2

Seine Stimme wurde mit hoher Geschwindigkeit übermittelt, aber sie war lange unterwegs. Die Radiowellen trugen sie durch Dhrawns schwere, aber in den höheren Schichten wesentlich dünnere Atmosphäre und durch das All jenseits davon. Auf ihrem Weg wurden sie schwächer, doch eine halbe Minute nach der Ausstrahlung war ihre Energie noch konzentriert genug, um auf eine Richta ntenne von etwas mehr als zwei Meter Durchmesser einzuwirken. Die Antenne erhob sich aus einem ungefähr siebzig Meter durchmessenden und etwa halb so langen, zylinderförmigen Körper; sie bildete das eine Ende des Objekts, das der Hantel eines Gewichthebers ähnelte. Es rotierte langsam um seine Längsachse und um den Mittelpunkt zwischen den beiden Kugeln.

Der elektrische Impuls, den die Wellen in der Antenne auslösten, schnellte in einen stecknadelkopfgroßen Kristall, der ihn gleichrichtete, ihn speicherte und seine gespeicherte Kraft verwandte, um einen Elektronenstrom, den ein nebenliegender, fingerlanger Generator lieferte, auszusteuern und damit einen erstaunlich altmodischen, dynamischen Kontakt in einem etwa fünfzig Quadratmeter großen Raum zu aktivieren, der im Zentrumsbereich des Zylinders lag. Nur zweiunddreißig Sekunden nachdem Dondragmer zu sprechen begonnen hatte, wurden seine Worte an den Ohren von drei der insgesamt fünfzehn in dem Raum sitzenden Menschen akustisch reproduziert.

Er wußte nicht, welcher davon gerade anwesend sein mochte, und so bediente er sich der menschlichen Sprache, die er schneller erlernt hatte als die eigene; daher konnten alle drei ihn verstehen.

„Dies ist ein Zwischenbericht von der Kwembly.

Wir haben vor zweieinhalb Stunden gestoppt, um die routinemäßige Generalinspektion sowie Bodenuntersuchungen durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt stand der Wind bei etwa 200 Kabel, kam aus westlicher Richtung, der Himmel war teilweise bewölkt. Kurz nach Aufnahme der Arbeiten erreichte die Windgeschwindigkeit etwa 3000 Kabel…“

Einer der menschlichen Zuhörer wandte etwas verwirrt den Kopf und sah seinen Nachbarn fragend an.

„Ein mesklinitisches Kabel mißt rund fünfzig Meter, Boyd“, sagte der andere leise. „Die Windgeschwindigkeit stieg also von etwa fünf Meilen pro Stunde auf über sechzig Meilen.“

„Danke, Easy.“ Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lautsprecher zu.

„Inzwischen sind wir völlig von Nebel eingeschlossen, der ständig dichter wird, und wagen nicht, die Fahrt auf dem planmäßigen Kurs fortzusetzen. Nach Auskunft meiner Wissenschaftler besteht der Nebel aus gefrorenen Ammoniakpartikeln. Mir scheint, daß man bei der herrschenden Außentemperatur, die bei siebzig Grad liegt, mit der Gefahr rechnen muß, daß der Nebel die Wassereisschicht teilweise verflüssigt.

Ich weiß, daß das Fahrzeug schwimmfähig ist, aber ich bezweifle, daß ein möglicher Schmelzvorgang große Tiefenwirkung haben wird, und so frage ich mich, was geschehen soll, wenn die Flüssigkeit wieder vereist und unsere Walzen festfrieren. Ich habe noch vor keinem derartigen Problem gestanden, aber die Aussicht, das Fahrzeug womöglich mit Muskelkraft aus dem Eis befreien zu müssen, finde ich wenig erfreulich. Es befindet sich keine dafür geeignete Ausrüstung an Bord. Ich möchte euch mit dieser Meldung darauf hinweisen, daß wir möglicherweise länger in diesem Gebiet bleiben müssen als vorgesehen. Ich unterrichte euch laufend von der Entwicklung. Sollten wir endgültig festliegen, wären wir dankbar, wenn ihr euch etwas ausdenken könntet, um unsere Wissenschaftler beschäftigt zu halten. Sie haben bereits die meisten Dinge getan, die für die Routinestopps vorgesehen waren.“

„Danke, Don“, antwortete Easy. „Wir bleiben in Verbindung. Ich werde unsere Meteorologen fragen, ob sie feststellen können, welchen Umfang diese Nebelbank besitzt und wie lange sie voraussichtlich anhält. Vielleicht haben sie schon aufschlußreiches Material zur Verfügung, da ihr euch nun schon seit einem Tag auf der Nachtseite befindet. In diesem Fall könnten sogar schon Strömungsbilder vorliegen. Genau bin ich über die Möglichkeiten ihrer Instrumente nicht informiert.

Jedenfalls forsche ich nach und informiere dich.“

Die Frau drückte die Sprechtaste und wandte sich an die beiden anderen, während ihre Erwiderung von Radiowellen hinab nach Dhrawn getragen wurde.

