10 Die Küche

Mein Kopf war unten, mein Haar breitete sich über seine Füße aus. Ich war nackt und verängstigt. Ich war zu seiner Lagerstatt gerufen worden und hatte ihm am Ende des langen Teppichs, der zum Podium führte, gehuldigt. Nachdem ich die Erlaubnis dazu erhalten hatte, war ich auf das Podium gekrochen, auf allen Vieren, mit gesenktem Kopf. Ich hatte auf allen Vieren die breiten, teppichbelegten Stufen zum Podium erklommen und lag nun auf meinem Bauch, halb auf dem Podium, der untere Teil meines Körpers, mein gebeugtes rechtes Knie, lag auf den obersten zwei Stufen.

»Du magst es und küsst gut.« lobte er mich.

»Danke, Herr.«

»Wie die anderen Erdenfrauen.« bemerkte er.

»Ja, Herr.«

Ich begriff, dass ich nicht die erste Erdenfrau war, die auf diese Weise hierher gekommen war.

»Du darfst weitermachen.«

»Danke, Herr.«

»Es ist nicht unangenehm.«

»Eine Sklavin ist dankbar, wenn ihr Herr mit ihr nicht unzufrieden ist.«

»Du bist sehr hübsch.«

»Vielen Dank, Herr.«

»Du trägst einen Kragen.« erinnerte er mich.

»Ja, Herr.«

»Wessen Kragen ist es?« fragte er.

»Deiner, Herr.«

»Und wessen genau?«

»Der Kragen meines Herrn, Hendow aus Brundisium, Herr der Taverne von Hendow, an der Hafenstraße in Brundisium.« antwortete ich.

Eine Sklavenpeitsche lag über seinen Knien. Seine Füße waren groß und die Sandalen an ihnen hatten schwere Riemen. Seine Waden und Oberschenkel waren robust und mächtig. Seine Unterarme und Arme waren auch schrecklich dick und robust wie kleine Baumstämme. Er hatte einen mächtigren Umfang und breite Schultern wie die Balken eines Hauses. Ich konnte nicht einmal vermuten, wie stark solch ein Mann war. Er könnte mit mir umgehen wie mit einer Puppe. Ich fühlte mich hilflos ihm gegenüber. Ich war wie eine Blume vor einer Eisenkeule. Er erschreckte mich. Er war mein Herr. Ich wollte ihn unbedingt zufrieden stellen. Seine Hand langte hinunter und hielt mich davon ab, höher als bis zur Hälfte seiner Waden zu lecken.

»Du weißt schon etwas davon, wie es ist, eine Sklavin zu sein, nicht wahr?«

»Ja, Herr.«

»Hör auf.« befahl er.

Ich ließ von meinem Dienst ab.

»Du bist noch Jungfrau, nicht wahr?«

»Ja, Herr.«

Natürlich wusste er das. Es hatte in meiner Verkaufsinformation gestanden. Außerdem war es am Morgen nach dem Verkauf von seinem Mann überprüft worden, bevor ich für die Lieferung hierher vorbereitet wurde.

»Würdest du deine Jungfräulichkeit hier und jetzt riskieren?« fragte er weiter.

»Meine Jungfräulichkeit«, entgegnete ich, »gehört meinem Herrn. Er kann damit machen, was er will.«

»Ich habe Pläne damit.« sagte er.

Ich war still. Es würde geschehen, was er wollte. Er war der Herr.

»Wie kommen deine Stunden voran?« fragte er.

»Ich glaube gut, Herr.«

Es schien mir das Beste für mich zu sein, in meinen Bewertungen konservativ zu bleiben. Zweifellos hatte er von seinen Tanzsklavinnen und seinem Peitschenherrn bessere Informationen zur Verfügung, als ich sie ihm geben konnte.

»Du bist Tänzerin«, sagte er, »und hast in dir die Anlagen zu einer großartigen Vergnügungssklavin.«

»Vielen Dank, Herr.« sagte ich erfreut.

»Es ist interessant, dass du von der Erde bist«, fuhr er fort, »man könnte meinen, du wärst Goreanerin.«

»Ich bin eine Frau.« flüsterte ich.

»Ja«, stimmte er zu, »das ist wahrscheinlich das Wichtigste. Am Ende ist es wahrscheinlich immer dasselbe. Es gibt Männer und es gibt Frauen.«

»Ja, Herr.« sagte ich scheu.

»Wusstest du, dass sich Erdenfrauen oft als großartige Vergnügungssklavinnen entpuppen?« fragte er.

»Wir sind Frauen.« flüsterte ich achselzuckend.

Ich sah keinen Grund, warum wir, richtig kontrolliert und geschult, für einen Mann nicht genauso perfekt sein sollten wie eine goreanische Frau. Und wenn man die sozialen und politischen Wüsten berücksichtigte, in denen wir sexuell aushungerten, überraschte es mich nicht im geringsten, dass wir, als uns zu unserer Freude erst einmal klar wurde, dass wir jetzt keine kulturell verordnete Alternativen mehr dazu hatten, Frauen zu sein, dass wir nicht länger durch sozialen Druck dazu gebracht wurden, anders zu sein, unsere Weiblichkeit zu unterdrücken, zurückzuhalten und zu verachten, dass wir dann heimkamen zu unserem Geschlecht und unserer Natur, jeder Zoll von uns genauso gut, wenn nicht besser als unsere goreanischen Schwestern, oder wenigstens als einige von ihnen, die solche Entbehrungen nicht kannten. Ich nehme aber an, dass das am Ende immer von der jeweiligen Frau abhängt. Am Ende waren wir alle Frauen.

»Sieh hoch.« befahl er.

Ich erhob mich auf meine Knie und hob den Kopf.

»Du hast ein schönes Gesicht.« stellte er fest.

»Vielen Dank, Herr.«

»Und du hast eine fantastische Figur.« fuhr er fort.

»Ich danke dir, Herr.«

»Küss die Peitsche.« forderte er.

Ich tat es schnell, damit es nicht so aussah, als ob ich zögerte, oder er sie vielleicht wegzöge. Er hielt sie aber still, das erlaubte mir, langsamer, viel langsamer damit weiterzumachen. Dann zog er sie weg und ich lehnte mich kniend zurück.

»Wirst du dich gut machen?« fragte er.

Ich sah erschreckt und ängstlich hoch zu ihm. Er hatte gesagt, dass ich ein schönes Gesicht und eine fantastische Figur habe. Was konnte man mehr verlangen? Dann schluckte ich hart, verstand ihn plötzlich.

›Natürlich, natürlich.‹ dachte ich.

Solche Dinge sind nur eine Grundlage, vielleicht nur eine schmale und zweifellos nicht einmal eine notwendige Grundlage dafür, was Männer von mir erwarten würden.

»Es ist meine Hoffnung, dass ich zufrieden stellend sein werde.« sagte ich.

»Ich setze große Hoffnungen in dich.« sagte er.

Ich blieb stumm.

»Ich glaube«, fuhr er fort, »du wirst dich sehr gut machen.«

»Es ist meine Hoffnung, dass ich meinen Herrn zufrieden stellen werde.« wiederholte ich.

»Und jeden anderen«, bekräftigte er, »dem du im Dienst für deinen Herrn ausdrücklich und bedingungslos übergeben wirst.«

»Ja, Herr.« sagte ich.

»Und Männer im Allgemeinen.« sagte er nachdrücklich.

»Ja, Herr, natürlich, Herr.« beeilte ich mich zu versichern.

Ich war eine Sklavin. Ich existierte jetzt, um Männer zu erfreuen. Dafür war ich da.

»Manchmal«, fuhr er fort, »stößt man auf eine Erdenfrau, die zuerst für kurze Zeit glaubt, sie könne in irgendeiner Hinsicht ihren Herren widerstehen, insgeheim oder offen. Bist du so eine Frau?«

»Nein, Herr.«

»In keiner Weise?«

»Nein, Herr.«

»Solch eine Widerspenstigkeit ist feststellbar.« sagte er. »Sie wird von subtilen, unkontrollierbaren und unverkennbaren Hinweisen des Körpers verraten.«

»Ja, Herr.« sagte ich, nach unten sehend.

»Außerdem gibt es Drogen«, fuhr er fort, »die dabei hilfreich sind.«

»Ja, Herr.« sagte ich.

Ich hatte das nicht gewusst. Ich hatte das gewusst. Ich hatte über andere Dinge Bescheid gewusst. Sie waren uns im Haus meiner Ausbildung plastisch vor Augen geführt worden. Es hatte etwas mit Fleckigwerden der Haut und Aufrichten der Brustwarzen zu tun. Ein einfacher Test war mit fünf von uns gemacht worden: eine, Ulrick wusste nicht welche, bekam einen Ring und musste ihn verstecken. Nur durch Auflegen seiner Hände und Sehen in ihre Augen hatte er das »schuldige Mädchen« fast sofort herausgefunden. Danach hielt er ihren Arm und sie führte ihn unwillkürlich zum Versteck des Ringes. Dies hatte in erster Linie etwas mit genauer Beobachtung und unterschiedlicher Muskelanspannung zu tun, die das Wissen und den inneren Zustand des Mädchens offenbarten.

Die Bedeutung dieser Lektionen war aber klar gewesen: Wenn unser Sklaventum nicht durch uns durch ginge, wenn es nicht vollständig wäre, könnten wir das vor den Herren nicht verbergen. In der Tat hatten wir nur die Wahl, uneingeschränkt und total Sklavinnen zu sein oder zu sterben. Ich und ich denke meine gesamte Klasse war interessanterweise froh, das zu wissen. Wir wussten, in unseren Herzen waren wir Sklavinnen, wir hatten das in unserer Ausbildung gelernt, und wir wollten auch Sklavinnen sein. Die Kenntnis, dass wir nicht in der Lage wären, selbst wenn wir das wollten, irgendwelche Unaufrichtigkeit dabei vor unseren Herren zu verbergen, war eine innere Befreiung. Sie bewirkte eine willkommene, gesunde psychologische Festigkeit in uns. Sie nahm uns auch die letzte Rechtfertigung, die unser Stolz und unsere Eitelkeit uns gelassen haben könnten, in unserem Sklaventum nicht vollkommen zu sein.

