Die Beratung

Ich lag auf dem Rücken, ihren Kopf an der Schulter, ohne jeden Gedanken. Die Finsternis, die das Zimmer füllte, belebte sich. Ich hörte Schritte. Die Wände schwanden. Etwas türmte sich über mir, immer höher, ohne Grenzen. Durchdrungen bis dort hinaus, umfangen ohne Berührung, erstarrte ich in der Finsternis, ich spürte ihre Durchsichtigkeit: die war scharf und verdrängte die Luft. Sehr fern hörte ich das Herz. Ich sammelte alle Aufmerksamkeit, die letzte Kraft, auf das Erwarten der Agonie. Sie kam nicht. Ich verringerte mich nur unausgesetzt, und unsichtbarer Himmel, unsichtbare Horizonte, Raum, entblößt von Formen, Wolken, Sternen, Raum, der zurückwich und ins Maßlose wuchs, machte aus mir seine Mitte. Ich versuchte in das hineinzukriechen, worauf ich lag, aber da war schon nichts unter mir, und das Dunkel umhüllte schon nichts mehr. Ich drückte die Hände zusammen, verdeckte mit ihnen das Gesicht. Ich hatte keines mehr. Die Finger fuhren durch und durch. Ich wollte schreien, heulen…

Das Zimmer war blaugrau. Hausrat, Regale, Wandkanten waren wie mit breiten, matten Strichen ausgezogen, nur in Umrissen, ohne eigene Farbe. Hellstes, perlendes Weiß in der Stille jenseits des Fensters. Mein Körper war naß von Schweiß, ich blickte seitwärts, und sie schaute mich an.

— Ist dir der Arm eingeschlafen? — Was?

Sie hob den Kopf. Die gleiche Farbe wie das Zimmer hatten ihre Augen, grau, voll Licht zwischen den schwarzen Wimpern. Ich spürte es warm, wie sie flüsterte, noch ehe ich die Worte verstand.

— Nein. Ach so, ja.

Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. Die Berührung prikkelte. Langsam, mit der anderen Hand, zog ich sie ganz an mich.

— Du hast bös geträumt.

— Geträumt? Ja, geträumt. Und du hast nicht geschlafen?

— Ich weiß nicht. Vielleicht nicht. Ich bin nicht schläfrig. Aber schlaf nur. Warum schaust du so?

Ich schloß die Augen. Ich spürte, wie ihr fein und gleichmäßig das Herz klopfte, dort, wo langsamer meines schlug. — Ein Requisit-dachte ich. Aber mich wunderte nichts, nicht einmal die eigene Gleichgültigkeit. Schreck und Verzagen hatte ich schon hinter mir. Ich war weiter, oh, so weit war noch niemand. Mit dem Mund berührte ich sie am Hals und glitt tiefer, in die kleine Mulde zwischen den Sehnen, die glatt war wie das Innere einer Muschelschale. Auch hier schlug der Puls.

Ich richtete mich auf den Ellbogen auf. Keine Morgenröte, keine Weichheit der Dämmerung, elektrisch blauer Widerschein ergriff den Horizont, der erste Strahl fuhr durch das Zimmer wie ein Schuß, alles spielte mit Glanzlichtern auf, irisierende Reflexe brachen sich im Spiegel, in den Klinken, in den Nickelrohren, das Licht schien auf jede entgegenstehende Fläche einzuschlagen, als wollte es sich befreien, die enge Unterkunft sprengen. Schon konnte man nicht mehr schauen. Ich wandte mich um. Hareys Pupillen hatten sich verkleinert. Graue Iris richteten sich auf mein Gesicht.

— Ist es schon Zeit für den Tag? — fragte sie mit dunkler Stimme. Das war wie halb im Schlaf, halb im Wachen.

— Hier ist es immer so, Liebling.

— Und wir?

— Was denn, wir?

— Werden wir lange hierbleiben?

Ich hatte Lust zu lachen. Aber als mir ein undeutliches Geräusch aus der Brust hervorbrach, war es keinem Lachen ähnlich.

— Ich denke, ziemlich lange. Willst du nicht?

Hareys Augenlider zitterten nicht. Sie sah mich aufmerksam an. Blinzelte sie überhaupt? Ich war nicht sicher. Sie zog das Deckbett höher, und auf ihrem Oberarm zeigte sich rosig das kleine, dreieckige Mal.

— Was schaust du denn so?

— Weil du schön bist.

Sie lächelte. Aber das war nur Höflichkeit, Dank für das Kompliment.

— Wirklich? Denn du schaust ja, als ob du… als ob ich…

— Was?

— So, als suchtest du etwas.

— Was erzählst du da!

— O ja, so, als dächtest du, mir fehle etwas, oder ich hätte dir etwas nicht gesagt. -Aber woher denn.

— Wenn du es so abstreitest, dann ganz bestimmt. Aber wie du willst.

