7 Der Tempel der Königin der Finsternis

»Tolpan!«

»Aua... laß mich...«

»Ich weiß, Tolpan. Es tut mir leid, aber du mußt aufwachen. Bitte, Tolpan!«

Eine Spur von Angst und Dringlichkeit in der Stimme durchbrach die Schmerzenswogen im Kopf des Kenders. Ein Teil von ihm sprang auf und ab und schrie ihn an, wachzuwerden. Aber ein anderer Teil zog ihn in die Dunkelheit zurück, was besser war, als dem Schmerz entgegenzutreten, von dem er wußte, daß er auf ihn wartete, zum Sprung bereit...

91»Tolpan... Tolpan...« Eine Hand tätschelte seine Wange.

Die flüsternde Stimme klang angespannt und ängstlich. Der Kender erkannte plötzlich, daß es keine andere Möglichkeit gab. Er mußte aufwachen. Zudem schrie der Auf-und-abspring-Teil in seinem Gehirn, daß er etwas verpassen könnte!

»Den Göttern sei Dank!« Tika atmete schwer, als Tolpan seine Augen weit öffnete und sie anstarrte. »Wie geht es dir?«

»Schrecklich«, antwortete Tolpan mit belegter Stimme und versuchte, sich aufzurichten. Wie er es vorausgesehen hatte, sprang der Schmerz ihn an und schlug auf ihn ein. Stöhnend faßte er nach seinem Kopf.

»Ich weiß... es tut mir leid«, sagte Tika wieder und streichelte sanft über sein Haar.

»Du meinst es sicher gut, Tika«, sagte Tolpan jämmerlich, »aber würdest du bitte damit aufhören! Mir ist, als ob Zwergenhämmer auf mich einschlügen.«

Tika zog eilig ihre Hand zurück. Der Kender sah sich um, so gut es mit einem Auge möglich war. Das andere war so angeschwollen, daß er es kaum öffnen konnte. »Wo sind wir?«

»In den Verliesen unter dem Tempel«, antwortete Tika. Tolpan, der neben ihr saß, konnte sie vor Angst und Kälte zittern spüren. Doch als er sich umsah, verstand er es. Der Anblick ließ ihn auch erschauern. Wehmütig erinnerte er sich an die gute alte Zeit, als er die Bedeutung des Wortes Angst nicht gekannt hatte. Eigentlich müßte er ein prickelndes Gefühl der Aufregung verspüren. Er befand sich trotz allem an einem Ort, an dem er niemals zuvor gewesen war und wo es wahrscheinlich eine Menge faszinierender Dinge zu erforschen gab.

Aber hier weilte der Tod, erkannte Tolpan: Tod und Leiden.

Er hatte schon zu viele sterben, zu viele leiden sehen. Seine Gedanken wanderten zu Flint, zu Sturm und zu Laurana... Irgend etwas hatte sich in Tolpan verändert. Er würde niemals wieder so sein wie andere Kender. Durch die Trauer hatte er allmählich die Angst kennengelernt – Angst um andere. Genau in diesem Moment kam er zu der Überzeugung, daß er lieber sterben würde, als jemanden zu verlieren, den er liebte. Du hast dich für den dunklen Weg entschieden, aber du hast den Mut, auf ihm zu gehen, hatte Fizban gesagt.

Stimmte das, fragte sich Tolpan. Seufzend vergrub er seinen Kopf in seinen Händen.

»Nein, Tolpan!« rief Tika und schüttelte ihn. »Tu uns das nicht an! Wir brauchen dich!«

Mühsam hob Tolpan seinen Kopf. »Mir geht es gut«, sagte er benommen. »Wo sind Caramon und Berem?«

»Dort drüben.« Tika zeigte zum anderen Ende der Zelle.

»Die Wachen haben uns in eine Zelle gesteckt, bis sie jemanden gefunden haben, der über uns entscheidet. Caramon war einfach toll«, fügte sie mit einem stolzen Lächeln und einem liebevollen Blick auf den großen Mann hinzu, der sich offensichtlich mürrisch in eine Ecke, soweit wie möglich von seinen »Gefangenen« entfernt, verkrümelt hatte. Dann wurde Tikas Gesicht ängstlich. Sie rückte näher zu Tolpan. »Aber ich mache mir Sorgen um Berem! Ich glaube, er wird verrückt!«

Tolpan sah schnell zu Berem. Der Mann saß auf dem kalten, schmutzigen Steinboden, sein Blick abwesend, der Kopf erhoben, als ob er etwas hören würde. Der falsche weiße Bart, den Tika aus Ziegenhaaren gemacht hatte, war zerrissen und verdreckt. Er würde gleich abfallen, stellte Tolpan beunruhigt fest und sah schnell zur Zellentür.

Die Verliese waren ein Labyrinth aus Korridoren, die durch den soliden Fels unter dem Tempel gebrochen worden waren.

