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Beetchermarlf spürte, wie die Vibrationen sich verliefen, als sein Fahrzeug zum Stehen kam, aber er blickte instinktiv hinaus, bevor er das Steuer der Kwembly losließ. Natürlich war die Mühe vergeblich. Die Sonne — oder vielmehr jener Körper, den er sich als die Sonne vorzustellen versuchte — war bereits vor ungefähr zwanzig Stunden untergegangen. Der Himmel war noch zu hell, um Sterne sehen zu können, doch nicht mehr hell genug, um auf dem fast eintönigen Schneefeld, das sie umgab, Einzelheiten erkennen zu lassen.

Rückwärts, in der einzigen Richtung, in die er vom Zentrum der Brücke nicht zu schauen vermochte, hätte die Spur der Kwembly ihm vielleicht als Fixpunkt gedient; aber von seinem Posten am Steuer aus war kein Hinweis auf die Geschwindigkeit auszumachen.

Der Captain, der hinter dem Steuermann auf einer erhöhten Plattform ausgestreckt lag, verstand die Kopfbewegung des anderen richtig. Falls er sich darüber belustigte, so verbarg er es. Nach nahezu zwei menschlichen Lebensaltern auf Mesklins unberechenbaren Ozeanen hatte selbst er sich an das Gefühl der Ungewißheit nicht gewöhnen, kaum damit abfinden können. Das Kommando über ein Fahrzeug, das er nicht völlig begriff, die Fortbewegung über Land statt über See und das Bewußtsein, daß seine Heimatwelt weiter als drei Parsec entfernt lag, waren keineswegs geeignet, um sein Selbstvertrauen zu stärken, und er empfand Verständnis dafür, daß es dem Jüngeren daran mangelte.

„Wir stehen, Steuermann. Arretiere die Steuerung und führe deine hundertstündliche Inspektion durch. Wir bleiben hier für zehn Stunden.“

„Jawohl.“ Beetchermarlf schob das Steuer in die Verriegelung. Er sah auf die Uhr und stellte fest, daß seine Wache noch länger als eine Stunde dauerte, und so begann er die Trossen zu untersuchen, die die Lenkstange mit den Antriebsrädern der Kwembly verbanden.

Die Untersuchung gestaltete sich einfach, da man sich nicht die Mühe gemacht hatte, entscheidende Maschinerie hinter Verkleidungen zu verbergen.

Die Erbauer des mächtigen Fahrzeugs und der elf gleichartigen Vehikel hatten sich um das Aussehen nicht gekümmert. Es brauchte nur ein paar Sekunden, um sich davon zu überzeugen, daß die wenigen Zentimeter Trossen, die sich auf dem Deck der Brücke befanden, keine Ermüdungserscheinungen aufwiesen. Der Steuermann machte dem Captain eine Gebärde, die besagte, daß alles in Ordnung sei, klopfte auf das Deck, um sich anzukündigen, wartete auf die Bestätigung von unten, öffnete die Steuerbordklappe und verschwand über die Rampe abwärts, um seine Inspektion fortzusetzen.

Ohne großes Interesse sah Dondragmer ihm zu.

Er hatte andere Sorgen, und der Steuermann war ein verläßlicher Segler. Für einen Moment verdrängte er das Problem der Steuerung aus seinen Gedanken und richtete das Vorderteil seines vierzig Zentimeter langen Körpers auf, bis sein Kopf die Höhe der Sprechröhre erreichte. Ein Pfiff, dem Ton einer Sirene ähnlich, den man durch einen mesklinitischen Taifun gehört hätte und der unter dem Schweigen von Dhrawns Schneefeldern der Lächerlichkeit nicht entbehrte, verschaffte ihm die Aufmerksamkeit der übrigen Mannschaft.

„Hier spricht der Captain. Wir halten zehn Stunden lang zu Inspektionszwecken; teilt die Routinewachen ein. Das Forschungspersonal trifft nach Absprache mit der Brücke die üblichen Maßnahmen. Flüge finden erst statt, wenn die Scouts überholt worden sind. Kraftstation, bestätigen!“

„Kraftstation, verstanden.“ Die Stimme aus der Sprechröhre klang ein wenig tiefer als Dondragmers.

„Versorgungskontrolle, bestätigen!“

„Versorgungskontrolle, verstanden.“

„Kommunikationsraum, bestätigen!“

„Verstanden.“

„Kervenser, zur Bereitschaft auf die Brücke! Ich gehe hinaus. Laboratorium, gebt mir die Außenwerte durch!“

„Einen Moment, Captain.“ Die Pause, bis die Stimme erneut kam, währte kurz. „Temperatur 77; Druck 26,1; Wind mit Geschwindigkeit 200 p. h. a us 21 Grad; Sauerstoffanteil normal bei 0,0122.“

„Danke. Anscheinend nicht zu übel.“

„Ja. Wenn es erlaubt ist, begleite ich dich, um von der Oberfläche einige Proben zu holen. Dürfen wir den Bohrer aufstellen? In eine ausreichende Tiefe können wir in weniger als zehn Stunden vordringen.“

