33

Richard hustete einmal kräftig.

Das unfreiwillige Zusammenziehen seines Körpers war so ungemein schmerzhaft, dass er schlagartig das Bewusstsein wiedererlangte. Er hörte sich selbst den Versuch eines Stöhnens unternehmen, wenngleich ohne Erfolg, denn ihm fehlte der Atem, um den entsprechenden Laut hervorzubringen. Das Wiedererwachen seines Bewusstseins ging mit einem sich immer mehr steigernden, konfusen und panischen Erstickungsgefühl einher, so als wäre er im Begriff zu ertrinken.

Der nächste Hustenanfall ließ ihn vor Schmerz zusammenzucken. Sich eng zusammengerollt am Boden windend, die Arme fest auf seinen Leib gepresst, um einen weiteren dieser krampfartigen Hustenanfälle zu unterdrücken, versuchte er, seinen Schmerz herauszubrüllen.

»Atme.«

Richard blickte in die Richtung, in der er die gespenstische Stimme vermutete.

»Atme.«

Er wusste weder, wo er sich befand, noch interessierte es ihn in diesem Augenblick sonderlich. Was zählte, war allein die drohende Gefahr des Erstickens. Doch er wollte unter allen Umständen vermeiden zu atmen. Dieses Gefühl war von so bedrückender Abscheulichkeit, dass es ihm in seiner Phantasie nicht nur jede Kraft raubte, sondern übermächtig wurde. Sogar der Tod schien der Fortdauer dieses Gefühls vorzuziehen. Er konnte es nicht länger ertragen.

»Atme.«

Er ignorierte die entrückte, seidenweiche Stimme und wanderte in Gedanken zurück zu einer Zeit, als er einen ähnlichen Schmerz empfunden hatte. Damals hatte Denna ihn vollkommen hilflos in Ketten gelegt; er war ihr völlig ausgeliefert, während sie ihm Schmerzen zufügte, bis er unter den unablässigen Folterqualen zu phantasieren anfing.

Gleichzeitig aber hatte sie ihn gelehrt, Schmerzen zu ertragen. Im Geiste sah er sie vor sich, wie sie dastand und ihn abwartend beobachtete, ob er den letzten Schritt tun würde, über die Schwelle des Todes hinweg. In ihrer Gegenwart war es mehrfach zu Situationen gekommen, da er den Grat des fernen dunklen Hügels bereits überschritten hatte und sich schon auf dem Abstieg auf der anderen Seite befand.

Wann immer dies geschah, war Denna augenblicklich zur Stelle, presste ihren Mund auf seinen und hauchte ihm gewaltsam wieder Leben ein. Damals hatte sie nicht nur die absolute Kontrolle über sein Leben, sondern auch über seinen Tod gehabt. Sie hatte ihm alles genommen; nicht einmal sein eigener Tod gehörte noch ihm, er war längst in ihren Besitz übergegangen.

Jetzt beobachtete sie ihn wieder. Ihr silbriges Gesicht schob sich ganz dicht heran und schien abzuwarten, wie er sich verhalten würde. Er fragte sich, ob es ihm wohl gestattet war zu sterben oder ob sie wie damals den Mund auf seinen pressen würde, um ...

»Atme.«

Verwirrt blinzelte Richard sie an. Wie eine silberne Statue hatte Denna wahrlich nicht ausgesehen.

»Du musst atmen«, forderte die seidige Stimme ihn auf. »Tust du es nicht, wirst du sterben.«

Entgeistert starrte Richard in das wunderschöne, vom kühlen Mondschein in sanfte Helligkeit getauchte Gesicht. Er versuchte, ein wenig mehr Luft in seine Lungen zu ziehen.

Und presste die Augen zusammen. »Tut weh«, stieß er, alle Luft wieder herauspressend, kaum hörbar hervor.

»Du musst. Es bedeutet Leben.«

Leben. Er wusste gar nicht, ob er überhaupt leben wollte. Er war so erschöpft, so müde. Der Tod hatte etwas so Verlockendes. Keine Schmerzen mehr, keine Verzweiflung, keine Einsamkeit mehr und auch keine Tränen. Und endlich Schluss mit der quälenden Sorge um Kahlan.

Kahlan.

»Atme.«

Wenn er starb, wer würde ihr dann helfen?

Er atmete tiefer ein, sog die Luft gewaltsam tief in seine Lungen, trotz des brennend heißen Schmerzes, den ihm das bescherte. Dabei versuchte er, an Kahlans Lächeln statt an den Schmerz zu denken. Wieder nahm er einen Atemzug, noch tiefer diesmal.

Eine silbrige Hand glitt behutsam über seine Schulter, als wollte sie ihn in seinem quälenden Überlebenskampf trösten.

