9

»Das war wirklich dumm, mein Bruder«, sagte Raistlin, während er den Dolch in seinen schlanken Händen umdrehte und ihn müßig betrachtete. »Es fällt mir schwer zu glauben, was ich sehe.«

Auf dem Boden neben dem Bett kniend, sah Caramon zu seinem Zwillingsbruder auf. Sein Gesicht war leichenblaß.

»›Ich verstehe nicht, Raist‹«, winselte Raistlin, Caramons Stimme nachahmend.

Caramons Gesicht verhärtete sich zu einer dunklen Maske. Seine Augen glitten zu dem Dolch, den sein Bruder noch in der Hand hielt. »Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich nicht die Kapuze zurückgezogen hätte«, murmelte er.

Raistlin lächelte. »Dir blieb keine andere Wahl«, erwiderte er. Dann seufzte er und schüttelte den Kopf. »Mein Bruder, glaubst du wirklich, daß du einfach in mein Zimmer schleichen und mich im Schlaf umbringen kannst? Du weißt doch, daß ich keinen festen Schlaf habe, und das war schon immer so.«

»Nein, nicht dich!« schrie Caramon, und hob den Blick. »Ich dachte...« Er konnte nicht weitersprechen.

Raistlin starrte ihn verwirrt an, dann lachte er plötzlich auf. Es war ein entsetzliches Gelächter, und Tolpan, der immer noch am Ende des Korridors hockte, schlug bei dem Geräusch seine Hände über die Ohren.

»Du wolltest Fistandantilus umbringen!« stellte Raistlin fest und musterte seinen Bruder amüsiert. Er lachte wieder über diesen Gedanken. »Teurer Bruder«, sagte er, »ich habe vergessen, wie unterhaltsam du sein kannst.«

Caramon errötete und erhob sich schwankend. »Ich wollte es... für dich machen«, erklärte er. Er ging zum Fenster, zog den Vorhang zur Seite und starrte niedergeschlagen auf den Hof des Tempels hinaus, der im Licht Solinaris perlmuttern und silbern schimmerte.

»Natürlich«, rief Raistlin; eine Spur der alten Bitterkeit schlich sich in seine Stimme. »Du tust doch sowieso alles nur für mich?« Er sprach einen scharfen Befehl aus, und ein helles Licht erfüllte den Raum, das vom Stab des Magius herrührte, der in einer Ecke lehnte. Der Magier warf die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Er ging zum Kamin, sprach einen weiteren Befehl, und Flammen hüpften von den nackten Steinen hoch. Ihr orangefarbenes Licht schlug gegen sein blasses schmales Gesicht und spiegelte sich in den klaren braunen Augen. »Nun, du bist zu spät gekommen, mein Bruder«, fuhr Raistlin fort und hielt seine Hände den warmen Flammen entgegen. »Fistandantilus ist tot. Durch meine Hände.«

Caramon drehte sich jäh um und starrte seinen Bruder an, überrascht vom seltsamen Ton in Raistlins Stimme. Aber sein Bruder blieb beim Feuer stehen und starrte in die Flammen.

»Du dachtest, du läufst in sein Zimmer und erstichst ihn im Schlaf«, murmelte Raistlin; ein grimmiges Lächeln lag auf seinen schmalen Lippen. »Den größten Magier, der je gelebt hat – bis jetzt.«

Caramon sah seinen Bruder am Kaminsims lehnen, als hätte er plötzlich einen Schwächeanfall bekommen.

