Flüssigsauerstoff

Ich lag im dunklen Zimmer, gefühllos, vertieft in das Leuchten des Zifferblattes am Handgelenk, ich weiß nicht, wie lange. Ich lauschte dem eigenen Atem und wunderte mich über etwas, aber all das — das Schauen auf das grünliche Ziffernkränzchen und die Verwunderung —, war in Gleichgültigkeit getaucht, die ich auf die Ermüdung zurückführte.

Ich drehte mich auf die Seite, das Bett war seltsam breit, mir ging etwas ab. Ich hielt den Atem an. Völlige Stille trat ein. Ich erstarb. Nicht das leiseste Rascheln drang zu mir. Harey? Warum hörte ich ihren Atem nicht? Ich begann mit den Händen übers Bettzeug zu fahren: ich war allein.

— Harey! — wollte ich rufen, aber ich vernahm Schritte. Da ging jemand Großer, Schwerer, wie…

— Gibarian? — sagte ich ruhig.

— Ja, ich. Dreh das Licht nicht an.

— Nicht?

— Nein, nicht nötig. So wird es für uns beide besser sein.

— Aber du bist doch tot?

— Das macht nichts. Du erkennst doch wohl meine Stimme?

— Ja. Warum hast du das getan?

— Ich mußte. Du bist vier Tage zu spät gekommen. Wenn du früher eingeflogen wärst, dann wäre das vielleicht nicht nötig gewesen, aber mach dir keine Vorwürfe. Ich habe es nicht schlecht.

— Bist du wirklich hier?

— Ach, denkst du, du träumst von mir, wie du es bei Harey gedacht hast?

— Wo ist sie?

— Woher willst du wissen, daß ich das weiß?

— Ich kann es mir denken.

— Behalt das für dich. Sagen wir, daß ich an ihrer Statt hier bin.

— Aber ich will, daß auch sie hier sein soll.

— Das ist nicht möglich.

— Warum nicht? Hör mal, weißt du auch, daß das in Wahrheit nicht du bist, sondern ich?

— Nein. Das bin in Wahrheit ich. Wenn du pedantisch sein willst, kannst du sagen, daß das noch einmal ich bin. Aber wir wollen keine leeren Worte machen.

— Gehst du fort? — Ja.

— Und dann kommt sie zurück?

— Liegt dir daran? Was ist sie dir?

— Das geht nur mich etwas an.

— Du fürchtest dich doch vor ihr.

— Nein.

— Und ekelst dich…

— Was willst du von mir?

— Bemitleiden kannst du nur dich und nicht sie. Sie wird immer zwanzig bleiben. Stell dich nicht so, als wüßtest du das nicht!

Auf einmal, ich weiß gar nicht, wieso, wurde ich ganz kühl. Ich hörte ihm völlig ruhig zu. Er schien jetzt näher bei mir zu stehen, am Fußende des Bettes, aber weiterhin sah ich nichts in dieser Finsternis.

— Was willst du? — fragte ich leise. Mein Ton schien ihn zu verblüffen. Er schwieg eine Zeitlang.

— Sartorius hat Snaut überzeugt, daß du ihn betrogen hast. Jetzt betrügen sie dich. Unter dem Vorwand, die Röntgenanlage zu montieren, bauen sie einen Feldannihilator.

— Wo ist sie? — fragte ich.

— Hast du nicht gehört, was ich dir sage? Ich habe dich gewarnt!

— Wo ist sie?

— Ich weiß es nicht. Paß auf: du wirst eine Waffe brauchen. Du kannst dich auf niemanden verlassen.

— Auf Harey kann ich mich verlassen — sagte ich. Ich hörte ein rasches, leises Geräusch. Er lachte.

— Kannst du, natürlich. Bis zu einer gewissen Grenze. Letzten Endes kannst du jederzeit dasselbe tun wie ich.

— Du bist nicht Gibarian.

— Sieh mal an. Wer sonst? Etwa ein Traum von dir?

— Nein. Eine Puppe von ihnen. Aber davon weißt du nichts.

— Und woher kannst du wissen, wer DU bist!

Das machte mich betroffen. Ich wollte aufstehen, aber ich konnte nicht. Gibarian sagte etwas. Ich verstand die Worte nicht, hörte nur seine Stimme erklingen, kämpfte verzweifelt gegen die Schwäche meines Körpers an, machte mit äußerster Anstrengung noch einen Ruck… und erwachte. Ich schnappte nach Luft wie ein halb erstickter Fisch. Es war ganz finster. Also nur ein Traum. Ein Alptraum. Halt, Moment mal…“ein Dilemma, das wir nicht zu lösen verstehen. Wir stellen uns selbst nach. Die Polytheria haben nur etwas wie einen selektiven Verstärker unserer Gedanken angewendet. Nach einer Motivierung für dieses Phänomen zu suchen, ist ein Anthropomorphismus. Wo es keine Menschen gibt, dort gibt es auch keine menschlich faßbaren Motive. Um im Forschungsplan fortzufahren, müßten wir entweder die eigenen Gedanken vernichten, oder deren materielle Verkörperung. Das eine liegt nicht in unserer Macht. Und das andere hat allzuviel Ähnlichkeit mit Mord.»

