4. Kapitel

»Liebe findet zuletzt ihr Stündlein.«

William Shakespeare


Eine plötzliche Ankunft • Der Unterschied zwischen Literatur und dem wirklichen Leben • Die Ähnlichkeit zwischen dem Geräusch einer Eisenbahnsignalpfeife und einer Luftschutzsirene • Ich denke über meinen Auftrag nach • Howard’s End • Eine Zeitung zur rechten Zeit • Zwei Damen • Eine späte Ankunft Kontakt! • »Oxford, Stadt der träumenden Türme« • Eine modische Erscheinung • Schicksal • Warum sich Kaninchen von Schlangen hypnotisieren lassen • Eine neue Bekanntschaft


Ich landete mit dem Gesicht voran, quer über Eisenbahngleisen liegend. Das Portmanteau und alles andere lagen um mich verstreut, zusammen mit meinem Strohhut, der mir vom Kopf gefallen war, als ich ins Netz hechtete.

Die Stimme von Lady Schrapnell dröhnte noch in meinem Ohr, und ich erhob mich und spähte vorsichtig um mich, sah aber nichts von ihr. Und auch kein Boot oder einen Fluß. Die Eisenbahngleise verliefen auf einem grasbedeckten hohen Damm. Bäume wuchsen längsseits der Gleise und unterhalb des Damms.

Die erste Regel bei Zeitreisen lautet: »Stelle fest, wo genau du dich im Raumzeitgefüge befindest«, jedoch konnte ich weit und breit keine Möglichkeit dazu entdecken. Offensichtlich war es Sommer — der Himmel über mir war blau, und Blumen wuchsen zwischen den Eisenbahnschwellen. Außer den Gleisen gab es aber weit und breit keine Anzeichen von Zivilisation. Es mußte also irgendwann nach 1804 sein.

In Filmen liegt immer eine Zeitung mit der hilfreichen Schlagzeile »Angriff auf Pearl Harbour!« oder »Ausnahmezustand in Mafeking!«[8] auf der Erde, und in einem Schaufenster zeigt eine Uhr netterweise die genaue Zeit an.

Ich schaute auf meine Uhr. Sie war nicht da. Ich blinzelte auf mein Handgelenk und versuchte mich zu erinnern, ob Miss Warder sie abgenommen hatte, als sie mir Hemden anprobierte. Mir fiel ein, daß sie etwas in meine Westentasche gestopft hatte. Ich zog es an einer goldenen Kette heraus. Eine Taschenuhr. Natürlich, im neunzehnten Jahrhundert gab es ja keine Armbanduhren.

Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, die Taschenuhr zu öffnen, dann die römischen Ziffern zu lesen, aber schließlich schaffte ich beides. Viertel nach X. Exakter Sprung, wenn man die Zeit dazu rechnete, die ich zum Offnen der Uhr gebraucht hatte und die ich bereits auf den Gleisen lag. Wenn ich bloß nicht im falschen Jahr war. Oder am falschen Ort.

Da ich nicht wußte, wo ich hätte landen sollen, wußte ich auch nicht, ob ich am richtigen Ort war, aber räumliche Schlupfverluste sind meistens gering. Ich erhob mich und schaute den Schienenstrang entlang. Die Gleise verschwanden im Norden in dichtem Wald. In der anderen Richtung lichtete sich der Wald, und man sah eine schwarze dicke Rauchwolke. Eine Fabrik? Oder ein Bootshaus?

Gescheiter wäre gewesen, ich hätte mein Gepäck geschultert und wäre losmarschiert, um nachzusehen, aber ich blieb auf den Gleisen stehen und atmete die warme Sommerluft und den süßen Geruch von Klee und frischgemähtem Heu ein.

Ich war einhundertundsechzig Jahre von Luftverschmutzung, Verkehr und des Bischofs Vogeltränke entfernt. Nein, das stimmte nicht. Sie tauchte 1852 in der Kathedrale von Coventry auf.

Welch deprimierender Gedanke. Doch es gab noch keine Kathedrale in Coventry. Die St. Michaelskirche war erst 1908 zum Bischofssitz erklärt worden. Und eine Lady Schrapnell existierte auch noch nicht. Ich war über ein Jahrhundert entfernt von ihren bellenden Befehlen, von bösartigen Hunden und ausgebombten Kathedralen, in einer zivilisierteren Zeit, wo alles gemächlich und sittsam verlief und wo die Frauen melodiös und gesetzt sprachen.

Ich schaute auf die Bäume und auf die Blumen. Butterblümchen wuchsen zwischen den Schwellen und eine winzige weiße Blume, die wie ein Sternchen aussah. Die Krankenschwester hatte gesagt, ich bräuchte Ruhe, und wer hätte diese hier nicht finden können? Ich fühlte mich bereits völlig wiederhergestellt, allein indem ich hier auf den Bahngleisen stand. Keine verschwommene Sicht mehr, keine Luftschutzsirenen.

Ich hatte mich zu früh gefreut. Die Luftschutzsirene setzte wieder ein und hörte dann abrupt auf. Ich schüttelte den Kopf, versuchte, klar zu denken, und atmete ein paar Mal tief durch.

Ich war also noch nicht geheilt, würde es aber bald sein, in dieser klaren, reinen Luft. Ich schaute zu dem wolkenlosen Himmel hoch, zu der schwarzen Rauchwolke hin. Sie schien höher in der Luft zu stehen und auch nähergekommen zu sein. Brannte da etwa ein Bauer Unkraut ab?

Ich sehnte mich danach, ihn zu sehen, wie er sich auf seinen Rechen stützte, unberührt von den Sorgen moderner Zeiten, unbelastet von ihrer Hetze; sehnte mich danach, sein rosenüberwuchertes Häuschen zu sehen, mit dem weißen Jägerzaun, der gemütlichen Küche, den weichen Federbetten, den…

Die Luftschutzsirene gellte wieder kurz und scharf. Wie eine Fabriksirene. Oder ein Zug.

Adrenalin ist eine ungeheuer wirkungsvolle Substanz. Sie bringt den Körper in Sekundenschnelle auf Trab und ist bekannt dafür, daß sie schier übermenschliche Kräfte freisetzt. Und Schnelligkeit.

Ich packte den Rucksack, den Proviantkorb, das Portmanteau, die Reisetasche, den Karton und meinen Hut, der irgendwie herabgefallen war, warf alles den Bahndamm hinunter und mich selbst hinterher, gerade als die schwarze Rauchwolke aus dem Wald hervorkam.

Der geschlossene Weidenkorb, über den Finch so besorgt gewesen war, stand immer noch auf den Gleisen, auf der gegenüberliegenden Seite. Das Adrenalin schoß hinüber, riß ihn hoch und rollte sich den Damm hinunter, während der Zug mit ohrenbetäubendem Geratter vorbeidonnerte.

