4 Die Peitsche

Ich schrie unter ihr, erwachte unter ihr, fühlte einen unglaublichen, unerwarteten Schrecken, in seiner Plötzlichkeit war er wie ein Blitz, das Klatschen klang, als würde der Himmel zusammenbrechen, der Schlag war wie Feuer auf meinem Körper, mich windend zog ich die Kette an meinem Hals hoch, ich fiel auf die Seite, ich zog an der Kette, dann wieder ein Schlag, nein, nein, bitte, nicht so stark, so laut, das Feuer, die Qual, ich schrie, ich war nackt, die Kette schnitt in meinen Hals.

»Knie nieder«, knurrte er, »Kopf auf den Boden.«

Ich gehorchte schluchzend.

»So«, sagte er, »die moderne Frau winselt unter der Peitsche.«

Ich zitterte, kniend, den Kopf unten, meine Handflächen auf dem Boden.

»Jetzt, Schlampe«, sagte er, »ist deine ganze Macht verschwunden, die dir irrtümlich von törichten Männern überlassen worden war.«

Ich stöhnte, vornüber gebeugt, in Schmerzen, machte mich vor ihm klein, meine Stellung huldigte seiner Männlichkeit.

»Sieh hoch«, befahl er, »knie, knie gerade. Lege deine Hände auf deine Schenkel. Kopf hoch. Spreize deine Knie. Spreize sie weiter, du Schlampe!«

Ich gehorchte. Ich kniete aufrecht vor dem Mann, meinen Kopf hocherhoben, meine Hände lagen auf meinen Schenkel, meine Knie waren weit gespreizt, die Kette baumelte von meinem Kragen herunter zwischen meinen Brüsten. Ich konnte sie an meinem Körper fühlen, wie sie zwischen meinen Schenkeln zu einem Ring lief. Ich war verängstigt. Ich dachte, ich müsse verrückt werden. Mein Körper schmerzte. Die Peitsche schien noch immer, heiß und entsetzlich, auf meinem Körper zu brennen.

Irgendetwas war anders hier. Die Luft war anders, sie schien tausendmal frischer und sauberer zu sein. Ich hatte nicht geahnt, dass es solch eine Luft gab, dass man sie einatmen konnte. Sie bewirkte, dass ich mich beschwingter und lebendiger fühlte. Und noch etwas war anders, etwas subtiles, etwas, an das ich glaubte, mich schnell gewöhnen zu können, das mich aber jetzt in seinen Auswirkungen furchtbar erschreckte. Die Welt fühlte sich buchstäblich anders an. Ihre Gravitation schien geringer als die, an die ich gewöhnt war. Ich verdrängte das aus meinen Gedanken wie eine Art Verwirrung oder Illusion.

Aber die Schmerzen, die ich fühlte, die durchdringenden, brennenden Schmerzen, die mir ein Mann zugefügt hatte, waren real. Außerdem sah ich mich vor einem Mann knien. Das war auch real. Ich war angeblich in vielerlei Hinsicht eine gebildete, zivilisierte Frau, eine moderne Frau und doch kniete ich jetzt vor einem Mann! Auch dies erschreckte mich, beeinflusste mich merkwürdig, es schien irgendwie zu mir zu passen, war richtig für mich, gehörte zu mir. Ich fühlte mich unglaublich lebendig und aufgehoben an diesem Ort.

Der Mann hatte mich mit Peitschenhieben geweckt. Was bedeutete das? Wie war meine Stellung hier, dass ich auf diese Weise geweckt werden konnte? Obwohl ich mich für eine gebildete, zivilisierte Frau, eine heutige Frau, eine moderne Frau hielt, war ich mit einer Peitsche geweckt worden! Ich hatte den Peitschenriemen gefühlt!

»Wo bin ich?« fragte ich bittend.

»Auf meiner Welt.« antwortete der Mann einfach.

»Bitte belügen Sie mich nicht.« bat ich verzweifelt.

»Interessant«, sagte er, »beschuldigst du einen Mann der Lüge?«

Er schwenkte die Peitsche.

»Nein«, antwortete ich schnell, »nein.«

Ich begriff die große Bedeutung der Sexualität an diesem Ort, wo immer er sich befand, und dass wir unterschiedlichen Geschlechts waren.

»Ah, ich sehe«, sagte er, »natürlich, du bist nur naiv. Ja, ich glaube, es wird für dich schwer zu verstehen sein, mit deiner banalen, durchtriebenen Intelligenz, mein köstliches, gemeines, kleines Tierchen.«

Zu meiner Erleichterung wickelte er die Peitsche wieder auf.

