11

Sie sollte als die Nacht der Botschaft in die Geschichte eingehen, jene Nacht, in der die wahren Kleriker Krynn verließen. Wohin sie gingen und welches Schicksal ihnen widerfuhr, geht nicht einmal aus den Aufzeichnungen von Astinus hervor. Einige sagen, daß sie in den düsteren Tagen des Krieges der Lanze dreihundert Jahre später gesehen wurden. Viele Elfen schwören bei allem, was ihnen teuer ist, daß Loralon, der größte und frömmste Elfenkleriker, durch das verwüstete Land Silvanesti ging, seinen Untergang betrauerte und die Bemühungen jener segnete, die sich aufopferten, um es wieder aufzubauen.

Aber für die meisten auf Krynn ereignete sich das Verschwinden der wahren Kleriker unbemerkt. Jene Nacht erwies sich jedoch in vielerlei Hinsicht für andere als eine Nacht der Botschaft.

Crysania flüchtete in Verwirrung und Angst aus der Empfangshalle des Königspriesters. Ihre Verwirrung war einfach zu erklären. Sie hatte das großartigste aller Wesen, den Königspriester, den Mann, den Kleriker noch in ihrer Zeit verehrten, als einen Menschen gesehen, der Angst vor seinem eigenen Schatten hatte, sich hinter Zaubersprüchen verbarg und andere für sich herrschen ließ. All ihre Zweifel und bösen Ahnungen, die sie über die Kirche und ihren Zweck auf Krynn entwickelt hatte, kehrten zurück.

Was ihr aber Angst einjagte, das konnte oder wollte sie sich nicht eingestehen.

Als sie die Halle verließ, stolperte sie zuerst blind umher, ohne eine klare Vorstellung zu haben, wohin sie ging oder was sie tat. Dann suchte sie in einer Nische Zuflucht, trocknete ihre Tränen und riß sich zusammen. Beschämt über den Verlust ihrer Beherrschung, wußte sie nun, was sie zu tun hatte.

Sie mußte Denubis finden. Dann konnte sie beweisen, daß Raistlin sich geirrt hatte.

Sie lief durch die leeren Korridore, die nur von Solinaris schwindendem Licht erhellt waren, auf Denubis’ Kammer zu. Diese Geschichte mit den verschwundenen Klerikern konnte nicht wahr sein. Crysania hatte in der Tat niemals an diese alten Legenden über die Nacht der Botschaft geglaubt, sondern sie als Kindermärchen abgetan. Jetzt weigerte sie sich immer noch, daran zu glauben. Raistlin irrte sich.

Mit dem Weg vertraut, eilte sie weiter, ohne stehen zu bleiben. Sie hatte Denubis schon mehrere Male in seinem Zimmer besucht, um über Theologie oder Geschichte zu sprechen oder Geschichten über seine Heimat zu lauschen. Sie klopfte an der Tür.

Es kam keine Antwort.

Er schläft, sagte sich Crysania. Natürlich, es ist schon nach Nachtwacht. Ich werde morgen früh wiederkommen.

Aber sie klopfte erneut und rief sogar seinen Namen.

Immer noch keine Antwort.

Ich komme wieder. Außerdem habe ich ihn ja erst vor einigen Stunden gesehen, sagte sie sich, aber sie fand ihre Hand am Türgriff wieder, ihn leise umdrehend. »Denubis?« flüsterte sie.

Entschlossen öffnete sie die Tür. Die Fackeln im Korridor warfen ihr Licht in das kleine Zimmer. Es war genauso, wie er es verlassen hatte – sauber, ordentlich und leer.

Nun, nicht ganz leer. Die Bücher des Mannes, seine Federkiele, sogar seine Kleidungsstücke waren noch da, als ob er nur auf wenige Minuten mit der Absicht hinausgegangen sei, sofort zurückzukehren.

Die Lichter im Korridor verschwammen vor Crysanias Augen. Ihre Beine fühlten sich schwach an, und sie lehnte sich gegen die Tür. Dann zwang sie sich wieder zur Ruhe, versuchte, vernünftig zu denken. Standhaft schloß sie die Tür, und noch standhafter ging sie zu ihrem eigenen Zimmer.

