3 Ein erfreulicher Ritt

Bauernhöfe, Weideland und Olivenhaine bedeckten den größten Teil des Landes um Ebou Dar. Vereinzelte kleine Wälder erstreckten sich über wenige Meilen, und obwohl das Land weitaus flacher war als die Rhiannon-Berge im Süden, hob und senkte es sich doch um hundert Fuß oder mehr, was genügte, um in der Nachmittagssonne tiefe Schatten zu werfen. Alles in allem bot das Land mehr als ausreichenden Schutz vor den unerwünschten Blicken anderer Reisender —beispielsweise ein seltsamer Händlerzug, fast fünfzig berittene Leute und ebenso viele zu Fuß, besonders wenn sie Behüter bei sich hatten, die abgelegene Wege durch das Unterholz finden sollten. Elayne entdeckte außer wenigen Ziegen, die auf einigen Hügeln grasten, keine Anzeichen menschlicher Besiedelung.

Sogar die Pflanzen und Bäume, die an Hitze gewöhnt waren, begannen zu verdorren und abzusterben, und doch hätte sie es zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht genossen, einfach nur die Landschaft zu betrachten. Diese Landschaft hätte tausend Meilen von dem Land entfernt sein können, das sie gesehen hatte, als sie das andere Ufer des Eldar hinabgeritten war. Die Hügel bildeten seltsame, wulstige Umrisse, als wären sie von großen, unvorsichtigen Händen zusammengepreßt worden. Scharen bunter Vögel flogen bei ihrem Vorüberziehen auf, und ein Dutzend Arten Kolibris schwirrten vor den Pferden davon, schwebende Edelsteine auf vibrierenden Flügeln. Dichte Kletterpflanzen hingen an einigen Stellen wie dicke Seile herab, und es gab Bäume mit Bündeln schmaler Wedel sowie Blätter, die wie grüne Federstaubwedel aussahen und so lang wie ein Mensch waren. Eine Handvoll Pflanzen, von der Hitze betrogen, mühte sich, Blüten zu treiben, hellrot und lebhaft gelb, einige doppelt so groß wie Elaynes Hände. Ihr Duft war üppig und ... ›schwül‹ kam ihr in den Sinn. Sie sah einige Steine, die, worauf sie hätte wetten mögen, einst Zehen einer Statue gewesen waren, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, warum jemand eine solch große Statue mit bloßen Füßen gestalten sollte. Ein anderes Mal führte der Weg durch einen Wald mit dicken, geriffelten Steinen unter den Bäumen — die verwitterten Stümpfe von Säulen, viele umgestürzt und alle wegen des Materials schon lange fast bis zum Boden von ortsansässigen Bauern abgebaut. Es war trotz des Staubs, den die Pferdehufe von der verdorrten Erde aufwirbelten, ein erfreulicher Ritt. Die Hitze berührte sie natürlich nicht, und es gab kaum Fliegen. Alle Gefahren lagen hinter ihnen. Sie waren den Verlorenen entkommen, und es war ausgeschlossen, daß diese oder ihre Diener sie jetzt noch einholen konnten. Es hätte ein erfreulicher Ritt sein können, wenn nicht...

Zuerst erfuhr Aviendha, daß ihre Nachricht über Feinde, die kommen, wenn man sie am wenigsten erwartet, nicht überbracht worden war. Elayne war zunächst einmal erleichtert, vom Thema Rand ablenken zu können. Es war keine erneute Eifersucht, aber sie merkte immer mehr, daß sie haben wollte, was Aviendha mit ihm geteilt hatte. Keine Eifersucht. Neid. Sie hätte Eifersucht fast vorgezogen. Dann begann sie ihrer Freundin zuzuhören, die in leiser Eintönigkeit vor sich hin murmelte — und die Haare in ihrem Nacken wollten sich aufstellen.

»Das kannst du nicht tun«, protestierte sie und führte ihr Pferd näher an Aviendhas heran. Sie vermutete, daß Aviendha wirklich nicht viel Mühe hätte, Kurin zu schlagen oder etwas Ähnliches mit ihr zu tun. Das galt ohnehin, wenn die anderen Meervolk-Frauen dabei stillhielten. »Wir dürfen keinen Krieg gegen sie beginnen, sicherlich nicht, bevor wie die Schale benutzt haben. Und auch nicht deswegen«, fügte sie rasch hinzu. »Gewiß nicht.« Sie würden bestimmt keinen Krieg beginnen, weder bevor noch nachdem sie die Schale benutzt hätten, was nicht einfach war, weil sich die Windsucherinnen mit jeder Stunde anmaßender benahmen. Nicht einfach, weil... Sie atmete tief durch und fuhr eilig fort. »Wenn sie mir deine Botschaft tatsächlich übermittelt hätte, dann hätte ich nicht gewußt, was du meintest. Ich verstehe, warum du nicht deutlicher werden konntest, aber das siehst du doch ein, oder?«

