3.

„Und was erwartet uns heute?“, fragte Lady Marbely, als sie auf dem Hotelparkplatz hielten. „Was sagt Ihr kleines schlaues Buch dazu?“

Der Butler zückte sein iPad. „Besichtigung der Fabrik in Siegen, mit den beiden Geschäftsführern, zehn Uhr Vormittag.“

„Das ist alles? Wie langweilig“, beklagte sich die Lady und deutete ein Gähnen an.

„Um etwas zur Ruhe zu kommen, würde ich von weiteren Schritten Abstand nehmen, wie etwa dem Besuch der Villa Andreae in Königstein.“

„Dann machen wir es, James. Am Nachmittag besichtigen wir die Villa.“

Der Butler seufzte.

Eine Stunde später hatten sie das alte Fabrikgebäude erreicht. Die Hallen in der Oberen Kaiserstraße wirkten desolat. Der Butler fragte sich, ob sie hier richtig waren, als zwei Männer auf den Maybach zukamen. Der düstere Herr Obermann und der stetig lächelnde Herr Henschel.

„Ich ersuche die Herren um einen Überblick“, sagte Lady Marbely nach der Begrüßung. „Ich würde gerne einen ersten Eindruck gewinnen.“

„Konkrete Fragen, Misses Marbely, würden den Vorgang erleichtern“, reagierte Hans Obermann etwas unpassend auf den Wunsch der Lady.

„Gut. Dann erkundige ich mich nach den Produkten, die hier hergestellt werden, nach der Zahl der Arbeiter, der jährlichen Leistung des Unternehmens, dem Erlös aus verkauften Fertigprodukten plus betrieblichem Ertrag aus Punkt eins.“

Alexander Henschel holte tief Luft, trat an die linke Seite der Lady und erklärte ihr, dass Aufhauser Metalltechnik sich auf die Herstellung und Verarbeitung von Edelstahl-Langprodukten konzentriere. Dazu zählten Leistungen im Bereich des Anlagen-und Maschinenbaus für die Automobilindustrie, aber auch für die Luft-und Raumfahrt. „Die exakten Daten werden wir Ihnen im Büro ausdrucken lassen“, beendete Henschel seinen Vortrag. „Wenn Sie uns bitte folgen wollen, Milady.“

Die beiden Geschäftsführer führten Lady Marbely und ihren Begleiter über den unordentlich wirkenden Hof, auf dem rostiges Metallzeug lagerte. Ein Arbeiter mit gelbem Schutzhelm eilte auf die beiden zu und gestikulierte wild mit den Armen.

Alexander Henschel entschuldigte sich bei der Lady: „Wir haben ein Problem, um das wir uns kümmern müssen. Wenn Sie bitte vorausgehen, zu der geöffneten Tür im Gebäude vor uns. Wir sind sofort wieder bei Ihnen.“

Als sie zum Bürogebäude kamen, das ebenfalls sehr verfallen wirkte, spürte der Butler Gefahr. Er war beunruhigt, weil er sie nicht exakt lokalisieren konnte. Die nächsten Sekunden brachten Klarheit. Ein schwerer Gegenstand hatte sich vom Fabrikdach gelöst, genau über ihm und Lady Marbely. Der Butler stürzte sich auf die Lady, umfasste ihren Oberkörper mit beiden Armen, riss sie zu Boden und wälzte sich mit ihr auf die Seite. Nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt schlug eine Seilwinde aus massivem Eisen in den Hof ein. Der Butler löste sich von Lady Marbely, erhob sich und entdeckte, dass er bei dem Manöver seine Stahlmelone verloren hatte. Seine Kopfbedeckung lag platt gedrückt unter der Seilwinde. Der Butler klopfte Staub aus seiner Montur und half der Lady auf die Beine.

Lady Marbely schien vom Geschehen unberührt. „Das sollten wir öfter machen, James“, sagte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.

„Sehr wohl, Milady“, lautete die knappe Antwort ihres Butlers, die aber etwas gezwungen klang.

Auch Lady Marbely säuberte sich, unterstützt von ihrem Butler, dann schritt sie würdevoll voran, auf das Bürogebäude zu. Wenig später stießen die beiden Geschäftsführer zu ihnen, die offenbar von dem Geschehen auf dem Hof nichts mitbekommen hatten.

Henschel lächelte wie immer, zeigte sich aber zerknirscht. „Die Daten lassen sich im Moment nicht abrufen. Der Computer streikt. Wir werden Ihnen das Material umgehend zukommen lassen. Sie logieren doch noch im Park Hotel, Milady?“

„Ich möchte einen Blick in die Produktionshalle werfen“, forderte Lady Marbely mit fester Stimme.

