Zwei Wochen später hielt Indy mit seiner Indian in der Muski - dem ältesten Teil Kairos - vor einem Wohngebäude, in dem er schon viele Male zu Gast gewesen war. Mystery, die die Scout mit Faye im Beiwagen fuhr, hielt hinter ihm an. Beide Motorräder waren mit Staub und Schlamm bedeckt und hatten dringend Reparaturarbeiten nötig.
»Warten Sie hier«, trug er den Maskelynes auf, während er die Schutzbrille von seinem schmutzigen Gesicht zog. Er stieg die Treppenflucht zu einer Wohnung im obersten Stock des Gebäudes hinauf, wischte sich den größten Teil des Schmutzes mit einem Taschentuch aus dem Gesicht und klopfte. Ein dunkelhaariges Mädchen von ungefähr drei Jahren kam an die Tür.
»Ist dein Daddy zu Hause?«, fragte Indy auf Arabisch.
Sie sah ihn mit ausdrucksloser Miene an.
Dann erschien ein zweites Kind in der Tür, ein Junge, etwas älter und größer als das Erste. Indy wiederholte seine Frage. Der Junge nickte ernst, unternahm aber weiter nichts. Schließlich gesellte sich noch ein weiteres Mädchen zu den beiden Kleinen, die bereits in der Tür standen, und rief, als Indy seine Frage zum zweiten Mal wiederholte, etwas in die Wohnung. Indy hörte schwere Schritte über den Holzfußboden stapfen und kurz darauf erschien ein altbekanntes Gesicht in der Tür.
»Sallah«, rief Indy. »Ich bin es.«
Sallah starrte einen Augenblick lang, als hätte er ein Gespenst vor sich, schließlich brach er in ein breites Grinsen aus.
»Lasst ihn herein, meine Kleinen«, sagte Sallah. »Das ist unser Freund Indiana Jones, der gekommen ist, um uns einen unerwarteten Besuch zu machen. Tritt bitte ein.«
»Unten warten noch zwei Freunde -«
»Bitte sie ebenfalls herauf«, sagte Sallah. »Nein, warte, ich werde eines der Kinder hinunterschicken, um sie zu holen. Bist du hungrig? Wir können etwas zu essen machen, es wäre keine Mühe. Du siehst aus, als kämst du von weit her.«
Sallah führte Indy hinaus auf den Balkon, schenkte ihm Tee ein und überließ ihm die bequemste Sitzgelegenheit. Der Balkon gewährte Aussicht auf eine enge Gasse, dahinter jedoch konnte Indy die Minarette und Dächer Kairos sehen.
»Verzeih mir meine Frage, mein Freund, aber mit was für einem Bann hat ein Zauberer dich belegt?«, erkundigte sich Sallah besorgt. »Du siehst dir ganz und gar nicht ähnlich - eher einer blassen, älteren Nachbildung deiner Selbst, vielleicht.«
Indy lächelte.
»Wenn ich an die Religion meiner Vorfahren glauben würde«, fuhr Sallah fort, »müsste ich zu dem Schluss gelangen, dein kasei gekommen, um mich auf seinem Weg in die Unterwelt zu besuchen.«
»Ich bin kein Gespenst«, sagte Indy. »Ich werde dir die Geschichte irgendwann einmal erzählen, aber nicht jetzt. Sei versichert, dass ich es wirklich bin. Ich bin überrascht, dich um diese Tageszeit zu Hause anzutreffen.«
»Die Wirtschaftskrise ist in der ganzen Welt zu spüren«, sagte Sallah. »In dieser Gegend hat es seit den späten Zwanzigern nur wenige Ausgrabungen gegeben. Hinzu kommt, dass der Service des Antiquites die Erlangung einer Erlaubnis für die Weiterführung der Ausgrabungen an den berühmteren Denkmälern zunehmend erschwert.« »Behalte diesen Gedanken für dich«, sagte Indy, als Faye und Mystery sich zu ihnen gesellten. Sallah erhob sich und küsste ihnen beide Hände. In der Linken hielt Faye den Stab, in eine dünne Decke gehüllt. »Du hast mir nicht erzählt, dass du mit so hübschen Begleiterinnen unterwegs bist«, sagte Sallah. »Oh, bitte«, meinte Faye. »Ich sehe bestimmt fürchterlich aus.« »Was haben Sie dort, meine Strahlende?« »Sieh doch nach«, schlug Indy vor. Sallah schlug die Decke zurück. Der Stab war dicker und schwerer geworden und hatte mittlerweile eine satte, braune Farbe angenommen. Sallah strich mit den Fingern über die hebräische Inschrift.