Sie schienen von einem zentralen Wachraum aus in alle Richtungen abzuzweigen, einem kleinen, runden, offenen Raum am Fuße einer schmalen Wendeltreppe, die direkt zur untersten Ebene des Tempels führte. Im Wachraum saß ein großer Hobgoblin an einem abgenutzten Tisch und kaute gelassen ein Stück Brot. Ein Schlüsselbund, das an einem Nagel über seinem Kopf hing, wies ihn als den Obergefängniswärter aus. Er ignorierte die Gefährten; wahrscheinlich konnte er sie bei dem spärlichen Licht sowieso nicht deutlich erkennen, vermutete Tolpan, da ihre Zelle ungefähr hundert Schritte weit entfernt an einem düsteren Korridor lag. Tolpan kroch zur Zellentür und spähte in die andere Richtung des Korridors. Er befeuchtete einen Finger und hielt ihn in die Luft. Dieser Weg führte in nördlicher Richtung, fand er heraus. Qualmende, übelriechende Fackeln flackerten in der dumpfen Luft. Etwas weiter weg war eine große Zelle, überfüllt mit Drakoniern und Goblins, die ihren Rausch ausschliefen.

Hinter dieser Zelle am Ende des Korridors befand sich eine massive, nur angelehnte Eisentür. Tolpan lauschte aufmerksam und konnte Geräusche hören, die von der Tür kamen: Stimmen, leises Stöhnen. Das ist ein weiterer Bereich des Verlieses, entschied Tolpan aufgrund früherer Erfahrungen. Der Gefängniswärter ließ vermutlich die Tür geöffnet, um seine Runden zu machen und Störungen mitzukriegen.

»Du hast recht, Tika«, flüsterte Tolpan. »Wir sind wohl in eine Art Untersuchungszelle eingesperrt, bis sie Anweisungen erhalten.« Tika nickte. Caramon konnte die Wachen zwar nicht völlig täuschen, zwang sie aber zumindest, zweimal nachzudenken und nicht übereilig zu handeln.

»Ich werde mit Berem reden«, sagte Tolpan.

»Nein, Tolpan«, Tika blickte unbehaglich zu dem Mann. »Ich glaube nicht...«

Aber Tolpan hörte nicht zu. Er warf dem Gefängniswärter einen letzten Blick zu, ignorierte Tikas leise Einwände und kroch auf Berem zu, um seinen falschen Bart wieder zu befestigen. Er hatte ihn fast erreicht und streckte seine kleine Hand aus, als dieser plötzlich aufbrüllte und auf den Kender zusprang.

Erschrocken kreischend wich Tolpan zurück. Aber Berem sah ihn überhaupt nicht. Wirres schreiend sprang er über Tolpan hinweg und warf sich mit seinem Körper gegen die Zellentür.

Caramon war jetzt auf den Füßen – wie auch der Hobgoblin.

Der Krieger warf dem auf dem Boden liegenden Kender einen strengen Blick zu.

»Was hast du mit ihm angestellt?« knurrte Caramon.

»N...nichts, Caramon, ehrlich!« keuchte Tolpan. »Er...er ist verrückt!«Berem schien in der Tat den Verstand verloren zu haben.

Den Schmerz nicht beachtend, warf er sich gegen die Eisenstangen, um sie aufzubrechen. Als das nicht funktionierte, griff er mit seinen Händen an die Stangen und versuchte, sie auseinanderzubiegen.

»Ich komme, Jasla!« schrie er. »Geh nicht! Vergib...«

Der Gefängniswärter lief beunruhigt und mit weit aufgerissenen Schweinsäuglein zu der Treppe und schrie etwas nach oben.

»Er ruft die Wachen!« knurrte Caramon. »Wir müssen Berem zur Ruhe bringen. Tika...«

Aber das Mädchen war bereits an Berems Seite. Sie hielt ihn an seinen Schultern fest und redete beruhigend auf ihn ein. Zuerst schenkte der rasende Mann ihr keine Beachtung, schüttelte sie grob von sich. Aber Tika streichelte und besänftigte ihn, bis er sie schließlich zu hören schien. Er hörte auf, an der Zellentür zu rütteln, und stand still da, seine Hände hielten die Stangen umklammert. Der Bart war auf den Boden gefallen, sein Gesicht war schweißnaß, und er blutete aus einer Wunde am Kopf.

Am Eingang des Verlieses klapperte es, als zwei Drakonier auf die Rufe des Gefängniswärters die Stufen herunterstürzten.

Mit ihren gezogenen Krummschwertern näherten sie sich, vom Wärter gefolgt, dem engen Korridor. Schnell nahm Tolpan den Bart und stopfte ihn in einen seiner Beutel in der Hoffnung, daß sich niemand daran erinnern würde, daß Berem vorher einen Bart getragen hatte.

Tika, die immer noch Berem besänftigend streichelte, plapperte irgend etwas, was ihr gerade in den Sinn kam. Berem schien nicht auf sie zu achten, war aber zumindest ruhig.

