Ich wußte, was es bedeutete, als das gleichmäßige Pochen wieder dem ko mplizierten Code wich, doch dauerte es noch eine weitere halbe Minute, bis ich das näher kommende Licht sah. Von einem Fenster aus bot sich mir nämlich ein weiter Gesichtskreis.
Als erstes sah ich nur das Licht, einen einsamen Funken auf tiefdunklem Hi ntergrund, doch konnte kein Zweifel über seine Art und Herkunft bestehen.
Es befand sich seitlich unter uns. Die Richtung änderte sich, als es heller wurde. Offenbar näherte es sich auf einem Spiralkurs und hielt das Klopfgeräusch in einem konstanten Winkel vom Bug, damit der Pilot ständig seine Entfernung von der Lärmquelle schätzen konnte.
Und auch als es ganz nahe war, hatte ich Schwierigkeiten es auszumachen, weil die großen Scheinwerfer genau auf den Tank gerichtet waren und die Strahlung zuwenig diffus war, als daß ich ein ganz in der Nähe befindliches Objekt hätte erkennen können. Das bereitete auch meinem Passagier Kummer, denn er begann einem anderen Code-Wirbel zu klopfen, als das Boot etwa dreißig Yards von uns entfernt haltmachte. Das Licht erlosch.
Stattdessen erhellte ein Dutzend kleinerer Lichtstrahlen den gesamten Bereich. Jetzt konnte ich endlich den Neuankömmling besser in Auge nschein nehmen.
Es glich den U-Booten, die ich kannte, zwar nicht aufs Haar, war ihnen aber doch so weit ähnlich, daß meine Augen gewisse Anhaltspunkte hatten. Es war klein, für ein oder zwei Mann, nicht auf Geschwindigkeit getrimmt, aber mit zusätzlichen Manipulationseinrichtungen sehr gut ausgestattet — mechanische Arme und Hände, Greifhaken, Bohrer, Sonden und sogar etwas, das wie ein Wasserdüsenschaufler aussah. Eine meiner Hoffnungen erlosch jäh. Es hatte immerhin die Chance besta nden, daß ein kleines Boot zu wenig negativen Auftrieb hatte, um den Tank wieder hinunterzuzerren, aber dieser Kahn hier hatte große, gefüllte Auftriebskammern und den dazu passenden Ballast.
Das Boot war unter anderem ein Schlepper. Und wenn es mich fassen konnte, dann konnte es mich auch hinunterziehen. Und ich sah keinen Grund, warum es mich nicht fassen sollte. Zu meiner Verteidigung konnte ich einzig und allein die Beine einsetzen.
Ich war nicht sicher, wie wirksam sich diese erweisen würden, doch hielt ich meine Hände griffbereit über den Hebeln, damit mir keine gute Cha nce entging. Nun stand mir Aktivität ins Haus, und das bange Warten auf das Boot war vorbei.
Als erstes versuchte es der Pilot von oben. Er wollte sich von oben her auf mich senken. Pure Angeberei, da man sich kaum eine wirkungslosere Methode vorstellen konnte, ein rundes Objekt damit zum Sinken zu bringen. Mein Passagier schien nicht weiter beunruhigt, und ich muß sagen, der Bursche hatte sein Boot in der Hand. Der Schwimmer winkte ihn in die richtige Position, bis ich unter den Auftriebsmittelpunkt geriet. Da wurde der Kontakt hergestellt. Mein Druckanzeiger zeigte prompt an, daß die Aufwärtsbewegung sich ins Gegenteil verkehrt hatte.
Ich wartete ab, in der Hoffnung, mein Passagier würde nun im Inneren des Bootes verschwinden, doch zeigte er nicht die geringste Neigung dazu, und ich mußte ihm schließlich notgedrungen Einblick in meine Technik gewähren. Die war ganz einfach — einfacher, als das Dahinrollen über den Meeresboden, da die Oberfläche über mir viel glatter war. Auch mußte ich mich nur ein kleines Stück bewegen, um etwas zu erreichen. Ein kleines Abrücken von seinem Schwerpunkt verlieh dem Auftrieb meines Tanks einen Drall, der zu stark war für sein Reaktionsvermögen und seine Steuerdüsen. Da er nicht genügend Gewicht in seinen Tanks hatte, um meinem Auftrieb Widerstand entgegenzusetzen, wich er aus, und ich war wieder im Aufsteigen begriffen.
