MEINE SCHICKSALE IN DEN JAHREN 1812. 1813. UND 1814. GESCHRIEBEN 1828. UND 1829. HEINRICH VOSSLER AUS STUTTGART

Inhalt:

Einleitung{572}

Erster Abschnitt.

Erstes Capitel: Abmarsch aus der Garnison. Cantonirung bey Heilbronn. Marsch durch das Hohenlohesche. Unsere Erwartungen von einem Kriege mit Rußland. Marsch durch das Würzburgische — Sachsen Hildburghausensche — über den Thüringer Wald — durch das Schwarzburgische — königlich Sächsische bis Leipzig. Erstes Zusammentreffen mit Franzosen. Leben in den Quartieren und auf dem Marsche.

Zweytes Capitel: Abmarsch von Leipzig nach Frankfurt an der Oder. Trennung des Jäger-Regiments Herzog Louis vom Württemberg[ischen] Armee- Corps, und Zutheilung desselben zu einem französischen Cavallerie Corps. Betrachtungen hierüber. Das Brandenburgische — Land, Volk, Sitten.

Drittes Capitel: Einmarsch in das Großherzogthum Warschau, Einzelne Begegnisse. Colonistendörfer bey Posen. Anekdoten. Posen. Anekdoten. Gnesen. Anekdote. Uebergang über die Weichsel. // S. II// Ankunft in Ostpreußen. Zustand Pohlens — der Adel — Anekdoten — das Land-Volk.

Viertes Capitel: Cantonirungen in Ostpreußen. Mein Auftrag in Goldap. Land und Volk in Ostpreußen.

Fünftes Capitel: Vorrücken gegen den Niemen. Lebensmittel-Requisitionen. Uebergang über den Niemen. Ankunft in Wilna. Marsch gegen die Düna. Gefecht bey Daugelisky. Ankunft an der Düna bey Diessna. Verheerung des Landes. Zustand der Straßen. Witterung. Zustand der Armee. Meine Schicksale.

Sechstes Capitel: Uebergang über die Düna. Vorrücken auf dem rechten Ufer. Gefechte. Witepsk. Vorrücken auf der Straße nach Smolensk. Gefecht bey Lendzi. Ruhetage. Das Land, die Witterung, die Wege. Meines Regiments und meine Schicksale.

Siebentes Capitel: Vorrücken gegen Smolensk. Wegnahme dieser Stadt. Marsch der Armee bis vor Mosaisk. Detaschirung unserer Division. Unsere Schicksale. Zustand des Landes. Witterung. Mangel und Verlust bey der großen Armee. Wieder-Ankunft bey derselben. Schlacht bey Mosaisk. Meine Verwundung und Aufnahme in einem Spital. Rückblick auf meine Schicksale vom Niemen an bis hieher. // S. III//

Achtes Capitel: Mein Aufenthalt im Spital. Verschickung, um ein besseres Dorf für den Spital zu finden. Besuch des Schlachtfeldes von Mosaisk. Verschickung nach Gziat. Rückkehr nach Mosaisk, und gegen Moskau. Rückzug des Spitals über Mosaisk, Gziat und Wiasma. Kunde vom Rückzuge der großen Armee. Ankunft in Smolensk. Bild des beginnenden Rückzuges. Witterung, Wege. Mein Zustand bey der Ankunft in Smolensk.

Neuntes Capitel: Aufenthalt in Smolensk. Die Stadt. Abmarsch von da und weiterer Rückzug bis zur Beresina. Meine Schicksale. Witterung. Wege. Die Bewohner des Landes.

Zehentes Capitel: Uebergang über die Beresina. Meine Schicksale dabey. Rückzug bis Wilna. Meine Schicksale. Ankunft in Wilna.

Eilftes Capitel: Aufenthalt in Wilna. Marsch nach Olitta. Uebergang über den Niemen. Rückblick auf den Rückzug.

Zwölftes Capitel: Reise über Kalvary durch Ost- und West-Preußen, über Thorn nach Inowrazlaw. Das Land vom Niemen bis an die Weichsel. Aufenthalt in Inowrazlaw.

Dreyzehentes Capitel: Abreise nach dem Vaterlande. Unsere //S. IV// Begegnisse — unsere Aufnahme auf der Reise — im Warschauischen — das Land — in Schlesien — das Land — in Sachsen — Dresden — das Elbethal bis Meissen — Meissen — das Erzgebirge und seine Bewohner — das

Basische — Nürnberg — Ansbach — Ankunft im Vaterlande — in Stuttgart. Besuch in Tuttlingen. Rückkehr nach Ludwigsburg.

Zweyter Abschnitt.

Erstes Capitel: Wiedererrichtung des Jäger Regiments Herzog Louis. Garnison in Winnenden und Eßlingen. Mein Gesundheits-Zustand. Marsch in das Hohenlohesche.

Zweytes Capitel: Abmarsch aus dem Vaterlande. Marsch durch das Würzburgische, durch Thüringen nach Sachsen bis Lützen. Land und Volk auf dem Striche von Würtemberg bis hieher. Vorsichtsmaasregeln in den Quartieren auf dem Marsche. Begegnung von Franzosen bey Naumburg. Schlachtfeld von Lützen. Vereinigung mit dem vierten französischen Armeecorps. Verfolgung der Blücher‘sehen Armee durch das Altenburgische auf das Erzgebirge. Marsch nach Pirna, Dresden, über die Elbe. // S. V// Vorrücken nach Königsbrück. Recognoscirung bis Schwepnitz. Meine Gefangennehmung. Das Land von Lützen bis Königsbrück. Unsere Aufnahme bey den Bewohnern. Mannszucht.

Drittes Capitel: Behandlung bey der Gefangennehmung. Aufenthalt bey den Vorposten und im russischen Hauptquartier. Meine Schicksale daselbst. Transportirung durch die Lausitz und Schlesien. Behandlung der Officiere und Soldaten. Das Land in der Lausitz und in Schlesien. Benehmen der Einwohner gegen uns. Transportirung durch das Warschauische, Ankunft in Grodno. Begebenheiten und Schicksale während dieses Marsches. Benehmen der Pohlen gegen uns. Unreinlichkeit in Pohlen — der Weichselzopf. Löhnung der gefangenen Officiere. Das Land.

Viertes Capitel: Aufenthalt in Grodno. Mein Augenübel. Die Stadt und ihre Bewohner. Abmarsch nach Minsk. Der Transportcommandant. Schicksale während der Reise. Die Landes-Einwohner, das Land. Neue Krankheit. Meine Aufnahme in einem Spital in Minsk. Dr. Schmidt. Minsk und seine Einwohner. Ankunft neuer Gefangenen.

Fünftes Capitel: Abmarsch von Minsk. Reisegesellschaft. Bobruysk. Reise bis Czernigow. Unsere Schicksale während // S. VI// des Marsches — in Rohaczew. Dobrianka. Land und Volk. Aufenthalt in einem Dorfe bey Czernigow.

Sechstes Capitel: Aufenthalt in Czernigow. Unsere häusliche Einrichtung. Unsere Lebensart. Die Stadt. Die Besatzung. Die Einwohner. Lebensmittel. Der Winter. Ankunft der Nachricht von der Allianz Württembergs mit den verbündeten Mächten. Anstalten zu unserer Heimkehr. Das Fest der Waßerweihe.

Siebentes Capitel: Abreise von Czernigow. Reisegesellschaft. Art der Reise. Ankunft in Bobruysk. Veränderung der Art unserer Reise. Weiterreise über Slonim bis Bialystok, in welch lezterem Orte wir württembergische Commissärs treffen, und mit Geld versehen werden. Die Stadt Bialystok. Neue Veränderung unserer Art zu reisen. Abreise von Bialystok. Plozk. Abentheuer in Kalish. Hotel dePologne daselbst. Abentheuer bey Ostrowo. Benehmen der russischen Commandanten in Pohlen, der pohlnischen Behörden und der Einwohner. Reise durch Schlesien. Ankunft in Sachsen. Spuren des Kriegs. Dresden. Reise über das Erzgebirge. Quartiermachen. Zustand des Landes. Ankunft im Bayrischen. Zustand des Landes. Bayreuth. Eintritt des Frühjahres. Benehmen des neuen Quartiermachers. Bamberg. Unsere Aufnahme im Bayrischen. Ankunft im Vaterlande, Mergentheim, Oehringen. Meine Ernennung zum Ritter // S. VII// des Militär Verdienst- Ordens. Ankunft in Ludwigsburg, wo ich meinen älteren Bruder fand, in Stuttgart. Meine Eintheilung bey dem Leibcavallerieregiment, und Rückkehr nach Ludwigsburg.

Achtes Capitel: Schluß. Anhang: Mein Tagebuch.

Einleitung.

Meine Eltern hatten mich zum Studiren bestimmt, aber ehe ich die Universität beziehen konnte, hatte der König eine Verordnung erlassen, wornach ferner nur die Söhne solcher Beamten, die im Staatsdienste angestellt waren, und die Ehre hatten, Wappenknöpfe zu tragen, ohne allerhöchste Erlaubniß studiren dürften. Mein Vater war ein Stifungsbeamter, und trug daher keine Wappenknöpfe. Ich mußte also die Erlaubniß zum Studiren nachsuchen. Dieß geschah im Jahr 1809, es erfolgte aber, wie unter den damaligen Verhältnissen vorauszusehen war, eine abschlägige Antwort. Nun trat ich in eine Schreibstube, wo es mir nicht gefiel, mit der Ueberzeugung, daß ich über kurz oder lang zum Militärdienst werde ausgehoben werden. In dieser Ueberzeugung bewog ich endlich meine Mutter — mein Vater war indessen gestorben — zur Einwilligung, daß ich als Freywilliger und als Cadet in das Militär treten durfte. Im Juny 1809. fing demnach meine militärische Laufbahn an.{573} Als Cadet bey der Depotcompagnie der Garde zu Fuß wohnte ich einem Theile des Feldzuges gegen die Vorarlberger Insurgenten{574} und einigen kleineren Gefechten bey.{575} Im folgenden Jahre ward ich auf mein Gesuch als Cadet zum LeibChevauxlegers-Regiment versetzt, und nach 4. Wochen im Juny 1810. zum Unterlieutenant im reitenden Jägerregiment Herzog Louis befördert.{576} Meine Garnison hatte ich anfangs in Zwiefalten, später in Ehingen, und zulezt in Riedlingen.{577} Der Friede hatte nun schon zwey Jahre gewährt, und fing an, sowohl den gedienten Soldaten, // S. 2// als den neuen zur Last zu werden. In der Garnison gieng das Avancement{578} langsam, und manche hatten sich auch in Schulden, oder andere Verhältnisse gesteckt, die ihnen eine Aenderung der Garnison, insbesondere einen neuen Krieg wünschenswerth machten. Ich war auf eine unangenehme, jedoch heilsame Art vor dem Schuldenmachen bewahrt worden, und hatte also diesen Grund zum Wunsche nach einer Veränderung nicht, dagegen langweilten mich das Garnisonsleben mit allen seinen Anhängseln, und die ausschlieslichen Gespräche von Pferden, Liebe und Wein, hauptsächlich aber machte der Wunsch, bald zu avanciren und mein Glück in Bälde zu versuchen, die Sehnsucht nach einem Kriege in mir eben so sehr rege, wie bey meinen Kameraden.

Erster Abschnitt.

Erstes Capitel.

Im Anfange des Monats Februar 1812. traf der so ungeduldig erwartete Befehl zu Einberufung der Beurlaubten ein. Nun hatten wir vollauf zu thun, aber eine fröhliche Zeit. Etliche Tage Urlaub benüzte ich, um meiner Mutter und meinen Geschwistern{579} in Tuttlingen Lebewohl zu sagen. // S. 3//

An einem schönen Frühlingstage, es war der 17. Februar des Jahres 1812. verließen wir unsere Garnisonen Ehingen, Riedlingen und Blaubeuren, und traten den Marsch ins württembergische Unterland an.{580} Durch Zwiefalten, die frühere Garnison — gieng der Zug über Stuttgart bis Eglosheim bey Ludwigsburg, wo wir am 20.ten Februar eintrafen. Tags darauf ward in Ludwigsburg Musterung gehalten von dem General-Inspector der Cavallerie, General v[on] Dillen, und hernach vom König{581}, aber vor den Augen weder des einen, noch des andern fand der keineswegs in hoher Gunst stehende Oberste mit seinem Regiment große Gnade.{582} Am 23.ten brachen wir wieder auf, und kamen den 24.ten in der Gegend von Heilbronn an.

Hier war der Sammelplatz des württembergischen Armeecorps, und ein Wiesengrund nahe bey Heilbronn der Platz, wo der König 14/15. Theile seiner schönen Truppen zum leztenmale sah.

Hier in dem schönsten Theile des Vaterlandes that sich jeder nach Möglichkeit noch gütlich. Nach einem Aufenthalt von 15. Tagen, während welcher des Exercirens und Musterns kein Ende war, brach das Armeecorps unter dem Oberbefehl des Kronprinzen in 4. Colonnen{583} — das Jägerregiment Herzog Louis bey der leztern — auf, und nahm seinen Weg über Heilbronn, Neustadt, Oehringen und Künzelsau nach Weikersheim.{584} Auf dem Marsche durch Württemberg war keiner von einer gewissen Unruhe frey, die ihm die Heimkehr in die Garnison immer noch als möglich vorstellte, // S. 4// da die Gewisheit des Kriegs weder vom commandirenden General, noch von dem ihm zunächst stehenden General v[on] Scheler ausgesprochen war und auch keine Zeitung von dem nahen Ausbruche eines Krieges Erwähnung that. Schon, als der Befehl zur Einberufung der Beurlaubten gegeben wurde, glaubten wir nur an einen Krieg mit Rußland, und die Richtung unseres Marsches bestätigte diese Meinung, aber noch immer zweifelten wir an der Gewißheit des Kriegs.

Als wir aber die vaterländische Grenze überschritten hatten, da wurden wir überzeugt, da befürchtete keiner mehr die Heimkehr, um die Brust wurde es leichter, und die Soldaten sangen:

Brüder jetzt geht's Rußland zu. — Unsere Erwartung war sehr gespannt; wenn wir auch keine goldenen Berge in Rußland erwarteten, so glaubten wir doch die schönsten und besten Pferde — (der höchste Wunsch des Reiters —) in Menge, und die Lebensmittel im Ueberfluß zu finden; an einen russischen Winter dachte niemand, keiner konnte sich eine Vorstellung davon machen; einige wenige sagten zwar bedächtlich: wartet nur! aber sie predigten tauben Ohren. Doch, was hätte es geholfen, uns unsern glücklichen Wahn zu benehmen? Und ist es nicht besser, daß der Soldat dem Kampfe fröhlich entgegen gehe, als daß er, die schrecklichen Leiden und Strapatzen voraussehend, nur mit Unwillen seinem Berufe folge? So zogen wir heiter dahin, und waren es wohl zufrieden, daß immer nur der 6.te Tag zur Ruhe bestimmt war. Im Würzburg'schen // S. 5// fanden wir die Quartiere nicht so gut als in Württemberg, obgleich dieses Land jenem an Fruchtbarkeit und Wohlhabenheit nachsteht. Den schönsten Theil des MaynThales sahen wir nicht. Unser Weg gieng, wie es gewöhnlich bey grosen Truppenmärschen die leichte Waffe trifft, nicht immer auf Heerstraßen, wenigstens durch das Würzburgische, und in den sächsischen Herzogthümern giebt es überhaupt nur wenige Kunststraßen. In Hildburghausen hatte ich die Ehre, dem Herzog{585} den Durchmarsch unsers Regiments anzumelden. Dort und in Schleusingen glaubten wir schon das Sprüchwort wegen der sächsischen Mädchen wahr zu finden.{586}

Am 23. März gieng die lezte Colonne über den Thüringerwald. Ich hatte mich sehr auf dieses Gebirge gefreut, und nicht umsonst. Unweit Frauenwalde, dem höchsten Orte auf dieser Straße, ist ein Punct, von wo aus einer der schönsten Theile dieses herrlichen Gebirges himmelhohe waldgekrönte Berge mit tiefen freundlichen Thälern in mannichfaltiger Abwechslung sich dem Auge darstellen. Die schönen Ruinen berühmter Burgen — die Gleichenburg, die Ilmenburg, wo der wackere Hasper ä Spada haußte{587} — und andere erinnern an die Blüthezeit der deutschen Kraft. Am jenseitigen Fuße des Gebirges liegt das niedliche Städtchen Ilmenau. Noch ist das Land gebürgig bis gegen Rudolstadt zu, wohin uns das Glück durch ein höchst romantisches{588}, von der Schwarzach durchströmtes, bisweilen wohl auch durchtobtes Thal, an der ehrwürdigen Schwarzburg // S. 6// vorbey, und dann erst in das eigentliche Sachsen einführte. Das schöne Saalethal kaum berührend, kamen wir durch einige unbedeutende sächsische Städtchen, wie Roda, Eisenberg und Krossen, und durch das bedeutendere Zeitz mit dem letzten Tage des März in der Nähe von Leipzig an, wo uns einige Zeit zur Erholung gegönnt wurde.

In der Gegend von Leipzig trafen wir das Erstemal mit Franzosen zusammen. Schon vorher war uns Vermeidung aller Streitigkeiten mit ihnen ernstlich empfohlen worden, aber schon am ersten Tage würde eine Zahl von 20. Conscribirten, die durch ihr ungebührliches Benehmen wahrscheinlich die deutsche Geduld auf die Probe stellen wollten, eine ernsthafte Scene veranlaßt haben, wenn sich der wackere Wachtmeister Beck weniger fest benommen hätte.

Bis hieher waren unsere Erwartungen nicht nur nicht herabgestimmt, sondern sogar noch gesteigert worden. Schon im Vaterlande hatten wir gute Quartiere und Ueberfluß an dem köstlichen Eilferwein gehabt,{589} im Würzburgischen waren zwar die Quartiere in Absicht auf das Essen minder gut, aber über dem herrlichen Maynwein vergaß man gern die geringere Kost. In Thüringen wurden wir schon nach sächsischer Weise bewirthet, und je näher wir gegen Leipzig anrückten, desto besser gefielen wir uns bey unseren Wirthen. Das schöne Sachsen hatte sich damals von den Drangsalen des Krieges im Jahre 1806.{590} gröstentheils wieder erholt, und gute Erndten hatten den Landmann wieder in höheren Wohlstand gesetzt. // S. 7//

Die Gutmüthigkeit und der gute Wille, womit uns der bürgerliche Sachse überall gab, was Kühe und Kelber vermochten, setzten uns öfters in Erstaunen; dagegen war vom sächsischen Edelmann nicht immer das nämliche zu rühmen. Der letzte Krieg mochte freilich manchem tiefe Wunden geschlagen haben, aber mir schien, als ob hie und da eine Familie durch den sehr hoch gestiegenen Luxus herunter käme, oder schon herabgekommen sey. Dieß und der grelle Contrast, den manches Edelmannsdorf in diesem gesegneten Lande mit den königl[ichen] Dörfern bildete, sprach eben nicht sehr zu Gunsten der sächsischen Edelleute, und es war leicht zu sehen, daß sie eine rühmliche Ausnahme in ihrem Stande nicht machten. Einzelne Ausnahmen fand ich allerdings, wie bei dem Grafen v[on] Hohenthal, in dessen Schlosse zu Knauthayn bey Leipzig ich mehrere Tage mich aufhielt, und einigen anderen vom höheren Adel; überhaupt aber und überall schienen die Klagen über Druck der Grundherren hauptsächlich nur von den kleineren Edelleuten veranlaßt zu seyn. Auf dem ganzen Marsche hatten wir bis hieher immer sehr vergnügt zusammengelebt. Mancher lustige Auftritt, den einer oder der andere in seinem Quartiere gehabt hatte, wurde unterwegs bey einem Halt und guten Frühstück dem versammelten Offtcierscorps preisgegeben; es vergieng kein Tag, wo nicht etwas dergleichen vorfiel, und wenn die Anekdote vielleicht auch nicht immer buchstäblich wahr war, so unterhielt sie doch. Besonders belustigte der gutmüthige, brave Hstn.{591} mit seinen 1.tägigen Liebschaften und naiven Einfällen. Einen angenehmen Gesellschafter hatte ich — // S. 8// meistens mit einer halben Schwadron auf Dörfer verlegt — an dem Lieutenant K...,{592} der mir neben seiner wissenschaftlichen Bildung auch wegen seines Talents zum Singen sehr werth war.

Auf dem Wege von Heilbronn bis in Leipzigs Nähe waren wir durch manche schöne Gegend gezogen, hatten mehrere niedliche Städtchen und wohlhabende Dörfer gesehen, und verschiedene Wirthe gehabt. Eines meiner angenehmsten Quartiere hatte ich beym Amtsschreiber Geisse zu Marienburghausen bey Haßfurt. Die Geradheit des Mannes und die sorgliche Geschäftigkeit der Frau zogen mich sehr an diese Familie an. Auch einige andere Hauswirthe, namentlich zu Fröhstockheim im Würzburgischen, zu Martinroda bey Ilmenau, zu Cumbach bey Rudolstadt und zu Unter-Schwednitz bey Zeitz haben mich durch ihre Sorgfalt und Aufmerksamkeit, die sie uns als Deutschen bewiesen, zur Dankbarkeit verpflichtet. Eine ausgezeichnete Bewirthung fand ich in dem Schlosse des Grafen Hohenthal zu Knauthayn und eine vortreffliche Unterhaltung in seiner gutgewählten Bibliothek. Bey Gelegenheit einer Musterung, die unser Kronprinz hielt, sah ich die Stadt Leipzig, die Pleissenburg, und die schöne Niederlage von Meißner Porcellän. Mehrere andere Merkwürdigkeiten noch zu sehen gestattete mir die Kürze der Zeit nicht. Überdieß befand ich mich in Knauthayn zu wohl, um gerne lange abwesend zu seyn. Aber der schöne Aufenthalt daselbst währte nur vom 1—6.ten April einschließlich. Ein Befehl des französischen Kaisers rief uns aus Leipzigs herrlicher Umgebung ab, und nach Frankfurt // S. 9// an der Oder. Es ahnte uns, daß es uns lange Zeit nicht mehr so gut werden würde, denn das jenseitige Sachsen{593} versprach uns keinen so angenehmen Aufenthalt, und vom Brandenburgischen erwarteten wir noch weniger, da die Württemberger vom Jahr 1806. und 1807. her noch keine ehrenvolle Celebrität{594} bey den dortigen Bewohnern genoßen.

Zweytes Capitel.

Am 7.ten April verließen wir unsere Standquartiere, zogen in Parade durch Leipzig, berührten am 9.ten das Schlachtfeld von Torgau, das ich freilich gerne näher besichtigt hätte, sahen die Festung die erst im Werden war, und giengen am nämlichen Tage über die Elbe.

In Torgau hatten Verständige die Haltung und den Zustand unsers Regiments bewundert. Am 10.ten kamen wir durch das artige Städtchen Herzberg nach Frankenhayn, wo uns der Pfarrer mit manchen Anekdoten, von denen mir besonders das Examen eines Candidaten der Theologie mit Nescio; Nescis? Nescit! wohl gefiel,{595} sehr angenehm unterhielt. Den folgenden Tag in den Quartieren zu Beesdau erhielt das Jäger-Regiment Herzog Louis die Nachricht, daß es auf unmittelbaren Befehl des Kaisers Napoleon vom württembergischen Corps getrennt, künftighin mit dem Schlesischen Ulanen - und 6.ten polnischen Husaren- // S. 10// Regiment unter dem Commando des Brigade-Generals Ornano und des Divisions-Generals Watier de S[ain]t Alphonse stehen, zu diesem Zweck unverzüglich und ohne ferneren

Ratschlag nach Frankfurt marschiren, und sich dort an das Corps dieser Generale anschließen soll.{596} Nach einem Marsch von etlichen Stunden durch die Lausitz, wo die wendische Sprache der Bauern mehrere Mißverständnisse veranlaßte, rückten wir beÿ Kossenblatt in die Mark Brandenburg ein, wurden beÿ Müllrose zum leztenmale vom Kronprinzen gemustert, und kamen noch am gleichen Tage nach Frankfurt an der Oder, wo eigentlich erst unsere gänzliche Trennung vom württembergischen Corps erfolgte.

Es war allerdings eine große Auszeichnung, daß vom Kaiser Napoleon unser Regiment namentlich zur Vereinigung mit der Division des Generals Watier, der den Vortrab der grosen Armee bilden sollte, bezeichnet wurde. Auch fühlten wir dieses und sahen wohl ein, daß wir zu Erwerbung von Ruhm und Ehre ein freÿes Feld vor uns haben. In dieser Beziehung waren wir mit der Bestimmung des französischen Kaisers wohl zufrieden; auf der andern Seite aber war manches gegen eine Vereinigung mit Franzosen einzuwenden; Letztere damals gewöhnt, auf die rheinischen Bundestruppen mit einem gewißen Stolze herabzusehen, und wenn sie es litten, sie wohl auch zu mißhandeln, konnten uns manche Unannehmlichkeit zufügen, vor der selbst der decidirte{597} Oberste sein Regiment nicht immer zu schützen // S. 11// vermochte; in jedem Fall aber, wenn wir uns mit den Franzosen auch noch so gut stellten, konnten wir auf keine Unterstützung beÿ ihnen rechnen, wie wir sie beÿ unserem Armeecorps hätten fordern können, und auch gefunden hätten; wenigstens so weit es Zeit und Umstände erlaubt haben würden. Ueberdieß flößte uns diese Entfernung gerechte Besorgnisse wegen der künftigen Behandlung unserer Kranken und Verwundeten ein, da uns die Nachläßigkeit und zuweilen auch Grausamkeit, mit welcher die französischen Aerzte ihre Kranken und Verwundeten zu behandeln pflegen gar wohl bekannt war. Auch war es noch unentschieden, ob wir uns mit den schlesischen Uhlanen würden vertragen können, ein Umstand der auf unser eigenes Schicksal von großem Einfluß seÿn konnte.{598} Beÿ Erwägung aller dieser Umstände konnten wir also die Freude über die uns wiederfahrene Ehre leicht mäsigen, und wir wären, wenn wir zu wählen gehabt hätten, bey unsern Landsleuten geblieben, und hätten gerne Leid und Freude mit ihnen getheilt.

Von Leipzig bis hieher war unser Marsch durch ein minder gutes Land gegangen, die Dörfer und Wohnungen der Wenden geben keinen günstigen Begriff von ihrem Wohlstände, und das Innere ihrer Häuser verräth Armuth und Unreinlichkeit. Im Brandenburgischen waren wir sehr unwillkommene Gäste, und sehr häufig gab es Klagen über schlechte Quartiere, die wohl nicht allein dem Mangel an gutem Willen von Seiten der Einwohner, sondern auch // S. 12// zum Theil der Mutter Natur, welche die Umgegend von Frankfurt sehr stiefmütterlich behandelt, und sie mit einer ungeheuren Menge Sand — hie und da auch Flugsand — begabt hat, zuzuschreiben sind; besonders veranlaßte der Haß der Frankfurter gegen uns mehrere unangenehme Auftritte.

Eine der schönem kleineren Städte zwischen Leipzig und Frankfurt ist Lübben von etwa 6,000. Seelen. Frankfurt gehört schon zu den gröseren Städten, wenigstens nach dem Tone, der da herrscht.{599} Die Stadt liegt hart an der Oder und eignet sich zum Handel und zur Schiffahrt, da der Fluß hier schon eine sehr beträchtliche Breite und Tiefe hat, vortrefflich, auch mag in den Zeiten des Friedens der Verkehr in dieser Stadt gar nicht unbedeutend seyn. Hier hatte ich mehr Muße mich umzusehen, als in Leipzig und ich benüzte sie auch wirklich. Von Merkwürdigkeiten{600} sah ich zwar nichts, aber ich suchte auch keine auf; desto mehr interessierte mich das Leben und Treiben der Bewohner dieser Stadt, denn gleichwie zwischen dem Clima der Mark Brandenburg und dem des südlichen Deutschlands ein bedeutender Unterschied ist, so sind auch die Bewohner dieser beiden Gegenden durch Sitten und Lebensart merklich von einander unterschieden. Der Norddeutsche zeichnet sich vor dem Süddeutschen durch eine grösere Abgeschliffenheit und Gewandtheit im Umgänge aus, dagegen aber ist der Süddeutsche gerader, offener, ehrlicher. Im Character des Süddeutschen ist Gutmüthigkeit ein hervorstehechender Zug, während beym Norddeutschen alles andere dem eigenen Ich nachsteht. // S. 13//

Man sagt zwar, die Moralität sinke bey uns immer tiefer, allein sie muß noch weit herunter kommen, bis sie auf der nemlichen Stufe, wie wenigstens in den gröseren Städten Norddeutschlands, steht. Es empört, wenn man von Gassenjungen von 6—8. Jahren bey jedem Schritte angerufen wird, ob man nicht schöne Mamsells befehle. Ich glaube, wenn bey dem Pöbel die Sitten-Verderbniß so groß ist, daß sie bey dem Mittelstände nicht weniger groß seyn wird, denn ich habe nicht nur Militärs, sondern gut gekleidete Civilisten, denen es die Gassenbuben nicht ansehen konnten, ob sie fremd oder einheimisch sind, auf obige Art anrufen hören. Jedoch gilt dieses nicht alleine von Frankfurt, sondern von allen gröseren Städten Norddeutschlands mehr oder weniger, hauptsächlich aber von solchen, welche lange Zeit fremde Soldaten, besonders Franzosen, beherbergten.

In Frankfurt stunden die Einwohner nicht an, uns einen sehr ungünstigen Begriff von Pohlen, das wir nun zu einem Theile durchziehen sollten, zu geben, oder vielmehr geben zu wollen, denn wir zweifelten keinen Augenblick an dem Vorzug der pohlnischen vor den brandenburgischen Quartieren. Nachher erkannten wir, daß die Preussen Recht — und wir die traurigen Schilderungen nicht ganz ihrem Unmuthe gegen uns zuzuschreiben hatten. // S. 14//

Drittes Capitel.

Am 16.ten April hielt der neue Brigade General Ornano Musterung, bezeugte seine Zufriedenheit mit unserer Haltung, und wünschte uns glückliche Reise nach Pohlen. Nach dem Uebergang über die Oder schlugen wir den Weg nach Posen ein. Noch an demselben Tage kamen wir am Schlachtfelde von Kunersdorf vorbey, hatten aber nicht Gelegenheit, dasselbe näher zu besichtigen. Von Frankfurt an wird die Gegend immer trauriger, öder, das Land sandiger, doch waren wir noch 2 l/2.Tage lang auf deutschem Grund und Boden, aber am 18.ten April Nachmittags rückten wir in das Großherzogthum Warschau ein. Das30 erste pohlnische Ort Tszermeissel, ein Städtchen — glaubten wir — müsse eines der schlechtesten in Pohlen seyn, aber das nächste war noch schlechter, das dritte noch armseliger und so fort. Zwar hatte ich an diesem Tage noch das Glück, meine Herberge in einem Kloster (Paradies — Benedictiner) zu finden. Das Aeussere und Innere zeugte von Reichthum, aber das dazu gehörige Dorf und seine Bewohner waren höchst elend. Ein kleiner Bach macht hier die Grenze zwischen Pohlen und Schlesien, und auch die schlesische Seite ist mit einem Dörfchen bebaut, das zwar keinem unserer Dörfer gleicht, nichts desto weniger aber mit dem pohlnischen einen grellen Contrast bildet, wahrscheinlich darum, weil hier die Pfaffen nichts zu Wirtschaften haben. // S. 15//

//S. 15// Die Pfaffen sind sich wohl überall gleich und ähnlich, sagte ich mir, aber ich ärgerte mich doch. Ich wurde gut bewirthet, und mit pohlnischem Wein, den ich als solchen gut finden mußte, getränkt, meine Soldaten assen bey den Bayern Sauerkraut und Kartoffeln, und tranken Fusel{601}, schlechter als in andern pohlnischen Orten ohne Kloster. Die deutsche Sprache kennt hier noch der gröste Theil der Einwohner. Tags darauf gieng der Zug durch grose Ebenen, die durch die dünne gesäeten Dörfer im Style unserer Schweineställe gebaut, ein noch traurigeres Aussehen bekommen. Als ich nach einem Marsch von 8. Stunden mit 2. Zügen nach dem Dorfe Löwin detaschirt{602} wurde, befragte ich den Wegweiser um die Entfernung bis dahin. Der StockPohle{603} verstand mich so wenig, als ich ihn. Traurig folgte ich seiner Führung, und fand in diesem Orte nicht Einen Menschen, der deutsch verstanden hatte [sic]. Noch nie hatte ich eine solche Unbehaglichkeit gefühlt, niemand verstand mich, mich eckelte die Unreinlichkeit der Menschen nicht weniger an, als die ihrer Wohnungen; das unfreundliche Wetter nöthigte mich, in dem Stalle, den man in Pohlen Haus und Stube zu nennen beliebt, zu bleiben. Wenn ich meine Wohnung zu Knauthayn mit dieser verglich, so hätte ich über meine Lage und die Menschen weinen mögen. Doch tröstete ich mich wieder, wenn ich bedachte, daß ich nicht allein in dieser Lage sey, sondern daß mein ganzes Regiment ungefähr ebenso beherbergt und vom Schmutz gequält sey, wie ich. Es ist wohl sehr menschlich, daß man seine eigenen Widerwärtigkeiten //S. 16// weniger tief fühlt, oder vielmehr sich darüber tröstet, wenn man weiß, daß seine Nebenmenschen in der gleichen Lage sind. Dieser und die 2. folgenden Tage, wo ich eben solche Quartiere hatte, waren mir höchst peinlich, und ich glaubte überzeugt zu seyn, daß es mir nie{604} schlimmer ergehen könne. Wie glücklich wäre ich, wenn dieses wirklich so gewesen wäre! An den folgenden Tagen war die Einförmigkeit unseres Weges nicht geeignet, mich in eine bessere Stimmung zu versetzen, aber ich gewöhnte mich nach und nach an die neue Lage, und fand sie bald erträglicher, da ich inzwischen auch die notwendigsten pohlnischen Wörter gelernt hatte. Am 22. April Nachmittags kamen wir in der Gegend von Posen an, und wurden zu meiner großen Freude in deutsche Colonisten-Dörfer verlegt, um da Rasttag zu halten. Die bessere Bauart dieser Dörfer und die Reinlichkeit der Bewohner setzte{605} mich in Entzücken, ich glaubte mich nach Deutschland versetzt. Mein erstes war hier, die Einwohner zu fragen, wie lange sie schon hier seyen, und wie es ihnen hier gefalle. Die Anhänglichkeit dieser guten Leute an ihr ehemaliges Vaterland, das sie selbst nie gesehen hatten, von dem sie aber mit einer Begeisterung und Umständlichkeit sprachen, als ob sie lange Jahre dort gelebt hätten, freute mich; aber die Versicherung, daß sie von den alten Bewohnern sehr gehaßt und wohl auch mißhandelt werden, und daher ihren Eltern den Tausch des Vaterlandes nicht danken können, betrübte mich. Nur wenige von ihnen reden die Landessprache, ob // S. 17// sie gleich hier gebohren sind, und vielleicht mag auch dieses dazu beytragen, daß sie von den alten Pohlen Haß und Druck zu dulden haben. — Am Rasttage hatte ich Zeit, mein Tagebuch zu ergänzen, und den Marsch in Pohlen noch einmal zu überdenken, wobey mir aber die Versicherung mehrerer gebildeter Pohlen, daß jenseits Posen{606} das Land noch schlechter sey, schwer auf's Herz fiel. Ich hatte eigentlich erst 3. ganz schlechte Quartiere gehabt, wo ich mit meinen Hauswirthen und ihrer ganzen ehrbaren Familie von Schweinen, Ziegen, Kälbern, Gänsen, Enten und Hühnern die Nacht in Einer Stube zubrachte. In Chelmo bey Pinne war ich in dem Schlosse des Grafen Stanicki, der zwar nicht selbst gegenwärtig war, dessen junge Söhne aber uns von ihrer vielseitigen Bildung einen vortheilhaften Schluß auf die intellectuelle Bildung des Vaters machen Hessen; wie es mit seiner moralischen Bildung stand, weiß ich nicht, sein Dorf und seine Bauern waren aber höchst elend. — Den folgenden Tag wurde ich auf Veranlassung meines Schwadrons-Chefs{607} Abends zum Grafen Prujimski eingeladen. Der Graf war wenig gebildet und albern, aber adelsstolz, die Gräfin eine steife Matrone, und wo möglich noch stolzer. Die Tochter schön und sehr gut gewachsen, talentvoll, aber sehr eitel, eine Nichte von nicht unebener Gestalt, junge Wittwe, schien kein Behagen am Wittwenstande zu finden, und mochte es wohl leiden, daß ein beym Grafen einquartierter kräftiger Lieutenant sich gerne mit ihr unterhielt. //S. 18// Der alte Graf tractirte vornehm, aber sparsam; seltene Speisen, aber nicht für die Hälfte der Gäste hinreichend, ein Getränke, mehr mit Essig als Bier vergleichbar; zum Nachtisch einen Fingerhut voll sauren Ungarweins. Vor dem Nachtessen zeigte die junge Gräfin ihr Talent in der Musik, das wirklich Lob verdiente, aber durch einen Kosackentanz, den sie mit ihrer kleinen Schwester auffuhrte, entzückte sie alle; wir waren nur Auge, und nichts hätte uns ungelegener kommen können, als die Nachricht, daß im Speisesaal aufgetragen sey. Trotz des magern Nachtessens war ich sehr vergnügt, bis meine Illusion beym Nachhausegehen durch den Anblick der erbärmlichen Menschenställe schwand.

Wehmüthig nahm ich am 24. April von den guten Deutschen Abschied, wünschte ihnen Glück, das sie aber bis jetzt wohl schwerlich gefunden haben werden, und schlug den Weg nach Posen ein. Bey Demsen, einem andern deutschen Colonisten Dorfe, sammelte sich das Regiment, und zog von da in Parade durch Posen. Die zahllose Menge der klappernden Windmühlen, die die Stadt in geringer Entfernung umgeben, und deren es auf dem diesseitigen Eingänge von Posen besonders viele sind, setzte uns nicht weniger in Erstaunen, als unsere Pferde in Schrecken. Die Stadt selbst hat mehrere gut gebaute, während der preussischen Herrschaft38 39 entstandene Strassen, und zeichnet sich vor den meisten pohlnischen Städten vortheilhaft aus. Am jenseitigen Ende derselben giengen wir über die Warthe, und // S. 19// schlugen den Weg nach Gnesen ein. Mein Schwadrons-Chef war diesen Tag auf einem Dorfe, das — wenn ich es anders richtig gehört habe, Koszalkowikorski heißt, bey einem Edelmann in Quartier, dessen 2. Töchter mit pohlnischen Uhlanen-Officiers verlobt, ihren Geliebten beym Abschiede versprochen haben sollen, daß sie mit fremden Männern keine Sylbe wechseln wollen. Wie lange sie dieses Versprechen hielten, weiß ich nicht, nur so viel weiß ich, daß sie während der Anwesenheit der Württemberger ihrem Gelübde nicht untreu wurden und daß der Verwalter des Edelmanns versicherte, daß noch keine 14. Tage seit dem gegebenen Versprechen verflossen seyen. Wir hielten diese Damen für stumm, und die wiederholten Versicherungen des aufrichtigen Verwalters konnten uns kaum vom Gegentheil und der Wahrheit seiner Erzählung überzeugen. — Den folgenden Tag erreichten wir Gnesen, eine ziemlich beträchtliche, jedoch schlecht gebaute Stadt, die der Sitz eines Erzbischoffs, und durch einen besuchten Pferdemarkt weit berühmt ist. In meinem Quartiere zu Czecznigrolevski39 hatte ich einen sehr neugierigen Hausherrn, bey dem gerade ein noch viel neugieriger Landpfarrer zum Besuche war. Beide erkundigten sich sehr angelegentlich nach allen Ländern, die wir schon durchzogen hatten, und besonders nach unserem Vaterlande, nach dessen Clima, Cultur und Verfassung. Keiner von den beiden Herren war je über die Grenzen Pohlens gekommen, und beide wußten von // S. 20// ihrem Vaterlande kaum etwas mehr, als daß ihr Wohnort im bessern Theile Pohlens liege, und daß ihr Land den südlichen Ländern nach Clima und vielleicht auch Cultur nachstehen müsse. Meine Erzählungen konnten daher nichts anders als Erstaunen erregen, und nachdem ich ihnen mehrere Stunden lang von Württemberg, von dem milden Clima, von der LandesCultur, von den Einwohnern und ihrer Lebensart, und {608} {609} zulezt auch von dem segensreichen Jahr 1811. gesprochen hatte, priesen sie das südliche Deutschland glücklich, waren vollkommen überzeugt, daß es ein wahres Paradies sey, und sahen mich mit andern — ich möchte beynahe sagen, neidischen Augen an. Mein Graf war so sehr vergnügt, daß er nichts sparte, um mir zu zeigen, wie ein werther Gast ich ihm sey, und ich selbst hatte mich ganz in angenehme Erinnerungen verloren. Es war dieser Tag einer der angenehmsten, die ich in Pohlen verlebte.

An den folgenden Tagen führte unser Weg durch mehrere kleine, schlechte Städtchen, in deren einem — Radczejew — viele Württemberger ansässig sind, die durch den Anblick der Landsleute in grosse Freude geriethen, und sich nach ihren Geburtsorten und Verwandten angelegentlich erkundigten, wobey sie ihre traurige Lage in Pohlen herzbrechend schilderten. Am 30. April setzten wir in grossen Kähnen über die Weichsel, verließen am 3. May das Grosherzogthum Warschau, betraten bey Jilienburg (oder Illowo) das ostpreussische Land, und bezogen den 6.ten bey Neidenburg Cantonirungsquartiere. // S. 21//

Die Freude über den Ausmarsch aus Pohlen und den Einmarsch nach Ostpreussen war allgemein und unbeschreiblich. Hatten wir früher ganz Preussen wegen der Ungefälligkeit der Brandenburger und der schlechten Quartiere verwünscht, so dankten wir jetzt Gott, daß er uns wieder unter Menschen kommen ließ. Um aber nicht ungerecht gegen die Pohlen zu scheinen, will ich hier einige Bemerkungen machen, die sich jedem Reisenden bey seinem Eintritt in Pohlen aufdringen, und zum Beleg meiner Angaben einige Anekdoten anführen. Vorher muß ich nur noch bemerken, daß die Wohlhabenheit und Frugalität, an die ich durch Erziehung gewöhnt war, und die Rechtlichkeit und der schlichte Bürgersinn, die ich meinen braven Eltern zu danken habe, mich manche scharfe Ecke ich Pohlen tiefer fühlen ließen, als sie vielleicht mancher andere fühlen mochte.

In Pohlen machen allein die Edelleute die Nation aus. Ein Hauptzug im Charakter des Adels ist der Stolz, eine Folge der früheren Verfassung, nach der jeder Edelmann bey der Königswahl nicht nur eine Stimme hatte, sondern selbst wahlfähig war.{610} Im allgemeinen ist der Edelmann tyrannisch gegen seine Unterthanen; aber sclavisch gegen Höhere; er ist mißtrauisch, boshaft und treulos gegen seine Landsleute, selbst ein gleiches Interesse vereinigt ihn nicht immer mit dem andern, und seine Sache geht der Sache des Vaterlandes vor, oder er macht jene zu dieser. Immer war Pohlen in Partheyen getheilt, und kräftige Männer bekannten sich zu der einen oder

zu der andern, // S. 22// aber keiner vermochte seinem Vaterlande eine Ruhe zu geben, die einem Wahlreiche unnatürlich ist. Ueppigkeit und Prachtliebe hat manche Familien arm gemacht, andere zum Verrath am Vaterlande verleitet, und am Ende die Nation um ihre Existenz gebracht.{611} Koscinsko{612} und andere brave Männer konnten dem allgemeinen Verderben nicht Einhalt thun, und vergebens suchten sie das Land zu retten. Es wurde zerrissen, aber die Art, wie dieses geschah, war nicht geeignet, die Herzen der Nation, oder vielmehr des Adels dem neuen Vaterlande zu befreunden. Zwar that Preussen in seinem Antheil das Möglichste zu Emporbringung des Landes, und die Spuren seiner Regierung erblickt man noch mit Wohlgefallen, aber der Adel sah in ihm nur seinen Unterdrücker, und mißkannte das Gute. Er wurde wieder wohlhabender, aber ohne daß es ihn freute, denn er mochte seinem Feinde nichts danken. Freudig ergriff er die Waffen, als Napoleon Pohlen ins Leben zurückzurufen versprach; er scheute keine Aufopferung, willig gab er Geld und Gut und Blut hin, und vergöttert wurde der Freiheitsbringer Napoleon. Er aber stellte nicht das Reich Pohlen wieder her, sondern schuf das Herzogthum Warschau, und führte durch hohe Abgaben, und übergroße militärische Macht Erschöpfung herbey. Dieses betrachtete jedoch der Pohle nur als ein Interim und ertrug es geduldig. Ein neuer Krieg mit Rußland, hoffte er, werde Pohlen sich selbst wieder zurückgeben. Dahin gieng sein Wunsch und sein Streben, und daher rührte seine Vorliebe für Napoleon. Im Herzogthum // S. 23// Warschau, unter Sachsens Hoheit,{613} galt der pohlnische Adel wenig; im Königreich Pohlen hoffte er die verlorenen Vorrechte, den entschwundenen Wohlstand, das grose Ansehen wieder zu erringen. Stolz war der Adel auf seine früheren Vorrechte, und ebenso stolz auf den, welcher ihm die Herstellung des Reichs verhieß. In Südpreussen war der Adel wohlhabend geworden, im Herzogthum Warschau wurde er arm, aber die Erinnerung an den früheren Wohlstand lebte noch in ihm, er hatte sich theils aus natürlichem Hange zum Luxus, den die Erziehung noch genährt hatte, theils, weil er es nicht nöthig hatte, an keine weise Sparsamkeit gewöhnt. Verarmung und Mangel waren die unausbleiblichen Folgen. Einige Beispiele mögen diese lezteren Angaben unterstüzen. In Cornowa, 2. Tagmärsche jenseits Gnesen{614}, traf ich einen Edelmann, der die Fenster seines Wohnzimmers reichlich mit Papier verklebt hatte, der kaum Holz genug zur Wärmung des gemeinschaftlichen Wohnzimmers beischaffen konnte, aus dessen Zügen der Hunger hervorleuchtete, dessen Töchter aber nichts desto weniger in Seide gekleidet, und von einer in Mousselin{615} gekleideten Kammerjungfer bedient waren. Ein gleiches traf ein anderer Officier meines Regiments, nur daß dort der Luxus noch mehr gesteigert, und der häusliche Wohlstand noch tiefer gesunken war, denn die ganze adeliche Familie bediente sich, nach patriarchalischer Weise, Eines Trinckglases, und Einer Gabel, aber keines Tischtuches, und den einquartierten Officieren wurde aus Mangel an Betten und Raum im Hause die Lagerstatt // S. 24// neben den Töchtern des Hauses auf blossem Stroh angewiesen. Ein Bürgerstand existirt in Pohlen nicht. Also nur noch Einiges von den Bauern, denn ich kann nicht wohl sagen: Bauernstand. Als Sclaven der Edelleute wachsen sie auf, wie das liebe Vieh, sie lernen weder lesen noch schreiben, und das Ganze, wozu sie von ihren Erzeugern angewiesen werden, besteht in den wenigen und einfachen Handgriffen und Arbeiten des Ackerbaues. Sie haben kein Eigenthum, ihr Besitzthum gehört dem Edelmann, er läßt den grösten Theil seiner Orts-Markung durch den Bauern bauen, und überläßt ihm nur so viel Grund und Boden, als er zu Ernährung seiner Familie bedarf. Den Ueberfluß einer ungewöhnlich reichen Erndte muß der Bauer dem Edelmann abtreten, so wie er denn auch im entgegengesetzten Fall seine Erhaltung von der Güte des Edelmanns zu erwarten hat. Als Sclave gebohren, als Sclave erzogen, kennt der Bauer keine anderen, als thierische Gefühle und Bedürfnisse, er unterwirft sich mit Geduld den barbarischsten Launen seines Herrn, und küßt mit Ehrfurcht den Fuß, der ihn so eben niedergetreten hat. Die größerntheils unmenschliche Behandlung macht ihn fühllos und stumpf, und kaum wagt er in Gegenwart seines Herrn zu athmen. Hat ihm die Milde desselben einige Groschen übrig gelassen, so berauscht er sich in Brantwein, und wird aus einem Halbmenschen ein Vieh. Der Hang zum Stehlen, den man beym gemeinen Pohlen allgemein antrifft, // S. 25// und wovor sich jeder Reisende hüten möge, hat seinen Grund nicht in der Habsucht, sondern in der unwiderstehlichen Neigung zum Branntweintrinken. Von der Sclaverey rührt auch die gränzenlose Unreinlichkeit her, die man beinahe in allen Baurenhäusern ohne Ausnahme findet, und die sich über die ganze Lebensart und die Sitten der Einwohner verbreitet hat. Man stelle sich eine Stube vor, deren Umfassungswände aus kaum gekanteten — über einander gelegten Baumstämmen bestehen, deren Ritzen mit Moos verstopft sind, die ungehobelte Thüre mit einem hölzernen Ringel verschlossen, drey 1.' [Fuß/ Schuh]{616} hohe und 1 1/2/ breite Fensteröffnungen, deren eine Glasscheiben, die 2. anderen aber nur hölzerne Vorschieber haben, der Boden mit Erde ausgeschlagen, an 2. Wänden schmale Bänke, 1. kleiner ungehobelter Tisch, 1. runder Backofen samt hölzernem Rauchfang zur Seite des Backofens, 2. sogenannte Pritschen über einander zum Lager der Menschen bestimmt, und in dem übrigen Raum der Stube 1/2. Dutzend Gänse, Enten, Hühner, einige junge Schweine, eine Ziege oder gar ein Bock, ein Kalb und 1. Kuh, — so hat man das Bild einer pohlnischen Bauernstube, und unserer Quartiere in Pohlen.

Viertes Capitel.

Unsere Cantonnirung bey Neidenburg währte nur 3. Tage, nach deren Verfluß wir durch die nachrückenden Bayern um einen{617} // S. 26// Tagmarsch weiter vorgeschoben wurden. Zwischen Passenheim und Wartenburg wurden die Cantonnirungsquartiere auf's Neue aufgeschlagen. Mich führte ein gutes Glück in das Haus des Gutsbesitzers Frey tag in Pattaunen, wo ich 12. recht angenehme Tage verlebte. Meine Genügsamkeit und Sorge für Erhaltung einer guten Mannszucht hatten die Freytag'sche Familie sehr für mich eingenommen, und nur ungern ließ sie mich scheiden. Aber meines Bleibens war hier nicht, und so zog ich denn am 23.ten May, von den herzlichen Glückwünschen dieser guten Leute begleitet, ab, um bey Rössel in eine neue Cantonnirung zu gehen. Tags darauf wurde ich mit einem Commando von 12. Mann zur Unterhaltung der Communication mit den Vorposten nach Goldap geschickt, wo ich an dem schönen grosen Kloster, dieh[eilige] Linde genannt, vorbey über Rastenburg und Angerburg am 26.ten ankam, nachdem ich unterwegs noch mehrere reiche Domänen, sogenannte Aemter, wie Popiollen und Sperling, gesehen hatte. Dort löste ich den preussischen Husaren-Lieutenant v[on] Teschen ab, und hatte ausser meiner Hauptstation noch 2. Nebenstationen zu besetzen. Durch einen Aufenthalt von 8. Tagen, während welcher Zeit ich bey dem braven Amtmann Reutter von Waldaukadel im Quartier stand, waren mir mein Wirth, der Justiz-Amtmann und Bürgermeister der Stadt, so lieb geworden, daß ich mich ungern von ihnen trennte. Ich hatte bey den Ostpreussen mehr guten Willen, mehr // S. 27// Offenheit und Herzlichkeit gefunden, als bey den Brandenburgern. Der Theil von Ostpreussen, den ich bis daher gesehen hatte, ist meistens sehr fruchtbar; der Städter und Landmann lebt zwar nicht im Ueberfluß, doch meistens ohne grose Nahrungssorgen. Die Städte sind gut gebaut, und man sieht einzelne geschmackvolle Häuser. Was mir besonders gefiel, sind die sehr großen Marktplätze, sogenannte Ringe, in den Städten, worauf die Bewohner einen sehr grossen Werth zu legen scheinen. Die Dörfer zeugen von ziemlicher Armuth, ohne jedoch eigentlich ärmlich zu seyn, und sind meistens rein gehalten.

Fünftes Capitel.

