Zehnter November

Heute trat Schratt in mein Labor, während das Hirn mir gerade befahl zu schreiben. Ich hörte ihn sprechen, wandte aber den Kopf nicht, um zu antworten. Ich möchte den feinen Faden nicht zerreißen, der mich mit dem Hirn verbindet.

Meine linke Hand formte Worte – langsam, wie ein Kind schreiben lernt.

Schratt rief mich nochmals beim Namen und blieb dann zögernd mitten im Zimmer stehen, als ich nicht antwortete. Zuerst dachte er, er unterbräche gerade einen Gedankengang. Dann war er beunruhigt durch mein seltsames Verhalten, trat näher und sah mir über die Schulter.

Ich fuhr fort, Worte auf das Papier zu kritzeln. Zum fünftenmal schrieb ich Hinds' Namen. Dann begann ich zu buchstabieren: Kalifornische Handelsbank. Dann kam wieder der Name Hinds.

Schratt wurde ängstlich. Er beugte sich vor, um mir ins Gesicht zu sehen, das ihm verborgen war, da ich über den Tisch gebeugt dasaß.

Als guter Arzt nahm er sich in acht, mich nicht anzurühren, um mich nicht zu erschrecken.

Er nahm einen kleinen Spiegel von der Wand, hielt ihn vor mich hin und sah mir in die Augen. Er sah, daß ich in Trance war. Meine Augenbälle rollten, mein Mund zuckte. Ich schien seine Anwesenheit nicht zu merken.

Das Hirn setzte mit seinen Befehlen aus. Ich bewegte mich wieder. Schratt legte den Spiegel hin und fragte halb furchtsam: »Haben Sie mich nicht gehört?«

Ich nickte.

»Warum haben Sie nicht geantwortet?«

Ich schob ihm das Papier hin, das nach dem Diktat des Hirns mit kindischem Gekritzel bedeckt war. Er sah es groß an, und seine Augen schweiften ängstlich zu dem Glasgefäß hinüber.

»Ich habe den Kontakt mit ihm hergestellt«, erklärte ich. »Oder vielmehr: Er hat den Kontakt mit mir hergestellt.«

Ich beschrieb alles, was ich erlebt hatte, froh, daß ich endlich mit jemandem darüber sprechen konnte. Er würde mich verstehen, dachte ich. Aber Schratt war mehr als beunruhigt. Sein gedunsenes Gesicht wurde ganz fahl, und er schüttelte verzweifelt den Kopf.

Ich machte einen letzten Versuch, um ihn zu überzeugen.

»Warum können Sie sich nicht von Ihren Hemmungen freimachen?« fragte ich. »In der wissenschaftlichen Forschung dürfen menschliche Gefühle keine Rolle spielen. Sie verdunkeln unsere Beobachtungen. Wir dürfen uns nicht erlauben, Angst zu haben. Vernunft, Beobachtung und Mut gehören zum Wissenschaftler – Ihnen scheinen aber mindestens zwei dieser Grunderfordernisse zu fehlen.«

»Seien Sie nicht so witzig«, erwiderte Schratt gequält. »Wir haben zu lange über Recht und Unrecht dieses Experiments debattiert. Ich bitte Sie jetzt, aufzuhören – es zu beenden, solange es noch in Ihrer Macht steht. Bitte, Patrick – stellen Sie die Pumpe ab und lassen Sie das Hirn sterben!«

Plötzlich liefen ihm die Tränen über die Wangen; sein großer Körper bebte in unbeherrschter Erregung. Es war ein abscheulicher Anblick. Er wurde jeden Tag hilfloser und seniler.

Ich trat hinüber zum Arbeitstisch und machte mich an einigen Instrumenten zu schaffen; ich wandte mich nicht um, als er das Laboratorium verließ.

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