Elftes Kapitel

Die Automatik holte sie schließlich herein, ausgerichtet auf den Konus. Es war ein problemloses Manöver. Die Greifer packten zu und hielten sie an beiden Seiten fest. Die Anweisung zum Öffnen der Kabelluken traf ein. Abgelehnt, sendete Pyanfar zurück, verweigerte diesen Befehl. Unter den gegebenen Umständen war es nicht wahrscheinlich, dass die Station das übergenau nahm. Es erfolgte auch keine Beschwerde, sondern nur eine Druckanzeige für die Station selbst und eine Empfehlung, die Luftregler in der Schleuse zu benutzen.

»Sie wissen, dass es Ärger gibt«, brummte Pyanfar. »Tirun, jemand muss an Bord bleiben. Und zwar du, du und Geran! Tut mir leid.«

»Aye«, murrte Tirun unglücklich. Keine Diskussion. »Soll ich Geran anrufen und es ihr sagen?«

»Tu das!«

»Ich möchte, dass ihr beide fit seid. Wenn wir nicht zurückkommen können, dann übernimm nach eigener Einschätzung den Befehl. Übernimm das Schiff und verschwinde von hier! Stell auf Kirdu eine Mannschaft ein — Mahendo‘sat oder sonst welche; und sieh zu, dass sie sich bezahlt macht, hörst du?«

Tiruns Ohren sanken herab. »Du planst das doch nicht.«

»Götter, nein, das ist kein fester Plan. Aber falls. Falls, alte Freundin. Falls wir verlieren — in irgendeinem Sinn —, dann soll weder Hani noch Kif eine Hand an die Stolz legen. Das steht fest.«

»Das steht fest«, sagte Tirun. »Tully — unser Problem oder eures?«

»Meines«, sagte Pyanfar. »Er ist ein wandernder Beweis, und ein größeres Problem, als ihr es gebrauchen könnt. Ihr habt dieses Band; ihr habt mit dem Kirdu-Stationsmeister einen Verbündeten, wenn es soweit kommen sollte. Ich lasse euch keinerlei Instruktionen hier. Wenn etwas schief geht, schafft euch eure eigenen Regeln.«

»Klar«, sagte Tirun.

Der Befehl trennte die Schwesternpaare. Wenn es soweit kam, dann würden Tirun und Geran eine verwundete Hälfte sein. Aber so war die Lage: Sie wollte Harals Größe und Kraft dabeihaben, und Tirun war kaum fit für einen Kampf. Chur war die Kleinste von allen, aber von den beiden übrigen das ausgeglichenere Temperament. Pyanfar streckte im Aufstehen eine Hand aus und drückte Tiruns Schulter. Praktische Erwägungen. Tirun wusste das.

Sie versammelten sich alle auf dem Unterdeck, sauber und gekämmt mit Ausnahme von Tirun, die zu keinem Zeitpunkt Gelegenheit zum Waschen gefunden hatte. Tully trug ein weißes Stsho-Hemd, das um die Hüfte von einem Gürtel gehalten wurde, sowie eine bessere blaue Kniehose — wahrscheinlich von Haral, die Kleider mit ihm geteilt hatte. Pyanfar betrachtete sich die Gruppe; das Parfüm in ihrer Tasche kam ihr wieder in den Sinn, und sie holte es hervor und warf es Tully zu. »Viele Dinge sind hilfreich«, sagte sie. Tully öffnete die Flasche und schnupperte, runzelte die Nase und machte ein zweifelndes Gesicht, aber als sie ihm bedeutete, es anzuwenden, sprühte er etwas auf die Hand und wischte es in den Bart und an den Hals. Er hustete und steckte sich das Fläschchen in die eigene Tasche.

»Noch etwas«, sagte Pyanfar und brachte einen hübschen goldenen Ring aus der Tiefe ihrer linken Hosentasche zum Vorschein, reichte ihn Hilfy und erlebte die Befriedigung, den Blick in deren Augen zu sehen. »Ich möchte dich nicht ohne Ring irgendwohin mitnehmen. Wenn wir Kif treffen oder auch höflichere Gesellschaft… siehst du besser nach dem aus, woher du stammst, hörst du, Kleine?«

»Danke«, sagte Hilfy, sah unsicher aus und nervös, aber Geran zog sofort ihren Kopf heran und packte eine für den Ring geeignete Stelle, stieß ihn für Hilfy darauf und befestigte ihn.

»Huch«, sagte Pyanfar, als ihre Nichte dort stand, am Ohr das erste schimmernde Gold und aus den Augen leuchtenden Stolz. »Kommt! Schauen wir uns an, was da draußen auf uns wartet! — Tirun, Geran, ihr haltet die Schleuse für jeden außer uns verschlossen, ganz egal, wie schlimm sich etwas anhört, egal, was euch auch angeboten wird! Besetzt den Kom im Op! Sagt Goldzahn, dass er sich auf den Weg machen soll!«

»Aye«, bestätigte Tirun. Weder sie noch Geran war mit der Anweisung, auf dem Schiff zu bleiben, zufrieden. Geran versuchte fröhlich zu sein, hatte aber keinen Erfolg dabei. »Seid vorsichtig«, sagte sie und tätschelte Churs Schulter. »Glück sei mit euch!« schloss Tirun.

Pyanfar nickte den anderen zu und ging mit ihnen den Korridor hinab, ließ Geran und Tirun zurück und machte sich auf den Weg zu den sich ihr stellenden Aufgaben; sie und Haral und Chur und Hilfy und Tully, der als einziger von ihnen zurückblickte und dabei ein verlorenes Gesicht zeigte.