Ich lauschte im Dunkel dieser gleichmäßigen, fernen Stimme, deren Klang ich augenblicklich erkannt hatte: da sprach Gibarian. Ich streckte die Arme aus. Das Bett war leer.

— Ich bin aufgewacht, aber im nächsten Traum — dachte ich.

— Gibarian…? — ließ ich mich hören. Die Stimme brach sofort ab, mitten im Wort. Leise klickte etwas, und ich spürte einen schwachen Hauch im Gesicht.

— Also weißt du, Gibarian — brummte ich gähnend —, einen Menschen so von Traum zu Traum zu verfolgen, na hör mal…

Neben mir raschelte etwas.

— Gibarian! — wiederholte ich lauter. Im Bett erbebten die Sprungfedern.

— Kris… ich bin's… — flüsterte es dicht neben mir.

— Du, Harey… ja, aber Gibarian?

— Kris… Kris… er ist doch… du hast selbst gesagt, daß er tot ist…

— Im Traum kann er lebendig sein — sagte ich schleppend. Ich war gar nicht mehr so sicher, ob das ein Traum war. — Er hat etwas gesagt. Er war da — versetzte ich. Ich war abscheulich schläfrig. — Wenn ich schläfrig bin, na dann schlafe ich — dachte ich blödsinnig, streifte mit den Lippen Hareys kühlen Arm und legte mich bequemer zurecht. Sie antwortete mir etwas, aber ich sank schon hinab in die Selbstvergessenheit.

Am Morgen im rot erleuchteten Zimmer besann ich mich auf die Geschehnisse dieser Nacht. Das Gespräch mit Gibarian hatte ich geträumt, aber das, was nachher war? Ich hatte seine Stimme gehört, das hätte ich schwören können, allerdings erinnerte ich mich nicht genau, was er gesagt hatte. Das hatte nicht wie ein Gespräch geklungen, eher wie ein Vortrag. Vortrag…?

Harey wusch sich. Ich hörte das Wasser im Bad plätschern. Ich schaute unters Bett, dorthin, wohin ich vor ein paar Tagen das Tonbandgerät geworfen hatte. Es lag nicht dort.

— Harey! — rief ich. Ihr triefnasses Gesicht guckte hinter dem Schrank hervor.

— Hast du nicht vielleicht ein Tonbandgerät unter dem Bett gesehen? Ein kleines Taschengerät?

— Dort lag alles mögliche. Ich habe alles dort hinübergelegt — sie wies auf das Regal beim Arzneischränkchen und verschwand im Bad. Ich sprang aus dem Bett, aber die Suche blieb ergebnislos.

— Du mußt es gesehen haben — sagte ich, als Harey ins Zimmer zurückkam. Sie kämmte sich vor dem Spiegel und antwortete nicht. Jetzt erst sah ich, daß sie blaß war; in ihren Augen war ein prüfender Ausdruck, als sie im Spiegel den meinen begegneten.

— Harey — begann ich wie ein Esel nochmals von vorn — auf dem Regal ist das Bandgerät nicht.

— Etwas Wichtigeres hast du mir nicht zu sagen…?

— Entschuldige, — murmelte ich — du hast recht, das ist Quatsch.

Das hätte gerade noch gefehlt, daß wir zu streiten angefangen hätten!

Wir gingen dann frühstücken. Harey machte an diesem Tag alles anders als sonst, aber ich wußte den Unterschied nicht zu bezeichnen. Sie betrachtete die Umgebung und hörte ein paarmal nicht, was ich zu ihr sagte, wie in plötzlicher Versunkenheit. Einmal, als Harey den Kopf hob, sah ich, daß ihr die Augen glasig wurden.

— Was hast du? — ich senkte die Stimme zum Flüstern. — Du weinst?

— Ach, laß mich. Das sind keine echten Tränen — stammelte sie. Vielleicht hätte ich das nicht auf sich beruhen lassen sollen, aber vor nichts hatte ich solche Angst, wie vor «aufrichtigen

Gesprächen». Im übrigen hatte ich andere Sorgen; obwohl ich wußte, daß ich die geheimen Ränke von Snaut und Sartorius nur geträumt hatte, begann ich zu überlegen, ob es in der Station überhaupt irgendwelche handliche Waffen gab. Was ich damit tun wollte, bedachte ich gar nicht, ich wollte einfach eine haben. Ich sagte zu Harey, ich müsse in den Laderaum und in die Lager schauen. Sie ging schweigend hinter mir her. Ich durchwühlte die Kisten, stöberte in den Behältern, und als ich unten angelangt war, konnte ich dem Gelüst nicht widerstehen, in den Kühlraum hineinzuschauen. Ich wollte aber nicht, daß Harey dort hineinginge, daher lüpfte ich nur die Tür einen Spalt weit und tastete mit den Blicken den ganzen Raum ab. Das dunkle Bahrtuch bauschte sich, die langgestreckte Form verhüllend, aber von dort, wo ich stand, konnte ich nicht sehen, ob die Schwarze noch lag, wo sie gelegen hatte. Es schien mir, der Platz sei leer.