Leider trug ich den Schwimmer noch immer hukkepack, wie ich gleich merkte. Kaum war ich unter dem Boot hervorgekommen, fing er auch schon wieder mit seinem Geklopfe an. Sein Freund brauchte allerdings eine ganze Weile, um seine Maschine wieder in Schuß zu bringen — das verstand ich nur zu gut. Ein Trudeln mit ein paar Tonnen zusätzlichen negativen Auftriebs sind ein Problem für jedes U-Boot — aber er hatte sich viel zu schnell wieder aufgerappelt. Jetzt hatte er keine Lust mehr zum Angeben. Er kam ohne Federlesens mit ausgestrecktem Greifarm auf mich zu.
Ich schaltete meine Außenbeleuchtung ein, teils um es ihm schwerer zu machen, teils, damit ich besser sehen konnte. Das ganze Manöver sollte sich für uns beide als trickreich erweisen. Er mußte etwas finden, was die mechanische Hand fassen konnte, und ich mußte mein Körpergewicht so verlagern, daß der Tank sich drehte und ein Bein in die für mein Vorhaben geeignete Richtung wies. Jetzt kam es mir zugute, daß ich mit den Beinen am Meeresgrund so ausgiebig geübt hatte. Wenigstens wußte ich genau, wo jedes Bein im Verhältnis zu den Fenstern hervorschnellte.
Beim ersten Mal konnte ich ihn überrumpeln. Er hatte wohl nicht alle Möglichkeiten dieser Beine in Betracht gezogen — vielleicht wußte er gar nicht, wie viele ich hatte, obwohl sie von außen gut sichtbar waren. Er paßte sich meiner Aufwärtsbewegung hübsch an, obwohl ich ihm durch Gewichtsverlagerung und Veränderung der Position der Vorderseite des leicht unregelmäßigen Tanks ziemlichen Ärger machte. Die relativ vertikale Bewegung praktisch null, so kam er langsam näher. Die mechanische Hand streckte sich nach irgendeinem vorragenden Ding aus — ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Ich rollte seitwärts, um ein Bein auf die Griffhand zu richten, und als diese etwa zwei Fuß entfernt war, ließ ich das Bein vorschnellen.
Die Federn waren ungeheuer stark. Man bedenke, ein Bein sollte dazu dienen, den Tank samt Ballast auf einer Steigung abzustützen und in Position zu bringen. Die Ingenieure, die den Tank bauten, hätten mir genau sagen können, wie viel Pfund Schubkraft dahinterstanden. Ich wußte es nicht, doch ich bekam es zu spüren. U-Boot und Tank wurden feinsäuberlich voneinander abgestoßen.
Die Stoßlinie lief nicht genau durch den Mittelpunkt meiner Nußschale, und ich geriet ein wenig ins Taumeln. Das U-Boot nicht. Entweder hatte der Stoß ihn günstiger getroffen, oder aber er war diesmal mit seinen Steuerdüsen schneller bei der Hand.
Der Kerl war hartnäckig. Er kam wieder näher und versuchte dasselbe noch einmal, nachdem ich wieder ruhiger im Wasser lag. Und ich konnte es ihm mit gleichem Erfolg wieder heimzahlen. Aber ich hatte ja noch immer mein Klammeräffchen auf mir, und das hatte meine Technik durchschaut. Es entfernte sich ein Stück, machte die Hände zum Zeichengeben frei und winkte zehn Sekunden lang in einem komplizierten Rhythmus, dem ich keinen Sinn entnehmen konnte. Dann kam er wieder und klammerte sich von neuem an den Tank.
Das Boot versuchte eine neue Annäherung, ähnlich den ersten beiden, und ich brachte mich in Position für einen dritten Tritt. Mein Freund hingegen hatte anderes im Sinn. Er saß vom Mittelpunkt weiter entfernt als ich und konnte viel mehr Drehfestigkeit ins Spiel bringen. Außerdem konnte er sehen, wo die Beine angebracht waren, und als ich mein Gewicht verlagerte, um das richtige Bein in Stellung auf den näherkommenden Greifer zu bringen, da machte er mir einen Strich durch die Rechnung. Für einen direkten Kampf war er zu gerissen, obwohl er mich wahrscheinlich geschafft hätte.
Statt dessen ließ er mich mein Manöver vollführen, machte dann selbst eine zusätzliche Seitwärtsbewegung, so daß ich über mein Zi el hinausschoß oder die richtige Position verfehlte. Dreimal versuchte ich, in Stellung zu kommen, wenn die Hand auf mich zukam, und verpaßte ihm einen etwas schiefen Tritt, als das Boot in Kontaktnähe kam.
