24

Turia stand weitgehend unter der Kontrolle der Tuchuks.

Am Morgen nach der Schlacht bei den Wagen war ich auf eine ausgeruhte Kaiila gestiegen und nach Turia geritten. Einige Ahn später stieß ich auf den Wagen, der meinen und Harolds Tarn transportierte. Ich ließ die Kaiila bei den Tuchuks zurück und setzte meinen Weg auf dem Rücken des Vogels fort. Das Haus Saphrars war noch immer nicht gefallen, ebensowenig der Turm, in dem Ha-Keels Tarnkämpfer hausten. Abgesehen davon gab es nur noch wenig organisierten Widerstand in den hohen weißen Mauern Turias. Ich und Kamchak rechneten jeden Augenblick damit, daß Saphrar mit einem Tarn zu fliehen versuchte, denn jetzt mußte er gemerkt haben, daß der Angriff der Paravaci auf das Tuchuklager nicht zum Rückzug Kamchaks geführt hatte; im Gegenteil — die Belagerer wurden nun noch durch Kataii und Kassars verstärkt, eine Entwicklung, die den Kaufmann entsetzt haben mußte. Der einzige Grund für Saphrars Zögern konnte nur sein, daß er hier in Turia auf die Ankunft des grauen Mannes wartete, mit dem er die Beschauung der goldenen Kugel vereinbart hatte. Ich redete mir immer wieder ein, daß er ja auch dann noch fliehen konnte, wenn sein Haus von den Tuchuks bereits gestürmt wurde; er konnte sich in die Burg retten und von dort mit einem Tarn aufsteigen und seine Diener und Sklaven der Rache der Tuchuks überlassen.

Ich wußte, daß Kamchak durch Reiterstaffeln in ständiger Verbindung mit den Tuchukwagen stand, und sagte also nichts von der Beraubung seines Wagens und vom möglichen Schicksal Aphris’.

Ich fragte den Tuchuk, warum er angesichts der Möglichkeit, daß die Kataii und Kassars uns nicht helfen würden, Turia nicht schon eher verlassen und mit seiner Hauptstreitmacht ins Lager zurückgekehrt war. »Es war eine Wette mit mir selbst«, sagte er.

»Eine gefährliche Wette«, bemerkte ich.

»Vielleicht«, sagte er. »Aber ich glaube die Kataii und die Kassars zu kennen.«

»Der Gewinn war sehr hoch«, sagte ich.

»Sogar höher, als du denkst«, sagte er.

»Das verstehe ich nicht.«

»Die Wette ist noch nicht ganz ausgetragen«, sagte er, aber er wollte sich nicht weiter darüber auslassen.

Am Tag nach meiner Ankunft in Turia wurde Harold auf seine Bitte als Lagerkommandant abgelöst und kam auf seinem Tarn in den Palast des Phanius Turmus.

In den nun folgenden Tagen waren Harold und ich fast ununterbrochen unterwegs und schliefen nur ab und zu einmal ein paar Stunden. Kamchak schickte uns auf die verschiedensten Missionen — wir fungierten als Verbindungsoffiziere, griffen manchmal in Kämpfe ein, überprüften Stellungen und erkundeten bestimmte Stadtteile. Kamchaks Streitkräfte waren so formiert, daß für die Zivilbevölkerung zwei Fluchtwege durch Tore offenblieben, die unbesetzt waren. Aus bestimmten Stellungen hoch in den Mauern war der Flüchtlingsstrom zu sehen, der die brennende Stadt verließ. Die Menschen trugen Nahrungsmittel und kleinere Besitztümer bei sich. Es war später Frühling, und das Wetter zeigte sich von seiner guten Seite, obwohl der Regen den Obdachlosen einigen Kummer machte. Auch ließ Kamchak den Turianern Verrherden und einige turianische Bosks nachschicken, damit sie bei ihrem Exodus nicht verhungerten.

Ich wunderte mich ein wenig über dieses Verhalten, das so gar nicht dem kriegerischen Geist der Wagenvölker zu entsprechen schien. Als ich ihn danach befragte, antwortete er nur: »Die Wagenvölker brauchen Turia.«

Ich war sprachlos. Und doch schien mir die Antwort logisch — denn Turia war das Verbindungsglied der Präriebewohner zu den anderen Städten Gors, das Tor, durch das Waren in die Wildnis strömten. Ohne Turia wäre es den Wagenvölkern zweifellos schlechter gegangen.

