9 Die Verkaufshalle – Der Block – Der Käfig

Unsere Gruppe würde die nächste im Gatter sein. Wir konnten sie schon auf der anderen Seite des verschlossenen Tores sehen, die enge, hölzerne Rampe mit den niedrigen Holzwänden, oben offen, mit den zwei Toren, eines für das Gatter selbst, um die Nummern der Tiere, die es betreten, zu kontrollieren, das andere, schräge, hinter dem Männer stehen konnten. Wenn die Tore geschlossen waren, bildeten sie eine Diagonale, die die Tieren in das Gatter führte. Das Gattertor wurde dann zurückgehalten oder wenn einzelne Tiere ausgesondert werden sollten, offen eingehakt.

Gloria, die vor mir war, kauerte über der Schüssel. Wir standen immer noch in einer Reihe, hatten aber nicht mehr die Kragen mit den zwei Ringen um, waren nicht mehr angebunden oder gefesselt. Gitter waren vor und hinter uns. Dies war eine von mehreren Wartezonen, die letzte vor dem Gatter. Zwei Wartezonen vorher hatten wir Wasser bekommen mit dem Befehl, reichlich zu trinken. Dieses Wasser mussten wir jetzt natürlich noch nicht wieder ausscheiden. Ein Mann schob die Schüssel zurück zu mir.

»Erleichtere dich.« befahl er.

Ich hockte mich über die Schüssel.

»Wie fühlst du dich?« fragte er.

Ich sah hoch. Es war Teibar, der aus Markt von Semris. Seine Stimme war freundlich. Er schien etwas besorgt zu sein. Das letzte Mal hatte er mich gesehen, als ich vor ihm und den anderen Männern im Ausstellungsbereich zusammengebrochen war, kurz nachdem meine Aktionsnummer auf meine Brust geschrieben worden war.

»Sehr gut, Herr.« antwortete ich. »Danke, Herr.«

Er drehte sich um. Wie die meisten goreanischen Männer und anders als der Teibar, der mich entführt hatte, schien er gegen mich keinen Widerwillen und keine Feindseligkeit zu hegen, weil ich von der Erde war. Vielleicht wusste er nicht mehr als die meisten Goreaner darüber, was dort vor sich ging. Für ihn war ich zweifellos nur ein hübsches Mädchen, ein weiteres reizvolles, tadellos hergerichtetes Weibchen.

Ich hockte immer noch über der Schüssel. Ich sah hoch und begegnete den Augen des Mannes, der die Schüssel zu mir zurückgeschoben und mir befohlen hatte, mich zu erleichtern. Er blickte streng.

»Ja, Herr.« sagte ich.

Schnell erleichterte ich mich. Mit bitterem Vergnügen dachte ich daran, wie Teibar, mein Teibar, lächeln würde, wenn er mich hier hocken sähe, seine »moderne Frau«, jetzt eine verängstigte Sklavin auf seiner Welt, die sich auf Befehl eines Mannes erleichterte. Zweifellos war er, ein Einheimischer dieser Welt, sich völlig darüber klar gewesen, dass solche Dinge von mir gefordert werden würden.

Die Schüssel ist übrigens keineswegs eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Sie wird vor dem Verkauf oft benutzt. Obwohl der Block normalerweise großzügig mit Sägemehl bestreut ist, geschieht das, glaube ich, weniger aus praktischen als vielmehr aus symbolischen Gründen, zum Beispiel um der Tradition gemäß die Tiernatur der verkauften Ware hervorzuheben. Dementsprechend konnte man das Sägemehl natürlich immer noch benutzen. Aber die Schüssel ist doch besser.

Ich stand von der Schüssel auf. Der Mann schob sie mit dem Fuß beiseite. Ich sah zur Vorderseite der Wartezone und erschrak. Ila und mindestens drei andere Mädchen hatten das Gatter schon betreten. Sie waren auf allen Vieren die Holzrampe empor gekrochen. Zwei Männer, die mit spitzen Stöcken außerhalb an der Begrenzung standen, trennten sie voneinander und sagten jeder von ihnen, wann sie sich vorwärts zu bewegen hatten. Dann wurden zwei andere Mädchen durch das verschlossene Tor am Ende des Gatters geschickt. Dort wurde ihnen, als das Tor sich öffnete, befohlen, auf alle vier zu gehen. Ich nehme an, dass Männer so etwas amüsiert. Auch war es wegen der Ausdehnung des Gatters angemessen. Es schien, wie die ganze Einrichtung hier, eher für den Handel mit vierfüßigen Tieren, in erster Linie mit Tarsks, gebaut.

Dann sah ich, dass die kleine Tutina durch das Tor in das Gatter gebracht wurde. Sie war klein, hatte aber zierliche, schöne Schenkel und war hübsch gerundet. Ich dachte, dass sie einen hohen Preis bringen könnte und fragte mich, wie teuer ich verkauft werden würde.

Ich wusste nichts über das hiesige Währungssystem, seinen Einheiten oder ihrem Wert. Auch nahm ich an, dass ich nie erfahren würde, für wieviel die anderen Mädchen verkauft worden waren. Vielleicht konnte ich von meinem Herrn erfahren, ob ich zu einem guten Preis weggegangen war oder nicht. Ich hoffte, dass er mich für solch eine Neugierde nicht schlagen würde. Mir war gesagt worden »Neugier steht einer Kajira nicht zu«. Andererseits vermutete ich, dass die bloße Existenz einer solchen Redensart die große Verbreitung genau dieser reizenden Schwäche dokumentierte. Zweifellos waren Frauen hier genauso neugierig wie woanders.

Ich hoffte, dass ich nicht in ein Bordell oder eine Taverne verkauft werden würde. Ich sah, wie Clarissa in das Gatter gebracht wurde. Das erschreckte mich. Wie konnte das sein? Sie war von der Erde! Wie konnte ihr so etwas angetan werden? Sie war anders! Aber sie war nicht anders. Sie war auch nur eine Frau.

Gloria vor mir stand am Tor. Sie war auch von der Erde. Wir waren Erdenmädchen. Das konnten sie doch mit uns nicht machen!

Ich wurde am Arm zum versperrten Tor geschubst. Ich sah, wie Clarissa mit einem Stoß eines spitzen Stocks in das Gatter getrieben wurde. Das Gattertor wurde hinter ihr geschlossen. Ich bemerkte, dass sie sich im Gatter genauso wie die anderen Mädchen, die goreanischen Mädchen bewegte, da gab es keinen Unterschied. Gloria wurde durch das versperrte Tor zum Gattertor gestoßen. Ich erinnerte mich an einen Abend in dem Haus, in dem wir ausgebildet worden waren, es war am Beginn der Ausbildung, als Clarissa so widerspenstig war, oder versuchte zu sein, und wie die anderen Mädchen ihr das ausgetrieben hatten. Das zeigte ihr die Bedeutungslosigkeit und Absurdität ihrer kleinen Rebellion und sie hatte in der Folge ihre Sklaverei akzeptiert und sogar Freude daran gefunden. Sie hatte gelernt, dass sie ganz und gar eine Sklavin war, und nur das. Ich war sicher, sie würde ein fabelhafter Kauf für einen Mann sein. Die Wachen, die nicht leicht zufrieden zu stellen waren, hatten ihr sogar Bonbons gegeben. Ich dachte, im Haus eines Mannes und in seinen Armen würde sie sich einfach wunderbar machen, die reizvolle Clarissa.