„Ich wünschte, ich könnte aus Dons Stimme schließen, ob er ernstlich besorgt ist oder nicht“, bemerkte sie. „Jedes Mal, wenn diese Geschöpfe auf dieser schrecklichen Welt in eine neue Gefahr geraten, frage ich mich, wie wir bloß die Dreistigkeit aufbringen konnten, sie loszuschicken — und woher sie nur den Mut genommen haben, sie zu betreten.“

„Selbstverständlich wurden sie weder durch eine Täuschung noch durch Zwang zu dieser Expedition veranlaßt“, sagte einer ihrer beiden Kollegen. „Ein Mesklinit, der die längste Zeit seines Lebens als Segler zugebracht und seinen Heimatplaneten vom Äquator bis zum Südpol bereist hat, macht sich gewiß keine Illusionen über die Aspekte einer solchen Forschungs- und Pionierarbeit. Selbst wenn wir es gewollt hätten, wäre es uns nicht gelungen, sie hereinzulegen.“

„Mein Verstand weiß das natürlich auch, Boyd, aber mein Herz will es nicht immer glauben. Als die Kwembly nur fünfhundert Meilen vom Ausgangspunkt entfernt schon im Sand feststeckte, habe ich nächtelang nicht schlafen können, bis sie das Fahrzeug wieder befreit hatten. Als Densigerefs Smof in eine Felsspalte gerutscht war, gehörte ich zu den wenigen, die Barlennans Entscheidung, ein anderes Fahrzeug zur Bergungshilfe abzukommandieren, vorbehaltlos guthießen. Als die Besatzung der Esket spurlos verschwand, darunter zwei gute Freunde von mir, widersetzte ich mich der Absicht von Alan und Barlennan, Hilfe zu schicken, und ich glaube noch immer, daß sie dabei waren, einen Fehler zu begehen. Ich weiß, daß diese Forschungsaufgabe erfüllt werden muß und die Meskliniten sie im vollen Bewußtsein ihrer Risiken übernommen haben, aber wenn eine der Besatzungen in Gefahr gerät, bin ich außerstande, mich der Vorstellung zu erwehren, daß ich mich dort unten an ihrer Seite befinde, an ihren Diskussionen um die auftauchenden Schwierigkeiten, an ihren Auseinandersetzungen um eventuelle Rettungsaktionen teilnehme. Ich vermute, daß man mich deshalb vielleicht hinauswirft, aber so bin ich nun einmal.“

Boyd Mersereau kicherte.

„Mach dir keine Sorgen darum, Easy. Du hast diesen Job genau deshalb bekommen, weil du auf diese Weise reagierst. Denke bitte daran, daß uns sechs Millionen Meilen und vierzig G von Barlennan und seinen Leuten trennen. Sollte es jemals zu einem heftigen Zerwürfnis zwische n ihm und uns kommen, wird er wahrscheinlich nach seinem Gutdünken verfahren. Falls es dazu kommt, wird es für uns von großem Vorteil sein, daß er jemand unter uns kennt, von dem er volle Unterstützung erwarten zu können glaubt. Bitte ändere dich kein bißchen, Easy, ja?“

„Hmm.“ Elise Hoffman verriet durch nichts, ob sie erleichtert oder amüsiert war. „Genau das sagt Ib auch immer, aber ich habe es als voreilig abgetan.“

„Sicherlich ist er es, aber das disqualifiziert ihn nicht zwangsläufig. Einiges kannst du ihm ruhig glauben.“

„Danke, Easy“, unterbrach Dondragmers eingehende Antwort die Unterhaltung. Diesmal gebrauchte er seine Sprache, die die anderen nicht besonders gut verstanden. „Ich bin um jede Information außerordentlich froh. Du brauchst Barlennan nicht zu benachrichtigen, wenn du nicht unbedingt Wert darauf legst. Wir befinden uns bis jetzt keineswegs in ernsten Schwierigkeiten, und er ist ohnehin mehr als genug beansprucht. Die Resultate kannst du unserem Labor über Radio 2 durchgeben. Wir lassen alle vier Geräte eingeschaltet.“

Der Mesklinit verstummte, und Aucoin, der dritte menschliche Zuhörer, erhob sich und sah zu Easy hinüber. Sie übersetzte die Mitteilung.

„Das bedeutet Arbeit“, meinte er. „Wir hatten für die Kwembly eine Anzahl ausgedehnterer Programme eingeplant, die an die gegenwärtig laufenden anschließen sollten, aber wenn Dondragmer wirklich eine Verzögerung befürchtet, werde ich lieber prüfen, welches er an Ort und Stelle durchführen kann. Soweit ich seine Äußerungen inhaltlich begriffe n habe, rechnet er nicht damit, die Fahrt bald fortsetzen zu können.