»Er war überrascht, mich zu sehen«, erzählte Raistlin. »Und er machte sich über mich lustig, so wie er sich im Turm über mich lustig gemacht hat. Aber er hatte Angst. Ich konnte es an seinen Augen erkennen. ›So, kleiner Magier‹, höhnte Fistandantilus, ›wie bist du hierhergekommen? Hat der große Par-Salian dich geschickt?‹ – ›Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen‹, antwortete ich ihm. ›Ich bin jetzt der Herr des Turms.‹ Das hatte er nicht erwartet. ›Unmöglich‹, sagte er lachend. ›Ich bin derjenige, dessen Kommen prophezeit wurde. Ich bin der Herr über Vergangenheit und Gegenwart. Wenn ich bereit bin, werde ich in mein Eigentum zurückkehren.‹ Aber die Angst in seinen Augen wuchs, noch während er sprach, denn er las meine Gedanken. ›Ja‹, antwortete ich auf seine unausgesprochenen Worte, ›die Prophezeiung hat nicht so funktioniert, wie du es erhofft hast. Du hast beabsichtigt, von der Vergangenheit in die Gegenwart zu reisen, indem du die Lebenskraft verwendest, die du mir zur Erhaltung deines Lebens entzogen hat. Aber du hast vergessen, daß ich deine geistigen Kräfte anzapfen kann! Du mußtest mich am Leben erhalten, um meine Lebenssäfte aussaugen zu können. Und zu diesem Zweck hast du mir die Worte gegeben und mich gelehrt, die Kugel der Drachen zu benutzen. Als ich sterbend vor Astinus’ Füßen lag, hast du Leben in diesen erbärmlichen Körper geatmet, den du gequält hattest. Du brachtest mich zur Dunklen Königin und flehtest sie an, mir den Schlüssel zu geben, damit ich die Geheimnisse der uralten magischen Texte enthülle, die ich nicht lesen konnte. Und als du schließlich bereit warst, hast du beabsichtigt, in die zerstörte Hülle meines Körpers einzugehen und sie als deine zu beanspruchen.‹«

Raistlin wandte sich um, um seinem Bruder ins Gesicht zu sehen, und Caramon trat einen Schritt zurück, verängstigt über den Haß und die Wut, die er in diesen Augen brennen sah, heller als die tanzenden Flammen des Feuers.

»Er hatte also die Absicht, mich schwach und zerbrechlich zu halten. Aber ich habe ihn bekämpft!« fuhr Raistlin fort. »Ich benutzte ihn! Ich benutzte seinen Geist, ich lebte mit dem Schmerz, und schließlich habe ich ihn überwältigt! ›Du bist der Herr über die Vergangenheit‹, sagte ich zu ihm, ›aber dir fehlt die Kraft, in die Gegenwart zu gelangen. Ich bin der Herr der Gegenwart, und bald bin ich auch der Herr der Vergangenheit!‹« Er seufzte. »Ich habe ihn getötet«, murmelte er, »aber es war ein bitterer Kampf.«

»Du hast ihn getötet? Sie... sie sagten, du wolltest zurückkommen, um von ihm zu lernen«, stammelte Caramon.

»Das bin ich auch«, entgegnete Raistlin leise. »Lange Monate verbrachte ich bei ihm, in einer Verkleidung. Ich enthüllte mich ihm erst, als ich bereit war. Und bei dieser Gelegenheit saugte ich ihn aus!«

Caramon schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Du bist zur gleichen Zeit wie wir aufgebrochen, in jener Nacht... Zumindest hat das der Dunkelelf gesagt...«

Raistlin schüttelte ärgerlich den Kopf. »Die Zeit für dich, mein Bruder, ist eine Reise vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Die Zeit ist für jene von uns, die ihre Geheimnisse gemeistert haben, eine Reise jenseits der Sonne. Sekunden werden zu Jahren, Stunden zu Jahrhunderten. Ich gehe nun seit Monaten als Fistandantilus durch diese Hallen. In den vergangenen Wochen habe ich alle Türme der Erzmagier aufgesuchtjene, die noch erhalten sind —, um zu lernen. Ich war bei Lorac im Elfenkönigreich und lehrte ihn den Umgang mit der Kugel der Drachen – eine tödliche Gabe für einen, der so schwach und hochmütig wie er ist. Sie wird ihm später eine Falle stellen. Ich habe viele Stunden mit Astinus in der Großen Bibliothek verbracht. Andere Orte, die ich besucht habe, entsetzliche und wunderbare Dinge, die ich gesehen habe, liegen jenseits deiner Vorstellung. Aber für Dalamar beispielsweise war ich nur einen Tag und eine Nacht abwesend. So wie für dich.«

Das ging über Caramons Verstand. Verzweifelt versuchte er, einen winzigen Teil davon zu erfassen.