Hinter den entflammten Scheiben kam tote, blaue Hitze auf. Die Augen mit der Hand abschirmend, suchte ich die Brille. Sie lag auf dem Tisch. Ich kniete auf dem Bett nieder, setzte sie auf und sah Hareys Abbild im Spiegel. Sie wartete auf etwas. Als ich mich wieder neben sie gelegt hatte, lächelte sie.

— Und für mich? Plötzlich verstand ich.

— Brille?

Ich stand auf und begann in den Schubladen und auf dem Tischlein beim Fenster zu stöbern. Ich fand zwei, beide zu groß. Ich reichte sie ihr. Sie probierte die eine, dann die andere. Sie rutschten ihr über die halbe Nase vor.

Mit langgezogenem Knirschen begannen sich die Fensterdeckel vorzuschieben. Noch ein Augenblick, und im Inneren der Station, die sich wie eine Schildkröte in ihrer Schale verkroch, herrschte Nacht. Tappend nahm ich Harey die Gläser ab und legte sie zusammen mit den meinigen unters Bett.

— Was werden wir tun? — fragte sie.

— Was man bei Nacht tut. Schlafen.

— Kris.

— Was gibt's?

— Vielleicht mache ich dir einen frischen Umschlag.

— Nein, nicht nötig. Nicht nötig… Liebling.

Als ich das sagte, war mir selbst nicht klar, ob ich mich verstellte, aber auf einmal im Dunklen umfaßte ich blindlings ihren schlanken Rücken, und als ich das Zittern darin spürte, da glaubte ich an sie. Im übrigen weiß ich es nicht. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß ich sie betrog, nicht sie mich, denn sie war nur sie selbst.

Ich schlief dann noch mehrmals ein, und immer riß mich aus dem Schlummer ein Krampf, das hämmernde Herz beruhigte sich allmählich, ich drückte sie an mich, todmüde, und sie betastete prüfend mein Gesicht, die Stirn, sehr vorsichtig, um nachzusehen, ob ich nicht Fieber hätte. Das war Harey. Eine andere, wahrhaftigere konnte es nicht geben.

Auf diesen Gedanken hin änderte sich etwas in mir. Ich hörte auf zu kämpfen. Fast sofort schlief ich ein.

Eine zarte Berührung weckte mich. Angenehme Kühle umfing meine Stirn. Ich lag, etwas Feuchtes und Weiches bedeckte mir das Gesicht und hob sich nun langsam, und ich schaute in Hareys über mich geneigtes Gesicht. Mit beiden Händen drückte sie die überschüssige Flüssigkeit aus dem Mull in eine Porzellanschüssel. Daneben stand die Flasche mit der Flüssigkeit gegen Verbrennungen. Harey lächelte mir zu.

— Einen gesunden Schlaf hast du! — sagte sie, und dann, als sie den Mull wieder auflegte: — Tut das weh?

— Nein.

Ich bewegte die Stirnhaut. Wirklich machten mir die Verbrennungen jetzt nicht zu schaffen. Harey saß auf dem Bettrand, in einen weiß und orange gestreiften Herrenbademantel eingehüllt, das schwarze Haar flutete über den Kragen. Die Ärmel hatte sie bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, um nicht behindert zu sein. Ich verspürte unheimlichen Hunger, wohl seit zwanzig Stunden hatte ich nichts zu kauen gehabt. Als Harey aufhörte, mein Gesicht zu verarzten, stand ich auf. Mein Blick fiel jählings auf die zwei nebeneinanderliegenden, völlig gleichen weißen Kleider mit roten Knöpfen, das erste, das ich ihr ausziehen geholfen hatte, den Ausschnitt vergrößernd, und das andere, worin sie gestern gekommen war. Diesmal hatte sie selbst mit der Schere die Naht aufgetrennt. Und gesagt, der Verschluß müsse sich wohl verklemmt haben.

