… und wieder ausgespuckt, eine schwindelerregende Wahrnehmung des Anderswo. Ein Schimmer vor ihren Augen, das war der Bildschirm, und die automatischen Instrumente suchten. Bei Bewusstsein bleiben, es nicht verlieren, nicht jetzt, die Hand auf den Kontrollen behalten… »Es klappt.« Aus der Unendlichkeit schwebte Harals Stimme zu ihr. »Oh, Götter.« Das war jemand anders. Hilfy? Ein Stern erschien im Fadenkreuz auf dem Schirm und verschwamm wieder.
»Bezugspunkt checken!« sagte Pyanfar. Ihre schwimmenden Augen suchten die Instrumente. Eine rote Lampe leuchtete. »Habe ein Problem«, sagte Haral, was ihr kalte Schauer über den Rücken jagte. »Keine positive I.D. für Bezugspunkt.«
»Festhalten!« Sie begann den geplanten zweiten Sprung abzufangen, nahm genug Geschwindigkeit weg, damit die suchenden Sensoren sich einstellen konnten. Ein Stöhnen war in Pyanfars Nähe zu hören, als das Bremsmanöver zupackte. Ihre Hand zitterte über den Kontrollen, schwebte über dem Schalter. »Götter«, ächzte Haral. »Wir haben es verfehlt.« Und dann Tirun: »Stop! Wir werden von der Masse abgelenkt!«
Eine dunkle Masse lag vor ihnen, genau die Masse, die sie aus dem Sprung gerissen hatte, die in ihrem Weg aufgetaucht war. Sensoren bemerkten sie; Alarmsignale gingen los und tosten durch das Schiff. Pyanfar bremste wieder heftig, zuckte zusammen, als die Schirme statisch rauschten und einer ausfiel. Etwas hatte nachgegeben.
»Wir wenden!« warnte sie die Besatzung. Die Stolz schwang mit dem nächsten Satz herum; Blut stürzte in Pyanfars Nase, und die inneren Organe, die Gelenke und das Fleisch wurden unabhängig voneinander hin- und hergerissen. Sie fauchte und kämpfte mit den Augenmuskeln, um ein klares Bild zu behalten, kämpfte mit einem verspannten Muskel, um die Hand an den Kontrollen zu behalten. Der Scanner zeigte, wie sie jetzt um Haaresbreite vorbeischossen, und sie trimmte das Schiff und ließ es dann weiterlaufen, buchstäblich am Hindernis vorbeigleiten.
Eine Kif-Stimme kam über Kom herein. »Identifikation; dringend!« Jemand wartete hier, stand Wache, erneut einer von Akukkakks langen Armen.
»Tante«, sagte Hilfys schwache Stimme, hörte sich an wie ein Gurgeln von Flüssigkeit.
»Kif..
»Hab‘s gehört.« Pyanfar zog Blut oder Schweiß in der Nase hoch, leckte den salzigen Geschmack von den Lippen und starrte auf die Bildschirme, die eine zu ihnen emporschwebende dunkle Masse zeigten… knapp vorbei, unglaublich knapp. Sie sendeten immer noch Knnn-Gesang, ein die Tonleiter hinauf und hinab wanderndes Klagen, Ticken und Winseln… das musste die Kif einfach fernhalten. Haral und Tirun redeten wild aufeinander ein, suchten mit den Sensoren nach einem Ausweg.
»Ich habe ihn!« rief Haral plötzlich aus. Ein Stern zeigte sich im Fadenkreuz.
»Ich schaffe es nicht«, sagte Pyanfar. Die Masse war zu nahe. Sie hatten keine andere Wahl, als daran vorbeizugleiten und zu hoffen.
»Identifizieren!« beharrte die Kif-Stimme.
Instrumente flackerten plötzlich und Bildschirme zeigten nur noch Statik. »Beschuss auf unseren vorherigen Vektor«, sagte Pyanfar zu Hilfy. »Dank den Göttern.«
Ein zweites Aufflackern: die Automatik der Stolz hatte einen Schuss erwidert. Erneut brach Alarm aus, ein Crescendo mechanischer Panik.