Bis hieher hatte ich, den Marsch durch Pohlen ausgenommen, gute Tage verlebt, und in meinem ganzen bisherigen Leben zählte ich wenige Tage des Leidens, aber keine der Noth. Jetzt sollte ich alle erdenklichen — die gräßlichsten Scenen des Unglücks, Jammers und Elends nicht nur sehen, sondern selbst fühlen. Hievon aber war noch kein Gedanke in mir. Die goldenen Träume von Rußland waren zwar durch die Erzählungen der Pohlen und Preussen entschwunden, und ich war nüchtern geworden, aber weder ich, noch andere hatten nur eine Idee von dem Gräßlichen, das uns bevorstand. // S. 28//

Mit minder leichtem Mute trat ich am 4. Juny den Marsch nach Olezko an. Nach einigen Tagen traf ich mit meinem Regiment zusammen, und betrat am 14.ten zum zweytenmale das Herzogthum Warschau. In Würballen wurde uns noch etliche Tage Ruhe gegönnt, die zur Requisition von Lebensmitteln aus der Umgegend benützt wurde. Auf Napoleons Befehl versah sich jedes Regiment auf 23. Tage mit Lebensmitteln. Starke Commandos durchzogen diesen ganzen Theil des Herzogthums Warschau, durchsuchten die Häuser, nahmen an Lebensmitteln, was zu finden war, und liessen den Einwohnern nur einen 8tägigen Bedarf. Auch ich hatte eines jener empörenden Commandos, und noch ergreift mich beym Gedanken an dasselbe ein Schauer. 8. Tage nachher beym Uebergang über den Niemen wurde der grössere Theil dieses Raubes stehen gelassen, ob auf höhern Befehl, oder Veranstaltung der französischen Commissärs, weiß ich nicht, so viel aber ist gewiß, daß diese die Ungeheuern Vorräthe nachher um grose Summen verkauften.

Am 18. Juny fieng die große Armee an, sich näher zusammen zu drängen, und große Truppenmassen schoben sich gegen die Ufer des Niemens hin. Ein kleines Intermezzo machte noch bey Mariampol die Heerschau des Divisions-Generals Montbrun über etwa 10,000. Mann Cavallerie, aber noch am nämlichen Tage glaubten wir den Feldzug eröffnen zu müssen, da wir // S. 29// mehrere Stunden in ausgesetztem Trabe vorrückten. Am 22. und 23. Juny wälzten sich endlich über die weitausgedehnten Ebenen dicht gedrängt unabsehbare Massen an den Gränzfluß vollends hinan, und harrten nun des Zeichens zum Uebergang. Schon mehrere Tagmärsche hatte die französische Armee ihren Zug durch Raub und Verwüstung des armen Landes bezeichnet, wie sollte es nun in Feindes Land werden?

Abends am 23. Juny wurden 1. Stunde oberhalb Kowno 2. Pontonsbrücken ohne Hinderniß geschlagen, und einige Cavallerie-Regimenter setzten über.

Am 24. Juny Morgens mit Tages-Anbruch fieng der Uebergang der grosen Armee über den verhängnisvollen Strom an. Es war ein herrlicher Morgen; aber Nachmittags umzog ein furchtbares Gewitter den Horizont, und goß den Regen in Strömen herab. In 2. Tagen, die Nächte mit eingeschlossen, während welcher Zeit ein Regiment und ein Corps immer das andere drängte, war der Uebergang vollbracht.

Die Division des Generals Watier de S[ain]t Alphonse an der Spize der Armee, gieng in 2 1/2. Tagen{618} über Rumzisky und Zismory bis Sobilisky halbwegs{619} Troky vor. Die wenigen Feinde, die sich hie und da sehen liessen, wichen schnell zurück, ohne ihr Glück mit uns versuchen zu wollen; den 26. Abends zeigten sie sich in bedeutender Menge, kehrten aber, als sie uns zum Angriff // S. 30// gerüstet sahen, bald wieder zurück. Am 27. rückte die ganze Armee näher zusammen, um bey Wilna mit der russischen Armee zu schlagen, aber die Russen verbrannten nur die Hauptmagazine in Wilna, zerstörten die Brücke über die Wilia, und ließen die grose Armee beinahe ohne Blutverlust den 29. in Wilna einziehen. Auf 2. Strassen drängte sich von hier aus die grose Armee so schnell als möglich vorwärts, um die fliehenden Russen zu erreichen, welche ihren Rückzug auf Dünaburg hin nahmen. Unsere Division hielt sich auf einer Neben Strasse, welche über Widsy und Braslaw führt. Die leichte Reiterey der Feinde machte nun bey nahe täglich Miene, sich halten zu wollen, und nahm kleine Gefechte mit der unsrigen an; der Verlust war auf beiden Seiten unbedeutend, aber die Russen erreichten ihren Zweck, unser Vorrücken aufzuhalten. Bey Swinsiany sollte am 4. July Rasttag gehalten werden, und nun griffen die Russen an, und brachten uns wenigstens um den halben Nutzen des Ruhetags.

Den 5. July sehr früh trat das Corps den Marsch wieder an und holte nach 1/2. Stunde den absichtlich langsam zurückgehenden Feind ein. Rasch sollte der Angriff beginnen, aber noch rascher hatte sich der gröste Theil der russischen Arrieregarde zurückgezogen, und einen Theil seiner Plänkler, so weit es das Terrain zuließ, rechts und links an der Straße vertheilt. // S. 31//

Unter unaufhörlichem Geplänkel und manchen Neckereyen von Seiten der Russen, kamen wir nach 5. Stunden sehr ermattet vor einer Anhöhe an, wo der General Wittgenstein{620} mit dem Herzog Alexander von Württemberg neben dem Dorfe Daugelisky eine Stellung genommen hatte, die durch einen vor ihr liegenden sumpfigen{621} Bach, durch mehrere Moräste und struppiges Buschwerk dem Angreifer bedeutende Schwierigkeiten entgegen stellte.

Der König von Neapel, seit 2. Tagen Führer des ganzen Cavalleriecorps, schob unsere Brigade als Spitze zum Angriff vor, und stellte sie einstweilen in das gutgerichtete feindliche Canonenfeuer, als er aber die Schwierigkeiten des Terrains sah, gab er Befehl zum Rückzug, um vorher Menschen und Pferde wieder Kräfte sammeln zu lassen, und die feindliche Stellung näher zu recognosciren. Während dieser Zeit hielt eine Parthie Plänkler die feindlichen leichten Truppen zurück. Um 4. Uhr Nachmittags sollte der Angriff beginnen. Mit wenigen aber kräftigen Worten ermahnte der Oberste v[on] Waldburg sein Regiment zur Tapferkeit, und erinnerte es an die Aehnlichkeit des heutigen Tages mit dem von Linz{622}, und keiner bezweifelte die Eroberung der russischen Batterie. An der Spitze der Brigade umgieng das Regiment Herzog Louis durch ein unwegsames Gestrüppe einen Morast, traf wieder auf die Heerstraße, setzte in vollem Gallopp unter dem heftigsten Kanonenfeuer der Russen über die Brücke // S. 32// des Baches am Fuße der feindlichen Anhöhe, und formirte sich zum Angriff. Schnell zog sich die russische Artillerie zurück, und{623} ein Dragoner Regiment erwartete den Angriff. Es hielt den [sic!] Ungestüm der Württemberger nicht aus, sondern mußte sogleich weichen. Eben dasselbe that das 2.te Regiment, aber das 3.te hielt Stand, und drängte die braven Reiter, welche sich vergeblich um Securs{624} umsahen, endlich zurück. Hiedurch sah sich die 4.te Schwadron des Regiments, (bey der ich stand) welche zur Deckung des rechten Flügels einige Schwadronen Kosaken verjagt hatte, gleichfalls zum Rückzug genöthigt. Nun kamen zwar endlich die 2. andern Regimenter der Brigade heran, allein zu spät, und die ganze Frucht des tapfern Angriffs waren einige gefangene Soldaten und Pferde, wogegen von unserer Seite der OberstLieutenant Prinz von Hohenlohe in Gefangenschaft gerieth. Die Russen fanden aber für gut, einen 2.ten Angriff nicht abzuwarten, sondern zogen sich schnell zurück. Eine halbe Stunde nachher musterte der König von Neapel das Regiment, beehrte es, als er die Fronte hinabritt, mit dem Ausruf: foudre, vous avez bien charge!{625} und versprach grose Belohnungen, die jedoch ausblieben. An diesem und dem folgenden Tage kamen sehr viele Ueberläufer, alle aus Russisch Pohlen.

Unser Verlust an diesem Tage war unbedeutend, um so auffallender war der grose Verlust der Russen an Menschen, besonders aber an Pferden. Durch dieses Gefecht gelangten wir übrigens wieder // S. 33// zur Ueberzeugung , daß die Russen Stand halten können, wenn sie wollen.

Die Herstellung mehrerer abgebrannten [sic!] Brücken veranlaßte Tags darauf bey Daugelisky und den 8. bey Widzy Ruhetage, und nur kleine Abtheilungen von leichter Reiterey konnten zur Recognoscirung der Gegend und des Feindes ausgeschickt werden. Den 10.ten erreichten wir Braslaw, etwa 1 1/2. Tagesmärsche von Dünaburg.

Nach einem abermaligen Ruhetage, welchen die Ungewißheit über die Stärke des Feindes veranlaßt haben mochte, zogen wir uns rechts gegen Druja hin, und kamen den 13. Abends in der Nähe dieser Stadt und der Düna an. Den andern Tag war Druja von dem russischen Cavalleriecorps, dem zur Seite wir hieher gezogen waren, verlassen, und da man nicht wußte, wohin es sich gewendet hatte, noch viel weniger aber seine Stärke kannte, so zog die Division auf Ikossna zurück, verstärkte sich dort mit einer 2.ten Division, und gieng Tags darauf wieder gegen die Düna vor. Bis zum 20. Juli einschlieslich wurden an der Düna auf und ab Demonstrationen gemacht, bis sich die grosse Armee gegen Dießna hin zusammen gezogen hatte, um die Haupt Armee des Feindes, welche mit der Verlassung der Schanzen bey Dünaburg ihren (wirklichen oder Schein) Plan, nach Riga sich zurückzuziehen, aufgegeben, und nun den Weg nach Pollozk, von wo ihr noch die Straßen nach Petersburg und Moskau offenstanden, eingeschlagen hatte, schnell zu verfolgen, und // S. 34// sie wo möglich zu einer entscheidenden Schlacht zu bringen.

Den 21. Juli trafen wir mit der grosen Armee bey Diesna zusammen, und Tags darauf sollte ein Cavalleriecorps von etwa 18. Regimentern auf das rechte Dünaufer übersetzen. — Bis hieher hatte sich die russische Armee zurückgezogen, ohne sich in ein einziges bedeutendes Gefecht einzulassen, und die wenigen Scharmützel, die sie lieferte, konnten dem Ganzen keine andere Wendung geben. Mancher Kampflustige in unserer Armee fürchtete, es möchte Friede gemacht werden, ehe die Russen ein einzigesmal zum Schlagen gebracht würden.

Die Vertheidigung ihres Antheils an Pohlen scheint nicht in dem Plan der Russen gelegen zu haben, wohl aber die Verheerung desselben. Ueberall wo wir hinkamen, hatten dieselben die Wohnungen niedergebrannt, die Einwohner in das Innere der Wälder verjagt, und uns nichts als rauchende Trümmer und Brandstätten hinterlassen, alles Vieh war entweder von der russischen Armee wegetrieben, oder von den Einwohnern geflüchtet, alle Vorräthe an Lebensmitteln für Menschen und Vieh waren bey Seite geschafft, oder verbrannt, und die diesjährigen Feldfrüchte hatten die Zeitigung{626} noch lange nicht erreicht. In Wilna allein waren noch Lebensmittel zu finden, allein sie wurden sogleich zum Unterhalt der Garden, welche in mäsigen Tagmärschen der Armee folgten, bestimmt. // S. 35//

Durch diese Verheerungen wurde die grose Armee in ihren raschen Fortschritten natürlicherweise sehr gehemmt, es stellte aber auch die natürliche Beschaffenheit des Landes sehr bedeutende Hindernisse in den Weg. Der gröste Theil des Weges vom Niemen nach Wilna, und von da noch etwa 15. Stunden weiter, im Ganzen etwa eine Strecke von 45. Stunden und ungefähr 1. Tagmarsch von Diesna mit 8—10. Stunden ist so sandig, der übrige Weg aber vom Niemen bis Diesna war{627} so löchericht{628} und so zu sagen bodenlos, daß er bey der besten Witterung nur mit Mühe und Anstrengung gebraucht werden konnte, und diese Mühseligkeiten wurden noch durch die zwar kurzen, aber desto steilem Abhänge und übrigen De- fileen{629}, von welchen allen das eben gesagte in höherem Grade gilt, auf das Höchste gesteigert.

Alles dieses war jedoch noch nicht genug, sondern es trug auch die Witterung zu unserem Verderben ihr möglichstes bey. Vor dem Uebergang über den Niemen hatte uns eine anhaltende drückende Hitze fast ausgedörrt, mit dem Uebergang über den Niemen fieng ein 3.tägiges Regenwetter an, wo sich das Wasser stromweise vom Himmel ergoß, dann Sonnenschein und wieder mehrtägiger Regen, hierauf unerträgliche Hitze und zur Abkühlung wieder Regenwetter, als // S. 36// wollte sich der Himmel alles seines Wassers entladen.

Wenn man nun die starken Tagemärsche, deren es in dieser Zeit viele gab, in Erwägung zieht, hiebey die fürchterlichen Plazregen in steter Abwechslung mit der drückenden Sonnenhitze, und die tief sandigten, löcherichten und morastigen Wege und steilen Defileen ebenfalls nicht vergißt, und ferner bedenkt, daß, wie schon oben gesagt, der mit so vieler Mühe und unter so manchen Mißhandlungen erworbene Vorrath an Lebensmitteln am Niemen eine Beute der französischen Commissärs ward, und manchen Regimentern nicht auf 3. Tage Vorrath blieb, und daß auch dieser bey der allgemeinen Verheerung von Seiten der Russen nirgends mehr ergänzt werden konnte, und daß nun die ganze Nahrung wohl bey 4/5. der Armee aus Fleisch von schlechtem, abgetriebenem Rindvieh, wovon jedes Regiment wenigstens Eine Heerde nachführte, und das Getränk nicht etwa aus geringem Branntwein, oder wenigstens gutem Wasser, sondern aus stinkendem

Cisternen- und faulem Wasser bestand, wenn man dieß alles bedenkt, so wird es keine Verwunderung erregen, daß schon 2. bis 3. Tage nach dem Uebergange über den Niemen mancherley Krankheiten, namentlich bey den Fußgängern{630} ausbrachen, und etliche Tage später sich auch bey den Reutern äusserten. Diese Krankheiten bestanden hauptsächlich in Diarrhöe und Wechsel- und Nervenfiebern.{631} Zu Vergrösserung aller dieser Unfälle diente vorzüglich // S. 37// auch der Mangel an Futter für die Reut- und Zug-Pferde, welche früher an das beste Futter gewöhnt, nun mit grün abgemähten Früchten sich begnügen, dabey jeder Witterung trozen, und die äussersten Strapatzen ausdauern sollten.

Schon vor Wilna waren hunderte vor Mattigkeit gefallen, und als die Armee die Ufer der Düna erreicht hatte, waren es tausende von Pferden weniger. Alle diese Umstände, so wie sie zur Schwächung des Heeres dienten, führten als natürliche Folge auch eine Zügellosigkeit herbey, welche mit dem schnellem oder langsamem Fortschreiten zur gänzlichen Auflösung der einzelnen Heeres-Abtheilungen immer gleichen Schritt hielt. Unaufhaltsam gieng die ganze Armee ihrem Verderben entgegen, aber allgemein war der Glaube und die Hoffnung, die Eroberung der Hauptstadt Moskau oder Petersburg müsse den Frieden bringen, und die Uebriggebliebenen vom Untergange retten. In diesem Zustande, mit diesen Hoffnungen, aber an Mannschaft um 1/15. schwächer war die grose Armee den 22. July bey Diesna und in der Umgegend an der Düna versammelt.{632}

Mit gespannter Erwartung war ich an dem Niemen angekommen. Der Eintritt in Feindesland erregte bey mir trübe Ahnungen. Hunderttausende waren wohl unsere Kampfgenossen, Männer in der schönsten Blüte des Alters. Jauchzend überschritten sie den verhängnißvollen Fluß. Eine düstere Stille empfieng // S. 38// sie am feindlichen Ufer. Ueberall dunkle Waldungen, selten eine verlassene Wohnung, noch seltener verödete Dörfer, nirgends ein Bewohner des Landes. Das Schicksal dieser Hunderttausende, deren ich Einer war, fiel mir schwer auf's Herz. —

Bey dem Uebergang über den Niemen hatte ich die Ehre, als Ordonanz-Officier zum General Montbrun commandirt zu werden, eine Ehre, die ich bey dem Mangel an Fertigkeit in der französischen Sprache gerne abgelehnt hätte. Indessen dauerte dieser Auftrag nicht länger als 3. Tage. Wenn ich bey Tage im Gefolge des Generals, oder mit Befehlen verschickt, meine Pferde und mich müde geritten hatte, so ward mir gleichwohl bey Nacht keine Ruhe zu Theil. Die erste Nacht brachte ich unter heftigen Regengüssen an einem erlöschenden Feuer zu, wo ich, ohne Lebensmittel, den Egoismus der Franzosen, denen es nicht daran fehlte, die aber nicht gerne mittheilten, verwünschte, und in der andern Nacht ward ich zum König von Neapel verschickt, wo ich mich wenigstens eines guten Mahles zu erfreuen hatte.

Am 26. kam ich wieder bey dem Regiment an, allein schon am 29. traf mich die Reihe, die Bagage zu führen. Das Corps rückte schnell vorwärts, ich mit schweren Wägen{633}, abgetriebenen Pferden, unter unaufhörlichem Regen langsam nach. In vielen Defileen blieben Wägen und Pferde stecken, verrammelten den Weg, verhinderten das Nachrücken der folgenden, und so // S. 39// gelang es mir weder an diesem Tage, noch an den 3. folgenden, mein Regiment wieder zu erreichen, und erst am 4. Juli Abends, nach unzähligen Mühseligkeiten, die bey dem Commandanten nur theilweise Anerkennung fanden, traf ich wieder beym Regiment ein, und hatte von Glück zu sagen, daß ich nicht mehr als 1/3. der Lebensmittel und Bagagewägen aus Mangel an Bespannung zurücklassen mußte. In Wilna konnte und durfte ich mich mit meinen Wägen nicht aufhalten, auch hätte ich davon durchaus keinen Nutzen gehabt, weil auch nicht um Geld Lebensbedürfnisse von den erschrekten Einwohnern zu bekommen waren. Wilna ist eine schöne grose Stadt. — Am Tage nach meiner Wiederankunft bey dem Regiment wohnte ich dem Gefechte bey Daugelisky bey. Tags darauf stand ich auf Piquet. Am 8. July machte ich mit Rittmeister v[on] Reinhardt eine grose Recognoscirung bis Obsa. Mehrere Tage lang hatte ich an einer heftigen Diarrhöe, die ich in Folge des faulen Sumpfwassers und des abgetriebenen Fleisches erhalten hatte, bedeutend gelitten.

Sechstes Capitel.

Am 22. July erfolgte bey Diesna der Uebergang eines Cavalleriecorps, worunter mein Regiment, über die Düna. Mehrere Versuche, Brücken zu schlagen, hatte der reissende Fluß und // S. 40// sein Felsenbett vereitelt.{634} Wir schwammen colonnenweise über den Strom, aber mancher Reiter und noch mehr Pferde verloren im Wasser ihr Leben. Wir schlugen die Straße nach Pollotzk ein, erreichten Tags darauf diese Stadt, ohne auf ein bedeutendes feindliches Corps zu stossen, und erst am 24. Abends, als wir gegen Witepsk vorrückten, zeigten sich feindliche Colonnen, die aber schnell zurückwichen. Am 25. gab es ebenfalls nur unbedeutende Plänkeleyen, am 26. jedoch hielten die Russen festen Stand, und der Weg nach Witepsk öffnete sich nur nach einem nicht unblutigen Gefechte. Auf dem andern Ufer der Düna hatte am 26. und 27. die Schlacht bey Witepsk statt, worin die Russen grose Massen und viele Tapferkeit entwickelten.{635} Den 28. July marschirten wir wieder 2. Stunden an der Düna abwärts, durchschwammen diesen Fluß, giengen über das Schlachtfeld bey Witepsk, sezten schwimmend über den Obol, und kamen durch die Stadt Witepsk. Ohne Aufenthalt rückten wir auf der kleinen Straße gegen Smolensk vor, und erreichten am 29. Liosna. Nach einem Ruhetage giengen wir mit der Division Sebastiani bis Rudnia vor, und am 1. August bis Inkowo. Eine am 3. vorgenommene Recognoscirung bestimmte den General bis zum 6. dort stehen zu bleiben, wo der Feind wieder heranrückte, und der General angemessen fand, sich 1. Stunde weit bis Lendzi zurückzuziehen, und eine vorteilhafte Stellung zu nehmen. Allein schon Tags darauf zeigten sich die Russen in noch gröseren Massen, und am 8. August // S. 41// fielen sie mit bedeutender Uebermacht über die 7. Regimenter starke Division her, und zwangen sie nach einem heftigen Gefecht, in dem unser Regiments-Commandant Graf v[on] Waldburg und der Regiments-Adjutant v[on] Batz verwundet und gefangen wurden, zum Rückzug auf das Hauptcorps des Generals Montbrun bey Rudnia. Hier blieben wir, vielfach vom Feinde geneckt, aber nie angegriffen bis zum 13. Aug[ust] stehen. Während wir auf dieser Seite die Armee deckten, hatten sich nach und nach die verschiedenen Corps in und bey Witepsk gesammelt. Mehrere Ruhetage sollten die Truppen in den Stand setzen, mit erneuerten Kräften dem Feinde entgegen gehen zu können. Wenn auch die Lebensmittel spärlich vorhanden waren, so trugen doch die Ruhe und die gute Witterung zur Erholung der Truppen etwas bey.

Von der Düna an hatte das Land ein freundlicheres Aussehen, weniger Wald und Sumpf, mehr angebautes Feld, bessere und zahlreichere Dörfer, mehr und schönere Städte und Städtchen. Die zurückziehenden Russen hatten hier nicht mehr gesengt und gebrannt, sondern mit der Zerstörung aller Arten von Lebensmitteln und der Entfernung des grösten Theils der Einwohner und ihrer Habseligkeiten sich begnügt. Die Witterung war beständiger geworden, die Wege darum wieder besser, und der Verlust der Armee an Mannschaft und Pferden war geringer, als vom Niemen bis zur Düna.

Von dem Uebergang über die Düna an bis zum Gefecht bey Lendzi // S. 42// am 8. August war es mir wieder besser ergangen. Bey diesem Gefechte hatte ich das Glück zu rühmen, daß ich im Handgemenge keine

Verwundung erhielt. Ein Rückzug, wie er hier von uns ausgeführt wurde, ist gewiß einem Siege gleich zu schätzen, denn der grosen Uebermacht des Feindes gelang es auch nicht einen Augenblick, nur die geringste Unordnung bey uns zu verursachen, und selbst der Rückzug durch unser Lager, wo die Campirsailer{636} noch zum Theil aufgespannt waren, und manche darüber hinstürzten, vermochte nicht, uns aus unserer Haltung zu bringen. Aber freilich konnte auch nur diese feste Haltung uns retten. Durch das Gefecht dieses Tages hatte mein Regiment mit dem Lager sämtliche Lebensmittel und Fourage verloren, und die Tage auf dem Bivouacq bey Rudnia bis zum 13. August waren Tage des Hungers und der Entbehrung. Hatten Mannschaft und Pferde sich vorhin wieder etwas erholt, so zehrten die Strapazen des lezteren Bivouacqs die gewonnenen Kräfte wieder auf, denn auf den äussersten Vorposten stehend mußten wir jeden Augenblick zum Aufbruch bereit seyn, und jeden Morgen von halb 2. bis 5. Uhr in Erwartung eines Ueberfalls zu Pferde sitzen.

Siebentes Capitel.

Um die Mitte des Augusts, als die Absicht der Russen, // S. 43// ihren Rückzug auf Moskau zu nehmen, offenbar geworden war, brach die grose Armee aus der Umgegend von Witepsk wieder auf, rückte gegen Smolensk vor, nahm diese Stadt mit Sturm, lieferte im sogenannten h[eiligen] Thale dem Feinde eine blutige Schlacht, und traf endlich am 4. Sept[em]b[e]r unter fortwährenden Gefechten in der Nähe von Mosaisk ein. Hier hatten die Russen eine feste Stellung genommen, die sie auf's aeusserste vertheidigen zu wollen schienen. Hier sollte über den Besitz von Moskau entschieden werden. Den 5. Sept[em]b[e]r wurde nach grosem Blutvergiesen eine feindliche Schanze genommen, durch deren Verlust die russische Stellung bedeutend gefährdet wurde.{637} Allein ohne eine Schlacht zu wagen, konnte der russische Feldherr{638} die zweite Hauptstadt des Reiches nicht aufgeben, und so suchte er denn unter grosen Anstrengungen die verlorne Schanze wieder zu gewinnen, jedoch vergeblich. Der 6.te Sept[em]b[e]r war nun für beide Heere ein Tag der Ruhe, und zugleich der Vorbereitung auf das blutige Schauspiel, das den folgenden Tag aufgeführt werden sollte.

Unsere Division marschirte am 13. August von Rudnia ab gegen Liosna zurück, und deckte bis zum 21. durch verschiedene Hin- und Hermärsche den linken Flügel der grosen Armee. Nirgends stiessen wir auf bedeutendere feindliche Streitkräfte. Am 21.ten rief uns höherer Befehl von dieser Bestimmung ab, und wieder rückwärts über Inkowo und Lendzi bis Liosna, um den Rücken der // S. 44// Armee von einem feindlichen Streifcorps zu säubern. Nachdem uns dieß ohne grose Mühe gelungen war, giengen wir über Babinowieszi und Usjanikowa wieder vorwärts gegen Smolensk, wendeten und dann aber links nach Parezia, und gelangten am 31. August über den Dniepr in Dorogobusz auf die grose von Smolensk nach Moskau führende Straße. Von hier an rückten wir der grosen Armee in forcirten Tagmärschen nach über Wiasma und Gsziat, und erreichten sie am Vorabend der Schlacht bey Mosaisk.

Auf unserem ganzen Marsche vom 13. August bis 6. Sept[em]b[e]r hatten wir kein Gefecht von Bedeutung zu bestehen, und nur einzelne unbedeutende Angriffe auf unsere Avant- oder Arriere-Garde, auf Vedetten{639} und Fouragierende, gaben das Daseyn des Feindes zu erkennen. Das Land, das wir zu Vertreibung des feindlichen Streifcorps durchzogen, lag ausser der Marschroute der grosen Armee, und war darum von den Bewohnern nicht verlassen. Doch hatten diese ihre besten Habseligkeiten geflüchtet, und die einzige Beute, die wir machten, bestand in so viel Lebensmitteln, als unser kleines Corps zur Subsistenz auf einige Tage bedurfte. Die Bewohner selbst zeigten sich natürlich äusserst zurückhaltend, und wir hatten durchaus keinen Verkehr mit ihnen. Die an die grose Heerstraße näher angrenzenden Gegenden waren schon bey unserer Ankunft von den Bewohnern verlassen worden. Ausser solchen Gegenständen, die schwer wegzuschaffen sind, wie grose BranntweinFässer p.p. fanden // S. 45// wir keine Lebensmittel vor. Auf unserem Zuge auf der grosen Heerstraße von Dorogobusz an im Rücken der Armee fanden wir Alles verwüstet und zerstört. Dorogobusz, Wiasma, Gsziat, alle drey bedeutende Städte, und letzteres eine schöne Stadt, waren öde, gröstentheils niedergebrannt, nirgends ein Einwohner; die an der Straße gelegenen Dörfer waren ebenso verlassen, aber in geringerem Grade verwüstet. Die eben genannten 3. Städte hatten bereits französische Besatzungen erhalten, die sich's in den übriggebliebenen Häusern, den vielen und zum Theil sehr schönen Kirchen und Klöstern so bequem als möglich machten. Die Witterung war bis daher gut gewesen, im August waren die Tage zum Theil noch sehr heiß, aber die Nächte fiengen an, kühl und bald kalt zu werden. Wenn dieser Wechsel der Temperatur auf unsere Gesundheit von nachtheiligem Einflüsse war, so mußte dieß noch weit mehr bey der großen Armee der Fall seyn. Wir trafen von Dorogobusz an überall viele, oft sehr viele Soldaten, die an der Straße aus Entkräftung liegen geblieben, und aus Mangel an Hülfe gestorben waren. Bey dem schnellen Vorrücken, und der von Smolensk an wieder sich zeigenden Verheerung von Seiten der Russen wäre es selbst dem besten Willen und den thätigsten Anordnungen nicht möglich gewesen, Spitäler zu Aufnahme der Kranken und Entkräfteten zu errichten. So wie die Kräfte der Menschen schwanden, ebenso schwanden die der Pferde dahin. Diese, früher an den nährenden Haber{640} gewöhnt, // S. 46// hatten durch die Entbehrung dieses Futters, und auf blossen grünen Roggen beschränkt, zwar weniger das runde Aussehen, als vielmehr ihre Kräfte verloren, und fielen in Folge eines starken Rittes zu Hunderten. Wir trafen an der grosen Heerstraße ihrer in Menge, und bildeten uns daraus eben nicht die vortheilhaftesten Begriffe von dem Zustande der Cavallerie und der Artillerie bey der grosen Armee.

Bey unserer Ankunft bey der grosen Armee am Abend des 6. Septfernher] trafen wir alles munter und guter Dinge. Die Nähe von Moskau, das Ende der Entbehrungen, das man von der Einnahme dieser Stadt erwartete, bey Manchem wohl auch die reiche Beute, auf die er rechnete, endlich vor Allem die Gelegenheit zur Auszeichnung, die der morgende{641} Tag ohne Zweifel in Fülle{642} darbot, hatte alle Gemüther erregt, und bey unserm Einzug in das Lager empfiengen wir von allen Seiten Glückwünsche über unsere zeitgemäße Ankunft. Es herrschte ein reges Leben, und wer nicht die meistens abgezehrten und blassen Gesichter betrachtete, hätte glauben können, er befinde sich in einem Lager, das an Genüssen aller Art Ueberfluß hat. Indessen waren die Waffen in brauchbaren Stand gestellt, und von oben herab kam der Befehl, sich bald zur Ruhe zu begeben, um morgen bey Zeiten das Tagwerk beginnen zu können. Viele legten sich sorglos und freudig nieder, und dachten nicht, daß dieß die lezte Nacht ihres irdischen Lebens sey, alle aber hatten nur Einen Gedanken, // S. 47// den, daß es so nicht länger mehr gehen könne, daß es besser werden müsse, durch die Eroberung von Moskau, wo nicht, doch durch den Uebergang in eine andere Welt. Die numerische Stärke der Armee war freilich sehr geschmolzen, aber die immer noch sehr bedeutenden Ueberreste bestanden aus den kräftigsten und erprobtesten Kriegern, und das feurige und kühne Auge in dem obgleich abgezehrten Gesichte versprach gewißen Sieg.

Vom 13. August an war mir nichts Erhebliches begegnet. Ich theilte Leiden und Freuden immer mit dem Regimente. Anfangs Mangel leidend, darauf im Ueberfluß lebend — was nemlich damals für Ueberfluß galt, Branntwein, Brod und Fleisch zur Nothdurft — endlich wieder der dringendsten Lebensbedürfnisse entbehrend, war ich zwar gesund, aber ziemlich kraftlos, ohne Subsistenzmittel{643}, bey der grosen Armee angekommen, und eine elende BrodSuppe mit einem Lichtstümpfchen geschmälzt, war die einzige Stärkung, die mir der Vorabend der grosen Schlacht darbot. Gleichwohl vergnügt, die Mahnungen meines Magens nur einigermaasen beschwichtigen zu können, genoß ich die eckle{644} Speise mit grosem Appetit, legte mich zur Ruhe nieder, und schlief gleich den Andern, so ruhig, wie wenn der folgende Tag ein gewöhnlicher, und seinen Brüdern wie ein Ey dem andern ähnlich seyn sollte.

Mit Tagesanbruch war die ganze Armee auf den Beinen. Schon fielen einzelne Flintenschüsse. Das Regiment saß auf, schloß // S. 48// sich an die 2. übrigen Regimenter der Brigade an.{645} Ein französischer Adjutant erschien, ein Papier in der Hand. Es enthielt die kurze, aber kräftige Proclamation Napoleons an seine Armee. Der Oberst las sie vor. Die Truppen wurden an ihre früheren Siege erinnert. Der Sieg und die Einnahme von Moskau verhießen das Ende der Leiden. Allgemein war der Enthusiasmus. Nicht lange, so fielen mehrere Kanonenschüsse, und die Schlacht begann. Auf allen Seiten donnerte das Geschüz. Oft war das Kleingewehrfeuer nicht mehr hörbar vor dem Gebrüll der Kanonen. Wir rückten in die Linie ein, und vor. Einzelne russische Kugeln begrüßten uns, das Handgemenge war vorne allgemein geworden. Wir standen in einem Hagel von Kartätschen.{646} Polnische Landers{647} waren geworfen, und kamen erst hinter unserer Fronte wieder zum Stehen. Wir waren im Begriff, anzugreifen, der Feind wartete es aber nicht ab, sondern gieng zurück, und Kartätschen von der einen, und Kanonenkugeln von der andern Seite wütheten in unsern Reihen. Ein Defilee vor uns wurde genommen. Schnell rückten wir durch dasselbe vor, in dessen Tiefe wir für einige Augenblicke Schutz fanden vor den Verheerungen des feindlichen Geschützes. Am jenseitigen Rande mähte die Kartätsche noch fürchterlicher unter uns, und wir rückten schnell vor. Mehrere Angriffe{648} der vor uns stehenden Reiterey wurden abgeschlagen, wir hielten, während auf andern Seiten die Infanterie ihre grausige Arbeit fortsetzte. Eine halbe Stunde //S. 49// lang waren wir einem mörderischen Feuer ausgesetzt. Endlich giengen wir wieder vorwärts, und grose Massen Cavallerie standen uns entgegen, deren Meister wir wohl nicht geworden wären. Vier und zwanzig Stücke Geschütz eilten herbey, und spielten auf die feindlichen Massen. Neun Regimenter kamen zu unserer Unterstützung, und mehrere feindliche Angriffe wurden glücklich abgeschlagen. Immer noch wüthete unter uns das Geschütz der Russen. Endlich waren die Hauptpositionen des Feindes genommen, und die russische Armee begann ihren Rückzug. Die Reiterey und Artillerie vor uns war nach und nach verschwunden. Das Kanonen- und KartätschenFeuer gegen uns hatte aufgehört. Noch spielte auf unserer Seite eine Batterie von 6. Stück, während in einem Gebüsche vor uns nur noch eine Abtheilung russischer Jäger stand, welche es auf die Offiziere abgesehen hatten. Neben mir ward ein Offizier verwundet, und im nämlichen Augenblick erhielt ich einen Prellschuß auf den Kopfreif meines Kaskets, der mich betäubte, und zu Boden stürzte. Die Schlacht war gewonnen, und nur noch einen Angriff machte das Regiment nach meiner Verwundung.

Es war halb 6. Uhr, als ich verwundet das Regiment verlassen mußte. Mit mir hatten an diesem Tage das gleiche Schicksal noch 4. Officiere des Regiments, und einer war geblieben.{649} Von den 180. Mann, die das Regiment Morgens noch zählte, war die Hälfte theils todt, theils verwundet. Unser Brigade- // S. 50// General und sein Nachfolger, der Divisions-General und seine 2. Nachfolger im Commando waren die 3. ersteren und der letzte blessirt, der 4.te todt. Der Corpscommandant, General Montbrun, ward von einer Haubitze getödtet.

Die Trophäen der Schlacht waren unbedeutend. Kaum einige 100. Gefangene, und nicht Eine brauchbare Kanone fielen in unsere Hände. Die Russen hatten mit groser Tapferkeit und Erbitterung gefochten, viele von ihnen waren betrunken. Achthundert Kanonen hatten von beyden Seiten den Tod verbreitet.{650} Der Verlust an Todten und Verwundeten belief sich auf beyden Seiten über 40,000 Mann, besiegt, aber nicht geschlagen zogen sich die Russen zurück.{651}

Ich wurde zur württembergischen Ambulance zurückgebracht. Unterwegs kam ich an dem Kaiser vorbey. Er schien ziemlich kalt, und mochte wohl einen glänzenden Erfolg sich versprochen haben.

Der Regiments-Arzt Roos verband mich.{652} Viele Bekannte traf ich da, mehr oder minder schwer verwundet, mehrere verstümmelt, einige hatte schon ihren letzten Athem ausgehaucht. Ich gieng von einem Jäger, der mich unterstützte, begleitet, weiter zurück, hatte das Glück, etwas Brod und Branntwein für 2. preussische Thaler zu erhalten, und schlug mit andern württembergischen Verwundeten mein Nachtlager an einer Scheune auf, von wo ich am folgenden Tag mit ihnen in das Dorf Elnia, eine halbe Stunde vom Schlachtfeld, gebracht wurde. Hier wurden die verwundeten Württemberger in mehrere // S. 51// Häuser verlegt, und sollten da ihre Genesung abwarten. —

Seit dem 21. Juny war ich das erstemal wieder unter Dach. Bis dahin hatte ich die Nacht theils unter freyem Himmel, theils in Baracken von Stroh zugebracht. Oft lag ich auf der blosen Erde, wenn sich über mir der Himmel in Strömen ergoß, oft waren mir die Kleider am Leibe mehrere Tage nicht trocken geworden. Schon hatte sich in Folge der unvermeidlichen Unreinlichkeit hie und da Ungeziefer gezeigt. Von unserem Uebergang über den Niemen an war meine Nahrung schlecht gewesen. Schon in den ersten Tagen fehlte das Brod, die einzige Nahrung bestand aus Rindfleisch und elendem Kornbranntwein. Zuweilen glückte es mir, Brod zu erhalten, aber Mund und Schlund sträubten sich gegen dessen Genuß, weil das Korn nur halb zermahlen war, und die reichliche Beygabe von Roggenangeln{653} Kauen und Schlucken anfänglich gefährlich, nachher wenigstens beschwerlich machte. In Folge der schlechten Lebensmittel und des häufig noch schlechtem, aus Cisternen geschöpften, faulen, doch eiskalten Wassers stellte sich zwischen Wilna und der Düna eine Diarrhöe bey mir ein, die mich dergestalt entkräftete, daß ich kaum ohne fremde Hülfe mein Pferd zu besteigen vermochte. Nach etwa 8. Tagen verlor sich zwar der Durchfall wieder, aber die entschwundenen Kräfte kehrten nur zum Theile zurück. Meine Pferde waren durch die starken Märsche bald kraftlos geworden, und der grün abgemähte Roggen hatte nicht hingereicht, den täglichen Aufwand an Kraft // S. 52// wieder zu ersetzen. So hatte ich denn schon lange vor der Schlacht von Mosaisk kein einziges meiner Pferde mehr, mit denen ich über den Niemen gegangen war. Ein russisches Cosakenpferd war mein Dienstpferd geworden, und Bedienter und Bagage wurden von russischen Bauernpferden getragen.

Achtes Capitel.

In dem Dorfe Elnia war ich in einem Hause zusammen mit 8. andern verwundeten{654} Officieren. Unser Lager war der Boden, mit Stroh bestreut, das von den Dächern genommen war. An Lebensmitteln war Mangel für Kranke, für Verwundete passende fehlten, nur Brühe von schlechtem abgetriebenem Fleisch wurde gereicht, und etwas von diesem Fleische selbst, selten ein erträgliches Brod. Die Medicamente fehlten beinahe ganz. Meine Kopfwunde bannte mich durch die Betäubung, die sich nach den ersten 36. Stunden eingestellt hatte, ganzer{655} 7. Tage auf das Lager. Meine Leidensgenossen, mehr oder minder schwer verwundet, erfüllten das Zimmer mit ihrem Gestöhne, und raubten mir bey Nacht den wenigen Schlaf, den ich in meiner Betäubung etwa noch gefunden hätte. Am 16. Sept[em]b[e]r wurde der Spital 1. Stunde weiter vom Schlachtfeld weg in das Edelmannshaus zu Selsokaraszin verlegt. Hier fanden wir alles geräumiger, die Kranken konnten abgesondert, den //S. 53// Verwundeten hellere, freundliche Zimmer eingeräumt werden. Ich, von meiner Betäubung befreyt, ward zu den leichter Verwundeten gezählt, und erhielt mit dem Lieutenant v[on] S...{656} ein Zimmer, das ganz erträglich gewesen wäre, wenn es nicht zerbrochene Fenster gehabt hätte. Dieser Uebelstand aber brachte uns um die Ruhe der zweiten Hälfte der Nächte, und nur mit Mühe gelang es, uns der eindringenden Kälte zu erwehren. Den Tag brachten wir theils vor dem Ofen sizend und das Feuer unterhaltend, theils mit Besuchen anderer Verwundeten{657} hin, die von ihren Wunden auf das Lager gefesselt waren. Manche heitere Stunde verbrachten wir bey dem Ober-Lieutenant v[on] H., der zwar einen Fuß, mit ihm aber nicht seinen Frohsinn und seinen leichten Muth verloren hatte.{658} Oft verkürzte ich mir die Zeit mit Abfassung eines Tagebuchs, das ich indessen später bey Seite legte, noch öfter aber war mir mein Stubengenosse durch seine endlose Geschwätzigkeit zur Last. Die Verpflegung war im Ganzen sehr ärmlich, doch gelangten nach der Einnahme von Moskau bisweilen auch einige bessere Lebensmittel zu uns. Hier verblieben wir bis zum 5. October, als wir durch eine Parthie sogenannter Bauerncosacken in Allarm gesetzt wurden. Im ersten Augenblicke herrschte natürlich Verwirrung, doch stellte sich die Ordnung bald wieder her, und jeder bewaffnete sich // S. 54// gegen den Angriff so gut es ihm seine Wunde erlaubte. Der

Lärm hatte jedoch keine weiteren Folgen. Indessen wurde für gut gefunden, das Schloß zu räumen, um unsern frühem Spital wieder zu beziehen. Da aber die Unterkunft gar zu enge und armselig, und namentlich größere Verbreitung des Spital-(Nerven-)Fiebers zu besorgen{659} war, so konnte unseres Bleibens hier nicht seyn. Die Nachricht, daß jenseits des Schlachtfeldes in der Entfernung von 1 1/2. Stunden ein bis dahin von unserm Cheveauxlegers-Depot besetztes, nun aber verlassenes, gutgebautes Dorf liege, veranlaßte den Spital-Commandanten,{660} dasselbe besichtigen zu lassen. Mir, als dem Rüstigsten der Reconvalescenten, ward hiezu der Auftrag. In Begleitung eines Chevauxlegers verließ ich frühe Morgens den 6.ten den Spital. Bald erreichte ich das Schlachtfeld, zuerst einzelne Leichen, darauf ganze Haufen. Kaum fand mein Pferd Raumes genug für seine Tritte, oft mußte ich über die Leichname wegreiten. Die nächste Anhöhe war die Redoute, welche den linken Flügel der Russen deckte.{661} Manches Leben war hier verloren worden, bis der Kampf über ihren Besitz entschieden war. Ohne Aufenthalt setzte ich meinen Weg zwischen den Todten fort. Immer grausiger wurde der Anblick. Bald gelangte ich zur Schanze, die ungefähr im Mittelpuncte des Schlachtfeldes gelegen war. Dichter und immer dichter // S. 55// lagen die Gefallenen, und aufgethürmt lagen sie um die so oft genommene und wieder genommene Position. Die Gräben waren vollständig mit Menschen ausgefüllt. Hier hatte die württembergische Infanterie den härtesten Strauß zu bestehen gehabt, und hier traf ich hunderte von Leichen in württembergischen Uniformen.{662} Die Höhe dieser Schanze gewährte den Ueberblick über den grösten Theil des Schlachtfeldes. Furchtbar hatte{663} Schwerdt und Geschoß gewüthet. Menschen und Thiere waren auf alle erdenkliche Art verwundet und verstümmelt, noch waren in den Gesichtern der gefallenen Franzosen die verschiedenen Leidenschaften zu erkennen, in denen sie der Tod überrascht hatte, Muth, Kühnheit, Kälte, gräßlicher Schmerz, bey den Russen höchste Erbitterung, Gefühllosigkeit, Stumpfheit. Treflich war die Position der Russen gewesen, und nur der grösten Anstrengung der Franzosen und ihrer Allirten konnte es gelingen, den tapfern Feind aus so vortheilhafter Stellung zu vertreiben. Die zahllose Menge der Leichen gab aber auch zur Genüge kund, daß hier ein ernstes Spiel gespielt worden war, und daß hier der Tod eine unermeßliche Erndte gehabt hatte. Lange hielt der grauenvolle Anblick mich gefesselt, und tief prägte sich mir die furchtbare Scene ein. Noch im spätesten Alter werde ich ihrer nur mit Schaudern gedenken. Schaudernd vor dem gräßlichen Schauspiel wendete ich meinen Blick ab, und er fiel auf ein hölzernes Kreutz in // S. 56// der Mitte der Schanze, das ich zuerst übersehen hatte. Ich näherte mich ihm, und las folgende Inschrift:

Çi git

Le General Montbrun

Passant de quelque nation,

que tu sois

Respecte ses cendres,

Ce sont les restes dun de plus Braves

Parmi tous les Braves du monde,

Du General Montbrun.

Le M[arechal] d’Empire, Duc de Danzig{664},

lui a érigé ce foible monument.

Sa memoire est dans tous les cœurs

de la grande Armée

Hier also hatte mein guter freundlicher General seine Ruhestätte gefunden, der Mann, der herablassend{665} und gütig gegen seine Untergebenen, so tapfer als der Tapferste{666} gewesen war, der dem Tode hundertmal in das Auge geschaut, der alle seine Grade auf dem Schlachtfelde errungen, und das seltene Glück gehabt hatte, nie verwundet zu werden. Hier lag der kräftige, blühende Mann! // S. 57//

Ich riß mich los, ich hatte genug gesehen. Schnell durcheilte ich den übrigen Theil des Schlachtfeldes, und nach einem scharfen Ritt von einer Stunde gelangte ich zu dem mir bezeichneten Dorfe. Schon hatten sich wieder einzelne Bewohner eingefunden, und scheuen Blickes hatten sie mein Treiben beobachtet. Es war mir die gröste Vorsicht empfohlen für den Fall, daß ich Bewohner im Dorfe finden sollte, denn schon war es allgemein bekannt, daß einzelne Soldaten aufgehoben und ermordet werden. Nachdem ich die Lage des Dorfes und die Bauart der Häuser gemustert hatte, und die

Bewohner von ihren Schiebfenstern verschwinden sah, trat ich meinen Rückweg an, und sezte ihn vorsichtig und durch das Gehölz, das ich zu passiren hatte, nicht ohne Eile fort. Auf dem Schlachtfelde hielt ich mindere Vorsicht und Eile für nöthig, aber auch hier traf ich auf Bauren, die Waffen aufraften und abschoßen. Möglichst wich ich ihnen aus, und mit einbrechender Nacht hatte ich mein Dorf Elnia wieder erreicht.

Mein Bericht über den Erfolg meiner Sendung brachte den Spital-Commandanten vor dem Gedanken einer Verlegung des Spitals in das von mir besichtigte Dorf zurück.97 Dagegen faßte er den Entschluß, zuerst die schwer Verwundeten und Kranken nach Gziat zurückzuschicken, und dann mit dem übrigen Theile des Spitals nachzufolgen, wenn sich für ihn eine passende Unterkunft fände. Mich traf abermals der Auftrag für beides // S. 58// zu sorgen. War mir der erste Auftrag lästig gewesen, so war mir der zweite sehr bedenklich. Indessen konnte ich diesen zweiten Auftrag so wenig ablehnen, als den ersteren.

Mit Tagesanbruch begab ich mich in Begleitung meines Chevauxlegers auf den Weg. Auf der grosen Heerstraße begegneten mir von Zeit zu Zeit Haufen Reconvalescirter, die der Armee nachzogen, und sich wunderten, wie ich allein die Strasse zu ziehen wagen könne. Auf einer französischen Poststation, bestehend aus ein paar Häusern, die gegen plötzliche Überfälle mit Pallisaden verwahrt waren, wurde mir erzählt, daß die Straße nach Gziat für Einzelne sehr gefährlich zu passiren sey, und kein Tag vergehe, wo nicht Soldaten ermordet werden. Man rieth mir daher, für heute nicht weiter als bis zum nächsten Dorfe zu gehen, das etwa 3. Stunden entfernt, in der Nähe des grosen Waldes liege, durch den die Straße führt. Dort kam ich mit einbrechender Nacht an, und traf in mehreren Häusern beysammen etwa 100. französische Soldaten, denen jeder neu ankommende Bewaffnete willkommen war. Abends um 8. Uhr fanden sich einige Flüchtlinge ein, die aussagten, daß ein Transport polnischer Kranker und Verwundeter, von Mosaisk herkommend, zwischen hier und der letzten Poststation von einem Trupp Bauern-Cosacken angefallen, und grösten Theils niedergemacht worden sey. Wie sehr diese Nachricht unsere Besorgnisse vermehrte, läßt sich // S. 59// leicht denken, allein in der hiesigen Nacht war nichts anderes zu thun, als zu bleiben, wo wir waren. Doch gieng die Nacht ruhig vorüber; des andern Tages setzte ich meinen Weg mit meinem Begleiter fort, und gelangte durch den 3. Stunden langen Wald, ohne irgend einen Unfall, glücklich nach Gziat, wo meine glückliche Reise das gröste Erstaunen meiner Landsleute erregte. Mit dem dortigen Spitalcommandanten hatte ich bald einige passende Häuser aufgefunden, und des andern Tages Nachmittags kam der erste Transport unter guter Bedeckung ohne Unfall hier an. Zu vollständiger Ausführung meines Auftrags sollte ich den folgenden Tag auf meinem gefahrvollen Weg wieder zurückkehren, aber der bestimmte Befehl des Commandanten eines gerade angekommenen württembergischen Marschbataillons{667} (aus reconvalescirten Officieren und Soldaten der Infanterie bestehend), der mich gewißem Untergang nicht entgegen gehen lassen wollte, hielt mich zurück. Ich schloß mich also an das Marschbataillon an, und setzte mit diesem den Weg gegen Moskau, anfänglich auf einer Seitenstraße, fort. Am 10.ten schlugen wir wieder die grose Heerstraße ein, und trafen in Mosaisk den übrigen Theil des Spitals von Elnia, der, statt nach Gsziat zurück, vorwärts nach Moskau zog. Hier wurde ich zu meinem grosen Leidwesen zu dem Spital förmlich commandirt. Abends den 16. October in Perkuszkowo, 6. Stunden von Moskau, angelangt, kam der Befehl, uns wieder zurück zu ziehen, und den Spital // S. 60// in Wiasma oder Smolensk zu etabliren, weil die grose Armee Moskau verlassen habe. Nichts desto weniger gieng das Marschbataillon noch nach Moskau, mir aber war es trotz meines Gesuchs um Entlassung von dem Spital nicht vergönnt, die alte Hauptstadt der russischen Czarn zu sehen.

Mißmuthig trat ich den Rückweg an. Die Tag-Märsche waren klein, aber der vielen Defileen wegen beschwerlich. Bey Mosaisk brachten uns Bauerncosacken in Allarm. Als wir bey dem grosen Kloster{668} in der Nähe des Schlachtfeldes ankamen, hatte die Besazung desselben so eben einen Angriff von Bauerncosaken abgeschlagen. Ich hatte die Arrieregarde des Convoy, und stack mit vielen Wägen in einem Defilee; hätten sie einen Angriff auf mich gemacht, so wäre ihnen zum mindesten die Wegnahme unserer Wägen geglückt. Am folgenden Tage ermordeten sie einen französischen Courier und 1. Chasseur{669}, die vorausgeeilt waren, als wir noch eine Viertelstunde von der französischen Poststation entfernt waren. Von dieser Station an waren wir bis Gziat immer von ihnen umschwärmt, und einzelne Officiere und Soldaten, wenn sie nur 100. Schritte sich von der Avantgarde entfernten, büßten{670} ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben.

