DRITTER AKT.

ERSTE SCENE.

CHOR DER NORWEGISCHEN MATROSEN.

Steuermann, lass die Wacht!

Steuermann, her zu uns!

He! He! Je! Ha!

Hebt die Segel auf! Anker fest!

Steuermann, her! -

Fürchten weder Wind noch bösen Strand,

Wollen heute 'mal recht lustig sein!

Jeder hat sein Mädel auf dem Land,

Herrlichen Tabak und guten Branntewein.

Hussassahe!

Klipp' und Sturm draus -

Jallolohe!

Lachen wir aus!

Hussassahe!

Segel ein! Anker fest! Klipp' und Sturm lachen wir aus!

Steuermann her, trink' mit aus!

MAEDCHEN.

Nein! Seht doch an! Sie tanzen gar!

Der Mädchen bedarf's da nicht fürwahr!

MATROSEN.

He! Mädel! Halt! wo geht ihr hin?

MAEDCHEN.

Steht euch nach frischem Wein der Sinn?

Eu'r Nachbar dort soll auch was haben,

Ist Trank und Schmaus für euch allein?

STEUERMANN.

Fürwahr, trägt's hin den armen Knaben,

Vor Durst sie scheinen matt zu sein.

MATROSEN.

Man hört sie nicht?

STEUERMANN.

Ei, seht doch nur!

Kein Licht! Von der Mannschaft keine Spur.

MAEDCHEN.

He! Seeleut'! He! Wollt Fackeln ihr?

Wo seid ihr doch? Man sieht nicht hier.

MATROSEN.

Weckt sie nicht auf; sie schlafen noch.

MAEDCHEN.

He! Seeleut'! He! Antwortet doch!

STEUERMANN UND MATROSEN.

Haha! Wahrhaftig, sie sind todt.

Sie haben Speis' und Trank nicht noth.

MAEDCHEN.

Wie, Seeleute? Liegt Ihr so faul schon im Nest?

Ist heute für Euch denn nicht auch ein Fest?

STEUERMANN UND MATROSEN.

Sie liegen fest auf ihrem Platz,

Wie Drachen hüten sie den Schatz.

MAEDCHEN.

Wie, Seeleute? Wollt Ihr nicht goldenen Wein?

Ihr müsset wahrlich doch auch durstig sein.

STEUERMANN UND MATROSEN.

Sie trinken nicht, sie singen nicht,

In ihrem Schiffe brennt kein Licht.

MAEDCHEN.

Sagt, habt Ihr denn nicht auch ein Schätzchen am Land?

Wollt Ihr nicht mit tanzen auf freundlichem Strand?

MATROSEN.

Sie sind schon alt und bleich statt roth,

Und ihre Liebsten, die sind todt.

MAEDCHEN.

He, Seeleut'! Seeleut'! wacht doch auf!

Wir bringen Euch Speis' und Trank zu Hauf!

MATROSEN.

Sie bringen Euch Speis' und Trank zu Hauf!

MAEDCHEN.

Wahrhaftig! Ja, sie scheinen todt.

Sie haben Speis' und Trank nicht noth.

MATROSEN.

Vom fliegenden Holländer wisst Ihr ja!

Sein Schiff, wie es leibt, wie es lebt, seht Ihr da.

MAEDCHEN.

So wecket die Mannschaft ja nicht auf,

Gespenster sind's, wir schwören drauf!

MATROSEN.

Wie viel hundert Jahre schon seid Ihr zur See?

Euch thut ja der Sturm und die Klippe nicht weh!

MAEDCHEN.

Sie trinken nicht, sie singen nicht!

In ihrem Schiffe brennt kein Licht!

MATROSEN.

Habt Ihr keine Brief', keine Auftrag' für's Land?

Unsern Urgrossvätern wir bringen's zur Hand.

MAEDCHEN.

Sie sind schon alt und bleich statt roth;

Ach! ihre Liebsten, die sind todt!

MATROSEN.

Hei! Seeleute! Spannt Eure Segel doch auf!

Und zeigt uns des fliegenden Holländers Lauf!

MAEDCHEN.

Sie hören nicht, -uns graust es hier!

Sie wollen nichts, -was rufen wir?

MATROSEN.

Ihr Mädel, lasst die Todten ruh'n!

Lasst's uns Lebend'gen glücklich thun!

MAEDCHEN.

So nehmt, Eu'r Nachbar hat's verschmäht!

STEUERMANN UND MATROSEN.

Wie? Kommt Ihr denn nicht selbst an Bord?

