Siebzehn

Er öffnete den Karton mit den Briefen und nahm einen nach dem anderen heraus. Bei einigen überflog er nur den Absender, andere nahm er aus dem Umschlag und las sie langsam durch. Er hatte die Briefe jahrelang nicht angeschaut. Es waren Briefe von zu Hause, von seinen Eltern, seiner Schwester und den Kameraden in der Jugendorganisation, die wissen wollten, wie das Leben in Leipzig war.

Er konnte sich auch an die Antwortbriefe erinnern, die er ihnen geschickt hatte, in denen er die Stadt beschrieb, den Wiederaufbau und die Einstellung der Menschen, und wie positiv alles war. Er schrieb über die Geschlossenheit in der Arbeiterschaft und die sozialistische Solidarität — all diese klischeehaften Floskeln. Er schrieb nie über die Zweifel, die sich in seinem Inneren zu rühren begannen. Er schrieb nie über Hannes.

Er grub sich tiefer in den Karton hinein. Da war der Brief von Rut und darunter lag das Schreiben von Hannes.

Und ganz zuunterst waren die Briefe von Ilonas Eltern.


In den ersten Wochen und Monaten, in denen sie zusammen waren, dachte er an kaum etwas anderes als an Ilona.

Er war immer knapp bei Kasse und lebte äußerst sparsam, aber es gelang ihm, verschiedene Kleinigkeiten aufzutreiben, mit denen er ihr eine Freude machen konnte. Eines Tages, als sein Geburtstag sich näherte, bekam er ein Paket von zu Hause, und darin war auch ein kleines Bändchen mit Gedichten von Jónas Hallgrímsson, das er ihr schenkte. Er sagte ihr, dass es die Werke des Mannes enthielt, der jene schönsten Worte in isländischer Sprache gedichtet hatte.

Sie sagte, sie würde sich darauf freuen, Isländisch mit ihm zu lernen, um die Gedichte verstehen zu können. Sie sagte, sie hätte nichts für ihn. Er lächelte kopfschüttelnd. Er hatte ihr nicht gesagt, dass er Geburtstag hatte.

»Es ist genug, dich zu haben«, sagte er.

»Na, na«, sagte sie.

»Was?«

»Du mit deiner schmutzigen Fantasie.« Sie legte das Buch zur Seite, zog ihn aufs Bett und setzte sich rittlings auf ihn. Sie küsste ihn lange und intensiv. Es sollte sich zeigen, dass er noch nie in seinem Leben einen so schönen Geburtstag gehabt hatte.

In diesem Winter unternahmen Emíl und er viel zusammen, und ihre Freundschaft wurde enger. Er mochte Emíl gern. Aber je länger sie in Leipzig waren, und je besser sie das gesellschaftliche System kennen lernten, desto härter wurde Emíl in seinen sozialistischen Überzeugungen. Trotz der Diskussionen unter den Isländern und ihren kritischen Kommentaren zum Kontroll- und Unterdrückungsapparat, den Lebensmittelengpässen und den Pflichtveranstaltungen der FDJ und dergleichen ließ er sich nicht beirren.

Emíl pfiff darauf. Er hatte die langfristigen Ziele im Auge, und in dem Zusammenhang hatten kurzfristige Interessen keinerlei Bedeutung. Emíl und er kamen gut miteinander aus, und sie stärkten einander den Rücken.

»Aber warum produzieren sie denn nicht die Waren, die die Leute brauchen?«, fragte Karl einmal, als sie im Wohnheim zusammensaßen und über Ulbrichts Planwirtschaft diskutierten. »Es liegt doch auf der Hand, dass die Leute den Zustand hier mit der Situation der Menschen im Westen vergleichen, wo sie mit Konsumgütern überschüttet werden und es von allem genug gibt. Warum legen die hier in der DDR SO großes Gewicht auf den Aufbau der Industrie, wenn es an Lebensmitteln fehlt? Das Einzige, wovon sie genug haben, ist Braunkohle, und das ist ja noch nicht mal anständige Kohle.«

»Die Planwirtschaft wird sich schon noch bewähren«, entgegnete Emíl. »Der Aufbau hat ja gerade erst begonnen.

Und außerdem strömen hier keine Dollars aus Amerika ins Land. Das braucht alles seine Zeit. Die Hauptsache ist, dass die SED auf dem richtigen Kurs ist.« Auch andere Isländer verliebten sich in Leipzig, nicht nur er. Karl und Hrafnhildur lernten Deutsche kennen, die sehr nett waren und sich gut in die Gruppe einfügten.