»Atme.«

Nickend ballte Richard die Fäuste und sog japsend das kalte Feuer der Nachtluft in seine Lungen.

Er hustete eine dünne, rote Flüssigkeit und Klumpen metallisch schmeckenden Bluts hervor. Dann nahm er abermals einen Atemzug, der ihm die Kraft gab, noch etwas mehr der seine Lungen verätzenden Flüssigkeit hervorzuhusten. Anschließend blieb er lange Zeit erschöpft auf der Seite liegen, abwechselnd nach Atem ringend oder Flüssigkeit hervorhustend.

Als sein Atem wieder ruhiger, wenn auch noch immer stockend ging, wälzte er sich auf den Rücken und schloss die Augen, in der Hoffnung, das Drehen würde damit enden. Doch das machte es nur noch schlimmer, denn zu dem Kreisen kam jetzt auch noch eine rollende, stampfende Bewegung hinzu. Der Magen drehte sich ihm um, und er war kurz davor, sich zu übergeben.

Er schlug die Augen auf und starrte im Dunkeln hinauf in die Blätter über seinem Kopf; in dem Baldachin aus Zweigen waren hauptsächlich Ahornblätter zu erkennen. Es tat gut, die Blätter Sendboten des Vertrauten - zu betrachten. Jetzt konnte er im Mondschein auch noch andere Baumarten ausmachen. Um sich von Schmerz und Übelkeit abzulenken, zwang er sich, alle Bäume zu benennen, die er sehen konnte. Da war eine kleine Gruppe herzförmiger Lindenblätter sowie, ein gutes Stück darüber, ein oder zwei Zweige, die aussahen, als könnte es sich um Mastbaumkiefern handeln. Zu den Seiten hin gab es, etwas weiter entfernt, einige Eichengruppen, dazu ein paar Fichten und Balsamtannen. In der unmittelbaren Umgebung standen jedoch hauptsächlich Ahornbäume. Bei jedem Atemzug konnte er das unverwechselbare leise Wispern von Pappel hören.

Deutlich spürte er, dass außer dem Schmerz, den er mit seiner Atemnot in Verbindung brachte, noch etwas anderes mit ihm nicht stimmte, etwas sehr viel Grundsätzlicheres, Elementareres. Es war keine Verletzung im üblichen Sinne, trotzdem war er sich bewusst, dass irgendetwas entsetzlich aus dem Lot geraten war. Er versuchte, seine Wahrnehmung zu analysieren, vermochte sie aber nicht genau zu benennen. Es war ein hohles, von Verzweiflung durchdrungenes Gefühl innerer Leere, das mit keiner vertrauten Empfindung seines Lebens zu vergleichen war, wie etwa seinem Bedürfnis, Kahlan wieder zu finden, oder seinen Überlegungen vor der Entsendung der D’Haranischen Armee in die Alte Welt. Die Besorgnis erregenden Dinge, die Shota ihm erzählt hatte, kamen ihm in den Sinn, aber das war es ebenso wenig.

Vielmehr war es ein Gefühl einer verstörenden inneren Leere, wie er sie, dessen war er sich sicher, nie zuvor empfunden hatte. Deswegen fiel es ihm auch so schwer, sie zu analysieren: Der Zustand war ihm völlig neu.

Ihm war, als wäre er nicht mehr er selbst.

Shotas Geschichte kam ihm in den Sinn, die Geschichte von Baraccus und dem Buch, das dieser geschrieben hatte: Die geheimnisvollen Kräfte eines Kriegszauberers. Er überlegte, ob seine innere Stimme ihm anzudeuten versuchte, dass ihm ein Buch wie dieses in einer solchen Situation vielleicht helfen könnte, und musste sich gestehen, dass das Problem dem Empfinden nach tatsächlich mit seiner Gabe in Zusammenhang zu stehen schien.

Das Nachdenken über das Buch bewirkte, dass seine Gedanken zu Shotas Bemerkungen über seine Mutter abschweiften, die damals angeblich nicht als Einzige in den Flammen umgekommen war. Zedd hatte immer wieder betont, er habe die verkohlten Überreste des Hauses durchsucht, ohne jedoch die Gebeine einer anderen Person zu finden. Wie war das möglich? Einer von beiden, Shota oder Zedd, musste sich irren, aber aus irgendeinem Grund mochte er das nicht recht glauben.

Irgendwo, in einem verborgenen Winkel seines Verstandes, regte sich die Antwort, doch sosehr er sich auch bemühte, er vermochte sie nicht an die Oberfläche zu holen.