MAEDCHEN.

Ei, jetzt noch nicht, es ist nicht spät.

Wir kommen bald, jetzt trinkt nur fort.

Und, wenn Ihr wollt, so tanzt dazu,

Nur lasst dem müden Nachbar Ruh'!

MATROSEN.

Juchhe! Juchhe! da giebt's die Fülle!

Ihr lieben Nachbarn, habet Dank!

STEUERMANN.

Zum Rand sein Glas ein Jeder fülle!

Lieb Nachbar liefert uns den Trank!

MATROSEN.

Halloho! Halloho! Ho! ho! ho!

Lieb Nachbarn, habt Ihr Stimm' und Sprach',

So wachet auf, und macht's uns nach!

Steuermann, lass die Wacht!

Steuermann, her zu uns!

Ho! He! Je! Ha!

Hisst die Segel auf! Anker fest! -

Steuermann, her! -

Wachten manche Nacht bei Sturm und Graus,

Tranken oft des Meer's gesalz'nes Nass; -

Heute wachen wir bei Saus und Schmaus,

Besseres Getränk giebt Mädel uns vom Fass!

Hussassahe!

Klipp' und Sturm draus! etc. etc.

CHOR DER MANNSCHAFT DES FLIEGENDEN HOLLÄNDERS.

Johohe! Johohohoe! hohohohoe! Hoe! Hoe! Hoe!

Huissa!

Nach dem Land treibt des Sturm -

Huissa!

Segel ein! Anker los!

Huissa!

In die Bucht laufet ein!

Schwarzer Hauptmann, geh' an's Land!

Sieben Jahre sind vorbei;

Frei' um blonden Mädchens Hand;

Blondes Mädchen, sei ihm treu!

Lustig heut',

Bräutigam!

Sturmwind heult Brautmusik,

Ocean tanzt dazu.

Hui! -Horch, er pfeift!

-Capitän, bist wieder da? -

Hui! -"Segel auf." -

-Deine Braut, sag', wo sie blieb? -

Hui! "Auf in See!" -

Capitän! Capitän! Hast kein Glück in der Lieb'!

Hahaha!

Sause, Sturmwind, heule zu!

Uns'ren Segeln lässt du Ruh':

Satan hat sie uns gefeit,

Reissen nicht in Ewigkeit!

NORWEGISCHE MATROSEN.

Welcher Sang! Ist es Spuk? Wie mich's graut!

Stimmet an unser Lied! Singet laut!

Steuermann, lass die Wacht etc.

ZWEITE SCENE.

ERIK.

Was musst' ich hören? Gott! was musst' ich sehen!

Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es That?

SENTA.

Frag' nicht, Erik! Antwort darf ich nicht geben.

ERIK.

Gerechter Gott! Kein Zweifel! Es ist wahr!

Welch unheilvolle Macht riss Dich dahin?

Welche Gewalt verführte Dich so schnell,

Grausam zu brechen dieses treuste Herz?

Dein Vater? ha, den Bräut'gam bracht er mit, -

Wohl kannt' ich ihn, -mir ahnte, was geschieht.

Doch Du? Ist's möglich! -reichest Deine Hand

Dem Mann, der Deine Schwelle kaum betrat!

SENTA.

Nicht weiter! Schweig'! Ich muss! Ich muss!

ERIK.

O des Gehorsams, blind wie Deine That!

Den Wink des Vaters nanntest Du willkommen,

Mit einem Streich vernichtest Du mein Herz!

SENTA.

Nicht mehr! Nicht mehr! Ich darf dich nicht mehr seh'n!

Nicht an Dich denken. Hohe Pflicht gebeut's!

ERIK.

Welch hohe Pflicht? Ist Höh're nicht zu halten,

Was Du mir einst gelobet, ew'ge Treue?

SENTA.

Wie? Ew'ge Treue hätt' ich Dir gelobt?

ERIK.

Senta! O Senta! Läugnest Du?

Willst jenes Tags Du nicht Dich mehr entsinnen,

Als Du zu Dir mich riefest in das Thal?

Als, Dir des Hochlands Blume zu gewinnen,

Muthvoll ich trug Beschwerden ohne Zahl.

Gedenkst Du, wie auf steilem Felsenriffe

Vom Ufer wir den Vater scheiden sah'n?

Er zog dahin auf weiss beschwingtem Schiffe,

Und meinen Schutz vertraute er Dich an:-

Als sich Dein Arm um meinen Nacken schlang,

Gestandest Du mir Liebe nicht aufs Neu'?

