»Untertänigsten Dank, Euer Gnaden«, keuchte Jakob,»das war knapp!«Maurizio konnte gar nicht sprechen, erstens, weil ihm alle Knochen wehtaten, zweitens aber, weil es ihm die Rede verschlug, daß ausgerechnet Irrwitzer ihnen das Leben gerettet hatte, den er doch eigentlich mit tiefster Verachtung strafen wollte. Solchen Komplikationen war sein Verstand nicht gewachsen. Nun tauchte auch Tyrannja Vamperl hinter dem Zauberer auf.»Ach du lieber Zins!«rief sie.»Ihr armen Kleinchen, ihr habt euch doch nicht am Ende weh getan?«Sie tätschelte den Kopf des Raben. Auch der Zauberer streichelte Maurizio und sagte in gütigem Ton:»Also hört mal, das sind doch keine Spielsachen hier! Du solltest das eigentlich wissen, Maurizio di Mauro. Ihr dürft niemals etwas anfassen ohne meine ausdrückliche Erlaubnis. Das ist viel zu gefährlich. Es könnte euch werweißwas passieren, und das würde deinen guten Maestro sehr, sehr traurig machen.«»Blablablabla.«, schnarrte der Rabe fast unhörbar in sich hinein. Zauberer und Hexe wechselten einen raschen Blick, dann fragte sie:»Jaköbchen, mein lieber Rabe, wieso bist du überhaupt hier?«»Bitte, Madam«, antwortete Jakob mit Unschuldsmiene,»ich hab' bloß Ihren Besuch anmelden gewollt.«»So? Ich kann mich aber gar nicht erinnern, daß ich dir das befohlen hätte, mein Vögelchen.«»Ich hab's freiwillig gemacht, weil ich gemeint hab', Sie wollen mich bloß schonen - aus lauter Sorge wegen dem Sauwetter und meinem Reißmatissimus, und ich wollt' Ihnen aber unbedingt einen Gefallen tun.«»Naja - das ist ja sehr lieb von dir, Jaköbchen. Aber in Zukunft fragst du mich doch lieber vorher.«»War's denn schon wieder falsch?«fragte Jakob zerknirscht.»Ach, ich bin einfach ein richtiger Unglücksrabe.«»Sag mal«, wandte sich der Zauberer an den Kater,»wo habt ihr denn die ganze Zeit gesteckt, ihr kleinen Schlingel?«Maurizio wollte schon antworten, aber der Rabe kam ihm hastig zuvor.»Der widerliche Vogelfresser da hat mich in seine Kammer verschleppen wollen, Euer Gnaden, aber ich bin ihm ausgekommen und in den Keller hinunter gesaust, und er hat mich trotzdem erwischt und in eine verstunkene Kiste gesperrt, da hab' ich stundenlang protestiert, weil das keine Art is', und so behandelt man keinen Gast nicht, und da hat er aufgemacht und gesagt, daß ich den Schnabel halten soll, weil er mich sonst als Brathuhn in die Röhre schiebt, und da hab' ich ihm dafür eins übergebraten, und dann is' eine Keilerei losgegangen, und auf einmal, da waren wir wieder hier, ich weiß auch nicht wie, und dann hat sich beim Raufen die blöde Papierschlange da um uns 'rumgewickelt, und dann sind Sie gekommen, zum Glück. Aber dieser Kater, also ich muß ehrlich sagen, der gehört in einen Käfig, gehört der, weil der is' ja direkt

gemeingefährlich und eine blutgierige Bestie!«Maurizio hatte dem Redeschwall des Raben mit runden Augen zugehört. Ein paarmal hatte er unterbrechen wollen, war aber glücklicherweise nicht zu Wort gekommen. Jetzt sagte Irrwitzer lachend zu ihm:»Brav, brav, mein tapferer kleiner Ritter! Aber von jetzt an müßt ihr zwei euch vertragen. Versprecht ihr uns das?«»Soweit kommt's noch!«krächzte Jakob und drehte Maurizio den Rücken zu.»Ich vertrag mich doch nicht mit jemandem, der Brathuhn zu mir sagt. Das soll er zuerst zurücknehmen!«»Aber.«, wandte Maurizio ein, doch die Hexe unterbrach ihn.»Kein aber!«flötete sie mit süßlicher Stimme.»Seid lieb miteinander, ihr kleinen Racker! Wir haben uns nämlich was besonders Feines für euch ausgedacht, mein famoser Neffe und ich. Und wenn ihr hübsch friedlich seid und euch schön vertragt, dann dürft ihr bei unserer Sylvesterfeier mit dabei sein. Es wird sehr lustig werden, nicht wahr, Bubi, das wird es doch?«»Allerdings«, antwortete Irrwitzer mit schiefem Lächeln,»es wird wahrhaftig eine schöne Bescherung. Wenn ihr brav seid.«»Ungern«, schnarrte Jakob.»Aber wenn's nicht anders geht, machen wir halt Frieden, Herr Baron, oder?«Er stieß Maurizio mit dem Flügel an, und der nickte ein bißchen töricht.

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