Am 26. October waren wir in Gziat angekommen, und am 30. hatten wir Wiasma erreicht. An diesem Tage bedauerten wir den Verlust zweier französischer Adjutanten, sehr artiger // S. 61// Leute, die in geringer Entfernung vom Zuge, von Bauerncosacken grausam ermordet wurden, ehe es uns gelang, sie ihren Händen zu entreissen. Zwischen Semlewo und Dorogobusz, am 3. November, holten uns die ersten Flüchtlinge der Armee ein, und brachten die Kunde von dem Rückzug der grosen Armee, und der beginnenden allgemeinen Auflösung. Am 5.ten kamen wir in Dorogobusz an, und am 9.ten erreichten wir Smolensk. In der Nähe von Moskau hatte unser ganzer Zug aus einigen 100. Mann, darunter etwa 50. waffenfähige, bestanden. Von Tag zu Tag vergrößerte sich unsere Zahl, denn jeder Einzelne fand es gerathener mit dem grosen Haufen zu ziehen, dessen Vertheidigungsmittel täglich bedeutender wurden. Nach wenigen Tagen hatten wir Generale und Officiere aller Grade mit uns, und Soldaten von allen Waffengattungen. Wenige vollständig bewaffnet, mehrere noch mit einer einzelnen Waffe versehen, die meisten unbewaffnet, keiner, der sich nicht mit irgendeinem Beutestück schleppte, vom geringsten Fetzen bis zum kostbarsten Shawl, vom elenden Stück Schaaffell bis zum feinsten Pelz, vom armseligen Bauernwägelchen bis zur Staatscaroße, Je kräftiger noch der Soldat war, desto besser war er noch bewaffnet, desto weniger aber mit Beute beladen. Der Infanterist bediente sich auch hier noch seiner Füsse, der Cavallerist ritt entweder ein russisches Konji (Bauernpferdchen) oder fuhr er{671} mit mehreren // S. 62// zusammen in irgend einem Fuhrwerk, oder trieb er103 wenigstens sein kraftloses Konji so lang es noch gehen wollte, mit seinen Waffen behängt, vor sich her. Wie die Waffengattungen bunt gemischt waren, so waren es die Nationen, man sah ausser den Franzosen und Deutschen aller Völkerschaften, noch Pohlen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Dalmatier, Illyrier p.p. Immer beschwerlicher wurde der Marsch, immer seltener die Lebensmittel; am 5.ten hatten uns schon viele Flüchtlinge ein- und überholt, und noch am nemlichen Tage waren wir mitten in dem grosen Rückzug. Die Kranken und Verwundeten wurden, so gut es sich thun ließ, in Smolensk untergebracht, und mein Spitaldienst hatte ein Ende.

Schon zu Ende Augusts war die Witterung rauher geworden. Waren gleich die Tage noch warm, so wurden doch die Nächte kühl. Im September waren sie kalt geworden. Indessen war der Himmel bis zum 7. Nov[em]b[e]r heiter geblieben, und die Winde nicht rauher, als sie in Deutschland um diese Jahreszeit zu seyn pflegen. Aber am 8.ten Nov[em]b[e]r trat plötzlich der Winter ein. Ein heftiger Nordostwind brachte Schneegestöber und empfindliche Kälte, die so schnell zunahm, daß sie schon am Tage darauf beinahe unerträglich geworden war. So währte sie fort bis zum 12. Nov[em]b[e]r, wo sie Abends wieder nachzulassen begann. // S. 63//

Die Wege waren durch das viele Fuhrwerk schon während der guten Witterung schlecht geworden. Mit dem Eintritt der Kälte und des Schnees wurden sie zwar wieder besser, allein die endlosen Züge von Fußgängern, Reitern, Wägen aller Art, hatten sie bald so abgeglättet, daß der Fußgänger nur mit Anstrengung vorwärts kam, der Reiter sein Pferd nur mit groser Mühe durch die Defileen hindurch brachte, und tausende von Wägen in den Defileen, aus denen sie die kraft- und beschlaglosen Pferde nicht mehr herauszuziehen vermochten, zurück gelassen werden mußten.

Für meine eigene Person hatte ich mir von den Vorrathwägen immer Lebensmittel zu verschaffen gewusst. Bald aber waren diese erschöpft, und nun gelang es mir nur selten, Mundvorrath um theures Geld zu kaufen. Ausgehungert und halb erfroren kam ich in Smolensk an. An Weißzeug und wärmerer Kleidung fehlte es mir gänzlich. Mein Bedienter war mit 2. Pferden und meiner ganzen Bagage auf die Aussage einiger Soldaten, daß ich in dem großen Walde bey Gsziat aufgehoben und ermordet worden sey, mit einem Zuge Verwundeter gegen die Beresina zurückgegangen.

Neuntes Capitel.

In Smolensk traf ich mehrere Offiziere meines{672} bald nach dem Abzüge der // S. 64// Armee aus Moskau gänzlich aufgelösten Regiments, an die ich mich anschloß. Wir hatten uns zusammen in ein leeres Haus einquartirt. Die Heizung lieferten benachbarte Häuser, die abgebrochen wurden. Die Lebensmittel wogen wir beinahe mit Gold auf. Hunger herrschte unter uns, und Kummer über unser ferneres Schicksal. Von unsern Pferden, die kein Obdach fanden, giengen einige durch die Kälte und Hunger zu Grunde, und andere wurden uns bey Nacht gestohlen, wogegen denn freilich unsere Leute Repressalien brauchten. Ich selbst verlor durch Frost und Hunger von 4. Pferden 2. Eine gute Trotschke105, die ich, als sie von ihrem Besitzer bey Wiasma verlassen wurde, mit meinen Pferden bespannt hatte, mußte ich wegen Kraftlosigkeit derselben, und bey der Unmöglichkeit, sie in dem allgemeinen Gedränge weiter zu bringen, schon 3. Tagmärsche vor Smolensk wieder stehen lassen. Vier Tage blieben wir starr vor Kälte und gedachten die Stadt nicht eher zu verlassen, als bis der Kaiser abzog. Mit der Truppe, die er zu seiner Begleitung erwählte, glaubten wir am sichersten unsern

Weg fortsetzen zu können, und wenn wir auch gerade hier am wenigsten auf Lebensmittel rechnen durften, so waren wir schon entschlossen, im schlimmsten Falle uns mit Pferdefleisch zu begnügen.

Die Stadt Smolensk bot nur noch einen Haufen von Trümmern dar. Keine Nacht vergieng, ohne daß mehrere Häuser in Rauch aufgiengen. Nicht Ein Einwohner war in der Stadt zu finden, alle hatten ihrem Wohnorte // S. 65// den Rücken gekehrt. Uebrigens ist die Lage der Stadt auf dem Berge und am Abhange des Berges gegen den Dnieper hin romantisch, und auf dem entgegen gesetzten Ufer erhoben sich die Berge in gleicher Höhe gegen den Fluß hin mit Wohnungen bebaut, in geringer Entfernung von tiefen Schluchten durchschnitten.

In dieser Stadt, hatte es früher geheissen, würden wir Lebensmittel in Fülle, und was ebenso Noth that, ein frisches Corps von 40,000. Mann finden. Grausam fanden wir uns getäuscht. Nicht Ein tüchtiges Regiment war da, nur von Ueberbleibseln der grosen Armee war die Stadt während unseres dortigen Aufenthalts bevölkert.

Der schrecklichen Kälte wegen verschoben wir unsere Abreise von Smolensk so lange als möglich. Endlich am 13. November, den Tag nach dem Abmarsch der Garden des Kaisers, traten auch wir den weiteren Rückzug an.{673} Der erste Tagmarsch gieng ohne Unfall vorüber. Der zweite war minder glücklich. Grose Schaaren von Kosacken begleiteten die unordentliche Masse zu beiden Seiten und benützten jede Gelegenheit, die das Terrain darbot, uns mit Kanonenfeuer zu begrüßen, und durch Angriffe uns zu schwächen. In Krasnoy trafen wir das kaiserliche Hauptquartier, das in der Nacht vom 15. auf den 16.ten von den Russen heftig, jedoch ohne bedeutenden Erfolg, angegriffen wurde, während wir 1/2. Stunde vorwärts bey Sarokino in banger Erwartung des Ausgangs bivouacquirten. Den 16. und 17. zogen wir durch Liady und Dumbrowna, und kamen am 18. über den Dnieper nach Orsza. // S. 66// Nach einem Ruhetag verfolgten wir, abermals von Kosaken heftig gedrängt, die Straße nach Minsk, und kamen den 22. in Bohr an, wo uns wiederum ein Ruhetag vergönnt war. Drey weitere Tagmärsche führten uns — am lezten, durch Borisow, in welcher Stadt wir die Straße nach Minsk verließen, und die gegen Wilna einschlugen, an die Ufer der Beresina, und hier schlugen wir in einem 1/2. Stunde vom Flusse entfernten Dörfchen unser Nachtquartier auf.

Die Trümmer der Armee zogen, jeder Einzelne nach seinem Belieben, auf der Straße daher. Manche suchten auf Nebenwegen Lebensmittel zu finden, einigen glückte es, die meisten büßten den Versuch mit Tod oder

Gefangenschaft. Bey Krasnoi hatten wir den noch kampffähigen Theil der Armee ein- und überholt. In Orsza waren wir wieder mitten in der Armee, ebenso in Bobr. An der Beresina drängte sich abermals alles zusammen. Tag für Tag hatten die noch vorhandenen Regimenter mit dem Feinde zu kämpfen, stündlich hatte die Arrieregarde die nachdrängenden Russen abzuwehren. Immer kleiner wurde der streitbare Theil der Armee. In Minsk hatte man das Ziel des Rückzuges zu finden gehofft, aber, ehe wir diese Stadt erreichen konnten, hatte sie der Admiral Tchitszakoff{674} genommen, und uns nach der Straße von Wilna hingedrängt. Nun baute man die Hoffnung auf die leztere Stadt.

Von Smolensk an hatte ich mit allen erdenklichen Gefahren, Mühseligkeiten und Entbehrungen zu kämpfen. Häufig war ich während des Marsches // S. 67// dem feindlichen Gewehr- und Kanonenfeuer ausgesetzt, einmal nahe davor, gefangen zu werden, in Orsza auf dem Puncte, in einem Hause zu verbrennen, und Tags vorher in Gefahr, im Dnieper zu ertrinken. Beym Abmarsche von Smolensk noch beritten, verlor ich am 16.ten in Liady mein gutes Kosakenpferd, das nicht weiter zu gehen vermochte. Meine Gefährten, die noch besser beritten waren, trennten sich von mir; und ich zog allein die Straße dahin. In Orsza hatte ich das Glück, 1. paar neue Bundstiefel zu erhalten, allein am folgenden Tag wurde mein leztes Pferd, ein Konji, mit meiner Armatur, mit meinem Mantel, mit meinen Lebensmitteln, beladen, nebst meinem Jäger gefangen.

Schon seit mehreren Tagen hatte mich das Pferd nicht mehr zu tragen vermocht. Nun war ich des besten Schutzmittels gegen die Kälte, meines Mantels beraubt. In Bobr erhielt ich zwar von einem württembergischen Officier, der mich nicht kannte, auf mein ehrliches Gesicht ein Anlehen von 2. Ducaten, und nachher noch 6. Ducaten aus der württembergischen Kriegs-Casse, allein das Geld schüzte weder gegen Frost noch Hunger. Am 24.ten ward mir der wunderliche, und unter damaligen Umständen ganz unausführbare Auftrag, die einzeln ziehenden Jäger des Regiments zu sammeln, und zusammen zu halten. Wohl glückte es mir, der ich zu Fuße war, manchen Jäger meinem Rufe folgen zu machen, so lange es Tag war, aber Abends, wenn das Nachtlager aufgeschlagen werden sollte, und ich selbst an allem Mangel leidend, keinem einen Bissen Brod, noch sonst // S. 68// etwas bieten konnte, zerstoben sie nach allen Richtungen. Ob ich gleich wußte, daß mir am andern Tage, wenn mir etwa der Major begegnete, ein Verweis von ihm bevorstand, so konnte und wollte ich dennoch nicht einmal einen Versuch machen, durch Befehl die Hungrigen bey mir zu halten. Vom 24.ten auf den 25.ten übernachtete ich in einem Heuschober, in den ich mich zum Schutz gegen die Kälte tief hineingrub. Die folgende Nacht brachte ich im Walde auf dem bloßen Schnee, ohne Feuer, zu, und wenn ich mich nicht von Zeit zu Zeit aufgerafft hätte, um mich durch Hin- und Herlaufen wieder etwas zu erwärmen, so wäre ich unfehlbar ein Opfer des Frostes geworden. Tags darauf wollte mir aber das Glück so wohl, daß ich einen mit 2. Schaaf-Pelzen versehenen Franzosen traf, der mir einen davon für 3. Ducaten abtrat; dieser glückliche Zufall gab mir neue Kräfte, und rascher setzte ich meinen Weg fort. Das Glück wollte mir am nächsten Tage noch besser, denn als ich mich einem Dörfchen näherte, begegnete mir ein württembergischer Officier, der mich mit der unschätzbaren Nachricht erfreute, daß dort mein Bedienter mit 2. guten Pferden und meiner Bagage so eben angekommen sey und nach mir frage. Eilenden Schrittes begab ich mich dahin, und fand es, wie der Officier gesagt hatte. Eine grösere Freude, als hier, habe ich in meinem Leben wohl nie empfunden. Nun war ich wieder gut gekleidet, und gut beritten, ich fürchtete die Kälte nicht mehr. Sogleich setzte ich mich in Marsch, obgleich hungrig, doch wieder erwärmt, und Abends // S. 69// suchte ich ein Nachtlager in einem Dorfe, wo ich in einem Hause beysammen einen Unter-Officier und etwa 15. Jäger meines Regiments traf, die gut beritten, wohl bewaffnet, bis dahin eine Seitenstraße gezogen, und nun wieder auf die Hauptstraße gestoßen waren. Sie hatten Ueberfluß an Schweinsfleisch und Honig, und ich war ihnen ein geehrter Gast. Nicht lange ließ ich mir zusprechen, hastig griff ich nach dem dargebotenen Fleisch, stillte den — seit beinahe 4. Wochen nicht mehr völlig gestillten Hunger gänzlich.{675} Hier an diesem Abend zog ich mir durch den unvorsichtigen Genuß des Schweinsfleisches und nachher von kaltem Wasser, einen Durchfall zu, der mich erst nach 5/4. Jahren wieder ganz verließ. Wohl wäre es mir besser gewesen, Hunger zu leiden, und wohl sah ich voraus, daß ich mir Schaden thun werde, allein so schlimme Folgen befürchtete ich doch nicht, und ich bin nicht gewiß, ob mich, wenn ich sie voraus, ja, wenn ich gewußt hätte, daß es mir unmittelbar den Tod bringe, ob{676} mich dieß, sage ich, abgehalten haben würde, mich wieder einmal satt zu essen, so sehr war ich ausgehungert. Am folgenden Tag gelangte ich mit meinen Jägern in das Dörfchen nahe an der Beresina, von wo wir den nächsten Morgen über die Brücke zu gehen gedachten. — Beym Abmarsch von Smolensk war ich nur auf 1. Tag mit Lebensmitteln, d[as] h[eißt] mit etwas Mehl versehen, schon am folgenden Tag war ich genöthigt, Pferdefleisch zu speisen, und wenn ich auch hin und wieder noch bessere // S. 70/ Nahrung fand, so war sie nur das Ueberbleibsel von andern, die mir aus Mitleid von ihrem wenigen etwas weniges boten, aber nie reichte es hin, mich zu sättigen. Selbst Pferdefleisch konnte ich nicht hinlänglich bekommen, es waren immer der Bewerber um das elende Gericht zu viele. Unter diesen Umständen war der Heißhunger sehr natürlich, mit dem ich über das angebotene Schweinsfleisch herfiel. — Die Witterung war während des Zuges von Smolensk bis zur Beresina sehr veränderlich. Als wir jene Stadt verließen, war die Kälte noch grimmig aber schon Abends wurde die Luft milder, und es trat ein Thauwetter ein, das einige Tage währte, und von heftigen Stürmen begleitet war. So bald aber die Luft wieder ruhiger ward, und der Himmel sich aufklärte, so kehrte die Kälte zurück, wenn gleich in geringerem Grade, als bey Smolensk. Nach 24. Stunden minderte sich die Kälte abermals, und blieb erträglich bis zu unserer Ankunft an der Beresina.

Die Wege waren meistens sehr schlecht, und vom Fußgänger mühsam zu begehen. Die vielen Defileen erschöpften die Kräfte der Pferde ebenso sehr, als der glatte Boden, und das Glatteis während des Thauwetters. Im Ganzen bot das Land weniger Schwierigkeiten dar, als zwischen Dorogobusz und Smolensk. In einigen Städtchen waren Einwohner zurükgeblieben. Die Mehrzahl bestand aus Juden, die aus dem Verkauf elender Nahrungsmittel, // S. 71// und dem Ankauf von Effecten{677} aller Art bedeutenden Vortheil zogen, während die christlichen Bewohner, weniger furchtsam, durch Plünderung oder Ermordung Einzelner, an dem unglücklichen Feinde sich zu rächen suchten.

Zehentes Capitel.

Bey dem Dörfchen Sembin, 15. Werste oberhalb Borisow, waren auf Befehl des Kaisers 2. Brücken zum Uebergang über die Beresina geschlagen worden, nachdem vorher diese Stelle dem Admiral Tchitsgakoff mit vielem Blute und großem Verlust abgekämpft worden war. Die eine der Brücken war für das Fuhrwerk, die andere für die Reiter und Fußgänger bestimmt. Schon am 27. Nov[em]b[e]r konnten beide Brücken passirt werden, aber das Verhängniß wollte, daß nur wenige den leichten und gefahrlosen Uebergang benüzten: Gleichwohl hatte sich am nämlichen Tage die ganze Masse der Armee, durch den nachrückenden Feind gedrängt, dem Flusse genähert. Am 28. Morgens um 1. Uhr begann endlich der Uebergang, indem dichte Massen

von Menschen und Fuhrwerk gegen die Brücken hinwogten. Die für das Fuhrwerk bestimmte Brücke war bald gebrochen, und obgleich mehreremal wiederhergestellt, schon um die MittagsZeit gänzlich unbrauchbar geworden. Niemand fand sich mehr, der sie // S. 72// aufs Neue reparirt hätte, jeder dachte nur an seine eigene Rettung. Unabsehbare Massen von Menschen, Pferden und Wagen wälzten sich der andern Brücke zu. Fürchterlich war das Gedränge, unzählige Menschen und Pferde wurden erdrückt, zertreten. Die Brücke war so schmal, daß nur 2.—3. Menschen nebeneinander sie begehen konnten. Schnell eilte, wer sie einmal erreicht hatte, vorwärts, aber nicht schnell genug für die Nachkommenden. Am Eingänge der Brücke suchten Gendarmen und Officiere Ordnung zu halten, aber fruchtlos war ihre Mühe gegen den immer stärker werdenden Andrang. Manche, die auf der Brücke weniger eilten, wurden von den Nachrückenden in das Wasser gestürzt. Viele wateten in den Fluß, um von hier aus die Brücke zu ersteigen, manche wurden durch Bajonetstiche und Säbelhiebe wieder zurückgestoßen, und manche büßten neue Versuche mit dem Leben. Gegen 1. Uhr Nachmittags verbreitete sich in der Menschenmasse der Ruf, die Kosacken kommen! Die lezten wurden ihre Beute, bis zur Brücke vorzudringen, lag ausser dem Gebiete menschlicher Möglichkeit. Aber dieser Ruf wirkte electrisch auf die ganze Menge, jeder suchte sich vorzudrängen, Massen von Reitern schloßen sich zusammen, und bahnten sich einen Weg über die Körper ihrer Kameraden. Am Eingang der Brücke hatte alle Ordnung aufgehört. Die Officiere und Gendarmen hatten sich vor der wüthenden Menge theils geflüchtet, theils hatten sie in ihrem Aufträge das Leben verloren. // S. 73// Viele Reiter suchten das jenseitige Ufer durch Schwimmen zu gewinnen, wenigen gelang es, die meisten giengen zu Grunde. Noch gräßlicher wurde der Kampf um den Uebergang, als die russischen Kanonen anfiengen, die Masse zu erreichen, und Tod und Verderben in derselben verbreiteten. Nun war es ein Kampf des Einzelnen gegen den Einzelnen, der Kräftigere trat den Schwächeren nieder, und blieb Sieger, bis er selbst einem noch Kräftigeren unterlag. Diese furchtbare Scene endigte sich erst mit dem Einbruch der Nacht, als eine Abtheilung französischer Pioniere auf dem jenseitigen Ufer einen Theil der Brücke abgebrochen hatte, und die zurückgebliebenen Menschen, Pferde, Artillerie, Wägen aller Art den indessen herangekommenen Russen zur Beute überließen.

Dieser Tag und die Jammer-Scenen desselben werden immer in meinem Gedächtnisse leben. Ich hatte einen harten Kampf zu bestehen. Früh Morgens um 3. Uhr brach ich mit meinen Jägern nach der Brücke auf. Ungeheuer war schon die Menschenmenge vor uns, eine noch grösere kam nach, und drängte uns vorwärts. Bald hatte ich meine Jäger verloren, nur mein Bedienter und der Quartiermeister Veihelmann des Regiments waren noch an meiner Seite. Das Gedränge wurde so heftig, daß ich gerne zurückgekehrt wäre, wenn sich mir eine Möglichkeit dazu gezeigt hätte. Gegen Mittag kam von hinten und der einen Seite ein gewaltiger Druck, eine grose Anzahl Menschen und Pferde wurden niedergeworfen, ich mit ihnen. Ich lag unter meinem Pferde, bereits // S. 74// fühlte ich die Tritte meiner Nachbarn schwer auf mir, und bereits hatte ich auf das Leben resignirt, als es endlich dem Quartiermeister gelang, mich unter dem Pferde hervorzuziehen, und seine und meine Anstrengungen brachten auch mein Pferd wieder auf die Beine. Ich bestieg es, und wir drängten auf's Neue vorwärts. Bald waren der Quartiermeister und mein Bedienter von meiner Seite gekommen, beide hatte ich aus dem Gesicht verloren. Der Kosakenlärm begann. Ich verzweifelte, in dem Gedränge die Brücke zu erreichen, und wendete mich gegen das Fluß-Ufer, um vielleicht von hier aus, wenn auch mit Zurücklassung meines Pferdes, die Brücke zu gewinnen. Bald aber ward ich durch einen abermaligen — von einer Schwadron gut berittener Officiere verursachten heftigen Stoß zu Boden geworfen, und vielfach gequetscht und zertreten. Ich hatte alle Hoffnung auf meine Rettung aufgegeben, niemand bot mir eine hülfreiche Hand. Plötzlich drängte sich ein sächsischer Küraßier vor, er reichte mir auf meinen Ruf die Hand, zog mich hervor, und half meinem Pferde wieder auf. Dankbar nannte ich ihn meinen Retter. Mein Plan, die Brücke vom Flusse aus zu besteigen, leuchtete ihm ein. Er drängte sich mit seinem grosen starken Pferde gegen das Ufer, warf vor sich nieder, was nicht ausweichen konnte, ich dicht hinter ihm her. Mit vieler Anstrengung erreichten wir den Fluß, Reiter waren keine da, die Fußgänger in geringer Zahl, der Kälte des Wassers wegen. Die Brücke war neben uns. Rasch sprang ich vom Pferde herab, und auf // S. 75// die Brücke hinauf, aber eben so schnell war ich zurück gestossen. Ein neuer Versuch gelang. Einige kräftige Säbelhiebe von der Hand meines Kürassiers machten mein Pferd auf die Brücke hinaufspringen, und im Trab führte ich es an das jenseitige Ufer. Hier wollte ich meinen Bedienten, den Quartiermeister und den biedern Kürassier erwarten. Die beiden ersteren kamen zu meiner höchsten Freude bald herüber, der Kürassier erschien nicht. — Als endlich die russischen Kanonen-Kugeln das diesseitige Ufer erreichten, und alles eiligst davon floh, zog auch ich weiter, den Kürassier sah ich nie wieder.

Ein groser Theil der Armee und das sämmtliche Material, mit Ausnahme weniger Kanonen, war an der Beresina verlorengegangen.{678} Es waren zwar lauter Kranke, Verwundete, Kraftlose, Unbewaffnete, aber eine Ruhe und Pflege von wenigen Wochen hätte ihre Kräfte wieder hergestellt, und sie hätten wieder eine kampffähige Armée gebildet. Alle, die das diesseitige Ufer erreicht hatten, kehrten eilig dem unheilvollen Flusse den Rücken, und zogen rasch Wilna zu.

Aber schon in der ersten Nacht nach dem Uebergang hatte sich der Himmel aufgeklärt, und es trat eine Kälte ein, die von Tag zu Tag zunahm, und einen Grad erreichte, der selbst in diesem Lande unerhört war. Die Straße führte über Zabin, Radeszkowice, Modziezno, Smorgonje und Oszmiana. In allen diesen Orten waren Besatzungen und grösere oder kleinere Magazine gewesen, aber auf die Kunde von den Unfällen der Unsrigen und der Annäherung der russischen // S. 76// Südarmée waren die ersteren nach Wilna zurückgerufen und die lezteren geleert worden. Nirgends waren mehr Lebensmittel zu treffen, die wenigen zurückgekehrten Einwohner litten selbst bitteren Mangel. Von der Beresina an war die Verfolgung von Seiten der Russen minder heftig gewesen, denn auch sie litten unendlich durch die furchtbare Kälte. Die Ueberbleibsel der Armée zogen sich so rasch, als Kälte, Hunger und Kraftlosigkeit gestatteten, Wilna zu, weniger vom Feinde gedrängt, als vom unbeschreiblichen Elend gedrückt. Die Einzelnen eilten der Armee möglichst voraus, und nahmen ihr die wenigen Lebensmittel, die etwa noch zu finden waren, weg. Schon am 6.ten Dec[em]b[e]r waren viele Flüchtlinge in Wilna angekommen, an den zwey folgenden Tagen war das Zuströmen so groß, daß nur von vorne ein Fluß, und von hinten der Andrang der Russen fehlte, um an den Thoren die Scenen von der Beresina zu erneuern. Am 9.ten aber wiederholten sich diese Scenen wirklich, als der russische Vortrab mit den Resten unserer Armée zugleich an den Thoren anlangte, und unter Morden und Plündern mit ihnen in die Stadt eindrang.

Von denjenigen, die das Glück gehabt hatten, das diesseitige Ufer der Beresina zu gewinnen, wurde eine grose Zahl zwischen diesem Flusse und Wilna durch die Kälte aufgerieben. Die kräftigsten Naturen unterlagen, wo es an Verwahrungsmitteln gegen die Kälte gebrach. Ich dankte täglich meinem Schöpfer dafür, daß er mir noch zu rechter Zeit die gröste Kostbarkeit in diesem Umständen, einen Pelz //S. 77// zugeführt hatte. In Begleitung des Quartiermeisters Veihelmann und meines Bedienten machte ich täglich so grose Märsche, als die Kräfte unserer Pferde uns gestatteten. Trotz unserer Mäntel und Pelze litten wir sehr von112 der Kälte, ungeachtet unserer Eile giengen wir an keinem Feuer, an keinem brennenden Hause vorüber, ohne uns zuvor erwärmt zu haben. Dieß erhielt unsere Lebensgeister. Unserer grosen Eile hatten wir es zu danken, daß wir beinahe überall noch so viel Lebensmittel fanden, als wir drey bedurften. Meine Diarrhoe wurde immer heftiger, und entkräftete mich gänzlich. Bald vermochte ich ohne Hülfe mein Pferd nicht mehr zu besteigen. Ich fasste daher den Entschluß, wenn ich Wilna erreicht hätte, dort zu bleiben.

In Radeszkowice trafen wir einen württembergischen Lieutenant mit einem Detachement, der die Reste seines Regiments abwarten wollte, zwey Tage nachher bey der Arrieregarde verwundet wurde, und in der darauf folgenden Nacht mit dem grösten Theile seiner Mannschaft auf dem Piquet erfror. Ein ähnliches Schicksal hatten 2. neu angekommene rüstige neapolitanische Reiterregimenter, die mir 2. Tagmärsche vor Wilna begegneten, aber schon 3. Tage darauf gröstentheils durch den entsetzlichen Frost aufgelöst worden, und zu Grunde gegangen waren. Eine Parthie russischer Infanterie, etwa 2,000. Mann, die an der Beresina von den Franzosen beym Kampfe um den Uebergang über den Fluß, gefangen worden waren, und nun gegen Wilna hin transportirt wurden, hatte ebenfalls gröstentheils das gleiche Loos. Nur wenige von // S. 78// ihnen erreichten Wilna, die meisten erfroren auf dem Bivouacq, viele, die aus Entkräftung oder vor Kälte erstarrt, nicht weiter zu gehen vermochten, wurden von ihrer Bedeckung niedergeschossen.

Am 7.ten Dec[em]b[e]r Vormittags kam ich mit dem Quartiermeister Veihelmann in Wilna an, mein Bedienter war auf einem Dörfchen, wo wir die lezte Nacht zugebracht hatten, aus113 Entkräftung gestorben.

Eilftes Capitel.

In Wilna fand ich mit vielen Württembergern eine Unterkunft in einem Hause, wo wir wenigstens gegen die gröste Kälte geschützt waren. Die Einwohner waren alle noch da. Es fehlte nicht an Lebensmitteln. Von der württembergischen Kriegs-Casse erhielten wir Geld, Vorschüsse, und die Officiere hatten ihren Sammelplatz im Lichtenstein'schen Caffeehaus. Ich versah mich mit Kappe, Handschuhen und Stiefeln von Pelz. Ich sammelte wieder einige Kräfte, und gab den Entschluß, in Wilna zu bleiben, auf. Meine 2. Pferde hatten sich ebenfalls wieder erholt. Die Cavallerie-Officiere sammelten sich um den General Grafen v[on] Normann, unter seiner Anführung wollten wir das russische Gebiet verlassen, und hatten wir erst einmal den Niemen hinter uns, so sollte es jedem freistehen, den weiteren Rückzug nach Gutdünken zu verfolgen.

Der General Normann hatte, die Schwierigkeiten erwägend, // S. 79// die mit unserem Marsche auf der großen Heerstraße verbunden seyn würden, mit unserer Zustimmung den Entschluß gefaßt, auf Seitenwegen nach Olitta hin zu ziehen, und zu diesem Ende hatte er einen Juden angeworben, der als Wegweiser dienen sollte. Eben darum aber, weil wir nicht mit der grosen Masse der Flüchtlinge ziehen wollten, hatten wir unsern Abmarsch von Wilna so lange als möglich verschoben, und verließen diese Stadt erst am 9. Dec[em]b[e]r Vormittags, wenige Stunden vor der Ankunft der Russen. Unser Weg führte meistens durch Waldungen auf ungebahnten Strassen, durch wenige Dörfer, deren Einwohner alle noch da waren, und uns mit Nahrungsmitteln versahen. Zweimal übernachteten wir und am dritten Tage Mittags erreichten wir ohne irgend einen Unfall das Städtchen Olitta, am Ufer des Niemen gelegen. Hier stärkten wir uns mit einem tüchtigen Glase Schnaps, und zogen denn feierlich über den gefrorenen Fluß mit Empfindungen des Dankes für unsere Rettung. So hatten wir uns114 als wir wenige Monate vorher diesen Fluß mit den grösten Erwartungen überschritten, die Rückkehr nicht gedacht, aber es war uns gut, daß wir davon nicht die leiseste Ahnung hatten, denn wer hätte Geistesstärke genug gehabt, solchem Ungemach, wie wir es so eben erduldet hatten, entgegen zu gehen? — Auf dem diesseitigen Ufer des Niemen, schon im Herzogthum Warschau, liegt ein Dörfchen, das uns recht erträgliche Quartiere bot, aber der Kälte und unserer Entkräftung nicht achtend, eilten wir, uns von dem unglückseligen // S. 80// Flusse zu entfernen, der die Reihe unserer Leiden eröffnet hatte. Noch am nämlichen Tage giengen wir bis Lieziskelli und an den zwey folgenden Tagen durch Szemno nach Kalvary, wo sich die Gesellschaft trennte, und jeder den Weg einschlug, auf dem er am schnellsten und besten fortzukommen hoffte.

Ehe ich aber weiter gehe, und meine Rückreise ins Vaterland erzähle, will ich noch einen Blick zurückwerfen auf den Rückzug aus Rußland, und ein allgemeines Gemälde desselben zu geben versuchen, denn von jetzt an zähle ich mich nicht mehr als ein Mitglied der grosen Armee, ich habe von ihr nichts mehr zu sagen, nur allein von mir als einem einzelnen Reisenden zu reden. Das Gemälde des Rückzuges will ich aber so geben, wie ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe, nur Thatsachen will ich schildern, deren Augen- oder Ohrenzeuge ich selbst war, und nur weniges will ich anführen, das ich von andern, jedoch glaubwürdigen Personen gehört habe.

Mit dem Abmarsch des Kaisers von Moskau beginnt der Rückzug. Dort fieng die Auflösung der Armee an; viele Regimenter hatte beinahe alle ihre Mannschaft, die Cavallerie, Artillerie, der [sic!] Train, ihre Pferde verloren.

Es fehlte an Magazinen, jeder war sich selbst überlassen, mußte selbst für seinen Unterhalt sorgen. Als die Armee Moskau verließ, hätte sie durch die indessen Genesenen wieder bedeutend stärker // S. 81// seyn sollen, statt dessen war sie um vieles schwächer geworden. Einige mehr oder weniger bedeutende — meistens unglückliche{679} Gefechte reichten hin, die Auflösung allgemein zu machen. Bey Dorogobusz stiessen die ersten Flüchtlinge zu uns. Sie waren alle in Moskau gewesen, dort hatten sie geplündert, dort hatten sie mitgenommen, was mitzunehmen war. Wir waren erstaunt über ihren Aufzug. Wenige waren ohne Waffen, die meisten nur mit Einem Waffenstück versehen, und war es auch ein Schießgewehr, so war es entweder unbrauchbar, oder fehlte dem Besitzer die Munition. Es waren keine Soldaten mehr, nur Marodeurs und Traineurs{680}, ohne alle Disciplin, mit einzelnen Monti- rungsstücken{681} behängen, aber reichlich bepackt mit wollenen Tüchern, Leinwand, seidenen Zeugen aller Art und Farben, Pelzen von Herren und Damen, Schlüpfern, Paladinen{682}, Krägen, Mänteln vom Zobelpelz herab, bis zum Schaafpelz, Hüten, Kappen und Mützen von allen Formen, Schuhen, Stiefeln, Stutzen und Reitermänteln, Küchengeräth von Kupfer, Messing, Eisen, Blech, von jeder Form, Haushaltungsgegenständen, wie Löffel, Gabeln, Messer von Silber, Blech und Eisen, zinnernen Tellern und Schüsseln, Gläsern und Bechern, Scheeren, Nadeln, Faden, Wachs p.p., kurz mit allen Gegenständen, die der Reisende zu Fuß und zu Wagen, der Handwerker, der Künstler, nur immer bedarf. Manche erschienen zu Fuß, und hatten ihre Beute schon verloren, oder weggeworfen, viele kamen zu Pferde, meistens // S. 82// auf elenden russischen Bauerpferden, andere auf Wagen, Troschken, in Chaisen{683} aller Art, in Staatskarossen. Mancher gemeine Soldat hatte zu seiner und der Bedienung seiner Pferde, zu Besorgung seiner 2. 3. 4. Chaisen und Karossen, andere gemeine Soldaten als Bediente angenommen. Dieß war der Aufzug, in dem sich uns die ersten Flüchtlinge zeigten. Diesen folgte täglich eine grösere Zahl. Mit diesem Volke, das sich seiner und seiner Leute Sicherheit wegen, an unser Detaschement angeschlossen hatte, zogen wir weiter. Alle Subordination120 hatte aufgehört. Wenn Feinde sich zeigten, so drängten sich die Elenden, wie Schaafe vor dem Wolfe, in einem Haufen zusammen, und überließen die Gegenwehr uns und andern, die noch nicht alles Ehrgefühl abgelegt hatten. War aber

der Feind wieder aus dem Gesicht verschwunden, so waren sie die vordersten und lautesten, und waren irgendwo Lebensmittel zu finden, so waren sie es, die solche den Bewaffneten, ihren Beschützern, weghaschten. Je weiter aber der Rückzug sich fortsetzte, desto mehr Truppen lösten sich auf, desto größer war die Zahl jener Unglücklichen. Täglich erschöpften sich viele durch die mühsame Fortbringung ihrer Beute, täglich blieben viele zurück, und fielen selbst als Beute in die Hände der Russen. Andere Klügere warfen bey Zeiten den Raub weg, ließen Kutschen und Wagen stehen, und suchten sich Waffen zu verschaffen. Lebensmittel hatten die wenigsten mitgebracht, nur um Geld und Geldeswerth drehte sich ihr Sinn, daher // S. 83// je weiter wir zogen, desto schwerer fanden wir unsern Unterhalt. Viele lebten von Zucker, und wenn dieser aufgezehrt war, von Pferdefleisch, oder Fleisch von gefallenem, zum Theil schon verwesendem Vieh. In einem Dorfe sah ich Franzosen, wie sie Vieh, das wahrscheinlich an einer Seuche gestorben war, aus einem Loche ausgruben, über dem Feuer rösteten, und mit gröstem Appetit verzehrten. Alle diese Drangsale vermehrte und erhöhte der Frost, der am 8. Nov[em]b[e]r eintrat. Nun wurden die eingepackten Kleidungsstücke hervorgezogen, und der ganze Zug glich einer Masquerade. Der Weg war ganz abgeglättet. Mühsam schleppte sich der Fußgänger auf dem schlüpfrigen Boden fort, mühsam giengen die Pferde, die längst beschlaglos waren. In jedem Defilee entstand die entsetzlichste Verwirrung. Hunderte von Wägen häuften sich, jeder suchte dem andern vorzufahren, keiner wollte Zurückbleiben, die armen Pferde wurden gräßlich mißhandelt, ein, zwey, drey und mehrere Defileen überwanden sie glücklich, endlich blieben sie stecken, und vermochten die Last nicht mehr herauszuziehen. Die Wägen, die nicht weiter gebracht werden konnten, wurden umgestürzt, zertrümmert, verbrannt, die Effecten geplündert, die Kanonen, wo möglich, ins Wasser versenkt, oft vernagelt, zulezt gerade zu121 stehen gelassen. Der Cavallerist trieb sein Konji mit dem Sattel beladen, mit der Beute behängt vor sich her, endlich blieb es stehen oder liegen, und nun diente es seinem Herrn noch zur Nahrung. Die Kraftlosen suchten irgend ein Feuer, ein Haus zu erreichen, // S. 84// und wenn sie sich etwas erholt hatten, und wieder weiter zu gehen vermochten, so wurde das Haus, um sich zuvor noch zu wärmen, angezündet, oder thaten dieß andere, die sich während des Marsches eine halbe Stunde lang wärmen wollten. Das NachtQuartier suchte man wo möglich in Dörfern zu nehmen. Jedes Haus mußte der Unglücklichen so viele aufnehmen, als der Raum gestattete, aber noch weit mehrere brachten die Nacht unter freiem Himmel zu, und zündeten oft, theils um sich zu wärmen, theils

aus Neid gegen ihre Kameraden das Obdach an, in dem sich leztere befanden, während diese das brennende Haus oft nicht verlassen wollten, sondern lieber aus Furcht zu erfrieren mit verbrannten. Solche Vorfälle wurden bald bekannt, und hatten zur Folge, daß der Stärkere immer dem Stärkeren sich anschloß, daß derselbe den Schwächeren aus den Wohnungen vertrieb, Schildwachen gegen diese, als gegen Feinde, ausstellte, daß oft um den kurzen Besitz eines Hauses lange Schlägereien, Mord und Todtschlag entstanden. Die Schwächeren, genöthigt, unter freiem Himmel zu campiren, suchten Holz zum Feuer zusammen, brachten, wo die Stärkeren nicht auf ihrer Hut waren, einzelne Theile der Häuser weg, deckten die Strohdächer ab, stahlen die Pferde, die Bagage ihrer Kameraden. Oft aber, sehr oft, vermochten sich diese Unglücklichen nicht mehr bis in die Nähe von Wohnungen zu schleppen, sondern blieben auf dem nächsten besten Platz liegen, und giengen da in der Nacht zu Grunde, oder wenn sie so glücklich gewesen waren, irgend // S. 85// ein verlassenes Feuer zu erreichen, so lagerten sie sich um dasselbe herum, und wurden, zu kraftlos, um Holz herbey zu bringen, und das Feuer zu unterhalten, des andern Morgens todt gefunden. Diese Leichen, fest gefroren, am Morgen von dem ersten Vorüberziehenden ausgeplündert, dienten dann als Sitze für die Nachkommenden, die stehen gebliebene Wägen zusammenschlugen, oder bespannte Wägen mit Gewalt Wegnahmen, und sich davon Feuer anzündeten. Viele schleppten sich schon halb todt an Feuer hin, streckten die Glieder, um recht bald zu erwärmen, in die Glut, und starben halb erfroren, halb verbrannt. Je länger der Rückzug währte, desto gräslicher war der Anblick der Flüchtlinge. In der furchtbarsten Kälte sah man Einzelne ohne Mantel, ohne Pelz, in leichten Fräcken, mit Nankinhosen{684} daherziehen, sah, wie der Frost auf sie wirkte, wie ihre Glieder nach und nach erstarrten, wie sie niederstürzten, sich wieder aufrafften, wieder stürzten, um nicht mehr aufzustehen. Der Mangel einer guten und zweckmäsigen Fußbekleidung kostete Unzähligen das Leben. Bey manchen waren durch die zerrissenen Schuhe oder Stiefel die nackten Zehen sichtbar, anfangs blutroth, dann erfroren — dunkelblau oder braun, endlich schwarz. Andere hatten die Füsse mit Lumpen, mit Lederstücken, Bast, Schaaf- oder anderen Fellen umwickelt, und diese retteten ihre Fußzehen, wofern sie wieder anderes Material zum Einwickeln für das durchgetretene fanden. Unzählige{685}, die so glücklich waren, ihr Leben durchzubringen, erfroren Hände, Füsse, Nasen, Ohren, sehr vielen fielen // S. 86// Finger, Zehen ab, anderen mussten dieselben, oft der ganze Arm oder Fuß abge nommen werden. Wie die Kälte Verheerungen anrichtete, ebenso that es der Hunger. Kein Nahrungsmittel war so schlecht, daß es nicht seine Liebhaber gefunden hätte. Kein gefallenes Pferd oder Vieh wurde verschmäht, kein Hund, keine Katze, überhaupt kein Aas, selbst Menschenfleisch, die Leichname der Erfrorenen und Verhungerten dienten oft den Uebrigen zur Nahrung. Es geschah sogar, daß Menschen zu Stillung des Hungers den eigenen Körper, Hände und Arme benagten. Aber nicht allein der physische Mensch litt das Unsäglichste, auch der geistige war von der Kälte in Verbindung mit dem Hunger angegriffen. Alles menschliche Gefühl war erstorben, jeder dachte und sorgte nur für sich, der Zustand seines Kameraden kümmerte ihn nicht. Gleichgültig sah er ihn todt niederstürzen, gefühllos nahm er auf seiner Leiche an dem Feuer Platz. Dumpfe Verzweiflung, tobender Wahnsinn hatte viele ergriffen, unter den grösten Verwünschungen gegen Himmel und Erde hauchten sie ihren Geist aus. Andere waren zu Kindern geworden, und giengen darum zu Grunde, wenn vielleicht ihre physischen Kräfte sie wohl hätten retten mögen. Wieder andere starrten in einem Stumpfsinn dahin, der sie das Rettungsmittel übersehen ließ, und gerade dem Untergang entgegen führte. Alle aber hatten wohl an ihrer geistigen Kraft — wenigstens für einige Zeit — Schaden genommen, und bey den // S. 87// meisten offenbarte sich dieß durch Gleichgültigkeit und Stumpfsinn. Der Soldat nannte es den Moskauer Tippei.{686}

Indem ich dieses Gemälde schliesse, habe ich nur noch beizufügen, daß ich darin keine zu grellen Farben gebraucht, daß ich die reine lautere Wahrheit gesagt, und daß ich übrigens bis jetzt, wo ich dieß schreibe, im Jahr 1828. in allen Schilderungen des Rückzugs, die mir vor Augen kamen, noch keine Uebertreibungen gefunden habe, ja daß ich überzeugt bin von der Unmöglichkeit, das Elend der Flüchtlinge gräßlicher zu malen, als es in der Wirklichkeit war.

Ich brauche nun wohl nicht mehr zu sagen, wie freudig unsere Empfindungen waren, als wir den Schauplatz unseres Unglücks, unseres Elendes verlassen hatten, und beginne daher, meine Rückreise ins Vaterland zu erzählen.

Zwölfies Capitel.

In Kalvary, am 13. Dec[em]b[e]r kaufte ich mit dem Ober-Lieutenant Grafen v[on] Graevenitz, und dem Ober-Lieutenant v[on] Maucler125 zusammen 2. Schlitten, die wir mit unsern Pferden bespannten, und auf deren einem Graevenitz und ich Platz nahmen, auf dem andern aber fuhren der kranke Maucler und der Quartiermeister Veihelmann. Als Kutscher und Bedienten hatten wir den Jäger Hoffmann angenommen, und die gleichen Dienste bey Mauders Schlitten // S. 88// versah der Jäger Sommer. Der Frost hatte seit 24. Stunden etwas nachgelassen, doch war er immer noch bedeutend genug. Am 14. Dec[em]b[e]r verließen wir Kalvary, schlugen den Weg nach Goldap ein, waren über Mittag in Krowikresly, bey einem Grafen v[on] Pusinsky, und erreichten Abends Wysztitten. Tags darauf gelangten wir nach Goldap in Ostpreussen. Bey meinen dortigen Bekannten fand ich eine herzliche Aufnahme. Meine Erzählungen von unsern Schicksalen erregten eine aufrichtige Theilnahme, und sie suchten nach Kräften uns unser überstandenes Ungemach vergessen zu machen. Aber auch sie hatten schwer gelitten von den Durchzügen der französischen Armee, und hatten manche und grose Verluste zu bedauern. Uns als Deutschen boten sie die brüderliche Hand, aber gegen die Franzosen hatte sich ihr Haß, der seit 1807. noch nicht erloschen war, auf's Neue und heftiger als zuvor entzündet. In Goldap legten wir unsere zerrissene, von Ungeziefer wimmelnde Kleidung ab, und verschafften uns von dem Rest unserer Baarschaft neue Kleider, reines Weißzeug. Von hier nahmen wir den Weg nach denjenigen Orten, wo unser Regiment vor dem Feldzuge eine kurze Zeit in Cantonnirung gestanden, und wo sich Graevenitz mehrere gute Bekannte erworben hatte.

Es waren dieß die Städtchen Angerburg und Rastenburg, besonders aber Rößel. In allen dreyen fanden wir eine ebenso gute Aufnahme, wie in Goldap, und wie hier, so machten wir auch in Rößel einen Ruhetag. Am 20. De- c[em]b[e]r setzten wir die Reise fort, und nahmen die Richtung nach Danzig, wo der Sammelplatz der Württemberger seyn sollte. // S. 89//

In Heilsberg waren wir sehr gut einquartirt bey einem Kaufmann Romann, und den folgenden Tag lernten wir in dem Bürgermeister von Wormditt und seiner Frau sehr wackere Leute kennen. Hier wurde uns der Rath ertheilt, jedenfalls über Elbing und Danzig zu gehen, und diesem Rathe folgend erreichten wir die letztere Stadt am 22. Dec[em]b[e]r bey später Nachtzeit. Tags darauf brachten wir in Erfahrung, daß der württemberg'sche Kriegs-Commissär Herdegen hier anwesend sey, und von ihm erhielten wir sofort zu unserer unaussprechlichen Freude aus der Kriegs-Casse ein Anlehen von 20. Louisdor, und zugleich die Nachricht, daß statt Danzig nunmehr die Festung Thorn an der Weichsel zum Sammelplätze für die Württemberger bestimmt sey. Wir verließen nun Elbing sogleich wieder, passirten am nemlichen Tage Marienburg, und kamen am 24. Dec[em]b[e]r Abends in Marienwerder an, wo wir bey Medicinalrath Burkhardt ein quartirt wurden, und wo wir den Christtag zubrachten. Die Ungefälligkeit des Wirths und seiner Frau verkümmerte uns den Ruhetag nicht wenig, und gerne traten wir am 26. Dec[em]b[e]r unsere Weiterreise an. Nach 2. Tagreisen, auf denen wir die Stadt Graudenz passirten, und an der Festung gleichen Namens vorbeykamen, trafen wir am 28. Dec[em]b[e]r in der Stadt und Festung Thorn auf dem rechten Ufer der Weichsel ein. Aber auch hier war unsers Bleibens nicht, und zwar zu unserer grosen Zufriedenheit, weil wir keineswegs Lust hatten, eine Belagerung, die wohl vorauszusehen war, auszuhalten, vielmehr nach der Rückkehr ins Vaterland uns sehnten. Nach einem // S. 90// Rasttage verließen wir Thorn wieder, und begaben uns 10. Stunden weiter nach Inowraclaw, ein Städtchen im Herzogthum Warschau, wo sich die aus dem Feldzuge rückkehrenden Württemberger sammelten.

In Ost- und Westpreussen, so wie im Herzogthum Warschau waren überall noch die Spuren zu finden, die der Durchzug der französischen Armee im Frühling und Anfänge des Sommers zurückgelassen hatte, nirgends aber waren sie so deutlich, wie in Ost-Preussen, und auch hier wieder am deutlichsten in dem nördlicheren Theile, weil die Disciplin immer gelinder wurde, je mehr sich die Armee der feindlichen Grenze, der Eröffnung des Feldzuges näherte. Wir trafen darum auch viel Elend in diesen Gegenden, und durften uns darum über die oft feindselige Begegnung der Einwohner nicht wundern. Gleichwohl waren es gerade die am härtesten Bedrängten, die uns am wohlwollendsten aufnahmen, und ich kann im Allgemeinen nicht anders, als das Benehmen der OstPreussen sehr loben. Ein Gleiches aber kann ich von den Westpreussen nicht rühmen, und zwey Häuser, in Wormditt und Graudenz — ausgenommen, muß ich sagen, daß uns überall Haß und feindselige Gesinnungen begegneten, die sich keineswegs scheuten, sich durch Worte kund zu geben. Im Warschau' schen unterschieden wir zwischen Adel und Volk, während der erstere uns grose Geneigtheit bezeugte, scheute uns, haßte uns das letztere.

Das Land von Goldap bis Elbing ist ziemlich, gegen den Nogat hin aber sehr fruchtbar. Es ist meistens flach und von einförmigem Aussehen // S. 91// nirgends befinden sich Puncte, die sich durch Lage und Umgebung einigermaasen auszeichnen. Die Niederungen von Elbing gelten als einer der fruchtbarsten Landstriche Preussens. Bey Graudenz fängt das Land an, wieder sandig zu werden, und bey Culmsee und Thorn bildet es eine eigentliche Sandwüste. In OstPreussen gleicht die Bauart der Dörfer der im Warschau'schen, doch sind jene etwas freundlicher und reinlicher als diese. Die Städtchen Heilsberg und Wormditt sind alt, aber nicht schlecht gebaut. Elbing ist eine beträchtliche, sehr gewerbsame, gut gebaute Stadt. Gegen diese Stadt hin haben die Dörfer ein gefälligeres und wohlhabenderes Aussehen, aber in der Niederung der Nogat und Weichsel übertreffen sie die schönsten und reichsten Dörfer von SüdDeutschland. Die Mauern und Häuser von Marienburg zeugen von hohem Alter der Stadt, dagegen ist Marienwerder weit neuer und mit geschmackvollen Gebäuden geschmückt. Graudenz ist alt, aber nicht übel gebaut, auch scheint es ziemlich gewerbsam zu seyn. Die in nicht groser Entfernung gelegene Festung steht auf einer Erhöhung, doch sind von der Strasse aus weder Werke noch Häuser bemerkbar; sie soll nur einige wenige Wohn-Gebäude enthalten, indem die Garnison, als die einzigen Bewohner des Platzes, in den Casematten liegt. Diesseits Graudenz, wo der Boden wieder unergiebiger wird, sind auch die Dörfer schlechter gebaut, die Wohnungen minder bequem und reinlich, bey Thorn sind sie wieder ächt polnisch. Diese Stadt selbst ist von nicht unbedeutendem Umfang, gut bevölkert, und //S. 92// sehr gewerbthätig, sie hat viele gut gebaute Straßen, und manche Häuser, die einer grosen Stadt zur Zierde gereichen würden. Das Städtchen Inowraclaw enthält neben vielen, nach polnischer Art gebauten Häusern, noch manche bessere Gebäude, die alle aus den Zeiten der preussischen Herrschaft herrühren. Im Ganzen gehört es zu den besseren polnischen Städtchen.

