VII Fragen

Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Die Menschenmassen hatten sich aufgelöst. Die Atmosphäre in der Stadt konnte als ruhig, beinahe sogar verschlafen bezeichnet werden. Nur ab und zu traf man auf kleine Zweier- oder Dreiergrüppchen, die immer noch über die Ereignisse der letzten paar Stunden diskutierten.

Und Bigman war verärgert.

Er hatte den Ort der eben gebannten Gefahr zusammen mit Morriss verlassen und war zum Hauptquartier des Wissenschaftsrates gerast. Dort hatte Morriss sich mit Lucky beraten, bei dieser Konferenz hatte Bigman keinen Zutritt gehabt, und der Mann von der Venus war ärgerlich und mit grimmiger Miene wieder herausgekommen. Lucky blieb ruhig, aber wenig mitteilsam.

Selbst als die beiden allein waren, sagte Lucky bloß: »Los, wir fahren zum Hotel zurück. Ich brauche Schlaf und du auch nach deinem kleinen Spielchen heute.«

Er summte den Ratsmarsch leise vor sich hin, wie er es immer tat, wenn er völlig in Gedanken versunken war. Er gab einem vorbeifahrenden Taxi ein Zeichen. Der Wagen hielt automatisch an, als der Anblick einer ausgestreckten Hand mit gespreizten Fingern von den photoelektrischen Suchern registriert wurde.

Lucky schubste Bigman vor sich in den Wagen. Um die Koordinaten des Bellevue Hotels einzugeben, drehte er die Wählscheibe, dann warf er die richtige Anzahl von Münzen ein und überließ alles weitere dem Computer. Mit einer Fußbewegung stellte er die Fahrtgeschwindigkeit auf »langsam« ein.

Das Taxi schwebte mit einer angenehm gleitenden Bewegung los. Bigman hätte es sowohl tröstlich als auch entspannend empfunden, wenn er sich in einem weniger kribbelnd-neugierigen Gemütszustand befunden hätte.

Der kleine Marsbewohner riskierte einen Blick in Richtung seines großen Freundes. Aber Lucky schien nur an Ruhe und Nachdenken interessiert zu sein. So sah es wenigstens aus, denn er hatte sich mit geschlossenen Augen in den Polstern zurückgelehnt. Er ließ sich von den Fahrtbewegungen wiegen, während das Hotel sich ihnen zu nähern schien und schließlich zu einem großen Schlund wurde, der sie aufnahm, als das Taxi automatisch den Eingang zum Empfangsdock der Hotelgarage fand.

Bigman erreichte den Punkt, an dem er platzte, erst, als sie beide in ihrem Zimmer waren. »Lucky, was geht eigentlich vor? Ich werde noch verrückt bei dieser Geheimnistuerei.«

Lucky zog sich das Hemd aus und sagte: »Wenn du es recht betrachtest, dann ist alles nur eine Frage der Logik. Was für Unfälle haben sich vor dem heutigen Tag als Folge von geistiger Kontrolle ereignet? Von welchen Arten hat Morriss gesprochen? Da ist der Mann, der Geld verschenkt. Einer, der einen Tangballen fallen läßt. Ein Mann hat Gift unter eine Hefenährlösung gemischt. In allen Fällen wurde eine kleine Handlung begangen, aber es war eine Handlung. Es wurde etwas getan.«

»Na, und?« erwiderte Bigman.

»Also, womit haben wir es heute zu tun gehabt? Das war ja schließlich keine Kleinigkeit, im Gegenteil, es war eine große Sache. Aber es wurde nicht gehandelt. Es war das genaue Gegenteil davon: Ein Mann legt die Hand um einen Kuppelschleusenhebel, und dann sitzt er da, und tut überhaupt nichts. Nichts!«

Lucky verschwand im Badezimmer und Bigman konnte das Geräusch der Nadelbrause und Luckys gedämpftes Schnaufen unter den belebenden Strahlen vernehmen. Schließlich ging er hinterher, wobei er wild vor sich hin murmelte.

»He«, schrie er laut.