»Massennähe«, erklärte Pyanfar über Rundspruch denen, die das Geschehen auf dem Unterdeck durchmachten. »Wir schaffen es, wir kommen daran vorbei.«
Die Solidität war da, ein plötzlicher Sprung in allen Masse! Antrieb-Instrumenten auf der Brücke, rot flackernde Lampen, ein statisches Rauschen auf dem Quartärschirm: die Masse von Punkt Kita, ein Felsklotz, ein Stück Schlacke, das nur wenig Wärme in die Dunkelheit abstrahlte, lichtlos, einsam und viel zu groß, als dass die Stolz es mit in den Sprung hätte ziehen können…
Lichtpunkte erschienen, dicke Hecken, die in dieser Dunkelheit wie Sonnen leuchteten und die Oberfläche von Kita beleuchteten. Das Gestein, das sie in ihrem Feld von Urtur mitgerissen hatten, hatte seinen Vektor nicht verändert. Fast mit Lichtgeschwindigkeit prallte es gegen die dunkle Masse, ein aufblühendes Feuerwerk in der Finsternis.
Sie durchquerten das Leuchten dieser Aufschläge in einer rasanten Schleife, deren Zerren wieder einen Blutschwall in Pyanfars Kehle trieb… Verblassen… und Rückkehr. »Haral!«
Ein wilder Augenblick. »Dort!« Der Bezugspunkt lag wieder im Fadenkreuz. Eine Kif-Stimme knackte und schnatterte außer Phase mit dem, was ihnen eigentlich zugedacht war; also gab es da draußen ein zweites Schiff, das vor Kitas Zenith lag.
Feuer traf sie.
Pyanfar rammte den Antrieb wieder auf volle Leistung, das Geheul der Kif in den Ohren und das statische Fauchen der auf das Chaos in ihrem Kielwasser gerichteten Instrumente. Sie versuchte unter Anspannung ihres ganzen Verstandes, die Orientierung zu behalten, streckte langsam den Arm aus, während sich um sie herum die Materie auflöste, sie dem Dazwischen preisgegeben wurden und die Zeit mit ihren Sinnen spielte. Unmöglich, dass die Kif hatten folgen können. Sie hatten den Spießrutenlauf überstanden, das Schlimmste hinter sich. Hinter Kita gab es drei Ziele und nach dem nächsten noch zwei mehr; und die Möglichkeiten multiplizierten sich, und für die Kif wurde es schwerer und schwerer, Kräfte gegen sie aufzubringen…
»Wir schwinden«, sagte Haral, Worte, die sich in die Unendlichkeit dehnten, gefühlsmäßig betäubt, im Nirgendwo; so war es, wenn Schiffe verlorengingen, wenn sie sprangen und es nicht schafften, wieder hervorzukommen… vielleicht ein mathematischer Limbus… oder auch der direkte Weg in die Hölle der Mahendo‘sat, wo vierarmige Dämonen sich mit dem Erfinden von Schrecken befassten… Pyanfar hielt nach einem weiteren derartigen Verschwimmen Ausschau. Schäden durch Beschuss hatten vielleicht Auswirkungen auf die Düsen, sie ihrer Kapazität beraubt, sie unter Umständen für immer ins Nichts verbannt.
…zweite Ankunft, ein schwindelerregender Absturz der Sinne zurück in das Hier und Jetzt.
Pyanfar griff ans Schaltpult und befahl Scanner-Suche. Der Differentialkom empfing bereits Signale: es war der Signalgeber des Kirdu-Systems mit einer wunderbaren, schönen Mahendo‘sat-Stimme, die Boje des Sprungbereiches.
»Wir sind da!« schrie Hilfy. »Wir sind da!«
»Eindeutig und in Reichweite«, meinte Pyanfar selbstgefällig.
Sie nahm Geschwindigkeit weg, und die Selbstgefälligkeit schwand etwas; die Impulse des Antriebes waren etwas schwächlich, weniger kraftvoll, als sie eigentlich hätten sein müssen.
»Käpt‘n?« Harals Stimme.
»Ich spüre es.«
»Weiter auf Knnn senden?« fragte Hilfy.
»Ja.« Pyanfar hielt den Blick auf die Anzeigen gerichtet, hieb wieder auf den Impulsgeber.
»Berechne Eingangsvektor!« befahl sie Tirun. »Wir schleppen vielleicht wieder Gestein mit.«
»Schätze, wir haben das meiste bei Kita verloren«, brummte Tirun. Sie fing an, die Schemata abzurufen, schoss ein Computersignal ab, das vielleicht langsamen Schiffen im Weg ihres gesteinsbegleiteten Eingangsvektors half. Die Abbremsung ging weiter, schwächliche Impulse, die endlich in Takt kamen.