Karl wurde immer öfter mit einer Studentin aus Leipzig gesehen, die Ulrike hieß. Ulrike war klein und zart, aber ihre Mutter war ein richtiger Drachen. Sie hielt überhaupt nichts von dieser Verbindung. Alle brüllten vor Lachen, wenn Karl ihnen von den konfliktgeladenen Begegnungen mit der Mutter erzählte. Karl und Ulrike hatten darüber geredet, zusammenzuziehen und vielleicht zu heiraten. Sie passten wunderbar zusammen, beide waren Frohnaturen und völlig unbekümmert, und sie erklärte, dass sie unbedingt Island sehen, vielleicht sogar dort bleiben wollte.

Hrafnhildur ging mit einem schüchternen Chemiestudenten. Er stammte aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Leipzig und konnte sie ab und zu mit selbst gebranntem Schnaps versorgen.

Es war Februar geworden. Ilona und er trafen sich jeden Tag. Sie sprachen kaum noch über Politik, aber das war auch gar kein Problem, denn es gab genug anderes, worüber sie reden konnten. Er erzählte ihr von dem Land, wo man Schafsköpfe aß, und sie sprach von ihrer Familie in Ungarn. Sie hatte zwei ältere Brüder, die ihr als Schwester einiges abverlangt hatten. Ihre Eltern waren beide Ärzte.

Sie studierte Germanistik und Literaturwissenschaft. Einer ihrer Lieblingsdichter war Friedrich Hölderlin. Sie las viel und fragte ihn über isländische Literatur aus. Bücher gehörten zu ihren gemeinsamen Interessen.

Lothar hielt sich viel bei den Isländern auf. Sie amüsierten sich über seine steife und formelle Ausdrucksweise auf Isländisch und seine unablässigen Fragen nach allem, was mit Island zusammenhing. Lothar und er verstanden sich gut. Beide waren überzeugte Kommunisten, und sie konnten über Politik reden, ohne sich zu streiten. Lothar übte sich im Isländischen, und er sprach Deutsch mit ihm.

Lothar stammte aus Berlin und war der Meinung, dass Berlin eine wunderbare Stadt sei. Seinen Vater hatte er im Krieg verloren, aber seine Mutter lebte noch dort. Lothar wollte unbedingt, dass sie irgendwann einmal zusammen nach Berlin führen, es sei ja nicht so weit mit dem Zug.

Ansonsten redete der Deutsche nur selten über sich, und er ging davon aus, dass es damit zusammenhing, dass er als Junge im Krieg so viel mitgemacht hatte. Lothar stellte aber umso mehr Fragen in Bezug auf Island, für das er ein hartnäckiges Interesse zu haben schien. Er fragte nach der isländischen Universität, nach politischen Auseinandersetzungen, nach den führenden Politikern; er wollte alles über das Erwerbsleben wissen und über den Lebensstandard, und auch über das amerikanische Militär in Keflavík.

Er versuchte, Lothar zu erklären, dass die Isländer enorm vom Krieg profitiert hätten, Reykjavik war rasant gewachsen, und das Land hatte sich im Handumdrehen von einer armen Agrargesellschaft in eine moderne bürgerliche Gesellschaft verwandelt.

Manchmal unterhielt er sich in der Universität mit Hannes, wenn sie sich in der Bibliothek oder in der so genannten Kaffeestube, dem Erfrischungsraum für die Studenten, trafen. Trotz Hannes’ negativer Einstellung und ihrer gegensätzlichen Meinungen freundeten sie sich miteinander an. Er bemühte sich angestrengt, Hannes zu überzeugen, hatte aber keinen Erfolg damit. Sein Interesse war erloschen. Er dachte nur an sich selbst, es ging nur noch darum, das Studium zu Ende zu bringen und dann nach Island zurückzukehren.

Eines Tages setzte er sich in der Kaffeestube zu Hannes.

Draußen schneite es. Zu Weihnachten hatte man ihm von zu Hause einen warmen Mantel geschickt. In einem seiner Briefe hatte er von der Kälte in Leipzig erzählt. Hannes sprach ihn auf den Mantel an, und er glaubte, ein klein wenig Neid herauszuhören.

Damals wusste er nicht, dass es das letzte Mal war, dass sie in Leipzig miteinander sprachen.

»Wie geht es Ilona?«, fragte Hannes auf einmal.

»Woher kennst du Ilona?«, fragte er zurück.

»Ich kenne sie eigentlich nicht«, sagte Hannes und blickte sich um, als wolle er sichergehen, dass niemand ihnen zuhören konnte. »Ich weiß nur, dass sie Ungarin ist. Und dass ihr zusammen seid. Stimmt das nicht? Ihr seid doch zusammen?«

Er trank einen Schluck von dem dünnen Kaffee und antwortete nicht. Er hörte einen anderen Ton bei Hannes heraus. Härter und unnachgiebiger als sonst.