„Da tut sich nicht viel, im Moment. Wir haben den Ausstoß zurückgefahren, seitdem unser Chef auf so tragische Weise von uns gegangen ist. Im Augenblick läuft hier alles quer.“

„Dennoch!“

„Dann folgen Sie mir bitte, Misses Marbely.“ Der Tonfall von Hans Obermann war mürrisch. Als er den Hof betrat, betrachtete er erstaunt den Einschlag der Seilwinde im Boden und schüttelte ungläubig den Kopf. Alexander Henschel blieb zurück.

„Das Ding kam von oben!“, beschwerte sich Lady Marbely.

Die beiden Geschäftsführer sahen den Butler und Milady nacheinander an und schienen nicht recht zu verstehen. Lady Marbely winkte ab. Gemeinsam betraten sie eine kleine Halle, in der drei Arbeiter zwei modern wirkende Maschinen überwachten.

„Die Laserschweißapparate und Stanzmaschinen“, erklärte Obermann knapp. „Sie bearbeiten alle Arten von Walzblech.“

„Und was wird aus diesem Blech gemacht?“

„Das Ausgangsmaterial wird geschnitten und auf vielfältige Weise bearbeitet.“

„Mit welchem Ergebnis?“ Die Lady ließ nicht locker.

„Wir erzeugen verschiedenste Elemente, die anderswo weiterverarbeitet werden.“

Mehr war dem Mann nicht zu entlocken, und Lady Marbely wirkte verärgert, als sie wieder im Maybach saß. „Ein mehr als unbefriedigender Besuch“, bemerkte sie. „Letztlich kann man nicht vor mir verbergen, was es mit dieser kläglichen Produktionsstätte auf sich hat.“

„Doch genau das will man wohl verhindern“, bemerkte der Butler.

„Durch die Anschläge auf mich?“

Der Butler nickte. „Inzwischen sind es vier.“

„Die Fabrik ist ein Potemkinsches Dorf“, stellte Lady Marbely fest.

„Eine Kulisse, wenn auch wenig beeindruckend.“

„Eine Geisterfabrik?“

„Und wenn wir all dies in Verbindung setzen zu der riesigen Erbschaft, die …“

„Dann stimmt etwas nicht. Sie haben recht, James. Was man uns hier zeigt, ist die Spitze des Eisbergs, von dem der Großteil im Verborgenen liegt.“

„Schlecht verborgen, denn die Täuschung ist offensichtlich“, sagte der Butler.

„Man hat wohl nicht damit gerechnet, dass Jakob seinen Besitz an mich weitergeben wird“, vermutete die Lady.

„Der Gedanke liegt nahe.“

„Henschel trug den schwarzen Ring nicht mehr“, bemerkte Lady Marbely.

„Das ist Ihnen aufgefallen, trotz des dramatischen Geschehens auf dem Hof?“

„Der Zwischenfall hat mich nicht erblinden lassen, James.“

„Alle Achtung, Milady. Ich denke, man darf Sie nicht unterschätzen.“

„Ich werde mich im Hotel etwas in Form bringen, und dann könnten wir die nächste Besichtigung vornehmen.“

„Die uns wohin führen soll?“

„Nach Königstein. Ich möchte das Schloss sehen, das mir Jakob vererbt hat.“

„Sehr wohl, Milady. Eine blendende Idee.“

„Habe ich mich eigentlich schon für die Rettung meines Lebens bedankt, James? Ohne Sie wäre ich platt gedrückt wie …“

„Wie meine Melone, Milady.“

„Oh, natürlich. Ich werde für Ersatz sorgen.“

„Kein Problem, Milady. Ein Anruf von mir genügt …“

Als Lady Marbely und ihr Butler Siegen in Richtung Königstein verließen, trug James bereits eine neue Stahlmelone.

*

Die Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaute Villa Andreae stand auf dem Gaisberg, von dem man die Stadt Königstein ideal überblicken konnte. Der Butler fand, dass das schlossartige Gebäude eine große Ähnlichkeit mit dem Frankfurter Rententurm hatte.

Das Tor zum Park stand offen. Der Butler fuhr bis zum Eingang des verlassen wirkenden Schlosses. Er bat Lady Marbely, im sicheren Wagen zu bleiben, während er auf den Eingang der Villa zuschritt und einen Knopf auf der Gegensprechanlage drückte.

„Wen darf ich melden?“, fragte die elektronisch verzerrte Stimme einer Frau.

Wem wollen Sie etwas melden?“, lautete die Gegenfrage des Butlers. „Die neue Besitzerin möchte sich einen Überblick verschaffen.“

Wenige Augenblicke später wurde die Eichentür geöffnet. Eine junge Frau mit kurzem blondem Haar, in einen grauen Hosenanzug gekleidet, begrüßte den Butler mit festem Händedruck. „Ich überwache den Putztrupp einer Reinigungsfirma. Das Haus war in den letzten Jahren wenig bewohnt.“

„Mit wem habe ich die Ehre?“

„Entschuldigen Sie! Marion Metz, ehemals Jakob Aufhausers Haushälterin. Ich versuche, eine geordnete Übergabe des Hauses an die Erbin vorzubereiten.“

„Trefflich, denn Lady Marbely möchte ihren Besitz gerne kennenlernen.“

„Natürlich. Ich führe Sie durch das Gebäude.“

Der Butler wollte zum Maybach zurück, doch die Lady kam ihm schon entgegen, begrüßte die junge Frau, die die Lady und ihren Butler danach sogleich durch die neunundzwanzig Zimmer des Fachwerkgebäudes führte. Die Villa befand sich in tadellosem Zustand. Die blitzblanken Fenster gewährten einen Ausblick auf die gegenüber liegende Burg Königstein.

