Ranger (Im Raum Lansing) + 195 Kilosekunden

Bertha hörte, wie die Eindringlinge sachte gegen die Hülle der Ranger pochten, als sie sich auf die Hauptschleuse zubewegten. „Also haben sie sich doch nicht entschieden, sich einen Weg durch den Tagesraum zu schneiden.“

„Ihr Verhalten beeindruckt mich nicht. Willst du sie einfach so an Bord lassen?“ Clewell prallte leicht von der Wand zurück, als er eine verschlossene Tasse in ein Fach unter der Konsole stieß.

Sie nickte. „Pappy, wir haben ihre kleine Schaluppe schon fast zwei Stunden auf dem Schirm; sie dürfte wohl kaum ein Kriegsschiff sein. Sie scheinen in Schwierigkeiten zu sein — ihr Antrieb stößt radioaktive Strahlung aus. Außerdem brauchen wir Informationen, und wir hatten keinen großen Erfolg, als wir die Radiostationen Lansings abhören wollten. Ich denke, wenn wir sie an Bord lassen, ist das die schnellste und einfachste Methode, um einige Fakten zu erfahren.“ Sie rieb ihre Augen, bis die schmerzende Helligkeit ihr das Bild all ihrer Liebhaber und ihrer einzigen großen Liebe zurückbrachte, aber auch die Vision eines Schiffes, von unsichtbarem Feuer verschlungen. Der Tod hat schon zu reiche Ernte gehalten.

„Und was geschieht, wenn sie verrückt sind, wie all die anderen?“

„Du hast selbst gesagt, es können nicht alle so sein.“ Ihre Hand umklammerte den Kopf ihrer Pfeife. „Und selbst wenn sie es sind, werden sie das Schiff nicht bekommen.“ Sie ließ die Pfeife schweben, als sie das Transitprogramm überprüfte, ein Mosaik beleuchteter Knöpfe auf dem Kontrollpult. „Du darfst nur nicht den Kopf verlieren.“

Jemand hatte die Schleuse betreten. Sie fühlte ihre Gegenwart mehr, als sie sie hörte, fühlte, wie ihr Körper sich straffte, als die Lichter über dem Schleusentor wechselten. Das Tor glitt zur Seite. Zwei große Gestalten in Anzügen mit verstärkten Helmen schwebten unbeholfen in den Raum. Und stoppten sofort, indem sie sich an den in die Wand eingelassenen Handgriffen festhielten. Eine dumpfe, anklagende Stimme sagte: „Was macht ihr denn hier?“

Berthas Lippen zitterten; hilflos und ungläubig begann sie zu lachen. „W-was wir hier machen?“

Clewell grunzte. „Dieselbe Frage könnten wir an euch richten; das wäre wahrscheinlich nicht so komisch. Ihr habt Glück, überhaupt hier zu sein.“

„Wir glaubten, das Schiff wäre tot; wir wußten nicht einmal, ob ihr noch Energie habt, ehe die Schleuse sich öffnete.“ Der kleinere Anzug erschauerte. „Ihr habt ein Leck, und… und ihr meint, ihr steuert dieses Ding, ihr habt es an euch gebracht?“

„Wir haben es nicht ,an uns gebracht’, es gehört uns.“ Bertha drückte ihren Schuh unter einen vorstehenden Bolzen und drehte sich um, um sie anzusehen. „Ich bin Kapitän Torgussen. Das ist mein Navigator. Wir ließen euch an Bord kommen, weil wir glaubten, ihr wärt in Schwierigkeiten. Eure Kraftwerkseinheit ist leck und stößt Strahlung aus; ihr seid kaum bewegungsfähig. Habt ihr uns deswegen nachgestellt?“

Die silbernen, gesichtslosen Platten zeigten ihr nichts, nur ihr eigenes, verzerrtes Gesicht. Die dünne Stimme machte einen gekränkten Eindruck. „Was meint ihr mit ,leck’? Mit unserem Antrieb ist alles in Ordnung. Wir sind bereits eine Megasek unterwegs.“

Alles in Ordnung? Bertha warf Clewell einen verstohlenen Blick zu und sah, wie er die Augen aufriß. Eine Megasekunde — eine Million Sekunden —, fast zwei Wochen. Wer auch immer ihr gegenüberstand, welcher Wahnsinn auch immer für ihr Handeln verantwortlich war, das Leben dieser Leute mußte kurz und reich an Krankheiten sein, wenn sie es in einem solchen Schiff verbrachten.