In diesem Orte sollte nach den Befehlen unsers Königs, der an die allgemeine Auflösung nicht glauben wollte, der Ueberrest der württembergischen Truppen gesammelt und geordnet werden, und bis zur Ankunft der Ergänzungsmannschaft verweilen, um dann vereint mit diesen126 wieder gegen den Feind zu marschiren. Die Generale sahen aber die Unausführbarkeit dieses Befehls wohl ein, und hatten darum schon früher einen aus ihrer Mitte mit dem Auftrag nach Stuttgart gesandt, den König über die wahre Lage der Dinge aufzuklären, und ihn wo möglich zu Zurückberufung der geretteten Truppen zu bestimmen. Dieß hatte denn auch den Erfolg, daß schon am 6. Jan[ua]r 1813. der Allen unausprechlich erfreuliche Befehl eintraf, die Offfciere einzeln so schnell als möglich ins Vaterland zurückzuschicken, die Soldaten aber unter der Aufsicht einiger Officiere in mäßigen Tagmärschen heimzuführen.

Während meines Aufenthalts in Inowraclaw, der vom lezten Dec[em]b[e]r bis zum 7. Jan[ua]r währte, hatte ich fortwährend mit Diarrhoe und Magenweh heftig zu kämpfen, die dagegen gebrauchten Mittel // S. 93// schlugen bey der allgemeinen Erschöpfung, an der ich litt, nicht an. Ich gehörte zu der Zahl derjenigen Officiere, die für sich heimkehren sollten, und gab nun meine Pferde unter die Aufsicht des Depot-Commandanten von unserem Regimenté, dem ich ein drittes schon in Rußland übergeben hatte, nahm von der Kriegs-Casse einige hundert Gulden auf, versah mich mit den nöthigsten Kleidungsstücken, und kaufte in Gemeinschaft mit dem Ober-Lieutenant Grafen v[on] Graevenitz eine polnische Pritschke{687} für unsere Reise. Als Bedienter sollte uns Jäger Hoffmann begleiten.

Dreyzehentes Capitel.

Voll der freudigsten Gefühle traten wir am 7. Jan[ua]r Morgens unsere Heimreise an. Unsere Pritschke war zwar nicht bedeckt, doch hatte sie die Bequemlichkeit, daß wir nach Gefallen darin liegen oder sitzen konnten. Die Bespannung erhielten wir auf jedem Etapenplatze von den bereitstehenden Bauernpferden. Wir nahmen den Weg über Pakosz und Pudewitz nach Posen, wo wir am 8.ten anlangten. Nach einem Aufenthalte von einigen Stunden setzten wir unsere Reise fort, und übernachteten am 9. in Fraustadt, der lezten Stadt im Herzogthum Warschau. Am 10. giengen wir über die Oder, passirten Glogau, wo wir Mittag machten, und erreichten über Sagan, Surau, Muskau, Hoyerswerde und // S. 94// Königsbrück schon am 12. Jan[ua]r die Hauptstadt des Königreichs Sachsen, Dresden. Hier ruhten wir zwey Tage aus, fuhren am 15. das Elbethal hinab nach Meissen, von dort über das Erzgebürge durch Freyberg, Chemnitz, Zwickau, nach Plauen im Voigtlande, durch Hof und Bayreuth nach Nürnberg, wo wir am 18.ten Jan[ua]r eintrafen. Den 19.ten kamen wir nach Ansbach, und am 20.ten nach Ellwangen, wo wir abermals einen Rasttag machten. Tags darauf giengen wir bis Gmünd, und den 23.ten nach Ludwigsburg, von da aber auf die uns vom Gouverneur gegebene Nachricht, daß alle aus Rußland zurückkehrenden Officiere bis zum lezten Jan[ua]r Urlaub hätten, und bis dahin im Lande hingehen konnten, wo sie wollten, noch am nemlichen Tage nach Stuttgart.

So war ich denn nach unzähligen Mühseligkeiten und Gefahren aller Art wieder im Vaterlande angekommen. In dem kurzen Zeitraum von 17. Tagen hatten wir eine Strecke von beinahe 300. Stunden zurückgelegt,128 und während dieser Zeit noch 3. Rasttage gemacht. Wir waren durch vieler Herren Länder gereist, und hatten überall eine mehr oder minder gute, nie eine schlechte Aufnahme gefunden. Aller Orten wurden wir angestaunt, als Wunder, die dem allgemeinen Verderben entronnen waren, überall hatten wir von den Schicksalen, dem Zustande der Armee, von unsern eigenen Drangsalen zu erzählen, aber, wie die Menschen nun einmal sind, wir fanden welche, denen unsere Erzählungen // S. 95// nicht gräßlich genug klangen, und die darum zweifelten, daß wir wirklich dem ganzen Feldzuge und Rückzuge in Rußland angewohnt hätten. Überall, wo wir es verlangten, erhielten wir Quartiere, theils in Gast- theils in Privathäusern, aber nirgends, Dresden ausgenommen, verweilten wir länger, als unsere erschöpften Kräfte uns geboten. Im Warschau'schen hatten wir nicht mehr über die schlechten Quartiere, wie im vergangenen Frühjahr zu klagen, denn wir hielten nur auf Etapen Plätzen an, und unsere Ansprüche waren überhaupt durch den Aufenthalt in Rußland geringer geworden. In Posen hielten wir uns einige Stunden auf, um die Stadt zu sehen, und noch einige Kleidungsstücke zu kaufen. Diese Stadt und Fraustadt sind die beiden grösten und bestgebauten Orte, durch die wir auf der Reise von Inowraclaw an durch das Grosherzogthum Warschau kamen. Beide Städte haben manche schöne Gebäude, und auch hier, so wie in Kosten und Smygel verläugnen sich die Wohlthaten der preussischen Regierung nicht. Ueberhaupt bemerkt man mit Vergnügen die zunehmende Wohlhabenheit und Reinlichkeit der Bewohner gegen die Grenzen Schlesiens hin. Ungerne sahen uns die Pohlen auf dem Rückwege, denn aus allen Umständen mußten sie abnehmen129, daß es, wo nicht für immer, doch für eine geraume Zeit zu Ende sey mit der französischen Herrschaft in Pohlen, und daß nun erst grose Drangsale ihrer warten. Gleichwohl bezeugten sie uns alle Teilnahme, und leisteten uns jede // S. 96// Hülfe, die wir billigerweise von ihnen erwarten konnten. Dieß war namentlich in Fraustadt der Fall.

Das Land von Inowraclaw bis an die schlesische Grenze ist eben, meistens sandig, aber nicht unfruchtbar, wie denn überhaupt dieser Theil von Pohlen zu den besseren gehört.

In Schlesien bemerkten wir bey den Einwohnern wohl eine heimliche Freude über das Unglück der grosen Armee, doch waren sie aller Orten zu artig, sie deutlich zu erkennen zu geben, vielmehr bezeugten sie uns viele Theilnahme, und manche waren so ehrlich, zu gestehen, daß wir dieselbe nur unserem gemeinschaftlichen Vaterlande, keineswegs aber unserer Verbindung mit Frankreich zu danken hätten. Nur in Glogau wären uns, troz der französischen Besatzung, beinahe Unannehmlichkeiten widerfahren, wenn wir, theils unserer selbst, theils der Nachkommenden wegen, nicht vorgezogen hätten, die ernstlich gemeinten Reden für Scherz und Unverstand zu nehmen. In den übrigen Orten, wo wir mit Einwohnern in Berührung kamen, vermieden wir daher jeden Anlaß zu politischen Gesprächen, und hatten wohl auch dieser Vorsicht das artige Benehmen unserer Wirthe mit zu danken. In der Stadt Glogau wollten wir uns, des eben erwähnten Vorfalls willen, nicht näher umsehen, und so weiß ich von den Festungswerken weiter nichts zu sagen, als daß sie mir auf der Oderseite besonders stark schienen. Die Straßen, durch die wir kamen, sind gut gebaut, // S. 97// zum Theil aber sehr enge. Die Stadt ist lebhaft, und die Einwohner scheinen ein munteres Völkchen zu seyn. Die mehrjährige französische Occupation hatte sie mit einem glühenden Hasse gegen die Franzosen erfüllt. Bey Neustädtel sahen wir Weinberge, die uns lebhaft an unser Vaterland erinnerten. Während um Glogau das Land eben ist, so erheben sich gegen Neustädtel einige Hügel, und von hier an verlieren sich die grosen Ebenen allmählig in ein hügelichtes{688} Land, bis gegen Hoyerswerda hin, wo die Landschaft ebener zu werden beginnt. Sagan, das lezte schlesische Städtchen, ist recht artig zu nennen. Der ganze Landstrich von Glogau bis hieher ist sehr bevölkert und wohl angebaut. Die Dörfer sind reinlich, und die Wohnungen zeugen von Wohlhabenheit der Bewohner.

Surau ist das erste sächsische Städtchen, das wir berührten. Es ist gut gebaut, noch besser aber ist Muskau, das eine gar freundliche Lage hat, und darum, und der Artigkeit unserer Wirthsleute wegen mir wohl im Gedächtniß blieb. Spremberg und Hoyerswerda sind geringere Städtchen, und scheinen ziemlich arm zu seyn. Dagegen ist Königsbrück wieder ein freundlicher Ort.

Bis daher hatten uns unsere Wirthsleute, bey aller Zuvorkommenheit, doch mit einer gewißen Aengstlichkeit und Scheu aufgenommen, die wir hauptsächlich ihrer Furcht vor Krankheiten, hauptsächlich vor dem Nervenfieber, mit dem sie jeden Zurückkehrenden behaftet wähnten, zuschrieben, und nebenbey auch dem Ekel vor der Unreinlichkeit, die gar viele der // S. 98// Rückkehrenden noch an sich trugen, und die auch noch an uns einigermaasen sichtbar war. Wir hatten uns darum vorgesetzt, neben der Pflege unserer Körper und der Besichtigung der Merkwürdigkeiten Dresdens, dort auch noch besondere Sorgfalt auf unsere und unserer131 Kleider- Reinigung zu verwenden.

Es ist eine schöne, breite, mit grosem Aufwand gebaute, steinerne Brücke, die von der Vorstadt über die Elbe zur Stadt Dresden führt. Wir nahmen, gröserer Bequemlichkeit wegen, dießmal unser Quartier auf unsere Kosten in einem der ersten Gasthöfe, wo wir spät Abends anlangten. An den zwey folgenden Tagen sahen wir uns in der Residenz um. Die Stadt ist sehr gut gebaut, die Häuser sind von Stein, die Straßen nicht sehr weit, doch noch nicht gerade enge, durchgängig reinlich gehalten. Ausser dem Königl[ichen] Schlosse enthält die Stadt noch viele pallastähnliche Gebäude, und mehrere schöne Kirchen, worunter sich die Frauenkirche besonders auszeichnet, die nach dem Modell der S[an]ct Peterskirche in Rom gebaut ist. Die Aussicht auf dem Thurme dieser Kirche ist ausgebreitet und äusserst malerisch. Mehrere Sammlungen verschiedener Art sind sehenswerth. Das sogenannte grüne Gewölbe mit der unvergleichlichen GemäldeGallerie blieb uns leider! verschlossen. Die Rüstkammer enthält eine grose Zahl von Waffen und Rüstungen aus allen Zeiten, und zum Theil von hohem Werthe. In der Niederlage von Meißner Porcellän war gerade ein ausgezeichnet schöner Service, der dem // S. 99// französischen Kaiser bestimmt war, zu sehen, und ausserdem war eine grose Menge treflich gemalter Vasen und anderer Service vorhanden. Gerne hätte ich den Meinigen ein Andenken mitgenommen, aber ich mußte meine Baarschaft zu Rath halten. An dem Brühlschen Pallaste ist der Brühlsche Garten gelegen, der mit vielem Geschmack und grosem Aufwande angelegt ist, und eine herrliche Aussicht auf die schöne und breite Elbe gewährt. Die Oper, die wir aufführen sahen, befriedigte sowohl durch den Gesang als die Musik meinen Reisegefährten ausnehmend. Die Lage Dresdens an dem schiffreichen Flusse ist äusserst romantisch, und übertrifft wohl jede der andern Residenzen Deutschlands. Die Bewohner sind ein gutmüthiges, artiges, abgeschliffenes Volk, dem Vergnügen und den Zerstreuungen sehr ergeben. Sie nahmen sich die düstere Zukunft, die vor Deutschland lag, noch nicht sehr zu Herzen. In unserem Gasthofe waren wir gut genährt und bedient, hatten es aber auch bey unserer Abreise theuer zu bezahlen.

Wie wir von Königsbrück aus mit132 Postpferden nach Dresden gekommen waren, so reisten wir auch wieder von da ab nach dem nächsten Etapenplatze, Meissen. Der Weg dahin führt durch das Elbethal hinab, dem rechten Ufer entlang. Eine herrlichere, reichere Landschaft hatte ich nie gesehen. Das Thal auf beiden Seiten durch bedeutende Hügel geschlossen, // S. 100// diese mit den schönsten Baumgärten und Weinbergen bedeckt, das Thal reich besäet mit lieblichen Dörfern und Landhäusern, die Straße topfeben und treflich unterhalten, die Bewohner gut gekleidet, wohl genährt, Zufriedenheit im Gesichte, alles dieß machte einen wunderlieblichen Eindruck auf mich, und versetzte mich in die heiterste Stimmung. Vier Stunden lang führt der Weg durch dieses sächsische Paradies.

Schon ferne von Meißen gewahrt man das dortige uralte Schloß, die Stammburg und einst der Wohnsitz der Markgrafen von Meißen, auf einem hohen Vorsprung des Erzgebirges gelegen. Eine theils steinerne, theils hölzerne bedeckte Brücke führt über die Elbe, und in das Städtchen Meissen, das an dem Berge angebaut, von ferne sich gut ausnimmt, und nicht schlecht gebaut ist. In dem Schlosse befindet sich seit vielen Jahren die berühmte Porcellanfabrik, die, ihre Erde aus einer Entfernung von etwa 10. Stunden beziehend, ihre Producte zwar theuer hält, dagegen durch die Trefflichkeit der Masse{689}, der Glasur und der Malereÿ alle Fabriken der Art in Deutschland weit übertrifft. Mit grosem Interesse nahmen wir die ganze Anstalt in Augenschein, und zur Erinnerung an unser Hierseÿn kauften wir uns beide eine Kleinigkeit.

Von Meissen aus führte uns der Weg auf das Erzgebürge. Hier nimmt die Natur einen rauheren Character an, und // S. 101// während der Sachse des platten Landes von den Erzeugnissen seines Bodens mehr oder weniger in Wohlhabenheit lebt, so ist der Bewohner des Erzgebürges von der kargen Natur genöthigt, seinen Lebensunterhalt durch den harten Bergbau, und die nicht minder harte Fabrikarbeit sich zu erwerben. In allen Städten, in allen Dörfern finden sich Fabriken, und das Aussehen der Bewohner zeugt von der Unzuträglichkeit ihrer Beschäftigung für die Gesundheit. Die Farbe der Bergleute ist eben so düster, wie der Ort ihrer Thätigkeit. Indessen herrscht auf dem Erzgebürge viel Leben, und Handel und Wandel ist im Schwünge. Wie im übrigen Sachsen, so sind auch hier die Menschen zuvorkommend und gastfreÿ.

Das nächste Städtchen, in das wir von Meissen aus kamen, ist Noßen, das sich durch nichts auszeichnet, als ein grosses altes Schloß. Freÿberg, wo wir das Nachtquartier nahmen, die berühmte Bergstadt ist nicht unbeträchtlich, gut gebaut, aber nicht stark bevölkert. Es hat134 ein groses schönes Schloß. In der Nähe dieser Stadt befinden sich mehrere Bergwerke, wir nahmen uns aber nicht Zeit, eines derselben zu besichtigen, so sehr wir es auch gewünscht hätten. Chemnitz ist eine bedeutende und lebhafte Handels- und Fabrikstadt, und hat viele schöne Gebäude. Das Dorf Oberlungwitz zieht sich mit 2. Reihen Häuser in einem sehr engen Thaïe 1 1/4. Stunde weit hin. Das Städtchen Lichtenstein // S. 102// mit seinem Schlosse hat eine romantische Lage. Zwickau, die lezte Stadt im sächsischen Erzgebürge, treibt viel Handel, und besitzt ebenfalls mehrere Fabriken. Die Stadt ist sehr lebhaft.

Nun hatten wir das Voigtland erreicht, ein nicht weniger thätiger und fabrikenreicher Landstrich als das sächsische Erzgebürge, der einen Theil eben dieses Gebürges ausmacht. Reichenbach ist ein recht artiges Städtchen. Plauen ist alt, nicht beträchtlich, mit einem grosen Schlosse.

Am 17. erreichten wir das bayrische Gebiet. Die Zuvorkommenheit und Gastfreiheit der Sachsen verliert sich von Plauen an nach und nach in das derbere, weniger gefällige Wesen der Bayern.{690} In Hof, einer nicht unbeträchtlichen Stadt, vermißt man das gute Sachsenland noch nicht so sehr, aber schon 4. Stunden weiter, in Münchberg, wird man gar deutlich gewahr, daß man Sachsen verlassen hat. Zwischen Hof und Münchberg erblickt man zur Rechten die hohen Häupter des Fichtelgebirges, aber nun gelangt man wieder in ein flacheres Land. Zu Bayreuth fanden wir im goldenen Anker ein gutes Nachtquartier. Unsere Ankunft daselbst erfolgte so zeitig, daß wir das Theater noch besuchen konnten. Die Gegend um Bayreuth hat viele schöne, wohlhabende Dörfer, und die Stadt selbst ist gut gebaut, und wohl bevölkert. // S. 103// Hilpoltstein ist ein schlechtes Städtchen, aber das nahe Schloß, auf einem einzeln stehenden hohen Felsen gelegen, giebt der Lage ein romantisches Ansehen. Am 18. Abends kamen wir in Nürnberg an. Wir erhielten unser Quartier im Reichsadler, wo wir am Wirthe und seiner Frau recht gefällige Leute fanden. Auch hier verkürzten wir den Abend durch den Besuch des Theaters, und nachher noch durch die Unterhaltung mit unsern Wirthsleuten. Am folgenden Morgen verwendeten wir einige Stunden zur Besichtigung der grosen alten, ehemals so reichen, noch immer aber wohlhabenden Stadt. Die Lage ist eben, und nur in der Ferne erblickt man Gebirge. Ansbach ist eine recht hübsche Stadt mit einem grosen schönen Schloße. Wir hatten hier unser Quartier bey dem Regierungsrath Schnitzlein, und lernten in ihm und seiner Familie{691} artige Leute kennen. Ich besuchte da einen ehemaligen Arbeiter meines Oncles Riegelbach, Namens Scheuermann, den ich zu der Zeit, als ich das Gymnasium in Stuttgart besuchte, wohl kennen gelernt hatte, und der über meine unerwartete Erscheinung sehr erstaunt und erfreut war. —

Der 20. Jan[ua]r war der Tag, wo137 wir das Vaterland wieder betraten. In Ellenberg, dem ersten württembergischen Orte, ward vor dem Wirtshaus Halt gemacht, und in [sic!] vaterländischem Weine dem Vaterlande ein Hoch gebracht. In Ellwangen rasteten wir einen Tag. Unsere Aufnahme hätten wir uns nicht besser wünschen können. Alles beeiferte // S. 104// sich, uns unsere Leiden und Mühseligkeiten durch Zuvorkommenheit und Gefälligkeit vergessen zu machen. Am 22.ten setzten wir unsere Reise nicht weiter als bis Schwäbisch Gmünd fort, wo wir ein Quartier bey Kaufmann Mayer erhielten, und Abends nach gut württembergischer Sitte zu einem Glase Wein giengen. Daß wir allein hier das Wort führten, und von allen Anwesenden mit Fragen bestürmt, führen mußten, bedarf wohl keiner Versicherung.

Den folgenden Tag giengen wir, wie schon gesagt, über Ludwigsburg nach Stuttgart.

Arm und blos kam ich hier an mit zerrissenen Kleidern, ohne Geld. Meine sämtliche Equipirung138 war verloren, von 10. Pferden, die ich nach und nach gehabt hatte, waren 8. zu Grunde gegangen. Mehrere 100. Gulden Schulden waren das Einzige, das ich zurückbrachte. Durch die Reise von Inowraclaw nach Stuttgart hatten sich meine körperlichen Kräfte beinahe völlig erschöpft, dagegen hatte sich mein geistiger Zustand merklich gebessert, und ich durfte hoffen, bey einiger Ruhe jene bald zurückkehren zu sehen. Zwar litt ich noch immer an Diarrhoe und Magenschwäche, allein beide Uebel hatten von ihrer Heftigkeit vieles verloren, und wenn sie auch nicht so schnell gänzlich zu beseitigen waren, so hinderten sie doch nicht die allmählige Wiederherstellung meiner Kräfte.

Am 24.ten Jan[ua]r einem Sonntage, meldeten wir uns in Stuttgart bey dem König und dem KronPrinzen und bey der Generalität. // S. 105// Auf der Parade wurde ein groses Avancement publicirt, bey dem auch mir ein Theil zufiel, indem ich zum OberLieutenant befördert wurde. Nachdem ich noch meine Verwandten besucht hatte, reißte ich Abends 5. Uhr mit Extra- Post nach Tuttlingen ab, um meine Mutter und meine Geschwister zu besuchen. Mit groser herzlicher Freude ward ich von ihnen empfangen, aber sie lasen auch aus meinem ganzen Aussehen meine seitherigen Schicksale. Ich ward auf's beste verpflegt, und wenn mir ein längerer Aufenthalt vergönnt gewesen wäre, so hätte sich wohl meine Gesundheit bald wieder vollständig hersteilen mögen. Während der 5. Tage, die ich in Tuttlingen zubrachte, ward ich nicht nur um die Erzählung meiner eigenen Schicksale von Verwandten und Bekannten fortwährend bestürmt, sondern es fand sich auch theils aus der Stadt, theils aus der Umgegend täglich eine Menge Leute ein, die von mir Nachrichten über Verwandte und Freunde zu erhalten hofften, und von denen wenige getröstet, die meisten ohne Trost wieder von mir giengen. Mein Jäger Hoffmann, den ich in der Eigenschaft eines Bedienten nach Tuttlingen mitgenommen hatte, ward in allen Wirthshäusern, deren er viele besuchte, theils von den Wirthen, theils von den Gästen zechfrey gehalten, wenn er von dem russischen Feldzuge, hauptsächlich aber von dem Rückzuge erzählte. Am 30. Jan[ua]r verließ ich Tuttlingen wieder, und traf am 31. in Ludwigsburg ein. // S. 106//

Ueberall im Lande war der russische Krieg und der Rückzug das Tagesgespräche, und noch lange bildeten die Schicksale der ganzen Armee so wie der Einzelnen die einzige Quelle der Unterhaltung. Aller Orten fanden die Zurückgekehrten die regste Theilnahme, jedes Herz wurde weich bey der Erzählung der unerhörten Leiden. Es war Niemand, der uns nicht zur Belohnung eine lange Ruhe gegönnt hätte, allein die Zeit-Umstände wollten es anders.

Zweyter Abschnitt.

Erstes Capitel.

Am 3. Febr[uar] 1813 wurde das reitende Jägerregiment Herzog Louis, das seit der Mitte des Octobers 1812. nur noch dem Namen nach existirt hatte, wieder errichtet, oder mit anderen anderen Worten, es erhielt wieder Officiere, Mannschaft und Pferde. Die Mannschaft war im Monat Jan[ua]r conscribirt worden, und die Pferde hatte der General v[on] Jett von Leipzig, wo sie aufgekauft worden waren, zurückgebracht. Ich erhielt, wie jeder aus Rußland zurückgekehrte Cavallerie-Officier, ein Pferd zum Geschenk, und 20. Louisdor zur Equipirung, und als unsere übrige Mannschaft von Inowraclaw ankam, und meine 2. zurückgelassenen // S. 107// Pferde mitbrachte, so war ich wieder vollständig beritten. Noch am nämlichen Tage trafen wir in der uns angewiesenen Garnison Winnenthal ein, wo Officiere und Soldaten im Schlosse und den NebenGebäuden untergebracht wurden. Als das Regiment nach und nach vollzählig gemacht wurde, so ward ein Theil desselben nach Waiblingen, und später die Hälfte des Regiments nach Eßlingen verlegt, wohin ich selbst mit der Schwadron v[on] Reinhart139 in den ersten Tagen des Monats März abging.

Schon am 4. Febr[uar] fieng das Exerciren der Mannschaft und das Zureiten der Pferde an, und wurde täglich mit grosem Eifer fortgesetzt. Zu Ende des Monats wurde bereits in Zügen und Schwadronen exercirt, und bis Ende März waren Mannschaft und Pferde so weit dressirt, als in dieser kurzen Zeit nur erwartet werden konnte.

In Winnenthal hatte meine Gesundheit durch etliche Anfälle von Nervenfieber heftige Stösse erlitten, es gelang jedoch den eifrigen Bemühungen des Arztes von Winnenden, Christmann, den vollständigen Ausbruch der Krankheit abzuwenden. Während meines Aufenthalts in Eßlingen hatte ich mich wieder sehr erholt. 139 {692}

Zu Ende des Monats März waren wir wieder in marschfertigem Stande. Am 4. April traf der Befehl ein, die // S. 108// zway Schwadronen von Eßlingen in die Nähe von Winnenden zu verlegen, damit sie mit den dortigen 2. Schwadronen zusammen geübt werden könnten. Am 6. April kamen wir dort an, aber schon Tags darauf erschien ein neuer Befehl, der uns Cantonnirungsquartiere an der Grenze gegen Würzburg anwies. Wir verließen daher am 8. April die Umgegend von Winnenden, und marschirten über Backnang, Hall und Langenburg bis in die Nähe von Rothenburg an der Tauber, wo wir am 12. ankamen, und in einige Dörfer verlegt wurden.

Der Abschied von meinen Verwandten aus Stuttgart, die mich noch am 5. April in Eßlingen besucht hatten, war mir schwer geworden. Nicht ohne Aengstlichkeit sah ich auf meinen geschwächten Körper, der einen neuen Krankheits-Anfall erlitten hatte, und mit dem ich nun neuen Strapatzen entgegen gehen sollte. Von Winnenden an ward ich dem Regiment einige Tage lang in einer Chaise nachgeführt, und erst den 23. April fieng ich wieder an, Dienste zu thun. Die Einwohner riefen uns überall ein Lebewohl nach, und bedauerten oft den aus Rußland vor Kurzem mühselig Entronnenen, der noch halb krank neuerdings den mühsamen Pfad des Krieges betreten mußte. Gleichwohl darf ich wohl sagen, daß ich — meiner körperlichen Schwäche ungeachtet — nicht ungerne meinem Berufe folgte, und von dem Eintritte des Frühlings das // S. 109//{693} Beste für meine Gesundheit hoffte. Bey Sulzbach gaben uns die Einwohner auf freyem Felde ein Rafraichissement, bey dem grose Herzlichkeit und laute Freunde herrschte, und an dem auch ich Theil nahm, so weit meine Unpäßlichkeit mir gestattete. Auch in Hall hatten wir die gute Aufnahme zu rühmen. Im Pfarrhause zu Spielbach brachte ich die meiste Zeit im Bette zu, um desto bälder wieder diensttüchtig zu werden; dieß hatte denn auch wirklich den guten Erfolg, daß ich von hier an nicht mehr zu fahren nöthig hatte, sondern wieder reiten konnte.

Zweytes Capitel.

Am 17. April brachen wir aus der Cantonnirung bey Rothenburg auf. Es waren zwey Cavallerie- und drey Infanterie-Regimenter, die unter der Anführung des Generallieutenants v[on] Franquemont das erste württembergische Armee-Corps bildeten, und in Sachsen zu der französischen Armee stoßen sollten.{694} Unser Marsch gieng über Niederstetten, Weikersheim und

Mergentheim gegen Würzburg hin. In Mergentheim kamen wir mit den übrigen Regimentern zusammen, und nahmen vom Vaterlande Abschied. Am 20. giengen wir an der äusserst freundlich gelegenen Festung Marienberg vorbey, über den // S. 110// Mayn, durch die schöne Stadt Würzburg bis nach Rottendorf und Umgegend, wo wir Rasttag hielten. Von hier richtete sich unser Marsch gegen den Thüringer Wald hin. Ueber Lauringen, und an der Würzburgischen Festung Königshofen vorbey, gelangten wir am 25. nach Römhild, einem{695} königlich sächsischen Städtchen mit einem alten Schloße. Tags darauf passirten wir Hildburghausen und Schleusingen, und am folgenden Tage giengen wir über den Thüringer Wald und bis Königssee. Am 29. hielten wir unsern lezten Rasttag in Heilsberg, und den umliegenden Orten, und an den folgenden Tagen sezten wir unseren Marsch fort über Rudolstadt, Jena, Camburg und Naumburg, bis in die Nähe von Lützen, wo wir am 3. May Abends eintrafen. Hier beginnt nun unser Feldzug, aber ehe ich davon spreche, will ich noch einen Blick zurückwerfen auf Land und Volk, das ich auf unserem Hieherzuge zu sehen Gelegenheit hatte.

Derjenige Theil von Württemberg, in dem wir die vaterländischen Grenzen überschritten, gehört zu den schönsten Gegenden des Landes. Das Tauberthal ist bey Mergentheim höchst anmuthig, und mehrere Puncte gewähren eine sehr malerische Ansicht. Die Bewohner genießen keiner grosen Wohlhabenheit, theils, weil ihr HauptNahrungsZweig auf dem Weinbau beruht, und theils, weil Religion und Sitte sie nicht so sehr an Arbeitsamkeit und Genügsamkeit gewöhnt hat{696}, als es in AltWürttemberg der // S. 111//{697} Fall ist.{698} Wenn man das Tauberthal verläßt, und die Heerstraße nach Würzburg verfolgt, so findet man die Landschaft minder reitzend, gleichwohl aber einzelne Gegenden, die wohl schön genannt zu werden verdienen, sobald sich aber bey der Festung Marienberg die Aussicht über Würzburg hin und in das Maynthal öffnet, wird man durch ein Gemälde überrascht, dem wohl wenige in Deutschland gleichen, und das vielleicht von keinem übertroffen wird. Die Stadt Würzburg selbst ist groß und wohl bevölkert, die Straßen sind freundlich, die Häuser gut gebaut. Das Schloß ist in der Nähe des Mayns herrlich gelegen. Jenseits Würzburg{699} wird das Land flach, und nirgends erblickt man mehr Weinbau.

Das Volk — im Maynthale munter und lebenslustig — nimmt weiter hin einen ernsteren Charakter an. Die vielen Einquartirungen hatten schon deutliche Spuren zurückgelassen. Die Festung Königshofen liegt in einer weiten Ebene, und ist nicht von groser Bedeutung. Bey Schleußingen fanden wir zwar die alte Zuvorkommenheit der Einwohner wieder, aber die Bewirthung war sparsamer geworden, denn seit unserem ersten Hiersejm hatten sie manchen ungeladenen Gast bey sich gesehen. Die gleiche Bemerkung drang sich uns auf, als wir im Sächsischen weiter vorrückten. Die Universitäts-Stadt Jena ist ein recht artiges, freundlich gelegenes Ort{700}, und beym Zuge durch die Straßen erinnerte ich mich mit Vergnügen mancher wahren und erdichteten Schwänke, die auf Rechnung der dortigen // S. 112// Studenten im Umlaufe sind, und deren ich manche früher erzählen gehört hatte. Noch mehrere gab mir Abends der muntere Pfarrer in Löbstadt zum Besten. Besonders interessant war mir aber die Beschreibung desselben von der Situation des Schlachtfeldes und von der Schlacht vom 14. October 1806., wobey er, so zu sagen, Augenzeuge war. In der Stadt Naumburg hätte ich mich wohl gerne verweilt, theils um ihres rühmlichst bekannten Gewerbfleisses willen, theils um vielleicht einige Traditionen zu hören von dem Hussiten-Kriege, und der Belagerung der Stadt{701}, die Zeitumstände aber riefen uns vorwärts. Ueberall im Sachsenlande hatten wir wohl gefühlt, daß wir die nemliche Bahn verfolgten, auf der seit Jahr und Tag schon viele, viele gezogen waren, und daß wir weniger dem guten Willen, als der Verarmung der Einwohner die minder gute Bewirthung zuzuschreiben hatten, besonders aber hatten die Landleute um Jena die Wunden, die ihnen der Krieg im Jahr 1806. geschlagen hatte, noch nicht verwinden können. Das Land ist im Allgemeinen schön zu nennen, wenn es gleich nicht den reizenden Character hat, der an manchen Gegenden SüdDeutschlands bewundert wird. Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupt-Nahrungsquelle des Volks.

Schon am 23. April, als wir noch im Würzburgschen waren, hatte man angefangen, theils zur Uebung der Mannschaft //S. 113// und der jungen Officiere, theils, weil feindliche Streifparthieen149 bis über den Thüringer Wald herausgedrungen waren, in den Nachtquartieren Piquete auszustellen, und einen Theil der Mannschaft in den Orten selbst zur Abwehr eines etwaigen Ueberfalls bereit zu halten. Mehrere Tage lang hatte man diese Vorsicht für überflüssig gehalten, allein bald wurde sie durch den Erfolg gerechtfertigt, denn am 30. April Morgens vor TagesAnbruch zeigte sich vor unsern Ve- detten wirklich eine Parthie Kosacken, die übrigens, als sie solche auf ihrer Hut sahen, nach einigen Schüssen eiligst weiter zogen. Am 2.ten May hatte ich in Priesnitz Quartier zu machen, und als ich dort mit wenigen Reitern ankam, hatten kaum vorher etliche und zwanzig preussische Husaren den Ort verlassen, und wir bemerkten wohl, wie die Einwohner uns anfänglich ebenfalls für Preussen hielten, und sich darauf in ihrer Erwartung ungerne getäuscht sahen. Bey Naumburg begegneten uns viele Verwundete, die uns Kunde gaben von der Schlacht bey Lützen, und dem Siege der Franzosen.{702} Nicht weit jenseits Naumburg{703} glaubten wir ein Gefecht bestehen zu müssen, es war eben ein Corps Franzosen, das wir für Feinde hielten, und das in uns gerne Befreundete entdeckte. Abends kamen wir auf dem Schlachtfelde von Lützen in einer weiten Ebene an, und neben einem während der Schlacht abgebrannten Dorfe schlugen wir unsere Bivouacq auf. Es war bereits tiefe //S. 114// Dämmerung, und deswegen blieb uns das Gemetzel, das 2. Tage vorher hier stattgehabt hatte, für heute noch verborgen.

In der Nacht wurden 2. preussische Unter-Offiziere verwundet, herbeigebracht, die uns Näheres über die Schlacht sagen konnten, übrigens kein Hehl hatten, wie sehr die Preussen gegen die Deutschen, die noch in den Reihen der Franzosen fechten, ergrimmt seyen. Gleichwohl wurde, wie sich von selbst versteht, den beiden Verwundeten alle Hülfe geleistet, die sie wirklich auch mit Dank anerkannten. Als der Morgen wieder anbrach, that sich uns das Gemälde der gräßlichen Blutarbeit auf. Todte und verstümmelte Leichen in ungeheurer Zahl, Waffen und Monturen aller Art, zertrümmerte Wagen und Kanonen bedeckten unsere nächste Umgebung, und mancher unserer jungen Soldaten wünschte sich wohl zurück an den sicheren elterlichen Heerd. Mehrere Stunden lang harrten wir des Befehls zum Aufbruche, und es schien, als sollten sich hier die neuen Soldaten mit ihrem Berufe erst vertraut machen.

Um 10. Uhr Morgens, am 4. May, brachen wir endlich auf, zogen über einen Theil des Schlachtfeldes hin, und um die Mittagszeit vereinigten wir uns bey Pegau mit dem 4.ten französischen Armeecorps unter General Bertrand, zu dem wir fortan gehörten. Leipzig links lassend, wendeten wir uns zu Verfolgung der Blücher’sehen Armee gegen das Erzgebürge hin //S. 115// und bivouacquirten die folgende Nacht bey dem Städtchen Luckau . Tags darauf gieng der Marsch durch das reichste Land Sachsens, das Altentburg'sche bis Rochlitz. Den ganzen Tag über waren wir an grossen

Massen Infanterie vorbeygezogen, und hatten mehrere Plänkeleyen mit Preussen gehabt. Vom 6.ten auf den 7.ten bivouacquirten wir bey Tanneberg, und den folgenden Morgen erreichten wir Mittelweyda, wo allgemeiner Halt gemacht wurde.

Nach einigen Stunden Ruhe rückte die Schwadron, bey der ich stand auf die Höhe beym Orte, die schon zum Erzgebürge gerechnet wird, vor, und sollte den Feind, der sich vor und{704} in einem gegenüber stehenden Walde aufgestellt hatte, von dort vertreiben, aber, ehe der Angriff geschehen konnte, war{705} das Feld und der Wald von ihm geräumt worden. Nun zog das Armeecorps weiter über Haynichen hin bis Reichenbach. Hier erhielten wir die Nachricht, daß Blücher bereits über die Elbe zurückgegangen sey. Eine Recognoscirung, die auf 2. Stunden vor Noßen hin von uns gemacht wurde, bestätigte dieß, und gewährte ausser einzelnen Nachzüglern, die gefangen wurden, sonst keine Resultate.

Am 8.ten stießen wir bey Herzogenwalde auf die grosse französische Armee, aber sogleich erhielten wir den Befehl, über Tharand nach Pirna zu marschiren, und dort die Elbe zu besetzen.

Am 10.ten May Vormittags hatten wir unsern Auftrag erfüllt. Das jenseitige Ufer war von Russen besetzt, und wir hatten darum //S. 116// sehr auf der Hut zu seyn, gleichwohl war der grösere Theil der Mannschaft einquartirt worden. Am 11. giengen wir an der Elbe abwärts, durch Dresden, über die Elbe, wo Kaiser Napoleon beym Vorüberziehen das Corps in Augenschein nahm, und auf der Straße nach Königsbrück, unter fortwährendem Geplänkel in der waldigten{706} Gegend bis vor Lausnitz, welcher Ort noch Nachts 9. Uhr mit Sturm genommen wurde. Am 12. rückten wir nach Königsbrück vor, und bezogen jenseits der Stadt an der Straße nach Bautzen einen Bivouacq, von wo aus wir die äussersten Vorposten gaben. Nachmittags machte ich mit 20. Mann eine Recognoscirung auf der Straße nach Hoyerswerda, bis Schmorka, eine Stunde von Königsbrück, ohne jedoch etwas vom Feinde zu entdecken. Tags darauf fand auf der nemlichen Straße eine zweite Recognoscirung statt, der ich, als der Gegend bereits kundig, mit 10. Mann beigegeben wurde, und die noch weiter aus 2. Compagnien croatischer Infanterie, und 20. Mann neapolitanischer Lanzenträger, unter dem Commando des neapolitanischen Schwadronschefs, Herzog von Mirelli, bestand. Ausserdem wurden 2. französische Capitäns vom Generalstabe mitgegeben. Unser Auftrag gieng dahin, 2. Stunden weit bis Schwepnitz vorzurücken, und dort, falls wir den Feind nicht träfen, über seinen Rückzug und die Streitkräfte, die diese Straße gezogen waren, Erkundigung einzuziehen. //S. 117// Ich hatte{707} mit meinen Jägern die Avantgarde, und Croaten durchstreiften den Wald, der von Schmorke bis Schwepnitz und noch weiter hinzieht. Auf dem ganzen Marsche hatten wir nichts Verdächtiges bemerkt, und nur, als wir gegen das Dorf Schwepnitz vorrückten, sahen wir 2. Reiter auf der andern Seite des Orts auf der Straße mit verhängtem Zügel156 dem Walde zueilen.

Wir setzten ihnen zwar nach, erreichten sie aber nicht mehr. Die Dorfbewohner sagten aus, es seyen Bauren aus der Gegend gewesen, die wahrscheinlich die Furcht, ihre Pferde zu verlieren, zu so eiliger Flucht bestimmt hätte. Wir mußten die Wahrheit dieser Angabe dahin gestellt seyn lassen, indessen hielten wir die gröste Vorsicht für nöthig, und umstellten daher das ganze Dorf mit Vedetten, und die Infanterie ward am Eingänge des Orts postirt. Auf Befehl des Commandanten begab ich mich sofort mit ihm, den 2. Generalstabsofficiren, 1. Croaten-Capitän und 1. CroatenLieutenant in das Pfarrhaus, wo der Pfarrer, der Schulze und der Schulmeister umständlich über den Feind ausgefragt wurden, und ein Capitän ihre Aussagen niederschrieb. Die Verhandlung währte etwa 1. Stunde, und in der Zwischenzeit hatten sich, weil alles ruhig blieb, nach und nach sämtliche Croatenofficiere im Pfarrhause eingefunden. Eben sollte sich das Verhör endigen, als hastigen Schrittes ein Croate hereintrat, seinen Capitän bey Seite nahm, und ihm einige Worte //S. 118// ins Ohr raunte. Mit erschrockenem Gesichte wendete dieser sich gegen uns, und eröffnete uns, es zeigen sich am Walde mehrere preussische Husaren. Sogleich verliessen wir alle das Pfarrhaus, und eilten unserem Detaschement zu, und von da auf eine nahe Höhe, wo die ganze Umgebung des Dorfes zu übersehen war. Von dort bemerkten wir zwar keine Preussen, aber eine grose Zahl Kosacken, die mit entsetzlichem Hurrah von allen Seiten aus dem Walde hervorströmten, und bereits eilten die Vedetten gegen das Dorf zurück. Wir mit ihnen. Als wir bey der Infanterie ankamen, bemerkten wir sogleich, daß ein groser Theil derselben die Reihen verlassen, und sich in das Dorf zerstreut hatte, der Ueberrest aber im Begriffe war, diesem Beispiel zu folgen. Die Stimme ihrer Officiere wurde nicht mehr von ihnen beachtet, und diese selbst hatten bereits alle Hoffnung zur Rettung aufgegeben.

Unter diesen Umständen blieb der wenigen Cavallerie, wollte sie anders nicht in dem Dorfe sich schmählich ergeben, nicht anders übrig, als ein schleuniger Rückzug. Da aber das Dorf auf etwa 1,500. Schritte ganz von Waldung umgeben war, und die Kosacken auch unseren Rückzugsweg bereits besetzt hatten, überdieß hunderte von ihnen aus allen Richtungen gegen uns hinjagten, so verließen wir alsbald die Heerstraße, und suchten auf dem nächsten Weg den Wald zu gewinnen. Noch ehe wir ihn erreichten, waren 3/4. unserer Leute von den andrängenden Kosaken vom Pferde herabgestochen //S. 119// worden, und die übrigen hatten in wenigen Minuten am lichten Saume des Waldes das nemliche Schicksal erfahren.

Ich rannte, während ich gegen die Lanzenstösse meiner Verfolger meinen Rücken deckte, mit meinem Pferde mehremale so nahe an Bäumen vorbey, daß ich beynahe vom Sattel abgestreift worden wäre. Endlich hatte ich einen kleinen Vorsprung gewonnen, und bereits wähnte ich der Gefangenschaft noch entgehen zu können, als, während ich mich umsah, mein Pferd plözlich stehen blieb, und ich mich vor einem dichten Gebüsch ohne allen Ausweg befand. Nun galt es einen schnellen Entschluß zu fassen. Mit der grösten Behendigkeit sprang ich vom Pferde herab, ließ es zur Beute der herangekommenen Kosaken zurück, und schlüpfte, während diese mir noch nachstachen und schossen, in das Gebüsch hinein, und darin fort. Bald wurde es immer dichter, und nach etwa 100. Schritten so dicht, daß ich darin von 20. Verfolgern nicht entdeckt worden wäre.

Nun legte ich mich nieder, und verhielt mich ruhig. Nach und nach hörte das Lärmen und Schießen theils auf, theils entfernte es sich immer mehr, woraus ich abnahm{708}, daß das Loos meiner Gefährten nunmehr entschieden sey. Indessen brach die Nacht herein, und ich brachte sie nicht unter den tröstlichsten Betrachtungen, von Hunger, Durst und Kälte gequält, in dem Gebüsche zu. Der andere Tag sollte, wie ich wohl sah, auch mein Schicksal entscheiden.

Mit Tages-Anbruch verließ ich mein Lager, und suchte einen freyeren //S. 120// Theil des Waldes zu gewinnen, um mich gegen Königsbrück zurückzuziehen. Die Richtung, in der ich dieß zu thun hatte, war mir troz der Verwirrung des gestrigen Tages nicht verloren gegangen, wie ich mich nachher überzeugte. Bald wurde der Wald lichter, und mit Behutsamkeit setzte ich meinen Weg eine Strecke weit fort. Plötzlich aber sah ich mich vor einem breiten Fahrwege, und indem ich queer darüber wegeilen wollte, erblickte ich mehrere Kosaken, die des Weges geritten kamen, und sogleich auf mich zueilten. Mein Loos war gefallen. Ein Versuch, in den Wald zu entkommen, wäre vergeblich gewesen, bey seiner lichten Bestockung158, und würde mein Schicksal nur verschlimmert haben, ich ergab mich also ohne Gegenwehr zum Gefangenen.

Seit dem Aufbruche vom Schlachtfelde bey Lützen hatten wir verschiedene Gegenden durchzogen. Das flache Land dehnt sich von Lützen her durch das Altenburgsche bis gegen Rochlitz hin. Niedliche Städtchen, viele und schöne, besonders im Altenburg'schen reiche Dörfer verschönern die Landschaft. Bey Rochlitz fangt das Land an, hügelicht zu werden, und gegen Mittelwayda hin, erheben sich die Hügel zu Bergen. Hier steigt das Erzgebürge empor. Aus dem reichen und gesegneten Lande gelangt man in einen rauhen, unfruchtbaren Landstrich, der zwar wohl bevölkert ist, aber nicht durch die Erzeugnisse //S. 121// der Erde, sondern durch die Producte des Kunstfleisses seine Bewohner nährt. Gegen Tharand hin gewinnt die Natur einen freundlicheren Charakter, die Thäler durchzieht eine mildere Luft, die Anhöhen sind mit den schönsten Laubwaldungen bekränzt. Jeder Schrittt, jede Wendung gewährt eine neue, romantische Ansicht. Man fühlt, daß man der gerühmten sächsischen Schweitz sich nähert. Wenn man aus den herrlichen Thalschluchten sich hervorwindet, überrascht{709} das freundlich gelegene Städtchen Pirna, die nahe Festung Sonnenstein, die üppigen Ufer des Elbestromes. Das Elbethal von hier bis Dresden ist äusserst lieblich, wenn gleich nicht so grosartig, wie zwischen lezterer Stadt und Meißen. Das noch vor einigen Monaten in seinem friedlichen Getriebe so anziehende Dresden war nun der Tummelplatz der grosen französischen, kaum vorher, der russischen und preussischen Armee. Von der wunderschönen Elbbrücke waren durch die Franzosen bey ihrem Rückzuge 2. Bogen gesprengt worden, und vorläufig durch hölzerne Gerüste ersetzt. Jenseits der Elbe ist das Land sandig und mit Wald bedeckt. Die Dörfer sind schlecht und arm. Die Städtchen minder freundlich als auf dem diesseitigen Ufer.

Wie im platten Lande von Sachsen, so hatten auch die Bewohner des Erzgebürges und des Elbethals hart gelitten durch die seitherigen Truppenmärsche, und aller Orten gewahrte man, //S. 122// wie sehr sie sich nach dem Frieden sehnten. Wenn sie auch uns als Deutsche freundlich aufnahmen, so mußten wir uns doch öfter, als früher, mit dem guten Willen begnügen, und sie hatten es oft kein Hehl160, daß sie lieber die Preussen, als ihre Feinde, die Franzosen, beherbergten.

Im Allgemeinen litten wir zwar keinen Mangel, doch gab es einzelne Tage, wo die Nahrung im umgekehrten Verhältnisse stand mit den Anstrengungen, die wir zu machen hatten. Die Lebensmittel wurden durch grössere Requisitionen herbeygeschafft, dem Einzelnen war jede Requisition strenge untersagt. Bey uns wurde gute Mannszucht gehalten, bey den Franzosen war sie weniger strenge, die Italiener erlaubten sich ungeahndet jeden Exceß.

Drittes Capitel.

Die Kosaken, die mich gefangen genommen hatten, waren im Begriff, ein Piquet zu beziehen, und nahmen mich dahin mit. Hier plünderten sie meine Taschen aus, zogen mir den Ueberrock ab, und verlangten nun mein Geld. Zufälligerweise hatte ich dieses den Tag zuvor meinem Bedienten zum Einkauf von Lebensmitteln in Dresden übergeben, und so befand ich mich gänzlich von aller Baarschaft entblöst. Meine Zeichen, // S. 123// daß ich ohne Geld sey, wurden zwar von den Kosaken wohl verstanden, aber nicht geglaubt. Schon machten sie Miene, mich durch Schläge zu Herausgabe des verborgenen Geldes zu vermögen, als ich meine Uhr, die sie noch nicht gefunden hatten, hervorzog, und sie dem Unterofficier anbot. Hiedurch rettete ich mich vor Mißhandlungen, und dem nemlichen Unterofficier hatte ich es auch zu danken, daß mir meine Stiefeln{710} blieben, die mir die Kosaken schon auszuziehen begannen. Erst, als sie sahen, daß weiter nichts bey mir zu erbeuten sey, machten sie durch Zeichen verschiedene Fragen an mich, deren Beantwortung ich aber meistentheils schuldig blieb. Nun zog ein Kosake Brod, Butter und Branntwein hervor, und ich ward genöthigt, mit zu essen und zu trinken. Nach dem Frühstück ward ich zum Schwadrons-Commandanten geführt, der bey Schwepnitz bivouacquirte, und bey dem Anblick meiner Uniform, die er von gestern her kannte, sehr erfreut war. Nach einigen unbedeutenden Fragen schickte er mich etwa 1. Stunde weit zu seinem General, der in gutem Deutsch mich um Namen und Charge162, die Art meiner Gefangennehmung, die Stärke der französischen Armeen, ihre Stellung, das Hauptquartier Napoleons p.p. befragte, und mich sofort zum Vorposten-Commandanten, General Lanskoy nach Bernsdorf, 3. Stunden von Kamenz, sandte. Auch hier wurden mir mancherley Fragen gestellt, und Abends ward ich einem Kosackencommando übergeben, das die Bagage rückwärts // S. 124// führen sollte, aber der Unsicherheit der Straße wegen bald wieder nach Bernsdorf zurückkehrte, und dort übernachtete.