Marion Metz bat die Lady und den Butler in die Bibliothek, wo sie sich anbot, für einen Imbiss zu sorgen. Bei feinem Tee und Sandwiches erfuhr Lady Marbely, dass die Villa ursprünglich Jakob Aufhausers Frau Mathilde, einer geborenen Andreae, gehört hatte.

„Ihr Großvater, Albert Andreae de Neufville, ein Frankfurter Bankier, ließ das Schloss als Sommersitz erbauen. Ich wurde erst angestellt, als eigentlich niemand mehr hier wohnte.“

„Was ist aus der Frau meines Cousins und aus seinem Vater geworden?“

„Über den Vater weiß ich leider wenig. Ich habe gehört, dass Herrn Aufhausers Frau und das Kind hier zu Tode gekommen sind. Eine schreckliche Geschichte. Der Junge starb im Teich, den sein Vater nach diesem Unfall zuschütten ließ.“

„Und Frau Aufhauser?“

„Sie stürzte sich kurz danach aus einem der Fenster in den Tod. So sagt man. Ab diesem Zeitpunkt wollte der Herr hier nicht mehr bleiben. Er verbrachte nur mehr wenige Wochenenden im Jahr in der Villa.“

„In welchen Bereichen des Gebäudes hielt er sich dann auf?“, fragte der Butler.

„Sein Arbeitszimmer liegt im Erdgeschoss, links von der Eingangshalle.“

„Ich hätte gerne einen Blick hineingeworfen.“

„In diesem Raum arbeitet gerade der Putztrupp“, erklärte die Haushälterin. „Jemand muss in letzter Zeit eingedrungen sein. Ein Fenster wurde zerbrochen, am Safe gibt es Brandspuren, als ob ihn jemand gewaltsam öffnen wollte.“

„Dem sollten Lady Marbely und ich dringend nachgehen.“

Die Haushälterin bat die drei Frauen vom Reinigungsdienst, einstweilen in der Halle weiterzumachen und ließ Lady Marbely und den Butler eintreten.

„Wurde die Polizei informiert?“, fragte der Butler und bedauerte, dass im Raum bereits geputzt worden war. So waren wichtige Spuren beseitigt worden.

„Leider nein“, gab Marion Metz kleinlaut zu.

Lady Marbely nahm am Schreibtisch Platz, auf dem ein PC stand. Der Raum wirkte durch seine außergewöhnliche Höhe größer. Es war kühl, da die Fenster nach Norden zeigten und Wind durch das zerbrochene Glas hereinblies. Der Butler zog den Brokatvorhang vor die Öffnung und startete seinen Tablet-Computer, um nach der Zahl zu suchen, die er im Mundraum des getöteten Jakob Aufhauser gefunden hatte. 891241 18139 lautete der Code, den er in das Bedienfeld des elektronischen Schlosses tippte. Daraufhin öffnete sich die schwere Stahltür tatsächlich. Das Innere war bis auf einen kleinen schwarzen Gegenstand, einen USB-Stick, leer. Der Butler gab in sein iPad Buchstaben und Zahlen ein. Schließlich war auf dem Bildschirm das Wort Hildarmi zu lesen.

„Wie hießen die verstorbene Frau und der Sohn Jakob Aufhausers?“, fragte der Butler die Haushälterin.

„Sie hieß Hilde, der Name des Jungen war Armin.“

Der Butler bedankte sich und begab sich zum PC, den Lady Marbely inzwischen in Gang gesetzt hatte. Er tippte eine Reihe von Buchstaben in die Eingabemaske und konnte so zur Benutzeroberfläche gelangen.

„Sie sind ein Magier, James“, sagte Lady Marbely bewundernd.

„Die Buchstaben entsprechen den Zahlen, mit denen sich der Safe öffnen ließ. Hildarmi. H, der achte Buchstabe im Alphabet, I der neunte und so weiter. Die Vornamen seiner Frau und des Sohnes. Zusammengezogen und auf acht Zeichen reduziert. Und jetzt lassen wir uns überraschen, welche Geheimnisse sich auf dem Stick verbergen. Herr Aufhauser wird einen Grund gehabt haben, warum er den Datenspeicher im Tresor gesichert hat.“

„Ich denke, ich lasse Sie jetzt am besten allein“, schlug die Haushälterin vor. „Sie melden sich bitte, wenn Sie etwas brauchen.“

Der Butler wartete, bis die Frau die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann verband er den USB-Stick mit dem PC und erkannte auf dem Bildschirm eine Word-Datei, die den Namen TEUFELSPAKT trug.