Sicher forderte ein Herr manchmal den offenen Trotz oder die Rebellion eines Mädchens heraus, um es dann um so mehr zu genießen, sie zum perfekten Dienen zu zwingen, und zwar offensichtlich gegen ihren Willen. Auch wird er manchmal amüsiert die »geheime« Widerspenstigkeit eines Mädchens dulden, die doch durch ihre Spielchen, ihre durchsichtigen Vorbehalte, ihren angeblich sorgfältig verborgenen Widerstand in Wahrheit offensichtlich ist und sie in dem Glauben lassen, niemand wüsste davon oder ahnte es auch nur. Wenn er dessen dann überdrüssig ist, wird er ihr zu ihrem Entsetzen offenbaren, dass sie für ihn die ganze Zeit wie ein offenes Buch gewesen war. Sie kann dann die Entscheidung eines Sklavenmädchens treffen, entweder eine wahre Sklavin zu sein, eine uneingeschränkte Sklaven, oder zu sterben.

»Sieh mir in die Augen.« befahl er.

Ich tat es. Es war nicht leicht.

»Ja«, stellte er befriedigt fest, »du bist eine Sklavin.«

»Ja, Herr.«

»Obwohl du dein Sklaventum bedauern oder dann und wann dagegen ankämpfen wirst«, sagte er, »bist du doch jetzt, tief in deinem Herzen, eine Sklavin.«

»Ja, Herr.« sagte ich eingeschüchtert.

»Du warst sogar schon auf der Erde eine Sklavin.« stellte er fest.

»Aber eine heimliche Sklavin.« flüsterte ich.

»Hier«, sagte er, »ist dein Sklaventum offenkundig.«

»Ja, Herr.« stimmte ich zu.

»Was war mit dir am Ende deines Verkaufs los?« erkundigte er sich. »Du wirktest plötzlich so unbeholfen, so schwerfällig, beinahe, als wärst du gelähmt.«

»Ich weiß nicht«, antwortete ich, »vielleicht habe ich plötzlich gemerkt, was mit mir geschah, dass ich verkauft wurde.«

»Aber eine Sklavin muss damit rechnen, verkauft zu werden.« hielt er mir entgegen.

»Ja, Herr.«

Er sah auf mich hinunter.

»Ich war verängstigt, Herr.«

»Hast du jetzt Angst?«

»Ja, Herr.« gab ich zu.

Soweit ich weiß, war ich zum ersten Mal seit meinem Verkauf in Markt von Semris bei ihm. Ich vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Ich konnte seinen gewaltigen, behaarten Oberkörper sehen, den zwei Riemen kreuzten. Der große, herabhängende Schnauzbart ließ an einen Gelegenheitsarbeiter von fast träger Kraft denken. Die Narbe an der Seite seines Gesichts schien durch eine primitive Waffe verursacht worden zu sein, obwohl für eine Frau von der Erde ein solcher Kampf schwer vorstellbar war.

Aus meiner Sicht erschien er eindeutig als ein Barbar. Er fand nichts dabei, Frauen zu besitzen. Sicher war aus seiner Sicht ich es, die verfeinerte Frau von der Erde, die auf dieser Welt als »Barbarin« zählte.

Er war von einem Ort, der Torcadino genannt wurde, oder dort aus der Nähe gekommen, wo er billige Mädchen für seine Taverne kaufen wollte. Ich vermutete, dass aus irgendeinem Grund Frauen in dieser Gegend besonders billig waren. Er hatte auf seinem Weg zurück nach Brundisium in Markt von Semris Station gemacht und seine Mädchen über Nacht in Teibars Haus untergebracht. Den Abend hatte er in der Verkaufshalle verbracht und hatte mich dort gekauft. Soweit ich wusste, hatte er dort keine weiteren Käufe gemacht.

»Gut«, sagte er befriedigt, »es ist gut für eine Sklavin, ihren Herrn zu fürchten.«

»Ja, Herr.«

Ich ließ meinen Kopf hängen. Was er gesagt hatte, war natürlich wahr. Eine Sklavin tat wirklich gut daran, ihren Herrn zu fürchten. Der Herr konnte mit ihr machen, was er wollte. Er hatte absolute und uneingeschränkte Macht über sie.

Ich beobachtete seine Finger, die müßig über das Ende der Peitsche und ihren einzigen, dicken Riemen strichen und ihn zweimal um das Ende wickelten. Ich nehme an, ich müsste jeden goreanischen Herrn fürchten, sie sind so streng zu uns. Aber ich war auch sicher, dass ich diesen mehr als die meisten fürchten musste. Er war so groß und wie ein Tier, ein vielschichtiger Mann, spürte ich, aber einer, der in seiner Zielstrebigkeit einfach war.

Sicher ist dieser Mangel an Selbstzweifeln und inneren Konflikten charakteristisch für goreanische Männer. Ihre Kultur versucht nicht, sie unter Kontrolle zu halten, indem sie sich gegen sie wendet, wenn sie zu jung sind, um zu verstehen, was mit ihnen geschieht, manchmal, indem sie sie innerlich spaltet. In gewisser Weise, nehme ich an, befriedigt sie die Männer damit, so wie man Löwen Fleisch vorwirft, indem sie ihnen eine gewisse Art Frauen, Sklavinnen, vorwirft.

Als ich ihn zum ersten Mal in Markt von Semris bemerkte, wie er zum Sklavenblock blickte, wo ich, eine nackte Sklavin, in hochgezogenen Handfesseln zum Verkauf ausgestellt war, schien der Mann, der mich jetzt besaß, zu korpulent, zu hässlich, zu narbig, zu abscheulich, zu erschreckend zu sein. Aber jetzt, wo ich ihm gehörte und in Reichweite seiner Peitsche kniete, waren diese ersten Eindrücke natürlich durch angemessenere, tiefere Einsichten verändert und abgelöst worden. Ich war jetzt nicht mehr so sehr vom äußeren Eindruck gefangen, von Dingen, die einem Fremden zuerst auffielen, als von anderen Dingen, die erst aus der Nähe zu bemerken waren, wenn du nackt vor ihm kniest, so nah, dass er dich erreichen und berühren kann. Ich bemerkte seine Intelligenz, seine Macht und Auffassungsgabe, so etwas wie das Gefühl, von ihm durchschaut zu werden, seine kompromisslose Herrschaft und vielleicht seine Unnachsichtigkeit. Natürlich war von meinem Standpunkt aus das Wichtigste an ihm, dass er mich besaß, dass er mein Herr war.

»Aber jetzt bist du nicht so sehr verängstigt.« stellte er fest.

»Nein.« gab ich zu.

»Warum nicht?« fragte er.

»Der Verkauf ist vorbei.« antwortete ich. »Ich weiß, dass ich jetzt eine verkaufte Sklavin bin. Das liegt hinter mir. Ich bin zu meinem Herrn gerufen worden. Damit hat er mich geehrt, denn er besitzt viele Mädchen. Er war so freundlich, seine Zufriedenheit über solche Nebensächlichkeiten an seiner Sklavin auszudrücken, wie dass sie ein schönes Gesicht und eine gute Figur hat und seine Überzeugung, dass ich vielleicht in wichtigeren Dingen erfreulich sein könnte. Außerdem hat er mir mitgeteilt, dass ihm meine Zunge an seinen Füßen nicht ganz missfallen hat.«

»Jedenfalls für eine Sklavin, die neu in ihrem Kragen ist.« schränkte er ein.

»Ja, Herr,«, antwortete ich schnell, »natürlich, Herr. Vielen Dank, Herr.«

»Ich denke, dass du nicht zu erfreut warst, von mir gekauft worden zu sein.«

Ich blieb still.

»Vielleicht findest du mich ungehobelt«, fragte er, »oder sogar hässlich?«

Ich blieb still.

»Manche Frauen tun das.« sagte er.

Ich sagte nichts.

»Ich finde es dann manchmal amüsant«, fuhr er fort, »sie zu missbrauchen und sie gegen ihren Willen unter meinen Berührungen schreien zu lassen.«

»Ja, Herr.« sagte ich furchtsam.

»Es erfreut mich, sie vor mir auf dem Bauch kriechen und erbärmlich darum betteln zu lassen, benutzt zu werden.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Du findest mich vielleicht ungehobelt und abscheuerregend.« vermutete er.

Ich zitterte, mit dem Kopf nach unten.

»Aber das ist egal«, sagte er, »du bist meine Sklavin.«

»Ja, Herr.« sagte ich.

»Und du rennst auf ein Fingerschnippsen zu mir, gehorsam und heiß, verzweifelt bemüht, mich zu erfreuen.«

»Ja, Herr.«

»Aber es ist noch genug Zeit für solche Dinge.«

Ich blieb still.

»Ich war nicht unzufrieden, dass deine Vorstellung auf dem Block zum Ende deiner Versteigerung so mehrdeutig war.«

»Herr?«

»Eine Kajira ist gelegentlich mit Recht in Angst und Schrecken.«

»Ich danke dir, Herr.« sagte ich zögernd.

»Und es hat vielleicht manche Käufer verwirrt«, sagte er, »und sie von höheren Geboten abgehalten. Ich rechne es mir daher als mein Gewinn an.«

Ich sah nach unten.

»Komm näher.« befahl er.

Ich tat es, auf meinen Knien.

»Ohh.« sagte ich dann überrascht, als er mich anfasste.

Ich lehnte mich mit Tränen in den Augen vor, presste mich an ihn, so hässlich er auch sein mochte, meine Hände waren auf den Lehnen des großen Stuhls, auf dem er saß. Ich legte meinen Kopf auf sein linkes Knie.

»Ich dachte es mir.« sagte er. »Sie hoch. Sieh mir in die Augen.«

Ängstlich tat ich es.

»Ja«, sagte er, in meine Augen schauend, »du bist eine Sklavin. Das ist alles, was du bist.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Knie wieder nieder.« befahl er.

