Die zwölf Gebote

1. KAPITEL

Reden wir mal von Wundern. Die Bibel ist voll von ihnen, und ein paar sind auch wirklich prächtig. Diese Geschichten sind über ein paar tausend Jahre immer weiter überliefert worden. Ob sie wahr sind, mag jeder selbst für sich entscheiden. Aber man muß zugeben, daß sie außerordentlich aufregend sind.

Wir kennen natürlich alle die Geschichte von Adam und Eva. Nach der Bibel hat mit ihnen die ganze Geschichte überhaupt erst angefangen. Gott schuf den Himmel und die Erde. Und er schuf die Berge und die Bäume und die Tiere. Aber dann hatte er das Gefühl, daß irgend etwas fehlte.

„Ich weiß schon, was fehlt", sagte Gott. „Ich werde noch einen Menschen machen."

Er nahm eine Handvoll Lehm, knetete ihn in die Form eines Menschen und hauchte ihm den Odem des Lebens ein.

„Ich bin Gott", sprach er zu ihm, „und du bist Adam."

Adam sah sich verwundert um und fragte: „Wo bin ich?"

„Du bist im Paradies, im Garten Eden."

„Ganz hübsch hier", sagte Adam.

„Erfreue dich daran", sprach Gott.

Gott hatte also den Menschen erschaffen, aber nach wie vor hatte er so ein Gefühl, daß da noch etwas fehlte.

Aber natürlich, dachte er bei sich. Eine Frau.

Während Adam schlief, entnahm ihm Gott eine Rippe und formte aus ihr eine Frau und die nannte er Eva.

Adam war entzückt, als er sie sah.

„Nun freut euch mal eures Lebens, ihr beide",sprach Gott. „Nur eines dürft ihr auf keinen Fall: einen von diesen Äpfeln essen." Er deutete auf die herrlich appetitlich aussehenden Äpfel an dem Baum. „Dies ist die Frucht am Baum der

Erkenntnis, und es ist euch verboten, davon zu kosten."

„Verstehe", sagte Adam.

„Ist gut", sagte Eva. „Wir rühren sie nicht an."

Aber da war in diesem Garten Eden auch eine Schlange, eine böse Schlange. Die hatte der Teufel geschickt.

„Ihr wißt ja gar nicht, was euch da entgeht", sagte diese Schlange zu den beiden. „Diese Äpfel sind doch. überhaupt das Köstlichste auf eurer ganzen Welt."

„Wir haben aber versprochen", sagten Adam und Eva, „daß wir sie nicht anrühren."

„Ihr müßt doch gar nicht alle essen", sagte die Schlange. „Ihr braucht doch nur einen zu nehmen."

„Na ja", meinte Eva. „Einmal ist keinmal, oder? Einer kann doch wohl nicht schaden."

Also aßen sie vom Baum der Erkenntnis.

Gott war mächtig zornig. „Ihr habt euer Versprechen

gebrochen, das ihr mir gegeben habt!" donnerte er. „Ihr habt gesündigt!"

Und damit warf er sie aus dem Paradies hinaus, und sie mußten sich draußen in der weiten Welt herumtreiben. Also jedenfalls ist das die Geschichte, wie sie in der Bibel steht, nicht?

Oder nehmen wir die Geschichte von der Arche Noah. Eines Tages fand Gott, daß es einfach zu viele Sünder auf der Welt gab.

Mit der Erschaffung des Menschen, dachte er, habe ich entschieden einen Fehler gemacht. Vielleicht sollten wir damit noch einmal ganz von vorne anfangen.

Das Problem dabei war, daß Gott nicht gut gleich alle Menschen ausrotten konnte, denn woher sollten dann die neuen Menschen kommen? Also entschied er sich dafür, einen anständigen Mann und seine Familie zu suchen, damit die die Erde neu bevölkerten.

Er sah sich sorgfältig um. Er erblickte Lügner und Diebe und Mörder und Gauner und wurde darüber sehr niedergeschlagen. Doch dann sah er eines Tages den Noah. Der war ein einfacher, aber rechtschaffener Mann, und er hatte eine Frau und Söhne und Schwiegertöchter. Tadellos, fand Gott.

Und er sprach zu Noah. „Paß mal auf, Noah, ich setze die Welt unter Wasser und ersäufe alle Menschen."

„Wieso erzählst du mir das, Gott?" fragte Noah.

„Na, weil ich beschlossen habe, daß du mit deiner Familie nicht umkommen sollst."