„Ist das aufregend, James!“ Lady Marbely stand direkt hinter ihm.

„Nehmen Sie doch Platz, Milady! Ich hole mir einen Stuhl.“

„Ich stehe gut hier. Lassen Sie sich bitte nicht stören!“

Der Butler klickte die Datei an. Auf dem Monitor erschien folgender Text:

Wie jeder TEUFELSPAKT wird auch dieser mit dem Triumph der Teufel über denjenigen, der sich mit ihnen eingelassen hat, enden. Ich hätte den Pakt aufkündigen, die Teufel vor Gericht bringen, die tödlichen Geschäfte in Kirchhundem beenden müssen. Ich tat es nicht, um die Firma nicht zu gefährden. So verlor ich alles, bis auf das Ziel, die Teufel vor Gericht zu bringen, den Pakt zu beenden, auch wenn das meinen Tod bedeutet und ich nur hoffen kann, dass jemand die Spur findet und sie zur Rechenschaft zieht. 18 88.

Der Butler überlegte. Die vier Ziffern bestanden aus zwei stehenden Lemniskaten und der Zahl achtzehn, die auch im Code für den Tresor vorkam. Sie könnte für die Buchstaben AH stehen. AH wie Alexander Henschel. Was wollte Jakob Aufhauser mit den Lemniskaten, den Zeichen für Unendlichkeit, andeuten?

Die liegende Acht war ein Symbol der Freimaurer, das für die weltweite Bruderkette stand. Ein Hinweis, der in der Villa Andreae von besonderer Bedeutung war, denn die Familie stammte aus einem Geschlecht der Rosenkreuzer, einer religiösen Bruderschaft mit Verbindungen zu Freimaurern und Illuminaten.

Die erste Karte der Großen Arkana im Tarot zeigt einen Magier, über dessen Kopf, einem Heiligenschein ähnlich, die Lemniskate schwebt. Die liegende Acht taucht auch auf Karte VIII auf, die die Kraft symbolisiert. Ewigkeit als unendliche Zeit und Unendlichkeit als unbegrenzte Weite. Zwei Phänomene, die sich dem Denken der Menschen nur schwer erschließen, dachte der Butler, fand aber, dass dies müßige Gedanken waren, die nichts zur Lösung des Falles beitrugen. Die Hinweise, die Mister Prince ihm gegeben hatte, deuteten in eine andere, sehr gefährliche Richtung. Er tippte die gefundenen Daten in sein iPad, dann widmete er sich den übrigen Dateien auf dem PC, fand jedoch nichts Außergewöhnliches. Zur Sicherheit überspielte er das gesamte System auf den Server von SSI.

Tödliche Geschäfte in Kirchhundem. Das war ein Thema, das geklärt werden musste. Er sandte eine entsprechende Anfrage an Mister Prince.

*

Auf der Rückfahrt zum Hotel nach Siegen fragte der Butler, ob Lady Marbely in der Villa Andreae wohnen werde. „Das Ambiente des Schlosses entspräche Ihrem Format, Milady“, meinte er.

„Sie wollen doch nur mehr über Jakob herausfinden, und ich bin das Trojanische Pferd, das Ihnen den Weg ebnen soll.“

„Eine Vermutung, die nicht im Entferntesten meinen Absichten entspricht“, protestierte der Butler und setzte schnell nach: „Und könnten Sie sich das vorstellen?“

„Natürlich. Obwohl mir die Villa Angst macht.“

„Inwiefern?“

„Ich weiß nicht. Ich spüre kein Leben in dem Gebäude, nur Tod und Gefahr. Jakob hatte recht, als er hier nicht mehr wohnen wollte.“

„Wenn Sie das so empfinden, Milady, sollten Sie nicht in diese Villa ziehen.“

Doch die Lady wehrte den Einwand entschieden ab. „Eine echte Marbely kneift nicht. Sie packt den Teufel bei den Hörnern.“

„Es freut mich, für eine derart mutige Dame arbeiten zu dürfen.“

Ein Telefonanruf unterbrach das Gespräch der beiden. Der Butler griff zum Headset. Mister Prince teilte ihm in knappen Worten mit, dass Alexander Henschel, einer der Geschäftsführer von Aufhauser Metalltechnik, auf der A45 tödlich verunglückt sei.