Ich kniete dann, mit Tränen in den Augen.

»Lass deine Knie offen.« befahl er.

»Oh bitte, Herr!« bettelte ich.

Seine Augen blickten streng. Sofort öffnete ich meine Knie weit, wie es für Sklavinnen wie mich, Vergnügungssklavinnen, angemessen war.

»Man könnte fast denken,« überlegte er, »dass du gar keine Jungfrau bist. Es ist interessant, darüber zu spekulieren, wie du sein wirst, wenn du erst geöffnet bist und regelmäßig benutzt wirst.«

Ich hielt meinen Kopf unten.

»Wahrscheinlich wird es nicht einmal notwendig sein, dich mit der Peitsche zu ermutigen.« fuhr er fort.

Ich wagte nicht zu sprechen.

»Aber die Peitsche wird immer da sein, falls du eine Erinnerung an deinen Status brauchen solltest oder auch nur eine Winzigkeit weniger als perfekt zu erfreuen solltest.« drohte er.

»Ja, Herr.«

»Vielleicht hast du andere mit deinem Entsetzen getäuscht«, sagte er, »aber mich täuschst du nicht.«

»Herr?«

»Unter dem Entsetzen«, sagte er, »habe ich die Schönheit gesehen und die Sklavin.«

Ich sagte nichts.

»Ich sah auch«, sprach er weiter, »die Tänzerin, besonders in deinen Übergängen zwischen den Sklavenposen, die dir befohlen worden waren. Ich wusste da, entweder bist du eine Tänzerin oder du hast das Talent dazu. Außerdem war natürlich deine Reaktion auf das Streicheln des Sklavenhändlers später bezeichnend. Das wäre sogar für ein Tharlarion offensichtlich gewesen.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich mit gesenktem Kopf.

»Aber für dich war es natürlich«, fuhr er fort, »eine sehr armselige, beschränkte Reaktion, sicher weit unterhalb dessen, was man normalerweise von jemandem mit deiner Empfindsamkeit erwarten könnte.«

Ich sah erschrocken zu ihm hoch. Wie konnte er davon wissen?

»Für einen scharfen Blick«, sagte er lächelnd, »zeigte sich ganz offensichtlich in deinen Bewegungen und bestimmten winzigen, flüchtigen Anzeichen, obwohl das subtile Dinge waren, dass du innerlich erleichtert warst, dass du dich daran erfreutest, wie gut versteckt deiner Meinung nach die wahre Tiefe und Dringlichkeit deiner Begierden war.«

Ich sah ihn erschrocken an.

»Wir werden doch keine Geheimnisse zwischen uns haben, nicht wahr?« fragte er ironisch.

»Nein, Herr.« antwortete ich verängstigt.

Vor ihm, merkte ich, war nicht nur mein Körper nackt, mein Verstand und mein Herz waren es auch. Vor diesem Mann fühlte ich mich vollständig entblößt, so wie nur eine Sklavin vor ihrem Herrn entblößt sein kann.

»Hab’ keine Angst.« sagte er beruhigend.

Ich zitterte unkontrolliert und erinnerte mich an seine Berührung.

»In den Armen eines Mannes«, sagte er, »wirst du viel lebendiger, prächtiger und zutiefst hilflos sein.«

Ich schluchzte und zitterte, nackt in meinem Kragen vor ihm.

»Glaubst du, dass du Brundisium mögen wirst?« fragte er.

»Ich denke schon, Herr.« flüsterte ich.

Ich wusste, dass Brundisium einer der größten und belebtesten Häfen dieser Welt war. Es war eine Geschäftsmetropole. Ich erinnerte mich, dass im Sklavenwagen einige der Mädchen verzweifelt gehofft hatten, von diesem Ort nicht weggebracht zu werden. Es schien, dass sie inbrünstig gehofft hatten, ihren Kragen hier zu tragen. Ironischerweise war ich, eine Barbarin, in Markt von Semris gekauft und nach Brundisium zurückgebracht worden. Viele meiner Kettenschwestern hätten mich bestimmt um mein Glück beneidet. Nach allem, was ich erfahren hatte, konnte ich glücklich sein, hier zu sein. Außerdem erschien mir die Stadt bei meinen Blicken vom Sklavenwagen farbig und aufregend. Sicher, eine der Stadtteile, die wir in dem Wagen passiert hatten, war noch schwarz mit den Überresten einer großen Feuersbrunst, die, wie ich gehört hatte, vor einigen Monaten in Se’Kara gewütet hatte.

Ich glaubte nicht, dass ich viel Freude an der Stadt haben würde, wenn mir nicht erlaubt werden würde, die Teile außerhalb des Umkreises der Taverne zu betreten. Ich hatte aber Hoffnungen, dass mir, wie jetzt schon anderen Mädchen, eventuell solch eine herrliche Freiheit gewährt werden würde. Natürlich gingen die Herren, wenn überhaupt, dabei nur geringe Risiken ein. Die Mädchen waren im Kragen und gebrandet, so dass es nie einen Zweifel geben konnte, was sie waren oder wem sie gehörten. Außerdem durften sich in Brundisium wie in den meisten goreanischen Städten Kajirae außerhalb der Stadttore nicht aufhalten, es sei denn, sie waren mit einer freien Person unterwegs. Bei solchen Touren in der Stadt mussten die Mädchen manchmal Werbung ihres Herrn auf ihren Tuniken tragen.

»Hat dir die Reise hierher gefallen?« fragte er.

»Der Herr war so freundlich«, antwortete ich, »uns Decken zu geben.«

Wir hatten die Nacht unseres Verkaufs in der Käfigen verbracht, die an Ausgang des Korridors standen. Am nächsten Morgen wurden die Käfige in der Morgendämmerung geöffnet und wir wurden entsprechend unserer Bestimmung weggebracht.

Meine Hände waren von einem Mann meines Herrn hinter dem Rücken gefesselt worden. Er hatte mir eine Handvoll Sklavenhaferbrei in den Mund gestopft, als ich mit hinter dem Rücken gefesselten Händen vor ihm kniete. An diesem Morgen wurden wir nicht vom Haus von Teibar in Markt von Semris gefüttert, da wir nicht mehr in seiner Verantwortung waren. Dann wurde ich geknebelt und in eine Sklavenhaube gesteckt, die Schnallen des Ballknebels und die Lederhülle der Haube wurden geschlossen, genauso wie es gemacht worden war, als ich das Haus meiner Ausbildung zum ersten Mal verließ.

Später hatte ich gelernt, dass es sehr gute Gründe für diese Vorkehrungen gab. Ich sollte in einem Tarnkorb transportiert werden. Wenn ein Mädchen nicht sehen und nicht reden kann, ist es viel leichter, mit ihr umzugehen.

Ich wurde gefesselt, geknebelt und in der Sklavenhaube hinaus auf den Hof gebracht. Dort wurde ich auf den Boden gelegt. Ich wusste nicht, was passierte.

Dann hörte ich eine Reihe wilder, erschreckender Geräusche wie das Rauschen großer Blätter und ich schien mitten in einem tobenden Wirbelwind zu sein, erstickender Staub wirbelte um und auf mich. Ich versuchte aufzustehen, aber der Fuß eines Mannes stieß mich zurück auf den Boden.

Ich hörte einen plötzlichen, schrillen, grauenerregenden, durchdringenden Schrei. Es war keine menschliche Stimme, sondern der Schrei von etwas schrecklich großem und wilden. Ich vermutete, dass es nur so etwas wie eine Art gigantischer Vogel sein konnte. Ich lag zitternd im Staub, hilflos, den Fuß des Mannes auf meinem Rücken. Ich würde erfahren, dass es wirklich ein großer Vogel war, den man »Tarn« nannte. Und später würde ich erfahren, dass das nicht einmal das Reittier eines Kriegers, gezüchtet für Schnelligkeit und Aggressivität, ein Kriegstarn war, sondern nur ein Transporttarn.

Ich war geknebelt, in eine Sklavenhaube gesteckt, gefesselt und auf den Boden gelegt worden, weil der erste Anblick einer solchen Bestie, wurde mir aus erster Hand gesagt, wegen ihrer Größe, Wildheit und Schrecklichkeit nicht selten in einer Frau ein solches Entsetzen hervorruft, dass, weil sie sich sträubt, sich ihm zu nähern, oft die Peitsche nötig ist. Glücklicherweise war ich mir des vollen Umfangs des Entsetzens nicht bewusst, in dessen Umkreis ich mich befand.

Ich wurde am Arm auf meine Füße gezogen, lief einige Fuß weit und wurde dann nach unten auf meinen Hintern auf eine Decke am Boden gezogen. In diese Decke wurde ich eng eingewickelt, dann wurde sie, anscheinend mit Seilen, ober- und unterhalb meiner Brüste, über meiner Taille und unterhalb meiner Knie gesichert. Ich wurde in ihr hochgehoben und sitzend wieder auf etwas, was ein schwerer Korb zu sein schien, abgesetzt. Ein kragenähnliches Ding aus Leder wurde an meinen Hals befestigt, mein Kopf wurde zurückgebogen, bis er sich, soweit ich das in der Sklavenhaube mitbekam, gegen eine senkrechte Korbwand presste. Dann wurde ich zurückgedrückt, gegen die senkrechte Korbwand. Dies hielt mich fest an meinem Platz. Ein vielleicht fünf oder sechs Zoll breiter Gürtel wurde um meine Taille geschnallt und festgezogen. Auch das hielt mich fest an meinem Platz. Meine Knie waren leicht angehoben. Meine Knöchel waren anscheinend durch das Seil, das ein- oder zweimal durch den Korbboden gezogen wurde, und um sie herum führte, gesichert.

Dann hörte ich wieder diesen plötzlichen, lauten, schrillen, durchdringenden Schrei, der mich so erschreckte und entsetzte, dieses Mal schien es schrecklich nah zu sein, sicher nicht weiter als einige Fuß. Ich wand mich hilflos in der festsitzenden Decke, in den Handfesseln, den Riemen und Seilen. Ich wusste fast nichts von dem, was da vor sich ging. Wir sind so hilflos, wenn wir geknebelt sind und unter der Sklavenhaube stecken.