Das schmeichelte dem Noah natürlich schon sehr. „Nur, wie mache ich das, daß ich nicht ertrinke?" fragte er. Da gab ihm Gott seine Anweisungen. „Paß auf, du baust eine Arche, ja? Das ist ein großes Boot oder Schiff. Und ich meine ein wirklich großes, Noah, klar? So, und dann sammelst du dir sämtliche Tierarten zusammen, zwei von jeder, ein Pärchen, und die packst du samt deiner Familie in diese Arche, ja?" „Na gut", sagte Noah.

Und er schaffte es auch. Er sammelte Zebras ein und Elefanten und Tiger und Löwen, Affen und Pferde - eine richtige Riesenmenagerie.

Und dann marschierten sie alle auf die Arche, und zuletzt kam: Noah mit seiner Familie nach, und er war bereit für alles, was nur kommen mochte.

Was kam, war, daß es zu regnen anfing. Und wenn es in der Bibel schon mal heißt, regnen, dann regnet es auch ordentlich. Das ging vierzig Tage und Nächte lang und hörte keine Sekunde auf. Kleine Städte versanken im Wasser und große Städte ebenso und ganze Länder, bis nichts mehr zu sehen war - außer Noahs Arche, die auf diesem ganzen Überschwemmungswasser schwamm und ihn und seine Familie und seine ganze Tierauswahl sicher trug.

Am Ende der vierzig Tage, als Gott alles ertränkt hatte, ließ er die Arche auf dem Berg Ararat aufsetzen. Und das Wasser fiel wieder, und Noah und seine Familie konnten anfangen, die Erde neu zu bevölkern.

Wunder!

Noch ein anderes Wunder in der Bibel war doch die Teilung des Roten Meers, nicht? Die Hebräer waren in Ägypten in der Sklaverei gehalten worden, und das gefiel ihnen natürlich gar nicht. Die konnten sich nicht frei bewegen, wie sie wollten. Sie konnten nicht wählen gehen. Bezahlt für ihre Arbeit wurden sie auch nicht. Sie waren einfach Sklaven.

Da kam dann eines Tages ein gewisser Moses, ein großer Anführer, und sagte: „Ihr müßt uns jetzt mal helfen, daß wir was dagegen unternehmen. Wir haben diese Sklaverei satt bis zum Kragen."

Zwar wußte auch Moses nicht so genau, was man denn unternehmen könnte, weil der König immerhin eine große und gutausgerüstete Armee hatte und jeder, der auch nur den kleinsten Fluchtversuch unternahm, daran glauben mußte. Aber er sagte zu ihnen: „Laßt mich nachdenken." Dabei beschloß er dann, sich mal mit Gott darüber zu unterhalten. „Also Gott", sagte er, „es ist so, unser Volk ist ziemlich unglücklich. Die Leute wollen nicht mehr wie Tiere behandelt werden. Sie wollen freie Menschen sein. Jeder, der auch nur ein Wörtchen gegen den König sagt, ist so gut wie tot. Kannst du da nichts tun und uns helfen?"

Als Gott diese Aufforderung hörte, sagte er: „Also gut, Moses, du führst unser Volk aus Ägypten hinaus und zwar in ein Land, wo sie dann frei sind."

Versteht sich, daß Moses darüber freudig erregt war. Er ging zurück zu seinem Volk und sagte: „Alles klar, Leute, ich habe mit Gott geredet, und ich schaffe euch hier weg."

Am nächsten Morgen versammelten sich alle Hebräer heimlich an der Stelle, die Moses ausgesucht hatte, und Moses sagte zu ihnen: „Nun kommt, und zwar mucksmäuschenstill."

Und so begann der lange Marsch. Sie zogen zur Grenze von Ägypten und hofften, sich aus dem Land schleichen zu können.

Unglücklicherweise sah sie ein Freund des Königs, als sie schon fast am Roten Meer waren, und eilte zu ihm hin.

„Die Hebräer hauen ab!" rief er. „Sie marschieren aufs Rote Meer zu. Dieser Moses ist ihr Anführer."

Der König war außer sich und ließ sofort einen seiner Generäle kommen. „Ich höre da gerade, daß Moses die Hebräer aus dem Land hinausführen will. Die müssen aufgehalten werden." Er dachte kurz nach. „Nicht nur aufgehalten, sondern getötet, alle. Verstanden?"