„Gut. Ich verlasse die Schleuse wahrscheinlich vor euch, da ihr Zeit zur Vorbereitung des Bohrgeräts braucht, aber ich werde Anweisung geben, daß man für Beleuchtung sorgt, sobald es erforderlich wird. Unterrichte Kervenser vom Umfang der Gruppe, damit er eine Eintragung ins Logbuch vornimmt.“

„Danke, Captain. Wir fangen sofort an.“

Dondragmer ließ seinen Kopf zurück auf Deckhöhe sinken; natürlich würde er, obwohl die Maschinen stillstanden, die Brücke nicht vor dem Eintreffen der Ablösung verlassen. Kervenser ließ einige Minuten lang auf sich warten, weil er die eigene Ablösung erst über die wahrzunehmenden Pflichten informieren mußte. Das Warten störte ihn nicht, denn er hing ohnehin allerlei Gedanken nach.

Dondragmer pflegte sich niemals zu sorgen (die Nervensysteme der Meskliniten waren außerstande, auf solche Weise auf Ungewißheit zu reagieren), aber es war ihm lieber, sich anbahnende Situationen zu durchdenken.

Die Tatsache, daß er sich zehn- oder zwölftausend Meilen von jeder Hilfe entfernt befand, sollte die Kwembly jemals beschädigt werden, betrachtete er lediglich als Hintergrund, nicht als spezielles Problem. Dieser Umstand unterschied sich grundsätzlich nicht von jenen Situationen, denen er im Verlauf seines Lebens auf Mesklins weiten Ozeanen ausgesetzt gewesen war. Die Ursache seiner Unruhe, die sein gewöhnlich sehr verfestigtes Selbstvertrauen beeinträchtigte, war vielmehr die Maschine, die seinem Befehl unterstand. Sie entsprach in keiner Hinsicht der flexiblen Floßkonstruktion, die seine Vorstellung von einem Schiff war. Man hatte ihm versichert, sie werde schwimmen, wenn sich die Gelegenheit ergäbe; und während der Tests auf dem fernen Mesklin, wo man sie erbaut hatte, war sie tatsächlich geschwommen. Anschließend jedoch war sie zerlegt, in ein Fährschiff verladen und in eine Kreisbahn um Mesklin gebracht worden, dann hatte man sie in ein interstellares Raumschiff verfrachtet, nach dem Sprung über drei Parsec an Bord einer Fähre anderer Konstruktion hinab auf Dhrawns Oberfläche geschafft, wo sie wieder montiert wurde. Dondragmer hatte Demontage und Montage der Kwembly und der anderen elf Fahrzeuge persönlich überwacht, doch sämtliche sonstigen Arbeiten waren ohne seine Teilnahme geschehen. Darin lag der hauptsächliche Grund für seine Absicht, das Fahrzeug nun zu verlassen; er besaß von Beetchermarlf und dem Rest der ausgesuchten Mannschaft eine hohe Meinung, aber er neigte dazu, sich von allem selbst zu überzeugen.

Davon aber erwähnte er nichts, als Kervenser die Brücke betrat. Es bedurfte keiner Worte.

Wahrscheinlich dachte der Erste Offizier ohnehin das gleiche.

„Die Inspektionen werden durchgeführt. Die Forschungsgruppe wird draußen eine Bohrung vornehmen. Ich möchte mich auf der Oberfläche umschauen.“ Mehr sagte Dondragmer nicht, als er seinen Posten übergab. „Falls etwas anfällt, kannst du mir mit den Scheinwerfern signalisieren. Aber das überlasse ich dir.“

Kervenser ließ leichthin zwei seiner Zangen schnappen. „Ich komme zurecht, Don. Viel Spaß.“

Der Captain verließ die Brücke durch die noch geöffnete Klappe, durch welche seine Ablösung aufgetaucht war, insgeheim sicher, daß Kervenser nicht so gleichmütig war, wie er tat.

Vier Decks tiefer und zehn Meter heckwärts der Brücke befand sich die Hauptluftschleuse.

Dondragmer verharrte auf seinem Weg mehrmals, um sich mit Mannschaftsmitgliedern zu unterhalten, die im Rumpf der Kwembly zwischen Kabeln, Verstrebungen und Rohrwerk arbeiteten.

Als er die Schleuse erreichte, hatten sich dort bereits vier Wissenschaftler mit ihrem Bohrgerät versammelt und mühten sich mit ihren Schutzanzügen ab. Kritisch sah der Captain zu, wie sie ihre langen Körper und zahlreichen Beine in die transparenten Hüllen steckten, den Sitz prüften und die Zufuhr von Wasserstoff und Argon kontrollierten. Schließlich winkte er sie zufrieden in die Schleusenkammer und begann ebenfalls einen Schutzanzug anzulegen. Als er aus dem Fahrzeug kam, hatten die anderen beim Aufstellen ihrer Apparaturen schon gute Fortschritte gemacht.