Nun gut, die Nacht der Botschaft war eingetreten. Die wahren Kleriker waren verschwunden. Es war kurz vor dem Heiligen Abend. Dreizehn Tage nach dem Heiligen Abend würde die Umwälzung erfolgen. Bei diesem Gedanken blieb sie stehen. Sich schwach fühlend, trat sie an ein Fenster und starrte in einen Garten hinaus, der in weißes Mondlicht getaucht war. Das war also das Ende ihrer Pläne, ihrer Träume, ihrer Ziele. Sie war gezwungen, in ihre eigene Zeit zurückzukehren und lediglich von ihrem Versagen zu berichten. Sie hatte die Korruption der Kirche erlebt, und der Königspriester trug offensichtlich die Schuld an der entsetzlichen Verwüstung der Welt. Sogar bei ihrem ursprünglichen Plan hatte sie versagt, nämlich Raistlin aus der Dunkelheit zu reißen. Er würde ihr niemals zuhören. Gerade jetzt würde er wahrscheinlich über sie lachen – mit diesem entsetzlichen höhnischen Lachen...

»Verehrte Tochter?« ertönte eine Stimme.

Hastig ihre Tränen abwischend, drehte sich Crysania um. »Wer ist da?« fragte sie. Sie starrte in die Dunkelheit und hielt den Atem an, als eine dunkle, in Roben gehüllte Gestalt aus dem Schatten auftauchte.

»Ich war auf dem Weg zu meinen Räumen, als ich dich hier stehen sah«, fuhr die Stimme fort, und in ihr lag kein Lachen und kein Hohn. Sie klang kalt, und zugleich lag eine Wärme in ihr, die Crysania erbeben ließ.

»Du bist hoffentlich nicht krank«, sagte Raistlin und trat zu ihr. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, das im Schatten seiner dunklen Kapuze verborgen war. Aber sie konnte seine Augen sehen, glitzernd, klar und kalt im Mondlicht.

»Nein«, murmelte Crysania verwirrt und wandte ihr Gesicht ab, inbrünstig hoffend, daß alle Tränenspuren verschwunden seien. Aber es half ihr wenig. Müdigkeit, Anspannung und ihr eigenes Versagen überwältigten sie. Tränen flossen wieder über ihre Wangen. »Bitte geh weg«, sagte sie, hielt die Augen geschlossen und schluckte die Tränen wie bittere Medizin hinunter.

Sie fühlte sich von Wärme umgeben, und die weichen schwarzen Samtroben streiften ihren nackten Arm. Sie roch den süßen Duft von Verfall – vielleicht von Fledermausflügeln, vom Schädel eines Tieres —, jene geheimnisvollen Mittel, die Magier bei ihrem Zauber verwendeten. Dann spürte sie eine Hand ihre Wange berühren, schlanke Finger, zärtlich, stark und von jener seltsamen Wärme glühend.

Sie hielt die Augen geschlossen. Aber sie konnte Raistlins schlanken Körper fühlen, hart unter den weichen Roben, der sich gegen ihren drückte. Sie konnte diese Wärme spüren...

Crysania hatte plötzlich das Verlangen, daß seine Dunkelheit sie einhülle und tröste. Sie hatte das Verlangen, daß diese Wärme das kalte Innere in ihr wegbrenne. Begierig hob sie die Arme und streckte die Hände aus. Aber er war verschwunden. Sie konnte das Rascheln seiner Roben im stummen Korridor vernehmen.

Crysania öffnete die Augen. Dann weinte sie wieder, aber dieses Mal waren es Tränen der Freude. »Paladin«, flüsterte sie, »ich danke dir. Mein Weg ist klar. Ich werde nicht versagen!«

Raistlin schritt durch die Tempelhallen. Jeder, der ihn traf, schrak vor dem Zorn zurück, der sich auf seinem Gesicht ausdrückte. Er betrat schließlich den verlassenen Korridor, schlug die Tür zu seinem Zimmer mit solcher Wucht zu, daß sie fast zersplitterte, und ließ mit einem Blick Flammen im Kamin auflodern. Er schritt auf und ab und schleuderte sich Flüche zu, bis er zum Herumgehen zu müde war. Er sank auf einen Stuhl und starrte mit fiebrigen Augen ins Feuer.