„Jawohl, Euer Majestät." Schon nach einer Stunde war die königliche Armee marschbereit. Und weil sie beritten war, galoppierte sie geschwind wie der Wind zum Roten Meer, wo die Hebräer zuletzt gesehen worden waren. Mittlerweile aber hatten die Hebräer das Rote Meer bereits erreicht. Eigentlich wollten sie es ja auf Schiffen überqueren, aber zu ihrer Enttäuschung war weit und breit kein Schiff zu sehen. Außer dem endlosen Wasser erblickten sie rein gar nichts.

Da wandte sich einer an Moses: „Wie sollen wir darüber kommen?" fragte er. „Da ersaufen wir doch alle." Moses war total sauer. Er hatte natürlich angenommen, daß Gott auch für Schiffe sorgen werde.

„Na, vielleicht bauen wir uns Schiffe", schlug er vor. Doch in dem Moment kam einer angerannt. „Moses, Moses! Die Soldaten des Königs kommen! Jeden Augenblick sind sie hier!"

Da war Moses klar, daß sie alle verratzt waren. Gott hatte sie im Stich gelassen. Er sah hinauf zum Himmel und sagte:

„Also, weißt du, Gott, ich verstehe nicht, wie du so etwas mit deinem Volk machen kannst. Du hast mir doch versprochen, daß ich es sicher aus Ägypten rausschaffe!"

Da dröhnte auf einmal Gottes Stimme. „Vertrau mir. Sag deinem Volk, es soll ins Meer marschieren."

Das leuchtete Moses ja nun gar nicht ein. Was denn, wie sollten Menschen ins Meer marschieren, ohne darin zu ertrinken? Andererseits war ihm klar, daß es gegen Gott keine Widerrede gab.

Also wandte er sich an sein Volk und sagte: „Ich habe noch mal mit Gott geredet. Wir sollen ins Meer marschieren, sagt er."

Da waren sie alle entsetzt, aber weil sie hinter sich schon die Hufe der Pferde der Soldaten donnern hörten, sagten sie sich: Mein Gott, lieber ersaufen, als von den Soldaten niedergemacht werden.

„Also dann, mir nach", sagte Moses und begann ins Wasser zu waten. Aber kaum hatte er den ersten Schritt hineingetan, als ein Wunder geschah.

Mit offenem Mund sahen sie, wie sich das Rote Meer teilte und daß sie trockenen Fußes durchmarschieren konnten. Da applaudierten sie alle begeistert, zogen durch das Rote Meer und beeilten sich, damit die Soldaten sie nicht doch noch erreichten.

Als sie auf der anderen Seite waren und sich umdrehten, sahen sie, wie drüben gerade die Soldaten daherkamen und begriffen, daß ihnen die Hebräer entkamen. „Hinterher!" schrie ihr General.

Moses beobachtete, wie die Soldaten des Königs ins Meer hineinritten.

Aber als die mittendrin waren, da schloß sich das geteilte Wasser auf einmal wieder über ihnen und alle ertranken.

Gott hatte sein Versprechen gehalten. Die Hebräer waren gerettet.

Dann wäre da zum Beispiel noch ein Wunder aus der Bibel. In Israel lebte ein gewisser Samson. Der war so stark, daß er mal tausend Soldaten auf einen Schlag erledigte und zwar mit nichts weiter als dem Kieferknochen eines Esels. Die Tyrannen, die Israel damals regierten, versuchten alles, diesen Samson zu fangen, aber sie hatten kein Glück. Sooft sie Soldaten gegen ihn ausschickten, war es um sie geschehen. Nun hatte Samson eine Freundin, eine gewisse Delilah oder Dahlilah.

Zu der kamen sie und sagten: „Wir wollen den Samson fangen, könntest du uns dabei nicht helfen? Du müßtest das Geheimnis seiner Stärke herausfinden."

Na gut, also in der nächsten Nacht fragte die Delilah oder Dalilah den Samson: „Sag mal, was macht dich eigentlich so stark?"

Und Samson gab ihr bereitwillig Auskunft. „Das sind meine Haare", sagte er. „Wenn sie mir mal jemand abschnitte, wäre ich nicht mehr stärker als jeder gewöhnliche Mann auch." Noch in derselben Nacht schnitt ihm Delilah oder Dalilah, während er schlief, die Haare ab. Als er am Morgen aufwachte, war er schwach und hilflos.

Die Herrscher legten ihn in Ketten und machten ihn zum Sklaven. Sie lachten ihn aus und machten sich über ihn lustig, weil er nun nicht mehr stärker war als alle anderen auch. Damit auch sicher war, daß er nie wieder stark wurde, stachen sie ihm die Augen aus und schmiedeten ihn mit Ketten an die Tempelsäulen.