»So ist‘s besser«, meinte Pyanfar und schluckte gegen die Spannung. »Hilfy, wie lautet die geschätzte Verzögerung?«
»Annähernd dreißig Minuten, wenn wir bei der Station eintreffen, schätze ich«, sagte Hilfy mit schwacher Stimme.
Knapp, bei den Göttern, zu knapp! Pyanfar behielt die Bremsimpulse in den engstmöglichen Intervallen. Blickte jetzt ausschließlich auf den zentralen Bildschirm, dem über Relais hereinkommenden Scannerbild von der Stationsboje, das die Positionen der Schiffe, Planeten und größeren Objekte im System zeigte. Über Automatik war die von der Stolz gesendete Warnung hinzugefügt worden, eine kegelförmige, vom Zenith ausgehende Gefahrenzone.
»Bekomme genauere Kursbestimmung«, sagte Haral, als eine Skizze auf dem Sekundärschirm auftauchte. Es erforderte nur wenig Lenken. Geschwindigkeit überprüfen, blitzte fortwährend ein Warnzeichen. Pyanfar nahm erneut Tempo weg und vollzog die leichte Korrektur, während ihre Sinne jetzt unter der ausgedehnten Anspannung der Hochgeschwindigkeitsberechnungen verschwammen, wobei sie ihren Verstand entlang dieser Entfernungen und Geschwindigkeiten spannte, die der Schiffscomputer auf eine spezielle konfliktreduzierende Weise handhabte.
»Durch den Spalt!« schrie Tirun, als die Linien zusammenfielen.
Sie waren schließlich auf Kurs, frei und sicher und auf der Anflugbahn, die die Station dem nächsten Ankömmling in diesem Bereich zugewiesen hatte. Pyanfar gönnte sich leichteres Atmen, den Blick immer noch auf den Scanner fixiert, und versuchte zu berechnen, wie stark sie noch bremsen konnten.
Wenn nur ein Minenfahrzeug dort war, wo es nicht hingehörte, wenn nur ein Gleiter aus irgendeinem privaten Grund gestartet war, ohne die Station vorher zu unterrichten, wenn irgendein Idiot die Einflugschneisen kreuzte, irgendein verrückter Knnn oder Chi, mit denen man nie vernünftig reden konnte und die überall, wo sie operierten, eine Navigationsgefährdung darstellten Schweiß strömte — oder war es Blut? Sie zog die Nase hoch und wischte sich darüber, die Augen weiterhin fixiert und die Hand auf dem Schalter. Sie ritten auf Zufällen; wie ein Schuss kamen sie herangebraust, verließen sich auf die Statistik und blindes Glück und darauf, dass der Verkehr sich dort befand, wo er hingehörte; man konnte das einige Male im Leben tun, ohne seinen Glücksvorrat zu erschöpfen.
»Empfange Stationssignal«, gab Hilfy bekannt. »Ich glaube, ein Tc‘a redet da gerade. Wahrscheinlich hat unsere Knnn-Sendung…«
»Abschalten! Gib der Station unsere richtige I.D.! Gib Piratenangriff bekannt. Beschädigungen und Notfall und wahrscheinlich begleitendes Gestein!«
»Ausgeführt«, sagte Hilfy.
Pyanfar bremste wieder, zwang sie ein Stück näher zu einer vernünftigen Geschwindigkeit.
Ein Pult leuchtete in Rot. Sie schaltete ein Reservesystem ein. Haral gurtete sich los und beugte sich in die Vertiefung neben ihrer Konsole, vollzog mit raschen Griffen Neueinstellungen.
Möglicherweise lagen Kif im Dock von Kirdu… Götter, Kif würde es hier geben, aller Wahrscheinlichkeit nach, und möglicherweise war einer von ihnen gerade von Urtur gekommen. Aber dies hier war Kirdu: in eigenem Gebiet besaßen die Mahendo‘sat Zähne und ließen sich nicht von Besuchern beschwatzen. Sie würden Erklärungen für einen derartigen Anflug verlangen. Mochten die Götter geben, dass keiner der von Urtur aus mitgerissenen Gesteinsbrocken ein Mahendo‘sat-Ziel gefunden hatte, oder mehr als nur Erklärungen würden fällig sein.