Er warf ihnen nur einen kurzen Blick zu, während er für einen Moment auf dem Absatz der Rampe zögerte, die von der Schleuse hinab zum Boden führte. Er wußte, was sie taten, und konnte sich auf sie verlassen, aber dergleichen galt keineswegs für das Wetter. Noch während er die äußere Schleusenpforte hinter sich schloß, blickte er zu dem kleinen Stück Himmel auf, das zu sehen die sich über ihm wölbende Hülle des Fahrzeugs gestattete.

Die Dunkelheit vertiefte sich sehr, sehr langsam, während Dhrawns zwei Monate dauernde Rotation die schwache Sonne weiter unter den Horizont trug.

Wie daheim schien auch hier der Horizont rundum etwas oberhalb seiner Sichthöhe zu liegen. Die schwerkraftbelastete Atmosphäre, die diesen optischen Verzerrungseffekt verursachte, pflegte die Sterne, sofern man sie überhaupt sah, zu heftigem Blinken zu bringen. Dondragmer blickte zum südlichen Himmelspol, aber das Zwillingsgestirn Fomalhaut und Sol, das dort Wache hielt, war noch unsichtbar.

Einige rasch nach Westen treibende Zirruswolken zeigten sich.

Offensichtlich wehten die Winde in zweihundert oder dreihundert Meter Höhe in die entgegengesetzte Richtung der Oberflächenwinde, was am Tage zumeist der Fall war. Dondragmer wußte, daß sich das kurzfristig ändern konnte; im nur wenige tausend Meilen westlicher liegenden Land löste der Sonnenuntergang stärkere Temperaturschwankungen als hier aus, und womöglich schlug das Wetter innerhalb der nächsten Stunden um. Welcher Art ein solcher Wetterumschlag sein konnte, vermochte er mit seinen auf Mesklins Ozeanen gewonnenen Erfahrungen, obwohl er sie mit fremder Meteorologie und Physik ergänzt hatte, allerdings nicht vorauszusehen.

Doch im Moment wirkte die Wetterlage vielversprechend. Er setzte seinen Weg über die Rampe fort — die Schleuse lag an der Steuerbordseite — und marschierte durch den Schnee etwa einhundert Meter ostwärts, teilweise, um den Rest des Himmels begutachten zu können, zum Teil, um einen allgemeinen Überblick des Fahrzeugs zu erhalten, bevor er sich seinen Zustand näher ansah.

Im Westen wirkte der Himmel nicht bedrohlicher als in den anderen Richtungen, und er schenkte ihm nur einen kurzen Blick.

Die Kwembly sah unverändert aus. Einen Menschen hätte sie wahrscheinlich an eine große, unregelmäßige Zigarre auf einer niedrigen Tischplatte erinnert. Sie war ungefähr vierundzwanzig Meter lang, zwischen fünf und sechs Meter dick und erhob sich an ihrem höchsten Punkt etwa fünf Meter über den Schnee.

Tatsächlich gab es zwei solche Stellen; die obere Wölbung der Hülle und die Kommandobrücke.

Letztere war ein fünf Meter durchmessender, kreuzförmiger Aufsatz, dessen fast kantige Umrisse die sanften Kurven des Hauptkörpers ein wenig störten. Die Brücke befand sich dicht hinter dem Bug, so daß es dem Steuermann, dem Kommandanten und den im Brückenbereich tätigen Mannschaften möglich war, den Untergrund während der Fahrt bis fast vor die Bugwalzen zu beobachten.

Zwischen der Bodenplattform des Fahrzeugs und der Schneeschicht lag etwa ein Me ter. Die Plattform ruhte auf einem Satz dicht aneinandergereihter, bereifter Walzen, deren Einzelaufhängung es über das verwirrende Netz von Trossen gestattete, die Kwembly in äußerst engem Radius zu wenden, ohne daß die Kontrolle über das Fahrzeug wesentlich eingeschränkt wurde.

Die Walzen waren von der Hülle durch eine Art pneumatische Matratze getrennt, die die Trossenspannung sicherte und durch kleinere Bodenunebenheiten hervorgerufene Erschütterungen auffing.

Eine raupenähnliche Gestalt bewegte sich langsam über die dem Captain zugewandte Seite des Fahrzeugs, vermutlich Beetchermarlf, der mit der Inspektion der Trossen fortfuhr. Etwa zwanzig Meter neben dem Fahrzeug war der niedrige Bohrturm errichtet worden. Darüber, über die mit Klammereisen besetzte Hülle, kletterten andere Mannschaftsmitglieder und prüften die Fugen. Für einen Meskliniten war dies eine nervenaufreibende Aufgabe. Akrophobie war eine normale psychische Eigenschaft bei Geschöpfen von einem Planeten, dessen Polgravitation mehr als den sechshundertfachen Wert der Erde betrug, und selbst die ihnen gewohnte Schwerkraft machte noch ein Drittel davon aus. Dhrawns vergleichsweise schwache Anziehungskraft, knapp dreihundert Meter per Sekundenquadrat, erleichterte das Klettern ein bißchen, doch die Inspektion der Hülle blieb die unbeliebteste Pflicht.

