23

Barker lehnte sich gegen einen Schaltschrank, als Hawks morgens in das Laboratorium kam und zu ihm hinüberging.

»Wie fühlen Sie sich?« fragte Hawks und sah ihn scharf an. »Alles in Ordnung?«

Barker lächelte leicht. »Was wollen Sie denn, Doktor? Mit mir die Säbel kreuzen, bevor der letzte Kampf beginnt?«

»Ich habe Sie etwas gefragt.«

»Mir geht es ausgezeichnet. Voller Schwung und Begeisterung. Okay, Hawks? Was möchten Sie denn von mir hören? Daß ich vor Stolz kaum noch laufen kann? Daß ich mich zutiefst geehrt fühle, weil ich meine bescheidene Kraft in den Dienst der Wissenschaft und des Fortschritts stellen darf? Daß ich dem heutigen Tag entgegengefiebert habe, weil er die Entscheidung bringen wird? Ich habe bereits genügend Orden, Doktor — geben Sie mir lieber ein paar Aspirin.«

Hawks sah ihn ernst an. »Barker, sind Sie ganz sicher, daß Sie es heute schaffen werden?«

»Wie kann ich das sicher wissen? Vielleicht ist das Gebilde so konstruiert, daß ich einfach nicht kann. Vielleicht bringt es mich aus purem Mutwillen um. Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich kann Ihnen nur versprechen, daß ich das Ende des einzigen sicheren Weges fast erreicht habe. Wenn die nächsten Schritte mich nicht nach draußen bringen, gibt es keinen anderen Weg. Dann ist es doch eine Konservendose, und ich habe den Boden erreicht. Aber wenn es etwas anderes ist — dann werde ich es heute schaffen.«

Hawks nickte. »Mehr kann ich nicht von Ihnen verlangen. Danke.« Er sah sich um. »Ist Gersten bei dem Transmitter?«

Barker nickte. »Er sagte, daß wir in einer halben Stunde anfangen könnten.«

»Schön«, meinte Hawks. »Sie können sich schon einmal das Unterzeug anziehen. Aber es wird etwas länger dauern. Ich muß zuerst noch in den Abtaster, weil ich Sie heute begleite.«

Barker trat seine Zigarette aus, dann sah er auf. »Ich könnte jetzt zum Beispiel eine sarkastische Bemerkung über Leute machen, die triumphierend auf die feindliche Küste zuwaten, nachdem die Insel bereits genommen ist. Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich Ihnen das jemals zugetraut hätte.«

Hawks schwieg und ging quer durch das Laboratorium auf den Transmitter zu.


* * * »Sie wußten schließlich genau, daß wir einige Anzüge in Reserve hatten«, sagte Hawks zu Gersten, als er den Schutzanzug anlegte.

»Ja, aber nur für den Fall, daß einer plötzlich unbrauchbar würde«, widersprach Gersten hartnäckig.

»Wir haben immer alle Größen auf Lager gehabt.«

»Hawks, es besteht doch ein Unterschied zwischen der Fähigkeit, etwas zu tun, und es dann tatsächlich zu tun! Ich …«

»Hören Sie, ich werde es Ihnen noch einmal erklären. Wenn wir erst einmal einen sicheren Weg durch das Gebilde gefunden haben, können wir es studieren und wie eine Bombe auseinandernehmen. Und ich bin für das Projekt verantwortlich. Bisher wäre das Risiko zu groß gewesen, aber jetzt ist es durchaus vertretbar, daß ich mir das Ding selbst ansehe. Ich möchte wissen, wie es aussieht, damit ich in Zukunft genaue Anweisungen geben kann. Ist das so schwer zu begreifen?«

»Hawks, wir haben doch keine Garantie dafür, daß heute alles klappt!«

»Nehmen wir einmal an, daß doch alles klappt. Daß Barker es heute schafft. Was dann? Dann steht er dort oben, und ich hier unten. Glauben Sie denn, daß ich mir das nicht vom ersten Tag an überlegt habe?«

»Auch bevor Sie Barker kennenlernten?«

»Ich wünschte, daß ich ihn nie kennengelernt hätte. Treten Sie einen Schritt zurück, damit die Männer den Anzug schließen können.« Hawks streckte die Arme in die Ärmel des Schutzanzugs.


* * *

Die Lampe in der Empfängerkammer leuchtete wieder auf. Hawks öffnete die Augen und blinzelte. Dann wurde die Tür aufgerissen, und die Männer schoben den Tisch unter ihn. Das Magnetfeld wurde schwächer, Hawks sank langsam tiefer und lag schließlich ausgestreckt auf dem Tisch. »Ich fühle mich ausgezeichnet«, sagte er über das Helmmikrophon. »Wie hat es mit der Aufzeichnung geklappt?«

»Einwandfrei«, klang Gerstens Stimme in seinem Kopfhörer. »Jedenfalls konnten wir keine Fehler bei der Übertragung innerhalb des Laboratoriums feststellen.«

»Na, mehr können wir schließlich nicht verlangen«, meinte Hawks. »Schön — bringen Sie mich in den Transmitter und schieben Sie Barker unter mich hinein. Heute vollbringen wir eine neue Großtat, die in die Geschichte eingehen wird«, fügte er gutgelaunt hinzu. »Heute schicken wir zum erstenmal ein Sandwich auf den Mond.«

Fidanzato, der den Tisch durch das Laboratorium schob, lachte nervös auf. Gersten warf den Kopf herum und starrte ihn an.

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