6
Wolken waren vom Ozean her aufgezogen und als wir die Mission Street erreichten, war der Tag, der so herrlich begonnen hatte, feucht und trüb geworden. Das Taxi setzte uns vor 1551 ab und mit einem Gefühl der Furcht standen wir auf dem abschüssigen Bürgersteig und blickten wieder auf das tote, marode Haus, das uns einfach nicht loslassen wollte.
George Thousand Names sagte: »Was gleich auch passieren wird, ich möchte, dass Sie meinem Wissen und meiner Erfahrung einfach vertrauen und tun, was ich Ihnen sage. Es könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.«
Ich lachte nervös. »Sie haben ja eine Art, die Dinge auszusprechen, dass selbst die ängstlichen Herzen ermuntert werden.«
Er sah mich prüfend an: »Sie tun einfach, was ich sage, ja?«
»Sie sind der Boss!«
Wir öffneten das quietschende Tor und gingen die Stufen zur Eingangstür hoch. Die Bruchstücke des Türklopfers waren verschwunden, obwohl man auf der alten grauen Lackierung noch erkennen konnte, wo er befestigt gewesen war, bis George Thousand Names ihn zerstört hatte. Irgendwie spürte man ihn noch. Das Wort »Rückkehr« war verschwunden.
Ich drückte gegen die Tür, aber sie schien verschlossen zu sein.
»Vielleicht hat die Polizei abgeschlossen«, sagte ich. »Die SWAT-Leute könnten irgendwann hier gewesen sein.«
Ich trat einen Schritt zurück und starrte nach oben. Das Haus wirkte grimmig und unter den dichten Wolken wie eine starre Fotografie. Es lag ein Gefühl in der Luft, dass etwas Dunkles und Unangenehmes passieren würde, und ohne es verhindern zu können, erschauerte ich.
Eine Sekunde lang schien in einem der oberen Fenster etwas zu flackern. Es war bleich und zeigte sich nur einen kurzen Moment. Aber ich krallte mich in George Thousand Names’ Schulter: »Ich habe etwas gesehen. Sie sind da drin. Ich schwöre es.«
Der alte Indianer schaute hoch in den Himmel und man hörte das Dröhnen eines Flugzeuges aus der Richtung des SF-International-Flughafens. »Es war nur eine Spiegelung von dem Flugzeug. Sie müssen sich nicht selbst verrückt machen.«
»George, da ist etwas im Haus.«
Er starrte mich an. Uns trennten 40 Jahre und zwei unterschiedliche Kulturen, und ich vermutete, dass diese Lücke sich niemals wirklich überbrücken lässt. Aber irgendetwas arbeitete zwischen uns, eine Art Vertrauen, und dafür war ich dankbar.
Wir näherten uns wieder der Tür. George Thousand Names streckte die Hand nach dem Griff aus. Er murmelte schnell einige Worte beim Ausatmen und vollführte mit der linken Hand drei Bewegungen; die Tür klickte und sprang auf. Drinnen herrschte die bekannte staubige, abstoßende Dunkelheit und ich roch wieder diesen faden Geruch, der mich bis zu dem Moment meines Todes an 1551 Pilarcitos Street erinnern wird. Der Indianer sagte: »Los«, und wir traten ein.
Zuerst überprüften wir die unteren Räume. Seymour Wallis’ Büro, das Esszimmer, die verlassene Küche. Im Wohnzimmer, durch die vorgezogenen Vorhänge in Düsternis getaucht, sahen wir die gespenstisch wirkenden Tücher, die zum Staubfangen über die Möbel geworfen worden waren, eine kupferfarbene Uhr still unter ihrer Glasglocke und einige Ölgemälde mit seltsamen Hetzjagden durch albtraumartige Landschaften, die jedoch so dunkel waren, dass es nahezu unmöglich war, Einzelheiten zu erkennen. Das Haus um uns herum war dermaßen still, dass wir den Atem anhielten und uns so leise wie möglich bewegten.
Wieder zurück in der Diele, blieb George Thousand Names stehen und lauschte angestrengt. Er runzelte die Stirn: »Hören Sie was? Irgendetwas?«
Ich stand still und horchte angespannt. »Nein, ich glaube nicht.«
»Ich spüre, dass wir beobachtet werden«, sagte er. »Wer immer es ist, was immer es ist, es weiß, dass wir hier sind.«
Wir blieben noch einige Augenblicke still stehen, schauten auf die alte Tapete mit all den hellen Flecken, wo die Bilder vom Mount Taylor und Cabezon Peak bis vor Kurzem noch gehangen hatten, aber das Haus blieb so still, dass ich zu glauben begann, wir hätten uns geirrt. Vielleicht war es leer und was ich am Fenster gesehen hatte, war wirklich nur die Reflexion eines Flugzeuges gewesen. Ich musste ein paarmal wegen des Staubes niesen und putzte mir schließlich die Nase.
Als ich mein Taschentuch in die Hose stecken wollte, schaute ich die Treppenstufen hinauf und erstarrte förmlich. Ein schmales Gesicht beobachtete mich von der obersten Stufe aus. Ein böses, haariges Gesicht mit rot leuchtenden Augen und einem Grinsen, so wölfisch und unheilvoll, dass ich mich nicht bewegen, nicht sprechen, nicht nach Georges Arm greifen konnte, um ihn zu warnen.
Es war der Türklopfer. Der lebendige Türklopfer. Er bestand wieder aus einem Stück und er war noch widerlicher und schrecklicher als zuvor.
George Thousand Names bemerkte plötzlich, dass ich die Treppe hochstarrte, und er schaute auch hin. Bevor er irgendetwas tun konnte, knallte es laut und der Türklopfer zersprang in matte Bronzestücke, die die Stufen herunterrollten, hopsten und klapperten.
Die Teile blieben auf dem Boden der Diele liegen. Der Medizinmann schaute sie mit nüchternem Gesichtsausdruck an. »Das ist Coyotes Art, eine Warnung zu erteilen. Er zeigt mir, dass er alles, was ich tue, einfach wieder rückgängig machen kann.«
»Wir werden doch nach dieser Show nicht nach oben gehen?« Meine Kehle war völlig ausgetrocknet.
»Ich weiß nicht, was wir sonst tun könnten.« Er schnüffelte. »Riechen Sie etwas?«
Ich roch nichts Besonderes, aber ich sagte: »Hunde?«
»Kommt mir auch so vor. Es ist noch schwach, aber es scheint von dort oben zu kommen.«
Der Indianer setzte einen Fuß auf die erste Stufe, aber ich hielt seinen Arm fest und sah ihm direkt ins Gesicht. »George, ich muss es Ihnen sagen: Ich habe eine Scheißangst.«
Einen Moment schwieg er, dann nickte er und gestand: »So geht’s mir auch.«
Langsam, ruhig, stiegen wir die Stufen hinauf, bis zur ersten Etage. Vor uns lag das Zimmer, in dem Bryan Corder das Fleisch vom Kopf gerissen worden war. Am Ende des Ganges lag ein Fenster, aber es war so verdreckt und fleckig und draußen der Himmel so bewölkt, dass nur ganz schwach etwas Licht hereindrang. Nun, Coyote liebte einfach die Finsternis.
Wir sahen uns an. »Sollen wir die Räume überprüfen?«, fragte ich.
»Es wäre besser.«
Wir gingen zum ersten Schlafzimmer, zögerten und stießen dann die Tür auf. Es war ein stilles, trübes Zimmer mit einem baufälligen Messingbett und einem dieser schweren Walnussschränke, die immer wirken, als seien sie mit seltsamen Tiergesichtern bedeckt. Ich sah mich selbst im Spiegel der Frisierkommode und stellte plötzlich fest, wie kaputt und blass ich aussah. Zwei Tage voller Schrecken und Anspannung sind fürs gute Aussehen nicht gerade förderlich.
»Hier ist nichts«, flüsterte George. »Es sei denn, jemand versteckt sich unter dem Bett.«
»Werden Sie nachsehen?«
Er brachte ein spitzbübisches Grinsen zustande. »Sie denn?«
»Vergessen Sie das. Wir werden beide nachsehen.«
Wir knieten uns hin, hoben die Bettdecke hoch und spähten in die schattige Finsternis unter dem Bett. Außer Staub war da nichts.
»Okay«, sagte er. »Versuchen wir es in den übrigen Zimmern.«
Eine nach der anderen stießen wir die Türen auf und schauten nervös hinein. In allen Schlafzimmern war es still, kalt, alles unberührt, doch wir spürten die Bedrückung und sahen die Schmuddeligkeit. Hier konnten niemals glückliche Leute gewohnt haben – nicht mit der bösen Präsenz von Coyote in den Wänden und Zimmerdecken und Kaminen; nicht mit dem gespenstischen Atem des Dämons, der in den Nächten unter jeder Tür hindurchhechelte … Das Unglück dieser Menschen zeigte sich in der spartanischen Möblierung und den unpassenden, farbenfrohen Bildern. An einer Wand hing die Fotografie einer Mimose. An einer anderen ein Gemälde, auf dem Kinder um einen Maibaum tanzten. Irgendwie unterstrichen alle diese Bilder nur die eisige Atmosphäre der Angst, die aus jeder Wand zu tropfen schien, die dunkle Bedrohung, die jede Nacht unter diesem Dach zu einem Karneval der Albträume gemacht haben muss.