Diese zwei gleichen Kleider waren das furchtbarste von allem, was ich bisher erlebt hatte. Harey werkte beim Arzneischränkchen herum, sie machte dort Ordnung. Heimlich wandte ich mich weg und biß mir bis aufs Blut in die Faust. Immer diese zwei Kleider anstarrend — oder vielmehr dieses eine, verdoppelte —, begann ich zur Tür zurückzuweichen. Andauernd lief die Wasserleitung und machte Lärm. Ich öffnete die Tür, schlüpfte leise in den Korridor hinaus und schloß sie vorsichtig. Ich hörte das Fließwasser schwach rauschen und die Flaschen klappern, plötzlich setzte dieses Geräusch aus. Im Korridor brannten die länglichen Deckenlampen, ein verschwommener Fleck von widergespiegeltem Licht lag auf der Oberfläche der Tür, vor der ich mit zusammengebissenen Zähnen wartete. Ich hielt die Klinke, obwohl ich nicht erwartete, sie festhalten zu können. Ein heftiges Zerren riß sie mir fast aus der Hand, aber die Tür ging nicht auf, sie erzitterte nur und begann durchdringend zu knirschen. Verdutzt ließ ich die Klinke los und wich zurück, mit der Tür ging etwas Unwahrscheinliches vor, die glatte Kunststoffplatte bog sich, wie von meiner Seite her eingedrückt, einwärts zum Zimmer hin. Der Lack begann in feinen Splittern abzuspringen und entblößte den Stahl des Rahmens, der sich immer stärker spannte. Plötzlich begriff ich: statt gegen die Tür zu stoßen, die zum Korridor hin zu öffnen war, versuchte sie sie aufzureißen, indem sie zu sich hin zog. Der Lichtreflex krümmte sich auf der weißen Tafel wie in einem Hohlspiegel, ein mächtiger Knacks wurde laut, und die einheitliche, bis zum Äußersten verbogene Platte zersprang. Zugleich flog die Klinke, aus der Einfassung gerissen, ins Zimmer hinein. In der Öffnung zeigten sich sofort blutige Hände, sie zogen weiter und hinterließen rote Spuren auf dem Lack — die Türplatte brach entzwei und hing schräg von den Angeln weg, und ein weiß und orange gestreiftes Gespenst mit bläulichem totem Gesicht warf sich mir an die Brust und ging über von Schluchzern.

Wenn mich dieser Anblick nicht gelähmt hätte, dann hätte ich wohl zu flüchten versucht. Harey schnappte krampfhaft nach Luft, schlug mit dem Kopf gegen meine Schulter, daß das zerraufte Haar nur so flog; als ich die Arme um Harey schlug, spürte ich, daß sie zusammensank. Ich trug sie ins Zimmer, indem ich mich neben dem zerschmetterten Türflügel vorbeiquetschte, und legte sie aufs Bett. Ihre Fingernägel waren blutüberströmt und zerbrochen. Als sie die Hand umdrehte, sah ich, daß das Innere des Handtellers bis aufs nackte Fleisch abgeschürft war. Ich sah ihr ins Gesicht, die offenen Augen starrten durch mich hindurch, ohne Ausdruck.

— Harey!

Sie antwortete mit einem unartikulierten Brummen.

Ich hielt ihr einen Finger vors Auge. Das Lid schloß sich. Ich ging zum Arzneischränkchen. Das Bett knarrte. Ich wandte mich um. Sie saß aufrecht da und schaute entsetzt ihre blutenden Hände an.

— Kris — stöhnte sie — ich… ich… was ist mir passiert?

— Beim Eindreschen der Tür hast du dich aufgeschunden — sagte ich trocken. Ich hatte etwas in den Lippen, besonders in der unteren, als kribbelten Ameisen darin herum. Ich preßte die Zähne hinein.

Harey schaute eine Weile auf die lose aus dem Rahmen baumelnden gezackten Kunststofftrümmer und richtete den Blick wieder auf mich. Das Kinn bebte ihr, ich sah die Anstrengung, womit sie ihre Angst zu bändigen suchte.

Ich schnitt Mullstücke zurecht, nahm Wundpuder aus dem Schränkchen und kehrte zum Bett zurück. Alles, was ich trug, glitt mir jählings aus den sinkenden Händen, der Glastiegel mit dem Gelatinehäutchen zersprang, aber ich bückte mich nicht einmal. Er war nicht mehr nötig.

Ich hob ihre Hand. Eingetrocknetes Blut umgab noch in dünnen Rändern die Fingernägel, aber die Quetschungen waren verschwunden, und den Handteller überzog hell von der Umgebung abstechend junge, rosige Haut. Diese Narbe verblaßte im übrigen fast zusehends.

Ich setzte mich, streichelte Hareys Gesicht und versuchte ihr zuzulächeln; ich kann nicht behaupten, daß mir das gelungen wäre.

— Warum hast du das getan, Harey?

— Nein. Das… war ich?

Sie deutete durch ein Augenzwinkern nach der Tür hin.

— Ja. Erinnerst du dich nicht?

— Nein. Das heißt, ich sah, daß du nicht da warst, ich erschrak sehr und…

— Und was?

— Ich begann dich zu suchen, ich dachte, vielleicht bist du im Bad…

Erst jetzt bemerkte ich, daß der Schrank zur Seite gerückt war und den Eingang zum Badezimmer sehen ließ.

— Und dann?

— Dann lief ich zur Tür. -Und?

— Ich kann mich nicht erinnern. Dann muß etwas passiert sein? — Was?

— Weiß ich nicht.

— Und was weißt du? Was war dann?

— Ich saß hier, auf dem Bett.

— Und wie ich dich hergetragen habe, das weißt du nicht mehr?

Sie zögerte. Die Mundwinkel zogen sich nach unten, das Gesicht war voll Anspannung.

— Mir scheint. Vielleicht. Das weiß ich selbst nicht. Sie senkte die Füße auf den Boden und stand auf. Sie trat zu der zerschmetterten Tür.

