Diese Corilann ist wirklich eine phantastische Frau. Damals in meiner Zeit gab es so etwas nicht. Nachdem Dandrin mir gesagt hatte, wo die ledigen Frauen saßen, sah ich sie mir an und wählte sie aus. Sie sahen alle gut aus, aber Corilann war etwas Besonderes. Damals wußte ich noch nicht, daß sie Kennon versprochen war, sonst hätte ich vermutlich meine Finger von ihr gelassen — schließlich wollte ich es mir ja mit den Leuten nicht verderben.
Ich fürchte, Kennon hat etwas gegen mich — ich habe ihm sein Mädchen weggenommen, und ich glaube nicht, daß ihm meine Methoden zusagen. Ich werde es mit etwas Psychologie versuchen müssen. Vielleicht mache ich ihn zu meinem Stellvertreter.
Die Stadt macht gute Fortschritte. Beim Singen waren 120 Leute da, und meiner Rechnung nach waren fünfzehn davon alt, und der Rest ziemlich gleichmäßig aufgeteilt. Die jungen Leute sind alles Paare, und ich habe die Häuser schon so geplant, daß jedes Paar eine eigene Wohnung bekommt.
Kinder haben diese Leute ja nicht oft, aber ich werde schon etwas dagegen unternehmen — muß mir etwas einfallen lassen, daß die mit den meisten Kindern irgendwelche Vorteile haben — einen Anreiz sozusagen. Je schneller die Bevölkerung zunimmt, desto besser wird es sein.
Soweit ich gehört habe, gibt es etwa fünfhundert Meilen nördlich von hier einen wilden Stamm, der noch Maschinen und solche Dinge hat. Wenn hier alles funktioniert, werde ich eine Expedition dort hinaufschicken, um diesen Stamm zu besiegen und die Maschinen hierherzubringen.
Das wäre eine Idee — Kennon könnte die Expedition leiten. Das wäre eine verantwortliche Position für ihn und gleichzeitig eine Möglichkeit, daß er ins Gras beißt. Der Bursche macht mir sonst nur Schwierigkeiten — ich wollte, ich hätte ihm sein Mädchen nicht weggenommen.
Aber jetzt ist es schon zu spät, das rückgängig zu machen. Außerdem brauche ich einen Sohn, und zwar schnell. Wenn Corilanns Baby ein Mädchen sein wird, weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich kann meine Dynastie nicht ohne Erben fortsetzen.
Und da ist noch ein Bursche, der mir Kopfzerbrechen macht — Jubilain heißt er. Er ist nicht so wie die anderen — er ist furchtbar empfindlich und schwächlich, und man scheint ihm immer eine Extrawurst zu braten. Er singt auch immer vor. Ich habe es nicht fertiggebracht, ihn zur Mitarbeit am Bau zu bewegen, und ich weiß nicht, ob mir das überhaupt gelingen wird.
Aber ansonsten läuft alles ganz glatt. Ich wundere mich nur, daß der alte Dandrin nichts gegen meine Tätigkeit einzuwenden hat. Die Zeit des Singens ist schon lange vorbei, und doch bleiben alle hier und arbeiten, als bekämen sie von mir dafür bezahlt.
Und das tue ich ja im gewissen Sinne. Ich bringe ihnen die Segnungen der großen verlorenen Zivilisation zurück, deren Vertreter ich bin. Chester Dugan, der Mann aus der Vergangenheit. Ich nehme eine Handvoll Nomaden und baue mit ihnen eine Stadt. Also hat jeder einen Vorteil — die Leute, weil ich es für sie tue, und ich auch. Besonders ich, weil ich der absolute Boss hier bin.
Ich mache mir nur Sorgen wegen Corilanns Baby. Wenn es ein Mädchen ist, bedeutet das eine Verzögerung von mindestens einem Jahr, bis ich einen Sohn haben kann, und wenigstens zehn Jahre, bis ich ihn gebrauchen kann.
Was wohl passieren würde, wenn ich mir eine zweite Frau nähme — Jarinne zum Beispiel? Ich habe sie mir gestern bei der Arbeit angesehen, und sie sah noch besser als Corilann aus. Diese Leute scheinen sowieso den Begriff der Ehe nicht zu kennen, also würde es ihnen vermutlich gar nichts ausmachen. Wenn dann Corilann ein Mädchen hätte, könnte ich sie Kennon zurückgeben.
Und jetzt fällt mir noch etwas ein! Hier gibt es keine Religion. Ich bin zwar selbst auch kein guter Christ, aber ich weiß, daß die Religion etwas Gutes ist, um die Leute bei der Stange zu halten. Ich werde also einen Priesterstand hier einführen müssen, sobald es etwas leichter geworden ist.
Ich hätte nie gedacht, daß es soviel Arbeit sein würde, eine Zivilisation zu organisieren. Aber sobald alles im Lot ist, kann ich es mir schöner machen. Es ist wirklich ein Vergnügen, mit diesen Leuten zu arbeiten. Ich kann gar nicht abwarten, bis alles von selber läuft. Ich bin hier in zwei Monaten weiter gekommen als in New York in vierzig Jahren.
Da sieht man es wieder: man braucht eine Führernatur, um eine Zivilisation am Leben zu erhalten. Und Chester Dugan ist genau der Mann, den diese Leute brauchen …