Kapitel 12


Sie waren die einzigen, die in den Rastplatz eingebogen waren; Ellerkrug und Paskuleit starrten durch das Autofenster auf die un-versehrte Schneedecke. Dicke Flocken schwebten vor den Scheinwerfern, die Stille war so groß, daß das Tuckern des Motors wie fortwährende Explosionen klang. Von der Autobahn hörte man gar nichts… die wenigen Wagen, die von den Wirtschaftsämtern mit Benzingutscheinen versorgt wurden, konnte man zählen und gehörten zu den ganz großen Ausnahmen, und wer bei diesem Wetter unterwegs war, fuhr so vorsichtig, als rolle sein Wagen nicht auf Gummireifen, sondern auf Eiern.

«Nichts«- sagte Paskuleit gepreßt.»Keine andere Reifenspur. Man hat uns in die Irre geführt. «Er verkrampfte die Finger ineinander, daß sie knackten.»Heinrich, ich habe Angst. Wenn Inge von diesen Saulumpen umgebracht worden ist, können wir Erna auch begraben.«

Ellerkrug antwortete nicht. Er schaltete die Scheinwerfer aus und wartete. Die Dunkelheit, das lautlose Schneien, die unter der Schneelast tief heruntergebogenen Fichtenzweige, das Gefühl, völlig wehrlos zu sein, und die 100.000 Reichsmark in der Aktentasche, diese sich endlos dehnenden Minuten, in denen sich vielleicht das Schicksal eines kleinen Kindes entschied, waren so niederdrückend, daß Paskuleit und Ellerkrug pfeifend atmeten. Ihr Herz hämmerte unerträglich… und wieder spürte Paskuleit dieses stechende Gefühl links unten in der Brust, das er bisher immer durch tiefes Atemholen verscheucht hatte.

«Ich warte noch zehn Minuten, dann steige ich aus«, sagte Pas-kuleit heiser.

«Bei dem Wetter können sich die Entführer verspätet haben.«

«Mir ist es überhaupt rätselhaft, wie sie von uns das Geld nehmen wollen! An den Wagen herantreten? Mein Lieber, ich packe zu und drehe ihnen den Hals rum.«

«Sie werden bewaffnet sein, Julius. Mach keinen Quatsch! Überall liegen Waffen genug herum… so viel kann keine Polizei und keine Besatzungsmacht kontrollieren. Westlich von Pirmasens steht einsam eine völlig intakte Flak im Wald und rostet vor sich hin. Bisher hat sie noch keiner abgeholt. Ich war ein paarmal bei ihr und habe ein paar Griffe gekloppt. Hatte mal 'ne Flakausbildung.«

Paskuleit öffnete die Tür. Kälte und Nässe strömten sofort in das Auto.

«An einen Baum binden!«schnaufte er.»Selbst wenn sie das Geld holen, — soll Inge hinterher erfrieren! Verdammt, — ich steige aus und suche! Halt mich bloß nicht fest, Heinrich!«

«Du kannst damit alles in Frage stellen, Julius! Wenn sie uns beobachten.«

«Am Arsch können sie mich lecken!«brüllte Paskuleit und sprang aus dem Auto.»Ich halte es in diesem Blechkasten nicht mehr aus!«

Er ließ sich fast aus dem Auto fallen, sprang sofort auf, klopfte den Schnee von seinen Hosen und dem umgearbeiteten Militärmantel, und er tat es besonders laut, damit man es hören konnte. Aber der Schnee, die dicke weiße Wand um ihn herum sog jeden Laut sofort auf.

Paskuleit ging ein paar Schritte tiefer in den Rastplatz hinein. Wie ein Bär stand er im Schnee, breitbeinig, stämmig, bereit zum Kampf. daß er eine Beinprothese trug, sah man jetzt nicht. Er strotzte vor Kraft.»Ist hier jemand?«brüllte er. Jetzt fehlt uns Opa, dachte er völlig unsinnig. Der >Brüll-Jochen<. Wenn er rufen würde, würde der Schnee von den Zweigen fallen.»Hallo!«schrie er wieder.»Wir sind da! Verdammt, melden Sie sich. Sie sehen doch, daß wir keine Polizei mitgebracht haben! Wo ist das Kind?!«

Ellerkrug kam nun auch aus dem Wagen. Er hatte die Aktentasche mit den 100.000 Reichsmark unter die linke Achsel geklemmt. Die rechte Hand stak in der Manteltasche, und plötzlich wußte Pas-kuleit, daß Ellerkrug dort schußbereit eine Pistole umklammerte.