»Wir gehen besser weiter nach oben«, sagte der Indianer. »Es gibt noch ein Stockwerk und dann den Dachboden.«
Ich atmete tief durch. »Okay, wenn Sie darauf bestehen. Aber wenn wir zum Dachboden kommen, dann werfen wir eine Münze, wer von uns zuerst reingehen darf.«
Wir gingen den Gang wieder zurück und wollten gerade in den dritten Stock hochgehen, als wir plötzlich Stimmen hörten. Sie kamen von unten aus dem Eingangsbereich. Eine Frau und ein Mann. Einen Augenblick erstarrte ich, lehnte mich dann aber über das Treppengeländer und sah Jim und Jane in der Diele stehen.
Jim sagte gerade: »Sie müssen schon hier gewesen sein. Die Tür steht weit offen.«
»Vielleicht waren sie es«, sagte Jane. »Aber das macht nichts. Viel wichtiger ist, dass du hier bist.«
Ich drehte mich zu George Thousand Names um. »Sie ist es«, zischte ich. »Sie hat Dr. Jarvis mitgebracht.«
Er drückte mich vorsichtig in eines der Schlafzimmer zurück. Er schloss die Tür und sah mich lange und nachdenklich an. »Das bedeutet, Coyote muss hier sein, in diesem Haus. Sie hat Jim wahrscheinlich als Opfer mitgebracht. Ein kleines Hochzeitsgeschenk von der Bärenfrau für Coyote. Ein ziemlich üppiges Mal für einen Dämon, der Hunderte von Jahren tot war.«
Ich presste mein Ohr gegen die Tür. Ich konnte hören, wie Jane und Jim die Treppe hochkamen. Sie sprachen mit gedämpften Stimmen. »Was können wir tun?«, flüsterte ich.
George Thousand Names legte den Finger an seine Lippen und sagte: »Warten Sie.«
Jane und Jim erreichten die erste Etage und gingen die nächsten Stufen hinauf. Jim fragte: »Bist du sicher, dass John gesagt hat, er will uns hier oben treffen? Das ist doch irgendwie seltsam.«
»Aber ja«, erklärte Jane. »Ist die ganze Geschichte denn nicht seltsam?«
Als sie an unserer Tür vorbeigingen, öffnete George Thousand Names die Tür und trat auf den Gang. Ich folgte ihm, mein Herz pochte und meine Kehle war vor Angst zugeschnürt.
»John! Du bist hier?«, sagte Jane lächelnd. »Was geht hier vor? Versteckenspielen?«
George Thousand Names grollte: »Nicht bewegen!«
»Was?«
»Nicht bewegen, Jim. Bleiben Sie stehen, wo Sie sind! Die Frau ist gefährlich!«
Jane sah mich und dann George Thousand Names an, als begreife sie wirklich nicht, was wir meinten.
Ich sagte: »Jane?« Ihr Gesicht schimmerte ungewöhnlich bleich und ihre Augen waren so blank wie zwei Hälften einer Venusmuschel. Es war kein Kratzer von dem Schnitt zu sehen, den ich ihr auf der Stirn zugefügt hatte – aber nach allem, was ich in den letzten beiden Tagen erlebt hatte, hielt ich Coyote für fähig, alles zu heilen und zusammenzuflicken, was er nur wollte.
»John …«, sagte Jane mit schleppender Stimme. »Wie schön, dich zu sehen …«
George Thousand Names fiel ihr ins Wort: »Antworten Sie nicht. Jim, sagen Sie nichts. Sie ist jetzt nicht menschlich, und alles, was Sie sagen, kann ihr helfen, Sie zu töten.«
Jim krauste die Stirn. »Nicht menschlich? Was zum Teufel wollt ihr …?«
»Den Mund halten!«, schrie der Medizinmann. Dann ruhiger: »Bitte seid still, ich muss nachdenken.«
Jane blieb in der Düsternis des Flurs stehen, aufrecht und sehr angespannt. Als ich sie ansah, schien sich ihr Gesicht langsam zu wandeln und zu verflüssigen wie ein weißes Gesicht unter fließendem Wasser. Ich wusste, dass sie nicht Jane war – nicht die Jane, die ich kannte. Aber sie war ihr so ähnlich, dass ich nichts anderes als Zuneigung für sie empfinden konnte. Fast ungewollt machte ich einen Schritt vorwärts, aber George Thousand Names war schnell und hielt mich am Ärmel fest.
»Ich weiß, was Sie empfinden«, sagte er sanft. »Aber Sie müssen Geduld haben.«
Plötzlich lachte und schnaubte Jane zur selben Zeit. Es war ein so erschreckender Klang, dass Jim trotz der Ermahnung von George Thousand Names zur Seite sprang. Vor unseren Augen zerschmolz und veränderte sich Jane wie eine Fotografie, auf die man eine andere legt, eine nach der anderen, bis ich sehen konnte, dass schwarze Haare ihre Hände bedeckten und ihre Nägel zu Krallen wurden.
Jim sagte: »Oh mein Gott …«
Aber George Thousand Names hatte diesen schwächeren Dämon unter Kontrolle. Er hob eines seiner Amulette und die Bärenfrau wurde gegen die Wand des Ganges geworfen. Sie schnaubte und brummte, ihre Augen schimmerten auf und waren rot.
»Ich befehle dir, mir zu gehorchen«, sagte George Thousand Names. »Bärenjungfrau aus dem Südwesten, Schwester derer, die dich liebten, ehrenwert, bis Coyote dich verführt hat. Ich befehle dir, mir zu gehorchen.«
Die Bärenfrau stand auf ihren zottigen Hinterpfoten und brüllte, ihre Augen funkelten teuflisch. Zur vollen Größe aufgerichtet, berührte sie fast die Decke, und ich war mir nicht mehr so sicher, ob George Thousand Names sie unter Kontrolle zu halten vermochte.
Der Medizinmann hob beide Hände und brüllte: »Dein Geist und dein Wille sind mein. Ich befehle dir, mir zu gehorchen!«
Jim schüttelte vor lauter Angst den Kopf. »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte er. »Diese Frau war in meiner Wohnung. Ich habe diese Frau geküsst. Wir haben zusammen Drinks gehabt.«
Einen Augenblick lang schwankte George Thousand Names. Ich spürte seine schwindende Kontrolle. Ich vermute, unsere gemeinsame Nervosität und unsere nachlassende Hoffnung waren keine große Hilfe für ihn; und die Anstrengung, ein Monstrum wie die Bärenfrau zu bändigen, musste riesenhaft sein.
»Sagt nichts«, zischte er. »Sagt nichts, sagt nichts.«
»Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Jim mit hohler, ängstlicher Stimme.
Die Kontrolle zerriss. Ich spürte es förmlich. Wie ein Damm aufbricht, wie eine Flut heranrollt. Mit einem schauderhaften Knurren sprang die Bärenfrau vorwärts, ihr massiger Körper traf Jim. Ihre Kiefer gruben sich mit einem Geräusch, das mich immer noch eiskalt durchfährt, in seinen Nacken. Jim kreischte in Todesangst auf; sie riss ihm mit einer einzigen Bewegung ihres massigen Kopfes die blutige Haut von Nacken und Brust. Jim fiel auf den Boden, zuckte, während sie sich mit funkelnden Augen George und mir zuwandte.
»Stopp!«, rief George Thousand Names und hob wieder seine Arme. »Bei den Mächten des Großen Geistes, bei den Mächten der Wiesen und Wälder, stopp!«
Die Bärenfrau schnaubte und stieß mit dem Kopf hin und her. Dann brummte sie wieder, aber etwas sanfter, drehte sich um und ließ sich auf alle viere nieder. Der Medizinmann ging auf sie zu und hielt dabei sein Amulett vor sich.
»Ich befehle dir, mir für eine Nacht und einen Tag durch den unzerbrechlichen Bann des Größten all derer, die in Sa-nos-tee gelebt haben, zu gehorchen. Ich befehle dir, mir zu gehorchen. Bis die Sonne zum zweiten Mal sinkt, wirst du mich nicht angreifen. Dies befehle ich dir im Namen der Navahos der alten und der Hualapai der uralten Zeiten. Jetzt sei ruhig und schlafe.«
Die Bärenfrau schnaubte noch einmal, sank dann aber auf ihren Hintern. Kurz darauf schlossen sich die roten Augen. Sie schlief ein.
Ich sah George Thousand Names an, beeindruckt, aber ich sah auch, welchen Tribut diese Magie von ihm gefordert hatte. Sein Gesicht war in Schweiß gebadet und er zitterte.
Ich kniete mich neben Jim nieder. Seine Augen waren noch geöffnet, doch sein Körper war völlig versteift in Schockstarre. Aber er lebte noch.
»Jim«, sagte ich sanft. »Wie geht es dir?«
Er flüsterte: »Ich glaube, mein Nacken ist gebrochen. Bring mich nur nach Elmwood … Ich glaube, da kriegen wir es wieder hin.«
Der Indianer sagte: »Im Schlafzimmer steht ein Telefon. Machen Sie schnell, John, Coyote ist da oben, und er wird all das beobachten.«
Während George Thousand Names ungeduldig und ängstlich auf dem Treppenabsatz wartete, wählte ich die Nummer vom Elmwood und ließ mich mit Dr. Weston verbinden. Ich erzählte ihr, dass Jim Jarvis einen schweren Unfall hatte und bat sie, sofort einen Krankenwagen herzuschicken.
»Das hat doch nicht irgendetwas mit dem zu tun, was vergangene Nacht hier im Elmwood passiert ist, oder?«, fragte sie.