Ich werde mich nach seiner exakten Position erkundigen, frage die Meteorologen nach ihrer Meinung, und anschließend findet ihr mich im Planungsbüro.“

„Wahrscheinlich sehen wir uns im Meteorologischen Labor“, sagte Easy. „Ich werde die von Dondragmer angeforderten Informationen besorgen, wenn du hier die Stellung hältst, Boyd.“

„Gut, für ein Weilchen jedenfalls. Ich muß mich um die eigene Arbeit kü mmern. Du hättest Don sagen sollen, wer am Apparat bleibt, damit er die nächste Meldung nicht in seiner Heimatsprache durchgibt — heißt sie nicht Stennish oder so?

Allerdings, da wir von hier aus ohnehin wenig für ihn tun können, fallen sechzig Sekunden zusätzliche Verzögerung wohl nicht ins Gewicht.“

Die Frau zuckte die Achseln, sprach einige mesklinitische Worte ins Mikrofon, winkte Mersereau zu und entfernte sich, bevor Dondragmer die Durchsage ganz empfangen hatte.

Alan Aucoin war bereits gegangen.

Das Meteorologische Labor lag fast unmittelbar über dem Kommunikationsraum, näher an der Kreiselachse des Zylinders. Die Möglichkeiten der Körperertüchtigung waren außerordentlich beschränkt, und so hatte man bei der Konstruktion des Satelliten auf Lifts verzichtet; der Gebrauch des Interkoms war ausschließlich für Notfälle vorbehalten. Easy Hoffman hatte die Wahl zwischen einer Wendeltreppe entlang der symmetrischen Zylinderachse und einer Anzahl von Leitern. Da sie nichts bei sich trug, störte es sie nicht, die Treppe zu benutzen. Binnen kaum einer Minute erreichte sie das Labor.

Die beeindruckendste Einrichtung des Labors bestand aus zwei fast fünf Meter durchmessenden hemisphärischen Karten von Dhrawn. Sie waren plastisch ausgeführt, wirklichkeitsentsprechend eingefärbt und mit Hinweisen auf Temperaturen, Druckverhältnissen in verschiedenen Höhen, Windgeschwindigkeiten und anderen Daten versehen, wie sie über die tieforbitalen Meßsatelliten und die mesklinitischen Forschungsgruppen hereinkamen. Ein grüner Lichtpunkt nördlich des Äquators markierte die planetare Basis der Expedition, und neun schwächere gelbe Punkte, unregelmäßig um den grünen Punkt verteilt, gaben die Positionen der Fahrzeuge an. Auf der kartografischen Wiedergabe der Oberfläche des gigantischen Planeten wirkte das Gebiet, das die Meskliniten bisher erkundet hatten, lächerlich klein, obwohl es sich, nahm man die Basis als Mittelpunkt, jeweils etwa achttausend Meilen weit nach Osten und Westen sowie ungefähr zwanzig-beziehungsweise fünfundzwanzigtausend Meilen nach Norden und Süden hin erstreckte. Das Gebiet lag westlich einer Zone, die die Meteorologen als Tiefdruckregion Alpha bezeichneten. Die gelben Lichtpunkte, ausgenommen zwei davon, die sich in kälteren westlichen Zonen befanden, bildeten um die Tiefdruckregion Alpha einen groben Halbkreis.

Man trug sich mit dem Gedanken, es mit einem Ring von Meßstationen zu umgeben, aber bislang war kaum ein Viertel der achtzigtausend Quadratmeilen kartografisch erfaßt. Die Kosten waren hoch gewesen — nicht so sehr in finanzieller Hinsicht, zumal Easy dazu neigte, den monetären Aufwand lediglich als Gradmesser der Anstrengungen zu betrachten, sondern an Leben.

Ihre Augen suchten den rot umrandeten gelben Fleck innerhalb des Randgebiets der Tiefdruckregion Alpha, der die Position der Esket angab. Sieben Monate — dreieinhalb Dhrawn-Tage — waren verstrichen, seit die Besatzung das letzte Lebenszeichen gegeben hatte, obschon die Sender des Fahrzeugs noch funktionierten. Gelegentlich dachte Easy an ihre Freunde Kabremm und Destigmet; und dann und wann verdarb sie Dondragmers Stimmung (obwohl sie dieser Wirkung nicht sicher sein konnte), indem sie zum Kommandanten der Kwembly von den beiden sprach.

„Hallo, Easy.“ Die Begrüßung unterbrach ihre düsteren Gedanken. „Hallo, Mutter.“

„Hallo“, sagte sie. „Ein Freund möchte eine Vorhersage. Könnt ihr ihm helfen?“

„Wenn sie das Satelliteninnere betrifft, sicher“, antwortete Benj.