Den folgenden Morgen ward ich mit dem gleichfalls gefangenen königl[ich] sächsischen Amtshauptmann v[on] Carlowitz und seinem Secretär Conradi auf einen Wagen gepackt, um mit ihnen nach Bautzen geschickt zu werden. Um die Mittagszeit wollten wir eben durch ein Dorf fahren, als ein russischer Uhlanenoberst unserer ansichtig wurde, und uns nach kurzem Gespräch in das Schloß der Geheimenräthin v[on] Glass aus Berlin mitnahm, und zu Mittag behielt. Während des Essens, bey dem unter andern auch ein alter Kosaken-Major anwesend war, wurde das Gespräch frey und ungezwungen geführt, und kein Russe sah mich darum feindlicher an, weil ich gestand, den Feldzug in Rußland mitgemacht zu haben. Beym Caffee beschenkte mich der Verwalter des Guts, so bald er hörte, daß mir bey der Gefangennehmung meine Tabackspfeife abgenommen worden sey, mit einer seiner eigenen, die zwar von geringem Werthe, mir aber doch höchst willkommen war. Nachmittags fuhren wir noch ein Stück Wegs weiter, mußten aber bald wieder umkehren, und giengen nun links rückwärts bis nach Wittichenau, wo wir die Nacht in Einem Zimmer, sorgfältig bewacht, zubrachten. Am 16. Vormittags wurden wir einer Schwadron brauner Husaren übergeben, und kamen links an Bautzen vorbey durch das Hauptquartier des Generals von Blücher, wo dieser // S. 125// General selbst, im Oberrock, den Kopf mit einem Czakow{711} bedeckt, eine lange Tabackspfeife im Munde, zu Pferde uns begegnete, einige Fragen an mich richtete, und dabey über den Kampf der Süd- gegen die Norddeutschen sich hart aussprach, und wo wir darauf von preussischen Soldaten und Unterofficieren einige Zeit insultirt{712}, hernach aber von den herbeygekommenen Officieren gegen weitere Ungebühr beschützt wurden, Abends in Steindörfel (1 1/2. Stunden von Bautzen) im Hauptquartier des Generals Grafen von Wittgenstein an, wo die 2. sächsischen Beamten von mir getrennt wurden, und ich bis zum andern Abend mit andern Gefangenen unter Kosaken campirte. Gegen Abend wurde ich mit einem Transport von etwa 200. Gefangenen zu Fuße nach Weissenberg und von da zurück nach Würschen (2. Stunden von Bautzen) dem Hauptquartier des Kaisers Alexander, gebracht. Es war Nachts 10. Uhr, als wir hier ankamen. Ueber eine Stunde lang harrten wir mit unserer Bedeckung auf weitere Befehle. Endlich erschien die Ordre{713}, die Gefangenen in den Bivouacq der Baschkiren und Kalmuken166 zu bringen. Alsbald schlossen diese einen engen Kreis um uns, und nöthigten uns, nachdem sie den Haufen mehreremale abgezählt hatten, zum Niederliegen. Der Platz war sumpfig, und zu einem Nachtlager für ein lebendes Geschöpf keineswegs geeignet. Gleichwohl mußten wir in dem Wasser liegen bleiben, uns es ward uns nicht einmal vergönnt, nur den Kopf ausserhalb des Wassers zu halten, // S. 126// denn jedes Mal kam ein Baschkire, der den Kopf sogleich in das Wasser niederdrückte mit den Worten: Spiz (schlaf) Kamerad, Spiz! Es war dieß die härteste Nacht meines Lebens. Als der Tag angebrochen war, erhielten wir zwar die Vergünstigung aufzustehen, aber es verflossen noch ein paar Stunden, ehe uns gestattet ward, unsere durch Nässe und Kälte völlig erstarten Glieder an einem Feuer zu wärmen. Um 10. Uhr ward ich vor den Adjutanten des Kaisers, General v[on] Wolzogen, gebracht, und von ihm ausgefragt. Er hatte einst in württembergischen Diensten gestanden, und sagte mir dieß, aber er zeigte nicht die mindeste Lust, mir mein Schicksal zu erleichtern. Auf denselben Bivouacq zurückgebracht, traf ich mit dem Herrn v[on] Carlowitz und seinem Secretär wieder zusammen. Bald ward ich noch einmal in das Schloß berufen, vor einen andern General, der mir den Antrag machte, in der deutschen Legion Dienste zu nehmen, und mir dabey einerseits die Vörtheile dieses Vorschlags und andererseits das Ungemach auseinander setzte, dem ich als Gefangener entgegen gehe. Ich wies seine Anträge zurück, und ward in den vorigen Bivouacq zurückgebracht. Nun kam ein französischer Deserteur, der sich für einen Adjutant Major{714} ausgab, und sich den Namen Laudon beilegte, (nachher erfuhr ich, er sey Adjutant sous Officier gewesen, und heisse Mercier,) zu uns, um mich zu bearbeiten, allein auch seine Bemühungen und Vorstellungen bewogen mich zu keinem anderen Entschlüsse. Gegen Abend // S. 127// wurden wir einer Wache von russischer Landwehr übergeben. Diese Soldaten trugen eine ziemlich hohe runde Mütze von Filz, vornen mit einem A[lexander] I.{715} und einem Kreutz, einen braunen Rock mit Riemen gegürtet, und einen Spieß als Waffen{716}. Sie behandelten uns besser, als die Baschkiren und Kalmuken, und bekümmerten sich wenig, ob wir die Nacht stehend, sitzend oder liegend zubringen wollten. Indessen wurden wir von ihnen ebenso kärglich verköstigt, als es seit mehreren Tagen der Fall war, und ich kann wohl sagen, daß mir seit dem 15.ten Mittags zu jeder Stunde ein Bissen Pferde- oder Hundefleisch eine willkommene Speise gewesen wäre.

Am 19.ten Vormittags wurden endlich die vorhandenen Gefangenen rückwärts transportirt. Meine Unglücksgefährten waren ein Capitän Fischer vom Stabe des Generals Bertrand, und einige hundert Soldaten, Franzosen, Deutsche, Italiener, zum Theil im elendsten Aufzuge, und halb nackt. Auch wurde uns zu unserem grosen Leidwesen Herr Laudon zugestellt. Unsere Escorte bestand aus einem donischen Kosakenlieutenant170 mit seinem Unterofficier , 1. Baschkirenlieutenant und 20. Baschkiren. Die gefangenen Officiere erhielten Wägen, die Unteroffiziere und Soldaten gingen zu Fuß. Am ersten Tage erreichten wir die Stadt Görlitz, in deren Nähe wir bivouacquirten. Tags darauf stiessen neben mehreren Soldaten der Lieutenant Colliva und der SousLieutenant Rompani vom ersten italienischen Linieninfanterie-Regiment zu uns. Ueber Lauban, Naumburg und Bunzlau kamen wir // S. 128// am 21. ten May in Schlesien an. Den ganzen folgenden Tag über, wo wir rasteten, ward eine starke Canonade gehört, die gegen Abend immer näher kam, und uns darum erfreute, unsere Escorte aber mit Unruhe erfüllte. Am nächsten Tage vernahmen wir, daß die Russen und Preussen eine Schlacht verloren hätten, und in vollem Rückzuge nach der Oder begriffen seyen;{717} den 24. wurden wir von den fliehenden Bagagewägen erreicht, und während des ganzen Marsches von den Schmähungen und theilweisen Thätlichkeiten der rohen Trainknechte{718} verfolgt. Bey Steinau setzten wir über die Oder, und gelangten über Winzig, Trachenberg und Suhlau am 26. nach Militsch, dem lezten schlesischen Städtchen, wo wir abermals einen Ruhetag machten.

Vom 20. May an wurden die Officiere über Nacht in Häuser einquartiert, und die Soldaten in Ställe oder Scheunen eingesperrt. Gewöhnlich bestand unsere Wohnung aus 1. Zimmer mit Strohlager, und ein Baschkire legte sich innerhalb quer vor die Thüre, während einer anderer ausserhalb derselben auf gleiche Art sich postirte. Ueberall wurden wir in den Quartieren verköstigt, jedoch nur in so weit, als der gute Wille des Hauseigenthümers reichte. In den Quartieren angekommen, war es uns{719} nicht mehr gestattet, auszugehen, und während des Marsches durfte keiner seinen Wagen verlasssen. Erst an Schlesiens Grenze und in Militsch zum erstenmale ward uns vergönnt, in den Orten, wo wir einquartiert wurden, in Begleitung von Baschkiren herumzugehen. Die Soldaten wurden, wenn sie ermüdet waren, oder die Nothdurft // S. 129// verrichten mußten, durch Schläge und Stöße der Truppe nachgetrieben. Als sie ihre Schuhe oder Stiefeln{720} durchgetreten hatten, giengen sie baarfuß und bald war bey der ganzen Truppe kein Schuh, kein Stiefel mehr zu sehen. Auch die Unreinigkeit nahm bey ihr bald so sehr überhand, daß das Ungeziefer sie halb tödtete, und von dem ganzen Transport giengen die meisten unterwegs aus Mangel an Nahrung und Kleidung, so wie durch die Strapatzen des Marsches zu Grunde.

Das Land war bis über Görlitz hinaus durch den Krieg verheert. Görlitz ist eine wohlbevölkerte, lebhafte Stadt, und ihre Lage sehr angenehm. Lauban und die folgenden schlesischen Städtchen sind mehr oder weniger gut gebaut, das Land ist fruchtbar, mehr eben als bergigt{721}, gegen die Oder hin und jenseits sandigt176. Die Dörfer sind reinlich und wohlhabend. Gegen die polnische Grenze zu vermehrt sich der Sand, und Städte und Dörfer gewähren einen minder freundlichen Anblick. In Militsch, einem Städtchen, das dem Grafen v[on] Malzahn gehört, befindet sich neben einem schönen Schloße ein ausgezeichnet schöner Garten.

Die Bewohner der Lausitz zeigten uns wenige Theilnahme, sie waren mit ihrer eigenen Noth zu sehr beschäftigt. In Bautzen bezeugten uns einige Personen ihr Bedauren über die Schmähungen, die wir von preussischen Gardesoldaten zu erdulden hatten. Die Schlesier fand ich, wie ich erwartet hatte, höchlich aufgebracht gegen die Franzosen und ihre Allirten. Sorgfältig verbarg ich, daß ich // S. 130// ein Württemberger sey und lieber wollte ich mich für einen Franzosen ansehen lassen. Oft brach der Haß der Einwohner in die gröbsten Verwünschungen gegen uns aus, und einmal sah ich einen Mann, der dem gebildeten Stande angehörte, wie er sich nicht entblödete, seine Wuth durch Thätlichkeiten an den armen Gefangenen auszulassen. Unsere Escorte diente uns mehreremale wirklich zu unserer eigenen177 Sicherheit. Am 28. May setzten wir unsern Marsch fort, und betraten nach wenigen Stunden das Herzogthum Warschau. In der Nähe von Kalish hatten wir abermals einen Rasttag. Ueber Turek, Klodawa und Dumbrowicz kamen wir am 12. Juni in Plock an der Weichsel an, über Plonsk, Nowe Miasto, Pultusk, Rozan, Lomza, Tykoczyn und Kiniszin, das erste russisch-polnische Städtchen, gelangten wir am 5. Juli nach Bialystok und erreichten am 12. desselben Monats Grodno am Niemen.

Die Zahl meiner Unglücksgefährten hatte vom 28. May bis 12. Juli verschiedene Veränderungen erlitten. Von den Unteroffizieren und Soldaten waren unterwegs mehrere gestorben, andere als krank in Spitälern zurückgeblieben, in einigen Städtchen wurden dem Transport Reconvalescirte zugetheilt. Aus der Zahl der Officiere war der Capitän Fischer am 3. Juni Abends in Czatowpansky mit unserm Vor wissen entflohen, und am 2. Juli waren in Tykoczym die Lieutenants Colliva und Rompani seinem Beispiele gefolgt. Von den beiden letzteren hörte ich nie wieder, den ersteren aber traf ich 10. Jahre später in Stuttgart, wo er sich // S. 131// einige Tage aufhielt. Nach der Flucht dieser dreye war ich allein mit dem widrigen sogenannten Adjutant Major oder Capitaine Laudon, der mich durch Weinen und Lachen, Bitten und Drohen, zum Uebertritt in die deutsche Legion zu bewegen suchte, der öfters Anfälle von Verrücktheit zeigte, und bald thätliche Angriffe auf mich machte, bald, wenn ich sie ernst und kräftig zurückgewiesen hatte, mein Mitleiden über seine Lage anflehte. Schon die Flucht Fischers hatte unsern Kosackenlieutenant aufgebracht, und noch in höherem Grade war dieß der Fall bey Colliva und Rompani, indessen war er auch dießmal bald wieder

besänftigt. In Bialystok ward er aber, wie er vorausgesagt hatte, dieser Vorfälle wegen, zu unserm grosen Leidwesen seines Commandos entsetzt, und dieses einem Lieutenant des vierten Infanterie-Regiments übertragen. Der brave Kosake nannte sich Elia Wasiliewicz, sein Familienname ist mir entfallen.

Ausser unserem Transport zog noch ein anderer mit uns die gleiche Straße, bey dem die Zahl der Officiere gröser war, und aus Franzosen, und Italienern bestand. Mehreremale traf es sich, daß wir im nemlichen Orte unser Nachtquartier hatten, und da verfehlten wir dann nicht, einander zu besuchen, und einerseits178 durch wechselseitige Klagen uns unser Unglück fühlbarer zu machen, andererseits aber auch uns durch Gespräche zu erheitern. Oefters versuchten wir, unsere Transportcommandanten zur Vereinigung ihrer Transporte zu // S. 132// bewegen, aber unsere Bemühungen scheiterten am Interesse derselben. Bey dem zweiten Transporte traf ich den Herzog v[on]Mirelli, der mir erzählte, daß er durch einige Lanzenstiche verwundet, am Tage unserer unglücklichen Recognoscirung gefangen genommen worden sey; Ein anderer Officier bey diesem Transporte war der Baron v[on] Montaran, Stallmeister des französischen Kaisers, in der Gegend von Gotha in Gefangenschaft gerathen, ein Pariser, den sein Loos besonders hart drückte, übrigens ein Mann von sehr gutem Character. Später kam ich noch oft mit ihm zusammen, und in Czernigow erwies er mir viele Artigkeiten. Ein dritter Officier war der Lieutenant Pechin vom 23.ten Regiment, ein junger Mensch, der sich durch seine unvertilgbare Heiterkeit bey allen beliebt gemacht hatte. In Bialystok trafen wir mehrere sächsische Officiere, die schon auf dem Rückzuge aus Rußland gefangen worden, und seit Kurzem aus dem Innern Rußlands hier angekommen waren, um, sobald sich Sachsen für die Sache Rußlands erklären würde, in ihr Vaterland zurückgeschickt zu werden. Mit vieler Bereitwilligkeit theilten sie uns ihre Schicksale mit, und gaben uns dadurch einen Begriff von dem, was uns bevorstand. Wenn diese Mittheilungen nicht sehr tröstlich waren, so vermehrten sie wenigstens unsere Besorgnisse nicht, vielmehr führten sie uns zur Ueberzeugung, daß unser Loos desto erträglicher werde, je weiter wir uns von dem Kriegsschauplätze // S. 133// des Jahres 1812. entfernen würden. Einer dieser Sachsen, der Stabschirurgus Hettermann, gab mir ein Empfehlungs-Schreiben an den Gouvernements-Medicinalraht, Dr. Schmidt in Minsk mit, das mir nachher von vielem Nutzen war, und mich zum grösten Danke gegen beide verpflichtete.

In der Zeit vom 28. May bis 12. Juli hatten wir manche gute, aber auch viele böse Tage gehabt. Weithin im Herzogthum Warschau zogen wir täglich durch russische Truppen-Detaschements, die dem Heere nacheilten, und uns ihren Groll fühlen ließen, und als wir diese Fährlichkeiten{722} überstanden hatten, so hatten wir mit dem Hasse der russischen Besatzungen, deren wir grösere oder kleinere in jedem polnischen Städtchen trafen, zu kämpfen. Schon im ersten Nachtquartier ereignete sich ein Auftritt, der uns vor unserer Zukunft schaudern machte. Der russische Oberste Krukenikow, der hier im Quartier lag, und sich anfangs artig gegen uns benommen hatte, näherte sich der Eingangsthüre vor der Scheuer, in welcher die gefangenen Soldaten bewacht wurden, und rief in gutem Französisch einige Franzosen hervor. Bereitwillig traten sogleich zwey an die Thüre, aber kaum waren sie da angekommen, und hatten höflich nach seinem Begehren gefragt, so hieb er unter den gräßlichsten Verwünschungen mit scharfer Klinge auf sie ein, und würde sie unfehlbar ermordet haben, wenn sich die wachhabenden Baschkiren, // S. 134// und unser Kosaken-Lieutenant, der sich zum Glück in der Nähe befand, nicht ins Mittel geschlagen hätten. Die Russen selbst, die herbey gekommen waren, zeigten sich höchlich empört über diese That, und sie und unser Kosakenofficier erschöpften sich in Betheurungen ihrer Mißbilligung dieses Vorfalls, und suchten uns auf alle Weise zu beruhigen. Bey dieser That ließ es aber der wüthende Barbar nicht bewenden, sondern er verfolgte unsern Transport, da er wegen Anfällen von Verrücktheit vom Heere entfernt wurde, und den gleichen Weg mit uns zog, einige Tage lang, mißhandelte180 in Ostrow durch Faustschläge und Säbelhiebe den sogenannten Herrn Laudon, verfolgte mehrere von uns mit gezücktem Säbel in den Straßen der Stadt, und erst in Kalisch wurden wir auf unsere und unsers Kosaken-Lieutenants Klage von seinen Nachstellungen dadurch befreyt, daß er für einige Tage Arrest erhielt. Auch sonst hatten wir der Beispiele noch mehrere von dem tiefen Hasse der russischen Militärs gegen uns, aber nirgends äusserte er sich auf eine so grelle Art.

Das Benehmen der Pohlen gegen uns war ganz verschieden von dem der Schlesier. Bey jenen fanden wir überall die artigste zuvorkommendste Aufnahme, jeder bedauerte die gegenwärtige Lage der politischen Verhältnisse, und keiner war, der nicht offen als seinen sehnlichsten Wunsch ausgesprochen hätte, die Wiederherstellung der Herrschaft der Franzosen in Polen. Von den Russen waren dergleichen Aeusserungen allerdings schwer verpönt, allein sie // S. 135// konnten uns doch nicht jeden Umgang mit den Einwohnern verbieten, und diese hüteten sich wohl, ihres Herzens innerste

Geheimniße vor ihren Feinden zu enthüllen. In den Dörfern waren wir gewöhnlich beym Edelmann einquartiert, und erhielten alles, was Küche und Keller vermochten, und ausserdem ward den gefangenen Soldaten an Lebensmitteln so viel als möglich zugesteckt. Weniger gut gieng es uns in den Städten, doch auch hier fanden sich meistens Einwohner, Edelleute, Beamte, Bürger, die unser Loos zu erleichtern suchten, und nicht selten uns in Wirthshäusern auf ihre Kosten artig und frugal bewirtheten. Die guten Pohlen ließen es aber hiebey nicht bewenden. Zwar machten sie uns keine Anerbietungen von Geld-Unterstützungen, weil sie wohl wußten, daß wir dergleichen nicht angenommen haben würden, dagegen halfen sie unserem und der Soldaten Mangel an Bekleidung und Weißzeug zuvorkommend ab. Schon im ersten polnischen Orte, in Faliszewo, wo wir Rasttag hielten, ward mir von einer Tochter des Herrn v[on] Grumkewicz ein Hemd verfertigt. In Plock181 erbot sich sogar ein junges Frauenzimmer von guter Familie, dem Lieutenant Pechin zur Flucht behülflich zu seyn, und an seiner Statt in die Gefangenschaft zu gehen, natürlicherweise wies aber Pechin diesen Vorschlag gerührt zurück. Mehreremale wurden wir auf dem Marsche durch Dörfer von Edelleuten, einmal auch von einer Edeldame angehalten, um Erfrischungen bey ihnen einzunehmen, die uns für den ganzen Tag jede weitere Nahrung // S. 136// entbehrlich machten. Weniger willkommen waren wir den jüdischen Wirthen. Nicht nur hatten wir bey ihnen Alles, Dach und Fach182 ausgenommen, zu bezahlen, sondern sie verhehlten auch nicht, wie ungerne sie uns ungeachtet der Bezahlung bey ihnen sahen. Manche äusserten grose Furcht vor der Rückkehr der Franzosen, und mochten dazu ihre guten Gründe haben, doch gab es auch anders Gesinnte, die keine solche Besorgnisse blicken Hessen, und aus Menschlichkeit Gutes übten. Das allgemeine Uebel in Pohlen, die Unreinlichkeit, ward uns weniger zur Last, als früher, einestheils weil wir daran kein so groses Aergerniß mehr nahmen, und anderntheils, weil wir das Glück hatten, meistens in besseren Häusern unser Obdach zu finden. Indessen sah ich auch dießmal wieder, wie das Jahr vorher, an der Weichsel die eckelhafte Krankheit, die unter dem Namen des Weichselzopfs bekannt ist. Die Kopfhaare kleben zusammen, und dürfen in diesem Zustande weder gekämmt, noch abgeschnitten werden, indem lezteres unvermeidlich eine Abzehrung zur Folge hat. Der Kranke ist kraftlos und von bleicher schmeerartiger Gesichtsfarbe, mancher wird im Verlauf der Jahre, wenn die kranken Haare ausfallen, wieder hergestellt, manche andere befreit erst der Tod von ihrem Uebel. Bey den Pohlen ist diese Krankheit {723} weniger häufig, als bey den Juden, und die Ursachen mögen; neben örtlichen Einflüssen, besonders in der ausserordentlichen Unreinlichkeit liegen.

Unser Verkehr mit den Edelleuten ward gewöhnlich in französischer // S. 137// oder deutscher Sprache geführt, wo aber, was jedoch selten war, der Edelmann keine von beiden Sprachen verstand, so half manchmal die lateinische aus, im Nothfalle aber waren immer Juden zur Hand, die neben der Landessprache, sämmtlich ein sehr verdorbenes Deutsch sprechen, und dieß ihre Sprache nennen.

Von dem Tage an, als wir das Herzogthum Warschau betraten, erhielt jeder Officier alle 5. Tage einen halben preussischen Thaler (50 Groschen) pro Tag zu seiner Subsistenz, und dieses wenige reichte in einem Lande, wo wir beinahe aller Orten freye Verpflegung fanden, zu Bestreitung unserer Bedürfnisse nicht nur hin, sondern machte es uns möglich, für schlimmere Zeiten ein kleines Capital zu sammeln. Diese Vorsicht kam uns bald wohl zu statten, denn beym Eintritt in Russisch Polen ward uns verkündet, daß wir fortan auf russiche Löhnung gesetzt seyen, und täglich einen halben Rubel in Papier, d[as] h[eißt] nach unserem Gelde 14. Kreutzer empfangen werden. Ein härterer Schlag hätte uns nicht treffen können, doch versicherten die sächsischen Officiere in Bialystok, daß wir damit im Innern Rußlands wohl ausreichen können, und auf dem Marsche dahin gewiß zuweilen Quartiere finden werden, in denen wir die Verpflegung entweder frey, oder doch in sehr billigen Preisen erhalten würden.

Das Land von der schlesischen Grenze bis zum Niemen ist mehr oder weniger eben, nirgends bergigt, es hat meistens Sand- oder doch leichten Boden, in einigen Gegenden, wie bey Pultusk, sehr // S. 138// viele und grose Waldungen. Der Ackerbau ist beinahe die einzige Nahrungsquelle der Bewohner, die Viehzucht ist nicht von Bedeutung, eben so wenig die Pferdezucht. Fabriken und Manufacturen sind nirgends zu treffen, der Handel ist auf die wenigen Landes-Producte beschränkt. Die meisten Handwerke werden von Juden getrieben, wie diese auch beinahe die einzigen Wirthe sind.

Die Dörfer sind schlecht, und ihre Einwohner arm und elend, wie ich schon früher bemerkt habe. Dagegen sind die Städte besser, und einge, wie Kalish, Plock{724} und Lomza, wohl den besseren Städten OstPreussens an die Seite zu stellen. Bialystok ist ein recht angenehmes Städtchen, aber auch diese Stadt, wie die vorhergenannten, verdankt sein besseres Aussehen der Zeit der preussischen Regierung.184

Viertes Capitel.

In Grodno kam ich krank an. Seit 14. Tagen litt ich an einer Augenentzündung, die mir die heisse Witterung, noch mehr aber der Flugsand zugezogen hatte, und die mir das Augenlicht zu rauben drohte. Ein Arzt, den ich darüber consultirte, gab mir den Rath, den Civilgouverneur, Etatsrath Leschern, zu bitten, mir bis zu meiner Wiederherstellung den Aufenthalt in Grodno zu gestatten, und er selbst begleitete mich // S. 139// dahin, um meine Bitte zu unterstützen; dieses hatte denn auch wirklich den gewünschten Erfolg. Als ich das Haus des Gouverneurs verlies, stieß ich auf einen russischen Beamten, der in norddeutschem Dialect sich nach meiner Lage erkundigte, mich sofort in seine Wohnung zum Mittagessen mitnahm, und die Eifersucht der Russen nicht scheuend, mich für die Zeit meines hiesigen Aufenthalts zum Mittagstisch zu sich einlud. Dankbar nahm ich es an. Der edelmüthige Mann hieß Bagemühl, war aus Preussen gebürtig, und beym Gouvernement als Architect angestellt. Meine Wohnung erhielt ich bey einem deutschen Schreiner, in einem reinlichen, hellen Zimmer. Die geordnete Lebensart in Grodno wirkte nicht nur auf mein Augenübel, das der sächsische OberChirurgus Richter behandelte, vortheilhaft, sondern auf meinen ganzen Körper. Aber auch in gesellschaftlicher Hinsicht gewährte mir mein Aufenthalt daselbst Annehmlichkeiten. Ich brachte manche Stunde sehr froh bey Bagemühl zu, wenn gleich zuweilen seine EheDissidien{725} die Unterhaltung störten. Er machte mich mit dem alten Major v[on] Roth, einem gebornen Zweybrücker, bekannt, der mich gerne bey sich sah, und mir viele Artigkeit erwies. Mit mehreren gefangenen Officieren, namentlich dem schon erwähnten Lieutenant Pechin, der ebenfalls für einige Zeit in Grodno bleiben durfte, und dem Lieutenant Boecker von der jungen Lanciersgarde Napoleons{726}, stand ich auf freundschaftlichem Fuße. Der württembergische Cabinets- // S. 140// Courier Lang war schon in Bialystok zu unserer Gesellschaft gestossen. Mehrere sächsische Aerzte kamen öfters mit uns zusammen. Am 26. July ward die Gesellschaft vermehrt durch 2. Württemberger, den Kriegs-Commissär Krais und den Lieutenant v[on] Bagnato, die beide in Schlesien in Kriegsgefangenschaft gerathen waren.

Grodno ist der Sitz eines Civilgouverneurs. Die Stadt ist beträchtlich, und hat manche gutgebaute Häuser und Strassen; die christlichen Einwohner bestehen gröstentheils aus Pohlen, die Zahl der Russen ist gering,

Deutsche findet man viele. Das Benehmen der letzteren gegen uns war kalt und zurückstossend, und den Russen wichen wir möglichst aus, dagegen bezeugten uns die Pohlen wenigstens einige Theilnahme. Die Juden leben hier, wie überall, nur ihrem Gotte, dem Geld. Die Lage von Grodno ist schön, aber nicht ausgezeichnet, der Fluß, an dem die Stadt liegt, ist schiffbar, und bringt Leben und Thätigkeit unter die Bewohner.

Um die Mitte des Monats August, als meine Augen noch nicht völlig hergestellt waren, begieng ich die Unvorsichtigkeit, den Collegienrath Riesenkopf, der die Gefangenen ausbezahlte, um ein besseres Quartier zu ersuchen. Er aber schlug mir meine Bitte nicht nur rund ab, sondern gab mir obendrein die trostlose Versicherung, daß er nicht ermangeln werde, // S. 141// mich mit dem ersten Transport, der von Grodno abgehe, weiter zu schicken. Meine Vorstellungen dagegen blieben bey dem Gouverneur ebenso fruchtlos, als die Verwendung einer angesehenen Dame, und so ward ich dann einem Transporte zugesellt, der am 19. August nach Minsk abgieng.

Mit schwerem Herzen nahm ich von Bagemühl's, von dem Major v[on] Roth, und meinen übrigen Bekannten in Grodno Abschied. Ihre besten Wünsche begleiteten mich.

Mehrere meiner Bekannten, wie der Herzog v[on] Mirelli, die Lieutenants Boecker, Pechin, Hartemenk, Kemerlink, der Cabinets-Courier Lang, waren mit einem früheren Transporte abgegangen. Meine Reisegefährten waren Krais und Bagnato, so wie der schon mehrmals erwähnte Laudon, und ein französischer Bedienter, der sich für einen Aide-de-Camp des Fürsten Poniatowsky ausgab, und sich Normann nannte, ein schlechter, boshafter, abgefeimter Kerl. Die Zahl der Unterofficiere und Soldaten betrug zwischen 200. und 250. Unsere Escorte bestand aus 1. Infanterie-Lieutenant mit 18. Mann vom 4.ten Infanterie-Regiment, und 30. Mann Pultawaischer187 Bauernkosaken.

Der Marsch ging über Skydel, Kamienka, Zoludek, Beliza, NowoGrodek, Mir, und Koydonowo, und am 7. Sept[ember] langten wir in einem Dorfe bey Minsk an, nachdem wir einen Weg von 84. Stunden // S. 142// zurückgelegt hatten. Unser TransportCommandant hatte unsere Lage nicht sowohl durch üblen Willen oder Bosheit, als vielmehr durch grobe Nachläsigkeit während des Marsches sehr erschwert. Er war täglich betrunken, und verlor dadurch alle Achtung seiner Untergebenen, oft sah er seine Befehle schlecht, oft gar nicht befolgt, und die armen Gefangenen waren zu Zeiten, wo er seiner Sinne nicht mehr mächtig war, mehr oder minder schlechter Behandlung theils von Seiten einiger seiner Leute, theils von Seiten der Landesbewohner oder Quartiersträger ausgesezt. Auf dem ganzen Marsche waren wir meistens in jüdischen Wirthshäusern, und nur ein paarmale bey Bauern, nie bey Edelleuten einquartirt worden. Dach und Fach hatten wir überall frey, dagegen mußten wir Essen und Trinken, zuweilen um hohe Preise, erkaufen, und etlichemale würden uns die Einwohner selbst gegen Bezahlung keine Lebensmittel abgelassen haben, wenn unser Transport-Commandant sich nicht ins Mittel geschlagen hätte. Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß wir nicht allein vom Gelde entblöst, sondern auch halb verhungert bey Minsk eintrafen. Die Einwohner der Orte, durch die wir zogen, waren überall gleichgültig gegen unsere Leiden, selbst hart gegen uns, und nur Einen Einwohner fanden wir, der nicht nur Menschlichkeit, sondern Gefühl gegen uns zeigte.

Dieß war der Bürgermeister in NowoGrodek, auf dessen // S. 143// Veranlassung wir unentgeldlich gespeist wurden. Dagegen trafen wir unterwegs in Swierzno einen russischen Militär, den Obersten de Fries, der sich theilnehmend nach unserer Lage erkundigte, und uns das dortige Quartier durch die Einladung zum Edelmann, dessen Freund er war, recht angenehm machte.

Das Land hat auch hier den allgemeinen Character Pohlens. Die Dörfer sind meistentheils, wie ihre Bewohner, armselig, die Städtchen etwas besser, aber weit nicht so gut, wie in denjenigen Provinzen, die ehemals unter preussischer Herrschaft standen. Manche Edelsitze sind schön, und unter diesen zeichnen sich die Güter des Grafen v[on] Tiesenhausen in und bey Zoludek, besonders aus.

Während des Marsches hatte sich meine Augenkrankheit nach und nach verloren, mir jedoch eine Schwäche in den Augen zurückgelassen, die es mir unmöglich machte, auch nur eine halbe Stunde lang unausgesetzt mich mit Lectüre zu beschäftigen.

Im Uebrigen war der Zustand meiner Gesundheit, abgerechnet die Diarrhöe, die mich schon so lange verfolgte, jedoch nicht mehr heftig war, ziemlich gut. Aber am 3. Sept[em]b[e]r ward ich von einer Unpäßlichkeit befallen, die nach etlichen Tagen als ein eigentliches Nervenfieber sich aussprach, und von heftigem Durchfall begleitet war; da es bey dem Transport keinen Arzt gab, und ein solcher mir auch nichts genützt hätte, weil es an Arzneymitteln // S. 144// fehlte, so mußte der Krankheit ihr Lauf gelassen werden, bis wir bey Minsk anlangten. Dort bemühte sich der Lieutenant v[on] Bagnato, mir die Aufnahme in einen Spital zu verschaffen, aber dieß gelang ihm erst, als ich vom Rande des Grabes durch die Kraft meiner Natur und die Hülfe einiger Arzneyen, die mir Dr. Schmidt von Minsk zugesandt hatte, zurückgekehrt war. Am 12. Sept[em]b[e]r ward ich dann in einen Spital gebracht, in welchem ich mit mehreren französischen Officieren , die theils verwundet, theils krank waren, und ihr Elend schwer fühlten, in Ein Zimmer logirt wurde. Die sorgliche Behandlung des Spitalarztes, dem ich von Dr. Schmidt besonders empfohlen war, brachte mich nun in wenigen Tagen so weit, daß ich nicht nur das Zimmer verlassen, sondern auch der Einladung des Dr. Schmidt zu seinem Mittagstisch folgen konnte. Hier ward mir eine angemessene und kräftige Kost, anfangs sparsam, nach und nach reichlicher gereicht, und in weniger als 14. Tagen ward ich wieder genesen.

Dr. Schmidt (aus Geislingen in Württemberg gebürtig) und seine Frau, (eine geborene Willmann von Villingen im Badenschen) hatten sich weit in Rußland einen ehrenvollen Ruf erworben durch die Menschenfreundlichkeit und Grosmuth, mit der sie die Leiden aller Kriegsgefangenen, hauptsächlich aber ihrer deutschen Landsleute, und unter diesen vorzüglich der Württemberger zu mildern // S. 145// sich bemühten, und die sie das Mißfallen der russischen Behörden nicht scheuen Hessen. Mit mir erinnern sich viele — viele Württemberger, Badenser188, überhaupt Deutsche und Franzosen mit herzlicher immerwährender Dankbarkeit der Wohlthaten dieses edlen Paares.

Die Stadt Minsk ist der Sitz eines Gouvernements, stark bevölkert und im Ganzen gut gebaut. Die Cathedralkirche ist ein Meisterstück der Baukunst. Die Lage ist nicht unangenehm. Die Einwohner bestehen gröstentheils aus Polen, gering ist die Zahl der AltRussen. Juden giebt es sehr viele, und hier traf ich sie besonders erbittert gegen die Franzosen und ihre Allirten. Während meines Aufenthalts in Minsk waren wir zu unserer grösten Freude von der Gesellschaft der beiden Herren Laudon und Normann befreit worden. Sie hatten bey der deutschen Legion Dienste genommen. Dagegen hatte die Gesellschaft einen bedeutenden Zuwachs erhalten durch die Ankunft des Majors v[on] Loeffler, der Hauptleute v[on] Brunnow und v[on] Butsch, der Lieutenants Hoelder und Roell, sämmtlich Württemberger, die in der Schlacht von Bautzen gefangen worden waren, so wie des bayrischen Lieutenants v[on] Michel vom 2.ten leichten Infanteriebataillon und des Chir[urgi] Pract[ici] Stoer. Ausserdem waren noch einige weitere Transporte Gefangener angelangt, die sofort in Minsk in Einen vereinigt wurden, um nach Czernigow, als der nächsten Hauptstation abzugehen. // S. 146//

Fünftes Capitel.

Zum Tage des Abmarsches war der 27. September bestimmt. Unmittelbar vor dem Abmarsche nahm ich herzlichen Abschied von der Schmidt-

schen Familie, und erhielt von ihr ohne mein Ansuchen ausser einem guten Hemde als Geschenk, noch ein Anlehen{727} von 25. Rubel Assignaten{728}.

Meine Reisegefährten waren ausser den kaum{729} genannten Württembergern und Bayern, der Kriegs-Commissär Krais und der Lieutenant v[on] Bagnato, sodann der ehemalige preussische{730} Landrath v[on] Warkaski, ein heller, aber intriganter Kopf, als Russenfeind zur Deportation ins Innere von Rußland bestimmt, der polnische Oberstlieutenant v[on] Ninewski, die Franzosen, Stallmeister Baron v[on] Montaran, die Capitäne Vannacker, Fanchon, Carlier, Claisse, die Lieutenants Léon, George, Dubois, Blanc p.p. im Ganzen 37. Officiere; die Zahl der Unterofficiere und Soldaten belief sich auf etwa 300. Mann. Unsere Escorte bestand aus einem gutmüthigen KosakenLieut[enant], 2. Baschkirenlieutenants, 2. Infanterie-Officieren, 2. Kosaken, 50. Baschkiren und etwa 80. Mann Landwehr (sogenannte Kreuzbauren).

In dieser Begleitung traten wir denn am 27. September den Marsch nach Czernigow, einer ungefähr 150. Stunden // S. 147// entfernten, gegen Kiew hin gelegenen Gouvernementsstadt an. Um den dritten oder vierten Tag wurde immer Rasttag gehalten. Am 6. October erreichten wir die Festung Bobruÿsk, an der uns noch im frischen Andenken stehenden Berezina. Hier sahen wir eben nicht mit groser Freude 2. württembergische Kanonen, welche die Russen in einem Gefechte unweit Koÿdonowo, 5. Meilen von Minsk, erobert hatten. Auch trafen wir da einen württemberg'schen Unterarzt, Namens Dertinger, der im dortigen Spital verwundet wurde. Den 12. Oc- t[o]b[e]r kamen wir nach Rohaczew am Dnieper, am 19. passirten wir den Fluß Sor, und am folgenden Tage hatten wir unser letztes Quartier in russisch Polen. Tags darauf blieben wir in dem altrussischen Dorfe Dobrianka, und am 28. Oct[o]b[e]r erreichten wir die Stadt Czernigow, es ward uns aber nicht vergönnt, in der Stadt zu bleiben, sondern wir wurden in ein dreÿ Werste entferntes Dörfchen verlegt.

Während des ganzen Marsches von Minsk nach Czernigow hatten wir mit vielem Ungemach zu kämpfen. Oft vermochten unsere Pferde nicht weiter zu kommen, und wir waren genöthigt, zu Fuß zu gehen. Die Witterung war veränderlich, zuweilen sehr rauh, die vielen Regengüsse hatten die Straße unwegsam gemacht. In den193 Quartieren erhielten wir nur Dach und Fach, und unser ärmlicher Gehalt reichte oft kaum hin, uns ein Stück trockenen

Brodes und ein paar Zwiebel zu verschaffen. Unsere Kleidung war zerrissen, // S. 148// die Wäsche nicht minder; beide besserten wir selbst aus, und das Weißzeug wuschen wir in den Rastlagern selbst. Die Einwohner zeigten überall ihren Haß gegen uns, und stellten oft dem Leben Einzelner nach. In Rohaczew wären wir ohne die Dazwischenkunft unserer Bedeckung von den jüdischen Einwohnern ermordet worden. Zu Dobrianka drohte uns das Gleiche, und nur der festen Entschlossenheit des Transport-Commandanten, der auf die versammelten Bauern zu feuern drohte, dankten wir unser Leben. Es gewährte uns deswegen keine geringe Freude, als wir die Thürme von Czernigow erblickten, wo wir eine ruhigere und friedlichere Existenz zu finden hofften.

Das Land von Minsk an ist meistens schlecht. Grose Strecken sind von Wald und Sumpf bedeckt. Die Dörfer sind ärmlich, die Bewohner arm. Die Städte sind gröstentheils schlecht gebaut, und nur in einigen wenigen trifft man bessere Gebäude, meistens Kirchen und Klöster, selten Privat- Wohnungen. Die Edelsitze sind seltener, nicht mehr jedes Dorf, wie in Pohlen, hat seinen eigenen Edelmann; die Häuser sind bis an die altrussiche Gränze meistens unreinlich, und Ein und dasselbe Gemach dient Menschen und Vieh zum Aufenthalt. In den ehemals polnischen Städtchen und Dörfern giebt es Juden in groser Menge, sie sind aber reinlicher, als an der // S. 149// Weichsel. Das grose wohl bevölkerte Dorf Dobrianka, das{731} erste Ort in AltRußland, bildet einen gewaltigen Gegensatz mit{732} den Orten, deren Bewohner der polnischen Nation angehören. Dort sind die Häuser, obgleich ebenfalls von aufeinander liegenden Balken zusammengefügt, doch geräumiger, bequemer, reinlicher. Die Fenster-Oeffnungen sind mit Glasscheiben versehen, ein ordentlicher Ofen wärmt die Stube, Tische und Bänke sind besser gearbeitet, rein gescheuert, den Fußboden deckt nicht veralteter Koth, er ist vielmehr sauber gefegt, und mit Sand bestreut. Die Lagerstätte findet sich in einem abgesonderten Gemach. In der vorderen Ecke hängt ein Heiligenbild, dem der Bewohner beim Aus- und Eingehen jedesmal seine Ehrfurcht bezeugt. Dem Hausvieh ist zu seinem Aufenthalte ein Stall angewiesen, und nirgends ist auch nur ein Stück Geflügel in einer Stube zu treffen. Der Eingang in das Wohngemach führt durch einen Vorplatz, in dem die Küche sich befindet. Der Hausherr trägt einen langen Bart, seine Kleidung besteht aus einem bis an die Knie reichenden Ueberrock, ohne Knöpfe, durch eine Binde um den Leib zusammengehalten, die Hosen sind weit, die Füsse sind mit Juchtenstiefeln196 bekleidet. Die Hausfrau hat den Kopf mit einem bunten, oder auch weissen Tuche umwickelt, sie trägt einen ihr gut stehenden Kittel, der das einzige Widrige // S. 150// hat, daß die Brüste unter dem Gürtel herabgebunden sind. Der Rock ist von Wolle, weiss, grau oder blau, die Schuhe sind von Juchtenleder. Die Kinder sind in wollene Ueberröckchen gekleidet, und haben ebenfalls eine Fußbedeckung. Bey allen ist die Kleidung reinlich gehalten. Die Art ihrer Kost ist mir nicht bekannt, denn in unserer Gegenwart assen die Leute nicht. In den meisten Häusern waren wir ein Greuel, und beinahe überall wurden die Heiligenbilder bey unserer Ankunft sogleich aus dem Wohngemache entfernt. Die übrigen Orte, durch die wir von hier an bis Czernigow zogen, gleichen übrigens dem Dorfe Dobrianka an Wohlhabenheit keineswegs, doch wird man überall mit Freuden gewahr, daß der Russe mehr auf Reinlichkeit hält, als sein polnischer Nachbar. Das Aussehen des Landes ist dagegen von Pohlen wenig verschieden.

In dem Dörfchen bey Czernigow waren unsere Quartiere höchst elend, und unsere Nahrung war möglichst kärglich. Den Tag brachten wir meistens in der Stadt zu, aber vor Einbruch der Nacht kehrten wir jedesmal heim. Die langen Abende langweilten uns sehr, und bey den offenbar feindseligen Gesinnungen der Dorfbewohner gegen uns, wagten wir nicht, Nachts die Häuser zu verlassen. Die Bewohner kamen öfters in Mehrzahl in unseren Stuben zusammen, und verhandelten mit // S. 151// grosem Eifer meistens Gegenstände, von denen wir nicht die entfernteste Muthmassung hatten, aber wir sahen auch einmal ein Familienfest feyern, bey dem der Branntwein in Menge floß, und das sich endlich mit völliger Betrunkenheit der Theilnehmer schloß. Ein anderesmal machte sich die Jugend des Dorfes den Spaß, sich wunderlich zu masquiren, und so von Haus zu Haus zu ziehen. In meinem Quartier hatte auch eine Brautwerbung statt, bey der die jungen Leute sich ziemlich passiv und ruhig verhielten, die Eltern aber desto lebhafter waren, und die Scene zuletzt mit tüchtigen Handschlägen endeten. Eines Morgens mit Tagesanbruch, es war am 10. Nov[em]b[e]r erschienen in dem Quartier, das ich mit dem Hauptmann v[on] Butsch theilte, mehrere betrunkene, mit Prügeln bewaffnete Bauern, die uns von unserem Strohlager aufstörten, und unter wohlverständlichen Gesticulationen uns zu erkennen gaben, daß sie uns los werden wollen, und wir von dannen ziehen möchten, soferne uns Leib und Leben lieb sey. In allen anderen Quartieren wurde von den Dorfbewohnern um dieselbe Tageszeit und auf die gleiche Art der nemliche Wunsch ausgedrückt. Wir begaben uns daher sogleich in Masse nach Czernigow, und führten Klage bey dem Gouverneur, dem Commandanten, dem Platzhauptmann, dem Polizeymeister, aber überall vergeblich. Des Hin- und Herschickens müde kehrten wir endlich Abends in unser Dorfchen zurück, und bedeuteten den Bauern, daß wir sie den andern Morgen // S. 152// für immer verlassen werden. Hierüber vergnügt liessen sie uns die Nacht über in Ruhe, und am Morgen friedlich nach der Stadt abziehen.

Sechstes Capitel.

In Czernigow mietheten wir nun, da man uns keine freien Quartiere geben wollte, solche für unser Geld. Ich fand mit dem Hauptmann v[on] Butsch und dem Kriegs-Commissär Krais bey einem Schuster ein heitzbares Zimmer, das mit Einschluß des nöthigen Holzes zum Heitzen und Kochen täglich unser hälftiges Einkommen aufzehrte. Hier richteten wir uns möglichst bequem ein, d. h. wir versahen unsere Liegerstatt{733} mit Heu, kauften jeder ein Trinkglas, und zusammen ein eisernes Casserol{734}, eine kupferne Caffeekanne, blecherne Löffel, jeder 1. Messer, und 1. hölzerne Eßschüssel. Zur Bedienung nahmen wir 2. württemberg'sche Soldaten zu uns, die sonst zu Grunde gegangen wären, und nun doch freye Kost hatten.

Wir brachten in Czernigow 10. Wochen, vom 11. Nov[ember] 1813. bis 19. Jan[ua]r 1814. zu. Mehrere Landsleute, der Regiments-Arzt Pommer, der Kriegs-Commissär Keller, der Kurier Lang, der Unterarzt Bopp, nahmen uns mit Freuden auf. Sieben Werste von der Stadt wohnte ein weiterer Landsmann, der Unterarzt Mautz, auf einem Edelsitze bey einer begüterten // S. 153// rüstigen Wittwe, deren Arzt und Geheimer Rath er war. Unsere nur gedachten Landsleute lebten schon längere Zeit in Czernigow. Die zwey ersteren wohnten im grosen Spital bey einem deutschen Apotheker, und hatten alle Ursache, mit ihrer Lage zufrieden zu seyn. Der vierte, Bopp, practicirte als Arzt, und verschaffte sich dadurch eine weit bessere Existenz, als uns anderen Nichtärzten zu Theil ward. Alle früheren Ankömmlinge aber wetteiferten mit einander in Gefälligkeiten gegen uns. Sie machten uns mit den örtlichen Verhältnissen bekannt, und söhnten uns, so weit es möglich war, mit unserm Schicksale aus. Die Württemberger kamen regelmäsig alle Tage zusammen, theils in den Wohnungen der Einzelnen, theils in einem öffentlichen Wirthshause, von dem ich später noch zu reden Gelegenheit haben werde. Die Gespräche drehten sich meistens um unsere Aussichten zur baldigen Rückkehr ins Vaterland. Dieß war der erste und ein stehender Artikel. Der nächstfolgende, und für den Augenblick nicht minder wichtige, betraf unsere Subsistenz, und wenn der erstere immer freudige Gefühle erweckte, und den Niedergeschlagenen erheiterte, so trübte der andere die Unterhaltung immer mehr oder weniger. Einige Bayern vergröserten unsern Cirkel, und belebten ihn öfters. Mit Franzosen hatten wir wenig Umgang, und wir // S. 154// wurden sichtlich von ihnen gemieden, sobald der Abfall Württembergs von Frankreich bekannt geworden war. Doch besuchte ich öfters den Stallmeister Baron de Montaran, der durch Geldsendungen von Petersburg aus in eine behaglichere Lage versetzt war, und seine Geldmittel zuweilen dazu verwandte, dem Lieutenant Pechin, der noch für einige Zeit in Czernigow bleiben durfte, und mir ein gutes Mahl vorzusetzen. Zu Hause, wo wir die Vormittage meistens zubrachten, beschäftigten wir uns mit verschiedenen Dingen. Das erste Geschäft nach dem Erwachen war eine sorgfältige Durchsuchung unseres Leibweißzeuges nach dem Ungeziefer, das wir vom Transporte mitgebracht hatten, und mit aller Mühe nicht gänzlich auszurotten im Stande waren. Nach dem Frühstück, das in leichtem Caffee mit gutem Weisbrode bestand, wurden die Kleidungsstücke ausgebessert, die Wäsche geflickt, und den übrigen Theil des Vormittags brachten wir meistens mit Lesen deutscher Bücher hin, die uns Mautz aus der Bibliothek seiner Dame verschaffte. Um 12. Uhr ward Mittag gehalten. Ein Stück Rindfleisch zusammen mit Kartoffeln und gelben Rüben in Einem Topfe gekocht, bildete die frugale Mahlzeit Tag für Tag, so lange unser Aufenthalt in Czernigow währte. Gleichwohl fehlte es uns nie an Anpetit{735}, und die einfache Kost entleidete uns nicht, denn sie kam nie im Ueberfluß auf den Tisch. // S. 155// Das Getränke bestand aus 1. Kruge Quass{736}, aus zerrissener Gerste, und Wasser mit Sauerteig bereitet. Nachmittags wurden Besuche gegeben und empfangen, Spatziergänge in der Stadt und der nächsten Umgebung gemacht, und mit Einbruch der Nacht trafen wir uns regelmäsig in einem bestimmten Wirthshause, wo wir ein Stück Brod, hin und da ein paar Eyer, und ein Glas warmen Thee mit Branntwein genoßen. Um 8. Uhr begaben wir uns nach Hause und zur Nachruhe. — Mit meiner Gesundheit gieng es während meines ganzen hiesigen Aufenthalts recht erträglich, und wenn ich gleich öfters an Magenschmerzen litt, so waren sie doch gewöhnlich nur gering. Beschwerlicher als diese war mir der Stuhlgang, den ich den ganzen Winter über regelmäsig um Mitternacht unter freyem Himmel verrichten mußte.

Die Stadt Czernigow, der Sitz eines Gouvernements und eines Erzbischoffs, liegt in einer Ebene, eine Viertelstunde vom Flusse Dyssna entfernt. Die Umgebung ist einförmig, und bietet keine Sehenswürdigkeiten dar. Die

Stadt ist weitläuf{737} gebaut, und von ziemlichem Umfange. In der Mitte derselben erhebt sich das Castell, das ein Viereck mit Thürmen an den Ecken, und mit hohen Mauern ohne Schießscharten umgeben ist. Es dient einzig als Gefängniß. Am Ende der Stadt liegt ein groses Kloster, in dem der Erzbischoff seinen Sitz hat, und das blos durch einen durchbrochenen Thurm sich auszeichnet. // S. 156//

Die Gouvernementskanzley und die Spitalgebäude sind von Stein, alle übrigen Häuser von Holz. Selbst der Gouverneur bewohnt ein hölzernes Gebäude. In der Nähe des Castells befindet sich der grose Marktplatz, in dessen Mitte zwey lange Gebäude mit Arkaden stehen, unter denen die Handwerker, Krämer und Kaufleute ihre Buden haben, die täglich geöffnet werden, wo Waaren des Luxus und der Nothdurft in Menge feil geboten, und von den Verkäufern angepriesen werden. Auf diesen Marktplatz werden zu Zeiten ganze hölzerne Häuser für Landleute zum Verkauf gebracht. Vor dem grösern Budenhause haben die Juden ihre Tische aufgestellt, die alle Arten von Papiergeld und Geldstücken immer gegen Agio{738}, verwechseln. Die Juden sowohl, als die Christen bedienen sich zum Rechnen sogenannter Faullenzer{739}, die sie mit vieler Fertigkeit handhaben, und vermittelst deren sie verwickelte Rechnungen schnell und richtig lösen. Man sagte mir, daß es nur die gebildeteren Kaufleute seyen, die sich auf das Rechnen mit Zahlen verstehen. Alle Verkäufer ohne Ausnahme überbieten ihre Waaren sehr, indessen weiß der Eingeborne gehörig zu markten{740}, und der Fremde lernt es bald. Die gröseren Zahlungen werden in Papier gemacht, und zur Ausgleichung dient Kupfermünze, deren gröste, ein Pietack, nach unserem Gelde etwa 1 1/2. Kreuzer // S. 157// ausmacht, und dem brabanter Thaler in der Größe gleicht. Silbergeld ist nicht häufig, und das Gold ist selten.

Die hölzernen Häuser stehen meistens nicht an der Straße unmittelbar, sondern in der Mitte groser, mit Bretterwänden umgebener Höfe. Sie sind alle nur einstockigt{741}, und darum der hohen Bretterwände wegen von der Straße oft gar nicht zu sehen. Auch hier, wie in Pohlen, haben die Häuser kein heimliches Gemach{742}, sondern es ist als solches der ganze Hofraum zu betrachten, der übrigens demungeachtet dadurch nicht unreinlicher wird, weil die dort herumlaufenden Schweine die Excremente aufzehren, und nach dieser Kost so lüstern sind, daß es nur vermitttelst eines tüchtigen

Stocks möglich ist, seine Nothdurft in Ruhe zu verrichten. In der Nähe des Marktplatzes befinden sich mehrere Wirthshäuser, in denen Branntwein, Thee und Quass geschenkt wird, und verschiedene Fleischarten auf einem Tische, der unseren Badentischen gleicht, aufgehäuft und schon zubereitet hegen, so daß sie zum Verspeisen nur wieder gewärmt zu werden brauchen. Auch sind immer verschiedene Fischarten vorhanden, die in groser Menge auf dem Markte feil stehen, und von den Russen an ihren vielen Festtagen mit Oel und irgend einer Mehlspeise genossen werden. Diese Wirthshäuser sind mit denen in Deutschland in Absicht auf Reinlichkeit keineswegs zu vergleichen, es ist keines, in // S. 158// dem nicht der Besuchende Ungeziefer zu bekommen fürchten muß. Die Fremden, die in solchen Gasthäusern übernachten wollen, werden in den Zimmern herum auf Stroh gelegt. Eines dieser Häuser besuchten wir täglich, und wir schöpften ihm wegen des schmutzigen Aussehens des Wirthes und seiner zwey bärtigen Kellner, die übrigens alle 3. äusserst gefällig waren, den Namen zu den drey Schmutzmicheln. Ein Weinhaus, das einzige, besuchten wir nur Einmal, es ist reinlicher als die Traiteurshäuser{743}, und gefälliger eingerichtet. Der Wein, der da gewöhnlich getrunken wird, kommt aus der Moldau.

Die Stadt hat mehrere Kirchen, darunter aber nur drey steinerne, die übrigen sind ganz aus Holz. Am Christfeste wohnten wir dem Gottesdienste in der Cathedralkirche bey, der Cultus ist äusserst pompös, die Vocalmusik vortreflich, und wir waren ganz entzückt von der herrlichen Stimme, die das Hospoden po milu{744} sang.