Schweratmend starrte er mit glasigen Augen in die gegenüberliegende leere Zelle. Tolpan konnte die Muskeln am Arm des Mannes krampfhaft zucken sehen.

»Was hat das zu bedeuten?« schrie Caramon die Drakonier an, die die Zellentür erreicht hatten. »Mich mit einem tobenden Ungeheuer einzusperren! Er hat versucht, mich zu töten! Ich verlange, daß ihr mich hier rausholt!«Tolpan, der Caramon scharf beobachtete, sah die schnelle, auf die Wachen gerichtete Handbewegung des Kriegers. Das Signal erkennend, spannte sich Tolpan, bereit zum Handeln.

Auch Tika machte sich bereit. Ein Hobgoblin und zwei Wachen ... Sie waren schon mit anderen Sachen fertiggeworden.

Die Drakonier sahen zu dem Gefängniswärter, der zögerte.

Tolpan konnte sich vorstellen, welche Gedanken durch den schwerfälligen Verstand der Kreatur gingen. Wenn dieser Offizier ein enger Freund der Finsteren Herrin war, dann würde sie wohl einem Gefängniswärter nicht freundlich gesinnt sein, der zuließ, daß dieser Freund in seiner Gefängniszelle umgebracht wird.

»Ich hole die Schlüssel«, murmelte der Gefängniswärter und watschelte zurück.

Die Drakonier begannen sich in ihrer Sprache zu unterhalten, offensichtlich tauschten sie große Kommentare über den Hobgoblin aus. Caramon warf Tika und Tolpan einen Blick zu und gab ihnen ein Signal zum Kampf. Tolpan fummelte in einem seiner Beutel, seine Hand schloß sich um sein kleines Messer. (Sie hatten seine Taschen durchsucht, aber immer bemüht, hilfsbereit zu sein, hatte Tolpan seine Taschen ständig vertauscht, bis die Wachen nach der vierten Durchsuchung der gleichen Tasche verwirrt aufgegeben hatten. Caramon hatte darauf bestanden, daß der Kender seine Beutel behalten sollte, da die Finstere Herrin sie untersuchen wollte. Wenn nicht, würden natürlich die Wachen dafür verantwortlich gemacht werden...) Tika kümmerte sich weiter um Berem, ihre gleichförmige Stimme brachte ein gewisses Maß an Frieden in seine fiebrig starrenden blauen Augen zurück.

Der Wärter hatte gerade die Schlüssel von der Wand genommen und wollte wieder zur Zelle gehen, als ihn eine Stimme von den oberen Stufen her aufhielt.

»Was willst du?« knurrte der Wärter gleichermaßen wütend wie erschreckt angesichts der vermummten Gestalt, die plötzlich und ohne Warnung aufgetaucht war.

»Ich bin Gakhan«, sagte die Stimme.Beim Anblick des Ankömmlings verstummten die Drakonier unverzüglich und nahmen respektvoll Haltung an, während der Hobgoblin kränklich grün anlief und die Schlüssel in seiner schlaffen Hand klirrten. Zwei weitere Wachen klapperten die Stufen herunter. Auf eine Handbewegung der verhüllten Gestalt hin blieben sie neben ihm stehen.

Die Gestalt ging an dem bebenden Hobgoblin vorbei und steuerte auf die Zellentür zu. Jetzt konnte Tolpan die Figur deutlich erkennen. Es war ein Drakonier in einer Rüstung mit einem dunklen Umhang, der sein Gesicht völlig verbarg. Der Kender biß sich vor Enttäuschung auf die Lippe. Nun, die Chancen standen immer noch nicht so schlecht – nicht für Caramon.

Der vermummte Drakonier ignorierte den stammelnden Wärter, der wie ein fetter Hund hinterhertrottelte, nahm eine Fackel von der Wand und baute sich vor der Gefängniszelle der Gefährten auf.

»Holt mich hier raus!« brüllte Caramon und stieß einen Ellbogen in Berems Seite.

Aber der Drakonier ignorierte Caramon, griff durch die Eisenstangen und legte eine Klauenhand an Berems Hemd. Tolpan warf Caramon einen verzweifelten Blick zu. Das Gesicht des Kriegers war leichenblaß. Er machte einen verzweifelten Sprung auf den Drakonier, aber es war zu spät.

Mit einem Ruck riß der Drakonier Berems Hemd in Fetzen.

Grünes Licht blitzte in der Gefängniszelle auf, als der Fackelschein auf den Edelstein in Berems Fleisch fiel.

»Er ist es«, sagte Gakhan ruhig. »Öffne die Zelle!«

Der Wärter fummelte mit zitternden Händen einen Schlüssel ins Schloß. Einer der Drakonier entriß den Schlüssel seiner Hand und öffnete die Zellentür, dann drangen sie hinein. Eine Wache schlug mit dem Schwertknauf auf Caramons Kopf, und der Krieger fiel wie ein Ochse um, während ein anderer Tika ergriff.