Dondragmer kroch zurück über das verhärtete Bodengemisch aus weißen Kristallen und braunem Sand, nur da und dort von dürrem Gestrüpp unterbrochen, und erklomm das Fahrzeug, um die Mannschaften bei ihrer Tätigkeit zu unterstützen.

Die großen, gewölbten Platten der Hülle bestanden aus Borfasern, die eine Sauerstoff- und fluorhaltige Verbundmasse zusammenhielt. Sie waren auf einer Welt hergestellt worden, die keiner der Meskliniten jemals gesehen hatte, obwohl die meisten Mannschaftsmitglieder zu ihren Bewohnern Beziehungen pflegten. Die menschlichen Chemotechniker hatten die Einzelteile der Hülle so konstruiert, daß sie jedem voraussehbaren korrosiven Agens widerstehen sollten, in dem Bewußtsein, daß Dhrawn einer der wenigen Orte des Universums war, an dem es in dieser Hinsicht wahrscheinlich noch schlimmer stand als auf ihrer eigenen Sauerstoff-Wasser-Welt.

Sie kannten die Schwerkraftverhältnisse nur zu gut.

Sie hatten alle diese Faktoren berücksichtigt, als sie die Rumpfplatten und die Verbundmasse synthetisierten, sowohl die lösbare Verbundmasse, die man während der Tests auf Mesklin verwendet hatte, wie auch die vermu tlich endgültige, mit der das Fahrzeug auf Dhrawn montiert worden war.

Dondragmer hegte volles Vertrauen in die Fertigkeit jener Männer, aber er vergaß nicht, daß sie die Bedingungen, gegen die ihr Produkt ankämpfen mußte, niemals persönlich erfahren hatten und auch erwarten konnten, es nie tun zu müssen. Mit anderen Worten, die Fallschirmp acker wurden niemals zum Springen aufgefordert — aber dieser paradoxe Witz wäre an einen Meskliniten nur vergeudet gewesen.

So sehr der Captain die Theorie respektierte, so genau wußte er jedoch um die Kluft zwischen ihr und der Praxis, und daher begutachtete er die Nahtstellen zwischen den Rumpfplatten mit außerordentlicher Sorgfalt.

Als er sich davon überzeugt hatte, daß die Rumpfplatten noch dicht und fest aneinander hafteten, hatte der Himmel sich merklich verfinstert. Auf ein Klopfen gegen die Wand der Brücke und einige Gesten hatte Kervenser mehrere Außenscheinwerfer eingeschaltet. In ihrem Licht beendeten die Mannschaften ihre Arbeit und kletterten hinab auf das Schneefeld.

Beetchermarlf tauchte von unterhalb des Rumpfes auf und meldete, daß die Ruderleinen in ausgezeichnetem Zustand seien. Das am Bohrturm beschäftigte Personal hatte inzwischen Proben mehrerer Erdschichten gewonnen und sie — in Anbetracht der Außentemperatur — Stück für Stück unverzüglich ins Laboratorium gebracht. Wie es schien, kam beinahe das gesamte Wasser der Oberfläche in Form von Schnee vor, also jedenfalls unterhalb der Schmelztemperatur, aber niemand war sicher, ob dies auch für tiefere Schichten galt.

Die künstliche Beleuchtung verschlechterte die Sicht gegen den Himmel. Als erste Warnung vor einem Wetterumschlag kam ein plötzlicher Windstoß. Die Kwembly schaukelte ein wenig auf ihren Rädern, und die Ruderleinen bega nnen zu singen, als der Wind sie packte. Die Meskliniten waren nicht verunsichert. Sie unter Dhrawns Schwerkraftverhältnissen fortzublasen, wäre eine Aufgabe für einen beachtlichen Tornado gewesen.

Sie wogen etwa das gleiche, was ein lebensgroßes Abbild von ihnen aus Gold auf der Erde gewogen hätte. Dondragmer, der reflexartig seine Klauen in die harschige Schneeschicht grub, ließ sich vom Wind nicht beeindrucken; allerdings ärgerte er sich über seinen Fehler, die Wolken, die den Wind begleiteten, nicht rechtzeitig bemerkt zu haben.

Aus den flockigen Zirruswolken, die zuvor in ungefähr dreihundert Meter Höhe trieben, hatte sich in halber Höhe das typische stratosphärische Windgewölk gebildet. Noch gab es keinen Niederschlag, aber keiner der Matrosen bezweifelte, daß es bald dazu kommen mußte. Es ließ sich jedoch nicht vorhersehen, welche Form er annehmen oder wie heftig er sein werde. Nach menschlichem Zeitmaß befanden sie sich nun eineinhalb Jahre auf Dhrawn, aber das war beileibe nicht lange genug, um alle Eigenheiten einer Welt kennenzulernen, die weitaus größer als ihre eigene war. Sogar der vierfache Zeitraum, der etwa einem Bahnumlauf von Dhrawn — also einem „Jahr“ — entsprach, hätte dazu nicht ausgereicht, und Dondragmers Mannschaft wußte es.

Der Captain hob die Stimme, so daß sie den Wind übertönte. „Alles an Bord. Berjendee, Reffel und Stakendee helfen beim Abtransport des Bohrgeräts.

