Elf

»Wir können die Opportune nicht retten.« Captain Tyrosian schüttelte betrübt den Kopf. »Zu schwere Schäden, zu viele Systeme ausgefallen. Selbst wenn wir sie abschleppen sollten, wären wir einige Tage damit beschäftigt, den Rumpf zu verstärken, weil das Schiff sonst auseinanderbricht.«

Geary warf einen Blick auf den Bericht, den er bereits auf-gerufen hatte und der die Opfer innerhalb der Flotte auflis-tete. Der befehlshabende Offizier der Opportune war dort genannt, ebenso sein XO sowie rund vierzig Prozent der Crew. Einen Moment lang sah er zu Boden, auch wenn er diesmal keine aufsteigende Wut unterdrücken musste, da die Trauer über diese sinnlosen Verluste schwerer wog. Schließlich nickte er. »Dann sprengen wir sie. Schaffen Sie alles von Bord, was sich leicht wegbringen lässt und was wir für die anderen Schlachtkreuzer benötigen. Sie haben vier Stunden, in der Zwischenzeit wird der Rest der Besatzung evakuiert.«

»Verstanden, Sir. Was ist mit der Braveheart?«, fragte sie.

»Wir wissen nicht so genau, was sie noch zusammenhält, aber wir gehen davon aus, dass sie in tausend Stücke zerfällt, wenn auf irgendeinen Teil des Schiffs Druck ausgeübt wird, aber ich will Sie zumindest gefragt haben.«

»Ja, die Braveheart müssen wir ebenfalls in die Luft jagen.«

Die Scoutschiff-Division bestand damit nur noch aus einem einzigen Schiff, der Exemplar. »Wie sieht es mit den anderen schwerbeschädigten Schiffen aus?«

Tyrosian legte die Stirn in Falten und schaute zur Seite, um die Berichte auf ihrem eigenen Display zu lesen. »Die Schweren Kreuzer Gusset und Schischak sind wieder flugbereit, aber für ein Gefecht stehen sie vorläufig nicht zur Verfügung. Die Gusset müsste eigentlich für eine Weile in eine Werft, damit alles repariert werden kann. Der Leichte Kreuzer Caltrop hat viele Systemausfälle zu verzeichnen, aber er kann mit der Flotte mithalten. Vier unserer Schlachtkreuzer — die Courageous, die Illustrious, die Brilliant und die Intrepid — weisen schwere Schäden auf. Vor allem die Courageous und die Brilliant sind kaum kampftauglich, aber wir haben den größten Teil der Antriebseinheiten reparieren können.«

»Danke, Captain Tyrosian.« Geary ließ sich nach hinten sinken, als Tyrosians Bild verschwand, und dachte über die Tatsache nach, dass drei der vier erwähnten Schlachtkreuzer von alt-gedienten Captains geführt wurden, die zugleich Schlachtkreuzer-Divisionen befehligten. Ganz offensichtlich pflegten einige der Leute, von denen er erwartet hätte, inzwischen eines Besseren belehrt worden zu sein, immer noch eine Draufgängermen-talität. Allein die Tatsache, dass die Allianz-Flotte auf diesem Schlachtfeld den Sieg errungen hatte, machte es möglich, die Schiffe zu bergen. Wäre ein Rückzug erforderlich geworden, wären auch diese vier Schlachtkreuzer verloren gewesen.

Die Türglocke zu seinem Quartier ertönte, und Captain Desjani trat ein, erschöpft, aber mit einem triumphierenden Strahlen im Gesicht. Geary musste sich vor Augen halten, dass angesichts der Verluste der letzten Jahrzehnte dieser jüngste Sieg aus seiner Sicht zwar teuer erkauft worden war, dass Desjani und die anderen das aber ganz anders beurteilten. »Wir haben einen Syndik-CEO, Captain Geary«, berichtete sie. »Nicht die eigentliche Befehlshaberin, die an Bord ihres Schlachtkreuzers starb, als er in die Luft gesprengt wurde, aber ihren Stellvertreter.«


»Vermutlich sollten wir froh sein, dass eine Syndik-Kommandantin, der so wenige Fehler unterlaufen, nicht länger unter uns weilt«, meinte Geary. »Wie schwer hat es die Dauntless getroffen?«

Desjanis Miene verfinsterte sich. »Fünfundzwanzig Tote, drei weitere lebensgefährlich verletzt, aber wir hoffen, dass wir sie retten können. Außerdem haben wir eine komplette Höllenspeer-Batterie verloren, und ich bin mir nicht sicher, ob wir sie wieder in Gang bekommen, auch wenn wir noch so viel Klebeband und Gebete zu Hilfe ziehen.«

Geary nickte, fühlte sich aber etwas benommen. »Wenn Sie jemanden von der Opportune haben wollen, um die Verluste der Dauntless auszugleichen, lassen Sie es mich wissen.«

Jetzt verzog sie den Mund. »Wir müssen die Opportune abschreiben? Verdammt. Ich sah, dass der Captain tot ist.«

»Und das nur, weil er glaubte, dem Beispiel von Captain Caligo von der Brilliant und Captain Kila von der Inspire folgen zu müssen«, fügte Geary verbittert hinzu.

»Darf ich Sie fragen, Sir, was Sie in der Sache zu tun beabsichtigen?«

Er warf ihr einen forschenden Blick zu, da Desjani ihre Frage sehr sorgfältig formuliert zu haben schien. »Ich habe den unerfreulichen Verdacht, Sie wollen mir erzählen, dass man in der Flotte glaubt, die beiden hätten etwas Bewunderns-wertes geleistet.«

Nach kurzem Zögern nickte Desjani. »Ja, Sir. Ein Angriff auf den Feind, ohne sich um die Erfolgsaussichten zu scheren…

In der Flotte glaubt man, dass sie einen guten Grund hatten, Ihren Befehl zu missachten.«

»Mit anderen Worten, die Flotte wäre entrüstet, wenn ich die beiden zur Rechenschaft ziehen würde.« Geary schüttelte den Kopf. »Ich dachte…«


»Dass wir das inzwischen gelernt hätten?«, führte Desjani seinen Satz zu Ende. »Wir lernen, Sir, aber wir müssen auch diese Einstellung beibehalten, unter allen Umständen zum Kämpfen bereit zu sein. Sie wissen, wie schwierig es sein kann, sich zu verändern, wenn man an eine Sache glaubt. Das hier ist das Gegenteil von dem, was Casia und Yin getan haben. Die haben einen Befehl missachtet, weil sie sich vor dem Kampf drücken wollten, aber Caligo und Kila wollten kämpfen. Jeder hat Casias und Yins Verhalten verurteilt, aber wenn Sie versuchen sollten, Caligo und Kila genauso zu behandeln, dann werden Sie nur wenig Zustimmung finden. Bei allem Respekt schlage ich vor, dass Sie das berücksichtigen, wenn Sie sich mit den beiden befassen.«