Gakhan betrat die Zelle.

»Tötet ihn«, der Drakonier zeigte auf Caramon, »und das Mädchen und den Kender.« Gakhan legte seine Klauenhandauf Berems Schulter. »Diesen nehme ich mit zu Ihrer Dunklen Majestät.« Der Drakonier warf den anderen einen triumphierenden Blick zu.

»In dieser Nacht ist der Sieg unser«, sagte er leise.

In seiner Drachenschuppenrüstung schwitzend stand Tanis neben Kitiara in einem der riesigen Vorzimmer der Großen Empfangshalle. Der Halb-Elf war von Kitiaras Soldaten umgeben, einschließlich den entsetzlichen Skelettkriegern des toten Ritters Fürst Soth. Diese standen im Schatten genau hinter Kitiara.

Obwohl das Vorzimmer überfüllt war und Kitiaras drakonische Soldaten sich Speer an Speer drängten, blieb um die untoten Krieger eine große Lücke. Niemand näherte sich ihnen, niemand sprach mit ihnen, sie sprachen zu niemandem. Und obgleich der Raum von den vielen Körpern drückend warm war, ging von ihnen eine Eiseskälte aus, die fast das Herz zum Stillstand brachte, wenn man ihnen zu nahe kam.

Tanis, der Fürst Soths flackernde Augen auf sich gerichtet spürte, konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Kitiara sah zu ihm hoch und lächelte, das verworfene Lächeln, das er einst unwiderstehlich gefunden hatte. Sie stand dicht bei ihm, ihre Körper berührten sich.

»Du wirst dich an sie gewöhnen«, sagte sie kühl. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Vorgänge in der riesigen Halle. Die dunkle Linie erschien zwischen ihren Augenbrauen, ihre Hand klopfte gereizt auf ihren Schwertknauf.

»Nun mach schon, Ariakus«, murmelte sie.

Tanis sah über ihren Kopf durch den verzierten Eingang, durch den sie gehen würden, wenn sie an der Reihe waren, und beobachtete mit einer Ehrfurcht, die er nicht verbergen konnte, das Spektakel, das sich ihm bot.

Die Empfangshalle von Takisis, Königin der Finsternis, vermittelte dem Beobachter zuerst das beeindruckende Gefühl seiner eigenen Minderwertigkeit. Dies war das schwarze Herz, das das dunkle Blut zum Fließen brachte, und in diesem Sinne paßte die Bauweise. Das Vorzimmer, in dem sie warteten,führte zu einem riesigen kreisrunden Saal mit einem Fußboden aus poliertem schwarzen Granit. Der Boden setzte sich nach oben fort, um die Wände zu bilden, die sich in unregelmäßigen Kurven wie dunkle, im Lauf der Zeit eingefrorene Wellen erhoben. Es schien, als ob sie jeden Moment einstürzen und all jene in dieser Halle in Schwärze eintauchen würden. Es war nur die Macht Ihrer Dunklen Majestät, die sie in Schach hielten. Und so glitten die schwarzen Wellen zu einer hohen, gewölbten Decke, die aber nun durch einen feinen Nebel aufsteigender Rauchwölkchen – dem Atem von Drachen – verborgen war.

Die riesige Halle war jetzt leer, würde sich aber bald füllen, wenn die Soldaten ihre Positionen hinter den Thronen ihrer Fürsten eingenommen hätten. Diese Throne – es waren vier standen etwa drei Meter über dem glänzenden Granitboden.

Stabile gedrungene Zugänge führten von den konkaven Wänden zu schwarzen Steinzungen, die sich aus den Wänden streckten. Auf diesen vier riesigen Plattformen – zwei auf jeder Seite – saßen die Fürsten – und nur die Fürsten. Niemand sonst, nicht einmal die Leibwächter, durften jenseits der obersten Stufe der heiligen Plattformen stehen. Leibwächter und hochstehende Offiziere blieben auf den Stufen, die sich vom Boden nach oben zu den Thronen hinzogen wie die Rippen eines riesigen frühgeschichtlichen Tieres.

In der Mitte der Halle erhob steh eine weitere, etwas höhere Plattform, die sich wie eine Riesenschlange nach oben schlängelte, was sie auch darstellte. Eine schlanke Steinbrücke verlief von dem »Kopf« der Schlange zu einem weiteren Eingang an der Seite der Halle. Der Kopf war auf Ariakus und die in Dunkelheit gehüllte Nische über Ariakus gerichtet.

Der »Herrscher«, wie sich Ariakus bezeichnete, saß auf einer etwas höheren Plattform am Eingang der großen Halle.

