosophischer Ausdruck; theils in ihrer eigentümlichen ursprünglichen Gestalt, denn sie gelten mir als das nur scheinbare Anderssein, als Allegorien, unter sinnlichen Hüllen verborgne Gestalten ihres eignen wahren, id est meines philosophischen Daseins. |

/ Eben so ist die aufgehobne Qualität = Quantität, die aufgehobne Quantität = Maaß, das aufgehobne Maaß = Wesen, das aufgehobne Wesen = Erscheinung, die aufgehobne Erscheinung = Wirklichkeit, die aufgehobne Wirklichkeit = Begriff, der aufgehobne Begriff = Objektivität, die aufgehobne Objektivität = absoluter Idee, die aufgehobne absolute Idee = Natur, die aufgehobne Natur = subjektivem Geist, der aufgehobne subjektive Geist = sittlichem, objektivem Geist, der aufgehobne sittliche Geist = Kunst, die aufgehobne Kunst = Religion, die aufgehobne Religion = absolutem Wissen.

Einerseits ist dieß Aufheben ein Aufheben des Gedachten Wesens, also das gedachte Privateigenthum hebt sich auf in den Gedanken der Moral. Und weil das Denken sich einbildet, unmittelbar d[as] andre seines selbst zu sein, sinnliche Wirklichkeit, || also ihm seine Action auch für sinnliche wirkliche Action gilt, so glaubt dieß denkende Aufheben, welches seinen Gegenstand in der Wirklichkeit stehn läßt, ihn wirklich überwunden zu haben, und andrerseits, weil er ihm nun als Gedankenmoment geworden ist, darum gilt er ihm auch in seiner Wirklichkeit als Selbstbestätigung seiner selbst, des Selbstbewußtseins, der Abstraktion. /

|XXX| Nach der einen Seite hin ist das Dasein, welches Hegel in die Philosophie aufhebt, daher nicht die wirkliche Religion, Staat, Natur, sondern die Religion selbst schon als ein Gegenstand des Wissens, die Dogmatik, so die Jurisprudenz, Staatswissenschaft, Naturwissenschaft. Nach der einen Seite steht er also im Gegensatz sowohl zu dem wirklichen Wesen als zu der unmittelbaren unphilosophischen Wissenschaft oder zu den unphilosophischen Begriffen dieses Wesens. Er widerspricht daher ihren gangbaren Begriffen.

Andrerseits kann sich der religiöse etc Mensch in Hegel seine lezte Bestätigung finden.

Es sind nun die positiven Momente der hegel’schen Dialektik – innerhalb der Bestimmung der Entfremdung – zu fassen.

a) Das Aufheben, als gegenständliche, die Entäusserung in sich zurücknehmende Bewegung. – Es ist dieß die innerhalb der Entfremdung ausgedrückte Einsicht von der Aneignung des gegenständlichen Wesens durch die Aufhebung seiner Entfremdung, die entfremdete Einsicht in die wirkliche Vergegenständlichung des Menschen, in die wirkliche Aneignung seines gegenständlichen Wesens durch die Vernichtung der entfremdeten Bestimmung der Gegenständlichen Welt, durch ihre Aufhebung, in ihrem entfremdeten Dasein, wie der Atheismus als Aufhebung Gottes das Werden des theoretischen Humanismus, der Communismus als Aufhebung des Privateigenthums die Vindication des wirklichen menschlichen Lebens als seines Eigenthums ist, das Werden des praktischen Humanismus ist oder der Atheismus ist der durch Aufhebung der Religion, der Communismus der durch Aufhebung des Privateigenthums mit sich vermittelte Humanismus. Erst durch die Aufhebung dieser Vermittelung – die aber eine nothwendige Voraussetzung ist – wird der positiv von sich selbst beginnende, der positive Humanismus.

Aber Atheismus, Communismus sind keine Flucht, keine Abstraction, kein Verlieren der von dem Menschen erzeugten gegenständlichen Welt, seiner zur Gegenständlichkeit herausgebornen Wesenskräfte, keine zur unnatürlichen, unentwickelten Einfachheit zurückkehrende Armuth. Sie sind vielmehr erst das wirkliche Werden, die wirklich für den Menschen gewordne Verwirklichung seines Wesens oder seines Wesens als eines wirklichen. |

| Hegel faßt also, indem er den positiven Sinn der auf sich selbst bezognen Negation – wenn auch wieder in entfremdeter Weise – faßt, die Selbstentfremdung, Wesensentäusserung, Entgegenständlichung und Entwirklichung d[es] Menschen als Selbstgewinnung, Wesensäusserung, Vergegenständlichung, Verwirklichung. Kurz er faßt – innerhalb der Abstraktion – die Arbeit als den Selbsterzeugungsakt des Menschen, das Verhalten zu sich als fremdem Wesen und das Bethätigen seiner als eines fremden Wesens als das werdende Gattungsbewußtsein und Gattungsleben.

b) Bei Hegel – abgesehn oder vielmehr als Consequenz der schon geschilderten Verkehrtheit – erscheint dieser Akt aber einmal als ein nur formeller, weil als ein abstrakter, weil das menschliche Wesen selbst nur als abstraktes Denkendes Wesen, als Selbstbewußtsein gilt; und

zweitens, weil die Fassung formell und abstrakt ist, darum wird die Aufhebung der Entäusserung zu einer Bestätigung der Entäusserung oder für Hegel ist jene Bewegung des Selbsterzeugens, des Selbstvergegenständlichens als Selbstentäusserung und Selbstentfremdung die absolute und darum die lezte, sich selbst bezweckende und in sich beruhigte, bei ihrem Wesen angelangte menschliche Lebensäusserung. [Diese Be]wegung in ihrer abstrakten ||XXXI| Form als Dialektik gilt daher als das wahrhaft menschliche Leben und weil es doch eine Abstraktion, eine Entfremdung des menschlichen Lebens ist, gilt es als göttlicher Proceß, aber als der göttliche Proceß des Menschen, – ein Proceß, den sein von ihm unterschiednes abstraktes, reines, absolutes Wesen selbst durchmacht.

Drittens: Dieser Proceß muß einen Träger haben, ein Subjekt; aber das Subjekt wird erst als Resultat; dieß Resultat, das sich als absolutes Selbstbewußtsein wissende Subjekt, ist daher der Gott, absoluter Geist, die sich wissende und bethätigende Idee. Der wirkliche Mensch und die wirkliche Natur werden blos zu Prädicaten, zu Symbolen dieses verborgnen unwirklichen Menschen und dieser unwirklichen Natur. Subjekt und Prädicat haben daher das Verhältniß einer absoluten Verkehrung zu einander, mystisches Subjekt-Objekt oder über das Objekt übergreifende Subjektivität, das absolute Subjekt als ein Proceß, als sich entäusserndes und aus der Entäusserung in sich zurückkehrendes aber sie zugleich in sich zurücknehmendes Subjekt und das Subjekt als dieser Proceß; das reine rastlose Kreisen in sich.

Einmal. Formelle und abstrakte Fassung des Selbsterzeugungs oder Selbstvergegenständlichungsaktes d[es] Menschen.

Der entfremdete Gegenstand, die entfremdete Wesenswirklichkeit d[es] Menschen ist – da Hegel d[en] Menschen = Selbstbewußtsein sezt – nichts als Bewußtsein, nur der Gedanke der Entfremdung, ihr abstrakter und darum Inhaltsloser und unwirklicher Ausdruck, die Negation. Die Aufhebung der Entäusserung ist daher ebenfalls nichts als eine abstrakte, inhaltslose Aufhebung jener Inhaltslosen Abstraktion, die Negation der Negation. Die inhaltsvolle, lebendige, sinnliche, konkrete Thätigkeit der Selbstvergegenständlichung wird daher zu ihrer blosen Abstraktion, der absoluten Negativität, eine Abstraktion, die wieder als solche fixirt und als eine selbstständige Thätigkeit, als die Thätigkeit schlechthin gedacht wird. Weil diese sogenannte Negativität nichts andres ist als die abstrakte, Inhaltslose Form jenes wirklichen lebendigen Aktes, darum kann auch ihr Inhalt blos ein formeller, durch || die Abstraktion von allem Inhalt erzeugter Inhalt sein. Es sind daher die allgemeinen abstrakten jedem Inhalt angehörigen, darum auch sowohl gegen allen Inhalt gleichgültigen, als eben darum für jeden Inhalt gültigen Abstraktionsformeln, die Denkformen, die logischen Categorien, los gerissen vom wirklichen Geist und von der wirklichen Natur. (Wir werden den logischen Inhalt der absoluten Negativität weiter unten entwickeln.)

Das Positive, was Hegel hier vollbracht hat – in seiner spekulativen Logik – ist, daß die bestimmten Begriffe, die allgemeinen fixen Denkformen in ihrer Selbstständigkeit gegen Natur und Geist ein nothwendiges Resultat der allgemeinen Entfremdung des menschlichen Wesens, also auch des menschlichen Denkens sind und daß Hegel sie daher als Momente des Abstraktionsprozesses dargestellt und zusammengefaßt hat. Z.B. das aufgehobne Sein ist Wesen, das aufgehobne Wesen Begriff, der aufgehobne Begriff… absolute Idee. Aber was ist nun die absolute Idee? Sie hebt sich selbst wieder auf, wenn sie nicht wieder von vorn den ganzen Abstraktionsakt durchmachen und sich damit begnügen will eine Totalität von Abstraktionen oder die sich erfassende Abstraktion zu sein. Aber die sich als Abstraktion erfassende Abstraktion weiß sich als nichts; sie muß sich, die Abstraktion aufgeben und so kömmt sie bei einem Wesen an, welches grade ihr Gegentheil ist, bei der Natur. Die ganze Logik ist also der Beweis, daß das abstrakte Denken für sich nichts ist, daß die absolute Idee für sich nichts ist, daß erst die Natur etwas ist. ||XXXII| Die absolute Idee, die abstrakte Idee, welche «nach ihrer Einheit mit sich betrachtet Anschauen ist», (Hegels Encyklopädie 3te Ausgabe, p. 222) welche «in der absoluten Wahrheit ihrer selbst sich entschließt, das Moment ihrer Besonderheit oder des ersten Bestimmens und Andersseins, die unmittelbare Idee als ihren Wiederschein, sich als Natur frei aus sich zu entlassen» (l.c.), diese ganze so sonderbar und barrock sich gebarende Idee, welche den Hegelianern ungeheure Kopfschmerzen verursacht hat ist durchaus nichts anders als die Abstraktion, i.e. der abstrakte Denker, die durch Erfahrung gewitzigt und über ihre Wahrheit aufgeklärt, sich unter mancherlei – falschen und selbst noch abstrakten Bedingungen – dazu entschließt, sich aufzugeben und ihr Anderssein, das Besondere, Bestimmte, an die Stelle ihres Beisichseins \ Nichtsseins, ihrer Allgemeinheit und ihrer Unbestimmtheit zu setzen; die Natur, die sie nur als Abstraktion, als Gedankending, in sich verbarg, frei aus sich zu entlassen, d.h. die Abstraktion zu verlassen und sich einmal die von ihr freie Natur anzusehn. Die abstrakte Idee, die unmittelbar Anschauen wird, ist durchaus nichts anders als das Abstrakte Denken, das sich aufgiebt und zur Anschauung entschließt. Dieser ganze Uebergang der Logik in die Naturphilosophie ist nichts andres als der – dem abstrakten Denker so schwer zu bewerkstelligende und daher so abentheuerlich von ihm beschriebne Uebergang aus dem Abstrahiren in das Anschauen. Das mystische Gefühl, was den Philosophen aus dem abstrakten Denken in das Anschauen treibt, ist die Langweile, die Sehnsucht nach einem Inhalt.

(Der sich selbstentfremdete Mensch ist auch seinem Wesen, d.h. dem natürlichen und menschlichen Wesen entfremdeter Denker. Seine Gedanken sind daher ausser der Natur und d[em] Menschen hausende fixe Geister. Hegel hat in seiner Logik alle diese fixen Geister zusammengesperrt, jeden derselben einmal als Negation, d.h. als Entäusserung des menschlichen Denkens, dann als Negation der Negation, d.h. als Aufhebung dieser Entäusserung, als wirkliche Aüsserung des menschlichen Denkens gefaßt; || aber – als selbst noch in der Entfremdung befangen – ist diese Negation der Negation theils das Wiederherstellen derselben in ihrer Entfremdung, theils das Stehnbleiben bei dem lezten Akt, d[em] Sichaufsichbeziehn in der Entäusserung, als dem wahren Dasein dieser fixen Geister, {(d.h. – Hegel sezt den in sich kreisenden Akt der Abstraktion an die Stelle jener fixen Abstraktionen; damit hat er einmal das Verdienst die Geburtsstätte aller dieser – ihrem ursprünglichen Datum nach einzelnen Philosophen zugehörigen ungehörigen Begriffe nachgewiesen, sie zusammengefaßt und statt einer bestimmten Abstraktion die in ihrem ganzen Umkreis erschöpfte Abstraktion als Gegenstand der Kritik geschaffen zu haben) (warum Hegel das Denken vom Subjekt trennt, werden wir später sehn; es ist aber jezt schon klar, daß, wenn der Mensch nicht ist, auch seine Wesensäusserung nicht menschlich sein kann, also auch das Denken nicht als Wesensäusserung des Menschen als eines menschlichen und natürlichen, mit Augen, Ohren etc in der Gesellschaft und Welt und Natur lebenden Subjekts gefaßt werden konnte)}, theils insofern diese Abstraktion sich selbst erfaßt und über sich selbst eine unendliche Langweile empfindet, erscheint bei Hegel das Aufgeben des abstrakten nur im Denken sich bewegenden Denkens, das ohn’ Aug’ ohn’ Zahn ohn’ Ohr, ohn’ alles ist, als Erschliessung die Natur als Wesen anzuerkennen und sich auf die Anschauung zu verlegen.) |

|XXXIII| Aber auch die Natur, abstrakt genommen, für sich, in der Trennung v[om] Menschen fixirt, ist für d[en] Menschen nichts. Daß der abstrakte Denker, der sich zum Anschauen entschlossen hat, sie abstrakt anschaut versteht sich von selbst. Wie die Natur von dem Denker, in seiner ihm selbst verborgnen und rätselhaften Gestalt, als absolute Idee, als Gedankending eingeschlossen lag, so hat er in Wahrheit, indem er sie aus sich entlassen hat, nur diese abstrakte Natur – aber nun mit der Bedeutung, daß sie das Anderssein des Gedankens ist, daß sie die wirkliche angeschaute, vom abstrakten Denken unterschiedne Natur ist – nur das Gedankending der Natur aus sich entlassen. Oder, um eine menschliche Sprache zu reden, bei seiner Naturanschauung erfährt der abstrakte Denker, daß die Wesen, welche er in der göttlichen Dialektik als reine Producte der in sich selbst webenden und nirgends in die Wirklichkeit hinausschauenden Arbeit des Denkens aus dem Nichts, aus der puren Abstraktion zu schaffen meinte, nichts andres sind, als Abstraktionen von Naturbestimmungen. Die ganze Natur wiederholt ihm also nur in einer sinnlichen, äusserlichen Form die logischen Abstraktionen. Er analysirt sie in diesen Abstraktionen wieder. Seine Naturanschauung ist also nur der Bestätigungsakt seiner Abstraktion von der Naturanschauung, der von ihm mit Bewußtsein wiederholte Zeugungsgang seiner Abstraktion. So ist z.B. die Zeit = Negativität, die sich auf sich bezieht: (p. 238 l.c.) Dem aufgehobnen Werden als Dasein – entspricht in natürlicher Form – die aufgehobne Bewegung als Materie. Das Licht ist – die natürliche Form – d[er] Reflexion in sich. Der Körper als Mond und Comet – ist die natürliche Form des – Gegensatzes, der nach der Logik einerseits das auf sich selbst ruhende Positive, andrerseits das auf sich selbst ruhende Negative ist. Die Erde ist die natürliche Form des logischen Grundes, als negative Einheit des Gegensatzes etc. |

| Die Natur als Natur, d.h. insofern sie sich sinnlich noch unterscheidet von jenem geheimen, in ihr verborgnen Sinn, die Natur getrennt, unterschieden von diesen Abstraktionen ist Nichts, ein sich als Nichts bewährendes Nichts, ist Sinnlos oder hat nur den Sinn einer Aüsserlichkeit, die aufgehoben werden muß.

«In dem endlich-teleologischen Standpunkt findet sich die richtige Voraussetzung, daß die Natur den absoluten Zweck nicht in ihr selbst enthält.» p. 225. Ihr Zweck ist die Bestätigung der Abstraktion. «Die Natur hat sich als die Idee in der Form des Andersseins ergeben. Da die Idee so als das Negative ihrer selbst oder sich äusserlich ist, so ist die Natur nicht äusserlich nur relativ gegen diese Idee, sondern die Aüsserlichkeit macht die Bestimmung aus, in welcher sie als Natur ist.» p. 227.

Die Aüsserlichkeit ist hier nicht als die sich äussernde und dem Licht, d[em] sinnlichen Menschen erschloßne Sinnlichkeit zu verstehn. Die Aüsserlichkeit ist hier im Sinne der Entäusserung, eines Fehlers, eines Gebrechens, daß nicht sein soll, zu nehmen. Denn das Wahre ist immer noch die Idee. Die Natur ist nur die Form ihres Andersseins. Und da das abstrakte Denken das Wesen ist, so ist das, was ihm äusserlich ist, seinem Wesen nach ein nur Aüsserliches. Der abstrakte Denker erkennt zugleich an, daß die Sinnlichkeit das Wesen der Natur ist, die Aüsserlichkeit im Gegensatz zu dem in sich webenden Denken. Aber zugleich spricht er diesen Gegensatz so aus, daß diese Aüsserlichkeit der Natur ihr Gegensatz zum Denken ihr Mangel, daß sie, insofern sie sich von der Abstraktion unterscheidet, ein mangelhaftes Wesen ist. ||XXXIV| Ein nicht nur für mich, in meinen Augen mangelhaftes, ein an sich selbst mangelhaftes Wesen, hat etwas ausser sich, was ihm mangelt. D.h. sein Wesen ist ein andres als es selbst. Die Natur muß sich daher selbst aufheben für den abstrakten Denker, weil sie schon von ihm als ein der Potenz nach aufgehobnes Wesen gesezt ist.

«Der Geist hat für uns die Natur zu seiner Voraussetzung, deren Wahrheit und damit deren absolutes Erstes er ist. In dieser Wahrheit ist die Natur verschwunden und der Geist hat sich als die zu ihrem Fürsichsein gelangte Idee ergeben, deren Objekt ebensowohl als das Subjekt der Begriff ist. Diese Identität ist absolute Negativität, weil in der Natur der Begriff seine vollkommene äusserliche Objektivität hat, diese seine Entäusserung aber aufgehoben, und er in dieser sich identisch mit sich geworden ist. Er ist diese Identität somit nur als Zurückkommen aus der Natur.» p. 392.

«Das Offenbaren, welches als die abstrakte Idee unmittelbarer Uebergang, Werden der Natur ist, ist als Offenbaren des Geistes, der frei ist, Setzen der Natur als seiner Welt; ein Setzen, das als Reflexion zugleich Voraussetzen der Welt als selbstständiger Natur ist. Das Offenbaren im Begriffe ist Erschaffen derselben als seines Seins, in welchem er die Affirmation und Wahrheit seiner Freiheit sich gibt.» «Das Absolute ist der Geist; diß ist die höchste Definition des Absoluten.» /

[Privateigentum und Bedürfnisse]

|XIV| 7) Wir haben gesehn, welche Bedeutung unter der Voraussetzung des Socialismus die Reichheit der menschlichen Bedürfnisse, und daher sowohl eine neue Weise der Production, als auch ein neuer Gegenstand der Production hat. Neue Bethätigung der menschlichen Wesenskraft und neue Bereicherung des menschlichen Wesens. Innerhalb des Privateigenthums die umgekehrte Bedeutung. Jeder Mensch spekulirt darauf, dem andern ein neues Bedürfniß zu schaffen, um ihn zu einem neuen Opfer zu zwingen, um ihn in eine neue Abhängigkeit zu versetzen und ihn zu einer neuen Weise des Genusses und damit des ökonomischen Ruins zu verleiten. Jeder sucht eine fremde Wesenskraft über d[en] andern zu schaffen, um darin die Befriedigung seines eigenen eigennützigen Bedürfnisses zu finden. Mit der Masse der Gegenstände wächst daher das Reich der fremden Wesen, denen der Mensch unterjocht ist und jedes neue Product ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betrugs und der wechselseitigen Ausplünderung. Der Mensch wird um so ärmer als Mensch, er bedarf um so mehr des Geldes, um sich des feindlichen Wesens zu bemächtigen und die Macht seines Geldes fällt grade im umgekehrten Verhältniß als die Masse der Production, d.h. seine Bedürftigkeit wächst, wie die Macht des Geldes zunimmt. – Das Bedürfniß des Geldes ist daher das wahre, von der Nationalökonomie producirte Bedürfniß und das einzige Bedürfniß, das sie producirt. – Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reducirt, so reducirt es sich in seiner eignen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maaßlosigkeit und Unmässigkeit wird sein wahres Maaß. –

Subjektiv selbst erscheint dieß so, theils daß die Ausdehnung der Producte und der Bedürfnisse zum erfinderischen und stets calculirenden Sklaven unmenschlicher, raffinirter, unnatürlicher und eingebildeter Gelüste wird – das Privateigenthum weiß das rohe Bedürfniß nicht zum menschlichen Bedürfniß zu machen; sein Idealismus ist die Einbildung, die Willkühr, die Laune und ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten und sucht durch keine infameren Mittel seine abgestumpfte Genußfähigkeit zu irritiren, um sich selbst eine Gunst zu erschleichen, || wie der Industrieeunuche, der Producent, um sich Silberpfennige zu erschleichen, aus der Tasche des christlich geliebten Nachbarn die Goldvögel herauszulocken – (jedes Product ist ein Köder, womit man das Wesen des andern, sein Geld, an sich locken will, jedes wirkliche oder mögliche Bedürfniß ist eine Schwachheit, die die Fliege an die Leimstange heranführen wird – allgemeine Ausbeutung des gemeinschaftlichen menschlichen Wesens, wie jede Unvollkommenheit d[em] Menschen ein Band mit dem Himmel ist, eine Seite, wo sein Herz dem Priester zugänglich; jede Noth ist eine Gelegenheit, um unter dem liebenswürdigsten Schein zum Nachbarn zu treten und ihm zu sagen: Lieber Freund, ich gebe dir, was dir nöthig ist, aber du kennst d[ie] conditio sine qua non; du weißt, mit welcher Tinte du dich mir zu verschreiben hast; ich prelle dich, indem ich dir einen Genuß verschaffe) – sich seinen verworfensten Einfällen fügt, den Kuppler zwischen ihm und seinem Bedürfniß spielt, krankhafte Gelüste in ihm erregt, jede Schwachheit ihm ablauert, um dann das Handgeld für diesen Liebesdienst zu verlangen. –