Wer zuerst an Bord geht, richtet Kervenser aus, er möge die Maschinen in Bereitschaft halten und sich darauf einstellen, den Bug in Windrichtung zu drehen, sobald alle wieder im Fahrzeug sind.“

Dondragmer wußte, während er den Befehl erteilte, daß er sich möglicherweise als undurchführbar erwies. Höchstwahrscheinlich hatte die Generalinspektion gegenwärtig eine Stufe erreicht, die das Anwerfen der Maschinen verbot. Er dachte nicht länger daran, nachdem er die Anweisung gegeben hatte. Falls möglich, würde man sie befolgen, und seine Aufmerksamkeit wurde anderweitig beansprucht. Die Bohrausrüstung besaß absoluten Vorrang; sie diente jenen Forschungszwecken, die der Anlaß für den Aufenthalt der Meskliniten auf Dhrawn waren.

Selbst Dondragmer, der menschlichen Intentionen und Motiven verhältnismäßig stärker vertraute als viele Meskliniten, vermutete, daß ein durchschnittlicher menschlicher Wissenschaftler die Bohrausrüstung weitaus höher bewertet hätte als das Leben von zwei oder drei mesklinitischen Matrosen.

Das Forschungspersonal hatte die Bohrspitze bereits eingeholt und schickte sich an, sie an Bord zu schaffen, als er sich dazu gesellte. Die Kurbelwelle und der Getriebekasten folgten, so daß lediglich der Stützrahmen und das Turmgestä nge zurückblieben. Dies waren weniger kritische Objekte, da sie ohne menschliche Unterstützung ersetzt werden konnten, aber weil der Wind sich nicht verstärkte, brachten der Captain und seine drei Helfer sie ebenfalls in Sicherheit. Als sie das erledigt hatten, waren die anderen bereits ins Fahrzeugi nnere verschwunden, und auf der Brücke war Kervenser gewiß schon ungeduldig.

Zufrieden führte Dondragmer die Gruppe die Rampe hinauf und durch die äußere Schleusentür, die er hinter sich schloß. Sie standen nun auf einem meterbreiten Vorsprung, der an ein ebenso breites Becken voll flüssigen Ammoniaks grenzte, das die einwärtige Hälfte der Schleusenkammer bildete.

Die am schwersten beladenen Mitglieder der Gruppe kletterten über Klammereisen, die denen außen auf der Hülle glichen, in die Flüssigkeit; die anderen und der Captain sprangen einfach hinein.

Unter dem Ammoniakspiegel reichte die jenseitige Schleusenwand bis in etwa achtzig Zentimeter Tiefe. Zwischen dem Boden des Tanks und der Unterkante der inneren Schleusenwand lag ein Zwische nraum von knapp sechzig Zentimeter.

Indem sie diesen Spalt vorsichtig durchquerten, gelangten sie auf einen zweiten, gleichartigen Vorsprung. Von dort aus gewährte ihnen die innere Schleusenpforte Zutritt in den Mittelabschnitt der Kwembly.

Ein schwacher Geruch von Sauerstoff haftete ihnen an. Ein paar Blasen der Außenatmosphäre pflegten stets alles zu begleiten, das durch die Schleuse ging, aber der allgegenwärtige Ammoniakdunst und die zahlreichen im Rumpfinnern angebrachten Katalysatorflächen hatten sich schon lange als ausreichend erwiesen, dieses Ärgernis auszugleichen. Die Mehrheit der Meskliniten hatte gelernt, sich an dem Geruch nicht mehr sonderlich zu stören, zumal jeder wußte, daß sehr kleine Spuren dieses Gases harmlos waren.

Die Forscher streiften ihre Schutzanzüge ab und entfernten sich mit ihren Apparaturen und den Behältern, in die sie die Bodenproben zum Schutz gegen das flüssige Ammoniak getan hatten.

Dondragmer entließ die anderen auf ihre Stationen und kletterte zur Brücke hinauf. Kervenser machte Anstalten, die Kommandostation zu räumen, als der Captain in der Klappe erschien, doch Dondragmer winkte ihn zurück und begab sich auf die Steuerbordseite des Aufbaus. Auf dem Deck gab es mehrere Transparentflächen. Die menschlichen Konstrukteure hatten ursprünglich die gesamte Brücke aus transparentem Material konstruieren wollen, doch dabei hatten sie die mesklinitische Psyche nicht in Rechnung gestellt. Auf der Hülle umherzukriechen, empfanden die Meskliniten als schlimm genug, aber in rund sechs Meter Höhe auf einer Transparentfläche zu stehen, das hielten sie für jenseits aller Vernunft. Der Captain verharrte am Rand einer der Scheiben und blickte vorsichtig hinab.