»Ja. Danke für den Ratschlag.« Eine wichtigtuerische Aktion während einer Schlacht, die dem Zweck diente, sich von der Flotte bewundern zu lassen, eine Aktion, die einem anderen Schiff den Untergang gebracht hat — und das alles nur, um Bewunderung zu ernten. Geary gefiel nicht, auf welchen Gedanken ihn das brachte, denn Caligos und Kilas Verhalten wies eine gewisse Parallele zu der Denkweise desjeni-gen auf, der die Würmer in die Systeme der Flotte eingeschleust hatte. Aber das war nicht mal im Ansatz ein Beleg dafür, dass die beiden etwas mit den Sabotageakten zu tun hatten. Er musste das in Ruhe durchdenken und mit Rione da-rüber reden. »Es ist ja nicht so, als wären mir diesmal keine Fehler unterlaufen.«

Desjani sah ihn verwundert an. »Die erste Angriffswelle hat nicht perfekt funktioniert, aber alles andere ist doch genau richtig gelaufen.« Als er nicht antwortete, sagte sie: »Sir, Sie sagen mir immer wieder, dass Sie nicht vollkommen sind, aber im Moment merke ich Ihnen an, dass Sie sich Vorwürfe machen, weil Sie nicht vollkommen sind. Bei allem Respekt, Sir, aber damit widersprechen Sie sich selbst, und außerdem gehen Sie mit sich viel zu hart ins Gericht.«

Aus einem unerklärlichen Grund verzog er den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Bei allem Respekt? Und wie würden Sie das ausdrücken, wenn Sie nicht respektvoll wären?«

»Ich würde Ihnen sagen, dass Sie sich wie ein Idiot verhalten und dass Sie es sich nicht leisten können, sich von einem kleinen Fehler Ihr Selbstbewusstsein zerstören zu lassen, Sir. Was ich natürlich nicht gesagt habe.«

»Weil das dann nicht respektvoll wäre?«, fragte Geary.

»Klingt nach einem Ratschlag, den ich mir zu Herzen nehmen sollte. Danke. Wo ist dieser Syndik-CEO?«

»Seine Rettungskapsel wurde von der Kururi aufgelesen, die sie jetzt zur Dauntless bringt.«

»Gut. Sagen Sie Lieutenant Iger bitte, er soll mir Bescheid geben, wenn unser Besucher für ein Schwätzchen bereit ist.

Sie möchte ich auch dabeihaben.« Desjani nickte. »Und Co-Präsidentin Rione.«

Mit einem Mal war Desjanis Miene wie verschlossen. »Jawohl, Sir.«

Als sie mit diesen Worten reagierte, wusste Geary, dass das alles außer einer Zustimmung bedeutete. »Tanya, sie ist eine wichtige Verbündete. Sie versteht Dinge, die wir nicht verstehen. Sie ist eine Politikerin. Dieser Syndik, mit dem wir uns unterhalten wollen, ist ebenfalls Politiker.«

»Also sprechen beide dieselbe Sprache«, entgegnete Desjani in einem Tonfall, der deutlich machte, dass Rione und der Syndik-CEO sich auch in vielerlei anderer Hinsicht sehr ähnlich waren. »Dann ist mir klar, warum sie von Nutzen sein könnte. Ich werde Lieutenant Iger von Ihren Wünschen in Kenntnis setzen, Sir.«


Der Syndik-CEO im Verhörraum gab sich alle Mühe, sich von seiner besten Seite zu zeigen, da er zweifellos fürchtete, dass man dieses Verhör zu Propagandazwecken auf den Syndikatwelten ausstrahlen würde. Seine tadellos sitzende Uniform wies Spuren der Flucht von seinem letzten Schiff auf, und sein Erscheinungsbild insgesamt war mitgenommen, auch wenn die Frisur immer noch so aussah, als hätte der Haarschnitt genauso viel gekostet wie ein ganzer Zerstörer. Geary sah Lieutenant Iger an. »Schon was rausgefunden?«

Iger nickte und lächelte flüchtig. »Ja, Sir. Natürlich hat er kein Wort gesagt, aber ich habe seine Reaktionen aufgezeichnet, auch einen Gehirnscan, als er sich meine Fragen anhören musste. Er leugnete, irgendetwas über eine fremde Intelligenz zu wissen, aber er reagierte vor allem mit Angst auf meine Fragen.«

»Mit Angst?«

»Ja, Sir«, bekräftigte Iger. »Ohne jeden Zweifel. Zumindest dieser CEO hat Angst vor den Aliens.«

»Können wir sicher sein, dass es nicht die Frage war, die ihn erschreckt hat?«, warf Rione ein. »Die Möglichkeit, dass er ein sehr wichtiges Geheimnis verraten könnte?«

»Oder allein schon, dass wir genug wissen, um diese Frage zu stellen?«, ergänzte Desjani.

Iger nickte beiden Frauen respektvoll zu. »Ich habe die Frage in verschiedenen Variationen gestellt, Madam Co-Präsidentin, und ich habe genau darauf geachtet, welche Hirn-partien dabei aufleuchteten. Captain Desjani, er wurde tatsächlich spürbar nervöser, als ich anfing, ihm diese Fragen zu stellen, aber das war eine andere Reaktion als bloße Sorge da-rüber, dass wir etwas wissen. Sehen Sie diese Aufzeichnungen dort?« Der Lieutenant tippte auf verschiedene Kontrollen und rief Bilder auf, die das Gehirn des Syndik-CEO darstellten, das vor ihnen in der Luft zu schweben schien. »Sehen Sie das hier? Dieser Bereich widmet sich der persönlichen Sicherheit.

Der Bereich reagiert auf die Planung eines Täuschungsmanövers, also wenn er sich eine Lüge ausdenkt. Sie können erkennen, wie sich seine Reaktionen verändert haben, sobald ich meine Fragen umformuliert habe.« Verschiedene Bereiche leuchteten auf, andere wurden dunkler. »Er reagiert mit einer tief verwurzelten Angst, wenn das Thema angesprochen wird, etwas, das die ältesten Aspekte des menschlichen Verstands wach werden lässt.«

»Die Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden?«, fragte Geary.

»Ja, diese Art von Angst, Sir«, bestätigte Iger.

»Aber nach außen hin gibt er vor, gar nichts zu wissen.«

»Ja, Sir.«

Geary sah Rione und Desjani an. »Ich glaube, ich sollte rein-gehen und mit ihm reden. Dann kann Lieutenant Iger seine Reaktionen beobachten. Möchten Sie beide mitkommen?