Theils zeigt sich diese Entfremdung, indem die Raffinirung der Bedürfnisse und ihrer Mittel auf der einen Seite, die viehische Verwildrung, vollständige rohe abstrakte Einfachheit des Bedürfnisses auf der andern Seite producirt; oder vielmehr nur sich selbst in seiner gegentheiligen Bedeutung wieder gebiert. Selbst das Bedürfniß der freien Luft hört für den Arbeiter auf, ein Bedürfniß zu sein, der Mensch kehrt in die Höhlenwohnung zurück, die aber nun von dem mephytischen Pesthauch der Civilisation verpestet ist und die er nur mehr prekär, als eine fremde Macht, die sich ihm täglich entziehn, aus der er täglich, wenn er ||XV| nicht zahlt, herausgeworfen werden kann, bewohnt. Dieß Todtenhaus muß er bezahlen. Die Lichtwohnung, welche Prometheus bei Aeschylus als eines der grossen Geschenke, wodurch er d[en] Wilden zum Menschen gemacht, bezeichnet, hört auf, für d[en] Arbeiter zu sein. Licht, Luft, etc. die einfachste thierische Reinlichkeit hört auf, ein Bedürfniß für d[en] Menschen zu sein. Der Schmutz, diese Versumpfung, Verfaulung des Menschen, der Gossenablauf (dieß ist wörtlich zu verstehn) der Civilisation wird ihm ein Lebenselement. Die völlige unnatürliche Verwahrlosung, die verfaulte Natur wird zu seinem Lebenselement. Keiner seiner Sinne existirt mehr, nicht nur nicht in seiner menschlichen Weise, sondern in einer unmenschlichen, darum selbst nicht einmal thierischen Weise. Die rohsten Weisen (Instrumente) der menschlichen Arbeit kehren wieder, wie die Tretmühle d[es] römischen Sklaven zur Productionsweise, Daseinsweise vieler englischer Arbeiter geworden ist. Nicht nur daß der Mensch keine menschlichen Bedürfnisse hat, selbst die thierischen Bedürfnisse hören auf. Der Irländer kennt nur mehr das Bedürfniß des Essens und zwar nur mehr des Cartoffelessens und zwar nur der Lumperkartoffel, der schlechtesten Art von Kartoffel. Aber England und Frankreich haben schon in jeder Industriestadt ein kleines Irland. Der Wilde, das Thier hat doch das Bedürfniß der Jagd, der Bewegung etc., der Geselligkeit. Die Vereinfachung der Maschine, der Arbeit wird dazu benuzt, um den erst werdenden Menschen, den ganz unausgebildeten Menschen – das Kind – zum Arbeiter zu machen, wie der Arbeiter ein verwahrlostes Kind geworden ist. Die Maschine bequemt sich der Schwäche d[es] Menschen, um den schwachen Menschen zur Maschine zu machen. —

Wie die Vermehrung der Bedürfnisse und ihrer Mittel die Bedürfnißlosigkeit und die Mittellosigkeit erzeugt, beweist der Nationalökonom (und der Capitalist, überhaupt reden wir immer von den empirischen Geschäftleuten, wenn wir uns an die Nationalökonomen – ihr wissenschaftliches Geständniß und Dasein – adressiren) 1) indem er das Bedürfniß des Arbeiters auf den nothwendigsten und jämmerlichsten Unterhalt des physischen Lebens und seine Thätigkeit auf die abstrakteste mechanische Bewegung reducirt, also, sagt er: Der Mensch hat kein andres Bedürfniß weder der Thätigkeit, noch des Genusses; denn auch dieß Leben erklärt er [als] menschliches Leben und Dasein; indem || 2) er das möglichst dürftige Leben (Existenz) als Maaßstab und zwar als allgemeinen Maaßstab ausrechnet: allgemein, weil für die Masse der Menschen geltend; er macht den Arbeiter zu einem unsinnlichen und bedürfnißlosen Wesen, wie er seine Thätigkeit zu einer reinen Abstraktion von aller Thätigkeit macht; jeder Luxus des Arbeiters erscheint ihm daher als verwerflich und alles, was über das allerabstrakteste Bedürfniß hinausgeht – sei es als passiver Genuß oder Thätigkeitsäusserung – erscheint ihm als Luxus. Die Nationalökonomie, diese Wissenschaft des Reichthums ist daher zugleich die Wissenschaft des Entsagens, des Darbens, der Ersparung und sie kömmt wirklich dazu dem Menschen, sogar das Bedürfniß einer reinen Luft oder der physischen Bewegung zu ersparen. Diese Wissenschaft der wunderbaren Industrie ist zugleich die Wissenschaft der Ascese und ihr wahres Ideal ist der ascetische aber wuchernde Geizhals und der ascetische aber producirende Sklave. Ihr moralisches Ideal ist der Arbeiter, der in die Sparkasse einen Theil seines salaires bringt und sie hat für // diesen ihren Lieblingseinfall sogar eine knechtische Kunst vorgefunden. Man hat das sentimental aufs Theater gebracht. // Sie ist daher – trotz ihres weltlichen und wollüstigen Aussehns – eine wirklich moralische Wissenschaft, die allermoralischste Wissenschaft. Die Selbstentsagung, die Entsagung des Lebens, aller menschlichen Bedürfnisse, ist ihr Hauptlehrsatz. Je weniger du ißt, trinkst, Bücher kaufst, in das Theater, auf den Ball, zum Wirtshaus gehst, denkst, liebst, theoretisirst, singst, mahlst, fechtest etc um so [mehr] sparst du, um so grösser wird dein Schatz, den weder Motten, noch Raub fressen, dein Capital. Je weniger du bist, je weniger du dein Leben äusserst, um so mehr hast du, um so grösser ist dein entäussertes Leben, um so mehr speicherst du auf von deinem entfremdeten Wesen. Alles ||XVI| was dir der Nationalökonom an Leben nimmt und an Menschheit, das alles ersezt er dir in Geld und Reichthum. Und alles das, was du nicht kannst, das kann dein Geld: es kann essen, trinken, auf den Ball, ins Theater gehn, es weiß sich die Kunst, die Gelehrsamkeit, die historischen Seltenheiten, die politische Macht, es kann reisen, es kann dir das alles aneignen; es kann das alles kaufen; es ist das wahre Vermögen. Aber es, was all dieß ist, es mag nichts als sich selbst schaffen, sich selbst kaufen, denn alles andre ist ja sein Knecht und wenn ich den Herrn habe, habe ich den Knecht und brauche ich seinen Knecht nicht. Alle Leidenschaften und alle Thätigkeit muß also untergehn in der Habsucht. Der Arbeiter darf nur so viel haben, daß er leben will, und darf nur leben wollen, um zu haben.

Allerdings erhebt sich nun auf Nationalökonomischem Boden eine Controverse. Die eine Seite (Lauderdale, Malthus etc) empfiehlt den Luxus und verwünscht die Sparsamkeit; die andre (Say, Ricardo etc) empfiehlt die Sparsamkeit und verwünscht den Luxus. Aber jene gesteht, daß sie den Luxus will, um die Arbeit, d.h. die absolute Sparsamkeit zu produciren; die andre Seite gesteht, daß sie die Sparsamkeit empfiehlt um den Reichthum, d.h. den Luxus zu produciren. Die erstere Seite hat die romantische Einbildung, die Habsucht dürfe nicht allein die Consumtion d[es] Reichen bestimmen, und sie widerspricht ihren eignen Gesetzen, wenn sie die Verschwendung unmittelbar für ein Mittel der Bereicherung ausgiebt und von der andern Seite wird ihr daher sehr ernstlich und umständlich bewiesen, daß ich durch die Verschwendung meine Habe verringere und nicht vermehre; die andre Seite begeht die Heuchelei nicht zu gestehn, daß grade die Laune und der Einfall die Production bestimmt; sie vergißt die «verfeinerten Bedürfnisse», sie vergißt, daß ohne Consumtion nicht producirt würde; sie vergißt daß die Production durch die Concurrenz nur allseitiger, luxuriöser werden muß; sie vergißt, daß der Gebrauch ihr den Werth der Sache bestimmt und daß die Mode den Gebrauch bestimmt, sie wünscht nur «Nützliches» producirt zu sehn, aber sie vergißt, daß die Production von zu viel Nützlichem zu viel unnütze Population producirt. Beide Seiten vergessen, daß Verschwendung und Ersparung, || Luxus und Entblösung, Reichthum und Armuth = sind.

Und nicht nur deine unmittelbaren Sinne, wie Essen etc mußt du absparen, auch Theilnahme mit allgemeinen Interessen, Mitleiden, Vertrauen etc das alles mußt du dir ersparen, wenn du ökonomisch sein willst, wenn du nicht an Illusionen zu Grunde gehn willst.

Du mußt alles, was dein ist, feil, d.h. nützlich machen. Wenn ich den Nationalökonomen frage: Gehorche ich den ökonomischen Gesetzen, wenn ich aus der Preißgebung, Feilbietung meines Körpers an fremde Wollust Geld ziehe, (die Fabrikarbeiter in Frankreich nennen die Prostitution ihrer Frauen und Töchter die xte Arbeitsstunde, was wörtlich wahr ist) oder handle ich nicht nationalökonomisch, wenn ich meinen Freund an die Marokkaner verkaufe (und der unmittelbare Menschenverkauf als Handel der Conscribirten etc findet in allen Culturländern statt) so antwortet mir der Nationalökonom: meinen Gesetzen handelst du nicht zuwider; aber sieh’ dich um, was Base Moral und Base Religion sagt; meine nationalökonomische Moral und Religion hat nichts gegen dich einzuwenden, aber – Aber wem soll ich nun mehr glauben, der Nationalökonomie oder der Moral? – Die Moral der Nationalökonomie ist der Erwerb, die Arbeit und die Sparsamkeit, die Nüchternheit – aber die Nationalökonomie verspricht mir meine Bedürfnisse zu befriedigen. – Die Nationalökonomie der Moral ist der Reichthum an gutem Gewissen, an Tugend etc, aber wie kann ich tugendhaft sein, wenn ich nicht bin, wie ein gutes Gewissen haben, wenn ich nichts weiß? – Es ist dieß im Wesen der Entfremdung gegründet, daß jede Sphäre einen andern und entgegengesezten Maaßstab an mich legt, ein[en] andern die Moral, einen andern d[ie] Nationalökon[omie,] weil jede eine bestimmte Entfremdung d[es] Menschen ist und jede ||XVII| einen besondern Kreis der Entfremdeten Wesensthätigkeit fixirt; jede sich entfremdet zu der andern Entfremdung verhält. …So wirft Herr Michel Chevalier dem Ricardo vor, daß er von der Moral abstrahirt. Aber Ricardo läßt die Nationalökonomie ihre eigne Sprache sprechen. Wenn diese nicht moralisch spricht, so ist es nicht die Schuld von Ricardo. M. Ch. abstrahirt von der Nationalökonomie, so weit er moralisirt, aber er abstrahirt nothwendig und wirklich von der Moral, so weit er Nationalökonomie treibt. Die Beziehung d[es] Nationalökonomen auf die Moral, wenn sie anders nicht willkührlich, zufällig und daher unbegründet und unwissenschaftlich ist, wenn sie nicht zum Schein vorgemacht, sondern als wesentlich gemeint wird, kann doch nur die Beziehung der Nationalökonomischen Gesetze auf die Moral sein; wenn diese nicht oder vielmehr das Gegentheil stattfindet, was kann Ricardo dafür? Uebrigens ist auch der Gegensatz der Nationalökonomie und der Moral nur ein Schein und wie er ein Gegensatz ist, wieder kein Gegensatz. Die Nationalökonomie drückt nur in ihrer Weise die Moralischen Gesetze aus. —

Die Bedürfnißlosigkeit als das Princip der Nationalökonomie zeigt sich am glänzendsten in ihrer Bevölkerungstheorie. Es giebt zu viel Menschen. Sogar das Dasein d[es] Menschen ist ein purer Luxus und wenn der Arbeiter «moralisch» ist (Mill schlägt öffentliche Belobungen für die vor, die sich enthaltsam in geschlechtlicher Beziehung zeigen und öffentlichen Tadel für die, die sich versündigen an dieser Unfruchtbarkeit der Ehe… ist das nicht Moral, Lehre von der Ascese?) wird er sparsam sein an Zeugung. Die Production d[es] Menschen erscheint als öffentliches Elend. —

Der Sinn, den die Production in Bezug auf d[en] Reichen hat, zeigt sich offenbart in dem Sinne, den sie für d[en] Armen hat; nach oben ist die Aüsserung immer fein, versteckt, zweideutig, Schein, nach unten hin grob, grad heraus, offenherzig, Wesen. Das rohe Bedürfniß des Arbeiters ist eine viel grössere Quelle des Gewinns als das feine d[es] Reichen. Die Kellerwohnungen in London bringen ihren Vermiethern mehr ein, als die Palläste, d.h. sie sind in Bezug auf ihn ein größrer Reichthum, also, um nationalökonomisch zu sprechen, ein größrer gesellschaftlicher Reichthum. – || Und wie die Industrie auf die Verfeinerung der Bedürfnisse, ebenso sehr spekulirt sie auf ihre Rohheit, aber auf ihre künstlich hervorgebrachte Rohheit, deren wahrer Genuß daher die Selbstbetäubung ist, diese scheinbare Befriedigung des Bedürfnisses, diese Civilisation innerhalb der rohen Barbarei des Bedürfnisses. – Die englischen Schnapsläden sind darum sinnbildliche Darstellungen des Privateigenthums. Ihr Luxus zeigt das wahre Verhältniß des industriellen Luxus und Reichthums zum Menschen. Sie sind daher mit Recht auch die einzigen, wenigstens mild von der englischen Polizei behandelten Sonntagsvergnügungen des Volkes. —/

[Zusätze]

/XVIII/ Wir haben schon gesehn wie der Nationalökonom Einheit von Arbeit und Capital auf vielfache Art sezt; 1) Das Capital ist aufgehäufte Arbeit; 2) Die Bestimmung des Capitals innerhalb der Production, theils die Reproduction des Capitals mit Gewinn, theils das Capital als Rohstoff (Material der Arbeit) theils als selbst arbeitendes Instrument – die Maschine ist das unmittelbar mit der Arbeit identisch gesezte Capital – ist produktive Arbeit; 3) Der Arbeiter ist ein Capital; 4) Der Arbeitslohn gehört zu den Kosten des Capitals; 5) in Bezug auf den Arbeiter ist die Arbeit die Reproduction seines Lebenskapitals; 6) in Bezug auf den Capitalisten ein Moment der Thätigkeit seines Capitals.

Endlich 7) unterstellt der Nationalökonom die ursprüngliche Einheit beider als die Einheit von Capitalist und Arbeiter, dieß ist der paradisische Urzustand. Wie diese beiden Momente ||XIX| als 2 Personen sich entgegen springen, ist für d[en] Nationalök[onomen] ein zufälliges und darum nur äusserlich zu erklärendes Ereigniß. (Sieh Mill.) —

Die Nationen, welche noch von dem sinnlichen Glanz der edlen Metalle geblendet und darum noch Fetischdiener des Metallgeldes sind – sind noch nicht die vollendeten Geldnationen. Gegensatz von Frankreich und England. —

Wie sehr die Lösung der theoretischen Räthsel eine Aufgabe der Praxis und praktisch vermittelt ist, wie die wahre Praxis die Bedingung einer wirklichen und positiven Theorie ist, zeigt sich z.B. am Fetischismus. Das sinnliche Bewußtsein des Fetischdieners ist ein andres, wie das d[es] Griechen, weil sein sinnliches Dasein noch ein andres ist. Die abstrakte Feindschaft zwischen Sinn und Geist ist nothwendig, so lang der menschliche Sinn für die Natur, der menschliche Sinn der Natur, also auch der natürliche Sinn d[es] Menschen noch nicht durch die eigne Arbeit d[es] Menschen producirt ist. —

Die Gleichheit ist nichts andres als das deutsche Ich = Ich, in französische, d.h. politische Form übersezt. Die Gleichheit als Grund des Communismus ist seine politische Begründung und ist dasselbe, als wenn der Deutsche ihn sich dadurch begründet, daß er d[en] Menschen als allgemeines Selbstbewußtsein faßt. Es versteht sich, daß die Aufhebung der Entfremdung immer von der Form der Entfremdung aus geschieht, welche die herrschende Macht ist, in Deutschland das Selbstbewußtsein, in Frankreich die Gleichheit, weil die Politik, in England das wirkliche materielle sich nur an sich selbst messende praktische Bedürfniß. Von diesem Punkt aus ist Proudhon zu kritisiren und anzuerkennen. —

Wenn wir den Communismus selbst noch – weil als Negation der Negation, als die Aneignung des menschlichen Wesens, die sich mit sich durch Negation d[es] Privateigenth[ums vermi]ttelt, daher noch nicht als die wahre, von sich selbst, sondern vielmehr vom Privateigenthum aus beginnende Position – bezeichnen, […] in altdeutscher Weise – nach Weise der hegel’schen Phänomenologie – so aufzu[…] als ein überwundnes Moment nun abgemacht sei und man […] könne, und sich dabei beruhigen könne, ihn in seinem Bewußtsein aufge[…] des menschlichen Wesens nur durch d. wirkliche […] Aufhebung seines Gedankens nach wie vor […] da also mit ihm die wirkliche || Entfremdung des menschlichen Lebens bleibt und eine um so grössere Entfremdung bleibt, je mehr man ein Bewußtsein über sie als eine solche hat – vollbracht werden kann, so ist sie also nur durch den ins Werk gesezten Communismus zu vollbringen. Um d[en] Gedanken des Privateigenthums aufzuheben, dazu reicht der gedachte Communismus vollständig aus. Um das wirkliche Privateigenthum aufzuheben, dazu gehört eine wirkliche communistische Aktion. Die Geschichte wird sie bringen und jene Bewegung, die wir in Gedanken schon als eine sich selbst aufhebende wissen, wird in der Wirklichkeit einen sehr rauhen und weitläufigen Proceß durchmachen. Als einen wirklichen Fortschritt müssen wir es aber betrachten, daß wir von vornherein sowohl von der Beschränkthei[t] als dem Ziel der geschichtlichen Bewegung, und ein sie überbietendes Bewußtsein erworben haben. —

Wenn die communistischen Handwerker sich vereinen, so gilt ihnen zunächst die Lehre, Propaganda etc als Zweck. Aber zugleich eignen sie sich dadurch ein neues Bedürfniß, das Bedürfniß der Gesellschaft an und was als Mittel erscheint, ist zum Zweck geworden. Diese prakti[sche] Bewegung kann man in ihren glänzendsten Resultaten anschaun, wenn man socialistische französische ouvriers vereinigt sieht. Rauchen, Trinken, Essen etc sind nicht mehr da als Mittel der Verbindung und als verbindende Mittel. Die Gesellschaft, der Verein, die Unterhaltung, die wieder die Gesellschaft zum Zweck hat, reicht ihnen hin, die Brüderlichkeit d[er] Menschen ist keine Phrase, sondern Wahrheit bei ihnen und der Adel der Menschheit leuchtet un[s] aus den von der Arbeit verhärteten Gestalten entgegen. —|

|XX| – Wenn die Nationalökonomie behauptet, daß Nachfrage und Zufuhr sich immer decken, so vergißt sie sogleich, daß nach ihrer eignen Behauptung die Zufuhr von Menschen (Bevölkerungstheorie) immer die Nachfrage übersteigt, daß also bei dem wesentlichen Resultat der ganzen Production – der Existenz d[es] Menschen – das Mißverhältniß zwischen Nachfrage und Zufuhr seinen entschiedensten Ausdruck erhält. —

Wie sehr das Geld das als Mittel erscheint, die wahre Macht und der einzige Zweck ist – wie sehr überhaupt das Mittel, das mich zum Wesen macht, das mir das fremde gegenständliche Wesen aneignet, Selbstzweck ist, …das kann man daraus ersehn, wie Grundeigenthum, da wo der Boden die Lebensquelle, Pferd und Schwerdt, da wo sie das wahre Lebensmittel sind – auch als die wahren politischen Lebensmächte anerkannt sind. Im Mittelalter ist ein Stand emancipirt, sobald er das Schwerdt tragen darf. Bei nomadischen Bevölkerungen ist das Roß das, was mich zum Freien, zum Theilnehmer am Gemeinwesen macht. —

Wir haben oben gesagt, daß der Mensch zu der Höhlenwohnung etc aber zu ihr unter einer entfremdeten, feindseeligen Gestalt zurückkehrt. Der Wilde in seiner Höhle – diesem unbefangen sich zum Genuß und Schutz darbietenden Naturelement – fühlt sich nicht fremder, oder fühlt sich vielmehr so heimisch, als der Fisch im Wasser. Aber die Kellerwohnung des Armen ist eine feindliche als «fremde Macht an sich haltende Wohnung, die sich ihm nur hingiebt, sofern er seinen Blutschweiß ihr hingiebt», die er nicht als seine Heimath, – wo er endlich sagen könnte, hier bin ich zu Hause – betrachten darf, wo er sich vielmehr in dem Haus eines andern, in einem fremden Hause befindet, der täglich auf der Lauer steht und ihn hinauswirft, wenn er nicht die Miethe zahlt. Ebenso weiß er der Qualität nach seine Wohnung im Gegensatz zur jenseitigen, im Himmel des Reichthums, residirenden menschlichen Wohnung.