Das blinde Gesicht fuhr fort. „Wir verfolgten euch, weil wir dachten, dieses Schiff wäre eine Beute, und weil wir es haben wollten. Wie ich sehe, ist das nicht so.“ Eine behandschuhte Hand hob sich an seiner Seite, bedrohlich, sie hielt etwas Glänzendes. „Aber wir müssen es haben. Daher werden wir es uns eben nehmen, egal wie. Geht weg von den Kontrollen.“ Die Hand winkte.

„Ihr werdet es bereuen. Ihr zwei könnt wahrscheinlich überhaupt nicht mit dem Schiff umgehen.“ Bertha ließ den Bolzen vorsichtig los, die Füße Zentimeter über dem Boden, die Augen auf die Konsole gerichtet. Wenn sie einen der Knöpfe berührte, stünde dieser Raum unter einer plötzlichen Gravitationsbelastung von einem g; einer der Fremden würde auf seinen Kopf fallen, der andere auf den Rücken… Und ihr Genick brechen? Sie zögerte. „Wenn ihr glaubt…“

Ein Ball gesträubten Fells kam aus einer Plastikluke in der Wand geschossen; Rusty mauzte erfreut und umkreiste die Knie der beiden Fremden. Bertha hörte, wie einer von ihnen schluckte. Er wich zurück, wobei er seinen Gefährten anstieß. „Sieh doch!“ Auch Rusty wich seitwärts aus, das Spiel begann ihr zu gefallen. „Was ist das?“ Ihre Stimmen klangen schrill. „Shadow Jack, nimm das weg von mir!“

Bertha zog die Computerfernbedienung aus ihrem Gürtel und warf sie. Sie traf den Arm des Fremden; seine Waffe wurde ihm aus der Hand geschleudert und flog in den Raum. Clewell bewegte sich hinter ihr her, um sie wieder einzufangen; die Eindringlinge warteten eng an die Wand gedrückt.

„Rusty. Komm her, Rusty!“ Bertha streckte eine Hand aus, und spitze Ohren richteten sich auf. Langsam durchquerte Rusty den Raum, strich um ihre Hüfte und schnurrte glücklich und zufrieden. Bertha kraulte sie unter dem Kinn, strich über den gekrümmten Rücken und schüttelte den Kopf. „Rusty, du hältst uns alle zum Narren.“

„Ha, verdammt will ich sein!“ Clewell begann, die Waffe neugierig zu betrachten; seltsame Formen funkelten an ihrer Seite. „Das ist ein Büchsenöffner! Flaschenöffner, Gabel, ich weiß nicht, was für einer das hier ist…“ Er zog sich in einen Stuhl. „Ich habe schon von allerlei Fetischisten gehört, aber solche habe ich noch nie gesehen.“

Bertha hielt sich an einem Sitz fest. Sie lächelte nicht. „Ihr zwei! Legt eure Anzüge ab.“ Gehorsam entkleideten sie sich; wie Falter schälten sie sich aus den Kokons ihrer Raumanzüge, ein Mann und eine Frau… ein Junge und ein Mädchen, unglaublich hoch aufgeschossen und dünn, keiner von beiden älter als siebzehn, barfuß in abgetragenen, schmutzigen Overalls. Als ihr Geruch sie erreichte, tat sie so, als bemerkte sie nichts. „Ihr habt gerade einen Akt der Piraterie begangen. Und nun könnt ihr mir klarmachen, warum ich euch dafür nicht ohne eure Anzüge aus der Luftschleuse stoßen sollte.“ Sie fragte sich, ob ihre Drohung auch wirklich so furchterregend klang, wie sie es gern hätte.

Der Junge starrte sie an, von einem würgenden Hustenanfall geschüttelt. Das Mädchen bewegte sich von der Wand weg. „Es ging um Leben und Tod.“ Ihre Stimme erstarb krächzend in der trockenen Kehle.

„Wir boten euch Hilfe an. Das war wohl nicht ausreichend?“

„Nicht euer Leben.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir brauchen das Schiff für… für…“ Sie brach ab, ihre Augen wanderten suchend im Raum umher.

„Bird Alyn, sie wissen genau, aus welchem Grund wir das Schiff brauchen.“ Bertha sah, wie ein unauslöschlicher, unpersönlicher Haß die Züge des Jungen verzerrte, als er sich umwandte. „Ihr wißt, was wir sind. Wir sind nur Schrottsammler, wir haben euch nichts getan. Laßt uns gehen.“

Bertha lachte erneut ungläubig. „Ihr habt ,nur’ versucht, das Kommando über mein Schiff zu übernehmen. Ich habe ,nur’ gefragt, warum ich euch dafür nicht in den Weltraum stoßen sollte. Und ihr erwartet von mir, daß ich euch gehen lasse? Ist denn jeder im Himmel-System verrückt?“ Ihre Stimme entglitt fast ihrer Kontrolle.