Oder eine von Ihnen?«

Desjani schüttelte den Kopf. »Ich sehe mir das lieber von hier an, Sir. Es fällt mir schon so schwer genug, nicht die Wand einzureißen und meine Hände um seinen Hals zu legen.«

Rione runzelte die Stirn, jedoch eher nachdenklich, als dass es an Desjani gerichtet war. »Ich finde, Sie sollten es zuerst allein versuchen, Captain Geary. Unter vier Augen ist er vielleicht eher gewillt zu reden. Wenn es mir angebracht erscheint, kann ich immer noch dazukommen und ihm als Allianz-Politikerin zureden oder ihn unter Druck setzen.«

»Alles klar.« Iger kam zu ihm, murmelte eine Entschuldigung vor sich hin und befestigte etwas Winziges hinter Gearys Ohr. »Was ist das?«

»Eine Komm-Verbindung mit kurzer Reichweite, die auf einer Frequenz arbeitet, von der die Verhör-Ausrüstung nicht gestört wird«, erklärte Iger. »Wir versorgen Sie mit allen Informationen über das, was die Ausrüstung anzeigt, während Sie mit ihm reden. Es ist so gut wie unsichtbar, aber wenn der CEO sich mit Verhörtechniken auskennt, wird er davon ausgehen, dass Sie mit demjenigen verbunden sind, der ihn beobachtet.«

Augenblicke später betrat Geary den Verhörraum und schloss die Luke hinter sich. Der CEO saß auf einem der beiden fest am Boden verankerten Stühle und stand auf, als Geary sich ihm näherte. Seine hastigen Bewegungen verrieten seine Angst. »Ich bin ein Offizier der Syndikatwelten und…«

Geary hob eine Hand, woraufhin der CEO verstummte, aber weiter stehen blieb. »Den Spruch habe ich schon früher zu hören bekommen«, ließ Geary den Mann wissen. »In den letzten hundert Jahren hat er sich nicht allzu sehr verändert.«

Der CEO zuckte leicht zusammen. »Mir ist klar, dass Sie sich als Captain John Geary vorgestellt haben, aber…«

»Aber gar nichts«, unterbrach Geary ihn. »Ich weiß, dass Ihre Vorgesetzten mich längst positiv identifiziert und bestätigt haben, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.« Er setzte sich und versuchte, absolute Gelassenheit auszustrahlen, dann gab er dem CEO ein Zeichen, er solle sich ebenfalls wieder setzen. Einen Moment später nahm der Mann mit stei-fen Bewegungen Platz. »Es wird Zeit, dass wir mit diesen Spielchen aufhören, CEO Cafiro. Es sind diese Spielchen, die die Allianz und die Syndikatwelten entsetzlich viele Menschenleben gekostet haben. Beide Seiten vergeuden ihre Ressourcen in einem Krieg, den keine Seite gewinnen kann.«

»Die Syndikatwelten werden sich nicht ergeben«, beharrte der CEO.


»Und die Allianz auch nicht. Ich nehme an, nach einhundert Jahren dürfte das wohl jedem klar sein. Also, was soll's?

Wofür kämpfen Sie, CEO Cafiro?«

Er sah Geary besorgt an. »Für die Syndikatwelten.«

»Tatsächlich?« Geary beugte sich ein wenig vor. »Und warum machen Sie dann das, was diese fremde Intelligenz von Ihnen verlangt, die auf der anderen Seite der Syndikatwelten zu Hause ist?«

Der CEO starrte Geary an. »Da gibt es keine fremde Intelligenz.«

Gelogen, meldete sich Lieutenant Iger wie ein Flüstern in seinem Ohr zu Wort.

Er hätte auch so gewusst, dass das gelogen war. »Ich werde mir nicht die Mühe machen, all die Beweise vorzulegen, die wir zusammengetragen haben.« Sollte doch der Syndik-CEO darüber nachgrübeln, was für Beweise das sein mochten.

»Aber wir wissen, dass diese Aliens dort sind. Und wir wissen, dass der Exekutivrat der Syndikatwelten seinerzeit mit den Aliens vereinbart hatte, die Allianz anzugreifen. Aber die Aliens haben Ihren Exekutivrat getäuscht, und so mussten Sie auf einmal allein gegen uns kämpfen.« Das alles basierte zwar mehr auf Vermutungen als auf Fakten, aber Geary würde in diesem Moment keine Unsicherheit zeigen.

Der Syndik starrte ihn an, und selbst ohne Igers Ausrüstung konnte Geary dem Mann ansehen, wie beunruhigt er war. »Ich weiß nicht, was Sie da reden.«

Zum Teil gelogen, aber er wirkte auch schockiert, ah Sie die Täuschung ervähnten. Das ist ihm womöglich bislang nicht bekannt gewesen.

Geary warf dem Syndik-CEO einen zweifelnden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ihr Name ist also Niko Cafiro, Exe-kutivgrad der Zweiten Ebene. Das ist ein ziemlich hoher Dienstgrad.« Cafiro musterte ihn skeptisch, schwieg aber weiter. »Hoch genug, um Stellvertreter des Befehlshabers jener Flotte zu sein, die wir in diesem Sternensystem aufgerieben haben.« Jetzt spiegelten sich in den Augen des Manns Zorn und Angst wider. »Wir haben weitestgehend ein Gleichgewicht der Kräfte wiederhergestellt, CEO Cafiro«, fuhr Geary fort. »Die Syndikatwelten können uns derzeit nicht mit überwältigender Überlegenheit einschüchtern. Dafür haben wir in den letzten Monaten zu viele von Ihren Schiffen zerstört.«

Er verschweigt etwas, flüsterte Iger in seinem Ohr. Als Sie davon sprachen, wie viele Schiffe die Syndiks nur noch haben, da hat das bei ihm eine ganze Serie von geistigen Reaktionen ausgelöst.

Und was bedeutete das? Dass die Syndiks über mehr Schiffe verfügten als angenommen? Oder hatte der CEO bloß an die vielen Schlachten gedacht, in denen die Syndiks so vernichtend geschlagen worden waren, und er wollte keine Reaktion zeigen, die Gearys Aussage bestätigte? »Wir sind nicht mehr weit von der Grenze zur Allianz entfernt«, redete er weiter.

»Nur noch ein paar Sprünge, und dann haben wir ein Grenzsystem erreicht, und von da aus geht es geradewegs zurück nach Hause.«

Das entlockte dem Mann endlich eine Erwiderung: »Ihre Flotte wird vernichtet werden.«

»Ich werde diese Flotte nach Hause bringen«, beharrte Geary gelassen.

»Alles, was die Syndikatwelten noch aufzubieten haben, wird in einem der Grenzsysteme auf Sie warten und Sie stoppen«, erklärte Cafiro, auch wenn seine Stimme keine Über-zeugtheit verhieß. »Diese Flotte wird nicht ins Allianz-Gebiet zurückkehren.«

»Vielleicht wird man uns da erwarten«, räumte er ein.

»Aber bislang hatten die Syndikatwelten nicht viel Glück damit, diese Flotte aufzuhalten. Außerdem wissen Sie so gut wie ich, dass ich gar nicht die ganze Flotte nach Hause bringen muss, damit dieser Krieg eine entscheidende Wendung erfährt. Es muss nur ein Schiff heimkehren, nämlich das, das den Schlüssel zu Ihrem Hypernet an Bord hat.« CEO Cafiro konnte sich ein minimales Zucken nicht verkneifen. »Bloß wissen Sie nicht, welches Schiff das ist. Wie wollen die Syndikatwelten verhindern, dass dieses eine Schiff es zurück ins Allianz-Gebiet schafft? Und wenn das erst mal geschafft ist«, fügte Geary an und beugte sich dabei ein wenig vor, »ist die Allianz in der Lage, den Schlüssel zu kopieren, und dann müssen die Syndikatwelten ein Hypernet-Portal nach dem anderen zerstören, um zu verhindern, dass die Allianz es benutzt.