Die Entfremdung erscheint sowohl darin, daß mein Lebensmittel eines andern ist, daß dieß, was mein Wunsch der unzugängliche Besitz eines andern ist, als daß jede Sache selbst ein andres als sie selbst, als daß meine Thätigkeit ein andres, als endlich, – und dieß gilt auch für den Capitalisten – daß überhaupt die unmenschliche Macht her[rscht.] |

| Die Bestimmung des sich nur zum Genuß preißgebenden, unthätigen und verschwendenden Reichthums – worin der Geniessende zwar einerseits sich als ein nur vergängliches, wesenlos sich austobendes Individuum bethätigt und ebenso die fremde Sklavenarbeit, den menschlichen Blutschweiß als die Beute seiner Begierde, und darum d[en] Menschen selbst, also auch sich selbst als ein aufgeopfertes nichtiges Wesen weiß, wobei die Menschenverachtung als Uebermuth, als ein Wegwerfen dessen, was hundert menschliche Leben fristen kann, theils als die infame Illusion erscheint, daß seine zügellose Verschwendung und haltlose, improduktive Consumtion die Arbeit und damit die Subsistenz des andern bedingt, der die Verwirklichung der menschlichen Wesenskräfte nur als Verwirklichung seines Unwesens, seiner Laune und willkührlich bizarren Einfälle weiß, dieser Reichthum, der aber andrerseits den Reichthum als ein bloses Mittel und nur der Vernichtung werthes Ding weiß, der also zugleich sein Sklave und sein Herr, zugleich großmüthig und niederträchtig, launenhaft, dünkelhaft, eingebildet, fein, gebildet, geistreich ist, – dieser Reichthum hat noch nicht den Reichthum als eine gänzlich fremde Macht über sich selbst erfahren; er sieht in ihm vielmehr nur seine eigne Macht, und [nicht] d[er] Reichthum, sondern d[er] Genuß […]r lezter Endzweck. Dieser R[eichthum] […]m […] ||XXI| und der glänzenden, durch den sinnlichen Schein geblendeten Illusion, über das Wesen des Reichthums, tritt der arbeitende, nüchterne, prosaische \ ökonomische – über das Wesen des Reichthums aufgeklärte Industrielle gegenüber – und wie er jener Genußsucht einen größren Umkreis verschafft, ihm schöne Schmeicheleien in seinen Productionen sagt, – seine Producte sind eben so viel niedrige Complimente an die Gelüste des Verschwenders – so weiß er die jenem verschwindende Macht auf die einzig nützliche Weise sich selbst anzueignen. Wenn sonach der industrielle Reichthum zunächst als Resultat des verschwenderischen, phantastischen Reichthums erscheint, – so verdrängt die Bewegung des erstern auch auf thätige Weise, durch ihm eigne Bewegung den leztern. Das Fallen des Geldzinses ist nämlich eine nothwendige Consequenz und Resultat der industriellen Bewegung. Die Mittel des verschwenderischen Rentiers vermindern sich also täglich, grade im umgekehrten Verhältniß zur Vermehrung der Mittel und Fallstricke des Genusses. Er muß also entweder sein Capital selbst verzehren, also zu Grunde gehn oder selbst zum industriellen Capitalisten werden. …Andrerseits steigt zwar die Grundrente unmittelbar beständig durch den Lauf der industriellen Bewegung, aber – wir haben es schon gesehn – es kömmt nothwendig ein Zeitpunkt, wo das Grundeigenthum in die Categorie des mit Gewinn sich reproducirenden Capitals, wie jedes andre Eigenthum fallen muß – und zwar ist dieß das Resultat derselben industriellen Bewegung. Also muß auch der verschwenderische Grundherr entweder sein Capital verzehren, also zu Grunde gehn – oder selbst der Pächter seines eignen Grundstücks – ackerbauender Industrieller werden. —

Die Verminderung des Geldzinses – welche Proudhon als die Aufhebung des Capitals und als Tendenz nach d[ie] Socialisirung des Capitals betrachtet – ist daher vielmehr unmittelbar nur ein Symptom von dem vollständigen Sieg des arbeitenden Capitals über den verschwenderischen Reichthum, d.h. die Verwandlung alles Privateigenthums in industrielles Capital – der vollständige Sieg des Privateigenthums über alle dem Schein nach noch menschlichen Qualitäten desselben und die völlige Unterjochung des Privateigenthümers unter das Wesen des Privateigenthums, – die Arbeit. |

| Allerdings genießt auch der industrielle Capitalist. Er kehrt keineswegs zur unnatürlichen Einfachheit des Bedürfnisses zurück, aber sein Genuß ist nur Nebensache, Erholung, untergeordnet der Production, dabei berechneter, also selbst ökonomischer Genuß, denn er schlägt seinen Genuß zu den Kosten des Capitals, und sein Genuß darf ihm daher nur so viel kosten, daß das an ihm Verschwendete durch die Reproduction des Capitals mit Gewinn wieder ersezt wird. Der Genuß ist also unter das Capital, das geniessende Individuum unter das Capitalisirende subsumirt, während früher das Gegentheil stattfand. Die Abnehmung der Zinsen ist daher nur insofern ein Symptom der Aufhebung des Capitals, als sie ein Symptom seiner sich vollendeten Herrschaft, der sich vollendenden und daher ihrer Aufhebung zueilenden Entfremdung ist. Dieß ist überhaupt die einzige Weise, wie das Bestehende sein Gegentheil bestätigt. —

Der Zank d[er] Nationalökonomen über Luxus und Ersparung ist daher nur der Zank der über das Wesen des Reichthums ins Klare gekommenen Nationalökonomie mit derjenigen, die noch mit Romantischen antiindustriellen Erinnerungen behaftet ist. Beide Theile wissen sich aber den Gegenstand des Streits nicht auf seinen einfachen Ausdruck zu bringen und werden daher nicht mit einander fertig. —|

/XXXIV/ Die Grundrente wurde ferner qua Grundrente gestürzt – indem von der neuern Nationalökonomie im Gegensatz zu dem Argument d[er] Physiokraten, der Grundeigenthümer sei der einzig wahre Producent, vielmehr bewiesen wurde, daß der Grundeigenthümer als solcher vielmehr der einzige ganz impro||duktive Rentier sei. Die Agricultur sei Sache des Capitalisten, der seinem Capital diese Anwendung gebe, wenn er von ihr den gewöhnlichen Gewinn zu erwarten habe. Die Aufstellung d[er] Physiocraten – daß das Grundeigenthum als das einzig produktive Eigenthum allein die Staatssteuern zu zahlen, also auch allein sie zu bewilligen und Theil an dem Staatswesen zu nehmen habe – verkehrt sich daher in die umgekehrte Bestimmung, daß die Steuer auf Grundrente die einzige Steuer auf ein improduktives Einkommen sei, daher die einzige Steuer, welche der nationalen Production nicht schädlich sei. Es versteht sich, daß so gefaßt, auch das politische Vorrecht der Grundeigenthümer nicht mehr aus ihrer hauptsächlichen Besteuerung folgt. —

Alles was Proudhon als Bewegung der Arbeit gegen das Capital faßt, ist nur die Bewegung der Arbeit in der Bestimmung des Capitals, des industriellen Capitals gegen das nicht als Capital, d.h. nicht industriell sich consummirende Capital. Und diese Bewegung geht ihren siegreichen Weg, d.h. den Weg des Sieges des industriellen Capitals. – Man sieht also, daß erst indem die Arbeit als Wesen des Privateigenthums gefaßt wird, auch die nationalökonomische Bewegung als solche in ihrer wirklichen Bestimmtheit durchschaut werden kann. —

[Fragmente]

[Teilung der Arbeit]

Die Gesellschaft – wie sie für den Nationalökonomen erscheint – ist die bürgerliche Gesellschaft, worin jedes Individuum ein Ganzes von Bedürfnissen ist und es nur ||[XXX]V| für d[en] Andern, wie der Andre nur für es da ist, insofern sie sich wechselseitig zum Mittel werden. Der Nationalökonom – so gut, wie die Politik in ihren Menschenrechten – reducirt alles auf d[en] Menschen, d.h. auf das Individuum, von welchem er alle Bestimmtheit abstreift, um es als Capitalist oder Arbeiter zu fixiren. —

Die Theilung der Arbeit ist der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung. Oder, da die Arbeit nur ein Ausdruck der menschlichen Thätigkeit innerhalb der Entäusserung, der Lebensäusserung als Lebensentäusserung ist, so ist auch die Theilung der Arbeit nichts andres als das entfremdete, entäusserte Setzen der menschlichen Thätigkeit als einer realen Gattungsthätigkeit oder als Thätigkeit d[es] Menschen als Gattungswesen.

Ueber das Wesen der Theilung der Arbeit – welche natürlich als ein Hauptmotor der Production des Reichthums gefaßt werden mußte, sobald die Arbeit als das Wesen des Privateigenthums erkannt war, – d.h. über diese entfremdete und entäusserte Gestalt der menschlichen Thätigkeit als Gattungsthätigkeit sind die Nationalökonomen sehr unklar und sich widersprechend.

Adam Smith: «Die Theilung der Arbeit verdankt nicht der menschlichen Weisheit ihren Ursprung. Sie ist die nothwendige, langsame und stufenweise Consequenz des Hangs zum Austausch und des wechselseitigen Verschacherns der Producte. Dieser Hang zum Handel ist wahrscheinlich eine nothwendige Folge des Gebrauchs der Vernunft und des Wortes. Er ist allen Menschen gemeinschaftlich, findet sich bei keinem Thier. Das Thier sobald es erwachsen ist, lebt auf seine Faust. Der Mensch hat beständig die Unterstützung von andern nöthig und vergeblich würde er sie blos von ihrem Wohlwollen erwarten. Es wird viel sicherer sein, sich an ihr persönliches Interesse zu wenden und sie zu überreden, ihr eigner Vortheil erheische das zu thun, was er von ihnen wünscht. Wir adressiren uns bei andern Menschen nicht an ihre Menschheit, sondern an ihren Egoismus; wir sprechen ihnen niemals von unsern Bedürfnissen, sondern immer von ihrem Vortheil. …Da wir also durch Tausch, Handel, Schacher die Mehrzahl der guten Dienste, die uns wechselseitig nöthig sind, erhalten, so ist es diese Disposition zum Schacher, welche der Theilung der Arbeit || ihren Ursprung gegeben hat. Z.B. In einem Tribus von Jägern oder Hirten macht ein Privatmann Bogen und Sehnen mit mehr Geschwindigkeit und Geschicklichkeit als ein andrer. Er vertauscht oft mit seinen Genossen diese Arten von Tagwerk gegen Vieh und Wild, er bemerkt bald, daß er lezteres durch dieses Mittel sich leichter verschaffen kann, als wenn er selbst auf die Jagd ginge. Aus interessirter Berechnung macht er also aus der Fabrikation der Bogen etc seine Hauptbeschäftigung. Die Differenz der natürlichen Talente unter den Individuen ist nicht sowohl die Ursache als der Effekt der Theilung der Arbeit. …Ohne die Disposition d[er] Menschen zu handlen und tauschen, wäre jeder verpflichtet gewesen, sich selbst alle Nothwendigkeiten und Bequemlichkeiten des Lebens zu verschaffen. Jeder hätte dasselbe Tagewerk zu erfüllen gehabt und jene grosse Differenz der Beschäftigungen, welche allein eine grosse Differenz der Talente erzeugen kann, hätte nicht Stattgefunden. …Wie nun dieser Hang zum Tauschen die Verschiedenheit der Talente erzeugt unter den Menschen, so ist es auch derselbe Hang, der diese Verschiedenheit nützlich macht. – Viele Thierraçen, obgleich von derselben Species, haben von der Natur unterschiedene Charaktere erhalten, die in Bezug auf ihre Anlagen Augenfälliger sind, als man bei d[en] ungebildeten Menschen beobachten könnte. Von Natur ist ein Philosoph nicht halb so verschieden von einem Sackträger an Talent und Intelligenz als ein Haushund von einem Windhund, ein Windhund von einem Wachtelhund und dieser von einem Schäferhund. Dennoch sind diese verschiednen Thierraçen, obgleich von derselben species fast von gar keiner Nützlichkeit für einander. Der Hofhund kann den Vortheilen seiner Stärke ||XXXVI| nichts hinzufügen, dadurch daß er sich etwa der Leichtigkeit des Windhundes etc bediente. Die Wirkungen dieser verschiednen Talente oder Stufen der Intelligenz können, aus Mangel der Fähigkeit oder des Hangs zum Handel und Austausch, nicht zusammen, in Gemeinschaft geworfen werden und können durchaus nicht zum Vortheil oder zur gemeinschaftlichen Bequemlichkeit der species beitragen. …Jedes Thier muß sich selbst unterhalten und beschützen, unabhängig von den andern, – es kann nicht den geringsten Nutzen von der Verschiedenheit der Talente ziehn, welche die Natur unter seinesgleichen vertheilt hat. Unter den Menschen dagegen, sind die disparatesten Talente einander nützlich, weil die verschiednen Producte jeder ihrer respektiven Industriezweige, vermittelst dieses allgemeinen Hangs zum Handel und Austausch, sich so zu sagen, in eine gemeinschaftliche Masse geworfen finden, wo jeder Mensch nach seinen Bedürfnissen kaufen gehn kann irgendeinen Theil des Products der Industrie d[er] andern. – Weil dieser Hang zum Austausch der Theilung der Arbeit ihren Ursprung giebt, so ist folglich das Wachsthum dieser Theilung immer beschränkt durch die Ausdehnung der Fähigkeit auszutauschen oder in andern Worten durch die Ausdehnung des Marktes. Ist der Markt sehr klein, so wird Niemand ermuthigt sein, sich gänzlich einer einzigen Beschäftigung zu ergeben, aus Mangel das Mehr des Products seiner Arbeit, welches seine eigne Consumtion übersteigt, gegen ein gleiches Mehr des Products der Arbeit eines andern, das er sich zu verschaffen wünschte, austauschen zu können…» Im fortgeschrittnen Zustand: «Jeder Mensch besteht von échanges, vom Austausch und wird eine Art von Handelsmann, und die Gesellschaft selbst ist eigentlich eine Handelstreibende Gesellschaft. (Sieh Destutt de Tracy: die Gesellschaft ist eine Reihe v[on] wechselseitigem Austausch, in dem Commerce liegt das ganze Wesen der Gesellschaft.) …Die Accumulation der Capitalien steigt mit der Theilung der Arbeit und wechselseitig.» – So weit Adam Smith.

«Wenn jede Familie die Totalität der Gegenstände ihrer Consumtion erzeugte, könnte die Gesellschaft in Gang bleiben, obgleich sich keine Art von Austausch bewerkstellig||te – ohne fundamental zu sein, ist der Austausch unentbehrlich in dem avancirten Zustand unsrer Gesellschaft – die Theilung der Arbeit ist eine geschickte Anwendung der Kräfte d[es] Menschen – sie vermehrt also die Producte der Gesellschaft, ihre Macht und ihre Genüsse, aber sie beraubt, vermindert die Fähigkeit jedes Menschen individuell genommen. – Die Production kann ohne den Austausch nicht Stattfinden.» – So J.B. Say.

«Die dem Menschen inhärenten Kräfte sind: seine Intelligenz und seine physische Anlage zur Arbeit; diejenigen, welche von dem Gesellschaftlichen Zustand ihren Ursprung ableiten, bestehn: in der Fähigkeit die Arbeit zu theilen und die verschiednen Arbeiten unter die verschiednen Menschen auszutheilen. …und in dem Vermögen die wechselseitigen Dienste auszutauschen und die Producte, welche diese Mittel constituiren. …Das Motiv warum ein Mensch d[em] andern seine Dienste widmet, ist der Eigennutz – der Mensch verlangt eine Recompens für die einem andern geleisteten Dienste. – Das Recht des exclusiven Privateigenthums ist unentbehrlich, damit sich der Austausch unter den Menschen etablire.» «Austausch und Theilung der Arbeit bedingen sich wechselseitig.» So Skarbek.

Mill stellt den entwickelten Austausch, den Handel, als Folge der Theilung der Arbeit dar.

«Die Thätigkeit des Menschen kann auf sehr einfache Elemente reducirt werden. Er kann in Wahrheit nichts mehr thun, als Bewegung produciren; er kann die Sachen bewegen, um sie von einander zu ent||XXXVIl|fernen oder einander zu nähern; die Eigenschaften der Materie thun das Uebrige. Bei der Anwendung der Arbeit und der Maschinen findet man oft, daß die Wirkungen durch eine geschickte Vertheilung vermehrt werden können, durch Trennung der Operationen, die sich entgegenstehn und durch Vereinigung aller derjenigen, welche auf irgendeine Weise sich wechselseitig fördern können. Da im Allgemeinen die Menschen nicht viele verschiedne Operationen mit gleicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit exekutiren können, wie die Gewohnheit ihnen diese Fähigkeit für die Ausübung einer kleinen Zahl verschafft – so ist es immer vortheilhaft, so viel als möglich die Zahl der jedem Individuum anvertrauten Operationen zu beschränken. – Zur Theilung der Arbeit und Vertheilung der Kräfte d[er] Menschen und der Maschinen auf die vortheilhafteste Art ist es nothwendig in einer Menge von Fällen, auf einer grossen Stufenleiter zu operiren oder in andern Worten, die Reichthümer in grossen Massen zu produciren. Dieser Vortheil ist der Entstehungsgrund der grossen Manufacturen, von denen oft eine kleine, unter günstigen Verhältnissen gegründete Anzahl, manchmal nicht nur ein einziges, sondern mehre Länder approvisionirt mit der hier verlangten Quantität von den durch sie producirten Objekten.» So Mill.

Die ganze moderne Nationalökonomie aber stimmt darin überein, daß Theilung der Arbeit und Reichthum der Production, Theilung der Arbeit und Accumulation des Capitals sich wechselseitig bedingen, wie daß das freigelaßne, sich selbst überlaßne Privateigenthum, allein die nützlichste und umfassendste Theilung der Arbeit hervorbringen kann.

Adam Smiths Entwicklung läßt sich dahin resümiren: Die Theilung der Arbeit giebt der Arbeit die unendliche Productionsfähigkeit. Sie ist begründet in dem Hang zum Austausch und Schacher, einem spezifisch menschlichen Hang, der wahrscheinlich nicht zufällig, sondern durch den Gebrauch der Vernunft und der Sprache bedingt ist. Das Motiv des Austauschenden ist nicht die Menschheit, sondern der Egoismus. Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Talente ist mehr die Wirkung, als die Ursache der Theilung der Arbeit, i.e. des Austauschs. Auch macht lezterer erst diese Verschiedenheit nützlich. Die besondren Eigenschaften der verschiednen Raçen einer Thierart sind von Natur schärfer als die Verschiedenheit menschlicher Anlage und Thätigkeit. Weil die Thiere aber nicht auszutauschen vermögen, nüzt keinem Thierindividuum die unterschiedne Eigenschaft eines Thieres von der selben Art, aber von verschiedner Raçe. Die Thiere vermögen nicht die unterschiednen Eigenschaften ihrer || species zusammenzulegen; sie vermögen nichts zum gemeinschaftlichen Vortheil und Bequemlichkeit ihrer species beizutragen. Anders der Mensch, wo die disparatesten Talente und Thätigkeitsweisen sich wechselseitig nützen, weil sie ihre verschiednen Producte zusammenwerfen können in eine gemeinschaftliche Masse, wovon jeder kaufen kann. Wie die Theilung der Arbeit aus dem Hang des Austauschs entspringt, so wächst sie und ist begrenzt durch die Ausdehnung des Austausches, des Marktes. Im fortgeschrittnen Zustand jeder Mensch Handelsmann, die Gesellschaft eine Handelsgesellschaft.

Say betrachtet den Austausch als zufällig und nicht fundamental. Die Gesellschaft könnte ohne ihn bestehn. Er wird unentbehrlich im avancirten Zustand der Gesellschaft. Dennoch kann die Production ohne ihn nicht Stattfinden. Die Theilung der Arbeit ist ein bequemes, nützliches Mittel, eine geschickte Anwendung der menschlichen Kräfte für den gesellschaftlichen Reichthum, aber sie vermindert die Fähigkeit jedes Menschen individuell genommen. Die lezte Bemerkung ist ein Fortschritt von Say.

Skarbek unterscheidet die individuellen, d[em] Menschen inhärenten Kräfte, Intelligenz und physische Disposition zur Arbeit, von den von der Gesellschaft hergeleiteten Kräften, Austausch und Theilung der Arbeit, die sich wechselseitig bedingen. Aber die nothwendige Voraussetzung des Austausches ist das Privateigenthum. Skarbek drückt hier unter objektiver Form aus, was Smith, Say, Ricardo etc sagen, wenn sie den Egoismus, das Privatinteresse als Grund des Austausches oder den Schacher als die wesentliche und adaequate Form des Austausches bezeichnen.

Mill stellt den Handel als Folge der Theilung der Arbeit dar. Die menschliche Thätigkeit reducirt sich ihm auf eine mechanische Bewegung, Theilung der Arbeit und Anwendung von Maschinen befördern den Reichthum der Production. Man muß jedem Menschen einen möglichst kleinen Kreis von Operationen anvertrauen. Ihrer Seits bedingen Theilung der Arbeit und Anwendung von Maschinen die Production des Reichthums in Masse, also d[es] Products. Dieß der Grund der grossen Manufacturen. —|

|XXXVIII| Die Betrachtung der Theilung der Arbeit und des Austausches ist vom höchsten Interesse, weil sie die sinnfällig entäusserten Ausdrücke der menschlichen Thätigkeit und Wesenskraft, als einer Gattungsmässigen Thätigkeit und Wesenskraft sind.

Daß die Theilung der Arbeit und der Austausch auf dem Privateigenthum beruhen ist nichts anders als die Behauptung daß die Arbeit das Wesen des Privateigenthums ist, eine Behauptung, die der Nationalökonom nicht beweisen kann, und die wir für ihn beweisen wollen. Eben darin, daß Theilung der Arbeit und Austausch Gestaltungen des Privateigenthums sind, eben darin liegt der doppelte Beweis, sowohl daß das menschliche Leben zu seiner Verwirklichung des Privateigenthums bedurfte, wie andrerseits, daß es jezt der Aufhebung des Privateigenthums bedarf.

Theilung der Arbeit und Austausch sind die beiden Erscheinungen, bei denen der Nationalökonom auf die Gesellschaftlichkeit seiner Wissenschaft pocht und den Widerspruch seiner Wissenschaft, die Begründung der Gesellschaft durch das ungesellschaftliche Sonderinteresse in einem Athemzug bewußtlos ausspricht.