»Und«, fuhr Kamchak fort, »die Wagenvölker brauchen einen gemeinsamen Feind.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Ohne Feind werden sie nie zusammenfinden — und wenn sie nicht zusammenkommen, gehen sie eines Tages unter.«

»Hat das etwas mit der ›Wette‹ zu tun, von der du mir erzählt hast?«

»Vielleicht«, sagte Kamchak.

Trotzdem war ich noch nicht völlig zufriedengestellt, denn nach meiner Auffassung hätte Turia auch überlebt, wenn Kamchaks Streitkräfte beispielsweise weniger Zerstörung angerichtet und nicht so viele Bürger aus der Stadt gelassen hätten. »Ist das wirklich der einzige Grund?« fragte ich.

Er schaute mich ausdruckslos an. »Gewiß hast du noch andere Pflichten, Kommandant«, sagte er knapp.

Ich nickte und verließ den Raum. Ich mußte es noch lernen, einen Tuchuk nicht zu bedrängen, wenn er nicht sprechen wollte. Doch mich verwunderte nun einmal seine Großmut. Er schützte einen gewaltigen Haß auf Turia und die Turianer vor, dabei behandelte er sie mit großer Rücksichtnahme, was einem Tuchuk so gar nicht ähnlich sah — die Gegner blieben am Leben und behielten ihre Freiheit, wenn sie auch als Flüchtlinge außerhalb der Mauern residieren mußten. Ich verbrachte meine freie Zeit in der Nähe von Saphrars Anwesen. Die Gebäude rings um Saphrars Mauern waren von den Tuchuks befestigt, Stein- und Holzbarrieren in den Straßen errichtet worden, wodurch das ganze Besitztum eingeschlossen war. Ich hatte einige hundert Tuchuks im Gebrauch der Armbrust unterwiesen, von denen uns unzählige Exemplare in die Hände gefallen waren. Jeder Krieger hatte fünf Armbrüste und vier turianische Sklaven zur Verfügung, die ihm die Waffen wieder spannten und neu luden. Die Krieger postierte ich auf Dächern rings um Saphrars Grundstück. Die Feuergeschwindigkeit der Armbrust ist zwar viel geringer als die eines Bogens, aber ihre Reichweite ist erheblich größer. Da wir nun Armbrüste hatten, fiel es unseren Gegnern nicht mehr so leicht, mit Tarns zu landen oder zu starten — und genau das lag in meiner Absicht. Tatsächlich erlegten meine Armbrustlehrlinge schon am ersten Tag vier Tarns, die sich auf der Burg hatten niederlassen wollen — mehrere Tiere entkamen allerdings. Wenn wir die Armbrüste auf das Grundstück schaffen konnten — etwa auf die Umfassungsmauern —, ließ sich eine Flucht Saphrars durch die Luft wahrscheinlich verhindern. Ich befürchtete natürlich, daß unsere Aktivitäten die Flucht des Kaufmanns nur beschleunigen würden, das war aber nicht der Fall — vielleicht weil er erst durch den Absturz eines sterbenden Tarns auf unsere Absichten aufmerksam wurde.

Harold und ich nahmen im Palast des Phanius Turmus unsere Mahlzeit ein.

»Die meisten Leute sind jetzt aus der Stadt«, sagte Harold.

»Das ist gut«, sagte ich.

»Kamchak schließt die Tore«, fuhr der junge Mann fort, »und dann konzentrieren wir uns auf Saphrars Haus und das Tarnnest Ha-Keels.«

Ich nickte. Nachdem die Stadt nun weitgehend von Verteidigern gesäubert und von der Außenwelt wieder abgeschlossen war, konnte Kamchak seine Streitkräfte gegen Saphrars Haus anrennen lassen, gegen diese Festung innerhalb der Festung. Wie wir vermuteten, hatte Ha-Keel den größten Teil seiner tausend Tarnkämpfer noch bei sich, dazu viele turianische Krieger. Saphrar verfügte hinter seinen Mauern wahrscheinlich über mehr als dreitausend Kämpfer, sowie über unzählige Diener und Sklaven, die ihm bei der Verteidigung helfen konnten.

Als ich mein Boskfleisch gegessen hatte, legte ich mich auf dem Marmorfußboden zurück und starrte zur Decke auf.