Und was passieren kann, wenn ein Hypernet-Portal zerstört wird, das wissen Sie ja, nicht wahr?«

Es war ein Schuss ins Blaue, aber Cafiro wirkte sichtlich aufgewühlt. »Ich fand, man hätte es Effroen sagen müssen.«

»Effroen?«

»Die CEO, die die Streitkräfte leitete, die Lakota verteidigen sollten. Sie hatte den Befehl, Sie um jeden Preis davon abzuhalten, das Hypernet-Portal zu benutzen. Aber obwohl sogar diejenigen von uns, die wussten, was sich bei Sancere ereignet hatte, Sich Sorgen machten, was geschehen würde, wenn das Portal im Lakota-System zerstört wird, wurden wir überstimmt.«

Erscheint das ernst zu meinen, ließ Iger ihn wissen. Es gibt einige Wutausschläge, wenn die Gedächtnisbereiche aufleuchten. Ausschläge, die mit der Erinnerung an Ereignisse übereinstimmen, über die er sich ärgert.

Geary nickte dem Syndik zu. »Ihre Vorgesetzten scheinen bereit zu sein, immer wieder große Risiken einzugehen. Sehr große Risiken, wie zum Beispiel die Aktion, diese Flotte tief auf Syndik-Gebiet in eine Falle zu locken.«

»Das… das war nicht meine Idee!«

»Der Hinterhalt in Ihrem Heimatsystem? Die Sache mit dem angeblichen Überläufer, der der Allianz-Flotte den Hypernet-Schlüssel überlässt, damit die ohne nachzudenken in eine Falle läuft?«

»Ja! Ich wäre ein solches Risiko niemals eingegangen.«

»Es sah nach einem guten Plan aus, der hätte funktionieren können. Aber dann ging der Schuss nach hinten los.«

»Nur Ihretwegen!«, brüllte Cafiro ihn aufgebracht an, Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Wären Sie nicht aufgetaucht…« Abrupt verstummte er, und vor Schreck wurde er kreidebleich.

»Tja«, meinte Geary. »Aber ich bin aufgetaucht.« Der Syndik-CEO schluckte und sah ihn starr an. »Lassen Sie mich nachdenken. Jemand, der einer intelligenten, nichtmensch-lichen Spezies angehört, verleitet die Syndikatwelten dazu, diesen Krieg vom Zaun zu brechen. Ihr Exekutivrat verbockt die Sache und weigert sich, den Fehler zuzugeben. Jetzt ist die Allianz bald in der Lage, Ihr Hypernet-System lahmzulegen, und das alles nur, weil Ihr Exekutivrat schon wieder etwas verbockt hat. Ihr Rat hat den Krieg angefangen und steht nun kurz davor, ihn zu verlieren. Und Sie stehen loyal zu Ihrem Exekutivrat, obwohl Sie aktiv daran mitwirken könnten, den Schaden auf ein Minimum zu reduzieren.«

Cafiro dachte über seine Worte nach, seine Augen wanderten hin und her, dann schließlich erwiderte er: »Reden Sie von… Verhandlungen?«

»Ich bitte Sie nur, Alternativen in Erwägung zu ziehen.«

»Zum Wohl der Syndikatwelten.«

»Ganz genau.« Geary nickte und verzog keine Miene.

»Sie wollen den Krieg beenden?«

»Wir beide wissen doch, dass da ein anderer Feind im Spiel ist. Vielleicht ist es an der Zeit, das gegenseitige Morden zu beenden, in das dieser Feind uns alle mit einem Trick hineingezogen hat.«

Wieder dachte Cafiro nach und wich dabei Gearys Blick aus.

»Woher wissen wir, dass Sie Wort halten?«

»Den Beweis dafür finden Sie in jedem Sternensystem, das diese Flotte nach der Flucht aus Ihrem Heimatsystem durch-quert hat. Tun Sie nicht so, als hätten Sie nichts davon ge-hört.«

CEO Cafiro legte die Handflächen aneinander und drückte die Fingerspitzen an seinen Mund, als er wieder überlegte.

»Das genügt nicht. Jetzt nicht. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Solange die Chance besteht, dass Sie gestoppt werden können, wird sich niemand gegen die Mitglieder des Exekutivrats stellen.«

Er sagt die Wahrheit, ließ ein erstaunter Lieutenant Iger ver-nehmen.

»Und wenn diese Flotte nach Hause zurückkehrt?«

Der Syndik musterte Geary. »Dann haben wir es mit einem gewaltigen Versagen zu tun, dessen Preis zu hoch ist, um ihn zu berechnen, und dessen Folgen gänzlich unabsehbar sind.

Aber selbst dann werden die momentanen Mitglieder des Exekutivrats nicht verhandeln wollen. Das können sie sich gar nicht leisten, weil ihnen dann das Versagen zugeschrieben werden kann.«

Geary nickte und erinnerte sich an das, was Rione dazu gesagt hatte.

»Aber«, fügte Cafiro an, »wenn es dazu gekommen ist, wird der Rest der Syndikatwelten nicht bereit sein, sich zu opfern, nur um den Exekutivrat zu beschützen.«

Fragen Sie, ob das eine Revolte bedeutet oder ob der Exekutivrat dann neu besetzt wird, riet Rione ihm.


Gearys Nicken bezog sich auf Cafiros, zugleich aber auch auf Riones Worte. »Soll das heißen, es wird zu einer Revolte kommen? Oder werden dann neue Mitglieder den Exekutivrat bilden?«

»Das weiß ich nicht«, gab Cafiro zurück und schaute kurzweg.

Gelogen, meldete Iger.

»Nehmen wir an, es rücken neue Mitglieder nach«, hakte Geary nach. »Werden die bereit sein, über ein Ende des Krieges zu verhandeln?«

»Unter den gegebenen Umständen? Ich glaube schon.

Aber es hängt natürlich von den Bedingungen ab.«

Stimmt, erklärte Iger.

»Würden diese Mitglieder mit uns zusammenarbeiten, um gegen die Aliens vorzugehen, anstatt weiterhin so zu tun, als würden die nicht existieren?«

»Ja, ich…« Zu spät erkannte Cafiro, dass er im Begriff war zuzugeben, von der Existenz der Aliens zu wissen. Wieder lief sein Gesicht rot an.

»Wir kennen doch beide die Wahrheit«, sagte Geary. »Und wir wollen beide das Gleiche: diesen sinnlosen Krieg beenden und eine geschlossene Front gegen eine Macht bilden, die die Menschheit bedroht. Das sollte eine Grundlage für eine Zusammenarbeit sein.«

Der CEO nickte einmal knapp.

Appellieren Sie an sein eigenes Interesse!, forderte Rione ihn auf. Sprechen Sie nicht davon, was für die Menschheit oder für die Syndikatwelten wichtig ist. Sein eigenes Interesse zählt. Er ist nicht durch Uneigennützigkeit ein CEO geworden!

Ja, Rione hatte recht. Geary zwang sich zu einem flüchtigen Lächeln. »Wenn ich von Zusammenarbeit rede, dann meine ich damit natürlich die Arbeit mit jemandem, den wir kennen.

Jemand, der die Situation begreift.«


Das Belohnungszentrum seines Gehirns leuchtet auf, meldete Iger.