Aviendha starrte leeren Blickes voraus und verscheuchte mechanisch Fliegen von ihrem Gesicht. »Ich hatte ihr befohlen, die Nachricht wörtlich zu überbringen«, grollte sie. »Wörtlich! Was wäre gewesen, wenn er eine der Schattenseelen gewesen wäre? Was wäre gewesen, wenn er es geschafft hätte, an mir vorbei durch das Wegetor zu gelangen, ohne daß du gewarnt gewesen wärst? Was wäre gewesen, wenn...?« Sie warf Elayne einen verzweifelten Blick zu. »Ich werde mich zurückhalten«, sagte sie traurig, »aber ich werde daran zerbrechen.«

Elayne wollte gerade sagen, daß es richtig sei, ihren Zorn zu vergessen, und daß sie sich aufregen könne, soviel sie wolle, solange sie es nicht an den Atha'an Miere ausließe — denn das hatte sie gemeint —, aber bevor sie den Mund öffnen konnte, führte Adeleas ihren schlanken Grauen auf Elaynes andere Seite. Die weißhaarige Schwester hatte in Ebou Dar einen neuen Sattel erworben, ein protziger Sattel mit Silber an Knauf und Hinterzwiesel. Die Fliegen mieden sie anscheinend aus einem unbestimmten Grund, obwohl sie stark duftete.

»Verzeiht, aber ich konnte nicht umhin, Eure letzten Worte mit anzuhören.« Adeleas klang überhaupt nicht reumütig, und Elayne fragte sich, wieviel sie gehört hatte. Sie spürte, daß sie errötete. Einiges von dem, was Aviendha über Rand gesagt hatte, war bemerkenswert offen gewesen. Und einiges von dem, was sie selbst gesagt hatte, ebenfalls. Es war eine Sache, so mit der besten Freundin zu sprechen, aber eine ganz andere, wenn noch jemand zugehört hatte. Aviendha schien genauso zu empfinden. Sie errötete zwar nicht, aber der verärgerte Blick, den sie der Braunen zuwarf, hätte Nynaeve alle Ehre gemacht.

Adeleas lächelte nur, ein vages, nichtssagendes Lächeln. »Es wäre vielleicht am besten, wenn Ihr Eurer Freundin bei den Atha'an Miere freie Hand ließet.« Sie spähte an Elayne vorbei zu Aviendha, die blinzelte. »Nun, etwas freiere Hand. Es sollte genügen, ihnen Angst vor dem Licht einzuflößen. Sie sind fast soweit, falls Ihr es noch nicht bemerkt habt. Sie nehmen sich vor den ›wilden‹ Aiel weitaus mehr in acht — verzeiht mir, Aviendha — als vor den Aes Sedai. Merilille hätte es sicherlich bald selbst vorgeschlagen.«

Aviendhas Miene verriet selten etwas, aber in diesem Moment wirkte sie ebenso verwirrt, wie Elayne sich fühlte. Elayne drehte sich im Sattel, um stirnrunzelnd hinter sich zu blicken. Merilille ritt neben Vandene und Careane, und Sareitha folgte ihnen dichtauf. Sie betrachteten sehr eifrig alles andere als Elayne. Hinter den Schwestern kam das Meervolk, noch immer in einer Reihe hintereinander, und dahinter folgte der Frauenzirkel, der sich im Moment unmittelbar vor den Packpferden außer Sicht hielt. Sie schlängelten sich durch die lichten Stellen zwischen gestutzten Säulen. Fünfzig oder hundert rotgrüne Vögel mit langen Schwänzen flogen über ihre Köpfe hinweg und erfüllten die Luft mit krächzenden Schreien.

»Warum?« fragte Elayne kurz angebunden. Es schien töricht, noch zu dem Tumult beizutragen, der bereits unmittelbar unter der Oberfläche brodelte —und manchmal auch an der Oberfläche —, aber sie hatte an Adeleas bisher keine törichten Züge bemerkt. Die Braune Schwester wölbte anscheinend überrascht die Augenbrauen. Vielleicht war sie wirklich erstaunt. Adeleas dachte gewöhnlich, daß jedermann erkennen sollte, was sie selbst erkannte. Vielleicht.

»Warum? Um ein wenig Ausgleich wiederherzustellen, darum. Wenn die Atha'an Miere das Bedürfnis verspüren, uns vor den Aiel zu beschützen, ist das vielleicht ein nützlicher Ausgleich für...« Adeleas machte eine kurze Pause, plötzlich von der Aufgabe in Anspruch genommen, ihre hellgrauen Röcke zu richten. »...andere Dinge.«

Elaynes Miene verzerrte sich. Andere Dinge. Adeleas meinte unzweifelhaft den Vertrag mit dem Meervolk. »Ihr könnt mit den anderen reiten«, sagte sie kühl.