»Dummkopf!« wiederholte er. »Das hätte ich voraussehen müssen!« Seine Hand ballte sich zusammen. »Ich hätte es wissen müssen. Dieser Körper, bei all seiner Kraft, ist schwach. Egal, wie intelligent, diszipliniert der Geist ist, wie kontrolliert die Gefühle, das wartet im Schatten wie ein riesiges Biest, bereit, anzuspringen und die Macht zu ergreifen.« Er fauchte vor Zorn und trieb seine Nägel in seine Handfläche, bis sie blutete. »Ich sehe sie immer noch! Ich sehe ihre Elfenbeinhaut, ihre weichen Lippen! Ich rieche ihr Haar und spüre die weichen Wölbungen ihres Körpers dicht an meinem... Aber nein! Das darf nicht sein. Oder vielleicht... Was ist, wenn ich sie verführe? Würde sie dann nicht noch stärker in meine Gewalt geraten?« Der Gedanke war mehr als reizvoll, ließ den jungen Mann in einem Sturm der Sehnsucht aufwallen.

Aber der kalte, berechnende, logische Teil Raistlins gewann die Oberhand. »Was weißt du schon von der Liebe?« fragte er sich höhnisch. »Oder von Verführung? Auf diesem Gebiet bist du wie ein Kind, noch dümmer als dein Koloß von Bruder.«

Erinnerungen aus seiner Jugend überfluteten ihn. Zerbrechlich und kränklich, wie er war, hatte Raistlin sicherlich nicht die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich gezogen, nicht wie sein gutaussehender Bruder. Ganz in Anspruch genommen von seinem Studium der Magie, hatte er diesen Verlust niemals sehr gespürt. Oh, einmal hatte er ihn erlebt. Eine von Caramons Freundinnen, gelangweilt von leichten Eroberungen, dachte, daß der Zwillingsbruder des großen Mannes sich als interessant erweisen könnte. Von den spöttischen Bemerkungen seines Bruders und seiner Kumpane angespornt, hatte Raistlin ihren derben Annäherungsversuchen nachgegeben. Es war für beide ein enttäuschendes Erlebnis gewesen. Das Mädchen war dankbar in Caramons Arme zurückgekehrt. Für Raistlin hatte sich einfach bestätigt, was er seit langem vermutet hatte – daß er wahre Glückseligkeit nur in seiner Magie fand.

Aber dieser Körper – jünger, kräftiger, dem seines Bruders ähnlicher – sehnte sich nach einer Leidenschaft, die er niemals zuvor erlebt hatte. Dennoch konnte er ihr nicht nachgeben. »Es würde zu meiner eigenen Zerstörung führen«, sagte er mit kalter Klarheit, »es wäre meinen Zielen nicht förderlich, im Gegenteil, eher schädlich. Sie ist Jungfrau und rein an Geist und Körper. Diese Reinheit ist ihre Stärke. Ich muß sie zwar beflecken, aber ich brauche sie unberührt.«

Nach diesem Entschluß entspannte sich der junge Magier; er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ sich von der Müdigkeit überfluten. Das Feuer erstarb allmählich. Er schloß die Augen und fand die Ruhe, die seine erschöpfte Kraft erneuern würde.

Die Nacht der Botschaft war noch nicht beendet. Ein Meßdiener wurde aus tiefem Schlaf gerissen, und man forderte ihn auf, sich bei Quarat zu melden. Er fand den Elfenkleriker in seinem Zimmer vor. »Ihr habt nach mir gerufen, Herr?« fragte der Meßdiener.

»Was bedeutet dieser Bericht?« herrschte Quarat ihn an und wies auf einen Papierbogen auf seinem Schreibtisch.

Der Meßdiener beugte sich vor. »Genau das, was dort geschrieben steht, Herr.«

»Dieser Fistandantilus war nicht verantwortlich für den Tod meines Sklaven? Es fällt mir schwer, das zu glauben.«

»Trotzdem könntet Ihr den Zwerg persönlich fragen. Er bekannte nach einem hohen Bestechungsgeld, daß er in Wirklichkeit von dem hier genannten Herrn angeheuert worden ist, den die Inbesitznahme seiner Besitztümer durch die Kirche erzürnte.«

»Ich weiß, worüber er erzürnt ist!« schnappte Quarat. »Und meinen Sklaven zu töten, das wäre typisch für Onigon, der hinterlistig ist. Er wagt nicht, mir ins Gesicht zu sehen.« Er dachte nach. »Warum hat dann dieser große Sklave die Tat verübt?« fragte er plötzlich und warf dem Meßdiener einen durchdringenden Blick zu.