»Dann... bedeutet das, daß du... jetzt in Ordnung bist? Ich meine, in der Gegenwart? In unserer Zeit?« Er machte eine Handbewegung. »Deine Haut ist nicht mehr golden, du hast die Stundenglasaugen verloren. Du siehst... du siehst aus wie damals, als du jung warst und wir zum Turm gereist sind, vor sieben Jahren. Wirst du so sein, wenn wir zurückkehren?«

»Nein, mein Bruder«, antwortete Raistlin. Er sprach mit einer Geduld, die man aufwendet, wenn man Kindern etwas erklären will. »Die Zeit ist wie ein Fluß. Ich habe nicht ihren Verlauf geändert. Ich bin einfach an einer Stelle ausgestiegen und an einer anderen Stelle etwas flußaufwärts wieder hineingesprungen. Dieser Fluß trägt mich in seinem Lauf. Ich...« Raistlin hielt plötzlich inne, warf einen scharfen Blick zur Tür. Dann riß er sie mit einer schnellen Bewegung auf, und Tolpan Barfuß taumelte herein und fiel auf sein Gesicht.

»Oh, hallo«, grüßte Tolpan und erhob sich fröhlich vom Boden. »Ich wollte gerade anklopfen.« Er staubte sich ab und wandte sich eifrig an Caramon. »Ich habe es kapiert! Verstehst du – er war früher Fistandantilus, der Raistlin geworden ist, der Fistandantilus geworden ist. Jetzt ist aus Fistandantilus Raistlin geworden, der Fistandantilus geworden ist, der wiederum Raistlin geworden ist. Verstehst du?«

Nein, Caramon verstand nicht. Tolpan wandte sich an den Magier. »Ist das nicht richtig, Raist...«

Der Magier antwortete nicht. Er starrte Tolpan mit einem so gefährlichen Ausdruck in den Augen an, daß dem Kender unbehaglich zumute wurde, und packte ihn am Kragen.

»Warum hat Par-Salian dich geschickt?« fragte Raistlin mit einer sanften Stimme, die den Kender erzittern ließ.

»Nun, er dachte natürlich, Caramon brauche Hilfe und...« Raistlins Griff wurde fester, seine Augen verengten sich. Tolpan stammelte. »In der Tat... glaube ich nicht... daß er wirklich beabsichtigt hat... mich zu schicken.« Tolpan versuchte, einen flehenden Blick auf Caramon zu werfen, aber Raistlins Griff hinderte ihn daran. »Es... es war mehr oder weniger ein Zufall, glaube ich... zumindest was ihn betrifft. Und ich könnte... besser reden, wenn du mich atmen lassen würdest... zumindest ab und zu.«

»Fahr fort!« befahl Raistlin und schüttelte Tolpan leicht.

»Raistlin, hör auf...«, begann Caramon und trat einen Schritt auf ihn zu, seine Augenbrauen gefurcht.

»Halt den Mund«, herrschte Raistlin ihn zornig an, nahm aber seine Augen nicht von dem Kender. »Fahr fort.«

»Da... da war ein Ring, den jemand hat fallen lassen... nun, vielleicht nicht fallen lassen...«, stammelte Tolpan, beunruhigt von dem Ausdruck in Raistlins Augen. »Ich... ich vermute, ich bin in ein Zimmer gegangen, und er... fiel in meinen Beutel, glaube ich, weil ich nicht weiß, wie er dort hineinkam... aber als der rotgekleidete Mann Bupu nach Hause schickte, wußte ich, ich bin der nächste. Und ich konnte Caramon nicht allein lassen! Ich... ich habe also zu Fizban gebetet – ich meine Paladin —, und ich steckte den Ring an und – puh!« Tolpan streckte seine Hände aus. »Ich war eine Maus!«

Der Kender hielt inne; er erhoffte sich eine erstaunte Reaktion von seinen Zuhörern. Aber Raistlins Augen weiteten sich nur vor Ungeduld.