Adeleas widersprach nicht und beharrte auch nicht auf ihrem Standpunkt. Sie neigte nur den Kopf und ließ ihr Pferd zurückfallen. Ihr kaum wahrnehmbares Lächeln veränderte sich nicht im geringsten. Die älteren Aes Sedai nahmen es hin, daß Nynaeve und Elayne über ihnen standen und Egwenes Autorität hinter sich hatten, aber in Wahrheit änderte das wenig. Vielleicht gar nichts. Sie verhielten sich äußerlich respektvoll und gehorchten, und doch...

Elayne war bereits in einem Alter eine Aes Sedai, in dem die meisten Neulinge in der Burg noch immer Novizinnen-Weiß trugen und nur sehr wenige den Grad der Aufgenommenen erreicht hatten. Und sie und Nynaeve hatten diesem Vertrag zugestimmt, was wohl kaum eine Zurschaustellung von Weisheit und Scharfsinn gewesen war. Nicht nur, daß das Meervolk die Schale bekäme, sondern zusätzlich mußten zwanzig Schwestern zu den Atha'an Miere gehen und die Windsucherinnen ihren Vereinbarungen gemäß alles lehren, was sie lernen wollten, und sie durften erst dann wieder gehen, wenn andere zu ihrer Ablösung kamen. Den Windsucherinnen wurde erlaubt, die Burg als Gäste zu betreten. Es wurde ihnen erlaubt, zu lernen, was immer sie lernen wollten, und zu gehen, wann immer sie es wünschten. Das allein würde den Saal schon zum Schreien veranlassen und Egwene wahrscheinlich ebenfalls, aber das übrige... Jede einzelne der älteren Schwestern glaubte, daß sie diesen Vertrag hätte vermeiden können. Vielleicht hätten sie es wirklich gekonnt. Elayne glaubte es nicht, aber sie war sich nicht sicher.

Sie sagte nichts zu Aviendha, aber nach einigen Augenblicken bemerkte die andere Frau: »Wenn ich der Ehre dienen und Euch gleichzeitig helfen kann, kümmert es mich nicht, ob es auch dem Ziel einiger Aes Sedai dient.« Sie schien niemals zu begreifen, daß Elayne ebenfalls eine Aes Sedai war — zumindest nicht vollkommen.

Elayne zögerte und nickte schließlich. Etwas mußte unternommen werden, um das Meervolk zu beruhigen. Merilille und die übrigen hatten bisher bemerkenswerte Geduld bewiesen, aber wie lange noch?

Nynaeve könnte explodieren, wenn sie ihre Aufmerksamkeit tatsächlich den Windsucherinnen zuwandte. Sie mußte baldmöglichst einen Ausgleich herbeiführen, aber wenn die Atha'an Miere weiterhin glaubten, sie könnten auf eine Aes Sedai herabsehen, würde es Ärger geben. Das Leben war komplizierter, als sie es sich in Caemlyn vorgestellt hatte, ungeachtet dessen, wie viele Lektionen man ihr als Tochter-Erbin erteilt hatte. Und es war noch weitaus komplizierter, seit sie die Burg betreten hatte.

»Sei doch nicht so ... beharrlich«, sagte sie leise. »Und bitte gib auf dich acht. Sie sind immerhin zwanzig, und du bist allein. Ich möchte nicht, daß etwas passiert, bevor ich dir helfen kann.« Aviendha sah sie grimmig an und trieb ihre Stute dann zum Rand der Steine, um auf die Atha'an Miere zu warten.

Elayne schaute hin und wieder zurück, aber sie konnte durch die Bäume lediglich erkennen, daß Aviendha neben Kurin ritt, recht unaufgeregt sprach und die Meervolk-Frauen nicht einmal ansah. Und sie gewiß nicht anstarrte, obwohl Kurin sie anscheinend überaus erstaunt betrachtete. Als Aviendha ihr Pferd mit den Zügeln antrieb, um wieder zu Elayne zu gelangen, ritt Kurin voraus, um mit Renaile zu sprechen, und kurz darauf sandte Renaile verärgert Rainyn zur Spitze der Kolonne.

Die jüngste der Windsucherinnen saß noch unbeholfener auf ihrem Pferd als Aviendha, die sie an Elaynes anderer Seite ebenso zu ignorieren versuchte wie die kleinen grünen, um ihr dunkles Gesicht schwirrenden Fliegen. »Renaile din Calon Blauer Stern«, begann sie steif, »verlangt, daß Ihr die Aiel-Frauen zurechtweist, Elayne Aes Sedai.« Aviendha grinste sie offen an, und Rainyn mußte sie zumindest heimlich beobachtet haben, da sich ihre Wangen unter dem Schweißfilm röteten.