»Das ist bestimmt eine neuzeitliche Fälschung«, meinte er. »Nein«, sagte Indy. »Es ist der echte Stab.« »Wie kannst du dir so sicher sein?« »Wir sind Zeugen einer Demonstration seiner Macht geworden.« »Aber dieses Holz weist kaum Altersspuren auf.« »Als ich ihn das erste Mal sah«, sagte Indy, »war er nichts weiter als ein ausgedörrtes Stück Holz. Seitdem hat er sich in das verwandelt, was du jetzt vor dir siehst. Außerdem ist er es, der uns nach Kairo geführt hat.«
Die folgende Stunde verbrachte Indy damit, Sallah von den gemeinsamen Abenteuern mit den Maskelynes zu berichten. Als er geendet hatte, kratzte Sallah sich an seinem
dunklen Bart und trank einen Schluck seines kalt gewordenen Tees.
»Weißt du, wie die Sphinx von meinem Volk genannt wird?«, fragte er. »>Die Mutter des Schreckens<. Früher einmal hielt man sie für eine unsterbliche Gottheit, älter als das Menschengeschlecht.«
»Wirst du uns helfen?«, fragte Indy. »Selbstverständlich«, sagte Sallah. »Alles was ich zu geben habe, gehört dir. Aber es wird nicht einfach werden. Wir müssen nachts arbeiten und auf eine mögliche Entdeckung - oder Einmischung -vorbereitet sein. Verrate mir eins, dieser japanische Verbrecher, den du geblendet hast, ist er dir noch immer auf den Fersen?« »Seit Kalkutta nicht mehr.«
»Nun, das ist wenigstens etwas«, meinte Sallah. »Wir werden, von jetzt an gerechnet, in zwei Nächten beginnen. Dann wird der Mond voll sein und uns helfen, beim Graben etwas zu erkennen.«
»Antiquitäten«, zischte der Ladenbesitzer verstohlen. Er war ein hagerer Mann mit habichtartiger Nase und einem goldenen Schneidezahn, mit einem billigen Fez auf dem Schädel und bekleidet mit einem schmutzig-grauen Gewand. »Überreste einer untergegangenen Zivilisation von unschätzbarem Wert. Darf ich Ihnen vielleicht einen königlichen Skarabäus zeigen?« »Wir sind an deinen schlecht gemachten Fälschungen nicht interessiert«, erwiderte Sokai.
»Sir, alles in diesem Laden ist echt«, protestierte der Händler und tat gekränkt.
Jadoo stand hinter Sokai, der alte Magier musterte den Inhalt des Ladens mit geübtem Blick. Es gab die üblichen Scherben, Kalksteinsplitter, auf denen rätselhafte Gebete, Bauanleitungen und Graffiti in Bilderschrift zu sehen waren und die man in der Nähe der Totenstadt Gizeh aufgeklaubt hatte.
Schlechte Kopien von Grabmalstatuen, deren Originale im Museum in der Innenstadt Kairos verwahrt wurden, dazu verschiedenste Stücke nachgemachten Schmucks, darunter Kopien jener goldenen Skarabäuskäfer, die einst die Brustharnische der Pharaonen zierten.
»Alles in diesem Laden ist echt, Sir«, wiederholte der Händler.
»Die meisten dieser Gegenstände habe ich eigenhändig aus dem Sand gegraben.«
»Wenn dem so ist, dann musst du sie auf deinen verdreckten Fußboden fallen gelassen haben«, warf Jadoo ein. »Kein einziger dieser Gegenstände hat je das Innere eines königlichen Grabmals gesehen.«
»Sie kränken meinen Stolz«, beklagte sich der Ladeninhaber.
»Verraten Sie mir, was Sie suchen, und ich werde Ihnen helfen, es zu finden.«
»Etwas ein wenig Exotischeres«, sagte Jadoo.
»Ich kann Sie nach unten bringen. Dort bewahren wir die Dinge auf, die wir nicht in aller Öffentlichkeit zum Verkauf anbieten können. Verbotene Dinge. Dinge, die man in einen Trank mischen kann, um Wunden zu heilen, die Männlichkeit wiederherzustellen und das Leben zu verlängern.«
»Ah, jetzt kommen wir der Sache schon ein wenig näher«, sagte Sokai. Er schüttelte eine Lucky Strike aus der Packung, steckte sie sich in den Mund und gestattete dem Ladenbesitzer, sie anzuzünden.
»Wir haben die besten viertausend Jahre alten Mumien«, fuhr der Ladenbesitzer fort. »Frisch aus dem Grab, gemahlen und gebrauchsfertig. Die allerbesten Mumien für medizinische Zwecke überhaupt. Oder aber Sie nehmen eine ganze Mumie mit nach Hause, als dekoratives Genrestück.«
»Wie ist dein Name?«
»Achmed, Sir. Und der Ihre?«
»Mein Name tut nichts zur Sache«, sagte Sokai. »Worum es geht, ist, dass ich auf der Suche nach drei Mumien eines etwas jüngeren Jahrgangs bin.«
»Selbstverständlich«, gurrte Achmed. »Aus welcher Dynastie?«
»Welches Datum haben wir?«, fragte Sokai.
Achmed wirkte schockiert.