Die Momente die wir zu betrachten haben, sind: Einmal wird der Hang des Austauschs – dessen Grund im Egoismus gefunden wird – als Grund oder Wechselwirkung der Theilung der Arbeit betrachtet. Say betrachtet den Austausch als nicht fundamental für das Wesen der Gesellschaft. Der Reichthum, die Production wird durch die Theilung der Arbeit und den Austausch erklärt. Die Verarmung und Entwesung der individuellen Thätigkeit durch die Theilung der Arbeit wird zugestanden. Austausch und Theilung der Arbeit werden als Producenten der grossen Verschiedenheit der menschlichen Talente anerkannt, eine Verschiedenheit, welche durch ersteren auch wieder nützlich wird. Skarbek theilt die Productions oder produktiven Wesenskräfte des Menschen in 2 Theile, 1) die individuellen und ihm inhärenten, seine Intelligenz und specielle Arbeitsdisposition oder Fähigkeit, 2) die von der Gesellschaft – nicht vom wirklichen Individuum – abgeleiteten, die Theilung der Arbeit und den Austausch. – Ferner: Die Theilung der Arbeit ist durch den Markt beschränkt. – Die menschliche Arbeit ist einfache mechanische Bewegung; die Hauptsache thun die materiellen Eigenschaften der Gegenstände. – Einem Individuum müssen wenigst mögliche Operationen zugetheilt werden – Spaltung der Arbeit und Concentrirung des Capitals, die Nichtigkeit der individuellen Production und d[ie] Production des Reichthums in Masse – Verstand des freien Privateigenthums in der Theilung der Arbeit. |

[Geld]

|XL[I]| Wenn die Empfindungen, Leidenschaften etc d[es] Menschen nicht nur anthropologische Bestimmungen im [eigne]n Sinn, sondern wahrhaft ontologische Wesens(Natur)bejahungen sind – und wenn sie nur dadurch wirklich sich bejahen, daß ihr Gegenstand sinnlich für sie ist, so versteht sich 1) daß die Weise ihrer Bejahung durchaus nicht eine und dieselbe ist, sondern vielmehr die unterschiedne Weise der Bejahung die Eigenthümlichkeit ihres Daseins, ihres Lebens bildet; die Weise, wie der Gegenstand für sie, ist die eigenthümliche Weise ihres Genusses; 2) da, wo die sinnliche Bejahung unmittelbares Aufheben des Gegenstandes in seiner selbstständigen Form ist (Essen, Trinken, Bearbeiten des Gegenstandes etc) ist dieß die Bejahung des Gegenstandes; 3) insofern der Mensch menschlich, also auch seine Empfindung etc menschlich ist, ist die Bejahung des Gegenstandes durch einen andern, ebenfalls sein eigner Genuß; 4) erst durch die entwickelte Industrie, i.e. durch die Vermittlung des Privateigenthums wird das ontologische Wesen der menschlichen Leidenschaft sowohl in seiner Totalität, als in seiner Menschlichkeit; die Wissenschaft vom Menschen ist also selbst ein Product der praktischen Selbstbetätigung d[es] Menschen; 5) der Sinn des Privateigenthums – losgelöst von seiner Entfremdung – ist das Dasein der wesentlichen Gegenstände für d[en] Menschen, sowohl als Gegenstand des Genusses, wie der Thätigkeit. —

Das Geld, indem es die Eigenschaft besizt, alles zu kaufen, indem es die Eigenschaft besizt, alle Gegenstände sich anzueignen, ist also der Gegenstand im eminenten Besitz. Die Universalität seiner Eigenschaft ist die Allmacht seines Wesens; es gilt daher als allmächtiges Wesen. …Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfniß und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und dem Lebensmittel d[es] Menschen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das vermittelt mir auch das Dasein d[es] andern Menschen für mich. Das ist für mich der andre Mensch. –

— — —

«Was Henker? freilich Hand und Füsse

Und Kopf und Hintre, die sind dein!

Doch alles was ich frisch geniesse,

Ist das drum weniger mein?

Wenn ich sechs Hengste zahlen kann,

Sind ihre Kräfte nicht die meine?

Ich renne zu und bin ein rechter Mann,

Als hätt’ ich vierundzwanzig Beine.»

Göthe. Faust. (Mephisto) |

| Shakespeare im Timon von Athen:

«Gold? kostbar, flimmernd, rothes Gold? Nein, Götter!

Nicht eitel fleht’ ich.

So viel hievon macht schwarz weiß, häßlich schön;

Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel.

Dieß lockt… den Priester vom Altar;

Reißt Halbgenesnen weg das Schlummerkissen:

Ja dieser rothe Sklave löst und bindet

Geweihte Bande; segnet den Verfluchten;

Er macht den Aussatz lieblich, ehrt den Dieb,

Und giebt ihm Rang, gebeugtes Knie und Einfluß,

Im Rath der Senatoren: dieser führt

Der überjähr’gen Wittwe Freier zu;

Sie von Spital und Wunden giftig eiternd

Mit Ekel fortgeschickt, verjüngt balsamisch

Zu Maienjugend dieß. Verdammt Metall,

Gemeine Hure du der Menschen, die

Die Völker thört.»

Und weiter unten:

«Du süsser Königsmörder, edle Scheidung

Des Sohns und Vaters! glänzender Besudler

Von Hymens reinstem Lager! tapfrer Mars!

Du ewig blüh’nder zartgeliebter Freier,

Deß rother Schein den heil’gen Schnee zerschmelzt

Auf Dianas reinem Schoos! sichtbare Gottheit,

Die du Unmöglichkeiten eng verbrüderst,

Zum Kuß sie zwingst! du sprichst in jeder Sprache, |

|XLII| Zu jedem Zweck! o du der Herzen Prüfstein!

Denk, es empört dein Sklave sich, der Mensch!

Vernichte deine Kraft sie all verwirrend,

Daß Thieren wird die Herrschaft dieser Welt!»

Shakespeare schildert das Wesen des Geldes trefflich. Um ihn zu verstehn, beginnen wir zunächst mit der Auslegung der göthischen Stelle.

Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d.h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine – seines Besitzers – Eigenschaften und Wesenskräfte. Das was ich bin und vermag ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich – meiner Individualität nach – bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füsse; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe unehrlich zu sein, ich werde also als ehrlich präsumirt; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem kann er sich die Geistreichen Leute kaufen und wer die Macht über d[en] Geistreichen hat, ist der nicht geistreicher als der Geistreiche? Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besitze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegentheil?

Wenn das Geld das Band ist, das mich an das menschliche Leben, das mir die Gesellschaft, das mich mit der Natur und d[em] Menschen verbindet, ist das Geld nicht das Band aller Bande? Kann es nicht alle Bande lösen und binden? Ist es darum nicht auch das allgemeine Scheidungsmittel? Es ist die wahre || Scheidemünze, wie das wahre Bindungsmittel, die g[alvan]ochemische Kraft der Gesellschaft.

Shakespeare hebt an dem Geld besonders 2 Eigenschaften heraus.

1) Es ist die sichtbare Gottheit, die Verwandlung aller menschlichen und natürlichen Eigenschaften in ihr Gegentheil, die allgemeine Verwechslung und Verkehrung der Dinge; es verbrüdert Unmöglichkeiten;

2) Es ist die allgemeine Hure, der allgemeine Kuppler der Menschen und Völker.

Die Verkehrung und Verwechslung aller menschlichen und natürlichen Qualitäten, die Verbrüderung der Unmöglichkeiten – die göttliche Kraft – des Geldes liegt in seinem Wesen als dem entfremdeten, entäussernden und sich veräussernden Gattungswesen der Menschen. Es ist das entäusserte Vermögen der Menschheit.

Was ich qua Mensch nicht vermag, was also alle meine individuellen Wesenskräfte nicht vermögen, das vermag ich durch das Geld. Das Geld macht also jede dieser Wesenskräfte zu etwas, was sie an sich nicht ist, d.h. zu ihrem Gegentheil.

Wenn ich mich nach einer Speise sehne oder den Postwagen brauchen will, weil ich nicht stark genug bin, den Weg zu Fuß zu machen, so verschafft mir das Geld die Speise und den Postwagen, d.h. es verwandelt meine Wünsche aus Wesen der Vorstellung, es übersezt sie aus ihrem gedachten, vorgestellten, gewollten Dasein in ihr sinnliches, wirkliches Dasein, aus der Vorstellung in das Leben, aus dem vorgestellten Sein in das wirkliche Sein. Als diese Vermittlung ist es die wahrhaft schöpferische Kraft.

Die demande existirt wohl auch für den, der kein Geld hat, aber seine demande ist ein blosses Wesen der Vorstellung, das auf mich, auf d[en] 3ten, auf die [andern] ||XLIII| keine Wirkung, keine Existenz hat, also für mich selbst unwirklich, gegenstandlos bleibt. Der Unterschied der effectiven, auf das Geld basirten und d[er] Effektlosen, auf mein Bedürfniß, meine Leidenschaft, meinen Wunsch etc basirten demande ist der Unterschied zwischen Sein und Denken, zwischen der blosen in mir existirenden Vorstellung und der Vorstellung, wie sie als wirklicher Gegenstand ausser mir für mich ist.

Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe kein Bedürfniß, d.h. kein wirkliches und sich verwirklichendes Bedürfniß zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studiren, aber kein Geld dazu habe, habe keinen Beruf zum Studiren, d.h. keinen wirksamen, keinen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studiren habe, aber den Willen und das Geld, habe einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld – als das äussere, nicht aus d[em] Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende allgemeine – Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit, und die Wirklichkeit zu einer blosen Vorstellung zu machen, verwandelt ebenso sehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in blos abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrerseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existirenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegentheil umkehrt und ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt.

Als diese verkehrende Macht erscheint es dann auch gegen das Individuum und gegen die gesellschaftlichen etc Bande, die für sich Wesen zu sein behaupten. Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in d[en] Herrn, d[en] Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn. |

| Da das Geld, als der existirende und sich betätigende Begriff des Werthes alle Dinge verwechselt, vertauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten.

Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist. Da das Geld nicht gegen eine bestimmte Qualität, gegen ein bestimmtes Ding, menschliche Wesenskräfte, sondern gegen die ganze menschliche und natürliche Gegenständliche Welt sich austauscht, so tauscht es also – vom Standpunkt seines Besitzers angesehn – jede Eigenschaft gegen jede – auch ihr widersprechende Eigenschaft und Gegenstand – aus; es ist die Verbrüderung der Unmöglichkeiten, es zwingt das sich widersprechende zum Kuß.

Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältniß zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst geniessen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen und zu der Natur – muß eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äusserung deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h. wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe producirt, wenn du durch deine Lebensäusserung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück. |

APPARAT

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

I. Abkürzungen

IISG – Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam.

IML/ZPA Moskau – Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Zentrales Parteiarchiv.

MEGA1 I/1.2 – Karl Marx, Friedrich Engels: Historisch-kritische Gesamtausgabe… Abt. 1. Bd. 1: Karl Marx. Werke und Schriften bis Anfang 1844, nebst Briefen und Dokumenten. Halbbd. 2: Jugendarbeiten, Nachträge, Briefe und Dokumente. Berlin 1929.

MEGA1 I/3 – Karl Marx, Friedrich Engels: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Im Auftr. des Marx-Engels-Instituts Moskau hrsg. von V. Adoratskij. Abt. 1. Bd. 3: Karl Marx, Friedrich Engels. Die heilige Familie und Schriften von Marx von Anfang 1844 bis Anfang 1845. Berlin 1932.

MEGA2 I/1 – Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Abt. 1. Bd. 1: Karl Marx. Werke, Artikel, literarische Versuche bis März 1843. Berlin 1975.

MEGA2 II/2 – Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Abt. 2. Bd. 2: Karl Marx. Ökonomische Manuskripte und Schriften 1858 – 1861. Berlin 1980.

MEGA2 II/3.6 – Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Abt. 2. Bd. 3: Karl Marx. Zur Kritik der politischen Ökonomie (Manuskript 1861 – 1863). Teil 6. Berlin 1982.

MEGA2 III/1 – Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Abt. 3. Bd. 1: Karl Marx, Friedrich Engels. Briefwechsel bis April 1846. Berlin 1975.

MEGA2 IV/2 – Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Abt. 4. Bd. 2: Karl Marx, Friedrich Engels. Exzerpte und Notizen 1843 bis Januar 1845. Berlin 1981.

MEJ 1 – Marx-Engels-Jahrbuch 1. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Berlin 1977.

Ruge Bw – Arnold Ruges Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825 – 1880. Hrsg. von P. Nerrlich. Bd. 1: 1825 – 1847. Berlin 1886.

ZB Zürich – Zentralbibliothek Zürich.

ZB Zürich. Fröbel – Zentralbibliothek Zürich. Nachlaß Julius Fröbel (1805 – 93). Ms Z II 87: Literarisches Comptoir: Briefe und Akten 1842 – 73.

II. Siglen

H – Eigenhändige Niederschrift

J – Autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften

j – Nicht autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften

X – Nicht überlieferter Zeuge, dessen frühere Existenz belegt ist

l – Linke Spalte

m – Mittlere Spalte

r – Rechte Spalte

III. Diakritische Zeichen

[ ] – Redaktionelle Ergänzung

|1| – Beginn einer paginierten Seite der Textgrundlage

| – Ende einer Seite der Textgrundlage

|II.5| – Beginn eines numerierten Bogens der Textgrundlage

|7|| –Paginierte leere Seite der Textgrundlage

/ – Kennzeichnung des Seitenwechsels im Edierten Text, wenn dieser Wechsel nicht mit Beginn oder Ende einer Handschriftenseite zusammenfällt

\ – Kennzeichnung für in der Handschrift übereinanderstehende Wörter

] – Abgrenzung der Wiederholung aus dem Edierten Text (Lemmazeichen)

Entstehung und Überlieferung

Die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» sind Marx’ erster Versuch, die ökonomischen Studien zu verallgemeinern und sich kritisch mit der bürgerlichen politischen Ökonomie auseinanderzusetzen. Diese Arbeit eröffnete ihm einen neuen Zugang zur Philosophie Hegels und Feuerbachs, führte zu einer neuen Wertung des utopischen Sozialismus und Kommunismus und ermöglichte einen neuen Ansatz für die wissenschaftliche Begründung der historischen Rolle des Proletariats.

Die «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» bestehen aus drei Heften. Heft I stellt eine relativ geschlossene, aber unvollständig gebliebene Ausarbeitung dar. Vom Heft II sind nur die Seiten XL bis XLIII überliefert, auf Seite XLIII bricht die Ausarbeitung mit Thesen über das Verhältnis des Privateigentums ab. Heft III besteht aus drei Textergänzungen zu zwei nicht überlieferten Seiten des Heftes II. Diesem folgen einige Zusätze zu unterschiedlichen Themen, ein Fragment über die Teilung der Arbeit, der Entwurf einer «Vorrede» und ein Fragment über das Geld. Der Text der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» wird zweimal dargeboten. Bei der ersten Darbietung wird der Text so angeordnet wie er zeitlich nacheinander entstanden ist, der zweiten Darbietung liegt die logische Struktur der einzelnen Hefte zugrunde (siehe S. 710 – 712).

Der tiefere Grund für Marx’ Hinwenden zum Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie liegt in der Analyse der politisch-sozialen Verhältnisse in Preußen Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und der damit zusammenhängenden Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, der Auseinandersetzung mit der von Hegel begründeten Theorie der bürgerlichen Gesellschaft. Marx selbst resümierte diesen Werdegang wie folgt: «Meine Untersuchung mündete in dem Ergebniß, daß Rechtsverhältnisse wie Staatsformen weder aus sich selbst zu begreifen sind, noch aus der sogenannten allgemeinen Entwicklung des menschlichen Geistes, sondern vielmehr in den materiellen Lebensverhältnissen wurzeln, deren Gesammtheit Hegel, nach dem Vorgang der Engländer und Franzosen des 18. Jahrhunderts, unter dem Namen „bürgerliche Gesellschaft“ zusammenfaßt, daß aber die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft in der politischen Oekonomie zu suchen sei. Die Erforschung der letztern, die ich in Paris begann, setzte ich fort zu Brüssel…» (Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie. Erstes Heft. In: MEGA2 II/2. S.100.)

Friedrich Engels schrieb 1885 im Vorwort zum zweiten Band des «Kapitals», daß Marx «seine ökonomischen Studien 1843 in Paris mit den großen Engländern und Franzosen» begann (Friedrich Engels: Vorwort zu Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 2. Hrsg. von F. Engels. Hamburg 1885. S. IX). Allerdings beschäftigte sich Marx in den letzten Wochen des Jahres 1843 und Anfang 1844 mit der Herausgabe der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» und mit der Überarbeitung seines Manuskripts «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie». Die «Einleitung» war bereits in den Jahrbüchern erschienen, und in den folgenden Heften sollte die Publikation fortgesetzt werden (siehe S. 668/669). Die Unterbrechung der Arbeit an der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie etwa zwischen Februar und Mai 1844 führte noch nicht unmittelbar zum Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie, sondern zu einer Wiederaufnahme der Analyse der Französischen Revolution, die Marx im Juli und August 1843 in Kreuznach begonnen und im Oktober in Paris fortgesetzt hatte. Marx beschäftigte sich im Frühjahr 1844 mit der Geschichte des Konvents, d.h. mit der Untersuchung der Geschichte der Französischen Revolution zur Zeit des Bestehens der Republik ab September 1792. Am 15. Mai 1844 schrieb Arnold Ruge an Ludwig Feuerbach: «Marx… will die Geschichte des Convents schreiben und hat das Material dazu aufgehäuft und sehr fruchtbare Gesichtspunkte gefaßt. Die Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie läßt er wieder liegen. Er will den Pariser Aufenthalt zu jener Arbeit benutzen, was ganz richtig ist.» (Ruge Bw. S. 345. Siehe auch MEJ 1. S. 392.) Ähnliches berichtete Ruge auch am 26. Mai 1844 an Moritz Fleischer (Ruge Bw. S. 354. Siehe auch MEJ 1. S. 393). Vermutlich unterbrach Marx die Arbeit an der Geschichte des Konvents erst Ende Mai oder Anfang Juni 1844 und widmete sich dem intensiven Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie (siehe Ruge an Hermann Köchly, 20. Juni 1844. IML/ZPA Moskau, f. 172, op. 1, d. 50. – Ruge an Fleischer, 9. Juli 1844. In: Ruge Bw. S. 362. Siehe auch MEJ 1. S. 397. – Ruge an Max Duncker, 29. August 1844. In: Tägliche Rundschau. Berlin. Nr. 338, 22. Juli 1921. Unterhaltungsbeilage).

Das Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie war durch Marx’ politische und theoretische Entwicklung seit etwa 1842 vorbereitet worden und ein folgerichtiger, durch diese Entwicklung bedingter Schritt. Um diese Zeit begann Marx die «politisch-sociale Wirklichkeit» (siehe S. 174.15) in Preußen zu analysieren. Er stieß dabei auf die Wechselwirkung von Eigentum, materiellen Interessen, politischen Interessen und Staat sowie auf die Existenz der «besitzlosen Klasse». Er beschäftigte sich mit der Entstehung und Rolle des feudalen Grundeigentums sowie mit den Veränderungen, die das Grundeigentum in der Rheinprovinz infolge der Abschaffung feudaler Privilegien und Gesetze erfuhr. Konfrontiert war Marx während seiner Redakteurtätigkeit an der «Rheinischen Zeitung» mit den ökonomischen Forderungen der rheinischen Bourgeoisie und mit der Theorie von Friedrich List, einschließlich der widersprüchlichen Auffassungen, die verschiedene Mitarbeiter der Zeitung vertraten. In dieser Zeit gab es bereits direkte Berührungspunkte zur bürgerlichen politischen Ökonomie. Die Wertschätzung, die das Werk von List «Das nationale System der Politischen Oekonomie» von einigen Mitarbeitern der Zeitung erhielt, und einige Anspielungen in der Publikation «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung» (siehe S. 174.20 – 175.2) legen nahe, daß Marx sich mit dem Buch von List zu jener Zeit auch direkt bekannt gemacht hatte.

In direktem Zusammenhang mit der Analyse der politisch-sozialen Zustände in Preußen arbeitete Marx 1842 an einer Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, mit der er die eigene politische, revolutionär-demokratische Zielstellung begründen wollte. Die Weiterführung der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie im Sommer und Herbst 1843, die Analyse der Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Staates in Frankreich und Nordamerika zur gleichen Zeit und die Entdeckung der historischen Rolle des Proletariats in den ersten Monaten des Pariser Aufenthaltes bereiteten den Boden für die Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der bürgerlichen Ökonomie vor. Vor allem die Erforschung der objektiven Existenzbedingungen der Arbeiterklasse, die notwendig aus der Erkenntnis von der Rolle dieser Klasse in der historischen Entwicklung folgen mußte, war ohne kritische Aneignung der bürgerlichen politischen Ökonomie nicht denkbar. Deshalb war auch die Beschäftigung mit dem utopischen Sozialismus und Kommunismus eine wesentliche Voraussetzung für Marx’ Orientierung auf das Studium der Ökonomie.

Bereits bei der ersten Bekanntschaft mit dem utopischen Sozialismus und Kommunismus im Sommer und Herbst 1842 erkannte Marx in diesen Lehren den ernsthaften Versuch, sich mit einer wichtigen Zeitfrage zu befassen. «Daß der Stand, der heute nichts besitzt, am Reichthum der Mittelklassen Theil zu nehmen verlangt, das ist ein Faktum, welches… in Manchester, Paris und Lyon auf den Straßen Jedem sichtbar umherläuft.» (Karl Marx: Der Kommunismus und die Augsburger «Allgemeine Zeitung». In: MEGA2 I/1. S. 238.) Die französischen utopischen Sozialisten, vornehmlich die Nachfolger von Claude-Henri Saint-Simon und François-Marie-Charles Fourier, wie sie Anfang der dreißiger bis Anfang der vierziger Jahre wirkten, entwickelten eigene ökonomische Ansichten. Einige versuchten bei Jean-Baptiste Say anzuknüpfen. Saint-Simon war Anhänger der Lehre Says. Marx besaß die dritte Ausgabe der Schrift «Doctrine de Saint-Simon. Exposition» und die Arbeit von Barthélerny-Prosper Enfantin «Économie politique et politique». Beide Arbeiten enthalten Aussagen über die bürgerliche politische Ökonomie, die Marx sicher anregten, sich damit selbst auseinanderzusetzen. Auch Pierre-Joseph Proudhons Auffassungen mußten Marx in dieser Richtung beeinflussen. Im September 1844 schrieb er, daß die Kritik der Nationalökonomie das Hauptinteresse von Proudhons Werk «Qu’est-ce que la propriété?» bilde (Karl Marx/Friedrich Engels: Die heilige Familie. Frankfurt a.M. 1845. S. 35/36). Diese Einschätzung war nicht erst durch das eigene Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie möglich geworden, sondern ergab sich logisch aus Marx’ Entwicklung seit Ende 1842, insbesondere aus der Entdeckung der historischen Rolle des Proletariats. Die intensive Auseinandersetzung mit Saint-Simon, Proudhon, Pierre Leroux, Prosper-Victor Considérant, Théodore Dézamy und anderen mußte Marx notwendig zum Studium der ökonomischen Ansichten von Say und Adam Smith hinführen.

Zu den ersten Heften der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» gehörte Engels’ Artikel «Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie». Engels stellte fest: «Der einzig positive Fortschritt, den die liberale Oekonomie gemacht hat, ist die Entwicklung der Gesetze des Privateigenthums.» (Deutsch-Französische Jahrbücher. Lfg. 1/2. Paris 1844. S. 89.) Von der Position der Arbeiterklasse aus unterwarf er Grundkategorien der bürgerlichen politischen Ökonomie einer ersten Kritik. Allerdings sind aus der Zeit der Tätigkeit an den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» keine Äußerungen von Marx über den Wert der Engelsschen Arbeit überliefert. Außerdem konspektierte Marx diesen Artikel erst nach der Niederschrift des Heftes I der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Doch muß Engels’ Beitrag wichtige Impulse für Marx’ Orientierung auf das Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie vermittelt haben.

Wenn Marx bis Mai 1844 intensiv an einer Geschichte des Konvents arbeitete, könnte der Aufstand der schlesischen Weber vom 4. bis 6. Juni 1844 und die schlagartig einsetzende Diskussion über die Ursachen und Konsequenzen dieser Erhebung des Proletariats ihn veranlaßt haben, die Untersuchung über den Konvent abzubrechen und mit dem intensiven Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie zu beginnen.

