Vorwort

»… Das Buch des wahnsinnigen Priesters, so sagen jene, die es in Händen gehalten haben, ist sehr groß und so schwer wie ein kleines Kind. Man entdeckte es an der Seite von Nisses, der tot und lächelnd neben dem Turmfenster lag, aus dem vor wenigen Augenblicken sein Gebieter, König Hjeldin, in den Tod gesprungen war.

Die rostbraune Tinte, gebraut aus Lammsblatt, Nieswurz und Raute – und aus einer noch röteren, dunkleren Flüssigkeit –, ist trocken und flockt leicht von den dünnen Seiten. Die unverzierte Haut eines haarlosen Tieres von nicht festzustellender Gattung bildet den Einband.

Diejenigen der heiligen Männer von Nabban, die es nach Nisses' Dahinscheiden lasen, erklärten es für ketzerisch und gefährlich, aber aus irgendeinem Grund verbrannten sie es nicht, wie es üblicherweise mit solchen Schriften geschieht. Statt dessen ruhte es viele Jahre in den schier unendlichen Archiven der Mutter Kirche, in den tiefsten, geheimsten Gewölben der Sancellanischen Ädonitis. Nun aber scheint es aus der Onyxschatulle, in der es bewahrt wurde, verschwunden zu sein; der (zu keiner Zeit geschwätzige) Orden der Archive gibt über den jetzigen Verbleib nur unbestimmte Auskünfte.

Einige Leser von Nisses' ketzerischem Werk behaupten, daß alle Geheimnisse Osten Ards darin enthalten seien, von der düsteren Vergangenheit dieses Landes bis zu den Schatten der Dinge im Schoß der Zukunft. Die ädonitischen Prüfpriester sagen nur, der Inhalt sei ›unheilig‹.

In der Tat mag es stimmen, daß Nisses' Schriften das Kommende so deutlich – und man darf annehmen: so absonderlich – voraussagen, wie sie das Gewesene aufzeichnen. Man weiß jedoch nicht, ob die großen Taten unserer Zeit – vor allem, soweit es uns betrifft, Aufstieg und Triumph von Johan dem Priester – Teil der Aufzeichnungen Nisses' sind, obwohl gewisse Andeutungen dafür sprechen. Vieles von dem, was er schreibt, ist geheimnisvoll und verbirgt seinen Sinn in seltsamen Reimen und dunklen Anspielungen. Ich habe niemals das ganze Werk gelesen, und viele, die es getan haben, sind schon lange tot.

Das Buch trägt, in den kalten, harten Runen von Nisses' Geburtsstätte hoch im Norden, den Titel DU SVARDENVYRD, was soviel heißt wie Das Verhängnis der Schwerter…«

aus Leben und Regierung König Johan Presbyters von Morgenes Ercestres

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