Auf einmal verspürte er einen Stich der Einsamkeit über den Verlust seiner Mutter, ein Gefühl, das ihn sein Leben lang von Zeit zu Zeit heimgesucht hatte. Er fragte sich, was sie wohl zu alldem sagen würde, was ihm widerfahren war. Immerhin war ihr die Chance verwehrt worden, ihn aufwachsen, ihn als erwachsenen Mann zu sehen. Sie hatte ihn nur als kleinen Jungen gekannt. Eins war gewiss: Sie hätte Kahlan sofort in ihr Herz geschlossen. Seinetwegen wäre sie überglücklich und stolz gewesen, eine Schwiegertochter wie Kahlan zu haben. Sie hatte ihm stets ein gutes Leben gewünscht, und ein besseres Leben als eines an Kahlans Seite war nicht vorstellbar.

Jetzt würde ihm kein Leben an Kahlans Seite mehr vergönnt sein. Nun, wenigstens lebte er noch; mehr war nach Lage der Dinge im Moment nicht zu erwarten. Zumindest konnte er noch immer für die Verwirklichung seiner Träume kämpfen. Nur Tote hatten keine Träume mehr.

Richard wälzte sich auf den Rücken und ließ die Luft kühlend über seine geschundenen Muskeln streichen, um wieder zu Kräften zu kommen, wieder klar denken zu können und seine Fassung wiederzuerlangen. Er war so geschwächt, dass er sich kaum von der Stelle rühren konnte, also versuchte er es gar nicht erst, sondern konzentrierte sich, solange er hier lag und sich erholte, stattdessen auf das, was vorgefallen war, und versuchte es in Gedanken zu ordnen.

Als sie angegriffen wurden, hatte er sich zusammen mit Nicci und Cara auf dem Weg zurück zur Burg der Zauberer befunden - und es war zweifellos ein Angriff der Bestie gewesen, das hatte er an ihrer Aura des Bösen deutlich gespürt. Sie hatte sich in einer ihm bis dahin unbekannten Gestalt gezeigt, allerdings lag es in ihrer Natur, die unterschiedlichsten Gestalten anzunehmen. Das einzig Verlässliche war, dass sie weiter auf ihn Jagd machen würde, bis sie ihn getötet hätte.

Er erinnerte sich, dass er gegen sie gekämpft hatte, und fasste sich mit der Hand an die Stelle seines Beins, wo die Tentakel zugedrückt hatten, bis er glaubte, das Fleisch würde ihm von den Knochen gerissen. Sein Oberschenkel war geschwollen und reagierte empfindlich auf jede Berührung, wies aber zum Glück keine offene Wunde auf. Und als Nicci versucht hatte, ihre Kraft zu gebrauchen, erinnerte er sich, sich gewünscht zu haben, sie würde damit aufhören, da die Sliph wie eine Art Leiter funktionierte, sodass ein Teil der gegen die Bestie entfesselten Kraft durch ihn hindurchgeschossen war. Bei einer anderen Beschaffenheit der Sliph hätte Niccis Magie ihn wahrscheinlich sogar töten können. Der Bestie jedenfalls hatte sie nichts anzuhaben vermocht - jedenfalls nicht genug, um sie von ihrem Tun abzuhalten. Offenbar war sie ebenfalls, zumindest in gewissem Maße, durch die Sliph geschützt gewesen.

Er erinnerte sich, dass Cara von ihm losgerissen und Nicci gewaltsam von ihm getrennt wurde und die Bestie ihn in Stücke zu reißen versuchte - ehe er sich unvermittelt losreißen konnte. Und dann war etwas passiert, was er sich nicht erklären konnte. Als er von der Bestie getrennt wurde, war ein Ruck durch seinen Körper gegangen, ein völlig unbekanntes, schmerzhaftes Gefühl, das ihn bis in den Kern seines Wesens getroffen hatte. Es war eindeutig anders gewesen als die durch Niccis Kraft hervorgerufenen Schmerzen - oder jede andere magische Kraft, die er je gespürt hatte. Magie.

Kaum hatte er den Gedanken formuliert, wurde ihm klar, dass er recht hatte; es musste irgendeine Art Magie gewesen sein. Und obwohl es die Berührung eines noch nie gekannten Zaubers war, erkannte er, dass es eine magische Berührung gewesen sein musste. Obwohl er sich längst von der Bestie losgerissen hatte - er wusste in diesem Moment nicht einmal, wo sie sich befand -, war dies der Augenblick gewesen, in dem sich alles verändert hatte. Denn in diesem Moment hatte er wegen der überaus schmerzhaften, durch die Entladung dieser seltsamen Kraft hervorgerufenen Berührung nach Luft geschnappt, sodass die Essenz der Sliph von Neuem seine Lungen gefüllt hatte - ein Atemzug, der ihn in schockartige Panik versetzt hatte.

