ERSTER AUFTRITT.
MATROSEN.
Hohoje! Hohoje! Halloho! u. s. w.
DALAND.
Kein Zweifel! Sieben Meilen fort
Trieb uns der Sturm vom sichern Port.
So nah' dem Ziel nach langer Fahrt,
War mir der Streich noch aufgespart!
STEUERMANN.
Ho! Capitän!
DALAND.
Am Bord bei Euch, wie steht's?
STEUERMANN.
Gut, Capitän! Wir sind auf sicherm Grund.
DALAND.
's ist Sandwyk-Strand, genau kenn' ich die Bucht. -
Verwünscht! schon sah am Ufer ich mein Haus,
Senta, mein Kind, glaubt' ich schon zu umarmen.
Da bläst er aus dem Teufels-Loch heraus. . . .
Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen!
Was hilft's? der Sturm lässt nach, -
Wenn so er tobte, währt's nicht lang.
He! Bursche! lange war't ihr wach;
Zur Ruhe denn, mir ist's nicht bang!
Nun, Steuermann! die Wache nimmst Du wohl für mich?
Gefahr ist nicht, doch gut ist's, wenn Du wachst.
STEUERMANN.
Seid ausser Sorg'! Schlaft ruhig, Capitän!
STEUERMANN.
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer -
Mein Mädel, bin dir nah'.
Über thurmhohe Fluth vom Süden her -
Mein Mädel, ich bin da!
Mein Mädel, wenn nicht Südwind wär',
Ich nimmer wohl kam' zu Dir; -
Ach, lieber Südwind! blas' noch mehr,
Mein Mädel verlangt nach mir!
Hohohe! Jolohe! Hoho! Ho! Ho! etc.
Von des Südens Gestad', aus weitem Land' -
Ich hab' an Dich gedacht;
Durch Gewitter und Meer vom Mohrenstrand
Hab' ich Dir was mitgebracht.
Mein Mädel, preis' den Südwind hoch.
Ich bring' Dir ein gülden Band; -
Ach, lieber Südwind, blase doch!
Mein Mädel hätt' gern den Tand.
Hoho! Ho jolohe! etc.
ZWEITE SCENE.
HOLLAENDER.
Die Frist ist um, und abermals verstrichen
Sind sieben Jahr! -Voll Überdruss wirft mich
Das Meer an's Land. . . Ha, stolzer Ocean!
In kurzer Frist sollst du mich wieder tragen!
Dein Trotz ist beugsam -doch ewig meine Qual.
Das Heil, das auf dem Land ich suche, nimmer
Werd' ich es finden! Euch, des Weltmeers Fluthen,
Bleib' ich getreu, bis eure letzte Welle
Sich bricht und euer letztes Nass versiegt!
Wie oft in Meeres tiefsten Schlund
Stürzt' ich voll Sehnsucht mich hinab,
Doch ach! den Tod, ich fand ihn nicht!
Da, wo der Schiffe furchtbar Grab,
Trieb mein Schiff ich zum Klippengrund,
Doch ach! mein Grab, es schloss sich nicht!
Verhöhnend droht' ich dem Piraten,
Im wilden Kampfe hofft' ich Tod:-
"Hier -rief ich -zeige deine Thaten!
Von Schätzen voll ist Schiff und Boot!"
Doch ach! des Meers barbar'scher Sohn
Schlägt bang' das Kreuz und flieht davon!
Nirgends ein Grab! Niemals der Tod!
Dies der Verdammniss Schreck-Gebot.
Dich frage ich, gepries'ner Engel Gottes,
Der meines Heils Bedingung mir gewann,
War ich Unsel'ger Spielwerk Deines Spottes,
Als die Erlösung Du mir zeigtest an?
-Vergebne Hoffnung! Furchtbar eitler Wahn!
Um ew'ge Treu' auf Erden ist's gethan! -
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben,
Nur eine unerschüttert stehn!
So lang' der Erde Keim' auch treiben,
So muss sie doch zu Grunde gehn.
Tag des Gerichtes, jüngster Tag!
Wann brichst du an in meiner Nacht?
Wann dröhnt er, der Vernichtungsschlag;
Mit dem die Welt zusammenkracht?