»Etwas hat die Station verlassen«, sagte Tirun. Das Bild tauchte auf dem Sekundärschirm auf. Schiffe strebten von der Station fort, vier an der Zahl, eines hinter dem anderen auf einem Abfangkurs, der Stolz in den Weg. »Hilfy«, sagte Pyanfar, »signalisiere Generalalarm an alle Hani-Schiffe im System!«
»Erledigt«, sagte Hilfy nach den erforderlichen Handgriffen. Haral glitt an ihren Platz zurück und beschäftigte sich hastig mit dem Computer. Auf dem Primärschirm begannen Berechnungen aufzutauchen, Positionsveränderungen der Ankömmlinge und auch aller anderen im System. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei den gerade gestarteten Schiffen um die Stationswache: seit ihrem Eintritt bis zu diesem Augenblick hatte die Stolz Vorschriften übertreten, und zwar ganze Ordner davon. Irgendein lausiger Mahe-Stationsbeamter steckte ohne Zweifel in diesem Augenblick bis zu den Ellbogen in den Gesetzbüchern und suchte Strafen heraus. Pyanfars Nase runzelte sich bei dem Gedanken an die Geldstrafen, die Erhebungen, die Beweisführungen.
»Empfange Signale von den näherkommenden Schiffen«, berichtete Hilfy. »Es sind Mahendo‘sat — alles in Ordnung.«
»Huch.« Pyanfar seufzte erleichtert. Es hätte Schlimmeres passieren können, in der Tat.
»Geran«, sagte sie über Rundspruch, »Chur, empfangt ihr das da unten? Wir sind in Sicherheit; die Station schickt uns eine Eskorte.«
»Kommt klar herein, Käpt‘n.«
»Ist bei euch alles gesichert? Was macht Tully? Überwacht ihr ihn?«
»Er ist bei uns in Op«, sagte Geran. »Die Wirkung der Drogen lässt nach. Er ist beduselt, folgt aber allem, was geschieht.«
»Keine weiteren Risiken, verdammt noch mal! Wer hat das erlaubt? Scanner auf Nummer Vier für Anflug; helft uns hier oben ein wenig; und sichert Tully!«
»Ich Freund«, drang Tullys Stimme mit Hani-Worten zu ihr durch. Und dann weitere in seiner eigenen Sprache, die reinste Wörterflut. »Bringt ihn zum Schweigen!« zischte Pyanfar, und es trat Ruhe ein. »Es funktioniert«, berichtete Churs Stimme, und Tirun machte eine Pause in ihrer eiligen Arbeit und ergriff die Gelegenheit, aus einer Plastikflasche, die unter der Konsole klebte, einen Schluck zu nehmen. Sie reichte sie an Hilfy weiter, diese an Haral, und von dort kam sie zu Pyanfar. Der Rest ging hinunter, ein willkommener kühlender Trank.
Pyanfar nutzte die Gelegenheit, den Computer die Schäden lokalisieren zu lassen, und kaute auf der Unterlippe, als die Information unvollständig hereinkam. Sie blickte nach rechts zu Hilfy und den anderen, die auf etwas lauschten, und ihr Gesicht zeigte Erschöpfung. »Schaltet das nach unten um, sobald sie dort mit dem Außenseiter fertig sind!« wies Pyanfar sie an und blickte dann zur Haral, die nach wie vor mit Bestandsaufnahmen beschäftigt war. »Schaden unbestimmt«, berichtete sie ihr.
»Wenigstens konnte ich keine Verzögerung bei den systeminternen Antworten feststellen. Ein normales Dock sollte reichen, aber wir werden diese Reparatur sehr schnell erledigt haben müssen, und ich weiß nicht, wie, bei allen Göttern, wir die Bestechung finanzieren sollen.«
»Tante«, sagte Hilfy, »die Station ist dran. Sie wollen mit dir persönlich reden. Ich habe ihnen gesagt..«
»Käpt‘n.« Das Unterdeck fuhr dazwischen, schickte ein Bild auf den Scanner.
Ein Schiff im Sprungbereich, das auf ihrer Spur hereinkam. »Götter«, zischte Pyanfar, »Die Götter verdammen alle Kif… Hilfy, I.D., schnell!«
Hilfy zögerte einen halben Atemzug lang; Tirun streckte bereits einen Arm in ihren Bereich aus. Ein Jammern kam herein, und Pyanfar schnitt eine Grimasse unter dem hohen Quäken.