»Der Zwerg gab an, daß es sich um ein privates Arrangement zwischen ihm und Fistandantilus gehandelt habe. Es war anscheinend der erste Auftrag dieser Art, den man dem Sklaven Caramon gegeben hatte,«

»Das stand nicht im Bericht«, kritisierte Quarat und musterte den jungen Mann streng.

»Nein«, gab der Meßdiener errötend zu. »Ich... ich habe es nicht gern, etwas Schriftliches über... den Zauberkundigen... festzuhalten. Er könnte so etwas vielleicht lesen...«

»Nun, ich beschuldige dich nicht«, murmelte Quarat. »Du kannst gehen.«

Der Meßdiener nickte, verbeugte sich und kehrte dankbar in sein Bett zurück.

Quarat jedoch saß noch stundenlang in seinem Arbeitszimmer und ging den Bericht immer wieder durch. Dann seufzte er. »Es geht mir genauso schlecht wie dem Königspriester. Phantomen nachjagen, die nicht da sind. Wenn Fistandantilus mich loswerden wollte, könnte er das in Sekunden erledigen. Ich hätte es erkennen müssen – das ist nicht sein Stil.« Schließlich erhob er sich. »Dennoch war er heute abend mit ihr zusammen. Ich frage mich, was das bedeutet. Vielleicht nichts. Vielleicht ist der Mann menschlicher, als ich angenommen habe. Gewiß ist der Körper, mit dem er neuerdings erscheint, gesünder als der, mit dem er sonst immer erschienen ist.«

Der Elf lächelte grimmig, während er seinen Schreibtisch aufräumte und den Bericht sorgfältig verstaute. »Bald ist Heiliger Abend. Ich werde diese Gedanken ruhen lassen, bis die Feiertage vorüber sind. Immerhin naht die Zeit, in der der Königspriester die Götter auffordern will, das Böse im Antlitz Krynns auszulöschen. Das wird diesen Fistandantilus und all seine Anhänger zurück in die Dunkelheit spülen, die sie hervorgebracht hat.« Er gähnte und streckte sich. »Aber zuerst werde ich mich um Onigon kümmern.«

Die Nacht der Botschaft war fast zu Ende. Der Morgen erhellte den Himmel, als Caramon in seiner Zelle lag und in das graue Licht starrte. Morgen würde ein weiteres Spiel stattfinden, das erste seit dem »Unfall«.

Das Leben war für den großen Krieger in den vergangenen Tagen nicht angenehm gewesen. Nach außen hin hatte sich nichts verändert. Die anderen Gladiatoren waren alte Kämpfer und die meisten an die Methoden der Spiele gewöhnt.

»Es ist kein schlechtes System«, erklärte Pheragas mit einem Achselzucken, als Caramon ihm nach seiner Rückkehr aus dem Tempel gegenübertrat. »Sicherlich besser, als wenn sich tausend Leute gegenseitig auf dem Schlachtfeld töten. Wenn sich hier ein Edelmann von einem anderen beleidigt fühlt, wird ihre Fehde unauffällig ausgetragen.«

»Aber der Unschuldige stirbt aus einem Grund, den er nicht versteht!« entgegnete Caramon wütend.

»Sei nicht so kindisch!« höhnte Kiiri, die einen ihrer zusammenklappbaren Dolche polierte. »Nach deinen eigenen Worten hast du als Söldner gearbeitet. Hat dich da der Grund gekümmert, oder hast du ihn verstanden? Hast du nicht gekämpft und getötet, weil du gut bezahlt wurdest? Hättest du gekämpft, wenn das nicht der Fall gewesen wäre? Ich sehe keinen Unterschied.«

»Der Unterschied besteht darin, daß ich eine Wahl hatte!« konterte Caramon mit finsterem Blick. »Und ich kannte den Grund, warum ich kämpfte! Ich habe niemals für jemanden gekämpft, wenn ich nicht überzeugt war, daß er recht hatte! Egal, wieviel Geld man mir bezahlt hätte! Mein Bruder hatte die gleiche Ansicht. Er und ich...« Caramon verstummte.