Dann fragte ich mich, wie ich an solche Dinge denken konnte. Sie war von der Erde! Doch ich merkte, dass solche Überlegungen ziemlich an der Sache vorbei gingen und völlig belanglos waren. Clarissa war keine freie Frau mehr und nicht mehr auf der Erde, jetzt war sie etwas völlig anderes, jetzt war sie nur ein Sklavenmädchen auf Gor.

Gloria wurde durch das versperrte Tor gestoßen und ich nahm ihren Platz ein.

›Tarsks werden an diesem Ort verkauft.‹ dachte ich.

Ich bemerkte einen langen, engen, tief in die Mauer eingelassenen hölzernen Gang, der nach oben und weiter vor verlief. Ich konnte nicht sehen, wo er endete. Tarsks wurden mit spitzen Stöcken durch ihn hindurch getrieben. Es war ein Tarskgatter. Tarsks wurden hier verkauft.

Die hübsche Gloria mit ihrem reizvollen roten Haar, war jetzt im Gatter, auf ihren Händen und Knien. Sie war ,wie Clarissa, von der Erde. Ich wurde vorwärts geschoben, bis vor das Gattertor. Es war hinter Gloria geschlossen worden. Ich konnte noch nicht weiter. Es war genau vor mir. Es ging mir ungefähr bis zur Taille. Ich blickte auf die schräge Holzrampe dahinter. Ich sah zu Gloria, die jetzt im Gatter kroch. Sie war ein großes Mädchen. Sie konnte es mit jeder von uns aufnehmen, sogar mit Ila. Selbstverständlich war so etwas nur für unsere kleinen zwischenmenschlichen Beziehungen in den Wagen oder den Käfigen wichtig. Ich sah, wie sie auf die Rampe hastete, angetrieben vom Stock eines Mannes.

Das Tor vor mir wurde geöffnet und schwang zurück in das Innere des Gatters. Ein Mann kontrollierte es, er stand hinter der Gattermauer an der Rückseite des anderen Tores, des langen, diagonalen Tores, das den Korridor geben das Gatter abschloss. Auf eine Bewegung einer der spitzen Stöcke ging ich auf der Holzrampe auf alle vier. Ich schrie auf, begehrte gegen den Stoß eines Stocks auf. Ich bewegte mich vorwärts, hörte, wie sich das Tor hinter mir schloss. Ich war im Gatter. Ich spürte wieder einen Stockschlag. Mit dem Kopf nach unten begann ich den Aufstieg. Wieder ein Schlag. Ich musste mich schneller bewegen. Ich tat es. Einige Augenblicke später war ich mehrere Yards weiter im Gatter und erreichte eine Ebene. Dort lehnte sich ein Mann über das Gatter. In seiner rechten Hand hatte er einen Stock. Er richtete sich auf und klopfte leicht an die Innenseite der Gattermauer. Ich eilte dorthin. Er hielt den Stock als Sperre vor mich und ich hielt an.

»Auf den Bauch.« befahl er.

Ich legte mich im Gatter auf meinen Bauch, lag dort auf dem Holz. Hinter diesem Punkt schien das Gatter eben zu sein. Auf dem ansteigenden Teil des Gatters und dort wo ich lag, bis zum Ende des Abschnitts waren etwa alle zwei Fuß kleine Querstangen befestigt, die, so nahm ich an, den Tarsks beim Aufstieg helfen sollten. Eine davon war unter meinen Handflächen und meiner rechten Wange. Eine andere war an meinem Bauch und die nächste unter meinen Knien. Es roch nach Tarsks. Ich kannte den Geruch vom Hof und den engen Käfigen. Das Holz war an vielen Stellen von ihren Hufen gezeichnet. Vermutlich hatten schon viele Tarsks und viele Frauen dieses Gatter bestiegen.

Ich erinnerte mich an die Bibliothek, den Schreibtisch, die Regale, den Katalog, die Türen, die obere Ebene, die Teppiche, die Zeitschriften, den Rückgabeschalter, die Kopierer. Und ich erinnerte mich an meine Kollegen dort. Ob sie sich jemals gefragt hatten, was aus mir geworden war? Ich vermutete, mein wahres Schicksal könnten sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausmalen. Es wäre für sie einfach unbegreiflich. Sie könnten es nicht zur Kenntnis nehmen. Was war aus Doreen geworden? Sie würden auch nicht für einen Augenblick glauben, dass jemand etwas in ihr erkannt haben könnte, dass sie nie gesehen hatten in der ruhigen, reizenden, scheuen Doreen, ihrer verlässlichen, bescheidenen Mitarbeiterin. Dass die ruhige, reizende, dunkelhaarige Doreen, die reizende, scheue Doreen die Aufmerksamkeit von Männern in einer Weise erregen könnte, die sich völlig davon unterschied, was sie gewöhnt waren oder von den sie wussten, dass es sie gab. Dass Doreen jetzt nie mehr ihre Bluse und den dunklen Rock trug, ihre dunklen Strümpfe, die flachen Schuhe, sondern statt dessen nackt in der Gewalt von Männern gehalten wurde, eine gebrandmarkte Sklavin auf einem weit entfernten Planeten, auf einer Welt, von deren Existenz sie nichts ahnten.

»Komm hoch.« sagte der Mann und blickte das Gatter hinunter.

Ich erhob mich auf meine Hände und Knie.

»In Ordnung«, sagte er, »weiter geht’s.«

Ich setzte meine Reise auf dem hölzernen Boden fort. Als ich an ihm vorbeikam, schlug mich der Mann zweimal, ziemlich elegant, aber nicht brutal oder um mir wehzutun, mit dem Stock auf die Seite. Er tat es mit einer gutmütigen, ein wenig vulgären Vertrautheit. Es war wie der gutmütige, besitzergreifende Klaps auf den Hintern, mit dem Männer manchmal Sklavenmädchen bei ihren Pflichten antreiben. Auf seine Weise machte er mir damit ein Kompliment.

Ich musste solche Berührungen natürlich hinnehmen. Männer besaßen mich und konnten mit mir tun, was sie wollten. Ich gehörte ihnen. Und eigentlich war ich natürlich froh darüber, was er getan hatte. Auf seine Art war es eine Freundlichkeit. Wahrscheinlich wollte er mich damit sogar ermutigen und beruhigen. Sklavenmädchen haben selten etwas gegen eine solche Behandlung, die freie Frauen für vulgär halten könnten, und ich glaube, sogar freie Frauen stören sich trotz der Schmach, die sie dabei angeblich empfinden, nicht wirklich daran. Es ist einfach eine Form, in der Frauen erfahren, dass sie sexuell interessant sind.

Ich kroch weiter das Gatter entlang. Hier und da war ein Mann mit einem Stock. Ich hoffte, dass sie mich damit nicht schlagen oder stoßen würden. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und bummelte nicht. Ich war etwas ängstlich, als ich an einem nach dem anderen vorbeikam, schauderte fast und wich in der Furcht vor Schlägen auf meinen Körper fast zurück. Ich wusste, wie ungeschützt ich war und wie sehr ich von ihrer Gnade und ihren Launen abhing. Dann war ich an ihnen vorbei. Ich war ihnen dankbar dafür, mich nicht geschlagen zu haben. Ich fürchtete, es war jetzt in mir nur noch wenig übrig von Teibars »moderner Frau«.