»Spricht sie manchmal mit dir über das, was in Ungarn passiert?«

»Ja. Aber wir versuchen eigentlich, so wenig wie möglich über …«

»Dir ist doch klar, was dort im Gange ist?«, unterbrach Hannes ihn. »Die Sowjets werden militärisch intervenieren und ihre Panzer hinschicken. Ich staune bloß, dass sie das nicht schon längst gemacht haben. Es ist unausweichlich. Wenn sie zulassen, dass sich die Dinge so zuspitzen wie in Ungarn, werden andere osteuropäische Staaten nachziehen, und dann gibt es einen allgemeinen Aufstand gegen die Sowjets. Spricht sie nie darüber?«

»Wir reden über Ungarn, ja. Aber wir sind uns nicht einig.«

»Nein, eben, du weißt natürlich besser als sie, die Ungarin, was dort passiert.«

»Das habe ich nicht gemeint.«

»Nein, aber was meinst du dann eigentlich?«, sagte Hannes.

»Hast du jemals ernsthaft darüber nachgedacht? Ich meine, wenn du mal nicht alles durch die rosarote Brille siehst?«

»Was ist nur mit dir geschehen, Hannes? Warum diese Wut? Was ist passiert, seitdem du hier bist? Du warst doch bei uns zu Hause die große Hoffnung der Partei?«

»Die große Hoffnung«, schnaubte Hannes. »Das bin ich sicher nicht mehr.« Eine ganze Weile fiel kein Wort.

»Ich habe nur diesen ganzen Quatsch durchschaut«, erklärte Hannes leise. »Diese ganze verfluchte Lüge. Wir wurden mit solchem Zeug wie ›das Paradies der Proletarier‹ hochgepäppelt, mit Gleichberechtigung und Völkerverständigung so lange gefüttert, bis man die Internationale wie eine aufgezogene Spieldose runterleiern konnte.

Überall der gleiche kritiklose Halleluja-Chor. Zu Hause sind wir auf Kaderveranstaltungen gewesen. Hier gibt es nur Lobhudelei. Wo gibt’s hier eine Debatte? Es lebe die Partei und sonst gar nichts! Hast du mit den Menschen gesprochen, die hier zu Hause sind? Hast du eine Ahnung, was die Leute hier denken? Hast du mal mit einem ganz normalen Bürger hier geredet? Wollten sie Walter Ulbricht und die SED? Wollten sie die Einheitspartei und die Planwirtschaft? Wollten sie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit abschaffen und die politischen Gegner so gut wie ausschalten? Wollten sie sich auf der Straße niederschießen lassen wie beim Aufstand von 1953? Daheim in Island haben wir doch immerhin die Möglichkeit, uns mit unseren Gegnern auseinander zu setzen, und wir können unsere Meinung in Zeitungsartikeln veröffentlichen. Hier ist das verboten. Es gibt nur die Parteilinie — und damit basta. Und dann nennen sie das Wahlen, wenn die Leute in die Wahllokale gescheucht werden, um die einzige Partei zu wählen, die hier uneingeschränkt arbeiten darf. Für die Leute in diesem Land ist das Ganze eine einzige Farce. Sie wissen, dass es nicht das Geringste mit Demokratie zu tun hat!«

Hannes verstummte. Er kochte vor unterdrücktem Zorn.

»Die Leute trauen sich nicht zu sagen, was sie denken, weil hier alles und jeder bespitzelt wird. Diese ganze verdammte Gesellschaft. Sie können dir aus allem, was du sagst oder tust, einen Strick drehen, und dann wirst du vorgeladen, du wirst festgenommen, du fliegst von der Uni. Unterhalte dich doch mal mit den Menschen hier, aber wenn, dann nur von Angesicht zu Angesicht, denn die Telefone werden abgehört! Hier werden ganz normale Menschen bespitzelt!« Sie schwiegen.

Im Grunde genommen war er sich darüber im Klaren, dass Ilona und Hannes Recht hatten. Er fand, dass es der Partei besser anstünde, mit offenen Karten zu spielen und zuzugeben, dass es im Augenblick keinen Platz für freie Wahlen und freie Meinungsäußerung gab. Das alles käme später, wenn das Ziel erreicht war: der Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Sie hatten sich manchmal darüber amüsiert, wie die Deutschen auf Versammlungen mit allem, was ihnen vorgelegt wurde, einverstanden waren: Beschlussfassung nach dem Prinzip der Einstimmigkeit wurde so etwas genannt. Wenn man sich aber hinterher privat mit den Leuten unterhielt, kamen ganz andere Ansichten zum Vorschein, die völlig im Gegensatz zu dem standen, was gerade vorher beschlossen worden war. Niemand traute sich, offen seine Meinung zu sagen. Man traute sich kaum, eine eigene Meinung zu haben, aus Furcht davor, dass sie als parteifeindliche Äußerung ausgelegt würde, die strafbar war.