»Willst du hier schlafen?« erkundigte sich Harold.

»Das habe ich vor.«

»Aber heute sind einige tausend Bosks von den Wagen gekommen.« Ich schaute ihn an. »Was hat das mit meiner Lagerstätte zu tun?« fragte ich. »Willst du etwa auf dem Rücken eines Bosks schlafen — nur weil du ein Tuchuk bist?«

Aber Harold reagierte nicht auf den Stich. »Ein Tuchuk schläft sogar auf den Hörnern eines Bosks, wenn es darauf ankommt, aber nur ein Korobaner legte sich auf einen harten Marmorboden, während er sich auf den weichen Fellen im Wagen eines Kommandanten ausstrecken könnte.«

»Ich verstehe nicht, was du meinst.«

»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Harold stand auf, wischte seine Quiva ab und stieß sie wieder in den Gürtel.

»Wohin willst du?« fragte ich.

»Zu meinem Wagen«, sagte er. »Er ist heute mit den Bosks eingetroffen — und zusammen mit zweihundert anderen Wagen, einschließlich deinem.«

Ich stützte mich auf einen Ellbogen. »Ich habe keinen Wagen«, sagte ich.

»Aber natürlich hast du einen«, sagte er. »Ebenso wie ich.«

Ich schaute ihn schweigend an und fragte mich, ob Harold der Tuchuk wieder einen seiner Streiche ausheckte.

»Ich meine es ernst«, sagte er. »In der Nacht, als du und ich nach Turia ritten, ließ Kamchak für jeden von uns einen Wagen vorbereiten — als Belohnung.«

Ich erinnerte mich an diese Nacht — an die lange Reise im unterirdischen Strom, an den Brunnen, an unsere Gefangenschaft, den Gelben See Saphrars, die Vergnügungsgärten, die Tarns — an unsere Flucht.

»Damals wurden unsere Wagen natürlich noch nicht rot angemalt oder mit Beutestücken gefüllt — denn da waren wir noch keine Kommandanten.«

»Wofür aber die Belohnung?« fragte ich.

»Für unseren Mut«, sagte er.

»Weiter nichts?«

»Wofür sonst?«

»Für den Erfolg«, sagte ich. »Du konntest deine Mission erfüllen. Du hast erreicht, was du wolltest. Ich habe mein Ziel nicht erreicht. Ich mußte die goldene Kugel zurücklassen.«

»Aber die goldene Kugel ist wertlos«, sagte Harold. »Das hat mir Kamchak gesagt.«

»Er kennt ihren Wert nicht.«

Harold zuckte die Achseln. »Vielleicht.«

»Du weißt also, daß meine Mission fehlgeschlagen ist.«

»Aber sie ist nicht fehlgeschlagen«, sagte Harold.

»Inwiefern?«

»Für einen Tuchuk ist der Mut das einzige Wichtige — der persönliche Mut — auch wenn alles andere mißglückt.«

»Ich verstehe.«

»Du scheinst dir etwas nicht klar zu machen«, sagte Harold.

»Und das wäre?«

»Daß wir durch unser Eindringen in Turia, durch unsere Flucht mit den Tarns — daß wir beide damit die Mutnarbe errungen haben.«

Ich schwieg. Dann sah ich ihn an. »Aber du trägst die Narbe gar nicht.«

»Es wäre für einen Mann mit Narbe auch recht schwierig gewesen, in die Nähe des turianischen Tors zu kommen, oder?«

»Allerdings«, sagte ich lachend.

»Wenn ich Zeit habe, lasse ich mir die Narbe anbringen — von dem besten Mann aus dem Klan der Narber. Dann sehe ich noch besser aus.«

Ich lächelte.

»Vielleicht sollte ich den Mann für dich gleich mitbestellen?«

»Nein, danke.«

»Dann achten die Leute vielleicht nicht mehr so auf dein Haar.«

»Nein, vielen Dank.«

»Na gut«, sagte Harold. »Es wissen ja sowieso alle, daß du nur Korobaner und kein Tuchuk bist.« Und er fügte ernst hinzu: »Aber du hast trotzdem eine Mutnarbe — nicht alle Männer, die die Mutnarbe haben, tragen diese sichtbar mit sich herum.«

Ich schwieg.