„Spielt auch keine Rolle.“ Er ließ den Haltegriff los und sank in sich zusammen. „Wir werden so oder so sterben. Jeder wird sterben. Nur ihr, ihr habt es gut, ihr Demarchos. Es ist einerlei für euch, ob ihr uns gehen laßt oder uns tötet.“

Bertha fand ihre schwebende Pfeife und suchte in ihren Taschen nach Streichhölzern. „Wir sind keine ,Demarchos’ was auch immer das sein mag. Wir kommen aus einem anderen System, um Kontakt mit Himmels Gürtel aufzunehmen; und seit wir hier sind, wurden wir bereits zweimal angegriffen, ohne jegliche Provokation unsererseits, einmal nahe Diskus und dann von euch. Nun, vielleicht glaubt ihr, ihr hattet eine Art ,Recht’, so zu handeln, und vielleicht könnt ihr mich sogar davon überzeugen. Aber vielleicht nehme ich euch auch mit nach Lansing, damit man euch wegen Piraterie anklagt.“ Sie sah Überraschung auf ihren Gesichtern. „Aber vorher werdet ihr mir noch einige Fragen beantworten… Zuerst einmal: Wer seid ihr und woher kommt ihr?“

„Ich bin Shadow Jack“, sagte der Junge, „und das ist Bird Alyn. Wir kommen von Lansing.“ Er wartete.

„Aber dahin wollen wir…“ begann Clewell.

Warum?“ fragte das Mädchen blinzelnd.

„Weil es das Regierungszentrum von Himmels Gürtel ist.“ Bertha sah sie durchdringend an. „Für euer Hauptzentrum scheinen harte Zeiten angebrochen zu sein.“

„Ihr kommt wirklich von außerhalb, was?“ Shadow Jack überkreuzte seine Beine wie ein Buddha und schaffte es irgendwie, dabei nicht hintenüber zu kippen. „Seit über zweieinhalb Gigaseks gibt es keinen Himmels Gürtel mehr.“

„Was?“

Stumm starrte er sie an. Clewell gestikulierte drohend mit der Katze.

„Es hat einen Krieg gegeben, den Bürgerkrieg. Alles flog auseinander, die gesamte Industrie. Niemand kann heute mehr etwas am Funktionieren halten, ausgenommen das Demarchy und die Ringe. Sie sind die einzigen, die weit genug draußen sind, um Schnee auf ihren Felsen zu haben. Lansing ist das Zentrum von nichts; fast alle im Hauptgürtel sind tot.“

„Ich verstehe nicht“, sagte Bertha, die nicht verstehen wollte. O Gott, laß es nicht zu, daß der einzige Grund für unser Herkommen hinfällig geworden ist… „Wie wir hörten, hatte Himmels Gürtel eine perfekte Umgebung, eine höher entwickelte Technologie als jede andere Erdkolonie, höher entwickelt, als die Alte Erde selbst.“

„Aber sie konnten sie nicht aufrechterhalten.“ Shadow Jack schüttelte den Kopf.

Plötzlich sah Bertha den fatalen Fehler, den die ursprünglichen Kolonisten, selbst Gürtelbewohner, niemals beachtet zu haben schienen. Ohne eine Welt, die eine Atmosphäre, Luft und Wasser hatte — die Grundlagen des Lebens —, mußten diese Dinge hergestellt oder erzeugt werden; andernfalls konnte man nicht existieren. Und ohne eine Technologie, die in der Lage war, diese Stoffe zu erzeugen oder abzubauen, in einem System ohne einen erdähnlichen Planeten, auf den man zurückgreifen konnte, mußte jedes Dunkle Zeitalter die unausweichliche Auslöschung bedeuten.