Ich bemerkte dann die anderen Lasten, die neben mich gestellt wurden. Sie bewegten sich und rutschten im Korb hin und her. Dann, nach einigen Augenblicken, schien es, als würde neben mir eine Seitentür mit Seilen geschlossen. Ich hörte das Klappern von Gurtzeug, vernahm, wie Seile befestigt wurden, das Binden von Knoten, ihr Festziehen, ihre Prüfung. Dann, nach einer Weile, hörte ich einen Ruf, das Reißen an einem Geschirr und wieder diesen wilden Schrei, so durchdringend, der mir in den Ohren gellte, mich zusammenzucken und erschrocken und kläglich in meinen Fesseln winden ließ. Ich hörte laute, schnappende Geräusche. Dann war da ein plötzlicher Luftzug. Ich fühlte, wie Staubkörner gegen die Sklavenhaube und meine Füße prasselten. Ich hörte, wie kleine Steine gegen die Außenseite des Korbs prallten. Dann begann das Objekt, in dem ich mich befand, zu meiner Überraschung rasch am Boden entlang zu gleiten, nach einem Moment, es nahm mir fast den Atem, schwang es frei und stieg auf. Ich flog über dem Boden!

Wir stiegen höher und nach einigen Minuten bewegten wir uns horizontal. Ich konnte sogar durch die Decke fühlen, wie der Wind durch die Korbwände pfiff. Ich hoffte, dass das Objekt, in das man mich eingesperrt hatte, stark genug war. Ich saß sehr ruhig da. Ich wollte nichts riskieren. Ich hatte keine Ahnung, wie hoch wir waren. Es war kalt.

Nach einigen Stunden vermutete ich wegen der Erwärmung der Sklavenhaube auf der rechten Seite, dass wir westwärts und vielleicht nach Norden fliegen könnten. Meine Handgelenke waren wund. Am Anfang hatte ich in meiner Angst zu sehr gegen die Manschetten gekämpft. Auch meine Knöchel fühlen sich an, als wären sie tief eingeschnitten und abgeschürft. In meinem Schrecken hatte ich offenbar zu sehr gegen die engen Schlaufen, die groben, engen, borstigen Bänder angekämpft, die sie fesselten. Meine Kämpfe waren natürlich vergeblich gewesen.

Goreanische Sklavenmädchen wurden von Männern gefesselt, die wussten, was sie taten, so dass sie nicht damit rechnen konnten, zu entkommen oder sich befreien zu können. Meine Kämpfe, das merkte ich jetzt, waren töricht gewesen, aber zu dieser Zeit wusste ich es noch nicht besser. Sie waren reflexartige Kämpfe eines gefesselten Mädchens gewesen, das sich völlig hilflos in einer furchteinflößenden Realität wieder findet. Ich hoffte, dass ich mir keine Narben beigebracht oder mich geschnitten hatte, damit nichts davon zu sehen war und ich nicht etwa dafür geschlagen würde. Auch wollte ich mich nicht durch solche Narben oder Male verunstalten. Ich nehme an, dass mich schon die Eitelkeit eines Sklavenmädchens gepackt hatte.

Die Dinge beruhigten sich dann. Es schien, als ob die Seile, an denen das Objekt aufgehängt war, halten würden, dass die Plattform, an die ich gefesselt war, nicht plötzlich verschwand. Wegen der Kälte war ich dankbar, dass wir Decken bekommen hatten.

Dann, als meine Gelassenheit wuchs, wurde ich neugierig und wollte Mehr über meine Umgebung wissen. Ich wusste nicht, worin ich mich befand. ich wusste nicht, wie hoch wir flogen. Ich fragte mich, wie die Landschaft unter uns wohl aussah. Gab es Felder dort unten? Flüsse? Wälder? Huschte unser Schatten während des Überflugs fliehend und sich schlängelnd über das Terrain unter uns? Was war das für ein Biest oder Vogel, der diesen Waggon so schnell über den Himmel zog? Ich wünschte, ich könnte etwas sehen. Das war aber jetzt nicht möglich. Diese Freiheit war mir von meinem Herrn versagt worden.

»Das war doch nichts.« sagte er.

Ich senkte meinen Kopf vor ihm, meinem Herrn. Es war natürlich nicht »nichts« gewesen. In dieser Höhe, im Wind und in der Kälte hätten wir halb erfrieren können, hätte es nicht diese behaglichen Decken gegeben.

Ich war übrigens nicht vom Knebel und der Sklavenhaube befreit worden, bevor ich nicht in der Taverne im Sklavenempfangsraum angekommen war. Meine Handfesseln wurden nicht gelöst, bevor ich nicht die Treppe hinunter in den Keller gebracht worden war und vor der Tür der Sklavenhundehütte stand. Ich musste dann auf Hände und Knie gehen und wurde in die Hundehütte gestoßen, die hinter mir verschlossen wurde.

Als der Mann gegangen war, drehte ich mich in der Hütte und sah durch die Gitterstäbe nach draußen. In der Hütte konnte ich knien, aber nicht stehen. Ich hielt die Gitterstäbe und sah hinaus.

Es war ein dämmriger Keller. Rechts und links von mir waren noch mehr Hundehütten, obwohl ich sie nicht gut erkennen konnte. Dort konnten vielleicht noch mehr Mädchen gehalten werden. Soweit ich das sagen kann, waren sie aber leer.

In der Hütte war Stroh, eine kleine Decke, eine Wasserpfanne und ein Eimer für Abfälle.

Am nächsten Morgen wurde ich gefüttert, Kraftfutter und Haferbrei in einem Napf, der durch die Tür geschoben wurde. Später, nachdem ich mich erleichtert hatte, erhielt ich meinen ersten Tanzunterricht.

»Herr.« flüsterte ich.

»Ja?« sagte er.

»Darf ich sprechen?« fragte ich.

»Ja.« erlaubte er.

»Ich habe gehört, dass du mit dem Preis, für den du mich gekauft hast, zufrieden bist.« flüsterte ich.

»Ja.« bestätigte er.

»Das scheint für dich ein guter Kauf gewesen zu sein.« sagte ich weiter.

Es kam mir seltsam vor, dass ich, die frühere Doreen Williamson, die scheue, schüchterne Bibliothekarin von der Erde, jetzt neugierig auf so etwas wie meinen Preis sein sollte. Als freie Frau war ich unbezahlbar gewesen und in diesem Sinn ohne Wert, wertlos. Andererseits hatte ich als Sklavin einen Wert, der davon abhing, was Männer bereit waren, für mich zu bezahlen.

»Das war er.« bestätigte er.

»Was hast du für mich bezahlt.« fragte ich weiter.

»Du erinnerst dich bestimmt daran.« antwortete er.

»Es war Zwei-fünfzig«, sagte ich, »aber ich weiß nicht richtig, was das bedeutet.«

»Zwei Silber-Tarsks«, erklärte er, »und fünfzig Kupfer-Tarsks, keine kleinen Tarsks, sondern Tarsks, ganze Tarsks.«

Ich sah zu ihm hoch.

»Ach«, sagte er, »du eitler kleiner Tarsk, du willst wissen, ob das viel Geld ist, nicht? Du willst wissen, wieviel du wirklich auf dem Block gebracht hast, als nackte Sklavin. Du willst schätzen, was für einen Wert du hast. Du bist neugierig, wieviel du auf einem freien Markt bringen würdest.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Neugier steht einer Kajira nicht zu.« sagte er.

»Vergib mir, Herr.« entschuldigte ich mich und senkte schnell meinen Kopf.

»Zuerst«, erklärte er dann doch, »musst du wissen, dass Frauen billig sind. Das hat mit den Kriegen zu tun. Wegen des Chaos und der Hungersnot in einigen Teilen des Landes mussten sich viele Frauen selbst in die Sklaverei verkaufen. Außerdem sind in den letzten Monaten tausende Frauen allein aus Torcadino wegen des einen oder anderen Coups auf den Markt gekommen. Es wimmelt überall von Söldnern und Plünderern. Sklavenhändler werden immer dreister, sogar in den großen Städten. In solchen Städten wie Ar drängen sich die Flüchtlinge und immer mehr strömen hinein, Flüchtlinge, die oft schön und wehrlos sind und leicht gefangen werden können. Das alles hat zur Krise des Marktes beigetragen.«

»Ich verstehe, Herr.«

»Aber du bist immer noch neugierig auf deinen Wert.« vermutete er.

»Ja, Herr.« antwortete ich hochsehend.

»Sogar unter normalen Verhältnissen«, sagte er, »wäre ein Silber-Tarsk ein sehr hoher Preis für ein halbausgebildetes Mädchen.«

»Ach.« sagte ich leise, mehr zu mir.

Ich war sehr erfreut. Ich, halbausgebildet und eine Barbarin, war für mehr als das Doppelte dieses Preises weggegangen! Ich war wertvoll!

»Lass es mich anders sagen«, fuhr er fort, »so dass es für dich noch verständlicher wird.«

»Ja, Herr?«

»Das war der höchste Preis, der an diesem Abend für eine Frau gezahlt wurde.«

»Mehr als für Gloria oder Clarissa?«

»Wer ist das?«

»Die zwei Mädchen, die vor mir, direkt vor mir verkauft wurden.«

»Schlampen von der Erde, wie du.« bemerkte er.

»Ja, Herr.«

»Jede ging für einen Silber-Tarsk und zehn weg.« sagte er. »Beide waren prächtig. Ich war versucht, selbst für sie zu bieten.«

Ich war fassungslos, dass ich für mehr als Gloria und Clarissa verkauft worden war. Ich hatte beide für viel besser als mich gehalten.

»Du bist natürlich eine Jungfrau.« sagte er.