»Und so war ich in der Lage, mich zu verstecken«, fuhr Tolpan fort, »und schlich mich in Par-Salians Laboratorium, und er veranstaltete gerade die wunderschönsten Dinge, und die Steine haben gesungen, und Crysania lag ganz blaß herum, und Caramon sah so verängstigt aus, und ich konnte ihn nicht allein gehen lassen... und so...«, Tolpan zuckte die Schultern und sah Raistlin mit entwaffnender Unschuld an, »bin ich hier...«

Raistlin verschlang ihn weiter mit den Augen, als ob er Tolpan die Haut von den Knochen abziehen und in seine Seele blicken wollte. Offensichtlich zufrieden, ließ der Magier den Kender endlich los, wandte sich um und starrte geistesabwesend ins Feuer. »Was bedeutet das?« murmelte er. »Ein Kender, gemäß allen magischen Gesetzen verboten! Bedeutet das, daß der Verlauf der Zeit verändert werden kann? Sagt er die Wahrheit? Oder wollen sie mich auf diese Weise aufhalten?«

»Was hast du gesagt?« fragte Tolpan interessiert; er sah vom Teppich auf, wo er saß. »Den Verlauf der Zeit ändern? Durch mich? Meinst du, daß ich...«

Raistlin drehte sich um und starrte den Kender so bösartig an, daß Tolpan zu Caramon zurückwich.

»Ich war wirklich überrascht, deinen Bruder zu finden. Du nicht auch?« fragte Tolpan Caramon. »Raistlin war auch überrascht, mich zu sehen, nicht wahr? Das ist merkwürdig, denn ich sah ihn auf dem Sklavenmarkt, und ich gehe davon aus, daß er uns gesehen hat...«

»Sklavenmarkt!« sagte Caramon plötzlich. Dieses Gespräch über Flüsse und Zeit reichte. Dies war jetzt etwas, was er verstehen konnte. »Raist, du sagtest, du wärst schon seit Monaten hier. Das heißt, du warst es, der sie glauben machte, ich hätte Crysania überfallen! Du bist derjenige, der mich gekauft hat! Du bist derjenige, der mich zu den Spielen geschickt hat!«

Raistlin machte eine ungeduldige Handbewegung, daß seine Gedanken unterbrochen wurden.

Aber Caramon blieb hartnäckig. »Warum?« herrschte er Raistlin an.

»Im Namen der Götter, Caramon!« Raistlin wandte sich wieder um, seine Augen waren kalt. »Von welchem möglichen Nutzen hättest du für mich in deinem damaligen Zustand sein können? Ich brauche einen starken Krieger für unser nächstes Ziel und keinen fetten Trunkenbold.«

»Und... und du hast den Tod des Barbaren befohlen?« fragte Caramon. Seine Augen blitzten. »Du hast die Warnung diesem – wie heißt er? – Quarat geschickt?«

»Sei kein Tölpel, mein Bruder«, sagte Raistlin grimmig. »Was kümmern mich diese kleinlichen Hofintrigen! Wenn ich einen Feind beseitigen will, wird sein Leben innerhalb von Sekunden ausgelöscht sein. Quarat schmeichelt sich selbst in dem Wahn, daß ich großes Interesse an ihm hege.«

»Aber der Zwerg sagte...«

»Der Zwerg hört nur das Geklimper von Geld, das in seine Handfläche fällt. Aber glaub, was du willst.« Raistlin zuckte die Schultern. »Es interessiert mich wenig.«

Caramon war lange Zeit still und dachte nach. Tolpan öffnete den Mund – es gab mindestens hundert Fragen, die er liebend gern Raistlin gestellt hätte —, aber Caramon funkelte ihn an, und der Kender schloß den Mund ganz schnell.