„Sei nicht zynisch, Junge. Du bist alt genug. Es ist für Dondragmer auf der Kwembly.“ Sie wies auf das gelbe Licht auf der Karte und erläuterte die Lage. „Alan kann euch die exakte Position geben, falls es euch nützt.“

„Wahrscheinlich kaum etwas“, gestand Seumas McDevitt. „Wenn du Zynismus nicht magst, muß ich mich vorsichtig ausdrücken; aber das Lämpchen dort zeigt eigentlich nicht das Fahrzeug an, sondern vielmehr ein mehrere hundert Meilen durchmessendes Areal, innerhalb dessen es sich befindet. Ich bezweifle, daß wir so eine Vorhersage treffen können, die präzise genug ist, um etwas zu taugen.“

„Ich war nicht einmal sicher, ob ihr überhaupt genug Material für irgendeine Vorhersage besitzt“, erwiderte Easy. „Soviel ich weiß, entwickelt sich das Wetter sogar auf dieser Welt von Westen her, und die westlichen Zonen liegen nun seit Tagen im Dunkeln. Könnt ihr über solche Areale genug verwendbare Daten erhalten?“

„Oh, sicher.“ Benj hatte den Sarkasmus abgelegt, und der Enthusiasmus, der ihn bewogen hatte, sich der atmosphärischen Physik zu widmen, setzte sich durch. „Reflektiertem Sonnenlicht entnehmen wir ohnehin nur den geringsten Teil der Meßdaten. Fast alles entstammt der planetaren Eigenstrahlung. Er gibt selbst mehr Strahlung ab, als er von der Sonne erhält; du kennst ja die alte Diskussion, ob Dhrawn nun ein Planet oder ein Stern sei. Wir können die Bodentemperatur feststellen, einiges über die Bodenbeschaffenheit, kennen die Ve rfallszeiten und sind imstande, die Wolkenbildung zu verfolgen. Mit den Winden ist es schwieriger…“ Er zögerte, als er bemerkte, daß McDevitts Blick auf ihm ruhte; das Gesicht des Meteorologen war ausdruckslos. Der Mann begriff den Grund des Zögerns sofort und nickte ihm zu, bevor der Ausbruch von Selbstvertrauen versiegen konnte.

McDevitt war nie Lehrer gewesen, aber er verstand mit jungen Leuten umzugehen. „Mit den Winden ist es schwieriger, weil die Wolkenhöhe nie mit absoluter Gewißheit ermittelt werden kann, und außerdem, weil adiabatische Temperaturschwankungen oftmals mehr darüber Aufschluß geben als Luftmassenprofile. Unter den herrschenden Schwerkraftverhältnissen vermindert sich die atmosphärische Dichte bei je hundert Meter Höhenzuwachs um jeweils die Hälfte, und daraus entstehen enorme Temperaturschwankungen, die…“ Er verstummte erneut, doch diesmal sah er seine Mutter an. „Bist du mit diesen Angelegenheiten vertraut oder soll ich sie genauer erklären?“

„Aufgrund deiner Darlegungen würde ich nur ungern quantitative Probleme lösen müssen“, antwortete Easy, „aber ich kann mir von den Verhältnissen ein ausreichendes Bild machen. Ich habe den Eindruck, daß ihr mit eurer Vorhersage, wann der Nebel sich verziehen wird, recht vorsichtig sein wollt. Würde ein Bericht über Oberflächendruck und Windverhältnisse euch die Arbeit erleichtern? Die Kwembly hat Instrumente an Bord, wie ihr wißt.“

„Vielleicht“, räumte McDevitt ein, während Benj wortlos nickte. „Kann ich mit der Kwembly im direkten Kontakt treten? Wird mich jemand verstehen? Mein Stennish ist noch nicht gebrauchsgerecht.“

„Ich werde dolmetschen, falls ich mit euren Spezialtermini klarkomme“, sagte Easy. „Es wäre jedoch besser, wenn du die Sprache unserer kleine n Freunde zu erlernen versuchen würdest. Viele von ihnen beherrschen die unsere ganz gut, aber sie schätzen es, wenn man sich auch umgekehrt die Mühe macht.“

„Ich weiß. Ich habe vor, mich damit zu beschäftigen. Wenn du mir helfen könntest, würde ich mich freuen.“

„Selbstverständlich, falls ich die Zeit aufbringe; aber du bist weitaus häufiger mit Benj als mit mir zusammen.“

„Benj? Er ist erst vor drei Wochen mit mir eingetroffen und hat wie ich keine Möglichkeit gehabt, sich um das Sprachproblem zu kümmern.

Wir haben uns beide mit dem Observations- und Computernetz vertraut machen müssen.“

Easy lächelte ihren Sohn an. „Er wird dir allerhand beibringen können, obschon ich zugeben muß, daß er sein Stennish hauptsächlich von mir und nicht von den Meskliniten gelernt hat. Er wollte unbedingt etwas können, das seine Schwester nicht kann. Du darfst es mir als mütterlichen Stolz anrechnen, aber ich glaube, er wird dir vorzüglichen Unterricht erteilen. Aber das hat Zeit; ich hätte die Informationen für Dondragmer gerne baldmöglichst. Er sagte, der Wind komme derzeit mit einer Geschwindigkeit von ungefähr sechzig Meilen pro Stunde aus westlicher Richtung, falls diese Angaben euch dienlich sind.“

Der Meteorologe überlegte einen Moment lang.

„Ich füge sie dem bereits gespeicherten Material hinzu und spule alles durch“, sagte er schließlich.

„Dann haben wir etwas vorzuweisen, wenn er anruft, und falls die numerischen Details, die er uns gibt, zu stark abweichen, können wir ohne weiteres einen zweiten Durchgang machen. Warte einen Augenblick.“

Er und der Junge wandten sich den Geräten zu.