Offensichtlich war ich doch noch nicht ganz wiederhergestellt. Ich lag eine beträchtliche Zeitspanne am Fuß des Bahndammes, dachte über diese Tatsache nach und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

Nach einer Weile setzte ich mich auf. Der Damm war ziemlich hoch, und der Korb und ich eine ziemliche Strecke gerollt, bevor wir von einem Brennesselgestrüpp aufgehalten worden waren. Deshalb war der Blick von hier ganz anders als der vom Bahndamm oben, und ich konnte hinter einem Erlenwäldchen die Ecke eines weißen Holzgebäudes erkennen sowie etwas von einem Gitterwerk. Vielleicht ein Bootshaus…

Ich befreite den Korb und mich, kletterte den Bahndamm wieder hoch und schaute vorsichtig nach beiden Richtungen. Kein Rauch war zu sehen, kein Ton zu hören. Beruhigt setzte ich über die Gleise, suchte auf der anderen Seite des Bahndammes meine Habseligkeiten zusammen, sprang wieder zurück und begab mich zu dem Wäldchen, hinter dem ich das Bootshaus gesehen hatte.

Adrenalin fördert auch die Denkfähigkeit, und verschiedene Dinge wurden mir, während ich dem Bootshaus zumarschierte, erstaunlich klar. Das Wichtigste dabei war die Erkenntnis, daß ich überhaupt keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, wenn ich bei dem Häuschen angekommen war.

Dunkel erinnerte ich mich, daß Dunworthy gesagt hatte: »Ich erkläre Ihnen jetzt Ihren Auftrag«, dann kam ein Durcheinander von Stilton-Löffeln, Kragen und Entwarnung, und dann hatte er gesagt, den Rest der zwei Wochen könnte ich machen, was ich wollte. Was hieß, es blieb wohl nicht viel übrig. Und als ich zum Netz ging, hatte Finch gesagt: »Ned, ich verlasse mich auf Sie.«

Und wobei? Es war etwas mit einem Boot und einem Fluß gewesen. Und etwas mit End. Audley End. Nein, das klang falsch. Es hatte mit einem N begonnen. Oder war das die Wassernymphe gewesen? Voller Hoffnung, daß es mir noch einfallen würde, erreichte ich das Bootshaus.

Es war allerdings kein Bootshaus. Es war eine Bahnstation. »Oxford« stand auf einem geschnitzten Holzschild, das über einer grüngestrichenen Bank an der Mauer hing.

Und was sollte ich jetzt tun? In Oxford gab es Bootshäuser und einen Fluß. Aber wenn ich an der Bahnstation gelandet war, erwartete man vielleicht von mir, daß ich den Zug nach Was-auch-immer-End nehmen sollte und von dort aus ein Boot. Ich glaubte mich zu entsinnen, daß Dunworthy etwas von einer Bahnstation gesagt hatte. Oder war das aus dem Ohrstöpsel gekommen?

Die Landung an der Bahnstation konnte natürlich auch mit dem Schlupfverlust zu tun haben, und man hatte vielleicht gedacht, ich käme an der Follybrücke an. Ich erinnerte mich, daß jemand von einem Boot und dem Fluß gesprochen hatte.

Andererseits hatte ich für einen Bootsausflug ziemlich viel Gepäck dabei.

Ich schaute über die Gleise zum Bahnsteig. Auf der entfernten Seite der grünen Bank entdeckte ich eine mit Glas bedeckte Tafel. Der Fahrplan. Ich könnte ihn anschauen und falls Was-auch-immer-End darauf aufgeführt war, wüßte ich, daß ich den Zug nehmen und dorthin fahren sollte, vor allem, wenn dieser ziemlich bald kam.

Der Bahnsteig war leer, zumindest momentan. Er lag hoch, schien aber nicht unerreichbar, und in beiden Richtungen strahlte der Himmel unbefleckt blau. Ich schaute die Schienen entlang und dann auf die Tür zum Wartesaal. Nichts. Ich vergewisserte mich noch ein paar Mal, ob kein Zug kam, nur um sicher zu gehen, und sprintete dann über die Gleise, hievte mein Gepäck über die Bahnsteigkante und kletterte hinterher.

Der Bahnsteig war immer noch leer. Ich stapelte mein Gepäck auf einer Ecke der Bank und schlenderte hinüber zum Fahrplan. Reading, Coventry, Northampton, Bath. Das waren die fettgedruckten Stationen. Vielleicht eine der kleineren: Aylesbury, Didcot, Swindon, Abingdon. Ich las den ganzen Fahrplan durch. Es war kein einziges End dabei.

Ich konnte schlecht in das Gebäude hineingehen und fragen, wann der nächste Zug nach Was-auch-immer-End ging. Howard’s End? Nein, das war ein Roman von E. M. Forster und zu dieser Zeit noch nicht einmal geschrieben. In der Turl Street gab es eine Kneipe, die Zum Bitteren Endehieß, aber das klang auch nicht richtig. Es begann mit einem N. Nein, das war die Naiade. Einem M.

Ich ging zur Bank hinüber, setzte mich und überlegte. »Ich erkläre Ihnen jetzt Ihren Auftrag«, hatte Dunworthy gesagt, und dann etwas über Austernspieße und Tee mit der Königin. Nein, das mußte der Ohrstöpsel gewesen sein. Und dann: »Wir schicken Sie zum siebten Juni 1888.«

Vielleicht sollte ich besser feststellen, ob es wirklich der siebte Juni 1888 war, bevor ich mich um etwas anderes kümmerte. Wenn ich zur falschen Zeit gelandet war, brauchte ich nirgendwo hinzufahren, weder mit dem Boot noch mit dem Zug. Dann brauchte ich nur hier abzuwarten, bis Miss Warder den Sprung fixiert und bemerkt hatte, daß ich in der falschen Zeit gelandet war, und dann darauf, daß sie das Rendezvous arrangierte, um mich zurückzuholen. Zumindest steckte ich nicht in einem Feld Gemüsekürbisse.

Und es dämmerte mir jetzt auch, nachdem ich mich etwas erholt hatte, daß Miss Warder meine Uhr sicher auf die passende Zeit eingestellt hatte. Die Uhrzeit bewies also überhaupt nichts.

Ich stand auf und ging zum Fenster des Bahnhofsgebäudes, um zu sehen, ob sich drinnen eine Uhr befand. Es war eine dort, und sie zeigte zwanzig vor elf an. Ich zog meine Taschenuhr heraus und verglich sie: Zwanzig vor XI.

In Bücher und Filmen taucht stets ein Zeitungsjunge auf, auf dessen Zeitungen der Zeitreisende klar und deutlich das Datum lesen kann, oder ein Kalender, auf dem alle Tage bis auf den momentanen durchgekreuzt sind. Weit und breit war weder ein Zeitungsjunge noch ein Kalender zu sehen, ebensowenig ein freundlicher Stationsvorsteher, der einen mit den Worten »Schönes Wetter für den siebten Juni, nicht wahr, Sir? Nicht so wie letztes Jahr. In ’87 gab es ja so gut wie keinen Sommer.«

Ich kehrte zur Bank zurück, setzte mich und versuchte, mich zu konzentrieren. Marlborough End, Middlesex End, Montague End, Marple’s End.

Eine Lokomotive pfiff (ein Geräusch, das ich sofort als solches erkannte), und ein Zug donnerte dröhnend vorbei, ohne anzuhalten. Der plötzliche Luftzug riß mir den Strohhut vom Kopf. Ich setzte ihm nach, fing ihn und wollte ihn gerade wieder aufsetzen, als ein Stück Papier, das offenbar vom gleichen Luftzug gepackt worden war, hinten gegen meine Beine klatschte.