»Wollen Sie damit etwa auf einen Mord anspielen?«, fragte er.
»Ich bitte dich«, sagte Sokai. »Versuche nicht, mir Abscheu vorzuheucheln. Ich weiß, dass die Mumien, die du zum Verkauf im Keller liegen hast, noch vor wenigen Monaten gesund und munter umherspaziert sind, und dass du Leichen aus Gräbern raubst, sie umwickelst und draußen in der Wüste liegen lässt, bis sie trocken genug sind.«
In Ermangelung eines anderen Einfalls lächelte Achmed.
»Wir haben Nachforschungen angestellt«, erklärte Jadoo, »und Leute, die es wissen müssen, sagen, dass du der Mann bist, an den man sich wenden muss, wenn man gewisse Dinge schnell und unauffällig erledigt haben möchte.«
»Tja, das wird aber nicht billig werden«, meinte Achmed.
»Selbstverständlich nicht«, sagte Sokai. Er zog seine Brieftasche aus der Jackentasche, entnahm ihr fünf Zehnpfundnoten und legte sie auf die schmutzige Ladentheke. »Wir reden hier nicht über Kleingeld. Weitere einhundert Pfund werden auf dich warten, sobald die Arbeit erledigt ist.«
Achmed vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete, dann raffte er die Scheine an sich und stopfte sie in die Tasche seines Gewandes.
»Erzählen Sie mir von den dreien«, sagte er.
»Sie halten sich zurzeit in Kairo auf«, erklärte Sokai, »allerdings weiß ich nicht genau, wo. Ein amerikanischer Archäologe, seine Begleiterin, die als Magierin auftritt, sowie die Tochter dieser Frau. Mich interessiert vor allem der Mann.«
»Wie lautet der Name dieses Mannes?«
»Indiana Jones.«
Achmed musste lachen.
»Kennst du ihn?«
»Jeder in der Muski kennt Dr. Jones«, erwiderte er. »Es wird nicht schwer sein, ihn zu finden, sein Tod wird allerdings keine populäre Angelegenheit sein. Er ist bei den Gräbern sehr beliebt. Für seinen Tod muss ich dreihundert Pfund verlangen.«
»So viel ist Jones nicht wert«, erwiderte Sokai. »Ich werde dir zweihundert geben.«
»Abgemacht«, sagte Achmed. »Sagen Sie, was sucht dieser Jones eigentlich in Kairo? Es wäre hilfreich, wenn ich eine Schwäche wüsste, wenn ich sie dazu bringen könnte, mich aufzusuchen, wo ich ohne Hast arbeiten kann, statt sie in ihren Betten hinzumeucheln.«
»Die Sphinx«, sagte Jadoo, dann sah er Sokai an. »Sie sind wegen der Sphinx hier. Mehr können wir dir nicht sagen.«
»Außerdem will ich alles, was sie bei sich tragen«, sagte Sokai.
»Jeden einzelnen Fetzen Papier, jeden Gegenstand, ganz gleich, wie unbedeutend er erscheinen mag. Bring alles zu dieser Adresse.« Sokai gab ihm eine Geschäftskarte mit der Adresse einer Exportfirma darauf. »Hast du verstanden?«
»Vollkommen«, erwiderte Achmed. »Und danach?«
»Bringst du sie zu mir, selbstverständlich«, sagte Sokai. »Als Mumien.«
Mystery mischte das Kartenspiel, während Sallahs Kinder sich um sie drängten. Sie fächerte die Karten mit der Bildseite nach vorn auseinander und bat das Jüngste der Mädchen, sich eine auszusuchen. Die vier Jahre alte Jasmine lächelte, war aber zu schüchtern, eine Karte zu ziehen. »Mach endlich«, forderte ihr zehnjähriger Bruder Moshti sie auf Arabisch auf. »Das geht schon in Ordnung. Such dir eine Karte aus.«
Jasmine griff zu und entschied sich für die Kreuz-Drei. »So, jetzt zeig sie deinen Geschwistern«, forderte Mystery sie auf. »Ich werde die Augen schließen, damit ich sie nicht sehe. Und dass niemand mir die Karte verrät.« Moshti übersetzte, und Jasmine zeigte die Spielkarte kichernd herum.
»Fertig?«, fragte Mystery, die Augen immer noch fest geschlossen. »Ja«, sagte Moshti.
»Also gut, ich möchte, dass du die Karte irgendwo aufs Geratewohl in den Stapel zurücksteckst«, sagte Mystery, das zusammengeschobene Kartenspiel vor sich haltend. »Schieb sie irgendwo hinein.«
Moshti führte Jasmines Hand zum Kartenspiel, wo die Karte ungefähr in der Mitte hineingesteckt wurde. »Fertig«, meinte Moshti. Mystery schlug die Augen auf.
