Wieder stand ich in der absoluten Dunkelheit des Tunnels und wartete.
»Begib dich um die fünfzehnte Ahn in den Tunnel«, hatte mir Kenneth befohlen, »und warte dort an der Einmündung des Seitenganges, der zum vierten Lagerschuppen führt.«
»Ja, Herr«, hatte ich überrascht erwidert. An derselben Stelle hatte ich mich gestern mit Taphris verabredet, die nun bereits auf dem Weg zu einem Sklavenmarkt in Vonda war.
»Herr, darf ich fragen, warum ich zur fünfzehnten Ahn in den Tunnel gehen soll?«
»Weil man es dir befiehlt.«
»Ja, Herr.«
Er lächelte. »Es gibt da eine ›neue Sklavin‹. Die wird dir dorthin geschickt werden.«
»Aber wäre denn die Herrin damit einverstanden?«
»Sie hat es angeordnet.«
»Das ist interessant«, sagte ich.
Und jetzt stand ich im Tunnel und hörte Schritte näher kommen.
»Ich bin hier«, sagte ich in der Dunkelheit.
»Oh«, antwortete sie und blieb dicht vor mir stehen.
»Bist du nackt?« fragte ich.
»Ich trage ein dünnes Sklavengewand.«
»Zieh es aus und knie nieder.«
»Niederknien?«
»Muß ich einen Befehl wiederholen?«
Ich hörte, wie sie gehorchte.
Ich hob die Hände und betastete sie an Kopf und Schultern und drückte sie dabei nach hinten auf den Rücken. Sie japste vor Wonne.
»Du bist eine neue Sklavin?« fragte ich.
»Ja.«
»Du trägst keinen Kragen.«
»Kenneth hat mich noch nicht in den Kragen gesteckt«, erwiderte sie.
»Und das Brandzeichen hast du auch noch nicht.«
»Deine Hände sind so besitzergreifend!« sagte sie. »Noch einmal, Herr!« flehte sie. »Bitte, Herr!«
»Es wird spät. Du mußt zu deiner Herrin zurück«, sagte ich. »Sie wundert sich bestimmt schon, wo du bleibst.«
»Die Herrin wird mich schon nicht bestrafen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich bin davon überzeugt. Bitte, bitte, Herr!« Sie lag neben mir im Tunnel. Sie regte sich kaum.
Ich stand auf, ertastete meine Tunika und zog sie an.
»Auf die Knie!« befahl ich.
Sie gehorchte. Ich griff ihr ins Haar, hielt sie mit der anderen Hand fest und zerrte ihr ein Büschel Haare aus.
»Oh!« rief sie. »Warum hast du das getan?«
»Weil ich Spaß daran hatte.«
»Das hat weh getan.«
»Sei still! Ich entlasse dich jetzt. Nimm deine Sachen.«
»Du entläßt mich!« rief sie.
»Sollte ich dich nicht zu deiner Herrin zurückschicken?« fragte ich lächelnd.
»Ja doch, Herr«, sagte sie ärgerlich.
Ich hörte, wie sie aufstand, und gab ihr zum Abschied einen Klaps auf die Kehrseite. »Lauf zu deiner Herrin!« befahl ich.
Sie stieß einen ärgerlichen Laut aus.
Ich brachte das dünne Büschel Haare an mich, das ich auf dem Tunnelboden abgelegt hatte, und steckte es in die Tunika.
Ich hörte sie schluchzend durch den Tunnel laufen.
Ich lächelte in der Dunkelheit.