Robert Ludlum Der Borowski-Betrug

VORWORT

THE NEW YORK TIMES Freitag, 11. Juli 1975 — Titelseite

VERBINDUNG ZWISCHEN DIPLOMATEN UND FLÜCHTIGEM TERRORISTEN CARLOS

Paris, 10. Juli — Frankreich hat heute drei hochrangige kubanische Diplomaten des Landes verwiesen. Unterrichtete Kreise sehen eine Verbindung zwischen dieser Maßnahme und der weltweiten Suche nach einem Mann namens Carlos, den man für die zentrale Figur innerhalb einer internationalen Terrororganisation hält.

Der Verdächtige, dessen richtiger Name vermutlich Iljitsch Ramirez Sanchez lautet, wird im Zusammenhang mit der Ermordung von zwei französischen Abwehragenten und einem libanesischen Informanten in einer Wohnung im Quartier Latin am 27. Juni gesucht.

Die drei Morde haben die hiesige Polizei und Scotland Yard in London vermutlich auf die Spur eines internationalen Terroristennetzes geführt. Bei der Fahndung nach Carlos entdeckten französische und britische Polizisten größere Waffenlager, die darauf schließen lassen, daß Carlos mit Terroristen in Westdeutschland zusammenarbeitet und die zahlreichen Terroranschläge in ganz Europa auf koordinierte Absprachen zurückzuführen sind. Seit seiner Flucht soll Carlos in London und Beirut gesichtet worden sein…

ASSOCIATED PRESS

Montag, 7. Juli 1975 — Agenturmeldung

ZIELFAHNDUNG NACH MEUCHELMÖRDER

London (AP) — Waffen und Mädchen, Handgranaten und Maßanzüge, eine dicke Brieftasche, Flugtickets zu Traumzielen und Luxuswohnungen in einem halben Dutzend Hauptstädten der Welt — so lebt ein professioneller Killer des Düsenzeitalters, der von den internationalen Polizeibehörden gesucht wird.

Die Fahndung begann, nachdem der Mann in Paris vor seiner Wohnungstür zwei französische Abwehragenten und einen libanesischen Informanten erschossen hatte. Inzwischen sind in zwei Hauptstädten vier Frauen verhaftet worden, denen man eine Beteiligung an Verbrechen nachsagt, die mit ihm in Verbindung stehen. Der Mörder selbst ist verschwunden und nach Ansicht der französischen Polizei im Libanon untergetaucht.

In den vergangenen Tagen haben ihn Londoner Bekannte der Presse als gutaussehend, höflich, gebildet, wohlhabend und modisch gekleidet geschildert.

Aber zu seinen Komplizen zählen Männer und Frauen, die hemmungslos von der Waffe Gebrauch machen. Er soll gemeinsam mit der Roten Armee Japans, der El Fath, der westdeutschen Baader-Meinhof-Bande, der QuebecBefreiungsfront, der Türkischen Volksbefreiungsfront, den Separatisten in Frankreich und Spanien und dem provisorischen Flügel der Irisch-Republikanischen Armee operieren.

Wenn der Gesuchte sich auf Reisen begab — nach Paris, Den Haag, West-Berlin — explodierten Bomben, fielen Schüsse und wurden Menschen entführt.

Die Pariser Polizei hatte die große Chance, ihn zu fassen, als ein libanesischer Terrorist beim Verhör weich wurde und zwei Abwehrbeamte am 27. Juni zum Unterschlupf des Mörders führte. Doch der war schneller: Er erschoß alle drei und entkam. Die Polizei fand in seiner Wohnung Waffen und Notizbücher mit» Todeslisten «prominenter Persönlichkeiten.

Gestern schrieb der Londoner Observer, die Polizei fahnde nach dem Sohn eines kommunistischen Anwalts aus Venezuela, um ihn in Verbindung mit dem dreifachen Mord zu verhören. Scotland Yard erklärte:»Wir dementieren den

Bericht nicht«, fügte aber hinzu, daß gegen ihn keine Anklage vorläge und er nur zur Beantwortung von Fragen gebraucht werde.

Der Observer identifizierte den Betreffenden als Iljitsch Ramirez Sanchez aus Caracas. Dieser Name, so hieß es in dem Artikel, stehe in einem der vier Pässe, die die Polizei bei der Durchsuchung der Pariser Wohnung gefunden hatte.

Die Zeitung berichtete ferner, daß Iljitsch nach Wladimir Iljitsch Lenin, dem Gründer des Sowjetstaates, benannt sei, in

Moskau die Schule besucht habe und Russisch perfekt beherrsche.

In Caracas erklärte ein Sprecher der Venezolanischen Kommunistischen Partei, Iljitsch sei der Sohn eines siebzigjährigen marxistischen Rechtsanwalts, der 800 Kilometer westlich von Caracas wohne, betonte aber gleichzeitig:»Weder Vater noch Sohn sind Mitglied unserer Partei. «Er erklärte den Reportern, er wisse nicht, wo Iljitsch sich augenblicklich aufhalte.

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