»Ihre Welt?« fragte ich nach.

»Dein Leben wird sich ab jetzt ändern«, sagte er, »es wird auf vielerlei Weise völlig anders werden.«

»Ihre Welt?« fragte ich nochmals bittend.

»Ja.« antwortete er.

»Ein anderer Planet?« fragte ich.

»Ja.« sagte er.

»Sie wollen nicht ernsthaft, dass ich das glaube?« fragte ich.

Er zuckte die Schultern.

»Wirklich!« sagte ich.

»Erkennst du nicht den Unterschied in der Atmosphäre?« fragte er. »Ist das so schwer wahrzunehmen? Und kannst du nicht wenigstens jetzt den deutlichen Unterschied in der Schwerkraft spüren?«

Ich schauderte zurück.

»Ich sehe, du kannst es.« sagte er zufrieden.

»Ich bin jetzt wirklich auf einem anderen Planeten?« fragte ich ungläubig.

»Ja.« entgegnete er.

Ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe. Für einen Moment schien alles dunkel zu werden. Ich schwankte. In meinem Herzen wusste ich, dass alles, was er behauptet hatte, obwohl es unglaublich erschien, die Wahrheit war.

»Du wirst dich an vieles anpassen müssen, mein hübsches kleines Tierchen.« sagte er.

Ich sah ihn an.

»Und für dich gibt es«, fuhr er fort, »keine Fluchtmöglichkeit von dieser Welt. Du bist hier, um zu bleiben. Dies ist jetzt deine Welt, genauso wie meine. Du wirst für den Rest deines Lebens hier bleiben und unter den hier geltenden Bedingungen leben, meine moderne Frau, meine abscheuliche kleine Charmeurin.«

»Bitte nicht.« flehte ich.

»Verschränke deine Hände hinter deinem Kopf und nimm ihn zurück.« befahl er.

Ich tat es.

»Weiter zurück.«

Ich warf meinen Kopf weiter zurück.

»Bitte«, flehte ich, »bitte!«

Er kam zu mir.

»Hier gehören Schlampen wie du jemandem.« sagte er hart.

Ich schauderte, fühlte die Schlingen der Peitsche schon wieder auf meinem Bauch.

»Ja«, fuhr er fort, wieder vor mich hintretend, »ich denke, du wirst das sehr schön machen.«

»Machen?« fragte ich.

»Du kannst wieder in deine vorherige Position gehen.« sagte er.

Ich nahm meine vorherige Position wieder ein, mit meinen Händen auf meinen Schenkeln. Ich kniete vor Teibar, der mich von der Erde entführt hatte, mich in der Bibliothek, in der ich gearbeitet hatte, zur Gefangenen gemacht hatte.

Er war jetzt in eine Tunika gekleidet. Ich konnte das nicht fassen, es schien aber gut zu dem einfachen Zimmer zu passen, in das ich eingesperrt war. Diese Kleidungsstück, das so einfach, so physisch befreiend, so attraktiv war, schien mir gut zu dieser Welt zu passen, wie es auch bei einigen Welten auf der Erde der Fall gewesen war. Ich vermutete, dass es für diese Welt nicht untypisch war. Er hatte starke Arme und Beine. Ich fand es beunruhigend, ihn in einem solchen Kleidungsstück zu sehen. Er hatte mich schon auf der Erde zutiefst beunruhigt, ich fühlte mich schon immer schwach und hilflos vor ihm, aber jetzt, wo ich ihn so sah, wie er in seiner eigenen Welt war, so herrlich und mächtig, so kompromisslos, so leidenschaftlich, so vital, so männlich, männlich, wie ich keinen Mann jemals gesehen oder auch nur gedacht hätte, dass es ihn geben könnte, da wurden diese Gefühle tausendfach verstärkt. Es war, als stünde ein Löwe vor mir, ein Löwe, dessen Zähne mich zerreißen und dessen Pfote mir mit einem Schlag das Genick brechen konnte. Und ich war gefesselt in seiner Reichweite!

Er betrachtete mich. Ich traute mich nicht, ihm direkt in die Augen zu sehen. Ich sah die Peitsche in seiner Hand. Ich vermutete, dass Männer in dieser Welt nicht geduldig mit Frauen, oder wenigstens mit Frauen wie mir waren.