Dann war ich am Ende des Gatters an einem anderen Tor. Links von mir konnte ich so etwas wie einen stark zertrampelten Kreis mit einem soliden Holzzaun sehen. Es schien, als stünden hinter dem Zaun, dicht gedrängt, viele Männer. Direkt vor mir und zu meiner Rechten war eine niedrige Holzwand, etwa vier Fuß hoch. Sie hinderte mich daran, geradeaus und rechts von mir viel zu sehen, und die Männer hinderte sie, mich zu sehen. Das Interesse der Männer, die mich sehen konnten, war jedoch, soweit ich das feststellen konnte, auf etwas gerichtet, das sich links von mir oberhalb des Bodens befand.

Ein Mann öffnete das Tor und holte mich, immer noch auf allen Vieren, hinaus auf eine kleine, hölzerne Plattform. Ich konnte Schweiß riechen und hörte Stimmen, aufgeregte Stimmen. Eine Stimme schien über die anderen zu dominieren. Der Mann ließ mich knien und fesselte meine Handgelenke mit einer etwa einen Fuß langen Kette zusammen. Ich kniete dann dort, mit der Kette über meinen Oberschenkeln. Das Tor war hinter mir geschlossen worden. Ich sah ein anderes Mädchen. Ich kannte sie nicht, sie war jetzt hinter dem Tor und musste warten.

Plötzlich wurde mir klar, was das für Rufe und Antworten aus der Menge waren. Es waren Rufe nach Geboten und es waren Gebote, buchstäblich Gebote, etwas wurde verkauft. Ich kroch vorwärts, um besser sehen zu können. Ich sah die Vorderkante eines großen, runden Blocks, ungefähr fünf Fuß hoch, der hinten auf dem unbefestigten Boden stand, einige Fuß innerhalb der Umzäunung. Eine Doppelkette schien an einem Flaschenzug darüber zu hängen. Ich kroch auf meinen Knien noch weiter, näher zur Holzwand vor dem Block. Ich sah Gloria dort auf der abgerundeten, angehobenen Fläche stehen, die Hände, die wie meine gefesselt waren, über dem Kopf. Die Kette an ihren Handgelenkfesseln bildete ein nach oben gerichtetes, umgekehrtes »V«. Sie war etwa zwei Fuß lang. Der höhere Haken der Kette war über einen Strang der Doppelkette gelegt worden. Um Gloria herum ging ein Mann mit einer Peitsche.

Ich sah zitternd zurück zu dem Mädchen, das noch immer auf allen Vieren im Gatter war. Ihr Gesicht hinter den Gitterstäben des Tores war ängstlich.

Der Mann neben mir nahm eine kurze Kette. Sie hatte einen Haken an jedem Ende und war etwa zwei Fuß lang. Er befestigte das eine Ende an der Kette meiner Handfessel und hielt das andere Ende in seinen Händen.

Plötzlich hätte ich fast vor Angst aufgeschrieen. Von links, von der gerundeten Holzplatte war das Klatschen einer Peitsche zu hören. Ich hörte die Bewegungen der Kette. Ich sah, wie Gloria an ihren Handfesseln vom Block herunter auf der anderen Seite auf den Boden gezogen wurde.

Der Mann schlang sein Ende meiner kurzen Kette, deren unterer Haken in der Kette zwischen meinen Handfesseln steckte, über eine Kette, die von oben herunter hing.

Gloria war verkauft worden!

Die Kette bewegte sich etwas, und meine Handgelenke wurden hochgezogen.

»Nein«, schrie ich auf englisch, »nein, bitte!«

Dann wurden die Handfesseln hochgezogen und meine Arme dehnten sich. Ich wurde nach links gezogen und dann waren meine Füße plötzlich über der Plattform und ich schwebte etliche Zoll über dem Boden. Die Kanten der Handfesseln schnitten in meine Gelenke. Ich schwebte in Richtung des Blocks. Das Tor unter mir und hinter mir wurde geöffnet. Bestimmt wurde jetzt das andere Mädchen zur Plattform hinter der niedrigen Wand gebracht, außer Sicht der Menge und ein anderes Mädchen bewegte sich zum Tor.

Jetzt, wo ich hoch oben schwebte, sah ich, dass hinter den Stehplätzen Sitzplätze in Rängen bis zur Rückseite des Gebäudes angeordnet waren. Obwohl ich es nicht gut sehen konnte, schien auf ihnen viele Männer zu sitzen. Frauen sah ich keine. Ich nahm an, dass die einzigen Frauen im Gebäude solche Frauen wie ich waren, nackte Frauen, zum Verkauf vorgesehen. Es müssen allein auf den Rängen vier- oder fünfhundert Männer gewesen sein, die Menge am niedrigen Zaun gar nicht mitgezählt.

Als ich hochgehoben wurde, konnte ich sehen, dass der unbefestigte Boden halbkreisförmig war. Zweifellos wurden Tarsks hier verkauft, wenn die große Plattform entfernt war. Es war ein hohes Gebäude mit Balken als Dachsparren.

Ich hob meinen Kopf und sah, wie sich die Kette, an der ich hing, bewegte. Hoch oben sah ich die Dachsparren, fast unsichtbar in der Dunkelheit unter dem Dach. Es war ein scheunenartiges Gebäude.

Meine Handgelenke schmerzen. Ich hing über der Plattform. Die Männer sahen mich an. Es war eine Verkaufshalle. Die Kette senkte sich etwas und meine Füße berührten die Plattform. Ich stand in etwa halbzollhohem Sägemehl. Meine Handgelenke wurden immer noch über meinem Kopf gehalten.

Die Peitsche knallte und ich zuckte erschreckt zusammen. Einige Männer lachten. Die Peitsche hatte mich nicht berührt. Meine Reaktion hatte den Männern, abgesehen vom Erschrecken, jedoch gezeigt, dass mir die Peitsche nicht völlig unbekannt war. Und es stimmte, ich hatte sie schon gefühlt, wenn auch selten. Meine erste Empfindung, der ich mir auf dieser Welt bewusst geworden wurde, war der Schlag von Teibars Peitsche gewesen, die seine »moderne Frau« in ihrer neuen Realität geweckt hatte. Er hatte mich dreimal geschlagen. Ich hatte das Gefühl dieser lehrreichen Begrüßung, die mich in meiner Sklaverei willkommen hieß, nie vergessen.

Der Mann legte seine linke Hand an meine Brust, hielt sie und las. Dann nickte er einem anderen Mann zu, der links hinter mir auf der Plattform stand.

»Nummer 89.« rief dieser.

Verschiedene Männer am Zaun und auf den Rängen raschelten mit Papier oder sahen kurz in die Notizen in ihren Händen. Ich vermutete, viele von ihnen würden mehr als eine Frau kaufen. Das erschreckte mich.