— Kris!

Ich faßte sie von hinten bei den Schultern. Sie zitterte. Plötzlich wandte sie sich um, suchte meinem Blick.

— Kris — flüsterte sie — Kris.

— Beruhige dich.

— Kris, wenn ich, Kris, habe ich Epilepsie? Epilepsie, du lieber Gott! Ich hatte Lust, zu lachen.

— Woher denn, Liebling, bloß die Tür, weißt du, hier sind solche, also, halt solche Türen… Wir verließen das Zimmer, als der Außenpanzer mit langgezogenem Knirschen die

Fenster bloßlegte und die im Ozean versinkende Sonnenscheibe sehen ließ.

Ich strebte zu der kleinen Küche am entgegengesetzten Ende des Korridors. Ich und Harey wirtschafteten gemeinsam und durchwühlten Spinde und Kühlschränke. Bald merkte ich, daß sie mit dem Kochen nicht recht zu Rande kam und nicht viel mehr fertigbrachte, als Konservendosen zu öffnen, das heißt, soviel wie ich auch. Ich verschlang den Inhalt zweier solcher Dosen und trank unzählige Tassen Kaffee. Harey aß auch, aber so, wie Kinder manchmal essen, um die Erwachsenen nicht zu kränken, nicht eigentlich mit Überwindung, aber mechanisch und teilnahmslos.

Wir gingen dann in den kleinen Operationsraum neben der Funkstation; ich hatte einen bestimmten Plan. Ich sagte Harey, ich wolle sie für alle Fälle untersuchen, setzte sie in den aufgeklappten Lehnsessel und nahm Spritze und Nadeln aus dem Sterilisator. Ich wußte fast auswendig, was wo zu finden war, so gut gedrillt hatte man uns in der Trainingskopie der Station, auf der Erde. Ich nahm Harey einen Tropfen Blut aus dem Finger ab, machte Abstriche, trocknete sie im Exhaustor und bestäubte sie im Hochvakuum mit Silberionen.

Die Sachlichkeit dieser Arbeit wirkte beruhigend. Harey ruhte auf den Polstern des aufgeklappten Sessels und musterte die von Apparaten strotzende Einrichtung des Operationssaals.

Das abgebrochene Summen des Haustelefons unterbrach die Stille. Ich hob den Hörer ab.

— Kelvin — sagte ich. Ich ließ kein Auge von Harey, die seit einiger Zeit apathisch war, wie erschöpft von den Erlebnissen der letzten Stunden.

— Du bist im OP? Na endlich! — ich vernahm etwas wie einen Seufzer der Erleichterung.

Da sprach Snaut. Ich wartete, den Hörer fest ans Ohr gedrückt.

— Du hast einen «Gast», stimmt's?

— Hm. -Ja.

— Und bist beschäftigt? — Ja.

— So eine Untersuchung, hm?

— Und? Willst du eine Partie Schach spielen?

— Ach, laß das, Kelvin. Sartorius will dich sehen. Das heißt, uns.

— Das ist was Neues — entgegnete ich verblüfft. — Und was ist mit… — ich unterbrach mich und endigte: — Ist er allein?

— Nein. Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Reden will er mit uns. Wir verbinden uns zu dritt per Visofon, bloß daß wir die Schirme verhängen.

— Ach ja? Warum hat er mich dann nicht direkt angerufen? Schämt er sich?

— So was in der Art — knurrte Snaut undeutlich. — Also was ist?

— Geht es darum, daß wir uns verabreden? Sagen wir, in einer Stunde. Gut? — Gut.

Ich sah ihn auf dem Bildschirm, nur das Gesicht, nicht größer als eine Handfläche. Während leichtes Sirren des Stroms die Zeitspanne füllte, sah mir Snaut nur prüfend in die Augen.

Endlich äußerte ersieh mit einigem Zögern:

— Wie lebst du denn so?

— Erträglich. Und du?

— Ich nehme an, ein wenig schlechter als du. Kann ich vielleicht…

— Willst du zu mir kommen? — vermutete ich. Ich schielte über die Schulter nach Harey. Sie lehnte den Kopf schräg über das Polster und lag, die Beine übereinandergeschlagen; mit unbewußt gelangweilter Geste warf sie das silbrige Kügelchen hoch, das den Abschluß des Kettchens an der Sessellehne bildete.

— Laß das, hörst du? Du, laß das! — erreichte mich Snauts erhobene Stimme. Ich sah auf dem Bildschirm sein Profil. Das weitere hörte ich nicht, er deckte das Mikrofon mit der Hand ab, aber ich sah, wie er die Lippen bewegte.

— Nein, ich kann nicht kommen. Vielleicht später. Also in einer Stunde — sagte er dann schnell, und der Schirm erlosch. Ich hängte den Hörer ein.

— Wer war das? — fragte Harey gleichgültig.

— So ein Typ halt. Snaut. Ein Kybernetiker. Du kennst ihn nicht.