»Sagt Renaile, daß Aviendha keine Aes Sedai ist«, erwiderte Elayne. »Ich werde sie bitten, vorsichtig zu sein« — das war keine Lüge; sie hatte es bereits getan und würde es wieder tun —, »aber ich kann sie zu nichts zwingen.«. Und sie fügte lächelnd hinzu: »Ihr wißt, wie Aiel sind.« Das Meervolk hatte sehr genaue Vorstellungen davon, wie Aiel waren. Rainyn starrte die noch immer grinsende Aviendha mit geweiteten Augen an, wobei ihr Gesicht grau wurde, dann riß sie ihr Pferd herum und galoppierte zu Renaile zurück.

Aviendha kicherte erfreut, aber Elayne fragte sich, ob diese ganze Idee ein Fehler gewesen war. Obwohl gute dreißig Schritt zwischen ihnen lagen, konnte sie Renailes Gesicht bei Rainyns Bericht zornrot anlaufen sehen, und die anderen flüsterten erregt. Sie wirkten nicht verängstigt, sie schienen verärgert, und sie warfen den Aes Sedai vor ihnen zunehmend unheilvolle Blicke zu. Nicht Aviendha, sondern den Schwestern. Adeleas nickte nachdenklich, als sie es bemerkte, und Merilille konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Zumindest sie waren erfreut.

Wäre das der einzige Zwischenfall während des Ritts gewesen, hätte man sich noch an den Blumen und Vögeln erfreuen können, aber es war nicht einmal der erste. Es begann kurz nach Verlassen der Lichtung, als sich alle Frauen des Zirkels außer Kirstian —die zweifellos auch gekommen wäre, wenn sie nicht den Befehl erhalten hätte, Ispan abzuschirmen —, eine nach der anderen zu Elayne vortasteten. Eine nach der anderen kamen sie, jede zögerlich und verzagt lächelnd, bis Elayne ihnen am liebsten gesagt hätte, sie sollten sich ihrem Alter entsprechend verhalten. Sie stellten gewiß keine Forderungen, und sie waren zu klug, um offen um das zu bitten, was ihnen bereits verweigert worden war, aber sie fanden andere Wege.

»Es kam mir in den Sinn«, sagte Reanne heiter, »daß Ihr Ispan doch gewiß recht dringend befragen wollt. Wer weiß, was sie in der Stadt noch vorhatte, außer den Lagerraum zu finden?« Sie sprach im Plauderton, aber sie warf Elayne hin und wieder rasche Blicke zu, um zu sehen, wie sie ihren Vorschlag aufnahm. »Wir brauchen gewiß noch über eine Stunde, um den Bauernhof zu erreichen, in unserem Tempo vielleicht sogar zwei Stunden, und Ihr wollt doch sicher keine zwei Stunden verschwenden. Die Kräuter, die Nynaeve Sedai ihr gegeben hat, haben sie recht gesprächig gemacht.«

Das heitere Lächeln schwand, als Elayne erwiderte, die Befragung Ispans könne noch warten. Licht, dachten sie wirklich, daß jemand eine Befragung durchführte, während er durch Wälder auf Wegen ritt, die kaum diese Bezeichnung verdienten? Reanne kehrte vor sich hin murrend zu den übrigen Frauen der Schwesternschaft zurück.

»Verzeiht, Elayne Sedai«, murmelte Chilares kurz darauf mit ihrem murandianischen Akzent. Ihr grüner Strohhut paßte genau zu einigen ihrer übereinandergeschichteten Unterröcke. »Verzeiht, wenn ich Euch störe.« Sie trug nicht den roten Gürtel einer Weisen Frau. Die wenigsten Frauen des Zirkels trugen ihn. Famelle war Goldschmiedin, und Eldase lieferte den Händlern Lackwaren zur Ausfuhr Chilares war Teppichhändlerin, während Reanne selbst die Verschiffungen der kleinen Händler regelte. Einige führten einfache Aufgaben aus — Kirstian leitete einen kleinen Weberladen, und Dimana war eine erfolgreiche Näherin —, aber andererseits waren sie im Verlauf ihres Lebens alle vielen Gewerben nachgegangen und hatten viele Namen benutzt. »Ispan Sedai scheint es nicht gutzugehen«, sagte Chilares, während sie sich unbehaglich im Sattel regte. »Vielleicht beeinträchtigen die Kräuter sie mehr, als Nynaeve Sedai gedacht hat. Es wäre schrecklich, wenn ihr etwas zustieße. Ich meine, bevor sie befragt werden kann. Vielleicht könnten die Schwestern sie sich ansehen? Um sie zu Heilen, wißt Ihr...« Sie brach ab und blinzelte nervös mit ihren großen braunen Augen. Was berechtigt war, da Sumeko zu ihren Begleiterinnen gehörte.

Ein Blick über die Schulter zeigte Elayne, daß sich die beleibte Frau in den Steigbügeln aufgestellt hatte, um an den Windsucherinnen vorbeizuschauen, bis sie Elayne ihren Blick erwidern sah und sich eilig wieder hinsetzte. Sumeko, die mehr vom Heilen verstand als jede andere Schwester außer Nynaeve. Vielleicht sogar mehr als Nynaeve. Elayne deutete nur zum Ende der Kolonne, bis Chilares errötete und ihr Pferd wendete.