Das Bein streifte den Greifer seitlich, und der Tank geriet ins Drehen, doch war das Bein auf nichts Festes aufgetroffen und hatte uns nicht auseina nderschieben können. Schlimmer noch, der andere hatte nun die Chance, das Bein zu fassen. Seinem Gefühl nach gewiß das Beste, was ihm passieren konnte. Er umklammerte es mit dem Greifer und drosselte den Auftrieb.
Das erwies sich als Fehler, obwohl es mir nicht soviel weiterhalf, wie vielleicht möglich gewesen wäre. Das Bein war zu schwach, um den Tank zu halten. Es löste sich, und einmal mehr verschwand das Boot unter mir. Ich schaltete prompt meine Lichter aus und hoffte, mein Passagier hätte bei dem letzten Schubs endlich den Halt verloren.
Doch wenn es zutraf, so war er doch nicht weit genug entfernt, um mich aus den Augen zu verlieren. Nach wenigen Sekunden setzte erneut das Gehämmer ein, und gleich darauf waren die Scheinwerfer des U-Bootes bereits so nahe, daß mein eigenes Verdunkelungsmanöver zur leeren Geste wurde. Ich machte wieder Licht, damit der Sparring-Kampf von neuem losgehen konnte.
Diesmal wollte er auf jenen Punkt zu, wo ich mein Bein verloren hatte, damit ich mich drehen und ein zweites Bein in Trittposition bringen mußte. Mein schwimmender Begleiter leistete ihm großartige Schützenhilfe, und eine ganze Weile hatte ich Angst, die beiden hätten mich erledigt.
Der U-Boot-Steuermann war jedoch zu gerissen, um wieder nach einem Bein zu fassen und konnte auch meinen Tritten ausweichen. Er kam immer näher, machte einen Greif-Versuch an einer Stelle meiner Außenfläche, schaffte es aber in der Eile nicht. Er mußte zurück und einen neuen Versuch wagen… und mir blieb Zeit, eine neue Idee in die Tat umzusetzen.
Ich wußte, wo der Schwimmer steckte. Ich konnte ihn so gut sehen, daß ich seine Position ausmachen und sogar abschätzen konnte, nach welcher Seite er nächstes Mal stoßen würde. Ich fing nun an, den Tank in Drehung zu versetzen, wobei der Schwimmer auf dem einen Pol hing, damit er es nicht so rasch merkte. Das klappte, obwohl die Drehung nicht sehr schnell ausfiel — das schaffte ich nicht bei diesem miesen Drehvermögen. Aber das Gewicht des Tankes reichte für meine Bedürfnisse. Einer meiner starken Punkte im Physikunterricht in der Schule war die Mechanik. Ich konnte das vorliegende Problem quantitativ zwar nicht bewältigen, weil ich weder meine Drehgeschwindigkeit oder das Trägheitsmoment des Tanks kannte, aber die qualitative Lösung traf ich auf einen Schlag. Als sich der Greifer wieder näherte, verlagerte ich mein Gewicht und setzte den Tank in Bewegung. Mein Klammeräffchen versuchte seinen üblichen Trick und drückte mich seitlich weg.
Damit drückte er das Bein genau durch den Punkt, den ich wollte. Entweder hatte er alles vergessen, was er über Kreisel gelernt hatte, oder aber er wurde schon müde. Ich traf den Greifer mit meinem Tritt haargenau, und wir wurden wieder voneinander abgestoßen. Hätte ich in dem Boot gesessen, so hätte ich inzwischen die Sache bis obenhin sattgehabt.
Offenbar brachte der andere mehr Geduld auf. Er war schneller wieder da, als mir lieb sein konnte.
Bei jeder einzelnen Runde unseres Zweikampfes hatte ich drei- bis vierhundert Fuß an Höhe gewonnen. Mich beschlich nun das unbehagliche Gefühl, daß mir die Tricks ausgehen würden, ehe wir die gesamte Strecke bis an die Oberfläche zurückgelegt hätten. Wenn der andere die Geduld aufbrachte, dieselbe Technik immer wieder anzuwenden, würde er mich bald fertigmachen.
Er tat es nicht. Offenbar dämmerte ihm, daß der Greifer doch nicht das geeignete Gerät wäre. Beim nächsten Mal kam er nicht auf gleicher Höhe, sondern etwas höher auf mich zu. Ein Lichtchen flakkerte auf, vermutlich eine Code-Meldung, und mein druckunempfindlicher Freund ließ den Tank los und schwamm auf das Boot zu. Gleich darauf war er wieder zur Stelle und zog eine Leine hinter sich her.
