Vorwort

Unter den vielfältigen Rätseln, die »Das ägyptische Kreuz« aufgibt, findet sich auch ein unbedeutenderes, das - wenn überhaupt - wenig mit der Geschichte selbst zu tun hat, dafür jedoch um so mehr mit seinem irreführenden Titel. Der Autor ­mein Freund Ellery Queen - hatte seinem Manuskript, das er mir auf wiederholtes Anfragen seines treuen Dieners Djuna hin von seinem Refugium in Italien aus zukommen ließ, eine Notiz beigefügt und sich zu diesem Mißverhältnis geäußert:

»Mach ihnen den Mund wäßrig, J. J.! Das hier ist kein Pyramidenschund! Ich langweile niemanden mit koptischen Dolchen, die um Mitternacht in gruseligen Museen zustoßen! Mit Pharaonen, Fellachen oder billigem orientalischem Klimbim! - Nein: In meiner Geschichte spielt Ägypten nicht einmal eine Rolle! Warum, wirst Du Dich fragen, habe ich ihr dann diesen Titel gegeben? Lies, und Du wirst es herausfinden! Natürlich ist der Titel provokant gewählt - ich konnte einfach nicht anders. Aber so ganz ohne ägyptischen Hintersinn? Meine Antwort: Das ist es ja gerade! Wart‘s ab!«

Ellery war offenbar gerade wieder in seinem Element; Sie wissen ja, er spricht gern in Rätseln!

Die abscheulichen Morde gehörten zu den letzten Fällen, die mein Freund gelöst hat; und der Roman, den er darüber verfaßt hat, ist sein fünfter. Schon die bloßen Zutaten klingen äußerst verheißungsvoll:

Ein Irrer, der sich für einen reinkarnierten Gott aus dem alten Ägypten hält; eine Nudistenkolonie; Kreuzigungen; ein unglücklicher Seefahrer; ein Amokläufer aus Osteuropa, der Urheimat von Gewalt und Aberglauben ...

Oberflächlich betrachtet eine verrückte Zusammenstellung; in Wirklichkeit jedoch der Hintergrund, vor dem sich eines der zugleich widerwärtigsten und raffiniertesten Verbrechen der amerikanischen Kriminalgeschichte abgespielt hat.

Sollten Sie ein wenig enttäuscht sein, weil der liebenswerte alte Inspector Richard Queen sich zu früh verabschiedet - ich werfe Ellery ständig vor, daß er seinem Vater nie so viel Platz einräumt, wie ihm eigentlich gebührt -, seien Sie unbesorgt. Es gibt ein Wiedersehen! Im »Ägyptischen Kreuz« jedoch ist Ellery aufgrund geographischer Gegebenheiten fast ganz auf sich selbst gestellt. Ich war versucht, dem Herausgeber vorzuschlagen, dem Leser die Benutzung eines Atlasses zu empfehlen oder als Frontispiz eine Karte der Vereinigten Staaten abzudrucken. Denn es begann in West Virginia ...

Aber genug der Worte; schließlich ist es Ellerys Roman. Erzählen soll er ihn selbst.


J. J. McC.

Rye, New York

August 1932


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