Ich wickelte mich aus ihm heraus und betrachtete es. Es war eine Seite aus einer Tageszeitung. Die Times. Siebter Juni 1888.

Also war ich in der richtigen Zeit, und alles, was ich tun mußte, war herauszufinden, was ich als nächstes tun sollte.

Ich setzte mich wieder, stützte den Kopf in die Hände und versuchte, genau zu überlegen. Carruthers war ohne seinen Stiefel wiedergekommen, und Miss Warder hatte ihr Clipboard hingeworfen, und Dunworthy hatte etwas von einem Fluß und einer Verbindung erzählt.

»Setzen Sie sich mit Tennyson in Verbindung«, hatte er gesagt, bloß daß es nicht dieser Name gewesen war. Aber er hatte mit einem T begonnen. Oder einem H. Und auch Finch hatte etwas von einer Verbindung erzählt.

Das erklärte, warum ich nicht wußte, was ich machen sollte. Man hatte mir bloß gesagt, ich sollte jemanden treffen, eine Kontaktperson, und diese würde mir alles weitere erzählen. Eine Woge der Erleichterung durchflutete mich. Die Kontaktperson würde alles erklären.

Blieb nur noch die Frage, wer es war und wo sie war — oder er. »Setzen Sie in Verbindung mit…« hatte Dunworthy gesagt. Wie war der Name gewesen? Chiswick? Nein, das war der Direktor von Zeitreise. Vielmehr der ehemalige Direktor von Zeitreise. »In Verbindung mit…« Klepperman? Marineleutnant Klepperman. Nein, das war jener Seemann, der in Erfüllung seiner Pflicht ums Leben kam. Weil er nicht wußte, was er tat.

»In Verbindung mit…« — mit wem bloß? Wie zur Antwort stieß eine weitere Lokomotive ein ohrenbetäubendes Pfeifen aus, und ein Zug fuhr funkenstiebend und ungeheure Dampfwolken ausstoßend in den Bahnhof ein. Ein Gepäckträger sprang aus dem dritten Wagen, stellte einen plüschbezogenen Stuhl vor die Zugtür und stieg wieder ein.

Ein paar Minuten verstrichen, dann erschien er erneut, beladen mit einer Hutschachtel und einem großen schwarzen Schirm. Er reichte erst einer alten zerbrechlichen, dann einer jüngeren Dame die Hand zum Aussteigen.

Die ältliche Dame trug einen Reifrock, eine Haube und Spitzenhandschuhe und einen Augenblick lang befürchtete ich, ich wäre doch im falschen Jahr gelandet, aber die jüngere hatte einen langen, ausgestellten Rock an, und ihr Hut war keck in die Stirn geschoben. Sie hatte ein liebliches Gesicht, und als sie dem Gepäckträger erklärte, welche Koffer sie besaßen, klang ihre Stimme melodiös und wohlgesetzt.

»Ich sagte dir ja, er ist nicht hier, um uns abzuholen«, sagte die alte Dame mit einer Stimme, die eindeutig Lady Schrapnells Obertöne besaß.

»Er wird bestimmt gleich hier sein, Tantchen«, sagte die junge Frau. »Vielleicht mußte er am College noch etwas erledigen.«

»Papperlapapp«, sagte die alte Dame, ein Wort, das ich nie erwartet hatte, von irgend jemanden wirklich zu hören. »Er wird irgendwo beim Angeln sein. Entwürdigende Beschäftigung für einen erwachsenen Mann! Hast du ihm geschrieben, daß wir kommen?«

»Natürlich, Tantchen.«

»Und ihm hoffentlich auch die richtige Zeit mitgeteilt?«

»Ja, Tantchen. Ich bin sicher, er wird gleich da sein.«

»Und in der Zwischenzeit müssen wir hier in dieser fürchterlichen Hitze ausharren.«

Das Wetter erschien mir eigentlich angenehm mild, aber ich trug auch kein schwarzes, bis zum Hals zugeknöpftes Wollkleid. Oder Spitzenhandschuhe.

»Ich komme um vor Hitze«, sagte die alte Dame und fischte in einem perlenbesetzten Täschchen nach einem Taschentuch. »Mir ist ganz schwach. Vorsichtig damit!« donnerte sie dem Gepäckträger zu, der sich mit einem riesigen Koffer abmühte.

»Ganz schwach«, sagte Tantchen und fächelte sich mit dem Taschentuch Luft zu.

»Setzen Sie sich am besten hierhin, Tantchen.« Die junge Frau führte ihre Tante zu der Bank, die neben meiner stand. »Onkel wird bestimmt jeden Augenblick kommen.«

Wuschhh, machten die Petticoats, als die alte Dame sich niederließ. »Nicht so!« raunzte sie den Gepäckträger an. »Das ist alles nur Herberts Schuld. Einfach zu heiraten! Und ausgerechnet, wenn ich nach Oxford komme! Nicht das Leder zerkratzen!«

Es war offenkundig, daß keine dieser beiden Damen meine Kontaktperson war, aber zumindest schien ich keine Probleme mit dem Hören mehr zu haben. Und ich begriff, was sie sagten, was nicht immer in der Vergangenheit der Fall war. Bei meinem ersten Wohltätigkeitsbasar hatte ich nur eines von zehn Wörtern begriffen.

Ebenso schien ich meinen Hang zur Rührseligkeit überwunden zu haben. Die junge Dame hatte ein hübsches herzförmiges Gesicht und noch hübschere Fesseln, von denen ich etwas Weißbestrumpftes erhascht hatte, als sie aus dem Zug stieg, aber ich fühlte keinen Hang, in verzückte Vergleiche mit himmlischen Geistern oder Naiaden auszubrechen. Besser noch, mir waren beide Begriffe ohne Schwierigkeiten eingefallen. Ich fühlte mich völlig geheilt.

»Er hat uns komplett vergessen«, sagte Tantchen. »Wir werden eine Rutsche nehmen müssen.«

Nun ja, vielleicht doch nicht ganz geheilt.

»Es gibt wirklich keinen Grund für uns, eine Kutsche zu mieten«, erwiderte die junge Frau. »Onkel wird uns unmöglich vergessen haben.«

»Warum ist er dann nicht hier, Maud?« fragte die alte Dame und ordnete ihre Röcke so, daß sie die ganze Bank einnahmen. »Und warum ist Herbert nicht hier? Heiraten! Dienstboten sollten nicht heiraten. Und wie ist es Herbert überhaupt gelungen, jemand passenden zu finden? Ich habe ihr strikt untersagt, sich Verehrer zuzulegen, also nehme ich an, daß es sich um jemand völlig unpassenden handelt. Jemanden aus einem Tanzpalast.« Sie senkte ihre Stimme. »Oder noch schlimmer.«

»Soweit ich verstanden habe, lernten sie sich in einer Kirche kennen«, entgegnete Maud geduldig.

»In der Kirche! Wie unstatthaft! Wie weit ist es mit der Welt gekommen? In meiner Jugend war Kirchgang Pflicht, keine gesellschaftliche Veranstaltung. Glaube mir, in hundert Jahren wird keiner mehr den Unterschied zwischen einer Kirche und einem Tanzpalast kennen.«

Oder einem Einkaufszentrum, dachte ich.