Ich fand nichts, was mir entsprochen hätte, und so drückte ich mich herum, in immer schlechterer Laune, bis mir plötzlich auffiel, daß ich Harey nicht sah. Im übrigen kam sie gleich, sie war im Korridor zurückgeblieben, aber daß sie auch nur versucht hatte, sich von mir zu entfernen, was ihr doch so schwerfiel, selbst wenn es bloß für einen Augenblick war — das allein hätte mich stutzig machen müssen. Doch weiterhin benahm ich mich wie beleidigt, kein Mensch weiß, von wem, oder einfach wie völlig verblödet. Der Schädel begann mich zu schmerzen, ich konnte keine Tabletten finden, und mit einer Mordswut stellte ich die ganze Apotheke auf den Kopf. In den Operationssaal mochte ich wiederum nicht gehen, ich war an diesem Tag verkorkst wie selten. Harey schlich wie ein Schatten in der Kabine umher und verschwand manchmal für einen Augenblick; am Nachmittag, als wir schon gespeist hatten (im Grunde genommen hatte Harey überhaupt nichts gegessen, und ich, ohne Appetit, weil mir vor Schmerzen der Schädel zersprang, hatte sie gar nicht dazu zu ermuntern versucht), da setzte sie sich plötzlich neben mich und begann mich am Blusenärmel zu zupfen.

Was gibt's? brummte ich automatisch Ich hatte Lust hinaufzugehen, denn es schien mir, daß die Rohre ein schwaches Echo von Klopflauten übertrugen, ein Zeichen dafür, daß sich Sartorius mit Hochspannungsapparaturen herumraufte, aber auf einmal verging mir die Lust, weil ich bedachte, daß ich ja mit Harey gehen müßte; in der Bibliothek erschien ihre Anwesenheit noch halbwegs gerechtfertigt, aber dort oben zwischen den Maschinen könnte sie Snaut zu irgendeiner unangebrachten Bemerkung Anlaß geben.

— Kris — flüsterte Harey — wie steht es zwischen uns…?

Ich seufzte unwillkürlich; ich kann nicht gut behaupten, daß ich damals einen glücklichen Tag gehabt hätte.

— Bestens. Worum geht es denn jetzt wieder?

— Ich möchte mit dir reden.

— Bitte sehr. Ich höre.

— Aber nicht so.

— Sondern? Schau, ich habe dir doch gesagt, mir tut der Schädel weh, ich habe eine Menge Scherereien…

— Ein bißchen guten Willen, Kris.

Ich zwang mich zu einem Lächeln. Sicher fiel es kläglich aus.

— Ja, Liebling. Sprich nur.

— Aber wirst du mir die Wahrheit sagen?

Ich zog die Brauen hoch. Ein solcher Anfang gefiel mir gar nicht.

— Warum sollte ich lügen?

— Du kannst Gründe haben. Ernstliche. Aber wenn du willst, daß… du weißt schon… dann belüg mich nicht.

Ich schwieg.

— Ich sage dir etwas, und du sagst mir auch etwas. Gut? Das wird die Wahrheit sein. Ohne Rücksicht auf alles, was sich tut.

Ich schaute ihr nicht in die Augen, obwohl sie meinen Blick suchte. Ich tat, als hätte ich das nicht gesehen.

— Ich habe dir schon gesagt, daß ich nicht weiß, wie ich hierhergeraten bin. Aber vielleicht weißt du es. Wart, ich will noch was sagen. Vielleicht weißt du es nicht. Aber wenn du es weißt und wenn du es mir jetzt nicht sagen kannst, dann vielleicht später,

irgendeinmal? Das wäre nicht das Schlimmste. Du würdest mir jedenfalls eine Chance geben. Ich hatte die Empfindung, eisiger Strom laufe mir durch den ganzen Körper.

— Aber Kind, was sagst du da? Was für eine Chance…? — stammelte ich.

— Kris, wer ich auch sein mag, ein Kind bestimmt nicht. Du hast es versprochen. Sag schon.

Bei diesem «wer ich auch sein mag» schnürte es mir so die Kehle zu, daß ich nur imstande war, Harey anzuschauen und alles durch ein dümmliches Kopfschütteln zu verneinen, als wehrte ich mich dagegen, alles zu hören.

— Ich erkläre dir ja eben, daß du es mir nicht sagen mußt. Es genügt, wenn du sagst, daß du nicht kannst.

— Ich habe dir nichts verheimlicht… — antwortete ich heiser.