Kiiri sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. »Außerdem«, sagte sie, »verleiht es der Sache eine gewisse Würze, einen Hauch echter Spannung. Du wirst von nun an besser kämpfen. Du wirst sehen.«

Während er in der Dunkelheit lag, versuchte Caramon auf seine langsame, methodische Weise, diese Unterhaltung zu durchdenken. Vielleicht hatten Kiiri und Pheragas recht, vielleicht war er ein Kind, das schrie, weil das helle, glitzernde Spielzeug, mit dem es so gern gespielt hat, ihm plötzlich weh getan hat. Dennoch konnte er nicht einsehen, daß es richtig war. Jeder Mensch hatte einen Anspruch, selbst über seinen Lebensweg und seinen Todesweg zu entscheiden. Kein anderer hatte das Recht, ihm die Entscheidung abzunehmen.

Kurz vor Anbruch der Dämmerung schien ein erdrückendes Gewicht von Caramon zu fallen. Er richtete sich auf, stützte sich auf einen Ellbogen, starrte, ohne etwas zu sehen, in die graue Zelle. Wenn das stimmte, wenn jeder Mensch Anspruch auf eigene Entscheidungen hatte, wie stand es dann mit seinem Bruder? Raistlin hatte seine Entscheidung getroffen – auf dem Pfad der Nacht anstatt auf dem des Tages zu wandeln. Hatte Caramon das Recht, seinen Bruder von diesem Pfad abzubringen?

Seine Gedanken wanderten zurück zu jener Zeit, an die er sich im Gespräch mit Kiiri und Pheragas erinnert hatte, zu jener Zeit vor den Prüfungen, die die glücklichste seines Lebens war, zur Zeit der Söldnerarbeit mit seinem Bruder. Die zwei kämpften gut zusammen, und sie wurden von den Edelleuten immer willkommen geheißen. Obgleich Krieger so zahlreich wie Blätter an den Bäumen waren, so war es doch bei Zauberkundigen, die sich an Kämpfen beteiligen konnten und wollten, ganz anders. Zwar schienen viele Edelleute Zweifel zu hegen, wenn sie Raistlins zerbrechliches und krankes Aussehen bemerkten, waren aber bald von seinem Mut und seinem Geschick beeindruckt. Die Brüder wurden gut bezahlt, und die Nachfrage nach ihnen war bald groß. Aber sie wählten immer sorgfältig nach dem Grund aus, weswegen sie kämpfen sollten.

»Das lag an Raistlin«, flüsterte Caramon sehnsüchtig. »Ich hätte für jeden gekämpft, der Grund interessierte mich wenig. Aber Raistlin bestand darauf, daß der Grund ein gerechter sein müsse. Wir lehnten mehr als einmal einen Auftrag ab, weil er sagte, daß dieser einen starken Mann erfordere, der versucht, stärker zu werden, indem er andere verschlingt... Aber das ist es, was Raistlin gerade macht!« sagte Caramon leise und starrte zur Decke hoch. »Oder nicht? Das sagen sie doch, daß er das tut, diese Zauberkundigen. Aber kann ich ihnen vertrauen?

Par-Salian war derjenige, der ihn in diese Sache hineingezogen hat, er hat es schließlich zugegeben! Raistlin befreite die Welt von dieser Fistandantilus-Kreatur. Und er sagte mir, daß er mit dem Tod des Barbaren nichts zu tun habe. Er hat also wirklich nichts Falsches getan. Vielleicht verurteilen wir ihn zu Unrecht ... Vielleicht haben wir kein Recht, ihn zu zwingen, daß er sich ändert...« Er seufzte. »Was soll ich nur tun?« Er schloß die Augen, dann schlief er ein.

Die Sonne bestrahlte den Himmel. Die Nacht der Botschaft war vorbei. Tolpan erhob sich aus seinem Bett, begrüßte eifrig den neuen Tag und entschied, daß er persönlich die Umwälzung aufhalten werde.

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