Merilille schloß sich Elayne nur wenige Augenblicke später an, und die Graue Schwester beherrschte den einfachen Plauderton weitaus besser als die Frauen der Schwesternschaft. Sie war zumindest in ihrer Art zu sprechen vollkommen ausgeglichen. Eine andere Sache war, was sie zu sagen hatte. »Ich frage mich, wie vertrauenswürdig diese Frauen sind, Elayne.« Sie schürzte angewidert die Lippen, während sie mit einer behandschuhten Hand Staub von ihren geteilten blauen Röcken wischte. »Sie sagen, sie nähmen keine Wilden auf, aber vielleicht ist Reanne selbst eine Wilde, wie nachdrücklich auch immer sie behauptet, sie habe den Test zur Aufgenommenen nicht bestanden. Für Sumeko gilt gewiß das gleiche und für Kirstian mit Sicherheit.« Es folgten ein kritischer Blick zu Kirstian und ein ablehnendes Kopfschütteln. »Ihr müßt doch bemerkt haben, wie sie bei jeder Erwähnung der Burg zusammenzuckt. Sie weiß nicht mehr, als sie vielleicht in Unterhaltungen mit jemandem aufgeschnappt hat, der wirklich aus der Burg gewiesen wurde.« Merilille seufzte und gab vor zu bedauern, was sie sagen mußte. Sie war wirklich sehr gut. »Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, daß sie vielleicht auch bei anderen Dingen lügen? Sie könnten nach allem, was wir wissen, Schattenfreunde sein, oder Opfer von Schattenfreunden. Vielleicht auch nicht, aber man kann ihnen kaum über den Weg trauen. Ich glaube, daß es den Bauernhof gibt, ob sie ihn nun als Unterschlupf verwenden oder nicht, sonst hätte ich dem hier nicht zugestimmt, aber ich wäre nicht überrascht, dort einige wenige baufällige Gebäude und ungefähr ein Dutzend Wilde vorzufinden. Nein, sie sind einfach nicht vertrauenswürdig.«

Elayne wurde allmählich zornig, sobald sie erkannte, welche Richtung Merilille einschlug, und es wurde noch schlimmer. All dieses Herumgerede, all dies ›wäre vielleicht und ›könnte‹:, so daß die Frau sogar Dinge andeutete, die sie selbst nicht glaubte. Schattenfreunde? Der Frauenzirkel hatte Schattenfreunde bekämpft. Zwei waren dabei gestorben. Ohne Sumeko und Ieine wäre Nynaeve vielleicht tot, und Ispan wäre nicht gefangengenommen worden. Nein, der Grund, warum sie nicht vertrauenswürdig waren, lag nicht darin, daß Merilille befürchtete, sie wären dem Schatten verschworen, sonst hätte sie das gesagt. Sie waren nicht vertrauenswürdig, weil man ihnen, wenn sie nicht vertrauenswürdig waren, nicht gestatten konnte, Ispan zu behalten.

Elayne zerquetschte eine große grüne Fliege, die sich auf den Hals von Löwin gesetzt hatte; sie unterstrich Merililles letzte Worte mit diesem lauten Geräusch, und die Graue Schwester zuckte überrascht zusammen. »Wie könnt Ihr es wagen?« flüsterte Elayne. »Sie haben sich Ispan und Falion im Rahad entgegengestellt, und dem Gholam ebenfalls, ganz zu schweigen von ungefähr zwei Dutzend Rüpeln mit Schwertern. Ihr wart nicht dort« Das war kaum fair. Merilille und die übrigen waren wegen den Aes Sedai im Rahad zurückgelassen worden, offensichtlich Aes Sedai, die große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Es kümmerte sie nicht. Ihr Zorn wuchs mit jedem Moment mehr, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Ihr werdet mir gegenüber niemals wieder solche Andeutungen machen. Niemals! Nicht ohne unumstößliche Gewißheit! Nicht ohne Beweise! Wenn Ihr es doch tut, werde ich Euch eine Strafe auferlegen, daß Euch die Augen aus dem Kopf fallen!« Ungeachtet dessen, wie hoch sie über der anderen Frau stand, besaß sie nicht die Autorität, ihr überhaupt eine Strafe aufzuerlegen, aber auch das kümmerte sie nicht. »Ich werde Euch den restlichen Weg nach Tar Valon zu Fuß gehen lassen! Mit nur Brot und Wasser auf dem ganzen Weg! Ich werde Euch unter ihre Obhut stellen und ihnen sagen, sie sollen Euch niederschlagen, wenn Ihr Widerstand leistet!«

Sie erkannte allmählich, daß sie schrie. Grauweiße Vögel schwirrten in einem breiten Band über ihre Köpfe, doch sie übertönte deren Schreie. Sie atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Sie konnte nicht gut schreien. Es drang stets als Kreischen hervor. Alle sahen sie an, die meisten erstaunt. Aviendha nickte anerkennend. Aber sie hätte natürlich ebenso reagiert, wenn Elayne ein Messer in Merililles Herz versenkt hätte. Aviendha hielt zu ihren Freundinnen, was auch immer geschah. Merililles cairhienische Hellhäutigkeit war zu Totenblässe geworden.