— Ausgezeichnet — entgegnete sie und stand auf. Ich wollte etwas sagen, ich fühlte, daß ich sie so nicht sich selbst überlassen durfte, aber alle Worte blieben mir in der Kehle stecken.

— Harey…

Sie stand am Fenster, mir den Rücken kehrend. Der blauschwarze, leere Ozean lag unter dem nackten Himmel.

— Harey, wenn du denkst, daß… Harey, du weißt doch, daß ich dich liebe…

— Mich?

Ich ging zu ihr. Ich wollte sie umarmen. Sie befreite sich, stieß meinen Arm zurück.

— So gut bist du… — sagte sie. — Du liebst mich? Lieber wäre mir, du würdest mich schlagen!

— Harey, Liebling!

— Nein! Nein. Besser, du schweigst!

Sie trat zum Tisch und begann die Teller zu stapeln. Ich schaute auf die blauschwarze Öde. Die Sonne neigte sich, und der große Schatten der Station bewegte sich rhythmisch auf den Wellen. Ein Teller rutschte Harey aus der Hand und fiel auf den Fußboden. Am Saum des Himmelsgewölbes ging die Rostfarbe in trübrotes Gold über. — Wenn ich nur wüßte, was ich tun soll.

Oh, wenn ich das wüßte. — Auf einmal wurde es still. Harey blieb dicht hinter mir stehen.

— Nein. Dreh dich nicht um — sagte sie, die Stimme zum Flüstern senkend. — Du kannst nichts dafür, Kris. Ich weiß. Sorg dich nicht.

Ich streckte die Hand nach ihr aus. Sie entfloh ans andere Ende der Kabine, hob einen ganzen Stapel Teller hoch und sagte:

— Schade. Wenn sie nur zerbrechlich wären, ach, zerschlagen würde ich sie, alle, alle zerschlagen!!!

Einen Moment lang dachte ich, sie werde sie wirklich zu Boden schleudern, aber Harey warf einen scharfen Blick auf mich und lächelte.

— Keine Angst, Szenen werde ich nicht machen.

Ich erwachte mitten in der Nacht, augenblicklich angespannt und hellhörig; ich setzte mich auf den Bettrand; das Zimmer war dunkel, durch den Spalt der aufgeklinkten Tür fiel schwaches Licht aus dem Korridor. Etwas zischte giftig, dieses Geräusch steigerte sich, zugleich mit gedämpften, stumpfen Schlägen wie von etwas Großem, das jenseits der Wand heftig poltert. — Ein Meteor! — durchblitzte es mich. — Er hat den Panzer durchschlagen. Jemand ist dort! — Ein langgezogenes Röcheln…

Ich wurde vollauf wach. Das war die Station, nicht die Rakete, und dieses gräßliche Geräusch…

Ich rannte in den Korridor. Die Tür eines kleinen Arbeitsraums stand sperrangelweit offen, drinnen brannte Licht. Ich lief hinein.

Unheimliche Kälte hauchte mich an. Die Kabine war von Nebel erfüllt, der den Atem zu Schnee erstarren ließ. Lauter weiße Flocken kreisten über dem Körper, der in den Bademantel gewickelt schwach auf dem Fußboden zappelte. Sie war kaum zu sehen, in diesem Eisgewölk, ich stürzte zu ihr, faßte sie um die Mitte, der Mantel brannte mir die Hände, sie röchelte, ich lief in den Korridor, an Reihen von Türen vorbei, ich spürte keinen Frost mehr, nur der Atem, der ihr in Nebelwölkchen aus dem Mund drang, brannte mich wie Feuer am Schulterblatt.

Ich legte sie auf den Tisch, riß über den Brüsten den Mantel auf, schaute eine Sekunde lang in das verharschte, bebende Gesicht, Blut gefror ihr am offenen Mund, bedeckte die Lippen mit schwarzem Salz, auf der Zunge glitzerten Eiskristalle…

Flüssigsauerstoff. In dem Arbeitsraum war Flüssigsauerstoff, in Dewar-Gefäßen, ich hatte sprödes Glas zertreten, das hatte ich gespürt, als ich sie aufgehoben hatte. Wieviel konnte sie getrunken haben? Gleichviel. Luftröhre, Kehle, Lungen, alles verbrannt, Flüssigsauerstoff ätzt stärker als konzentrierte Säuren. Der Atem, knirschend, trocken wie das Geräusch beim Zerreißen von Papier, verflachte sich. Sie hatte die Augen zu. Agonie.

Ich blickte auf die großen Glasschränke mit Instrumenten und Arzneien. -Luftröhrenschnitt? Intubation? Aber die Lungen sind ja schon weg! Verbrannt. Arzneien? So viele Arzneien! Reihen bunter Flaschen und Schächtelchen füllten die Fächer. Das Röcheln füllte den ganzen Saal, immer noch stieg ihr der Nebel aus dem offenen Mund. Thermophore….

