7.

Am nächsten Morgen kamen Ruth Ortheris und Gerd van Riebeek zu Jacks Haus herüber und ließen sich zum Frühstück einladen. Rainsford war bereits vor einer Stunde mit seinem Airjeep aufgebrochen, um etwas Wild zu schießen.

Goldlöckchen schien besonderen Gefallen an Ruth gefunden zu haben und spielte mit dem silbernen Kettchen, das diese um den Hals trug. Nach einer Weile hob sie den Anhänger, der daran befestigt war, hoch und sagte:

„Quiek?“

„Ja, mein Süßes, du kannst ihn haben.“ Ruth nahm das Kettchen ab und legte es Goldlöckchen um den Hals. Sie mußte es dreimal herumwinden, bis es paßte. „Da, jetzt gehört es dir.“

Soeben erhob sich in Kelloggs Lager ein Airjeep und schwebte über das kleine Flüßchen herüber. Juan Jimenez steuerte das Fahrzeug. Als die Maschine an Jacks Frühstückstisch vorbeikam, streckte Ernst Mallin den Kopf zum Fenster heraus und fragte Ruth, ob sie fertig sei. Dann sagte er Gerd, daß Kellogg ihn in ein paar Minuten abholen würde. Nachdem Ruth in die Maschine gestiegen war, setzte Gerd Ko-Ko auf den Boden und holte eine Zigarette aus der Tasche.

„Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist“, sagte er und blickte dem Jeep nach. „Oh, ja, natürlich. Sie hat Anweisung von oben. Kellogg hat gesprochen. Die Fuzzys sind dumme Tiere und sonst nichts“, fügte er dann verbittert hinzu.

„Sie arbeiten auch für Kellogg, oder?“

„Ja. Aber das heißt noch lange nicht, daß er meine professionellen Ansichten diktiert. Wissen Sie, in der schlimmen Stunde, als ich den Job annahm…“ Er stand auf und zog seinen Gürtel mit der Pistole in die Höhe. „Ach, lassen wir das. Jack, sagen Sie, hat Ben Rainsford schon einen Bericht über die Fuzzys an das Institut geschickt?“

„Warum?“

„Wenn nicht, dann sagen Sie ihm, er soll sich damit beeilen.“

Jetzt war nicht die Zeit, weiter auf diese Bemerkung einzugehen, denn soeben erhob sich in Kelloggs Lager ein Jeep — zweifellos der Kelloggs und schwebte heran.

Den Rest des Vormittags verbrachte Holloway damit, verschiedene Kleinigkeiten im Haus zu erledigen. Dann gingen die Fuzzys ins Schlafzimmer, um ihr Mittagsschläfchen zu machen.

Er saß an dem Tisch im Wohnzimmer, als Gerd van Riebeek an die offene Tür klopfte.

„Jack, haben Sie eine Minute Zeit?“ fragte er.

„Natürlich, nur herein.“

Van Riebeek trat ein und schnallte seinen Pistolengürtel ab. Dann zog er sich einen Stuhl an die Tür und setzte sich so, daß er im Sitzen hinaussehen konnte. Anschließend begann er, Leonard Kellogg zu verfluchen.

„Nun, im Prinzip bin ich Ihrer Meinung, aber was hat er Ihnen denn plötzlich getan?“

„Wissen Sie, was dieser Schweinekerl vorhat?“ fragte Gerd. „Er und dieser -“ er benutzte ein paar sheshanische Worte, die in der Sprache Terras nicht ihresgleichen hatten — „dieser Schuft von einem Mallin arbeiten an einem Bericht, in dem Sie und Ben Rainsford bezichtigt werden, einen aufgelegten Schwindel zu versuchen. Sie haben die Fuzzys ein paar Tricks gelehrt; Sie und Rainsford haben miteinander diese Artefakte selbst hergestellt, und Sie und Rainsford versuchen, die Fuzzys als vernünftige Wesen hinzustellen. Jack, wenn das nicht eine so abgrundtiefe Gemeinheit wäre, wäre es der größte Witz des Jahrhunderts!“