»Alle diese Predigten über christliche Nächstenliebe«, sagte Tantchen. »Wo sind die Predigten geblieben, die von Pflichterfüllung handelten und davon, daß jeder wußte, an welchen Platz er gehörte? Und von Pünktlichkeit. Dein Onkel könnte aus einer solchen Predigt viel lernen — wo gehst du hin?«

Maud strebte der Eingangstür des Bahnhofsgebäudes zu. »Ich will auf die Uhr sehen«, sagte sie. »Ich dachte, daß der Grund für Onkels Verspätung vielleicht sein könnte, daß der Zug zu früh angekommen ist.«

Ich zog hilfsbereit meine Taschenuhr hervor und öffnete sie, in der Hoffnung, daß ich mich daran erinnern konnte, wie man sie las.

»Und läßt mich hier allein sitzen!« sagte Tantchen. »Mit Gott weiß was für Personen!« Sie winkte Maud mit einem behandschuhten Zeigefinger zu sich. »Es gibt Männer«, sagte sie in bühnenreifem Flüsterton, »die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten und dort auf ihre Chance warten, Frauen ohne Begleitung in Gespräche zu verwickeln.«

Ich ließ die Taschenuhr zuschnappen, steckte sie in die Westentasche zurück und versuchte so harmlos dreinzublicken, wie ich konnte.

»Ihr Ziel ist«, flüsterte Tantchen laut, »schutzlosen Frauen das Gepäck zu stehlen. Oder Schlimmeres.«

»Ich bezweifle, daß irgend jemand imstande ist, Ihr Gepäck hochzuheben, Tantchen, geschweige denn zu stehlen«, flüsterte Maud zurück, und meine Meinung über sie stieg steil an.

»Wie dem auch sei, du bist in meiner Obhut, weil mein Bruder nicht imstande zu sein scheint, uns abzuholen, und es ist meine Pflicht, dich vorschädlichen Einflüssen zu bewahren«, sagte Tantchen und warf mir einen düster umwölkten Blick zu. »Wir bleiben keinen Moment länger hier. Schaffen Sie das zur Gepäckaufbewahrung«, befahl sie dem Gepäckträger, dem es endlich gelungen war, die riesigen Koffer sowie mehrere große Hutschachteln auf einen Gepäckwagen zu hieven. »Und bringen Sie uns den Zettel dafür.«

»Der Zug fährt gleich ab, Madam«, protestierte er.

»Ich nehme den Zug nicht«, sagte sie. »Und besorgen Sie uns eine Droschke. Mit einem anständigen Kutscher.«

Der Gepäckträger schaute besorgt auf den Zug, der große Dampfwolken ausstieß. »Madam, es ist meine Pflicht, im Zug zu sein, wenn er abfährt. Sonst verliere ich meine Stellung.«

Ich überlegte, ob ich anbieten sollte, ihnen die Kutsche zu besorgen, aber ich hatte die Befürchtung, Tantchen könnte mich für Jack the Ripper halten. Oder war das ein Anachronismus? Hatte er seine Laufbahn 1888 schon begonnen?

»Schmonzes! Sie werden Ihre Stellung verlieren, wenn ich melde, wie unverschämt Sie Ihren Kunden gegenüber sind«, sagte Tantchen gerade. »Welche Eisenbahn ist das hier?«

»Die Great Western, Madam.«

»Nun, sie dürfte sich eigentlich nicht groß nennen, wo doch ihre Angestellten das Gepäck von Reisenden auf dem Bahnsteig stehenlassen, damit es von gewöhnlichen Kriminellen«, ein weiterer vielsagender Blick in meine Richtung, »gestohlen werden kann. Sie dürfte sich eigentlich nicht groß nennen, wo doch ihre Angestellten einer hilflosen alten Dame ihre Hilfe verweigern.«

Der Gepäckträger, der aussah, als stimmte er dem Wort hilflos nicht ganz zu, schaute auf den Zug, dessen Räder sich bereits zu drehen begannen, dann auf die Bahnhofstür, als ob er die Entfernung schätzte, tippte sich dann an die Kappe und schob den Karren ins Gebäude.

»Komm, Maud«, sagte Tantchen und erhob sich aus ihrem Krinolinennest.

»Aber wenn Onkel kommt? Vielleicht verfehlt er uns dann.«

»Das wird ihm eine Lehre sein, demnächst pünktlicher zu erscheinen«, sagte Tantchen. Sie rauschte davon.

Maud folgte ihrem eindrucksvollen Abmarsch und warf mir im Vorbeigehen ein entschuldigendes Lächeln zu.

Der Zug fuhr an, seine großen Räder drehten sich langsam, dann schneller, als er Dampf machte, und dann verließ er langsam den Bahnhof. Ich schaute sorgenvoll auf die Bahnhofstür, aber von dem bedauernswerten Gepäckträger war nichts zu sehen. Die Passagierwagen fuhren vorbei, dann der große grüngestrichene Gepäckwagen. Der Mann würde es nicht mehr schaffen. Der Schaffnerwaggon kam zuletzt mit schwingendem Außenlicht, und da schoß der Gepäckträger aus der Tür, rannte hinter dem Waggon her und machte einen großen Satz. Ich stand auf. Es gelang ihm, das Geländer mit einer Hand zu packen und sich auf die unterste Stufe zu ziehen, wo er sich keuchend festklammerte. Als der Zug den Bahnhof verließ, drohte der Gepäckträger wütend mit der Faust zur Bahnhofstür.

Zweifellos wird er in zukünftigen Zeiten Sozialist werden, dachte ich, und dabei mithelfen, die Labour Partei ins Parlament zu bringen.

Und was passierte wohl mit Tantchen? Ohne Zweifel würde sie alle ihr Verwandten überleben und ihren Dienstboten nichts in ihrem Testament vermachen. Ich hoffte, sie schaffte es bis in die Zwanziger und mußte sich mit Zigaretten und Charleston abfinden. Und für Maud hoffte ich, daß sie jemand passenden zum Heiraten fand, obwohl ich es kaum annahm, so wenig wie Tantchen sie aus den Augen ließ.

Ich saß einige Minuten sinnend da, über ihr Schicksal und das meine nachgrübelnd, das entschiedenermaßen weniger klar war. Der nächste Zug würde nicht vor 12 Uhr 36 eintreffen — aus Birmingham. Sollte ich hier meine Kontaktperson treffen? Oder erwartete man, daß ich ins Städtchen hineinging und sie dort traf? Hatte Dunworthy irgend etwas von einem Taxi gesagt? Sollte ich mir eine Droschke nehmen? »Nehmen Sie Verbindung auf…« hatte Dunworthy gesagt.

Die Bahnhofstür sprang auf, und ein junger Mann schoß mit der gleichen Geschwindigkeit heraus wie gerade der Gepäckträger. Er war gekleidet wie ich, in einen weißen Flanellanzug, hatte einen ebenso schiefen Schnurrbart und in der Hand einen Strohhut. Er stürmte auf den Bahnsteig und lief rasch zum hinteren Ende, offenbar auf der Suche nach jemandem.

Mein Kontaktmann, dachte ich hoffnungsvoll. Und zu spät war er dran, und deshalb war er auch vorher nicht hier gewesen, um mich abzuholen. Wie um das zu beweisen, hielt er inne, zog seine Taschenuhr heraus und schnippte sie mit bemerkenswerter Gewandtheit auf. »Ich bin zu spät dran«, sagte er und ließ die Uhr wieder zuschnappen.