Man war offenbar zu der Ansicht gelangt, daß menschliche Hände vielseitiger waren als mechanische.
Zuerst war ich nicht sonderlich beunruhigt. An der Tankaußenseite gab es außer den Beinen nichts, das zum Befestigen einer Leine geeignet gewesen wäre, und es hatte sich ja bereits gezeigt, daß die Beine das nicht überstanden. Stunden zuvor — nein, eigentlich nicht einmal eine Stunde zuvor — hatte mein Begleiter die Notwendigkeit verspürt, die Kugel mit einem Netz zu umhüllen. Wenn er jetzt keines dabeihatte, war alles gut.
Leider hatte er. Es war größer und schwerer als das erste, was wahrscheinlich auch der Grund war, daß er es nicht mit sich schleppte. Kaum war er über dem Tank angelangt, begann er an seiner Leine zu zerren, und aus einer der Öffnungen tauchte das Netz auf. Er zog es zu sich heran und breitete es so aus, daß mein Tank beim weiteren Aufsteigen genau hineintreiben würde.
Beim ersten Mal schaffte er es nicht, obwohl ich keine Gegenmaßnahmen unternahm. Er hatte einfach sein Netz nicht rechtzeitig ausgebreitet. Ich prallte gegen das Netz, als es erst halb geöffnet war. Sein Gewicht verteilte sich auf meinem Tank nicht gleichmäßig und drückte auf eine Seite, so daß ich automatisch darunter hervorrollte und weiter zur Oberfläche emportrieb. Aber auch das Boot stieg, und das Netz trieb hinunter, soweit es die Leine gestattete, und faltete sich wieder zusammen.
Der Kerl im Boot mußte es mechanisch einrollen, während der Schwimmer sich wieder an den Tank klammerte. Dann konnte alles wieder von vorne beginnen.
Damit waren aber wieder ein paar hundert Fuß gewonnen.
Beim nächsten Versuch breiteten sie das Netz viel weiter über mir aus. Ausgebreitet aber war es noch weniger manövrierfähig als der Tank. Mit ein wenig berechnetem Manövrieren, indem ich nämlich die äußeren Unregelmäßigkeiten meine Steigerichtung beeinflussen ließ, schaffte ich es wieder, mich wie vorhin davonzurollen. Das gegnerische Team brauchte zwei zusätzliche Schwimmer, entschied ich.
Es sollte sich herausstellen, daß ein einziger zusätzlicher Schwimmer genügte. Wieder wurde das Netz eingeholt, das Boot stieg höher, richtete seinen Auftrieb so ein, daß es langsamer stieg als ich, und dann kam der Pilot herausgeschwommen und ging dem Schwimmer zur Hand. Jeder faßte eine Ecke des Netzes, wobei das Boot die dritte Ecke bildete. So bildeten sie ein großes Dreieck, das sie genau über mir halten konnten. Ich hielt auf das Boot zu, das jetzt unbesetzt schien und sich nicht darauf versteifen würde, das Netz krampfhaft ausgebreitet zu halten. Es klappte nicht. Die Männer bewegten sich ein Stück in dieselbe Richtung und ließen das Netz auf mich herabsacken.
Als nächstes wußte ich nur, daß es um mich herumgewickelt wurde und ich keine Möglichkeit mehr hatte, davonzurollen. Die Schwimmer kamen aus ihren Ecken und banden das Netz unten zusammen.
Wenn sie es schafften, dann war ich erledigt. Ich sah ihnen genau zu, versuchte herauszufinden, wie ich ihnen einen Strich durch die Rechnung machen könnte — vor allem wollte ich herausbekommen, ob sie das Netz gleichmäßig auf mir verteilten. Da erspähte ich eine Chance und ergriff sie — leider.
Einer der Männer war näher am Tank, ein wenig unterhalb, und zog eben ein Stück Netz näher.
Möglich, daß es der Mann aus dem U-Boot war — ich hatte keine Zeit, ihn mir näher anzusehen. Er kannte sich jedenfalls bei meinem Beinsystem nicht so gut aus wie der andere. Kaum war er in einer günstigen Position, ließ ich ihn es auch spüren.