»So, und jetzt werde ich versuchen, deine Karte wiederzufinden«, sagte sie an Jasmine gewandt. »Seid ganz still, weil man sich dazu sehr stark konzentrieren muss.« »Was heißt konzentrieren?«, wollte Moshti wissen. »Nachdenken«, sagte Mystery, während sie die obersten fünf Karten vom Stoß nahm und in der Hand hielt. »Nein, ich glaube, von diesen ist es keine«, sagte sie und ließ die Karten fallen. Dann hob sie zehn weitere Karten von oben ab, aber auch von diesen fand keine ihre Zustimmung. »Seid ihr sicher, dass sie drinsteckt?«, fragte Mystery. Moshti übersetzte, und die Kinder nickten. »Na schön«, sagte Mystery und sah weitere zwanzig Karten durch. »Von diesen hier ist es ebenfalls keine. Ich kann sie einfach nicht finden«, sagte sie, ließ den Rest des Kartenspiels auf den Fußboden fallen und zeigte ihre leeren Hände.
»Sie muss aber dabei sein«, sagte Moshti, woraufhin er und die Kinder die auf dem Boden liegenden Karten durchsuchten, allerdings ohne Erfolg.
»Oh, wartet mal«, sagte Mystery und schlug sich gegen die Stirn.
»Das war mein spezielles Spiel aus fliegenden Karten. Wie dumm von mir. Jetzt weiß ich, wo die Karte steckt.«
Sie langte herüber und zog die Kreuz-Drei hinter dem Rücken von Jasmines Kleid hervor.
»Sie ist dorthin geflogen«; erklärte Mystery.
Die Kinder klatschten begeistert in die Hände.
»Das war sehr gut«, lobte Sallah von der anderen Seite des Zimmers.
»Das war einer der ersten Kartentricks, die mir mein Vater beigebracht hat«, sagte Mystery, während sie die Karten wieder einsammelte und ins Spiel zurücksteckte. »Eigentlich ist es ein ganz simpler Taschenspielertrick, aber beim Publikum ist er immer gut angekommen.«
»Ich bin sicher, dein Vater ist sehr stolz auf dich«, sagte Sallah.
»Wie sollte er, wenn er mich seit Jahren nicht gesehen hat?«, fragte sie zornig. »Meine Mutter und ich bedeuten ihm offensichtlich nicht sehr viel.«
»Manchmal«, erwiderte Sallah zögernd, »sind Eltern gezwungen, ihre Kinder eine Zeit lang alleine zu lassen, weil ihr Bauch oder ihre Träume ihnen dies gebieten. Ich war manchmal monatelang von dieser Sippe getrennt, bei der einen oder anderen Ausgrabung. Das heißt nicht, dass ich sie deswegen weniger liebe.«
»Aber Sie kommen immer zurück«, sagte Mystery.
»Wenn Eltern das nicht tun«, erwiderte Sallah, »dann liegt es oft an Umständen, auf die sie keinen Einfluss haben. Dein Vater hat dich sehr geliebt, dass er dir diese Tricks gezeigt hat, und ich bin sicher, dass er dich nicht aus freien Stücken längere Zeit alleine lassen würde.«
»Manchmal denke ich, er ist tot«, sagte Mystery. »Und manchmal wünsche ich mir, er wäre es. Das Schlimmste ist die Ungewissheit. Ich meine, wenn meine Mutter oder ich wenigstens eine Postkarte oder einen Brief hätten, in dem er erklärt, dass er uns sehr liebt, aber noch nicht zurückkommen kann. Das würde mir so viel bedeuten.«
»Natürlich würde es das«, sagte Sallah. »Kein Mensch ist jung genug, um Waise zu sein. Als ich meinen Vater verlor, glaubte ich, die Welt würde untergehen, aber das tat sie nicht. Und so lebt mein Vater in den strahlenden Gesichtern dieser Kinder weiter, die du hier vor dir siehst.«
»Ich werde niemals Kinder bekommen«, sagte Mystery. »Die Welt ist zu brutal. Es wäre grausam, noch ein Leben in sie hineinzusetzen.«
»So habe ich in deinem Alter auch geredet«, meinte Sallah. »Die Vorstellung, Kinder zu bekommen, die Verantwortung für eine Familie war mir zuwider. Aber die Welt hat ihren eigenen Plan. Und das Eigenartige an Kindern, wenn sie geliebt, umsorgt und als menschliche Wesen akzeptiert werden, ist, dass sie die Welt zu einem versöhnlicheren Ort machen.«
Mystery verzog das Gesicht.
»Du wirst schon sehen«, prophezeite Sallah. »Du wirst den richtigen jungen Mann finden und -«
»Ich hatte noch nie einen Freund, wissen Sie«, meinte Mystery.