Und falls es mein Kontaktmann war, würde er sich als solcher zu erkennen geben, oder erwartete man von mir, daß ich flüsterte: »Psst, Dunworthy hat mich geschickt?« Oder gab es eine Art Code, auf den ich die Antwort wissen mußte, wie: »Das Schleieräffchen segelt um Mitternacht«, worauf ich antworten mußte: »Der Sperling hockt in der Fichte?«

Ich wägte gerade: »Am Dienstag ist Vollmond« gegen das unverblümtere: »Entschuldigung, kommen Sie aus der Zukunft?« zu sagen ab, als der junge Mann zurückkam, mir im Vorbeigehen nicht mehr als einen beiläufigen Blick zuwarf, und dann zum anderen Ende des Bahnsteiges ging, wo er die Gleise entlang blickte. »Hör mal«, sagte er, als er zurückkam, »ist der 10 Uhr 55 aus London schon gekommen?«

»Ja«, sagte ich. »Er fuhr vor fünf Minuten ab.«

»Ahnt ich’s doch«, sagte er, setzte den Strohhut auf seinen Kopf und verschwand im Bahnhofsgebäude.

Einen Moment später war er wieder da. »Hör mal«, sagte er, »hast du zufällig irgendwelche ältlichen Wittfrauen gesehen?«

»Wittfrauen?« Ich fühlte mich zu den Wohltätigkeitsbasaren zurückversetzt.

»Zwei ehrenwerte Witwen, ›ins Dürre geraten, ins welke Laub‹«,[9] sagte er. »Gekrümmt und ausgedörrt vom Alter. ›Ihr seid alt, Vater William‹[10] und so. Sie hätten im Zug aus London sein müssen. Ganz in pechschwarzer Seidenwolle, wie ich annehme.« Er sah mein verständnisloses Gesicht. »Zwei Damen fortgeschrittenen Alters. Ich sollte sie hier treffen. Sie sind sicher nicht hier gewesen und wieder fortgegangen, oder?« Er schaute kurz um sich.

Er mußte die zwei Damen meinen, die gerade gegangen waren, aber er konnte unmöglich Tantchens Bruder sein, und Maud konnte man kaum als von fortgeschrittenem Alter bezeichnen.

»Sie sollen beide ältlich sein?« erkundigte ich mich.

»Antiquiert. Ich mußte schon einmal ihre Gesellschaft genießen, am Michaelistag zu Semesterbeginn. Hast du sie gesehen? Eine wahrscheinlich im Korsett und mit fichu,[11] die andere eine dürre Jungfer mit spitzer Nase, Blaustrumpf von oben bis unten und den Kopf voller sozialer Anliegen. Amelie Bloomer und Betsey Trotwood.«

Dann waren es die beiden nicht gewesen. Die Namen stimmten nicht, und die Strümpfe, die ich aus dem Zug hatte steigen sehen, waren weiß gewesen, nicht blau.

»Nein«, sagte ich. »Die habe ich nicht gesehen. Ein junges Mädchen war hier und eine…«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Meine beiden sind absolut vorsintflutlich oder wären es, wenn einer noch an die Sintflut glauben würde. Wie würde Darwin sie nennen — präpelasgianisch? Oder vortrilobitianisch? Er muß wieder die Züge verwechselt haben.«

Er ging zu der Tafel, studierte den Fahrplan und wurde starr vor Ärger. »Vermaledeit!« sagte er, ein weiteres Wort, von dem ich immer geglaubt hatte, es existiere nur in Büchern. »Der nächste Zug aus London kommt erst um 3 Uhr 18, und dann wird es zu spät sein.«

Er schlug mit dem Strohhut gegen sein Bein. »Na ja, das war’s dann wohl«, sagte er. »Ob ich in der Mitra[12] noch etwas aus Maggie herausschlagen kann? Sie hat immer ein paar Kronen übrig. Schade, daß Cyril nicht hier ist. Sie mag Cyril.« Er setzte den Strohhut wieder auf und ging ins Bahnhofsgebäude zurück.

Von wegen Kontaktperson, dachte ich. Vermaledeit!

Und der nächste Zug kam nicht vor 12 Uhr 36. Vielleicht hätte ich die Kontaktperson dort treffen sollen, wo ich gelandet war, und ich sollte besser mein Gepäck nehmen und wieder zu dieser Stelle auf die Bahngleise zurückgehen. Falls ich sie wiederfand. Ich hätte sie mit einem Tuch markieren sollen.

Oder sollte ich zum Fluß gehen? Oder mit einem Boot irgendwohin fahren, um diese Person zu treffen? Ich schloß ganz fest die Augen. Dunworthy hatte etwas vom Jesus College gesagt. Nein, er hatte mit Finch über die Vorbereitungen gesprochen. Er hatte gesagt: »Ich erkläre Ihnen jetzt Ihren Auftrag« und dann etwas über den Fluß und über Crocket und Disraeli und… Ich preßte die Augen ganz fest zu und versuchte, die Erinnerung herbeizuzwingen.

»Hör mal«, sagte eine Stimme, »es tut mir leid, wenn ich störe, aber…«

Ich öffnete die Augen. Es war der junge Mann, der das Treffen mit den ältlichen Wittfrauen versäumt hatte.

»Hör mal«, sagte er wieder, »du willst nicht zufällig etwas auf dem Fluß unternehmen, oder? Sicher doch, wenn ich dich so ansehe, Strohhut, Blazer, Flanell, so wirst du ja kaum zu einer Hinrichtung gehen, was? Und in Oxford selbst ist um diese Jahreszeit nichts los. Als hätte Ockhams Skalpell gewütet,[13] wie Professor Peddick sagen würde. Was ich damit meine, ist, ob du schon Pläne hast, mit Freunden wegzufahren oder zu einer Hausparty zu gehen oder so etwas oder ob du allein etwas unternehmen willst?«

»Ich…« sagte ich und überlegte, ob er eventuell doch mein Kontaktmann und diese Ansprache so etwas wie ein Geheimcode war.

»Hör mal«, sagte er, »ich habe das alles falsch angefangen. Wir haben uns ja nicht einmal richtig miteinander bekannt gemacht.« Er nahm seinen Strohhut in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Terence St. Trewes.«

Ich schüttelte seine Hand. »Ned Henry«, sagte ich.

»Von welchem College bist du?«

Ich versuchte mich gerade zu erinnern, ob Dunworthy jemanden mit dem Namen Terence St. Trewes erwähnt hatte, und die Frage, so nebenbei gestellt, traf mich völlig überraschend.

»Balliol«, sagte ich und hoffte auf gut Glück, daß er zum Brasenose College oder zu Keble[14] ging.

»Ahnte ich’s doch«, sagte er erfreut. »Einen von Balliol erkennt man immer auf den ersten Blick. Das macht der Einfluß von Jowett. Wer ist dein Tutor?«

Wer war 1888 in Balliol gewesen? Jowett, aber er hatte keine Schüler gehabt. Ruskin? Nein, er lehrte in Christ Church. Ellis? »Ich war dieses Jahr krank«, sagte ich, entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. »Ich fange erst im Herbst wieder an.«

»Und in der Zwischenzeit hat dir dein Arzt eine Bootsfahrt vorgeschlagen, damit du dich erholst. Frische Luft, Leibesübungen, Ruhe und das ganze Blabla. Und Ruhe, die des Gram’s Gespenst entwirrt.«[15]

»Ja, genau«, erwiderte ich, verwundert, daß er diesen Satz sagte. Vielleicht war er doch mein Kontaktmann?