Tanis fühlte seinen Blick unwiderstehlich von der Nische, die in den Stein über Ariakus' Thron gehauen war, angezogen. Sie war größer als alle anderen Nischen, und in ihr lauerte eine Dunkelheit, die wie lebendig schien. Sie atmete und pulsierte und war so intensiv, daß Tanis schnell wegsah. Obwohl ernichts erkannte, konnte er sich vorstellen, wer sich bald in diesem Schatten aufhalten würde.

Schaudernd wandte sich Tanis wieder der Halle zu. Es gab nicht viel zu sehen. Um die kuppelförmige Decke herum, in ähnlichen, aber kleineren Nischen als denen der Fürsten hatten sich die Drachen niedergelassen. Fast unsichtbar, eingehüllt in ihren qualmenden Atem, saßen diese Kreaturen den Nischen ihrer jeweiligen Fürsten gegenüber und wachten aufmerksam so vermuteten jedenfalls die Fürsten – über ihre »Herren«. Tatsächlich war nur ein Drache in der Versammlung wirklich über das Wohlergehen seines Herrn besorgt. Und das war Skie, Kitiaras Drache, der sogar jetzt, von seinem Platz aus, mit feurigen roten Augen auf den Thron von Ariakus starrte, mit der gleichen Intensität und weit deutlicherem Haß, als Tanis in den Augen von Skies Herrin gesehen hatte.

Ein Gong ertönte. Massen von Soldaten strömten in die Halle. Es waren Ariakus' Soldaten in der Farbe des roten Drachen. Hunderte von Klauen und gestiefelten Füßen scharrten über den Boden, als die Drakonier und menschliche Ehrenwachen eintraten und ihre Plätze hinter Ariakus' Thron einnahmen. Kein Offizier stieg die Stufen hoch, kein Leibwächter stellte sich in die Nähe seines Fürsten.

Dann trat der Fürst durch das Tor hinter seinem Thron. Er ging allein, seine purpurrote Herrscherrobe wallte majestätisch um seine Schultern, seine dunkle Rüstung glänzte im Fackelschein. Auf seinem Kopf glitzerte eine mit blutroten Juwelen übersäte Krone.

»Die Krone der Macht«, murmelte Kitiara, und jetzt sah Tanis in ihren Augen ein Gefühl – Verlangen, ein Verlangen, das er selten zuvor in menschlichen Augen gesehen hatte.

»Wer auch immer die Krone trägt, herrscht«, meldete sich eine Stimme hinter ihr. »So steht es geschrieben.«

Fürst Soth. Tanis versteifte sich, um nicht zu zittern, spürte die Gegenwart des Mannes wie eine kalte Skeletthand am Nakken.

Ariakus' Soldaten jubelten ihm laut und lange zu, stießenihre Speere auf den Boden, ließen ihre Schwerter an die Schilde prallen. Kitiara knurrte vor Ungeduld. Schließlich breitete Ariakus seine Hände um Ruhe aus. Er drehte sich um und kniete ehrfürchtig vor der dunklen Nische über sich nieder, dann gab das Oberhaupt der Drachenfürsten Kitiara herablassend ein Zeichen mit seiner behandschuhten Rechten.

Als Tanis ihr einen Blick zuwarf, sah er so viel Haß und Verachtung in ihrem Gesicht, daß er sie kaum wiedererkannte. »Ja, Fürst«, flüsterte Kitiara, ihre Augen waren nun dunkel und glänzend. »Wer auch immer die Krone trägt, herrscht. So steht es geschrieben... in Blut geschrieben!« Sie drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite und gab Fürst Soth ein Zeichen. »Hol die Elfenfrau.«

Fürst Soth verbeugte sich und strömte wie ein böser Nebel aus dem Vorzimmer, seine Skelettkrieger folgten ihm. Drakonier stolperten übereinander in hektischen Bemühungen, aus seinem tödlichen Weg zu verschwinden.

Tanis packte Kitiara am Arm. »Du hast es versprochen!« sagte er mit erstickter Stimme.

Kitiara starrte ihn kalt an und riß ihren Arm ohne Anstrengung aus seinem festen Griff. Aber ihre braunen Augen hielten ihn fest, zogen und saugten das Leben aus ihm, bis er sich nur noch wie eine vertrocknete Hülle vorkam.

»Hör mir zu, Halb-Elf«, sagte Kitiara mit kalter, scharfer Stimme. »Ich bin an einer Sache interessiert und nur an einer an der Krone der Macht, die Ariakus trägt. Das ist der Grund, warum ich Laurana gefangengenommen habe, nur deshalb ist sie mir wichtig. Ich werde die Elfenfrau Ihrer Majestät vorführen, wie ich es versprochen habe. Die Königin wird mich belohnen – mit der Krone selbstverständlich -, und dann wird sie anordnen, die Elfe in die Todeskammern tief unter dem Tempel zu führen. Es interessiert mich nicht, was danach mit der Elfe passiert, und darum gebe ich sie dir. Auf mein Zeichen hin wirst du vortreten. Ich werde dich der Königin vorstellen. Bitte sie um einen Gefallen. Bitte sie, die Elfenfrau in die Todeskammer führen zu dürfen. Wenn sie von dir angetan ist, wird sie dir denWunsch erfüllen. Dann kannst du sie zu den Stadttoren oder wohin auch immer bringen und sie freilassen. Aber ich will dein Ehrenwort, Halb-Elf, daß du zu mir zurückkehrst.«

»Das hast du«, sagte Tanis, ihrem Blick standhaltend.