Pyanfar betrat als erste die Luftschleuse und wartete auf Tully, die Hand auf dem Griff der Pistole in ihrer Tasche — wie alle von ihnen eine hatten, außer Tully. Er eilte zu ihnen hinein, und Haral schloss die innere Luke. Einen weiteren verrückten Augenblick lang debattierte Pyanfar mit sich selbst, fasste dann einen Entschluss und öffnete das Schließfach neben der äußeren Luke, holte die dort aufbewahrte Pistole heraus und reichte sie Tully.

»Hosentasche«, sagte sie, als er sie ängstlich und überrascht anblickte. »Hosentasche. Nicht anfassen. Nicht daran denken. Wenn ich schieße, dann kannst du auch, hörst du? Wenn du mich schießen siehst, dann schießt du auch! Aber das werde ich nicht machen. Hier geht es zivilisiert zu. Hani glauben nicht jeden Unsinn, den ihnen Kif erzählen, und die Kif wissen das. Wenn sie unverschämt werden, dann werden sie sich mehr Hani gegenübersehen, als sie es sich jetzt vorstellen, vor denen sie nicht weglaufen können. Das verspreche ich dir. Wenn du das Ding zur falschen Zeit ziehst, dann ziehe ich dir die Haut ab!«

»Verstanden«, sagte Tully inbrünstig. Er steckte sich die Pistole in die Tasche und steckte die Hände demonstrativ auf dem Rücken in den Gürtel. »Ich hören Befehle. Ich nicht machen Fehler.«

»Huch.« Sie packte den Riegel. Die Außenluke der Luftschleuse öffnete sich vor ihnen und ihre Ohren knackten unter der Druckveränderung, als die kalte Luft vom Dock durch die Röhre des Rampenganges hereinstieß. Sie hörten Echos von den Geräuschen draußen, aber nichts Ungewöhnliches war darunter. Pyanfar führte die anderen auf die Platten des Rampengangs, um die Biegung herum und hinunter in die graue Eintönigkeit des Docks mit all seinem Metall und seinen Maschinen.

Der Übersetzer befand sich jetzt außerhalb seines Empfangsbereiches; damit war Tully effektiv taub und stumm. Pyanfar betrachtete ihn von der Seite her, während sie durch den Türbogen der äußeren Schleuse auf das Dock selbst herauskamen. Er hielt sich dicht an Chur und Hilfy — oder sie sich an ihn, während Haral den Schluss bildete, groß und solide und sachlich aussehend mit ihren Narben und dem beringten linken Ohr. Sie hatte diesen Platz instinktiv eingenommen, um den Rücken zu decken und möglicherweise auch Tully abzufangen, falls er den Kopf verlor. Letzteres war nicht wahrscheinlich, dachte Pyanfar mit einiger Beruhigung. Als alte Jägerin, die sie war, hatte sie doch viel Gespür dafür, in welche Richtung sich Dinge in einer Krise entwickelten, und ihrer Einschätzung nach ging es mit Tully in die andere Richtung. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit entschlossen nach vorn, wo Dockarbeiter Seilbarrieren angebracht hatten und wo eine Stationsbeamte — entweder aus dem Haus Llun oder einem von einem halben Dutzend anderer Beschützter Familien, die die Station betrieben — mit ihrem Körper den Zugang verstellte, Schutz genug für eine Hani- Station, wo zivilisierte Leute wussten, was sie auslösten, wenn sie eine Wächterin angingen, die hier ihre Familie und deren Stellung repräsentierte.

Diese Wache war eine Llun, wenn die Haltung der Ohren irgendein tatsächliches Indiz war, eine reife Hani in der schwarzen Kniehose eines unvorstellbar alten Beamtentums. Die Llun zog ein Papier aus dem Gürtel hervor, als sie sich ihr näherten, und bot es an, nicht ohne einen Ohrenunten-Blick auf Tully; jedoch bewahrte sie ihre Würde. »Ker Chanur, du wirst gebeten, dich zur Versammlung in den Hauptversammlungsbereich zu begeben. Du wirst für die anderen deiner Gruppe verantwortlich gemacht; es wird angenommen, dass das Mahen- Schiff unter deinem Schutz steht.«

»Akzeptiert«, sagte Pyanfar und nahm das Papier entgegen. Die Llun trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, makellos in ihrer Neutralität. Ein Stückchen weiter entfernt, am nächsten Liegeplatz, war vor dem Zugang zur Mahijiru eine ähnliche Barriere eingerichtet. »Kommt!« sagte Pyanfar zu den anderen und ging dorthin, ergriff die Gelegenheit, einen prüfenden Blick auf die amtliche Vorladung zu werfen. »Anklagen sind erhoben«, sagte sie.

»Verletzung des Paktes und Piraterie.«

»Verflucht sollen sie sein!« murrte Chur.

»Wir werden dafür sorgen, dass das zu den Akten gelegt wird«, sagte Pyanfar, sah wieder auf und ließ das Kinn herunterfallen, als Goldzahn eine beträchtliche Anzahl Mahe auf das Dock führte, ein Goldzahn, der mit dunkelrotem Kragen und Kilt glänzte und vor Mahen- Auszeichnungen glitzerte. »Bei den Göttern, schaut ihn euch an!«

»Kaufmann?!« fauchte Haral. »Dann bin ich ein Kif.«

»Kommt!« sagte Pyanfar zu ihren Begleitern. Goldzahn reichte seine Papiere der wachhabenden Hani, aber diese winkte ihn ungeprüft durch. Der Mahe und seine Besatzung kamen herbeimarschiert, um sich auf dem Weg zum Haupteingang des Docks zu Pyanfar zu gesellen, eine hochragende dunkle Menge Mahendo‘sat. Sie trugen offen Handfeuerwaffen, nüchtern aussehende schwere Pistolen, ans rechte Bein geschnallt. Mehr als nur einer trugen in dieser Gruppe Orden.