Marx bezeichnete 1844 die bürgerliche politische Ökonomie als Nationalökonomie. Die englischen und französischen bürgerlichen Ökonomen bevorzugten den Begriff «political economy» bzw. «économie politique», und auch Marx hatte noch in den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» zur Charakterisierung des unterschiedlichen Entwicklungsstandes von Frankreich und England im Verhältnis zu Deutschland von politischer Ökonomie im Gegensatz zur Nationalökonomie gesprochen (siehe S. 174.32 – 36). Dagegen verwandte er in den vorliegenden Manuskripten wie auch in der «Heiligen Familie» für die bürgerliche politische Ökonomie den Begriff Nationalökonomie. Das hatte Engels auch in den «Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie» getan, aber dort bereits Kritik an diesem Begriff geübt (A.a.O. S. 90).

Marx begann das systematische Studium der Ökonomie mit Exzerpten aus Says «Traité d’économie politique» (MEGA2 IV/2. S. 301 – 327). Say wollte die Ansichten von Smith systematisieren, erläutern und ergänzen, wurde aber damit zum Begründer der Vulgärökonomie in Frankreich. Marx folgte zunächst der Gliederung von Say: Produktion, Distribution und Konsumtion des Reichtums. Im weiteren exzerpierte er aus dem Teil «Épitome des principes fondamentaux de l’économie politique», ein von Say zusammengestellter Index von ökonomischen Kategorien, alphabetisch geordnet. Marx jedoch gliederte seine Auszüge nach den ebenfalls von Say vorgeschlagenen methodischen Gesichtspunkten: «I. Principes qui ont rapport à la nature et à la circulation des richesses», «II. Principes qui ont rapport au phénomène de la production», «III. Source et distribution des Revenues», «IV. Principes qui ont rapport au phénomène de la consommation» (ebenda. S. 316 – 327). Zu den beiden ersten ökonomischen Kategorien «Propriété» und «Richesse» verfaßte Marx einen kritischen Kommentar. Vor allem seine Bemerkungen über den Zusammenhang zwischen Privateigentum und bürgerlicher politischer Ökonomie (siehe ebenda. S. 316 und 319) zeigen Parallelen zu Aussagen von Engels in den «Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie». Ähnliche Einschätzungen konnte Marx auch bei einigen utopischen Sozialisten finden, so in der Schrift von Enfantin «Économie politique et politique».

Im Anschluß an Say exzerpierte Marx das Hauptwerk von Smith (Marx: Exzerpte aus Adam Smith: Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations. In: MEGA2 IV/2. S. 332 – 386). Marx hielt sich beim Exzerpieren in wesentlichen Teilen an den Aufbau des Werkes von Smith, brach aber seine Exzerpte nach dem Buch IV ab. Im Buch IV befaßte sich Smith mit den ihm vorangegangenen Systemen der politischen Ökonomie. Von Interesse ist auch, daß Marx für das Buch I und II eine eigene Gliederung einführte. Er numerierte Kapitel VIII bis XI des ersten und Kapitel I, III, IV und V des zweiten Buches durchgehend mit I bis VIII: «I. Der Arbeitslohn. (des salaires du travail)», «II. Der Gewinn der Capitalien. (des profits des capitaux.)», «III. Salaire und Gewinne in den verschiednen Anwendungen von Arbeit und Capital», «IV. de la rente de la terre. Grundrente», «V. Von den verschiednen Zweigen, worin sich die fonds theilen», «VI. Von der Accumulation der Capitalien oder von der produktiven und nicht produktiven Arbeit», «VII. Von den auf Zins gelegten fonds», «VIII. Des différens emplois des capitaux» (ebenda. S. 346 – 364). Kapitel I bis VII des ersten und Kapitel II des zweiten Buches ließ Marx außerhalb seiner Gliederung. Er exzerpierte aus den Kapiteln I bis VII des ersten Buches ohne jede Untergliederung. Die Exzerpte aus dem Kapitel II des zweiten Buches ordnete er nach den Auszügen aus dem Kapitel VII des ersten Buches an, ebenfalls ohne Zwischentitel. In diesen acht Kapiteln des Werkes von Smith, die Marx nicht untergliederte, werden die Bedeutung und Entstehung der Arbeitsteilung, der Ursprung und das Wesen des Geldes, die Bestimmung des Realwertes, des natürlichen Preises und des Marktpreises der Waren behandelt. Marx’ eigenwillige Gliederung des Buches I und II der Smithschen Arbeit deutet im gewissen Sinne bereits den Gegenstand seiner ersten Kritik der «Nationalökonomie» an.

Nach dem Exzerpieren von Smith’ Hauptwerk begann Marx mit der Niederschrift von Heft I der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Damit setzte er logisch, inhaltlich und wahrscheinlich auch zeitlich direkt die Erschließung der Anschauungen von Smith fort. Marx beanspruchte zwar im Heft I, die Voraussetzungen und die Gesetze der «Nationalökonomie» charakterisieren zu wollen, stützte sich aber vorerst nur auf die Lehre von Smith. Das Werk von David Ricardo hatte Marx noch nicht exzerpiert, er hatte deshalb auch noch nicht die Unterschiede und Differenzen innerhalb der bürgerlichen Ökonomie sowie die klareren Konsequenzen in Ricardos Lehre zur Kenntnis genommen. Er hatte den Ökonomen des Manufakturkapitals, aber noch nicht den Ökonomen des Industriekapitals studiert. Er war folgerichtig von Say zu Smith gekommen, hatte diesen zum Ausgangspunkt gewählt und damit indirekt den Standpunkt französischer Sozialisten kritisiert, die bei ihren Überlegungen von Says Lehre ausgingen, diese als «Weiterentwicklung» der Auffassungen von Smith akzeptierten und sich deshalb nicht selbst mit letzterem auseinandersetzten.

Marx unterteilte das Heft I in drei Spalten: Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente. Diesem Ausgangspunkt liegen wesentliche Einsichten über die Klassenstruktur der bürgerlichen Gesellschaft, über die historische Rolle der Bourgeoisie bei der Ablösung des Feudalismus und über die historische Rolle des Proletariats bei der Verwirklichung der «menschlichen Emanzipation» zugrunde, die Marx in den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» dargelegt hatte. Diese Klassenposition und der Stand der Analyse der politisch-sozialen Wirklichkeit veranlaßten Marx, nach den Kategorien zu suchen, welche die innere Gliederung, die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft bestimmten und die ökonomischen Lebensbedingungen der drei Grundklassen darstellten. Smith erklärte die Einkommensformen dieser drei großen Klassen – Arbeitslohn, Profit des Kapitals und Grundrente – zu den bestimmenden Elementen. Sie waren für ihn Ursachen des Einkommens, des Tauschwertes und Bestandteile des natürlichen Preises. Da Marx in seiner methodischen Beweisführung davon ausging, die Voraussetzungen der «Nationalökonomie» zu akzeptieren, aber von vornherein es sein Ziel war, diese als die Ökonomie des Privateigentums zu analysieren, boten ihm diese Kategorien dazu die Möglichkeit. Die zentrale Rolle von Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente in der Werttheorie von Smith gab die Möglichkeit, einen Hauptwiderspruch seiner Lehre aufzuzeigen, den Widerspruch zwischen der Rolle der Arbeit als Quelle des Wertes einerseits und der Bestimmung des Wertes durch Arbeitslohn, Kapitalprofit und Grundrente andererseits. Mit der Gegenüberstellung von Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente konnte Marx nachweisen, daß die Arbeit die einzige Quelle des Wertes ist, aber der geschaffene Reichtum proportional ungleich zuungunsten der Arbeiterklasse auf die Einkommensformen der drei Grundklassen der bürgerlichen Gesellschaft verteilt wurde. Dies muß als wesentlicher Grund angesehen werden, warum Marx die Spalten Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente benutzte.

Marx’ Einschätzung zu Beginn der Seite XXII des Heftes I (siehe S. 234 und 363), mit der er die senkrechte Anordnung des Textes in den Spalten Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente, aber nicht die Spalteneinteilung selbst aufhob, ist zwar die Schlußfolgerung aus den vorher niedergeschriebenen Anschauungen, sie ist aber im Prinzip auch die Konzeption, mit der Marx an die Auswertung der in seinen Exzerptheften erfaßten Aussagen von Smith heranging. Diese Konzeption hatte Marx aus den Voraussetzungen gewonnen, mit denen er das Studium der Ökonomie begann. Sie waren gleichzeitig das Ergebnis der Auswertung der ökonomischen Lehre von Say und Smith. Marx’ Ausarbeitung führte über eine Analyse der Smithschen Kategorien Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente zur Kategorie des Privateigentums und zur Kategorie der entfremdeten Arbeit, die von Marx zu jener Zeit als die wesentlichste Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft und der Klassengesellschaft überhaupt verstanden wurde.


Das Heft I der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» entstand offensichtlich in einer relativ kurzen Zeit, aber in verschiedenen Phasen. Eine genaue Analyse führte zu dem Schluß, daß wahrscheinlich fünf Phasen der Niederschrift zu unterscheiden sind. In den ersten drei Phasen erfolgte die Ausarbeitung in den drei bzw. zwei von Marx vorgezeichneten Spalten nebeneinander; in der vierten Phase wurde nur die Spalte Grundrente benutzt und in der fünften Phase die senkrechte Anordnung des Stoffes in Spalten aufgehoben.

In der ersten Phase faßte Marx in den Spalten Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente wesentliche Erkenntnisse von Smith zu diesen drei Grundkategorien bzw. über die ökonomischen Existenzbedingungen der drei Grundklassen der bürgerlichen Gesellschaft zusammen (siehe S. 189 – 207 und 708). Sicher kann ausgesagt werden, daß die Spalte Grundrente zuletzt beschrieben wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, daß die Niederschrift in der an Smith angelehnten Reihenfolge Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente erfolgte.

In der Spalte Arbeitslohn erfaßte Marx auf den Seiten I bis VI Smith’ Auffassung vom Arbeitslohn als Teil des natürlichen Preises, von den Auswirkungen der Schwankungen des Marktpreises auf den Arbeitslohn im Gegensatz zum Profit und zur Grundrente und von der Lage der Arbeiter in den von Smith skizzierten drei Hauptzuständen der gesellschaftlichen Entwicklung, dem verfallenden, dem fortschreitenden und dem reichsten Zustand der Gesellschaft. Im Mittelpunkt von Marx’ Ausführungen stand die Erkenntnis, daß der Arbeiter zu einer Ware wird und deren Gesetzen unterworfen ist.

Auf Seite VI der Spalte Arbeitslohn beginnt ein neuer Komplex (siehe S. 203.32 I bis 207.28 I). Marx deckte in Smith’ Auffassungen den Widerspruch zwischen der Rolle der Arbeit als Quelle des Werts und der Höhe des Arbeitslohnes sowie der Lage der Arbeiter auf. Er erfaßte diesen Widerspruch als Vergleich zwischen den «theoretischen und praktischen Ansprüche(n) der Arbeiter» (S. 203.37 – 39 I). Diese Ausführungen beschloß er mit Äußerungen über das Verhältnis der Interessen der Arbeiter zu den allgemeinen Interessen der Gesellschaft (S. 206.24 l – 207.28 l). Möglicherweise gehört dieser Gedankengang bereits zur verallgemeinernden Zusammenfassung. Wahrscheinlicher ist, daß Marx die erste Niederschrift in der Spalte Arbeitslohn mit dem Querstrich auf Seite VII (S. 207.29) abschloß.

Die Darlegungen in der Spalte Arbeitslohn zeichnen sich gegenüber den Ausführungen in den Spalten Kapitalgewinn und Grundrente durch einige Besonderheiten aus. Die Systematisierung der Smithschen Auffassungen erreichte bereits eine höhere Verallgemeinerungsstufe. Sie ist geprägt durch exakte Einschätzungen, durch eine starke Verdichtung der Aussagen, durch die Einführung klarerer und parteilicherer Begriffe. Marx verzichtete auf bibliographische Angaben. Er veränderte möglicherweise die wörtlichen Zitate von Smith aus dem Exzerptheft, um die Lage der Arbeiter und das Verhältnis von Arbeit und Kapital präziser zu charakterisieren, als dies mit wörtlichen Aussagen von Smith hätte geschehen können. Marx begann die Ausarbeitung bereits mit festen Vorstellungen über die Rolle des Proletariats und vielen Kenntnissen über seine Lage und seine Kämpfe. Schon vor dem Studium der Ökonomie stand für ihn fest, daß das Privateigentum aufgehoben werden muß, um die «politische Emanzipation» zur «menschlichen Emanzipation» weiterzuführen. Die Analyse der Auffassungen von Smith über den Arbeitslohn entstand bereits in bewußter, durch einen prinzipiell anderen Klassenstandpunkt begründeter Konfrontation gegenüber der bürgerlichen politischen Ökonomie.

Marx wählte den Erkenntnisstand von Smith als Voraussetzung seiner immanenten Kritik. Die logische Reihenfolge bei Smith, wie sie sich auch im Exzerpt von Marx widerspiegelt, ist die Bestimmung des «prix réel» durch die Quantität der Arbeit, die Bestimmung des «prix naturel» durch die drei Bestandteile Arbeitslohn, Kapitalprofit und Grundrente und die Bestimmung des «prix de marché» durch Angebot und Nachfrage. Der natürliche Preis ist bei Smith der Wert und damit das Gravitationszentrum, um das der Marktpreis schwankt. Marx behandelte in der Spalte Arbeitslohn zu Beginn Grundzüge der Arbeitswerttheorie von Smith, indem er aus den Kapiteln über die konstanten Teile des Preises, über den natürlichen Preis und über die Gravitation des Marktpreises zum natürlichen Preis Aussagen darlegte. Nur so konnte Marx logisch begründen, daß der Theorie, dem Begriff der bürgerlichen Ökonomie nach die Arbeit die Quelle des Werts ist, deshalb Profit und Grundrente nur als Abzüge vom Arbeitslohn dargestellt werden, daß der gleichen Theorie nach der Arbeiter zur Ware wird und nur so viel an Arbeitslohn erhält, um leben und sich fortpflanzen zu können, daß die Kapitalisten und Grundeigentümer die Arbeiter beherrschen.

In der Spalte Gewinn des Kapitals systematisierte Marx in der ersten Phase unter einer von ihm gewählten Gliederung die Ansichten von Smith unter Einbeziehung weniger Zitate von Say: «1) Das Capital», «2) Der Gewinn des Capitals» und «3) Die Herrschaft des Capitals über die Arbeit und die Motive des Capitalisten». Der dritte Abschnitt endete mit der Einschätzung, daß sich das Interesse der Kapitalisten zum allgemeinen Interesse der Gesellschaft feindlich verhält. Auf Seite V begann Marx den Abschnitt «4) Die Accumulation der Capitalien und die Concurrenz unter den Capitalisten», d.h. er beschäftigte sich mit gesetzmäßigen Tendenzen der Entwicklung innerhalb der Klasse der Kapitalisten. Möglich wäre durchaus, daß Marx diesen Abschnitt bereits in der ersten Phase der Niederschrift begonnen hat. Jedoch spätestens am Ende der Seite VI muß er die Ausarbeitung des Abschnittes 4) in der ersten Phase der Niederschrift unterbrochen haben (siehe S. 210.25 l). Zwei neue Schreibansätze auf der Seite VI (S. 209.18 l und 210.18 l) lassen die Hypothese zu, daß Marx an einer der beiden Stellen abgebrochen hat.

In der Spalte Grundrente zitierte Marx in der ersten Phase der Niederschrift Definitionen der Grundrente von Say und Smith. Weiterhin behandelte er Smith’ Auffassungen von den Faktoren, welche die Quantität der Grundrente bestimmen und dessen Einschätzung, wie sich die Grundrente im Kampf zwischen Pächter und Grundeigentümer gestaltet. Diese Darlegungen enden auf Seite VI.

Auf Seite VII faßte Marx mit der Kategorie Arbeitslohn im Vergleich zu Kapitalprofit und Grundrente die ökonomischen Lebensbedingungen der Arbeiterklasse zusammen, wie sie von Smith selbst dargelegt wurden, und stellte zwei Fragen, mit deren Beantwortung er sich über das «Niveau der Nationalökonomie» erheben wollte (siehe S. 207.30 – 208.26). Marx hob mit dieser Zusammenfassung und Aufgabenstellung die Gliederung des Textes in Spalten auf, behielt aber die Spaltenbezeichnung Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente bewußt bei. Zunächst unterbrach Marx die weitere Ausarbeitung.

In der zweiten Phase erweiterte Marx den Gegenstand in den Spalten Gewinn des Kapitals und Grundrente (siehe S. 208 – 216 und 708). Die Spalte Gewinn des Kapitals ergänzte er durch umfangreiche Aussagen von Smith über den Unterschied zwischen kleinen und großen Kapitalien, über die Vorteile der großen Kapitalien im Konkurrenzkampf und über die notwendige geschichtliche Konsequenz der Zentralisation der Kapitalien in wenigen Händen als Ergebnis des Konkurrenzkampfes.

In der Spalte Grundrente erweiterte Marx den Gegenstand durch Einschätzungen von Smith über das Problem, «wie der Grundeigentümer alle Vortheile der Gesellschaft exploitirt» (S. 208.28 – 30 r). Den Zitaten folgte eine Polemik von Marx gegen die Auffassung von Smith, das Interesse des Grundeigentümers sei mit den Interessen der Gesellschaft identisch. Die Beweisführung von Marx, untergliedert in fünf Punkte (siehe S. 211.23 r – 213.13 r), kann vom Inhalt und dem handschriftlichen Befund her sowohl zur zweiten als auch zur vierten Phase der Niederschrift gehören. Gesichert ist, daß die Ausführungen über die Konkurrenz zwischen großem und kleinem Grundeigentum, die auf Seite XI beginnen, in der vierten Phase der Niederschrift entstanden sind (siehe Variante 228.22).

In der dritten Phase der Niederschrift, in der Marx ab Seite XIII bis Seite XVI das Manuskript nur in zwei Spalten einteilte, fügte er in die Spalten Arbeitslohn und Kapitalgewinn Zitate aus Wilhelm Schulz’ «Bewegung der Production», aus Constantin Pecqueurs «Théorie nouvelle d’économie sociale et politique», aus Charles Loudons «Solution du problème de la population et de la subsistance» und Eugène Burets «De la misère des classes laborieuses en Angleterre et en France» hinzu (siehe S. 216 – 227 und 708). In diesen Publikationen aus den Jahren 1842 und 1843 wurden die soziale Lage der Arbeiter im Kapitalismus und das Verhalten der Kapitalisten kritisiert und nach Wegen zur Beseitigung des Elends gesucht. Dies geschah von einem linksliberalen, vorwiegend von einem utopisch-sozialistischen Standpunkt aus. Marx gab diese Zitate ohne Kommentar wider.

Mit diesen Zitaten erfaßte Marx Auswirkungen, welche die Einführung von Maschinen auf die Arbeiter einerseits und auf die Kapitalisten andererseits hatte. In der Spalte Arbeitslohn vermerkte er Argumente gegen die Ansicht, durch wachsende Produktion mittels Einführung von Maschinen steige der Arbeitslohn und damit der Wohlstand der Arbeiter. Die Zitate aus der Spalte Kapitalprofit zeigen die vorteilhaften Ergebnisse, die sich aus der Einführung von Maschinen für die kapitalistische Produktion schlechthin und für die Klasse der Kapitalisten ergaben. Besonders registrierte Marx, welche Vorteile die großen Kapitalien von der Einführung der Maschinen haben, die zum verstärkten Konkurrenzkampf und zur Konzentration des Kapitals in wenigen Händen führte. Marx erfaßte in diesem Komplex eine gesetzmäßige Tendenz der Entwicklung des Privateigentums und deren unterschiedliche Auswirkungen auf die Arbeiter und auf die Kapitalisten, die von den genannten Autoren mit Fakten belegt und begründet worden war.

In der vierten Phase der Niederschrift entstand in der Spalte Grundrente eine relativ selbständige Ausarbeitung. Marx nutzte dafür die frei gebliebenen Seiten XII und XVI des ursprünglichen Heftes und ergänzte für die Fortführung der Niederschrift dieses Heft durch neue Bogen (siehe S. 227 – 234 und 708/709). Von Seite XVII bis XXI teilte Marx wiederum jede Seite in drei Spalten, jedoch blieben die Spalten Arbeitslohn und Gewinn des Kapitals leer. Marx entwickelte seine Ansicht über die gesetzmäßige Entwicklung des Grundeigentums. Dabei polemisierte er indirekt gegen Smith, konnte aber noch nicht auf eine eigene kritische Auswertung der Lehre von Ricardo über das Grundeigentum und über die Grundrente zurückgreifen. Marx schlußfolgerte, daß das feudale Grundeigentum eine historische Form des Privateigentums ist und daß im Verlauf der historischen Entwicklung der Unterschied zwischen Kapitalist und Grundeigentümer verschwindet, so daß die bürgerliche Gesellschaft nur noch zwei Klassen kennt, die Arbeiterklasse und die Klasse der Kapitalisten. Dem folgte eine Auseinandersetzung mit feudalen, das Grundeigentum verherrlichenden Auffassungen sowie eine Polemik über die Teilung oder Nichtteilung des Grundbesitzes. Damit griff Marx ein Thema auf, welches bereits Gegenstand eines geplanten Artikels für die «Rheinische Zeitung» sein sollte.

In der fünften Phase der Niederschrift erhob Marx zum zweiten Mal den Anspruch, die Voraussetzungen der «Nationalökonomie» zu verlassen (siehe S. 234 – 247 und 709). Zu Beginn faßte er zusammen, was selbst aus der bürgerlichen politischen Ökonomie abgeleitet werden konnte, und wiederholte, was sich faktisch als Konsequenz aus den drei Spalten Arbeitslohn, Profit des Kapitals und Grundrente ergab. «Aus der Nationalökonomie selbst, mit ihren eignen Worten, haben wir gezeigt, daß der Arbeiter zur Waare und zur elendsten Waare herabsinkt, daß das Elend des Arbeiters im umgekehrten Verhältnis zur Macht und zur Grösse seiner Production steht,» – diesen Nachweis führte Marx in der Spalte Arbeitslohn – «daß das nothwendige Resultat der Concurrenz die Accumuiation des Capitals in wenigen Händen, also die fürchterlichere Wiederherstellung des Monopols ist,» – diesen Nachweis führte Marx in der Spalte Profit des Kapitals – «daß endlich der Unterschied von Capitalist und Grundrentner, wie von Ackerbauer und Manufacturarbeiter verschwindet und die ganze Gesellschaft in die beiden Klassen der Eigentümer und Eigenthumslosen Arbeiter zerfallen muß.» – Diesen Nachweis führte Marx in der Spalte Grundrente (siehe S. 234).