Richard erinnerte sich an ein ähnliches Erlebnis aus seiner Jugendzeit. Zusammen mit mehreren anderen Jungen war er auf den Grund eines Teiches getaucht, um zu sehen, wer die meisten Kieselsteine nach oben holen konnte. Nachdem sie den ganzen Nachmittag über geschwommen und immer wieder von über den See ragenden Ästen in den kleinen, aber tiefen Tümpel gesprungen waren, war dessen Grund derart aufgewühlt, dass Richard in dem trüben Wasser die Orientierung verlor. Bereits völlig außer Atem, stieß er sich den Kopf an einem Ast. Aufgrund seines Orientierungsverlusts nahm er an, er habe die Wasseroberfläche bereits durchbrochen und sich an einem der tief über das Ufer des Teiches hängenden Äste gestoßen. Dem war aber nicht so, vielmehr befand sich der Ast noch unter der Oberfläche. Ehe er merkte, was tatsächlich passiert war, hatte er das schlammige Wasser bereits in seine Lungen gesogen.

Damals hatte er sich dicht unter der Oberfläche befunden, unweit des Ufers und in der Nähe seiner Freunde. Es war eine abscheuliche Erfahrung gewesen, aber das Ganze war rasch vorbei gewesen, und kurze Zeit darauf hatte er sich bereits wieder erholt und seine Lektion gelernt. Künftig würde er etwas mehr Respekt vor Wasser haben.

Doch als ihn das Gefühl des Ertrinkens plötzlich in der Sliph überkam, gab es dort weder eine Oberfläche noch ein Ufer, noch war irgendwo Hilfe zur Stelle. In der Sliph war so etwas noch nie passiert. Es gab keinen Ort, an den er hatte fliehen, keine Oberfläche, zu der er hätte auftauchen, niemanden, der ihm hätte helfen können. Er sah im Mondschein hinüber. Die Sliph war ganz in der Nähe und beobachtete ihn. Erst jetzt gewahrte er, dass sie nicht, wie sonst, in ihrem Brunnen war; vielmehr befanden sie sich auf dem Trockenen, an einer nur mit spärlichem Baumbewuchs bestandenen Stelle. Bis auf die natürlichen Geräusche war es vollkommen still, und auch die Gerüche waren ausschließlich die des Waldes.

Unter dem Laub, den Kiefernnadeln, der Waldstreu und den Wurzeln ertastete Richard einen unebenen Steinboden. Dessen grob verfugte Zwischenräume waren breit, breiter als ein Finger. Es waren erkennbar nicht die schmalen Fugen eines nach allen Regeln der Handwerkskunst errichteten Palasts, gleichwohl stammten sie zweifellos von Menschenhand.

Auch lugte das silbrige Gesicht der Sliph nicht etwa aus dem Innern ihres Brunnens hervor, sondern ragte ein wenig über einer eher kleinen, unregelmäßigen Öffnung in dem uralten Steinfußboden empor. Scharfkantige Trümmer dieses Steinfußbodens lagen verstreut im trockenen Laub und dem Durcheinander aus Zweigen, so als wären sie von unten herausgebrochen worden - als hätte die Sliph sich gewaltsam einen Weg ins Freie gebahnt.

Richard richtete sich auf. »Sliph, ist alles in Ordnung mit dir?«

»Ja, Herr.«

»Weißt du, was passiert ist? Mir war, als würde ich ertrinken.«

»So war es auch.«

Im Mondschein starrte Richard das Gesicht an. »Aber wie ist das möglich? Was ist schiefgegangen?«

»Du besitzt nicht die erforderliche Magie, um zu reisen.«

Verwirrt kniff Richard die Augen zusammen. »Das verstehe ich nicht. Ich bin doch zuvor schon viele Male gereist.«

»Zuvor hattest du, was erforderlich war.«

»Und jetzt nicht mehr?«

Die Sliph betrachtete ihn einen Moment lang. »Nein, jetzt nicht mehr«, bestätigte sie.

Richard meinte eine Halluzination zu haben. »Aber ich besitze beide Seiten der Gabe. Also kann ich auch reisen.«

Behutsam streckte die Sliph eine Hand vor und betastete sein Gesicht, ehe sie sie zu seiner Brust hinuntergleiten ließ, wo sie einen Augenblick innehielt, um sie sachte gegen ihn zu drücken. Anschließend verschwand ihr Arm wieder in dem dunklen Loch im Steinboden.

»Du besitzt nicht die erforderliche Magie.«

»Das sagtest du bereits. Aber das ergibt keinen Sinn. Ich bin doch schon gereist.«

»Während du gereist bist, hast du verloren, was erforderlich war.«

Richards Augen weiteten sich entsetzt. »Willst du etwa behaupten, ich hätte eine Seite der Gabe verloren?«

»Nein, ich behaupte, du besitzt die Gabe nicht. Du besitzt überhaupt keine Magie. Du darfst nicht reisen.«

Bruchstücke wirrer Gedanken schössen ihm durch den Kopf, während er zu begreifen versuchte, wie so etwas möglich war. Schließlich überkam ihn eine entsetzliche Erkenntnis. Konnte es sein, dass die durch die Chimären verursachte Beeinträchtigung dafür verantwortlich war? Dass sie seine Magie, ohne dass er es gemerkt hatte, aufgehoben und schließlich vollends vernichtet hatten? Sie ohne sein Wissen hatten verkommen lassen, bis sie schließlich vollends versiegt war?