»Diese Leute sind gefährlich, Tómas«, sagte Hannes nach langem Schweigen. »Denen ist es bitterernst.«

»Warum redet ihr andauernd über Meinungsfreiheit?«, erwiderte er böse. »Du und Ilona. Sieh dir doch bloß an, was sie mit den Kommunisten in den USA machen! Sieh dir doch an, wie sie keine Arbeit bekommen und aus dem Land gewiesen werden. Und was ist mit der Überwachungsgesellschaft dort? Hast du gelesen, wie die Feiglinge unter ihnen ihre Genossen vor dem Komitee gegen unamerikanische Aktivitäten verraten haben? In den USA ist die kommunistische Partei verboten. Dort ist auch nur eine Meinung zugelassen, und das ist die Meinung der Monopolkapitalisten, der Imperialisten, der Militaristen. Alles andere wird ausgeschlossen. Alles.« Er stand auf, weil er sich in Rage geredet hatte.

»Du bist hier als Gast der Menschen, der Werktätigen in diesem Land«, sagte er böse. »Sie sind es, die deine Ausbildung bezahlen, und du solltest dich schämen, so zu reden. Schäm dich! Und sieh zu, dass du nach Island zurückkommst!« Er stiefelte davon.

»Tómas«, rief Hannes ihm nach, aber er reagierte nicht darauf.

Als er raschen Schritts den Korridor entlangging, traf er Lothar, der ihn fragte, was los sei. Er schaute zurück zur Kaffeestube. »Nichts«, sagte er. Sie verließen gemeinsam das Haus. Lothar lud ihn zu einem Bier ein, und er erzählte Lothar, worüber Hannes und er sich gestritten hatten und dass Hannes aus irgendwelchen Gründen jetzt ein erklärter Gegner des Sozialismus sei und gegen ihn agitierte. Er sagte Lothar, dass er diese Doppelmoral bei Hannes nicht verstünde. Er sei gegen das sozialistische Regime, aber trotzdem war er entschlossen, es auszunutzen und sein Studium hier zu Ende zu bringen.

»Ich begreife das nicht«, sagte er zu Lothar. »Ich begreife nicht, wie er seine Stellung so missbrauchen kann. Das könnte ich nie tun. Niemals!«

Abends traf er Ilona und erzählte ihr von dem Streit. Er erwähnte auch, dass Hannes sich manchmal so anhörte, als würde er sie kennen, aber Ilona schüttelte den Kopf. Sie hatte nie von ihm gehört und nie mit ihm gesprochen.

»Bist du einverstanden mit dem, was er sagt?«, fragte er zögernd.

»Ja«, sagte sie nach längerem Schweigen, »ich bin genau derselben Meinung. Und nicht nur ich. Da sind noch viel, viel mehr Leute. Junge Leute in meinem Alter in Budapest.

Junge Leute hier in Leipzig.«

»Warum melden die sich nicht zu Wort?«

»Das geschieht ja gerade in Budapest«, sagte sie. »Aber es geht gegen einen übermächtigen Gegner. Und es herrscht Angst. Überall herrscht Angst davor, was passieren könnte.«

»Das Militär?«

»Ungarn ist Kriegsbeute der Sowjetunion gewesen, und sie geben das Land nicht kampflos wieder frei. Falls es uns gelingt, sie abzuschütteln, weiß man nicht, was für Auswirkungen das auf die anderen osteuropäischen Länder haben wird. Das ist die große Frage, es geht um das, was damit ausgelöst würde.«

Zwei Tage später wurde Hannes ohne Vorwarnung relegiert und des Landes verwiesen. Er hörte, dass vor dem Zimmer, das Hannes gemietet hatte, ein Vopo postiert worden war und dass er von zwei Stasibeamten zum Flugplatz gebracht wurde. Sein Studium wurde ihm aberkannt. Es war, als wäre Hannes nie an der Universität gewesen. Er wurde einfach gestrichen.

Er traute seinen Ohren nicht, als Emíl ihm sagte, was passiert war. Emíl wusste nicht viel. Er hatte Karl und Hrafnhildur getroffen, die ihm von dem Polizeiposten erzählten und davon dass alle darüber sprachen, dass man Hannes zum Flughafen gebracht hatte. Emíl musste es ihm drei Mal sagen. Ihr Landsmann wurde behandelt, als sei er ein regelrechter Verbrecher. Abends wurde im Wohnheim über nichts anderes geredet. Niemand wusste genau, was passiert war.

Tags darauf, drei Tage nach ihrem Streit in der Kaffeestube, erhielt er eine Nachricht von Hannes. Hannes’ Zimmergenosse überbrachte sie ihm. Der Zettel steckte in einem verschlossenen Umschlag, auf dem nur sein Name stand. Tómas. Er öffnete den Umschlag und setzte sich mit dem Brief auf sein Bett.