„Die Meldung kam soeben von der nordrhein-westfälischen Polizei. Das Fahrzeug, ein BMW X5, ist aus ungeklärter Ursache ins Schleudern geraten und von einer Autobahnbrücke in den Landeskroner Weiher gestürzt. Der Wagen wurde bereits gefunden, der Fahrer noch nicht. Er war offenbar nicht angegurtet und ist durch den Aufprall herausgeschleudert und weggeschwemmt worden.“

„Das heißt, er muss noch, bevor die Airbags sich öffneten, durch ein geborstenes Fenster aus dem Wagen gelangt sein.“

„Machen Sie sich selbst ein Bild! Der Landeskroner Weiher liegt in der Nähe von Siegen. Und noch etwas“, sagte Mister Prince. „Zu Ihrer Mail. Unser Mann vom BND bestätigt, dass sich in Kirchhundem eine weitere Fabrik befindet. Auch dieser Besitzer heißt Jakob Aufhauser. Es handelt sich laut unseren Unterlagen um die Firma GFF, eine Gesellschaft für Feinmechanik.“

Bevor der Butler etwas erwidern konnte, wurde das Gespräch von seinem Gegenüber beendet. Als er die Kopfhörer abgenommen hatte, erkundigte sich Lady Marbely, was passiert sei.

„Ein weiterer Autounfall, der dem Ihres Chauffeurs ähnelt. Ein BMW kam ins Schleudern und stürzte über eine Brücke in eine Art Teich.“

„Und wer saß in dem Wagen?“

„Einer der Geschäftsführer Ihres Cousins.“

„Nur Mut, James! Machen Sie endlich den Mund auf! Wir sind ein Team. Sie und ich werden diesen Fall gemeinsam aufklären oder untergehen.“

„Ich setze, wie gesagt, auf Sieg, Milady.“

„Also, wer ist der Tote? Doch nicht etwa der uns bekannte Alexander Henschel?“

„Exakt um ihn handelt es sich, Milady.“

„Die Fakten, James!“

„Ganz knapp berichtet: Der Wagen liegt in einem Weiher bei Wilden, unweit von Siegen. Der Fahrer wurde noch nicht gefunden. Ich werde mir die Örtlichkeit ansehen, nachdem ich Sie ins Hotel gebracht habe.“

„Ich komme mit. Sonst noch etwas von Belang?“

„Sie erben eine weitere Fabrik, Milady. Sie befindet sich in Kirchhundem und sollte offenbar vor Ihnen verheimlicht werden. Vom Rechtsanwalt und dem Richter, die beide schwarze Ringe mit Lemniskaten trugen.“

Lady Marbely machte große Augen. „Demnach ist der dritte Mann tot, der zumindest anfänglich einen ebensolchen Ring besaß. Wenn ich mir all das durch den Kopf gehen lasse, dann deutet doch vieles auf den zweiten Geschäftsführer Hans Obermann hin.“

„Der Schein kann trügen, Milady. Doch wir werden dem düsteren Herrn Obermann auf den Zahn fühlen und uns dann den beiden anderen Ringträgern widmen.“

„Und ich suche mir einen neuen Rechtsanwalt, der das klären soll“, entschied Lady Marbely. „Weiterhin werde ich mich nicht mit diesem Riff Raff abgeben.“

„So sehe ich das auch, Milady. Auch wenn ich nicht ganz sicher bin, was Riff Raff bedeutet.“

„Riff Raff steht für Hoipolloi.“

Der Butler lenkte den Maybach schweigend über die A45.

„Gesindel, Abschaum. Das Allerletzte“, erklärte Milady.

„Ich verstehe.“

„Gut. Aber was ist das für ein Turm?“, fragte die Lady, die ihre Aufmerksamkeit nun wieder der am Maybach vorbeiziehenden Landschaft zugewandt hatte. „Er sieht so aus wie die Villa Andreae.“

„Es handelt sich um den Dillenburger Wilhelmsturm, einem ebenso unheimlichen Ort wie besagte Villa.“

„Unheimlich inwiefern?“

„Zu Füßen dieses Turms, wenn Sie mir dieses gewagte sprachliche Bild erlauben, Milady, befinden sich die Kasematten des alten Schlosses.“

„Und was ist eine Kasematte?“

„Milady mögen entschuldigen. Ich hätte das erklären müssen. Unter einer Kasematte versteht man unterirdische Gewölbe.“

Lady Marbely nickte interessiert. „Das Städtchen möchte ich mir gerne einmal näher ansehen.“

Als sie zehn Minuten später die Talbrücke über dem Landeskroner Weiher passierten, sahen sie einen Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht und Beamte mit Warnwesten, die das durchbrochene Brückengeländer absicherten.

Der Butler nahm die nächste Ausfahrt und fuhr zurück zum Stausee, dessen smaragdgrünes Wasser sauber und kalt wirkte. Auf dem Weiher ankerte ein Motorboot, in dem ein Taucher im Neoprenanzug stand. Der Butler winkte einen Mann, der von seinem Ruderboot aus angelte, zum Ufer und bat ihn, ihm das Boot einige Zeit zu überlassen. Dabei wedelte er mit einem Hunderteuroschein. Der Mann musterte das ungleiche Paar, nahm aber dankend an, setzte sich ans Ufer und warf von dort die Angelschnur in den See, während der Butler mit Lady Marbely, die unbedingt dabei sein wollte, zum Motorboot ruderte.