Die Straßen der Stadt sind weder gepflastert, noch chaussirt{745}, sie sind sehr uneben, und bey Regenwetter so kothig, daß ich gut bespannte Wägen stecken bleiben sah. Die Einwohner werfen alle Unreinigkeiten auf die Straße, und selbst in den gangbarsten trifft man auf todte Katzen, Hunde, selbst Pferde und Rindvieh. Besonders unangenehm und lästig ist die zahllose Menge herrenloser Hunde, die in Heerden // S. 159// durch die Straßen ziehen, und die Vorübergehenden nicht nur anbellen, sondern selbst210 angreifen. Es geschah uns öfters, daß wir von solchen Heerden angefallen wurden, und uns nur mit Mühe ihrer erwehren konnten. Wenn ihre Zahl nicht zu groß ist, so genügt es übrigens an ein paar tüchtigen Hieben auf den vordersten und kühnsten, um den ganzen Trupp mit Geheul davon laufen zu machen. Zur Nachtzeit giengen wir nie einzeln über die Straße, sondern immer mehrere zusammen, weil der Einzelne in Gefahr stand, ermordet zu werden, was mehreren Franzosen während unseres Aufenthaltes in Czernigow begegnete. Zwar besteht in der Stadt eine Polizeywache, die Nachts Runde macht, allein ihre Sorgfalt erstreckte sich nicht bis auf uns arme Gefangene, vielmehr hatte sie selbst vielleicht bey der Ermordung der Franzosen ihre Hände im Spiel, jedenfalls aber pfändete sie gewöhnlich die einzelnen Gefangenen, die ihnen Nachts in den Straßen in die Hände fielen.

In Czernigow lagen damals nur 2. Compagnien Invaliden als Besatzung. Die Soldaten sind bey den Einwohnern einquartirt, die Officiere miethen sich ihre Wohnungen. Letztere zeichnen sich durch Bildung keineswegs aus. Die Mannszucht schien nicht sehr strenge zu seyn. —

Die Einwohner gehören nicht zu den AltRussen. // S. 160// Sie sind ein Gemisch von Russen und Pohlen, und haben, wie es überall an der Grenze von gröseren Völkern der Fall ist, die Tugenden der beiden Nationen meistens abgelegt, dagegen nicht nur ihre Nationalfehler beybehalten, sondern auch noch die des andern Volkes angenommen. Der Czernigower ist listig und pfiffig, habsüchtig und betrügerisch. Das zweite Geschlecht, das — wie allerorten in Pohlen und Rußland,211 nicht zum schönen gerechnet werden darf, soferne es den unteren und mittleren Volks-Classen angehört, ist unreinlich, häßlich, in hohem Maase streit- und zanksüchtig. Beyde Geschlechter zeigten sich hart und unbarmherzig gegen die armen Gefangenen, das weibliche aber noch mehr, als das männliche. Manche Einwohner treiben Handwerke, jedoch ohne viele Fertigkeit, viele andere nähren sich vom Handel mit allen Arten von Gegenständen, und bey mehr Bildung dürfte ihre Thätigkeit und Unverdrossenheit sie bald zu grösserem Wohlstände führen. Die Beamten und der Adel sind wenig zahlreich. So weit unsere Lage uns Beobachtungen erlaubte, so bemerkten wir nichts, das uns eine grose Meynung von ihrer Bildung hätte geben können. Beide Classen liessen sich nie zum Umgang mit uns herab. Die Juden, deren es viele giebt, leben von Handel und Gewerben, und zeichnen sich, wie in Pohlen auch hier durch ihre Betriebsamkeit und Habgier aus. Die ansässigen Fremden sind meistens Deutsche, Handwerker und Professionisten{746}, Apotheker und Aerzte, und alle gewinnen einen reichlichen Lebensunterhalt, den sie durch Fleiß, // S. 161// Sparsamkeit und Rechtlichkeit meistens wohl verdienen. Ihr oft zurückstossendes, immer aber kaltes Benehmen gegen uns, ihre Landsleute, findet eine hinlängliche Entschuldigung in der Eifersucht, mit der ihr Umgang mit uns von den russischen Behörden bewacht wurde. Die Kleidung der höheren Classen ist ganz nach französischem Schnitte, während die der niederen durchaus ähnlich ist dem der Landesbewohner. Die Lebensart der Einwohner ist einfach. Nirgends gewahrte ich öffentliche Lustbarkeiten, wie Tänze, und dergl[eichen]. In einzelnen adelichen Häusern fanden hin und da Bälle und Soupes{747} statt. Die Kost der mittleren Classen besteht aus Fleisch und Mehlspeisen, an Fasttagen aus gesalzenen Fischen und Eyern mit Oel gebraten. Der gemeine Mann lebt von Mehlspeisen, Sauerkraut und gesalzenen Fischen, und in den Fastenzeiten genießt er gewöhnlich nur Fische.

Die Lebensmittel sind wohlfeil, das Brod ist um 2/3.tel wohlfeiler, als in gewöhnlichen Zeiten in Deutschland. Der Preis des Fleisches von Rindvieh und Schaafen steht in gleichem Verhältniß, ebenso das Gemüse, wie Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln u.s.w. Der Markt ist immer reichlich versehen mit jeder Art von Lebensmitteln. Das allgemeine Getränke ist der Quass und der Thee. Zu allen Stunden des Tages ziehen bärtige Russen durch die Straßen der Stadt, und rufen ihren Quass und Czay (Thee)214 zum Verkauf aus. Letzteren führen sie in // S. 162// grosen Gefässen auf dem Rücken, an deren Untertheil ein Behälter mit Kohlen angebracht ist, so daß das Getränke immer siedend heiß erhalten wird. Statt des Zuckers bedient man sich des Honigs. — Der Winter war während unseres Aufenthalts in Czernigow nicht strenge, er begann erst in der Mitte des Novembers, und wenn gleich die Kälte nie weniger als 3—4.° hatte, so stieg sie doch auch nicht höher als auf 10—12° —

Schon am 14. November traf die Kunde des Abfalls Württembergs von Frankreich, und seiner Vereinigung mit den verbündeten Mächten in Czernigow ein. Die erste Nachricht davon wurde uns durch einen in der Stadt ansässigen Arzt, der uns wohl wollte, mitgetheilt. In dem ersten Jubel eilten wir zu dem Gouverneur, und machten Anspruch auf eine Behandlung, wie sie den nunmehrigen Allirten Rußlands zukäme. Allein dieser entschuldigte sich mit dem Mangel an Verhaltungs-Befehlen von der Regierung, und das Einzige, was wir mit Noth von ihm erhielten, war das Versprechen, uns vorerst noch nicht mit dem nächsten Gefangenentransport nach Tambow zu senden. Indessen waren wir vorläufig mit diesem Erfolge zufrieden, und Freude und neues Leben kehrte zu uns zurück. Nun liessen wir keinen Tag verstreichen, an dem wir nicht nach der Ankunft der so sehnlich erwarteten Befehle zu unserer Heimkehr eifrig geforscht hätten, aber noch // S. 163// länger als 14. Tage blieb unsere Ungeduld auf die Folter gespannt. Endlich zu Ende Novembers berief uns der Gouverneuer vor sich, und eröffnete uns, daß er jene Befehle erhalten habe, daß sich aber unsere Abreise von Czernigow noch eine Zeitlang verzögern werde, weil er sämmtliche Württemberger und Bayern, die sich in seinem Gouvernement finden, zuvor sammeln müsse, von einer Erhöhung unseres armseligen Gehalts, oder gar von einem Vorschüsse war aber keine Rede. Wie unangenehm uns diese Zögerung war, läßt sich leicht denken, indessen waren wir doch dem Ziele unserer Wünsche um einen grosen Schritt näher gerückt. Wir ermangelten nun nicht, unsere Abreise möglichst zu betreiben, allein sie lag den russischen Behörden weit weniger am Herzen, als uns, und wir mußten uns noch oft und lange zur Geduld verweisen lassen. Ein angenehmer Zwischenfall in dieser Zeit der Ungeduld war die Bewilligung von 100. Rubeln Papier, die jedem Gefangenen Officier zu Anschaffung von Winterkleidern zu Theil, und wodurch manche bange Sorge, manche drückende Noth gehoben wurde. Zu Anfang des Jahres 1814. langte ein wiederholter Befehl zu unserer baldigen Rücksendung an, und nun erst wurden ernstliche Anstalten zu unserer Abreise getroffen. Am 13. Januar wurde ein Officier von der Landwehr zu unserer Begleitung bezeichnet, und unser Abmarsch auf den 19.ten festgesetzt. Wir wären gerne dieser Begleitung enthoben gewesen, // S. 164// umso mehr, als wir, wie wir aus sicherer Hand vernahmen, dem Officier schlecht empfohlen worden waren, und er den Auftrag hatte, uns unter strenger Aufsicht zu halten, allein unsere diesfälligen Schritte blieben ohne Erfolg, und so ergaben wir uns darein, nochmals als Gefangene transportirt und behandelt zu werden, wenn wir gleich auf bessere Behandlung Anspruch machen konnten. Ueberhaupt konnten oder wollten die russischen Behörden nicht begreifen, warum wir unsere Abreise so eifrig betrieben, da unsere Lage in Czernigow doch ganz behaglich sey. Den Tag vor der Abreise, am 18.ten Jan[ua]r (6. Jan[ua]r alten Styls) ward uns noch ein seltenes Schauspiel zu Theil, das Fest der Wasserweihe. Der Erzbischoff im festlichen Ornate, umgeben von der ganzen Clerisey215 und einem ausgezeichneten Sängerchor, begleitet von sämmtlichen Militär- und Civil-Behörden, weihte, in Gegenwart einer unzähligen Menge Volks aus allen Ständen, den kleinen an der Stadt vorbeifliessenden Bach, dessen Eisdecke aufgehauen war, unter vielen Gebeten und Ceremonien, und dem Donner der Böller, feierlich ein. Nach beendigter Ceremonie nahmen die Anwesenden von griechischem Ritus von dem geweihten Wasser mit sich, und der übrige Tag wurde in Gebet und Andacht hingebracht. — // S. 165//

Siebentes Capitel.

Am 19. Januar sahen wir die Sonne zum letztenmale in Czernigow aufgehen. Mit Tagesanbruch sammelten wir uns jubelnd auf einem Platze, wo sich nach und nach die für die Officiere bestimmten Schlitten einfan-

den. Zu den Officieren wurden auch die Aerzte Bopp und Mautz gezählt. Letzterer hatte mit Wehmuth von seiner Dame Abschied genommen, und verschiedene vortheilhafte Anträge für den Fall, daß er im Lande bleiben wollte, ausgeschlagen. Mit Geld und Vorrräthen waren er und Bopp reichlich versehen. Mit uns vereinigten sich mehrere Bayern, Westphalen und Hessen. Die Unteroffiziere und Soldaten bestanden meist aus Württembergern. Die ganze Zahl mochte sich mit Einschluß der Officiere auf 130. Köpfe belaufen.

Um 10. Uhr Vormittags traten wir freudig den Marsch an. Die Officiere sollten mit den Gemeinen die nemlichen Stationen halten, eine Einrichtung, wodurch unsere Heimkehr nothwendig sehr verzögert werden mußte, und die uns schon in Czernigow zur Verabredung veranlaßte, in dem ersten Orte, wo wir einen Commandanten treffen würden, gegen diese Marschweise zu protestiren, und um Beschleunigung der Reise der Officiere anzusuchen. Wir schlugen die Strasse nach Bobruysk ein, und machten kleine Tagmärsche. Schon am dritten Tage nach unserer Abreise von Czernigow, am 21. Jan[u- a]r hatten wir den Verdruß, Rasttag machen zu müssen. Unsere Gegenvorstellungen // S. 166// blieben fruchtlos. Ueber Lohiew, Reczice, Horwel und Pobolowa, zogen wir durch waldigte Gegenden, öfters begleitet von einem Haufen heulender Wölfe, und kamen, nachdem wir in der Zwischenzeit noch 3. Rasttage gehalten hatten, am 2. Febr[uar] in Bobruysk216 an. Auf dem ganzen Wege waren wir überall mit mehr oder weniger Gefälligkeit aufgenommen worden, sobald die Einwohner vernahmen, daß wir aus Feinden ihre Freunde geworden seyen. Nur der verwünschte Militzofficier mit seiner Mannschaft konnte und wollte sich mit uns nicht befreunden. In Bobruysk rasteten wir abermals einen Tag, und benüzten ihn dazu, bey dem Festungs-Commandanten, Obersten v[on] Bergmann, über die Art unserer Transportirung und Behandlung durch den Landwehrofficier Beschwerde zu führen. Unsere Klagen wurden als wohlbegründet erkannt, und wir sofort dem Commando dieses Officiers entzogen. Die Gemeinen blieben zwar unter seinen Befehlen, es wurde ihm aber eine gute Behandlung derselben sehr ernstlich empfohlen. Wir erhielten zum Commandanten einen Officier aus unserer Mitte, den OberstLieutenant v[on] Berndes, und zu unserer Bedeckung, zwey handfeste, gutwillige, wackere Kosaken. Die Pässe und übrigen Papiere wurden dem Herrn v[on] Berndes, und nur die Marschroute einem der Kosaken eingehändigt. So trennten wir uns am 4. Febr[uar] von unsern fußgehenden Soldaten, und setzten den // S. 167// Rückweg auf Schlitten fort. Der Hauptmann v[on] Butsch und ich hatten uns zu bequemerem Fortkommen am ersten Rasttage in Riepky einen Schlitten gekauft, in dem wir uns gegen die Kälte gut zu schützen vermochten.

Schon am ersten Tage hätten wir beinahe unsere Trennung vom Landwehrofficier bereut, da wir gar übel berathen waren mit unserer Vorspann, allein am nächsten Tage wurde dieser Uebelstand durch die Thätigkeit unserer Kosacken gehoben{748}, und wir selbst nahmen uns nachher oft heraus, von den Ortsbehörden mit Ernst, und sogar unter Drohungen gute Vorspannspferde zu fordern. Rasch setzten wir die Reise fort, und schon in den ersten Tagen waren unsere Kosaken genöthigt, ihre Pferde zurückzulassen, und wie wir, sich der Schlitten zu bedienen. Am 5. Februar trafen wir in Klusk mit bayrischen und sächsischen Officieren zusammen, die im Gouvernement Nischney Nowogorod in Gefangenschaft gewesen, und schon seit dem 29. Nov[em]b[e]r des vorigen Jahrs auf der Reise waren. Sie konnten die Gefälligkeit und Thätigkeit, womit ihre Heimkehr vom dortigen Gouverneur betrieben worden war, nicht genug rühmen, und staunten über die Schwierigkeiten, die unserer Abreise von Czernigow so lange gemacht wurden. Die Straße, die wir von Bobruysk an218 eingeschlagen hatten, war keine Heerstraße, sondern eine kleinere Route, auf der wir aber nichts // S. 168// desto weniger schnell befördert wurden. Wir passirten die nicht unbeträchtliche Stadt Sluzk, das Städtchen Romanew, die Stadt Nieszwiesz , die noch die Spuren eines 1812. in ihrer Nähe vorgefallenen hitzigen Gefechtes der Russen mit den Oestreichern und Pohlen trug, Slonim, eine ebenfalls bedeutendere Stadt, Sabelin, ein artiges Städtchen, Grodek, und langten am 16. Febr[uar] in Bialystok an, nachdem wir von Bobruysk bis hieher innerhalb 13. Tagen eine Strecke von 355. Wersten oder 102. deutschen Stunden zurückgelegt hatten. Beinahe überall und mit wenigen Ausnahmen hatten wir eine gefällige Aufnahme gefunden, ob wir gleich nirgends eine freye Verpflegung erhielten. Die Witterung war kalt, doch erträglich, die Schlittenbahn meist gut gewesen. Die Landschaft zeigte überall den Character des Nordens. Manche Gegenden waren mit Waldung bedeckt, andere so sehr von Holz entblöst, daß die Einwohner zur Heitzung und zum Kochen sich des Strohes bedienen mußten. Nirgends trug die Natur das Gebilde einer Landschaft, wie man sie in Deutschland findet, aller Orten war das Land höchst einförmig. Selbst die Thäler, in denen Bäche und Flüsse ihren Lauf haben, erscheinen durchgängig sich gleich, mit einem Worte langweilig.

In Bialystok trafen wir zu unserer höchsten Freude den württembergischen Major v[on] Seybothen, der die // S. 169// zurückkehrenden Württemberger von der russischen Regierung zu übernehmen, und den Kriegs-Commissär Ruoff, der sie mit Geld zu versehen hatte. Nun erst hatten wir uns wieder als freye Leute zu beobachten. Von der Monatsgage, die jeder von uns zum Voraus erhielt, und den Geldern, die wir noch von Ruoff aufnahmen, verschafften wir uns die nothwenigsten Kleidungsstücke, und von dem Ueberrest ward ein guter Theil verwendet für die lang entbehrten Genüsse, für eine gute Mahlzeit und einen tüchtigen Trunk. Hier in diesem Orte erhielt ich vom Regimentsarzt Pommer eine Arzney, die mich endlich von dem so langwierigen Uebel der Diarrhöe, vollständig befreyte. Der Major v[on] Seybothen sagte mir, er habe besondern Auftrag vom König, über mich Nachrichten einzuziehen, weil Gerüchte nach Württemberg gekommen seyen, denen zu Folge ich bey der deutschrussischen Legion Dienste genommen hätte, daß er erfreut sey, diese Gerüchte durch meine Ankunft widerlegt zu sehen, und daß er hievon alsbald Anzeige nach Stuttgart machen werde, übrigens sey ich nach meiner Gefangennehmung dem 5.ten Reiterregiment{749} zugetheilt worden.

In Bialystok dauerte unser Aufenthalt acht Tage, während deren wir uns von den seitherigen Mühseligkeiten wieder einigermasen erholten, doch war die Zeit zu kurz, // S. 170// als daß sie uns etwas mehr als eine schwache Stärkung für die bevorstehenden Strapatzen hätte gewähren können.

Die Stadt hat eine artige Lage, und zum Theil gut gebaute Häuser, die der Zeit der preussischen Herrschaft ihre Entstehung zu danken haben. Die Wirthshäuser sind nicht schlecht zu nennen, und mit diesen hatten wir natürlich die genaueste Bekanntschaft gemacht, während wir uns um das übrige Leben und Treiben nicht kümmerten.

Von dem Major v[on] Seybothen wurde uns die Marschroute vorgezeichnet, die wir bis nach Ludwigsburg zu halten hatten. Unsere Reise sollte mit Vorspannspferden zu Schlitten oder Wagen geschehen, und überall sollten wir freyes Quartier und Verköstigung finden, eine Einrichtung, die der Soldat schon an und für sich gut heißt, die uns aber insbesondere noch darum höchst willkommen war, weil wir bey unseren geringen{750} Geldmitteln sonst keine Möglichkeit vor uns gesehen hätten, den grösten Theil des weiten Weges anders als bettelnd zurückzulegen. Von Rasttägen{751} war natürlicherweise keine Rede mehr, im Gegentheil war es der Wille unsers Königs, daß wir unsere Heimkehr möglichst beschleunigen sollten. Unser aller Wünsche stimmten mit diesem Befehle überein, und an uns lag daher die Schuld nicht, wenn wir dennoch einmal länger als Eine Nacht in einem und demselben Orte verweilten. Indessen war leicht vorauszusehen, daß unsere Reise, bis // S. 171// wir die deutsche Grenze erreicht hätten, minder schnell vor sich gehen, und mache Hindernisse in der Ungefälligkeit der russischen Commandanten, so wie in dem Übeln Willen der Bewohner des Herzogthums Warschau, die die verbündeten Rußlands nun als ihre Feinde betrachteten, finden würde.

Die uns vorgezeichnete Reiseroute fiel gröstentheils in diejenigen Straßen, die ich schon früher als Gefangener, oder auf der Rückkehr aus dem Feldzuge von 1812. passirt hatte, daher enthalte ich mich, bekannte Dinge zu wiederholen, und beschränke mich hauptsächlich darauf, unsere Begegnisse auf der Reise, so weit sie von einigem Interesse sind, zu erzählen.

Nachdem in Bialystok der Oberst v[on] Seeger{752} {753} und der Hauptmann v[on] Sonntag223 sich mit uns vereinigt hatten, verließen wir unter Anführung des ersteren am 24.ten Febr[uar] diese Stadt auf der Strasse nach Plozk, erreichten noch am nemlichen Tage Tykoczyn, die erste Stadt im Herzogthum Warschau, und auf einer Reise von weiteren 4. Tagen kamen wir über Lomza, Ostrolenka und Pultusk am 28.ten in Plozk an, ohne daß uns besondere Abentheuer aufgestossen wären. Hier rasteten wir wegen Mangels an Vorspann einen Tag, und giengen am 2. März über die Weichsel gegen Gumin hin. Auf diesem Wege verloren Butsch und ich mit unsern schlechten Pferden, und da unser Fuhrmann des Weges unkundig war, unsere Reisegefährten, und // S. 172// erst am 3.ten März gelang es uns, nachdem wir zu schnellerem Fortkommen 2. Stationen mit Postpferden gefahren, und auf dieser Fahrt Hals und Bein daran gesetzt hatten, sie in Kalish wieder einzuholen Dieses Misgeschick führte ein zweytes herbey. Als wir nehmlich zu den Thoren dieser Stadt einfuhren, wurden wir vom wachhabenden Officier angehalten, geradezu für französische Kriegsgefangene, die zu entweichen im Begriff waren, erklärt, und in die Wachstube geführt, wo wir mit Schmähungen überhäuft wurden. Nach langem Wortwechsel wurden wir endlich unter Bedeckung zum Stadt-Commandanten geführt, und von diesem nach kurzer Untersuchung freygesprochen. Die Folge dieses unangenehmen Vorfalls war, daß wir in der späten Nachtzeit kein Quartier mehr erhalten konnten, sondern eine Unterkunft in einem Wirthshause suchen mußten. Glücklicherweise geriethen wir in das Hotel de Pologne, dessen Eigenthümer, Herr Woelfel aus Stuttgart gebürtig, uns nicht nur gefällig aufnahm, sondern uns auch bey der Zeche als Landsleute berücksichtigte. Tags darauf erhielten wir Quartier bey einem artigen Mann, Namens Meyer, wo ich das erstemal

wieder nach langer Zeit meine Nachtruhe in einem Federbette hielt. Am 5. März vor unserer Weiterreise bewirthete uns alle Herr Woelfel noch mit Glühwein // S. 173// und anderem edlen Getränke. Jenseits Ostrowo widerfuhr, wie früher dem Hauptmann v[on] Butsch und mir, nun der ganzen Reisegesellschaft das Unglück, die Strasse zu verlieren, und in ein Dorf zu kommen, wo russische Infanterie lag, die in den gleichen Irrthum verfiel, wie der wachhabende Officier am Thore von Kalish. Da sich diese Leute eines bessern nicht belehren lassen wollten, um so weniger, als der Oberst v[on] Seeger sich sehr barsch gegen sie anließ, so wurden wir endlich auf unser Begehren, unter starker Bedeckung und unter vielen Verhöhnungen und Beschimpfungen, nach Przygoczkich, einem schönen — dem Fürsten v[on] Radzivil gehörigen Gute, zu einem höheren Officier geschleppt. Aber beinahe wären wir aus dem Regen unter die Dachtraufe gekommen. Der Russe rechnete uns die Säbelhiebe, die der Oberst v[on] Seeger unter den Soldaten freigebig gespendet hatte, hoch an, und drohte, uns in Fesseln nach Kalish zurückzuschicken. Unser Führer erwiederte jedoch die Drohungen ebenso lebhaft, und zulezt wurde Friede unter uns geschlossen, wobey wir erfuhren, daß die Soldaten uns ruhig unseres Weges würden haben ziehen lassen, wenn wir einige Freygebigkeit gegen sie gezeigt hätten. Indessen war die Erbitterung der Soldaten gegen uns auf einen Grad gestiegen, der uns das Schlimmste befürchten ließ, und den russischen Commandanten zu dem Entschlüsse brachte, // S. 174// den anderen Morgen seine Leute zu einer Musterung zu versammeln, damit wir in der Zwischenzeit unsere Reise fortsetzen, und aus dem Bereiche der wüthenden Soldateska kommen könnten. Mit den russischen Officieren nahmen wir nun friedlich ein gutes Nachtmahl ein, und brachten die Nacht in dem Schlosse zu. Tags darauf erreichten wir die schlesische Grenze.

Auf dem Wege von Bialystok bis an die Grenze Schlesiens war es uns ergangen, wie wir vorausgesehen hatten. Die russischen Commandanten in Pohlen zeigen nicht mehr Eifer, uns schnell weiter zu befördern, als es bey denen in Rußland selbst der Fall gewesen war. Manchen war ein Württemberg auch nicht dem Namen nach bekannt, andere wußten wenigstens nicht, wo es gelegen sey, alle aber waren der Meinung, daß es wohl ein kleines Land seyn müsse, weil sie wenig oder gar nicht davon sprechen gehört hätten, daß daher Rußland auf das Bündniß mit einer so schwachen Macht keinen großen Werth setzen, und es ihnen mithin keine grose Verantwortung zuziehen könne, wenn sie die Reise unseres kleinen Haufens nicht so sehr beschleunigten, als wir wünschten. Ueberdieß war es den Russen immer ein Stein des Anstosses, daß wir früher gegen sie gefochten, und uns erst dann mit ihnen vereinigt hatten, als das Glück ihren Waffen lächelte.

Die polnischen Behörden zeigten sich, wie natürlich, noch gleichgültiger. // S. 175// Sie konnten uns nicht mit günstigem Auge zurückkehren sehen, da sie unsere Bestimmung, die Zahl ihrer Feinde zu vermehren, wohl kannten. Unter den Einwohnern war eine allgemeine Niedergeschlagenheit über das Unglück der französischen Waffen sichtbar, und die nemlichen Personen, die uns als Gefangene früher zuvorkommend aufgenommen hatten, liessen nun nicht nur Gleichgültigkeit, sondern Haß gegen uns blicken, und reichten uns unsere Bedürfnisse so schlecht und in so geringer Quantität als möglich. Aber freilich hatte auch das Herzogthum durch den Krieg unsäglich gelitten, und wenn es früher schon arm war, so war es jetzt im eigentlichen Sinne des Wortes an den Bettelstab gebracht. Selbst die Juden vermochten, trotz aller Thätigkeit, nicht mehr den täglichen Unterhalt und die schweren Prästationen224, die ihnen auferlegt waren, zu gewinnen, und seufzten nach Erlösung, nur erwarteten sie diese nicht von den Franzosen, gegen die ihnen ihr Gewissen viele Thaten vorwarf, welche keine Ansprüche auf Schonung und Milde machen durften.

Wir waren froh, als wir das unglückliche Polen verließen, und wieder deutschen Boden betraten. Noch an demselben Tage, an welchem wir das Herzogthum Warschau verlassen hatten, giengen wir bey Steinau über die Oder, und unsere Reise durch Schlesien beschleunigten wir so sehr als möglich, // S. 176// weil wir, wenn gleich jetzt Befreundete dennoch keine grossen Hoffnungen auf die Schlesier setzten, und dazu auch um so weniger ein Recht hatten, als während des Waffenstillstandes im Jahr 1813. das württemberg'sche Armeecorps in Schlesen cantonniert hatte, und bey aller Mäsigung gleichwohl von den für ihre Befreyung enthusiamirten Einwohnern tief gehaßt wurde. Ich muß jedoch zur Ehre der Schlesier bekennen, daß sie sich — obwohl kalt, doch nicht ungefällig gegen uns bezeigten, und sich aller beleidigenden Aeusserungen enthielten. Der Wunsch, den sie hin und da laut werden Hessen, es möchten die Süddeutschen gleich zu Anfang des Jahres 1813. auf die Seite Preussens und Deutschlands getreten seyn, regte auch uns, wie billig, lebhaft an. Auf deutschem Boden angekommen, benützte ich die erste Müsse, die mir vergönnt ward, um meiner Mutter, die seit meiner Gefangennehmung nichts mehr von mir erfahren hatte, Nachricht von meinem Leben und Wohlbefinden zu geben. Es war dieß am 7. März in dem Städtchen Lüben. Ueber Haynau, Bunzlau und Naumburg kamen wir am 10.ten März im Königreich Sachsen an.

Zu Goerlitz hielten wir das erste Nachtquartier in Sachsen, den folgenden Tag passirten wir die gewerbsame wohlhabende Stadt Bautzen, und am 12.ten trafen wir in Dresden ein.

Von Lauban an waren die Verheerungen des Kriegs von 1813. sichtbar. Ueberall gewahrte man die Brandstätten einzelner // S. 177// Häuser und ganzer Weiler und Dörfer. Hie und da fieng ein Haus an, aus seiner Asche zu erstehen. Die Stadt Bautzen selbst hatte durch die Schlacht vom 19. May 1813.{754} bedeutend gelitten, und zeigte noch die Ruinen eines grosen Brandes. Die Stadt Bischoffswerda, die damals vollständig in Asche verwandelt worden war, lag noch in Trümmern. Die Einwohner waren niedergeschlagen und muthlos, der Krieg hatte zu lange den Schauplatz bey ihnen aufgeschlagen, und zu grausam in Wohnungen und Feldern gewüthet, als daß der Muth der Bewohner nicht auf lange hätte gebrochen werden sollen, und noch drückten sie die Lasten der vielen Durchmärsche und Einquartierungen. Uebrigens werden die guten Lausitzer bey ihrem ergiebigen Boden, mit ihrem unausgesetzten Fleiße, unter ihrer milden Regierung, die Wunden des Krieges bälder geheilt haben, als manche andere weniger gesegnete Gegenden, in denen der Krieg minder furchtbar seine Geissel geschwungen hatte. Wir selbst hatten von den Lausitzern die Bereitwilligkeit zu rühmen, mit der sie uns entgegenkamen, und unsere bescheidenen Wünsche immer mehr als erfüllten.

Am 12. März Nachmittags fuhren wir auf dem romantischen Wege von Stolpen herkommend, über die herrliche Elbebrücke zu den Thoren Dresdens ein. Alle Befestigungen, die die Franzosen im Jahr 1813. hier errichtet hatten, waren noch vorhanden, und im besten Stande erhalten. Die Residenzstadt // S. 178// des Königs von Sachsen war in eine förmliche, starke Festung umgeschaffen. Die Besatzung bestand aus 12.-15,000. Russen, die bey den Bürgern einquartiert waren, und deren Drangsale sowohl durch den Aufwand, den sie verursachten, als durch ihr Benehmen nicht wenig vermehrten; der gesprengte Theil der Elbebrücke war durch hölzerne Joche so gut als möglich reparirt. Die herrliche Frauenkirche war ein Magazin geworden. Der König{755} war nach der Schlacht von Leipzig{756} nicht in seine Residenz zurückgekehrt, er ward als Gefangener gehalten, an seiner Statt verwaltete der russische Gouverneur Dresdens, Fürst Repnin228, das Land. Auf allen Gesichtern malte sich Niedergeschlagenheit und Trauer. Wir nahmen herzlichen Antheil an den Leiden der guten Sachsen, und wenn wir es hätten vermeiden können, und wenn unsere Geldmittel es erlaubt hätten, so würden wir alle weder in der Lausitz noch hier den Bewohnern durch unsere Einquartierung zur Last gefallen seyn. In Dresden bestritt ich selbst einen Theil der Kosten, die ich in meinem Quartier, bey einem armen, mit Kindern reich gesegneten Kanzleybeamten verursachte.

In Dresden verweilten wir unter diesen Umständen nicht lange. Am folgenden Tage gegen die Mittagszeit setzten wir unsere Reise fort, und gelangten über Freyberg am späten Abend nach Oederan. —

Seit unserer Abreise von Bialystok war immer Einer von uns vorausgegangen, um Quartier und Vorspann für die Gesellschaft // S. 179// zu besorgen. Da dieses Geschäft mit vieler Beschwerde und Mühe verbunden war, so wollte sich ihm Keiner lange unterziehen, und so kam denn auch an mich die Reihe. Ich reißte also von Oederan voraus, und behielt dieses Geschäft über Chemnitz, Zwickau und Plauen, über Hof, der ersten bayrischen Stadt, und Münchberg bis Bayreuth, wo wir nach dreytägiger Reise, am 16.ten März eintrafen. Das Erzgebürge und das Voigtland boten zwar einen mindertraurigen Anblick dar, als der Theil von Sachsen, den wir vorher durchreist hatten, doch hatte auch hier überall der grause{757} Krieg seine verheerenden Spuren zurückgelassen. Aber noch schwerer, als dieses Ungethüm lastete auf jenen beiden Landstrichen die Stockung des Handels und der Gewerbe, und Schaaren von Handwerkern und Fabrikarbeitern waren jetzt, und noch für längere Zeit brodlos. Eilends suchten wir diesen Jammerscenen zu entgehen, nirgends machten wir an unsere Quartierträger die geringsten Anforderungen, überall begnügten wir uns mit dem, was der gute Wille und die Armuth der Bewohner uns bot230.

Mit unserem Eintritt in das bayrische Gebiet veränderte sich die Scene. Hier hatte der Krieg nicht gewüthet, den Wohlstand des Landes nicht zerstört, sein Donner war nur von der Ferne gehört worden. Freilich litt der Einwohner auch unter dem allgemeinen Drucke des Krieges und der erhöhten Abgaben, aber sein Hauswesen blieb ihm unversehrt, und vermehrte Thätigkeit // S. 180// und Sparsamkeit ersetzte ihm wieder die Opfer, die er dem Wohle seines Landes zu bringen hatte. Unsere Bewirthung ward reichlicher, und trotz der Strapazen der Reise fiengen unsere körperlichen Kräfte an, zurückzukehren.

In Hof hatten wir unser erstes Quartier in Bayern, und am 16. März giengen wir über Münchberg nach Bayreuth, eine beträchtliche Stadt. Bis hieher waren wir von Czernigow an, zu Schlitten gekommen. Nun trat Thauwetter ein, und der Frühling nahte sich schnell und heiter. Unsere Brust erweiterte sich, das Eis, das unsere Gefühle bisher umfangen hielt, schmolz, die Gleichgültigkeit wich dem rückkehrenden Frohsinn, der Lust zur Mitteilung, jetzt erst erwachte wieder die volle Liebe zu den Verwandten, zur Heimath.

Seit längerer Zeit, und noch vor der Abreise von Czernigow hatte ich eine offene Wunde am linken Fuße, die Strapatzen der Reise hatten dieselbe nicht nur verschlimmert, sondern viele ähnliche Wunden an beiden Füssen erzeugt. Darum ward ich in Bayreuth vom Dienste des Quartiermachers enthoben. An meine Stelle trat der Hauptmann v[on] Br...{758}, er fand aber den Dienst zu beschwerlich, und setzte von Bamberg aus, mit unseren Pässen und Vorspannspatenten in der Tasche, aus eigener Macht, seine Reise nach Stuttgart fort, und überließ es uns, für unser Weiterkommen selbst zu sorgen. // S. 181//

So unangenehm dieser Schritt das Herrn v[on] Br... für uns war, so erlitt bey der geringen Entfernung vom Vaterlande, und unserer Vorsicht, der Reiseroute des Entflohenen zu folgen, unsere Reise doch keine erhebliche Verzögerung.

Am 17.ten März langten wir in Bamberg an. Es ist dieß eine alte, aber wohlgebaute und gut bevölkerte Stadt an der Rednitz, über die innerhalb der Mauern eine sehenswerthe steinerne Brücke führt. Am 18.ten giengen wir, da der Weg über Würzburg von den Franzosen, welche die Feste Marienberg noch besetzt hielten, gesperrt war, nach Kitzingen, und den 19.ten fuhren wir das herrliche Maynthal hinab nach Ochsenfurt, wo wir links nach Mergentheim uns wandten.

Im Bayrischen entsprach unsere Aufnahme aller Orten jeder Erwartung, und die Bewohner waren uns befreundeter, als im nördlichen Deutschland.

Den 19.ten März Abends trafen wir in Mergentheim ein. Unsere Freude über unsere glückliche Ankunft im Vaterlande war unbeschreiblich. Die Behörden sorgten bestens für unsere Einquartierung, die einzelnen Beamten und Honoratioren waren aber232 auch nicht minder eifrig, so viel als möglich von unsern Schicksalen zu vernehmen. Mit Bereitwilligkeit entsprachen wir ihrem Wunsche, und den ganzen Abend und bis tief in die Nacht hinein waren wir in den wenigen Wirthshäusern, in denen wir unser // S. 182// Quartier hatten, von einer Menge von aufmerksamen Zuhörern umlagert. Den Stadt-Commandant hatte den Befehl, uns nach Ludwigsburg zu weisen. Tags darauf giengen wir über Künzelsau bis Oehringen. Hier erhielt ich von einem Bekannten die erfreuliche Nachricht, daß mir das Ritterkreuz des Militärverdienstordens ertheilt worden sey.

Am 21.ten März kamen wir über Weinsberg und Heilbronn in Ludwigsburg an. Unter dem Zusammenlaufe vieler Menschen fuhren wir auf dem Marktplatze auf, um die Befehle des Gouverneurs zu erwarten. Während dessen war von einem der Umstehenden nach mir gefragt worden, der, als er hörte, daß ich unter der Zahl der Angekommenen sey, sich sogleich entfernte, und bald darauf mir meinen älteren Bruder zuführte. Mit inniger Freude hießen wir uns willkommen, und nun erst, als meine Augen einen Bruder wieder erblickt hatten, fühlte ich mich wieder heimisch im Vaterlande. In Ludwigsburg erhielten wir Nachtquartier, und am folgenden Morgen begaben wir uns nach Stuttgart. In unserem Reiseaufzuge, schmutzig und abgerissen, stellten wir uns dem General v[on] Dillen vor, der sich über unser Aussehen nicht weniger wunderte, und entsetzte, als alle, die uns bis daher gesehen hatten. Jedem von uns ward hier seine Bestimmung bekannt gemacht. Ich wurde bey dem Leibcavallerieregiment, das in Ludwigsburg //S. 183// garnisonirte eingetheilt, erhielt zu meiner Equipirung einen Beytrag von 20. Louisdor, und das Ordenskreutz ward mir zugestellt. Bey meinen hiesigen Verwandten erregte meine Ankunft grose Freude. Am 23. März begab ich mich zu meinem neuen Regimenté nach Ludwigsburg.

Achtes Capitel.

In den zwey Jahren 1812. und 1813. hatte ich neben den Gefahren, denen der Soldat als solcher ausgesetzt ist, alle Drangsale erfahren, die ein ungewohntes Clima, Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Mangel an den nöthigsten Bedürfnissen des Lebens, ein feindseliges Volk, ein unwirthbares Land, nur irgend bereiten können. Meine sonst feste Gesundheit war zu Grunde gerichtet. An den Füssen hatte ich viele offene Wunden, der Magen war in hohem Grade geschwächt, und233 ertrug kaum die leichtesten Speisen, die Brust fühlte mit Schmerzen jede heftigere Bewegung. In pecuniärer Hinsicht waren mir die zwey Feldzüge nicht weniger verderblich gewesen. Zweymal hatte ich mich vollständig equipirt, mehr als 10. Pferde hatte ich verloren, und nun war ich in Lumpen und mit Schulden belastet, heimgekehrt.

Jahrhunderte werden verfließen, und mancher Krieg wird aus ihrem Schoose hervorgehen. Gleichwohl wird man noch nach Jahrhunderten zu erzählen wissen, von den Schrecknissen // S. 184// des Krieges von 1812.

und dem verderblichen Geschick, das die französische Armee mit ihren Verbündeten traf. Jahrhunderte werden dahinschwinden, ehe wieder eine so stattliche Armee, wie die unsrige war, auf einem Kampfplatze erscheint.

Und nun schließe ich meine Erzählung, indem ich nichts weiter anzuführen habe, als daß ich, nachdem eine achtwöchige Badecur in Wildbad meine Gesundheit nicht wieder hergestellt hatte, in den letzten Tagen des Monats Juny 1814. zum Invalidencorps versetzt wurde, und wenige Tage darauf meine Entlassung aus dem Militärdienste suchte und erhielt.

Список СОКРАЩЕНИЙ/ABKÜRZUNGEN

• Христиан фон Мартенс, «С выступления в поход до Москвы»/ Christian von Martens: «Vom Ausmarsch bis Moskau»; «Moskau und der Rückzug» (Ms., 2 Bde., HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, 5)

1. «В походе у Оксенфурта на Майне»/«Marsch bei Ochsenfurt am Main», 15.03.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 8)

2. «Вступление в Лейпциг»/«Einzug in Leipzig», 03.04.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 34)

3. «Местность у Франкфурта-Ha-Одере»/«Gegend von Frankfurth a.d. Oder», 20.04.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 52)

4. «Ветряные мельницы Познани»/«Windmühlen von Posen»,

18.05.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 80)

5. «Переход армии через Вислу у Topyни»/«Marsch der Armee über die Weichsel bei Thorn», 02.06.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 100)

6. «Дисна»/«Disna», 23.07.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 162)

7. «Бешенковичи (русские пленные)»/«Beschenkowicz (russische Gefangene)», 28.07.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 180)

8. «Поле [Бородинской] битвы, перспектива от Колоцкого монастыря»/«Das Schlachtfeld vom Kloster Kolozkoi ausgesehen»,

10.09.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 4, nach S. 296)

9. «Выступление из Смоленска»/«Abmarsch von Smolenzk»,

12.11.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 146)

10. «Пожар в Лядах»/«Brand von Liady», 17.11.1812, Акварель/ Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 160)

11. «У Борисова»/«Веі Borisow», 26.11.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 188)

12. «Переход через Березину»/«Übergang über die Beresina»,

28.11.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 196)

13. «У Березины»/«An der Beresina», 28.11.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 198)

14. «У дер. Хотавичи»/«Веі Chotawiczi», 01.12.1812, Акварель/ Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 217)

15. «Отступление у Moлoдeчнo»/«Rückzug bei Malodeczno»,

02.12.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 220)

16. «У Ошмян»/«Веі Oszmian», 05.12.1812, Акварель/Aquarell (HStA Stuttgart, J 56 Bü 5, nach S. 228)

• [Йелин, Христоф Людвиг фон], Замечательные дни моей жизни. Поход и плен в России Людвига Йелина/[Yelin, Christoph Ludwig von]: Merkwürdige Tage meines Lebens. Feldzug und Gefangenschaft in Rußland von Ludwig Yelin (Ms. 1817, WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20)

1. [Офицер с вьючной лошадью]/Offizier mit Packpferd], июль/ Juli 1812, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 25)

2. [Солдаты, поедающие лошадиное мясо]/[Soldaten beim Essen von Pferdefleisch], ноябрь/November 1812, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 61)

3. [Поход в Белоруссии] /[Marsch in Weißrussland], кон. ноября—начало декабря 1812/Ende November/Anfang Dezember 1812, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 83)

4. [Бивуак у Сморгони]/[Biwak bei Smorgonie], декабрь/Dezember 1812, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 87)

5. [Перевозка трупов в Вильне]/[Transport von Toten bei Wilna], зима/Winter 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 113)

6. [(Еврейское) семейство в Белоруссии] /[Jüdische Familie in Weißrussland], апрель /April 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 123)

7. [Крестьяне в Белоруссии]/[(Weiß)Russische Bauern], май/Маі 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 143)

8. «Русская подвода»/«Russischer Fracht-Wagen», май/Маі 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 161)

9. [Внутренность русской крестьянской избы]/[Innenraum einer russischen Bauernstube], май/Маі 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 165)

10. «Русские рекруты»/«Russische Recruten», июнь/Juni 1813, Акварель/Aquarell (WLB Stuttgart, Cod. Milit. 8° 20, S. 169)

• Том в кожаном переплете с записями Генриха фон Фосслера /In Leder gebundener Band mit den Aufzeichnungen von Heinrich von Vossler, 1828/29 (HStA Stuttgart, E 294 Bü 6a)

• Дневник Генриха фон Фосслера 1812—1814 гг., список 1828— 29 гг. / Tagebuch Heinrich von Vosslers aus den Jahren 1812—1814, Abschrift von 1828/29, S. 6/7 (Записи за март—апрель 1812 г./Aufzeichnungen vom März und April 1812)

Список источников и литературы/Quellen und Literatur

1. Архивные источники/Archivalische Quellen

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart А 288: Heiligendeputation

E 6: Königliches Kabinett I: Hofstaat und Kabinett E 14: Königliches Kabinett II E 270a: Geheime Kriegskanzlei E 271 d: Kriegsdepartement, Präsidium/Vizepräsidium E 277: Militärverwaltungsbehörden, Kommissionen E 297: Militärische Personalunterlagen E 298: Militärische Rechnungen G 243: König Friedrich (1754—1816)

Datenbank Auswanderung aus Südwestdeutschland Registratur, Az. K187/2

Landeskirchliches Archiv Stuttgart Kirchenbücher Herrenberg Kirchenbücher Stuttgart, Innenstadt Kirchenbücher Tuttlingen

2. Официальные печатные издания/Amtliche Druckschriften

Königlich-Württembergisches Staats- und Regierungs-Blatt 40 (1819), 53 (1831).

Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch, Stuttgart 1824, 1828, 1831, 1835, 1839—1841, 1843 und 1847.

Stuttgart'sches Kirchen-Register vom Jahre 1848.

3. Воспоминания/Erinnerungswerke

Мемуары вюртембержцев/Memoiren von Württembergern

Рукописи/Handschrifien

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Finck, Carl von (1854): Marsch und sonst nichts Weiteres des Jäger Regiments zu Pferd Herzog Louis aus seinen Garnisonen Ehingen, Riedlingen und Blaubeuren nach Russland im Jahr 1812 (Ms., Privatbesitz).

Koenig, Wilhelm von (1863): ohne Titel (Ms., Privatbesitz).

Martens, Carl Christoph von (o. J. [vor 1862]): Journal 1812—1813, 5 Bde. (Ms., HStA Stuttgart, J 56 Bü 27).

Martens, Christian von (o. J. [vor 1861]: «Vom Ausmarsch bis Moskau», «Moskau und der Rückzug» (Ms., 2 Bde., HStA Stuttgart J 56 Bü 4, 5).

Peter, Benedikt (1859): [Erlebnisse in den Kriegsjahren 1809/10, 1812, 1813 und 1814], 5 Bde., hier Bd. 2: Marsch von Heilbronn bis Moskau und Aufenthalt daselbst sowie Bd. 3: ohne Titel (Ms., WLB Stuttgart Cod. hist. 4° 547b+c).

Ringler, Joseph Albert von (1850ff.): Erinnerungen aus meinem Leben seit meinem Eintritt in das Militaire besonders aus den sieben Feldzügen, die ich mitmachte 1800, 1805, 1806, 1807, 1809, 1810, 1815 und meiner Gefangenschaft in Rußland 1812 bis 1814 für meine Kinder bestimmt (Ms., 4 Bde., Haus der Geschichte Baden-Württemberg Sign. 2002/0666—0669).

Stadlinger, Leo Ignaz von (1809—1846): Tagebuch über die Marsch- Stationen und Cantonnements von 1809 bis [...] (Ms., WLB Stuttgart Cod. milit. 4° 59).

Stadlinger, Leo Ignaz von (1851): Meine Erlebnisse in so weit sie meine Person betreffen (Ms., WLB Stuttgart Cod. milit. 4° 58).

Stockmayer, Ludwig Friedrich von (1818): Lebensgeschichte des Generals von Stockmayer von ihm selbst niedergeschrieben im Jahr 1818, von seiner Geburt bis zur Rückkehr aus dem Feldzug in Sachsen 1813 (Ms., WLB Stuttgart Cod. hist. Fol. 963).

Walter, Jakob (o. J. [vor 1858]): Denkwürdige Geschichtsschreibung über die erlebte Militärdienstzeit des Verfassers dieses Schreibens (Ms., Privatbesitz).

[Yelin, Christoph Ludwig von] (1817a): Merkwürdige Tage meines Lebens. Feldzug und Gefangenschaft in Rußland von Ludwig Yelin (Ms., WLB Stuttgart Cod. milit. 8° 20).

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1.1.1. Переводы мемуаров вюртембержцев на русский язык1

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[Зуков К.-Ф.-Э., фон] // Иностранцы в России // Исторический вестник. 1901. № 7. С. 280—304.

Иелин X. Записки офицера армии Наполеона. М., 1912.

Он же. Записки офицера армии Наполеона // Роос Г. С Наполеоном в Россию. М., 2003. С. 158—205.

Он же. Достопамятные дни моей жизни. Поход и плен в России. Из дневника немецкого офицера. Пенза, 2009.

Роос Г.С. 1912 (см. выше).

Он же. С Наполеоном в Россию. Записки врача Великой армии. М., 2003.

3.2. Мемуары не вюртембержцев/

Memoiren von Nichtwürttembergern

Mit Napoleon nach Russland. Tagebuch des Infanteristen Joseph Deifel (2012). Mit einer Einführung von Julia Murken, Regensburg.

Aнтологии/Anthologien

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Данные предоставлены А.И. Поповым.

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Württemberger im Russischen Feldzug 1812 (o. J. [1911]), Stuttgart.

4. Прочие опубликованные источники/Sonstige gedruckte Quellen

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5. Научная литература/Wissenschaftliche Literatur

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Sauer, Paul (1997b): Alexander (I.), in: Lorenz/Mertens/Press, Haus Württemberg, S. 402.

Scharf, Claus (2000): «Die Geschichte der Zerstörung Moskaus im Jahre 1812» von Anton Wilhelm Nordhof. Eine Einführung, in: Anton Wilhelm Nordhof: Die Geschichte der Zerstörung Moskaus im Jahre 1812. Hg. v. dems. unter Mitwirkung von Jürgen Kessel, München, S. 7—84.

Schild, Georg/ Schindling, Anton (Hgg.) (2009): Kriegserfahrungen: Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit. Neue Horizonte der Forschung, Paderborn [u.a.].

Schneider, Eugen (1887): Normann, Karl Friedrich Lebrecht, in: Allgemeine Deutsche Biographie 24, S. 18—19.

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Schön, Theodor (1894): Suckow, Karl von, in: Allgemeine Deutsche Biographie 37, S. 111—112.

Schulze, Winfried (1996): Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte? Vorüberlegungen für die Tagung «Ego-Dokumente», in: ders. (Hg.): Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte, Berlin, S. 11—30.

Schuster, Hans-Joachim (1997): 300 Jahre Engel-Apotheke 1697—1997, in: 300 Jahre Engel-Apotheke Tuttlingen 1997, Tuttlingen, S. 5—20.

Schwäbisches Wörterbuch (1901—1936), 6 Bde., Tübingen.

Sdvizkov, Denis (Hg.) (2015): Сдвижков Д.А. (ред.). После грозы: 1812 год в исторической памяти России и Европы [Nach dem Sturm: Das Jahr 1812 im historischen Gedächtnis Russlands und Europas], M./Moskau.

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[Ségur, Philippe-Paul Comte de] (2012): Graf von Ségur: Geschichte Napoleons und der großen Armee im Jahr 1812. Aus dem Französischen, 2 Teile, Paderborn. [Reprint des Originals von 1825]

Sirotkin, Vladlen G. (2003): Сироткин В.Г Наполеон и Александр I. Дипломатия и разведка Наполеона и Александра I в 1801—1812 гг. [Napoleon und Alexander I. Diplomatie und Geheimdienste Napoleons und Alexanders I. in den Jahren 1801—1812], M./Moskau.

Sokolov, Oleg (2012): Le combat de deux empires. La Russie d’Alexandre Ier contre la France de Napoléon, 1805—1812, Paris.

Starklof, Richard (1862): Geschichte des Königlich Württembergischen Zweiten Reiter-Regiments, ehemaligen Jäger-Regiments zu Pferde Herzog Louis, Darmstadt/Leipzig.

Steger, Friedrich (2012): Geschichte des Feldzuges in Russland im Jahre 1812. Nach den neuen geschichtlichen und militärischen Forschungen umgearbeitet von Ernst Moraht, Königlich Preußischer Major a.D. Mit 100 Bildern, 6 Karten und Plänen, Paderborn. [Reprint des Originals von 1912].

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Tulard, Jean (2012): Napoléon. Chef de guerre, Paris.

Uhland, Robert (Hg.) (1984): 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk, Stuttgart.

Vandal, Albert (1891—1896): Napoléon et Alexandre Ier. L'Alliance russe sous le Premier Empire. 3 Bde., Paris.

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Zamoyski, Adam (2004): 1812. Napoleons Fatal March on Moscow, London (dt. 1812. Napoleons Feldzug in Russland, München 2012).

Энциклопедия I—III: Отечественная война 1812 года и Освободительный поход русской армии 1813—1814 годов. Энциклопедия. Т. 1—3. М., 2012.