Du hast mich gefragt, was in Leipzig passiert ist. Was mit mir passiert ist. Es ist sehr einfach. Sie haben mich wiederholt gebeten, meine Freunde zu bespitzeln und Informationen darüber weiterzugeben, was ihr über den Sozialismus sagt, über die DDR, über Ulbricht und was für Radiosender ihr hört. Nicht nur ihr, sondern alle, mit denen ich zusammenkam. Ich habe mich geweigert, für sie den Denunzianten zu spielen. Ich habe erklärt, dass ich meine Freunde nicht bespitzeln werde. Sie gingen davon aus, dass ich gefügig sein würde, weil sie mir damit drohten, mich von der Uni zu verweisen. Ich habe mich geweigert, aber sie haben mich immerhin noch geduldet. Bis jetzt. Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen?

Hannes


Er las den Brief mehrmals und konnte nicht glauben, was da stand. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, und für einen Augenblick schwindelte ihn. Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Hannes gab ihm die Schuld daran, dass er relegiert worden war. Hannes glaubte wahrscheinlich, dass er direkt zur Universitätsverwaltung gegangen war und gemeldet hatte, was für Ansichten er hatte, seine Auflehnung gegen den Kommunismus. Wenn er ihn in Ruhe gelassen hätte, wäre nichts passiert. Er starrte auf den Brief. Das war ein Missverständnis. Was meinte Hannes eigentlich? Er hatte doch mit niemandem von der Universität gesprochen, sondern nur mit Lothar und Ilona geredet und abends Emíl, Karl und Hrafnhildur gegenüber sein Befremden über Hannes’ Anschauungen zum Ausdruck gebracht. Das war nichts Neues. Die anderen waren seiner Meinung gewesen. Sie fanden, dass Hannes’ Kehrtwendung im besten Fall fragwürdig, im schlimmsten Fall verwerflich war. Es musste ein Zufall sein, dass Hannes nach ihrem Streit von der Uni verwiesen worden war. Hannes hatte das missverstanden und es mit ihrem Gespräch in Verbindung gebracht. Hannes konnte doch nicht allen Ernstes glauben, dass es seine Schuld war, dass er sein Studium nicht zu Ende bringen konnte! Er hatte gar nichts getan. Er hatte mit niemandem außer mit seinen Freunden darüber gesprochen. Grenzte das nicht an Verfolgungswahn? Konnte Hannes im Ernst so etwas glauben?

Emíl war in seinem Zimmer, und er zeigte ihm den Brief.

Emíl schnaubte verächtlich. Er hatte eine starke Abneigung gegen Hannes und alles, wofür er stand, entwickelt, und er hielt nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg.

»Der spinnt ja«, sagte Emíl. »Nimm das bloß nicht ernst.«

»Aber warum behauptet er das?«

»Tómas«, sagte Emíl. »Denk nicht weiter darüber nach. Er versucht bloß, die Schuld für sein eigenes Fehlverhalten anderen zuzuschieben. Er hätte Leipzig schon lange verlassen sollen.«

Er sprang auf, schnappte sich seinen Mantel und zog ihn im Laufen an, während er das Haus verließ. Er rannte quer durch die Stadt, bis er vor Ilonas Wohnungstür stand und anklopfte. Die Vermieterin öffnete die Tür und ließ ihn herein. Ilona schien gerade aufbrechen zu wollen, sie war bereits im Mantel und setzte sich eine Mütze auf. Sie erschrak, als Tómas hereinkam, sie sah sofort, dass er aufgewühlt war.

»Was ist los?«, fragte sie und trat zu ihm.

Er schloss die Tür.

»Hannes glaubt, dass ich etwas damit zu tun habe, dass er von der Uni geflogen und nach Island abgeschoben worden ist. Als hätte ich ihn denunziert!«

»Was sagst du da?«

»Er gibt mir die Schuld daran, dass er relegiert wurde!«

»Mit wem hast du gesprochen?«, fragte Ilona. »Nach deinem Treffen mit Hannes?«

»Nur mit dir und mit den anderen Isländern. Ilona, was hast du neulich gemeint mit den jungen Leuten in Leipzig, die angeblich dieselben Anschauungen haben wie Hannes? Was für Leute sind das? Woher kennst du sie?«

»Hast du mit niemand anderem gesprochen? Bist du sicher?«

»Nein, nur mit Lothar. Was weißt du über die jungen Leute in Leipzig?«

»Hast du Lothar erzählt, was Hannes für Ansichten hat?«

»Ja. Was meinst du eigentlich? Er weiß alles über Hannes.« Ilona starrte ihn an und schien fieberhaft zu überlegen.

»Kannst du mir nicht sagen, was hier eigentlich vorgeht?«, bat er sie.