»Knnn«, meinte Tirun. »Käpt‘n, es sind die verfluchten Knnn.«
»Wir wissen nicht, ob es diese Knnn sind«, fauchte Pyanfar zurück, packte das Mikro und winkte damit ärgerlich in Hilfys Richtung. »Die Station. Die Station! Und setz endlich deinen Verstand in Aktion, Nichte!«
Die Bereitschaftslampe ging an. »Fertig«, sagte Hilfy verstört und mit wildem Blick, und drehte das Knnn-Heulen herab.
»Hier Kirdu-Station«, kam die maschinell übersetzte Stimme durch. »Wir erheben ernsten Protest gegen diesen Einflug. Bremsen Sie ab, einfliegender Hani-Kapitän!«
»Hier Chanurs Stolz, Pyanfar Chanur am Kom. Wir sind beschädigt und werden von unidentifiziertem Schiff verfolgt, aber wir sind manövrierfähig. Das Schiff hinter uns könnte eine Bedrohung für die Station sein; ich schlage vor, dass Ihre Eskorte ihre Aufmerksamkeit dem widmet, was uns folgt.«
Der Kom blieb schweigsam, länger als die Zeitverzögerung es erforderte.
»Eskorte passiert tatsächlich Wendepunkt«, meldete sich Gerans ruhige Stimme aus dem anderen Op-Zentrum. »Käpt‘n, sie werden an uns vorbeifliegen und sich diesen Bastard da draußen vornehmen.«
Pyanfar schaute hin, sah es, wandte dann die Aufmerksamkeit wieder dem Comp zu, wo eine neue Berechnung der Position des einfliegenden Schiffes gemeldet wurde. Es war verflucht nah, flog sehr schnell und bremste nicht.
»Habe einen Hani-Kontakt«, sagte Hilfy. »Tahar.«
»Götter und Donner!« Dieses Haus war Chanur nicht freundlich gesinnt. Pyanfar übernahm die Verbindung zu ihrem Pult. »Tahar-Schiff, hier Pyanfar Chanur. Bereiten Sie sich auf Probleme vor und lassen Sie sich nicht im Dock überraschen.«
»Chanur, hier Dur Tahar. Sind das Ihre Probleme?«
»Sie haben noch kein Patent, Tahar, bis jetzt jedenfalls noch nicht. Ich empfehle Ihnen, sich von der Station zu entfernen — für alle Fälle!«
»Chanur«, mischte sich die übersetzte Stimme von der Station ein, »Tahar-Kapitän; das verstößt gegen die Vorschriften. Benutzen Sie Stationskanal! Und diese Station befiehlt Ihnen zu bleiben! Kein Abflug!«
»Wir fliegen ein, Station. Wir geben hiermit bekannt, dass Schiffe vernichtet wurden und Leben. Wenn dieses Schiff da hinten Knnn ist, in Ordnung; aber wenn nicht, ist Kirdu in Schwierigkeiten.«
Eine andere Stimme, knackend und rau. Kif.
»Das kommt von einem Schiff im Dock«, sagte Hilfy rasch.
»Kommt über Stationsrichtstrahl.«
»Käpt‘n.« Das war Tirun. »Ankömmling hat gerade begonnen zu bremsen. Sie checken ihre Geschwindigkeit.«
Pyanfar blinzelte; der Verdacht auf gute Nachrichten traf dumpf in ein betäubtes Gehirn. Sie holte tief Luft. »Die Götter geben, dass es ein Knnn ist«, brummte sie. »Station, Sie sollten das jetzt empfangen: wir werden eine umfassende Erklärung abgeben, sobald wir angelegt und unsere mechanischen Probleme in Ordnung gebracht haben. Wir möchten sehr darauf drängen, dass Sie umfassende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und die angebliche Knnn- Ankunft visuell überprüfen. Wir haben ernste Anklagen zu erheben.«
Schweigen von der Station. Die Leute dort waren wahrscheinlich nicht überglücklich.
Pyanfar unterbrach die Verbindung. »Bastarde!« Sie wischte sich den Mund ab. Das Fell auf ihrem Handrücken war blutig. »Feiglinge!« Die Eskorte passierte sie und eilte dem hinter ihnen einfliegenden Schiff entgegen. Pyanfar machte es sich bequem und lauschte den Berichten.