»Mein Arzt schickte mich heute morgen hierher«, sagte ich, für den Fall, daß er es wirklich war und nur auf ein Zeichen von mir wartete. »Von Coventry.«

»Coventry?« sagte er. »Dort liegt doch Thomas Beckett begraben, nicht wahr? ›Befreit mich denn keiner von diesem elenden Pfaffen‹?«[16]

»Nein«, sagte ich. »Das ist Canterbury.«

»Aber da gab es doch auch etwas mit Coventry.« Sein Gesicht erhellte sich. »Lady Godiva«, sagte er. »Und Peeping Tom.«[17]

Nein, er war nicht mein Kontaktmann. Trotzdem war es nett, in einer Zeit zu sein, wo dies die einzigen Assoziationen mit Coventry waren und nicht die an zerstörte Kathedralen und Lady Schrapnell.

»Die Sache ist so«, sagte Terence und setzte sich zu mir auf die Bank, »daß Cyril und ich heute morgen einen Bootsausflug machen wollten. Das Boot war bereits gemietet, und wir hatten einen Noinscher dafür hinterlegt und bereits alle unsere Sachen gepackt, als Professorchen mich fragte, ob ich vielleicht seine greise Verwandtschaft abholen könnte, weil er dringend noch etwas über die Schlacht von Salamis schreiben mußte. Na ja, so ’nen Gefallen kann man seinem Tutor ja schlecht abschlagen, selbst wenn man eigentlich keine Zeit hat, und mein Vater wäre auch nicht begeistert davon gewesen, also ließ ich Cyril an der Follybrücke zurück, um auf unsere Sachen aufzupassen und sicherzugehen, daß Jabez nicht wieder einmal das Boot anderweitig vermietet, was nicht das erste Mal gewesen wäre, ob Deposit oder nicht. Ich merkte schon, daß ich spät dran war, also nahm ich mir vom Pembroke Square aus eine Droschke. Das Geld, was ich dafür bezahlt habe, war eigentlich der Rest für das Boot, aber ich dachte, die greise Verwandtschaft könnte auch ein Scherflein dazu beitragen. Allerdings hat er die Züge verwechselt, und ich kann unmöglich einen Vorschuß auf das Taschengeld vom nächsten Vierteljahr nehmen, weil ich das bereits alles beim Derby auf Beefsteak gesetzt habe, und Jabez weigert sich aus unerfindlichen Gründen, Studenten Kredit zu geben. Jetzt stecke ich hier fest wie Mariana im Süden,[18] und Cyril ist dort, ›sitzend wie die Geduld auf einer Gruft, dem Grame lächelnd‹.«[19] Er blickte mich erwartungsvoll an.

Und seltsam genug, obwohl das viel schlimmer als die Wohltätigkeitsbasare war und ich höchstens jedes dritte Wort und überhaupt nichts von den literarischen Anspielungen verstand, begriff ich doch das Wesentliche an seiner Rede — daß er nämlich kein Geld für das Boot mehr hatte.

Und das hieß eindeutig, daß es nicht mein Kontaktmann sein konnte. Er war nur ein mittelloser Student. Oder einer von Tantchens Halunken, die auf Bahnhöfen herumstreunten und Leute in Gespräche verwickelten, um ihnen Geld stehlen zu können. Oder Schlimmeres.

»Hat denn Cyril kein Geld?« fragte ich.

»O Gott, nein!« sagte er und streckte die Beine aus. »Er hat nie welches. Deshalb überlegte ich mir, ich meine, weil du doch sowieso einen Ausflug auf dem Fluß vorhast wie wir auch, ob wir nicht unsere Ressourcen zusammenwerfen sollten, wie Speke und Burton,[20] obwohl natürlich die Quelle der Themse längst entdeckt ist und wir auch nicht flußaufwärts fahren wollen. Und es gibt auch keine Wilden oder Tsetsefliegen oder dergleichen. Cyril und ich überlegten uns, ob du nicht mit uns kommen möchtest.«

»Drei Mann in einem Boot«, murmelte ich und wünschte mir, er wäre mein Kontaktmann. Drei Mann in einem Boot war immer eines meines Lieblingsbücher gewesen, besonders das Kapitel, wo sich Harris im Labyrinth von Hampton Court verirrte.

»Cyril und ich wollen flußabwärts«, sagte Terence gerade. »Wir stellten uns einen gemütlichen Ausflug nach Muchings End vor, aber wir können auch dort halten, wo du willst. Bei Abingdon gibt es ein paar hübsche Ruinen. Cyril liebt Ruinen. Oder die Abtei von Bisham, wo Anne von Cleves auf ihre Scheidung wartete. Oder, falls du dich einfach nur entlanggleiten lassen willst und ›den Bach, der nur mit sanftem Murmeln schleicht‹[21] genießen, können wir das auch machen.«

Ich hörte nicht zu. Muchings End, hatte er gesagt, und in dem Moment, als ich es hörte, wußte ich, daß es der Name war, an den ich mich so krampfhaft versucht hatte zu erinnern. »Nehmen Sie Verbindung auf mit…« hatte Dunworthy gesagt, und der junge Mann neben mir war dieser Jemand. Seine Hinweise auf den Fluß und die Anweisungen meines Arztes, sein schiefer Schnurrbart und der identische Blazer konnten keine Zufälle sein.

Ich fragte mich trotzdem, warum er mir nicht einfach sagte, wer er war. Außer uns befand sich kein Mensch auf dem Bahnsteig. Ich schaute ins Bahnhofsfenster, um festzustellen, ob uns der Vorsteher belauschte, konnte aber nichts entdecken. Vielleicht war mein Kontaktmann nur vorsichtig, weil er sich nicht sicher war, ob ich der Richtige sei.

Ich sagte: »Ich bin…«, als sich die Bahnhofstür öffnete und ein stattlicher Mann mittleren Alters heraustrat, der einen Bowler auf dem Kopf und einen Zwirbelbart trug. Er tippte kurz mit dem Finger an den Bowler und murmelte etwas Unverständliches, dann ging er zum Fahrplan hinüber.

»Ich würde sehr gern mit dir nach Muchings End fahren«, sagte ich, den Ortsnamen besonders betonend. »Eine Bootsfahrt wäre eine angenehme Abwechslung von Coventry.«

Ich suchte in meiner Hosentasche, während ich mich zu erinnern versuchte, wo Finch die Brieftasche hingetan hatte. »Wie viel brauchst du, um das Boot zu mieten?«

»Sicks’ndrei«, sagte er. »Für eine Woche. Ich habe bereits einen Noinscher hinterlegt.«

Die Brieftasche war in meiner Jacke. »Ich weiß nicht, ob ich genügend bei mir habe«, sagte ich und drückte Terence eine Banknote und ein paar Münzen in die Hand.