Die fahle Oberfläche rings um das mächtige Fahrzeug ha tte sich nicht verändert; der Wind, der die Hülle schüttelte, vermochte anscheinend den Schnee, den eine vierzigfache Erdgravitation verhärtet hatte (und niemand wußte, wie lange schon), nicht zu lockern. Selbst die Wirbel, die am Rumpf der Kwembly entstanden, zeigten keinerlei Wirkungen, obwohl Dondragmer recht fest damit gerechnet hatte, daß sie zumindest zu Füßen der Räder Schnee ausmulden würden. Weiter entfernt, an der Grenze der Scheinwerferlichtkegel, gab es nichts zu erkennen außer den zurückgelassenen Bohrlöchern und sich im Wind biegendes Gestrüpp. Er beobachtete es mehrere Minuten lang, um zu sehen, ob der Wind es ausreißen werde, aber schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit zum Himmel.

Zwischen den Wolkenbänken begannen sich einige helle Sterne zu zeigen, doch das südpolare Zwillingsgestirn war noch immer unsichtbar. Es stand nur wenige Grad über dem südlichen Horizont — teilweise ebenfalls ein Resultat der Refraktion — und war derzeit von Wolken verhangen. Anzeichen von Regen oder Schnee gab es noch nicht, und man konnte nicht sagen, zu welchem Niederschlag, falls überhaupt, es kommen würde. Die Außentemperatur lag nach wie vor unter der Schmelztemperatur reinen Ammoniaks und weit unter der von Wasser, aber ein gemischter Niederschlag war sowieso am wahrscheinlichsten.

Welche Wirkung ein solcher Niederschlag auf das nahezu pure Wassereis der Oberfläche haben mochte, wagte Dondragmer allerdings nicht vorauszusagen; er wußte über die gegenseitige Löslichkeit von Wasser und Ammoniak Bescheid, hatte jedoch nie versucht, sich Phasendiagramme oder Gefrierpunkttabellen der verschiedenen Mischungen einzuprägen. Falls der Schnee schmolz, erhielt die Kwembly vielleicht eine Chance, ihre Schwimmfähigkeit unter Beweis zu stellen. Er war nicht begierig darauf, sie zu erproben.

Kervenser unterbrach seine Überlegungen.

„Captain, wir sind in vier oder fünf Minuten fahrbereit. Sollen wir die Maschinen anwerfen?“

„Noch nicht. Ich hatte befürchtet, der Wind könne den Schnee unter dem Fahrzeug lösen und es ins Rutschen bringen, wie die Rückspülung bei einem gestrandeten Schiff, und in diesem Fall wollte ich in der Lage sein, den Bug nach Bedarf auszurichten; aber anscheinend ist diese Gefahr vorerst nicht akut. Die Inspektionen sollen fortgesetzt werden, außer an Einrichtungen, deren Kontrolle die Durchgabe eines Warnsignals verhinderte, sollte ein Notstart erforderlich sein.“

„Bereits veranlaßt, Captain. Als vor ein paar Minuten dein Befehl übermittelt wurde, habe ich entsprechend vorgesorgt.“

„Gut. Die Außenscheinwerfer bleiben eingeschaltet. Wir werden die nähere Umgebung unter Beobachtung halten, bis die zehnstündige Frist abgelaufen ist oder der Wind aufhört, falls er sich nicht innerhalb dieser Frist legt.“

„Zu dumm, daß wir nicht wissen, wann das sein wird.“

„Sti mmt. Daheim dauert ein Sturm selten länger als einen Tag und währt niemals um mehr als eine Stunde über einen Tag hinaus. Diese Welt rotiert so langsam, daß Sturmzonen die Größe eines Kontinents erreichen und mehrere hundert Stunden zu ihrer Auflösung brauchen können. Wir müssen warten, bis diese Sturmzone sich ausgetobt hat.“

„Du meinst, wir können nicht weiterfahren, bevor sich der Wind gelegt hat?“

„Ich bin nicht sicher. Eine Luftaufklärung wäre zu riskant, aber ohne sie kommen wir nicht schnell genug vorwärts. Ob sich der Aufwand für die Menschen lohnen würde, wenn wir sie bemühten?“

„Mir paßt es nicht, so zu eilen. Man kann ein Gelände nicht richtig untersuchen, wenn man nicht für eine Weile anhält. Wir dürften viel übersehen, das diese komischen Menschen interessant fänden.“

„Mir scheint, daß sie genau wissen, wonach sie suchen — etwas, das ihnen zu entscheiden erlaubt, ob Dhrawn ein Planet ist oder ein Stern; und sie lassen es sich etwas kosten. Ich gestehe, daß es für Leute, die mit nichts als Routine beschäftigt sind, allmählich langweilig wird.“

Kervenser schluckte die Bemerkung ohne Kommentar, falls er sie überhaupt erfaßte. Er wußte, daß sein Kommandant ihn niemals absichtlich kränken würde, nicht einmal nach der leichten Anzüglichkeit auf die Menschen. In dieser Beziehung unterschied sich Dondragmer deutlich von den meisten Mannschaftsmitgliedern, die die Überzeugung hegten, daß die Fremden soviel mitnahmen, wie sie erwischen konnten, wie es jeder gute Händler hielt. Der Kommandant dagegen hatte me hr Zeit in enger Zusammenarbeit mit menschlichen, drommianischen und paneshkischen Wissenschaftlern zugebracht als nahezu jeder andere Mesklinit und war — da er eine ziemlich tolerante Einstellung hatte — zu einer Haltung gelangt, die viele der anderen Meskliniten nur aus Respekt vor den Fremden als >nachgiebig< bezeichneten.