Lucky, dessen muskulöser Körper unter den wirbelnden Warmluftstößen trocknete, fragte: »Verstehst du es nicht?«

»Beim All, Lucky, gib dich doch nicht so geheimnisvoll, ja? Du weißt, daß ich das hasse.«

»Aber es gibt nichts Geheimnisvolles. Unsere geheimnisvollen >Freunde< haben ihre Taktik vollständig geändert, und dafür muß es einen Grund geben. Ist dir nicht klar, warum man einen Mann an einen Schleusenhebel setzt und nichts tun läßt?«

»Ich habe doch schon gesagt, daß ich es nicht weiß.«

»Na gut, was ist denn dadurch erreicht worden?«

»Nichts.«

»Nichts? Heilige Milchstraße! Nichts? Denen gelingt es, die halbe Bevölkerung von Aphrodite und praktisch jeden, der hier etwas zu sagen hat, in Null-Komma-Nichts aus dem gefährdetem Gebiet zu jagen, dich, Morriss und mich. Der größte Teil der Stadt liegt verlassen da, einschließlich des Hauptquartiers, und ich bin ein derartiger Dussel, daß mir erst ein Licht aufgeht, als Turner, der Chefingenieur, beiläufig erwähnt, wie einfach es sei, aus der Stadt zu kommen, wo die Polizeikräfte sich in einem so unorganisierten Zustand befinden.«

»Ich verstehe es immer noch nicht. Also hilf mir, Lucky, sonst werde ich ...«

»Langsam, Junge.« Luckys große Hand griff nach Bigmans drohend erhobener Faust. »Die Sache sieht so aus: Ich bin so schnell ich konnte zum Ratshauptquartier zurück und habe festgestellt, daß Lou Evans bereits verschwunden war.«

»Wo haben sie ihn hingeschafft?«

»Wenn du vom Rat sprichst, die haben ihn nirgends hingebracht. Er ist entkommen. Er schlug einen Wachmann nieder, besorgte sich eine Waffe, benutzte seine Handgelenkstätowierung, um an ein Unterwasserschiff zu kommen und entkam in den Ozean.«

»War es das, wohinter sie in Wirklichkeit her waren?«

»Augenscheinlich. Die Bedrohung der Stadt war einzig und allein ein Täuschungsmanöver. Sobald Evans sicher auf offener See war, haben sie den Mann an der Schleuse aus ihrer geistigen Kontrolle entlassen, und natürlich hat er daraufhin aufgegeben.«

Bigmans Mund arbeitete. »Bei allen Wüsten des Mars! Die ganze Aktion in den Lüftungsschächten war umsonst. Ich habe mich selbst zum größten Hanswurst aller Zeiten gemacht.«

»Nein, Bigman, hast du nicht«, sagte Lucky ernst. »Du hast gute Arbeit geleistet, erstklassige Arbeit und der Rat wird davon zu hören bekommen.«

Der kleine Mann vom Mars errötete und einen Moment lang ließ aufkommender Stolz in ihm keinen Platz für irgendeine andere Regung. Diese Gelegenheit benutzte Lucky, um ins Bett zu schlüpfen.

Dann sagte Bigman: »Aber Lucky, das bedeutet. ich meine, wenn Ratsmitglied Evans mit Hilfe eines Tricks der Manipulatoren entkommen ist, dann ist er doch schuldig, oder etwa nicht?«

»Nein«, erwiderte Lucky erregt, »das ist er nicht.«

Bigman wartete ab, aber Lucky hatte zu dem Thema weiter nichts zu sagen und sein Instinkt sagte ihm, die Sache besser auf sich beruhen zu lassen. Erst nachdem er sich ebenfalls ausgezogen und gewaschen hatte und nun zwischen den kühlen Plastexlaken lag, versuchte er es erneut.

»Lucky?«

»Ja, Bigman.«

»Was tun wir als nächstes?«

»Wir verfolgen Lou Evans.«

»Wir? Was ist mit Morriss?«

»Ich habe bei dieser Sache jetzt das Sagen. Ich habe veranlaßt, daß Conway von der Erde aus entsprechende Anordnungen erteilt.«

Bigman nickte in der Dunkelheit. Das erklärte, warum er selbst nicht an der Konferenz hatte teilnehmen dürfen. Er konnte tausend Mal Luckys Freund sein, aber er war deswegen noch lange kein Ratsmitglied. Und in einer Situation, in der Lucky sich gezwungen sah, sich über ein anderes Ratsmitglied hinwegzusetzen und dazu die Vorgesetzten auf der Erde zu seiner Unterstützung einschalten mußte, waren Nichtratsmitglieder als Zeugen ausgesprochen unerwünscht.