Von der Tätigkeit, die sie während der darauffolgenden Minuten entfalteten, verstand die Frau wenig. Natürlich wußte sie, daß die beiden Daten in den Computer fütterten, der auf ihre gezielte Auswertung programmiert war.

Anscheinend vermochte Benj die ihm zugeteilte Arbeit ohne Überwachung zu bewältigen, und sie freute sich darüber. Man hatte ihr und ihrem Ehemann zu verstehen gegeben, daß die mathematischen Fähigkeiten des Jungen den Anforderungen, die sein Interessengebiet stellte, womöglich nicht gerecht würden. Die Tätigkeit, die er gegenwärtig ausübte, war natürlich bloß Routine, die jedermann ohne besondere Vorkenntnisse und nach kurzer Einblicknahme erledigen konnte, aber Easy zog eine ermutigendere Interpretation vor.

„Natürlich gibt es immer Unsicherheitsfaktoren“, bemerkte McDevitt, während der Computer den Input zu ordnen begann. „Das Zentralgestirn beeinflußt die Oberflächentemperatur von Dhrawn nur sehr wenig, aber man darf den Effekt nicht völlig vernachlässigen. In den drei Jahren, in denen wir den Planeten nun observieren, hat er sich beständig der Sonne genähert. Außer den Daten, die uns das halbe Dutzend Robotsonden übermittelt hat, besaßen wir keine Berichte von der Oberfläche, bis die Meskliniten den Forschungsauftrag überna hmen, aber auch ihre Messungen haben erst einen winzigen Bruchteil der Oberfläche erfaßt. Unsere Vorhersagetätigkeit beruht fast ausschließlich auf empirischen Methoden, gleichwohl wie sehr wir an die Gesetze der Physik glauben möchten, und wir verfügen einfach noch nicht über genug Daten, um empirisch atmosphärische Gesetzmäßigkeiten aufdecken zu können.“

Easy nickte. „Das ist mir klar“, sagte sie, „und Dondragmer auch. Trotzdem habt ihr mehr Informationen als er, und ich glaube, in der gegenwärtigen Situation ist ihm der kleinste Hinweis willkommen. Wäre ich dort unten, Tausende von Meilen von jeder Hilfe entfernt, in einer Maschine, die sich im Teststadium befindet, und sogar außerstande zu sehen, was ringsum vorgeht — nun, ich kann aus Erfahrung sagen, wie gut es da ist, eine Verbindung nach draußen zu besitzen. Nicht bloß wegen der Möglichkeit des Gesprächs, sondern damit die anderen sehen, was man durchmacht.“

„Wir hätten verdammte Schwierigkeiten, ihn zu sehen“, sagte Benj. „Sogar bei ungetrübter Atmosphäre sind sechs Millionen Meilen eine immense Strecke für ein Teleskop.“

„Natürlich, aber du weißt wohl, wie ich es meine“, antwortete seine Mutter gelassen. Benj hob die Schultern und sagte nichts mehr; das gespannte Schweigen, das ihrem Wortwechsel folgte, währte etwa eine halbe Minute, dann spuc kte die Maschinerie ein Blatt mit geheimnisvollen Symbolen aus. McDevitt nahm es; die beiden anderen beugten sich über seine Schultern, um es ebenfalls sehen zu können, obwohl zumindest Easy nichts davon verstand. Der Junge brauchte nur fünf Sekunden, um den Text zu lesen, dann gab er einen Laut wie eine Mischung aus einem Schnaufer und einem Kichern von sich. Der Meteorologe blickte zu ihm auf.

„Nur zu, Benj. Diesmal kannst du so sarkastisch sein, wie du willst. Ich rate davon ab, dieses Resultat unzensiert an Dondragmer zu übermitteln.“

„Wieso? Stimmt etwas nicht?“ erkundigte sich die Frau.

„Nun, die meisten Daten haben wir natürlich über die Meßsatelliten beko mmen. Ich habe die Angaben über den Wind eingegeben und einen minimalen Unsicherheitsfaktor berücksichtigt. Ich weiß nicht, welche Instrumente in den Fahrzeugen verfügbar und wie präzise sie sind, oder wie genau man sie durchgesagt hat; ungefähr sechzig Meilen Windgeschwindigkeit, sagtest du. Den angeblichen Nebel habe ich übergangen, da keine Daten vorliegen. Nach dieser Computerrechnung beträgt die Sichtweite unter normalen Lichtverhältnissen — normal für menschliche Augen, das heißt also auch etwa für mesklinitische, schätze ich — zweiundzwanzig Meilen, Zerrfaktor ein Grad.“

Easy hob die Brauen. „Wie erklärst du dir das?