Ich sah, dass der Medizinmann abwinkte. »Ich werde das später alles erklären. Ich hab jetzt keine Zeit. Aber, bitte, schicken Sie den Krankenwagen schnell her.«
»Machen Sie schon!«, drängte George Thousand Names. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Ich muss auflegen. Hier geht es drunter und drüber.« Dann legte ich den Hörer auf die Gabel und folgte George Thousand Names auf den Gang. »Was soll ich tun?«
»Halten Sie sich dicht bei mir. Und was immer Sie tun, geraten Sie nicht in Panik. Wenn Coyote noch da oben ist, dann werden Sie gleich glauben, Ihr Hirn wird Ihnen aus dem Kopf gerissen. Aber halten Sie durch. Wenn Sie sich zusammenreißen, dann werden Sie das überleben.«
Ich schaute ein letztes Mal voller Sorge nach Jim, der blutüberströmt auf dem Fußboden lag, und auf die dunkle, pelzige Masse der schlafenden Bärenfrau – dann folgte ich dem Indianer die Treppe hinauf in die zweite Etage. Dort oben war es noch dunkler als in der ersten und von irgendwo drang Zugluft herab, eine Luft, die ich sogar riechen konnte. Eine Zugluft, die nach Hund stank.
George Thousand Names ging langsam vor mir her. Ab und zu blieb er stehen, um zu lauschen. Es wurde so düster, dass wir kaum sehen konnten, wohin wir eigentlich gingen. Alles, was mir als Wegweiser diente, war das alte Treppengeländer auf der einen und die feuchte Tapete auf der anderen Seite. Der Hundegestank wurde stärker, je höher wir kamen, und auf dem zweiten Treppenabsatz war er fast unerträglich.
»Ja, Coyote ist ganz sicher hier«, flüsterte George. »Er muss sich auf dem Dachboden versteckt haben, um den Einbruch der Nacht abzuwarten. Aber er ist hier.«
Wir betraten den letzten Treppenabsatz und starrten nach oben, um die Dachluke zu finden. George Thousand Names sagte leise: »Er weiß, dass wir hier sind. Hören Sie, wie ruhig es ist? Er wartet darauf, was wir als Nächstes tun.«
Ich fühlte mich elend und voller Angst. »Wenn es nach mir ginge, sollten wir fortlaufen.«
»Ssschht! Horchen Sie!«
Ich erstarrte und lauschte. Erst konnte ich nichts hören, aber dann drang ein kratzendes Geräusch an meine Ohren. Es schien von überall zu kommen, aber George Thousand Names hob einen Finger und deutete hoch zur Decke.
»Und was tun wir jetzt?« Meine Stimme klang heiser.
George Thousand Names winkte, dass ich ihm folgen sollte. Wir gingen noch einige Schritte den Treppenabsatz entlang, bis wir unter der Falltür des Dachbodens standen. Eine ausgefranste Schnur hing an der Wand herunter. Ich vermutete, dass man damit eine von diesen zusammenschiebbaren Leitern herabziehen konnte.
»So«, sagte der alte Indianer ruhig, »jetzt haben wir den Dämon in seiner Höhle.«
Ich hustete und schaute angespannt auf die Falltür. Das Kratzen ging weiter, leise und beständig und gruselig, wie der Fingernagel von jemandem, der lebendig begraben ist und hoffnungslos am Deckel seines Sarges kratzt. »George, ich glaube wirklich nicht, dass ich da rauf möchte.«
Er schaute mich missbilligend an. »Wir müssen. Verstehen Sie nicht, wer das ist? Das ist Coyote! Dieser Dämon ist der Moby Dick eines jeden Medizinmannes! Ich könnte seinen Skalp an das Geländer meiner Veranda hängen, zusammen mit den Fellen und den Schneeschuhen! Den Skalp von Coyote, dem Ersten, der Worte zur Gewalt benutzte.«
»George«, sagte ich ängstlich, »ich bin hier nicht auf der Jagd nach einem Skalp. Ich mache hier mit, weil unschuldige Menschen sterben müssen, falls wir nicht etwas unternehmen!«
»Sie sind kein Heiliger, und es ist nicht gut, so zu tun als wäre man einer«, erwiderte er, und in seiner Stimme lag mehr als nur eine Prise Schärfe.
»Das bin ich sicher nicht … Aber ich bin auch kein Kopfjäger.«
»Wir wussten, dass sich dies ereignen würde. Beim letzten Großen Rat der Medizinmänner in Towaoc im Reservat der Ute Mountains haben viele der weisen Männer gesagt, dass sie Warnungen und Vorzeichen gesehen hätten. Die grauen Vögel sind gesichtet worden, und die alten Stimmen wurden auf dem Superstition Mountain gehört, was seit der Bestattung von Red Cloud nicht mehr vorgekommen war. Außerdem waren die Kojoten und die Hunde so ruhelos, als ob sich ein Sturm zusammenbrauen würde.«
»Sie wussten, dass Coyote kommen würde? Warum haben Sie das denn nicht früher gesagt?«
»Wir wussten es nicht. Wir haben es vermutet. Aber für mich wird es eine große Ehre sein, Coyote zu besiegen. Ich werde als einer der größten Magier aller Zeitalter gelten, der vergangenen und der gegenwärtigen. Und dann werde ich etwas tun, was ich mir schon seit Jahren inständig wünsche. Ich werde die Medizinmänner in einem starken und mächtigen Rat wieder vereinigen und der indianischen Magie wieder den Ruhm zukommen lassen, den sie einst besaß, in den lang vergangenen Tagen, als das Gras frei wuchs und die Stämme noch Würde und Stärke besaßen. Die Zeichen sagten, dass Coyote in dem Monat kommen wird, in dem die Gänse ihre Federn abwerfen, und er kam.«
Ich starrte in dem trüben Licht des Treppenabsatzes in George Thousand Names’ Gesicht und ich begriff jetzt, was er meinte. In der heutigen Zeit gab es keine Möglichkeit für einen Medizinmann, seine Macht zu beweisen, keine Prüfung, die seiner Magie würdig gewesen wäre. Was nützte die alte Kunst, Büffel zu hypnotisieren, wenn Büffel nur noch im Zoo existierten? Was nützte die Macht, einen Speer ungewöhnlich gerade fliegen zu lassen in einer Welt voller Gewehre und Tränengas? Deshalb genoss George Thousand Names seinen Kampf mit Coyote so sehr. Es spielte keine Rolle, wie gemein und grausam Coyote war, er war die Herausforderung für Georges eingeschnürte Talente.
»In Ordnung«, sagte ich. »Wir bringen es besser hinter uns.«
Er griff mit seiner alten, dürren Hand nach meiner Schulter. »Falls es der Große Geist für angebracht hält, uns zu sich zu nehmen, mein Freund, dann lassen Sie uns an die guten und nicht an die bösen Worte zurückdenken.«
»Okay, es ist Ihr Auftritt.«
Ich zog an der Schnur, die von der Falltür herabhing. Sie schien zu klemmen, aber als ich fester zog, kam die Tür mit einem rostigen Knarren herab und die unteren Stufen sanken uns automatisch entgegen. Aus der dunklen Leere über uns strömte ein heißer, stinkender Lufthauch, und wir hörten deutlich das ruhelose Kratzen und Scharren, als ob etwas oder jemand ungeduldig auf uns wartete.
»Lassen Sie mich zuerst gehen«, sagte George Thousand Names. »Ich habe die Macht, das Schlimmste von uns abzuhalten.«
»Glauben Sie bloß nicht, dass ich mich vordrängeln wollte.«
Der Medizinmann griff nach der Leiter, die wackelte und knarrte, bis sie schließlich auf dem Boden des Treppenabsatzes zur Ruhe kam. Dann, Stufe für Stufe, stieg er langsam hinauf, doch ab und zu blieb er stehen, lauschte und spähte. Sein Kopf und seine Schultern verschwanden im Dunkeln.
»Himmel, kommen Sie nicht so zurück wie Bryan Corder.«
»Er ist hier. Er ist auf dem Dachboden. Gibt es da unten einen Lichtschalter? Ich spüre ihn. Ich kann ihn riechen. Machen Sie Licht!«
Ich sah mich um; an der entgegengesetzten Wand gab es einen alten Bakelitschalter. Ich drückte ihn herunter und eine schwache, staubige Glühbirne flammte oben im Dachboden auf.
George Thousand Names schrie. Er fiel von der Leiter. Sein alter Körper schlug schwerfällig auf den Boden.
Für einen Augenblick dachte ich, er sei tot, aber dann brüllte er: »Schließ die Tür! Schließ die Tür! Schließen Sie die Tür, bevor es zu spät ist.«
Ich packte das untere Ende der Leiter und schob sie nach oben, aber an einer Seite blieb sie an der Deckenöffnung stecken. Ich kletterte schnell vier oder fünf Stufen rauf und zerrte, so kräftig ich konnte, um sie freizubekommen.
In dem Augenblick sah ich Coyote. Ich sah nicht viel. Er befand sich am äußersten Ende des Speichers, wo das Licht kaum hindrang, aber der gesamte Boden wimmelte von Tausenden und Tausenden kränklicher grauer Vögel, die herumhüpften und flatterten und mit ihren Krallen über den Boden kratzten. Es war fast unmöglich, irgendeinen Umriss, irgendeine Form zu erkennen, aber durch die flatternden Vogelmassen der Grauen Traurigkeit konnte ich etwas Schwarzes und Enormes ausmachen. Dämonische Augen glühten in einem borstigen Gesicht und eine schreckliche, bestienähnliche Präsenz kam mir entgegen, die böser und hässlicher war als alles, was ich mir überhaupt jemals hätte vorstellen können.