Meine Absicht — falls ich überhaupt eine hatte, denn ich hatte zum Oberlegen keine Zeit — war es, ihn aus dem Weg zu stoßen, damit ich mich aus dem Netz herausrollen konnte. Dabei hatte ich bestimmt nicht die Absicht, ihm ernsten oder dauerhaften Schaden zuzufügen. Die Scheibe am Fußende traf ihn an der rechten Seite. Es war unvermeidlich, daß dabei ein paar Rippen zu Bruch gingen. Er wurde herumgeschleudert wie ein Hai, der mit einem Delphin zusammenstößt. Die Leine wurde ihm praktisch aus der rechten Hand gerissen, ein Werkzeug, dessen Zweck ich nicht kannte, entfiel seiner linken. Er begann zu sinken und würde alsbald in der Schwärze verschwinden.
Der zweite Schwimmer aber hatte ihn gepackt, noch ehe er ganz in die Finsternis abgesackt war.
Es sah aus, als hätte ich ihn erledigt. Er war ganz schlaff, als sein Freund ihn zum Boot hin abschleppte. Aber so ganz genau sah ich gar nicht hin, teils, weil ich versuchte, mich aus dem Netz zu rollen, teils, weil mir leid tat, was ich da angerichtet hatte.
Mit dem Rollen haperte es jedoch. Sie hatten bereits ein paar Knoten richtig festmachen können, und ich fürchtete schon, ich würde von dem verdammten Netz nie mehr loskommen. Eine halbe Drehung schaffte ich und hatte nun den Tankboden über mir, doch das brachte mir nichts ein. Bei dieser Drehung wickelten sich die Maschen noch enger um den Tank.
Nun befand ich mich ein Stück oberhalb des U-Bootes — wie schon gesagt, hatten sie es darauf abgestellt, langsamer zu steigen als der Tank —, und durch die Spannung der Leine, die das Netz mit dem Boot verband, geriet ich direkt über letzteres.
Dadurch geriet es aus dem Gleichgewicht, wie ich sah, da die Leine nicht im Schwerpunkt befestigt war. Ich beobachtete nun hilflos, aber hoffnungsvoll, ob das Seil imstande war, mich hinunterzuziehen, als man das Boot belastete.
Ich sollte es nicht erfahren. Der Unverletzte schleppte seinen Kameraden zum Boot, öffnete die große Luke und bugsierte ihn mühsam hinein. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir ständig aufgestiegen. Jetzt sah es aus, als würde das Boot schwerer, denn die Leine straffte sich, und mein Druckanzeiger änderte die Richtung. Das Boot, das sich beruhigt hatte, nachdem die Männer an Bord gegangen waren, sackte nun mit dem Heck voran ab. Die von der Leine ausgeübte Zugkraft war zu stark, als daß man sie durch Ballastverschiebung hätte ausgleichen können, falls überhaupt in den Tanks genügend Totalgewicht war, um einen Abstieg zu ermöglichen. Offenbar hatte die Jagd auf mich Vorrang vor dem Ruhighalten des Bootes. Ich drückte beide Daumen und hoffte, die Leine würde endlich nachgeben.
Sie gab nicht nach, aber die Geduld eines gewissen Jemand tat es. Möglich, daß der Schwimmer, den ich getroffen hatte, schwerer verletzt war, obwohl ich es nicht hoffte. Was immer der Grund sein mochte, es wurde jedenfalls entschieden, daß nun Geschwindigkeit Vorrang hatte.
Ganz plötzlich warf er Seil, Netz und alles ab und verschwand in Sekundenschnelle. Ich war allein und trieb der Oberfläche entgegen. Beinahe ein negativer Höhepunkt.
Aber auch ein Tiefpunkt. Der kurvenreiche Kampf hatte insgesamt nur zehn bis fünfzehn Minuten gedauert und hatte mich körperlich nicht stark beansprucht, und trotzdem hatte ich das Gefühl, ich hätte eben zehn Runden mit einem Gegner absolviert, der mehrere Gewichtsklassen über mir lag. Jetzt war ich in Sicherheit. Ohne Sonar-Einsatz bestand nicht die geringste Chance, daß sie mich wieder schnappten. Jetzt hockte mir niemand mehr auf der Pelle und sandte von meinem eigenen Gehäuse Schallwellen aus. Gleichzeitig fiel mir ein, daß ich die Lichter ausmachen mußte. Nur mehr knappe zweitausend Fuß waren über mir, wenig mehr als zehn Minuten, falls das Gewicht von Netz und Leine diesen Wert nicht zu stark beeinträchtigte. Ich behielt die Meßinstrume nte eine Zeitlang im Auge und sah, daß es nicht der Fall war. Nun übermannte mich zum ersten Mal, seitdem ich von der Oberfläche hinuntergetaucht war, der Schlaf.