Ich hörte auf den Mann hinter uns und verstand ihn kaum. Er bat um die Aufmerksamkeit der Käufer für eine weitere Erdenfrau. Ich wurde als intelligent beschrieben und dass ich, für die kurze Zeit, die ich jetzt auf Gor war, schon gute Sprachkenntnisse hätte. Ich wäre fähig, hörte ich, die meisten Befehle, die mir gegeben würden, zu verstehen. Ich selbst glaubte, dass mein Verständnis des Goreanischen weit über solch ein Minimum hinausging, aber sie schienen mich lieber konservativ einzuschätzen, und wenn es auch nur zum Schutz vor möglichen Beschwerden unzufriedener Kunden war. Außerdem waren sie sich nicht sicher, wie gut mein Goreanisch wirklich war, weil ich erst seit dem Morgen hier war.

Dann hörte ich mein Gewicht und meine Größe in goreanischen Maßeinheiten, dreißig und einviertel Steine und einundfünfzig Horts, das entsprach in irdischen Einheiten einhunderteinundzwanzig Pfund und fünf Fuß und dreidreiviertel Zoll. Eine Anzahl meiner anderen Maße wurden ebenfalls aufgezählt. Dies waren meine »Blockmaße«, die für mich jetzt, am Tag meines Verkaufs, galten.

Manche Herren zwingen ein Mädchen, ihre Blockmaße zu halten, wenn nötig auch mit der Peitsche. Andere erzwingen mit ähnlichen Strafen ihre Verbesserung in der einen oder anderen Richtung, die von ihren persönlichen Vorlieben abhängt. Wieder andere Herren sind bezüglich dieser Maße nachsichtiger, jedenfalls innerhalb gewisser Grenzen. Meine Kleidergrößen wurden nicht bekannt gegeben, auf Gor sind diese Größen für eine Sklavin eher nebensächlich. Die meisten goreanischen Kleidungsstücke für Sklavinnen fallen eher lose und werden enger geschnürt oder gerafft, um ihren Körper zu zeigen. Von Interesse sind eigentlich nur die Manschettengrößen und dort würde ich eine Nummer 2 – Handgelenksmanschette und einen Nummer 2 – Knöchelring brauchen. Meine Kragengröße beträgt elf Horts. Dies sind durchschnittliche Größen. Gloria zum Beispiel brauchte größere Größen. Männergrößen, die von männlichen Sklaven, werden auch in Nummern, nur die einer anderen Skala, angegeben.

Die Käufer erfuhren, dass ich »glana« war, eine Jungfrau. Die korrekte Bezeichnung ist »metaglana« und kennzeichnet den Zustand, dem eine glana entgegensieht und der ihr bestimmt ist. Obwohl das Wort auf mich nicht angewendet worden war, war ich auch »profalarina«, dieses Wort bezeichnete den Status der Entwicklung einer »falarina«, den Status der Entwicklung zu, einer vollständigen Frau, wie die Goreaner denken. Auf der Erde würde man davon sprechen, dass ich keine Jungfrau mehr sei. Beiden Bezeichnungen, »glana« und »profalarina« ist übrigens gemeinsam, dass sie den Status, den sie beschreiben, als unreif oder vorübergehend charakterisieren, so wie in »metaglana« oder »falarina«. In Bezug auf Sklavinnen, nicht freie Frauen, werden diese Dinge manchmal damit umschrieben, ob ein Mädchen für die Benutzung durch Männer »geöffnet« ist oder nicht. Andere gebräuchliche Bezeichnungen, nicht nur bei Sklavinnen, für Mädchen, die schon für die Benutzung durch Männer geöffnet sind oder nicht sind »rote Seide« oder »weiße Seide«.

Ich fragte mich plötzlich aufgeregt, mit hochgezogenen, in den Manschetten festgeschnallten Händen, ob Teibar, mein Teibar, dort unter den Männern stand, vielleicht hinten auf den Rängen im Dunklen, und darauf wartete, für mich zu bieten. Doch dann merkte ich, wie töricht diese Hoffnung war. Wenn er mich gewollt hätte, er hätte mich im Haus kaufen können, mit Rabatt, ohne Wartezeit, ohne mir über eine große Entfernung zu folgen, ohne auf einem freien Markt fast sicher mehr zu bezahlen, ohne Risiko, mich an einem Platz wie Markt von Semris an einen Kunden mit einen höheren Gebot zu verlieren. Nein, Teibar war nicht hier. Ich war hier, allein.

Ich hörte, wie ich als »halbausgebildet« bezeichnet wurde. Ich fragte mich, ob meine ganze Ausbildung im Haus so wenig zählte, das frühe Aufstehen, das späte Zurückkehren, die ausgefüllten Tage, die langen, häufigen, vielfältigen und intensiven Unterrichtsstunden, die wir morgens, mittags und abends erhielten? Dann fragte ich mich ob das nicht genauso wie vorsichtigen Aussagen zu meinem Goreanisch vorbeugend behauptet wurde, um mögliche nachträgliche Schwierigkeiten mit unzufriedenen Käufern auszuschließen. Aber in diesem Fall glaubte ich das nicht. Ich hatte inzwischen eine Ahnung, dass während unserer Ausbildung im Haus vieles nur angetippt worden war. Ich war sicher gegenüber den Möglichkeiten des Sklavendienstes noch immer naiv und zurückgeblieben, immer noch nicht ausreichend informiert. Ich erwartete, dass es ganz sicher immer noch viel zu lernen gab über das Dienen und die Liebe, dass diese Dinge unergründlich und grenzenlos waren und dass in diesem Sinn deshalb der Begriff »voll ausgebildet« (oder alles zu wissen, was es zu wissen gab) weniger eine praktische Möglichkeit als ein reizvolles Ideal war. Ein Ideal, dem man sich vielleicht immer weiter annähern, das man aber nie erreichen konnte und vielleicht auch nie erreichen sollte.

Lass das Mädchen stolz auf ihre Fortschritte sein und nicht befürchten, dass sie eines Tages nicht umhin kann, noch mehr zu erlernen. Es gibt keine Gipfel auf den Höhen der Liebe. Ulrick hatte mir im Haus einmal versichert, dass ich Talent habe. Ich hoffte es. Das könnte unter den gebieterischen Herren dieser Welt meine Überlebenschancen verbessern. Ich hatte einen lebendigen Körper, einiges Verständnis meiner Weiblichkeit und die Absicht, Männer zu erfreuen.

Ich sah hinunter in einiger der Gesichter hinter der Absperrung.

›Solche Männer muss ich zufrieden stellen.‹ dachte ich erschauernd.

Dann bedauerte ich mich selbst. Teibar war nicht hier. Ich war allein. Was tat ich hier? Warum war ich hierher gebracht worden, auf diese Welt? Meine Handgelenke, die vom Eisen so hochgehalten wurden, schmerzten. Waren die Männer nicht grausam zu mir? Sahen sie nicht, dass ich nackt und hilflos war?

»Kategorie«, hörte ich, »Vergnügungssklavin.«

Als ich diese so sachlich gemachte Einstufung hörte, die die durch den Mann aufgezählten Eigenschaften, Maße und so weiter zusammenfasste, war ich plötzlich unmäßig erschrocken. Ich hatte natürlich gewusst, dass ich keine Haus- oder Turmsklavin war, weil ich nicht so knien durfte, wie es diese Sklaven taten. Außerdem hatte ich natürlich bemerkt, dass viele Dinge, die ich gelehrt bekam, direkt damit zu tun hatten, Herren auf sinnliche Art zutiefst zufrieden zu stellen, aber bisher hatte ich diesen derart einfachen, direkten Begriff dafür noch nicht gehört. Uns war nie gesagt worden, dass wir diese Sorte Sklavinnen waren. Vielleicht hatten die goreanischen Mädchen es begriffen, aber ich glaube, wir Erdenmädchen nicht, jedenfalls nicht direkt, jedenfalls nicht so direkt, wie es in diesem Ausdruck so eindeutig und kurz und bündig zusammengefasst erschien.