Ich begann danach zu suchen, aber ehe ich welche fand, lief ich zum anderen Schrank, warf mit Ampullenschächtelchen herum, jetzt eine Spritze, wo, in den Sterilisatoren, mit den steifgefrorenen Händen konnte ich die Spritze nicht zusammenkriegen, die Finger waren starr und wollten sich nicht abbiegen. Ich begann die Hand wie rasend gegen den Sterilisatordeckel zu dreschen, aber ich spürte nichts davon, die einzige Reaktion war ein schwaches Kribbeln. Die Liegende röchelte lauter. Ich lief zu ihr. Sie hatte die Augen offen.

— Harey!

Das war nicht einmal geflüstert. Ich brachte keinen Ton hervor. Ich hatte ein fremdes Gesicht, wie aus Gips, das mich behinderte. Unter ihrer weißen Haut jagten ihr die Rippen. Das Haar, feucht von schmelzendem Schnee, flutete über das Kopfkissen. Sie schaute mich an.

— Harey!

Mehr konnte ich nicht sagen. Ich stand da wie ein Klotz, mit diesen fremden hölzernen Händen, immer stärker begannen mich Füße, Lippen und Lider zu brennen, aber ich fühlte das kaum, die Wange hinab rann ihr ein Tropfen Blut, der sich im Warmen verflüssigte, einen schrägen Strich ziehend. Die Zunge zuckte ihr und verschwand, sie aber röchelte immer noch.

Ich faßte ihr Handgelenk, es war ohne Puls, ich zog die Mantelschöße auseinander und legte knapp unter der Brust das Ohr an den beklemmend kalten Körper. Durch knatterndes Rauschen wie von einem Brand hörte ich es pochen, galoppierende Töne, zu schnell, als daß sie sich hätten zählen lassen. Ich stand tief hin abgeneigt, mit geschlossenen Augen, da berührte mich etwas am Kopf. Sie schob mir die Finger ins Haar. Ich schaute ihr in die Augen.

— Kris — röchelte sie. Ich ergriff ihre Hand, die Antwort war ein Druck, der mir fast den Handteller zerquetschte, das Bewußtsein entfloh aus dem gräßlich verzerrten Gesicht, das Augenweiß blitzte zwischen den Lidern, im Hals schnarrte es, und den ganzen Körper rüttelten Brechkrämpfe. Sie hing über den Tischrand, ich konnte sie kaum festhalten. Sie polterte mit dem Kopf gegen den Rand des Porzellantrichters. Ich stützte sie und preßte sie gegen den Tisch, bei jeder neuen Zuckung riß sie sich los, blitzschnell überströmte mich der Schweiß, und die Beine wurden mir wie aus Watte. Als die Brechkrämpfe schwächer wurden, versuchte ich den Körper hinzulegen. Sie krähte beim Luftschnappen. Plötzlich leuchteten in diesem furchtbaren, blutigen Gesicht Hareys Augen auf.

— Kris — krächzte sie — … wie lange noch, Kris?

Sie begann zu würgen, Schaum trat ihr vor den Mund, die Brechkrämpfe beutelten sie wieder. Ich hielt sie mit letzten Kräften. Sie fiel auf den Rücken, daß die Zähne aneinanderklirrten, und keuchte.

— Nein, nein, nein — stieß sie rasch bei jedem Atemzug hervor, und jeder schien der letzte zu sein. Aber die Brechkrämpfe kehrten nochmals wieder, und neuerlich zappelte sie in meinen Armen, und in den kurzen Pausen rang sie nach Atem mit solcher Anstrengung, daß ihr alle Rippen hervortraten. Endlich schoben sich ihr die Lider halb vor die offenen, blinden Augen. Sie erstarrte. Ich dachte: Aus. Ich versuchte ihr nicht einmal den rosigen Schaum vom Mund zu wischen, ich stand über sie gebeugt und hörte eine ferne große Glocke läuten und wartete auf den letzten Atemzug, um danach auf den Fußboden hinzufallen, sie aber atmete immerfort, fast nicht röchelnd, immer leiser, und die

Brustspitze, die schon fast gänzlich zu zittern aufgehört hatte, bewegte sich im schnellen Rhythmus des arbeitenden Herzens. Ich stand gebückt, und ihr wurde allmählich das Gesicht rosiger. Ich begriff noch nichts. Nur die Innenflächen beider Hände wurden mir feucht, und ich meinte taub zu werden, etwas Weiches, Elastisches schien mir die Ohren auszufüllen, doch immerfort hörte ich noch dieses Glockenläuten, jetzt dumpf, wie mit einem Sprung im Klöppel. Sie hob die Lider, und unsere Blicke begegneten einander.

— Harey — wollte ich sagen, aber mir blieb gleichsam der Mund weg, das Gesicht war eine tote, schwere Maske, und ich konnte nur schauen.