«Du bist ein Schlitzohr — «, sagte er leise, als Ellerkrug nahe bei ihm stand.»Die ganze Zeit haste den Knaller bei dir.«

«100.000 Mark sind 'ne Menge Geld. «Ellerkrug lächelte schwach.»Ich habe mit zwei gerechnet. du einer, ich einer. aber jetzt ist wirklich gar keiner da!«

«Das Geld ist hier!«brüllte Paskuleit wieder in die Stille hinein.»Wenn Sie mich nicht erkennen können. ich bin Julius Paskuleit.

Ich lege jetzt die Mappe hier in den Schnee und gehe wieder zum Wagen. Sie können sie holen… aber wehe, wenn das Kind nicht auf dem gleichen Fleck steht, wenn ich wiederkomme.«

Ellerkrug packte Paskuleit am Ärmel des Mantels.»Halt's Maul!«zischte er.»Da war was! Irgendein Laut.«

«Mein Herz trommelt.«

«Blödsinn! Da… da wieder. «Sie hielten den Atem an. Und plötzlich hörten es beide… durch den Schnee, der jetzt dicht wie ein Vorhang war, durch diese wattige Dunkelheit drang eine klägliche Stimme:

«Onkel Julius. Onkel Julius.«

«Inge!«brüllte Paskuleit. Er warf die Arme hoch, und Ellerkrug zog den Kopf zwischen die Schultern.er hatte noch nie einen Menschen so brüllen gehört.»Inge! Wo bist du?! Ruf weiter… ruf immer weiter… ich komme… ich komme.«

Paskuleit fuhr herum, über sein vom Schnee bedecktes, rot gefrorenes Gesicht liefen die Tränen.»Heinrich, gib mir die Pistole. schnell.«

«Ich gehe natürlich mit!«schrie Ellerkrug.»Für was hältst du mich denn?!«

Sie liefen der kleinen Stimme nach, die unentwegt» Onkel Julius! Onkel Julius!«rief. Sie brachen in den Wald ein, warfen sich gegen die tiefhängenden Zweige, verfingen sich in verfilzten Büschen, rissen sich an Dornen die Mäntel auf und erreichten endlich eine kleine Lichtung, nachdem Paskuleit noch einmal geschrien hatte:»Inge! Ruf weiter! Ruf weiter!«

Inge war tatsächlich an einen Baum gebunden, aber wie groß der Schuft auch gewesen war, er hatte das Kind nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Damit es nicht fror, hatte er Inge in eine dicke, alte Militärdecke gewickelt und dann erst an den Baum gebunden. Über den Kopf trug Inge ein mehrfach gefaltetes Handtuch, mit einer Kordel festgebunden wie ein Helm.

«Wir haben sie!«schrie Paskuleit.»Wir haben sie!«

Er stolperte durch den Schnee, fiel vor Inge auf die Knie und nahm das kleine, frostrote Gesicht vorsichtig zwischen seine breiten Hände.»Bist du verletzt?«stammelte er.»Tut dir etwas weh, Inge? Mein Gott, mein Gott.«

«Losbinden wäre besser als dämlich quatschen!«sagte Ellerkrug und schnitt mit einem Taschenmesser die dünnen Stricke durch.»Inge ist da… alles andere können wir zu Hause nachsehen! Los, zurück zum Wagen.«

Auf der Rückfahrt nach Leverkusen lag Inge in Paskuleits Schoß, kaute an einer Schokolade, die Ellerkrug auch mitgebracht hatte — der Kerl denkt wirklich an alles, stellte Paskuleit mit tiefer Zufriedenheit fest —, und berichtete von zwei Männern, die sie kurz vor dem Geschäft in einen alten Wagen gezogen hatten.»Dein Onkel schickt uns!«hatten sie gesagt.»Komm mit!«Und da Onkel Julius die wichtigste Person in der Familie war, hatte Inge keinen Augenblick gezögert mitzukommen.