Ulrick hatte mir nicht einmal gesagt, welche Art Sklavin ich war. Er hatte gelacht und mir mitgeteilt, das würde ich von den Männern erfahren. Jetzt, auf dem Verkaufsblock, schien es soweit zu sein.

Ich warf meinen Kopf zurück und stöhnte. Die Kette wurde nach oben gezogen und ich ein kleines Stück mehr angehoben, so dass nur noch meine Zehen den Block berührten. Der Auktionator hob seine Peitsche, knallte damit und bat um das erste Gebot.

Meine Handgelenke schmerzten.

Er bat um ein Gebot für eine analphabetische Barbarin. Ich merkte plötzlich, dass ich genau das war. Auf meiner Welt war ich eine gebildete, zivilisierte, verfeinerte Frau. Hier war ich eine analphabetische Barbarin!

Ich hörte jemand von unten heraufrufen. Ich merkte, dass für mich geboten wurde. Ich wurde gerade verkauft! Und er bot nicht nur für einen Teil von mir, für meinen Körper. Er bot auf goreanische Art für alles von mir, für die ganze Sklavin. Das Gebot hatte über zwanzig Kupfer-Tarsks gelautet. Einen Moment später hörte ich zweiundzwanzig und siebenundzwanzig.

Auf meiner eigenen Welt war ich eine moderne Frau, unabhängig und frei, mit politischer Macht, besonders über furchtsame, duckmäuserische Männer. Aber die Männer hier waren nicht furchtsam und duckmäuserisch. Ich war von der Erde weggebracht, meiner Macht beraubt und hierher gebracht worden, um völlig machtlos zu sein, eine Sklavin, eine Vergnügungssklavin!

›Wie herabsetzend das ist‹, dachte ich, ›eine Vergnügungssklavin zu sein!‹

Jetzt wusste ich, wie es auf einer richtigen, natürlichen Welt war und was auf einer solchen Welt das Richtige für mich war.

»Nein, nein!« weinte ich auf englisch.

Ich hörte noch mehr Gebote. Der Auktionator ging um mich herum. Er berührte mich hier und da mit seiner Peitsche. Er drehte mich an der Kette, auf meinen Zehen, um mich zur Schau zu stellen. Dann stand ich den Männern wieder gegenüber. Es gab immer mehr Gebote. Ich dachte, wie amüsiert Teibar wäre, wenn er wüsste, dass ich, seine verhasste »moderne Frau« verkauft wurde, an diesem Ort verkauft wurde, einem Ort, der zu ihr passte, eine Verkaufshalle, wo Tarsks, vierbeinige und zweibeinige wie sie selbst, verkauft wurden. Ich fragte mich, ob Teibar wusste, dass ich an diesem Ort verkauft wurde. Zweifellos hatte er Einblick in die Unterlagen des Hauses. Aber er konnte aus ihrem Dienst ausgeschieden sein, bevor ich zu dem Großhändler außerhalb Brundisiums verschickt wurde. Andererseits konnte es sein, dass das ein gemeinsamer Sammelpunkt für ihre Sklaven war. Vielleicht hatte er noch Kontakt zum Haus und wusste sehr gut, dass ich hier war. Es hatte ihn vielleicht amüsiert, zu arrangieren, dass ich hier oder in einer ähnlichen Außenstelle verkauft wurde, indem er die Bestellungen dahingehend beeinflusst hatte. Vielleicht war das alles Bestandteil seiner Rache an mir: dass ich hier war, nackt in einer Verkaufshalle, meine Handgelenke über meinem Kopf gefesselt und Fremde für mich Gebote abgaben. Mindestens jedoch würde er wissen, dass das alles, oder irgendetwas Ähnliches mit mir gemacht werden würde!

Wie musste ihn der Gedanke doch amüsieren, dass seine stolze, anmaßende »moderne Frau«, die er so verachtete, zu ihrer Bestürzung und, ihrem Schrecken jetzt nackt auf einem Sklavenblock in die bedingungslose Sklaverei verkauft wurde!

Ich bemerkte, dass jemand, ein oder zwei Männer, gerade von unten etwas riefen. Es waren keine Gebote, die sie riefen. Ich versuchte, sie zu verstehen. Ich wusste nicht, ob es an ihrem Akzent lag oder ob ich einfach in meiner Verwirrung, meinem Elend und meiner Verzweiflung alle goreanischen Befehle plötzlich vergessen hatte. Ich konnte sie nicht richtig verstehen.

Die Kette über mir senkte sich etwas und meine Arme mit ihr. Der Auktionator steckte seine Peitsche in den Gürtel, umfasste mit seiner rechten Hand meinen linken Arm und hob mit seiner linken Hand die Kette zwischen meinen Handgelenksmanschetten und löste die kurze Kette mit ihren Haken, die mit der Doppelkette über mir verbunden war. Seine Hand an meinem Arm verhinderte, dass ich auf dem Sägemehl zusammenbrach. Meine Hände waren nach unten gesunken, die Kette an den Manschetten war jetzt vor meinen Schenkeln.

Er sagte etwas zu mir, aber ich verstand es nicht. Dann stellte er sich vor mich, nahm die Kette zwischen meinen Manschetten in seine Hand und hob meine Hände an. Er zog sie hinter meinen Kopf und ließ dann die Kette an den Manschetten hinter meinen Hals fallen.

»Leg deine Hände hinter den Kopf.« befahl er.

Ich verstand ihn jetzt.

»Lehn dich zurück.« forderte er. »Zeig dich.«

Ich gehorchte natürlich. Außerdem hatte er die Peitsche wieder in der Hand.

»Beuge deine Knie«, befahl er weiter, »und jetzt dreh dich. Vergiss nicht unsere Freunde auf der rechten Seite.«

Ich präsentierte mich auch der rechten Seite des Blocks. Wegen der Geschwindigkeit, mit der unsere Reihe vorgerückt war, glaubte ich nicht, dass die anderen Mädchen, oder jedenfalls nicht viele von ihnen, auch von der Kette genommen worden waren. Warum sollte ich in dieser Hinsicht bevorzugt werden?

Die Gebote waren bei achtundachtzig Tarsks stehen geblieben, was immer das zu bedeuten hatte. Ich wusste, dass es am mir, vielleicht leider, etwas gab, an dem viele goreanische Männer Interesse fanden. Ich glaubte nicht, dass das einfach eine Sache der Figur oder des Gesichts war, obwohl ich denke, dass sie den goreanischen Geschmack schon reizten, nein, es war etwas tiefer liegendes, das sie in mir fühlten, Möglichkeiten, Potentiale, etwas, das ich selbst nicht völlig verstand.

Der Mann berührte mich verschiedentlich mit der Peitsche, um die Aufmerksamkeit auf eine Kurve oder Flanke zu lenken.