„Halten Sie Ausschau nach einer gelben Perücke“, bat der Butler. „Künstliche Haarteile sind leichter als Wasser.“

Doch weder er noch die Lady wurden fündig.

Am Motorboot angelangt zückte der Butler einen Europol-Ausweis und erkundigte sich, wo der BMW denn läge.

„In achtzehn Metern Tiefe, direkt unter uns“, antwortete der Taucher. „Ich war schon unten. Jetzt ist mein Kollege dran.“

Der Butler fragte weiter nach dem Zustand des Fahrzeugs und erfuhr, dass die linke Seite, auf der der Fahrer gesessen haben musste, stark beschädigt war. Das Seitenfenster fehlte.

„Und die Airbags?“, fragte der Butler.

„Die haben sich geöffnet.“

„Gibt es Spuren einer Manipulation am Fahrzeug?“

„Das können wir noch nicht sagen. Dazu müssen wir den Wagen heben, und das kann noch dauern, bis wir ein Schiff mit einem Kran hierherbekommen.“

„Sie verständigen mich, sobald das der Fall ist und wenn die Leiche des Fahrers gefunden wird“, bat der Butler und reichte dem Mann seine Visitenkarte.

„Das Wasser des Weihers ist zwar klar, aber doch sehr tief. Ich denke, wir müssen warten, bis der Tote von selbst an die Oberfläche kommt“, erklärte der Taucher.

Der Butler überlegte, einen Blick in die Tiefe zu tun, doch der leichte Regen, der Lady Marbely im Boot frösteln ließ, hielt ihn davon ab, und er entschloss sich, zum Ufer zurückzukehren.

„Lassen Sie mich rudern, James! Mir ist kalt. Etwas Bewegung wird mir guttun“, sagte die Lady in entschiedenem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Der Butler öffnete seinen Schirm und schützte Lady Marbely gegen den nun stärker werdenden Regen.

Nur wenig später zuckte er zusammen, als die Lady einen fürchterlichen Schrei ausstieß.

Der Butler nahm an, sie habe den Leichnam des Geschäftsführers im kühlen Gewässer des Landeskroner Weihers entdeckt, doch die Lady klärte ihn auf, dass sie ihren Ehering verloren habe. Ein letztes und ihr sehr wertvolles Andenken an ihren verstorbenen Graham. Dicke Tränen kullerten über das von der Kälte rosige Gesicht der Lady.

„Ich werde selbstverständlich alles unternehmen, den Ring zu finden. Wir sind zum Glück nahe beim Ufer. Man sieht hier bis zum Grund. Warten Sie, ich stoße ein Ruder in den Schotter, damit ich die Stelle wiederfinde.“

„Aber Sie werden doch nicht … Nein, James, das kann ich nicht zulassen.“

Der Butler, der mit dem Ruder mühsam ans Ufer gelangt war, brachte Lady Marbely zum Wagen, watete dann in voller Montur, den Schirm als Regenschutz verwendend, zu der bezeichneten Stelle am Ufer. Doch sosehr er sich bemühte, der Ring war nicht zu finden. Den Schirm in der einen, das Ruder in der anderen Hand, schritt er würdevoll zurück ans Ufer, wo er dem Kofferraum des Maybachs eine trockene Ersatzmontur entnahm. Wieder perfekt gekleidet, setzte er sich ans Lenkrad, wo er bedauernd zugeben musste, dass die Mission der Rettung des Eherings leider nicht von Erfolg gekrönt gewesen war.

„Vergessen Sie den Ring, James! Das interessante Schauspiel, das Sie eben boten und das ich im Rückspiegel verfolgen durfte, hat mich voll und ganz entschädigt. Wollen Sie nicht zu den Chippendales gehen?“

„Dafür ist es zu spät, Milady. Ein Mann mittleren Alters hat dort nichts verloren.“

„Aber Sie sind doch höchstens …“

„Neunundvierzig Jahre alt.“

„Sage ich ja. Nicht einmal fünfzig.“

„Schönheit des Leibs wird viel beacht’ und ist dahin doch über Nacht.“

„Sehr schön! Von Ihnen?“

„Nein, Milady. Sebastian Brandt, Das Narrenschiff.“

„Wie wahr“, sagte Lady Marbely und begann ihre vollen Lippen zu schminken.

*

„So geht das nicht! Euer Unvermögen gefährdet den Ausbau unserer Bewegung. Und das lasse ich nicht zu!“ Die Stimme des Führers klang entschlossen. Er schrie die beiden Männer an, die vor seinem breiten Schreibtisch standen.

„Wir sind keine Killer“, sagte der Richter.