»Was wird mit mir auf dieser Welt geschehen?« fragte ich ängstlich.

»Du trägst keine Kleidung.« sagte er, als würde er das erst jetzt bemerken.

»Ja.«

»Du hast eine Kette um den Hals.«

»Ja.«

»Ich denke, es ist offensichtlich.« fasste er zusammen.

Ich schauderte. Ich fragte mich, wie es sein würde, auf einer Welt wie dieser eine Frau zu sein, wo, anders als auf der Erde, die Männer keine Schwächlinge waren.

»Du fürchtest dicht, nicht wahr, Schlampe?« fragte er.

»Ja.« antwortete ich.

»Gut«, nickte er, »so soll es auch sein. Und du hast allen Grund, dich zu fürchten, das versichere ich dir, viel mehr sogar, als du jetzt beginnst zu verstehen.«

Ich schauderte.

»Es ist amüsant«, sprach er weiter, »sich zu überlegen, wie sich die Grundlage deines Lebens ändern wird.«

»Wurden viele Frauen hierher gebracht?« fragte ich.

»In deiner Lieferung«, antwortete er, »einhundert. Du warst die Hundertste.«

»Das sind viele.« flüsterte ich.

»Ich behalte natürlich nicht alle«, erklärte er, »da sind noch andere an diesen Unternehmen beteiligt. Die Entführten werden von unterschiedlichen Orten gebracht, eine von hier, eine von dort, das verringert das Aufsehen.«

»Aus verschiedenen Ländern?« fragte ich. »Amerika, England, Frankreich, Deutschland, Dänemark, China, Japan?«

»Ja«, sagte er freimütig, »aber deine Lieferung war im Wesentlichen aus einer Gegend.«

»Ist es schwierig, die Mädchen zu ›sammeln‹?«

»Nein«, sagte er, »sie sind leichter einzufangen als diese kleinen Tiere, die ihr Hasen nennt. Das siehst du ja bei deinem Fall.«

»Machen Ihre Leute das regelmäßig?«

»Wir haben unsere Planungen.«

»Gibt es noch andere Gruppen, die mit solchen Dingen beschäftigt sind?«

»Ich glaube schon«, sagte er, »aber ich weiß wenig von ihnen.«

»Ich war die Hundertste?«

»Ja.«

»Ich wurde bis zuletzt aufgehoben?«

»Ja.«

»Auf Ihre Anweisung?«

»Ja.«

»Warum?« fragte ich erstaunt.

»Ich habe um Versetzung zu anderen Aufgaben gebeten.« sagte er und betrachtete mich nachdenklich. »Du bist vielleicht die letzte Frau, die ich von eurer Welt hole. Sicher werde ich von Zeit zu Zeit andere Frauen entführen, hier in meiner Welt, Frauen, die hier geboren sind und vielleicht auch Mädchen von der Erde, die früher hierher gebracht wurden.«

»Aber Sie wählten mich für Ihren letzten Fang aus?«

»Ja.«

»Warum?«

Er lächelte und befühlte die aufgewickelten Peitschenriemen.

»Sie hätten bestimmt auch eine andere nehmen können.« sagte ich.

»Ja.«

»Aber Sie taten es nicht.«

»Nein.«

»Aber warum?« fragte ich immer erstaunter.

Er antwortete nicht.

»An mir ist Ihrer Meinung nach irgend etwas Besonderes, nicht wahr?« sagte ich.

Ich hatte das von Anfang an gespürt.

»Ich wollte als letzten Fang etwas besonders Köstliches erbeuten.« antwortete er schließlich.

»Ich verstehe nicht.«

»Unterschätze dich und deine Attraktivität als weibliches Tierchen nicht.«

»Aber ich bin zu klein«, sagte ich verständnislos, »zu üppig. Ich bin nicht groß und schlank.«

»Sei nicht dumm.« wehrte er ab.

»Bin ich attraktiv?« fragte ich.

»Gewiss«, entgegnete er, »du bist eine herrlich anschmiegsame Schlampe. Glaubst du, ich würde Geld verdienen, wenn ich nicht erstklassige Frauen anzubieten hätte?«

Offenbar lief der Geschmack der Männer hier im Gegensatz zum Schönheitsideal meiner eigenen Welt mehr auf natürliche Frauen hinaus, süß und anschmiegsam. Einerseits war ich erfreut, das zu erfahren, andererseits war ich erschrocken. Ich begriff, dass mein Typ hier gefragt und begehrt sein und dass ich sogar wie ein Tier gejagt werden könnte, als exquisite weibliche Beute.