Auf dem Boden des Speichers, nicht weit von mir entfernt, stand die Statue der Bärenfrau, aber jetzt war es keine Statue mehr, sondern eine winzige lebende Nachbildung der riesigen Bärenfrau, die hier unten im Haus schlief. Die Figur drehte sich um und grinste mich mit blanken Zähnen an, dann eilte sie wie eine Ratte in den schattigen Schutz ihres Meisters zurück, zu dem Dämon Coyote.
Ich erkannte, warum George Thousand Names geschrien hatte. Coyote, dessen schräge Augen vor Hass glimmten, war dabei, dort in der düsteren Ecke des Dachbodens seinen Körper zu öffnen, und in der halben Sekunde, die ich in der Falltür stand, sah ich, dass sich etwas aus seiner Seite entrollte, fettig und blass und zappelnd wie Millionen von Maden.
Ich kam 50-mal schneller die Leiter herunter, als ich sie hochgestiegen war. Mein Kreislauf war so mit Adrenalin vollgepumpt, dass ich die unterste Sprosse packte und die Falltür mit einem heftigen Knall nach oben schwang. Dann hob ich George Thousand Names vom Boden auf und zog ihn auf dem Treppenabsatz rückwärts fort.
Als wir an die Treppenstufen gelangten, keuchte der Medizinmann: »Warte, warten Sie, er wird uns jetzt noch nicht folgen.«
»Warten? Ich werde so schnell ich kann aus diesem verfluchten Haus verschwinden. Haben Sie das Vieh gesehen? Haben Sie’s gesehen?«
George Thousand Names widersetzte sich meinem Ziehen. »John«, sagte er, »John, Sie dürfen das Haar nicht vergessen. Sie dürfen Big Monsters Haar nicht vergessen.«
»Weshalb denn?«
»John, es ist die einzige Möglichkeit, ihn zu bekämpfen. Wenn wir das Haar zuerst finden, dann haben wir zumindest noch eine Chance.«
Ich ließ ihn los und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Oben auf dem Dachboden konnte ich durch die dünne Decke Geräusche hören, von denen ich mir nicht vorzustellen wagte, was sie verursachte. Schleimige, leise, kratzende, behäbige Geräusche.
»George, ich bitte Sie. Lassen Sie uns jetzt verschwinden. Ich kann ja Bärenmenschen ertragen, aber das Vieh da oben nicht.«
»Warten Sie. Denken Sie daran, was das Symbol sagte. Schau nordwärts von der Zeltstange aus. Dort ist Big Monsters Haar versteckt.«
Ich hob meine Hände in Ergebenheit. »Okay. Und wo ist jetzt Norden?«
Er fummelte in seiner Tasche herum und holte eine kleine, runde Dose heraus.
»Was ist das? Noch ein Zaubertrick?«
Er öffnete ein Auge. »So was in der Art. Es ist ein Kompass.«
Es kostete uns einige Momente, um zu lokalisieren, wo Norden lag, denn sobald sich Coyote oben auf dem Dachboden bewegte, zitterte und schwankte die Kompassnadel. Aber wir schafften es.
George Thousand Names wies auf eines der schmutzigen Fenster am anderen Ende. »Da ist es. Das ist das Nordfenster.«
Wir liefen zum anderen Ende des Treppenabsatzes und schauten hinaus. Zunächst war da der graue Ausblick auf die Hinterhöfe der Häuser in der Mission Street, aber hinter ihnen ragte ein Wahrzeichen hervor. Es stand hoch und fest da, eingehüllt in niedrigem Nebel. Seine Pfeiler und Drahtseile glänzten in dem grauen Licht des Morgens. Die Golden Gate Bridge.
George Thousand Names atmete tief aus: »Das ist es. Dort ist das Haar versteckt.«
»Die Brücke? Wie kann man denn Haare auf einer Brücke verstecken?«
Er lächelte mich triumphierend an. »In den Legenden heißt es, dass Big Monsters Haar so grau wie Eisen ist und so stark wie eine Peitsche.«
Ich lauschte beunruhigt den Geräuschen Coyotes, der sich über uns auf dem Dachboden bewegte. »Was beweist das denn? Das bedeutet für mich überhaupt nichts.«
George Thousand Names packte meinen Arm fest, um meine Aufmerksamkeit zu wecken. Er sagte eindringlich: »Wo würden Sie etwas verstecken, das so grau wie Eisen und so stark wie eine Peitsche ist?«
»Hören Sie, George. Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine, wir sollten besser …«
»John, denken Sie nach!«
Ich befreite meinen Arm. »Verdammt, ich kann nicht mehr denken! Ich will nur noch raus aus diesem Haus, bevor die Falltür runterkommt und dieser Dämon runterspringt, um das zu tun, was Dämonen gewöhnlich so tun. Ich habe kein Interesse an Skalps, George. Das war’s. Ich will hier raus!«
In diesem Augenblick schwebte eine Wolke Mörtelstaub von der Decke herab. Ich hörte, wie die Balken unter dem Gewicht von etwas Unaussprechlichem krachten. Die Luft wurde erfüllt von dem trockenen Klang schlagender Flügel, als die Graue Traurigkeit um ihren abscheulichen Herrn herumschwirrte.
»Denken Sie nach!«, fuhr er mich an. »Denken Sie nach!«
»Treiben Sie keine Spielchen mit mir!«, schrie ich ihn an. »Sagen Sie es doch!«
George Thousand Names deutete auf die Golden Gate Bridge. Seine Augen waren kalt und fiebrig. »Draht!«, sagte er. »Das Haar von Big Monster muss wie Draht aussehen!«
»Draht? Aber der einzige Draht an der Brücke sind die Drahtseile. Glauben Sie, dass es in die Aufhängungen eingeflochten ist? In die Golden Gate Bridge? George, Sie müssen verrückt sein!«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist die Art von Scherz, den die Alten so liebten. Vielleicht taten sie es, um Coyote zu erniedrigen. Oder, damit er nicht entdeckt, wohin das Haar verschwunden ist. Sie konnten Scherze in der Zukunft wie auch in der Vergangenheit machen. Ich vermute, dass sie beim Bau der Brücke das Haar von Big Monster mit eingeflochten haben. Vielleicht hat ein Indianer in der Drahtseilfabrik gearbeitet. Möglicherweise hatte er diesen Auftrag, der von Generation zu Generation überliefert wurde und den er dann ausführte. Vielleicht ist es auch durch einen mächtigen Zauber geschehen. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß genug über die alten Götter und was sie zu tun pflegten, John. Und glauben Sie mir, dort ist Big Monsters Haar versteckt.«
»Ach, hören Sie auf damit, George«, erwiderte ich nervös. »Sie vermuten es ja nur.«
»Nein, keine Vermutungen. Schauen Sie!«
Was ich bisher nicht gesehen hatte, war ein winziges Symbol, das in das Fensterglas eingraviert war. Es war dasselbe Symbol, das ich gezeichnet hatte, als ich die Blickwinkel vom Mount Taylor und Cabezon Peak zusammenstellte.
George sagte: »Schauen Sie durch dieses Zeichen, und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
Man hörte ein Poltern auf dem Dachboden und ein großes Stück Gips fiel von der Decke herunter. Es landete mit einem lauten Knall auf dem Holzboden, Staub wölkte auf.
Ich schaute George Thousand Names besorgt an, aber er sagte: »Los, schauen Sie doch!«
Ich lugte durch die Markierung. Er hatte recht. Sie verband sich direkt mit einem der Aufhängeseile auf der dem Meer zugewandten Seite der Golden Gate Bridge. Vielleicht lag es an seiner indianischen Intuition oder an seinen magischen Kräften – aber ich war jetzt überzeugt, dass er recht hatte. Das Haar war genau dort, eingeflochten und verwoben mit den Aufhängeseilen des berühmtesten Wahrzeichens der Westküste. Dem zufolge, was George Thousand Names und Jane von Big Monster erzählt hatten, war er einer der bösesten Dämonen des gesamten Südwestens Amerikas. Und dann wunderten sich die Behörden der Stadt noch, warum so viele Leute ausgerechnet diese Brücke wählten, um in den Tod zu springen?
»Ich weiß, woran Sie denken«, sagte George Thousand Names. »Und wahrscheinlich stimmt es sogar.«
»George, Sie sind ein viel besserer Psychologe, als man meinen sollte.«
Aber die Zeit drängte. Der gesamte Dachboden krachte und wankte bereits. Kaskaden trockenen Mörtels fielen schon überall nieder. Ich schaute hoch und sah, dass sich mit beklemmender Geschwindigkeit lange Risse bildeten. Die Stromkabel sprangen aus den Wänden wie Nerven aus Fleisch.
Dann, mit einem donnernden Knall, begann das gesamte Haus um uns herum zusammenzufallen und wir wurden unter einer Lawine von Staub, Mörtel, Holzsplittern und zerbrochenen Leisten nahezu begraben. Um uns herum flatterten die aufgeregten grauen Vögel. Für einen Atemzug sah ich durch das Gerippe der Deckenbalken die glühenden, triumphierenden Dämonenaugen und diesen Körper, der sich drehte und wand wie die Fäulnis selbst.