Nur erklärte das nicht die Empfindung, die er in der Sliph gespürt hatte, unmittelbar nachdem er sich aus dem Griff der Bestie hatte befreien können und zu ertrinken begonnen hatte - das unvermittelte Gefühl, eine rätselhafte und tückische Magie greife in seinem verwundbarsten Moment nach ihm und streife ihn.

Richard blickte sich um, sah aber nichts als Bäume, Bäume, die so dicht standen, dass man im Mondschein nicht zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Als ehemaligem Waldführer war ihm das Gefühl verhasst, nicht zu wissen, wo er sich befand.

»Wo sind wir überhaupt? Wie sind wir hierher gekommen?«

»Als es passierte, als dir abhanden kam, was erforderlich ist, um zu reisen, musste ich dich hierher bringen.«

»Und wo, bitte, ist ›hier‹?«

»Es tut mir leid, aber das weiß ich nicht genau.«

»Wie in aller Welt kannst du mich hierher bringen, ohne zu wissen, wo du bist? Du weißt doch sonst immer, wo du dich befindest und wo die Orte liegen, zu denen du reisen kannst.«

»Wie ich dir bereits sagte, war ich noch nie an diesem Ort. Dieser Ort ist ein Notausgang. Ich wusste natürlich von seiner Existenz, trotzdem war ich noch nie zuvor hier. Es hat auch noch nie einen Notfall in mir gegeben.

Diese entsetzliche Bestie hat mir wehgetan. Ich hatte größte Mühe, euch alle am Leben zu erhalten. Und dann war da noch etwas anderes, das sich in mich eingeschlichen hatte. Ich konnte nichts dagegen machen; wie die Bestie ist es ohne meine Erlaubnis in mich eingedrungen und hat mich verletzt.«

Damit bestätigte sich seine Einschätzung der Geschehnisse; unmittelbar nachdem die Bestie die Gewalt über ihn verloren hatte, hatte irgendetwas anderes, eine Art Kraft, nach ihm gegriffen und ihn mit ihrer Macht berührt.

»Tut mir leid, dass du verletzt wurdest, Sliph. Und was wurde aus der Bestie?«

»Gleich nachdem diese andere Macht in mich eingedrungen war, gab es die Bestie nicht mehr.«

»Mit anderen Worten, diese Macht hat die Bestie vernichtet?«

»Nein. Die Macht hat die Bestie nicht berührt. Sie hat nur dich mit ihrer ganzen Kraft berührt. Nachdem das geschehen war, besaßest du nicht mehr, was erforderlich ist, um zu reisen. Anschließend suchte die Bestie noch ein wenig in mir, ehe sie schließlich verschwand. Ich konnte dich nicht länger in mir behalten, also musste ich den nächsten Notausgang finden.«

»Was ist mit Nicci und Cara? Sind sie verletzt? Sind sie in Sicherheit?«

»Auch sie haben den Schmerz dessen gespürt, was mir widerfahren ist, und eine von ihnen hat versucht, in mir ihre Kraft zu benutzen was verboten ist. Nachdem ich dich hierher gebracht hatte, brachte ich sie zur Burg der Zauberer, ihrem gewünschten Reiseziel. Der, die in mir ihre Kraft benutzt hatte, erklärte ich, wie gefährlich dies sei und dass man es nicht tun dürfe.«

»Ja, ich glaube, ich verstehe«, sagte er. »Für mich war es auch sehr schmerzhaft. Sind die beiden schwer verletzt?«

»Sie sind auf der Burg der Zauberer und in Sicherheit.«

»Demnach müssten wir uns irgendwo zwischen dem Palast des Volkes und der Burg der Zauberer befinden«, sagte Richard halb zu sich selbst.