»Mein Leben war so verrückt. Durch die Welt zu ziehen, immer auf der Suche nach meinem Vater, die Hälfte der Zeit in Männerkleidung, und bereits auf dem Weg in die nächste Stadt, kaum dass man mit dem Auftritt in der einen fertig ist. Manchmal frage ich mich, wie es ist, überhaupt richtige Freunde zu haben, von einem Freund ganz zu schweigen.«
»Aber du hast Freunde«, sagte Sallah. »Indy und mich, und deine Mutter ist ganz sicher deine Freundin.«
»Ich will jemanden, der nicht alt ist.«
Sallah machte einen missbilligenden Laut ganz tief in seiner Kehle.
»Sie wissen, was ich meine«, sagte Mystery.
»Ja«, meinte Sallah, »und genau das ist der Grund, weshalb es mir
Sorgen bereitet.«
Mystery verdrehte die Augen.
»Vielleicht ist ein Wechsel in der Gangart erforderlich«, meinte Sallah. »Erlaube, dass ich deine Mutter und Indy rufe. Sie werden dich zum Marktplatz begleiten, wo dich ein neues Kleid erwartet.«
»Sie meinen, ein richtiges Kleid?«, fragte Mystery. »Mit Rock und allem Drum und Dran?«
»Ja, mit Rock und allem Drum und Dran«, bestätigte Sallah.
»Ich kann nicht glauben, dass ich deswegen so aufgeregt bin«, meinte Mystery. »Es ist so ...«
»Normal?«, fragte Sallah.
Mystery drehte sich mitten auf der Straße im Kreis, während sich das weiße Kleid, mit der Nachmittagssonne dahinter, wie ein Fallschirm um sie blähte. Ein alter Ägypter, der am Straßenrand einen Graben aushob, hielt einen Augenblick auf den Stiel seiner Schaufel gestützt inne und bedachte sie mit einem missbilligenden Stirnrunzeln, während ein junger Mann auf einem Fahrrad sich den Hals ausrenkte und ein anerkennendes Pfeifen von sich gab, bevor er mit dem Kühlergrill eines geparkten Taxis kollidierte. »Jetzt ist es amtlich«, sagte Indy, als es zu dem erwarteten Streit zwischen dem Taxichauffeur und dem Radfahrer kam. »Sie hat den Straßenverkehr zum Erliegen gebracht.« »Mir war gar nicht bewusst, wie erwachsen sie mittlerweile geworden ist«, gestand Faye. »Ich hatte mit siebzehn noch keine solchen Kurven. Woher sie die wohl hat?«
»Vielleicht von der besseren Ernährung«, meinte Indy. »Außerdem sind Sie so daran gewöhnt, sie in Männerkleidung zu sehen, dass alles andere zwangsläufig ein Schock sein muss.«
Straßenhändler riefen ihnen von den Bordsteinen zu, ängstlich bestrebt, die Aufmerksamkeit der reichen Amerikaner auf sich zu lenken. Die meisten wollten ihnen im Tausch gegen ein paar Piaster das Schicksal aus der Hand oder aus dem Teesatz lesen oder ein paar symbolträchtige Zahlen auf einen Zettel kritzeln, der daraufhin verbrannt werden und ihnen Glück bringen würde. Andere hielten nahezu wertlosen Tand, größtenteils Perlen und Modeschmuck, in ihren ausgestreckten Händen, während wieder andere ihnen mit weniger schriller Stimme Dinge anboten, die selbst in der Muski illegal waren: Diebesgut, Haschisch, ein paar Augenblicke der Leidenschaft mit einem wildfremden Menschen. Vor einem Schlangenbeschwörer blieb Mystery stehen. Der Mann hockte flötespielend mit übereinander geschlagenen Beinen vor einem Weidenkorb. Eine Königskobra reckte ihren Kopf aus dem Korb hervor, blies ihre Haube auf und schien sich im Rhythmus der seltsam dissonanten Musik zu wiegen. »Das ist ein großes Exemplar«, meinte Faye. »Sie misst vom Kopf bis zum Schwanzende bestimmt acht Fuß.« »Wie würde es Ihnen gefallen, wenn dieses Monstrum seine Giftzähne in Sie schlüge?«, fragte Mystery. »Gehen wir«, sagte Indy.
»Schlangen sind taub, wissen Sie«, sagte Faye. »Sie können die Musik nicht hören. Sie sprechen auf die Bewegungen der Flöte an, nicht auf die Musik.«
»Sie haben das doch bestimmt schon tausendmal gesehen«, sagte Indy. »Richtig, aber das ist eine der größten Schlangen, die ich je zu Gesicht bekommen habe«, erwiderte Mystery, als sie neben dem Schlangenbeschwörer in die Hocke ging und staunend in die Augen der Kobra blickte. »Das Beschwören von Schlangen ist ein überaus alter Beruf. Väter geben ihn an ihre Söhne weiter, und manchmal ist es das Einzige, womit sich eine Familie etwas zu essen verdienen kann.« Indy ging ein paar Schritte vor.
»Sehr gut«, sagte Mystery und legte ein paar Münzen auf den Boden. Der Schlangenbeschwörer unterbrach sein Spiel und grinste breit.