»Raus hier!«, schrie ich George Thousand Names zu.
Wir stolperten gemeinsam über Dreck und Schutt auf die Treppe zu. Der Treppenabsatz war fast völlig von heruntergefallenen Balken blockiert, aber wir wuchteten zwei, drei zur Seite und krochen durch einen kleinen, dreieckigen Zwischenraum, der sich nun auftat. George zuerst, ich folgte ihm. Die grauen Vögel schlugen mit ihren Schwingen schon auf mich ein und der heiße, trockene Atem des Dämons Coyote versengte mir den Rücken.
Es folgte eine starke Explosion, ähnlich, wie wir sie mit Dan Machin erlebt hatten, doch diese war fünfmal stärker. George Thousand Names und ich wurden die letzten Stufen hinabgeschleudert – meine Schulter schlug schmerzhaft gegen den Geländerpfosten. Wir rappelten uns auf und sahen beide wie verschmutzte Geister aus, weiß vor Angst und Mörtelstaub.
»Beim nächsten Mal, wenn Sie mich Bleichgesicht nennen, dann denken Sie daran, wie Sie jetzt aussehen«, sagte ich zu dem alten Indianer, während ich mir Schmutz und Staub mit dem Handrücken vom Mund wischte.
George Thousand Names hustete und lachte fast.
Über uns begann die Decke wieder zu wanken, denn Coyote riss Stockwerk für Stockwerk des Hauses auseinander, um zu uns zu gelangen. Wir liefen zum letzten Treppenabsatz; die Bärenfrau lag dort noch auf dem Boden, tief in einen tranceähnlichen Schlaf versunken, und Jim neben ihr, die Augen in Schock und Grauen nach oben gerichtet.
»Wir müssen sie hier hinausbringen!«, schrie der Medizinmann.
»Um Gottes willen! Jim können wir raustragen, aber was ist mit dem Bären?«
»Coyote will sie haben. Er braucht sie. Sie ist seine Liebe und seine Leidenschaft seit ewigen Zeiten. Sie ist auch sein Bote, sein engster Gefährte. Wir müssen sie fortschaffen. Ohne sie ist er viel schwächer.«
Die Wände begannen zu knirschen und zu erzittern. Eine der Schlafzimmertüren wurde aus den Angeln gehoben und krachte mit einem Getöse auf den Boden, das mich vor Angst in die Luft springen ließ.
»Los«, drängte er. »Wir bringen den Arzt zuerst hinaus.«
Gebückt, um uns vor den herunterstürzenden Deckenteilen zu schützen, hoben wir Jim hoch und trugen ihn die Treppe hinab. George Thousand Names keuchte jetzt und seine Augen in dem staubigen weißen Gesicht waren rot unterlaufen. Ich wusste nicht, wie alt er war, aber er musste schon weit über die 60 sein, und vor zerstörerischen Dämonen davonzulaufen war nicht gerade gut fürs Herz. Während das Haus krachte und bebte, stolperten wir die letzten Stufen hinunter, durch die Diele, aus der Haustür hinaus.
Auf der Straße fuhr gerade der Krankenwagen vor, die Sirene heulte und die roten Lichter blinkten. Ich sah Polizeiwagen herankommen und auf dem Bürgersteig stand auch schon eine neugierige Menschenmenge.
Zwei Ärzte liefen auf uns zu und nahmen uns Jim ab. Zwei weitere brachten eine fahrbare Liege und hoben ihn vorsichtig darauf.
»Was ist hier los?«, fragte einer der Ärzte, ein kleiner Italiener mit dicken Brillengläsern. »Reißt ihr zwei das Haus hier ab?«
»Der Mann ist gebissen worden«, bemerkte ein anderer Arzt. Er klang verwirrt. »Etwas hat ihn in den Nacken gebissen.«
Hinter uns krachte es jetzt sehr laut. Wir schauten uns um und sahen ein Teil des Daches in sich zusammenfallen. Der gemauerte Schornstein polterte langsam hinterher, Glas zerplatzte, Holz krachte. Durch die verdreckten Fenster des zweiten Stockwerkes konnten wir das dunkle, böse Glimmen des Dämons sehen, das brandigen Hass verströmte.
George Thousand Names griff meinen Arm. »Wir müssen zurück, John, die Bärenfrau.«
»Die was?«, fragte der italienische Arzt. »Die Bärenfrau?«
Wir wollten gerade wieder durch die Haustür laufen, als wir eine harte, bekannte Stimme hörten. »Bleiben Sie stehen! Mr. Hyatt, Mr. Thousand Names! Bleiben Sie doch stehen!«
Durch die gaffende Menge kam Lieutenant Stroud auf uns zu, zwei Polizisten folgten ihm. Sein Gesicht war so ernst wie das eines Leichenbestatters. »Was ist hier los? Ich habe den Notruf mitbekommen.«
George Thousand Names bürstete sich etwas Staub vom Ärmel seiner Jacke. »Wir haben den Dämon für Sie aufgespürt, Lieutenant. Er ist da oben und er wütet wie irre, und je eher wir hineinkommen und die Bärenfrau retten, desto besser. Es ist fast schon zu spät.«
»Bärenfrau? Wovon zum Teufel reden Sie? Ihr beiden bleibt hier. Das SWAT-Team ist unterwegs.«
»Lieutenant«, sagte ich, »wir müssen da hinein. Die Bärenfrau ist Coyotes Helferin. Sie ist gemein und grausam und am Tage ist sie Auge und Ohr für Coyote. Die meiste Zeit über ist sie eine Frau, aber sie kann sich in eine Art Werwolf verwandeln, wann immer sie es will.«
Lieutenant Stroud starrte mich an, als ob er den Mund voller Zitrone und Salz hätte, ihm aber der Tequila dazu fehlen würde.
»Ein Werwolf?«, fragte er nahezu tonlos.
Eine weitere Sirene heulte auf. Es war der graue Lkw der SWAT, der die Straße runter auf uns zugesaust kam. Drei Mann in Kampfuniform kletterten aus dem Wagen und kamen in athletischem Laufschritt die Stufen hoch.
Der Anführer, ein kleiner, erfahrener Mann mit kurzem silbernem Haar und braunen Haselnussaugen, grüßte militärisch und fragte: »Sie haben den Flüchtenden gestellt, Lieutenant? Was treibt er da oben?«
Lieutenant Stroud starrte mich immer noch an, sagte aber aus dem Mundwinkel heraus: »Er scheint das Haus in Stücke zu reißen. Diese Herren sagen, dass er eine Komplizin hat.«
George Thousand Names sagte mit zaghafter Stimme: »Werden Sie uns hineingehen lassen oder nicht? Ich warne Sie, Lieutenant, ich bin der Einzige, der die Bärenfrau bändigen kann.«
»Die was-Frau?«, fragte der SWAT-Mann.
Hinter uns erklang ein scheußliches Gebrüll, als Coyote die Decke des zweiten Stockwerkes herunterriss. Fenster zerbrachen und Staub drang in dicken Wolken aus der Diele zum Ausgang heraus. Das gesamte Haus schien zu pulsieren und zu pochen, als wäre es ein gefoltertes Tier, und durch die Dunkelheit und die Zerstörung sahen wir das bösartige Leuchten der Augen des Dämons. Sogar der Himmel über dem Haus schien sich zu verdichten und finsterer zu werden; die grauen Vögel flatterten und kreisten über allem, ruhig und drohend wie zuvor.
Der Leiter der SWAT-Mannschaft wartete nicht ab, um zu erfahren, um was für eine Frau es sich handelte. Er drehte sich zu seinem Team, das gerade mehrere Tränengaswerfer fertig machte, und brüllte: »Drei und fünf zur Rückfront, los! Jackson, Sie kommen mit mir!«
George Thousand Names sagte: »Lieutenant, bitte, lassen Sie sie nicht da hinein! Ich muss allein reingehen. Es ist unsere einzige Chance.«
Der Teamleiter zog seine Automatik. »Bitte treten Sie zur Seite, Sir! Wir müssen dort hinein und kurzen Prozess mit diesem Verrückten machen.«
George Thousand Names hob die Arme und blockierte die Eingangstür. »Sie begreifen nicht, Sie werden sterben! Bitte, lassen Sie mich hinein! Ich bitte Sie!«
»Treten Sie zur Seite!«, befahl der Beamte.
Aber als er einen Schritt nach vorne trat, um George Thousand Names aus dem Weg zu stoßen, holte der alte Indianer sein goldenes Amulett aus dem offenen Hemd. Ich sah es einen Moment aufblitzen, und dann schien ich nichts mehr zu sehen. Als Nächstes wusste ich wieder, dass wir noch alle auf unserem Platz standen, George Thousand Names aber verschwunden war.
Der SWAT-Officer drehte sich zu Lieutenant Stroud um und blinzelte, dann wandten sich beide mir zu und schauten mich an.
»Wo ist er hin? Er ist einfach weg!«
Vom Bürgersteig rief einer vom SWAT-Team: »Er ist gerade hineingegangen, Sir. Sie haben ihn durchgelassen.«
»Ich habe ihn durchgelassen?«
»Ja, Sir. Sie haben Ihre Pistole gesenkt und ihn gehen lassen.«
Der Anführer der SWAT sah Lieutenant Stroud argwöhnisch an, aber da hörte man ein weiteres Bersten aus dem Haus und plötzlich wehte ein heißer Windstoß aus der Eingangstür heraus, heulend und kreischend, voller Staub und Dreck. Wir wichen alle zurück, bis auf den SWAT-Officer, der niederkniete, um Schutz hinter einer der Treppenstufen zu finden.
