DIE GROSSE STILLE

Als Holmes am Vormittag des 28. Dezembers des Jahres 1915 die Fahrt von seinem Hotel nach London antrat, wehte ein schneidend kalter Wind vom Kanal her.

Holmes bedauerte den Kutscher, der dem winterlichen Wetter ausgesetzt war, während er selbst im Inneren des Broughams zwar nicht vor der Kälte, aber doch vor Wind und Feuchtigkeit geschützt war.

Er tröstete sich damit, dass Unannehmlichkeiten dieser Art Teil seines Berufes waren, wie das Fahren bei Wind und Wetter zu den Aufgaben von Mr. Ramsey, dem Kutscher, gehörte. Wie auch die englischen Soldaten angesichts der ununterbrochenen deutschen Feindseligkeiten auf weihnachtlichen Frieden, Komfort und Sicherheit verzichten mussten. Einen Höhepunkt der negativen Ereignisse stellte wohl die Hinrichtung der englischen Krankenschwester Edith Cavell wegen angeblicher Spionage dar.

Außerdem war Holmes freiwillig unterwegs. Niemand außer er selbst war verantwortlich für die Entscheidung, diese Reise anzutreten, die ihn zunächst in sein Quartier in der Baker Street führte, wo Dr. Watson zu ihm stoßen würde. Der treue Freund würde ihn auf der entscheidenden Fahrt begleiten. Auf der Reise zu jenen Personen, die hinter dem Anschlag auf die Titanic standen.

Ein recht heikles Unterfangen, bei dem er die Unterstützung seines Bruders Mycroft gesucht hatte. Der Gegner, der den Tod von hunderten Menschen zu verantworten hatte, würde nicht leicht zu besiegen sein. Eine gefährliche, entscheidende Schlacht stand bevor, deren Ausgang unsicher war.

Mycroft Holmes hatte seinen Bruder und den Doktor zu einem Abendessen in den Stranger's Room des Diogenes Clubs geladen, um die Taktik des Vorgehens zu besprechen.

»Das Schloss in Wiltshire wird von der Truppe umstellt und gesichert, um eine etwaige Flucht zu verhindern. Anschließend dringen unsere Männer ein und schreiten zur Festnahme.«

»Wobei darauf zu achten ist, dass sie lebend gefasst werden. Wir brauchen ihre Aussagen. Um diese werden sich Watson und ich kümmern.«

»Es ist den Herren aber klar«, wandte Mycroft Holmes ein, »dass nichts von dem, was du erfährst, nach außen dringen darf. Unser Land befindet sich im Krieg. Wir dürfen keine Schwächung unserer Institutionen riskieren.«

»Was also planst du, um das Ergebnis der Aktion geheim zu halten?«, fragte Holmes seinen Bruder.

»Die Betreffenden werden dorthin transportiert, wo sie schon lange hingehören, in ein Asyl für Geisteskranke, wo man sie bis zum Ende ihres unwürdigen Lebens sicher verwahren wird. Die Schiffe der White Star Lines, insbesondere die Olympic, werden in den Dienst des Staates gestellt, als Transporter im Krieg. Damit wird es zu keinen Härten für die Mannschaften kommen, und die Schifffahrtslinie vor dem Bankrott gerettet.«

»Also doch«, sagte Watson. »Ich wusste, dass Ismay hinter allem steckt.«

Sherlock Holmes und sein Bruder Mycroft schwiegen.


Die Droschkenfahrt zum Kingsgate Castle in Wiltshire verlief idyllisch. Es war unheimlich still. Außer dem Schnauben der beiden Rösser war nichts zu vernehmen. Der Schneefall nahm zu. Es schneite in dicken, weichen Flocken. Doktor Watson versorgte den Kutscher, Holmes und sich selbst aus einer Thermosflasche mit heißem Tee, der mit Brandy und Zucker versetzt war.

Wenn es so weiterging mit dem Schneefall, würden sie ihre Droschke gegen einen Schlitten eintauschen müssen, bemerkte der Doktor gerade, als ein mit hoher Geschwindigkeit entgegenkommendes Fuhrwerk ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Kutsche fuhr den Hohlweg in hohem Tempo entlang. Der Fahrer war in einen schwarzen Mantel gehüllt und trug eine dunkle Mütze. Die Scheiben des Fuhrwerks waren mit Dunst beschlagen, so dass man nicht in das Innere blicken konnte.