›Teibars ›moderne Frau‹‹, dachte ich, ›präsentiert sich jetzt nackt goreanischen Käufern.‹

Der Mann ließ mich knien und bog mich dann schmerzhaft zurück, mein Haar hing im Sägemehl und zeigte mich den Käufern von links und von rechts. Dann ließ er mich aufstehen und meine Hände hinter dem Kopf hervornehmen. Die Kette hob er dabei über meinen Kopf nach vorne, sie hing zwischen meinen Handgelenken etwas unterhalb des Halses. Er ließ mich meine Hände herunternehmen, sie waren dann wieder an meinen Schenkeln, genau wie die Kette. So wie meine Hände gefesselt waren, konnte ich sie nicht beide auf meine Schenkel legen und gleichzeitig mit offenen Schenkeln knien. Ich sah aus dem Sägemehl zu ihm auf.

Männer riefen hinter der Absperrung und auch von den Rängen. Zu meiner Überraschung nahm der Auktionator einen Schlüssel von seinem Gürtel und entfernte meine Handgelenksmanschetten. Ich rieb meine Handgelenke. Sie hatten Abdrücke, wo sich die Manschetten eingeschnitten hatten, als ich auf den Block gehoben wurde.

Der Auktionator knallte mit der Peische. Ich sah aus dem Sägemehl zu ihm auf. Ich hatte verschiedene Sklavenposen einnehmen müssen. Ich versuchte zu begreifen, was mit mir gemacht wurde. Ich wollte zurück in die Bibliothek. Ich hatte Sägemehl im Haar, es bedeckte meine verschwitzten Körper.

›Ja‹, dachte ich, ›ich kann das Buch finden.‹

Ich lag nackt im Sägemehl auf dem Bauch.

›Ja‹, dachte ich, ›in der Bibliothek war die stille, scheue Doreen, die ruhig ihren Pflichten nachging, die herumlief, über diesen flachen Teppich von Informationsschalter zurückkam zum Schreibtisch, hinter den Kopierern.‹

Ich wälzte mich im Sägemehl.

Ja, da war sie, dort, in diesem einfachen Pullover, der glatten Bluse und dem dunklen Rock, den dunklen Strümpfen, den flachen, schwarzen Schuhen. Sicherlich konnte kein Mann Interesse an ihr finden. Dann bemerkte sie den Mann am Schreibtisch, der an einem hellen Nachmittag auf sie heruntersah, ein Mann, dessen Blick in ihr tiefstes Herz und ihren Bauch fuhr, sie entkleidete und die Sklavin dort sah. Und er hatte sie in ihrem Tanzkostüm gefangen, in dem sie noch nie zuvor ein Mann gesehen hatte und sie hatte mit wirbelndem Rock und scharlachrotem BH und mit Glöckchen in der dunklen Bibliothek getanzt, vor ihm und seinen Männern getanzt.

Vage nahm ich einen wohlgefälligen Ruf aus der Menge wahr. Ich hatte den Übergang zwischen zwei Sklavenposen mit der erschreckenden, sinnlichen Gewandtheit einer Tänzerin vollführt. Es schien die Tänzerin zu sein im Sägemehl, auf dem Block, die einen Rock trug und einen BH und Glöckchen. Wie schön sie sie zu finden schienen! Wie sie sich bewegte! Sie hörte lobende Zurufe. Der Auktionator stand verblüfft im Hintergrund, die Peitsche gesenkt.

»Nein.« schluchzte ich.

Dann war ich plötzlich wieder ein Erdenmädchen, linkisch und furchtsam, elend, verwirrt und erschrocken, im Sägemehl eines Sklavenblocks auf einer fremden Welt kriechend.

»Was ist los?« fragte der Auktionator.

»Nichts, Herr.« flüsterte ich, hündisch vor ihm auf allen Vieren kriechend.

Eine Geste seiner Peitsche befahl mich wieder auf meinen Rücken. Ich gehorchte. Er drehte sich um, stand teilweise über meinem Körper, der Menge gegenüber. Eines seiner Füße stand zwischen meinen Beinen.

»Zwei«, wurde ihm von unten zugerufen, »zwei.«

»Zwei.« wiederholte der Auktionator, zwei Finger hochhaltend. »Zwei!«

Er klang nicht unzufrieden über dieses Gebot. Ich dagegen war erschrocken. Vorher waren die Gebote bei achtzig gewesen. Jetzt, so schien es, hatten sie sich auf nur zwei reduziert.

Ich lag keuchend auf dem Rücken. Der Auktionator ging ein Stück weg von mir, drehte sich um und sah mich an. Es schien, als könnte ich mich kaum bewegen. Ich erschrak. Ich hoffte, er würde mich nicht schlagen, weil die Gebote jetzt auf zwei heruntergegangen waren.

Er sah verblüfft zu mir hinunter. Ich glaube, ich wirkte auf ihn jetzt völlig anders als noch vor wenigen Augenblicken. Ich glaube nicht, dass er das verstand. Es war für ihn fast, als hätte er nicht eine, sondern zwei Frauen auf dem Block, als hätte er zwei unterschiedliche Frauen zu verkaufen. Ich erhob mich auf meine Ellenbogen, aber er stieß mich mit seiner schuhartigen Sandale zurück in das Sägemehl. Dann drehte er mich damit auf den Bauch.

»Knie nieder.« befahl er.

Ich kniete. Er befestigte die Manschetten wieder an meinen Handgelenken. Er drehte mich um, so dass ich der Menge gegenüber kniete. Er zog die kurze Kette von der horizontalen herunter.

»Aufstehen.« befahl er.

Ich gehorchte.

»Was stimmt mit ihr nicht?« rief ein Mann.

Die Kette zwischen meinen Manschetten war über den unteren Haken der kurzen Kette geworfen. Ich konnte kaum stehen. Ich war erschrocken. Ich blickte zu den Männern. Jeder von ihnen, begriff ich, könnte mich besitzen. Ich war eine Sklavin! Ich konnte besessen werden. Ich konnte ihnen gehören! Sie konnten mit mir machen, was immer sie wollten, ohne Einschränkungen. Sie würden totale Macht über mich haben.

Aber ich war eine Frau von der Erde! So etwas konnte mit mir nicht geschehen!

Dann, als die obere Kette, der Strang der Doppelkette, sich wieder straffte, wurden meine Handgelenke wieder hochgehoben, hoch über meinen Kopf. Wieder konnte ich den Block gerade noch mit meinen Zehen berühren.

Am Ende war ich nicht so gewesen, wie Ulrick es gewollt hatte. Ich hatte mich zu sehr gefürchtet. Ich war nicht frisch und gefügig gewesen. Ich hatte meinen Atem nicht unter Kontrolle gehabt. Ich fürchtete, ich hatte nicht schön ausgesehen. Ich hatte zu viel Angst gehabt, zu viel Angst um wirklich schön zu sein. Ich war zu plump gewesen. Ich hatte es nicht gut gemacht!

Merkwürdigerweise hatte ich Ulrick nicht enttäuschen wollen, der mich, glaube ich, gemocht hatte. Auch wollte ich nicht dafür bestraft werden, dass ich nicht gut gewesen war. Bestimmt hatten sie mit mir mehr Geld verdienen wollen als »zwei«, zwei was auch immer. Ich sah hinunter in die Gesichter. Sie waren Herren und ich war eine Sklavin.

