NACHBEMERKUNG DES AUTORS

An dieser Stelle würde ich, liebe Leser, gern einige Worte über Russ Dorr sagen.

Kennengelernt habe ich ihn vor weit über vierzig Jahren in der Stadt Bridgton in Maine, wo er der einzige Arzthelfer in einer Gemeinschaftspraxis mit drei Ärzten war. Er hat sich um die kleineren medizinischen Probleme meiner Familie gekümmert, von Magengrippe bis hin zu den Ohrenentzündungen der Kinder. Bei Fieber empfahl er augenzwinkernd klare Flüssigkeiten, »nur Gin und Wodka«. Er fragte mich, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, worauf ich ihm sagte, ich würde Romane und Kurzgeschichten schreiben, hauptsächlich gruselige Sachen über übersinnliche Phänomene, Vampire und andere Monster.

»Schade, so Zeug lese ich nicht«, sagte er, wobei keiner von uns wusste, dass er später alles lesen würde, was ich schrieb, normalerweise als Manuskript und oft, während mehrere Werke in Arbeit waren. Neben meiner Frau war er der Einzige, der meine Texte sah, bevor sie vollständig herausgeputzt und bereit zum Auftritt waren.

Mit der Zeit stellte ich ihm Fragen, zuerst zu medizinischen Themen. Es war Russ, der mir erzählt hat, dass die Grippeviren sich von Jahr zu Jahr verändern, wodurch jeder neue Impfstoff veraltet (das war für The Stand – Das letzte Gefecht). Er hat mir eine Liste mit Übungen gegeben, mit denen man die Muskeln von im Koma liegenden Patienten am Verkümmern hindert (das war für Dead Zone). Er hat mir geduldig erklärt, wie Tiere sich Tollwut zuziehen und wie diese Krankheit sich entwickelt (für Cujo).

Allmählich erweiterte sich sein Aufgabengebiet, und als er seine medizinische Laufbahn aufgab, stellte ich ihn als Rechercheassistent an. Für Der Anschlag, ein Buch, das ich buchstäblich nicht ohne ihn hätte schreiben können, haben wir gemeinsam das Texas School Book Depository aufgesucht. Während ich die Atmosphäre in mich einsog (auf der Suche nach Geistern… die ich fand), machte Russ Fotos und maß den Raum aus. Als wir im Texas Theatre waren, wo Lee Harvey Oswald verhaftet wurde, war es Russ, der fragte, welcher Film an jenem Tag gelaufen sei (ein Double Feature, bestehend aus Kugeltanz nach Mitternacht und Marschbefehl zur Hölle).

Für Die Arena hat Russ zahlreiche Informationen für das Miniaturökosystem gesammelt, das ich erschaffen wollte, zum Beispiel über die Leistungsfähigkeit von elektrischen Generatoren und die Frage, wie lange die Lebensmittelvorräte reichen würden. Besonders stolz war er jedoch auf etwas, was ihm einfiel, als ich nach einer Methode suchte, meine Figuren für etwa fünf Minuten mit Luft zu versorgen, so ähnlich wie die Druckluftflaschen für Taucher. Das brauchte ich für den Höhepunkt des Buchs, und ich stand total auf der Leitung. Russ zunächst auch, bis er eines Tages im Verkehrsstau steckte und sich die Autos ringsum gründlich anschaute.

»Autoreifen«, sagte er zu mir. »In Autoreifen ist Luft drin. Die wäre zwar abgestanden und würde scheußlich schmecken, aber einatmen könnte man sie.« Und daher, liebe Leser, nahm ich Autoreifen.

Auch in dem Buch, das ihr gerade gelesen habt, finden sich überall die Fingerabdrücke von Russ, von den BDNF-Tests bei Neugeborenen (ja, die macht man wirklich, ich habe sie nur ein bisschen angepasst) bis zu der Methode, aus gewöhnlichen Haushaltsartikeln Giftgas herzustellen (versucht das bloß nicht bei euch zu Hause, Kids). Er hat jede Zeile und jede Information überprüft und mir dabei geholfen, das zu erreichen, was immer mein Ziel war: das Unmögliche plausibel zu machen. Russ war ein großer, blonder, breitschultriger Mann, der gern Witze machte, Bier trank und am Unabhängigkeitstag Raketen steigen ließ. Er hat zwei wunderbare Töchter großgezogen und seiner Frau während ihrer letzten, langen Krankheit beigestanden. Wir haben zusammengearbeitet, aber außerdem war er mein Freund. Wir waren auf derselben Wellenlänge. Hatten nie auch nur einen einzigen Streit.

Im Herbst 2018 ist Russ an Nierenversagen gestorben, und ich vermisse ihn unglaublich. Natürlich dann, wenn ich Informationen brauche (in letzter Zeit über Aufzüge und I-Phones der ersten Generation), aber noch wesentlich mehr, wenn ich vergesse, dass er nicht mehr da ist, und denke: Ach, ich sollte Russ mal anrufen oder ihm eine Mail schicken und ihn fragen, wie es so läuft. Dieses Buch ist meinen Enkeln gewidmet, weil es hauptsächlich von Kindern handelt, aber während ich es zu Ende bringe, denke ich an Russ.

Ich vermisse dich, Kumpel.

Bevor ich mich verabschiede, liebe Leser, sollte ich noch den üblichen Verdächtigen danken: meinem Agenten Chuck Verrill, Chris Lotts, der sich um die Übersetzungsrechte kümmert und allerhand unterschiedliche Möglichkeiten gefunden hat, hörst du mich zu sagen, Rand Holsten, der Filmverträge aushandelt (in letzter Zeit war es eine ganze Menge), und Katie Monaghan, die bei Scribner für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Ein riesiges Dankeschön an Nan Graham, die ein Buch redigiert hat, das viele bewegliche Teile, parallele Handlungen und Dutzende Figuren enthält. Sie hat ein besseres Buch daraus gemacht. Danken muss ich auch Marsha DeFilippo, Julie Eugley und Barbara MacIntyre, die Anrufe entgegennehmen, Termine vereinbaren und mir dadurch all die entscheidenden Stunden frei halten, die ich jeden Tag zum Schreiben nutze.

Zu guter Letzt danke ich meinen Kindern – Naomi, Joe und Owen – und meiner Frau. Um etwas von George R. R. Martin zu borgen: Sie ist meine Sonne und meine Sterne.

17. Februar 2019

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