»Ich zeige dir den berühmten Seiltrick«, bot er an. »Ein andermal«, antwortete Mystery. Dann, bevor sie >Nein< sagen konnte, packte er ihre Hand und besah sich gründlich ihre Handfläche.
»Du wirst ein langes und ereignisreiches Leben führen«, sagte er.
»Du wirst früh heiraten, viele wunderschöne Kinder haben, und deine Freude wird stets größer sein als dein Kummer.«
»Versprochen?«, fragte Mystery.
»Dr. Jones«, meinte Faye tadelnd, »ich hätte nie gedacht, dass Sie sich vor Schlangen fürchten.«
»Was reden Sie da?«, sagte Indy mit einem gezwungenen Lächeln. »Es ist diese verdammte Musik, die ich nicht ausstehen kann.«
Ein undurchsichtiger Mann mit einem roten Turban, der, das Gesicht auf den Armen, auf den Fersen gehockt hatte, hob unvermittelt den Kopf. Er klopfte mit seinem Spazierstock dreimal auf das Straßenpflaster, und als Indy daraufhin in seine Richtung schaute, fragte er leise: »Wer möchte das Geheimnis der Sphinx ergründen?« Indy blieb stehen. »Was haben Sie gesagt?«, fragte er. Der Mann schwieg. Indy ging herüber, stützte sich mit
einem Knie auf dem
Boden ab und besah sich den Mann neugierig. Der Mann erwiderte seinen Blick, doch das ledrige Gesicht verriet nicht die geringste Regung.
»Trauen Sie sich, die Geheimnisse der Sphinx zu erfahren?«, fragte der Mann.
»Kommen Sie«, sagte Faye und zupfte an Indys Hemd. »Augenblick noch«, sagte Indy. »Er ist doch bloß ein Wahrsager«, meinte Faye. »Aber er hat etwas über die Sphinx gesagt«, meinte Indy. »Was wollten Sie damit sagen, ob ich mich traue, sie zu erfahren? Wieso fragen Sie ausgerechnet mich?« »Ihr Schatten begleitet Sie«, erwiderte der Mann. »Sie suchen die Sphinx, und was sich darin verbirgt. Ich kann Ihnen helfen.« »Wie denn?«, wollte Indy wissen. »Wie können Sie mir helfen?« »Gehen wir«, drängte Faye. »Mir gefällt das nicht.« »Es existiert eine Karte«, erklärte Achmed. »Sehr alt. Darauf sind viele Geheimnisse verzeichnet, die das Grabmal umgeben, Geheimnisse, die noch entdeckt werden müssen.« »Lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.« »Ich trage sie nicht bei mir«, erwiderte Achmed. »Aber ich kann sie Ihnen zeigen.« Indy zögerte.
»Es ist nicht weit«, setzte Achmed hinzu. Faye verschränkte die Arme. »Wie viel?«, fragte sie. »Nicht teuer«, antwortete Achmed. »Führen Sie mich hin«, sagte Indy. »Wie viel sie wert ist, darüber unterhalten wir uns, sobald ich sie gesehen habe.« Achmed nickte. Er erhob sich und führte die Dreiergruppe durch die verwinkelten Straßen zu einer Gasse, dann in die Gasse hinein bis zur Hintertür seines Ladens. Er klopfte an die Tür,
die daraufhin von unsichtbarer Hand geöffnet wurde. Sie traten ein, und Achmed machte ihnen ein Zeichen, ihm einen Treppenlauf hinunterzufolgen. »Das gefällt mir nicht«, meinte Faye. »Was kann es schaden?«, fragte Indy. »Wahrscheinlich ist er im Besitz eines Stückes wertlosen Plunders, das bereits hundertmal nachgedruckt worden ist. Andererseits könnte er auch etwas haben, das wir tatsächlich brauchen. Das müssen wir herausfinden.«
Indy ging als Erster, gefolgt von Mystery und schließlich Faye. Die Stufen knarrten Unheil verkündend unter ihrem Gewicht, und im Keller war es so finster, dass sie kaum ihre Füße erkennen konnten.
»Was ist das für ein Geruch?«, fragte Mystery. »So etwas Übles habe ich noch nie gerochen.« »Ach, bitte?«, fragte Indy, als er am unteren Treppenende anlangte. »Könnten wir hier vielleicht etwas Licht bekommen?« Achmed riss ein Streichholz an und hielt es an den Docht einer von der Decke herabhängenden Kerosinlampe. Als er sich wieder zu ihnen herumdrehte, hatte er einen 32er Revolver in der linken Hand, den Griff fest umklammert. Sie hörten das Rasseln eines Schlüssels, als die Tür über ihnen abgeschlossen wurde. »Ein Überfall?«, fragte Indy.