»Wohin wir gehen?« fragte Goldzahn.

»Zur Versammlung. Ihi. Der Ort, wo wir Dinge regeln. Hani-Gesetz hier, Mahe. Zivilisiert.«

»Haben Kif hier«, brummte Goldzahn. »Haben Jik bewachen unser Rücken.«

Sie betraten den Korridor. Er erstreckte sich vor ihnen, poliert, sauber, ungewohnt leer.

Keine jungen Leute zu sehen, überhaupt wenig Leute außer uniformierten Beamten, sehr wenige Hani in Raumfahrerkleidung, die schweigend zuschauten und ihnen auswichen.

»Zu wenige«, beobachtete einer der Mahe. Goldzahn brummte nichtssagend.

»Verdammt zu wenige«, meinte Pyanfar. Sie bog um eine unvermeidliche Ecke und erblickte voraus die Tore der Versammlungshalle, die zweifach bewacht waren. Daraufhin dachte sie nicht mehr groß an ihre Begleiter, ob Mahe oder Außenseiter oder Verwandte, zuckte mit den Ohren, damit die Ringe sich ordentlich reihten, und winkte den schwarz behosten Hani, die dort standen, mit erhabener Geste zu.

»Chanur«, sagte eine. Die Tore schwangen auf, und dahinter war eine wimmelnde und geräuschvolle Menge Hani versammelt — eine Menge, die stiller wurde und sich zurückzog, als die Neuankömmlinge hereinrauschten. Pyanfar blieb in der Mitte stehen und blickte zum Kardinalpunkt des Raumes, wo die Stationsverantwortlichen beisammen standen, Llun und Khai und Nuurun, Sahan und Maura und Quna, erkennbar an ihrer Stellung und den aufgehängten Fahnen, vor denen sie standen.

Und Kif zu ihrer Rechten, eine Horde griesgrämiger Reptiliengesichter mit bodenlangen schwarzen Gewändern. Ein Stsho-Paar. Pyanfar runzelte die Nase und ließ die Ohren hängen, hob sie aber wieder, als sie die Llun anblickte, die im Zentrum standen und zwischen den übrigen Stationsfamilien hervorragten. Sie hob das Funkgerät und reichte es einem Amtsdiener, der es zur Llun-Ältesten brachte.

»Chanur erbittet Transport auf den Planeten«, sagte Pyanfar ruhig. »Unser Anspruch hat Vorrang vor jedem Prozess.«

Die Llun-Älteste — Kifas Llun selbst, breit und solide und unverkennbar in ihrem Gold und ihrer Würde, nahm das Funkgerät bedächtig und schob es sich in den Gürtel, blickte dann wieder zu Pyanfar. »Eine Beschwerde wegen Piraterie ist gemäß Paktgesetz eingereicht worden; nach dem Vertrag hat diese Station Verpflichtungen, die selbst Vorrang besitzen.«

»Die Rechte einer Familie haben, wenn in Frage gestellt, Einfluss auf das Vertragsrecht und definieren den Han. Unsere Stellung steht in Frage.«

Die Llun zögerte, hatte die Lippen zusammengepresst. »Noch ist keine Herausforderung erfolgt.«

»Noch nicht. Wird es jetzt aber — oder nicht, Ker Kifas? Du weißt es, und ich weiß es, und es gibt solche, die ganz offen darauf zählen. Eine Frage der Billigkeit, Ker Kifas, eine Frage der Billigkeit.«

Ein langes Schweigen kehrte ein. Die Ohren der Llun-Ältesten senkten sich und richteten sich wieder auf. Ihre Nase runzelte und glättete sich wieder. »Eine Frage der Billigkeit«, erklärte sie. »Die Beschaffenheit des Han steht tatsächlich in Frage. Familienrecht besitzt Vorrang. Die Anhörung wird verschoben, bis die Rechte von Chanur und Mahn geregelt sind.«

»Nein«, sagte eine vertraute kifische Stimme. Unter den hochgewachsenen schwarzgewandeten Gestalten regte sich etwas, und Pyanfar hob die Hände an die Hüften und dicht an die Hosentaschen. Weitere Kif bewegten sich — und zur Empörung der Halle verließ die Kif-Gruppe den Rand der Versammlungshalle und kam zum Zentrum. Die Stsho gingen mit ihnen, spindeldürre und bleiche Gestalten, sorgenvoll und finster, ihre Pastellmuster auf den weißen Häuten asymmetrisch und erratisch; sie waren unruhig und ließen die Köpfe hängen. Und ein Kif überragte die anderen, und seine Haltung kündete von Autorität in ihren Reihen. Pyanfar schürzte die Lippen, behielt die gesamte Kif-Gruppe fest im Auge, ein gutes Dutzend von ihnen und, die Götter wussten es, mit Waffen unter den Gewändern.

»Akukkakk«, sagte sie.

»Wir protestieren gegen diese Entscheidung«, sagte der Kif zur Llun. Nicht winselnd, keineswegs; er richtete sich auf bis an die Grenze zur Arroganz. »Eigentum von uns steht in Frage. Wir haben Schaden erlitten. Dieser Außenseiter und diese Mahe, um die geht es. Ich beanspruche genauso auch diese Mahe für Verbrechen, die sie in unseren Territorien begangen haben. Sie stammen vom Schiff Mahijiru, das aufgrund von Verbrechen gegen den Pakt gesucht wird.«

»Tully«, sagte Pyanfar. »Die Papiere!«

Er kam an ihre Seite und reichte sie ihr, starr und ruhig. Sie gab die Papiere an den Amtsdiener weiter, der sie nahm und las.