Darüber vergingen einige Wochen und dann machten sie einen Fehler, und zwar einen ganz schlimmen. Es entging ihnen völlig, daß Samsons Haare wieder nachzuwachsen begannen. Eines Nachts dann, als sie gerade eine große Party im Tempel feierten, zog Samson, der genau an die Pfeiler gekettet war, welche den Tempel trugen, kräftig an seinen Ketten, bis die Säulen umfielen und der gesamte Tempel in sich zusammenstürzte. Alle, die darin waren, kamen um. Allerdings bedauerlicherweise auch Samson selbst.

Und was, weil wir gerade von Wundern reden, ist mit Jonas und dem Wal?

Gott schickte Jonas in eine Stadt namens Ninive, aber Jonas hatte keine Lust dazu. Er sagte zu einem Freund: „Ich habe Wichtigeres zu tun."

„Da wird Gott aber böse sein", sagte der Freund.

„Ach, der", sagte Jonas, „der ist so beschäftigt, der merkt das gar nicht."

„Du traust dich was", sagte der Freund. „Ach Quatsch", sagte Jonas.

Und er bestieg ein Schiff, das zu einer ganz anderen Stadt fuhr. Na ja, damit hatte er natürlich einen großen Schnitzer begangen. Gott hatte es nämlich sehr wohl gemerkt und war fuchsteufelswild, Er machte einen Riesensturm, in dem das Schiff herumgeworfen wurde wie eine Nußschale. „Wir sinken!" sagte der Kapitän. „Und alles wegen dir, Mann. Weil du nicht getan hast, was dir Gott anschaffte." Jonas wußte schon, daß der Kapitän recht hatte. Das ganze Schiff mit Mann und Maus würde untergehen. „Also gut", sagte er. „Dann springe ich eben ins Meer. Wenn ich vom Schiff runter bin, stoppt Gott auch den Sturm wieder, und ihr seid gerettet."

Es war ihm völlig bewußt, daß das seinen Tod bedeutete, aber er verdiente ihn auch, sah er selbst ein, weil er Gott nicht gehorcht hatte.

Kapitän und Mannschaft sahen zu, Wie er ins fürchterlich tobende Meer sprang, und es war ihnen klar, daß er ertrinken würde.

Aber Gott tat wieder einmal ein Wunder. Als Jonas ins Wasser fiel, schnappte ihn ein großer Wal und verschluckte ihn. Tief in dessen Magen betete Jonas zu Gott um Vergebung. Er betete drei Tage und drei Nächte lang, und danach beschloß Gott, ihn zu erretten.

Nämlich, der Wal tat sein großes Maul auf und spid en Jonas ans Ufer aus.

So. Vor zweitausend Jahren war es gang und gäbe, den wilden Löwen Menschen zum Fraß vorzuwerfen. Hatte jemand, Mann oder Frau, ein Verbrechen begangen oder etwas getan, das dem König mißfiel, sagte der König kurz und schlicht: „Werft ihn, oder sie, den Löwen vor."

Da gab es eine riesige Arena, so eine Art Theater, wo die Leute sitzen und zuschauen konnten, wie die Löwen auf die armen Teufel losgingen, die man ihnen zum Fraß vorgeworfen hatte. Und da gab es einen netten, jungen Mann, der hieß Daniel. Den mochten alle gut leiden. Nur im Hofstaat des Königs waren sie eifersüchtig auf ihn, weil Daniel beim König einen Stein im Brett hatte. Also logen sie dem König etwas vor von wegen, daß Daniel hinter seinem Rücken über ihn herziehe. „Was?" sagte der König wütend. „Na, dann werft ihn mal gleich den Löwen vor!"

Das freute sie. Endlich würden sie diesen Daniel loskriegen. Sie warfen ihn also in eine Grube mit hungrigen Löwen und überließen ihn diesen zum Fraße.

Und das feierten sie groß. „Endlich brauchen wir uns wegen diesem Daniel keine Sorgen mehr zu machen."

„Jetzt können wir selbst beim König einen Stein im Brett haben."

„Gleich morgen früh sehen wir nach, was von Daniel noch übrig ist."