»Jetzt weiß ich, woher dieser Gestank kommt«, sagte Mystery. Ein Arm und ein Bein schwammen in einem an der gegenüberliegenden Wand stehenden großen Bottich, in dem sich eine grünliche Flüssigkeit befand, während auf einem Holztisch daneben eine salzverkrustete Leiche lag. Die Organe waren herausgenommen worden und befanden sich in auf dem Fußboden stehenden Blecheimern. Auf dem Arbeitstisch lag eine blutverschmierte, spitz zulaufende Zange, an deren Backen noch Gehirnpartikel klebten, sowie eine große Rolle Leinenbandagen. »Sie stellen Ihre Mumien selber her«, bemerkte Indy. »Die besten in ganz Kairo«, erwiderte Achmed.
»Oh, mein Gott«, entfuhr es Faye. »Was haben Sie uns diesmal eingebrockt, Jones? Ich habe Ihnen doch gesagt, das ist Unfug.«
»Können wir vielleicht später darüber streiten?«, fragte Indy. »Ich habe hier ein Problem am Hals.«
»Wir stecken in derselben Klemme«, feuerte Faye zurück. »Oder glauben Sie vielleicht -« »Ruhe!«, brüllte Achmed.
Er gab ihnen einen Wink mit dem Lauf der Waffe. »Kommen Sie hier herüber, langsam.« Sie stellten sich in die Mitte des Kellerraumes unter die Lampe. Achmed näherte sich Indy vorsichtig, die Waffe im Anschlag, und riss ihm den Revolver aus dem Halfter. Achmed betrachtete den größeren und gut geölten Webley einen Augenblick lang, dann warf er seine Waffe auf den Arbeitstisch. Er prallte gegen einen der dort gestapelten Körbe, aus dem das vertraut hinterhältige Geräusch von Schlangen drang, die einen Weg ins Freie suchen.
»Ihre Waffe ist erheblich besser«, stellte Achmed anerkennend fest.
»Ein geschickter Schachzug«, meinte Faye. »Ich möchte wetten, er ist auch noch geladen.«
»Hacken Sie nicht auf mir herum«, warnte Indy. Achmed rief jemandem namens Abdul etwas zu, dann hörten sie, wie die Kellertür über ihnen aufgeschlossen wurde. Ein gut zwei Meter großer Araber mit kahl geschorenem Schädel und glänzenden Muskeln kam die protestierenden Stufen hinunter. Er hatte einen großen Weidenkorb in der Hand, den er vor sie hinstellte.
»Ziehen Sie Ihre Kleider aus«, sagte Abdul. »Legen Sie sie in den Korb. Schuhe, Gürtel, Brieftaschen und auch alles andere.«
»Sie machen wohl Witze«, sagte Mystery.
»Keine Witze«, sagte Achmed und spannte den Revolver. »Ziehen Sie Ihre Kleider aus, oder ich werde Sie Ihnen von Abdul ausziehen lassen.«
Mystery sah zu Abdul hinüber, der bereits in freudiger Erwartung feixte.
»Was geschieht, wenn wir damit fertig sind?«
Achmed gab ein Zeichen mit dem Lauf der Waffe, und Abdul machte Anstalten, sich Mystery zu greifen. Indy trat zwischen die beiden und legte eine Hand auf Abduls schweißnasse Brust. Es war, als stemmte man sich gegen einen Leinensack voller stählerner Lagerkugeln.
»Warum erschießen Sie nicht mich?«, fragte Indy, an Abdul gewandt.
»Das werde ich auch«, drohte Achmed.
»Nein, das werden Sie nicht«, erwiderte Indy. »Weil Sie meine Haut auf keinen Fall durchlöchern wollen, richtig? Es ist schwierig, ein Einschussloch in einer viertausend Jahre alten Mumie zu erklären.«
»Es ist seltsam, nicht wahr, Dr. Jones?«, fragte Achmed. »Machen Sie kein so überraschtes Gesicht - Sie sind hier besser bekannt als Sie dachten. Und nun sollen Sie genau zu dem werden, wonach Sie so viele Jahre gesucht haben.«
»Nun, ich habe Neuigkeiten für dich, Freundchen. Wir alle sind auf die eine oder andere Weise vergänglich, aber ich habe nicht die Absicht, diesen Vorgang zu beschleunigen, indem ich in diesen Bottich steige.«
»Oh doch, das werden Sie«, sagte Achmed. »Und wenn mein Vetter Abdul Sie hineinwerfen muss.«
Abdul packte Indy an Gürtel und Kragen und hob ihn hoch. Mit dem Gesicht zur Decke vermochte Indy Abdul bestenfalls die Ellbogen gegen den Kopf zu rammen, und obwohl der Riese bei jedem Schlag stöhnte, weigerte er sich, seinen Griff zu lockern.
»Nein«, sagte Achmed. »Zuerst brauchen wir seine Kleider und den Inhalt seiner Taschen.«
Abdul setzte Indy wieder ab.