Wieder nickte Cafiro, diesmal noch nachdrücklicher. »Wie Sie schon sagten, wir müssen den gemeinsamen Nutzen bedenken.«

»Ja, natürlich«, stimmte Geary ihm zu und gab sich gelassen, obwohl er am liebsten ausgespuckt hätte. Warum konnte Rione das nicht selbst machen? Aber sie wäre genauso voreingenommen wie jede andere Führungskraft der Allianz, die alle nach jahrzehntelangem Krieg von Hass und Misstrauen erfüllt waren. Er dagegen war nach wie vor der Außenseiter, er hatte einen anderen Status. Aber er wusste nicht, wie er sich richtig ausdrücken sollte, und Rione half ihm nicht weiter.

Vermutlich ging sie davon aus, dass er schon die richtigen Worte finden würde. Vielleicht lag sie damit sogar richtig. Er durchforstete seine Erinnerungen nach einem vorgesetzten Offizier, unter dem er jahrelang so sehr gelitten hatte, dass Geary durch dessen ständige Versuche, jeden in seiner Umgebung zu manipulieren, fast aus der Flotte vergrault worden wäre. Er musste nur an die Dinge denken, die er immer gesagt hatte. »Die Allianz braucht die richtigen Leute, mit denen sie zusammenarbeiten kann«, erklärte Geary und betonte das »richtigen« genau so, dass die Botschaft unmissverständlich durchklang.

Cafiro verkniff sich ein Lächeln, aber seine Augen blitzten vor Eifer auf. »Ja. Ich kenne andere, die mit mir zusammenarbeiten könnten. Mit uns.« Cafiro brachte ein angespanntes Lächeln zustande. »Natürlich kann ich als Kriegsgefangener nicht viel unternehmen.«

»Wie es scheint, verstehen wir uns.« Mehr als es Geary gewollt hatte. Andererseits war klar, dass dieser Syndik-CEO ehrgeizig und machthungrig sein musste, sonst hätte er es nicht bis zum stellvertretenden Befehlshaber dieser Flotte gebracht. Folglich war auch klar, dass er so reagieren würde, wenn Geary ihm einen derartigen Handel vorschlug. Ein CEO, der nicht so egozentrisch war und dessen Loyalität nicht der Durchsetzung der eigenen Interessen galt — jemand wie die CEO, die das Sagen über das Cavalos-System hatte -, wäre ein viel besserer Partner, um einen Handel einzugehen, aber Geary musste die Waffen nutzen, die ihm zur Verfügung standen.

Selbst wenn es um sehr unappetitliche Waffen ging. Waffen, die ihre eigene Freilassung verhandelten, aber sich nicht die Mühe machten, nach dem Schicksal der anderen überlebenden Syndiks jener Flotte zu fragen, die von Geary geschlagen worden war. Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren, auch wenn er den Syndik-CEO am liebsten gewürgt hätte, bis' dem die Augen hervorquollen. »Ich glaube, es ist für alle Beteiligten das Beste, wenn Sie freigelassen werden.« Bevor ich mich entschließe, Desjani zu mir zu rufen, damit wir dich gemeinsam erwürgen können. Er konnte aber nicht anders, als deutlich auf die anderen Uberlebenden zu sprechen zu kommen. »Wir haben hier keine Gefangenen genommen. Einige der Rettungskapsel aus Ihren Kriegsschiffen sind beschädigt, sollten aber in der Lage sein, ihre Passagiere in Sicherheit zu bringen.«

»Ahm… ja, natürlich«, stimmte Cafiro ihm nach kurzem Zögern zu.

»Die Syndikatwelten werden von uns hören, CEO Cafiro.

Sobald diese Flotte zu Hause eingetroffen ist.« Geary stand auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch beendet war, und verließ den Raum.

»Er ist nervös«, ließ Lieutenant Iger Geary wissen, als der zu den anderen zurückgekehrt war. »Zweifellos überlegt er, ob er tatsächlich freigelassen wird.«


»Wird er den Syndiks wirklich genug Ärger bereiten, wenn wir ihn gehen lassen?«, fragte er Iger und Rione. Als beide nickten, fügte er an: »Dann schaffen Sie ihn bitte von diesem Schiff, Lieutenant Iger.«

»Jawohl, Sir. In einer halben Stunde wird er wieder in seiner Rettungskapsel sitzen und das Schiff verlassen haben.«

Geary führte Desjani und Rione aus der Geheimdienstabteilung. »Ich glaube, ich würde lieber mit den Aliens verhandeln«, meinte er und war sich gar nicht so sicher, ob das wirklich nur als Scherz gemeint war.

»Dazu könnte es noch kommen«, erwiderte Rione völlig ernst. »Wenn unsere Vermutungen zutreffen, dann haben diese Aliens nur deshalb den Krieg angezettelt, weil sie mit der Syndik-Führung schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Vielleicht wollen sie einfach nur in Ruhe gelassen werden, oder sie haben den Wunsch, vor uns sicher zu sein. Wenn die Bedrohung durch menschliche Aggressoren erst einmal besei-tigt ist, können sich die Aliens ungehindert in alle Richtungen ausbreiten.«

Desjani schien mehr mit sich selbst zu reden, da sie zu Boden sah, als sie sagte: »Es sei denn, an ihren anderen Grenzen gibt es auch noch jemanden.«

Geary stutzte, dann murmelte er besorgt: »Wenn es da draußen eine nichtmenschliche Intelligenz gibt, dann…«

»Dann könnte es auch noch andere geben. Es wird sogar ganz sicher noch andere geben«, erwiderte Desjani und sah Geary an. »Wir müssen diesen Feind begreifen, und das ist eine sehr wichtige Möglichkeit. Diese Aliens könnten selbst das Gefühl haben, von potentiellen Gegnern umgeben zu sein. Vielleicht führen sie sogar einen Krieg auf der vom Syndik-Territorium abgewandten Seite. Womöglich müssen sie uns nur deshalb beschäftigen, weil sie ihre Flanken schützen wollen. Vielleicht heißt das, dass wir potenzielle Verbündete gegen diese Kreaturen haben. Oder noch schlimmere potenzielle Feinde.«

Rione machte ein Gesicht, als hätte sie etwas Widerwärtiges verschluckt. »Das ist durchaus möglich, und wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, ob das stimmt. Es gibt so verdammt viel, was wir nicht wissen.«

»Wir haben bereits eine Menge erfahren, und wir werden mehr erfahren.« Er konnte nur hoffen, dass das auch stimmte.

Die sich ausdehnenden Trümmerfelder, die kurz zuvor noch die Wracks der Opportune, der Braveheart, der Armet und der Cercle gewesen waren, fielen weiter hinter der Allianz-Flotte zurück, als die sich dem Sprungpunkt nach Anahalt und Dilawa näherte. Geary ließ die Flotte mit einer Geschwindigkeit von nur 0,04 Licht fliegen, damit schwerer beschädigte Schiffe wie die Courageous und die Brilliant nicht den Anschluss verloren. Er konnte nur hoffen, dass bald genügend Antriebseinheiten repariert waren, damit diese Schiffe wieder normal mithalten konnten. Bislang waren keine weiteren Versuche entdeckt worden, Würmer in irgendwelche Systeme einzuschleusen, was Geary vor die Frage stellte, ob die dafür Verantwortlichen zu viel damit zu tun hatten, die Schäden an ihren Schiffen zu beheben. Oder suchten sie nach neuen Wegen, die Würmer zu platzieren? Oder waren sie zu der Ein-sicht gekommen, dass sie durch ihre bisherigen Bemühungen den größten Teil der Flotte gegen sich aufgebracht hatten, und hatten sie deshalb von weiteren Versuchen Abstand genommen?