Nach einiger Zeit verließ Brigadier Hurst, der Holmes' und Watsons Droschke mit viel Geschick lenkte, die Fahrstraße und steuerte auf einen Wald zu.

»Wir sind fast am Ziel«, rief der Mann vom Kutschbock. »Unsere Männer stehen bereit.«

Aus dem Unterholz tauchten die Köpfe von dreißig Soldaten im Tarnanzug auf. Brigadier Hurst und Colonel Thomson salutierten, dann drückten sie einander die Hände.

»Mr. Holmes gibt das Zeichen zum Einsatz gegen Kingsgate Castle«, stellte der Brigadier fest.

Der Brigadier und der Colonel begleiteten Holmes und Watson zum Rand des Wäldchens. In einer Entfernung von etwa einer Meile erhob sich das sechseckige, um einen Innenhof angeordnete Steingemäuer des Schlosses, das von Türmen mit Schießscharten und Toreinfahrten durchbrochen wurde.

»Wir würden einiges Aufsehen erregen, wenn wir uns jetzt mit der Truppe dem Schloss nähern. Wir müssen auf den Einbruch der Dunkelheit warten. Ich denke mir, dass wir gegen halb sechs Uhr losmarschieren können«, schlug Holmes vor.

»Das trifft sich mit unseren Überlegungen«, meinte Colonel Thomson.

»Die Tarnanzüge helfen bei Schneelage kaum«, gab der Detektiv zu bedenken. »Sie müssen weiße Überzüge für die Mannschaft organisieren.«

»Dafür ist gesorgt«, entgegnete der Colonel und Holmes war erleichtert zu sehen, dass er es mit Profis zu tun hatte.

»Wir haben Zelte aufgestellt und laden die Herren zu einer Erfrischung ein.«

In der geräumigen Unterkunft war es angenehm warm. Holmes und Watson ruhten nach einem deftigen Mahl, bis es langsam dunkel wurde.

Obwohl über dreißig Männer in den drei Zelten lagerten, war es still. Unheimlich still. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Es wurde kein überflüssiges Wort gesprochen. Als Holmes das Zeichen zum Aufbruch gab, setzten sich die weiß gekleideten, mit Gewehren bewaffneten Männer in Bewegung. Brigadier Hurst hatte eine Trompete dabei, mit der er Holmes und Watson ein Signal übermitteln würde, sobald der Feind überwältigt war und sie sich dem Schloss nähern konnten.

Sherlock Holmes und Doktor Watson, die allein im Lager zurückgeblieben waren, warteten gespannt auf das Horn. Aber kein Laut war zu hören. Der heftiger werdende Schneefall schien alle Geräusche zu schlucken.

Gegen sieben Uhr, als das Trompetensignal noch immer nicht ertönt war, machten sich Holmes und Watson auf den Weg zum Schloss. Die Spuren der Soldaten waren im frisch gefallenen Schnee verschwunden. Als sich der Detektiv und sein Begleiter dem Schloss näherten, sahen sie Licht aus einigen Fenstern des Erdgeschosses dringen. Der Rest des dreistöckigen Gebäudes aus der Tudorzeit lag im Dunkeln.

Der dunkle Klang einer traurigen Melodie durchdrang plötzlich die Stille der winterlichen Landschaft. Brigadier Hurst gab das Trompetensignal.

»Arbeit für Sie, Doktor«, waren die ersten Worte, mit denen Brigadier Hurst und Colonel Thomson die Herren am Eingang zum Schloss begrüßten.

»Irgendwelche Verluste auf Ihrer Seite?«, erkundigte sich Sherlock Holmes.

»Keine Verluste. Wir trafen auf keine Gegenwehr«, berichtete der Colonel. »Das Personal, bestehend aus einem Butler, einer Köchin und zwei weiblichen Bediensteten wurde betäubt vorgefunden. Sie atmen, sind aber noch nicht wach. Wir schlagen vor, der Doktor kontrolliert ihren Zustand.«

»Und die Herren? Der Schlossbesitzer und seine Gäste?«, fragte Holmes.