»Tully. Eingeschrieben bei Kirdu-Stationsbehörde als Besatzungsmitglied von Chanurs Stolz, mit einer Mahen-Registrationsnummer.

»Die Verbindung ist offenkundig«, sagte der Kif. »Ich beschuldige diesen Außenseiter des Angriffs auf ein Kif-Schiff in unseren Territorien; des Mordes an Kif-Bürgern; zahlreicher Schandtaten und Verbrechen gegen den Pakt und gegen Kif-Gesetze in unseren Territorien.«

Pyanfar legte mit einem dünnen, unfreundlichen Lächeln den Kopf zurück. »Reine Erfindungen. Ist Llun willens, diesen Zug zu tolerieren?«

»Wobei«, führ Akukkakk fort, »dieses Chanur-Schiff und seine ganze Besatzung auf Treffpunkt intervenierten, einen Feuerwechsel auf den Docks provozierten und den Tod eines Angehörigen meiner Besatzung, desgleichen einen Hani-Angriff in Stationsnähe, gegen den wir uns verteidigen mussten. Ein Angriff, in den auch dieser Mahe eingriff und dabei beschädigt wurde, ein rücksichtsloser Akt der Piraterie…«

»Lüge!« sagte Goldzahn. »Haben hier Papiere von mein Regierung mit Anklagen gegen dieses Kif.«

»Eine weitreichende Verschwörung«, sagte Akukkakk, »in die sich Chanur selbst verwickelt hat. Ambitionen, weise Hani. Kennen Sie Chanur nicht — für seine Ambitionen? Ich bin Kif. Ich habe sogar davon gehört, dass Chanur die ferneren Territorien, die Ihre Schiffe aufsuchen, fest im Griff hält, um sie sich und den eigenen Parteigängern vorzubehalten. Jetzt machen sie ihre eigenen Geschäfte mit den Mahe; jetzt schließen sie separate Abkommen mit Außenseitermächten, entgegen dem Pakt und für den eigenen Profit. Die Beziehungen zwischen Kif und Mahe sind nicht freundschaftlich; wir kennen im besonderen diesen Kapitän und seinen Begleiter, der bewaffnet unmittelbar vor der Peripherie der Station schwebt und wartet, eine Bedrohung für unsere Schiffe und Ihre. Ist das Ihr Gesetz? Ist das Respekt vor dem Pakt?«

»Llun«, sagte Pyanfar, »dieser Kif missachtet die Entscheidung der Station. Ich brauche das Spiel, mit dem er sich hier beschäftigt, nicht exakt zu beschreiben. Das Gesetz beschützt den Han vor solchen Manipulationen von außen. Diese Beschuldigungen sind nur Taktik, sonst nichts«

»Nein«, sagte eine Stimme von der Empore hinter ihr. Eine Hani-Stimme. Eine Stimme, die sie schon einmal gehört hatte. Pyanfar drehte sich um und richtete die Ohren auf, als sie eine ganze Ansammlung vertrauter Gesichter auf der anderen Seite der Halle erblickte. Dur Tahar und ihre Besatzung, und die Faha an ihrer Seite.

»Das ist keine Anhörung«, sagte die Llun. »Die Kif-Delegation ist berechtigt, einen Protest vorzubringen; aber die Angelegenheit ist verschoben.«

Dur Tahar trat vor und baute sich breitbeinig auf. »Was ich zu sagen habe, hat Einfluss auf den Protest. Der Kif hat recht, dass die Chanur zu weit gegangen ist und auf eigene Faust Abmachungen getroffen hat. Frag nach einem Übersetzerband, das Chanur den Mahendo‘sat verkauft, uns jedoch vorenthalten hat! Frag nach dem Außenseiter, den Chanur als Besatzungsmitglied ausgibt! Frag nach Abmachungen, die in den Stationsbüros von Kirdu ausgearbeitet wurden, die andere Hani ausschließen und Zwischenfälle von dort bis zum Treffpunkt erzeugt haben!«

»Bei den Göttern, Ambitionen!« schrie Pyanfar und streckte eine Kralle nach der Tahar aus.

»Ambitionen hat ein Raumkapitän, der sich auf die Seite eines hanimordenden Kif stellt, um dem Griff seines Hauses nach mehr Macht zu dienen. Götter!« rief sie und blickte sich im Raum um zu den fremden Gesichtern, zu Unbekannten, systeminterne Besatzungen und zum größten Teil ohne Landbesitz auf Anuurn.