Ich dachte, die alten Scherze über die Wettervorhersage seien längst überholt?“

„In Wirklichkeit sind sie nur schal geworden. Ich erkläre es mir ganz einfach durch die Tatsache, daß wir nicht genügend Daten haben und haben können. Die offensichtlichste Fehlerquelle ist der Mangel an detaillierter topografischer Erfassung der Oberfläche. Ein Wind mit einigermaßen respektabler Geschwindigkeit ändert seine Luftmassentemperatur ziemlich rasch, wenn er einen Hügel hinauf- oder hinabwehen muß, und sei die Erhebung auch relativ flach; Benj hat das eben schon erklärt. Unsere topografischen Kenntnisse wurden aufgrund dieses Effekts gewonnen, aber sie sind kaum mehr als skizzenhaft. Ich brauche exaktere Messungen von Dondragmer. Wollte Aucoin nicht die genaue Position der Kwembly ermitteln?“

Easy kam zu keiner Antwort; Aucoin persönlich trat ein. Er hielt sich nicht mit Grußworten auf und setzte offensichtlich voraus, daß Easy den Meteorologen bereits die Hintergrundinformationen gegeben hatte.

„Acht Strich vier fünf fünf Grad südlich des Äquators und sieben Strich neun zwei drei Grad östlich des der Landungsstelle nächstliegenden Meridians. Näher ging es nicht. Sind ein paar hundert Meter Toleranz für eure Zwecke untragbar?“

„Heute neigen hier wohl alle zum Sarkasmus“, murmelte McDevitt ärgerlich. „Danke, es wird reichen. Easy, können wir hinunter in den Kommunikationsraum und mit Dondragmer Rücksprache halten?“

„Geht in Ordnung. Darf Benj mitkommen, oder hat er hier noch zu tun? Ich möchte gerne, daß er Dondragmer ein bißchen kennen lernt.“

„Und beiläufig seine linguistische Begabung demonstriert, wie? Klar, er darf mit. Du auch, Alan?“

„Nein, ich habe noch jede Menge zu erledigen.

Trotzdem würde ich gerne über die Einzelheiten jeder vertrauenswürdigen Vorhersage unterrichtet, und über alle Nachrichten Dondragmers, die die Planung wesentlich beeinflussen können. Ich bin im Planungsbüro.“

Der Meteorologe nickte. Aucoin verließ das Labor, und die drei anderen folgten ihm, wandten sich jedoch abwärts und begaben sich über die Leitern in den Kommunikationsraum. Mersereau war inzwischen gegangen; ein anderer Mann saß auf seinem Platz. Er winkte ihnen zu und kehrte an die eigene Arbeit zurück. Die übrigen Anwesenden schenkten der Gruppe wenig Beachtung. Die Stationen des Satelliten wurden nicht nach strenger Schichteinteilung besetzt, doch hatte sich die Regel eingebürgert, daß im Kommunikationsraum niemals weniger als zehn Personen anwesend sein durften. Man hatte herausgefunden, daß ein Schichtdienst ein Phänomen hervorrief, das sich am ehesten mit der einschläfernden Wirkung vergleichen ließ, die eine endlos lange Allee auf einen Autofahrer ausübte.

Die zu den vier Kommunikatoren der Kwembly gehörenden Lautsprecher befanden sich vor einer Reihe von sechs Sesseln. Die damit korrespondierenden Bildschirme waren darüber angebracht. Jeder Platz war mit einem Mikrofon und einem Selektor ausgestattet; der Selektor erlaubte es, entweder mit nur einem oder mit allen vier Geräten der Kwembly gleichzeitig in Verbindung zu treten.

Easy setzte sich und schaltete das Mikrofon ihres Sessels auf den Kanal, der sie mit Dondragmers Kommandobrücke verband. Auf dem korrespondierenden Bildschirm gab es kaum etwas zu erkennen, da die Kamera auf die Bugfenster der Brücke wies und die Sicht nach draußen in der Tat durch Nebel schwer behindert wurde. In der unteren linken Ecke des Bildschirms konnte man die Plattform des Steuermanns und einen Teil des gerade Diensthabenden sehen. Die Brückenbeleuchtung war gedämpft, aber die Außenscheinwerfer ließen den Nebel als grauen Vorhang sichtbar werden.

„Don!“ rief Easy. „Hier spricht Easy. Bist du auf der Brücke?“ Sie drückte einen Zeitauslöser und schaltete den Selektor auf das im Labor der Kwembly befindliche Gerät um. „Borndender“, sagte sie, „die verfügbaren Informationen reichen zur Erstellung einer Wettervorhersage nicht aus.

Ich habe Verbindung mit eurer Brücke aufgenommen, aber ich wäre dankbar, würdest du uns so exakt wie möglich die gegenwärtige Temperatur, die Windgeschwindigkeit, den Außendruck, Quantitätswerte, den Nebel betreffend, und…“

Sie zögerte.

„Und die gleichen Informationen über die letzten Stunden“, ergänzte Benj, wobei er sich ebenfalls des Stennish bediente, „mit möglichst genauen Zeitangaben.“

„Wir sind wieder empfangsbereit, sobald eure Brücke ihre Durchsage beendet hat“, sagte die Frau.

„Wir könnten auch alle Daten über die genaue Zusammensetzung von Atmosphäre, Nebel und Schnee gebrauchen“, fügte ihr Sohn hinzu.