»Aber wieso«, fragte ich weiter, »was ist gerade an mir so Besonderes?«

»Ich persönlich«, sagte er, »finde dich ziemlich begehrenswert und unglaublich attraktiv.«

Ich sank zurück auf meine Kette. Wie konnte er von sexuellen Dingen so offen sprechen? Außerdem fürchtete ich mich, weil ich als Frau für ihn interessant war.

»Aber«, fuhr er fort, »du bist auch aus anderen Gründen etwas Besonderes für mich.«

»Aus welchen Gründen?«

»Deine Entführung hat etwas Symbolisches. Es hat etwas Passendes, dass du vielleicht meine letzte Entführung einer Frau von der Erde bist.«

»Sie scheinen mich zu hassen.«

»Ja«, sagte er, »das tue ich.«

»Aber warum?«

»Du bist eine moderne Frau«, erklärte er, »und als solche repräsentierst du eine Perversion der Menschheit, eine zerstörerische und bewusste Perversion, eine bösartige Schädigung des Wesens menschlicher Sexualität, sowohl von Männern als auch von Frauen, und dass schädigt nicht nur heute die menschliche Art, sondern gefährdet auch ihre Zukunft.«

Ich sah ihn erschrocken an.

»Du bist eine moderne Frau«, sagte er, »und würdest die Männer zerstören.«

»Nein.« rief ich aus.

»Aber, moderne Frau« fuhr er fort, »hier, das versichere ich dir, wirst du keine Männer zerstören. Im Gegenteil, hier wirst du ihnen dienen, ohne Einschränkungen, voller Angst, reizvoll und mit all deinen Fähigkeiten.«

»Ich bin keine moderne Frau« sagte ich. »Ich war in meinem Herzen nie eine moderne Frau. Ich bin eine primitive Frau, eine, die in die Zeit der Höhlen gehört, eine Frau der Antike, eine liebevolle Frau! Ich war in meiner Welt genauso fremd, traurig und verloren wie Sie!«

»Lügnerin!« schrie er mich an.

Er griff wütend nach der Peitsche, ich wich vor ihm zurück, erschreckt von seiner Lautstärke und seiner Drohung.

»Du bist so schlau, du Lügenschlampe« zischte er. »Du bist so schnell, so verschlagen, so gefährlich!«

»Bitte.« sagte ich hilflos.

»Aber ich durchschaue deine kleinen Tricks.«

»Warum denken Sie, ich wäre solch eine moderne Frau, die Sie verachten?« fragte ich. »Weil ich mich klar ausdrücken kann, weil ich denken kann, weil ich Bücher gelesen habe? Glauben Sie nicht, auch richtige, liebenswerte Frauen könnten solche Dinge tun? Glauben Sie nicht, diese Frauen könnten das, was Sie lieben, ebenfalls lieben?«

»Sie beschmutzen solche Dinge«, sagte er heftig, »benutzen sie als Tand und Verzierungen.«

Ich schluchzte.

»Vielleicht werden diese kleinen Verzierungen, diese kleinen eingebildeten Eigenschaften«, fuhr er fort, »dich in deinem Kragen amüsanter und interessanter machen.«

»In meinem Kragen?« fragte ich bestürzt.

»Hast du etwa nicht bemerkt, was Männern in deiner Welt angetan wird?« fragte er.

Ich schwieg.

»Falls du daran nicht aktiv beteiligt warst«, forschte er, »was hast du dagegen getan?«

Ich schwieg weiter.

»Du warst Helfershelferin und Komplizin bei solchen Verbrechen.« stellte er fest.

»Nein.«

»Du bist schuldig, weil du stillschweigend zugestimmt hast.«

»Nein.« protestierte ich.

»Was denkst du von den Männern deiner Welt?« fragte er.