»Ist hier irgend jemand von Aheruun? Irgend jemand von dieser Seite der Welt, jemand, der für das Handur-Schiff sprechen kann, das dieser Kif am Treffpunkt vernichtet hat, während sie im Dock steckten und keine Vorstellung hatten, dass es im System irgendwelchen Ärger gab? Ambitionen — hat diese Tahar, die uns beschädigt und allein auf Kirdu zurückließ und nach Hause flog, um die Informationen zum Vorteil von Tahar zu nutzen, die gemeinsame Sache mit den Kif macht, jenen Kif, die drei Hani-Schiffe trafen und ein viertes, das von außerhalb in unseren Raum kam, einem Kif, der diese arme Stsho terrorisiert und gezwungen hat, mit die Götter wissen welcher Geschichte hierher zu kommen, einem Kif, der eine Krise erzeugt hat, von der die gesamte Struktur des Paktes in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei den Göttern, ich weiß, was die Tahar blind gegenüber den Tatsachen macht… aber ihr, ihr, Faha… große Götter, sie haben eure Verwandten getötet, und ihr steht hier auf der Seite des Hakkikt, der euch geentert hat? Was ist mit dir geschehen, Hilan Faha?«

Hilan öffnete den Mund zur Antwort, trat mit zurückgelegten Ohren und wildem Blick vor. Die Kif heulten und knackten und ertränkten damit alles, was sie zu sagen versuchte, und heulten solange, bis Akukkakk selbst einen knochigen grauen Arm hob und rief und sich den Llun zuwandte. »Gerechtigkeit, Hani, Gerechtigkeit! Diese lügnerische Diebin Chanur war von Anfang an in die Geschichte verwickelt, eine geheime Verbündete der Mahendo‘sat, eine Agentin von ihnen, seit es losging, mit ihnen gemeinsam an Angriffen beteiligt, rücksichtslosen Angriffen in unseren Territorien, die wir nicht vergessen.«

»Dieses Kif«, brüllte Goldzahn noch lauter. »Hakkikt, Mörder! Dreißig Schiffe sein. Machen alle Kif zusammen, dieses Hakkikt! Machen neue Art Ärger in Pakt, sich nicht scheren um Pakt, spucken auf Pakt!«

Er trat vor, zog eine Brieftasche aus seinem Gürtel hervor und stieß sie dem Amtsdiener in die Hände. »Papiere von meines Regierung sagen Wahrheit. Hani und Mahe jagen dieses, ja. Haben Kif weglaufen vor Mahe, gehen in Territorium von dieses neue Außenseiter, dieses Tully. Große Territorium. Große Ärger. Ich machen Wahrheit für Han; ich machen Lügner dieses Akukkakk Hinukkui. Ich Zeuge auf Treffpunkt. Dieses Kif lügen!«

»Gefährden unsere Station«, stammelten die Stsho, nach vorne gestoßen von den Kif. »Wir protestieren.., wir protestieren gegen diesen Vorfall; verlangen Entschädigung…«

»Genug!« sagte die Llun über den ganzen Aufruhr hinweg, und der Lärm der Hani erstarb rasch; ebenso verklang das Gebrüll der Kif.

»Llun«, sagte Hilan Faha in dieser Stille.

»Genug!« erwiderte die Llun mit finsterem Gesicht. »Der Kif ist berechtigt, zu protestieren und einen Anspruch vorzubringen. Aber da dieser Anspruch besteht, haben alle Seiten das Recht, gehört zu werden. Noch eine Stellungnahme ist in dieser Sache abgegeben worden.«

Sie zog eine Karte aus dem Gürtel hervor und hielt sie dem überbeanspruchten Amtsdiener hin, der sie hastig nahm und in den Wandschlitz steckte, über den der die Halle überblickende Bildschirm kontrolliert wurde. Er erwachte zum Leben und in eiligen Buchstaben erschien:

Stsho kif knnn (+) hani mahe tc’a station schiff schiff schiff schiff schiff selbst handeln töten sehen hören fliehen schauen wissen fürchten wollen sehen hani fliehen helfen knnn bruch bruch bruch bruch bruch bruch selbst Pakt Pakt Pakt Pakt Pakt Pakt Pakt helfen helfen helfen helfen helfen helfen helfen Tc‘a-Kommunikation, Matrix-Kommunikation eines vielteiligen Gehirns, simultane Gedankenketten. Pyanfar studierte sie und holte tief Luft, und auch Goldzahn schaute und die Kif und die ganzen Hani.

»Unser Schatten«, murmelte Haral. »Der Tc‘a bei diesen verflixten Knnn.«

»Haben sich selbst einen Dolmetscher besorgt, bei den Göttern«, brummte Pyanfar, und ein gewaltiges Grinsen verbreitete sich auf ihrem Gesicht. »Haben sich selbst diesen Tc‘a von Kirdu geholt, und er spricht zu uns, mögen die Götter ihn belohnen… Sehen Sie das, Kif? Ihren Nachbarn gefällt Ihre Gesellschaft nicht, und noch jemand hat gesehen, was passiert ist, jemand, den Sie nicht korrumpieren können.«

»Dank dir haben wir eine größere Krise!« rief Dur Tahar und schob sich zwischen Pyanfar und die Llun. »Mögen die Götter dich verdammen, Chanur, dass du Ermutigung darin findest zu wissen, auch die Tc‘a stecken in diesem Schlamassel mit drin. Knnn haben nach dem Abflug von Kirdu mein Schiff bedrängt, Knnn, wie in den alten Tagen der toten Raumfahrer und geplünderten Frachter. Bist du stolz darauf, dass du sie mit hineingezogen hast? Ich fordere die Arretierung dieses Außenseiters bis zum Rechtsspruch; Außerkraftsetzung der Zulassung und der Papiere dieses Mahe; einen Verweis des Kapitäns der Chanurs Stolz, ihrer ganzen Besatzung und des Hauses, das ihre Einmischungen fördert.«

»Aber nichts für die Kif?« stellte Pyanfar die Gegenfrage. »Nichts für einen Kif-Abenteurer, der Hani und Mahe ermordet hat und der eine mächtige Außenseiterrasse provoziert, mit allem, was das bedeuten mag? Ambitionen, Tahar, und Gier — und Feigheit. Was hast du von den Kif bekommen? Ein Versprechen, dass Tahar-Schiffe sicher sein werden, wenn dies hier erledigt ist? Ich habe einen Bestechungsversuch der Kif zurückgewiesen. Was hast du gemacht, als sie mit dem Angebot zu dir kamen?«