»Also«, fuhr Harold fort. »Ich bin jetzt müde und reite zu meinem Wagen. Ich habe da eine kleine Sklavin, um die ich mich endlich einmal kümmern muß.«

»Ich hatte keine Ahnung, daß ich auch einen Wagen besitze«, sagte ich.

»Das ahnte ich schon, als du die Nacht nach der Schlacht unbequem in Kamchaks Wagen verbrachtest. Ich habe dich damals gesucht, aber ich fand dich nicht. Es wird dich freuen zu hören, daß dein Wagen von den Paravaci verschont wurde, ebenso wie der meine.«

Ich lachte. »Seltsam, daß ich gar nichts davon wußte.«

»Du hättest es längst wissen können«, sagte Harold, »wenn du nicht nach unserer Rückkehr sofort wieder nach Turia geritten wärst — als die Wagen von der Stadt fortzogen. Damals hast du ja nicht mal bei Kamchaks Wagen vorbeigeschaut. Aphris oder jemand anderes hätte dich einweihen können.«

»Aus dem Sleenkäfig?« fragte ich.

»Als wir auf unseren Tarns ins Lager kamen, war sie nicht in ihrem Käfig«, sagte Harold.

»Oh«, bemerkte ich, »das freut mich zu hören.«

»Die kleine Barbarin ebenfalls nicht.«

»Was ist aus ihr geworden?«

»Kamchak hat sie einem Krieger gegeben.«

»Oh«, sagte ich. Mich betrübte diese Nachricht. »Warum hast du mir nichts von meinem Wagen gesagt?«

»Ich hielt es nicht für wichtig.«

Ich runzelte die Stirn.

»Wahrscheinlich lassen sich Korobaner von solchen Dingen eher beeindrucken — ich meine vom Besitz von Wagen und so weiter.«

Ich lächelte. »Harold von den Tuchuks«, sagte ich. »Ich bin jetzt müde.«

»Gehst du denn heute wieder nicht zu deinem Wagen?«

»Ich glaube nicht.«

»Wie du willst. Aber ich habe gehört, daß er recht gut eingerichtet ist — mit Paga und Ka-la-na-Weinen aus Ar und so weiter.«

Turia hatte uns zwar seine Reichtümer und Schätze überlassen müssen — aber viel Paga oder Ka-la-na-Wein war dabei nicht angefallen. Wie ich vielleicht schon erwähnt habe, ziehen die Turianer im allgemeinen schwere süße Weine vor, die ich nicht mag. Als Beuteanteil hatte ich hundertundzehn Flaschen Ka-la-na-Wein aus Tyros, Cos und Ar an mich genommen, die ich jedoch unter meine Armbrustschützen verteilen ließ — bis auf eine Flasche, die Harold und ich vor zwei Tagen geleert hatten. Ich beschloß, die Nacht doch in meinem Wagen zu verbringen. Vor zwei Tagen war es ein Pagaabend geworden, heute war die Zeit reif für ein wenig Ka-la-na, dachte ich mir und freute mich, daß ich einen angemessenen Vorrat im Wagen hatte.

Ich blickte zu Harold auf und grinste. »Vielen Dank«, sagte ich.

»Bitte«, bemerkte Harold, sprang in den Sattel seiner Kaiila, die er an eine Säule gebunden hatte. »Ohne mich findest du aber deinen Wagen nie — und ich halte mich hier nicht länger auf.«

»Warte!« rief ich.

Aber schon galoppierte seine Kaiila aus dem Raum, rutschte über den Teppich des Nachbarzimmers und donnerte einen Korridor entlang — in Richtung Haupteingang.

Knurrend löste ich die Zügel meiner Kaiila, stieg auf und setzte Harold nach. Ich hatte wenig Lust, allein in den Straßen Turias herumzureiten oder zwischen den dunklen Wagen draußen herumfragen zu müssen, um mein Gefährt zu finden. Ich lenkte meine Kaiila die Palaststufen hinab, trabte durch die inneren und äußeren Höfe und galoppierte schließlich auf die Straße hinaus. Die überraschten Wächter versuchten mir einen geziemenden Gruß nachzuschicken.

Wenige Meter weiter zügelte ich meine Kaiila, die wütend auf die Hinterhand stieg. Harold saß in aller Gemütsruhe im Sattel seiner Kaiila und blickte mich tadelnd an.