„Ich nehme an, die beiden wollten, daß Sie diesen Bericht auch unterzeichneten?“

„Ja, und ich habe Kellogg gesagt, er soll…“ Es war offenkundig, weshalb Kellogg dieser Aufforderung nicht nachgekommen war. Gerd fluchte noch einmal und zündete sich dann eine Zigarette an. „Folgendes ist passiert: Kellogg und ich waren etwa zwanzig Meilen nördlich von Cold Creek. Wissen Sie, wo ich meine? Nun, wir fanden eine Stelle, wo ein paar Fuzzys gelagert hatten. Und wir fanden ein kleines Grab, wo die Fuzzys einen der Ihren bestattet hatten.“

Er hatte mit so etwas gerechnet, und dennoch überraschte es ihn. „Sie wollen sagen, sie bestatten ihre Toten? Wie sah das Grab aus?“

„Ein kleiner Steinhügel, etwa eineinhalb mal drei Fuß in der Fläche und ein Fuß hoch. Kellogg sagte, das sei bloß ein großes Abfallloch, aber ich wußte gleich, was es war. Ich habe es geöffnet. Unter dem Steinberg war gestampfte Erde und dann ein toter Fuzzy, eingehüllt in Gras. Ein Weibchen. Irgendein Raubtier mußte sie angefallen und zerrissen haben, und jetzt passen Sie gut auf, Jack: sie hatten ihren Garnelentöter mit begraben.“

„Sie begraben ihre Toten! Was hat Kellogg denn getan, während Sie das Grab öffneten?“

„Der ist danebengestanden und hat zur Rückkehr gedrängt. Und als er Mallin erzählte, was wir gefunden hatten, wollte der gleich wissen, wie wir das verheimlichen könnten. Ich fragte ihn, ob er verrückt sei, und dann kam Kellogg mit seinem Vorschlag. Sie wollen unter keinen Umständen zulassen, daß die Fuzzys zu intelligenten Wesen erklärt werden.“

„Weil die Gesellschaft Fuzzypelze verkaufen will?“

Van Riebeek sah ihn überrascht an. „Daran habe ich nie gedacht. Sie wahrscheinlich auch nicht. Nein. Wenn die Fuzzys intelligent sind, ist der Vertrag der Gesellschaft automatisch nichtig.“

Diesmal fluchte Jack, nicht über Kellogg, sondern über sich selbst.

„Ich bin ein alter Esel! Herrgott, ich sollte doch das Kolonialgesetz kennen, alt genug wäre ich dazu. Daß ich nie daran gedacht habe — natürlich haben Sie recht. Wie stehen Sie jetzt übrigens zur Gesellschaft?“

„Ich bin draußen, aber das ist mir egal. Ich habe genug auf der Bank liegen, um meine Rückreise nach Terra zu bezahlen, ganz abgesehen von dem, was ich für mein Boot und ein paar andere Sachen bekomme. Und um einen Job habe ich keine Angst. Da wäre zum Beispiel Ben mit seiner Gruppe. Und wenn ich nach Terra komme — Junge, dann werde ich aber auspacken!“

„Wenn Sie zurückkommen. Wenn Sie nicht vorher einen Unfall haben.“ Jack überlegte. „Verstehen Sie etwas von Geologie?“

„Nun, ein wenig; ich habe manchmal mit Fossilien zu tun. Warum fragen Sie?“

„Möchten Sie nicht hier bei mir bleiben und eine Weile versteinerte Quallen suchen? Wir werden zu zweit nicht doppelt soviel als ich allein schaffen, aber wenn einer auf den anderen aufpaßt, leben wir vielleicht etwas länger.“

„Ist das Ihr Ernst, Jack?“

„Klar, sonst hätte ich's doch nicht gesagt.“

Van Riebeek stand auf und hielt dem anderen die Hand hin; Jack kam um den Tisch herum und schüttelte sie. Dann griff er nach seinem Pistolengurt und schnallte ihn sich um.

„Schnall dir deinen auch um, Partner. Es ist dir doch recht, wenn ich du zu dir sage? Ich hab' noch nie viel für Förmlichkeiten übriggehabt.“

Van Riebeek kam der Aufforderung nach, zog dann seine Pistole, um sie durchzuladen. „Was tun wir jetzt?“ fragte er.

„Nun, wir werden versuchen, diese Sache auf legalem Wege zu bereinigen. Ich werde sogar die Polizei verständigen.“

Er stellte an seinem Bildsprecher die Verbindung her. Der Schirm wurde hell, und dann sah man darauf das Innere der Konstablerstation. Der Sergeant vom Dienst blickte auf und grinste.