»Kommen Sie, Mr. Holmes! Machen Sie sich selbst ein Bild.«

Als Holmes und Watson den mit Kerzen beleuchteten Speisesaal von Kingsgate Castle betraten, sahen sie drei Männer am gedeckten Tisch sitzen. Ihre Teller waren halb voll, von den Gläsern mit Rotwein war getrunken worden. In der Mitte des Tisches stand eine Vase mit einem blühenden Kirschzweig.

Die Männer waren vornüber auf die Tafel gesunken. Rote Flecken breiteten sich auf dem weißen Tischtuch aus. Blutflecken. Die drei Männer waren durch Schüsse in den Kopf getötet worden, von hinten, nachdem man sie betäubt hatte.

»Das Betäubungsmittel muss in den Getränken oder im Essen gewesen sein. Auch das Personal hatte davon genommen. Aber diese Herrschaften leben noch.«

»Das also ist das unspektakuläre Ende von König David und seinen zwei verbliebenen Kriegern«, sagte Holmes. »Von den ursprünglich vier Männern, die ausgezogen waren, unser Land zu verändern.«

»Ich sehe nur drei Männer«, sagte Watson. »Sie meinen, dass der Anführer entkommen ist oder sich im Gebäude verbirgt?«

Holmes schüttelte den Kopf. »Wenn Sie sich der unangenehmen Aufgabe stellen, die Gesichter der Herren zu betrachten, werden Sie bemerken, dass einer von ihnen beträchtlich älter ist als die anderen. Bei dem älteren Mann mit dem Schnurrbart handelt es sich um Colonel King. Um Colonel David King, der sich selbst King David nannte, weil er meinte, ein Nachkomme des biblischen Königs David zu sein, dessen Stammbaum über Jesus Christus bis herauf in unsere Tage reichte. Beachten Sie das Glasfenster mit der Abbildung des Baumes Jesse, der die Blutlinie des Hauses David darstellt, beginnend bei Adam, über König David, König Salomon, über Josef, den Mann Marias, Jesus Christus selbst, bis herauf zu Colonel King. Der Colonel ist, oder besser gesagt, war der stellvertretende Verteidigungsminister unseres Landes. Wohl ein Grund, warum das Trompetensignal, mit dem Sie Watson und mich herbeiriefen, so gedämpft im Ton ausfiel. Nicht wahr, Brigadier?«

»Die drei Männer tragen eine hohe militärische Auszeichnung, das Victoria-Kreuz, das von der Queen für vorbildliche Tapferkeit vor dem Feind verliehen wird. Wir wussten, dass wir eine schwere Aufgabe zu erfüllen haben würden«, sagte Brigadier Hurst. »Es wäre mir lieber gewesen, wir hätten Colonel King in einem fairen Kampf besiegen und gefangen nehmen können und ihn nicht auf diese Weise aufgefunden. Eine feige, hinterhältige Methode, einen Soldaten zu töten.«

»Jeder wählt die Methode, die ihm liegt. Von einer moralischen Bewertung würde ich persönlich Abstand nehmen. Die Herren kannten keine Gnade beim Erreichen ihrer Ziele. Mit Kumpanen ihrer ehemaligen Kompanie sprengten sie das Eisfeld, das die Titanic vernichtete. Hunderte Menschen kamen dabei um. Ich kann nichts Heldenhaftes daran erkennen.«

»Aber warum? Was wollten sie damit erreichen?«, fragte Doktor Watson.