»Nein.«

Er wandte sich um und starrte in das silbrige Gesicht. »Aber wir waren doch auf dem Weg vom Palast zur Burg der Zauberer. Wenn du mich irgendwo herausgelassen hast, dann müsste dieser Ort, dieser Notausgang, irgendwo zwischen Palast und Burg liegen.«

»Auch wenn mir dieser Ort unbekannt ist, so kenne ich doch seine ungefähre Lage. Wir sind an einem Ort, der sich ein wenig mehr als auf halber Strecke zwischen den Midlands und der Burg, aber noch jenseits von Agaden befindet. Fast in der Wildnis.«

Richard war, als wäre die Welt plötzlich mit einem Ruck stehen geblieben und er wäre von seinem ursprünglichen Aufenthaltsort geschleudert worden. »Aber ... aber das ist viel, sehr viel weiter vom Palast des Volkes entfernt als die Burg der Zauberer. Wieso hast du mich nicht zum nächstmöglichen Ort gebracht - zur Burg?«

»So funktioniere ich nicht. Was dir vielleicht wie die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten erscheint, ist für mich nicht die kürzeste Strecke. Ich bin an vielen Orten gleichzeitig.«

Richard beugte sich zur Sliph hinüber. »Wie soll das möglich sein?«

»Du stehst mit einem Fuß auf einem dunklen Felsen und mit dem anderen auf einem, der ein wenig heller ist. Du stehst an zwei Orten gleichzeitig.«

Richard seufzte. »Schätze, ich verstehe, was du meinst.«

»Ich reise auf eine Art, die sich von deiner Art zu reisen unterscheidet. Dieser Ort hier war für mich der nächstliegende Ort, auch wenn er sich für dich auf halber Strecke durch die gesamten Midlands befindet. Ich musste dich in deine Welt zurückbringen, damit du atmen konntest.

Du besaßest nicht mehr, was erforderlich ist, um zu reisen. Deine Lungen waren von mir erfüllt. Für jemanden, der nicht die Gabe besitzt, ist es giftig, mich einzuatmen, es ist sein sicherer Tod. Aber da du bereits in mir warst und mich eingeatmet hattest, gab es eine kurze Zeitspanne, während der du eine Verwandlung durchmachtest, daher war es für dich nicht sofort tödlich, mich in dir zu haben, doch kurz darauf wärst du gestorben. Ich wusste, es würde nicht lange dauern, bis du sterben würdest, und dachte, ich sollte alles in meiner Macht Stehende tun, um dich zu retten und dich an einen Ort zu bringen, wo du in deine Welt zurückkehren und dich hoffentlich wieder erholen konntest.«

Eine ganze Weile starrte Richard in das silbrige Gesicht; schließlich schenkte er ihr ein Lächeln. »Ich danke dir, Sliph. Du hast mir das Leben gerettet. Du hast alles genau richtig gemacht. Du hast ein gutes Werk getan.«

»Du bist mein Herr. Ich würde alles für dich tun.« »Dein Herr. Ein Herr, der nicht mehr reisen kann.« »Für mich ist das ebenso rätselhaft wie für dich.« Richard versuchte, es zu durchdenken, klug daraus zu werden, aber jetzt, da jeder Atemzug nach dem knapp verhinderten Ertrinkungstod in der Sliph einen überaus schmerzhaften Druck in seiner Brust erzeugte, hatte er Mühe, seinen Verstand zu zwingen, sich aufs Denken zu konzentrieren. Er stützte seine Unterarme auf die Knie. »Ich nehme an, du hast keine Möglichkeit, mich in die Burg der Zauberer zurückzubringen?«

»Aber ja, Herr. Wenn du reisen möchtest, kann ich dich dorthin bringen.«

Schlagartig saß Richard kerzengerade. »Tatsächlich? Und wie?« »Du musst nur die erforderliche Magie wiedererlangen, dann kann ich dich mitnehmen. Dann werden wir reisen. Es wird dir ein Vergnügen sein.«

Die erforderliche Magie wiedererlangen. Er wusste nicht einmal, wie er die Magie benutzen sollte, die er besaß - oder einst besessen hatte -, noch konnte er sich vorstellen, was mit seiner Gabe passiert war, geschweige denn, wie er sie jemals wiedererlangen sollte. Es hatte immer wieder Augenblicke gegeben, da er sie hatte los sein wollen, doch jetzt, da es tatsächlich passiert war, konnte er an nichts anderes mehr denken, als sie zurückzugewinnen.

Offenbar hatte die Bestie ihn in der Sliph im selben Moment verloren, da ihn auch seine Gabe im Stich gelassen hatte, sein Verlust der Gabe hatte also auch etwas Tröstliches: Mit der Bestie war ihm allem Anschein nach auch ein Problem abhanden gekommen, das er derzeit zu gewärtigen hatte - schließlich war die Gabe ebenjener magische Mechanismus, über den sich die Bestie auf ihn eingestimmt, mit dessen Hilfe sie Jagd auf ihn gemacht hatte. Angeblich strebte Magie stets nach Ausgewogenheit; vielleicht war das ja die Entschädigung für ihren Verlust.