„Gibt es weiteres Material, das ihr als bedeutsam erachtet, ist es uns ebenfalls willkommen“, versicherte Easy abschließend. „Ihr seid auf der Oberfläche und wir nicht. Ihr müßt euch doch sicher auch schon ein paar eigene Gedanken über Dhrawns Wetter gemacht haben.“ Der Zeitauslöser klingelte. „Eure Brücke meldet sich. Wir erwarten eure Durchsage, sobald der Captain fertig ist.“

Die ersten Worte des Sprechers mischten sich in ihren Schlußsatz. Die Brücke hatte prompt geantwortet. „Hier spricht Kervenser, Mrs. Hoffman. Der Captain hält sich unten im Versorgungskontrollraum auf. Ich rufe ihn, wenn nötig, aber wir brauchen schnellstmöglich einen guten Rat. Die Sichtweite beträgt jetzt nicht einmal mehr eine Körperlänge, und wir wagen uns nur noch im Kreis zu bewegen. Jedes Mal, wenn wir seitwärts zur Windrichtung geraten, hat man das Gefühl, das Fahrzeug müsse sogleich umkippen.

Die Sichtflächen sind schwer vereist. Die Walzen sind noch eisfrei, da wir sie in Bewegung halten, aber die Ruderleinen können jeden Moment festfrieren, und sie freizulegen, dürfte strapaziöse Arbeit erfordern. Wahrscheinlich ist es unmöglich, bevor der Wind aufhört, weil die Gefahr besteht, daß die Schutzanzüge ebenfalls vereisen.

Irgendwelche anderen Vorschläge?“

Easy wartete geduldig, bis Kervenser seine Durchsage beendete. Dann faßte sie die Nachricht zusammen, die sie zuvor dem Labor der Kwembly gegeben hatten, und vermied auch diesmal eine Erwähnung des Computerresultats, daß das Wetter eigentlich klar sein müsse. Die Meskliniten wußten längst, daß die menschliche Wissenschaft nicht unfehlbar war — die meisten besaßen eine weitaus realistischere und gesundere Vorstellung von ihren Grenzen als die meisten Menschen; doch wenn es sich umgehen ließ, sollte man keinen allzu schlechten Eindruck machen. Natürlich, sie war kein Meteorologe, aber wahrscheinlich wäre Kervensers Reaktion auf das lächerliche Resultat wenig differenziert ausgefallen.

Die Gruppe erwartete in erwartungsvollem Schweigen die Antwort des Ersten Offiziers. Benj benötigte für die Übersetzung, die er McDevitt zumurmelte, nur wenige Augenblicke länger, als die Durchsage selbst beanspruchte. Als die Antwort schließlich kam, bestand sie aus kaum mehr als einer Bestätigung und dem freundlichen Hinweis, daß man wirklich sehr dringend hilfreiche Informationen brauche; die Wissenschaftler der Kwembly würden das angeforderte Material umgehend durchgeben.

Easy schaltete einen Recorder ein, um spezielle technische Termini zu registrieren, bevor sie an die Übersetzung ging, aber die Meldung kam in menschlicher Sprache. Offensichtlich war Borndender am Gerät. McDevitt machte sich Notizen, wobei Benj ihm über die Schultern blickte.

Es war Easy durchaus recht, nicht immer und alles übersetzen zu müssen. Sie beherrschte das Stennish gut, aber es enthielt viele seltsame Wörter, die verwirrend vieldeutig waren. Eigentlich, so wußte sie, hätte diese Tatsache sie nicht verwirren dürfen, aber sie vermochte nichts dagegen zu tun; und nichts gegen ihr Empfinden, daß die Meskliniten eine Kulturstufe repräsentierten, die der menschlichen zur Zeit Robin Hoods oder Harun al Raschids entsprach, obwohl während der letzten fünfzig Jahre einige hundert von ihnen eine sehr umfassende wissenschaftliche und technische Ausbildung genossen hatten. Diesen Vorzug hatte man keiner breiten Öffentlichkeit zuteil werden lassen; die Auffassung, es sei schädlich, >Rückständigen< zuviel fortgeschrittenes Wissen zu vermitteln, besaß zahlreiche Anhänger.

Nachdem Borndender seine Durchsage beendet hatte, murmelte McDevitt einen hastigen Dank ins nächste Mikrofon und verließ eilig, gefolgt von seinem Assistenten, den Raum. Easy sprach eine korrektere Bestätigung und unterbrach die Verbindung. Dann, nachdem sie entschieden hatte, daß ihre Anwesenheit im Meteorologischen Labor sinnlos sein würde, lehnte sie sich im Sessel zurück, damit sie einen guten Überblick über alle vier Bildschirme erhielt, und erwartete die weiteren Ereignisse.

Mersereau kehrte einige Minuten nach dem Verschwinden der beiden Meteorologen zurück, inzwischen über den neuesten Stand der Dinge informiert. Doch sonst schien überhaupt nichts mehr geschehen zu wollen.