Wann alle Todten auferstehn,
Dann werde ich in Nichts vergehn!
Ihr Welten, endet euren Lauf!
Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!
CHOR.
Ew'ge Vernichtung, nimm uns auf!
DRITTE SCENE.
DALAND.
He! Holla! Steuermann!
STEUERMANN.
's ist nichts! 's ist nichts! -
Ach, lieber Südwind, blas' noch mehr,
Mein Mädel. . . . .
DALAND.
Du siehst nichts? Gelt! Du wachest brav, mein Bursch! Dort liegt ein Schiff! -Wie lange schliefst Du schon?
STEUERMANN.
Zum Teufel auch! -Verzeiht mir, Capitän!
Werda! Werda!
DALAND.
Es scheint, sie sind gerad so faul als wir.
STEUERMANN.
Gebt Antwort! Schiff und Flagge!
DALAND.
Lass sein. Mich dünkt, ich seh den Capitän. -He! Holla! Seemann! Nenne Dich! Wess Landes?
HOLLAENDER.
Weit komm' ich her. Verwehrt bei Sturm und Wetter Ihr mir den Ankerplatz?
DALAND.
Behüt' es Gott! Gastfreundschaft kennt der Seemann. -Wer bist Du?
HOLLAENDER.
Holländer.
DALAND.
Gott zum Gruss! -So trieb auch Dich
Der Sturm an diesen nackten Felsenstrand?
Mir ging's nicht besser, wenig Meilen nur
Von hier ist meine Heimath; fast erreicht,
Musst' ich auf's Neu' mich von ihr wenden. -Sag',
Woher kommst Du? Hast Schaden Du genommen?
HOLLAENDER.
Mein Schiff ist fest, es leidet keinen Schaden. -
Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
Irr' auf den Wassern ich umher; -
Wie lange? weiss ich kaum zu sagen,
Schon zähl' ich nicht die Jahre mehr.
Unmöglich dünkt mich's, dass ich nenne
Die Länder alle, die ich fand:
Das Einz'ge nur, nach dem ich brenne,
Ich find' es nicht; mein Heimathland!
Vergönne mir auf kurze Frist Dein Haus,
Und Deine Freundschaft soll Dich nicht gereu'n,
Mit Schätzen aller Gegenden und Zonen
Ist reich mein Schiff beladen:-willst Du handeln,
So sollst Du sicher Deines Vortheils sein.
DALAND.
Wie wunderbar! Soll Deinem Wort ich glauben?
Ein Unstern, scheint's, hat Dich bis jetzt verfolgt.
Um Dir zu dienen, biet' ich, was ich kann;
Doch -darf ich fragen, was Dein Schiff enthält?
HOLLAENDER.
Die seltensten der Schätze sollst Du sehn,
Kostbare Perlen, edelstes Gestein.
Blick' hin und überzeuge Dich vom Werthe
Des Preises, den ich für ein gastlich Dach
Dir biete!
DALAND.
Wie? Ist's möglich? Diese Schätze!
Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?
HOLLAENDER.
Den Preis? So eben hab' ich ihn genannt:
Dies für das Obdach einer einz'gen Nacht!
Doch was Du siehst, ist nur der kleinste Theil
Von dem, was meines Schiffes Raum verschliesst.
Was frommt der Schatz? Ich habe weder Weib
Noch Kind, und meine Heimath find' ich nie.
All' meinen Reichthum biet' ich Dir, wenn bei
Den Deinen Du mir neue Heimath giebst.
DALAND.
Was muss ich hören?
HOLLAENDER.
Hast Du eine Tochter?
DALAND.
Fürwahr, ein theures Kind.
HOLLAENDER.
Sie sei mein Weib!
DALAND.
Wie? Hör' ich recht? Meine Tochter sein Weib?
Er selbst spricht aus den Gedanken:-
Fast fürcht' ich, wenn unentschlossen ich bleib',
Er müsst' im Vorsatze wanken.
Wüsst' ich, ob ich wach' oder träume!
Kann ein Eidam willkommener sein?
Ein Thor, wenn das Glück ich versäume;
Voll Entzücken schlage ich ein.
HOLLAENDER.