Marx verallgemeinerte, daß die bürgerliche politische Ökonomie vom Privateigentum ausgeht, dieses voraussetzt, dessen Bewegungsgesetze erfaßt, aber weder nach den Ursachen und dem Wesen des Privateigentums fragt, noch dessen vergänglichen Charakter erkennt. Sie erklärt die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktion, ohne sie mit dem Wesen des Privateigentums und dessen historischem Charakter in Verbindung zu bringen. Während Marx in der Erforschung der bürgerlichen politischen Ökonomie bereits deren Klassencharakter voraussetzte, belegte er dies bei den Darlegungen im Heft I erst nach der Fixierung der Ansichten von Smith.

Mit der Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie begann Marx im Heft I erstmals, die historische Rolle des Proletariats aus den ökonomischen Lebensbedingungen dieser Klasse zu erklären. Sein Ausgangspunkt war, daß die bürgerliche politische Ökonomie die Arbeit als die Quelle des Werts erkennt, aber die Entfremdung der Arbeit dadurch verbirgt, indem sie nicht das unmittelbare Verhältnis zwischen dem Arbeiter und der Produktion betrachtet. Marx analysierte im Anschluß an diese Feststellung das Verhältnis des Arbeiters zu den von ihm erzeugten Produkten, zu seiner produzierenden Tätigkeit, zu seinem Gattungswesen und zum anderen Menschen unter den vorgefundenen Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft. Daraus entwickelte er die Kategorie der entfremdeten Arbeit und charakterisierte wesentliche Zusammenhänge zwischen Arbeit und Privateigentum. Er zog die Schlußfolgerung, daß das Privateigentum das Produkt, das Resultat, die notwendige Voraussetzung der entfremdeten Arbeit sei, und stellte sich die Aufgabe, mit Hilfe der entfremdeten Arbeit und des Privateigentums die nationalökonomischen Grundkategorien zu entwickeln. Dem sollte eine Untersuchung vorausgehen, in der Marx das Wesen des Privateigentums im Gegensatz zum wahrhaft menschlichen und sozialen Eigentum bestimmen und den historischen Charakter des Privateigentums erklären wollte. Seine Ausarbeitung bricht mit der Fixierung der Aufgaben ab.

Bei diesem umfangreichen Teil eigenständiger Darlegungen behielt Marx die Spaltenteilung Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente gewollt bei.

Auf der dritten Seite von Heft I (siehe S. 707) befindet sich ein Verzeichnis von 29 Schriften zu ökonomischen Problemen. Eine nähere Untersuchung dieser Liste ergab, daß es sich um eine Zusammenstellung von Exzerpten handelt, die Marx in Paris, Brüssel und Manchester angefertigt hatte. Insgesamt registrierte er auf diese Weise den Inhalt von zwölf Exzerptheften, von denen ein Heft nicht überliefert ist.

Von den in Paris entstandenen Heften sind aufgenommen unter 4) das Heft mit Exzerpten aus Buret (siehe MEGA2 IV/2. S. 551 – 579), unter 5) das Heft mit Exzerpten aus Smith (siehe MEGA2 IV/2. S. 332 – 386) und unter 6) bis 9) das Heft mit Exzerpten aus John Ramsay MacCulloch, Guillaume Prevost und Antoine-Louis-Claude Destutt de Tracy (siehe MEGA2 IV/2. S. 473 – 492). Marx erfaßte außerdem, wie auf dem Titelblatt des Exzerptheftes vermerkt ist, eine Schrift von Jeremy Bentham. Das Heft selbst enthält jedoch keine Auszüge aus Benthams Werk. In das Verzeichnis nicht aufgenommen wurden das Heft mit Exzerpten aus Say und Frédéric Skarbek, das Heft mit Exzerpten aus Ricardo und James Mill sowie das Heft mit Exzerpten aus Carl Wolfgang Christoph Schüz, Friedrich List und Heinrich Friedrich Osiander.

Zwei Hefte, deren Exzerpte Marx unter 21) bis 24) erfaßte, sind von ihm mit «Bruxelles. 1845», und ein Heft, dessen Auszüge er unter 18) bis 20) aufnahm, ist mit «Manchester. 1845» datiert. Fünf weitere Hefte, erfaßt unter 1), 2) und 3), 10) bis 13), 14) bis 17) sowie 28) und 29), sind von Marx nicht datiert worden, entstanden aber wahrscheinlich auch in Brüssel oder Manchester 1845, 1846 bzw. 1847.

Unter 25) bis 27) registrierte Marx: «25) Sismondi: Nouveaux principes d’économie politique. 2t. 1827. 26) Cherbuliez: Riche ou Pouvre etc. Paris 1841. 27) Joseph Droz. Économie politique. Paris. 1829.» Dieses Heft ist nicht überliefert. Möglicherweise ist es bereits in Paris nach der Niederschrift der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» entstanden. Es war, wie das Heft mit Auszügen aus Ricardo und Mill, mit römischen Zahlen paginiert. In den «Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie» zitierte Marx mehrmals aus diesem Heft und verwies mit Sism. bzw. Sismondi IV, VI und VIII sowie Cherbuliez XXVIII.

Das Verzeichnis von Exzerpten aus ökonomischen Schriften ist zu einem späteren Zeitpunkt von Marx in das Heft I eingetragen worden. Völlig sicher kann ausgesagt werden, daß dieses Verzeichnis frühestens nach Marx’ Aufenthalt in Manchester und London im Juli und August 1845 entstanden sein kann.


Das Heft II, von dem nur die Seiten XL bis XLIII überliefert sind, ist eine Weiterführung der Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie. Marx stellte im Heft II Auffassungen der «neuren englischen Nationalökonomie», das waren für ihn «Ricardo, Mill etc» (S. 249), den Ansichten von Smith und Say gegenüber. Ohne eine Gesamteinschätzung der unterschiedlichen sozialökonomischen Voraussetzungen der Lehre von Smith gegenüber derjenigen von Ricardo geben zu können, führte Marx doch bereits 1844 die Konsequenzen in Ricardos Lehre auf die Entwicklung der Industrie seit Smith’ Wirken zurück, wie dies auch Engels in den «Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie» getan hatte.

Während Marx noch im Heft I mit einer eigenständigen Beweisführung darlegte, daß das Grundeigentum nur eine historische Erscheinungsform des Kapitals ist, daß Grundeigentümer und Kapitalisten zu einer Klasse verschmelzen, würdigte er im Heft II diese Erkenntnisse als Verdienst der «neuern englischen Nationalökonomie». Weiterhin stellte Marx die Bestimmung der Grundrente durch die «neuern englischen Nationalökonomen» derjenigen von Smith gegenüber. Schließlich betonte Marx, daß Ricardo und Mill im Gegensatz zu Smith und Say den wahren Zweck der kapitalistischen Produktion offen bestimmten. Sie erklärten unumwunden den Profit als dieses Ziel und forderten ohne jede Verschleierung, den Arbeitslohn so niedrig wie möglich zu halten, weil damit die Höhe des Profits steigt.

Die Lehre von Ricardo wurde von Marx im Heft II als ein großer und konsequenter Fortschritt, als Ausdruck der direkten und offenen Vertretung der Interessen des Privateigentums gewertet. Im Heft I gibt es auch nicht andeutungsweise eine solche Bewertung der Unterschiede innerhalb der bürgerlichen politischen Ökonomie.

Damit ist mit Sicherheit anzunehmen, daß vor der Niederschrift von Heft II Marx das Studium der bürgerlichen Ökonomie über Say und Smith hinaus weitergeführt hatte. Wenn Marx bereits vor der Niederschrift von Heft II Ricardos und Mills Schriften exzerpiert hatte, dann fehlt auf den überlieferten Seiten jedweder direkte oder indirekte Bezug zu diesen Exzerpten. Es bliebe die Hypothese, daß die konkrete Auswertung hauptsächlich auf den nicht überlieferten Seiten erfolgte. Dem widerspricht aber, daß die Exzerpte aus Ricardos Buch «Des principes de l’économie politique et de l’impôt» (MEGA2 IV/2. S. 392 – 427) und aus Mills Schrift «Élémens d’économie politique» (MEGA2 IV/2. S.428 – 470) auch im vollständig überlieferten Heft III weder direkt noch indirekt benutzt oder ausgewertet worden sind.

Anders verhält es sich mit den Exzerpten aus der von Prevost besorgten und von ihm kommentierten Übersetzung von MacCulloch (Karl Marx: Exzerpte aus John Ramsay MacCulloch: Discours sur l’origine, les progrès, les objets particuliers, et l’importance de l’économie politique und Guillaume Prevost: Réflexions du traducteur sur le système de Ricardo. In: MEGA2 IV/2. S. 473 – 484). Marx exzerpierte MacCulloch und Prevost unter drei von ihm formulierten Gesichtspunkten: «a) MacCulloch», «b) Uebersichtliche Exposition der Lehre von Ricardo; hauptsächlich nach Elements of political economy by James Mill. London. 1824. 2 ed.» und «c) Diskussion über das System von Ricardo von Dr. Prevost. (dem Uebersetzer).»

Dieses Exzerpt, in dem Marx vor allem unter Punkt c) umfangreiche eigene Einschätzungen über die Ricardianer, im besonderen auch über die Unterschiede zu Smith sowie kritische Bemerkungen zu Prevosts Herangehen an die Ricardianer einfließen ließ, enthält bereits alle Erkenntnisse für die im überlieferten Teil von Heft II getroffenen Aussagen. Insbesondere wird der direkte Zusammenhang zu den Exzerpten aus MacCulloch und Prevost zum Heft II dadurch erhärtet, daß Marx auf diesen Seiten weniger von Ricardo, sondern mehr von den Ricardianern oder der Schule Ricardos spricht.

Im Anschluß an die Exzerpte aus MacCulloch und Prevost konspektierte Marx den Artikel von Engels «Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie» (MEGA2 IV/2. S. 485/486). Marx erschloß die Arbeit von Engels vor allem unter speziellen Aspekten. Dazu gehörte, wie Engels die Unterschiede von Smith, Say und Ricardo in der Werttheorie sowie in den Auffassungen über die Grundrente behandelte. Zu den möglichen Quellen ist auch die umfangreiche Einleitung von Buret zu seinem Werk «De la misère des classes laborieuses…» zu zählen, aus der Marx bereits im Heft I Zitate von Ricardo und Aussagen über ihn entnahm.

So ergibt sich folgende wahrscheinliche Hypothese. Marx exzerpierte nach der Niederschrift von Heft I MacCulloch und Prevost, konspektierte Engels’ «Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie» und arbeitete anschließend auf dieser erweiterten Quellenbasis an der Kritik der Nationalökonomie weiter, indem er mit der Niederschrift von Heft II begann. Die Exzerpte aus Ricardos und Mills Schriften sind mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nach der Niederschrift von Heft III, d.h. nach den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» entstanden.

Die Beantwortung der Frage, wieviel Seiten vom Heft II fehlen, sowie die Rekonstruktion des Inhalts der fehlenden Seiten können ebenfalls nur hypothetisch sein. Nur sehr bedingt kann angenommen werden, Heft II sei die direkte Fortsetzung von Heft I, und es fehlten nur die Seiten XXVIII bis XXXIX. Wahrscheinlicher ist, daß auch das Heft II mit der Seite I) begann, demzufolge die Seiten I bis XXXIX fehlen. Dafür spricht die erweiterte Quellenbasis, mit der Marx die Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie fortführte, die teilweise eine indirekte Korrektur seiner Einschätzungen im Heft I darstellte. Unterstützt wird diese Hypothese durch die leeren Seiten im Heft I und vor allen Dingen durch die nur mit vier Zeilen beschriebene Seite XXVII dieses Heftes.

Die vorhandenen Seiten von Heft II, die Thesen auf der letzten Seite dieses Heftes, die drei Ergänzungen aus dem Heft III sowie eine Zusammenfassung auf der Seite XVIII im Heft III lassen vermuten, daß wesentlicher Inhalt der fehlenden Seiten die Analyse des Gegensatzes von Kapital und Arbeit gewesen ist, und zwar als dialektische Einheit von zwei sich bedingenden und bekämpfenden Seiten des Privateigentums. Dabei ging es um eine präzisere Erfassung des Kapitals als objektive Gestalt des Privateigentums und der Arbeit als subjektives Wesen des Privateigentums. Ein Aspekt war offensichtlich, wie die bürgerliche Ökonomie selbst die Einheit von Kapital und Arbeit auf vielfache Weise herausgearbeitet hatte, angefangen von der Feststellung, daß Kapital aufgehäufte Arbeit ist, über die Bestimmung des Kapitals innerhalb der Produktion, die Behandlung des Arbeiters als Kapital und des Arbeitslohns als Teil der Kosten des Kapitals bis zur Fixierung der unmittelbaren Einheit von Kapital und Arbeit im Urzustand der menschlichen Entwicklung. Inhalt der nicht überlieferten Seiten war wahrscheinlich auch die historische Entwicklung des Gegensatzes von Eigentum und Eigentumslosigkeit bis zur Entwicklung des Gegensatzes von Kapital und Arbeit und dessen Zuspitzung bis zum Gegensatz von industriellem Kapital und Fabrikarbeit, woraus Marx die historische Notwendigkeit ableitete, diesen Gegensatz aufzuheben.


Das Heft III ist keine geschlossene, logisch aufgebaute Abhandlung, sondern es zerfällt in verschiedene heterogene Teile. Dem Charakter nach kann man vier Gruppen unterscheiden. Zur ersten Gruppe gehören drei Ergänzungen zu den nicht überlieferten Seiten XXXVI und XXXIX von Heft II (Teil I bis III des Edierten Textes), wobei die letzte Ergänzung noch zwei umfangreiche Erweiterungen erhielt (Teil IV und VI). Zur zweiten Gruppe gehören einige kurze Zusätze zu unterschiedlichen Themen (Teil V und Anfang von Teil VII). Die dritte Gruppe bilden zwei relativ geschlossene umfangreichere Ausarbeitungen über die Teilung der Arbeit und über das Geld (Teil VII und IX). Viertens befindet sich in diesem Heft der Entwurf einer «Vorrede» (Teil VIII).

Das Heft III entstand, zumindest ab Seite III, frühestens Anfang August 1844. Die «Vorrede» auf den Seiten XXXIX und XL sowie die folgenden Seiten sind frühestens ab 12. August 1844 niedergeschrieben worden. Marx zitierte auf den Seiten XI und XII indirekt aus Artikeln der Hefte V und VI der «Allgemeinen Literatur-Zeitung». Diese Hefte erhielt er aber erst in den ersten Augusttagen 1844 durch Georg Jung zugeschickt (Jung an Marx, 31. Juli 1844. In: MEGA2 III/1. S. 436). In der «Vorrede» polemisierte Marx gegen Äußerungen von Bruno Bauer aus dem Heft VIII dieser Zeitschrift, das Marx aber offensichtlich am 11. August 1844 noch nicht besaß, wie das sein Brief an Feuerbach belegt (Marx an Feuerbach, 11. August 1844. In: MEGA2 III/1. S. 64/65). Die Ausarbeitung der «Vorrede» rückt damit sehr eng an den Besuch von Engels, der in der letzten Augustdekade 1844 in Paris eintraf, und damit auch an den Beginn der Ausarbeitung der «Heiligen Familie» heran.

Teil I des Heftes III ist eine Ergänzung über die Arbeit, die Marx als das subjektive Wesen des Privateigentums charakterisierte. Er demonstrierte, wie in der Geschichte der bürgerlichen Ökonomie sich notwendig die Auffassung von der Arbeit mit der Entwicklung des Privateigentums veränderte, dessen vollendete objektive Gestalt das industrielle Kapital wie die Fabrikarbeit das ausgebildete Wesen der Arbeit sei.

Teil II ist eine kurze Ergänzung über die Entwicklung des Gegensatzes von Eigentum und Eigentumslosigkeit zum Gegensatz von Kapital und Arbeit.

Teil III ist eine, in sieben Punkte untergliederte Ergänzung zum Thema Aufhebung der Selbstentfremdung des Menschen durch Aufhebung des Privateigentums. Marx beantwortete erstmals sehr ausführlich die Frage, welche Wesensmerkmale die neue, den Kapitalismus ablösende Gesellschaft kennzeichnen, wie sich der gesetzmäßige Prozeß der Umgestaltung vom Kapitalismus zum Sozialismus vollziehen soll.

Der äußere Anlaß zur Niederschrift dieser umfangreichen Textergänzungen waren möglicherweise Diskussionen im «Vorwärts!», nicht zuletzt die Diskussion über die «humanistische Schule» im Juni und Juli 1844, die in der Frage gipfelte, was an die Stelle des Bestehenden gesetzt werden soll. Ruge hatte den Standpunkt der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» als «humanistische Schule» charakterisiert (Ruge: An die Redaction der «deutschen Schnellpost für europäische Zustände, öffentliches und sociales Leben Deutschlands» in New-York. In: Vorwärts! Paris. Nr. 49, 19. Juni 1844). Darauf wurde er gefragt, was er an die Stelle des Bestehenden setzen wolle, ob er nicht auf den Menschenrechten basiere, Marx dagegen darüber hinaus ginge (Heinrich Börnstein: Offener Brief an Herrn Dr. Arnold Ruge. (Zur Verständigung.) In: Vorwärts! Paris. Nr. 50, 22. Juni 1844). Ruge antwortete darauf mit einer Definition aus Marx’ Artikel «Zur Judenfrage», wonach die menschliche Emanzipation erst dann vollbracht sei, wenn der Mensch seine «forces propres» als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert habe (siehe S. 162.38 – 163.3). Ruge solidarisierte sich mit dieser Bestimmung und deklarierte sie als «neue Organisation der Arbeit» (Ruge: Offene Antwort an Herrn Heinrich Börnstein. In: Vorwärts! Paris. Nr. 54, 6. Juli 1844), ein von den Utopisten viel gebrauchter Begriff, den Marx selbst nicht verwandte. Die gesamte Diskussion im «Vorwärts!» wurde unter dem unmittelbaren Eindruck des Aufstandes der schlesischen Weber geführt.

Auch in der «Allgemeinen Literatur-Zeitung» war mit indirekter Anspielung auf Marx’ Beitrag «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung» die Auffassung von der historischen Rolle des Proletariats angegriffen worden. Besonders geschah dies in Edgar Bauers Auseinandersetzung mit Proudhon ([Edgar Bauer:] Proudhon. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Charlottenburg. 1844. H. V. S. 37 – 52). Hier nahm die Frage nach dem Wesen der bürgerlichen Gesellschaft, nach dem Charakter und den Merkmalen der neuen Gesellschaft breiten Raum ein. Diese Diskussion könnte Marx ebenfalls angeregt haben, diese umfangreiche Ergänzung vorzunehmen.

Marx integrierte in seine Darstellung über die ausbeutungsfreie Gesellschaft eine zusammenfassende Kritik am utopischen Sozialismus und Kommunismus und versuchte, diese Anschauungen in eine gesetzmäßige ideengeschichtliche Entwicklung einzuordnen. Dieses Herangehen hatte Marx bereits im Sommer 1843 zu eigenwilligen Einschätzungen geführt. Nunmehr gestaltete er es auf einer entwickelteren Stufe der Auseinandersetzung mit diesen Lehren weiter.

Marx’ Versuch, die neue Gesellschaftsordnung, ihren Werdegang und ihre Wesensmerkmale zu charakterisieren, war gekennzeichnet durch das Bemühen, die bürgerliche Gesellschaft als historisch notwendig zu begründen und auf der Basis der Zuspitzung des Gegensatzes von Kapital und Arbeit deren historische Überlebtheit nachzuweisen. In den materiellen Elementen, der Entwicklung der Industrie und der Fabrikarbeit, suchte Marx die objektiven Voraussetzungen für den Kommunismus. Er wollte die neue Gesellschaft nicht als fertiges Dogma dem Bestehenden gegenüberstellen, sondern sie aus den bestehenden Voraussetzungen innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft entwickeln und ihr Entstehen selbst als langwierigen Prozeß darstellen. Marx wandte seine historisch-dialektische Auffassung von der Entwicklungsgeschichte der Menschheit auf der Grundlage der neuen ökonomischen Erkenntnisse an und entwickelte sie weiter.

Das Neue bei Marx war, daß er in erster Linie die Arbeit als das Verhältnis des Menschen zur Natur, als Produktionstätigkeit, als Wesensmerkmal der Gattungstätigkeit des Menschen, als Beziehung zum anderen Menschen charakterisierte und sie als das Primäre und revolutionäre Element in der menschlichen Entwicklung bestimmte.

Deshalb ist es ganz folgerichtig, daß sich Marx gerade in diesem Zusammenhang mit der Hegelschen Dialektik, mit der Hegelschen Auffassung von der Entwicklungsgeschichte der Menschheit und ihren Triebkräften auseinandersetzte. Dies lag im Gegenstand begründet die Notwendigkeit der Aufhebung der Selbstentfremdung des Menschen als Ergebnis der historischen Entwicklung der Menschheit darzustellen. Gleichzeitig war für Marx die Auseinandersetzung mit Hegel Teil der theoretischen Aufhebung der Selbstentfremdung. Das war gefördert worden durch Feuerbachs materialistischen, aber gleichzeitig einseitigen Standpunkt, wie er ihn in seinen Arbeiten aus den Jahren 1842 und 1843 vertrat. Er war provoziert worden durch die Konzentration der Junghegelianer um Bruno Bauer und deren subjektiv-idealistische Ansichten in der «Allgemeinen Literatur-Zeitung». Die Hefte I bis IV hatte Marx bereits im April 1844 in Briefen an seine Freunde zusammenhängend eingeschätzt und die Absicht geäußert, diese Polemik zu veröffentlichen. Diese Briefe sind nicht überliefert. Ihr Inhalt läßt sich nur bruchstückhaft aus den Briefen von Moses Heß und Georg Jung rekonstruieren (Heß an Marx, 3. Juli 1844. In: MEGA2 III/1. S. 434 – 435. – Jung an Marx, 31. Juli 1844. In: MEGA2 III/1. S. 436 – 437. – Ruge an Köchly, 20. Juni 1844. A.a.O.). Die Hefte V bis VII sowie das Heft VIII erhielt Marx während der Arbeit an den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten». Schließlich stand auch nach wie vor die Aufgabe, den französischen Sozialisten und Kommunisten die progressiven Elemente der deutschen Philosophie nahezubringen. Marx erwähnte später, er habe in Paris den Versuch unternommen, Proudhon die Hegelsche Dialektik zu lehren (Karl Marx: Ueber P.-J. Proudhon. In: Der Social-Demokrat. Berlin. Nr. 16, 1. Februar 1865).

Teil IV des Heftes III ist ein Zusatz zu Punkt 6), zur Analyse der Hegelschen Dialektik, die Marx in eine Analyse der Hegelschen «Phänomenologie des Geistes» übergeleitet hatte. Hier deutete sich bereits an, daß die kritische Auseinandersetzung mit Hegel auf der Basis der Erkenntnisse, die Marx durch das Studium der bürgerlichen Ökonomie gewonnen hatte, den Rahmen eines Punktes innerhalb der Ausführungen über die Aufhebung der Selbstentfremdung des Menschen sprengte.