Richard fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wenigstens haben Nicci und Cara es geschafft und sind in Sicherheit.« Er blickte hoch zur Sliph. »Bist du auch sicher, dass es ihnen gut geht?«

»Ja, Herr. Sie sind in Sicherheit. Ich habe sie zur Burg der Zauberer gebracht, ihrem gewünschten Reiseziel. Sie besaßen, was erforderlich war, um reisen zu können.«

»Und du hast ihnen auch gesagt, wo ich bin; du hast ihnen erklärt, was passiert ist.«

Seine Bemerkung, dem Klang nach eher Feststellung als Frage, schien sie zu überraschen. »Nein, Herr. Ich würde niemals preisgeben, was ich mit einem anderen mache.«

»Na großartig«, murmelte er. Er hatte Mühe, seiner Verärgerung Herr zu werden. »Aber mir hast du doch von anderen erzählt.«

»Du bist mein Herr. Mit dir mache ich Dinge, die ich mit keinem anderen machen würde.«

»Es sind meine Freunde, Sliph. Wahrscheinlich sind sie außer sich vor Sorge um mich. Du musst ihnen sagen, was sie wissen müssen.«

Der silbrige Kopf neigte sich in seine Richtung. »Es ist mir nicht erlaubt, dich zu verraten, Herr. Das würde ich niemals tun.«

»Es wäre kein Verrat. Du hast mein Wort darauf, es ist in Ordnung, ihnen zu erzählen, was passiert ist.«

Die Sliph machte den Eindruck, als sei dies so ungefähr die seltsamste Bitte, die man je an sie gerichtet hatte. »Du willst, dass ich anderen von uns erzähle, Herr, davon, was wir tun, wenn wir zusammen sind?«

»Versuch doch mich zu verstehen, Sliph. Du bist keine Hure mehr.«

»Aber die Menschen bedienen sich meiner zu ihrem Vergnügen.«

»Das ist nicht dasselbe. Hör zu, vor langer Zeit haben Zauberer deine Persönlichkeit verändert, haben verändert, was du warst.«

Die Sliph nickte ernst. »Ich weiß, Herr. Ich erinnere mich. Schließlich war ich es, der dies widerfahren ist.«

»Aber jetzt hast du dich gewandelt. Es ist nicht mehr wie früher, diese beiden Situationen kann man nicht gleichsetzen. Sie sind verschieden.«

»Es ist meine Pflicht, anderen in dieser Eigenschaft zu dienen. Meine Natur steckt immer noch in mir.«

»Aber einige von uns, die sich deiner bedienen, wissen deine Hilfe überaus zu schätzen.«

»Ich wurde schon immer sehr geschätzt für das, was ich tue.«

»Aber du tust nicht mehr dasselbe wie früher.« Er hätte nur zu gerne auf dieses alberne Geplänkel verzichtet; er hatte im Moment wichtigere Sorgen. »Sliph, wenn du mit uns eine Reise machst, hilfst du nicht selten dabei, Menschenleben zu retten. Als du mit uns zum Palast des Volkes gereist bist, hast du mir geholfen, den Krieg zu beenden. Was du tust, ist gut.«

»Wenn du es sagst, Herr. Aber du musst verstehen, dass die, die mich geschaffen haben, mich so geschaffen haben, wie ich bin. Aus dem, was ich einst war, haben sie mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Ich kann nicht anders sein, als ich bin. Ich kann mir ebenso wenig wünschen, anders zu sein, wie du, allein dadurch, dass du es dir wünschst, reisen könntest.«

Richard seufzte. »Nein, vermutlich nicht.«

Er zerbrach ein paar kleine Zweige und dachte darüber nach. Schließlich wechselte er einen Blick mit dem wunderschönen Gesicht, das ihn beobachtete und das an jedem seiner Worte hing, und sagte mit leiser Stimme: »Es gibt Augenblicke, da hat man keine andere Möglichkeit, als anderen zu vertrauen. Dies ist ein solcher Augenblick.«

Irgendetwas an seinen Worten verfehlte nicht seine Wirkung. Das wunderschöne, flüssig silbrige Gesicht kam ein wenig näher.

»Du bist derjenige, welcher«, vertraute ihm die Sliph mit leiser Stimme an.

»Derjenige, welcher? Und wer bin ich nun?«

»Du bist der, von dem Baraccus zu mir meinte, er werde kommen.«

Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf.