»Wir wissen nicht ganz genau, wer Lothar ist«, sagte Ilona. »Könnte es sein, dass dir irgendjemand hierher gefolgt ist?«

»Mir gefolgt ist? Was meinst du damit? Was soll das heißen? Alle wissen doch genau, wer Lothar ist?«

Ilona starrte ihn an. Er hatte sie nie so ernst gesehen, beinahe angsterfüllt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was um ihn herum vorging. Er wusste nur, dass ihn Schuldgefühle wegen Hannes peinigten. Weil Hannes glaubte, dass er die Schuld daran trug, wie es ihm ergangen war. Er hatte doch nichts getan. Gar nichts.

»Du kennst das System. Es ist riskant, zu viel zu sagen.«

»Zu viel! Ich bin doch kein Baby, ich weiß, dass man hier überwacht wird.«

»Natürlich weißt du das.«

»Ich habe nur mit meinen Freunden darüber geredet. Das ist doch nicht verboten! Es sind meine Freunde. Was geht hier eigentlich vor, Ilona?«

»Bist du sicher, dass dich niemand beschattet hat?«

»Mich hat niemand beschattet«, sagte er. »Was soll das? Weswegen sollte jemand mich beschatten? Wovon redest du eigentlich?« Dann dachte er einen Augenblick nach und sagte: »Ich weiß nicht, ob mir jemand gefolgt ist. Ich habe nicht darauf geachtet. Warum sollte mir jemand folgen? Und wer soll das denn sein?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Komm, wir gehen zur Hintertür raus.«

»Wohin gehen wir?«

»Komm«, sagte sie.

Ilona nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch die kleine Küche, wo die Vermieterin saß und strickte. Sie schaute hoch und lächelte, und sie erwiderten das Lächeln und verabschiedeten sich. Sie traten hinaus in einen dunklen Hinterhof, kletterten über einen Zaun und gelangten in eine schmale Gasse. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Warum lief er bei Nacht und Nebel hinter Ilona her und blickte sich andauernd um, ob ihnen jemand auf den Fersen war? Sie hielten sich abseits der befahrenen Straßen. Manchmal blieb Ilona stocksteif stehen und lauschte auf Schritte. Dann ging sie wieder weiter und er hinter ihr her. Nach einem langen Marsch kamen sie in eine der Neubausiedlungen, die jetzt am Stadtrand errichtet wurden. Einige der Gebäude waren halb fertig, noch ohne Fenster und Türen, andere waren bereits bezogen worden. Sie betraten einen der Häuserblocks, der bereits zum großen Teil fertig gestellt war, und liefen in den Keller. Dort klopfte Ilona an eine Tür. Er hörte Stimmen von drinnen, die plötzlich verstummten, als geklopft wurde. Die Tür ging auf. Zehn Leute standen in der kleinen Wohnung und blickten die beiden Neuankömmlinge auf dem Flur forschend an. Ilona trat ein, begrüßte alle und stellte ihn vor.

»Er ist ein Freund von Hannes«, sagte sie. Sie schauten ihn an und nickten.

Ein Freund von Hannes, dachte er perplex. Wieso kannten diese Leute Hannes? Er war völlig konfus. Eine Frau aus der Gruppe trat vor und gab ihm die Hand. »Weißt du, was passiert ist?«, fragte sie. »Weißt du, warum sie ihn relegiert haben?« Er schüttelte den Kopf.

»Ich habe keine Ahnung«, sagte er. Er betrachtete die Gruppe. »Wer seid ihr?«, fragte er. »Woher kennt ihr Hannes?«

»Ist euch jemand gefolgt?«, fragte die Frau Ilona. »Nein«, sagte Ilona. »Tómas weiß nicht, was hier vor sich geht, und ich wollte, dass er es von euch hört.«

»Wir wussten, dass man Hannes observiert hat«, sagte die Frau. »Nachdem er sich geweigert hat, für sie zu arbeiten. Sie haben nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um ihn abschieben zu können.«

»Was wollten sie denn von ihm?«

»Sie nennen es Dienst an der SED und den Werktätigen.« Ein Mann aus der Gruppe trat vor und ging auf ihn zu. »Er war immer vorsichtig«, sagte der Mann. »Er hat stets darauf geachtet, nichts zu sagen, was ihn in Schwierigkeiten bringen konnte.«

»Erzählt ihm von Lothar«, sagte Ilona. Die Spannung hatte ein wenig nachgelassen. Einige setzten sich wieder. »Lothar ist Tómas’ Betreuer.«

»Ist euch jemand gefolgt?«, wiederholte einer aus der Gruppe und schaute Ilona besorgt an.

»Nein, niemand«, sagte sie. »Das habe ich euch doch gesagt.