Er war sich noch immer nicht schlüssig, zu welchem Stern sie als Nächstes springen sollten, und im Augenblick verspürte er auch nicht den Wunsch, sich darüber Gedanken zu machen.

Bei der jüngsten Schlacht hatte die Flotte viele Besatzungsmitglieder und etliche Schiffe verloren. Vor hundert Jahren hatte er lange Zeit die Flotte im Frieden erlebt, ehe er eine aussichtslose Schlacht führen musste, an deren Ende er in künstlichen Schlaf versetzt wurde. Andere hatten in dem verstriche-nen Jahrhundert zahllose Gefechte ausgetragen; sie hatten sich längst daran gewöhnt, ihre Schiffe und ihre Kameraden zu verlieren. Geary hatte versucht, sich mit dieser Tatsache nicht zu befassen, aber ihm wurde nun klar, dass er sich nicht länger davor drücken konnte. Er musste akzeptieren, dass selbst ein Sieg Menschenleben und Material kostete, und er musste sich mit den Personalakten befassen, aus denen ersichtlich wurde, welche Verluste die Menschen bereits erlitten hatten, bevor er sie gekannt hatte. Das war er ihnen schuldig.

Geary rief die Personalakten auf und begann zu lesen. Captain Jaylen Cresida. Heimatwelt Madira. Ihren ersten Einsatz hatte sie als Waffenoffizier auf dem Zerstörer Shakujo gehabt. Vor fünf Jahren heiratete sie, vor drei Jahren wurde sie zur Witwe, als ihr Ehemann bei der Verteidigung des Allianz-Sternensystems Kana gegen einen Angriff der Syndiks an Bord des Schlachtkreuzers Invincible ums Leben kam. Es war nicht die gleiche Invincible, die diese Flotte bei Ilion verloren hatte, sondern der gleichnamige Vorgänger.

Cresida hatte gesagt, wenn sie stürbe, dann warte bereits jemand auf sie.

Geary schloss für einen Moment die Augen und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, den der nüchterne Bericht auslöste. Dann las er weiter und zwang sich dazu, sich mit dem Preis auseinanderzusetzen, den dieser Krieg bislang gefordert hatte, ein Krieg, der die Allianz verändert und dazu beigetragen hatte, die Persönlichkeit jener Menschen zu prägen, von denen er umgeben war.

Cresidas Mutter und Bruder waren dem Krieg ebenfalls zum Opfer gefallen. Ihre Mutter starb, als Jaylen erst zwölf Jahre alt war. Der ältere Bruder kam ums Leben, ein Jahr bevor Cresida zur Flotte ging. Da er nicht auch noch wissen wollte, wie die Generation davor unter dem Krieg gelitten hatte, schloss er die Akte.

Dann wappnete er sich für die nächste Akte, die von Captain Duellos. Seine Frau war Forscherin in einem Sternensystem, das weit von der Front entfernt lag, aber der Vater und ein Onkel waren im Krieg gefallen. Seine älteste Tochter würde nächstes Jahr zum Dienst eingezogen werden können.

Captain Tulev hatte bei einem Bombardement seiner Heimatwelt Frau und drei Kinder verloren.

Und Captain Desjani… Sie hatte ihm erzählt, dass ihre Eltern noch lebten, und das traf auch zu. Auch hatte sie den Onkel, von dem ein paar Mal die Rede gewesen war. Aber sie hatte nie die Tante erwähnt, die beim Bodenkampf auf einer Syndik-Welt gefallen war. Und auch nicht den jüngeren Bruder, der vor sechs Jahren seinen ersten Gefechtseinsatz nicht überlebt hatte.

Dann erinnerte er sich an den Syndik-Jungen, mit dem sie gesprochen hatte, als die letzten Bewohner von Wendig an Bord gekommen waren. Er dachte daran, wie sie mit dem Jungen umgegangen war und wie sie ihn angesehen hatte, als er vortrat, um seine Familie zu beschützen. Hatte sie in ihm ihren kleinen Bruder gesehen?

Lange Zeit betrachtete er das Display, dann tippte er die Befehle ein, mit denen er die anderen Daten aufrufen konnte, denen er sich bislang nicht hatte stellen wollen. Die Daten, die seine eigene Familie betrafen.


Die Gearys füllten den Schirm, jede Menge Gearys. Er hatte weder Frau noch Kinder hinterlassen, wofür er immer wieder dankbar gewesen war, aber er hatte einen Bruder und eine Schwester, einige Cousinen, eine Tante. Die meisten von ihnen hatten Kinder, viele davon waren zur Flotte gegangen.

Er musste an die verbitterten Worte seines Großneffen denken, dass man von einem Geary einfach erwartete, in der Flotte zu dienen. Viele waren dem gefolgt, viele hatten es mit ihrem Leben bezahlt.

Er saß noch immer da und versuchte, all diese Informationen zu verarbeiten, als auf einmal die Türglocke betätigt wurde. »Herein.«

Captain Desjani betrat sein Quartier, blieb aber sofort stehen und musterte ihn aufmerksam. »Stimmt etwas nicht?«

»Ich… ich habe mir nur ein paar Akten vorgenommen.«

Sie zögerte einen Moment lang, dann ging sie um den Tisch herum und schaute über seine Schulter. Desjani schwieg so lange, dass Geary bereits zu überlegen begann, was er tun konnte, als sie plötzlich leise sagte: »Haben Sie die noch nie gesehen?«

»Nein, ich wollte nicht.«

»Wir alle haben einen hohen Preis für diesen Krieg bezahlt, aber Ihre Familie hat übermäßig gelitten.«

»Ja, und das alles nur meinetwegen«, brachte er heraus.

Desjani antwortete nicht, offenbar wollte sie nicht etwas leug-nen, von dem sie wusste, dass es stimmte. »Warum haben Sie mir nie von Ihrem Bruder erzählt?«

Wieder schwieg sie eine Weile. »Darüber rede ich nicht.«

»Das tut mir sehr leid. Sie wissen, ich hätte Ihnen zugehört.«

Es dauerte, bis sie reagierte. »Ja, und ich weiß auch, Sie hätten es verstanden. Aber ich dachte, Sie haben bereits genug um die Ohren, und die Verluste in meiner Familie sind nichts Besonderes.«

»Doch, das sind sie«, widersprach Geary. »Jeder einzelne Mensch ist etwas Besonderes. Hundert Jahre lang sind Menschen in einem Krieg gestorben, in dem es keinen Sieger geben kann. Was für eine unglaubliche Vergeudung.«

»Ja.« Plötzlich spürte er, dass sie eine Hand auf seine Schulter legte und sie leicht drückte. Eine Geste, die besagte, dass sie an seinem Schmerz teilhatte, und die vielleicht noch mehr bedeutete.