»Das lässt sich in wenigen Sätzen erklären«, sagte Holmes. »In Sätzen, die Sie, Watson, leider nie zu Papier bringen werden, weil davon nie etwas an die Öffentlichkeit dringen darf. Zu groß wäre der Schaden für die Armee unseres Landes, deren Ruf gerade in Kriegszeiten nicht geschwächt werden darf. Nun, bei dem dunkelhaarigen Gentleman, dem Krieger Jasobeam, handelt es sich um Mr. James R. Faber, den Direktor der Royal-Maritime-Versicherung, die die Titanic versichert hatte.«

»Was es unmöglich erscheinen lässt, dass er am Untergang des Schiffes beteiligt war«, wandte Dr. Watson ein. »Viel wahrscheinlicher wäre es, Mr. Ismay an seiner Stelle vorzufinden.«

»Für Sie Watson, weil Sie sich mit der Kraft eines Bulldogs in den armen Mann verbissen haben. Aber die Realität spricht, wie Sie sehen, eine andere Sprache. Nun, James R. Fabers Versicherung erlitt keinen Schaden durch die Versenkung der Titanic. Im Gegenteil. Die Royal Maritime war bei vielen kleineren Agenturen rückversichert, die durch den Schadensfall ruiniert wurden. Faber selbst machte durch das Unglück einen bescheidenen Gewinn, den er zu optimieren suchte, indem er Ismay und seinen amerikanischen Kollegen Pierpont Morgan durch gezielte Dossiers an die Presse in Misskredit brachte. Hätte man die Verantwortlichen der White Star Line tatsächlich des Versicherungsbetrugs überführt, wie Conolly, Evans und ihr amerikanischer Kollege Robertson in ihren Zeitungsbeiträgen andeuteten, wäre Faber in Geld geschwommen und hätte finanziell zu den großen Plänen seines Colonels David King beitragen können. Auf diese Weise dienten die Reporter und der Romanautor Morgan Robertson, ohne sich dessen bewusst zu sein, als Werkzeug für King und seine so genannten Krieger. Bis sie auf Fakten stießen, die für die Herren gefährlich wurden. Das war ihr Todesurteil.«

Holmes holte tief Luft und fuhr fort: »Die detaillierte Anleitung zum Untergang der Titanic stammte übrigens aus Robertsons Roman Hoffnungslos – oder das Wrack der Titan. Der blonde Herr mit dem für einen Krieger so unehrenhaft von hinten durchschossenen Kopf ist Edward Hornby, Chef der Northern Steamship Ltd., einem Konkurrenzunternehmen der White Star Line. Wie dieser Herr vom Untergang der Titanic profitieren wollte, ist wohl einleuchtend. Durch die Vermählung seines Sohnes Graham mit der Tochter von Pierpont Morgan setzte er noch eines drauf. Der unbedarfte Sohn wusste von all dem nichts. Sein Vater wollte sich die White Star Line und ihre noch verbliebenen Schiffe einverleiben.«

»Wenn nun also«, meldete Watson erneut Zweifel an, »der Anführer und zwei seiner Krieger vor uns liegen, so fehlt doch der dritte Krieger. Ist er zu Verstand gekommen? Hat er den verrückten Mr. King und seine Kameraden umgelegt? Wo ist er?«

»Der dritte Krieger des König David«, fuhr Holmes in aller Ruhe fort, »wurde schon vor einigen Monaten auf unserer Gedenkreise getötet, an Bord der RMS Olympic. Es handelte sich dabei um Mr. Hatter, Mr. John Hatter, der als Funker der Titanic für die Logistik des Anschlages zuständig gewesen war. Alice erkannte ihn wieder als den Mann, der den kleinen Peter brutal aus dem Rettungsboot geworfen hatte. Hatter betäubte das Mädchen, dessen Mutter und den Adoptivvater, entführte Alice, um damit von seiner geplanten Flucht mit einem Rettungsboot abzulenken. Er hatte auch die Malerin Oldman-Smythe über Bord katapultiert. Sie bezahlte ihre Erpressungsversuche mit dem Leben. So wie unser Freund, der Journalist Conolly, den er erschoss. Damit, meine ich, wäre alles Wesentliche zu dem militärisch ehrenhaften Verhalten dieser Männer gesagt.«

»Wer aber steckt nun hinter der Liquidierung von David King und seinen Soldaten?«, fragte Watson.