Ich habe aufgepasst.«

»Was ist mit Lothar?«, fragte er und konnte kaum glauben, was er hörte und sah. Er blickte sich in der kleinen Wohnung um und betrachtete die Leute, die ihn ängstlich und neugierig zugleich anstarrten. Ihm wurde klar, dass das hier ein Kadertreffen mit umgekehrten Vorzeichen war.

Das war nicht wie bei den Jungsozialisten daheim in Island, wenn sie Aktionen planten. Diese Leute kämpften nicht für den Sozialismus, sondern es war ein geheimes Treffen von Gegnern des Sozialismus. Soweit er begriff, trafen sich diese Leute heimlich, weil sie fürchteten, wegen staatsgefährdender Umtriebe bestraft zu werden.

Sie erzählten ihm von Lothar. Er war keineswegs in Berlin geboren, sondern in Bonn. Er hatte in Moskau studiert, wo er unter anderem Isländisch gelernt hatte. Seine Aufgabe war es, die Studenten an der Universität für die Partei zu rekrutieren. Er freundete sich vor allem mit ausländischen Studierenden an, die in Städten wie Leipzig ihre Ausbildung machten und später womöglich von Nutzen sein konnten. Es war Lothar gewesen, der versucht hatte, Hannes dazu zu bewegen, für ihn und die Partei zu arbeiten.

Und Lothar hatte bestimmt seinen Anteil daran gehabt, dass Hannes schließlich von der Universität gewiesen worden war.

»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Hannes kennst?«, fragte er Ilona verwirrt.

»Wir sprechen zu niemandem darüber«, sagte sie. »Hannes hat es dir gegenüber ja auch nicht erwähnt, oder? Du hättest es sonst brühwarm an Lothar weitergegeben.«

»Lothar?«

»Du hast ihm von Hannes erzählt«, sagte Ilona.

»Ich wusste nicht …«

»Wir müssen uns bei allem, was wir sagen, in Acht nehmen, immer. Du hast Hannes bestimmt nicht geholfen, indem du mit Lothar gesprochen hast.«

»Ich wusste nichts über Lothar, Ilona.«

»Es muss auch nicht Lothar sein«, sagte Ilona. »Es kann jeder x-Beliebige gewesen sein. Das weiß man nie. Man weiß nie, wer es ist. So funktioniert das System. So haben sie Erfolg.«

Er starrte Ilona an und wusste, dass sie Recht hatte. Lothar hatte ihn ausgenutzt, hatte sich seine Wut zunutze gemacht. Er hatte etwas zu jemandem gesagt, das er nicht hätte sagen dürfen. Niemand hatte ihn gewarnt. Niemand hatte darüber gesprochen, dass man die Dinge für sich behalten musste. In seinem Innersten wusste er aber, dass ihm niemand etwas hätte sagen müssen. Er fühlte sich elend. Sein Gewissen quälte ihn. Er wusste genau, wie das System funktionierte. Er wusste alles über die gegenseitige Kontrolle. Er hatte sich vom Zorn hinreißen lassen. Sein kindisches Verhalten hatte ihnen etwas gegen Hannes in die Hand gegeben.

»Hannes hatte keine Verbindung zu den anderen Isländern mehr«, sagte er.

»Genau«, sagte Ilona.

»Weil … weil er …« Er brachte den Satz nicht zu Ende.

Ilona nickte.

»Was geht hier eigentlich vor?«, fragte er. »Was geht hier eigentlich vor, Ilona?«

Ilona blickte in die Runde, als würde sie auf eine Reaktion warten. Der Mann, der vorhin das Wort ergriffen hatte, nickte ihr zu, und sie sagte ihm, dass die anderen von sich aus an sie herangetreten waren. Eine in der Gruppe — Ilona deutete auf die Frau, die ihm die Hand gegeben hatte — studierte zusammen mit ihr Germanistik und wollte etwas darüber wissen, was in Ungarn passierte, über den Widerstand gegen die kommunistische Partei und die Angst vor der Sowjetunion. Die Kommilitonin war sehr vorsichtig zu Werke gegangen, und erst, als sie sich ganz sicher war, dass Ilona einen Aufstand in Ungarn befürwortete, lud sie sie zu einem Treffen mit Gleichgesinnten ein. Die Überwachungsmaßnahmen wurden verschärft, und allenthalben waren die Menschen aufgefordert, sich mit der Staatssicherheit in Verbindung zu setzen, falls sich klassenfeindliche Anschauungen und Verhaltensweisen bemerkbar machten. Es hing mit dem Volksaufstand von 1953 zusammen und war in gewissem Sinne eine Reaktion auf die aktuelle Entwicklung in Ungarn. Ilona hatte Hannes bei ihrer ersten Begegnung mit den jungen Leuten in Leipzig getroffen. Sie wollten alle wissen, was in Ungarn vor sich ging und ob man einen solchen Widerstand auch in der DDR aufbauen könne.