— Wird das noch lange dauern?

— Warum? Ist dir fad? — fragte ich. Ich legte das erste Präparat der Serie in die Kassette des Neutrinomikroskops und drückte der Reihe nach die bunten Schaltknöpfe. Dumpf surrten die Kraftfelder los.

— Vergnügungen gibt es hier nicht viele, und wenn dir die Gesellschaft meiner Wenigkeit nicht ausreicht, dann wird es trist aussehen — sagte ich und dehnte zerstreut die Pausen zwischen den Wörtern; zugleich zog ich beidhändig das große schwarze Kopfteil zu mir nieder, worin das Okular des Mikroskops leuchtete, und drückte die Augen in die weiche Gummimuschel. Harey sagte etwas, was ich nicht ausnahm. Ich sah von oben, in steiler Verkürzung, eine riesige, von silbernem Glanz überflutete Wüste. Auf ihr lag von verschwommenen Nebeln umgeben etwas wie zerscherbte und verwitterte, flache Felsklötze. Das waren die roten Blutkörperchen. Ich verschärfte das Bild, und ohne die Augen von den Okularen zu lösen, schien ich immer tiefer in das silbrig leuchtende Gesichtsfeld hinabzutauchen. Zugleich drehte ich mit der linken Hand die

Einstellungskurbel am Tisch, und als sich ein einsam wie ein erratischer Block daliegendes Blutkörperchen im Schnittpunkt des schwarzen Fadenkreuzes befand, verstärkte ich die Vergrößerung. Das Objektiv fuhr scheinbar hinab auf die deformierte, in der Mitte eingesunkene Erythrozyte, die schon wie das Rund eines Felsenkraters erschien, mit schwarzen, scharfen Schatten in den Vertiefungen der ringförmigen Umrandung. Diese Umrandung, stachlig vom kristallisierten Anflug der Silberionen, entwich mir über die Grenzen des Mikroskopfeldes hinaus. Trüb, wie durch opalisierendes Wasser gesehen, erschienen die Umrisse halb durcheinandergeschmolzener, gekrümmter Eiweißketten. Als ich gerade eine Verknotung von Eiweißruinen am schwarzen Kreuzungspunkt hatte, schob ich langsam den Vergrößerungshebel weiter, immer weiter, jeden Moment mußte die letzte Grenze dieser Reise nach innen sich zeigen, der verflachte Schatten eines einzigen Moleküls füllte das ganze Bild aus, und jetzt zerwehte er!

Doch nichts geschah. Ich hätte flimmernde Nebelchen von Atomen sehen müssen, etwas wie gallertiges Zittergras, aber da waren keine. Der Schirm flammte in makellosem Silber. Ich schob den Hebel bis ans Ende. Das Surren schwoll zornig an, aber weiterhin sah ich nichts. Ein wiederholtes Summersignal zeigte mir an, daß die Apparatur überlastet war. Ich blickte noch einmal in die silberne Öde und schaltete den Strom aus.

Ich blickte zu Harey hin. Sie öffnete eben den Mund zum Gähnen, geschickt machte sie ein Lächeln daraus.

— Nun, wie steht es um mich? — fragte sie.

— Sehr gut — sagte ich. — Ich denke, daß es… gar nicht besser sein könnte.

Ich schaute sie immerzu an und spürte wieder dieses Kribbeln in der Unterlippe. Was war da eigentlich geschehen? Was bedeutete das? Dieser Körper, dem Anschein nach so zerbrechlich und zart — in Wahrheit unvemichtbar —, zeigte sich in seinem endgültig letzten Grunde aus nichts zusammengefügt? Ich schlug mit der Faust auf das zylindrische Gehäuse des Mikroskops. Vielleicht ein Defekt? Vielleicht fokussieren die Felder nicht? — Nein, ich wußte, die Apparatur war betriebstüchtig. Alle Stufen war ich hinabgestiegen, zur Zelle, zum Eiweißkonglomerat, zum Molekül, alle sahen genauso aus wie bei Tausenden von Präparaten, die ich gesehen hatte. Aber der letzte Schritt abwärts führte ins Nichts.

Ich nahm Harey Blut aus einer Ader ab und goß es in den Maßzylinder. Ich teilte es in Portionen und machte mich an die Analyse. Sie kostete mich mehr Zeit, als ich gedacht hatte, ich war etwas aus der Übung gekommen. Die Reaktionen waren normal. Alle. Wenn nicht etwa…

Ich ließ einen Tropfen konzentrierter Säure auf das rote Perlpünktchen fallen. Es rauchte, der Tropfen wurde grau und überzog sich mit einem Anflug von schmutzigen Schaum. Zerfall. Denaturierung. Weiter, weiter! Ich griff nach einer Eprouvette. Als ich mich wieder zu der vorigen hinwandte, fiel mir fast das dünne Glas aus den Fingern.