Er legte seine Hand auf ihre. »Danke.«

»Sie brauchen alles, was wir Ihnen geben können.«

Mit einem Mal war es ihm alles zu viel. Seine Verantwortung, der Krieg, der so viel Leid mit sich gebracht hatte, seine Gefühle für Desjani, die er irgendwie vor ihr verbergen musste. Er musste die Dauntless nach Hause bringen, er musste den Hypernet-Schlüssel der Syndiks zurück zur Allianz bringen. Aber das war noch längst nicht alles. Die Menschen erwarteten so viel mehr von ihm. Es kam ihm vor, als müsste er unter dem Druck ertrinken, und die einzige Rettungsleine war die Hand auf seiner Schulter. Er stand auf und drehte sich zu Desjani um. »Tanya…«

»Ja«, wiederholte sie, doch er war sich nicht sicher, ob sie wusste, was er ihr nicht sagen konnte, oder ob sie es wusste und versuchte, es an sich abprallen zu lassen. »Für einen einzelnen Mann ist es eine große Last, aber Sie werden das schaffen«, erklärte sie voller Überzeugung. »Sie werden diesem Krieg ein Ende setzen, und Sie werden diese Flotte und die Allianz retten.«

Jedes Wort fühlte sich an wie ein Nagel, der in seinen Sarg geschlagen wurde. »Bei meinen Vorfahren, kommen Sie mir bitte nicht mit dieser Rede!«


»Es ist keine Rede!«, beteuerte Desjani.

»Doch, das ist es. Es ist ein Wunschtraum von dem, was ich angeblich bin und was ich angeblich alles bewerkstelligen kann.«

»Nein, das stimmt nicht. Sehen Sie sich doch nur an, was Sie bereits erreicht haben!« Desjani deutete auf das Display. »Sie können dem Ganzen ein Ende setzen. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer sein muss, wenn man von den Lebenden Sternen für eine solche Mission auserwählt worden ist, aber Sie können das schaffen!«

»Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, wenn solche Erwartungen an einen gestellt werden.«

»Ich sehe, welche Auswirkungen das auf Sie hat, aber ich weiß, Sie kommen damit zurecht. Sonst wären Sie nicht auserwählt worden.«

»Vielleicht hat sich ja jemand geirrt!«, brüllte Geary sie an.

»Vielleicht bin ich gar nicht in der Lage, das ganze verdammte Universum im Alleingang zu retten!«

»Sie sind nicht allein!« Desjani war außer sich, ihr Gesicht spiegelte Hoffnung, Angst und etwas Tiefschürfenderes wider.

»So kommt es mir aber vor!« Wütend zeigte er mit einer Hand auf das Display hinter ihm. »All diese Toten, und von mir erwarten die Leute, dass ich dem ein Ende setze. Wie soll das jemandem gelingen? Ich kann das nicht!« Hatte er diesen letzten Satz jemals zu irgendwem gesagt, oder war dieser Gedanke immer nur durch seinen Kopf gegeistert, seit er gezwungen gewesen war, das Kommando über die Flotte zu übernehmen?

»Was brauchen Sie sonst noch von mir?«, fragte sie verzweifelt. »Natürlich benötigen Sie Hilfe und Unterstützung. Sagen Sie mir, was es ist, und Sie bekommen es. Ich werde alles für Sie tun!« Entsetzt sah sie Geary an, als ihr bewusst wurde, welche Worte ihr da soeben über die Lippen gekommen waren.

Ihre Verzweiflung verflüchtigte sich, als Geary sie anstarrte.

Etwas, das bislang im Verborgenen geruht hatte, war jetzt zumindest teilweise enthüllt worden. »Alles?«

»Ich wollte nicht…« Sie schluckte und zwang sich zur Ruhe, ehe sie weiterredete. »Ich weiß, damit habe ich meine Ehre verspielt.«

»Hören Sie auf, Tanya, Sie haben mehr als genug Ehre.«

»Eine ehrbare Frau würde nicht so für ihren vorgesetzten Offizier empfinden! Und sie würde es schon gar nicht ausspre-chen. Sie wäre nicht bereit…« Desjani verschluckte den Rest und sah Geary mit aufgeregter Miene an.

Er konnte sie haben, jetzt und hier. Er musste es nur sagen.

Geary schaute auf seine Hände und dachte an den Preis, den so viele andere bereits hatten zahlen müssen. Er war bereit gewesen, Victoria Rione zu benutzen, als sie sich ihm hinge-geben hatte, denn sie hatte ihn ebenso benutzt. Aber so etwas konnte er Tanya Desjani nicht antun. Auch wenn sie selbst und so ziemlich jeder andere es ihm nachsehen und es damit rechtfertigen würden, dass er der Held war, der aus der Vergangenheit zu ihnen geschickt worden war, konnte er ihr so etwas nicht antun. Allein bei dem Gedanken daran sträubte sich alles in ihm. Und das machte ihm mehr als alles andere deutlich, dass seine Gefühle für sie echt waren, dass er nicht nur eine Zuflucht suchte, wenn der Sturm der Verantwortung zu viel für ihn wurde. »Ich werde Ihnen nicht Ihre Ehre nehmen«, flüsterte er.

»Die haben Sie bereits«, gab Desjani in gequältem Tonfall zurück.

»Nein, ich nehme nichts von Ihnen, was Sie mir nicht freiwillig geben wollen.«


»Sie wurde Ihnen längst gegeben. Ich schwöre, ich habe das nicht gewollt, und ich habe mich auch dagegen gewehrt, aber es ist passiert.«

Geary hob den Kopf und sah die Verzweiflung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. »Entweder wir erreichen lebend das Gebiet der Allianz, oder wir sterben unterwegs. Falls wir überleben…«

Desjani nickte. »Ich kann mein Offizierspatent zurückgeben. Das wird zwar nicht genügen, um meine Ehre wiederher-zustellen oder von Ihren Schultern zu nehmen, was ich Ihnen aufgehalst habe, aber…«

»Ihr Offizierspatent wollen Sie zurückgeben? Tanya, Flottenoffizier zu sein ist Ihr Leben. Sie lieben diesen Posten! Ich kann nicht zulassen, dass Sie das meinetwegen aufgeben!«

»Von einem Offizier, der seinen Pflichten nicht nachkom-men kann, verlangen die Vorschriften, dasser…« , begann Desjani.

»Wenn hier einer den Dienst quittiert«, fiel er ihr ins Wort, »dann ich. Und zwar sobald wir wieder zu Hause sind. Ich habe diese Verantwortung nie gewollt, und sobald ich diese Flotte nach Hause gebracht habe, kann niemand von mir erwarten, dass ich noch irgendetwas anderes tue. Sobald ich kein Offizier der Flotte mehr bin, kann Ihre Ehre nicht länger infrage gestellt werden, und…«

»Nein!«, rief sie entsetzt dazwischen. » Das können Sie nicht tun! Sie haben eine Mission!«

»Ich habe nie darum gebeten, dass ich…«

»Die Mission wurde Ihnen übertragen, weil die Lebenden Sterne wussten, dass Sie es schaffen können!« Kopfschüttelnd wich sie vor ihm zurück. »Ich kann nicht zulassen, dass meine Gefühle für Sie einen solchen Einfluss auf Sie haben. Zu viele Menschen bauen auf Sie. Wenn Sie meinetwegen diese Mission ablehnen, werden mich alle verdammen, und zwar zu Recht. Sagen Sie, dass Sie so etwas nicht machen werden.