„Hello, Jack. Was macht die Familie?“ fragte er. „Ich komme dieser Tage mal rüber, um sie mir anzusehen.“

„Da sind welche.“

Ko-Ko und Goldlöckchen und Cinderella kamen gerade aus dem Schlafzimmer. Er hob sie auf und stellte sie auf den Tisch. Der Sergeant war geradezu fasziniert. Dann fiel ihm auf, daß sowohl Jack als auch Gerd im Haus ihre Waffen trugen. Seine Augen verengten sich.

„Schwierigkeiten, Jack?“ fragte er.

„Ein wenig, aber es könnte schlimmer werden. Ich habe hier Gäste, die mir nicht mehr willkommen sind. Oder sagen wir besser, ungebetene Gäste, die ich hinauswerfen möchte. Wenn ein paar blaue Uniformen in der Gegend wären, spart mir das vielleicht ein paar Patronen.“

„Kapiert. George hat schon gesagt, es könnte Ihnen leid tun, daß Sie diese Bande auf Ihren Grund und Boden gelassen haben.“ Er griff nach dem Telefon. „Calderon an Wagen drei“, sagte er. „Hören Sie, drei? Also, Jack Holloway hat Ärger mit Leuten auf seinem Grund. Ja, ganz richtig. Er will sie vertreiben und befürchtet, daß sie ihm Schwierigkeiten machen. Fliegt mal hinüber und seht zu, daß die Leute keine Zicken machen. Wenn sie sich aufplustern und sagen, sie seien große Tiere in der Gesellschaft, dann gebt ihnen eins auf den Schnabel.“ Er legte den Hörer auf die Gabel. „In einer Stunde sind sie da, Jack.“

„Vielen Dank, Phil, und kommen Sie ruhig mal abends rüber. Wir können dann ein Glas zusammen trinken.“

Er sah Gerd an. „So, das hätten wir. Und jetzt wollen wir mal Freund Kellogg von seinem Glück unterrichten. Was hat er für eine Nummer?“

Gerd stellte die Verbindung her und trat dann zur Seite. Kurt Borchs Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf.

„Ich möchte Kellogg sprechen“, erklärte Jack.

„Doktor Kellogg ist im Augenblick sehr beschäftigt.“

„Der wird noch viel beschäftigter sein, wenn er hört, was ich zu sagen habe. Ihre ganze Bande hat bis achtzehn Uhr Zeit, von meinem Grund und Boden zu verschwinden.“

Jemand schob Borch beiseite, und Kellogg erschien.

„Was soll der Unsinn?“ fragte er ärgerlich.

„Ich habe gesagt, daß Sie verschwinden sollen. Wollen Sie wissen warum? Hier ist Gerd van Riebeek, er kann mit Ihnen reden; vielleicht hat er zuerst noch etwas vergessen.“

„Sie können uns nicht einfach verjagen. Sie selbst haben uns doch die Erlaubnis…“

„Die ziehe ich eben zurück. Ich habe übrigens die Polizeistation verständigt. Lunt schickt dann ein paar Leute herüber — nur für alle Fälle. Und jetzt beeilen Sie sich, Sie haben nicht mehr viel Zeit.“

Er schaltete ab, während Kellogg ihm noch klarzumachen versuchte, daß alles nur ein Mißverständnis sei.

„Ich glaube, das wäre alles. Ich denke, wir trinken jetzt einen Schluck auf unsere neue Partnerschaft, dann gehen wir hinaus und beobachten den Feind.“


Als sie auf der Bank neben der Küchentür saßen, war nicht viel Feindtätigkeit zu sehen. Kellogg hatte inzwischen wahrscheinlich die Polizeistation angerufen und sich bestätigen lassen, was Jack gesagt hatte und war jetzt zweifellos damit beschäftigt, die Anordnungen für den Abtransport zu geben. Nach einer Weile tauchte Kurt Borch mit einem Kontragravheber voll Kisten und Säcken auf. Daneben ging Jimenez, der darauf achtete, daß die Ladung nicht herunterfiel. Jimenez kletterte auf das Luftboot, worauf Borch die Last in die Höhe hob und danach wieder in der Hütte verschwand. Diese Prozedur wurde ein paarmal wiederholt. Unterdessen schienen Kellogg und Mallin eine Meinungsverschiedenheit zu haben. Ruth Ortheris kam mit einer Mappe heraus und setzte sich an einen Tisch.

