Schulespielen

Altes Rezept. Erneuert von Erich Kästner

Das größte Kind muß an die Tafel schreiben.

Und dauernd ernst sein. Und den Lehrer machen.

Die andern Kinder dürfen Kinder bleiben.

Und sollen nur, wenn er’s verbietet, lachen.

Dann gibt das große Kind zunächst den Kleinen

ein schwieriges Diktat. Mit Das und Daß.

Die Mädchen müssen, wenn sie können, weinen.

Sonst machen sie die Hefte anders naß. -

Dann folgt ein Ausflug. Über Perserbrücken.

Rund um den Tisch. Mit Rucksack und Gesang.

Und in den Vasen kann man Blumen pflücken.

Und wandert dreißigmal die Wand entlang.

Die Teppiche sind selbstverständlich Wiesen.

Hier wird gefrühstückt; und hier ruht man aus,

indes im Bad die Wasserfälle fließen.

Dann wandert man, rund um den Tisch, nach Haus.

Am schönsten ist natürlich das Examen.

Da hat der Lehrer einen Gehrock an

und fragt nach Wilhelm Tell und Städtenamen.

Und ob der Artur wohl den Handstand kann.

Dann gibt’s Zensuren. Karl und Gustav schwitzen.

Doch Gustav bleibt in diesem Jahr verschont.

Nur Karl der Faule bleibt schon wieder sitzen.

Und sagt ganz laut: »Das bin ich nun gewohnt.« -

Und dann sind Ferien. Und alle lachen.

Das große Kind zieht flugs den Gehrock aus

und hängt ihn in den Schrank, zu Vaters Sachen.

Denn: Vater kommt um diese Zeit nach Haus. -

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