„Wir haben im Rahmen unserer beruflichen Möglichkeiten getan, was wir konnten. Die Engländerin erfuhr nichts von der Fabrik in Kirchhundem“, verteidigte sich der Rechtsanwalt.

„Und wie erklärt ihr euch, dass eben diese Frau jetzt auf der Suche nach eben dieser Fabrik ist?“, fragte der Führer mit schneidender Stimme.

„Der verdammte Butler. Er hat Verdacht geschöpft und …“

Der Führer unterbrach den Richter: „Jeder Mensch mit Verstand weiß, dass das verluderte Siegener Werk nicht so viel Geld abwerfen kann. Und damit genug! Wir wenden uns jetzt der Zukunft zu. Wenn ihr auf eine solche Wert legt, dann korrigiert eure Fehler.“

„Ich wiederhole: Wir sind keine Killer“, sagte der Richter mit fester Stimme. „Wir sind als Juristen in die Bewegung eingetreten und bleiben Juristen.“

„Ich möchte nicht drohen, meine Herren. Aber ihr müsst verstehen, dass wir uns Widerstand und Unfähigkeit in den eigenen Reihen nicht leisten können.“

„Schon gut. Was verlangen Sie von uns?“, fragte der Rechtsanwalt.

„Wiedergutmachung. Die Lady muss entweder weg oder zurück nach England, und dieser seltsame Butler wird in jedem Fall liquidiert.“

„Wir werden uns beraten und einen Weg finden“, lenkte der Rechtsanwalt ein.

GFF darf nicht an die Engländerin fallen. Das zerstört die finanzielle Basis unserer Bewegung.“

„Und bringt Sie ins Gefängnis“, warf der Richter mit einem hintergründigen Lächeln ein. „Sie wissen schon: verbotene Weiterverbreitung von Kriegswaffen und Geldwäsche.“

Der Führer schwieg und deutete mit einer Bewegung seiner linken Hand an, dass sich die beiden Männer entfernen sollten. Auf dem Ringfinger trug er einen schwarzen Siegelring mit zwei Lemniskaten.

*

Der Rechtsanwalt, der Dr. Gundolf Siedler ablöste, war eine Frau. Dr. Sarah Rombach. Jung, dynamisch, mit ihrem kurzen Haar beinahe männlich wirkend.

„Ich hab dem Amtsrichter eingeheizt“, sagte sie. „Die Übernahme von GFF in Kirchhundem läuft glatt.“

„Man wollte mich reinlegen“, stellte Lady Marbely fest.

„Das wird schwer nachzuweisen sein. Ich schlage vor, wir belassen die Angelegenheit, wie sie ist. Alles Weitere wird sich ergeben“, erklärte die Rechtsanwältin in ihrem hellen Büro in der Siegener Friedrichstraße.

„Wir werden uns einen Überblick verschaffen“, entgegnete Lady Marbely.

„Wenn Sie durch Ihre Unterschrift bestätigen, dass Sie auch das neu aufgetauchte Erbe antreten, können Sie über den gesamten Besitz unbeschränkt verfügen.“

„Keine verborgenen Schulden oder andere Unannehmlichkeiten?“, fragte die Lady, ihren Waterman-Füller in der Rechten haltend.

In diesem Moment schaltete sich der Butler in das Gespräch ein. „Die Erbschaft ist so hoch, dass kein finanzielles Risiko besteht, sollten verborgene Lasten zum Vorschein kommen. Unsere bisherigen Ermittlungen förderten keine dramatischen Erkenntnisse zutage, Milady, mit Ausnahme der Fabrik in Kirchhundem, der eigentlichen Grundlage des Vermögens Ihres verstorbenen Cousins. Hier sind weitere Recherchen nötig. Aber wir raten Ihnen, auch diesen Teil der Erbschaft zu akzeptieren, im Interesse der in der Firma Beschäftigten, sowie der Region.“

Lady Marbely setzte schwungvoll ihre Signatur unter das Dokument. „Und jetzt übersiedeln wir von Siegen nach Königstein.“

*

Marion Metz, die tüchtige Haushälterin Jakob Aufhausers, empfing die Lady am Tor zur Villa Andreae und half dem Butler, die Koffer aus dem Maybach ins Haus zu befördern. Auch der Käfig mit den drei noch lebenden Mäusen befand sich im umfangreichen Gepäck.

„Sie bleiben natürlich“, sagte die Lady zu der jungen Frau. „Und wir benötigen weiteres Personal. Ich denke an eine ständige Reinigungstruppe. Ob Frauen oder Männer ist nicht von Belang. Oft erweisen sich in dieser Hinsicht sogar Männer als geschickter. Und eine Gärtnerin oder einen Gärtner brauchen wir auch. Wir wollen doch wissen, wer der Täter ist, sollte ich ermordet werden. Nicht wahr, James?“

„An so etwas wollen wir gar nicht denken, Milady. Wir haben auf Sieg gesetzt.“

„Sie haben in Siegen auf Sieg gesetzt. Wer weiß, ob das auch für Königstein gilt?“

„Da kann ich Milady beruhigen. Unser Siegeswille erfasst ganz Deutschland.“

„Und morgen die ganze Welt“, rief Lady Marbely übermütig aus.