Caramon hob den Blick. »Was meinst du damit – ›unser nächstes Ziel‹?«

»Ich behalte meine Absichten für mich«, erwiderte Raistlin. »Du wirst es erfahren, wenn die Zeit sozusagen reif ist. Meine Arbeit hier macht Fortschritte, aber sie ist noch nicht beendet. Es gibt hier außer dir eine andere Person, die sozusagen in Form gehämmert werden muß.«

»Crysania«, murmelte Caramon. »Das hat etwas mit der Herausforderung an die Dunkle Königin zu tun, nicht wahr? Du brauchst einen Kleriker...«

»Ich bin sehr müde, mein Bruder«, unterbrach ihn Raistlin. Auf eine Geste von ihm verschwanden die Flammen im Kamin. Auf ein Wort erstarb das Licht des Stabes. Eisige, trostlose Dunkelheit senkte sich über die drei herab. Selbst das Licht Solinaris war verschwunden, der Mond war hinter den Gebäuden untergegangen. Raistlin durchquerte das Zimmer und steuerte auf sein Bett zu. Seine schwarzen Roben raschelten leise. »Laßt mich nun ausruhen. Auf keinen Fall solltet ihr euch hier lange aufhalten. Zweifellos haben Spione eure Gegenwart gemeldet, und Quarat kann ein tödlicher Feind sein. Paß auf, daß du nicht umgebracht wirst. Es wäre sehr ärgerlich, wenn ich einen anderen Leibwächter ausbilden lassen müßte. Also, mein Bruder, sei bereit. Meine Aufforderung wird bald erfolgen. Vergiß das Datum nicht.«

Caramon öffnete den Mund, aber er fand sich mit einer Tür sprechend vor. Er und Tolpan standen draußen in dem jetzt dunklen Korridor.

»Das ist wirklich unglaublich!« bemerkte der Kender. »Ich habe nicht mal gemerkt, daß wir uns bewegt haben, du etwa? Vor einer Minute waren wir dort, in der nächsten sind wir hier. Nur eine Handbewegung. Es muß wundervoll sein, ein Magier zu sein«, sagte er und starrte auf die geschlossene Tür. »Durch Zeit und Raum und geschlossene Türen sausen.«

»Komm«, sagte Caramon und ging den Korridor hinunter.

»Sag mal, Caramon«, sagte Tolpan leise, während er ihm nacheilte, »was hat Raistlin gemeint mit: ›Vergiß das Datum nicht‹? Sollst du ihm ein Geschenk machen?«

»Nein«, knurrte Caramon. »Sei nicht so dumm.«

»Ich bin nicht dumm«, widersprach Tolpan. »Immerhin ist in wenigen Wochen der Heilige Abend, und er erwartet wohl ein Geschenk. Vermutlich feiern sie den Heiligen Abend hier in Istar genauso wie wir in unserer Zeit. Glaubst du...«

Caramon blieb plötzlich stehen.

»Was ist los?« fragte Tolpan, beunruhigt von dem entsetzten Ausdruck im Gesicht des großen Mannes. Eilig blickte sich der Kender um, seine Hand schloß sich um den Griff seines kleinen Messers, das er in seinen Gürtel gesteckt hatte. »Was siehst du? Ich sehe nichts...«

»Das Datum!« rief Caramon. »Das Datum, Tolpan! Der Heilige Abend! In Istar!« Er wirbelte herum und umklammerte den erschreckten Kender. »Welches Jahr haben wir? Welches Jahr?«

»Warum...« Tolpan versuchte nachzudenken. »Ich glaube, ja, jemand sagte es mir, es war 962.«

Caramon stöhnte, seine Hände ließen Tolpan los, und er faßte sich an den Kopf.

»Was ist denn?« fragte Tolpan.

»Denk nach, Tolpan, denk nach!« murmelte Caramon. Dann stolperte der große Mann durch den Korridor in die Dunkelheit. »Was erwarten sie von mir, daß ich tun soll? Was kann ich überhaupt tun?«

Tolpan folgte langsamer. »Laß mal sehen. Dies ist der Heilige Abend im Jahr 962. Aus einem Grund klingt die Zahl vertraut. Der Heilige Abend 962... Oh, ich erinnere mich!« sagte er triumphierend. »Das war der letzte Heilige Abend vor... vor...« Der Gedanke raubte dem Kender den Atem. »Vor der Umwälzung!« flüsterte er.

Загрузка...