Meine Augen trafen die eines Mannes, eines großen, korpulenten Mannes, mit nacktem Oberkörper, stark behaart, mit gekreuzten Gurten über seiner Brust. Er hatte einen herunterhängenden Schnauzbart und eine lange Narbe auf der linken Seite seines Gesichts. Er war einer der ungehobeltesten, erschreckendsten und hässlichsten Männer, die ich jemals gesehen hatte. Er sah zu mir hinauf und grinste. Auf der rechten Seite seines Munds fehlte ein Zahn.

Ich sah hoch, weg von ihm, zu den Manschetten an meinen Handgelenken. Sie taten wieder weh, mein Körper streckte sich bis zu den Zehenspitzen und wurde angehoben. Meine Zehen und die Rückseite meiner Beine schmerzten. Ich sah hoch zu den Manschetten und zur Kette. Ketten sind so stark. Wir können sie nicht zerbrechen. Der Auktionator war jetzt links hinter mir.

»Gibt es ein weiteres Gebot?« fragte er.

Ich glaube, die Ambivalenz meines Auftritts, wenn er so gewesen war, hatte einige in der Menge verblüfft, genauso wie den Auktionator. Das Haus war still. Ich sah wieder nach unten. Wieder trafen meine Augen die des großen, korpulenten Mannes. Er grinste. Er schien nicht verblüfft. Ich fürchtete, dass er trotz seiner Ungeschlachtheit, seiner Hässlichkeit ein scharfsichtiger Herr war, vor dem ein Mädchen keine Geheimnisse haben könnte. Hastig sah ich weg.

»Werden hier wirklich nur zwei geboten«, forschte der Auktionator, »für diese köstliche Ware?«

Ich fühlte, wie die Peitsche meine Flanke und Taille auf der linken Seite berührte. Dann trat er links neben mich. Er drehte sich und berührte mich zweimal mit der Peitsche.

»Beachtet die Flanke und diesen Bauch.« sagte er.

Ich versuchte, völlig bewegungslos zu bleiben. Die leichten Berührungen der Peitsche hatten mich doch furchtbar unruhig gemacht. Er ging wieder links hinter mich.

»Es sind zwei geboten worden«, sagte er, »für diese reizvolle barbarische Vergnügungssklavin. Höre ich mehr? Sicher, sie ist nur halb ausgebildet und vielleicht noch nicht vollständig in den Kragen gebrochen. Das leugne ich nicht. Aber sie ist vielversprechend. Ja, das denke ich. Einige von euch, da bin ich sicher, ahnen, dass sie vielversprechend ist.«

Ich wusste nicht, was er damit meinte.

»Höre ich ein höheres Gebot?« fragte er. »Soll ich meine Hand schließen?«

Eine Welle des Zorns fegte plötzlich über mich. Ich, eine Vergnügenssklavin! Absurd! Wie entwürdigend! Wie erniedrigend! Plötzlich wollte ich ihnen beweisen, dass ich keine Vergnügungssklavin war. Ich war eine gebildete, verfeinerte, zivilisierte Erdenfrau! Ich war eine moderne Frau, wenigstens etwas in der Art! Ich war keine Vergnügungssklavin!

Aber wenn ich in die Gesichter unter mir sah, wusste ich, wenn mich irgendeiner von diesen Männer besitzen würde, müsste ich sie vollständig zufrieden stellen. Ich würde dafür alles einsetzen, all meine Schönheit, mein Charme, meine Anmut, mein Wissen, meine Intelligenz, mein Takt, alles was ich war und hoffen konnte, jemals zu sein. Ich würde ihnen eine perfekte Vergnügungssklavin sein müssen. Und was mich am meisten daran entsetzte, war, glaube ich, dass ich das wollte. Ich wollte Männern dienen und ihnen Vergnügen schenken, um wertvoll für sie zu sein, um geliebt und geschätzt zu werden, um sie glücklich zu machen. Was war ich doch für eine schreckliche Frau, weil ich Männer glücklich machen wollte.

Dann wieder versuchte ich, kalt und hart zu sein, gefühllos wie Stein oder Leder. Ich durfte mir keine Gefühle erlauben! Aber was, fragte ich mich, wenn ich nicht meine eigene Herrin sein durfte? Was, wenn Männer einfach Dinge mit mir machen, mich zwingen würden zu fühlen, weil es sie erfreute, mich gegen meinen Willen zum Nachgeben und zum Zerschmelzen zu bringen? Was, wenn diese Erfahrungen, diese Dinge, von denen ich auf der Erde nicht einmal geträumt hatte, mich dazu brächten, zu sein, was ich am meisten fürchtete, mir keine Wahl ließen, eine Frau in der natürlichen Ordnung?

Dann wappnete ich mich wieder. Ich war keine Vergnügenssklavin. Es gab keine Vergnügenssklavin in mir! Ich stand über solchen Dingen. Ich war meine eigene Herrin. Kein Mann konnte das ändern!

»Au!« schrie ich plötzlich erschrocken, mich wild windend auf, zappelte an den Handgelenksmanschetten, drehte mich mit einer Bewegung der Ketten; dann hing ich mit meinem ganzen Gewicht an ihnen, die Ketten strafften sich, meine Knie waren fast bis zum Bauch angezogen, meine Augen waren geschlossen, ich biss die Zähne zusammen.

Es gab viel Gelächter im Haus. Als ich meine Augen wieder öffnete, wurde mein Körper schon wieder gedehnte, ich stand auf den Zehenspitzen, meine Handgelenke hoch über meinem Kopf in den Manschetten. Ich sah nach unten, über den Bereich der Stehplätze, über die Absperrung. Der große, hässliche, korpulente Kerl war dort, sah grinsend zu mir hoch. Ich wurde glutrot und sah schnell weg. Ich hatte solche eine Berührung nicht erwartet. Es gab noch mehr Gelächter. Mein Körper war purpurrot vor Scham. Den Männern war gezeigt worden, dass ich einen vitalen, lebendigen Körper hatte.

Ich hielt meine Knöchel, Knie und Beine so eng beieinander, wie ich konnte. Ich war erschrocken. Ich erahnte plötzlich schemenhaft, was Männer mit mir tun konnten, wie sie mich aus mir herausnehmen und mich unglaublichen Gefühlen ausliefern konnten, wenn sie, und nicht ich, das wünschten oder wollten. Und wenn ich auf ein so kleines und einfaches Ding schon so reagierte, war es schwierig zu spekulieren, wie ich mich bei eingehenderen, raffinierteren oder länger ausgedehnten Aufmerksamkeiten verhalten würde.

Ich fühlte mich plötzlich schrecklich hilflos und doch auch auf eine Weise begierig. Was wäre, wenn mir nicht erlaubt werden würde, eine schreckliche Vorstellung, unter Androhung schrecklicher Strafen, unter dem Befehl von Herren, nicht erlaubt werden würde, mich gegen die völlige Öffnung für solche Gefühle zu wehren, wenn ich gezwungen würde, mich zu ergeben und an meiner Unterwerfung auch noch mitzuarbeiten?

