Zone Süd

Sie kamen zu Tausenden. Unfaßbar, dachte Ortega. Er fragte sich, wie um alles in der Welt Brazil das fertiggebracht hatte. Der Schacht kam zurecht und schickte die Neuzugänge gleichmäßig in die südlichen Sechsecke; bislang war die Auswirkung gering gewesen. Wenn das so weiterging, würden indessen bald alle Hilfsmittel überbeansprucht werden. Er erhielt bereits Bericht von Morden in manchen Sechsecken, und man sprach von einer Panikstimmung. Man hatte Leute umgebracht, weil sie für Neuzugänge gehalten worden waren.

Sie marschierten in unablässigem Strom durch die Halle und kamen nur ab und zu zum Stehen, damit ein Botschafter von einem Wasser-Sechseck die Kammer fluten und selbst zu einem Tor gehen konnte, weil er zu Hause Bericht erstatten wollte.

Die Neuzugänge bewegten sich unter den wachsamen Blicken von Elitetruppen aus Dutzenden von Rassen, alle bewaffnet mit gefährlichen Armbrüsten und ähnlichen Waffen. Obwohl hier alle Technologien funktionierten, konnte man mit modernen Waffen den Frieden nicht aufrechterhalten. Es spielte eben keine Rolle, was einen tötete; ein Strahl sengenden Feuers oder ein Pfeil, von einer Feder abgeschnellt.

Es dauerte über eine Woche, bis etwas Neues geschah. Er hörte es, hörte das Geschrei und Gebrüll und Kreischen und Trampeln und war sofort im Korridor. Erschreckte Olympierinnen preßten sich an die Wände, um nicht von dem mächtigen Schlangen-Botschafter erdrückt zu werden, als er mit erstaunlicher Schnelligkeit zum Ursprung der Unruhe eilte.

Dort befand sich eine Anzahl Soldaten, die um etwas herumstanden, ein paar von ihnen große Insekten mit scheußlich aussehenden Projektilwaffen. Sie starrten alle auf einen Toten, der am Boden lag.

Er zwängte sich hindurch und erreichte die Leiche, die noch stark blutete. Nicht weniger als sechzehn Pfeile durchdrangen alle Teile des Körpers, auch den von hinten eingeschlagenen Schädel.

Die Gestalt war ein Mann, mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache liegend. Ortega bückte sich und untersuchte den Toten genau. Es gab keine Frage; das Wesen war tot, ohne jede Hoffnung auf magische Wiedererweckung oder Rekonstruktion. Dies war kein Zaubertrick. Ortega drehte die Leiche langsam und vorsichtig um. Der Ausdruck fassungsloser Überraschung stand noch auf dem toten Gesicht. Die Augen waren weit aufgerissen, sahen aber die Geschosse nicht mehr, die den Mann getötet hatten.

Ortega fühlte Seltsames. Er blickte nicht erleichtert, sondern beinahe ungläubig auf das Gesicht des Toten.

»Das war also von Anfang an nur ein Topf Scheiße«, sagte er seufzend zu dem Toten. »Und das Glück hat dich schließlich doch im Stich gelassen.«Er sah zu den Insektensoldaten auf, die es getan hatten. »Ihr könnt aufatmen. Ihr habt soeben das Unmögliche getan. Es gibt für mich nicht den geringsten Zweifel. Nathan Brazil ist zu guter Letzt tot.«

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