»Oh.«

»Das ist für mich von Wert«, fuhr er fort, »weil ich Besitzer einer Taverne bin. Nachdem du den Jungfrauentanz aufgeführt hast, werde ich deine Jungfräulichkeit verlosen.«

»Ja, Herr.«

Ich verstand nicht wirklich, was er gesagt hatte. Natürlich hatte ich begriffen, schon kurz nach Beginn meiner Ausbildung, dass mein Wert nicht einfach darin bestand, was ich war, ich selbst, oder auch darin, was für eine Frau ich war, dass ich zum Beispiel eine Barbarin war, sondern im relativen Überfluss oder Mangel solcher Ware im Markt. Ähnliches galt anscheinend für solche Dinge wie Haarfarbe oder Körpertyp. Wenn das so war, dann war es nur natürlich, dass meine Jungfräulichkeit oder ihr Fehlen genauso, wenigstens in einigen Fällen, meinen Preis beeinflusste.

Mein Herr, bemerkte ich, schien nicht persönlich an meiner Jungfräulichkeit interessiert zu sein, sondern nur an ihrem möglichen geschäftlichen Wert für ihn.

»Aber auch wenn das nicht wäre«, sagte er, »hättest du möglicherweise mehr als deine reizenden irdischen Kolleginnen gebracht.«

Ich sah ihn an.

»Die meisten goreanischen Männer«, fuhr er fort, »würden dich, ausgestellt auf dem Block, wenn sie nichts weiter über dich wüssten, als ausgezeichnetes Sklavenfleisch betrachten.«

Ich schauderte.

»Ich denke«, sprach er weiter, »dass du an diesem Abend auf diesem Markt mehr als deine Freundinnen gebracht hättest, auch wenn du keine Jungfrau wärst. Ich würde meinen, du hättest dann so etwa ein Tarsk achtzig oder ein Tarsk siebzig gebracht.«

»Aber es gab ein Gebot von zwei für mich«, wandte ich ein, »vor deinem Gebot.«

»Das war sehr hoch«, sagte er, »vielleicht ein Gebot von jemandem, der neu auf den Märkten ist, vielleicht von jemandem, der noch nicht viele verkaufte Frauen gesehen hat, der nicht weiß, wie schön jede Frau ist, wenn sie gnadenlos durch die Sklavenposen gezwungen wird.«

Ich errötete, nackt vor ihm, in seinem Kragen.

»Du hast zwei und fünfzig geboten.« flüsterte ich.

»Das tat ich, weil ich in dich hineinsah, was andere dort nicht taten.« sagte er. »Ich sah die Tänzerin in dir, eine, die ich in der Taverne verwenden kann. Ich sah auch die hilflose Vergnügungssklavin in dir, die zur Gefangenen ihrer eigenen Leidenschaften gemacht und in den Armen ihres Herrn ein gehorsames, eifriges und dankbares Tier werden könnte.«

Ich wurde purpurrot.

»Ich meine«, fuhr er fort, »dass du mit der Zeit ein Fünf-Tarsk-Mädchen werden wirst, vielleicht sogar ein Zehn-Tarsk-Mädchen.«

Ich sah erschrocken zu ihm hoch.

»Du willst deine Brüste mit deinen Händen bedecken, nicht?« fragte er. »Du willst deine Knie fest zusammenpressen.«

»Ja, Herr.« bettelte ich.

»Du bleibst genauso knien, wie du jetzt bist, Vergnügungssklavin.« befahl er.

»Ja, Herr.« sagte ich unterwürfig.

»Und deshalb«, sprach er weiter, »auch wenn der Preis, den ich für dich bezahlt habe, hoch erscheint, war es doch von meinem Standpunkt aus, aufgrund dessen, was du bist und was du werden wirst, ein günstiger Kauf.

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Hat es dich gefreut«, fragte er, »abgesehen von der Frage des Preises oder meiner Gründe, ihn zu bezahlen, zu erfahren, dass du wertvoll bist, dass du auf dem freien Markt gut einen Preis von zwei Silber-Tarsks bringen kannst?«

Ich wusste nicht genau, was ich auf diese Fragen antworten sollte. Es schien, dass ich wirklich, wie ich bisher nur vermutet hatte, für goreanische Männer echt interessant war, oder jedenfalls für viele von ihnen. Sollte ich mich darüber freuen oder war das eine Gefahr? Goreanische Männer wissen im Allgemeinen, wie man mit Frauen umgeht. Sie wissen, was man mit ihnen macht. Und ich glaubte nicht, dass ich in den Armen anderer Männer als sie sein wollte.

»Dir ist eine Frage gestellt worden.« erinnerte mich mein Herr.

»Verzeih mir, Herr.« flüsterte ich. Ich sah schüchtern zu ihm auf. »Ja«, flüsterte ich, »ich bin erfreut. Ich bin überaus erfreut.«

»Eitler Tarsk.« sagte er zu mir.

»Ja, Herr.« lächelte ich.

Ich war erfreut zu erfahren, dass ich einen guten Preis gebracht hatte, selbst wenn er es einen günstigen Kauf genannt hatte. Ich war auch erfreut zu erfahren, dass ich, auch wenn er nicht dort gewesen wäre, zwei Silber-Tarsks gebracht hätte. Ein Mann hatte soviel geboten! Was außerdem vielleicht am Wichtigsten war, kein Mädchen war an diesem Abend für so viel verkauft worden wie ich! Ich hatte in dieser Nacht den höchsten Preis auf dem ganzen Markt gebracht! Das erstaunte und erfreute mich.

Sicher, es war kein freier Markt und wir waren wahrscheinlich alle nur halbausgebildete Mädchen, oder noch weniger gewesen. Die Mädchen, die an diesem Abend verkauft wurden, galten sicher als wenig mehr als »Sklavenfleisch«, aber ich hatte schließlich den höchsten Preis gebracht!

Ich wünschte, dass Teibar erfahren könnte, dass sein Fang aus der Bibliothek auf der Erde den höchsten Preis erzielt hatte, und das auch noch bei ihrem ersten Verkauf! Aber ich nahm an, dass er, das Monster, die Bestie, sich lediglich zu seinem Gespür beim Auswählen seiner Opfer beglückwünscht und sich alles als sein Verdienst angerechnet hätte!

Die Käufer hatten natürlich sehr wenig über mich gewusst. Sie hatten mich so gesehen, wie mich, glaube ich, die meisten goreanischen Männer gesehen hätten, bevor sie mehr über mich erfahren hätten: nur als ein hübsches Mädchen in Fesseln, nicht mehr als »Sklavenfleisch«. Ich aber war stolz darauf, als attraktive Sklavin betrachtet zu werden oder, wenn man so will, als vielversprechendes Sklavenfleisch. Wie seltsam kam es mir doch vor, dass ich, die frühere Doreen Williamson, eine scheue Bibliothekarin, freudig erregt davon war, dass ich einen einfachen, eigenständigen Wert als Frau hatte, und sei es auch nur als Sklavenfleisch!

Dann bemerkte ich, wie oberflächlich meine Ansicht doch war, sogar für ein so einfaches Geschäft wie ein Mädchen von einem Block herunter zu verkaufen. Gloria war größer als ich und deshalb wäre zu erwarten gewesen, wenn wir wirklich bloß als »Sklavenfleisch« galten, dass sie mehr als ich gebracht hätte. Aber sie hatte nicht mehr gebracht. Die Männer hatten uns eingeschätzt und aus dem einen oder anderen Grund, mag er sachgemäß und weise erscheinen oder nicht, hatten sie zu diesem Zeitpunkt mehr für mich geboten.

Die Männer nennen uns »Sklavenfleisch« und ähnlich und vielleicht amüsiert sie das und hilft, uns an unserem Platz zu ihren Füßen zu verweisen, aber nur eine vollkommen verdummte Frau glaubt ihnen das. Sie wollen die ganze Sklavin, um sie zu besitzen. Sogar das goreanische Gesetz stellt klar, dass die Sklavin als Ganzes Besitz ist und nicht nur ein Teil von ihr. Selbstverständlich spielen goreanische Männer nicht das Spiel einiger Narren auf der Erde, die vorgeben, die Körper der Frauen würden sie nicht interessieren, sondern nur ihr Geist oder was immer die derzeit gültigen kulturellen Werte empfehlen. Sie genießen unsere Körper und sehen darauf, dass sie von uns auch etwas haben, beuten uns aus, wenn man so will, quetschen noch die letzte Unze an Vergnügen aus unseren Körpern. Aber sogar in diesem gnadenlosen Beutemachen, das so wenig Rücksicht auf uns nimmt, ist es die ganze Frau mit allem, was sie hat, die sie quälen, peinigen und genießen und mit der sie Gewinn erzielen.

»Aber in diesem Haus herrscht eine strenge Disziplin.« sagte er und hob die Peitsche.

»Ja, Herr.« antwortete ich schnell.

Ich begriff, hier in diesem Haus, war ich nur eine Sklavin, obwohl ich in einem kommerziellen Sinn wertvoll war.

»Kriech die Stufen hinunter, mit dem Gesicht zu mir«, befahl er, »und dann knie am Fuß des Podiums nieder.«

Ich gehorchte. Ich kam mir jetzt vor ihm sehr klein vor, kniend, eine Sklavin, er, mein Herr, so hoch über mir in dem großen Sessel. Aus einem kleinen, börsenähnlichen Sack, der an seinem Gürtel befestigt war, zog er ein kleines Ding aus Stoff. Er zerknüllte es leicht in seiner Hand, es war sehr zusammenzudrücken. Ich wusste nicht, was es war. Er warf es mir zu. Es traf meinen Körper und fiel vor ihm auf den Teppich. Ich sah es an, dann sah ich zu ihm auf.

»Leg es an.« befahl er.