Aber nun rührte sich in ihm die alte Lust zu handeln. Es ging in den Ozean hinaus, dem riesigsten und fremdartigsten Ozean, den es im inneren Planetensystem gab. Aufgeregt fragte er: »Wann hauen wir ab?«

»Sobald sie mit unserem Schiff fertig sind. Aber vorher besuchen wir noch Turner.«

»Den Ingenieur? Wozu denn?«

»Ich habe die Unterlagen über alle Leute, die in die Unfälle, hinter denen die Anwendung geistiger Manipulation steckt, in dieser Stadt bis heute verwickelt waren. Ich will noch mehr über den Mann an der Schleuse wissen. Turner ist derjenige, der wahrscheinlich am besten über ihn Bescheid weiß. Aber ehe wir Turner besuchen.«

»Ja?«

»Vorher werden wir eine Runde schlafen, du marsianische Erdnuß. Halt' jetzt die Klappe.«

Turners Wohnung stellte sich als eine Wohnung in einem ziemlich großen Wohnblock heraus, der für Leute bestimmt zu sein schien, die es in der Verwaltungshierarchie weit gebracht hatten. Als sie das Vestibül mit seinen Holztäfelungen und dreidimensionalen Seelandschaften sahen, pfiff Bigman leise durch die Zähne. Lucky ging voraus, trat in den Aufzug und drückte Turners Appartementnummer.

Der Aufzug trug sie fünf Stockwerke empor, glitt dann horizontal von einem Energiestrahl gelenkt weiter und kam vor dem rückwärtigen Eingang von Turners Appartement zum Stillstand. Sie stiegen aus, und der Aufzug verschwand sirrend hinter der nächsten Ecke.

Bigman sah dem Automaten verwundert nach. »Also, so ein Ding habe ich vorher noch nie gesehen.«

»Haben die hier auf der Venus erfunden«, antwortete Lucky. »Sie fangen jetzt an, die auch auf der Erde in die neuen Hochhäuser einzubauen. Bei den älteren Häusern ist das nicht möglich, es sei denn, man konstruiert sie völlig um, damit jede Wohnung einen eigenen Aufzugsterminal bekommt.«

Lucky berührte die Meldetaste, die sofort rot aufleuchtete. Die Tür öffnete sich und eine Frau stand vor ihnen und musterte sie. Sie war klein und zart, jung und recht hübsch. Sie hatte blaue Augen und ihr blondes Haar lag in einer weichen Welle zurückgekämmt und reichte der Venusmode entsprechend über die Ohren.

»Mr. Starr?«

»Stimmt genau, Mrs. Turner«, antwortete Lucky. Er zögerte bei der Anrede etwas; für eine Ehefrau war sie fast ein wenig zu jung.

Aber sie lächelte ihn freundlich an. »Wollen Sie nicht nähertreten? Mein Mann erwartet Sie schon, aber er hat nicht mehr als zwei Stunden Schlaf bekommen, deshalb ist er nicht ganz.«

Sie gingen hinein und die Tür schloß sich hinter ihnen.

»Es tut uns leid, daß wir so früh stören müssen, es handelt sich um eine Notsituation, aber ich glaube nicht, daß wir Mr. Turner lange in Anspruch nehmen müssen.«

»Ach, das ist völlig in Ordnung. Ich verstehe Sie.« Sie schritt übertrieben geschäftig durch das Zimmer und rückte Dinge zurecht, die bereits so, wie sie standen, an Ort und Stelle waren.

Bigman sah sich neugierig um. Die Wohnung machte einen eindeutig - farbenfroh, von Zierrat überladen -, weiblichen Eindruck, beinahe zerbrechlich. Als er die Augen ihrer Gastgeberin auf sich gerichtet sah, sagte er beinahe verlegen: »Sie haben es sehr schön hier, Miss. äh. Ma'am.«

Auf ihren Wangen zeichneten sich Grübchen ab, dann sagte sie: »Ich danke Ihnen. Ich bezweifele zwar, ob Lyman von der Art und Weise, wie ich alles eingerichtet habe, sonderlich begeistert ist, aber er beschwert sich nie, und ich liebe nun einmal Krimskrams und Nippes, Sie nicht?«