Указатель имён{759}{760}

Bagemühl, Architekt - Багемюль (Багемиель), Карл Вильгельм, губернский архитектор, Гродно

Bagnato, Carl Johann von; württembergischer Offizier Багнато, Карл Иоганн фон, вюртембергский офицер

Bagration, Fürst Pjotr Iwanowitsch; russischer General* - Багратион, кн. Петр Иванович, генерал, главнокомандующий Западной армией, Россия

Bakoff, Herr von; thüringischer Adliger - Бакофф, фон, дворянин, Тюрингия

Baz/Batz, Carl Leopold Friedrich von; württembergischer Offizier - Бац/Батц, Карл Леопольд Фридрих фон, вюртембергский офицер

Beck; Pfarrer - Бек, священник

Beck; württembergischer Wachtmeister - Бек, вюртембергский вахмистр

Behrens; preußischer Offizier- Беренс, прусский офицер

Bergmann von; russischer Offizier - Бергман, фон — Берг, Карл Карлович, комендант Бобруйской крепости, Россия

Bernadotte, Jean-Baptiste; Kronprinz von Schweden* - Бернадотт, Жан-Батист, регент/король Швеции

Berndes, Ludwig Friedrich von; württembergischer Offizier - Берндес, Людвиг Фридрих фон, вюртембергский офицер

Bertrand, Henri-Gatien Graf von; französischer General - Бертран, Анри-Гасьен, граф, дивизионный генерал, Франция

Blanc; französischer Offizier - Блан, французский офицер

Blasewig, Gustel von - Блазевиц, Густель из Блазевица (литературный персонаж)

Blattmacher, Wilhelm; württembergischer Offizier - Блаттмахер, Вильгельм; вюртембергский офицер

Blücher, Gebhard Leberecht von; preußischer General - Блюхер, Гебхард Леберехт фон; генерал, Пруссия

Blum; württembergischer Auditor - Блюм, вюртембергский аудитор

Boecher/ Boecker; Offizier - Бёхер/Бёкер, офицер наполеоновской армии

Bogoluboff; russischer Kollegienrat - Боголюбов, Павел Филиппович, чиновник Черниговской губ., Россия

Bois du; französischer Offizier - Буа, дю (Дюбуа); французский офицер

Bopp; württembergischer Unterarzt - Бопп, вюртембергский фельдшер

Breuning, Ludwig Friedrich (Freiherr) von; württembergischer General - Бройнинг, Людвиг Фридрих (Фрайхерр фон); вюртембергский генерал

Brittwitz (Prittwitz) von; preußischer General - Бриттвиц (Приттвиц) фон; прусский генерал

Brongniart, Johann Theobald von; württembergischer Offizier - Броньяр, Иоганн Теобальд фон; вюртембергский офицер

Brühl, Heinrich Graf von; sächsisch-polnischer Politiker, Premierminister* - Брюль, Генрих, граф фон; первый министр короля польского и курфюрста саксонского Августа III

Brunnow, August Sigfried von; württembergischer Offizier - Бруннов, Август Зигфрид фон; вюртембергский офицер

Brunnow, Eva Marie von; Pazifistin, Sozialistin* - Бруннов, Ева Мария фон; пацифистка, социалистка

Burkhart/ Bur(c)khardt; Medizinalrat - Буркхар(д)т, советник медицины, Пруссия

Butsch; Johann Baptist von; württembergischer Offizier - Бутч, Иоганн Баптист фон; вюртембергский офицер

Carlier; französischer Offizier - Карлье, французский офицер

Carlowi(t)z von; sächsischer Verwaltungsbeamter - Карловиц, фон; саксонский чиновник

Cartaus von; Kadett - Картаус, фон; кадет

Christmann; Arzt - Христманн, врач

Claisse; französischer Offizier - Клесс, французский офицер

Colliva; italienischer Offizier - Коллива, итальянский офицер

Cornote/Cornotte, Johann Ludwig von; württembergischer Offizier - Корнот(т), Иоганн Людвиг фон; вюртембергский офицер

Cotta, Johann Friedrich; Verleger* - Котта, Иоганн Фридрих; издатель

Cramer, Carl Gottlob, Schriftsteller* - Крамер, Карл Готтлоб; писатель

Crépon; westphälischer Offizier - Крепон, вестфальский офицер

Danielo; russischer Unteroffizier - Данило, казачий урядник, Россия

Dernbach, Heinrich Constantin Franz von; württembergischer Offizier - Дернбах, Генрих Константин Франц фон; вюртембергский офицер

Dertinger; Unterarzt - Дертингер, фельдшер

Dillen (Dilenius), Carl Ludwig Emanuel von; württembergischer General und Politiker - Диллен (Дилениус), Карл Людвиг Эмануэль фон; вюртембергский генерал и политик

Dillenius, Carl von; württembergischer Arzt* - Диллениус, Карл фон; вюртембергский врач

Dunker von; preußischer Offizier - Дункер, фон; прусский офицер

Emme, Dr. - Эмме, д-р

Ende, Herr von; sächsischer Adliger - Энде, фон; саксонский дворянин

Eugen Herzog von Württemberg; russischer General* - Евгений Вюртембергский; принц, русский генерал

Faber du Faur, Christian Wilhelm von; württembergischer General, Maler* - Фабер дю Фор, Христиан Вильгельм фон; вюртембергский генерал, художник

Fanchon; französischer Offizier - Фаншон, французский офицер

Fischer, vgl. Vischer - Фишер

Franquemont, Friedrich Graf von; württembergischer General - Франкемон, Фридрих граф фон; вюртембергский генерал

Franz II./L; Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Kaiser von Österreich* - Франц II/I, император Священной Римской империи, кайзер австрийский

Freytag; Gutsbesitzer - Фрейтаг, помещик

Friedrich I. von; König von Württemberg - Фридрих I, король вюртембергский

Friedrich August I.; König von Sachsen, Herzog von Warschau* - Фридрих Август I, король саксонский, герцог варшавский

Friedrich Wilhelm III; König von Preußen* - Фридрих Вильгельм III, король прусский

Friedrich Wilhelm von; Kronprinz, ab 1816 als Wilheim I. König von Württemberg - Фридрих Вильгельм, кронпринц, с 1816 г. Вильгельм I, король вюртембергский

Fries de; russischer Offizier - Фриз де; русский офицер

Geck; Metzger, Weinschenk - Гек; мясник, трактирщик

Geisse; Amtsschreiber - Гайсс; окружной писарь

George; französischer Offizier - Жорж; лейтенант французской армии

Glass, Frau von; Ehefrau eines Geheimen Rates - Гласс, фон; супруга тайного советника

Graevenitz, Ludwig Wilhelm Graf von; württembergischer Offizier - Гревениц, Людвиг Вильгельм граф фон; вюртембергский офицер

Grumkewicz, Herr von; polnischer Adliger - Грумкевич, польский дворянин

Harpprecht, Johann Friedrich von; württembergischer Offizier - Харпрехт, Иоганн Фридрих фон; вюртембергский офицер

Hartemenk; Offizier - Хартеменк; лейтенант

Heiduk; preußischer Offizier - Хайдук, прусский лейтенант

Herdegen; württembergischer Kriegskommissär - Хердеген; вюртембергский военный комиссар

Hetterman; sächsischer Arzt - Хеттерман; саксонский врач

Hoelder, Friedrich Ludwig Ferdinand; württembergischer Offizier - Хёльдер, Фридрих Людвиг Фердинанд; вюртембергский офицер

Hoelderlin; württembergischer Militärarzt - Хёльдерлин, вюртембергский военный врач

Hoffmann; württembergischer Soldat - Хофман, вюртембергский солдат

Hohenlohe-Kirchberg, Heinrich Christian Friedrich - Гогенлоэ-Кирхберг, Генрих Христиан Фридрих

Ludwig Prinz von; württembergischer Offizier - Людвиг фон; вюртембергский офицер

Hohenthal, Friedrich Wilhelm Graf von; sächsischer Adliger - Хоэнталь, Фридрих Вильгельм граф фон; саксонский дворянин

Hornstein, Leopold von; württembergischer Offizier - Хорнштейн, Леопольд фон; вюртембергский офицер

Jacobi; Verwalter - Якоби; управляющий

Jean Paul, vgl. Richter - Жан Поль — см. Рихтер

Jett, Carl August Franz Maximilian von; württembergischer General - Йетт, Карл Август Франц Максимиллиан фон; вюртембергский генерал

Kalinski; russischer Polizeikapitän - Калинский; капитан полиции в Чернигове

Katharina II.; Kaiserin von Russland* - Екатерина II, императрица Всероссийская

Katharina Pawlowna; Großfürstin von Russland* - Екатерина Павловна, великая княжна

Keller, Jacob Noa; württembergischer Kriegskommissär - Келлер, Якоб Hoa; вюртембергский военный комиссар

Kemerlink; Offizier - Кемерлинк; офицер

Kliczinski, Herr von; polnischer Adliger - Кличинский, польский шляхтич

Knöffel, Johann Christoph; Architekt, Baumeister* - Кнёффель, Иоганн Кристоф; архитектор, строитель

Conradi/Konradi; Sekretär - Конради; секретарь

Kosciuszko, Andrzej Tadeusz Bonawentura; polnischer General - Костюшко, Анджей Тадеуш Бонавентура; польский генерал

Kosel; preußischer Offizier - Козель; прусский офицер

Koseriz, Friedrich Ludwig August von; württembergischer Offizier - Козериц, Фридрих Людвиг Август фон; вюртембергский офицер

Kraft, Karl Benjamin; württembergischer Auditor - Крафт, Карл Беньямин; вюртембергский аудитор

Krailsheim, Herr von; fränkischer Adliger - Крайльсхайм, фон; франконский дворянин

Krais; württembergischer Kriegskommissär - Крайс; вюртембергский кригс-комиссар

Krukenikow; russischer Offizier - Крук(п?)ен(н)иков; русский офицер

Kruszewski, Herr von; polnischer Adliger - Крушевский; польский шляхтич

Kübel, Friedrich Franz Carl von; württembergischer Offizier - Кюбель, Фридрих Франц Карл фон; вюртембергский офицер

Kurz, Isolde; Schriftstellerin* - Курц, Изольда; писательница

Kutusow-Smolenski, Fürst Michail Illarionowitsch; Generalfeldmarschall der russischen Armee* - (Голенищев)-Кутузов-Смоленский, Михаил Илларионович, граф; генерал-фельдмаршал

Lancey Cornelius Verheyden Baron von; niederländischer Mediziner, Jurist, Sammler* - Лансе, Корнелиус Верхейден де, барон; голландский медик, юрист, коллекционер

Lancey, Henrietta Baronesse von* - Лансе, Генриетта де; баронесса

Lang; Kurier - Ланг; курьер

Lanskoi, Sergej Nikolajewitsch, russischer General - Ланской, Сергей Николаевич; русский генерал

Laudon, vgl. Mercier - Лодон — см. Мерсье

Lefebvre, François-Joseph, Herzog von Danzig, französischer General* - Лефевр, Франсуа-Жозеф, герцог Данцигский, французский генерал, маршал

Leo; Kaufmann - Лео; купец

Leon; französischer Offizier - Леон; французский офицер

Leschern; russischer Staatsrat, Zivilgouverneur - Лешерн фон Герценфельд, Карл Карлович Гродненский гражданский губернатор

Leube; Pfarrer - Лойбе; пастор

Lichtenstein; Kaufmann- Лихтенштейн; купец

Lilienberg, Carl Alexander Ludwig von; württembergischer General - Лилиенберг, Карл Александр Людвиг фон; вюртембергский генерал

Lippe-Biesterfeld, Carl Wilhelm Graf von der; württembergischer Offizier - Липпе-Бистерфельд, Карл Вильгельм граф фон дер; вюртембергский офицер

Lipski, Herr von; polnischer Adliger Липский; польский шляхтич

Loeffler, Carl August von; württembergischer Offizier - Лёффлер, Карл Август фон; вюртембергский офицер

Ludwig Herzog von Württemberg; Bruder König Friedrichs I - Людвиг герцог Вюртембергский; брат короля Фридриха I

Lynar; preußischer Offizier - Линар; прусский ротмистр

Malzahn, Graf von; schlesischer Adliger - Мальцан, граф фон; силезский дворянин

Marie-Louise; Kaiserin von Frankreich* - Мария-Луиза Австрийская, императрица Франции

Martens, Carl Christian von; württembergischer Offizier* - Мартенс, Карл Христиан фон; вюртембергский офицер

Maucler, Friedrich Wilhelm von; württembergischer Offizier - Мауклер, Фридрих Вильгельм фон; вюртембергский офицер

Mauz/ Mautz; württembergischer Unterarzt - Мау(т)ц; вюртембергский фельдшер

Mayer; Kaufmann - Майер; купец

Mengen, Ludwig Ferdinand Freiherr von; württembergischer Offizier - Менген, Людвиг Фердинанд Фрайхерр фон; вюртембергский офицер

Mercier; französischer Unteroffizier - Мерсье; французский унтер-офицер

Meyer; Arzt - Майер; врач

Michel von; bayerischer Offizier - Михель, фон; баварский офицер

Milkau, Johann August Wilhelm von; württembergischer Offizier, Regimentskommandeur - Милькау, Иоганн Август Вильгельм фон; вюртембергский полковник

Miller, Moriz von; württembergischer Kriegsminister, Historiker* - Миллер, Мориц фон; вюртембергский военный министр, историк

Mirelli, Herzog von; italienischer Offizier - Мирелли, де, герцог; итальянский офицер

Moll, Michael von; württembergischer Krankenführer - Молль, Михаель фон; вюртембергский офицер

Montaran, Edme Hippolyte Jacques Michau Baron von; französischer Offizier - Монтаран, Эдм Ипполит Жак Мишо де, барон; шталмейстер императора Наполеона

Montbrun, Louis Pierre de; französischer General - Монбрен, Луи-Пьер де; французский генерал

Mostricht, Frau von; fränkische Adlige - Мострихт, фон; франконская дворянка

Müller, Wenzel; Komponist, Kapellmeister* - Мюллер, Венцель; композитор, капельмейстер

Murat, Joachim; Marschall von Frankreich, König von Neapel - Мюрат, Иоахим; маршал Франции, король Неаполитанский

Murken, Julia; Historikerin* - Муркен, Юлия; историк

Napoleon I. Bonaparte; Kaiser der Franzosen - Наполеон I Бонапарт; император французов

Ney, Michel; Marschall von Frankreich* - Ней, Мишель; маршал Франции

Ninewski von; polnischer Offizier - Ниневский; польский офицер

Nischt; Förster - Ништ; лесник

Normann; französischer Soldat - Норманн; французский солдат

Normann-Ehrenfels, Karl Graf von; württembergischer Offizier - Норман-Эренфельс, Карл граф фон; вюртембергский офицер, генерал

Ominsky; polnischer Offizier- Оминский; польский офицер

Ornano, Philippe-Antoine (Filippo Antonio); französischer General - Орнано, Филипп-Антуан (Филиппо Антонио); французский генерал

Osorof, Herr von; russischer Adliger - Озеров И.И.; русский помещик

Pajol, Claude-Pierre Graf von; französischer - General Пажоль, Клод-Пьер, граф де; французский генерал

Paul L; Kaiser von Russland* - Павел I; император Всероссийский

Pechin; französischer Offizier - Пешен; французский офицер

Perinet, Joachim; Schauspieler, Schriftsteller* - Перине, Иоахим; актер, писатель

Peter L; Herzog von Oldenburg* - Петр, принц Ольденбургский

Pfaff; bayerischer Offizier - Пфафф; баварский офицер

Phull, Friedrich August Freiherr von; General, Vize-Präsident des Kriegsdepartements* - Пфуль, Фридрих Август Фрайхерр фон; генерал, вице-президент Военного департамента

Phull, Karl Ludwig Freiherr von; preußischer und russischer General* - Пфуль, Карл Людвиг Фрайхерр фон; прусский и российский генерал

Plattmacher, vgl. Blattmacher - Платтмахер — см. Блаттмахер

Pommer, Christoph Friedrich; württembergischer Arzt - Поммер, Христоф Фридрих; вюртембергский врач

Poniatowski, Jözef Antoni Fürst; polnischer Kriegsminister und Oberbefehlshaber - Понятовский, Жозеф/Юзеф Антоний, кн.; генерал, военный министр герцогства Варшавского, маршал Франции

Prujimski, Graf von; polnischer Adliger - Пружимский, гр.; польский шляхтич

Pusinsky, Graf von; polnischer Adliger - Пусинский (Прушинский?); польский шляхтич

Radzivil, Fürst von; polnischer Adliger - Радзивилл, кн.; польский аристократ

Reinhard/ Reinhardt/ Reinhart, Carl von; württembergischer Offizier - Рейнхард, Карл фон; вюртембергский офицер

Repnin-Wolkonski, Nikolai Grigorjewitsch; russischer General, Generalgouverneur in Sachsen - Репнин-Волконский, Николай Григорьевич; русский генерал, генерал-губернатор Саксонии

Reuter; Amtmann - Ройтер; амтман

Richter, Jean Paul (Johann Paul Friedrich); deutscher Dichter - Рихтер, Жан Поль (Иоганн Пауль Фридрих); немецкий поэт

Richter; sächsischer Arzt - Рихтер; саксонский врач

Riegelbach; Onkel Heinrich Vosslers - Ригельбах; дядя Г.А. Фосслера

Riesenkopf; russischer Kollegienrat - Ризенкопф; русский коллежский советник Гродненской губ.

Ringler, Joseph Albert von; württembergischer Offizier - Ринглер, Йозеф Альберт фон; вюртембергский офицер

Roell, Carl Georg; württembergischer Offizier - Рёлль, Карл Георг; вюртембергский офицер

Roman/ Romann; Kaufmann - Роман(н); купец

Rompani; italienischer Unteroffizier - Ромпани; итальянский унтер-офицер

Roos, Heinrich von; württembergischer Arzt - Роос, Генрих фон; вюртембергский врач

Rössler; württembergischer Militärhistoriker* - Рёсслер; вюртембергский военный историк

Roth von; russischer Offizier - Рот, фон; русский офицер

Ruoff, Carl; Verwandter Heinrich Vosslers - Руофф, Карл; родственник Г.А.Фосслера

Ruoff, Christoph Ludwig Friedrich; württembergischer Kriegskommissär - Руофф, Христоф Людвиг Фридрих; вюртембергский военный комиссар

Sayn-Wittgenstein, Ludwig Adolph Peter (Pjotr Christianowitsch) Graf von; russischer General - Зайн-Витгенштейн, Людвиг Адольф Петер (Петр Христианович) граф цу; российский генерал-фельдмаршал

Scheler, Johann Georg Graf von; württembergischer General - Шелер, Иоганн Георг граф фон; вюртембергский генерал

Scheuermann; Arbeiter - Шойерманн; рабочий

Schlaich, Ludwig von; württembergischer Offizier* - Шляйх, Людвиг фон; вюртембергский офицер

Schmidt, Dr.; russischer Medizinalinspektor - Шмидт, д-р; городской врач в Минске

Schmidt, geh. Willmann; Frau des Medizinalinspektors - Шмидт, урожд. Вилльман; супруга д-ра Шмидта

Dr. Schmidt/ Schnizlein/ Schnitzlein; brandenburgischeheransbachis Regierungsrat - Шницляйн; статский советник, Бранденбург-Ансбах

Schoenburg, Fürst von; sächsischer Adliger - Шёнбург, кн. фон; саксонский дворянин

Schulenburg, Graf von der; sächsischer Adliger - Шуленбург, граф фон дер; саксонский дворянин

Schütz, Ernst Heinrich von; württembergischer Offizier - Шютц, Эрнст Генрих фон; вюртембергский офицер

Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst zu; österreichischer Oberbefehlshaber* - Шварценберг, Карл Филипп цу, князь; австрий ский главнокомандующий

Sébastiani de la Porta, Horace-François-Bastien comte; französischer General - Себастиани де ла Порта, Орас Франсуа Бастьен; французский генерал

Seeger, Benjamin von; württembergischer Offizier - Зеегер, Беньямин фон; вюртембергский офицер

Ségur, Philipp-Paul Graf von; französischer General, Historiker* - Сегюр, Филипп-Поль, граф де; французский генерал, историк

Seybothen, Carl von; württembergischer Offizier - Зейботен, Карл фон; вюртембергский офицер

Sommer; württembergischer Soldat - Зоммер; вюртембергский солдат

Sonntag, Friedrich Carl von; württembergischer Offizier - Зоннтаг, Фридрих Карл фон; вюртембергский офицер

Sophie Dorothee (Maria Feodorowna); Prinzessin von - София Доротея (Мария Федоровна), принцесса

Württemberg, Kaiserin von Russland* - Вюртембергская, императрица Всероссийская

Spees; Modehändlerin - Шпеес; торговка модным товаром

Stadlinger, Leo Ignaz von; württembergischer Offizier* - Штадлингер, Лео Игнац фон; вюртембергский офицер

Stanicki, Graf von; polnischer Adliger - Станицкий, граф; польский шляхтич

Stockmayer, Ludwig Friedrich von; württembergischer Offizier* - Штокмайер, Людвиг Фридрих фон; вюртембергский офицер

Stoer; bayerischer Chirurg - Штёр; баварский хирург

Sturm; württembergischer Unteroffizier - Штурм; вюртембергский унтер-офицер

Subervie, Jacques-Gervais; französischer General - Сюберви(к), Жак-Жервэ; французский генерал

Suckow/Succow, Karl Ludwig, Emil von; württembergischer Offizier - Зук(к)ов, Карл Людвиг Эмиль фон; вюртембергский офицер

Teschen, von; preußischer Offizier - Тешен, фон; прусский офицер

Tessin, Carl; württembergischer Offizier - Тессин, Карл; вюртембергский офицер

Theobald, Joseph Apollinaris Honoratus von; württembergischer General, Militärschriftsteller* - Теобальд, Йозеф Апполинарис Хоноратус фон; вюртембергский генерал, военный писатель

Tiesenhausen, Graf von; russischer Adliger - Тизенгаузен, граф; русский помещик

Tschitschagow, Pawel Wassiljewitsch; russischer Admiral - Чичагов, Павел Васильевич; русский адмирал

Tungern, Adolph von; württembergischer Offizier - Тунгерн, Адольф фон; вюртембергский офицер

Vannaker/ Vannacker; französischer Offizier - Ваннакер; французский офицер

Veihelmann/Veyhelmann, Johann Conrad von; württembergischer Offizier - Файхельман, Иоганн Конрад фон; вюртембергский офицер

Vischer, Ludwig von; württembergischer Offizier - Фишер, Людвиг фон; вюртембергский офицер

Vossler, Charlotte Friederike, geh. Kinzelbach; Ehefrau Heinrich Vosslers* - Фосслер, Шарлотта Фридерика, урожд. Кинцельбах; супруга Г.А. Фосслера

Vossler, Chistiana Magdalena Judith; Schwester Heinrieh Vosslers - Фосслер, Христиана Магдалена Юдит; сестра Г.А. Фосслера

Vossler, Christian David; Kameralverwalter in Stammheim - Фосслер, Христиан Давид; управляющий камеральным ведомством в Штаммхайме

Vossler, Emil Gustav; Sohn Heinrich Vosslers* - Фосслер, Эмиль Густав; сын Г.А. Фосслера

Vossler, Gustav Friedrich Rudolph; Bruder Heinrich Vosslers - Фосслер, Густав Фридрих Рудольф; брат Г.А. Фосслера

Vossler, Johann Christian Friedrich, Dr.; Bruder Heinrieh Vosslers - Фосслер, Иоганн Христиан Фридрих, др; брат Г.А. Фосслера

Vossler, Johann; Vater Heinrich Vosslers* Фосслер, Иоганн; отец ГА. Фосслера

Vossler, Maria Magdalena, geb. Megenhart; Mutter Heinrich Vosslers - Фосслер, Мария Магдалена, урожд. Мегенхарт; мать Г.А. Фосслера

Waldburg-Wurzach, Graf Eberhard von; württembergischer Offizier, Regimentskommandeur - Вальдбург-Вурцах, граф Эберхард фон; вюртембергский офицер, полковник

Wallich, Walter; Herausgeber der Memoiren Heinrich Vosslers*- Валлих, Вальтер; издатель мемуаров Г.А.Фосслера

Walter, Jakob; württembergischer Soldat* - Вальтер, Якоб; вюртембергский солдат

Warkaski von; preußischer Landrat - Варкаски фон; прусский ландрат

Watier (Wathier), Pierre Graf von Saint-Alphonse; französischer General - Ватье, Пьер гр. Сент-Альфонс и Империи, французский генерал

Weiß, Nicolaus; württembergischer Offizier - Вайс, Николаус; вюртембергский офицер

Wilhelm Herzog von Württemberg; Kriegsminister* - Вильгельм герцог Вюртембергский; военный министр

Witte; Kaufmann - Витте; купец

Wölffel/ Wölfel; Hotelier - Вёльфель; содержатель гостиницы

Wolzogen, Ludwig Freiherr von; russischer Offizier - Вольцоген, Людвиг Фрайхерр фон, прусский, вюртембергский и российский офицер

Yelin, Christoph Ludwig von; württembergischer Offizier*- Йелин, Христоф Людвиг фон; вюртембергский офицер

Zamoyski, Adam; Historiker* - Замойский, Адам; историк


Таблица соответсвий географических названий{761}{762}{763}{764}

Allendorf – Аллендорф - Allendorf (Landkreis Saalfeld- Rudolstadt), Thüringen, Deutschland - Аллендорф, T, ФРГ

Altamarin – Альтамарин - Adamarina, Bezirk Marijampolé, Litauen - Адамарина, Мариямпольский у., Л

Altenbude – Альтенбуде - Siedlisko (Goldap), Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Altenbude) Седлиска, Варминско-Мазурское в., РП

Altenhoff – Альтенхоф - Stary Dwör, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Altenhof) - Стары Двур Любушское в., РП

Angerburg – Ангербург - Wçgorzewo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Angerburg) - Венгожево, Варминско-Мазурское в., РП

Ansbach – Ансбах - Ansbach, Bayern, Deutschland - Ансбах, Б, ФРГ

Arcis-sur-Au be* - Арсис-сюр-Об - Arcis-sur-Aube, Département Aube, Frankreich - Арсис-сюр-Об, деп-т Об, Ф

Arkuszewo* - Аркушево - Arkuszewo, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Аркушево, Великопольское в., РП

Aszernice – Ашернице - Ozernitsa, Woblast, Hrodna, Weißrussland - Озерница, Гродненская обл., PB

Auerstedt* - Ауэрштедт - Auerstedt, Thüringen, Deutschland - Ауэрштедт, T, ФРГ

Austerlitz* - Аустерлиц - Slavkov u Brna, Jihomoravsky kraj, Tschechien - Славков-у-Брна, Южноморавский край, Чехия

Babinowiczi/Бабиновичи - Babinavichy, Woblast Wizebsk, Babinowieszi Weißrussland - Бабиновичи, Витебская обл., РБ

Baknang/ Бакнанг - Backnang, Baden-Württemberg, Backnang Deutschland - Бакнанг, БВ, ФРГ

Balingen – Балинген - Balingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Балинген, БВ, ФРГ

Balinowki – Балиновки - Skorupy (Stadtteil von Bialystok), Woiwodschaft Podlachien, Polen - Скорупы (в черте г. Белосток), Подляское в., РП

Balkan* - Балканы

Balonka – Балонка - Palonka, Woblast Brest, Weißrussland - Полонка, Брестская обл., РБ

Bamberg – Бамберг - Bamberg, Bayern, Deutschland - Бамберг, Б, ФРГ

Bauzen – Баутцен - Bautzen, Sachsen, Deutschland – Bautzen - Баутцен, С, ФРГ

Bayern – Бавария - Bayern, Staat/Land - Бавария

Bayreuth – Байройт - Bayreuth, Bayern, Deutschland - Байройт, Б, ФРГ

Beesdau – Бесдау - Beesdau, Brandenburg, Deutschland - Бесдау, БР, ФРГ

Beeskow – Бесков - Beeskow, Brandenburg, Deutschland - Бесков, БР, ФРГ

Belica – Белица - Navabielicki (Homel), Woblast Ноmel, Weißrussland - Новобелица (в черте г. Гомель), РБ

Belica/ Beliza – Белица - Bielica, Woblast Hrodna, Weißrussland - Белица, Гродненская обл., РБ

Beresin – Березина - Bjaresina (weißruss.) bzw. Beresina (russ.), Fluss in Weißrussland und Russland (v.a. Oblast Smolensk) - p. Березина, РБ и РФ

Berlin – Берлин - Berlin, Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland - Берлин, ФРГ

Berneck – Бернек - Werneck, Bayern, Deutschland - Бернек, Б, ФРГ

Bernek – Бернек - Bad Berneck, Bayern, Deutschland - Бад-Бернек, Б, ФРГ

Bernhausen – Бернхаузен - Bernhausen, Baden-Württemberg, Deutschland - Бернхаузен, БВ, ФРГ

Bernsdorf – Бернсдорф - Bernsdorf (Oberlausitz), Sachsen, Deutschland - Бернсдорф, С, ФРГ

Besigheim – Безигхайм - Besigheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Безигхайм, БВ, ФРГ

Beuthen – Бойтен - Bytom Odrzanski, Woiwodschaft (dt. Beuthen an der Oder) - Бытом-Оджаньский, Любуш - Lebus, Polen ское в., РП

Bialystok - Бялысток/Bialystok, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Белосток, Подляское в., РП - Белосток

Biberach – Биберах - Biberach (Stadtteil von Heilbronn), Baden-Württemberg, Deutschland - Биберах (в черте г. Хайльброни), БВ, ФРГ

Bierslowicz – Бирслович - Vialikaja Bierastavica, Woblast Hrodna, Weißrussland - Большая Берестовица, Гродненская обл., РБ

Bietigheim – Битигхайм - Bietigheim-Bissingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Битигхайм-Биссинген, БВ, ФРГ

Bischofsheim – Бишофсхайм - Bisztynek, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Bischofstein) - Биштынек, Варминско-Мазурское в., РП

Bischofsheim – Бишофсхайм - Tauberbischofsheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Таубербишофсхайм, БВ, ФРГ

Bischofswerda/ Бишофсверда - Bischofswerda, Sachsen, Bischoffswerda Deutschland - Бишофсверда, С, ФРГ

Blechtiawki – Блехтявки - Plekhtiivka, Chernihivs’ka oblast, Ukraine - Плехтеевка, Черниговская обл., У

Blohnweiler – Блонвайлер - Blumweiler, Baden-Württemberg, Deutschland - Блумвайлер, БВ, ФРГ

Bober – Бобер - Bobr (tschech.), Böbr (poln.), Fluss in Tschechien und Polen (dt. Bober) - p. Бобр (чех.) / Бубр (польск.) в РП и Чехии

Bobr – Бобр - Bobr, Woblast Minsk, Weißrussland - Бобр, Минская обл., РБ

Bobruysk/ Бобруйск/ Babruysk, Woblast Mahiljou, Weißrussland (russ. Bobruysk) - Бобруйск, Могилевская обл., - Bobuce – Бобуце

Böhmweiler – Бёмвайлер - Böhmweiler, Baden-Württemberg, Deutschland - Бёмвайлер, БВ, ФРГ

Bönnigheim – Бённигхайм - Bönnigheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Бённигхайм, БВ, ФРГ

Boriszow/ Боришов/ Baryssau, Woblast Minsk, Weißrussland (russ. Borissow) - Borisow Борисов - Борисов, Минская обл., РБ

Börnsdorf - Бёрнсдорф - Bornsdorf, Brandenburg, Deutschland - Борнсдорф, БР, ФРГ

Borodino* - Бородино - Borodino, Oblast Moskau Russland - Бородино, Московская обл.,

РФ

Brandenburg Бранденбург Brandenburg, Bundesland, Deutschland - Бранденбург, федеральная земля ФРГ

Braslaw – Браслав - Braslaü, Woblast Wizebsk, Weißrussland (dt. Bratzlaw, Braslau, Braslaw) - Браслав, Витебская обл., РБ

Braunswalde – Браунсвальде - Gosciszewo, Woiwodschaft Pommern, Polen (dt. Braunswalde) - Госьцищево, Поморское в., РП

Breitenbach – Брайтенбах - Breitenbach (St. Kilian), Thüringen, Deutschland - Брайтенбах (Санкт-Килиан), T, ФРГ

Brettach – Бреттах - Langenbrettach, Baden-Württemberg, Deutschland - Лангенбреттах, БВ, ФРГ

Bronijewo – Брониево - Broniewo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Бронево, Куявско-Поморское в., РП

Brzesc – Бжесц - Brzesc Kujawski, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Бжесць-Куявский, Куявско-Поморское в., РП

Brzynow – Бжинов - [Ortsbezeichnung unklar. Ort liegt zwischen Dsjarschynsk, Woblast Minsk, und Minsk, Weißrussland] - Местоположение неясно. Между Дзержинск, Минская обл. и Минск, РБ.

Buke – Буке - Buk, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Buk/ Buck) - Бук, Великопольское в., РП

Bunzlau – Бунцлау - Boleslawiec, Woiwodschaft Nieder-Schlesien, Polen (dt. Bunzlau) - Болеславец, Нижнесилезское в., РП

Burgwinkeim – Бургвинкайм - Burgwindheim, Bayern, Deutschland - Бургвиндхайм, Б, ФРГ

Burz – Бурц - Bursz, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Bursch) - Бурш, Варминско-Мазурское в„ РП

Camburg – Камбург - Camburg, Thüringen, Deutschland - Камбург, T, ФРГ

Charpowice – Харповице - [Ortsbezeichnung unklar. Ortliegt zwischen Babruysk und Hlusk/Glusk, Woblast Mahiljou, Weißrussland] - Местоположение неясно. Beроятно, д. Храповицы, между Бобруйском и Глуском, Могилевская обл., РБ

Chelmo – Хельмо - Chelmno, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Chelmno) - Хелмно, Великопольское в., РП

Chemic – Хемиц - Cholmec, Woblast Homel, Weißrussland - Холмеч, Гомельская обл., РБ

Chemniz, Chemnitz – Хемниц - Chemnitz, Sachsen, Deutschland - Хемниц, С, ФРГ

Chmielewo – Хмелево - Chmielewo (Powiat Lomzynski), Woiwodschaft Podlachien, Polen - Хмелево, Подляское в., РП

Cornowa, Kornowa - vgl. Cm. Kornowa

Creussen – Кройсен - Creußen, Bayern, Deutschland - Крейсен, Б, ФРГ

Culmsee – Кульмзее - Chelmza, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen (dt. Culmsee) - Хелмжа, Куявско-Поморское в„ РП

Cumbach – Кумбах - Cumbach (Stadtteil von Rudolstadt), Thüringen, Deutschland - Кумбах (в черте г. Рудольштадт), Т, ФРГ

Czatowpanski/ Чатовпански - Szadöw Panski, Woiwodschaft Czatowpansky - Großpolen, Polen - Шадув Паньский, Великопольское в., РП

Czecznigrolewski/Czecznigrolevski - Чечнигролевски - Gniezno, Woiwodschaft Großpolen, Polen (hist. poln. Gniezno Krölewskie) Гнезно, Великопольское в., РП (историческое название Гнезно Королевское)

Czempin – Чемпин - Czempin, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Czempin bzw. Tschempin) Чемпинь, Великопольское в., РП

Czermeissel/ Чермайсель/ Tszermeissel - Trzemeszno Lubuskie, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Schermeisel; hist. poln. Czarnomysl, Szaromysl) - Тжемешно Любуське, Любушское в., РП

Czernigow – Чернигов - Chernihiv, Oblast Chernihiv, Ukraine (russ. Chernigow) - Чернигов, У

Czimkowicz – Чимкович - Cimkovicy, Woblast Minsk, Weißrussland - Тимковичи, Минская обл., РБ

Danzig – Данциг - Gdansk, Woiwodschaft Pommern, Polen - Гданьск, РП

Darmstadt – Дармштадт - Darmstadt, Hessen, Deutschland - Дармштадт, Гессен, ФРГ

Daruszimenski - Дарушименски - Gerasimenki, Oblast Smolensk, Russland - Герасименки, Смоленская обл., РФ

Daugeliski/ Давгелишки/ Daugelisky - Dauksiské, Bezirk Vilnius, Litauen- Сенасис Даугелишкис, Вильнюсский у, Л

Demsen – Демзен - Dçbiec, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Demsen oder Dembsen) - Денбец, Великопольское в., РП

Dennewitz* - Денневиц - Dennewitz, Brandenburg, Deutschland - Денневитц, БР, ФРГ

Dettingen – Деттинген - Dettingen an der Erms, Baden-Württemberg, Deutschland - Деттинген-на-Эмсе, БВ, ФРГ

Diesna/ Дисна/ Diessna - Dzisna, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Дисна, Витебская обл., РБ

Dinkelsbühl - Динкельсбюль - Dinkelsbühl, Bayern, Deutschland - Динкельсбюль, Б, ФРГ

Dniepr, Dnieper – Днепр - Dnepr (russ.), Fluss in Russland, Weißrussland und der Ukraine (dt. Dnjepr) p. Днепр в РФ, РБ и У

Dobrczin – Добрчин - Dobre, Woiwodschaft Kujawien- Pommern, Polen Добре, Куявско-Поморское в., РП

Dobrianka – Добрянка - Dobrjanka, Oblast Chernihiv, Ukraine - Добрянка, Черниговская обл., У

Dornburg – Дорнбург - Dornburg/ Saale, Thüringen, Deutschland - Дорнбург-на-Заале, T, ФРГ

Dorogobuz/ Дорогобуз/ Dorogobusz/ Дорогобуж - Dorogobush, Oblast Smolensk, Russland - Дорогобуж, Смоленская обл., РФ

Dörrenhof – Дёрренхоф - Dürrenhofe, Brandenburg, Deutschland - Дюрренгофе, БР, ФРГ

Draschwiz – Драшвиц - Draschwitz, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Драшвиц, CA, ФРГ

Dresden – Дрезден - Dresden, Landeshauptstadt von Sachsen, Deutschland - Дрезден, С, ФРГ

Drossen – Дроссен - Osno Lubuskie, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Drossen) - Осьно-Любуске, Любушское в., РП

Druja – Друя - Druya, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Друя, Витебская обл., РБ

Dryssa – Дрисса - Drissa, Fluss in Weißrussland (poln. Dryssa) - p. Дрисса, РБ

Dumbrowicz – Думбрович - Dabrowice, Woiwodschaft Lodz, Polen - Добровице, Лодзинское в., РП

Dumbrowna – Думбровна - Dubrouna, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Дубровна, Витебская обл., РБ

Düna - Дюна/Двина - Dzvina (weißruss.), Sapadnaja Dwina (russ.), Fluss in Russland, - p. Западная Двина (РФ, РБ), Даугава (Латвия) - Weißrussland, Lettland

Dünaburg – Динабург - Daugavpils, Republik-Stadt, Lettland (dt. Dünaburg) - Даугавпилс, Латвия

Dyssna – Десна - Desna, Fluss in Russland und in der Ukraine - p. Десна, РФ и У

Egolsheim – Эгольсхайм - Eglosheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Эглосхайм, БВ, ФРГ

Ehingen – Эхинген - Ehingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Эхинген, БВ, ФРГ

Eichenlau – Айхенлау - Aichelau, Baden-Württemberg, Deutschland - Айхелау, БВ, ФРГ

Eisenberg – Айзенберг - Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis), Thüringen, Deutschland - Айзенберг, T, ФРГ

Elbe – Эльба - Elbe, Fluss in Tschechien und Deutschland - p. Эльба (Лаба) в Чехии и ФРГ

Elbing – Эльбинг - Elblag, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Elbing) - Эльблонг, Варминско-Мазурское в., РП

Ellenberg – Элленберг - Ellenberg, Baden-Württemberg, Deutschland - Элленберг, БВ, ФРГ

Ellwangen – Элльванген - Ellwangen, Baden-Württemberg, Deutschland - Эльванген, БВ, ФРГ

Elnia – Ельня - Elnya, Oblast Moskau, Russland - дер. Ельня, Можайский р-н, Московская обл., РФ

Elpersheim (an der Tauber) - Эльперсхайм-на-Таубере - Elpersheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Эльперсхайм, БВ, ФРГ

Eltmann – Эльтман - Eltmann, Bayern, Deutschland - Эльтман, Б, ФРГ

Erfurt* - Эрфурт - Erfurt, Landeshauptstadt von Thüringen, Deutschland - Эрфурт, T, ФРГ

Erzgebürge - Рудные горы - Erzgebirge, Mittelgebirge in Deutschland und Tschechien - Рудные горы в ФРГ и Чехии

Eschenau – Эшенау - Eschenau (Eckental), Bayern, Deutschland - Эшенау (Экенталь), Б, ФРГ

Eßlingen – Эсслинген - Esslingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Эсслинген, БВ, ФРГ

Ettenhausen – Эттенхаузен - Ettenhausen (Schrozberg), Baden-Württemberg, Deutschland - Эттенхаузен (Шроцберг), БВ, ФРГ

Eulenburg – Ойленбург - Eilenburg, Sachsen, Deutschland - Ойленбург, С, ФРГ

Europa* - Европа

Eutra – Ойтра - Eythra (ehemalige Gemeinde, 1983—1987 aufgegeben), Sachsen, Deutschland - дер. Ойтра под г. Лейпцигом, С, ФРГ, ныне не сущ.

Faliszewo – Фалишево - Chwaliszew, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Хвалишев, Великопольское в., РП

Fère–Champenoise* - Фер-Шампенуаз - Fère-Champenoise, Département Marne, Frankreich - Фер-Шампенуаз, деп. Марна, Ф

Feuchtwangen – Фойхтванген - Feuchtwangen, Bayern, Deutschland - Фойхтванген, Б, ФРГ

Fichtelgebirge – Фихтель - Fichtelgebirge, Mittelgebirge in Deutschland und Tschechien - Фихтель, горный массив в ФРГ и Чехии

Frankenbach – Франкенбах - Frankenbach, Baden-Württemberg, Deutschland - Франкенбах, БВ, ФРГ

Frankenhaÿn – Франкенхайн - Frankenhain, Brandenburg, Deutschland - Франкенхайн, БР, ФРГ

Frankfurt an der Oder - Франкфурт-на-Одере - Frankfurt (Oder), Brandenburg, Deutschland - Франкфурт-на-Одере, BP, ФРГ

Frankreich – Франция - France, Staat (dt. Frankreich) - Франция

Frauenwalde – Фрауэнвальде - Frauenwald, Thüringen, Deutschland Фрауэнвальд, T, ФРГ

Fraustadt – Фрауштадт - Wschowa, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Fraustadt) - Всхова, Любушское в., РП

Freÿberg – Фрайберг - Freiberg, Sachsen, Deutschland - Фрайберг, С, ФРГ

Frohburg – Фробург - Frohburg, Sachsen, Deutschland - Фробург

Fröhstockheim – Фрёштокхайм - Fröhstockheim, Bayern, Deutschland - Фрёштокхайм, Б, ФРГ

Galizien* - Галиция - Halytschyna/ Galicja, Landschaft in der Westukraine und in Südpolen - Галиция, регион Зап. Украины и Южной Польши

Geißlingen – Гайслинген - Geislingen an der Steige, Baden-Württemberg, Deutschland Гайслинген-ан-дер-Штайге, БВ, ФРГ

Gfrees – Гфреес - Gefrees, Bayern, Deutschland Гефрес, Б, ФРГ

Gibelstadt – Гибельштадт - Giebelstadt, Bayern, Deutschland - Гибельштадт, Б, ФРГ

Gisze – Гише - Gizai, Bezirk Marijampole, Litauen - Гижай, Мариямпольский у., Л

Gleichen–(Burg) - Гляйхен-Burg - Gleichen, Burgruine in Thüringen, Deutschland - Замок Гляйхен (Вандерслебен), T, ФРГ

Glogau – Глогау - Glogöw, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Glogau) - Глогув, Нижнесилезское в., П

Gnesen - Гнезен/Гнезно - Gniezno, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Gnesen) Гнезно, Великопольское в., РП

Gniwkowo – Гнивково - Gniewkowo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Гневково, Куявско-Поморское в., РП

Goldap – Голдап - Goldap, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Goldap) - Голдап, Варминско-Мазурское в., РП

Gora – Гора - Goryszewo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Горышево, Куявско-Поморское в., РП

Görliz/ Гёрлиц/ Goerliz/ Görlitz/ Goerlitz - Görlitz, Sachsen, Deutschland - Гёрлиц, С, ФРГ

Goßmannsdorf – Госмансдорф - Goßmannsdorf (Stadtteil von Hofheim in Unterfranken), Bayern, Deutschland - Госмансдорф (в черте г. Хофхайм), Б, ФРГ

Gotha – Гота - Gotha, Thüringen, Deutschland - Гота, T, ФРГ

Grabowen – Грабовен - Grabowo (Goldap), Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Grabowo) - Грабово (Голдап), Варминско Мазурское в., РП

Gräfenberg – Грефенберг - Gräfenberg, Bayern, Deutschland - Грефенберг, Б, ФРГ

Graudenz – Грауденц - Grudziadz, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen (dt. Graudenz) - Грудзёндз, Куявско-Поморское в., РП

Grenyc – Грениц - Krynice, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Крынице, Подляское в., РП

Griesbach – Грисбах - Criesbach, Baden-Württemberg, Deutschland - Крисбах, БВ, ФРГ

Grodek - Гродек Grodek, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Грудек, Подляское в., РП

Grodno – Гродно - Hrodna, Woblast Hrodna, Weißrussland (poln. Grodno) - Гродно, РБ

Großbritannien* - Великобритания - Great Britain, Staat - Великобритания

Großburden – Гроссбурден - Purda, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Groß Purden) - Пурда, Варминско-Мазурское в., РП

Großgörschen* Грос(с)гёршен - Großgörschen, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Гроссгёршен, CA, ФРГ

Großzschocher - Грос(с)цшохер - Großzschocher (Stadtteil von Leipzig), Sachsen, Deutschland - Гроссцшохер (входит в черту г. Лейпциг), С, ФРГ

Gumin – Гумин - Göry, Woiwodschaft Masowien, Polen - Гуры, Мазовецкое в., РП

Gziat/Gsziat - Гзят/Гжатск - Gagarin (bis 1968 Gshatsk), Oblast - Гагарин (до 1968 г. Гжатск)

Smolensk, Russland - Смоленская обл., РФ

Hall, vgl. Schwäbisch-Hall - см. Швебиш- Халль - Хартмансдорф, Т, ФРГ

Hartmansdorf – Хартмансдорф - Hartmannsdorf, Thüringen, Deutschland

Haßfurt - Хас(с)фурт - Haßfurt, Bayern, Deutschland - Хассфурт, Б, ФРГ

Haynau – Хайнау - Chojnöw, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Haynau) - Хойнув, Нижнесилезское в., РП

Haynichen – Хайнихен - Hainichen, Sachsen, Deutschland - Хайнихен, С, ФРГ

Hechingen – Хехинген - Hechingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Хехинген, БВ, ФРГ

Heilbronn – Хайльбронн - Heilbronn, Baden-Württemberg, Deutschland - Хайльбронн, БВ, ФРГ

Heilige Linde - Святая Липа (монастырь) - Swieta Lipka, Woiwodschaft (Kloster) Ermland-Masuren, Polen (dt. Heiligelinde) Свента-Липка, Варминско-Мазурское в., РП

Heiliges Thal - Святая (Священная) долина - Walutina Gora (bei Lubino), Oblast Smolensk, Russland - Валутина Гора (у Лубино), Смоленская обл., РФ

Heilsberg – Гейльсберг - Lidzbark Warminski, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Heilsberg) - Лидзбарк-Варминьский, Вар минско-Мазурское в., РП

Heilsberg – Гейльсберг - Heilsberg (Remda-Teichel), Thüringen, Deutschland - Хайльсберг (Ремда-Тайхель), T, ФРГ

Heilsbronn – Хайльсбронн - Heilsbronn, Bayern, Deutschland - Хайльсбронн, Б, ФРГ

Heinead – Хайнеад - Hainert, Bayern, Deutschland - Хайнерт, Б, ФРГ

Herrenberg* - Херренберг- Herrenberg, Baden-Württemberg, Deutschland - Херренберг, БВ, ФРГ

Herrnthierbach - Херр(е)нтирбах - Herrentierbach, Baden-Württemberg, Deutschland - Херрентирбах, БВ, ФРГ

Herzberg – Херцберг - Herzberg (Elster), Brandenburg, Deutschland - Херцберг (Эльстер), BP, ФРГ

Herzogenwalde - Х(Г)ерцогенвальде - Herzogswalde, Sachsen, Deutschland - Херцогсвальде, С, ФРГ

Hildburghausen - Х(Г)ильдбургхаузен - Hildburghausen, Thüringen, Deutschland Хильдбургхаузен, T, ФРГ

Hilpoldstein/ Hildpoldstein/ Hilpoltstein/ Хильпольдштайн - Hiltpoltstein, Bayern, Deutschland Хильтпольтштайн, Б, ФРГ

Hof – Хоф - Hof, Bayern, Deutschland - Хоф, Б, ФРГ

Hofheim – Хофхайм - Hofheim in Unterfranken, Bayern, Deutschland - Хофхайм-ин-Унтерфранкен, Б, ФРГ

Hohenlohe, Fürstentum* - Гогенлоэ, княжество - Hohenlohe, Fürstentum

Hollfeld - Хол(л)ьфельд - Hollfeld, Bayern, Deutschland - Холльфельд, Б, ФРГ

Horwel – Горвель - Gorval, Woblast Homel, Weißrussland - Горваль, Гомельская обл., РБ

Hoyerswerda/ Hoyerswerda/ Хойерсверда - Hoyerswerda, Sachsen, Deutschland - Хойерсверда, С, ФРГ

Humel – Гумель - Homel, Woblast Homel, Weißrussland - Гомель, РБ

Humen – Гумен - Cervien (bis 1923 Igumen), Woblast Minsk, Weißrussland - Червень (до 1923 г. Игумен), Минская обл., РБ

Iglowko – Игловко -Igliauka, Bezirk Marijampole, Litauen - Игляука, Мариямпольский у., Л

Ikassna/ Ikossna/ Икасна/Икосна - Ikazn, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Иказнь, Витебская обл., РБ

Illowo - Иллово/Илиенбург - Ilowo-Osada, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Illowo) Илово-Осада, Варминско-Мазурское в., РП

Ilmenau – Ильменау - Ilmenau, Thüringen, Deutschland - Ильменау, T, ФРГ

Ingelfingen – Ингельфинген - Ingelfingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Ингельфинген, БВ, ФРГ

Inkowo – Инково - Inkowo, Oblast Smolensk, Russland - Иньково, Смоленская обл.,

РФ

Inowraclaw/ Inowrazlaw/ Winowraclaw/ Иноврацлав - Inowroclaw, Neubrenslau, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Иновроцлав, Куявско-Поморское в., РП

Insbruk – Инсбрук - Innsbruck, Landeshauptstadt von Tirol, Österreich - Инсбрук, Австрия

Italien – Италия - Italia, Staat (dt. Italien)

Iwanowa – Иванова - Ignacava, Bezirk Kaunas, Litauen - Игнацава, Каунасский у., Л

Janköwko* - Янкувко - Janköwko, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Янкувко, Великопольское в., РП

Jauer* - Яуэр - Jawor, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen - Явор, Нижнесилезское в., РП

Jena – Йена - Jena, Thüringen, Deutschland - Йена, T, ФРГ

Jerbiec – Ербец - Dzierzaznia, Woiwodschaft Masowien, Polen - Дзежомжня, Мазовецкое в., РП

Jilienburg, vgl. Illowo - Илиенбург — см. Илово

Kahla/ Kala – Кала - Kahla, Thüringen, Deutschland - Кала, T, ФРГ

Kalish/ Kalisch - Калиш - Kalisz, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Kalisch) - Калиш, Великопольское в., РП

Kalwary/ Kalvary/ Кальвари - Kalvarija, Bezirk Marijampole, Litauen - Кальвария, Мариямпольский у, Л

Kamenz – Каменц - Kamenz, Sachsen, Deutschland - Каменц, С, ФРГ

Kamienka – Каменка - Kamianka, Woblast Hrodna, Weißrussland - Каменка, Гродненская обл., РБ

Karpiszi – Карпиши - Kapyrevshchina, Oblast Smolensk, Russland - Капиревщина, Смоленская обл., РФ

Katina – Катина - Katyn, Oblast Smolensk, Russland - Катынь, Смоленская обл., РФ

Kiesy Wypychy - Кесы-Выпыхи - Kesy-Wypychy, Woiwodschaft Masowien, Polen - Кенсы-Выпыхы, Мазовецкое в., РП

Kiew – Киев - Kyjiw, Hauptstadt der Ukraine (dt. Kiew) - Киев

Kiniszin – Кинишин - Knyszyn, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Кнышин, Подляское в., РП

Kirchhasel – Кирххазель - Uhlstädt-Kirchhasel, Thüringen, Deutschland - Улынтедт-Кирххазель, T, ФРГ

Kizen – Кицен - Kitzen, Sachsen, Deutschland - Кицен, С, ФРГ

Kizingen – Кицинген - Kitzingen, Bayern, Deutschland - Китцинген, Б, ФРГ

Klodawa – Клодава - Klodawa, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Клодава, Великопольское в., РП