Diskussionen um diese Problematik ergaben sich selten, und diesmal wurden sie durch Beetchermarlfs Erscheinen unterbunden. Er meldete die Beendigung der Generalinspektion.

Dondragmer entließ ihn mit dem Befehl, die Ablösung für das Steuer auf die Brücke zu schicken, und schwieg bis zu deren Eintreffen.

Takoorch gehörte keineswegs zu den schweigsamen Typen; er betrat die Brücke und verlor kaum Zeit, ehe er das anfing, worunter er eine Konversation verstand. Kervenser, wie üblich von der Fantasie und der Frechheit des anderen erheitert, ließ ihn gewähren; Dondragmer ignorierte ihn völlig und fing bloß gelegentlich eine Äußerung auf. Er war mehr an den Vorgängen auf der Oberfläche interessiert, so wenig sich dort im Augenblick auch abzuspielen schien. Er löschte die Brückenbeleuchtung und alle Außenscheinwerfer bis auf die untersten und verschaffte sich damit eine bessere Aussicht nach oben, ohne den Ausblick nach unten zu verlieren. Die Bewölkung riß nun stärker auf, aber die Wolkenfetzen trieben so schnell dahin wie zuvor. Das Geräusch des Sturms war ebenfalls unverändert. Allmählich tauchten weitere Sterne auf. Einmal sah er kurz einen der beiden Wächter, wie die mesklinitischen Matrosen das Zwillingsgestirn des Südpols benannt hatten, tief über dem südlichen Horizont aufblinken. Er hätte nicht sagen können, welcher der beiden Sterne es war; Sol und Fomalhaut besaßen — von Dhrawn aus gesehen — fast die gleiche scheinbare Helligkeit, und ihr durch die dichte Atmosphäre des Planeten verursachtes Flackern machte eine Beurteilung aufgrund der Färbung unzuverlässig. Das Aufblitzen war, da die Wolken sich noch nicht gänzlich verzogen hatten, fast augenblicklich verschwunden.

„… der ganze Steuerbordfloßverbund trieb ab, und ich saß ganz allein darauf…“

Noch blieben Regen und Schnee aus, und die Wahrscheinlichkeit sank, daß es noch zu einem Niederschlag kam, weil der Himmel sich immer mehr aufklärte. Der Captain empfand Erleichterung. Auf eine Anfrage hin, die er über eine der Sprechröhren ans Laboratorium richtete, informierte man ihn darüber, daß die Temperatur sank; sie lag nun bei 75, also drei Grad unter dem Ammoniakschmelzpunkt. Es konnte noch Schwierigkeiten mit einem gemischten Niederschlag geben, aber die Tendenz war günstig.

„… auf den Inseln südlich und westlich von Dingbar. Ein Sturm hatte uns an den Strand geworfen, wir lagen weit landeinwärts auf dem Trockenen, und die Hälfte der Balken war zerschmettert. Ich…“

Nun waren fast alle Sterne sichtbar, die Wolkenbänke beinahe ganz verschwunden.

Natürlich waren die Konstellationen vertraut. Die meisten helleren benachbarten Sterne hatten ihre Position nach der Überwindung der Distanz von drei Parsec kaum verschoben. Sich auf einige unbedeutende Veränderungen einzustellen, hatte Dondragmer schon genug Zeit gehabt, und sie fielen ihm nicht mehr auf. Er versuchte nochmals, die beiden Wächter auszuspähen, doch wieder ohne Erfolg. Vielleicht hingen weit im Süden noch immer Wolken. Um sich mit Sicherheit davon überzeugen zu können, war es mittlerweile zu dunkel. Es half auch nichts, als er die unteren Scheinwerfer für einen Moment löschte. Damit erregte er jedoch die Aufmerksamkeit der beiden anderen, und die Flut von Takoorchs Anekdoten versiegte vorübergehend.

„Neuigkeiten, Captain?“ Kervensers gelöste Stimmung wich augenblicklich wachsamer Einsatzbereitschaft.

„Vielleicht. Über uns zeigen sich die Sterne, aber nicht im Süden. Am ganzen Horizont nicht. Sieh’s dir an.“

Der Erste Offizier kam der Aufforderung nach, und als er eine der wenigen elektrischen Kontrollen berührte, zuckte hinter der Brücke ein Lichtkegel aufwärts. Dondragmer richtete den Scheinwerfer gegen den westlichen Horizont. Kervenser stieß einen winselnden Laut aus, etwa das Äquivalent eines menschlichen Grunzens, als der Scheinwerferstrahl sich in Bodennähe stärker von der Dunkelheit abhob.

„Nebel!“ rief der Steuermann. „Dünn, aber er nimmt die Sicht.“ Dondragmer machte eine zustimmende Geste, während er an eine Sprechröhre trat.