»Jetzt!«, schrie er. »Wir gehen rein!«
Es gab noch eine Explosion, noch ein ohrenbetäubendes Krachen. Ich war sicher, dass George Thousand Names verletzt worden war. Aber ich konnte nichts weiter tun, als zusammengeduckt am Eingang zu warten und zu beten.
Jane war da drin, und ob nun Bärenfrau oder nicht, sie war die Frau, die ich geliebt hatte. Ich schaute am Haus hoch; die grauen Vögel flogen aufgeregt hin und her, als ob sie ein Fest des Todes erwarteten.
Das SWAT-Team stolperte durch den stöhnenden Wind in die Diele. Sie hielten ihre Waffen hoch auf die Treppe gerichtet. Noch mehr Glassplitter flogen auf sie zu und einer der Männer schrie auf, als ihm die Hand aufgeschnitten wurde.
Der führende Officer hob den Arm, um den Sturm auf die Treppe freizugeben, aber in diesem Augenblick erschien George Thousand Names – inmitten der herumfliegenden Trümmerteile trug er etwas auf dem Rücken.
»Nicht schießen!«, schrie der SWAT-Officer, obwohl keiner seiner Leute danach aussah, als ob er überhaupt schießen wollte.
Vom Gartentor aus konnte ich nicht genau erkennen, was eigentlich passierte: Vielleicht sahen die SWAT-Leute es besser, obwohl sie es nie zugegeben haben. Aber ich bin sicher, dass George Thousand Names die Treppen nicht herunterlief. Um ihn herum flimmerte ein eigenartiges Strahlen. Er schwebte. Er trug Jane, aber nicht als Bär, sondern als Frau hing sie nackt und bleich über seiner Schulter.
»Ahh, die Bärenfrau …«, murmelte der kleine italienische Arzt mit den dicken Brillengläsern.
George kam durch die Diele, und ich schwöre, dass ich etwas Tageslicht unter seinen Füßen schimmern sah. Sein Kopf war ernst und stolz erhoben, der Kopf eines Indianers, der Zeiten erlebt hatte, in denen das Gras noch sprach und alle Stämme noch eng mit dem Großen Geist in Verbindung standen. Er war weit über die 60 und er hätte Jane auf keinen Fall so tragen können, auf gar keinen Fall. Doch er trug sie die Treppe hinunter und quer durch die Diele, mit geradem Rücken und ruhigem Gesicht. In diesem Augenblick war er das heilige Vehikel von Gitche Manitou, der sich um seine Diener kümmert, sogar um die, die das Flüstern der Präriewinde nicht zu hören vermögen.
Als George Thousand Names aus der Haustür schwebte, brach die Hölle hinter ihm los. Das Haus schien vor Wut zu brüllen. Ich sah, wie Fußbodenplanken durch die Luft flogen und die Mauern mit großem Getöse ineinanderfielen. Die SWAT-Leute standen mittendrin und einer von ihnen wurde wirklich durch eine solide Eichentür geschleudert. Die Menschen auf der Straße schrien und rannten vor Angst davon.
George Thousand Names kniete neben mir und ließ Jane seinen Rücken hinabgleiten. Sie war stark mitgenommen. Ein roter Striemen verlief quer über ihren Magen, aber sie befand sich immer noch in der tiefen Trance und schien unverletzt zu sein.
Es war George, um den ich mir im Augenblick Sorgen machte. Ich sah ihn an: Er zitterte und schwitzte und sein Gesicht war blau angelaufen.
»George, ich hole sofort einen Arzt.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie können jetzt nichts mehr tun. Für solche Tricks bin ich zu alt … zu sehr aus der Übung. Man braucht Kraft, wissen Sie, geistige Kraft, und ich habe jetzt gemerkt, wie wenig ich davon hatte. Wir sind weich geworden, John, verstehen Sie. Sogar die Besten von uns. Es gab Zeiten, da konnten Männer wie Adler fliegen. Aber jetzt nicht mehr. Ich bin am Ende, John. Ehrlich, ich bin am Ende.«
»George, hören Sie, Sie werden wieder in Ordnung kommen. Sie ruhen sich jetzt nur etwas aus und sagen mir, was ich tun soll.«
Er atmete hastig und schmerzvoll. »Nehmen Sie die Bärenfrau mit. Bis ich sterbe, wird sie in Trance bleiben. Bringen Sie sie zur Golden Gate. Versuchen Sie zu … Versuchen Sie, ob mit Coyote zu verhandeln ist – aber lassen Sie ihn nicht an das Haar kommen … Lassen Sie das nicht zu …«
Er brach zusammen und fiel in schwerem Koma seitwärts auf die Stufen. Ein Ärzteteam lief schon auf uns zu und ich rief: »Schnell, bitte, er hatte einen Herzanfall.«
Ich zog eine der Decken von der Liege und wickelte Janes nackten Körper unbeholfen darin ein. Dann trug ich sie durch das Gartentor, vorbei an den Polizisten, SWAT-Männern und Zuschauern, zum gelben Pinto, der auf der anderen Straßenseite parkte. Die Schlüssel steckten noch im Zündschloss. Ich legte Jane auf den Rücksitz, stieg ein und startete den Wagen.
Ich warf einen letzten Blick auf das Haus 1551. Es schien jetzt ruhig zu sein, eine zusammengefallene Ruine. Aber die grauen Vögel kreisten immer noch darüber und als ich langsam anfuhr, sah ich ein schwaches rötliches Licht durch die dunklen Staubwolken dringen, die noch immer aus dem zusammengesackten Dach aufstiegen.
Dann, inmitten der finsteren Luft, monströs und erschreckend, sah ich den wölfischen Umriss von Coyote. Sein Gesicht war zu einem erbarmungslosen Grinsen verzogen – es war dasselbe Gesicht, das ich auf dem Türklopfer gesehen hatte, nur jetzt vielfach zu einem Albtraum vergrößert. Der Dämon war eingehüllt in einen Wirbel aus Vögeln und Dunkelheit und der Boden erzitterte und krachte unter seiner bösartigen Macht.
Die Straße hallte plötzlich wider vom Klang rennender Füße. Die Menschen liefen in Richtung Mission Street, fort von der düsteren Erscheinung, die über dem Haus in Pilarcitos zu erkennen war. Sie kreischten und schrien und zogen ihre Kinder mit sich. Sogar die Polizisten und SWAT-Leute rannten davon.
Ich gab Gas und fuhr los, so schnell es ging.
Ich fuhr über die Mission Street in nördlicher Richtung, zur Van Ness und in Richtung Brücke. Ich hatte keine Idee, was ich überhaupt tun konnte, um Coyote davon abzuhalten, Big Monsters Haar an sich zu nehmen, oder wie ich mit ihm verhandeln könnte, aber George Thousand Names hatte gesagt, dass ich das tun sollte, also musste ich es zumindest versuchen. Mein Herz raste und ich atmete heftig wie ein Olympialäufer, und die ganze Zeit zwang ich mich, bloß nicht zurückzuschauen.
Mission Street erschien an diesem Tag völlig normal, sodass ich kaum glauben konnte, dass ein Wesen, schlimmer als der Teufel selbst, hinter mir her war. Leute kauften ein, gingen spazieren, aßen, lachten, und ich fuhr verzweifelt nordwärts zur Golden Gate – ich wusste nicht einmal, ob ich die nächsten Minuten überleben würde.
Die Golden Gate war jetzt noch dichter von Nebel umhüllt. Ihre hohen Umrisse wirkten wie spinnennetzähnliche Schatten. Die Autos, die sie überquerten, hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Als ich näher kam, kurbelte ich die Seitenscheibe etwas herab und roch den leicht pfeffrigen, schweren Nebel. Einige Schiffe, die langsam durch die Bay hinaus aufs Meer fuhren, ließen ihre Hörner warnend aufstöhnen. Dicht vor der Brücke, in der Lombard Street, wurde der Nebel noch dichter, und obwohl ich in Panik war, musste ich abbremsen und hinter einer Autoschlange herkriechen.
Ich schaute Jane kurz an. Sie lag noch immer bewegungslos auf dem Rücksitz. Ich sprach ein weiteres Gebet für George Thousand Names – er durfte nicht sterben; außerdem würde dann die Bärenfrau wieder erwachen. Ich hatte absolut keine Lust, mit einem übernatürlichen Grizzly im Innenraum eines Ford Pinto zu kämpfen.
Plötzlich stoppte der Wagen vor mir. Ich hupte mehrmals, aber er blieb stehen. Ich öffnete die Tür und stieg alarmiert aus und sah, was los war. Zwei Polizisten hatten den Verkehr angehalten. Sie standen auf der Straße und deuteten nach oben. Ich rannte zu ihnen, ließ Jane alleine im Auto zurück.
»Was ist das Problem?«, frage ich. Ich versuchte ganz normal zu klingen, doch ich vermute, dass meine Stimme ziemlich schrill war.
»Da oben gibt es eine Störung. Irgendeine Beschädigung der Konstruktion. Sehen Sie das?«
Ich spähte hinauf in den Nebel. Die Polizisten hatten recht. Die Aufhängeseile der Brücke schwangen alarmierend von einer Seite zur anderen. Und irgendwie schienen sie mit etwas verkrustet zu sein. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, was es war. Die Vögel. Die Graue Traurigkeit. Coyote war vor mir hier gewesen und zog jetzt Big Monsters Haar aus den Drahtseilen.