Der Butler sah sie überrascht an.

„Da habe ich wohl im Überschwang was Falsches gesagt“, meinte die Lady kleinlaut. „Deutschland reicht ja auch erst mal.“ Sie kicherte. „Und gegen Siegeswillen ist doch eigentlich nichts einzuwenden oder, James?“

„Es steht mir nicht zu, Sie zu belehren. Dennoch zitierten Sie gerade eben aus einem Kampflied der SA. Es zittern die morschen Knochen der Welt vor dem großen Krieg. Wir haben den Schrecken gebrochen, für uns war’s ein großer Sieg. Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschlandund morgen die ganze Welt.“

„Auweia!“ Lady Marbely wirkte betroffen. „Ich verstehe. Der Wille zu siegen darf nicht zerstörerisch sein.“

„Sie bringen es perfekt auf den Punkt, Milady.“

„Und doch, mein guter deutscher James. Diese Zeiten sind längst überwunden. Deutschland ist heute ein demokratisches Land, die Vergangenheit ein böser Spuk, der nicht mehr bis in die Gegenwart reicht.“

Der Butler schwieg und begann einen Koffer der Lady auszupacken.

„Und wir Frauen kümmern uns um das Einstandsessen“, wandte sich Lady Marbely an die Haushälterin.

„Ich schlage eine lokale Spezialität vor“, gab sich Frau Metz begeistert. „Taunus-Wildschweinrückenmedaillons mit Thymian und Knoblauch und Spätzle.“

„Was verstehen Sie unter Spätzle, Frau Metz?“, erkundigte sich die Lady.

„Eine deutsche Spezialität, die aus Mehl, Eiern und Wasser besteht“, erklärte Marion Metz. „Kleine … wie soll ich sagen … kleine, längliche Knödel.“

„Also Egg Dumplings.“

„Ich kümmere mich um den Wein“, unterbrach der Butler das Gespräch der Frauen und ließ sich den Schlüssel zum Weinkeller aushändigen.

„Ich begleite Sie“, sagte Marion Metz, und Lady Marbely machte Anstalten, sich anzuschließen. Zur großen Überraschung der Haushälterin war die Metalltür zum Weinkeller unverschlossen. „Das verstehe ich nicht. Das letzte Mal, als ich dort unten war, habe ich abgesperrt. Das war vor zwei Wochen, als Herr Aufhauser einige Tage in der Villa verbringen wollte und dann so tragisch ums Leben kam.“

Der Butler bat die beiden Frauen, zurückzubleiben, während er das dunkle Gewölbe betrat.

„Der Lichtschalter befindet sich rechts vom Eingang“, erklärte Frau Metz noch, dann stieß sie einen Schreckensschrei aus, als im Aufflackern der Neonröhren ein lebloser Körper auf dem Steinboden erkennbar wurde. Der Mann lag auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt, irgendwie an ein aufgespießtes Insekt aus einer Käfersammlung erinnernd.

Dieser Eindruck verstärkte sich, als der Butler die Schwertspitze sah, die aus dem Brustkorb des Mannes ragte. Schließlich stellte er fest: „Der Amtsrichter. Doktor Arnold.“

„Doch nicht etwa der Mann, der mit meines Cousins Testament zu tun hatte?“, fragte Lady Marbely atemlos.

„Ebendieser“, stellte der Butler fest.

„Aber was macht er in meinem Keller?“

„Und warum wurde er getötet?“, nahm der Butler den Faden auf. „Er trägt übrigens wieder den Ring.“

„Tatsächlich! Den schwarzen Ring mit den Zeichen der Unendlichkeit.“

„Soll ich die Polizei verständigen?“, fragte Marion Metz.

„Das übernehme ich!“, rief der Butler hastig. „Wenn die Damen inzwischen einen Wein auswählen und mit der Zubereitung des Essens beginnen, kümmere ich mich derweil um den Toten.“

„Mir ist jetzt weder nach Essen noch Trinken zumute“, protestierte Lady Marbely. „Er hat vielleicht sein böses Schicksal verdient“, stellte der Butler trocken fest, um sich sogleich rasch zu verbessern: „Wenn Milady erlauben …“

Der Butler setzte nach dem Abgang der Damen, die eine Flasche Syra Edition gewählt hatten, die Untersuchung des Toten fort. Dann begab er sich nach oben, um telefonisch Kontakt zu Mister Prince aufzunehmen. Dieser sagte ihm umgehende Unterstützung zu, in Form einer diskreten Untersuchung durch einen Beamten des hessischen Landeskriminalamtes.


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