Unter der schmutzigen Schaumschicht ganz unten am Boden der Eprouvette wuchs wieder eine Schicht von dunklem Rot. Von Säure zersetztes Blut erneuerte sich! Das war absurd! Das war unmöglich!

— Kris! — hörte ich etwas wie aus weiter Ferne. — Kris! Telefon!

— Wie? Ach so, danke.

Das Telefon summte schon lange, erst jetzt hörte ich das. Ich hob den Hörer ab: — Kelvin.

— Snaut. Ich habe die Linie umgeschaltet, so daß wir einander alle drei gleichzeitig hören.

— Ich begrüße Sie, Herr Doktor Kelvin — ertönte die hohe, näselnde Stimme von Sartorius. Sie klang so, als betrete ihr Inhaber ein gefährlich durchhängendes Podium, argwöhnisch, wachsam und nach außen hin beherrscht.

— Meine Verehrung, Herr Doktor — entgegnete ich. Ich hatte Lust, zu lachen, aber ich war nicht sicher, ob ich mir über die Ursachen dieser Heiterkeit klar genug war, um mich ihr überlassen zu können. Über wen hatte ich letzten Endes zu lachen? Ich hielt etwas in den Händen: eine Eprouvette mit Blut. Ich schüttelte sie. Es war schon geronnen. Vielleicht war das von vorhin nur eine Täuschung? Vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet?

— Ich wollte den Herren Kollegen gewisse Probleme darlegen, und zwar im Zusammenhang mit den… Phantomen — hörte ich Sartorius, ohne ihn wirklich zu hören, so, als bestürmte er mein Bewußtsein um Einlaß. Ich wehrte mich gegen diese Stimme und starrte nur immerzu auf die Eprouvette mit dem geronnenen Blut.

— Nennen wir sie F-Gebilde — regte Snaut schnell an.

— Ausgezeichnet.

Mitten durch den Schirm verlief eine dunkle, senkrechte Linie, zum Zeichen, daß ich gleichzeitig zwei Kanäle empfing — beiderseits von ihr hatten sich die Gesichter meiner Gesprächspartner zu befinden. Doch das Glas war dunkel, und nur ein schmaler Lichtsaum längs des Rahmens zeigte an, daß die Apparatur funktionierte, daß jedoch die Bildschirme mit etwas verhängt waren.

— Jeder von uns hat allerlei Untersuchungen durchgeführt… — wieder lag dieselbe Vorsicht in der näselnden Stimme des Redners. Kurze Stille. — Vielleicht vereinigen wir zunächst unsere Informationen, und dann könnte ich mich über das äußern, wozu ich persönlich gelangt bin… Vielleicht Sie zuerst, Herr Doktor Kelvin…

— Ich? — sagte ich. Plötzlich fühlte ich Hareys Blick auf mir. Ich legte die Eprouvette auf den Tisch, so daß sie unter die Ständer mit den Gläsern rollte, zog mir mit dem Fuß einen hohen dreibeinigen Hocker heran und setzte mich. Im ersten Moment wollte ich Ausflüchte machen, aber zu meiner eigenen Überraschung sagte ich:

— Gut. Ein kleines Kolloquium? Gut! Ich habe so gut wie nichts gemacht, aber berichten kann ich. Ein histologisches Präparat und ein paar Reaktionen. Mikroreaktionen. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß…

Bis zu diesem Augenblick hatte ich keine Ahnung, was zu sagen war. Mit einem Schlag schien sich in mir etwas aufzutun.

— Alles ist in der Norm, aber das ist Tarnung. Maske. In gewissem Sinne ist das eine Ultrakopie: eine Wiedergabe, genauer als das Original. Soll heißen, dort, wo wir beim Menschen auf die Grenze der Körnigkeit, auf die Grenze struktürlicher Teilbarkeit treffen, führt hier der Weg weiter, infolge der Verwendung subatomaren Werkstoffs!

— Moment, Moment. Wie verstehen Sie das? — inquirierte Sartorius. Snaut rührte sich nicht. Oder war das wohl sein beschleunigter Atem, der durch den Telefonhörer klang? Harey schaute in meine Richtung. Mir wurde die eigene Aufregung bewußt: die letzten Worte hatte ich fast geschrien. Abgekühlt duckte ich mich auf meinem unbequemen Schemel und schloß die Augen. Wie sollte ich das ausdrücken?

— Das letztliche Konstruktionselement unserer Körper sind die Atome. Ich nehme an, daß die F-Gebilde aus Einheiten gebaut sind, die kleiner sind als gewöhnliche Atome. Bei weitem kleiner.

— Aus Mesonen..? — bot Sartorius an. Er war keineswegs verblüfft.

— Nein, nicht aus Mesonen… Mesonen ließen sich wahrnehmen. Das Auflösungsvermögen dieser Apparatur hier bei mir unten reicht bis zehn hoch minus zwanzig Ängström. Stimmt's? Aber nichts ist zu sehen, bis zuletzt. Also keine Mesonen. Wohl eher Neutrinos.