Ach, ohne Weib, ohne Kind bin ich,
Nichts fesselt mich an die Erde.
Rastlos verfolgte das Schicksal mich,
Die Qual nur war mein Gefährte.
Nie werd' ich die Heimath erreichen;
Zu was frommt mir der Güter Gewinn?
Lässt Du zu dem Bund Dich erweichen,
O, so nimm meine Schätze dahin!
DALAND.
Wohl, Fremdling, hab' ich eine schöne Tochter,
Mit treuer Kindeslieb' ergeben mir;
Sie ist mein Stolz, das höchste meiner Güter,
Mein Trost im Unglück, meine Freud' im Glück.
HOLLAENDER.
Dem Vater stets bewahr' sie ihre Liebe,
Ihm treu, wird sie auch treu dem Gatten sein.
DALAND.
Du giebst Juwelen, unschätzbare Perlen,
Das höchste Kleinod doch, ein treues Weib. . .
HOLLAENDER.
Du giebst es mir?
DALAND.
Ich gebe Dir mein Wort.
Mich rührt Dein Loos; freigebig, wie Du bist,
Zeigst Edelmuth und hohen Sinn Du mir:-
Den Eidam wünscht' ich so, und wär' Dein Gut
Auch nicht so reich, wählt' ich doch keinen Andern.
HOLLAENDER.
Hab' Dank! Werd' ich die Tochter heut' noch sehn?
DALAND.
Der nächste günst'ge Wind führt uns nach Haus.
Du sollst sie sehn, und wenn sie Dir gefällt -
HOLLAENDER.
So ist sie mein. . . Wird sie mein Engel sein?
Wenn aus der Qualen Schreckgewalten
Die Sehnsucht nach dem Heil mich treibt,
Ist mir's erlaubt, mich fest zu halten
An einer Hoffnung, die mir bleibt.
Darf ich in jenem Wahn noch schmachten,
Dass sich ein Engel mir erweicht?
Der Qualen, die mein Haupt umnachten,
Ersehntes Ziel hätt' ich erreicht.
Ach! ohne Hoffnung wie ich bin,
Geb' ich mich doch der Hoffnung hin!
DALAND.
Gepriesen seid, des Sturms Gewalten,
Die ihr an diesen Strand mich triebt.
Fürwahr! Blos brauch ich festzuhalten,
Was sich so schön von selbst mir giebt.
Die ihn an diese Küste brachten
Ihr Winde sollt gesegnet sein!
Ja, wonach alle Väter trachten,
Ein reicher Eidam, er ist mein.
Dem Mann mit Gut und hohem Sinn
Geb' froh ich Haus und Tochter hin!
STEUERMANN.
Südwind! Südwind!
Ach! lieber Südwind, blas' noch mehr!
MATROSEN.
Holloje! Hollajo!
DALAND.
Du siehst, das Glück ist günstig Dir:
Der Wind ist gut, die See in Ruh'.
Sogleich die Anker lichten wir
Und segeln schnell der Heimath zu.
MATROSEN.
Hohohe! Hohohe! Halloho! Jo! etc.
HOLLAENDER.
Darf ich Dich bitten, segelst Du voran;
Der Wind ist frisch, doch, meine Mannschaft müd',
Ich gönn' ihr kurze Ruh', und folge dann.
DALAND.
Doch unser Wind?
HOLLAENDER.
Er bläst noch lang' aus Süd',
Mein Schiff ist schnell, es holt Dich sicher ein.
DALAND.
Du glaubst? Wohlan! Es möge denn so sein.
Leb' wohl! mögst heute Du mein Kind noch sehn!
HOLLAENDER.
Gewiss!
DALAND.
Hei! Wie die Segel schon sich bläh'n!
Hallo! Hallo! Frisch, Jungen! Greifet an!
MATROSEN.
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer.
Mein Mädel, bin Dir nah!
Ueber thurmhohe Fluth, vom Süden her -
Mein Mädel, ich bin da!
Mein Mädel, wenn nicht Südwind wär',
Ich nimmer wohl käm' zu Dir!
Ach, lieber Südwind, blas' noch mehr!
Mein Mädel verlangt nach mir!
Hohoje! Halloho! Hoho! Ho! Ho! Ho!