»Das ist wirklich eigenartig«, sagte einer der Cops. »Sehen Sie das? Da oben? Sieht das nicht aus wie etwas Finsteres, oder etwa nicht?«
Er merkte mehr, als ihm klar war. Die Finsternis, die um die Pfeiler der Brücke wallte wie ein Stück Nacht, war die Substanz Coyotes. Er hatte seine schattige, amorphe Form angenommen, die Form, mit der er inmitten von Sandstürmen die Wüste durchquerte und mit den heißen Winden des Südens reiste. Jetzt holte er sich da oben den Gewinn, den er vor vielen Jahrhunderten erzielt hatte, als Mount Taylor noch die Heimat eines Giganten war und Cabezon Peak noch gar nicht existierte. Der dämonische Skalp von Big Monster, die Trophäe, die ihm Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit garantierte.
Ein Drahtseil sackte durch und schwang dann nach unten, ausgefranst und zerrissen. Es musste Tonnen wiegen, fiel jetzt seitlich an der Brücke hinab und schwang langsam hin und her.
In diesem Augenblick kümmerte ich mich um keinen Polizisten oder sonst jemanden mehr. Ich wusste, dass Coyote das Haar hatte, konnte es aber niemandem erklären. Ich legte die Hände muschelförmig um meinen Mund und schrie: »Coyote! Coyote! Coyote!«
Die Polizisten glotzten mich an.
»Coyote!«, brüllte ich. »Komm her und stell dich zum Kampf, Coyote!«
Einer der Polizisten schnappte sich meinen Arm. »Hey, Mister, bitte nicht so laut, ja?«
»Coyote!«, kreischte ich. »Ich fordere dich heraus! Du Feigling! Du Bestie! Heimtückischer Mörder!«
Der Polizist sagte: »Was zum Teufel …?«
Aber der Himmel verfinsterte sich jetzt noch mehr und die Brücke erzitterte unter lautem Gedröhne. Und nun, als die Polizisten nach oben schauten, sahen sie, zu wem ich sprach. Man hörte einen allgemeinen Seufzer der Überraschung und Angst aus den Kehlen der Leute, die aus ihren Wagen gestiegen waren.
Ganz oben auf den Pfeilern der Brücke hockte Coyote in seiner hässlichsten und wildesten Form. Er waberte und veränderte sich mit jedem Windstoß, aber die hinterhältigen Augen brannten bewegungslos auf uns herunter und seine dämonischen Fangzähne schimmerten durch den Nebel.
Autofahrer und Polizisten liefen davon. Einer der Cops versuchte, mich mit sich fortzuziehen, aber ich schüttelte ihn ab. Hinter mir hörte ich Menschen, die über die Straße liefen, und das Geräusch von Autotüren, die geöffnet wurden, weil auch die Letzten ihre Frauen und Kinder von hier wegbrachten.
»Coyote!«, schrie ich. Ich war in Schweiß gebadet und zitterte am ganzen Körper. »Ich habe deine Bärenjungfrau, Coyote!«
Der grausige Körper des Dämons zog sich zusammen und verkrümmte sich, doch er war jetzt klarer durch den Nebel zu erkennen. Ich konnte sehen, dass er das eisengraue Haar Big Monsters zwischen die Hörner auf seinem Kopf gewunden hatte, eine scheußliche Girlande primitiver Magie. Die Brücke vibrierte unter mir und ein dunkles Krachen ertönte, das klang wie Donnern fern im Gebirge.
»Coyote! Gib mir das Haar und du bekommst deine Bärenjungfrau zurück! Hörst du mich, Coyote? Hörst du mich?«
Die Brücke erbebte heftig. Stahl und Betonteile stürzten von oben auf die Straße und schlugen auf die verlassenen Autos.
Ich drehte mich um und rannte zum Pinto zurück, schaute dabei mehrmals über meine Schulter auf den lauernden Dämon zurück. Ich stellte mir vor, wie sich seine teuflischen Krallen in meinen Rücken gruben oder seine Zähne mir das Fleisch vom Körper rissen. Meine Nerven kochten regelrecht, ich musste mir mit dem Hemdsärmel den Schweiß vom Gesicht wischen.
Ich erreichte den Wagen. Der Atem der Bestie traf mich, ein sengender Hurrikan, der mir heiß in die Ohren blies. Mein Gesicht fühlte sich an wie rohes Fleisch. Ich riss die Wagentür auf und versuchte, Jane von ihrem Sitz auf die Straße zu heben. Ich schwitzte und fluchte, und die ganze Zeit erbebte die Brücke unter mir, sodass ich kaum stehen bleiben konnte.
In diesem Augenblick liefen mir drei uniformierte SWAT-Leute mit ihren Gewehren nach. Einer von ihnen schlug mir auf die Schulter und schrie: »Okay, mein Freund, jetzt hau hier ab, so schnell du kannst!«
»Das kann ich nicht! Ich muss es vernichten!«, schrie ich zurück, aber der Mann verstand nicht und rannte weiter auf die grausige, dunkle Masse von Coyote zu.
Ich schätze, erst jetzt, als die drei Männer in Coyote hineinrannten, begriff ich wirklich, gegen was ich angetreten war. Die Männer liefen mit erhobenen Gewehren auf ihn zu, doch im nächsten Augenblick sprang der wölfische Dämon einfach auf sie drauf. Die Luft knisterte voller elektrischer Entladungen und ein Donnerschlag ließ die gesamte Golden Gate Bridge erzittern.
Der Anführer wurde zur Seite geschleudert. Ich sah, dass er vorne komplett aufgerissen war, wie Gehacktes im Kühlregal. Dann wurden sie alle drei vor meinen Augen von einer unsichtbaren, furchtbaren Kraft in Stücke gerissen – ihre Hände und Köpfe und Beine und Arme verstreuten sich in alle Richtungen. Ich glaube, ich schrie wie irre.
Jetzt kroch der Dämon auf mich zu. Er war nur noch einige Meter von mir entfernt, und die gesamte Kraft seines Hasses und seiner Bösartigkeit konzentrierte sich auf mich.
Verzweifelt trug ich Jane zum Geländer der Brücke, dann drehte ich mich um, um Coyote so herausfordernd wie möglich anzuschauen, und brüllte: »Bleib weg … Bleib weg oder ich werde sie runterwerfen!«
Der Dämon kam trotzdem näher und jetzt schlug mir der schrecklich heiße Atem ins Gesicht und trocknete meine Augenhöhlen aus, sodass ich nicht einmal mehr zu blinzeln vermochte. Alles um mich herum war Dunkelheit und Angst, und diese brandigen roten Augen starrten mich mit grausamer Intensität an.
Ich hob Jane auf das Geländer. Unter uns im Nebel schlugen und schäumten die grauen Wasser der Bucht.
»Ich tue es, verdammt! Ich tue es!«, schrie ich. Und in diesem Augenblick totaler Panik war es mein völliger Ernst – ich würde Jane hinabwerfen. Ich zwang mich, es wirklich zu wollen. Wenn Coyote jetzt nur noch ein Stück näher kam, dann würde seine geliebte Bärenjungfrau, seine leidenschaftliche Werwölfin, über das Geländer fallen und sterben.
Ich bemerkte ein körperloses Schnauben in der aufgeregten Finsternis vor mir, das Blecken schrecklicher Phantomzähne. Ich sah aber auch Coyotes Kopf mit der Krone aus dem magischen Haar. Und jetzt verharrte er für einen Atemzug. In diesem Augenblick setzte ich alles auf eine Karte und ließ Jane auf den Bürgersteig fallen.
Es passierte in bizarr verlangsamter Bewegung, wie in einem Albtraum, in dem man fortrennt, aber nicht entkommen kann. Während Jane auf den Boden rutschte, wich ich seitwärts aus und rannte auf Coyote zu. Mit einer Hand griff ich nach Big Monsters Haar, legte dabei meine ganze Kraft und Energie in meinen Körper. Trotzdem schien es eine Ewigkeit zu dauern, und ich sah, dass sich Coyote mir langsam zuwandte. Er fletschte seine Zähne mit animalischem Hass.
Es war, als ob man sich selbst in kochendes Wasser wirft. Die Hitze und die Gegenwart Coyotes waren unerträglich. Ich griff zu, griff vorbei und griff noch mal zu …
Plötzlich stolperte und taumelte ich über den Asphalt mit einer Handvoll langer grauer Haare, die knisterten und sich krümmten wie Elektrokabel. Ich knallte gegen das Rad eines verlassenen Plymouth und schürfte mir das Gesicht und einen Arm auf. Aber ich wusste, dass ich es geschafft hatte. Ich hatte Coyote tatsächlich Big Monsters Skalp gestohlen.
Nun ertönte ein nervenzerrüttendes Gebrüll übernatürlicher Wut. Ich dachte, die Brücke würde zusammenkrachen, so laut war es.
Ich zwängte mich zwischen zwei Autos hindurch, aber dann musste ich noch weiter zurückspringen, denn diese Wagen wurden hochgehoben und in einem ohrenbetäubenden Krachen gegeneinandergeschmettert. Ich zog das Haar um einen Cadillac herum hinter mir her und hob es über meinen Kopf.
In diesem Moment erinnerte ich mich daran, was George Thousand Names mir gesagt hatte. Wenn ein Sterblicher versucht, den Skalp eines Riesen oder Dämonen zu tragen, dann wird er von dem zerstört werden, was er sieht. Mit anderen Worten: Solange er es überlebt, und das wäre nicht lange, würde er selbst zu einem Dämon werden. Das könnte sein Verstand aber nicht ertragen.