»Ich meine, was ich sage«, belehrte Elayne sie in weitaus kühlerem Tonfall, was noch tiefere Totenblässe bei Merilille zu bewirken schien. Sie meinte jedes Wort ernst. Sie konnten es sich nicht leisten, daß solche Gerüchte unter ihnen in Umlauf waren. Sie würde sie auf die eine oder andere Art beenden, obwohl der Frauenzirkel höchstwahrscheinlich in Ohnmacht fallen würde.

Sie hoffte, daß dies das Ende war. Es hätte das Ende sein sollen. Aber als Merilille ging, nahm Sareitha ihren Platz ein, und auch sie nannte einen Grund, warum man den Frauen der Schwesternschaft nicht trauen könnte. Ihr Alter. Selbst Kirstian behauptete, älter zu sein als jede andere lebende Aes Sedai, während Reanne noch gut einhundert Jahre älter und nicht einmal die Älteste der Schwesternschaft war. Ihr Titel ›Älteste‹ wurde den ältesten von ihnen in Ebou Dar verliehen, und die strenge Anordnung, der sie folgten, um Aufmerksamkeit zu vermeiden, beinhaltete eine Anzahl noch älterer Frauen an anderen Orten.

Elayne schrie nicht mehr. Sie achtete sehr darauf, nicht zu schreien. »Wir werden die Wahrheit letztendlich erfahren«, belehrte sie Sareitha. Sie bezweifelte die Worte der Frauen der Schwesternschaft nicht, aber es mußte einen Grund dafür geben, warum sie weder alterslos wirkten noch so alt aussahen, wie sie zu sein behaupteten. Wenn sie es nur herausfinden könnte. Etwas sagte ihr, daß die Lösung auf der Hand lag, aber nichts Offensichtliches beantwortete ihre Frage. »Letztendlich«, wiederholte sie bestimmt, als die Braune erneut den Mund öffnete. »Das wird genügen, Sareitha.« Die Braune nickte unsicher und blieb zurück. Keine zehn Minuten später nahm Sibella ihren Platz ein.

Jedesmal, wenn eine der Frauen der Schwesternschaft herankam, um reihum die Bitte vorzutragen, von Ispan entlastet zu werden, kam bald darauf auch eine der Schwestern heran, um dieselbe Bitte auszusprechen. Alle außer Merilille, die noch immer blinzelte, wann immer Elayne sie ansah. Vielleicht hatte Schreien doch einen Nutzen. Es versuchte gewiß niemand sonst, die Schwesternschaft so unmittelbar anzugreifen.

Vandene begann beispielsweise damit, über das Meervolk zu sprechen, darüber, wie man die Auswirkungen des mit ihnen abgeschlossenen Vertrages umkehren könnte und warum es notwendig sei, sie so weitgehend wie möglich umzukehren. Sie sprach recht sachlich, ohne ein Wort oder eine Geste des Vorwurfs. Nicht daß es nötig gewesen wäre. Das Thema an sich genügte, wie vorsichtig auch immer es behandelt wurde. Die Weiße Burg, so sagte sie, behielt ihren Einfluß auf die Welt nicht durch Waffengewalt oder Überzeugungskraft bei und auch nicht durch Ränkeschmieden oder Intrigen, obwohl sie letzteres nur nebenbei erwähnte. Die Weiße Burg beeinflußte Ereignisse eher im üblichen Maße, weil jedermann sie als abgesondert und überragend ansah, höhergestellt als Könige oder Königinnen. Das wiederum hing von jeder Aes Sedai ab, die auf diese Art betrachtet wurde, als geheimnisvoll und abgesondert und anders als alle anderen. Eine andere Natur. In der bisherigen Geschichte der Burg wurden Aes Sedai, denen das nicht gelang — und es gab nur wenige — der Öffentlichkeit so weit wie möglich vorenthalten.

Es dauerte eine Weile, bis Elayne erkannte, daß es bei der Unterhaltung nicht mehr um Angriffe auf das Meervolk ging, sondern worauf sie in Wirklichkeit abzielte. Eine andere Natur, geheimnisvoll und abgesondert, war zu ungenau. Jedenfalls für Nicht-Aes Sedai. In Wahrheit würden die Schwestern rauher mit Ispan umgehen, als der Frauenzirkel sich überwinden könnte, nur nicht in der Öffentlichkeit. Der Streit hätte vielleicht mehr Gewicht gehabt, wenn er weitergeführt worden wäre, aber so schickte Elayne Vandene ebenso rasch fort wie alle anderen. Adeleas ersetzte sie, unmittelbar nachdem Sibella belehrt worden war, daß wahrscheinlich keine der Schwestern verstehen würde, was Ispan murmelte, wenn niemand vom Frauenzirkel es verstand. Was sie murmelte! Licht! Die Aes Sedai wechselten sich noch wiederholt ab, und obwohl Elayne wußte, was sie wollten, war es manchmal schwer, den Zusammenhang gleich zu erkennen. Als Careane ihr zu erzählen begann, daß jene Steine in Wahrheit einst Zehen gewesen waren, vermutlich Zehen einer Statue irgendeiner kriegerischen Königin, die fast zweihundert Fuß hoch gewesen war...