»Ich verachte sie! Sie sind Schwächlinge!« schluchzte ich. »Sie verdienen es nicht anders, als dass wir uns ihre Welt mit Hilfe von Worten und Gerichtsurteilen nehmen, dass sie überflüssig werden durch ausgeklügelte Gesetze, dass sie durch Gesetze und Schlagwörter an den Rand der Macht gedrängt, gefesselt und verkrüppelt zu werden, dass sie kastriert werden, um ihren Stolz und ihre Stärke zu verlieren, dass ihnen ihre ungenutzte Männlichkeit genommen wird, damit sie unsere Befehle entgegennehmen und uns gehorchen.«

»Ist deine Meinung« sagte er, »motiviert durch Hass, Eifersucht und Neid auf Männer?«

»Ich glaube nicht«, antwortete ich ruhiger, »ich will kein Mann sein. Ich will eine Frau sein. Ich glaube, mein Groll und meine Frustration rührt nicht von ihrer Männlichkeit her und dass ich kein Mann bin, wie es bei fast allen Frauen zu sein scheint (wenn wir den Ärzten in dieser Sache glauben können), die Sie so verachten, eher rührt es von ihrer fehlenden Männlichkeit her, die ich genauso wie sie bemerke und die mich hindert, eine richtige Frau zu sein.«

»Du bist auf deine kleinliche Weise eine schlaue Schlampe«, hielt er mir entgegen, »das habe ich nie bezweifelt. Wie schlau du die Dinge verdrehst! Aber ich falle auf deine kleinlichen Tricks nicht herein. Du beneidest Männer und dass du selbst keiner bist und würdest sie am liebsten zerstören.«

»Nein.«

»Doch«, fuhr er fort, »du bist eine moderne Frau und würdest, wenn du könntest, wie andere auch, Männer zerstören. Für mich bist du und die anderen, die wie du sind, schuldig, schuldig an Verbrechen gegen die Zukunft der menschlichen Rasse deiner Welt. Hier wirst du aber merken, dass Männer, die Männer meiner Welt, so etwas nicht dulden. Hier wirst du lernen, fürchte ich, dass sie solche Absichten nicht tolerieren.«

Ich zitterte.

»Hier«, sagte er, »wirst du lernen, meine junge, reizvolle, bezaubernd anmaßende Schlampe, wirst du lernen, wie es wirklich ist, eine Frau zu sein. Ich habe dich auch hergebracht, damit du mir zu Gefallen bist, du wirst mit einem Leben voller Schönheit, Erniedrigung und Dienen für deine Verbrechen bezahlen. Hier, du moderne Frau, wird dir das moderne-Frau-sein ausgetrieben werden. Du wirst künftig eine andere Art von Frau sein.«

Ich sah verängstigt zu ihm hoch.

»Wir werden die Männer der Erde rächen.« schloss er.

Ich senkte voller Angst meinen Kopf. Ich vermutete, dass ich in gewisser Hinsicht wirklich eine moderne Frau gewesen war und deshalb in gewisser Hinsicht schuld an Verbrechen. Ich zweifelte nicht, dass ich dafür bestraft werden würde. Männer würden sicher Vergeltung an mir üben. Ich sah zu meinem Entführer hoch. Er hatte mich an diesen Ort gebracht und das zum Teil nicht nur, weil es angemessen war und nicht nur aus Gründen der Rechtmäßigkeit und Gerechtigkeit.

»Guten Morgen, Miss Williamson.« sagte er.

»Guten Morgen.« flüsterte ich.

Als er meinen Namen benutzte, war ich nicht sicher, ob es wirklich meiner war. Er klang irgendwie anders. Ich fürchtete plötzlich, dass ich jeden beliebigen Namen haben könnte, fast wie ein Hund.

Wie unglaublich attraktiv dieser Mann für mich war! Wie schwach er mich machte! Ich hatte immer gedacht, dass ich einigermaßen intelligent sei, aber vor diesem Mann, vor solch einem Mann, das fühlte ich, galt meine Intelligenz nichts. Ich fühlte, wie schon vor langer Zeit in der Bibliothek, dass er, mit seiner Macht, Intelligenz und Männlichkeit, ohne Einschränkungen mein Herr war, dass ich wenig mehr war als ein Tier zu seinen Füßen.

»Rühr dich nicht.« befahl er.

Er kauerte mit der Peitsche in seiner Hand vor mir.

»Was wollen Sie tun?« fragte ich unterwürfig.

»Grundstellung.« sagte er knapp.

Ich verbesserte meine Haltung, kniete auf meine Fersen gehockt, mein Rücken war gerade, meine Hände lagen auf meinen Schenkeln, meine Knie waren gespreizt.

»Was wollen Sie tun?« fragte ich noch einmal.

Mein Körper konnte immer noch die heißen Striemen des Peitschenriemens fühlen.

»Leg deinen Kopf auf den Boden«, forderte er, »weiter zurück.«

Ich sah dann hoch zu den Balken und dem Verputz der Zimmerdecke.

»Das ist ein Test.« sagte er.