Es war ein Schuss ins Blaue, ein wilder Schuss; und die Ohren der Tahar legten sich zurück und die Augen weiteten sich, als wäre sie schwer und unerwartet getroffen worden. Alle sahen es. Schweigen kehrte plötzlich im Raum ein, und die Tahar wussten sichtlich nicht, was sie tun sollten; die Kif drängten sich stärker zusammen und die Stsho hielten einander fest. Der Anblick dieses Rückzuges bot eine bittere Befriedigung. »Bastard!« sagte Pyanfar mit plötzlich aufwallendem Kummer um die Tahar und die Faha, die dort mit hängenden Ohren standen, in dieser Gesellschaft. Akukkakk hatte die Arme verschränkt, und kifische Heiterkeit zog ihm die Mundwinkel herab und verlängerte sein graues und verrunzeltes Gesicht.

»Er lacht«, sagte Pyanfar laut, »über Hani-Schwächen. Über Ambitionen, die uns vergessen lassen, dass wir nicht auf allen Märkten und nicht mit allen Gütern Handel treiben; und über seine Vermutung, dass wir auch hier feilschen, damit wir unsere Schiffe wieder außerhalb unseres Heimatsystems operieren lassen können.., denn dort draußen sind mehr Kif, als ihr sehen könnt, und nicht alle Hani werden kämpfen. Hani tun es nie, haben es nie getan. Und ich bin lange genug aufgehalten worden. Mir ist Beförderung auf den Planeten zugesagt worden, und ich nehme sie in Anspruch. Ich kehre heim und ich komme wieder zurück, Meisterdieb, Meistermörder… und ich werde Sie auf dieser echten Anhörung sehen.«

Akukkakk lachte nicht mehr. Seine Arme waren noch verschränkt. Die Kif waren alle sehr ruhig. Der ganze Raum war es. Pyanfar verbeugte sich steif vor den Llun, drehte sich um und ging zur Tür, aber Goldzahn und seine Leute zögerten noch, standen den Kif gegenüber. Tully wurde langsamer und blickte zurück, und auch Pyanfar tat es mit gerunzelter Stirn.

»Goldzahn, kommen Sie! Ich bin für Sie verantwortlich, hören Sie? Wie die Tahar sich für diese Kif auf der Station verantwortlich erklärt haben. Kommen Sie!«

Die Tahar sagten nichts zu dieser Stichelei. Das war ein Maßstab für ihre Verwirrung.

»Haben Freund«, sagte Goldzahn zu Akukkakk. »Diesmal haben Freund, und nicht in Dock. Sie gut Dock, Kif, haben Nase an Station. Vielleicht Sie bitten Hani geben Ihnen sicheres Eskorte, ah?«

Akukkakk schaute finster drein. »Vielleicht. Und vielleicht wird Chanur so freundlich sein, das selbst zu tun. Wenn sie von Anuurn zurückkommt.«

Ein kalter Wind fuhr über Pyanfars Rücken. Sie starrte für einen Moment auf den Kif und erwog die Chancenverteilung. Die Llun und die systeminternen Kaufleute dachten sicher ähnlich, überlegten wohl, was sie logischerweise überhaupt tun konnten bei sieben Kif- Schiffen und zwei Mahe-Jägern.

»Geben Sie mir diesen Außenseiter«, sagte Akukkakk. »Oder das Übersetzerband. Das ist nicht viel. Ich kann es von den Mahe bekommen, früher oder später.«

»Ha, wie Sie es kriegen von Hani?« brummte Goldzahn. »Was Hani geben«, sagte Pyanfar finster und voller Abscheu, »ist Sache des Han. Übereinstimmung. Möglicherweise, Hakkikt. Vielleicht werden wir uns im Gespräch über diese Sache einigen, mit Sicherheiten für alle Seiten. Bevor der Pakt mehr Schaden erleidet als bereits geschehen.«

Das allseitige Schweigen dauerte an. Die Stsho starrten aus gehetzt wirkenden blassen Augen, die Kif aus rotgeränderten dunklen Augen, die Hani aus bernsteingeränderten schwarzen. Kif-Redlichkeit. Sie drehte sich um und zog sich bis zur Tür der Halle zurück, und diesmal kamen Goldzahn und seine Leute mit, ebenso Tully, dessen Gesicht blass war und schweißgebadet.

Die Tür ging auf und schloss sich hinter ihnen wieder. Sie kamen an den Llun-Wachposten vorbei. Vor ihnen erstreckte sich der leere Korridor.

»Gehe zu mein Schiff«, sagte Goldzahn. »Werde zurückziehen und Wache halten über dieses Kif-Bastard.«

»Wir gehen zum Fährenstartplatz«, sagte Pyanfar. »Wir haben Aufgaben, die nicht warten. Habe dummen Sohn und Ärger in Chanur-Holding. Leben und Tod, Mahe.«

»Kif finden Sie gehen, machen ein Schuss Ihre Fähre. Jik machen Ihnen Geleitschutz, a? Fliegen dicht Ihres Seite, machen Orbit, bringen Sie sicher zurück.«

Sie starrte hinauf in das sehr ernste Gesicht des Mahe, streckte die Hand aus und tätschelte seinen dunkel bepelzten und muskulösen Arm. »Wenn Sie hiernach einmal Hilfe brauchen, Mahe, bekommen Sie sie. Nummer Eins Hilfe. Dieser Kif lügt. Sie wissen es.«

»Wissen es«, sagte Goldzahn. »Wissen es ganze Zeit.«

Ihre Wege trennten sich am Schnittpunkt der Korridore.