«Erkennst du sie wieder?«fragte Paskuleit knirschend.

«Nein, Onkel. Sie trugen so dunkle Brillen, weißt du?«

«Und später?«

«Ich weiß es nicht mehr. Da war ein großes Zimmer, ziemlich vornehm, vornehmer als wir, Onkel. Und dann haben mich die beiden Männer in den Wald gebracht. Ich habe viel geweint, Onkel.«

«Die Militärdecke«, sagte Paskuleit und hieb die Fäuste gegeneinander.»Damit kriegen wir sie, Heinrich.«

«Das ist eine alte britische Militärdecke, und die ist mit Sicherheit auch noch geklaut. Mich haut etwas ganz anderes um. wir haben noch die 100.000 Mark!«

«Himmel, ja!«

«Es ging den Kerlen überhaupt nicht um das Geld.«

«Ja, aber um was denn?«

«Wenn wir das wüßten! Julius, ich wette jede Summe: Da kommt noch etwas hinterher! Da will dir jemand ans Leder, ohne selbst tief in die Scheiße zu rutschen! Guck dir deine Besucher in den nächsten Tagen gut an.«

Inge schlief sofort ein, als sie wieder in ihrem Bett lag. Ihre Brüder Ludwig und Peter hielten Wache; Paskuleit, Ellerkrug und Franz Busko, die große Hoffnung seiner Partei, besprachen noch einmal diesen rätselhaften Fall von Kindesraub.

«Eines ist klar«- sagte Busko —»was die auch später für Gesetze machen: Ich plädiere für ein Sondergesetz für Kindesentführung, wie es die Amerikaner haben, so'n deutsches Lindbergh-Gesetz.«

«Woher weißte denn das?«fragte Paskuleit verblüfft.»Jungchen, bisher haste doch nur Zwecken in de Sohlen gekloppt!«

«Ich bin dabei, einschlägige Literatur zu lesen«, sagte Busko stolz. Dann schwieg er, um die Wirkung seiner Worte nicht zu zerstören. Einschlägige Literatur… das war hervorragend gesagt. Paskuleit starrte ihn lange an.

«Franz«- sagte er dann gedehnt —»keener weeß, was wird. Aber wennste mal Minister wirst — in Deutschland ist alles möglich, warum sollen Schuster keine Politik machen —, dann vergeß nich, daß du hier auf 'n Schemel gesessen hast.«

«Nie, Meester. «Busko lehnte sich zurück.»Morjen soll ick wirtschaftspolitischer Sprecher der Partei werden.«

«Es geht aufwärts!«Ellerkrug hob sein Glas. Man trank Habra — unverkürzt ausgedrückt: Hausbrand. Korn, im tiefen Keller heimlich gebrannt. Franz Busko kannte einen Parteigenossen, der machte damit das Geschäft seines Lebens.»Man merkt's. Sie werden auch die Belange der deutschen Schuhindustrie berücksichtigen, Herr Minister?«

Beleidigt zog sich Busko in moltkesche Schweigsamkeit zurück. Um ein Uhr nachts waren alle drei betrunken.

Am nächsten Morgen brachten sie alle zusammen Inge zum Krankenhaus. Vor der Tür des Krankenzimmers sagte Paskuleit leise, aber deutlich» Halt!«, und die um Ellerkrug gewachsene Familie Kurowski stand fast stramm.

«Inge geht allein hinein… wir warten draußen.«, sagte Paskuleit.»Alles wird sich finden.«

Er klopfte an die Tür, stieß sie einen Spalt auf und ließ Inge ins Zimmer schlüpfen. Als er sie wieder zuzog, hörten sie draußen, wie Inge sagte:

«Mami, da bin ich. «Dann folgte ein heller Aufschrei, bei dem Paskuleit glücklich lächelte und Ellerkrug blaß wurde. Busko putzte sich krachend die Nase.