„Laboratorium!“ pfiff er. „Anscheinend liegt extrem schwacher Niederschlag vor. Ich möchte wissen, worum es sich handelt und wie es sich auf die Wassereisschicht auswirken könnte.“

„Es wird eine Weile dauern, bis wir eine Probe eingeholt haben, Captain“, lautete die Antwort.

„Wir beeilen uns. Werden wir ausgeschleust oder sollen wir durch die Hülle analysieren?“

Der Captain schwieg einen Moment lang, lauschte auf den Wind und entsann sich, wie unangenehm es draußen war.

„Ihr werdet ausgeschleust. Sputet euch.“

„Schon unterwegs, Captain.“

Auf Dondragmers Wink deaktivierte der Erste Offizier den Scheinwerfer, und die drei begaben sich an die Steuerbordseite der Brücke, um die Einsatzgruppe zu beobachten.

Als die Schleuse geöffnet wurde, hatte der Dunst sich schon erheblich verdichtet. Zwei raupenhafte Gestalten erschienen, die zwischen sich einen zylinderförmigen Gegenstand trugen. Sie marschierten vorwärts bis an eine Stelle, die fast genau unter den Beobachtern lag, und stellten ihr Gerät auf — im Prinzip nicht mehr als ein Trichter, dessen Öffnung man gegen den Wind richtete und der am anderen Ende einen Filter besaß. Mehrere Minuten vergingen, bevor die beiden die Ansicht gewannen, die Probe sei nun umfangreich genug, doch schließlich räumten sie das Gerät ab, legten den Filter in einen Behälter, um die Probe vor der Schleusenflüssigkeit zu schützen, und machten sich auf den Rückweg.

„Ich vermute, sie werden einen Tag benötigen, um zu entscheiden, worum es sich handelt“, grollte Kervenser.

„Das bezweifle ich“, sagte der Captain. „Sie haben Schnelltestmethoden für Wasser-Ammoniak-Lösungen entwickelt. Ich glaube, Borndender sagte etwas davon, daß die Dichte bei einer genügenden Probenmenge zu Testzwecken ausreicht.“

„Warum brauchen sie dann so lange?“

„Sie können doch noch kaum die Schutzanzüge abgelegt haben“, verwies ihn der Captain geduldig.

„Warum müssen sie sie ablegen, bevor sie die Probe im Laboratorium abliefern? Weshalb…“

Ein Pfiff aus einer Sprechröhre unterbrach ihn.

Dondragmer meldete sich.

„Reines Ammoniak, Captain. Ich schätze, es befand sich in der Form von gefrorenen Tropfen; jedenfalls bildete es im Filter eine dünne Reifschicht und löste einige Bestandteile der Außenatmosphäre, als es hier im Labor schmolz.

Sollte man in den nächsten Minuten Sauerstoff riechen, so stammt es daher. Es könnte die Hülle vereisen, und falls es sich auf der Brücke niederschlägt, dürfte die Sicht etwas gestört werden, aber ob weitere Schwierigkeiten entstehen können, vermag ich nicht abzusehen.“

Dondragmer war imstande, sich andersgeartete Folgen auszumalen, aber er akzeptierte die Information ohne Kommentar.

„Ähnliches ist während unseres ganzen bisherigen Aufenthalts noch nicht passiert“, bemerkte er. „Ich frage mich, ob womöglich ein jahreszeitlich bedingter Wetterumschlag bevorsteht. Diese Welt nähert sich gegenwärtig ihrer Sonne. Ich wünschte, die Menschen hätten Dhrawn etwas länger studiert, bevor sie uns anwarben, um sie von uns erkunden zu lassen. Es wäre mir lieber, wir wüßten, was uns in nächster Zeit erwartet. Kervenser, die Maschinen anwerfen! Wir drehen den Bug in Windrichtung.

Du steuerst mit Minimalgeschwindigkeit geradeaus, solange die Sicht gut genug ist. Falls sich das ändert, drehst du scharf backbordwärts bei, so daß wir in bereits bekanntem Gelände bleiben.

Achte auf die Walzen und gib mir sofort Bescheid, wenn du den Eindruck hast, daß sie stocken.

Schicke einen Matrosen zur Beobachtung an die Heckluke; unsere Spur könnte sich als aufschlußreich erweisen. Verstanden?“

„Die Befehle, ja. Womit du rechnest, nein.“

„Vielleicht irre ich mich, und falls ich recht habe, läßt sich wahrscheinlich nichts dagegen tun. Der Gedanke, die Walzen unter Umständen mit Muskelkraft freilegen zu müssen, gefällt mir ganz und gar nicht. Hoffen wir das Beste.“

„Jawohl, Captain.“ Kervenser wandte sich seiner Aufgabe zu, und als die Fusionsmotoren der Kwembly anliefen, trat der Captain vor einen Plastikblock von zehn Zentimeter Höhe und Breite und zwanzig Zentimeter Länge, der neben seiner Station lag. Er schob eine seiner Zangen in eine kleine Öffnung an der Seite des Blocks, nahm eine Schaltung vor und begann zu sprechen.

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