»Tante«, sagte Hilfy schließlich, »die Mahendo‘sat geben visuelle Bestätigung bekannt. Es ist ein Knnn-Schiff!«
»Den Göttern sei Dank«, brummte Pyanfar, legte den Gurt ab und beugte sich zu einer bequemeren Stellung vor. Die Station kam näher. Ein ganzer Schauer von Andock- Instruktionen erschien auf dem Tertiärschirm.
Kein Kif hinter ihnen, nur ein völlig verwirrter Knnn. Sie stellte sich den Ärger der merkwürdigen Geschöpfe vor, die in einem weit größeren Aufruhr gelandet waren, als die Knnn ansonsten gemeinhin zu erregen pflegten. Ein Zufall vielleicht; Schiffe kamen und gingen von und nach überall; Götter, es war selten, dass zwei Schiffe so dicht beieinander in einen Sprungbereich kamen, aber auch wiederum nicht allzu selten. Kirdu besaß einen weit stärkeren Verkehr als den, den die Stolz jetzt hervorgerufen hatte. Schließlich war Kirdu ein Bestandteil der Zivilisation.
Sie machte eine Reihe kurzer Atemzüge und betrachtete die Skizze, die ihnen den Weg zum Dock wies. Müde war sie, wirklich müde. Die Knochen schmerzten ihr. Es erforderte eine moralische Anstrengung, die Andockmanöver durchzuführen, und das auch noch manuell, weil sie das Gespür haben und sich nicht von irgendeiner weiteren automatischen Fehlfunktion überraschen lassen wollte.
Im Geist war sie bereits damit beschäftigt, sich mögliche Diskussionen mit den Tahar zu überlegen, machte sich auch Gedanken über einen Kredit, alles, was die Reparaturen an der Stolz ermöglichte und bezahlte, damit sie diesen Ort wieder verlassen konnten. Mehr Schäden, als sie bereits hatten, konnten sie nicht gebrauchen, und am wenigsten von allem brauchten sie einen ausgedehnten Aufenthalt hier.
Wenn sie sehr viel Glück hatten, waren die Kif derzeit damit beschäftigt, Dinge mit einem bestimmten Knnn zu regeln, der ein Bergungsgut bei Urtur aufgesammelt hatte; gut möglich, dass dieser Knnn keine Freude an dem Hani-Scherz verspürte. Und der große Hakkikt Akukkakk würde wohl noch weniger amüsiert sein… dafür eine schwere Zeit haben, während er mit dem Knnn um einen Blick auf die Beute verhandelte, und eine noch schwerere Zeit mit seinen Kif-Brüdern… ganz gewiss. Alles in allem empfand Pyanfar Befriedigung.
Aber zufällig war ein Knnn mit ihnen durch den Sprung gegangen; befand sich ganz zufällig auf ihrem Pelz. Götter… besaßen die Knnn ein Gerät, dass die Verfolgung ermöglichte?
Und die Stimme war wieder zu hören, fern und unheimlich wie die, die sie bei Urtur aufgezeichnet hatte, um eine Knnn-Stimme als Maske und Verkleidung zu benutzen.
Die Götter mochten wissen, was sie für Knnn-Ohren gesendet hatten; Folgt mir? Helft mir?
Etwas weit weniger Freundliches?
Die Tc‘a wussten es vielleicht; aber dieser Seite von Kirdu-Station konnten keine Fragen gestellt werden.
Sie gelangten ins Dock, glitten neben dem Tahar-Schiff hinein; offensichtlich wollte Kirdu seine Hani-Probleme hübsch beisammen halten, und hatte ihnen deswegen angrenzende Liegeplätze zugeteilt. In gewisser Weise war das gut, denn es gewährte ihnen die Möglichkeit, sich ohne Zeugen zu unterhalten; und in anderer Hinsicht war es nicht gut, denn so bildeten sie ein geschlossenes Ziel.
»Wo sind die Kif?« fragte sie grob die Station und blockierte die Annäherung. »Ich werde meine Nase nicht in die Station stecken, bis ich weiß, welche Liegeplätze sie haben.«
»Nummern Zwanzig und Einundzwanzig«, wurde sie informiert. »An den Plätzen dazwischen liegen Mahe und Stsho, keine Probleme, keine Probleme Hani-Kapitän! Bitte, Sie können beruhigt sein!«
Sie runzelte die Nase und schnaubte. Sie war anderer Ansicht.