Easy spielte mit dem Gedanken, mit Kervenser nochmals eine Konversation zu beginnen; sie kannte den Erste n Offizier fast so gut wie den Captain und mochte ihn gern. Aber das Bewußtsein, daß die Verzögerung zwischen den jeweiligen Durchsagen unvermeidlich war, entmutigte sie, wie oftmals, wenn es nichts Wichtiges zu besprechen gab und sie daran dachte, ein belangloses Gespräch zu führen.

Sogar zwischen ihr und Mersereau gab es kaum etwas zu sagen, das nicht schon gesagt worden wäre. Ein Jahr Zusammenarbeit bot genug Gelegenheit, um den meisten Gesprächsstoff auszuschöpfen, abgesehen von beruflichen Angelegenheiten und persönlichen Interessen. In persönlichen Dingen hatte sie mit Mersereau wenig gemein, obschon er ihr durchaus sympathisch war, und ihre professionellen Tätigkeiten überschnitten sich nur in der Kommunikation mit den Meskliniten.

Folglich war es sehr still im Kommunikationsraum. Alle paar Minuten schickte dieses oder jenes der Fahrzeuge einen Bericht, der unverzüglich weitergeleitet wurde; aber die Mehrzahl der Anwesenden hatte für Geplauder nicht mehr Anlaß als Easy und Mersereau. Sie begann zu kalkulieren, wann die Meteorologen mit ihrer neuen Vorhersage kommen würden und wie brauchbar sie sein mochte. Vermutlich diskutierten sie noch — Easy kannte ihren Sohn nur zu gut. Doch die beiden mußten bald eintreffen.

Aber bevor sie kamen, änderte sich die Lage.

Urplötzlich erregte der Bildschirm, der die Brücke der Kwembly zeigte, ihre Aufmerksamkeit. Das Bild war bislang ruhig gewesen, mit grauen, von gefrorenem Ammoniak verhangenen Sichtflächen, im Vordergrund ein fast regloser Körperausschnitt des Ste uermanns, der die Kwembly beharrlich im Kreis lenkte, wie Kervenser befohlen hatte.

Dann klärten die Fenster sich plötzlich, aber nach wie vor ließ sich wenig erkennen; der Aufnahmewinkel der Kamera erlaubte innerhalb des Scheinwerferlichts keinen Ausblick auf die Oberfläche. Zwei andere Meskliniten tauchten auf, drängten sich an eine der Sichtflächen, starrten hinaus und gestikulierten in unmißverständlicher Bestürzung. Mersereau deutete auf einen anderen Schirm; auch im Labor herrschte Aufregung. Eine Meldung blieb aus. Offensichtlich waren die Meskliniten zu sehr mit einem akuten Problem beschäftigt.

In diesem Moment kehrten die beiden Meteorologen zurück. Easy bemerkte ihre Ankunft im Augenwinkel und wandte sich nicht um. „Habt ihr diesmal eine taugliche Vorhersage?“ sagte sie nervös.

„Ja“, behauptete McDevitt kurz. „Soll Benj den Text übersetzen?“

„Nein. Es scheint, als ob sie in ernsten Schwierigkeiten seien. Du kannst selbst sprechen, weil Dondragmer in dieser Situation auf der Brücke ist oder sich dort einfinden wird, bevor die Durchsage eintrifft. Hier, nimm das Mikrofon.“

Der Meteorologe kam der Aufforderung wortlos nach. Er rückte sich im Sessel zurecht und begann zu sprechen.

„Dondragmer, die Sichtminderung wird ungefähr neunzehn Stunden lang anhalten. Die Temperatur sinkt, und der Nebel wird sich in Ammoniakkristalle verwandeln, die sich auf euren Fenstern nicht niederschlagen. Nach Ablauf von weiteren fünf Stunden wird der Wind sich allmählich gelegt haben. Bis dahin dürfte die Temperatur so niedrig sein, daß ihr euch um einen eutektischen Schmelzprozeß nicht mehr zu sorgen braucht. Für fünfundvierzig Stunden werden höhere Wolkenfelder…“ Er sprach weiter, aber Easy hörte nicht länger zu.

Ehe McDevitt den zweiten Satz beendet hatte, lange bevor seine Nachricht Dhrawn erreichte, war ein weiterer Mesklinit auf die Brücke geeilt, dessen groteskes Gesicht nunmehr fast den ganzen Bildschirm ausfüllte. Einer seiner zangenbewehrten Arme langte zur Seite, verschwand außerhalb des Blickfelds; Easy wußte, daß er den Sender aktivierte. Sie war nicht überrascht, daß die Stimme des Captains weitaus ruhiger klang, als sie es unter ähnlichen Umstä nden mit ihrer Stimme zuwege gebracht hätte.

„Easy, oder wer gerade am Apparat ist, bitte sofort dringende Meldung an Barlennan weitergeben. Die Temperatur ist in den letzten Minuten auf einhundertdrei Grad gestiegen, der Reifbelag der Sichtflächen ist abgeschmolzen, und das Fahrzeug schwimmt.“

Загрузка...