Weder Jack noch Gerd hatten auf die Fuzzys geachtet. Jetzt lief gerade einer den Weg zu der kleinen Brücke über den Strom. Das silberne Glänzen an seinem Hals wies ihn als Goldlöckchen aus.

„Schau dir diesen Dummkopf an. Bleib nur da, Gerd, ich hol' sie schon.“

Er eilte den Weg hinunter, aber als er die Brücke erreichte, war Goldlockchen schon hinter einem der Airjeeps vor dem Kellogglager verschwunden. Als er noch zwanzig Fuß von der Maschine entfernt war, hörte er einen Laut, wie er ihn noch nie gehört hatte — ein schrilles, dünnes Kreischen, wie eine Feile auf Metall es verursacht. Im gleichen Augenblick schrie Ruth:

„Nicht! Tun Sie es nicht, Leonard!“

Als er um den Jeep herumrannte, brach das Kreischen plötzlich ab. Goldlockchen lag auf dem Boden, ihr Pelz hatte sich gerötet. Kellogg stand über ihr und hatte einen Fuß erhoben. Er trug weiße Schuhe; sie waren beide mit Blut verschmiert. Er stampfte auf den kleinen blutenden Körper, und da war Jack auch schon bei ihm. Er wußte nicht, wie oft er zugeschlagen hatte, als er Ruth Ortheris' Stimme hörte:

„Jack! Passen Sie auf! Hinter Ihnen!“

Er ließ Kellogg los und sprang beiseite. Dann drehte er sich um und griff nach seiner Waffe. Kurt Borch stand zwanzig Fuß von ihm entfernt und hielt seine Pistole in der Hand. Sie war auf ihn gerichtet.

Jacks erster Schuß krachte, als die Waffe sich aus dem Halfter gelöst hatte. Der zweite folgte so schnell, daß man ihn kaum von dem ersten unterscheiden konnte. Borch ließ die Pistole fallen, die er nicht mehr hatte abschießen können und knickte in den Knien zusammen. Dann fiel er vornüber auf den Boden.

Hinter ihm sagte Gerd van Riebeeks Stimme:

„Alles stehenbleiben; nehmt die Hände hoch. Sie auch, Kellogg.“

Kellogg, der gefallen war, stemmte sich in die Höhe. Blut strömte ihm aus der Nase, und er versuchte, es mit dem Ärmel seines Jacketts zu stillen. Als er auf seine Leute zutaumelte, stieß er mit Ruth Ortheris zusammen, die ihn wütend von sich stieß. Dann kniete sie neben dem kleinen zerdrückten Körper nieder und berührte ihn. Der silberne Anhänger an Goldlöckchens Hals gab ein Klingeln von sich. Ruth begann zu weinen.

Juan Jimenez war aus dem Luftboot geklettert. Er starrte Kurt Borchs Leiche mit vor Schrecken geweiteten Augen an.

„Sie haben ihn umgebracht!“ schrie er auf.

Gerd van Riebeek feuerte ihm einen Schuß vor die Beine, worauf Jimenez wie angewurzelt stehenblieb.

„Der nächste geht in den Kopf, Juan“, sagte er. „Helfen Sie Dr. Kellogg, er hat sich verletzt.“

„Rufen Sie die Polizei“, sagte Mallin. „Ruth, gehen Sie, auf Sie werden sie nicht schießen.“

„Lassen Sie nur. Ich habe sie schon angerufen. Erinnern Sie sich?“

Jimenez hatte ein Taschentuch aus der Tasche geholt und versuchte, das Nasenbluten seines Vorgesetzten zu stillen. Kellogg bemühte sich unterdessen mit halberstickter Stimme Mallin zu erklären, daß das Ganze nicht seine Schuld sei.

„Das kleine Biest hat mich angegriffen; es hat mich mit seinem Speer gestochen.“

Ruth Ortheris blickte auf. Die anderen Fuzzys kauerten neben ihr um die Leiche von Goldlöckchen; sie mußten sofort gekommen sein, als sie die Schreie hörten.