Kitiara lächelte. Ihr Gesicht entspannte sich. Es war wieder so schön, daß sich Tanis fragte, über die plötzliche Umwandlung verblüfft, ob er wirklich das andere, das grausame Gesicht gesehen hatte. Sie legte ihre Hand auf Tanis' Wange und streichelte seinen Bart.

»Ich habe dein Ehrenwort. Bei anderen Männern bedeutet es nicht unbedingt viel, aber ich weiß, du wirst es halten! Eine letzte Warnung, Tanis«, flüsterte sie schnell. »Du mußt die Königin überzeugen, daß du ihr loyaler Diener bist. Sie ist mächtig, Tanis! Sie ist eine Göttin, vergiß es nicht! Sie kann in dein Herz sehen, in deine Seele. Du mußt sie felsenfest davon überzeugen, daß du ihr gehörst. Eine Geste, ein falsch klingendes Wort, und sie wird dich zerstören. Dann werde ich nichts für dich tun können. Wenn du stirbst, wird auch deine Lauralanthalasa sterben!«

»Ich verstehe«, sagte Tanis. Ihm wurde eiskalt unter der kühlen Rüstung.

Ein schmetternder Trompetenruf ertönte.

»Das ist unser Signal«, sagte Kitiara. Sie streifte ihre Handschuhe über und setzte den Drachenhelm auf. »Geh nach vorn, Tanis. Führe meine Soldaten. Ich komme als letzte.«

In ihrer glitzernden nachtblauen Drachenschuppenrüstung prächtig anzusehen, trat Kitiara hochmütig zur Seite, als Tanis durch den verzierten Eingang in die Empfangshalle schritt.

Die Menge begann beim Anblick des blauen Banners zu jubeln. Oben in seiner Nische brüllte Skie triumphierend. Sich der unzähligen Augen um sich bewußt, zwang sich Tanis, nur an das zu denken, was er tun mußte. Er hielt seine Augen auf sein Ziel fixiert – die Plattform in der Halle neben der von Lord Ariakus, die Plattform, geschmückt mit dem blauen Banner.

Hinter sich hörte er das rhythmische Aufstampfen der Klauenfüße, als Kitiaras Ehrenwache stolz einmarschierte. Tanis er-reichte die Plattform und stellte sich auf die unterste Stufe, so wie Kitiara es befohlen hatte. Die Menge beruhigte sich, und dann, als der letzte Drakonier eingetreten war, erhob sich ein Murmeln in der Halle. Man reckte die Hälse, ungeduldig auf Kitiara wartend.

Kit blieb im Vorzimmer, wollte die Spannung noch erhöhen, als sie aus ihren Augenwinkeln eine flüchtige Bewegung wahrnahm. Sie drehte sich um, Fürst Soth war zurückgekommen, seine Wachen trugen in ihren fleischlosen Armen einen in ein weißes Tuch gehüllten Körper. Die lebhaften Augen der erregten Frau und die leeren Augen des toten Ritters trafen sich im vollendeten Einverständnis und Verstehen.

Fürst Soth verbeugte sich.

Kitiara lächelte, dann drehte sie sich um und betrat unter tosendem Applaus die Empfangshalle.

Auf dem kalten Boden der Zelle liegend, versuchte Caramon verzweifelt, nicht das Bewußtsein zu verlieren. Der Schmerz ließ allmählich nach. Der Schlag hatte ihn nur gestreift und den Offiziershelm, den er getragen hatte, verschoben; hatte ihn zwar niedergeschmettert, aber nicht ausgeschaltet.

Er täuschte trotzdem eine Ohnmacht vor, da ihm in seiner Hilflosigkeit nichts anderes einfiel. Warum war Tanis nicht hier, dachte er verzweifelt, wieder einmal den eigenen schwerfälligen Verstand verfluchend. Der Halb-Elf würde einen Plan haben, würde wissen, was zu tun war. Man hätte mich nicht mit dieser Verantwortung allein lassen dürfen! Caramon fluchte bitterlich. Dann hörte er eine Stimme aus der dunkelsten Ecke seines Gehirns: Hör auf zu jammern, du großer Ochse! Sie sind auf dich angewiesen! Caramon blinzelte, dann riß er sich zusammen, denn beinahe hätte er gegrinst. Die Stimme war der von Flint so ähnlich gewesen, er hätte schwören können, daß der Zwerg neben ihm gestanden hatte! Er hatte recht. Sie waren auf ihn angewiesen. Er mußte jetzt einfach sein Bestes geben.