Lucky ersparte Bigman darauf zu antworten, indem er sagte: »Leben Sie und Mr. Turner schon sehr lange hier?«

»Erst seitdem wir verheiratet sind. Noch nicht einmal ein Jahr. Es ist ein wunderschönes Appartementhaus, so ziemlich das schönste in ganz Aphrodite. Wir verfügen über von der Außenwelt völlig unabhängige technische Anlagen: eigene Garagendocks, hausinternes Kommunikationsnetz. Es gibt sogar Kammern unter den Fußböden. Stellen Sie sich bloß vor! Kammern! Nicht, daß jemand sie je benutzt, noch nicht einmal gestern abend. Wenigstens glaube ich, daß niemand sie benutzt hat, aber genau kann ich das nicht sagen, weil ich die ganze Aufregung verschlafen habe. Können Sie sich das vorstellen?

Ich habe nicht einmal etwas davon gehört, bis Lyman nach Hause gekommen ist.«

»Das war vielleicht besser so«, bemerkte Lucky. »Sie haben eine Menge Furcht und Schrecken verpaßt.«

»Ich habe eine Menge Spannung verpaßt, wollen Sie wohl sagen«, protestierte sie. »Alle im Haus waren mitten im Gewühl, und ich habe geschlafen. Einfach alles verschlafen habe ich. Kein Mensch hat mich geweckt. Ich finde das schrecklich.«

»Was war schrecklich?« ließ sich eine neue Stimme vernehmen. Lyman Turner betrat den Raum; sein Haar stand ihm wirr vom Kopf, sein gutmütiges Gesicht wies Falten auf und der Schlaf stand ihm noch in den Augen. Seinen geliebten Computer hatte er unter dem Arm. Als er sich setzte, stellte er ihn unter seinen Stuhl.

»Daß ich die ganze Aufregung verschlafen habe«, sagte seine junge Frau. »Wie geht es dir, Lyman?«

»Den Umständen entsprechend ganz gut. Aber mach' dir nichts draus, daß du alles verpaßt hast. Ich bin heilfroh darüber. Hallo, Starr. Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen.«

»Ich bin gerade erst gekommen«, antwortete Lucky. Mrs. Turner flog auf ihren Gatten zu und küßte ihn flüchtig auf die Wange. »Es ist wohl besser, wenn ich euch Männer jetzt allein lasse.«

Turner tätschelte ihre Schulter, und als sie ging, folgten seine Augen ihr liebevoll. »Nun, meine Herren, es tut mir leid, daß Sie mich in diesem Zustand antreffen, aber ich habe in den letzten Stunden allerhand mitgemacht«, sagte er.

»Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Wie steht es jetzt mit der Kuppel?«

Turner rieb sich die Augen. »Wir verdoppeln die Wachen an den Schleusen und wir sorgen dafür, daß die Steuerungsinstrumente etwas weniger integriert sind. Das stellte den technischen Entwicklungstrend des letzten Jahrhunderts so ziemlich auf den Kopf. Wir verlegen Stromleitungen zu verschiedenen Punkten in der Stadt, damit wir in der Lage sind, die Stromzufuhr von weitem unterbrechen zu können, falls sich so ein Fall wieder ereignen sollte. Und natürlich verstärken wir die Transitschotte, die die einzelnen Stadtabschnitte abdichten sollen. Raucht einer von Ihnen?«

»Nein«, antwortete Lucky.

»Würden Sie mir eine Zigarette aus dem Spender herüberschmeißen, das Ding da, das wie ein Fisch aussieht. Ja, das da. Auch eine Idee meiner Frau. Es ist einfach unmöglich, sie zu bremsen, wenn es um diese lächerlichen Spielzeuge geht, aber was soll's, sie hat nun einmal Spaß daran.« Er errötete ein bißchen. »Ich bin noch nicht lange verheiratet und verwöhne sie immer noch zu sehr, fürchte ich.«

Lucky betrachtete neugierig den seltsamen Fisch, der aus einem steinartigen, grünen Material modelliert worden war und in dessen Maul eine brennende Zigarette zum Vorschein gekommen war, nachdem er auf die Rückenflosse gedrückt hatte.