„Sie zupfte nur an seinem Hosenbein, so wie sie es immer tun, wenn sie einen auf sich aufmerksam machen wollen“, sagte sie. „Sie wollte ihm ihr neues Spielzeug zeigen.“ Ihre Stimme brach, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wieder reden konnte. „Und er stieß sie weg und trampelte sie zu Tode.“

„Ruth, Sie halten den Mund!“ befahl Mallin. „Das Tier hat Leonard angegriffen, es hätte ihm eine gefährliche Wunde zufügen können.“

„Das hat es auch!“ Kellogg, der immer noch mit einer Hand das Taschentuch an seine Nase hielt, zog mit der anderen das Hosenbein in die Höhe und zeigte eine blutende Stelle an seinem Schienbein. Sie sah aus wie ein Kratzer, den ein Zweig verursacht. „Sie haben es selbst gesehen.“

„Ja, ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie Sie sie wegstießen und dann auf ihr herumtrampelten. Und dabei wollte sie Ihnen bloß ihr neues Spielzeug zeigen.“

Jack tat es schon leid, daß er Kellogg nicht in dem Augenblick erschossen hatte, als er sah, was vor sich ging. Die anderen Fuzzys hatten unterdessen versucht, Goldlöckchen aufzurichten. Als sie begriffen, daß das keinen Sinn hatte, ließen sie die kleine Leiche wieder sinken und kauerten sich im Kreise darum, wobei sie leise Klagelaute von sich gaben.

„Nun, wenn die Polizei kommt, verhalten Sie sich jedenfalls ruhig“, sagte Mallin. „Überlassen Sie das Reden mir.“

„Sie wollen wohl Zeugen einschüchtern, Mallin?“ fragte Gerd. „Wissen Sie denn nicht, daß jeder Zeuge auf der Polizeistation unter dem Lügendetektor aussagen muß? Und dabei werden Sie als Psychologe bezahlt.“

Dann sah er, daß die Fuzzys den Kopf hoben und nach Südosten blickten. „Jetzt kommt die Polizei.“

Aber es war Ben Rainsfords Airjeep, auf dessen Verdeck eine Zebralope festgeschnallt war. Der Jeep umkreiste das Kellogglager und landete dann schnell. Rainsford sprang heraus und zog seine Pistole.

„Was ist passiert, Jack?“ fragte er und sah sich dann um. Als er Borchs Leiche und daneben die Pistole liegen sah, nickte er. „Ich verstehe. Das letzte Mal, als einer gegen dich die Pistole zog, nannten sie es Selbstmord.“

„Hast du eine Filmkamera in deinem Jeep? Ja? Dann mach ein paar Aufnahmen von Borch und Goldlöckchen. Und paß auf, ob die Fuzzys irgend etwas tun, das nimmst du auch auf. Ich glaube, du wirst nicht enttäuscht werden.“

Rainsford sah ihn verblüfft an, steckte dann aber seine Pistole ins Halfter und ging zu seinem Jeep zuriick. Kurz darauf kam er mit der Kamera wieder heraus. Mallin bestand darauf, daß er als Arzt das Recht hätte, Kelloggs Wunden zu behandeln. Gerd van Riebeek folgte ihm in die Hütte, um Verbandsmaterial zu holen. Sie kamen gerade wieder heraus — Mallin ging voraus, Riebeek folgte ihm mit gezogener Pistole — als ein Polizeiwagen neben Rainsfords Airjeep landete. Es war nicht Wagen drei. George Lunt sprang heraus und knöpfte sein Halfter auf, während Ahmed Khadra ins Funkgerät sprach:

„Was ist los, Jack? Warum haben Sie nicht gewartet, bis wir kamen?“

„Dieser Verrückte hat mich angegriffen und diesen Mann dort drüben ermordet!“ erregte sich Kellogg.

„Heißen Sie auch Jack?“ fragte Lunt.

„Mein Name ist Leonard Kellogg, und ich bin Leiter der… .“

„Dann halten Sie den Mund, bis Sie gefragt werden. Ahmed, ruf die Station, Knabber und Yorimitsu sollen mit ihren Untersuchungsgeräten herüberkommen, und dann erkundigen Sie sich, wo Wagen drei bleibt.“

Kellogg, der immer noch das Taschentuch auf seine Nase gepreßt hielt, wollte wissen, was es hier zu untersuchen gab.