Als wäre er ihren Gedankengängen gefolgt, sagte Shadow Jack: „Im Endeffekt werden wir alle tot sein, selbst das Demarchy.“ Er sah weg und zwang sich zum Weitersprechen. „Aber unser Felsen hat kein Wasser mehr. Jedermann dort wird sterben, wenn wir noch einmal Himmel ganz umrunden müssen, ohne etwas zu finden. Und wir haben kein Schiff mehr, das uns zu den Ringen bringen könnte, zu Diskus, wo wir Wasserstoff holen könnten, um mehr herzustellen. Wir müssen genug Altmaterial finden, um weitermachen zu können. Erst in einer Gigasek werden wir Diskus wieder nahe genug sein, daß wir eine solche Reise machen können.“

„Ihr handelt mit Diskus, um Wasserstoff zu erhalten?“ Clewell durchbrach die Stille.

„Handeln?“ Shadow Jack blickte ins Leere. „Womit sollten wir handeln? Wir stehlen ihn!“

„Was geschieht, wenn die… Diskaner euch in ihrem Hoheitsgebiet erwischen?“ Clewell griff unter die Konsole nach seinem verschlossenen Trinkgefäß und sog an dem Strohhalm.

Shadow Jack zuckte die Achseln. „Sie werden versuchen, uns zu töten. Vielleicht haben sie euch deswegen angegriffen. Sie dachten wahrscheinlich, ihr kämt vom Demarchy. Oder sie wollten euer Schiff; jeder wird dieses Schiff haben wollen. Kann es von nur zwei Leuten bedient werden…?“ Seine mißgünstigen Augen wanderten vielsagend umher.

„Nicht von zwei untrainierten Leuten“, sagte Bertha, „für den Fall, daß ihr noch gewisse Vorstellungen habt. Es ist nicht einmal für uns einfach. Wir hatten noch fünf weitere Mannschaftsmitglieder; die Diskaner haben sie alle getötet.“ Für nichts und wieder nichts.

Er verzog das Gesicht. „Oh.“

„Eine weitere Frage.“ Sie holte tief Atem. „Sagt mir, was dieses ,Demarchy’ ist, das jeder mit uns in Verbindung zu bringen scheint.“

Shadow Jack sah weg, vergaß ihre Frage, als Clewell den Becher geleert hatte. Bird Alyn leckte sich die Lippen und rieb sich mit ihrer mißgestalteten Hand den Mund.

Kein Wasser mehr… Eine Erinnerung an ihre eigenen Kinder, zu weit weg, zu lange Zeit zurück, überlagerte ihre hungrigen Gesichter. Sie sah hinab auf ihre eigenen Hände, auf dünne Goldringe, vier an der linken, zwei an der rechten Hand. „Nun?“

Shadow Jack räusperte sich krächzend, seine Augen bettelten um Wasser. „Das Demarchy — liegt in den Trojanischen Asteroiden, sechzig Bogensekunden hinter Diskus. Es verfügt über die besten Überbleibsel der Technologie. Man hat dort die elektrische Batterie hergestellt, die unsere Rakete versorgt. Die Leute dort sind die einzigen, die so etwas noch herstellen können.“

„Wenn sie so gut ausgestattet sind, warum müssen sie dann die Diskaner ausplündern?“

„Das müssen sie nicht. Üblicherweise geben sie Metall für den abgebauten Schnee, für Wasser, Gase und Kohlenwasserstoffe. Manchmal kommen eben… gewisse Zwischenfälle vor. Sie wollen beide an die Spitze kommen. Ich glaube, sie denken, eines Tages könnten sie den Gürtel wieder herrichten. Aber damit liegen sie falsch. Selbst wenn sie aufhören würden, einander zu bekämpfen — es ist zu spät. Jeder kann das sehen.“

„Du bist nicht gerade ein großer Optimist, was, Junge?“ sagte Clewell.

„Ich bin nicht blind.“ Shadow Jack kratzte sich stirnrunzelnd.

„Nun, Clewell.“ Bertha fühlte Rusty, die in ihrem Nacken schnüffelte, und setzte die Katze auf ihre Schulter. Ihre Krallen hakten sich vorsichtig in den Stoff der Baumwollbluse. „Was meinst du? Glaubst du, es ist die Wahrheit? Haben wir — den ganzen Weg hierher umsonst gemacht?“

Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Sie sah, wie seine eigenen Eheringe das Licht reflektierten, drei an der rechten und drei an der linken Hand. „Es klingt recht überzeugend. Es klingt ziemlich verrückt, aber es würde erklären, was uns widerfahren ist.“