Hareys Augen überflogen das Zimmer, ihr Kopf bewegte sich. Es war ganz still. Hinter mir in irgendeiner anderen fremden Welt tropfte gleichmäßig das Wasser aus dem schlecht zugedrehten Hahn. Harey richtete sich auf den Ellbogen auf. Setzte sich auf. Ich wich zurück. Sie beobachtete mich.

— Was — sagte sie — was…? Ist es… nicht gelungen? Warum…? Warum schaust du so…? Und plötzlich, in einem furchtbaren Schrei:

— Warum schaust du so!!!

Es wurde still. Sie besah ihre Hände. Bewegte die Finger.

— Das bin ich…? — sagte sie.

— Harey — ich sprach es ohne einen Hauch aus, nur mit den Lippen. Sie hob den Kopf.

— Harey…? — sagte sie nach. Sie senkte langsam die Füße auf den Boden, sie stand. Sie schwankte, fand das Gleichgewicht wieder, machte ein paar Schritte. Das alles tat sie in einer Art von Benommenheit, schaute auf mich und schien mich nicht zu sehen.

— Harey? — wiederholte sie langsam noch einmal. -Aber… ich bin nicht Harey. Aber… wer bin ich?… Harey? Und du, du?!

Plötzlich weiteten sich ihre Augen und funkelten auf, und eine Spur von einem Lächeln, von äußerstem Erstaunen, hellte ihr Gesicht auf.

— Vielleicht du auch? Kris! Vielleicht du auch?!

Ich schwieg, mit dem Rücken gegen den Schrank gelehnt, dort, wo der Schreck mich hingedrängt hatte. Ihr sanken die Hände.

— Nein — sagte sie. — Nein, denn du fürchtest dich. Aber hör mal, ich kann ja nicht. So geht das nicht. Ich habe nichts gewußt. Ich verstehe jetzt auch nichts, noch immer nicht.. Das ist doch wohl nicht möglich? Ich — sie drückte die zusammengekrampften, erblaßten Hände gegen die Brust — ich weiß nichts, nichts als Harey! Du denkst vielleicht, ich verstelle mich? Ich verstelle mich nicht, auf mein heiliges Wort, ich verstelle mich nicht.

Die letzten Worte gingen in ein Stöhnen über. Sie fiel zu Boden und schluchzte, dieser Schrei zerbrach gleichsam etwas in mir, mit einem Satz sprang ich auf sie zu, packte sie bei den Schultern, sie wehrte sich, sie stieß mich weg und schluchzte ohne Tränen und schrie:

— Laß los! Laß los! Du ekelst dich! Ich weiß! Ich will das nicht so! Ich will nicht! Du siehst ja, du siehst selbst, das bin nicht ich, nicht ich, nicht ich…

— Schweig! — schrie ich und schüttelte sie, wir knieten voreinander, und beide schrien wir besinnungslos, Hareys Kopf sauste hin und her und schlug gegen meine Schulter, mit aller Kraft drückte ich Harey an mich. Wir hielten plötzlich inne, schwer keuchend. Regelmäßig tropfte das Wasser aus dem Hahn.

— Kris… — lallte sie und preßte das Gesicht an meine Schulter — sag doch, was ich tun soll, damit ich weg bin, Kris…

— Hör auf! — schrie ich. Harey hob den Kopf. Sah mich fest an.

— Wie…? Du weißt es auch nicht? Da hilft nichts? Nichts?

— Harey… erb arm dich…

— Ich wollte ja… du hast es ja gesehen. Nein. Nein. Laß los, ich will nicht, daß du mich anfaßt! Du ekelst dich.

— Gar nicht wahr!

— Du lügst. Du mußt dich ekeln. Ich… ich selbst… auch. Wenn ich könnte. Wenn ich nur könnte…

— Dann brächtest du dich um. -Ja.

— Aber ich will nicht, verstehst du? Ich will nicht, daß du dich umbringst. Ich will, du sollst hier sein, mit mir, und sonst brauche ich nichts!

Riesige graue Augen sogen mich ein.

— Wie du lügst! — sagte sie ganz leise.

Ich ließ sie los und stand von den Knien auf. Sie setzte sich auf dem Fußboden hin.

— Harey, sag doch, was ich tun soll, damit du mir glaubst, daß ich das sage, was ich denke? Daß es die Wahrheit ist. Das und nichts anderes.

— Du kannst nicht die Wahrheit sagen. Ich bin nicht Harey.

— Sondern?

Sie schwieg längere Zeit. Ein paarmal bebte ihr das Kinn, endlich senkte sie den Kopf und flüsterte:

— Harey… aber… aber ich weiß, das ist nicht wahr. Nicht mich… hast du drüben geliebt, früher…

— Ja — sagte ich. — Was war, das ist vorbei. Das ist tot. Aber dich, hier, dich liebe ich. Verstehst du?

Sie schüttelte den Kopf.