»Ziehen Sie Ihre Kleider aus«, kommandierte Achmed. »Sie alle. Machen Sie schon!«
Indy begann, oben anfangend, langsam sein Hemd aufzuknöpfen. Faye und Mystery gingen ebenfalls dazu über, ihre Kleider zu lockern, auch sie langsam.
»Wo ist der Stab, wenn man ihn braucht?«, fragte Indy Faye.
»Seien Sie still«, fauchte Faye.
»Was?«, fragte Achmed.
»Nichts«, sagte Indy.
»Sie erwähnten einen Stab.«
»Kann sein«, sagte Indy.
»Ist dieser Stab wertvoll?«
»Von unschätzbarem Wert«, antwortete Indy. »Aber das ist jetzt wohl nicht wichtig, oder?«
Er war mit dem Aufknöpfen seines Hemdes fertig. Faye kniete nieder, um die Schnürsenkel ihrer Stiefel aufzuknoten, während Mystery ihr neues Kleid von den Schultern gleiten ließ.
»Erzählen Sie mir davon«, forderte Achmed ihn auf.
»Das würde zu lange dauern«, sagte Indy, seine Hemdzipfel herausziehend. »Schließlich haben Sie es eilig, uns in diese Salzlösung zu bekommen.«
Der Lauf der Waffe geriet unschlüssig ins Wanken. Sowohl Achmed als auch Abdul starrten Mystery in ihrer Unterwäsche mit einem erwartungsvollen Leuchten in den Augen an. Indy griff hinter seinen Rücken und tat, als wollte er seinen Hemdzipfel lösen, umfasste stattdessen den Griff seiner Peitsche und machte einen Schritt nach vorn. Die Peitsche schnitt mit einem Knall in Achmeds Handgelenk, und aus der Waffe löste sich, bevor Achmed sie fallen ließ und gegen den hölzernen Arbeitstisch taumelte, ein Schuss. Die Kugel schlug hinter ihm in die gemauerte Wand. Der hölzerne Tisch stürzte um, und Leiche sowie Schlangenkörbe fielen zu Boden. Kobras schössen in alle Richtungen davon.
»Schlangen!«, schrie Indy. »Jede Menge Schlangen!«
Abdul packte Indy mit einer Faust, groß wie ein Schinken, und begann, ihn Richtung Bottich zu zerren. Eine neun Fuß lange Kobra schlängelte sich an seinem Bein hinauf, und Abdul versuchte, sie abzuschütteln. Die Kobra fauchte und öffnete ihren Hut, dann versenkte sie ihre Fänge in Abduls Oberschenkel. Der Hüne schrie auf und packte die Schlange mit beiden Händen, vermochte sie jedoch nicht herauszuziehen. Als er sich umdrehte und Indy anflehen wollte, sie zu entfernen, holte Indy aus und versetzte ihm mit voller Wucht einen Schlag gegen das Kinn. Abdul taumelte nach hinten und fiel mit dem Gesicht voran in den Bottich. Die Flüssigkeit zischte und fauchte. Achmed war bereits tot. An seinem Gesicht hingen mehrere Schlangen, und seine Wangen waren mit roten und Falten werfenden Bisswunden übersät.
»Machen wir, dass wir hier rauskommen«, sagte Indy.
Er sprang auf die Treppe.
»Wollen Sie Ihre Waffe nicht mitnehmen?«, fragte Mystery, während sie sich die Träger ihres Kleides wieder überstreifte.
»Vergiss sie«, rief Indy, rollte die Peitsche zusammen und hakte sie an seinen Gürtel.
Mystery schüttelte den Kopf, dann ging sie in aller Ruhe quer über den Fußboden.
»Nicht!«, rief Indy.
»Psst!«, machte Faye. »Stören Sie ihre Konzentration nicht.«
Mystery ging weiter, trat über die sich windenden Schlangen hinweg und hob den Webley auf.
»Sie versuchen bloß, einen Weg ins Freie zu finden«, sagte Mystery. »Achmed hatte nicht die geringste Chance, aber Abdul hätte wahrscheinlich überlebt, wenn er nicht in Panik geraten wäre. Normalerweise ist der Biss einer Kobra nicht tödlich.«
»Das glaube ich dir aufs Wort«, sagte Indy, während er den Webley in das Halfter schob.
»Was in aller Welt machen sie mit den - Leichen, die sie hier präparieren?«, wollte Mystery wissen.
»Für zu Pulver zerriebene Mumien gibt es einen beträchtlichen Markt«, erklärte Indy. »Manche Leute verwenden sie als Medizin, andere dagegen halten sie für ein sehr wirkungsvolles Aphrodisiakum.«
»Ist ja ekelhaft«, sagte Mystery. »Sollten wir dieses Haus nicht niederbrennen oder etwas Ähnliches?«
»Das würden wir auch tun, wenn es nicht zu beiden Seiten von ehrlichen Geschäften und Wohnhäusern umgeben wäre«, antwortete Indy. »Wir werden es einfach den Schlangen überlassen müssen.«