»Du kanntest Baraccus?«

»Er war einst mein Herr, so wie jetzt du.«

»Natürlich«, sagte Richard leise bei sich. »Er war damals Oberster Zauberer.«

»Er war es, der darauf bestanden hat, ich sollte die Notelemente bekommen, die ich ja dann glücklicherweise zu deiner Rettung anwenden konnte. Auf sein Geheiß wurde auch dieser Notausgang angelegt. Hätte er diese Dinge nicht angeordnet, wärst du getötet worden. Er war sehr vorausschauend.«

»Kann man wohl sagen«, gab Richard ihr recht, während er sie mit großen Augen musterte. »Du sagtest eben, Baraccus habe dir etwas über den erzählt, der kommen würde?«

Die Sliph nickte. »Er war sehr freundlich zu mir. Seine Frau konnte mich nicht ausstehen, aber Baraccus war immer freundlich zu mir.«

»Du kanntest auch seine Frau?«

»Magda.«

»Warum sollte sie dich nicht ausstehen können?«

»Weil Baraccus freundlich zu mir war. Und weil ich ihn ihr fortgenommen habe.«

»Du meinst, du hast ihn fortgebracht, als er reisen wollte?«

»Natürlich. Wenn ich ihm dann versprach, es werde ihm ein Vergnügen sein, verschränkte sie meist die Arme und sah mich durchdringend an.«

»Er konnte sich ein verstohlenes Lächeln nicht verkneifen. »Sie war halt eifersüchtig.«

»Sie liebte ihn und wollte nicht, dass er sie verlässt. Wenn ich dann nach unserer Reise mit ihm zurückkehrte, stand sie oft schon da und wartete auf ihn. Er lächelte immer, wenn er sie erblickte, und sie erwiderte sein Lächeln.«

»Und was hat Baraccus nun über mich gesagt?«

»Er erklärte mir dasselbe, was auch du mir gerade erklärt hast: Es gibt Augenblicke, da hat man keine andere Möglichkeit, als anderen zu vertrauen. Das waren seine Worte, so wie es eben deine waren. Er sagte, eines Tages werde ein anderer Herr exakt dieselben Worte zu mir sagen und anschließend exakt dieselben Worte hinzufügen, wie soeben du: ›Dies ist ein solcher Augenblicke Er erklärte mir, wenn ein Meister diese Worte zu mir spreche, bedeutete dies, dass er der Richtige sei und ich ihm dann einige Dinge erklären solle.«

Richard konnte deutlich spüren, wie sich jedes einzelne Härchen an den Armen aufstellte.

»Du hast Magda Searus irgendwohin gebracht, hab ich recht?«

»Ja, Herr. Danach habe ich Baraccus nicht mehr wieder gesehen. Zuvor jedoch, als er mir erklärte, eines Tages werde jemand diese Worte sprechen, trug er mir auf, diesem eine Nachricht auszurichten.«

»Er hat eine Nachricht hinterlassen?« Als sie daraufhin nickte, machte er eine ungeduldige Handbewegung. »Und, wie lautete sie?«

»›Es tut mir leid, Richard. Ich kenne die Antworten nicht, die dich retten würden. Wüsste ich sie, glaube mir, ich würde sie dir nur zu gerne geben. Aber ich sehe das Gute in dir. Ich glaube an dich. Du hast alles, was du brauchst, um erfolgreich zu sein. Manchmal wirst du an dir zweifeln. Gib nicht auf. Denke immer daran, ich glaube an dich. Ich weiß, du kannst dein Ziel erreichen. Es gibt nicht viele wie dich, Richard. Glaube an dich. Und wisse, ich bin überzeugt, dass du derjenige bist, der dies vollbringen kann.‹«

Richard saß da wie versteinert. Wieder und wieder hallten die Worte durch seinen Kopf. Sie erschienen ihm seltsam vertraut.

»Fast dieselben Worte habe ich schon einmal gehört.«

Die Sliph glitt ein wenig näher, während ihre Züge einen angespannten Zug annahmen. »Tatsächlich?«

Er konzentrierte sich, während er sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ und sich in Erinnerung zu rufen versuchte ... Und dann fiel es ihm wieder ein. Es war gewesen, kurz nachdem Shota ihm von Baraccus erzählt hatte. Unmittelbar vor ihrem Aufbruch hatte sie genau diese Worte zu ihm gesagt. Und irgendetwas an diesen von Shota gesprochenen Worten hatte eine verschwommene Erinnerung geweckt.

»Es war Shota, die Hexe«, meinte er schließlich, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. »Sie war es, die diese Worte zu mir sagte.«

Die Sliph zog sich zurück. »Es tut mir leid, Herr. Aber du hast die Prüfung nicht bestanden.«

Richard sah zu ihr hoch. »Welche Prüfung?«

»Die Prüfung, die Baraccus dir auferlegt hat. Es tut mir leid, aber du hast bei seiner Prüfung versagt. Mehr kann ich dir nicht sagen.«

Ohne ein weiteres Wort verschwand die Sliph unvermittelt in dem tiefschwarzen Loch im Steinfußboden.

Richard warf sich bäuchlings auf den Boden und beugte sich in das Loch hinab. »Nein! Warte doch! Geh nicht fort!«

Aus dem leeren, dunklen Schaft hallte ihm seine eigene Stimme entgegen.

Die Sliph war verschwunden, und ohne seine Gabe hatte er keine Möglichkeit, sie zurückzurufen.

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