Sie nickte und betrachtete die hageren Gesichter der Fremden. Nicht gerade Engel. Opfer einer Tragödie, die jedes Verständnis überstieg, einer Tragödie, die nun auch in ihr eigenes Leben eingriff, und sei es, um die Träume anderer Leute zu zerstören, wie sie auch ihre eigenen zerstört hatte. Dieser Himmel, wie alle Träume vom Himmel, war ein zerbrechliches Gebilde gewesen; vielleicht war er selbst nie mehr als ein Traum gewesen… Sie zündete ihre Pfeife an, beruhigt von deren Vertrautheit, ehe sie sich wieder den beiden gespannten, erwartungsvollen Gesichtern zuwandte. „Ich mache euch einen Vorschlag, Shadow Jack und Bird Alyn. Ihr sagtet, Lansing benötigt Wasserstoff zur Wassersynthese — und wir benötigen ihn als Treibstoff. Wir werden uns jetzt welchen besorgen. Kommt mit uns, erzählt uns alles, was wir über dieses System wissen müssen, und wenn wir unsere Mission beendet haben, teilen wir, was wir erhalten.“

„Und woher sollen wir wissen, ob ihr Wort haltet?“

Bertha zog die Brauen in die Höhe. „Woher sollen wir wissen, ob ihr uns die Wahrheit gesagt habt?“

Er antwortete nicht, Bird Alyn sah ihn finster an.

„Wenn ihr ehrlich mit uns seid, sind wir ehrlich mit euch.“ Bertha wartete.

Er sah zu Bird Alyn, sie nickte. „Ich glaube, es ist so besser, als unsere Chancen allein sind… Aber was ist mit der Lansing 04? Wir können sie nicht zurücklassen…“

„Wir können euer Schiff mitnehmen. Wahrscheinlich gelingt es uns, die Schilde zu reparieren.“

Er öffnete den Mund und schloß ihn dann verblüfft wieder. „Wir… können wir nach Hause funken und Lansing berichten, was geschehen ist?“

„Ja.“

„Dann ist alles abgemacht. Wir arbeiten mit euch zusammen und erzählen euch, was wir wissen.“ Sie entspannten sich sichtbar, wie Puppen hingen sie zusammen in der Luft.

Clewell überkreuzte die Arme. „Vergeßt aber eines niemals — als der Kapitän euch sagte, es erfordere Training, die Ranger zu steuern, da meinte sie das ernst. Wir beschleunigen mit einem Grav. Selbst wenn ihr das Schiff übernehmen und eure Leute benachrichtigen würdet — sie könnten euch niemals einholen. Alles, was es euch einbringen würde, wäre eine Reise in die Ewigkeit, ohne Möglichkeit zur Rückkehr.“

Shadow Jack setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber.

„Dann werde ich mich jetzt um euer Schiff kümmern. Clewell, nimmst du sie mit nach unten? Vielleicht, äh…“ Sie sah taktvoll beiseite. „Sie könnten eine Dusche vertragen.“

„Was für eine Dusche denn?“ murmelte Bird Alyn.

Bertha inhalierte Rauch und schwieg kurz. „Nun… eine mit Wasser.“

„Dummerweise ist uns der Champagner ausgegangen.“ Clewell stieß die Tür auf.

Shadow Jack lachte unbehaglich. „Genug Wasser, um sich darin zu waschen?“

Sie nickte. „Verwendet soviel ihr wollt, bitte. Wir haben genug davon. Und Seife. Und frische Kleidung, Clewell…“

„Mit Freuden.“ Unverzüglich führte er sie aus dem Zimmer in den hallenden Treppenschacht. Rusty zappelte hinter ihnen her. Einen Augenblick schwebte Bertha haltlos und lauschte, ihre Augen nahmen die grasgrüne Farbe des Teppichs wahr, die himmelblaue Farbe der Wände, die man entworfen hatte, um sieben Menschen, die mehr als drei Jahre lang eng zusammengepfercht leben mußten, vor dem Wahnsinnigwerden zu bewahren. Sie erkannte die grenzenlose und bösartige Leere, die den Raum, das ganze Schiff, in den vergangenen Tagen erfüllt hatte; wie die größere Einsamkeit jenseits der Hülle. Er erkannte plötzlich, daß dies nicht mehr länger zutraf. Sie hörte das Rauschen der Brausen, gefolgt von entzückten Schreien und Gelächter.

Clewell erschien im Türrahmen, er hatte Rusty bei sich. „Ich hoffe, sie ertränken sich nicht, ansonsten aber bringt alles wohl nur Verbesserungen.“

Sie betrachtete die Pfeife in ihrer Hand, erinnerte sich, wie er sie in ihren letzten Tagen in Borealis für sie geschnitzt hatte. Für sie selbst überraschend, begann sie zu lachen.

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