Ich sagte nur eines. Es war ein Flüstern gegen den glühenden Wind, aber an etwas anderes konnte ich nicht denken. »George, hilf mir! Wo immer du bist, hilf mir!«
Dann schloss ich die Augen in furchtbarer Erwartung und drehte mir das ölige Haar Big Monsters um meinen Kopf.
Zuerst dachte ich, dass nichts passieren würde. Ich hob entsetzt und enttäuscht den Kopf. Aber dann spürte ich, dass mein gesamter Körper plötzlich von einer so großen physischen und geistigen Kraft durchdrungen wurde, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Es war eine erschreckende, bösartige Stärke. Es war die 100-fache Kraft meiner hitzigsten und fleischlichsten Wünsche. Sie versetzte mir einen solchen Stoß, dass ich laut aufkreischte, nicht aus Angst, sondern aus reiner fröhlicher Bösartigkeit. Ich fühlte Lust und Hass und es überkam mich der Drang, alles und jeden um mich herum zu vergewaltigen, zu vernichten und zu zerstören. Ich erhob mich hinter dem Wagen und schien zu erstaunlicher Höhe zu wachsen, größer und stärker, als es einem menschlichen Wesen jemals möglich sein könnte.
Jetzt sah ich Coyote klar. Kein undeutlicher Schatten oder das Durcheinanderwirbeln einer Wolke, sondern das dämonische Biest selbst. Es kroch mit seinem Kleid aus Gewürm und Coyotes Haut auf dem Rücken über Janes Körper.
Ich wusste jetzt auch, was er vorhatte. Ein grauer Vogel hockte auf seinen behaarten Schultern und in den Händen hielt er Eingeweide und Blut von den toten SWAT-Männern. Er wollte Jane für ihr Versagen mit seiner ekelhaftesten Spezialität bestrafen: Er wollte einen Vogel in Janes Magen einnähen und sie selbst dann in die toten Därme der SWAT-Männer einschnüren. Die Pein der Drei.
Ich fühlte eine solch unvorstellbare Wut, dass man sie mit menschlicher Wut gar nicht vergleichen konnte. Ich brüllte laut auf. Ich sah Coyote als das, was er war, und ich sah auch, dass die Luft mit anderen Dämonen und Geistern erfüllt war: die Geister des Windes und des Nebels, die Manitus der Erde und des Feuers.
»Coyote!«, schrie ich. »Coyote!«
Der Dämon drehte sich um. Von seinen Zähnen tropfte Blut. Ich wälzte mich auf ihn zu und spürte die ganze Zeit mit schwarzem Entzücken, dass ich keinerlei Furcht hatte, dass ich keine Angst mehr vor ihm hatte.
Ich packte ihn. Ich spürte die harten, widerspenstigen Borsten seines Körpers, die madenhafte Weichheit seines Innern. Coyote fiel und schrie, aber Big Monsters Haar gab mir Kraft – eine Kraft, mit der sich Coyote nicht messen konnte.
Ich riss ihn auf wie einen Sack. Aus seinem Innern hervor krabbelten und wanden sich lebende Kreaturen, verklebt mit blutigen Fliegen. Ich ergriff seinen Kiefer und zog ihn so weit auseinander, dass er zersplitterte, dann riss ich ihm die blitzenden Augen heraus. Es floss kein Blut. Aber ein Gestank des Bösen verbreitete sich, der jahrhundertealt war, der saure und kranke Geruch der Hundebestie Coyote, dem Ersten, der Worte zur Gewalt benutzte.
Ich stand neben seinem zerfetzten Körper und sein Atem verging mit dem Wind. Sein Herzschlag dröhnte noch einige Momente weiter, setzte dann aus. Seine Augen zerbröckelten. Die Brise aus der Bucht von San Francisco wehte die Borsten, die Knochenteile und die lederne Haut davon. Bald lag nichts Weiteres mehr da als ein Stück von einem haarigen Skalp und auf dem Bürgersteig zeichnete sich ein Brandfleck ab. Ein Brandfleck, den man noch heute sehen kann, wenn man über die Golden Gate Bridge geht.
In dem Augenblick, als Coyote starb, spürte ich etwas Schwarzes und Großes wie eine Lokomotive in mein Gehirn rasen. Ich wusste, dass ich diese Minuten in meiner dämonischen Form nicht überleben würde, aber das kümmerte mich nicht. Ich war zu erregt, als durchdringe mich der ultimative Kick.
Doch in meinem Hinterkopf hörte ich wieder die Stimme von George Thousand Names. Vielleicht wusste er um meine Notlage und machte eine letzte psychische Anstrengung. Vielleicht war es auch meine eigene Kraft. Aber ich hörte ihn sagen: Wenn ein Sterblicher versucht, den Skalp eines Riesen oder Dämonen zu tragen, dann wird er von dem zerstört werden, was er sieht. Solange er es überlebt, und das wäre nicht lange, würde er selbst zu einem Dämon werden. Das könnte sein Verstand aber nicht ertragen.
Mit einem qualvollen Schrei riss ich Big Monsters Haar von meinem Kopf und warf es in weitem Bogen in die trüben Wasser der Bucht von San Francisco. Es drehte und entwirrte sich im Wind und flog davon. Ich spürte in mir das Gefühl eines großen Verlustes und die völlige Erschöpfung und sank in die Knie.
Jetzt, ganz verschwommen, sah ich Jane. Sie lag auf dem Bürgersteig, und einen kurzen Moment sah ich Krallen und Zähne und schwarzes Fell auf ihrem Rücken. Aber als der letzte Staub Coyotes fortgeweht war, öffnete sie die Augen und war wieder Jane Torresino, meine ehemalige und vielleicht sogar meine zukünftige Liebe.
Sie streckte eine Hand nach mir aus und sagte leise: »John … Oh John. Ich brauche dich …«
Dann hörten wir in der Ferne Sirenen heulen und das willkommene Geräusch herannahender Schritte.
Es wurde September, bevor ich wieder in das Round-Valley-Reservat fahren konnte. Ich lieh mir einen alten Pacer und Jane und ich verreisten über das Wochenende. Wir verbrachten die Nacht in Willits, im County Mendocino. Es war schon Nachmittag, als wir George Thousand Names’ Haus hoch oben über dem Tal erreichten. Wir parkten den Wagen und stiegen die Stufen zur Terrasse hinauf. Ein ernster, ruhiger Indianer mittleren Alters erwartete uns dort, Walter Running Cow. Er schüttelte uns zur Begrüßung würdevoll die Hand.
Wir tranken Tee und erzählten Walter Running Cow ganz ruhig alles, was wir in Pilarcitos Street erlebt hatten, das Erscheinen von Coyote und wie George Thousand Names uns bei dessen Vernichtung geholfen hatte. Wir berichteten auch, dass George im Moment von Coyotes Tod an einem schweren Herzinfarkt gestorben war.
Walter Running Cow hörte still zu, nickte ab und zu, während das Sonnenlicht das Zimmer durchwanderte und aus den Wäldern der fröhliche Gesang der Vögel drang.
Schließlich sagte der Indianer: »Es war ein tapferer Tod für George Thousand Names. Nach den modernen Vorstellungen war er einer unserer größten Medizinmänner. Vielleicht hätte er niemals wie ein Adler fliegen können, wie es die Wunderwirker in längst vergangenen Tagen vermochten, aber er nutzte seine Kräfte bis zum Äußersten. Ich glaube, wir können ihm alle dafür dankbar sein.«
»Ich musste es jemandem erzählen, der es mir glaubt«, sagte ich leise. »In San Francisco wurde es als einfacher Selbstmord hingestellt. Die offizielle Erklärung lautet, dass dies alles das Werk eines Geisteskranken war, der schließlich von der Brücke sprang.«
»Tja«, sagte Walter Running Cow, »ich nehme an, dass alle Kulturen ihren Rationalismus brauchen. Sogar die indianische Magie hat ihre wunden Punkte.«
»Wird Coyote jemals wiederkommen?«
Er sah mich an, sein Gesicht wirkte sehr ernst. »In unserem Leben wahrscheinlich nicht. Aber irgendwann. Ich will Ihre Tat nicht abwerten, aber jemand wie Sie kann einen Dämon wie Coyote nicht für immer verbannen. Und Big Monsters Haar schwimmt noch auf den Fluten des Ozeans.«
»Da wir gerade von Haaren sprechen … Ich möchte eines tun.«
Ich öffnete die Einkaufstüte, die ich mitgebracht hatte, und nahm den getrockneten, borstigen Skalp von Coyote heraus.
Walter Running Cow sah ihn lange Zeit mit einer Mischung aus Ergriffenheit und Respekt an, dann meinte er: »Es ist gut, dass Sie ihn hergebracht haben. George Thousand Names wird Ihnen dafür im Himmel danken.«
Wir drei traten im schwindenden Tageslicht auf die Terrasse. Dort band ich Coyotes Skalp an das Geländer, neben die Felle und die Schneeschuhe. Dann standen wir in der Weite des indianischen Abends da, während die Brise durch die langen Gräser wehte und die Trophäe herumwirbelte, die George Thousand Names gehörte. Man spürte, dass die Wärme des Jahres bereits nachließ, im Mond des dürren Grases, dem Monat nach dem Mond des Dämons.