«So«- sagte Paskuleit und gab Ellerkrug einen Stoß in den Rük-ken —»jetzt du hinein!«

«Warum denn ich?«Ellerkrug stemmte sich gegen Paskuleits drängenden Arm.

«Weil du Rindvieh für 100.000 Mark Inge zurückgekauft hast.«

«Aber das stimmt doch gar nicht.«

«Hast du die 100.000 bei dir gehabt?«

«Ja. Aber die wollte keiner.«

«Kommt es darauf an, du Trottel?! Es hätte möglich sein können, daß sie jemand angenommen hätte. Dann wären sie jetzt weg. Also hast du 100.000 Mark für Inge bezahlt. Ist das Logik? Glotz mich nicht so an. geh rein! Erna weiß von der Lösegeldsumme, Inge ist da. alles andere ist uninteressant. Himmel nochmal, geh schon. «Er riß die Tür auf, stieß Ellerkrug hinein und ließ dann die Tür so weit zuschwingen, daß sie weit genug offen blieb, um alles zu verstehen.

«Heinrich.«, hörte er Erna sagen. Eine so glückliche Stimme kann nur eine Mutter haben, dachte Paskuleit gerührt.»Das vergesse ich Ihnen nie! Nie!«

Aufatmend zog Paskuleit die Tür ganz leise ins Schloß. Wenn der Heinrich jetzt bloß keinen Blödsinn macht, dachte er. Und zu den Jungen sagte er:»Peter, wie gefällt dir Onkel Heinrich?«

«Gut, Onkel Julius.«

«Und dir, Ludwig?«

«Klasse, Onkel.«

«Es wird sich vieles ändern«, sagte Paskuleit verträumt.»Vieles! Eure Mutter hat das Glück verdient.«

Als nach zehn Minuten die übrige Familie Kurowski ins Krankenzimmer kam, saß Ellerkrug auf Ernas Bett und hielt ihre Hände.

Ende Januar erschienen im Laden wieder die Herren Hübner und Runzenmann von der Konkurrenz. Ellerkrug hatte neue Schuhe geschickt, Franz Busko hatte mit dem wichtigsten Mann im Wirtschaftsamt Duzbrüderschaft getrunken, was sich natürlich auf die Zuteilung der Einkaufsscheine auswirkte… das Geschäft >Westschuh< rollte. Die Namen Kurowski und Paskuleit bekamen in Leverkusen einen fast missionarischen Klang.

Es war wie ein Granateinschlag bei Paskuleit, als er Hübner und Runzenmann durch die Tür kommen sah. Und als er ihren ersten Satz hörte, wußte er, daß es ein Volltreffer war.

Runzenmann sagte:»Mein lieber Paskuleit, es geht ja weiter bei Ihnen. Sie verderben systematisch die Kundschaft. Sie haben nicht nur einen sozialistischen Tick, Sie sind auch noch gefährlich ehrlich!«

«Und beten kann ich auch — «antwortete Paskuleit und senkte den Kopf wie ein angreifender Stier.»Jeden Morgen und jeden Abend bete ich: Lieber Gott, mach es wahr, daß ich die beiden Saukerle zwischen meine Hände bekomme, die die kleine Inge Kurowski entführt haben. Dann, lieber Gott, mach für eine Minute beide Augen zu. Länger dauert's nicht. «Paskuleit holte tief Atem.»Das bete ich, immerzu. Einmal wird auch Gott weich und erfüllt mir die Bitte. Verstehen wir uns, liebe Kollegen?«

Hübner und Runzenmann sahen sich groß an, drehten sich um und verließen ohne weitere Worte das Geschäft. Sie hatten nicht nur eine Schlacht, sie hatten einen Krieg gegen Paskuleit verloren.»So ein Pimmock!«sagte Hübner.