— Wie stellen Sie sich das vor? Neutrino-Konglomerate sind ja doch unbeständig…

— Weiß ich nicht. Ich bin kein Physiker. Vielleicht, daß irgendein Kraftfeld sie stabilisiert. Ich weiß da nicht Bescheid. Jedenfalls, wenn es so ist, wie ich sage, dann fungieren als Werkstoff Teilchen, die etwa zehntausendmal kleiner als Atome sind. Aber das ist nicht alles! Wären die Eiweißmoleküle und die Zellen unmittelbar aus diesen «Mikroatomen» erbaut, so müßten sie entsprechend kleiner sein. Und die Blutkörperchen auch, und die Fermente, alles, aber so ist es nicht. Daraus geht hervor, daß alle Eiweiße, Zellen, Zellkerne nurMaskesind! Die wirkliche Struktur, die für das Funktionieren des «Gastes» verantwortlich zu machen ist, verbirgt sich tiefer.

— Aber, Kelvin! — Snaut schrie fast. Ich unterbrach mich entsetzt. Hatte ich «Gast» gesagt?! Ja, aber Harey hatte es nicht gehört. Im übrigen hätte sie das nicht verstanden. Sie sah zum Fenster hinaus, den Kopf auf die Hände gestützt, vor purpurnem Morgenrot zeichnete sich das kleine reine Profil ab. Der Telefonhörer schwieg. Ich hörte nur ferne Atemzüge.

Dann ein Murmeln von Snaut: — Da ist was dran.

— Ja, möglich, — knüpfte Sartorius an — bloß haben wir das Hemmnis, daß der Ozean nicht aus diesen hypothetischen Kelvinschen Teilchen besteht. Er besteht aus gewöhnlichen.

— Vielleicht bringt er es fertig, auch solche zu synthetisieren — bemerkte ich. Ich fühlte plötzliche Apathie. Dieses Gespräch war nicht einmal komisch. Es war unnötig.

Aber das würde diese außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit erklären — murmelte Snaut. — Und das Tempo der Regeneration. Vielleicht liegt sogar die Energiequelle dort, in der Tiefe, sie brauchen ja nicht zu essen…

— Ich bitte ums Wort — ließ sich Sartorius hören. Er war mir zuwider. Wenn er die selbstaufgezwungene Rolle wenigstens noch durchgehalten hätte!

— Ich will die Frage der Motivation anschneiden. Der Motivation des Erscheinens der F-Gebilde. Ich würde das so aufspalten: was sind die F-Gebilde? Das sind weder Personen, noch Kopien bestimmter Personen, sondern materialisierte Projektionen dessen, was zum Thema der betreffenden Person in unserem Gehirn enthalten ist.

Die Zielsicherheit dieser Formulierung frappierte mich. Wenn auch unsympathisch, war dieser Sartorius doch nicht dumm.

— Das ist gut — warf ich ein. — Das erklärt sogar, warum gerade solche und keine anderen Per… Gebilde erschienen sind. Ausgewählt wurden die dauerhaftesten und von allen anderen am besten isolierten Gedächtnisspuren, obgleich natürlich keine solche Spur gänzlich abgesondert sein kann, so daß beim «Kopieren» Reste anderer Spuren mit erfaßt wurden oder werden konnten, die sich zufällig in der Nähe befanden; demzufolge weist der Ankömmling zuweilen größeres Wissen auf, als die authentische Person es könnte, deren Replik er sein sollte…

— Kelvin! — rührte sich wieder Snaut. Es frappierte mich, daß nur er bei meinen unvorsichtigen Worten aufmuckte. Sartorius schien sie nicht zu fürchten. Sollte das bedeuten, daß sein «Gast» von Natur aus weniger helle war, als der «Gast» Snauts? Eine Sekunde lang stieg vor mir das Bild irgendeines verzwergten Kretins auf, den der gelehrte Herr Doktor Sartorius an seiner Seite habe.

— Allerdings, das haben wir bemerkt — antwortete höchstsei biger. — Was nunmehr die Motivation des Erscheinens der F-Gebilde betrifft: der erste, gleichsam natürliche Gedanke wäre der eines an uns durchgeführten Experiments. Als Experiment wäre das jedoch ziemlich… elend. Wenn wir einen Versuch machen, dann lernen wir aus den Ergebnissen, vor allem aus den Fehlern, so daß wir in seine Wiederholungen Verbesserungen einführen… Davon indessen kann hier gar nicht die Rede sein. Dieselben F-Gebilde erscheinen von neuem… nicht korrigiert… nicht zusätzlich gewappnet gegen unsere… Bemühungen, sie loszuwerden…

— Kurzum, der Prozeß hat keine korrigierende Rückkopplungsschleife, wie Doktor Snaut das formulieren würde — bemerkte ich. — Und was folgt daraus?