Schnell griff ich danach, hob das Ding auf, es war zusammengefaltet. Ich öffnete es und schüttelte es auf. Es war eine kurze Sklaventunika, an den Hüften hochgeschlitzt, mit schmalen Schulterträgern, wenig mehr als Schnüre. Ich sah dankbar zu ihm auf. Es war das erste eigene Kleidungsstück, das ich auf dieser Welt bekam. Sicher, ich hatte manchmal Decken oder Planen bekommen, um mich warm zu halten und als ich ausgebildet wurde, war ich in verschiedene Kostüme gesteckt worden, hauptsächlich, nehme ich an, damit meine Herren sahen, wie ich darin, im gewöhnlichen und turianischen Sklavenrock oder dem skandalösen Gewand der Tuchuk-Sklavenmädchen, aussah. Außerdem war mir beigebracht worden, wie man einfache, typische Sklavenkleidung wie verschiedene Tuniken oder Ta-Teeras trägt. Ich hatte das Binden von Sklavengürteln gelernt, um dadurch meine Figur zu betonen. Und natürlich war Teil meiner Ausbildung nicht nur gewesen, wie man diese Kleidungsstücke trägt und sich darin bewegt, sondern auch wie man sie aufreizend und anmutig auszieht. Sogar aus den Decken und Planen, die uns zum Wärmen gegeben worden waren, mussten wir auf eine Weise herausschlüpfen, die ein Mann als äußerst sinnliches Entkleiden empfunden hätte.

Plötzlich fiel mir ein, dass mir befohlen worden war, die Tunika anzuziehen. Ich zog sie über meinen Kopf und steckte meine Arme durch die Träger. Dann zog ich sie an mir herunter.

»Stell dich hin.« befahl er.

Glücklich stand ich da und versuchte hastig und unauffällig, den Stoff über meine Schenkel zu ziehen. Dann bemerkte ich errötend, dass ich dadurch meine Figur noch mehr betonte.

»Dreh dich herum«, befahl er, »lauf ein Stück. Dann komm zurück und stelle dich vor mich.«

Glücklich lief ich in meiner Kleidung herum.

»Weißt du nicht, wie du zu gehen hast?« herrschte er mich an.

»Verzeih mir, Herr.« sagte ich zerknirscht.

Dann ging ich wie eine Sklavin, stolz, die Schultern gerade, anmutig und schön als Frau, die Männern gehört. Als Erdenfrau hätte ich niemals gewagt, so zu gehen. Solche Bewegungen sind wahrscheinlich, wie die physische Distanz zwischen den Individuen, Bestandteil der Kultur. Es schien mir, als wären in der goreanischen Kultur generell die Leute einander näher, als ich es von der Erde gewöhnt war. Aus diesem Grund war es für Männer hier zum Beispiel ganz natürlich, einer nur spärlich bekleideten Sklavin so nahe zu sein, als der durchschnittliche Mann auf der Erde aus, sagen wir einmal, Nordeuropa es wahrscheinlich einer Frau aus seiner Gegend jemals wäre.

Auf Gor ist es normal, wenn ein Mann aufsteht und die Sklavin an sich, in seine Arme, zieht. Natürlich kniet eine Sklavin oft in Gegenwart freier Männer. Sie ist üblicherweise in kniender Position einige Fuß entfernt von dem Mann. Diese Position selbst ist schon Ausdruck ihrer Knechtschaft und Unterwerfung. Die Distanz dient hauptsächlich drei Zwecken. Sie symbolisiert im Abstand wie in der unterschiedlichen Höhe die soziale Unterlegenheit der Sklavin gegenüber ihrem Herrn. Sie zwingt die Sklavin in eine Pose, wo zum Vergnügen des Herrn alles von ihr zu sehen ist.

Ein Abstand zwischen Sklavin und freiem Mann dient aber auch dazu, dass der Mann seiner Raubgier weniger einfach und reflexhaft nachgibt, sondern sich dazu erst entscheiden muss. Das wird besonders dann als wichtig erachtet, wenn die Sklavin sich in Gegenwart eines Mannes befindet, der nicht ihr Herr ist. Interessanterweise kann die kniende Position dann ein gewisses Maß an Sicherheit bringen, wenn auch nur ein kleines, das die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer solchen Kultur der großen zwischenmenschlichen Nähe Opfer einer unbefugten Vergewaltigung wird, reduziert. Dieses selbe kleine Maß an Sicherheit bringt sie natürlich in eine viel größere Gefahr seitens ihres Herrn, weil er, wenn sie so reizvoll vor ihm kniet, sich um so genauer überlegen kann, wie er sich ihrer an besten bedienen könnte. Wie soll er sie benutzen? Was soll er mit ihr tun? Sicher, manchmal nimmt er sie aus einer fast reflexartigen Laune heraus einfach, wenn er sie will. Sie gehört schließlich ihm.

Natürlich ist der Hauptgrund dafür, warum eine Sklavin kniet, abseits von solchen subtilen und komplexen Überlegungen einfach der, dass sie eine Sklavin ist und dass diese Position dementsprechend für sie angemessen ist.

Ich liebte das winzige Kleidungsstück! Es war das erste, das ich hatte, seit ich nach Gor gekommen war. In ihm war viel von mir immer noch entblößt, meine Beine, meine Hüften bis zur Taille, meine Schultern und so weiter und es ließ wenig Zweifel an meiner Figur, aber ich liebte es. Ich war nicht länger vollständig und absolut nackt, abgesehen von einem Metallkragen. Ich ordnete den Träger auf meiner rechten Schulter.

Goreanische Männer finden übrigens die schmalen, weichen, runden Schultern einer Frau, wie den Rest auch, sehr provokativ. Sie schienen in einem viel größeren Maß als viele Männer auf der Erde die ganze Frau zu genießen und auf sie anzusprechen. Sie finden wahrscheinlich sogar solch kleine Details an einer Frau wie ihre zarten Ohrläppchen aufregend. Das erklärt vielleicht zum Teil die Bedeutung von Ohrlöchern für Goreaner, die viele auf der Erde einfach als gegeben hinnehmen. Für Goreaner ist das Durchstechen des Frauenohrs mit seiner Analogie zur Penetration und die Befestigung von Ohrringen darin, die von einem Herrn ausgewählt wurden, um die Frau zu seinem Vergnügen zu schmücken, als Akt der Machtausübung und Besitzergreifung kaum weniger bedeutsam als die Frau zu brandmarken und in einen Kragen zu stecken.

Freie Frauen zeigen übrigens selten, wenn überhaupt jemals, ihre Schultern. So etwas zu tun ist fast, als wenn sie sich für den Kragen anbieten würden. »Wenn du wie eine Sklavin ausgezogen sein willst, bist du eine Sklavin« wird gesagt. Dementsprechend tragen freie Frauen auf Gor selten, wenn überhaupt, Ohrringe, weder normale noch andere wie Clips. Ohrringe werden als zu Sklavinnen, gewöhnlich zu den niedrigsten Sklavinnen passend angesehen.

Interessanterweise werden Nasenringe nicht in diesem Licht gesehen. Soweit ich verstanden habe, werden sie sogar von einigen freien Frauen getragen, im tiefen Süden von den Frauen der Wagenvölker und ganz allgemein von weiblichen Sklaven solcher Völker.

Kurz, goreanische Männer scheinen die ganze Frau aufregend zu finden. Natürlich führen zum Beispiel die Schultern zu den köstlichen Rundungen der Brüste, die auch Eigentum des Herrn sind, und weiter über Bauch, Taille und den Schenkeln zur hilflosen, zarten, intimsten Stelle der Sklavin. Die Ohrläppchen führen auch zur Kehle und von dort über den Kragen zu den Schultern und so weiter. Genauso führt der Fuß zum Knöchel und der zur üppig gerundeten Wade und diese wieder in ihrer lieblichen Weichheit zur ungeschützten, heißen, offenen, hilflosen, köstlichen intimsten Stelle des Mädchens. Für einen goreanischen Mann ist es nicht ungewöhnlich, in seiner Lust an Frauen ihren ganzen Körper mit Küssen und Liebkosungen zu bedecken und sich dabei in Richtung auf ihre Hilflosigkeit zu bewegen.

Man kann sich vorstellen, dass du gegen diese Aufmerksamkeiten wenig machen kannst, wenn du zu seinem Vergnügen angekettet bist. Manchmal schreist du, damit er schneller macht, bettelst mit deiner ganzen weiblichen Hilflosigkeit, es zu tun, aber er wird natürlich tun, was ihm gefällt, weil du ihm gehörst und er bestimmt, wie du benutzt wirst, weil er ein freier Mann ist, der Herr.


Ich ging zurück zum Fuß des Podiums, stand dort vor Hendow von der Taverne des Hendow auf der Hafenstraße in Brundisium.

»Du bist sehr schön.« sagte er.

»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich.

Ich war freudig erregt, weil es ihm gefallen hatte, mir Kleidung zu geben. Außerdem hatte er gesagt, dass ich schön war. Ich fragte mich, ob er mich mochte. Ich fragte mich, ob ich das vielleicht nutzen und ihn möglicherweise irgendwie beeinflussen könnte. Aber dann entschied ich mich, das besser nicht zu versuchen. Er war kein Mann von der Erde. Er war ein goreanischer Mann.

»Ja«, wiederholte er, »du bist sehr schön.«

Ich fühlte mich wunderbar. Ich dachte nicht, dass er mir jetzt wehtun würde. Ich wusste nicht, ob vielleicht doch. Die Kleidung, die ich trug, war übrigens bescheidener als das Gewand aus roter Seide, das ich mir selbst auf der Erde gemacht hatte und das Teibar mir in der Bibliothek in den Mund gestopft hatte, um mir zu zeigen, dass ich nicht reden durfte. Er hatte es erst auf dem Bibliothekstisch herausgenommen, als ich vor ihm auf dem Rücken lag, bevor er die kegelförmige gummierte Maske über mein Gesicht gezogen und die Chemikalien eingefüllt hatte, die mich das Bewusstsein verlieren ließen, das ich erst auf Gor wieder erlangte, als ich von den Schlägen seiner Peitsche geweckt wurde.

»Magst du deine Kleidung?« fragte er.

»Ja, Herr!« antwortete ich begeistert. »Ja, Herr!«

»Zieh sie aus.« befahl er unvermittelt.

»Ja, Herr.« sagte ich gehorsam mit Tränen in den Augen.