»Au!« schrie ich auf, wich zurück, zuckte zurück und fiel mit Kettengerassel auf die Seite.

Die Kette hing straff am Ring, ich war am anderen Ende, möglichst weit weg von ihm, mein Kopf wurde von der Kette in seine Richtung gezwungen. Weiter weg konnte ich nicht flüchten. Ich presste meine Knie fest zusammen, legte meine Hände schützend über sie. Ich sah ihn entsetzt an.

»Gut« sagte er nur, »wie ich gedacht hatte.«

Ich konnte nicht glauben, was er getan hatte.

»Du bist am Leben«, stellte er fest, den Peitschenriemen um den Stiel wickelnd, »das hatte ich erwartet. Die Kurven deines Körpers weisen auf eine Fülle weiblicher Hormone hin. Das wird dich natürlich stärker der Gnade der Männer ausliefern.«

Die Berührung war völlig unerwartet gekommen.

»Bestie«, schluchzte ich, »Bestie!«

Der Berührung war sanft, aber gezielt gewesen. Anscheinend hatte sie ihm gezeigt, was er wissen wollte.

»Bestie!« weinte ich.

Ich hatte nicht bemerkt, was er vorhatte. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, mich darauf vorzubereiten, mich zu wappnen. Jetzt war ich voller Angst. Was ist, wenn solche Männer es nicht zulassen, dass eine Frau sich in Trägheit flüchtet, was ist, wenn es ihr obliegt, und zwar unter Zwang und der Androhung von Strafen, all ihre heiße, süße, verletzbare Offenheit zu fühlen? Wie es war, unerwartet genommen zu werden und vor dieser Bestie, diesem Löwen von einem Mann, darauf zu reagieren, war mir jetzt gezeigt worden. Ich wurde purpurrot.

Er stand auf.

»Komm wieder her und knie nieder«, befahl er, »wo du vorher warst.«

Er zeigte mit der Peitsche auf die Stelle neben dem Ring, wo ich gekniet hatte. Er schüttelte die Peitsche, bis der Riemen frei hing. Ich beeilte mich, zu der Stelle zu kriechen und dort wie zuvor niederzuknien. Es sah auf mich herunter.

»Lassen Sie mich dafür bezahlen.« flüsterte ich.

»Was?« fragte er.

»Ich bin bereit.« flüsterte ich.

Er lächelte.

»Ich knie nackt vor dir«, sagte ich, »ich bin angekettet. Du hast mich erweckt. Du hast mich dazu gebracht, mich zu öffnen. Du hast mir allen Stolz genommen. Du verachtest mich. Du hasst mich. Ich erwarte, hier für meine Verbrechen zu bezahlen. Männer werden mich dafür zahlen lassen, dafür, dass ich eine moderne Frau bin. Ich bin bereit zu bezahlen. Lass mich bezahlen.«

»Auf deinen Rücken«, befahl er, »nimm die Beine auseinander.«

Mit Tränen in den Augen gehorchte ich.

»Die moderne Frau«, lächelte er, »auf ihrem Rücken.«

»Wo ich hingehöre.« sagte ich.

»Oder auf deinen Bauch«, lächelte er, »oder kniend, vornüber gebeugt oder in einer der tausenden anderen Stellungen der Unterwerfung und des Dienens.«

Ich schauderte, erkannte, was für Dinge auf dieser Welt als völlig normal von mir verlangt werden würden. Ich schloss meine Augen. Ich fürchtete, dass ich bei seiner kleinsten Berührung in Ohnmacht fallen würde. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der ihm auch nur im Entferntesten glich. Ich hatte nicht einmal geahnt, dass solche Männer existieren könnten. Für solch einen Mann, das wusste ich jetzt, würde ich mit all meiner Kultiviertheit, Bildung und Intelligenz niemals mehr als eine Hündin sein, eine hechelnde Hündin zu seinen Füßen. Er hatte vorhin von einem »Kragen« gesprochen. Was könnte er damit gemeint haben? Ich öffnete die Augen.

»Bittest du darum?« fragte er.

»Würdest du mich dazu bringen, darum zu bitten?« rief ich.

»Ja.«

»Gut«, weinte ich, »ich bitte darum.«

»Die moderne Frau bettelt darum.« lächelte er.