Was bei der Hände Druck mich hehr durchdrang,

Sag', war's nicht die Versich'rung Deiner Treu'?

HOLLAENDER.

Verloren! Ach! verloren! Ewig verlor'nes Heil!

ERIK.

Was seh' ich? Gott!

HOLLAENDER.

Senta, leb' wohl!

SENTA.

Halt ein, Unsel'ger!

ERIK.

Was beginnst Du?

HOLLAENDER.

In See, in See!

In See für ew'ge Zeiten!

Um Deine Treue ist's gethan,

Um Deine Treue, um mein Heil.

Lebwohl, ich will dich nicht verderben!

ERIK.

Entsetzlich, dieser Blick!

SENTA.

Halt ein! Von dannen sollst Du nimmer flieh'n.

Der Holländer gibt ein gellendes Zeichen auf seiner Pfeife und ruft der Mannschaft seines Schiffes zu.

HOLLAENDER.

Segel auf! Anker los! Sagt Lebwohl auf Ewigkeit dem Lande!

SENTA.

Ha, zweifelst Du an meiner Treue?

Unseliger, -was verblendet Dich!

Halt ein! Halt ein! Halt ein!

Das Bündniss nicht bereue,

Was ich gelobte, halte ich.

Halt ein! Halt ein!

ERIK.

Was hör' ich, Gott, was muss ich sehn!

Muss ich dem Ohr, muss ich dem Auge traun!

Was hör' ich, Gott, Senta!

Willst Du zu Grunde gehen?

Zu mir, zu mir: Du bist in Satans Klau'n!

HOLLAENDER.

Erfahre das Geschick, vor dem ich Dich bewahr'!

Verdammt bin ich zum gräszlichsten der Loose!

Zehnfacher Tod wär' mir erwünschte Lust.

Vom Fluch ein Weib allein kann mich erlösen,

Ein Weib, das Treue bis in den Tod mir hält.

Wohl hast Du Treue mir gelobt,

Doch vor dem Ewigen noch nicht, dies rettet Dich!

Denn wiss'! Unselige, welches das Geschick,

Das Jene trifft, die mir die Treue brechen,

Ewige Verdammniss ist ihr Loos!

Zahllose Opfer fielen diesem Spruch durch mich.

Du aber sollst gerettet sein.

Lebwohl, fahr hin, mein Heil in Ewigkeit.

ERIK.

Zu Hülfe, rettet, rettet Sie!

SENTA.

Wohl kenn ich Dich! Wohl kenn ich Dein Geschick;

Ich kannte Dich, als ich zuerst Dich sah!

Das Ende Deiner Qual ist da!

Ich bin's, durch deren Treu Dein Heil Du finden sollst!

ERIK.

Helft Ihr, Sie ist verloren!

MARY.

Was erblicke ich?

DALAND.

Was erblicke ich? Gott!

HOLLAENDER.

Du kennst mich nicht, Du ahnst nicht, wer ich bin!

Befrage die Meere aller Zonen.

Befrage den Seemann, der den Ocean durchstrich;

Erkenn' dies Schiff, der Schrecken aller Frommen.

Den: "Fliegenden Holländer" nennt man mich.

DIE MANNSCHAFT DES FLIEGENDEN HOLLAENDERS.

Jo ho, hoe!

MARY, ERIK, DALAND.

Senta, Senta, was willst Du thun?

SENTA.

Preis Deinen Engel und sein Gebot,

Hier steh' ich treu Dir bis zum Tod.

(Sie stürzt sich in das Meer; -zugleich versinkt das Schiff des Holländers mit aller Mannschaft. Das Meer schwillt hoch auf und sinkt in einem Wirbel wieder zurück. Im Glüroth der aufgehenden Sonne sieht man über den Trümmern des Schiffes die verklärten Gestalten Senta's und des Holländer's sich umschlungen haltend dem Meere entsteigen und aufwärts schweben.)

ENDE.

* * * * *

* * * *

* * * * *

Druckfehler

ERSTER AKT : ZWEITER ACT : DRITTER AKT [ungeändert]

ERSTER AUFTRITT : ZWEITE SCENE usw. [ungeändert]

STEUERMANN. ... Mit Gewitter und Sturm

[ungeändert: Fehler für DALAND?]

SENTA. ... Ach, wo weilt sie etc. etc. [etc .etc.]

Du bleibst gebannt an Deiner Stelle... [Stelle..]

Würd es, du Ärmster, dir durch mich zuteil!

[ganze Linie fehlt im Text]

Загрузка...