Dann stand ich wieder vollständig und absolut nackt vor ihm, abgesehen von einem Metallkragen. Ich hielt das winzige Kleidungsstück fest in meiner Hand. Er konnte mir solch ein Kleidungsstück geben. Er konnte es wegnehmen. Ich musste es auf seinen Befehl anziehen. Ich musste es auf seinen Befehl ausziehen. Ich gehörte ihm.

Hendow von der Taverne des Hendow an der Hafenstraße in Brundisium erhob sich aus seinem großen Sessel. Er stand auf dem Podium und ragte über mir auf. In seiner Hand hielt er die Peitsche. Ich sah das Disziplinierungsinstrument verängstigt an.

Er stieg vom Podest herab und stand nah vor mir. Ich sah geradeaus und hielt das winzige Kleidungsstück fest. Er war riesig neben mir. Ich fühlte mich winzig. Er hielt den Peitschenstil unter mein Kinn und drückte es etwas hinauf. Ich behielt es oben. Seine Nähe und seine brutale Männlichkeit machten mich schrecklich unruhig.

»Wie ist dein Name?« fragte er.

»Wie es meinem Herrn gefällt.« antwortete ich schnell.

Ich hatte in diesem Haus noch keinen Namen bekommen. Die Namen »Schlampe« oder »Sklavin« genügten, um mich zu rufen. Ich zitterte. Jetzt könnte ich einen Namen erhalten, der mich als das bezeichnen würde, was ich war, ein Tier.

»Komm her«, befahl er, »und leg dich auf den Rücken, auf diese Stufe.«

Er zeigte auf die zweite Stufe unterhalb des Podiums. Ich gehorchte.

»Stelle den linken Fuß auf die oberste«, sagte er, »und den rechten auf die dritte Stufe.«

Ich tat es. Meine Beine waren dadurch geöffnet.

»Jetzt«, sagte er, »nimm die Arme zurück, über den Kopf.«

»Ja, Herr.«

»Das zeigt deine Achselhöhlen.« bemerkte er.

»Ja, Herr.« sagte ich erstaunt.

Er sah auf mich herunter.

»Wie wurdest du im Haus deiner Ausbildung gerufen?« fragte er.

»Doreen.« antwortete ich.

»Sehr gut.« sagte er. »Du bist Doreen.«

»Ich danke dir, Herr.« sagte ich und hatte damit meinen Namen erhalten.

Es war mein Name auf der Erde gewesen, jetzt trug ich ihn natürlich als Sklavenname.

»Doreen.« sagte er.

»Ja, Herr.« antwortete ich, auf meinen Namen reagierend.

»Du wirst jetzt hier so liegen bleiben«, befahl er, »bis du die Erlaubnis erhältst, deine Position zu ändern. Du bleibst so liegen, ohne dich zu bewegen. Wenn du das nicht tust, wird es äußerst schmerzhaft für dich werden. Mache keine plötzliche Bewegung.«

»Ja, Herr.« sagte ich erstaunt.

Er ging zu einer Seite des Raums, wo drei oder vier Schnüre herabhingen. Ich hob meinen Kopf ein wenig, um ihn zu beobachten. Er griff nach einer der Schnüre. Ich sah, wie sich in der Wand eine Platte bewegte. Sie bildete eine niedrige Öffnung, nur etwa ein Yard hoch. Dahinter war es dunkel, aber ich sah so etwas wie einen dunklen Tunnel, der sich dort zu befinden schien.

Er kam zurück und kauerte sich neben mich auf die dritte Stufe. Er legte seine Peitsche neben mich und legte seine Hand sanft auf meinen Kragen.

»Herr?« fragte ich.

»Sei still.« befahl er.

Ich lag still da. Dann fühlte ich, wie sich die meine Nackenhaare sträuben.

»Herr!« sagte ich drängend.

»Lieg still.« sagte er.

Ich konnte jetzt von unten aus dem Tunnel hören, dass sich etwas näherte. Es kam rasch näher. Ich hörte ein Schnüffeln. Ich hörte ein Schnaufen. Ich konnte Klauen auf dem Tunnelboden hören.

»Lieg still.« warnte mein Herr und hielt mich fest, seine Hand packte meinen Kragen.

Dann platzte etwas in den Raum hinein. Halb erstickt, wurde mein Kopf am Kragen heruntergezwungen.

»Wenn du willst kannst du die Augen zuhalten.« erlaubte er.

Was immer es auch war, es hatte wahrscheinlich mitten im Zimmer gestoppt.

»Es dauert einen Moment, bevor sich seine Augen an das Licht gewöhnt haben«, erklärte er, »aber es ist gleich soweit.«

Der Raum war nicht sehr stark erhellt.

»Ich denke, du wirst Borko mögen.« sagte er.

»Was ist das?« flüsterte ich.

Mein Kopf wurde nach unten auf die zweite Stufe gedrückt.

»Lass deine Beine auseinander.« befahl er. »Es ist ein grauer Sleen. Ich habe ihn, seit er ein Welpe war. Ah, ich grüße dich, Borko! Wie geht’s, Alter?«

Ich hätte am liebsten geschrieen und mich aufgebäumt, aber ich wurde hilflos, halb stranguliert, kaum in der Lage, ein Geräusch zu machen, auf die Stufe zurückgedrückt. So also können unsere Herren uns mit unseren Kragen kontrollieren.

Zu meinem Schrecken drängte sich dann eine unglaubliche Bestie mit ihrem Maul und dem Kopf, der so groß war, dass ich ihn mit meinen Armen kaum umfassen könnte, in die Hände und Arme meines Herrn. Sie hatte einen äußerst aktiven, sich windenden Körper, so dick wie eine Trommel und vielleicht vierzehn oder fünfzehn Fuß lang. Sie könnte gut tausend Pfund wiegen. Ihr breiter Kopf war dreieckig, fast vipernartig, aber sie war pelzig.

Das Ding war offenbar ein Säugetier. Seine Augen hatten schlitzartige Pupillen, wie die einer Katze im Sonnenlicht. Genauso schnell wie bei einer Katze schien auch seine Anpassung an das Licht funktioniert zu haben. Über seinem Maul waren graue Haare, grauer als das Silbergrau seines Fells. Es hatte sechs Beine.

»Guter Junge!« sagte mein Herr und streichelte rau den großen, grimmigen Kopf.

»Wir haben schon vieles zusammen durchgemacht, Borko und ich«, erzählte mein Herr, »er hat mir sogar schon zweimal das Leben gerettet. Einmal, als ich unerwartet von jemandem getroffen wurde, von dem ich törichterweise angenommen hatte, er sei ein Freund, daher stammt die Narbe.« sagte er und zeigte gutgelaunt auf das schreckliche, gezackte Gewebe auf der linken Seite seines Gesichts. »Ich befahl Borko, ihn zu jagen. Der Kerl entkam nicht. Borko brachte einen Teil von ihm zurück zu mir, in seinen Kiefern.«

Ich sah mit Schrecken, wie mein Herr über meinen Körper hinweg diesen großen Kopf streichelte und hin- und herschob. Eindeutig liebte er diese schreckliche Bestie unmäßig, und sie ihn vielleicht auch. Ich sah seine Augen. Es lag Zuneigung in ihnen. Ich war sicher, dass er sich mehr um das Tier als um seine Mädchen kümmerte. Vielleicht war es außer ihm selbst das einige Ding, dem er vertraute, von dem er wusste, dass er sich völlig darauf verlassen konnte, die einzige aller Kreaturen, die er kannte, die ihre Liebe und Loyalität zu ihm bewiesen hatte. Wenn das so wäre, war es nicht unmöglich, dass er dem Tier die Zuneigung oder Liebe schenkte, die er, der sich von den Männern vielleicht verraten fühlte, anderen Männern und Sklavinnen vorenthielt.

»Weißt du, was ihr, du und Borko gemeinsam habt?« fragte er mich.

»Wir sind beides Tiere, Herr.« antwortete ich.

»Ja«, stimmte er zu, »und weißt du, wer wertvoller ist?«

»Nein, Herr.« sagte ich vorsichtig.

»Borko«, sagte er, »ist ein erfahrener Jagd-Sleen. Sogar von Fremden würde er hundertmal mehr als du auf dem Markt bringen.«

Ich blieb still. Ich ängstigte mich vor diesen riesigen Kiefern, den zwei Reihen von Reißzähnen, der langen, dunklen Zunge über mir.

»Aber ich würde ihn um nichts auf der Welt verkaufen.« fuhr er fort. »Er ist mir mehr wert als zehntausend wie du.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Borko!« sagte er streng. »Borko.«

Die Bestie zog ihren Kopf zurück und beobachtete ihn.

»Lerne Sklavin«, sagte er betont, »lerne Sklavin.«

Ich begann zu wimmern.

»Halt still.« befahl mein Herr.

Die Bestie begann, ihre Nase und das Maul über mich hinweg zu führen, drückte sie da- und dorthin. Ich begann zu verstehen, warum ich so offen auf der Stufen liegen musste.

»Der Sleen«, sagte er, »und besonders der graue Sleen ist Gors bester Fährtensucher. Er ist ein erbarmungsloser, zäher Fährtensucher. Es kann einer Spur über tausend Pasang folgen, die Wochen alt ist.«

Ich wimmerte und die Bestie stieß ihre Schnauze schnüffelnd zwischen meine Beine.

»Bitte, Herr.« wimmerte ich.

Ich fühlte, wie das Tier über meine Taille und meine Brüste strich. Es lernte mich.

»Weißt du, was Sleen jagen?« fragte er.

»Nein, Herr.« wimmerte ich.

»In der Wildnis jagen sie gewöhnlich Tabuks und wilde Tarsks«, erklärte er, »aber es ist eine intelligente Bestie und kann darauf abgerichtet werden, alles zu jagen.«

»Ja, Herr.« wimmerte ich.

Er bog meinen rechten Arm weiter zurück, um die Achselhöhle noch mehr zu entblößen.