»Ich bettle darum«, sagte ich, »ich bin nicht länger eine moderne Frau.«

»Oh doch«, lächelte er, » bis jetzt bist du immer noch eine moderne Frau. Aber bald wirst du keine mehr sein. Bald wird dir das genommen werden.«

»Ich bettle«, sagte ich, »ich flehe darum.«

»Du hast dabei aber etwas vergessen.« sagte er.

»Was.« fragte ich jammernd.

»Du bist noch Jungfrau.« sagte er.

Ich sah ihn wild an, Tränen in den Augen.

»Knie wieder nieder wie vorhin, Schlampe.« befahl er.

»Bestie!« weinte ich. »Bestie!«

Aber ich kroch auf meine Knie und kniete, wie mir befohlen worden war, vor ihm. Ich zitterte. Tränen quollen aus meinen Augen. Er hatte mich nicht haben wollen. Meine Jungfräulichkeit schien damit irgend etwas zu tun zu haben. Ich fragte mich, ob das wirklich stimmte. Wenn es nicht daran liegen würde, hätte mich solch ein Mann sicher schon in der Bibliothek ausgiebig benutzt. Ich denke, dann wäre ich gezwungen worden, ihm und zweifellos auch Taurog und Hercon zu dienen.

»Bestie!« schluchzte ich. »Bestie!«

»Ich gehe jetzt.« sagte er.

Ich sah erschrocken hoch.

»Ich wollte dich nur noch einmal sehen, bevor ich gehe, und wie du aussiehst, hier im Warteraum, eine Kette am Hals, du abscheuliche, reizvolle Schlampe.«

»Im Warteraum?« fragte ich.

»Ja«, sagte er, »sie werden dich gleich holen. Du wirst einen ausgefüllten Morgen haben. Andere werden schon bearbeitet.«

»Bearbeitet?«

»Ja.« sagte er nur.

Dann drehte er sich um.

»Warte!« schluchzte ich.

Er drehte sich um und betrachtete mich. Ich war verzweifelt. Ich wollte, dass er bei mir blieb.

»Sind alle Frauen«, fragte ich, »hier mit der Peitsche geweckt worden?«

Mein Körper tat noch immer weh von den Schlägen.

»Nein«, sagte er, »natürlich nicht. Es war nur so, dass ich dachte, es wäre informativ und heilsam für dich, so geweckt zu werden. So bekamst du von Anfang an eine Ahnung, was das für eine Welt ist und was das für dich bedeutet.«

Ich sah ihn bestürzt an.

»Keine Angst«, fuhr er fort, »so etwas wird eher selten passieren, wenn überhaupt. Wie du dir sicher vorstellen kannst, würde das den Schlaf einer Frau stören.«

»Ihren Schönheitsschlaf?« sagte ich ironisch.

»Das stimmt auf eine Art«, sagte er, »guter Schlaf ist wichtig für eine Frau, für ihre Schönheit, ihre Aufmerksamkeit und ihren Dienst. Das ist das gleiche wie bei anderen Haustieren.«

Ich sah ihn wütend an.

»Ich versichere ich dir, die meisten Prügel wirst du bekommen, wenn du völlig wach bist.«

»Prügel?« fragte ich.

»In deiner Stellung besteht diese Gefahr.« sagte er.

»Eine berufliche Gefahr?« erkundigte ich mich.

»Diese Stellung ist kein Beruf.« stellte er fest. »Ein Beruf ist nicht etwas, was du bist, sondern etwas, was du tust. Einen Beruf kann man wechseln. Deine Stellung dagegen, in dem Sinn, wie ich es gemeint habe, ist nicht etwas, was du tust, sondern etwas, was du bist. Deshalb wirst du völlig außerstande sein, deine Stellung zu wechseln. Du hast keinerlei Macht, sie in irgendeiner Weise zu ändern, zu beeinflussen oder zu wechseln oder was auch immer. Sobald diese Stellung dir auferlegt ist, wirst du sie einfach sein. Du kannst sicher sein, Prügel zu empfangen als berufliche Gefahr ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung deiner Stellung. Häufigkeit und Art der Prügel hängt wahrscheinlich viel von dir selbst ab. Wenn du kein Vergnügen bereitest, wirst du zweifellos geschlagen werden. Wenn du Vergnügen bereitest, wirst du nicht geschlagen, oder vielleicht trotzdem.«

Ich sah ihn an und versuchte zu begreifen, was mir gesagt wurde. Ich wusste natürlich, dass ich geschlagen werden konnte. Ich hatte die Peitsche schon gespürt. Ich war nicht begierig darauf, sie wieder zu spüren.