Sagen Sie, dass Sie das nicht so gemeint haben.« Er sah sie schweigend an. »Sagen Sie es! Sonst schwöre ich Ihnen, dass ich dieses Schiff zurück ins Allianz-Gebiet bringe und mich dann so weit von Ihnen entferne, wie es das All nur möglich macht!« Geary rang nach Worten, und Desjani ging noch einen Schritt nach hinten. »Wenn die Versuchung, die ich für Sie darstelle, jetzt sofort von diesem Schiff entfernt werden muss, dann werde ich gehen! Ich werde alles tun, was ich tun muss!«

Schließlich brachte er wieder einen Ton heraus. »Nein, bitte! Sie sind die Befehlshaberin der Dauntless, Sie gehören auf dieses Schiff. Ich… ich verspreche Ihnen, ich werde meinen Dienst nicht quittieren, solange der Krieg nicht vorüber ist.« Die Worte brannten in seinem Mund, weil er aussprach, was er nie hatte akzeptieren wollen, auch wenn er wusste, dass viele es von ihm erwarteten.

»Ihr Versprechen sollte nicht an mich gerichtet sein«, erwiderte Desjani in ruhigerem Tonfall.

»Das ist es aber«, beteuerte er. »Ich habe mich immer davor gedrückt, dieses Versprechen zu geben, weil es mir Höllenangst bereitet hat. Aber der Gedanke, Sie niemals wie-derzusehen, macht mir noch viel mehr Angst. Meinen Glückwunsch.«

»Ich… ich habe nicht…«

»Nein, das haben Sie nicht. Sie würden niemals versuchen, mich vorsätzlich zu manipulieren.« Ganz im Gegensatz zu Victoria Rione, wurde ihm bei diesen Worten klar. »Ich habe mich entschieden. Ich werde meine Mission bis zum Ende führen. Solange Sie nicht Ihr Offizierspatent zurückgeben. Ich brauche Sie an meiner Seite, wenn ich eine Chance haben will, erfolgreich zu sein. Und wenn meine Mission abgeschlossen ist und ich nicht länger Befehlshaber dieser Flotte bin, dann werde ich endlich die Worte zu Ihnen sagen können, die ich am liebsten jetzt schon sagen würde.«

Desjani nickte ihm zu. »Vielen Dank, Captain Geary. Ich wusste, Sie würden tun, was Sie tun müssen.«

»Ganz im Gegensatz zu dem, was ich jetzt eigentlich tun möchte.«

Zu seinem Erstaunen begann sie zu lachen. »Wenn wir beide das machen würden, was wir in diesem Moment gern machen würden, dann wären wir nicht die, die wir sind. Aber so schwer es mir auch fällt, muss ich hier stehen bleiben, anstatt einen Schritt auf Sie zuzugehen. Oder zwei Schritte.

Nein. Sie haben meine Ehre, ich habe Ihr Versprechen. Wenn das Geschenk meiner Ehre Ihnen die Kraft gibt, zu tun, was Sie tun müssen, dann ist das für mich nur ein geringer Preis, den ich dafür zahlen muss.«

»Sie meinen, Ihre Ehre hat nur einen geringen Preis?«

Ihr Lachen verstummte. »Meine Ehre ist das Wertvollste, was ich besitze. Was ich besaß, um genau zu sein. Ich weiß, Sie werden sie nicht gegen mich verwenden, und sie ist bei Ihnen in guten Händen. Aber es gab Zeiten, da kam es mir so vor, als ob meine Ehre das Einzige war, was ich noch besaß. Ich be-daure, dass ich sie verloren habe.«

»Dann verspreche ich Ihnen, dass ich gut auf sie aufpassen werde, bis ich sie Ihnen zurückgeben kann.«

»Aber… sie wurde Ihnen gegeben. Zu meiner Schande… aber sie wurde Ihnen gegeben.«

Geary schüttelte den Kopf. »Ich will Ihnen Ihre Ehre zu-rückgeben, und Sie wollen, dass ich sie behalte. Wenn Sie es wirklich wollen, gibt es einen Weg, wie sich beides miteinander vereinen lässt.«


»Wie könnte ich beides…« Sie schien schockiert zu sein, schaute einen Moment lang zur Seite und sah ihn erst dann wieder an. »Ist das Ihr Ernst?«

»Ich kann nicht sagen, was ich für Sie empfinde, und umgekehrt können Sie das genauso wenig. Das geht erst, wenn dieser Krieg vorbei ist und ich nicht länger Ihr vorgesetzter Offizier bin, aber ich schwöre bei der Ehre meiner Vorfahren, dass ich es so gemeint habe.«

Desjani zwinkerte, musste schlucken und sah Geary schließlich ernst an. »Sie sollen eines wissen, Captain John Geary. In diesem Moment sind Sie mein Flottenkommandant, und ich tue das, was Sie sagen. Sie sind in göttlicher Mission unterwegs, und solange diese Mission dauert, werde ich Ihnen bis in die Hölle folgen, wenn Sie mir das befehlen. Aber wenn alles vorüber ist und der Krieg beendet ist, dann wird ein Mann zu mir kommen, der mir meine Ehre und sich selbst mitbringt.

Ein Mann, der selbst dann nicht so sein wird wie andere, der aber ein Mann ist, und ich werde mich weder in meinem Leben noch in meinem Zuhause einem Mann unterordnen.

Ich werde nur einen Mann akzeptieren, der mein Partner ist, der gleichberechtigt ist und der in allen Dingen neben mir steht, nicht über mir. Ein Mann, der sich wünscht, sein Leben mit Tanya Desjani zu teilen, muss sich damit einverstanden erklären.«

Geary nickte. »Jeder Mann, der die wahre Tanya Desjani kennt, wird sich mit Vergnügen damit einverstanden erklären.«

Sie musterte ihn, dann begann sie zu lächeln. »Das ist sehr schwer, und ich fürchte, es wird noch schwerer werden, bevor alles hinter uns liegt. Aber wenn der Tag gekommen ist, an dem Ihre Mission erfüllt ist, dann werde ich meine Ehre wieder an mich nehmen — meine Ehre und alles, was damit ein-hergeht.«


Jetzt musste er nur noch die Flotte nach Hause bringen und einen Krieg beenden, der seit einem Jahrhundert tobte. Andererseits hätte er nie für möglich gehalten, dass er es so weit schaffen würde, dass er so viel erreichen würde. Wenn er jetzt noch einen Weg fand, diesem Krieg und dem Sterben ein Ende zu setzen…

Zum ersten Mal, seit er aus dem Tiefschlaf geweckt worden war, wusste er ohne jeden Zweifel, dass es in seinem Leben noch etwas anderes gab als seine Pflicht. Sie hatten drum he-rumgeredet, und solange der Krieg andauerte, würden sie vielleicht nicht einmal indirekt darauf zu sprechen kommen.

Aber jeder von ihnen wusste jetzt, was der eine für den anderen empfand und was sie einander versprochen hatten. »In diesem Fall, Captain Desjani, schlage ich vor, dass wir uns das Sternendisplay ansehen und uns überlegen, wie unser nächster Schritt auf dem Weg nach Hause aussehen soll. Wir müssen eine Flotte retten und einen Krieg beenden.«

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