So gingen sie am nächsten Morgen zu der Löwengrube, aber dann blieben sie wie angewurzelt stehen und trauten ihren Augen nicht. Da saß Daniel ganz friedlich mitten unter den Löwen, und die leckten ihm das Gesicht wie kleine Hündchen. Gott hatte die Bestien gezähmt und Daniel errettet. Da ließen sie ihn voller Furcht aus der Löwengrube heraus und gelobten, ihm niemals wieder nachzustellen oder ihm Böses zu tun.

Wunder! Wißt ihr, wieso wir alle verschiedene Sprachen reden? Da gab es mal eine Zeit auf der Erde, da redeten alle dieselbe Sprache. Die Leute aus den verschiedensten Ländern konnten sich problemlos miteinander unterhalten. Und darauf waren sie auch mächtig stolz.

Einer aus der Stadt Babel hatte eine Idee. „Wißt ihr was, wenn wir alle zusammenarbeiten, könnten wir einen Turm bis in den Himmel bauen."

„Starke Idee!" sagte ein anderer. „Packen wir's an!" Gesagt, getan, sie holten sich Ziegel und Mörtel und was man sonst so braucht, um einen Turm zu bauen, und fingen an, ihn zu errichten. Es sollte das größte und wunderbarste Bauwerk der ganzen Welt werden. Doch das erforderte Jahre und Jahre, aber jedes Jahr wurde ihr Turm höher und höher. Darüber wurden viele Arbeiter alt und starben, und ihre Söhne traten an ihre Stelle und machten weiter. Nichts konnte den Turmbau aufhalten.

Der Turm wuchs wirklich immer weiter in den Himmel hinauf. Nach vielen Jahren hatten sie den Himmel tatsächlich erreicht, genau wie geplant.

Aber als Gott das sah - daß sie ihm sogar den Himmel ankratzten -, gefiel ihm das überhaupt nicht.

Der einzige Grund, dachte er, warum sie das fertigbrachten, war, daß sie alle dieselbe Sprache redeten und deshalb auch zusammenarbeiten konnten. Das wollen wir doch mal unterbinden.

Und es gab einen Blitz, und auf der Stelle redeten alle Völker plötzlich mit verschiedenen Zungen. Die einen redeten japanisch, die anderen englisch, und es gab welche, die redeten spanisch oder schwedisch oder polnisch. Folglich verstanden sie einander nicht mehr.

Der Mann, der die Bauleitung des Turms hatte, erteilte Anweisungen, aber keiner kapierte ein Wort. Alles ging derart durcheinander, daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als mit dem Turmbau aufzuhören - exakt, was Gott wollte. Sie ließen den Turm einfach stehen und zerstreuten sich in alle Welt. Und so entstanden die Sprachen.

Jetzt aber: Habt Ihr schon mal von den Zehn Geboten gehört? Die Geschichte geht so: Moses kam vom Berg herunter und hatte zwei Steintafeln unter den Armen, die ihm Gott gegeben hatte. Auf denen standen die Zehn Gebote. Ein Gebot ist eine Vorschrift, die man befolgen muß.

Ich verrate Euch ein Geheimnis. Diese Geschichte in der Bibel ist überhaupt nicht wahr. Es ist nämlich nicht allgemein bekannt, daß es in Wirklichkeit zwölf Gebote waren! Was passiert war, ist, daß Moses eigentlich mit dreien dieser Steintafeln von dem Berg herunterkam. Doch auf dem Weg fiel er einmal hin, wobei eine der Tafeln zerbrach, so daß halt nur noch zehn Gebote übrig waren. Die Sache war ihm so peinlich, daß er sie keiner Menschenseele jemals verriet. Die Zwölf Gebote lauten wie folgt:

Erstes Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Zweites Gebot: Du sollst den Namen Gottes, deines Herrn, nicht mißbrauchen.

Drittes Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen.

Viertes Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden.

Fünftes Gebot: Du sollst nicht töten.

Sechstes Gebot: Du sollst nicht ehebrechen.

Siebtes Gebot: Du sollst nicht stehlen.

Achtes Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten.

Neuntes Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.

Zehntes Gebot: Du sollst dir kein Bildnis von mir machen.

Elftes Gebot: Du sollst nicht lügen.

Zwölftes Gebot: Du sollst deinen Mitmenschen kein Leid zufügen.

Moses sagte den Leuten, jeder, der diesen Geboten zuwiderhandle, werde bestraft.

Nun, das ist die Version des Moses von der Geschichte. Aber wir wollen uns mal ein paar Geschichten von Leuten anhören, die Gottes Gebote übertraten. Und was passierte mit ihnen? Sie wurden reich und glücklich und berühmt!

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