Das war alles, was er tun konnte.

Caramon öffnete seine Augen einen Spalt und spähte aushalbgeschlossenen Lidern hervor. Eine Drakonierwache stand mit dem Rücken neben dem in ihren Augen bewußtlosen Krieger. Caramon konnte weder Berem noch den Drakonier Gakhan sehen, ohne den Kopf zu drehen, und er wagte nicht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Den ersten könnte er außer Gefecht setzen, dachte er. Möglicherweise auch den zweiten, bevor die zwei anderen sich auf ihn stürzen würden. Er hatte keine Hoffnung, lebend zu entkommen, aber zumindest könnte er Tolpan und Tika die Möglichkeit geben, mit Berem zu fliehen.

Caramon spannte seine Muskeln an und bereitete sich darauf vor, sich auf die Wache zu stürzen, als sich plötzlich ein qualvoller Schrei durch die Dunkelheit der Verliese riß. Es war Berem, der schrie – ein Schrei voller Wut und Zorn, daß sich Caramon beunruhigt aufrichtete und völlig vergaß, daß er doch ohnmächtig war.

Dann erstarrte er, als er verblüfft beobachtete, wie Berem nach vorn sprang, Gakhan ergriff und ihn vom Steinboden hob.

Berem trug den wild um sich strampelnden Drakonier in seinen Händen, stürzte aus der Zelle und schmetterte Gakhan gegen eine Steinwand. Der Kopf des Drakoniers spaltete sich, platzte auf wie die Eier der guten Drachen auf den schwarzen Altaren.

Vor Wut heulend stieß Berem den Drakonier immer wieder an die Wand, bis von Gakhan nur noch eine schlaffe, blutgrüne Masse formlosen Fleisches übrig war.

Einen Moment lang rührte sich keiner. Tolpan und Tika drängten sich zusammen, verängstigt durch den grauenvollen Anblick. Caramon versuchte trotz seiner starken Schmerzen einen klaren Gedanken zu fassen, und selbst die Drakonierwachen starrten in gelähmter entsetzter Faszination auf den Körper ihres Führers.

Dann ließ Berem Gakhans Körper auf den Boden fallen. Er drehte sich um und sah auf die Gefährten, ohne sie zu erkennen. Er ist völlig durchgedreht, erkannte Caramon mit einem Schaudern. Berems Augen waren weit aufgerissen, der Wahnsinn funkelte aus ihnen. Speichel troff aus seinem Mund. SeineHände und Arme waren über und über mit grünem Blut beschmiert. Schließlich schien sich Berem wieder zu fassen, als er erkannte, daß sein Opfer tot war. Er sah sich um und blickte zu Caramon, der auf dem Boden saß und ihn entsetzt anstarrte.

»Sie ruft mich!« flüsterte Berem heiser.

Er drehte sich um und lief in den nördlichen Korridor, schleuderte die verblüfften Drakonier zur Seite, die versuchten, ihn aufzuhalten. Immer einen Blick nach hinten werfend, schlug Berem gegen die leichtgeöffnete Eisentür am Ende des Korridors. Die Wucht seines Schlages riß die Tür fast aus den Angeln.

Sie hörten Berems wahnsinniges Kreischen im Korridor widerhallen.

Aber nun hatten sich zwei der Drakonier wieder gesammelt.

Einer von ihnen rannte zur Treppe und schrie aus vollem Halse.

Es war zwar drakonisch, aber Caramon verstand es nur zu gut.

»Gefangener entflohen! Holt Verstärkung!«

Als Antwort hörte man Schreie und die kratzenden Geräusche von Klauenfüßen auf den oberen Stufen. Der Hobgoblin warf einen Blick auf den toten Drakonier und flüchtete zur Treppe neben dem Wachraum, fügte den Schreien des Drakoniers noch sein panisches Kreischen hinzu. Die andere Wache erhob sich und sprang in die Zelle. Aber Caramon war nun auch auf den Beinen. Er konnte etwas tun. Das verstand er, damit konnte er umgehen. Der Krieger holte aus und packte den Drakonier um den Hals. Ein Ruck mit seinen kräftigen Händen, und die Kreatur fiel leblos zu Boden. Caramon entriß der Klauenhand schnell das Schwert, bevor die Leiche des Drakoniers versteinerte.

»Caramon! Hinter dir!« gellte Tolpan, als der andere Drakonier von der Treppe mit erhobenem Schwert in die Zelle sprang.

Caramon wirbelte herum, aber er sah die Kreatur nur noch nach vorn stürzen, da Tika ihm einen Stiefel in den Bauch gerammt hatte. Tolpan stieß sein kleines Messer in den Leib der zweiten Wache und vergaß in seiner Aufregung, es wieder herauszuziehen. Auf den versteinerten Leichnam der anderen Kreatur blickend, zog der Kender verzweifelt an seinem Messer. Zu spät.