Pyanfar wies den Weg zurück zum Dock, ein gerader Weg voraus, und Goldzahn nahm ihn, begleitet von seiner Mannschaft, eine Gruppe hochgewachsener dunkelpelziger Gestalten, die den Korridor hinab verschwanden. Pyanfar winkte die eigene Gruppe in die andere Richtung, wo sich der Weg zum Fährenstartplatz bog.

Schritte kamen eilig von hinten heran, krallenbewehrte Hani-Füße in würdeloser Hast.

Pyanfar und ihre Leute drehten sich um und erblickten eine junge Frau in schwarzer Stationsuniform, die sich keuchend näherte. Die junge Frau verbeugte sich hastig und blickte wieder auf, die Ohren schüchtern gesenkt. »Kapitän. Ana Khai. Die Station bittet dich, zu kommen. Ihr alle. Schnell und still.«

»Die Station hat mir gestattet, mich um meine eigenen drängenden Angelegenheiten zu kümmern, junge Khai. Mir steht eine Fähre zum Planeten zu. Ich halte mich nicht für Konferenzen auf.«

»Mir ist nur das gesagt worden«, hauchte die Khai und blickte nervös von einem zum anderen. »Ich muss euch bringen. Der Llun ist dort. Schnell! Bitte.«

Pyanfar funkelte die junge Frau an, nickte kurz und winkte den anderen, der Botin zu folgen.

»Mach schnell!« sagte Pyanfar brüsk, und die Jugendliche eilte so schnell sie konnte dahin, schaffte es kaum, vor ihnen zu bleiben.

Es war, wie die Khai gesagt hatte, nicht weit, einer der zweitrangigen Konferenzräume, an dessen Tür sich ein ganzes Heer von Stationsleuten und Systemraumfahrern herumtrieb, eine Menge, die sich bei ihrer Annäherung teilte und nach ihnen hereinschwärmte.

Tatsächlich der Llun. Der alte Mann der Station saß auf einem gewaltigen gepolsterten Stuhl und war umgeben von Gefährtinnen / Töchtern / Nichten sowie ein paar minderjährigen Söhnen, ohne die Vasallen zu erwähnen, die schwarz uniformierten Beamten und die umherstehenden Raumkapitäne. Auch Kifas Llun war da, die erste Frau, neben ihm, und obendrein Vertreter anderer Häuser. Als Beschütztes Haus konnte Llun nicht herausgefordert werden, denn es hielt eine zu empfindliche Stellung, wie andere Halter von Häfen und Wasserwegen und Dingen, die alle Hani gemeinsam nutzten. Der Llun war bereits über seine Blütezeit hinaus, aber immer noch eindrucksvoll, als er sich erhob, und Pyanfar wechselte ihr finsteres Gesicht gegen ein respektvolles Nicken vor ihm und Kifas aus.

»Dieses Problem«, sagte er, und der rollende Bass seiner Stimme ließ die Luft erzittern.

»Dieser Außenseiter. Zeigt ihn mir!«

Pyanfar drehte sich um und packte Tully am Arm. Panik stand in seinen Augen, ein Widerwille, dichter an den Llun heranzugehen. »Er Freund«, sagte sie.

Daraufhin ging Tully hin, und Pyanfar hielt die Krallen um seinen Arm geklammert, damit er seine Manieren nicht vergaß. Er verneigte sich — soviel Verstand war ihm geblieben.

»Männlich, Na Llun«, sagte Pyanfar ruhig; der Llun nickte langsam, wobei seine mächtige Mähne wippte, und spitzte interessiert die Lippen.

»Aggressiv?« wollte er wissen.

»Zivilisiert«, sagte Pyanfar, »aber maheähnlich. Bewaffnet, Na Llun. Die Kif hatten ihn ein Zeitlang. Töteten seine Schiffsgefährten. Er entkam ihnen. Damit fing das alles an. Wir haben ein Übersetzerband über ihn. Wir stellen es vorbehaltlos zur Verfügung. Ich möchte festgestellt wissen, dass er es freiwillig gab und aus seinen eigenen Gründen. Die Tahar- Sache… eine Frage für den Han. Ich traue den Tahar nicht als Kurieren. Die Götter bezeugen es… es wird mir leid tun, recht zu behalten. Und mit deiner Erlaubnis, Na Llun, komme ich zurück, um deine Fragen zu beantworten. Aber die Zeit spielt jetzt eine Rolle. Ich erhielt die Erlaubnis zu gehen.«

»Die Herausforderung ist erfolgt«, sagte Kifas Llun, und Pyanfar warf ihr einen hatten Blick zu. »Die Nachricht ist gerade erst gekommen.«

Pyanfar schob Tully zurück in Hilfys Hände und wandte sich ohne ein Wort zum Gehen.

»Ker Chanur«, sagte Kifas, und sie warf einen brennenden Blick zurück. »Ein schnellerer Weg: hör mir zu!«

»Ich möchte eine Kom-Verbindung«, sagte Pyanfar. »Sofort!«

»Hör zu, Ker Chanur! Hör zu!« Kifas durchquerte den Raum bis zu ihr und fasste sie am Arm, um sie aufzuhalten. »Unsere Neutralität…«

»Mögen die Götter eure Neutralität verfluchten. Haltet mir den Rücken von Kif frei! Ich habe auf dem Planeten etwas zu erledigen.«

»Habe ein Schiff«, sagte eine aus den Reihen der systeminternen Kapitäne ungebeten, eine Hani von Harals Körperbau. »Es ist alt, Ker Chanur, aber es kann direkt auf Chanur-Gebiet landen, was mit keiner Fähre geht. Ein Tyo-Frachtlander; Raus Glück. Ich bin bereit, ihn in dieser Sache einzusetzen, wenn Chanur möchte.«

Pyanfar holte tief Luft und betrachtete den alternden Kapitän. Rau war kein planetares Haus.