»Solche Hast ziemt sich nicht für den Kommandanten einer Tausendschaft.«

»Schön«, sagte ich, und wir schlugen in gemütlicher Gangart den Weg zum Haupttor ein.

»Ich fürchtete schon«, sagte ich, »daß ich meinen Wagen ohne dich nicht finden würde.«

»Aber es ist der Wagen eines Kommandanten«, sagte Harold und tat erstaunt. »Jeder hätte dir den Weg weisen können.«

»Daran habe ich nicht gedacht.«

»Das überrascht mich nicht. Du bist ja nur ein Korobaner.«

»Aber vor langer Zeit haben wir die Wagenvölker zurückgeschlagen.«

»Damals war ich nicht dabei«, sagte Harold.

»Das stimmt wohl.«

Wir ritten eine Zeitlang schweigend nebeneinander her.

»Wenn es nicht unter unserer Würde wäre«, sagte ich, »würde ich die Sache jetzt durch ein Rennen zum Haupttor beilegen.«

»Paß auf!« brüllte Harold. »Hinter dir!«

Ich riß meine Kaiila herum und zog das Schwert. Wild sah ich mich um, inspizierte Toreinfahrten, Dächer, Fenster.

»Was denn?« rief ich.

»Dort!« schrie Harold. »Weiter rechts!«

Ich sah nach rechts, konnte aber nur die Backsteinmauer eines Hauses ausmachen.

»Was ist denn da?« fragte ich.

»Eine Hausmauer!«

Ich starrte ihn verständnislos an.

»Ich nehme deine Herausforderung an!« rief er und gab seiner Kaiila die Sporen.

Als ich mein Tier gewendet und die Verfolgung aufgenommen hatte, war er mir bereits ein Viertelpasang voraus, jagte sein Tier über Balken und Abfallhaufen und über noch qualmende Gebäudereste. Am Haupttor überholte ich ihn, und zusammen rasten wir hindurch und zügelten unsere Tiere.

Wir ritten gemächlich ins Lager, und er hob die Hand. »Das dort ist dein Wagen«, sagte er. »Meiner steht ganz in der Nähe.«

Es war ein großer Wagen, der von acht schwarzen Bosks gezogen wurde. Zwei Tuchukkrieger hielten Wache. Neben dem Fahrzeug stand ein Pfosten mit der Standarte der vier Boskhörner. Die Fahnenstange war rot angemalt — die Farbe der Kommandanten. Aus dem Inneren des Wagens drang Licht.

»Ich wünsche dir alles Gute«, sagte Harold.

»Und ich dir«, erwiderte ich.

Die Wächter grüßten uns mit einem dreimaligen Schlag der Lanzen gegen die Schilde.

Wir erwiderten den Gruß, indem wir kurz eine Hand hoben.

»Du hast da eine wirklich schnelle Kaiila«, bemerkte Harold.

»Das Rennen«, sagte ich, »wird vom Reiter entschieden.«

»Naja, ich habe dich ja auch nur knapp geschlagen.«

»Ich dachte, ich hätte gewonnen«, sagte ich.

»Ach, was du nicht sagst!«

»Ja — woher willst du wissen, daß ich dich nicht geschlagen habe?«

»Na ja«, sagte Harold. »Ich weiß es zwar nicht genau — aber es wäre doch unwahrscheinlich — oder nicht?«

»Ja«, sagte ich, »das meine ich auch.«

»Ich weiß tatsächlich nicht, wer gewonnen hat.«

»Ich auch nicht. Vielleicht ist das Rennen unentschieden ausgegangen.«

»Vielleicht — auch wenn mir das unvorstellbar ist. Wollen wir die Kerne einer Tospit raten? Ungerade oder gerade?«

»Nein.«

»Na gut«, sagte er und hob seine rechte Hand. »Bis morgen dann.«

»Bis morgen.«

Ich sah, wie Harold auf seinen Wagen zuritt, in dem wahrscheinlich die kleine Hereena auf ihn wartete.

Am nächsten Morgen würde der Angriff auf das Haus Saphrars und den Turm, in dem Ha-Keel sich verschanzt hatte, beginnen. Vielleicht war es unser letzter Tag.

Ich bemerkte, daß meine Bosks sehr gepflegt wirkten.

Müde gab ich meine Kaiila in die Obhut eines Wächters und stieg in den Wagen.

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