»Das ist genug, um das Boot zu kaufen«, sagte er. »Oder den Koh-i-noor.[22] Ist das dein Zeug?« Er zeigte auf mein aufgetürmtes Gepäck.

»Ja«, sagte ich und langte nach dem Portmanteau, aber Terence hatte es bereits mit einer Hand ergriffen und ebenso eine der verschnürten Schachteln. Mit der anderen Hand schnappte er den Rucksack und den Proviantkorb. Ich nahm die zweite Schachtel, die Reisetasche und den geschlossenen Weidenkorb und folgte Terence.

»Ich hatte den Kutscher gebeten, zu warten«, sagte er und ging die Stufen der Bahnhofstreppe hinunter, aber vor dem Gebäude war nichts zu sehen außer einem scheckigen Hund, der sich faul mit der Hinterpfote am Ohr kratzte. Er nahm keine Notiz von Terence, als dieser an ihm vorbeiging, und mich durchrann eine weitere Woge der Freude, daß ich Jahre um Jahre entfernt war von bösartigen Hunden und herabjagenden Luftwaffenpiloten, in einer ruhigeren, gemütlicheren, anständigeren Zeit.

»Ungehobelter Kerl«, sagte Terence. »Ich sagte ihm, er solle warten. Jetzt müssen wir uns am Kornmarkt eine Droschke nehmen.«

Der Hund verlagerte seine Position und begann, an seinen intimen Teilen zu lecken. Na ja. Vielleicht doch nicht ganz so anständig.

Und auch überhaupt nicht langsam. »Komm jetzt«, sagte Terence. »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, und setzte sich im Laufschritt hoch zur Hythe Brigde Street in Bewegung.

Ich folgte, so schnell es mein Gepäck und der Zustand der Straße, die ungepflastert und von Droschkenrädern ausgefahren war, gestattete. Es verlangte meine ganze Aufmerksamkeit, nicht zu straucheln und gleichzeitig das Gepäck zu jonglieren.

»Beeil dich«, sagte Terence und blieb kurz oben auf dem Hügel stehen. »Es ist beinahe Mittag.«

»Komm ja schon«, erwiderte ich, packte den geschlossenen Weidenkorb fester, der mir aus der Hand zu rutschen drohte, und kämpfte mich den Hügel hoch.

Als ich oben angekommen war, blieb mir der Mund so dämlich offenstehen wie dem neuen Rekruten in der Kathedrale. Ich war am Kornmarkt, an der Kreuzung von St. Aldate’s und High Street, unterhalb dem mittelalterlichen Turm. Hier hatte ich schon Hunderte von Malen gestanden, um eine Lücke im Verkehr abzuwarten. Aber das war im Oxford des einundzwanzigsten Jahrhunderts gewesen, mit seinen Touristenläden und der U-Bahnstation.

Dies hier war das echte Oxford mit seinen sonnenbeschienenen Türmen, das Oxford von Newman und Lewis Carroll, von Tom Brown.[23] Hier war die High Street, die sich zum Magdalen und Queen’s College hinabwand, und dort die Alte Bodleiana-Bibliothek mit ihren hohen Fenstern und angeketteten Büchern, und daneben das Radcliffe Camery und das Sheldonia-Theater. Und dort unten an der Ecke der Broad Street erhob sich Balliol College in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. Das Balliol von Matthew Arnold und Gerald Manley Hopkins und Asquith. In diesen Mauern lebte der große Jowett, mit seinem buschigen weißen Haar und seiner machtvollen Stimme, die einem Studenten sagte: »Erklären Sie niemals etwas. Entschuldigen Sie sich nie.«

Die Uhr im Turm schlug halb zwölf, und alle Glocken Oxfords stimmten ein. St. Mary The Virgin’s und Christ Churchs Großer Tom und das silberne Geläut vom Magdalen College, weit unten auf der High Street.

Oxford. Und ich war da. In der »Stadt der verlorenen Gefechte«, wo der »letzte Widerhall des Mittelalters«[24] noch in der Luft schwang.

»›Diese liebliche Stadt mit ihren träumenden Türmen‹«,[25] sagte ich und wurde beinahe von einem pferdelosen Gefährt gerammt.

»Weg da!« sagte Terence, packte meinen Arm und zog mich fort. »Diese Dinger sind eine absolute Zumutung.« Er schaute dem Gefährt sehnsüchtig hinterher. »In diesem Gewühl finden wir niemals eine Droschke. Am besten, wir gehen gleich zu Fuß.« Sprach’s und stürzte sich kopfüber in ein Gewühl von abgekämpft aussehenden Frauen mit Schürzen und Einkaufskörben, wobei er »Tschuldigung«, murmelte und sich mit dem Proviantkorb an den Hut tippte.

Ich folgte ihm den Kornmarkt hinunter, durch das Gewühl und an Geschäften und Gemüsehändlern vorbei. Im Schaufenster eines Hutmachers sah ich mein Spiegelbild und blieb wie angewurzelt stehen. Eine Frau mit einem Korb voller Kohlköpfe prallte auf mich und umrundete mich dann murrend, aber ich beachtete sie kaum.

Im Labor hatte es keine Spiegel gegeben, und ich war mir nur halb der Sachen bewußt gewesen, die Miss Warder mir angezogen hatte. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt. Im Schaufenster sah ich das perfekte Abbild eines victorianischen Gentleman, der eine Bootsfahrt vorhatte. Mein steifer Kragen, mein schmucker Blazer, die weißen Flanellhosen. Und oben drauf der Strohhut. Für manche Moden muß man einfach geschaffen sein, und ich war offenbar für diesen Hut geboren. Er war aus dünnem Stroh mit einer blauen Hutschnur und verlieh mir ein forsches, schneidiges Aussehen, das zusammen mit dem Schnurrbart einfach umwerfend wirkte. Kein Wunder, daß es Tantchen so eilig gehabt hatte, Maud aus meiner Sichtweite zu scheuchen.

Bei näherem Hinsehen war mein Schnurrbart etwas schief, und meine Augen hatten diesen besonderen verschwommenen Blick des Zeitkranken, aber sie würden sich alsbald davon erholen und im großen und ganzen war meine Erscheinung überaus erfreulich, wenn ich so sagen darf, sogar…

»Was stehst du denn hier wie ein Schaf?« fragte Terence und packte mich am Arm. »Los jetzt!« Er führte mich über die Carfax Street und die St. Aldate’s hinunter. Währenddessen plauderte er unentwegt fröhlich vor sich hin. »Paß auf die Bahnschienen auf. Ich bin letzte Woche erst über eine gestolpert. Übrigens auch schlecht für die Droschken. Haben genau die richtige Breite, damit die Räder sich darin verfangen und hopp, schon kippen sie um. Na ja, ich stolperte und fiel hin, aber glücklicherweise kam nur ein Bauernkarren mit einem Maulesel, alt wie Methusalem, des Weges, sonst hätte ich mich bei meinem Schöpfer wiedergefunden. Glaubst du an Glücksfälle?«

Er überquerte die Straße und wandte sich nach rechts. Und dort sah ich Die Bulldogge mit dem gemalten Wirtshausschild, auf dem wütende Proktoren einen Studenten jagen, und die goldenen Mauern der Christ Church mit dem Großen Tom. Und den ummauerten Garten des Dekan, aus dem Kinderlachen schallte. Alice Lidell und ihre Schwestern? Mein Herz tat einen Sprung, als ich mich zu erinnern versuchte, wann Charles Dodgson Alice im Wunderland geschrieben hatte. Nein, das war früher gewesen, in den Sechzigern. Aber dort drüben, auf der anderen Straßenseite, war der Laden, in dem Alice Süßigkeiten von einem Schaf[26] gekauft hatte.