»Weißt du, worauf Borko abgerichtet ist zu jagen?« fragte er weiter.

»Nein, Herr.«

Ich fühlte die Schnauze der Bestie gegen meine Kehle und unter mein Kinn, zu Seite und dann seitlich an meinem Hals entlang streichen. Mein Herr hob meinen linken Arm höher und bot meine Achselhöhle der Bestie dar.

»Er ist darauf abgerichtet, Männer und Sklavinnen zu jagen.« sagte er.

»Nein.« schluchzte ich.

Ich wand wich, aber mein Herr hielt mich am Kragen und meinem linken Arm fest unten. Die Bestie stieß ihre Schnauze gegen mich, dort in der Achselhöhle, und schnüffelte dann an der Innenseite meines linken Arms und an meiner linken Körperseite hinunter. Ich wimmerte vor Schrecken.

»Du musst versuchen, keine Angst zu haben«, sagte er, »das könnte Borko erregen.«

»Ja, Herr.« wimmerte ich.

Dann zog die Bestie ihren Kopf zurück.

»Doreen«, sagte mein Herr langsam und deutlich zu der Bestie, »Doreen. Doreen.«

Die Bestie schnüffelte mich wieder an.

»Doreen.« wiederholte mein Herr, das Tier angrinsend. »Doreen.«

Ich schauderte. Die Bestie zog ihren Kopf dann wieder zurück.

»Zurück, Borko.« befahl mein Herr und die Bestie kroch, ihre Augen auf mich gerichtet, zurück.

Ich schauderte. Ich wagte keine Bewegung.

»Borko ist abgerichtet, viele Befehle zu verstehen.« erklärte er.

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Er kennt dich jetzt.«

»Ja, Herr.«

»Wem gehörst du?«

»Ich gehöre dir, Herr.« antwortete ich schnell.

»Versuche nicht zu fliehen.«

»Nein, Herr«, antwortete ich noch schneller, »ich werde nicht versuchen zu fliehen.«

»Borko, lauf zurück in deinen Stall«, befahl er dann, »lauf, jetzt!«

Die Bestie wich einige Fuß zurück und drehte sich dann um. Einen Moment später war sie durch das niedrige Tor verschwunden. Mein Herr ging zur Schnur, die das Tor betätigte und schloss es. Mich schauderte es auf der Treppe. Ich bewegte mich nicht. Ich fürchtete mich fast davor. Außerdem hatte ich noch keine Erlaubnis erhalten, meine Position zu ändern.

»Knie am Fuß des Podiums nieder.« befahl er.

Schnell tat ich es. Ich merkte, dass ich immer noch das winzige Gewand umklammerte, das ich erhalten hatte. Es war die ganze Zeit in meiner rechten Hand gewesen. Jetzt war es schweißdurchtränkt. Meine Fingernägel hatten sich tief darin abgedrückt.

Mein Herr holte die Peitsche zurück, stieg auf das Podium und nahm Platz in dem großen Sessel. Er sah auf mich herunter, die Peitsche über seine Knie gelegt.

»Vielleicht, Erdenfrau«, sagte er, »begreifst du jetzt etwas besser deine Stellung auf dieser Welt.«

Ich schauderte.

»Hast du verstanden, Mädchen?«

»Ja, Herr.«

»Steh auf.« befahl er.

Ich stand auf.

»Du darfst dich anziehen.« erlaubte er.

Schnell zog ich das winzige Gewand an und zog es hinunter, soweit ich konnte. Dann stand ich wieder da.

»Ja«, sagte er, »du bist schön.«

»Ich danke dir, Herr.«

Ich errötete vor Freude. Ich war wertvoll. Zweifellos würde ich eine hochgestellte Sklavin sein. Er stand auf.

»Mirus!« rief er.

Mirus war einer seiner Männer. Ich kannte ihn noch aus dem Haus. Er hatte mich in diese Kammer gebracht. Einem Moment später kam Mirus durch die Tür, dort, wo der Teppich endete. Er stellte sich links hinter mich.

»Sie ist reizend, nicht?« fragte ihn mein Herr.

»Ja.« stimmte er zu.

»Magst du dein Gewand?« fragte mich mein Herr.

»Ja, Herr.« antwortete ich.

Ich erinnerte mich daran, dass ich es beim letzten Mal, als er so fragte, gleich darauf wieder ausziehen musste. Er könnte das jetzt wieder tun und ich müsste mich sofort wieder ausziehen, dieses Mal auch vor Mirus. Es ist eine Sache, nackt zu einem Mann gebracht zu werden, eine ganz andere aber, sich selbst vor anderen auszuziehen oder ausgezogen zu werden. Mirus war nicht mein Herr, sondern nur einer seiner Männer. Selbstverständlich würde ich gehorchen müssen, ich war schließlich eine Sklavin. Vor Männer nackt zu sein oder vor ihnen ausgezogen zu werden waren Dinge, mit denen eine Sklavin rechnen musste. Was sollte sie auch sonst erwarten? Schließlich ist sie eine Sklavin. Mädchen werden oft in der Öffentlichkeit ausgezogen, sogar auf öffentlichen Plätzen, weil Herren es lieben, sie zu zeigen. Manchmal gibt es unter den Herren hitzige Diskussionen darum, welches ihrer Mädchen besser ist und es wird ihnen befohlen, sich auf der Stelle auszuziehen, manchmal müssen sie dort, auf den Pflastersteinen der Plätze, Sklavenposen einnehmen. Die Frage wird dann durch die Meinungen und den Beifall der Zuschauer entschieden und wehe dem Mädchen, das bei solch einem Wettbewerb nur zweite wird! Es ist auch nicht ungewöhnlich, ein Mädchen als Bestrafung nackt auf eine Besorgung zu schicken. In solch einem Fall wird sie oft in einen Eisengürtel gesteckt. Wie ich noch erfahren würde, ist es in Tavernen, besonders denen für das niedere Volk, für Mädchen nichts ungewöhnliches, in der Öffentlichkeit nackt zu sein.

Ich war zu dieser Zeit jedoch noch zu schüchtern, um mich vor Mirus auszuziehen. Das zu tun wäre peinlich und demütigend. Ich war noch keine schamlose Schlampe. Ich hatte noch nie eine Taverne betreten.

Ich begriff, dass meine Einstellung etwas irrational war. Mirus hatte mich schließlich schon nackt gesehen. Eigentlich hatte er mich sogar noch nie angezogen gesehen. Er war übrigens derjenige, der mir in diesem Haus Sklavenhaube und Knebel entfernt hatte. Ihm hatte mein Gesicht gefallen. Er hatte die Stricke von der Decke entfernt, die mich rundherum gefesselt hatte, hatte die Decke zurückgeschlagen und zusammengefaltet, als ob ich ein Geschenk wäre.

»Großartig«, hatte er gesagt, was mich erfreut hatte, »bist du von weißer Seide?«

»Ja, Herr.« hatte ich geantwortet und war vor ihm zurückgewichen.

Er hatte mich dann in den Keller gebracht, hatte die Handfesseln entfernt, mich auf Hände und Knie gestellt und, sie hinter mir verschließend, mich in meine Hundehütte gestoßen. Warum war mir dann der Gedanke daran, dass ich mich vielleicht in seiner Gegenwart ausziehen müsste, peinlich und demütigte mich? Ich war mir nicht sicher. Ich glaube, es war deswegen so, weil ich mich noch nicht endgültig mit meinem Sklaventum abgefunden hatte. Ich war noch keine schamlose Sklavin. Ich war zu dieser Zeit noch nie in eine Taverne gebracht worden. Vielleicht bildete ich mir damals noch ein, dass meine volle Schönheit nur meinem Herrn vorbehalten und nicht für andere bestimmt sei. Natürlich war mir auch zu dieser Zeit immer bewusst, dass Hendow Eigentümer einer Taverne war und dass schon deshalb meine Schönheit nicht nur für ihn bestimmt war, sondern, wenn ihm das passte oder ihm gefiel, auch für seine Gäste.

»Sie sieht reizvoll aus in dem Gewand, nicht?« fragte Hendow.

Ich glaubte, dass er stolz auf mich war.

»Ja.« antwortete Mirus.

Ich fühlte wieder, wie sich Freude in meinem Körper ausbreitete. Ich sah verlegen lächelnd zu Boden. Ich war mir sicher, dass mein Herr mich mochte. Ich glaubte nicht, dass er mir befehlen würde, mein Gewand vor Mirus auszuziehen. Ich dachte daran, dass er für mich auf dem Markt den höchsten Preis aller Mädchen bezahlt hatte. Ich war wertvoll. Ich würde eine hochgestellte Sklavin sein!

»Weißt du, Doreen«, fragte mein Herr, »was das für eine Tunika ist?«

»Nein, Herr.«

»Es ist eine Küchen-Tunika.« sagte er.

Ich sah ihn erschrocken an.

»Bring sie in die Küche.« sagte er zu Mirus. »Bring ihr bei, Töpfe und Pfannen zu scheuern.«

»Ja, Hendow.« antwortete Mirus.

Dann drehte er sich um.

»Komm, Sklavin.« befahl er.

Schnell fiel ich vor Hendow auf die Knie, der im großen Sessel auf dem Podium saß, beugte meinen Kopf zum Teppich, meine Handflächen lagen neben meinem Kopf auch auf dem Teppich, in der Stellung der Sklavenhuldigung. Dann sprang ich auf, drehte mich um und eilte hinter Mirus her, der schon am Ende des Teppichs neben dem Ausgang war.

»Mirus.« rief Hendow.

Mirus sah zurück zum Podium.

»Sorge dafür, dass ihr Tanzunterricht weitergeht.«

»Das wird geschehen, Hendow.«

»Und verdopple die Stundenzahl.«

»Ja, Hendow.«

Mirus drehte sich dann nach links. Ich fiel am Ende des Teppichs wieder auf meine Knie und huldigte meinem Herrn als Sklavin. Dann sprang ich wieder auf und eilte hinter Mirus her. Er würde mich in die Küche bringen, wo ich arbeiten sollte.

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