»Was ist falsch daran?« fragte er.

»Ich verstehe nicht, was du sagst.« antwortete ich.

»Oh?« machte er fragend.

Ich legte meine Hände an die Kette, die von meinem Hals zu dem Ring am Boden führte.

»Ich verstehe nicht, was ich hier tue« sagte ich. »Was wird mit mir gemacht?«

»Du meinst, jetzt, sofort?« fragte er. »Du wirst gebrandmarkt und in einen Kragen gesteckt werden.«

Ich sah ihn ungläubig an.

»Aber das passiert mit allen Mädchen«, fuhr er fort, »ihr werdet eure Brandzeichen und Kragen bekommen.«

Ich konnte nichts sagen.

»Solche Dinge schreibt das Handelsgesetz vor.« erklärte er.

»Dies«, sagte ich erschrocken, »ist also wirklich eine Welt, von der du gesprochen hast, eine Welt, in der Frauen wie ich als Sklavinnen verkauft und gekauft werden?«

»Grundstellung.« befahl er.

Sofort ließ ich die Kette los und kniete mich wie zuvor nieder, mit geradem Rücken, auf meinen Fersen hockend, meine Hände auf meinen Schenkeln, meine Knie gespreizt.

»Ja.« sagte er.

»Und ist das das Schicksal, das du mir bestimmt hast«, fragte ich, »eine Sklavin zu sein?«

»Ja.« sagte er.

Ich schwieg.

»Es wird amüsant sein, manchmal an dich zu denken, wie du in bedrückender und vollkommener Sklaverei gehalten werden wirst und dich aus Angst um dein Leben verzweifelt bemühst, deine Herren zufrieden zu stellen, meine köstliche, abscheuliche Schlampe.«

»Deswegen nahmst du mir meine Jungfräulichkeit nicht«, sagte ich, »weil du mir dieses Schicksal bestimmt hast?«

»Genau.« sagte er.

»Meine Jungfräulichkeit könnte meinen Preis beeinflussen?«

»Ja.«

»Das ist, als wäre ich ein Tier.«

»Bald«, sagte er, »wirst du völlig rechtmäßig ein Tier sein.«

»Du hast mich gefangen«, sagte ich resigniert, »meine Jungfräulichkeit gehört dir. Sie ist dein, wirklich.«

»Ich will sie nicht.« sagte er.

Ich sah ihn erschrocken an.

»Ich gebe sie demjenigen, der dich kauft.« erklärte er.

Ich biss mich in die Lippe, um meinen Zorn nicht herauszuschreien.

»Gegen meinen Willen finde ich dich äußerst attraktiv«, sagte er, »selbst wenn mich das ärgert. Ich muss dich aus meinem Kopf bekommen. Bald werde ich dich vergessen. Bald wirst du nur noch eine weitere Nummer, ein weitere Eintrag in meinen Akten sein. Aber ich finde dich als Ganzes attraktiv und nicht nur einen bedeutungslosen Teil von dir. Was ist die Jungfräulichkeit einer abscheulich modernen Frau, einer jämmerlichen Schlampe, wie du eine bist, wirklich wert? Nichts. Sie ist wertlos. Oh, es könnte amüsant sein, sie dir als Akt gebieterischer Arroganz zu nehmen, das Häutchen zu zerreißen, der erste zu sein, der dich zwingt, der dich für die Benutzung durch Männer öffnet, aber noch amüsanter ist es, dir meine Geringschätzung für dieses wertlose, empfindliche Häutchen zu zeigen, dem du solch eine große und unnatürliche Bedeutung beimisst und dein Schicksal der Lotterie der Märkte zu überlassen und dem, der dich ersteigert. Wer dich als erster kauft, wer immer er auch sei, wird sie bekommen.«

Ich ballte die Fäuste auf meinen Schenkeln. Ich schluchzte. Ich weinte.

»Auf diese Weise«, fuhr er unerbittlich fort, »zeige ich meine Verachtung für dich.«

Ich sah zu ihm auf.

»Reizend.« sagte er.

Ich schluchzte auf.

»Aber ich bin es nicht, sondern andere«, sagte er, »die deine Reize genießen werden.«

»Verlasse mich nicht.« bettelte ich.

Aber er war schon gegangen. Ich lag auf dem Boden. Ich zog meine Beine an. Nach einiger Zeit hörte ich Stimmen hinter der Tür. Ich verstand die Sprache nicht. Sie kamen zu mir.

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