»Wieso war Hannes in dieser Gruppe?«, fragte er. »Wie ist er zu euch gestoßen?«

»Hannes war auf die gleiche Propaganda hereingefallen wie du«, sagte Ilona. »Ihr habt da wohl eine sehr rührige und starke Partei in Island.« Sie sah den Mann an, der vorher das Wort ergriffen hatte. »Martin hier und Hannes haben beide Ingenieurwissenschaften studiert und sich angefreundet«, sagte sie. »Es hat lange gedauert, bis Hannes endlich begriff, worum es ging. Wir vertrauten ihm und hatten keinen Anlass, das nicht zu tun.«

»Wenn das wirklich stimmt mit Lothar«, sagte er, »warum unternehmt ihr denn nicht etwas?«

»Wir können nur eins tun, nämlich ihm aus dem Weg gehen, was nicht ganz einfach ist, denn er ist darin geschult, sich mit jedermann freundlich zu stellen«, antwortete ein anderer Mann aus der Gruppe. »Wenn er aufdringlich wird, können wir versuchen, ihn in die Irre zu führen. Die meisten Leute wissen nicht, woran sie mit ihm sind. Er sagt immer genau das, was man hören will, er stimmt sogar anderen Ansichten zu. Aber er ist falsch. Und er ist gefährlich.«

»Aber halt mal«, sagte er und schaute Ilona an. »Wenn ihr das alles über Lothar wisst, muss Hannes es doch auch gewusst haben.«

»Ja, Hannes hat es gewusst«, sagte Ilona.

»Warum hat er dann nie einen Ton gesagt? Warum hat er mich nicht vor ihm gewarnt? Warum hat er nie etwas gesagt?«

Ilona trat zu ihm hin.

»Er hat dir nicht vertraut«, sagte sie. »Er wusste nicht, woran er mit dir war.«

»Er hat gesagt, ich soll ihn in Ruhe lassen.«

»Er wollte in Ruhe gelassen werden. Er wollte niemanden bespitzeln, und schon gar nicht seine eigenen Landsleute.«

»Er hat hinter mir hergerufen, als ich ihn verließ. Er wollte mir noch etwas sagen, aber er … Ich war wütend. Ich bin rausgerannt, direkt in die Arme von Lothar.« Er sah Ilona an.

»Das war dann wohl kein Zufall?«

»Das bezweifle ich stark«, sagte Ilona. »Aber früher oder später wäre es sowieso dazu gekommen. Hannes wurde observiert.«

»Sind da an der Universität noch mehr solche Leute wie Lothar?«

»Ja«, sagte Ilona. »Wir kennen aber nicht alle, wir wissen nur von einigen.«

»Lothar ist dein Betreuer«, sagte ein junger Mann, der in einem Sessel saß und bislang das Ganze schweigend mitverfolgt hatte.

»Ja.«

»Was meinst du damit?«, fragte Ilona den Mann.

»Die Betreuer haben die Aufgabe, die Ausländer zu überwachen«, sagte der Mann und stand auf. »Sie müssen alles über die Ausländer melden. Wir wissen, dass Lothar dich auch zur Mitarbeit überreden soll.«

»Sag das, was du sagen möchtest«, erklärte Ilona und ging einen Schritt auf den Mann zu.

»Wie können wir wissen, dass wir deinem Freund vertrauen können?«

»Ich vertraue ihm«, sagte Ilona. »Das reicht.«

»Woher wisst ihr, dass Lothar gefährlich ist?«, fragte er.

»Wer hat euch das gesagt?«

»Das ist unsere Sache«, entgegnete der Mann.

»Er hat natürlich Recht«, sagte er und sah zu dem Mann hinüber, der bezweifelte, ob man ihm trauen könne. »Warum solltet ihr mir vertrauen?«

»Wir vertrauen Ilona«, war die Antwort.

Ilona lächelte verlegen.

»Hannes war der Meinung, dass du dich schon mausern würdest«, sagte sie.


Er schaute auf das vergilbte Papier und las noch einmal den alten Brief von Hannes. Der Abend brach bald an, und das alte Ehepaar würde an seinem Haus vorbeigehen. Er dachte an jenen Abend in der Kellerwohnung in Leipzig, und wie sein Leben von da an einen ganz anderen Verlauf genommen hatte. Er dachte an Ilona, an Hannes und an Lothar.

Und er sah im Geiste die angsterfüllten Gesichter dieser Menschen im Keller vor sich.

Es waren die Kinder dieser Menschen, die die Nikolaikirche zu ihrer Festung machten und auf die Straßen von Leipzig strömten, als Jahrzehnte später der Volkszorn überkochte.

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