»Ispan bleibt, wo sie ist«, belehrte sie Careane kühl, ohne auf mehr zu warten. »Nun, falls Ihr mir nicht wirklich erzählen wollt, warum die Shiotaner daran dachten, eine solche Statue aufzustellen...« Die Grüne hatte gesagt, alte Berichte behaupteten, sie hätte kaum mehr als eine Rüstung getragen, die noch dazu äußerst knapp gewesen sei! Eine Königin! »Nein? Also, wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich mit Aviendha gern unter vier Augen sprechen. Vielen Dank.« Aber selbst ihre Wortkargheit hielt die Frau natürlich nicht auf. Elayne war überrascht, daß sie jetzt nicht noch Merililles Dienerin schickten.

Nichts von alledem wäre geschehen, wenn Nynaeve dort gewesen wäre, wo sie sein sollte. Elayne war zumindest sicher, daß Nynaeve den Frauenzirkel und die Schwestern kurz nacheinander gleichermaßen hätte bezwingen können. Sie war gut im Bezwingen. Dem stand nur entgegen, daß Nynaeve sich fest an Lans Seite geheftet hatte, noch bevor sie die erste Lichtung verließen. Die Behüter kundschafteten voraus, an beiden Seiten des Weges und manchmal auch als Nachhut, und ritten nur so lange zur Kolonne zurück, um über das zu berichten, was sie gesehen hatten, oder um Anweisungen zu geben, wie ein Bauernhof oder eine Schafherde zu umgehen war. Birgitte entfernte sich weit und verbrachte niemals mehr als wenige Augenblicke mit Elayne. Lan entfernte sich noch weiter. Und wo Lan hinging, ging auch Nynaeve hin.

»Es macht doch niemand Schwierigkeiten, oder?« fragte sie mit düsterem Blick zum Meervolk, als sie Lan das erstemal zurückfolgte. »Nun, dann ist es gut«, fuhr sie fort, bevor Elayne Gelegenheit zu einer Antwort bekam. Sie riß ihre rundbäuchige Stute wie eine Rennreiterin herum, ließ die Zügel knallen, galoppierte hinter Lan her, wobei sie ihren Hut mit einer Hand festhielt und holte ihn in dem Moment ein, als er gerade um die Flanke des Hügels vor ihnen verschwand. Danach kehrte tatsächlich Ruhe ein. Reanne hatte ihren Besuch abgestattet und Merilille den ihren, und alles schien geregelt.

Als Nynaeve das nächstemal auftauchte, hatte Elayne erfolgreich eine Reihe verschleierter Versuche abgewehrt, Ispan den Schwestern zu übergeben. Aviendha hatte mit Kurin gesprochen, und die Windsucherinnen wurden allmählich zornig, aber als Elayne ihr die Vorfälle erklärte, sah Nynaeve sich nur stirnrunzelnd um. Natürlich war im Moment jedermann an seinem Platz. Die Atha'an Miere blickten tatsächlich finster drein, aber der Frauenzirkel blieb hinter ihnen, und was die Schwestern betraf, so hätte keine Gruppe von Novizinnen wohlerzogener und unschuldiger aussehen können. Elayne hätte am liebsten geschrien!

»Du kommst gewiß mit allem zurecht«, sagte Nynaeve. »Du hattest die entsprechende Ausbildung zur Königin. Dies kann nicht annähernd so... Der Teufel hole den Mann! Er verschwindet schon wieder! Du kommst zurecht.« Fort war sie und galoppierte auf dieser armseligen Stute davon, als sei sie ein Schlachtroß.