Teil V besteht aus Zusätzen zu unterschiedlichen Themen. Marx begann mit einer Zusammenfassung dessen, was bisher behandelt worden ist. Er setzte damit offensichtlich nach den Ergänzungen zu Heft II die Darlegungen aus diesem Heft fort, brach aber die weitere Ausarbeitung bzw. logische Fortführung der aufgeworfenen Fragen ab. Es folgen mehr oder weniger zusammenhängende Passagen, Skizzen zu verschiedenen Problemen aus der Kritik der bürgerlichen Ökonomie, zwischen denen kein unmittelbarer inhaltlicher und logischer Zusammenhang besteht. Marx selbst hebt die einzelnen Skizzen durch Striche voneinander ab, eine Darstellungsform, die in den in sich geschlossenen Abhandlungen kaum zu finden ist. Später bezeichnete er selbst solche skizzenhaften Darlegungen als Zusätze.

Teil VI ist eine umfangreiche Abhandlung, die Marx durch einen eindeutigen Vermerk als Ergänzung zu Seite XVII, d.h. zu Punkt 6) der Ausführungen über die Aufhebung der Selbstentfremdung des Menschen zuordnet. Marx unterzog die Hegelsche «Phänomenologie» und davon ausgehend die Gesamtheit des Hegelschen Systems einer Kritik, indem er einmal die positiven Seiten der Hegelschen Dialektik herausarbeitete, andererseits die Einseitigkeiten und Grenzen der Hegelschen Philosophie analysierte. Mit dieser Einfügung nimmt die Auseinandersetzung mit Hegel einen relativ selbständigen Charakter an, aber auch sie wurde von Marx weder inhaltlich noch logisch zu Ende geführt. Die Darlegungen gehen in Hinweise über, was noch zu behandeln war, und enden mit zwei Zitaten aus Hegels «Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften».

Teil VII beginnt mit zwei kurzen Zusätzen über die Grundrente und über Proudhon, der Hauptinhalt ist jedoch eine geschlossene Ausarbeitung über die Arbeitsteilung, und zwar als nationalökonomischer Ausdruck der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung bzw. als entfremdete Form der Tätigkeit des Menschen als Gattungswesen. Marx stellte die Auffassungen von Smith, Say, Skarbek und Mill über Arbeitsteilung zusammen, interpretierte sie und hob die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Anschauungen hervor. Für die weitere Arbeit war vor allem Marx’ Schlußfolgerung bedeutsam, daß Arbeitsteilung und Austausch auf dem Privateigentum beruhen. Darin liege einmal der Beweis, daß das Privateigentum historisch notwendig war, aber zum anderen auch der Grund, daß es jetzt der Aufhebung des Privateigentums bedarf. Die Ausführungen über die Arbeitsteilung und den Austausch während des Studiums und des Exzerpierens von Mills «Élémens d’économie politique» (MEGA2 IV/2. S. 452 – 459 und 462 – 466) sind eine Weiterführung der im Heft III angefangenen Untersuchungen, die insgesamt für die weitere Ausarbeitung der materialistischen Geschichtsauffassung von zentraler Bedeutung wurden.

Teil VIII ist der Entwurf einer «Vorrede», in der Marx begründete, warum er die in den «Deutsch-Französischen Jahrbüchern» eingeleitete Arbeit «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie» nicht weiterführen werde. Er kündigte verschiedene selbständige Broschüren zur Kritik des Rechts, der Moral, der Politik etc. an. Diese Reihe wollte er mit der «Kritik der Nationalökonomie» eröffnen. Die Schrift zur Kritik der Nationalökonomie sollte als Schlußkapitel eine Auseinandersetzung mit der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt enthalten. Ursprünglich beinhaltete die «Vorrede» eine relativ umfangreiche Charakterisierung des Junghegelianismus, wie er in der «Allgemeinen Literatur-Zeitung» vertreten und verteidigt wurde. Noch im Prozeß der Niederschrift tilgte Marx diese Passagen, skizzierte nur knapp die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit diesen Ansichten und verwies auf eine spezielle Broschüre, aus der im Prozeß der Niederschrift das mit Engels gemeinsam geschriebene Werk «Die heilige Familie» entstand.

In der «Vorrede» skizzierte Marx frühestens Mitte August 1844 eine Schrift, für deren Ausführung die vorliegenden drei Hefte als erster Entwurf oder Vorarbeiten charakterisiert werden können. Allerdings kann die «Vorrede» auch nicht als überlieferter Teil des später fixierten zweibändigen Werkes «Kritik der Politik und Nationalökonomie» bestimmt werden. Für die Herausgabe dieses Werkes hatte Marx am 1. Februar 1845 mit Carl Friedrich Julius Leske einen Vertrag abgeschlossen (Leske an Marx, 6. Dezember 1845. In: MEGA2 III/1. S. 851. Erl. 492.3 – 5). Der in der «Vorrede» entwickelte Plan stellte eine Zwischenstufe in dem sich auch weiterhin stürmisch entwickelnden Quellenstudium und Erkenntnisfortschritt von Marx dar.

Der Plan der Kritik der Nationalökonomie von August 1844 sah vor, diese Kritik in einer Broschüre mit einem Schlußkapitel über Hegels Dialektik und Philosophie überhaupt auszuführen. Im Januar 1845 plante Marx ein zweibändiges Werk mit über 40 Druckbogen unter dem Titel «Kritik der Politik und Nationalökonomie». Zwischen der Niederschrift der «Vorrede» und dem Abschluß des Vertrages lag die Ausarbeitung der «Heiligen Familie», das Studium von Ricardo und Mill und weiterer ökonomischer Literatur. Die Absicht, spezielle Broschüren über die Kritik der Politik, des Rechts, der Moral etc. zu schreiben, und in einer besonderen Arbeit den Zusammenhang des Ganzen zu geben, hatte Marx Anfang 1845 offensichtlich aufgegeben.

Teil IX besteht aus zwei unterschiedlichen Skizzen. Zunächst notierte Marx Bemerkungen über die Empfindungen des Menschen als ontologische Wesensbejahung, die sich nur dadurch bejahen, daß ihr Gegenstand sinnlich ist. Dem folgt ein Fragment über das Geld, eine relativ geschlossene Ausarbeitung zu diesem Thema. Damit beendete Marx die Niederschrift im Heft III. Die noch vorhandenen 23 Seiten blieben leer. Die Ausführungen über das Geld, die Marx beim Exzerpieren von Mills «Élémens d’économie politique» niederschrieb (MEGA2 IV/2. S. 447 – 452), können als Fortsetzung der im Heft III abgebrochenen Darlegungen zu diesem Thema gewertet werden.

Man kann annehmen, daß Marx nach Abbruch der Niederschrift im Heft III die mehrwöchige intensive Arbeit an der «Heiligen Familie» begann. Er erweiterte erneut das Studium der bürgerlichen politischen Ökonomie und begann offensichtlich erst jetzt Ricardos Werk «Des principes de l’économie politique et de l’impôt» sowie Mills Schrift «Élémens d’économie politique» zu exzerpieren. Das Ricardo- und Mill-Exzerpt zeichnet sich gegenüber den vorangegangenen Exzerptheften vor allem dadurch aus, daß Marx die Aussagen von Ricardo und Mill sofort in einem viel stärkeren Maße einschätzte. Er wertete, interpretierte, kritisierte sie und bettete sie in umfangreiche eigene Ausführungen ein.

Beim Exzerpieren von «Des principes de l’économie politique» erfaßte Marx die Unterschiede zwischen Ricardo und Smith und polemisierte gegen Says Kritik an Ricardo. Marx benutzte die französische Übersetzung von Ricardos Werk, welche mit kritischen Noten von Say versehen war. Mit Ricardos Wert-, Mehrwert- und Rententheorie konnte Marx einige Gesetze und Kategorien der politischen Ökonomie des Kapitalismus präziser erfassen. Die offene und direkte Widerspiegelung der Interessen der Industriebourgeoisie in Ricardos Lehre befähigten Marx zu konkreteren Aussagen über den bürgerlichen Charakter der «Nationalökonomie».

Im Zusammenhang mit den Exzerpten aus Mill behandelte Marx in eigenständigen Darlegungen eine Reihe von Fragen, so den Zusammenhang von Privateigentum und Geldwesen, den Austausch und die Arbeitsteilung als Gattungstätigkeit des Menschen unter den Bedingungen des Privateigentums, die Arbeit als Erwerbsarbeit unter den Bedingungen des Privateigentums, die Arbeitsteilung als Austausch von menschlichen Tätigkeiten usw.

Insgesamt ist das Heft mit Exzerpten aus Ricardos und Mills Schriften eine Ergänzung und zugleich Weiterführung der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Dies zeigt sich vor allem im Reifegrad der inhaltlichen Analyse und Auswertung dieser Auffassungen und in der häufigen Unterbrechung der Exzerpte durch umfangreiche relativ in sich geschlossene eigenständige Ausarbeitungen über einige Fragen, die in den Heften I, II und III nur teilweise oder überhaupt nicht behandelt worden sind. Dieses Heft kann vom Profil her mehr in die Nähe von Heft III der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» gerückt werden. Daß Marx dieses Heft mit römischen Zahlen paginierte, könnte als formales Indiz für diese Annahme gelten. Man kann deshalb dieses Heft als die unmittelbare Fortsetzung der Ausarbeitung von Heft III bezeichnen, eine Fortsetzung, die durch die intensive Auswertung der Ansichten von Ricardo und Mill eine höhere Qualität erreichte.

Erstveröffentlichung: Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. Zur Kritik der Nationalökonomie. Mit einem Schlußkapitel über die Hegelsche Philosophie. In: MEGA1 I/3. S. 29 – 172.

Zeugenbeschreibung

H1 Originalhandschrift. – IISG, Marx-Engels-Nachlaß, Sign. B 95/A 7, A 6/A 8 – 9. Negativ. – IML/ZPA Moskau, Sign. f. 1, op. 1, d. 130. Überliefert sind ein Heft mit der Aufschrift von Marx’ Hand: Heft I. (Sign. B 95/A 7) sowie zwei lose Blätter und ein Heft ohne Aufschrift (Sign. A 6/A 8 – 9).

Beschreibung von Heft I

Beschreibstoff: Neun ineinandergelegte und geheftete Bogen aus zwei Papiersorten. Format der äußeren fünf Bogen (Bogen 1 bis 5 bzw. Heftseiten 1 bis 10 und 27 bis 36): Höhe des Bogens 1 – linke Seite 310 mm, rechte Seite 308 mm; Höhe der Bogen 2 bis 5 – linke Seite 308 mm, rechte Seite 310 mm. Breite der Bogen vorwiegend 399 mm. Die Unebenheiten an den Rändern belegen, daß die Foliobogen aus doppelt großen Lagen geschnitten wurden. Dünnes, unliniertes, minderwertiges Papier, ohne Wasserzeichen. Format der inneren vier Bogen (Bogen 6 bis 9 bzw. Heftseiten 11 bis 26): Höhe der Bogen – linke Seite 310 mm, rechte Seite 308 mm. Die Breite der Bogen variiert von 397 mm (Bogen 6) bis 393 mm (Bogen 9). Die Bogen 6 bis 9 liegen exakt ineinander mit einem glatten Schnitt an allen Rändern und präzise aufeinanderliegenden Kanten, d.h., sie bilden eine feste Lage. Relativ starkes, festes, gutes, unliniertes Papier, ohne Wasserzeichen.

Zustand: Die Bogen 1 bis 5 sind brüchig, stark vergilbt und an den Rändern teilweise beschädigt; die Bogen 6 bis 9 sind gut erhalten, nicht beschädigt und wenig vergilbt.

Schreiber: Karl Marx.

Schreibmaterial: Tinte, braun verfärbt, mit Nuancen im Farbton, verursacht durch Tintenfluß, Federstärke, Federführung u. dgl.

Beschriftung und Paginierung: Die acht Blätter bzw. 16 Seiten der Bogen 6 bis 9 des Heftes (Lage) wurden zuerst beschrieben. Jede einzelne Seite wurde offensichtlich erst unmittelbar vor Beginn der Beschriftung im Querformat in Spalten eingeteilt und in der linken Ecke oben paginiert. Dies belegen die eigenwillige Änderung der Spalteneinteilung und -bezeichnung sowie die wechselnde Breite der verschiedenen Spalten, die oft mit der Änderung des Charakters bzw. mit dem Umfang des Textes zusammenfallen (z.B. der Übergang von Seite XXI zu Seite XXII). Außerdem weist die Niederschrift der Spaltenbezeichnung (Farbton der Tinte, Federführung etc.) in einigen Fällen deutliche Ähnlichkeit mit der Niederschrift des Textes der nachweisbar zuerst beschriebenen Spalte auf. Marx paginierte die erste Seite der Lage mit I, dann aber die letzte Seite der Lage mit II, führte dann von hinten nach vorn im Prozeß der Niederschrift die Paginierung von III bis XVI weiter, so daß auf der Rückseite des ersten Blattes der Lage XVI steht.

Die Seiten I bis XII wurden in drei Spalten geteilt und mit «Arbeitslohn», «Profit d. Capitals» – «Capitalgewinn» – «Gewinn d. Capitals», «Grundrente» betitelt. Die Seiten XIII bis XVI wurden in zwei Spalten geteilt und mit «Arbeitslohn» bzw. «Grundrente» (linke Spalte) sowie «Gewinn d. Capitals» – «Gewinn der Capitalien» bzw. «Grundrente» (rechte Spalte) bezeichnet. Danach paginierte Marx die Seiten 2, 3 und 4 des Bogens 5 mit XVII, XVIII und XIX, teilte sie in drei Spalten und beschriftete sie mit «Arbeitslohn», «Grundrente», «Gewinn d. Capitals». Die erste Seite des Bogens blieb vollständig leer. Von den Bogen 4, 3, 2 und 1 wurden in dieser Reihenfolge jeweils nur die Seite 3 und 4 mit XX bis XXVII paginiert. Diese paginierten Seiten wurden in drei Spalten eingeteilt und die Seiten XX und XXI mit «Arbeitslohn», «Grundrente», «Gewinn d. Capitals», die Seiten XXII bis XXV mit «Arbeitslohn», «Profit d. Capitals» – «Gewinn d. Capitals», «Grundrente», die Seite XXVI mit «Arbeitslohn», «Grundrente», «Capitalgewinn» und die Seite XXVII mit «Arbeitslohn», «Gewinn d. Capitals», «Grundrente» beschriftet. Von diesen vier Bogen blieben die Seiten 1 und 2 zunächst vollständig leer; später schrieb Marx auf die erste Seite des Heftes «Heft I.» und auf die dritte Seite des Heftes eine Liste von Büchern, die er exzerpiert hatte. Die linke und rechte Spalte der Seiten XVII bis XXI blieben, obwohl jede Spalte bezeichnet ist, ohne fortlaufenden Text, ebenso die mittlere und rechte Spalte der Seite XXVII. Die ursprüngliche Lage sowie die im Prozeß der Niederschrift beschriebenen und um die Lage gelegten Bogen sind ganz offensichtlich erst nach der Niederschrift geheftet worden. Dies wird auch dadurch belegt, daß bei einzelnen Seiten die Heftstiche durch den Text hindurchgehen.

Vermerke von fremder Hand: Die beschriebenen Seiten (außer Titelseite) wurden mit Bleistift mit BX 13a und BX 13b bis BX 40a und BX 40b bezeichnet. Diese Seitenbezeichnung folgt der Anordnung im Heft und nicht der von Marx vorgenommenen Paginierung.

Beschreibung der beiden Blätter [Heft II]

Beschreibstoff: Überliefert sind zwei lose Blätter. Papierschnitt und Beschaffenheit lassen den Schluß zu, daß sie ursprünglich nicht zu einem Bogen gehörten, sondern von zwei verschiedenen Bogen stammen. Format: Höhe des ersten Blattes 310 mm, des zweiten Blattes 308 mm; die Breite ist nicht mehr exakt zu bestimmen, da vom inneren Rand, d.h. vom ursprünglichen Bruch des Bogens ein erheblicher Teil abgebrochen ist. Die breiteste noch meßbare Stelle beträgt beim ersten Blatt 196 mm, beim zweiten Blatt 200 mm. Dünnes, unliniertes, minderwertiges Papier, ohne Wasserzeichen. Von der Qualität und Beschaffenheit her ist das Papier identisch mit dem Papier der Bogen 1 bis 5 von Heft I und mit dem Papier von Heft III. Da jedoch das Format des ursprünglichen Bogens nicht mehr exakt ermittelt werden kann, ist eine Aussage darüber, ob das Format identisch ist mit dem von Heft I (Bogen 1 bis 5) oder Heft III, nicht möglich.

Zustand: Das Papier ist brüchig, stark vergilbt, die Ränder sind teilweise stark beschädigt, wodurch erhebliche Textverluste entstanden sind. Auf dem Negativ des IML/ZPA Moskau, das in den zwanziger Jahren d. Jh. angefertigt wurde, ist der vollständige Text bis auf wenige Buchstaben noch eindeutig zu entziffern, obwohl auch bereits auf dem Negativ eine Beschädigung des Randes zu erkennen ist.

Schreiber: Karl Marx.

Schreibmaterial: Tinte, braun verfärbt, mit Nuancen im Farbton, verursacht durch Tintenfluß, Federstärke, Federführung u. dgl.

Beschriftung und Paginierung: Die beiden Blätter sind im Querformat in zwei Spalten eingeteilt, die linke Spalte ist jeweils breiter als die rechte. Zunächst wurden die linken, dann die rechten Spalten beschrieben. Ecken mit den Paginierungszahlen sind abgebrochen, können aber auf dem Negativ eindeutig als XXXX, XLI, XLII und XLIII entziffert werden.

Vermerke von fremder Hand: Die Seiten wurden mit Bleistift fortlaufend mit By 1a und By 1b bis By 4a und By 4b bezeichnet, die tatsächliche Reihenfolge der Blätter wurde jedoch vertauscht. In den Text sind einige Zeichen (vorwiegend eckige Klammern) sowie die Zahl 3) mit Bleistift eingetragen.

Beschreibung des nicht numerierten Heftes [Heft III]

Beschreibstoff: 17 ineinandergelegte und geheftete Bogen. Der innere Bogen unterscheidet sich hinsichtlich Format, Art und Weise sowie Gegenstand der Beschriftung von den übrigen Bogen. Er wurde erst nachträglich, aber noch vor dem Heften der Lage hinzugefügt. Format: Die Höhe der Bogen differiert auf der linken Seite zwischen 306 und 310 mm, auf der rechten Seite zwischen 311 und 313 mm. Bei einigen Bogen ist allerdings wegen der Beschädigung der Ränder die exakte Höhe nicht mehr feststellbar. Die Breite beträgt bei allen Bogen 402 mm. Format des inneren Bogens: linke Seite 314 mm, rechte Seite 309 mm, Breite 398 und 400 mm. Bis auf eine Seite (314 mm) entsprechen alle anderen Angaben wegen Beschädigung der Ränder nicht mehr dem ursprünglichen Befund. Die Formate der Bogen (außer dem inneren Bogen) und der noch erkennbare Befund an den Rändern lassen vermuten, daß acht Bogen vom Format 402 × ca. 620 mm in der Mitte manuell unexakt auseinandergeschnitten wurden.

Zustand: Das Papier ist brüchig, stark vergilbt und an den Rändern teilweise erheblich beschädigt. Einzelne Bogen sind vor dem Heften unexakt eingelegt worden, wodurch ein Überhang entstand, der in der Regel abgebrochen ist. Von einem Blatt (Seite XIX und XX) ist eine große Ecke herausgerissen.

Schreiber: Karl Marx.

Schreibmaterial: Tinte, braun verfärbt, mit Nuancen im Farbton, verursacht durch Tintenfluß, Federstärke, Federführung u. dgl. Erledigungsvermerke mit rotbraunem Farbstift.

Beschriftung und Paginierung: Ursprünglich bestand die Lage aus 16 ineinandergelegten, aber noch nicht gehefteten Bogen (64 Seiten). Die Seiten wurden unmittelbar vor der Beschriftung in zwei Spalten eingeteilt – die linke Spalte ist breiter als die rechte – und in der Regel in der linken Ecke oben paginiert. Einzelne Seiten wurden erst paginiert, nachdem bereits mit der Niederschrift des Textes begonnen worden war. Marx begann mit der Niederschrift auf der ersten Seite und paginierte sie vorher mit I. Offensichtlich ein Lesefehler der undeutlich geschriebenen Zahl XXII veranlaßte ihn, XXIII in XXIV zu korrigieren, wodurch die korrigierte Zahl wiederum schwer lesbar wurde, so daß Marx die nächste Seite irrtümlich mit XXVI paginierte. Deshalb endet der Text auf Seite 41 der ursprünglichen Lage mit der Paginierungszahl XLIII. 23 Seiten blieben völlig leer, sie sind weder in Spalten eingeteilt noch paginiert. Dieser Befund erhärtet, daß Marx erst vor Beginn der Niederschrift einer jeden Seite die betreffende Seite in Spalten einteilte und paginierte. Auf den Seiten VI, VII, VIII, IX, X, XV, XVI, XVII, XX, XXI, XXVI, XXVII und XXX befinden sich Erledigungsvermerke. Bis auf eine Ausnahme handelt es sich um senkrechte Striche, teilweise mit Neigung nach links oder rechts, oder nur schräge Striche, die in den meisten Fällen deutlich erkennbare Abschnitte oder Textpassagen erfassen. Der mittlere Bogen, der erst nach der Niederschrift des Textes hinzugefügt wurde, war vorher beschrieben. Er ist nicht in Spalten eingeteilt, aber im Querformat beschrieben. Die Niederschrift erfolgte in der Reihenfolge: Seite 1, Seite 4, Seite 2 und Seite 3 des Bogens. Die zuletzt genannte Seite wurde von Marx mit 4) paginiert, die übrigen Seiten sind nicht paginiert. Dieser Bogen wurde erst später, aber noch vor dem Heften aller Bogen hinzugefügt. Bei einzelnen Seiten gehen die Heftstiche durch den Text hindurch, vor allem dann, wenn der Rand für Einfügungen benutzt wurde.

Vermerke von fremder Hand: Die beschriebenen Seiten wurden mit Bleistift fortlaufend mit By 5a und By 5b bis By 49a und By 49b bezeichnet. Der nicht zum fortlaufenden Text gehörende und von Marx nicht mit römischen Zahlen paginierte Bogen in der Mitte des Heftes wurde bei der Durchnumerierung mit einbezogen. In den Text sind Zeichen (vorwiegend eckige Klammern und senkrechte Striche) mit Bleistift eingetragen. Auf Seite VII ist über «Arbeit» von Marx’ Hand noch einmal mit Bleistift «Arbeit» geschrieben worden.