Es gab dabei eine Sache, die irgendwie günstig für mich stand. Meine Haut und mein ganzer Körper waren heute Abend viel weniger empfindsam als normalerweise. Ich hatte das schon am Morgen bemerkt. Ich hatte es an meinen Empfindungen auf der Plattform des Ausstellungsbereichs der Verkaufshalle, am anderen Ende des langen Korridors, bemerkt. Es hatte mit meiner Enttäuschung wegen Teibar zu tun, dass ich immer noch in seinem Bann stand, dass er mich nicht hierher gebracht hatte, als Spaß eines Herren, um mich zurückzubekommen. Ich hatte dann verstanden, dass ich trotz all meiner Hoffnungen ihm am Ende nichts bedeutete, für ihn nur ein weiteres hübsches Erdenmädchen war, dass allein wegen seines Geschäfts hierher gebracht worden war, um den Kragen zu tragen und an der Peitsche zu lecken.

Mein Gefühl der Isolierung war sehr stark gewesen. Mir war plötzlich bewusst geworden, wie allein ich auf dieser fremden, schönen Welt war. Ich stand fast unter Schock und hatte kein Gefühl mehr. Auch heute Abend, besonders in den letzten Minuten, war ich wie erstarrt in Elend und Schrecken und begriff, dass ich verkauft wurde. Ich war erschrocken, eingeschnürt und angespannt gewesen. Ich hatte, fürchte ich, nicht schön ausgesehen.

Ich fürchte, ich war gerade das Gegenteil dessen gewesen, was Ulrick gewollt hätte. Und das, obwohl ich unversehens durch die plötzliche Bewegung der Peitsche des Auktionators genommen worden war und mich plötzlich und ohne etwas dagegen tun zu können auf eine Weise bewegt hatte, die manchen nahelegen könnte, dass ich eine Vergnügungssklavin war. Und dabei wusste ich, dass das ganze Spektrum meiner vermutlich typischen Reaktion auf solch eine Berührung gerade erst einmal angedeutet worden war. Der volle Umfang meiner Empfänglichkeit dafür, beglückwünschte ich mich, war immer noch verborgen geblieben und niemand konnte das vermuten. Ich schauderte, wenn ich daran dachte, wie zart und tief meine Gefühle unter der Hand eines Herrn aufblühen könnten. Ich konnte mir vorstellen, gerade nachdem ich diese einfache Berührung verspürt hatte, wie hilflos ich sein würde.

»Zwei!« rief ein Kerl hinter der Absperrung und hob seine Hand. »Zwei-fünfzig!«

»Zwei-fünfzig!« wiederholte der Auktionator erfreut. »Zwei-fünfzig! Höre ich mehr?«

Das Haus war völlig still. Ich sah nach unten. Der Mann, der das letzte Gebot, wie hoch es auch sein mochte, abgegeben hatte, war der große, ungeschlachte, korpulente Mann, der so hässlich war, so erschreckend.

»Soll ich meine Hand schließen?« fragte der Auktionator.

Seine Hand war offen, er hielt sie zu Seite. Ich sah zu dem Mann hinunter. Ich verdrehte die Manschetten. Ich konnte mich nicht befreien. Ich war eine Sklavin! Ich sah zu ihm hinunter. Ich würde einen Kragen tragen. Ich war gebrandet. Ich sah zu ihm hinunter.

Ich wusste, dass mein Körper rechtzeitig seine Empfindsamkeit zurückgewinnen, dass seine Bewusstheit und Hilflosigkeit unerbittlich zurückkehren würde. Das war unvermeidbar, wie das Ansteigen des Wassers in einer Quelle. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich sah zu ihm hinunter. Er sah mich an und grinste.

»Die Barbarin ist dein!« verkündete der Auktionator, seine Hand schließend.

Ich hörte, wie die Kette über mir sich bewegte und wurde, an den Manschetten und Ketten hängend, über den Block hochgezogen und auf der anderen Seite heruntergelassen.

Ein anderes Mädchen würde meinen Platz auf dem Block einnehmen. Nach einem Augenblick gaben meine Knie nach, ich war auf einer anderen Plattform ähnlich der an der anderen Seite des Blocks. Hier war die niedrige Holzwand links von mir und vor mir.

Die Handgelenksmanschetten wurden entfernt und ich wurde zu einem anderen Tor und zum Gatter gestoßen. Kurz danach kroch ich wieder auf dem Holz.

Ich versuchte, mein Bewusstsein zu behalten. Ich war froh, jetzt kriechen zu dürfen. Ich glaube, ich hätte nicht gehen können.

Hinter mir hörte ich den Auktionator um ein Gebot für ein neues Mädchen bitten. Es war sicher die, die hinter mir zum Tor gekommen war. Ich erinnerte mich an ihr Gesicht hinter den Gitterstäben des Tores. Ich kannte sie nicht.

Ich kam an einem Mann mit einem spitzen Stock vorbei. Er schlug mich nicht.

Ich konnte mich nicht übergeben. Ich hatte nicht genug zu essen bekommen. Ich konnte mich oder das Holz nicht beschmutzen, das hatten sie verhindert. Solche Sachen passieren meist ganz am Anfang oder am Ende eines Verkaufs. Ich kroch das Gatter hinunter. Meine Auktionsnummer war noch immer auf meiner linken Brust.

Ich fragte mich, ob ich heute Abend abgeholt würde. Ich nahm es nicht an, weil es schon spät war. Ich kam zum Ende des Gatters. Dort stand ein geöffneter Tarskkäfig. Ich kroch hinein. Ich war die erste in diesem Käfig. Ich kroch bis zu seinem Ende.

Wahrscheinlich würden fünf Mädchen hier drin sein, wenn er verschlossen werden würde. In anderen Käfigen, die, wie ich annahm, vom Gatterausgang weggeschoben worden waren, sah ich andere Mädchen. Ich sah Clarissa und Gloria im Käfig rechts von mir. Sie waren vor mir an der Sklavenkette gewesen. Sie sahen verängstigt aus. Ich nahm an, ich auch. Wir waren verkauft worden. Gloria hatte ihre Finger in das schwere Maschendraht der Käfigseite gesteckt.

›Ah, Teibar‹, dachte ich, ›jetzt hast du deine Rache an deiner ›modernen Frau‹ wirklich gehabt! Sie ist in der Verkaufshalle wie ein Tarsk verkauft worden! Und du wärst zweifellos sehr einverstanden mit dem Herrn, in dessen Hand sie jetzt gekommen ist!‹

Glaubten sie, fragte ich mich zornig, dass ich nur existierte, um Männern Vergnügen zu bereiten?

Aber dann dachte ich ironisch und reumütig, dass das genau das war, wofür Teibars »moderne Frau« jetzt existierte. Das war jetzt die ganze Bestimmung ihrer Existenz, das und nur das. Dafür, und nur dafür, musste sie jetzt leben.

Ich nahm mein Schicksal an. Teibar hatte gewusst, dass es mir bestimmt war. Er hatte es für mich gewählt. Wie müsste es ihn doch amüsieren, dachte ich, wenn er sich von Zeit zu Zeit an mich erinnern konnte. Was für ein köstliches und amüsantes Schicksal er mir doch bestimmt hatte!

Aber jetzt war ich wahrhaftig keine »moderne Frau« mehr. Ich war jetzt nur ein erworbenes Sklavenmädchen. Ich dachte an meinen Herrn und zitterte. Ich steckte meine Finger in die Maschen des Käfigs, nackt, die Nummer auf meiner Brust. Ich zog meine Beine an. Dann verlor ich das Bewusstsein.

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