Zu dem Zeitpunkt begann Aviendha zu erzählen, wie sehr Rand es anscheinend mochte, ihren Hals zu küssen. Beiläufig erwähnte sie, wie sehr es ihr auch gefallen hatte. Es hatte Elayne ebenfalls gefallen, als er es bei ihr getan hatte, aber wie sehr sie sich auch daran gewöhnt hatte, über solche Dinge zu sprechen —sich mit einem unguten Gefühl daran gewöhnt hatte —, sie wollte in diesem Moment nicht darüber reden. Sie war verärgert über Rand. Es war unfair, aber wenn er nicht gewesen wäre, hätte sie Nynaeve sagen können, sie solle aufhören, Lan wie ein Kind zu behandeln, das über seine eigenen Füße stolpern könnte, und solle sich um ihre eigenen Pflichten kümmern. Sie hätte ihn beinahe auch für das Verhalten des Frauenzirkels und das der anderen Schwestern und der Windsucherinnen verantwortlich gemacht. Schuld zu übernehmen, ist eines der Dinge, für die Männer da sind, erinnerte sie sich an einen Ausspruch von Lin, wobei sie gelacht hatte. Sie verdienen es in aller Regel, selbst wenn du nicht genau weißt, wieso. Es war nicht fair, und dennoch wünschte sie, Rand befände sich ausreichend lange in ihrer Nähe, daß sie ihn ohrfeigen könnte, nur einmal. Ausreichend lange, daß sie ihn küssen könnte, ihn sanft ihren Hals küssen lassen könnte. Ausreichend lange...

»Er wird einen Rat befolgen, selbst wenn er ihn nicht gern hört«, sagte sie jäh mit errötendem Gesicht. Licht, trotz all ihres Geredes über Schamgefühl besaß Aviendha auf manchen Gebieten keines. Und anscheinend galt das für sie inzwischen ebenfalls! »Aber wenn ich ihn zu drängen versuchte, blieb er stur, selbst wenn ich eindeutig recht hatte. Hat er sich bei dir genauso verhalten?«

Aviendha sah sie an und verstand anscheinend. Elayne war sich nicht sicher, ob ihr das gefiel oder nicht. Zumindest wurde nicht mehr von Rand und seinen Küssen gesprochen. Zumindest eine Zeitlang. Aviendha wußte einiges über Männer — sie war als Tochter des Speers mit ihnen gereist und hatte an ihrer Seite gekämpft —, aber sie hatte niemals etwas anderes als eine Far Dareis Mai sein wollen, und es gab ... Widersprüche. Selbst als Kind hatte sie mit ihren Puppen stets Speerkampf und Angriff gespielt. Sie hatte niemals geflirtet, verstand es gar nicht, und sie verstand auch nicht, warum sie diese Empfindung hatte, als Rands Blick auf sie fiel, oder hundert andere Dinge, die Elayne zu lernen begonnen hatte, als sie zum ersten Mal merkte, daß ein Junge sie anders ansah als die anderen Jungen. Aviendha erwartete von Elayne, daß sie ihr alles beibrachte, und Elayne versuchte es. Sie konnte mit Aviendha wirklich über alles sprechen. Wenn nur nicht Rand das so häufig angeführte Beispiel gewesen wäre. Wäre er dagewesen, hätte sie ihn geohrfeigt. Und geküßt. Und ihn dann erneut geohrfeigt.

Es war überhaupt kein erfreulicher Ritt. Es war ein elender Ritt.

Nynaeve stattete noch einige weitere kurze Besuche ab, bevor sie schließlich kam und verkündete, daß der Bauernhof der Schwesternschaft unmittelbar voraus läge, hinter einem niedrigen, abgerundeten Hügel. Reanne hatte die Reisezeit zu pessimistisch eingeschätzt. Nach dem Stand der Sonne war es erst zwei Uhr.

»Wir werden sehr bald dort ankommen«, belehrte Nynaeve Elayne und schien den mürrischen Blick nicht zu bemerken, den diese ihr zuwarf. »Lan, bitte bring Reanne hierher. Es wird wohl am besten sein, wenn man auf dem Hof als erstes ein vertrautes Gesicht sieht.« Lan riß sein Pferd herum, und Nynaeve wandte sich kurz im Sattel um und sah die Schwestern festen Blickes an. »Ich möchte nicht, daß Ihr sie erschreckt. Haltet den Mund, bis wir eine Gelegenheit bekommen, unser Kommen zu erläutern. Und verbergt Eure Gesichter. Zieht die Kapuzen Eurer Umhänge über den Kopf.« Sie drehte sich wieder um, ohne auf eine Antwort zu warten, und nickte zufrieden. »So. Alles ist geregelt und in bester Ordnung. Ich schwöre dir, Elayne, ich weiß nicht, worüber du so stöhnst. Jedermann tut genau das, was er tun soll, soweit ich es erkennen kann.«

Elayne knirschte mit den Zähnen. Sie wünschte, sie wären bereits in Caemlyn, wo sie hinwollten, wenn dies hier vorüber war. Sie hatte dort schon lange überfällige Pflichten zu erfüllen. Hauptsächlich mußte sie sich darum kümmern, die stärkeren Häuser davon zu überzeugen, daß der Löwenthron trotz ihrer langen Abwesenheit ihr gehörte — das und einen oder zwei Mitbewerber aus dem Feld zu schlagen. Es hätte vielleicht keine Mitbewerber gegeben, wenn sie dagewesen wäre, als ihre Mutter verschwand, als sie starb, aber die Geschichte Andors besagte, daß es inzwischen welche gäbe. Irgendwie erschien diese Aufgabe soviel leichter als dies hier.

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