Für die Niederschrift aller drei Teile wurde deutsche, für die fremdsprachigen Texte und Fremdwörter lateinische Schrift verwandt. Typisch für große Teile des Textes sind Wortverkürzungen und das Verschmelzen von Buchstaben. Folgende Abkürzungen wurden häufig gebraucht: u. – außer am Anfang des Satzes ständig, od. – sehr häufig, v. – häufig, d. – auf manchen Seiten bis zu 80%, auf manchen nur 40%. Im Durchschnitt sind etwa 50 bis 65% aller vorkommenden bestimmten Artikel abgekürzt.

Hinweise zur Edition

Der Edierte Text folgt H1. Weder die beiden Hefte bzw. die beiden Blätter noch die Manuskripte als Ganzes sind von Marx betitelt oder inhaltlich beschrieben worden. Ebenso gibt es keine überlieferten Äußerungen oder Anhaltspunkte von Marx oder Engels über die zeitliche oder inhaltliche Reihenfolge der Hefte. Der bei der Erstveröffentlichung gegebene redaktionelle Titel «Ökonomisch-philosophische Manuskripte» wird beibehalten.

Das erste Heft wird unter dem von Marx gegebenen Titel «Heft I» ediert. Die beiden losen Blätter werden mit der redaktionellen Bezeichnung «Heft II» und das nicht bezeichnete Heft mit dem redaktionellen Titel «Heft III» dargeboten. Die Reihenfolge ergibt sich einmal – was Heft I und II betrifft – aus der Chronologie, wobei diese Anordnung beiden möglichen Hypothesen (Heft II ist die direkte Fortsetzung von Heft I oder: Heft II ist ein neuer Versuch einer Kritik der Nationalökonomie) nicht widerspricht. Heft III beginnt mit Ergänzungen zu nicht überlieferten Seiten von Heft II, die von Marx zugeordnet worden sind. Die Verselbständigung der dritten Ergänzung, die Weiterführung dieses Heftes mit Zusätzen und Fragmenten und der Entwurf einer «Vorrede» sowie das Fehlen der entsprechenden Seiten im Heft II legen nahe, das Heft III als separates Manuskript unter dem Titel «Heft III» wiederzugeben.

Die komplizierte Überlieferungslage, fehlende Hinweise von Marx, der fragmentarische und unvollständige Charakter sowie die eigenwillige Anordnung des Textes in Spalten ließen es als ratsam erscheinen, den gesamten Text im vorliegenden Band zweimal darzubieten. Der ersten Wiedergabe liegt primär der Entstehungsprozeß, die Chronologie der einzelnen Teile zugrunde, d.h. der Text wird in der Reihenfolge der Niederschrift angeordnet. Der zweiten Wiedergabe liegt primär die logische Struktur zugrunde, die auf den von Marx gegebenen Anweisungen zur Textanordnung basiert oder mit Marx’ Arbeitsmethode und der inhaltlichen Logik begründet wird. In der zweiten Wiedergabe wird der Text mit redaktionellen Zwischentiteln versehen, bestimmte Zwischenstriche von Marx werden als Hinweis für einen Absatz interpretiert.

Zur ersten Wiedergabe des Textes: Der Text von Heft I wird mehrspaltig dar geboten und so angeordnet, wie er mit Wahrscheinlichkeit von Marx in fünf Phasen im Wechsel von Nach- und Nebeneinander niedergeschrieben wurde. Ist nicht exakt zu ermitteln, wo eine Phase endet und eine neue beginnt, wird der Anordnung im Edierten Text eine der wahrscheinlicheren Hypothesen zugrunde gelegt, auf andere mögliche Textanordnungen wird in der Entstehungsgeschichte aufmerksam gemacht. Ergänzende Hinweise über den handschriftlichen Befund, sofern er Anhaltspunkte über eine mögliche Unterbrechung der Niederschrift gibt, werden im Variantenverzeichnis mitgeteilt. Die spezifische Methode von Marx, die Benutzung der Spalten Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente im gesamten Heft I sowie die Beibehaltung dieser Spalteneinteilung für Textteile, bei denen Marx die Gliederung des Textes in Spalten aufhebt, wird auch bei der Textdarbietung reproduziert. Die Seiten I bis XXVII werden als Faksimile beigegeben.

Der Text von Heft II wird in der Reihenfolge der von Marx vorgenommenen Paginierung angeordnet, die auch der Abfolge der Niederschrift entspricht.

Der Text von Heft III wird ebenfalls in der Reihenfolge der Niederschrift dargeboten, die Textwiedergabe erfolgt exakt nach der Paginierung des Heftes. Die von Marx gegebenen Anweisungen über die Umstellung von zwei, mehrere Seiten umfassenden Textpassagen (Ergänzungen) werden im Edierten Text mitgeteilt, aber nicht ausgeführt. Ebenso wird die «Vorrede» innerhalb der Chronologie der Niederschrift dargeboten. Um den heterogenen Charakter des Manuskripts zu verdeutlichen, werden die einzelnen relativ selbständigen Teile voneinander durch eine Numerierung mit römischen Zahlen abgehoben, jedoch läßt die Reihenfolge der Anordnung genau erkennen, in welchem Zusammenhang und in welcher Abfolge die einzelnen Teile niedergeschrieben worden sind.

Zur zweiten Wiedergabe des Textes: Die Anordnung Heft I, Heft II und Heft III wird auch im Zweitdruck beibehalten. Die «Vorrede» wird aus Heft III herausgelöst und zu Beginn des gesamten Textes als selbständiger Teil wiedergegeben. Mit dem redaktionellen Zusatz «(aus Heft III)» soll vor allem angezeigt werden, daß der Entwurf der «Vorrede» auf eine Ausarbeitung verweist, für die die folgenden Texte nur als Vorarbeiten gelten können. Der Text auf den Seiten I bis XXI von Heft I wird in der Reihenfolge Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente nacheinander angeordnet. Diese Anordnung entspricht der logischen Struktur des Textes und dem inhaltlichen Zusammenhang zwischen den drei Grundkategorien. Die erste Zusammenführung des Textes auf Seite VII, mit der Marx die Trennung des Textes in Spalten aufhob, wird innerhalb der Spalte Arbeitslohn ediert, aber durch Zwischenräume vom übrigen Text abgehoben. Die von Marx verwandten Spaltenbezeichnungen Arbeitslohn, Gewinn des Kapitals und Grundrente werden als Titel übernommen. Die Zusammenführung des Textes ab Seite XXII wird unter dem redaktionellen Titel «Entfremdete Arbeit und Privateigentum» ediert.

Heft II und III werden im Prinzip nach den von Marx gegebenen Anweisungen ediert. Die beiden Textpassagen, in denen Marx die Auseinandersetzung mit der Hegelschen Philosophie weiterführte, werden so umgestellt, wie Marx im laufenden Text durch eindeutige Verweise angeordnet hat. Der Vermerk von Marx in der «Vorrede» über ein Schlußkapitel zur Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt wird nicht als Anweisung für die Herauslösung der Hegelkritik aus dem übrigen Text interpretiert. Das geplante Schlußkapitel gehört zu einer Arbeit, die mit dem vorliegenden Manuskript noch nicht realisiert worden war.

Der Text von Heft II und III ist in zweifacher Hinsicht redaktionell untergliedert. Die erste Gliederung bezieht sich auf den handschriftlichen Befund, den Zweck der Ausarbeitung und den Grad der erreichten Ausarbeitungsstufe. Die zweite Gliederung gibt den wesentlichen Inhalt wieder, wobei im Prinzip die bei der Erstveröffentlichung verwandten redaktionellen Zwischentitel übernommen werden.

Alle Einfügungen, die sich auf der jeweiligen Seite befinden, werden in beiden Textdarbietungen so in den Text eingeordnet, wie von Marx angewiesen. Einige Einfügungen und Randbemerkungen sind von Marx nicht eindeutig zugeordnet worden. In diesen Fällen gibt das Variantenverzeichnis Auskunft über den handschriftlichen Befund und eine entsprechende Begründung für die im Edierten Text getroffene Anordnung.

Neben dem Seiten- wird auch der Spaltenwechsel im Edierten Text angezeigt. Beim Ausschreiben des Artikels d. wird wie folgt verfahren: Stillschweigend wird die Abkürzung d. nur dann ausgeschrieben, wenn die grammatische Form oder die syntaktische Stellung des folgenden Wortes nur eine einzige Möglichkeit des Ausschreibens zuläßt, d.h., inhaltliche Gründe bzw. größere Textzusammenhänge gelten nicht als Beleg für stillschweigendes Ausschreiben. Die wahrscheinliche oder mit hoher Sicherheit vorzunehmende Ergänzung wird in eckigen Klammern dargeboten. In wenigen komplizierten Fällen bleibt die abgekürzte Form stehen; mögliche Hinweise für eine vorzunehmende Ergänzung werden im Korrekturenverzeichnis vermerkt. Bei redaktionellen Korrekturen wird eine im Kontext stehende Abkürzung d. immer in eckigen Klammern ergänzt.

Die Textverluste konnten bis auf Seite XIX und XX von Heft III rekonstruiert werden. Einige Textstellen bzw. Wortteile werden nach dem Negativ ediert. Das Korrekturenverzeichnis gibt im Detail Auskunft über den derzeitigen Befund der Originalhandschrift.

Die Textentwicklung wird im Variantenverzeichnis dargeboten. Die Erledigungsvermerke mit rotbraunem Farbstift werden in einem gesonderten Verzeichnis ausgewiesen. Sind größere Abschnitte von Marx durch mehrere Striche nacheinander «erledigt» worden, wird dies im einzelnen vermerkt. Ist nicht eindeutig zu ermitteln, welchen Abschnitt oder welchen Textteil Marx durch den Strich erfaßt hat, wird der handschriftliche Befund mitgeteilt.

Die dem Text zugrunde liegenden parallelen Stellen aus den Exzerptheften, die Marx als Quellengrundlage benutzte, werden durch konkrete Verweise auf Band IV/2 der MEGA2 kenntlich gemacht. Dadurch ist ein direkter Vergleich mit dem Text möglich, den Marx wörtlich oder in abgewandelter Form abgeschrieben oder als Übersetzungsgrundlage benutzt hat. Darüber hinaus erfolgt in den Erläuterungen die Angabe der von Marx im Exzerptheft benutzten Quelle sowie die Wiedergabe des Originalzitats. Marx’ Weg der Erschließung, Auswertung, Verallgemeinerung und Veränderung von der Quelle, über das Exzerpt bis zur Anwendung in den vorliegenden Manuskripten (einschließlich der von Marx vorgenommenen Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche) kann damit detailliert rekonstruiert und untersucht werden.

Die von Marx aus den Exzerptheften übernommenen Fehler werden im Edierten Text korrigiert, im Korrekturenverzeichnis als solche ausgewiesen und vollständig vermerkt.

Erläuterungen

189.1

327.1

Marx benutzte für Heft I als Quellengrundlage nicht direkt das Werk von Adam Smith «Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations», sondern die nach dieser Ausgabe angefertigten Exzerpte (Karl Marx: Exzerpte aus Adam Smith: Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations). Ein detaillierter Vergleich der im Heft I zitierten Stellen aus dem Werk von Smith mit den Exzerptheften belegt eindeutig, daß Marx die Zitate (eine Ausnahme bilden drei Zitate auf der Manuskriptseite XVI in der Spalte Grundrente) entweder aus den Exzerptheften abschrieb oder die französische Fassung in den Exzerptheften als Übersetzungsgrundlage benutzte. Es gibt in den betreffenden Zitaten gegenüber den Exzerptheften viele Änderungen, aber keine, die auf der Grundlage der Quelle vorgenommen worden ist. Marx übernahm Fehler aus den Exzerptheften. Falsche Seitenangaben in den Exzerptheften wiederholen sich im Heft I. Einzelne falsche Seitenangaben erklären sich dadurch, daß zwei aufeinanderfolgende kurze Zitate in den Exzerptheften mit den gleichen Worten enden oder in den Exzerptheften sehr undeutlich geschrieben sind. In einigen Fällen umfaßt das Zitat in den Exzerptheften mehrere Seiten des Werks von Smith, im Heft I zitierte Marx nur einen Teil daraus, reduzierte aber die Seitenangabe nicht. Im Detail gibt das Korrekturenverzeichnis darüber Auskunft.

In den Erläuterungen wird in den Fällen, wo Marx in der Spalte Arbeitslohn indirekt die Ansichten von Smith wiedergibt, nur auf analoge Passagen in den Exzerptheften (MEGA2 IV/2) verwiesen. Bei den direkten Zitaten erfolgt in den Erläuterungen die Angabe der von Marx in den Exzerptheften benutzten Quelle, die Wiedergabe des Originalzitats, an dem keinerlei Korrekturen vorgenommen wurden, und der Verweis auf die Exzerpthefte (MEGA2 IV/2).


211.23 – 27 r

356.20 – 22

Die Corn Laws sind eine Reihe von Gesetzen, die im Interesse der englischen Landlords erlassen wurden. Die ersten dieser Gesetze datieren bereits aus dem 15. Jahrhundert. Im März 1815 wurde vom englischen Ober- und Unterhaus, in dem die Grundbesitzer die uneingeschränkte Macht besaßen, ein Gesetz verabschiedet, das die Einfuhr von Getreide verbot, wenn der Preis auf dem Innenmarkt für das Quarter Weizen unter 80 sh., für Roggen unter 43 sh., für Gerste unter 40 sh. und für Hafer unter 27 sh. lag. Dieses Gesetz wurde 1822 und in den folgenden Jahren etwas modifiziert und 1828 durch die sliding-scale ersetzt. Nach diesem Gesetz wurde der Einfuhrzoll für Getreide gesenkt, wenn die Getreidepreise auf dem Innenmarkt stiegen, und erhöht, wenn die Preise fielen. Alle diese Gesetze waren gegen den Willen der englischen Bourgeoisie erlassen und von dieser bekämpft worden. Am 26. Juni 1846 beschloß das englische Parlament zwei Gesetze, die alle Beschränkungen für den Getreideimport aufhoben.


216.22 – 218.7 l

333.19 – 334.6

Wilhelm Schulz: Die Bewegung der Production. Eine geschichtlich-statistische Abhandlung zur Grundlegung einer neuen Wissenschaft des Staats und der Gesellschaft. Zürich, Winterthur 1843. S. 65. – Die Schrift von Wilhelm Schulz erschien im Verlag von Julius Fröbel, der sie offensichtlich zusammen mit anderen Verlagserzeugnissen im November 1843 an Marx schickte (Fröbel an Emma Herwegh, 22. November 1843. IML/ZPA Moskau, f. 175, op. 1, d. 18/5). Die Schrift von Schulz gehörte zu Marx’ Pariser Bibliothek. In seinem Buch knüpfte Schulz an die Ideen der utopischen Sozialisten, vor allem Proudhons an, dessen Hauptanliegen er akzeptierte und dessen Schlußfolgerung über das Eigentum er widerlegen wollte. Schulz’ Anliegen war es, die Teilung der Arbeit, «das Gesetz, wonach sich die Veränderungen der materiellen Production bemessen, zu entwickeln und bis in den neuesten Erscheinungen des Völkerlebens nachzuweisen» (S. 9). Dabei legte er einige Probleme unter anderen Aspekten dar als dies in der übrigen Literatur über den Pauperismus geschehen war, so auch das Problem der relativen und absoluten Verelendung der Arbeiterklasse, die Charakterisierung der Arbeit und der Arbeitsinstrumente in der historischen Entwicklung, die qualitativen Veränderungen in der Organisation der Arbeit und der Anwendung der Arbeitsinstrumente in der bürgerlichen Gesellschaft, die Rolle der materiellen und geistigen Produktion. Im Manuskript «Zur Kritik der politischen Ökonomie», das 1861 bis 1863 entstand, zitierte Marx im Kapitel «3) Der relative Mehrwerth», Abschnitt «Accumulation», erneut die Schrift von Schulz. Teilweise benutzte er dieselben Zitate, die er bereits im Heft I verwandt und angestrichen hatte. (Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie (Manuskript 1861 – 1863). In: MEGA2 II/3.6. S. 2087 – 2090.) Bei der Ausarbeitung des «Kapitals» griff Marx auf die Äußerungen von Schulz über die Unterscheidung von Werkzeug und Maschine und ihre unterschiedliche Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung zurück und ergänzte das Zitat aus der Schrift «Die Bewegung der Production» durch folgende Bemerkung: «Eine in mancher Hinsicht lobenswerthe Schrift.» (Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Hamburg 1867. S. 356.)


231.28 – 29

360.38 – 39

Der Streit über Teilung oder Nichtteilung des Grundbesitzes sollte Gegenstand des vierten Artikels der «Verhandlungen des 6. Rheinischen Landtags» sein (siehe Karl Marx: Verhandlungen des 6. Rheinischen Landtags. Dritter Artikel. Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz. In: MEGA2 I/1. S. 199). Der Oberpräsident der Rheinprovinz hatte, unterstützt durch feudale Ökonomen und Politiker, dem 6. Provinziallandtag von 1841 den Entwurf eines Gesetzes zur Beschränkung der Parzellierung des Grundbesitzes vorgelegt. Der Landtag versagte mit großer Mehrheit dem Gesetzentwurf seine grundsätzliche Zustimmung. Die Abgeordneten verteidigten die freie Verfügung über Grund und Boden, betonten, daß die freie Veräußerlichkeit auch zu Vergrößerungen des Grundbesitzes führe und die Beschränkung der Parzellierung den Wert von Grund und Boden mindere. Hier widerspiegelte sich die in der Rheinprovinz im Gegensatz zu den anderen preußischen Provinzen eingeleitete Verwandlung des feudalen in bürgerliches Grundeigentum.


249.9 – 12

377.11 – 14

Die Amendment bill von 1834 (An Act for the Amendment and better Administration of the Laws relating to the Poor in England and Wales. 4 and 5 William IV. c. 76) trat am 14. August 1834 in Kraft. Bis dahin galt das Armengesetz aus dem Jahre 1601 (An Act for the Relief of the Poor. 43 Elizabeth с. 2), das seitdem nur unwesentlich verändert worden war. Dieses Gesetz hatte eine Armensteuer (Armentaxe) vorgeschrieben, womit Arbeitsfähige beschäftigt, Arbeitsunfähige unterstützt und die Kinder der Armen zur Arbeit erzogen werden sollten. Im Gegensatz zu diesem Gesetz wurde 1792 vom Parlament beschlossen, daß auch Arbeitsfähige aus der Armenkasse Zuschüsse erhalten können. Auf dieser Gesetzesgrundlage wurde 1795 das allowance-system eingeführt. Nach der Höhe der Lebensmittelpreise und der Stärke der Familie wurde ein Existenzminimum fixiert. Lag der Arbeitslohn aller Familienangehörigen unter diesem Minimum, wurde die Differenz aus der Armenkasse gezahlt. Dieses System hatte zur Folge, daß die Kapitalisten die Löhne so niedrig wie möglich hielten und teilweise Arbeiter nur einstellten, wenn die Armenverwaltung sich von vornherein verpflichtete, einen Zuschuß aus der Armenkasse zu zahlen.

Das englische Parlament setzte 1832 eine Kommission ein, um die geltende Armengesetzgebung und ihre praktische Anwendung zu untersuchen und ein neues Gesetz vorzubereiten. Die Kommission erklärte die bisherige Handhabung der Armenunterstützung zu einer wesentlichen Ursache des wachsenden Pauperismus in England. Ihre wichtigsten Schlußfolgerungen waren, die Errichtung von Arbeitshäusern (workhouses) zum entscheidenden Mittel der Armengesetzgebung zu machen und eine zentrale Behörde einzusetzen. Die Amendment bill von 1834 verwirklichte die Vorschläge der Kommission. Sie verbot jede Unterstützung durch Geld und Lebensmittel an Arbeitsfähige und deren Familien und verlangte dafür die Einweisung in ein Arbeitshaus, wo sie unter unmenschlichsten Bedingungen arbeiten und hausen mußten. Siehe dazu Eugène Buret: De la misère… S. 138 – 192. Siehe Karl Marx: Exzerpte aus Eugène Buret: De la misère des classes laborieuses en Angleterre et en France. In: MEGA2 IV/2. S. 555.1 – 556.27. Siehe auch S. 452.14 – 453.40 und 506.28 – 507.43.


253.40 – 41

380.2 – 3

Marx exzerpierte im Juli/August 1843 in Kreuznach aus Karl Wilhelm von Lancizolle: Ueber Ursachen, Character und Folgen der Julitage. Berlin 1831. Siehe Karl Marx: Notizen zur Geschichte Frankreichs, Deutschlands, Englands und Schwedens (Heft 4). In: MEGA2 IV/2. S. 156 – 162. Zu Marx’ Pariser Bibliothek gehörte: Wilhelm Kosegarten: Betrachtungen über die Veräusserlichkeit und Theilbarkeit des Landbesitzes mit besonderer Rücksicht auf einige Provinzen der Preußischen Monarchie. Bonn 1842. Mit dieser Schrift beschäftigte sich Marx bereits während seiner Mitarbeit an der «Rheinischen Zeitung», offensichtlich im Zusammenhang mit dem geplanten vierten Artikel über die Verhandlungen des 6. Rheinischen Provinziallandtages (siehe Erl. 231.28 – 29). Siehe auch Karl Marx: Der Kommunismus und die Augsburger «Allgemeine Zeitung». In: MEGA2 I/1. S.238 und 240.


273.27 – 29

397.24 – 26

Die Geognosie wurde von dem Mineralogen an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen) Abraham Gottlob Werner im Jahre 1780 als eine besondere Wissenschaft von der Entstehung der Erde, von dem Bau des Erdkörpers und von dessen Gesteinszusammensetzung begründet. Siehe dazu Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Naturphilosophie als der Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Th. 2. Hrsg. von Carl Ludwig Michelet. Berlin 1842. (Werke. Vollst. Ausg. durch einen Verein von Freunden des Verewigten… Bd. 7. Abth. 1.) S. 432 – 440.


293.16 – 297.38

405.29 – 410.9

Marx schrieb vermutlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1844 in sein Notizbuch folgende Bemerkungen:

«Hegel’sche Construction der Phänomenologie.

1) Selbstbewußtsein statt d[en] Menschen. Subjekt. Objekt.

2) Die Unterschiede. Die Sachen wichtig, weil die Substanz als Selbstunterscheidung oder weil die Selbstunterscheidung, die Unterschiede, die Thätigkeit des Verstandes als wesentlich gefaßt wird. Hegel gab daher innerhalb der Speculation wirkliche die Sache ergreifende Distinktionen.

3) Aufhebung der Entfremdung identificirt mit Aufhebung der Gegenständlichkeit. (eine Seite, namentlich von Feuerbach entwickelt.)

4) Drum Aufhebung des vorgestellten Gegenstandes, des Gegenstandes als Gegenstand des Bewußtseins identificirt mit der wirklichen gegenständlichen Aufhebung der von dem Denken unterschiednen sinnlichen Action, Praxis, und reale Thätigkeit. (Ernstlich zu entwickeln.)»

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