»Vergiß es!« befahl Caramon, und Tolpan erhob sich.

Über sich hörten sie gutturale Stimmen, kratzende Klauenfüße liefen die Treppen hinunter. Der Hobgoblin am Treppenende fuchtelte wirr mit den Händen und zeigte auf die Gefährten.

Caramon, mit dem Schwert in der Hand, blickte unsicher zu den Stufen, dann zum nördlichen Korridor, in den Berem gelaufen war.

»Genau! Folge Berem, Caramon«, drängte Tika. »Geh mit ihm! Verstehst du nicht? Er hat gesagt, Sie ruft mich. Es ist die Stimme seiner Schwester! Er kann hören, wie sie ihn ruft. Darum ist er durchgedreht.«

»Ja...«, sagte Caramon benommen und starrte weiter in den Korridor. Er hörte die Drakonier die Wendeltreppe hinunterrennen, Rüstungen klappern und Schwerter an den Felswänden entlangkratzen. Ihnen blieben nur noch Sekunden.

»Komm...«

Tika griff Caramon am Arm. Sie grub ihre Nägel tief in sein Fleisch, so daß er sie ansehen mußte, ihre roten Locken leuchteten wie eine Flamme im flackernden Fackelschein.

»Nein!« sagte sie mit fester Stimme. »Sie werden ihn sicher einfangen, und das wird das Ende sein! Ich habe einen Plan. Wir müssen uns aufteilen. Tolpan und ich werden sie zurückhalten. Wir verschaffen dir einen Vorsprung. Es wird alles gut, Caramon«, bestand sie hartnäckig, als sie sein Kopfschütteln sah.

»Es gibt noch einen anderen Korridor, der nach Osten führt. Ich habe ihn gesehen, als wir hierher gebracht wurden. Sie werden uns dorthin verfolgen. Jetzt beeil dich, bevor sie dich sehen!«

Caramon zögerte, sein Gesicht verzerrte sich vor Qual.

»Das ist das Ende, Caramon!« sagte Tika. »Zum Guten oder zum Bösen. Du mußt mit ihm gehen! Du mußt ihm helfen, zu ihr zu kommen! Beeil dich, Caramon! Du bist der einzige, der stark genug ist, um ihn zu beschützen. Er braucht dich!«Tika schob den großen Mann nach vorn. Caramon machte einen Schritt, dann drehte er sich zu ihr um.

»Tika...«, begann er, versuchte, einen Einwand gegen diesen verrückten Plan zu finden. Aber bevor er weiterreden konnte, küßte Tika ihn schnell, nahm das Schwert eines toten Drakoniers und rannte aus der Gefängniszelle.

»Ich passe auf sie auf, Caramon!« versprach Tolpan und stürzte ihr nach, seine Beutel hüpften dabei wild auf und ab.

Caramon starrte ihnen einen Augenblick nach. Der Hobgoblinwärter kreischte vor Entsetzen auf, als Tika direkt auf ihn zurannte und dabei drohend ihr Schwert schwang. Der Wärter griff hektisch nach ihr, aber Tika hackte so wild und verzweifelt auf ihn ein, daß der Hobgoblin mit einem gurgelnden Schrei und durchschnittener Kehle tot umfiel.

Den Körper zu ihren Füßen ignorierend, eilte Tika weiter den Korridor in Östlicher Richtung entlang.

Tolpan, direkt hinter ihr, blieb einen Moment an der Treppe stehen. Er sah nun die Drakonier, und Caramon konnte die schrille Stimme des Kenders hören, die die Wachen verspottete.

»Hundefresser! Schleimblutige Goblinliebhaber!«

Dann flitzte Tolpan hinter Tika her, die aus Caramons Gesichtsfeld verschwunden war.

Die aufgebrachten Drakonier – angestachelt durch die Verwünschungen des Kenders und den Anblick der fliehenden Gefangenen – nahmen sich nicht die Zeit, in eine andere Richtung zu sehen. Sie verfolgten den leichtfüßigen Kender, ihre Krummschwerter glänzten, ihre langen Zungen zuckten in Vorfreude auf das Töten.

Binnen kurzem war Caramon mutterseelenallein. Er zögerte eine weitere kostbare Minute und starrte in die düsteren Zellen.

Er konnte nichts sehen. Er konnte nur noch Tolpan Hundefresser schreien hören. Dann war alles ruhig.

»Ich bin allein...«, dachte Caramon düster. »Ich habe alle verloren – alle verloren. Ich muß ihnen folgen.«

Er starrte zur Treppe, dann hielt er inne. »Nein, Berem ist da.Er ist auch allein. Tika hat recht. Er braucht mich jetzt. Er braucht mich.«

Caramon, der endlich wieder klar denken konnte, drehte sich um und lief schwerfällig in den nördlichen Korridor auf der Suche nach Berem.

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