— Du bist gut. Denk nicht, daß ich das alles nicht zu schätzen weiß, was du getan hast. Du hast das getan, so gut du nur konntest. Aber da hilft nichts. Als ich vor drei Tagen in der Früh bei deinem Bett saß und wartete, bis du aufwachtest, da wußte ich nichts. Es kommt mir vor, als wäre das sehr, sehr lange her. Ich benahm mich wie nicht recht bei Verstand. Ich hatte so etwas wie so einen Nebel im Kopf. Ich erinnerte mich nicht, was früher und was später war, und ich wunderte mich über nichts, etwa so wie nach einer Narkose oder nach einer langen Krankheit. Und ich dachte sogar, vielleicht bin ich krank gewesen, nur willst du mir das nicht sagen. Aber immer mehr Sachen gaben mir dann zu denken. Du weißt schon, was für Sachen. Dann dämmerte mir schon etwas nach deinem Gespräch dort in der Bibliothek mit diesem, wie heißt er gleich, Snaut. Aber weil du nichts sagen wolltest, stand ich in der Nacht auf und ließ dieses Tonband laufen. Nur dieses eine Mal habe ich gelogen, denn das Gerät habe ich nachher versteckt, Kris. Der gesprochen hat, wie hat der geheißen?

— Gibarian.

— Ja, Gibarian. Da verstand ich schon alles, wenn ich auch, um die Wahrheit zu sagen, noch immer nichts verstehe. Eins wußte ich nicht, daß ich mich nicht… daß ich nicht zu… daß das so enden muß… ohne Ende. Davon hat er nichts gesagt. Im übrigen hat er es vielleicht gesagt, aber du bist aufgewacht, und ich habe das Bandgerät abgeschaltet. Aber auch so habe ich genug gehört, um zu erfahren, daß ich kein Mensch bin, sondern ein Instrument.

— Was du nicht sagst!

— Ja. Um deine Reaktionen zu untersuchen, oder so was in dieser Art. Jeder von euch hat so ein, so eine wie mich. Das beruht auf Erinnerungen oder auf Vorstellungen, etwas

Abgedämpftes. So irgendwie. Im übrigen weißt du das alles besser als ich. Er hat so furchtbare, unwahrscheinliche Sachen gesagt, und wenn nicht alles so gestimmt hätte, dann hätte ich es wohl nicht geglaubt!

— Was hat gestimmt?

— Na halt daß ich keinen Schlaf brauche und daß ich ständig bei dir sein muß. Gestern früh dachte ich noch, daß du mich haßt, und war deshalb unglücklich. Gott, war ich dumm! Aber sag doch, sag selbst, hätte ich mir das vorstellen können? Er hat ja diese Seinige überhaupt nicht gehaßt, und wie hat er doch von ihr gesprochen! Da verstand ich erst, daß es völlig gleichgültig ist, was ich auch tue, denn ob ich will oder nicht, für dich muß das wie eine Folter sein. Eigentlich noch ärger, denn ein Folterwerkzeug ist tot und unschuldig wie ein Stein, der herunterfallen und jemanden erschlagen kann. Aber daß ein Werkzeug einem Gutes wünschen kann, lieben, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich wollte dir wenigstens sagen, was da in mir vorging, dann, als ich verstand, als ich dieses Tonband anhörte. Vielleicht könntest du davon wenigstens einen Nutzen haben. Ich versuchte das sogar aufzuschreiben…

— Deshalb hast du Licht gemacht? — fragte ich, mit Mühe brachte ich den Laut aus der plötzlich zusammengeschnürten Kehle.

— Ja. Aber es kam nichts dabei heraus. Denn ich suchte in mir, weißt du…die anderen,dieses andere, ich war völlig rasend, sag ich dir! Eine Zeitlang kam es mir vor, als hätte ich keinen Körper unter der Haut, als wäre in mir was anderes, als wäre ich nur, nur Oberfläche. Um dich zu betrügen. Verstehst du?

— Versteh ich.

— Wenn man so stundenlang liegt, in der Nacht, dann kann man mit den Gedanken sehr weit geraten und in sehr seltsame Richtungen, weißt du…

— Weiß ich.

— Aber ich spürte das Herz, und im übrigen erinnerte ich mich, wie du mein Blut untersucht hast. Wie ist mein Blut, sag es mir, sag die Wahrheit. Jetzt kannst du ja.

— Ebenso wie meines.

— Wirklich?

Ich schwöre es dir.

— Was bedeutet das? Weißt du, dann dachte ich, vielleicht istdasirgendwo in mir versteckt, vielleicht ist es da… es kann ja sehr klein sein. Aber ich wußte nicht, wo. Jetzt denke ich, das waren im Grunde genommen Ausflüchte von mir, denn ich fürchtete mich sehr vor dem, was ich tun wollte, und suchte irgendeinen anderen Ausweg. Aber, Kris, wenn ich das gleiche Blut habe… wenn das so ist, wie du sagst, dann… Nein, das ist unmöglich. Dann wäre ich ja schon tot, stimmt's? Das heißt, daß doch etwas da ist, aber wo? Vielleicht im Kopf? Aber ich denke doch ganz gewöhnlich… und nichts weiß ich… Wenn ichdamitdächte, dann müßte ich von Anfang an alles wissen und

dich nicht lieben, sondern mich verstellen und wissen, daß ich mich verstellte… Kris, bitte, sag mir alles, was du weißt, vielleicht gelingt es doch irgendwie?