«Ein ostpreußischer Landstreicher!«Runzenmann schlug den Mantelkragen hoch. Auch in Leverkusen ist ein Januar naß und kalt.»Aber warten wir ab. Alles munkelt von einer Währungsreform. Das neue Geld soll schon gedruckt sein… dann sind wir am Zug.«

Am 20. Juni 1948 war es soweit… die alte Reichsmark verlor ihren Wert, die neue Deutsche Mark wurde eingeführt. Am Tage Null — dem 20. Juni — für jeden deutschen Bürger DM 40,-. Wer bisher auf einem Berg von Geld gesessen hatte, erwachte auf einem wertlosen Blechhaufen. Aber wie immer im Leben traf diese Neuordnung der deutschen Wirtschaft, das Ende des Hungers und der Beginn einer neuen Zeit des Aufbaues in erster Linie die Falschen. Die Armen wurden zunächst noch ärmer, die Reichen aber über Nacht noch reicher. Es war, als sei an diesem Junitage nicht nur neues Geld verteilt worden, sondern als habe Gott über Deutschland eine konzentrierte Düngung ausgeleert. Jede Wiese, jede Blume, jeder Zweig braucht seine Zeit, um zu blühen… im Deutschland des Jahres 1948 vollzog sich das Wunder, daß leere Schaufenster über Nacht sich so prall mit Waren füllten, daß das Volk, zunächst betroffen von soviel Kaufmöglichkeiten, tief Atem holen mußte. Wo vorher immer nur zu hören war:»Lieber Mann, was nutzt uns Ihr Bezugsschein. wir haben keinen Krümel Ware zum Verkaufen.«, da leuchteten jetzt Schilder:»Soeben eingetroffen! Die neueste Mode, direkt aus Paris!«Und aus Stahlhelmen machte man auch keine Kochtöpfe mehr. es gab sie wieder aus gutem Aluminium und Stahl, lastwagenweise.

Hübner und Runzenmann warfen alles in ihre Schaufenster, was sie gehortet hatten. und verloren wieder eine Schlacht.

Die >Westschuh< wurde von Käufern belagert. Hier standen in den beiden Schaufenstern keine altmodischen Dinger, sondern die besten und entzückendsten Modelle aus Italien. Schuhe zum Träumen. zu normalen Preisen.

Heinrich Ellerkrug hatte Wort gehalten: Es regnete Geld und Erfolg über die Familie Kurowski.

«Und sie heiratet ihn noch immer nicht!«klagte Paskuleit.»Laß mir Zeit. das alte Lied! Als ob jetzt der Ewald noch wiederkäme! Ich bewundere den Heinrich… er hat eine Geduld wie ein Schaf.«

Und Franz Busko, dem Paskuleit sein Leid klagte, sagte:»Ich werde mich sofort nach den endgültigen Sitzungen des Parlamentari-schen Rates um die Kriegsgefangenenfrage kümmern. Meister, ich brauche eine tolle Rede vor dem Verband deutscher Unternehmer.«

Paskuleit nickte. Franz Busko war der Senkrechtstarter von Adamsverdruß geworden… er gehörte jetzt zur Führungsspitze seiner Partei. Auf seinem Schusterschemel saß er seit dem 1. Mai nicht mehr. Am 24. Oktober 1948 bekam Paskuleit einen neuen Wagen, einen Mercedes. Mittelgrau. Am 25. Oktober machte die Familie Kurowski den ersten Ausflug ins herbstlich bunte Siebengebirge am Rhein und erstieg den Drachenfels.

Am 29. Oktober fuhr Paskuleit allein nach Pirmasens zu Ellerkrug. Auf der Landstraße zwischen Kaiserslautern und Pirmasens, in der Nähe von Waldfischbach, spürte er wieder den Stich in der linken Brustseite, diesesmal tief und nachhaltig, er wurde schwindelig, die Welt drehte sich vor ihm im Kreise, die Straße war plötzlich oben und der Himmel unter ihm, ich fliege doch nicht, dachte er, wollte bremsen, trat ins Leere und bekam keine Luft mehr.

Mit voller Wucht raste Paskuleit von der Straße weg in ein hügeliges Buschgelände.

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