»Cherchez la femme. Wie ich bereits sagte. Denken Sie an die Kutsche, die uns auf unserer Fahrt hierher begegnete. Sie erinnern sich, Watson, Brigadier Hurst? In ihr saß eine Frau, die von John Pierpont Morgan den Auftrag erhalten hatte, den Untergang der Titanic zu klären. Und das hat sie gemacht, mit bekannter List und Hartnäckigkeit. Irene Adler, als Bibliothekarin an Bord der Olympic, erschoss John Hatter.«

»Und hinterlegte das wertvolle Collier von Mrs. Oldman-Smythe in seiner Kabine, nachdem sie es Ihnen entwendet hatte.«

»Nicht ganz. Das Collier brachte ich in Abwesenheit des noch lebenden Hatter in dessen Unterkunft. Schließlich war er der rechtmäßige Besitzer, bevor er die Kette an Mrs. Oldman-Smythe abgetreten hatte.«

»Aber sie wollte mehr.«

»Und sie bekam es. Ich wollte den Mann mit der Rückgabe verunsichern, den Druck auf ihn schrittweise steigern. Dann aber schlug Irene Adler zu.«

»Und das wiederholte sich hier in Kingsgate Hall«, sagte Watson mit einem skeptischen Blick auf seinen Freund.

»So ist es. Die Frau ist mir einfach überlegen. Ich muss dies neidlos eingestehen.«

Nachdem sich Watson um das noch immer betäubte Personal gekümmert hatte – niemand von ihnen befand sich in Lebensgefahr –, zog die Truppe um Colonel Thomson ab.

»Ich danke Ihnen, meine Herren, für die Bereitschaft, Ihr Leben zu wagen. Es lag nicht in unserer Hand, dass es ganz anders kam.«


»Ich habe den Verdacht, dass Sie dieses Mal nicht von Mrs. Adler hinters Licht geführt wurden«, sagte Dr. Watson zu Holmes, nachdem die Soldaten den Saal verlassen hatten. »Ich beschuldige Sie hiermit, Holmes, dass Sie das Ihnen zur Genüge bekannte Wesen dieser Frau und ihre Taten benutzt haben, um genau das zu erreichen, was Sie eigentlich wollten: Die Vernichtung dieser Männer. Sie wollten nicht, dass sie, wie Ihr Bruder das plante, in ein Nobelasyl für Geisteskranke gebracht wurden, aus dem sie flüchten könnten oder in einigen Jahren freikämen, mit allen gefährlichen Folgen für das Land.«

»Und die Welt, Watson. Diese Männer wollten mehr als die Vernichtung von Versicherungsagenturen und von Schiffen. Sie planten die Übernahme der englischen Armee, eine Neuordnung Englands und darüber hinaus … Aber das werde ich am besten aufschreiben. Der Fluch der Titanic wird der erste und wohl auch letzte Fall sein, in dem ich mich als Schriftsteller versuche. Sie erhalten den Text um Ostern herum, wenn Sie versprechen, ihn nach der Lektüre zu vernichten.«

»Sie bestätigen also indirekt meine Vermutung.«

»Dass ich selbst gerne Schriftsteller geworden wäre?«

»Nein. Dass Sie Irene Adler in perfider Weise als Mordwerkzeug benutzten.«

»Von Mord kann keine Rede sein. Die Herren waren Verbrecher, Mrs. Adler war ihr Henker.«

»Und Sie der Richter?«

»Ich wiederhole: Ich habe in Irene, in Mrs. Wolfe, meinen Meister als Detektiv gefunden. Sie war mir immer einige Schritte voraus.«

»Ich traue Ihnen ganz und gar nicht.«

»Ich treffe mich übrigens morgen mit meinem Auftraggeber, mit Mr. Ismay. Haben Sie Interesse, dieser Begegnung beizuwohnen? Sie sind dazu herzlich eingeladen.«

»Nein, danke, Holmes. Man muss nicht alles haben.«

Als Holmes und Watson den Speisesaal von Kingsgate Castle verließen, zeigte Holmes auf die geschnitzte Rose über dem Ausgang.

»Eine Schweigerose, Watson. Sie erinnert uns daran, über das Erfahrene zu schweigen. Sie wissen, welches Symbol das Gegenteil davon ausdrückt?«

»Nein. Ich werde jedoch Ihrer Belehrung nicht entkommen, Holmes. Machen Sie es kurz«, seufzte Watson.

»Die Narrenmaske.«

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