»Noch gestern hätte ich dir gesagt, daß ich nicht an Glücksfälle glaube«, fuhr Terence fort und strebte dem Pfad nach Christ Church Meadow zu. »Aber nach dem gestrigen Nachmittag glaube ich daran. Es sind so viele Dinge passiert — Professor Peddick hat die Züge verwechselt, und dann bist du plötzlich da. Ich meine, du hättest ja auch andere Pläne haben können oder gar nicht das Geld, um das Boot zu mieten, oder du hättest ja auch überhaupt nicht hier sein können, und was wäre dann aus Cyril und mir geworden? ›Das Schicksal hält die Fäden, indes der Mensch, der so gelenkt, nicht ahnt, daß alles Gute ihm von oben wird geschenkt.‹.«[27]

Eine zweispännige Droschke hielt neben uns. »Salzen hinge’n, Sch’n’möh?« fragte der Kutscher in einem völlig unverständlichen Dialekt.

Terence schüttelte den Kopf. »Bis wir das ganze Gepäck aufgeladen haben, sind wir schneller gelaufen. Wir sind sowieso gleich da.«

So war es. Da war die Follybrücke und eine Kneipe und der Fluß, an dessen Ufern die verwahrlostesten Boote vertäut lagen.

»›Nun walte Schicksal! Was sein soll, muß geschehen; so mag’s sich zeigen‹«,[28] sagte Terence und ging über die Brücke. »Wir gehen unserer Bestimmung entgegen.« Er betrat die Stufen, die zum Anleger hinabführten. »Jabez«, rief er dem Mann zu, der am Ufer stand. »Ihr habt doch unser Boot nicht anderweitig vermietet, oder?«

Jabez glich einer Gestalt aus Oliver Twist. Er trug einen struppigen Bart und wirkte ausgesprochen mißgelaunt. Seine Daumen waren in einem Paar unglaublich schmutziger Hosenträger eingehakt, und seine Hände waren womöglich noch schmutziger.

Zu seinen Füßen döste eine riesige braunweiße Bulldogge, die häßlichen Lefzen auf die Pfoten gelegt. Sogar aus der Entfernung konnte ich erkennen, wie kolossal ihre Schultern und ihr kriegerischer, zurückgeschobener Unterkiefer waren. Bill Silkes in Oliver Twist hatte doch auch eine Bulldogge, oder?

Ich konnte nirgends ein Anzeichen von Terences Freund Cyril entdecken, und ich fragte mich, ob Jabez und sein Hund ihn nicht vielleicht ermordet und in den Fluß geworfen hatten.

Terence lief ungerührt weiter plaudernd zum Ufer hinunter auf das Boot zu. Und auf das Untier. Ich folgte, mich vorsichtig im Hintergrund haltend, und hoffte, der Hund möge uns genauso wie der vorm Bahnhof ignorieren, aber sobald er uns sah, setzte er sich witternd auf die Hinterpfoten.

»Hier sind wir«, rief Terence freudig, und die Bulldogge sprang auf und rannte auf uns los.

Ich ließ den Rucksack und die Schachtel mit einem dumpfen Schlag fallen, riß den geschlossenen Weidenkorb wie ein Schild vor die Brust, und schaute mich wild nach einem Stock um.

Das große Maul der Bulldogge öffnete sich, während sie näherkam, und man sah ihre zentimeterlangen Reißzähne und die übrigen Zähne, die messerscharf waren. Waren nicht Bulldoggen im neunzehnten Jahrhundert bei Kämpfen verwendet worden? Gegen Bullen, woher sie dann auch ihren Namen davongetragen hatten? Sprangen ihnen an die Kehle und ließen nicht mehr los? Weswegen sie auch diese zermantschte Nase hatten und diese schweren Lefzen, oder? Die platte Schnauze waren ihnen angezüchtet worden, damit sie atmen konnten, ohne loslassen zu müssen.

»Cyril!« rief Terence, aber niemand erschien, um uns zu retten, und die Bulldogge raste an ihm vorbei und direkt auf mich zu.

Ich ließ den Weidenkorb fallen, und er rollte zum Ufer. Terence setzte ihm nach. Die Bulldogge hielt für einen Moment inne, bevor sie weiter auf mich zuraste.

Ich hatte nie begriffen, wieso ein Kaninchen hypnotisiert dastehen und auf eine sich nähernde Schlange starren konnte, aber nun begriff ich, daß es an der ungewöhnlichen Fortbewegungsart der Schlange liegen mußte.

Die Bulldogge rannte direkt auf mich zu, aber es war mehr ein Rollen als ein Rennen, mit einem seitlichen Schlenker dabei, so daß es schien, als liefe sie, obwohl sie es genau auf meine Kehle abgesehen hatte, zu sehr nach links, weshalb ich dachte, sie würde mich doch noch verfehlen, und als ich meinen Irrtum bemerkte, war es zu spät, wegzulaufen.

Die Bulldogge warf sich auf mich, und ich fiel nach hinten, die Hände schützend vor meiner Kehle. Hätte ich doch bloß mehr Mitleid mit Carruthers gehabt…

Die Bulldogge hatte nun ihre Vorderpfoten auf meine Schultern gesetzt, und ihr breites Maul war Millimeter von meinem Gesicht entfernt.

»Cyril!« sagte Terence, aber ich wagte nicht, den Kopf zu drehen, um zu sehen, wo dieser Cyril stand. Ich hoffte nur, wo immer er war, daß er eine Waffe bei sich hatte.

»Braver Hund«, sagte ich zu der Dogge, allerdings mit wenig überzeugender Stimme.

»Dein Korb wäre beinahe ins Wasser gefallen«, sagte Terence und trat in mein Gesichtsfeld. »Der beste Fang, den ich seit dem Rugbyspiel gegen Harrow ’84 gemacht habe.« Er setzte den Korb neben mir auf dem Boden ab.

»Könntest du…?« Ich nahm vorsichtig eine Hand von meiner Kehle und zeigte auf die Dogge.

»Oh, natürlich, wie gedankenlos von mir«, sagte Terence. »Ihr beide seid euch ja noch gar nicht richtig vorgestellt worden.« Er kniete sich neben uns. »Das ist Mr. Henry«, sagte er zu der Dogge, »das jüngste Mitglied unseres lustigen Haufens und unser finanzieller Retter.«

Die Dogge öffnete das riesige Maul zu einem breiten, lefzentriefenden Grinsen.

»Ned«, sagte Terence, »darf ich dich mit Cyril bekanntmachen?«


»George sagte: ›Fahren wir die Themse aufwärts!‹ — Wir würden dann, meinte er, frische Luft, Bewegung und Ruhe haben; der beständige Wechsel der Szene würde unseren Geist beschäftigen (soviel Harris davon besitzt, eingeschlossen), und die anstrengende Ruderarbeit uns guten Appetit und gesunden Schlaf verschaffen.«

Загрузка...