„Da ist der Mörder. Sie haben ihn doch auf frischer Tat ertappt. Weshalb verhaften Sie ihn nicht?“

„Jack, kommen Sie, gehen wir dort hinüber. Da können wir diese Leute sehen und brauchen sie uns nicht anzuhören“, sagte Lunt. Er warf einen Blick auf die Leiche von Goldlöckchen. „Ist das zuerst passiert?“

„Vorsichtig, Leutnant, er hat immer noch seine Pistole!“ rief Mallin warnend.

Sie setzten sich auf den Kontragravgenerator eines der Airjeeps. Jack begann mit Gerd van Riebeeks Besuch in seiner Hütte.

Eine Weile später fragte Lunt: „Kellogg stampfte also auf den Fuzzy, als Sie ihn schlugen. Sie wollten ihn daran hindern?“

„Freilich. Ich bin bereit, die Aussage unter dem Lügendetektor zu wiederholen.“

„Schon gut. Ich werde diese ganze Bande zur Aussage zwingen. Und dieser Borch hatte sein Schießeisen in der Hand, als Sie sich umdrehten? Schon gut, Jack. Wir müssen natürlich ein Verhör machen, aber das ist eindeutig Notwehr. Glauben Sie, daß jemand von dieser Bande auch ohne den Lügendetektor die Wahrheit sagen wird?“

„Ruth Ortheris, denke ich.“

„Schicken Sie sie mir herüber.“

Dann verhörte Lunt der Reihe nach van Riebeek, Jimenez, Mallin und Kellogg. Nach einer Weile kamen er und einer der Leute von Wagen drei, der kurz vorher gelandet war, zu Jack und Rainsford herüber. Gerd van Riebeek stieß zu ihnen, als Lunt gerade sagte:

„Jack, Kellogg hat gegen Sie Mordanklage erhoben. Ich habe ihm gesagt, es sei Notwehr gewesen, aber er hörte nicht zu. Ich muß Sie also nach meinen Vorschriften verhaften.“

„Okay.“ Er schnallte seinen Pistolengurt ab und reichte ihn dem Beamten, „Dann erhebe ich hiermit Anklage gegen Leonard Kellogg wegen der Tötung eines intelligenten Wesens, nämlich eines Eingeborenen des Planeten Zarathustra, der allgemein unter dem Namen Goldlöckchen bekannt war.“

Lunt sah die kleine Leiche und dann die sechs klagenden Fuzzys darum herum an.

„Aber, Jack, die sind doch, juristisch gesehen, keine intelligenten Wesen.“

„So etwas gibt es nicht. Ein intelligentes Wesen ist ein intelligentes Wesen und nicht ein Wesen, das als intelligent erklärt wurde.“

„Fuzzys sind intelligente Wesen“, sagte Rainsford. „Das ist meine Meinung, und ich bin qualifizierter Xenonaturwissenschaftler.“

„Meine auch“, fügte Gerd van Riebeek hinzu. „Das ist die Leiche eines intelligenten Wesens. Und das ist der Mann, der es ermordet hat. Leutnant, verhaften Sie ihn, worauf warten Sie noch.“

„He, was ist das?“

Die Fuzzys waren aufgestanden und schoben ihre Garnelentöter unter die Leiche Goldlöckchens. Sie hoben sie auf die stählernen Schafte. Ben Rainsford richtete seine Kamera auf sie, als Cinderella die Waffe ihrer Schwester aufhob und dem Leichenzug damit folgte. Die anderen trugen die Leiche zum anderen Ende der Lichtung. Rainsford blieb hinter ihnen. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um sie zu fotografieren. Dann eilte er ihnen wieder nach.

Sie setzten die Leiche ab. Mike, Mitzi und Cinderella begannen zu graben. Die anderen suchten Steine. George Lunt war ihnen gefolgt. Jetzt nahm er seine Mütze ab und hielt sie in den Händen. Als die in Gras gehüllte Leiche in das kleine Grab gelegt wurde, senkte er den Kopf.

Als dann der Steinhügel vollendet war, setzte er die Mütze wieder auf, zog die Pistole und lud durch.

„Jetzt bin ich soweit, Jack“, sagte er. „Ich werde jetzt Leonard Kellogg verhaften.“

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