— Nur soviel, daß das für ein Experiment… Stümperei wäre, wie sie angesichts der Umstände unwahrscheinlich ist. Der Ozean ist… präzis. Das äußert sich unter anderem in

der zweischichtigen Konstruktion der F-Gebilde. Bis zu einer bestimmten Grenze verhalten sie sich so, wie gegebenenfalls die wirklichen… das wirkliche… Er konnte sich nicht herauswursteln.

— Die Originale — sagte Snaut schnell ein.

— Ja, die Originale. Aber übersteigt einmal die Situation die normalen Möglichkeiten eines durchschnittlichen… Originals, so erfolgt gleichsam eine «Bewußtseinsausschaltung» beim F-Gebilde, und unmittelbar äußert sich andere Tätigkeit, unmenschliche…

— Das stimmt — sagte ich — aber auf diese Weise stellen wir nur einen Katalog des Verhaltens dieser… dieser Gebilde zusammen, und nichts weiter. Das ist vollständig unergiebig.

— Dessen bin ich nicht so sicher— protestierte Sartorius. Auf einmal verstand ich, wodurch er mich so aufbrachte. Er redete nicht, nein, er hielt eine Rede, ganz wie in einer Institutssitzung. Anders konnte er anscheinend nicht.

— Hier kommt das Problem der Individualität mit ins Spiel. Der Ozean ist völlig bar irgendeines Begriffs davon. Das muß so sein. Mir scheint es, werte Kollegen, daß diese für uns zermürbendste, bestürzende Seite des Experiments ihm völlig entgeht, da sie außerhalb der Grenzen seines Begreifens liegt.

— Das ist nicht beabsichtigt, denken Sie…? — fragte ich. Diese Behauptung überrumpelte mich ein wenig, aber nach einigem Besinnen gab ich zu, daß das nicht auszuschließen war.

— Ja. Ich glaube nicht an Perfidie, Bosheit, den Willen, am treffendsten zu verletzen… wie Kollege Snaut meint.

— Nein, menschliche Gefühle unterstelle ich ihm durchaus nicht — ergriff erstmals Snaut das Wort. — Aber sag vielleicht, wie du dieses ständige Wiederkommen zu erklären versuchst.

— Vielleicht haben die ein Gerät angeschaltet, und das funktioniert nun immer im Kreis herum, wie eine Schallplatte — sagte ich nicht ohne heimliches Gelüstchen, Sartorius zu ärgern.

— Wenn ich die Kollegen bitten darf, verzetteln wir uns nicht — deklarierte sich mit näselnder Stimme der Doktor. — Das ist noch nicht alles, was ich sagen wollte. Unter normalen Bedingungen hielte ich die Ablegung auch nur eines vorläufigen Berichts über den Stand meiner Arbeiten für verfrüht, aber mit Hinblick auf die spezifische Situation werde ich eine Ausnahme machen. Ich habe den Eindruck, ich wiederhole, bislang nichts weiter als den Eindruck, daß die Annahme des Herrn Kollegen Kelvin eine Wahrheit in sich birgt. Ich denke an seine Hypothese über den Aufbau aus Neutrinos… Derlei Gefüge kennen wir nur theoretisch, wir wußten nicht, daß sie sich stabilisieren lassen. Hier eröffnet sich eine ganz bestimmte Chance, da ja die Zerstörung dieses Kraftfeldes, das dem Gefüge Dauer verleiht…

Schon seit einer Weile bemerkte ich, daß diese dunkle Sache, die auf Sartorius' Seite den Bildschirm abdeckte, sich verschob: ganz oben blinkte ein Spalt auf, und etwas Rosiges war zu sehen, was sich dort langsam bewegte. Jetzt plötzlich rutschte die dunkle Fläche weg.

— Verschwind! Verschwind!!! — hallte durch den Telefonhörer der markerschütternde Schrei von Sartorius. Auf dem plötzlich erhellten Schirm erglänzte zwischen den mit irgend etwas raufenden Händen des Doktors, die mit gepufften Ärmelschonern

bekleidet waren, wie man sie in Laboratorien verwendet, — ein großer, goldfarbener, einer runden Scheibe ähnlicher Gegenstand, und alles erlosch, noch bevor ich begriff, daß dieser goldene Kreis ein Strohhut war…

— Snaut? — sagte ich nach einem tiefen Atemzug.

— Ja, Kelvin — antwortete mir die ermüdete Stimme des Kybernetikers. Ich spürte in diesem Augenblick, daß ich ihn gern mochte. Ich wollte wahrlich lieber nicht wissen, wer mit ihm zusammen war.

— Für den Moment reicht es uns, was?

— Ich denke schon — entgegnete ich. — Hör zu, wenn du können solltest, schau unten vorbei, oder bei mir in der Kabine, gut? — knüpfte ich eilig an, damit er nicht vorher abhängte.

— Ist recht — sagte er. — Aber ich weiß nicht, wann. Und damit endete die Problemdiskussion.

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