System-Hani, ohne Land und Besitz, außer einem Schiff oder zweien, sofern es keine Tyo- Kolonisten waren.

»Dein Wort bedeutet etwas, Pyanfar Chanur«, meinte Kifas. »Wir sind durch den Pakt gebunden. Wir können nicht mehr tun, als diese Kif auf der Station festhalten. Du hast diese Mahe als Hilfe. Du kannst mehr tun als wir. Chanur hat zwei weitere Schiffe im Hafen, die möglicherweise von Nutzen sind. Tahar…«

Kifas beendete ihre Aussage nicht; beunruhigt zuckte sie mit den Ohren.

»Ja«, sagte Pyanfar. »Tahar. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich mich im Moment auf deren Schiffe verlassen würde.«

»Wir können keine Verteidigung aufbauen«, sagte Kifas. »Eure Kapitäne sind mit dem größten Teil ihrer Besatzungen auf dem Planeten; andere ebenso. Wir haben die Kif im Dock, solange es uns gelingt, sie festzuhalten, aber du hast es selbst gesagt — es kann noch mehr von ihnen geben.«

»Wir haben noch die Systemkapitäne.«

»Gegen die Geschwindigkeit von Sprungschiffen haben die nicht die geringste…«

Pyanfar sah sich zu den anwesenden Raumfahrern um.

»Geht zu den Sprungschiffen, die ihr erreichen könnt! Ihr könnt die Besatzungen auffüllen. Nehmt Befehle entgegen; egal von welchem Haus! Bringt diese Schiffe in Bereitschaft. Ich hole die Chanur-Kapitäne zurück und auch alle anderen, die ich finden kann. In der Zwischenzeit ist die Erhaltung der Startbereitschaft dieser Schiffe die beste Maßnahme gegen die Kif.«

Mit grimmigem Ernst blickte sie zu Kifas Llun. »Eure Neutralität ist dahin. Gib mir eine deiner Leute mit, damit sie unten bezeugt, was hier vor sich geht. Ich muss jetzt los. Sofort. Die Mahijiru und Aja Jin werden die Kif in Schach und die Wege offen halten. Wenn ich nicht hinuntergehe, Ker Llun… dann wird der Umsturz im Han Veränderungen herbeiführen, und das für mehr als nur Chanur. Die Tahar sind da unten, daran zweifle ich nicht, dazu bereit, ihren Anteil an der Beute einzustreichen. Ihr steckt bereits mit drin. Ich werde Chanur nicht untergehen lassen.«

»Rau«, sagte Kifas Llun. »Seid ihr bereit zu gehen?«

»In diesem Moment«, sagte der Rau-Kapitän.

»Ginas«, sagte Kifas und winkte einer ihrer Leute. »Geh mit den Chanur! Rede mit ihnen! Beantworte die Fragen, die dir gestellt werden! Du stehst unter ihrem Befehl.«

Die Ausgesuchte verneigte sich. Kifas winkte sie alle zur Tür. »Llun«, murmelte Pyanfar mit einer raschen höflichen Verbeugung vor Kifas und Na Llun, der sich wieder gesetzt hatte.

Dann drehte sie sich um und trieb ihre Leute einschließlich der Llun-Gesandten zur Tür, hinter dem Rau-Kapitän her. »Hier entlang!« sagte die Rau und deutete zu einer Biegung, die zu den Docks für Kleinfahrzeuge führte.

Kohan, überredete sich Pyanfar selbst, würde die Herausforderung nicht unmittelbar angenommen haben, ohne zu wissen, dass sie das System erreicht hatte. Und sicherlich wusste er es mittlerweile; ein Haus wurde routinemäßig unterrichtet, wenn ein zu ihm gehöriges Schiff andockte. Die Zeitplanung für die Herausforderung sprach dafür, dass seine Feinde Bescheid wussten, und dann tat es gewiss auch Kohan. Er war zu schlau, sich ohne ein paar Vorkehrungen in eine solche Sache treiben zu lassen. Mit ihrer ganzen Hoffnung vertraute sie darauf.

Zwei Flugstunden vom Fährenhafen bis zum Flugplatz für Chanur, Faha und die geringeren Holdings des Tales. Durch das Angebot der Rau wurde diese Zeit eingespart; und auch darauf baute sie ihre Zuversicht.

Und auf zwei Mahe.

Und mochten die Götter geben, dass Akukkakk etwas Hoffnung für sich sah. Wenn einer dieser Kif ein Angriffssignal auslöste, wenn sie sich zum Selbstmord entschlossen — er schaffte es vielleicht, wenn noch mehr Kif-Schiffe außerhalb des Scanner-Bereiches lagen.

Vielleicht fünf oder sechs Stunden Zeitverzögerung zwischen Nachricht und Angriff. Mit etwas Glück wussten die Kif vielleicht nicht, dass die im System versammelten Hani-Schiffe nur Rumpfbesatzungen an Bord hatten. Mit etwas Glück würden die Kif sie als Bedrohung einschätzen — wenn niemand geredet hatte.

»Euer Schiff«, sagte Pyanfar zur Rau. »Bewaffnet?«

»Haben ein paar Gewehre an Bord«, sagte die Rau.

Загрузка...