Das Rauchen schien Turner zu entspannen. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da, ein Fuß fuhr in langsamen Rhythmus über die Computertasche.

»Gibt es etwas Neues über den Mann, der das alles angefangen hat? Der Mann an der Schleuse?«

»Er steht unter Beobachtung, anscheinend ein Verrückter.«

»Hat er früher schon Anfälle geistiger Verwirrung gehabt? Gibt es Unterlagen darüber?«

»Nichts dergleichen. Das habe ich als erstes nachgeprüft. Als Chefingenieur untersteht mir das Kuppelpersonal, müssen Sie wissen.« »Das ist mir bekannt. Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen.«

»Also ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber der Mann war bloß ein ganz gewöhnlicher Angestellter. Er arbeitet seit ungefähr sieben Monaten bei uns und hat in der Zeit nie Anlaß zur Klage gegeben. Wenn man es genau nimmt, dann sieht seine Akte sogar ausgezeichnet aus: ruhig, bescheiden, fleißig.«

»Sieben Monate nur?«

»Ja, stimmt.«

»Ist der Mann Ingenieur?«

»Er ist als Ingenieur eingestuft, aber in Wirklichkeit besteht seine Arbeit im Bewachen der Schleuse. Schließlich geht viel Verkehr aus der Stadt rein und raus. Die Schleuse muß geöffnet und wieder geschlossen werden, Seefrachtbriefe müssen ausgestellt werden und die. Bücher wollen geführt sein. Zum Betreiben der Kuppel gehört allerhand, technische Arbeiten sind längst nicht alles.«

»Besaß der Mann Berufserfahrung als Ingenieur?«

»Er hatte nur einen Einführungskurs am College besucht. Dies war seine erste Arbeitsstelle. Ist noch ein ziemlich junger Mann.«

Lucky nickte. Beiläufig sagte er: »Soweit ich gehört habe, hat es in der Stadt in letzter Zeit eine ganze Reihe seltsamer Unfälle gegeben.«

»Ja, tatsächlich?« Turners mißtrauischen Augen musterten Lucky scharf, dann zuckte er die Schultern. »Ich habe nur selten Gelegenheit, mir die Zeitungsbänder anzusehen.«

Die Sprechanlage summte. Turner hob den Hörer ab und hielt ihn einen Moment ans Ohr. »Es ist für Sie, Starr.«

Lucky nickte. »Ich habe hinterlassen, wo ich zu finden bin.« Er nahm den Hörer, machte aber keine Anstalten, den

Bildschirm einzuschalten oder die Lautstärke über Ohrmuschelniveau zu drehen. »Starr hier.«

Dann hängte er ein und stand auf. »Wir müssen uns jetzt verabschieden, Turner.«

Turner stand nun ebenfalls auf und meinte: »Schön, falls ich Ihnen in Zukunft behilflich sein kann, melden Sie sich jederzeit bei mir.«

»Ich danke Ihnen. Bitte empfehlen sie uns Ihrer Gattin.«

Als sie wieder auf der Straße standen, fragte Bigman: »Was ist los?«

»Unser Schiff ist seeklar«, sagte Lucky und winkte einem Wagen.

Sie stiegen ein, und wieder war es Bigman, der das Schweigen brach. »Hast du durch Turner etwas herausgefunden?«

»Das eine oder andere«, erwiderte Lucky kurz angebunden.

Bigman rutschte unbehaglich hin und her und wechselte das Thema. »Ich hoffe, wir finden Evans.«

»Das hoffe ich auch.«

»Bei allen Marswüsten, er ist in der Klemme. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer sieht es für den Jungen aus. Schuldig oder nichtschuldig, es ist schon 'ne üble Sache, wenn ein Vorgesetzter einen Antrag auf Dienstenthebung wegen Korruption stellt.«

Luckys Kopf fuhr herum und er sah auf Bigman hinunter. »Morriss hat wegen Evans nie einen Bericht zum Hauptquartier geschickt. Ich dachte, du hättest das bei der Unterredung mit ihm gestern mitbekommen.«

»Er hat keinen Bericht abgeschickt?« wiederholte Bigman ungläubig. »Wer ist es denn gewesen?«

»Heilige Milchstraße!« rief Lucky. »Das ist doch wohl klar. Lou Evans hat es selbst getan und Morriss' Namen benutzt.«

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