— Was soll gelingen? Sie schwieg.

— Du willst sterben?

— Ja, ich glaube schon.

Wieder kam Stille auf. Ich stand über der geduckten Harey und schaute die leere Saaleinrichtung an, die weißen Platten der emaillierten Geräte, die blitzenden, verstreuten Instrumente, so, als suchte ich etwas sehr Nötiges, und ich konnte es nicht finden.

— Harey, darf ich auch etwas sagen? Sie wartete.

— Es ist wahr, daß du nicht ganz sowie ich bist. Aber das heißt nicht, du wärest etwas Schlechteres. Im Gegenteil. Im übrigen kannst du darüber denken, wie du willst, aber daher… bist du nicht gestorben.

Ein kindliches, klägliches Lächeln erfaßte ihr Gesicht.

— Soll das heißen, daß ich… unsterblich bin?

— Weiß ich nicht. Jedenfalls bist du weit weniger sterblich, als ich.

— Das ist furchtbar — flüsterte sie.

— Vielleicht nicht so sehr, wie es dir vorkommt.

— Aber du beneidest mich nicht…

— Harey, das ist eher eine Frage deiner… Bestimmung, so würde ich das nennen. Weißt du, hier, in der Station, ist deine Bestimmung im Grunde genommen genau so im dunklen wie meine und die eines jeden von uns. Die anderen werden Gibarians Experiment fortsetzen, und es kann alles geschehen…

— Oder nichts.

— Oder nichts, und ich sage dir, mir wäre es lieber, wenn nichts geschähe, nicht einmal wegen der Angst (obwohl die wohl auch irgendeine Rolle spielt, das weiß ich nicht), sondern deshalb, weil das zu nichts führt. Das ist das einzige, dessen ich völlig sicher bin.

— Das führt zu nichts, warum denn? Es dreht sich um diesen… Ozean? — Sie schauderte.

— Ja. Um den Kontakt. Ich denke, das ist im Grunde ungemein einfach. Kontakt bedeutet einen Austausch von Erfahrungen, Begriffen, zumindest von Resultaten, von irgendwelchen Zuständen, aber wenn es nichts auszutauschen gibt? Wenn der Elefant kein sehr großes Bakterium ist, dann kann der Ozean kein sehr großes Gehirn sein. Von beiden Seiten her können natürlich gewisse Aktionen vorsieh gehen. Im Effekt einer solchen Aktion schaue ich jetzt auf dich und versuche dir klarzumachen, daß du mir mehr wert bist als diese zwölf Lebensjahre, die ich der Solaris gewidmet habe, und daß ich weiter mit dir beisammen sein will. Vielleicht sollte dein Erscheinen eine Folter sein, vielleicht eine Gefälligkeit, vielleicht nur eine mikroskopische Untersuchung. Ein Ausdruck der Freundschaft, ein tückischer Schlag, vielleicht Spott? Vielleicht alles auf einmal, oder, was mir am wahrscheinlichsten vorkommt, überhaupt etwas völlig anderes; aber was könnten mich und dich die Absichten unserer Eltern angehen, so verschieden die auch voneinander gewesen sein mögen? Du kannst sagen, daß von diesen Absichten unsere Zukunft abhängt, und dem stimme ich zu. Ich vermag nicht vorauszusehen, was sein wird. Genauso wenig wie du. Ich kann dir nicht einmal dafür bürgen, daß ich dich immer lieben werde. Wenn schon so viel geschehen ist, dann kann alles geschehen. Vielleicht werde ich morgen zu einer grünen Meduse? Das hängt nicht von uns ab. Aber in allem, was von uns abhängt, werden wir zusammen sein. Ist das zu wenig?

— Hör zu… — sagte sie. — Da ist noch etwas. Bin ich… ihr… sehr ähnlich?

— Du warst ihr sehr ähnlich — sagte ich. — Aber jetzt weiß ich es schon nicht mehr. -Wieso…?

— Du hast sie schon überdeckt.

— Und du bist sicher, daß du nicht sie, sondern mich…? Mich?

— Ja. Dich. Ich weiß nicht. Ich fürchte, wenn du wirklich sie wärest, dann könnte ich dich nicht lieben.

— Warum nicht?

— Weil ich etwas Gräßliches getan habe. -Ihr?

— Ja. Als wir…

— Sag es nicht.

— Warum?

— Weil ich will, daß du wissen sollst, ich bin nicht sie.

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