Kluczewo/ Kruszewo/ Ключево - [Ortsbezeichnung unklar. Eventuell Koscielec, Woiwodschaft Großpolen, Polen] - Место не определено. Возм. Косьцелец, Великопольское в., РП

Klusk – Клуск - Hlusk/Glusk, Woblast Mahiljou, Weißrussland - Глуск, Могилевская обл, РБ

Knauthaye - Кнаутхайе/ Кнаутхайн - Knauthain, Sachsen, Deutschland - Кнаутхайн, С, ФРГ

Kollo – Колло - Kolo, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Коло, Великопольское в., РП

Kolomia – Коломия - Kolomyja, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Коломыя, Подляское в., РП

Kolotskoye, Kloster* - Колоцкое, м-рь - Kolotzkoye, Oblast Moskau, Russland - Колоцкое, Московская обл., РФ

Königsbrück – Кёнигсбрюк - Königsbrück, Sachsen, Deutschland - Кёнигсбрюк, С, ФРГ

Königshofen – Кёнигсхофен - Bad Königshofen im Grabfeld, Bayern, Deutschland - Бад Кёнигсхофен-им-Грабфельд, Б, ФРГ

Königshofen–Gaukönigshofen - Кёнигсхофен-Гаукёнигсхофен - Bayern, Deutschland, Б, ФРГ

Königssee – Кёнигсзее - Königsee-Rottenbach, Thüringen, Deutschland - Кёнигсзее-Роттенбах, T, ФРГ

Konopki – Конопки - Konopki-Pokrzywnica, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Конопки Покживница, Подляское в., РП

Korelice – Корелице - Karelicy, Woblast Hrodna, Weißrussland - Кареличи, Гродненская обл., РБ

Kornowa – Корнова - Kunowo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Куново, Куявско-Поморское в., РП

Kossenblatt – Коссенблатт - Kossenblatt, Brandenburg, Deutschland - Коссенблатт, БР, ФРГ

Kosten/ Kosten – Костен - Koscian, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Kosten) - Косьцян, Великопольское в., РП

Kostenizki – Костеницки - Kuznica, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Кужница, Подляское в., РП

Kostenyn – Костенин - Gostynin, Woiwodschaft Masowien, Polen - Гостынин, Мазовецкое в., РП

Koszalkowikorki - Кошалковикорки - Kocialkowa Görka, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Коцялкова Гурка, Великопольское в., РП

Kowalen/ Kowalken/ Ковален - Kowale Oleckie (poln.), Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Kowahlen) - Ковале Олецьке, Варминско-Мазурское в., РП

Kowno – Ковно - Kaunas, Bezirk Kaunas, Litauen (poln, und russ. Kowno) - Каунас, Л

Koydonowo – Койдоново - Dsjarschynsk, Woblast Minsk, (poln. Kojdanöw) Weißrussland - Дзержинск, Минская обл., РП (до 1932 г. Койданов)

Krasna – Красна - Krosna, Bezirk Alytus, Litauen - Кросна, Алитусский у., Л

Krasnoi/ Krasnoy/ Красной - Krasnyj, Oblast Smolensk, Russland Красный, Смоленская обл., РФ

Krossen – Кроссен - Crossen, Thüringen, Deutschland - Кроссен, T, ФРГ

Krowikresly – Кровикресли - Graziskiai, Bezirk Marijampole, Litauen (poln. Grazyszki) - Гражишкяй/Гражишки, Maриямпольский у., Л

Krupki – Крупки - Krupki, Woblast Minsk, Weißrussland - Крупки, Минская обл., РБ

Kruszwica – Крушвица - Kruszwica, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Крушвица, Куявско-Поморское в., РП

Kunersdorf – Кунерсдорф - Kunowice, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Kunersdorf) - Куновице, Любушское в., РП

Künzelsau – Кюнцельзау - Künzelsau, Baden-Württemberg, Deutschland - Кюнцельзау, БВ, ФРГ

Kwiesziscevo – Квешисцево - Kwieciszewo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Квецишево, Куявско-Поморское в„ РП

La Rothière* - Ля-Ротьер - La Rothière, Département Aube, Frankreich - Ля-Ротьер, деп. Об, Франция

Langenburg – Лангенбург - Langenburg, Baden-Württemberg, Deutschland - Лангенбург, БВ, ФРГ

Langenfeld – Лангенфельд - Dlugoszyn, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Langenfeld) - Длугошын, Любушское в., РП

Langenwiesen – Лангенвизен - Langewiesen, Thüringen, Deutschland - Лангенвизен, T, ФРГ

Lanient – Ланиент - Lanieta, Woiwodschaft Lodz, Polen - Ланиента, Лодзинское в., РП

Lauban – Лаубан - Luban, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Lauban) - Любань, Нижнесилезское в., РП

Lauda – Лауда - Lauda-Königshofen, Baden-Württemberg, Deutschland - Лауда-Кёнигсхофен, БВ, ФРГ

Lauringen – Лауринген - Stadtlauringen, Bayern, Deutschland - Штадтлауринген, Б, ФРГ

Lausitz – Лаузиц - Lausitz, Region in Deutschland und Polen - Лаузиц, регион в ФРГ и РП

Lausnitz – Лаузниц - Laußnitz, Sachsen, Deutschland - Лаусниц, С, ФРГ

Leinach – Лайнах - Leinach, Bayern, Deutschland - Лайнах, Б, ФРГ

Leipzig – Лейпциг - Leipzig, Sachsen, Deutschland - Лейпциг, С, ФРГ

Liadÿ/Ladÿ – Лендзи - Leshno, Oblast Smolensk, Russland - Лешно, Смоленская обл., РФ

Lerchenbronn – Лерхенбронн - Gorzyca (Lubin), Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Lerchenborn) - Гожица (Любин), Нижнесилезское в., РП

Leuchtenburg (Schloß) – Лейхтенбург (замок) - Leuchtenburg (Kahla), Burg in Thüringen, Deutschland - Лейхтенбург (Кала), замок в Тюрингии, ФРГ

Liady – Ляды - Ljady, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Ляды, Витебская обл., PB

Lichtenstein – Лихтенштайн - Lichtenstein/Sachsen, Sachsen, Deutschland - Лихтенштайн/Саксония, С, ФРГ

Licziskelli/ Lieziskelli/ Личискелли - Likiskeliai, Bezirk Alytus, Litauen - Ликишкеляй, Алитусский у., Л

Lindenauendorf - Линденауэндорф - Lindennaundorf, Sachsen, Deutschland - Линденнаундорф, С, ФРГ

Linz – Линц - Linz, Öberösterreich, Österreich - Линц, Верхняя Австрия, Австрия

Linzo – Линцо - Liepalotas, Bezirk Kaunas, Litauen - Лиепалотас, Каунасский у, Л

Liozna/ Liosna - Лиозна/ Лёзно/ Лёзна - Lëzna, Woblast Wizebsk, Weißrussland (dt. Ljosna) - Лёзна, Витебская обл., PB

Lipno – Липно - Lipno, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Липно, Куавско-Поморское в., РП

Livavicze – Ливавиче - Lyubavichi (Beresina), Oblast Smolensk, Russland - Любавичи, Смоленская обл., РФ

Loban – Лобан - Lubon, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Luban) - Любонь, Великопольское в., РП

Löbstadt – Лёбштадт - Löbstedt (Stadtteil von Jena), Thüringen, Deutschland - Лёбштедт (в черте г. Йена), Т, ФРГ

Loebau – Лёбау - Löbau, Sachsen, Deutschland - Лёбау, С, ФРГ

Lohiew – Лохев - Lojeü, Woblast Hornel, Weißrussland - Лоев, Гомельская обл., РБ

Lomza - Ломза/Ломжа Lomza, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Ломжа, Подляское в., РП

London* - Лондон - London, Hauptstadt Großbritanniens - Лондон

Long Beach* - Лонг-Бич - Long Beach, Kalifornien, USA Лонг-Бич, Калифорния, США

Löwin - Ловин - Lowyn. Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Löwin) - Ловынь, Великопольское в.,

РП

Lübben – Люббен - Lübben (Spreewald), Brandenburg, Deutschland - Люббен, БР, ФРГ

Lüben – Любен - Lubin, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Lüben) - Любин, Нижнесилезское в., РП

Luckau – Люкау - Lugau, Brandenburg, Deutschland - Лугау, БР, ФРГ

Ludwigsburg – Людвигсбург - Ludwigsburg, Baden-Württemberg, Deutschland - Людвигсбург, БВ, ФРГ

Ludwinoewen – Лудвинёвен - Liudvinavas, Bezirk Marijampole, Litauen (dt. Ludwinowen) - Людвинавас, Мариямпольский у., Л

Lukau/ Luckau – Люкау - Lucka, Sachsen, Deutschland - Лука, С, ФРГ

Luszi – Луши - Lugi, Woiwodschaft Masowien, Polen - Луги, Мазовецкое в., РП

Lützen – Лютцен - Lützen, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Лютцен, CA, ФРГ

Magnuszew – Магнушев - Magnuszew Maly, Woiwodschaft Masowien, Polen - Магнушев Малы, Мазовецкое в., РП

Magunitschken – Магуничкен - Tokarewka, Oblast Kaliningrad, Russland (dt. Makunischken) - Токаревка, Калининградская обл., РФ

Maibach – Майбах - Maibach (Poppenhausen), Bayern, Deutschland - Майбах (Поппенхаузен), Б, ФРГ

Maliczewo – Маличево - Maliszewo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Малишево, Куявско-Поморское в., РП

Malkow – Мальков - Majköw (Stadtteil von Kalisz), Woiwodschaft Großpolen, Polen - Майкув (в черте г. Калиш), Великопольское в., РП

Malosendzinko - Малосендзинко - Sedzinko, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Сензинко, Великопольское в., РП

Mariampol – Мариамполь - Marijampole, Bezirk Marijampole, Litauen (dt. und poln. Mariampol) - Мариямполе, Мариямпольский у., Л

Marienberg Мариенберг Marienberg (Festung oberhalb von Würzburg), Bayern, Deutschland - Мариенберг (крепость над Вюрцбургом), Б, ФРГ

Marienburg – Мариенбург - Malbork, Woiwodschaft Pommern, Polen (dt. Marienburg) - Мальборк, Поморское в., РП

Marienburg hausen - Мариенбургхаузен - Mariaburghausen, Bayern, Deutschland - Мариабургхаузен, Б, ФРГ

Marienwerder – Мариенвердер - Kwidzyn, Woiwodschaft Pommern, Polen (dt. Marienwerder) - Квидзын, Поморское в., РП

Markelsheim - Маркельсхайм - Markelsheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Маркельсхайм, БВ, ФРГ

Marktbreit – Марктбрайт - Marktbreit, Bayern, Deutschland - Марктбрайт, Б, ФРГ

Marktsteft – Марктштефт - Marktsteft, Bayern, Deutschland - Марктштефт, Б, ФРГ

Martinroda – Мартинрода - Martinroda (Ilm-Kreis), Thüringen, Deutschland - Мартинрода (округ Ильмс), T, ФРГ

Martinswalde - Мартинсвальде - Szczytnica, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Martinwaldau) - Щытница, Нижнесилезское в., РП

Mayn/ Mayn - Майн (p.) - Main, Fluss in Deutschland - Майн (p.) в Германии

Maynbernheim - Майнбернхайм - Mainbernheim, Bayern, Deutschland - Майнбернхайм, Б, ФРГ

Meimsheim – Маймсхайм - Meimsheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Маймсхайм, БВ, ФРГ

Meissen/ Meißen - Мейсен - Meißen, Sachsen, Deutschland- Мейсен, С, ФРГ

Mergentheim – Мергентхайм - Bad Mergentheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Бад-Мергентхайм, БВ, ФРГ

Meseriz – Мезериц - Miedzyrzecz, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Meseritz) - Мендзыжеч, Любушское в., РП

Mesiodraki – Месиодраки - Menctrakis, Bezirk Marijampole, Litauen - Менчтракис, Мариямпольский у., Л

Meskin – Мескин - Mieszczk, Woiwodschaft Masowien, Polen Мешчк, Мазовецкое в., РП

Michailow – Михайлов - Michalewa, Woblast Mahiljou, Weißrussland - Михалево, Могилевская обл., РП

Michelbach – Михельбах - Michelbach am Wald (Stadtteil von Öhringen), Baden-Württemberg, Deutschland - Михельбах-ам-Вальд (входит в черту г. Оринген), БВ, ФРГ

Michnoewen – Михневен - Miknonys, Bezirk Marijampole, Litauen - Микнонис, Мариямпольский у., Л

Militsch – Милич - Milicz, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Militsch) - Милич. Нижнесилезское в., РП

Milowenczin – Миловенчин - Milobedzyn, Woiwodschaft Masowien, Polen - Милобендзын, Мазовецкое в, РП

Milz – Мильц - Milz, Thüringen, Deutschland - Милтц, T, ФРГ

Minsk – Минск - Minsk, Hauptstadt Weißrusslands - Минск, РБ

Mir – Мир - Mir, Woblast Hrodna, Weißrussland - Мир, Гродненская обл., РБ

Mitteleuropa* - Средняя/ центральная Европа

Mittelweyda – Миттельвайда - Mittweida, Sachsen, Deutschland - Миттвайда, С, ФРГ

Modziezno – Моджезно - Maladziecna, Woblast Minsk, Weißrussland - Молодечно, Минская - обл., РБ

Mokdähnen – Мокденен - Mokiny, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Mokainen) - Мокины, Варминско-Мазурское в., РП

Moldau* - Молдавия - Moldawien, Fürstentum, Provinz des osmanischen Reiches

Montereau* - Монтеро - Montereau-Fault-Yonne, Département Seine-et-Marne, Frankreich - Монтеро-Фот-Йон, д. Сена и Марна, Франция

Mosaisk - Мозайск/Можайск - Moshaisk, Oblast Moskau, Russland - Можайск, Московская обл., РФ

Moskwa/ Moskau – Москва - Moskwa, Hauptstadt Russlands - Москва, РФ

Moszyn – Мошин - Mosina, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Moschin) - Мосина, Великопольское в., РП

Mulde - Мульда (p.) - Mulde, Fluss in Deutschland - p. Мульда, ФРГ

Müllrose - Мюл(л)ьрозе - Müllrose, Brandenburg, Deutschland - Мюлльрозе, БР, ФРГ

Münchberg – Мюнхберг - Münchberg, Bayern, Deutschland - Мюнхберг, Б, ФРГ

Muskau – Мускау - Bad Muskau, Sachsen, Deutschland - Бад-Мускау, С, ФРГ

Naraithen – Нарайтен - Narajty, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Nareythen) - Нарейты, Варминско-Мазурское в„ РП

Narew - Нарев (p.) - Narew, Fluss in Weißrussland und Polen - p. Нарев, РБ и РП

Naschhausen – Нашхаузен - Naschhausen (Orlamünde), Thüringen, Deutschland - Нашхаузен (Орламюнде), T, ФРГ

Naumburg – Наумбург - Naumburg/ Saale, Thüringen, Deutschland - Наумбург/Заале, T, ФРГ

Naumburg – Наумбург - Nowogrodziec, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Naumburg am Queis) - Новогродзец, Нижнесилезское в., РП

Neckar - Некар (p.) - Neckar, Fluss in Deutschland - p. Некар, ФРГ

NeckarSulm – Неккарзульм - Neckarsulm, Baden-Württemberg, Deutschland - Неккарзульм, ФРГ

Neideck – Найдек - Neudeck, Brandenburg, Deutschland - Нойдек, БР, ФРГ

Neidenburg – Найденбург - Nidzica, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Neidenburg) - Нидзица, Варминско-Мазурское в., РП

Neiße - Нейсе (p.) - Lausitzer Neiße, Fluss in Tschechien Deutschland und Polen - Ныса-Лужицка (p.), Чехия, ФРГ, РП

Nesselbach – Нессельбах - Nesselbach (Langenburg), Baden-Württemberg, Deutschland - Нессельбах (Лангенбург), БВ, ФРГ

Neubrenslau – Нойбренслау - [vgl. Inowraclaw] - см. Иноврацлав

Neuenstein – Нойенштайн - Neuenstein (Hohenlohe), Baden-Württemberg, Deutschland - Нойенштайн (Гогенлоэ), БВ, ФРГ

Neumühle – Ноймюле - Wassermühle bei Dlugoszyn, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Neumühle) - водяная мельница ок. Длугошын, Любушское в., РП

Neusses - Нойс(с)ес - Neuses am Sand, Bayern, Deutschland - Нойзес-ам-Занд, Б, ФРГ

Neustadt - Ной[ен]штадт - Neuenstadt am Kocher, Baden-Württemberg, Deutschland - Нойенштадт-ам-Кохер, БВ, ФРГ

Neustädtel – Нойштедтель - Nowe Miasteczko, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Neustädtel) - Нове-Мястечко, Любушское - в., РП

Neuwürttemberg* - Новый Вюртемберг - Neuwürttemberg, Staat (1803 — 1806) - Новый Вюртемберг, государство (1803 — 1806)

Niederkrehlau – Нидеркрелау - Krzelöw, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Niederkrehlau) - Кжельув, Нижнесилезское в., РП

Niedernhall – Нидернхалль - Niedernhall, Baden-Württemberg, Deutschland - Нидернхалль, БВ, ФРГ

Niederstetten - Нидерштеттен - Niederstetten, Baden-Württemberg, Deutschland - Нидерштеттен, БВ, ФРГ

Niemen – Неман (weißruss.), Neman (russ.), Fluss Nemunas (lit.), Njoman in Weißrussland, Litauen und Russland (poln. Niemen) - p. Неман/Нёман/Немунас, РБ, Л, РФ

Nieszwiesz/ Nieszewiecz/ Нешвеш/Несвиж - Niasviz, Woblast Minsk, Weißrussland - Несвиж, Минская обл., РБ

Nischney-Nowogorod - Нижний Новгород - Nischni Nowgorod, Oblast Nischni Nowgorod, Russland - Нижний Новгород, РФ

Nogat – Ногат - Nogat, Mündungsarm der Wisla - Ногат, рукав в дельте р. Вислы

Noßen/Nossen – Носсен - Nossen, Sachsen, Deutschland - Носсен, С, ФРГ

Nowemiasto/ Nowe Miasto/ Новемясто/ Нове-Място - Nowe Miasto, Woiwodschaft Masowien, Polen - Нове Място, Мазовецкое в., РП

Nowina – Новина - Navajelnia, Woblast Hrodna, Weißrussland - Новоельня, Гродненская обл., РБ

Nowogrodek/ NowoGrodek/ Новогродек/ Новогрудок - Navahrudak, Woblast Hrodna, Weißrussland - Новогрудок, Гродненская обл., РБ

Nürnberg – Нюрнберг - Nürnberg, Bayern, Deutschland - Нюрнберг, Б, ФРГ

OberEisesheim - Оберайзесхайм - Obereisesheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Оберайзесхайм, БВ, ФРГ

OberGneuß – Обергнейс - Obergneus, Thüringen, Deutschland - Обергнеус, T, ФРГ

OberLauringen - Оберлауринген - Oberlauringen, Bayern, Deutschland - Оберлауринген, Б, ФРГ

Oberlungwiz/ Oberlungwitz/ Оберлунгви(т)ц - Oberlungwitz, Sachsen, Deutschland - Оберлунгвиц, С, ФРГ

Obernheim – Обернхайм - Oberhain, Thüringen, Deutschland - Оберхайн, T, ФРГ

Ober-Volkach - Обер-Фольках - Obervolkach, Bayern, Deutschland - Оберфольках, Б, ФРГ

Obol – Оболь - Obal, Fluss in Weißrussland (russ. Obol) - p. Оболь, РБ

Obsa – Обса - Opsa, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Опса, Витебская обл., РБ

Ochsenfurt – Оксенфурт - Ochsenfurt, Bayern, Deutschland - Оксенфурт, Б, ФРГ

Oder – Одер - Oder, Fluss in Tschechien, Polen und Deutschland - p. Одер/Одра, Чехия, РП, ФРГ

Oedenwaldstetten - Оденвальдштеттен - Ödenwaldstetten, Baden-Württemberg, Deutschland - Оденвальдштеттен, БВ, ФРГ

Oederan – Эдеран - Oederan, Sachsen, Deutschland - Эдеран, С, ФРГ

Oehringen – Эринген - Öhringen, Baden-Württemberg, Deutschland - Эринген, БВ, ФРГ

Ogony – Огони - Ogony, Woiwodschaft Masowien, Polen - Огоны, Мазовецкое в., РП

Oldenburg, Herzogtum* - Ольденбург - Oldenburg, Herzogtum (1774—1811) - Ольденбург, герцогство (1774—1811)

Olezko Marggrabowa/ Олецко – Olecko, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Oletzko) - Олецко, Варминско-Мазурское в.,РП

Olitta Олитта Alytus, Bezirk Alytus, Litauen (poln. Olita) Алитус, Л

Opatowiec – Опатовец - Opatowiec, Woiwodschaft Masowien, Polen - Опатувец, Мазовецкое в., РП

Opitz – Опиц Großopitz, Sachsen, Deutschland Гроссопиц, С, ФРГ

Orlamünde – Орламюнде - Orlamünde, Thüringen, Deutschland - Орламюнде, T, ФРГ

Orsza – Орша - Orscha, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Орша, Витебская обл., РБ

Österreich* - Австрия - Österreich, Staat - Австрия

Osteuropa* - Восточная Европа

Ostmitteleuropa* - Центрально-Восточная Европа

Ostpreussen/ OstPreußen/ Ostpreußen - Восточная Пруссия - Ostpreußen, ehemalige preußische Provinz - Восточная Пруссия, быв. провинция Пруссии

Ostrawita – Остравита - Ostrowite, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Островите, Куявско-Поморское в., РП

Ostrolenka – Остроленка - Ostroleka, Woiwodschaft Masowien, Polen - Остроленки, Мазовецкое в., РП

Ostrow/ Ostrowo/ Остров/ Острово - Ostrow Wielkopolski, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Ostrowo) - Острув-Велькопольский, Beликопольское в., РП

Oszmiana - Ошмяна/Ошмяны - Asmiany, Woblast Hrodna, Weißrussland (poln. Oszmiana) - Ошмяны, Гродненская обл, РБ

Ozyki – Оцики - Karpinskoje, Oblast Kaliningrad, Russland (dt. Oszeningken) - Карпинское, Калининградская обл., РФ

Pakosz – Пакош - Pakosc, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen (dt. Pakosch) - Пакость, Куявско-Поморское в., РП

Panskiaklinka – Панскяклинка - Glinka Szlachecka, Woiwodschaft Großpolen, Polen (hist. Glinka Panska) - Глинка Шляхецка, Великопольское в., РП

Paradies (Kloster) – Парадиз (м-рь) - Paradyz (Klasztor), in der Nähe der Ortschaft Jordanowo, Woiwodschaft Lebus, Polen - Парадыж, цистерцианское аббатство ок. Йорданово, Любушское в., РП

Parezia -Парезя/Поречье - Demidow (bis 1918 Porechye), Oblast Smolensk, Russland - Демидов (до 1918 г. Поречье)

Paris* - Париж - Paris, Hauptstadt von Frankreich - Париж

Passenheim – Пассенхайм - Pasym, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Passenheim) - Пасым, Варминско-Мазурское в., РП

Pataunen/ Pattaunen/ Патаунен/ Паттаунен - Pajtuni, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Pathaunen) - Пайтуны, Варминско-Мазурское в., РП

Patrimanci – Патриманци - Butrimonys, Bezirk Alytus, Litauen (poln. Butrymarice) - Бутримонис, Алитусский у., Л

Pegau – Пегау - Pegau, Sachsen, Deutschland Пегау, С, ФРГ

Pegnitz/ Pegniz - Пегниц (p.) - Pegnitz, Fluss in Deutschland - p. Пегниц, ФРГ

Perkuszowo/ Perkuszkowo/ Перкушково/ Перхушково - Perchuschkowo, Oblast Moskau, Russland - Перхушково, Московская обл., РФ

Petcze – Петче - Pszczew (poln.), Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Betsche) - Пщев, Любушское в., РП

Pilgramsdorf - Пильграмсдорф - Pielgrzymowo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Pilgramsdorf) - Пельгжимово, Варминско-Мазурское в., РП

Pillupönen – Пиллупёнен - Newskoje, Oblast Kaliningrad, Russland (dt. Pillupönen) - Невское, Калининградская обл., РФ

Pinne – Пинне - Pniewy, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Pinne) - Пневы, Великопольское в., РП

Pirna – Пирна - Pirna, Sachsen, Deutschland Пирна, С, ФРГ

Plauen – Плауэн - Plauen, Sachsen, Deutschland - Плауэн, С, ФРГ

Pleißenburg – Плейсенбург - Pleißenburg (Festung, 1897 abgebrochen), Sachsen, Deutschland - Плейсенбург (крепость ок. г. Лейпциг, С, ФРГ, снесена в 1897 г.)

Plieningen – Плининген - Plieningen, Baden-Württemberg, Deutschland - Плининген, БВ, ФРГ

Plock – Плоцк - Plock, Woiwodschaft Masowien, Polen (dt. Plock, Plotzk oder Plozk) - Плоцк, Мазовецкое в., РП

Plonsk – Плонск - Plonsk, Woiwodschaft Masowien, Polen - Плоньск, Мазовецкое в., РП

Pobolowa – Поболова - Pobolowo, Woblast Homel, Weißrussland - Поболово, Гомельская обл., РБ

Polemai – Полемаи - Pokelnia, Oblast Smolensk, Russland - Покельна (Покельня), Смоленская обл. РФ (ныне не сущ.)

Polen – Польша - Polska, Staat (dt. Polen) - Польша

Pollock/ Pollozk/ Pollotzk - Поллоцк/Полоцк - Polatsk, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Полоцк

Popiollen – Попиоллен - Popioly, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Popiollen) - Попёлы, Варминско-Мазурское в., РП

Poppenhausen – Поппенхаузен - Poppenhausen, Bayern, Deutschland - Поппенхаузен, Б, ФРГ

Posen - Позен/Познань - Poznan, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Posen) - Познань, РП

Posino – Позино - Kuzino (ehern. Ort am Dnjepr-Ufer südlich von Gussino), Oblast Smolensk, Russland - Кузино (несущ.), деревня - южнее Гусино, Смоленская обл., РФ

Prenn – Пренн - Prienai, Bezirk Kaunas, Litauen (dt. Prenn oder Prenen) - Пренай, Каунасский у., Л

Pressburg* - Пресбург - Bratislava, Hauptstadt der Slowakei - Братислава, Словакия

Preußen – Пруссия - Preußen, ehemaliges Königreich - Пруссия, королевство

Priesnitz – Присниц - Prießnitz, Thüringen, Deutschland - Присниц, T, ФРГ

Przygoczkich - Пшигочких/ Пшигодице - Przygodzice, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Пшигодзице, Великопольское в., РП

Pudewiz/ Pudewitz/ Пудевиц - Pobiedziska, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Pudewitz) - Победзиска, Великопольское в., РП

Puewko – Пуевко - Stare Plowki, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Пловки, Куявско-Поморское в., РП

Pultawa – Полтава - Poltawa, Oblast Poltawa, Ukraine – Полтава, Украина

Pultusk – Пултуск - Pultusk, Woiwodschaft Masowien, Polen - Пултуск, Мазовецкое в., РП

Rabawen – Рабавен - Robawy, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Robawen) - Робавы, Варминско-Мазурское в., РП

Radczejew – Радчеев - Radziejöw, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Радзеюв, Куявско-Поморское в., РП

Radeszkowice – Радешковице - Radaskovicy, Woblast Minsk, Weißrussland - Радошковичи, Минская обл., РБ

Raiscze – Раище - Roishche, Oblast Chernihiv, Ukraine - Роище, Черниговская обл, Украина

Rastenburg – Растенбург - Ketrzyn, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Rastenburg) - Кентшин, Варминско-Мазурское в., РП

Recice – Речице - Recyca, Woblast Hornel, Weißrussland - Речица, Гомельская обл., РБ

Recice/Reczice Речице/Речица - Ryzhyky, Oblast Chernihiv, Ukraine Рыжики, Черниговская обл., Украина

Redni(t)z - Редниц (р.) - Rednitz, Fluss in Deutschland - p. Редниц, ФРГ

Reichenbach – Райхенбах - Reichenbach (Oberlausitz), Sachsen, Deutschland - Райхенбах (Оберлаузиц), C, ФРГ

Reichenbach – Райхенбах - Reichenbach im Vogtland, Sachsen, Deutschland - Райхенбах-им-Фогтланд, C, ФРГ

Reichenbach – Райхенбах - Reichenbach (Großschirma), Sachsen, Deutschland - Райхенбах (Гросширма), C, ФРГ

Rems - Ремс (p.) - Rems, Fluss in Deutschland - p. Ремс, ФРГ

Remta – Ремта - Remda, Thüringen, Deutschland - Ремда, T, ФРГ

Riedlingen – Ридлинген - Riedlingen, Baden-Württemberg, Deutschland Ридлинген, БВ, ФРГ

Riepki/Riepky – Рипки - Ripky, Oblast Chernihiv, Ukraine - Рипки, Черниговская обл., Украина

Riga – Рига - Riga, Hauptstadt Lettlands - Рига, Латвия

Rigoczin – Ригочин - Rywociny, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Rywoczin) Рывоцины, Варминско-Мазурское в., РП

Rochliz/ Rochlitz/ Рохлиц Rochlitz, Sachsen, Deutschland - Рохлиц, С, ФРГ

Roda – Рода - Stadtroda (seit 1925), Thüringen, Deutschland - Штадтрода (c 1925 г.) - T, ФРГ

Rödgen – Рёдген - Rödgen (Delitzsch), Sachsen, Deutschland - Рёдген (Делич), С, ФРГ

Rohaczew - Рохачев/Рогачев - Rahatschou, Woblast Homel, Weißrussland - Рогачев, Гомельская обл., РБ

Roizsch – Ройцш - Roitzsch (Trossin), Sachsen, Deutschland - Ройтч (Троссин), С, ФРГ

Rom – Рим - Roma, Hauptstadt Italiens (dt. Рим, Rom) - Италия

Romanew – Романев - Lenina (bis 1917 Romanov), Woblast Minsk, Weißrussland - Ленино (до 1917 г. Романов), Минская обл., РБ

Römhild – Рёмхильд - Römhild, Thüringen, Deutschland - Рёмхильд, T, ФРГ

Rössel – Рёссель - Reszel, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Rößel) - Решель, Варминско-Мазурское в., РП

Rot(h)enburg an der Tauber - Ротенбург-на-Таубере - Rothenburg ob der Tauber, Bayern, Deutschland - Ротенбург-об-дер-Таубер, Б, ФРГ

Röthelsee – Рётельзее - Rödelsee, Bayern, Deutschland - Рёдельзее, Б, ФРГ

Rottendorf – Роттендорф - Rottendorf, Bayern, Deutschland - Роттендорф, Б, ФРГ

Röttingen – Рёттинген - Röttingen (Landkreis Würzburg), Bayern, Deutschland - Рёттинген (округ Вюрцбург), Б, ФРГ

Rozan – Розан - Rozan, Woiwodschaft Masowien, Polen - Ружан, Мазовецкое в., РП

Rudnia – Рудня - Rudnya, Oblast Smolensk, Russland - Рудня, Смоленская обл., РФ

Rudolstadt – Рудольштадт - Rudolstadt, Thüringen, Deutschland - Рудольштадт, T, ФРГ

Rumzisky - Румзиски/ Румзишки - Rumsiskes, Bezirk Kaunas, Litauen - Румшишкес, Каунасский у., Л

Russland – Россия - Rossija, Staat (dt. Russland) - Россия

Saale - Заале (p.) - Saale, Fluss in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt, Deutschland - p. Заале, ФРГ

Sabelin – Забелин - Izabielin, Woblast Hrodna, Weißrussland - Изабелин, Гродненская обл., РБ

Saberow – Заберов - Zaborowo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Saberau) - Заборово, Варминско-Мазурское в., РП

Sachsen – Саксония - Sachsen, Staat/Land - Саксония

Sächsische Schweitz – Саксонская Швейцария - Sächsische Schweiz, deutscher Teil des Elbsandsteingebirges, Sachsen, Deutschland - Саксонская Швейцария, немецкая часть Эльбских Песчаниковых гор, С, ФРГ

Sagan – Саган - Zagan, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Sagan) - Жагань, Любушское в., РП

Sankt-Petersburg - Санкт-Петербург – Sankt-Peterburg, Russland - Санкт-Петербург

Sarokino - Сарокино/Сорокино - Sorokino (Bezirk Krasnyj), Oblast Smolensk, Russland - Сорокино, Смоленская обл, РФ

Scheffelsdorf - Шеффельсдорф - Tylkowo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Scheufelsdorf) - Тыльково, Варминско-Мазурское в., РП

Schiman – Шиман - Szymany, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Schiemanen) - Шыманы, Варминско-Мазурское в., РП

Schiepzig – Шлепциг - Schiepzig, Brandenburg, Deutschland - Шлепциг, BP, ФРГ

Schlesien – Силезия - Schlesien/Slask, Region in Polen - Силезия, регион в Центральной Европе (РП, ФРГ, Чехия)

Schleusingen/ Schleussingen/ Schleußingen/ Шлойзинген - Schleusingen, Thüringen, Deutschland - Шлойзинген, Т, ФРГ

Schmorke/ Schmorka, - Шморке/ Шморка - Schmorkau, Sachsen, Deutschland - Шморкау, С, ФРГ

Schönau – Шёнау - Schönau (Stadtteil von Leipzig), Sachsen, Deutschland - Шёнау (в черте г. Лейпциг), С, ФРГ

Schönbrunn* - Шёнбрунн - Schönbrunn, Schloss in Wien, Österreich - Шёнбрунн, замок в г. Вена, Австрия

Schorndorf – Шорндорф - Schorndorf, Baden-Württemberg, Deutschland - Шорндорф, БВ, ФРГ

Schützendorf – Шютцендорф - Dybowo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Schützendorf) - Дыбово, Варминско-Мазурское в., РП

Schwäbisch-Gmünd - Швебиш-Гмюнд - Schwäbisch Gmünd, Baden Württemberg, Deutschland - Швебиш-Гмюнд, БВ, ФРГ

Schwäbisch-Hall - Швебиш-Халль - Schwäbisch Hall, Baden- Württemberg, Deutschland - Швебиш-Халль, БВ, ФРГ

Schwäbische-Alb* - Швабский-Альб - Schwäbische Alb, Mittelgebirge in Deutschland - Швабский Альб, горный массив, БВ, ФРГ

Schwarzach – Шварцах - Schwarzach am Main, Bayern, Deutschland - Шварцах, Б, ФРГ

Schwarzach - Шварцах (p.) - Schwarza, Fluss in Thüringen, Deutschland - p. Шварца, T, ФРГ

Schwarzburg – Шварцбург - Schloss Schwarzburg, Thüringen, Deutschland - Шварцбург, замок, T, ФРГ

Schwarze Elster - Черный Эльстер (p.) - Schwarze Elster, Fluss in Deutschland - p. Шварце Эльстер, ФРГ

Schweden* - Швеция - Sverige, Staat - Швеция

Schwepniz – Швепниц - Schwepnitz, Sachsen, Deutschland - Швепниц, С, ФРГ

Seidan – Зайдан - Saida, Sachsen, Deutschland - Зайда, С, ФРГ

Selso Karaszin/ Selsokaraszin - Сельсо Карашин - Karzhen, Oblast Moskau, Russland (früher Selco Karzen) (сельцо) Каржень, Московская обл., РФ

Selwe – Зельве - Zelva, Woblast Hrodna, Weißrussland - Зельва, Гродненская обл., РБ

Sembin – Зембин - Zembin, Woblast Minsk, Weißrussland - Зембин, Минская обл., РБ

Semlewo – Семлево - Semlewo, Oblast Smolensk, Russland - Семлево, Смоленская обл., РФ

Sierps – Серпс - Sierpc, Woiwodschaft Masowien, Polen - Серпц, Мазовецкое в., РП

Skandinavien* - Скандинавия

Skompe – Скомпе - Skepe, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Скенпе Вёска, Куявско-Поморское в., РП

Skorodno – Скородно - Skarodnae, Woblast Minsk, Weißrussland Скородное, Минское обл., РБ

Skydel – Скидель Skidziel, Woblast Hrodna, Weißrussland - Скидель, Гродненская обл., РБ

Slawkowo – Славково - Slawkowo, Woiwodschaft Masowien, Polen - Славково, Мазовецкое в., РП

Slobin – Злобин - Zlobin, Woblast Homel, Weißrussland - Жлобин, Гомельская обл., РБ

Slonim – Слоним - Slonim, Woblast Hrodna, Weißrussland - Слоним, Гродненская обл., РБ

Sluck/ Sluzk - Слуцк - Sluzk, Woblast Minsk, Weißrussland (poln. Sluck) - Слуцк, Минская обл., РБ

Smilewice - Смилевице - Smilavichy, Woblast Minsk, Weißrussland - Смиловичи, Минская обл., РБ

Smolensk - Смоленск - Smolensk, Oblast Smolensk, Russland - Смоленск, РФ

Smorgonie/ Smorgonje/ Сморгоне/ Сморгонь - Smarhon, Woblast Hrodna, Weißrussland (poln. Smorgonie) - Сморгонь, Гродненская обл., РБ

Smygel – Смигель - Smigiel, Woiwodschaft Großpolen, Polen (dt. Schmiegel) - Смигель, Великопольское в., РП

Snow – Снов - Snoü, Woblast Minsk, Weißrussland - Снов, Минская обл., РБ

Sobilisky - Собилиски/ Собилишки - Semeliskes, Bezirk Kaunas, Litauen - Семелишкес, Каунасский у., Л

Sokolka – Соколка - Sokolka, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Сокулка, Подляское в., РП

Sommerau – Зоммерау - Zabrowo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Sommerau) - Зомброво, Варминско-Мазурское в., РП

Sonnenstein – Зонненштайн - Schloss Sonnenstein (bei Pirna), Sachsen, Deutschland - Зонненштайн, замок у г. Пирна, С, ФРГ

Sor - Зор (р.) - Sosch, Fluss in Weißrussland, Russland und der Ukraine - p. Сож (РБ, РФ, Украина)

Sperling – Шперлинг - Wröbel, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Sperling) - Врубель, Варминско-Мазурское в., РП

Spielbach – Шпильбах - Spielbach, Baden-Württemberg, Deutschland - Шпильбах, БВ, ФРГ

Spremberg – Шпремберг - Spremberg, Brandenburg, Deutschland - Шпремберг, БР, ФРГ

Srzensk – Сшенск - Szrensk, Woiwodschaft Masowien, Polen - Шреньск, Мазовецкое в., РП

Stammheim – Штаммхайм - Stammheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Штаммхайм, БВ, ФРГ

Stechau – Штехау - Stechau, Brandenburg, Deutschland - Штехау, БР, ФРГ

Stegen – Штеген - Stegny, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Steegen) - Стегны, Варминско-Мазурское в., РП

Steinau – Штайнау - Scinawa, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Steinau an der Oder) - Сцинава, Нижнесилезское в., РП

Steindörfel - Штайндёрфель - Steindörfel, Sachsen, Deutschland - Штайндёрфель, С, ФРГ

Stolawicz – Столавич - Stalavichy, Woblast Brest, Weißrussland - Столовичи, Брестская обл., РБ

Stolpen – Штольпен - Stolpen, Sachsen, Deutschland - Штольпен, С, ФРГ

Storkow – Шторков - Starköw, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Storkow) - Старкув, Нижнесилезское в., РП

Stregoczyn – Стрегочин - Strzegocin, Woiwodschaft Masowien, Polen - Стжегоцин, Мазовецкое в., РП

Streszyn – Стрешин - Streszyn, Woblast Homel, Weißrussland - Стрешин, Гомельская обл., РБ

Strzelno – Стжельно - Strzelno, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Стшельно, Куявско-Поморское в., РП

Strzloe – Стжлое - Strielciai, Bezirk Kaunas, Litauen Стрельчяй, Каунасский у., Л

Stuhm – Штум - Sztum, Woiwodschaft Pommern, Polen (dt. Stuhm) - Штум, Поморское в., РП

Stuttgart – Штутгарт - Stuttgart, Landeshauptstadt von Baden-Württemberg, Deutschland - Штутгарт, БВ, ФРГ

Südeuropa* Южная Европа

Suhlau – Зулау - Sulöw, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Sulau) - Сулув, Нижнесилезское в., РП

Sulomirsz/ Sulmirsic - Суломирш/ Сульмирсиц - Sulmierzyce, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Сульмежице, Великопольское в., РП

Sulzbach – Зульцбах - Sulzbach an der Murr, Baden-Württemberg, Deutschland - Зульцбах-ан-дер-Мурр, БВ, ФРГ

Surau – Зурау - Zary, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Surau) - Жары, Любушское в., РП

Swierzno – Свежно - Novy Svierzan, Woblast Minsk, Weißrussland - Новый Свержень, Минская обл., РБ

Swinsiani/ Swinsiany - Свинсяни/ Свинцяны - Svencionys, Bezirk Vilnius, Litauen (dt. Swenziany) - Швянчёнис, Вильнюсский у, Л

Swislocz – Свислочь - Swislatsch, Woblast Mahiljou, Weißrussland (russ. Swislotsch) - Свислочь, Могилевская обл., РБ

Swislocz - Свислочь (p.) - Swislatsch, Fluss in Weißrussland (russ. Swislotsch) - p. Свислочь, РБ

Szapatowicz – Шапатович - Sepotovici (Sapotovicy), Woblast Homel, Weißrussland - Шепотовичи, Гомельская обл., РБ

Szarnotul – Шарнотуль - Czarnotul, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Чарнотуль, Куявско-Поморское в., РП

Szczerski – Шчерски - Cacersk, Woblast Homel, Weißrussland - Печерск, Гомельская обл., РБ

Szemno – Шемно - Simnas, Bezirk Alytus, Litauen (poln. Szemno) - Симнас, Алитусский у., Л

Szillin – Шиллин - Silna (poln.), Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Schilln) - Сильна, Любушское в., РП

Sziwawodi – Шиваводи - Zivavode, Bezirk Marijampole, Litauen - Живаводе, Мариямпольский у., Л

Szuczyn – Шучин - Scucyn, Woblast Hrodna, Weißrussland - Шучин, Гродненская обл., РБ

Tambow – Тамбов - Tambow, Oblast Tambow, Russland - Тамбов, РФ

Tanneberg – Таннеберг - Tanneberg (Mittweida), Sachsen, Deutschland - Таннеберг (Митвайда), С, ФРГ

Tarutino* - Тарутино - Tarutino, Oblast Kaluga, Russland - Тарутино, Калужская обл., РФ

Taschiten – Ташитен - Taschieten (dt.), (ehern. Ort), Oblast Kaliningrad, Russland - Ташитен (1938—1946 Штайнхальден) — ныне несущ, насел. пункт, Калининградская обл., РФ

Taucha – Тауха - Taucha, Sachsen, Deutschland - Тауха, С, ФРГ

Tehsau – Тезау - Thesau, Sachsen, Deutschland - Тезау, С, ФРГ

Tharand – Таранд - Tharandt, Sachsen, Deutschland - Таранд, С, ФРГ

Thorn - Торн/Торунь - Torün, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen (dt. Thorn) - Торунь, РП

Thüringen – Тюрингия - Thüringen, Bundesland, Deutschland - Тюрингия, ФРГ

Thüringerwald – Тюрингский лес - Thüringer Wald, Mittelgebirge in Thüringen, Deutschland - Тюрингский лес, горный массив, ФРГ

Tilsit* - Тильзит - Sowetzk, Oblast Kalinigrad, Russland Советск, Калининградская обл., РФ

Toloczyn – Толочин - Talacyn, Woblast Wizebsk, Weißrussland Толочин, Витебская обл., РБ

Torgau – Торгау - Torgau, Sachsen, Deutschland - Торгау, С, ФРГ

Trachenberg – Трахенберг - Zmigröd, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Trachenberg) - Жмигруд, Нижнесилезское в., РП

Trczmezno – Трчмезно - Trzemeszno, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Тшемешно, Великопольское в., РП

Troki/ Troky – Троки - Trakai, Bezirk Vilnius, Litauen (poln. Troki, dt. Traken) - Тракай, Вильнюсский у., Л

Tszermeissel vgl. Czermeiss - см. Чермайсель

Tübingen – Тюбинген - Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Тюбинген, БВ, ФРГ

Turec – Турец - Turec/ Turetz, Woblast Hrodna, Weißrussland - Турец, Гродненская обл., РБ

Turek – Турек - Turek, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Турек, Великопольское в., РП

Tuttlingen – Тутлинген - Tuttlingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Тутлинген, БВ, ФРГ

Tykoczyn – Тыкочин - Tykocin, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Тыкоцин, Подляское в., РП

Unterboliz – Унтерболиц - Unterbodnitz, Thüringen, Deutschland - Унтербодниц, T, ФРГ

Untereisesheim - Унтерайзесхайм - Untereisesheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Унтерайзесхайм, БВ, ФРГ

UnterGneuß – Унтергнейс - Untergneus, Thüringen, Deutschland - Унтергнеус, T, ФРГ

Unterschwedniz – Унтершведниц - Unterschwöditz, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Унтершвёдиц, CA, ФРГ

Unter-Söllbach - Унтер-Зёльбах - Untersöllbach (Eckartsweder), Baden-Württemberg, Deutschland – Унтерзельбах (Экартсвайлер), БВ, ФРГ

Urach – Урах - Bad Urach, Baden-Württemberg, Deutschland - Бад-Урах, БВ, ФРГ

Urecz – Уреч - Urecca, Woblast Minsk, Weißrussland - Уречье, Минская обл., РБ

Usjanikowa - Усяникова - Janavicy, Woblast Witepsk, Weißrussland - Яновичи, Витебская обл., РБ

Villingen - Виллинген - Villingen-Schwenningen, Baden-Württemberg, Deutschland - Виллинген-Швеннинген, БВ, ФРГ

Virginia* - Вирджиния - Virginia, Bundesstaat, USA - Вирджиния, штат США

Voigtland - Фогтланд - Vogtland, Region im Grenzgebiet von der deutschen Bundesländer Bayern, Thüringen, Sachsen sowie der Tschechischen Republik - Фогтланд, пограничный регион между Баварией, Тю

рингией, Саксонией (ФРГ) и Чехией

Volkach – Фольках - Volkach, Bayern, Deutschland - Фольках, Б, ФРГ

Vorarlberg* - Форарльберг - Vorarlberg, Bundesland, Österreich - Форарльберг, федеральная провинция Австрии

Waiblingen – Вайблинген - Waiblingen, Baden-Württemberg, Deutschland - Вайблинген, БВ, ФРГ

Waigolshausen - Вайгольсхаузен - Waigolshausen, Bayern, Deutschland - Вайгольсхаузен, Б, ФРГ

Walachei* - Валахия - Walachei, Fürstentum, Provinz des osmanischen Reiches - княжество Валахия, провинция Османской империи

Waldau-Kadel/ Waldaukadel - Вальдау(-)кадель - Stepnoje (ehem Ort), Oblast Kaliningrad, Russland (dt. Waldaukadel) - Степное, ныне не сущ, насел. пункт, Калининградская обл., РФ

Waplitz – Ваплиц - Waplewo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Waplitz) - Ваплево, Варминско-Мазурское в., РП

Warschau, Herzogt(h)um - Герцогство Варшавское - Warschau, Herzogtum (1807—1815) - Великое герцогство Варшавское (1807—1815)

Wartenburg – Вартенбург - Barczewo, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Wartenburg) - Барчево, Варминско-Мазурское в„ РП

Warthe - Варта (р.) - Warta, Fluss in Polen (dt. Warthe) - p. Варта, РП

Waszilkowo – Вашильково - Wasilköw, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Василькув, Подляское в., РП

Weichsel – Висла - Wisla, Fluss in Polen (dt. Weichsel) - p. Висла, РП

Weikersheim – Вайкерсхайм - Weikersheim, Baden-Württemberg, Deutschland - Вайкерсхайм, БВ, ФРГ

Weinsperg/ Weinsberg – Вайнсперг - Weinsberg, Baden-Württemberg, Deutschland - Вайнсберг, БВ, ФРГ

Weiße Elster - Белый Эльстер (p.) - Weiße Elster, Fluss in Tschechien und Deutschland - p. Белый Эльстер, ФРГ, Чехия

Weissenberg – Вайссенберг - Weißenberg, Sachsen, Deutschland - Вайсенберг, С, ФРГ

Weiß-Rußland – Белоруссия - Belarus, Staat (dt. Weißrussland) - Белоруссия (Республика Беларусь)

Wenskye – Венске - Wiecki, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Wensken) - Виенцкий, Варминско-Мазурское в., РП

Wenslowischken – Венсловишкен - Wosnessenskoje, Oblast Kaliningrad, Russland (dt. Wenzlowischken) - Вознесенское, Калининградская обл., РФ

Westeuropa* - Западная Европа

Westheim – Вестхайм - Westheim, Ortsteil von Biebelried, Bayern, Deutschland - Вестхайм (в черте г. Бибельрид), Б, ФРГ

Westpreussen/ West-Preußen - Западная Пруссия - Westpreußen, ehemalige preußische Provinz - Западная Пруссия, быв. провинция Пруссии

Wiazma/ Wiasma - Вязьма - Wiazma, Oblast Smolensk, Russland - Вязьма, Смоленская обл., РФ

Widzi/Widzy – Видзи - Widzy, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Видзы, Витебская обл., РБ

Wielkisendzinko - Велькисендзинко - Sedzinko, Woiwodschaft Großpolen, Polen - Сензинко, Великопольское в., РП

Wien* - Вена - Wien, Hauptstadt Österreichs - Вена, Австрия

Wilatawo – Вилатаво - Wylatowo, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Вылятово, Куявско-Поморское в., РП

Wildbad – Вильдбад - Bad Wildbad, Baden-Württemberg, Deutschland - Бад-Вильдбад, БВ, ФРГ

Wilia - Вилия (p.) - Wilija (weißruss.)/ Neris (lit.), Fluss in Weißrussland und Litauen (poln. Wilia) p. Вилия/Нерис, РБ, Л

Wilkowiski – Вилковиски - Vilkaviskis, Bezirk Marijampole, Litauen (dt. Wilkowischken, poln. Wyfkowyszki) - Вилкавишкис, Мариямпольский у., Л

Wilna – Вильна - Vilnius, Hauptstadt Litauens (dt. Wilna) - Вильнюс, Л

Windorf – Виндорф - Windorf (Stadtteil von Leipzig), Sachsen, Deutschland - Виндорф (в черте г. Лейпциг), С, ФРГ

Winkowo* - Винково - Winkowo, Oblast Kaluga, Russland - Винково, Калужская обл., РФ

Winnenden – Винненден - Winnenden, Baden-Württemberg, Deutschland - Винненден, БВ, ФРГ

Winnenthal – Винненталь - Winnental/Winnenthal, aufgegangen in Winnenden, Baden Württemberg, Deutschland - Винненталь, в черте г. Винненден, БВ, ФРГ

Winowraclaw Виноврацлав [vgl. Inowraclaw] — см. Иноврацлав

Winzig – Винциг - Winsko, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen (dt. Winzig) - Виньско, Нижнесилезское в„ РП

Wirballen - Вирбаллен - Virbalis, Bezirk Marijampole, Litauen (dt. Wirballen) - Вирбалис, Мариямпольский у., Л

Witepsk - Витепск - Wizebsk, Woblast Wizebsk, Weißrussland - Витебск, РП

Wittgerellen - Виттгереллен - Vidgireliai, Bezirk Marijampole, Litauen - Видгиреляй, Мариямпольский у., Л

Wittichenau - Виттихенау - Wittichenau, Sachsen, Deutschland - Витихенау, С, ФРГ

Wohnfurt - Вонфурт - Wonfurt, Bayern, Deutschland - Вонфурт, Б, ФРГ

Wolkowisk - Волковиск - Vaükavysk, Woblast Hrodna, Weißrussland - Волковыск, Гродненская обл., РБ

Wormditt - Вормдитт - Orneta, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen (dt. Wormditt) - Орнета, Варминско-Мазурское в., РП

Wraclawek – Врацлавек - Wloclawek, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen - Влоцлавек, Куявско-Поморское в., РП

Würballen, vgl. Вюрбаллен — Wirballen см. Вирбаллен

Würschen – Вюршен - Würschen, Sachsen, Deutschland - Вуршен, С, ФРГ

Württemberg – Вюртемберг - Württemberg, Staat/Land - Вюртемберг

Würzburg – Вюрцбург - Würzburg, Bayern, Deutschland - Вюрцбург, Б, ФРГ

Würzburg, Großherzogtum - Вюрцбург, герцогство - Würzburg, Großherzogtum (1806—1814) - Вюрцбург, великое герцогство (1806—1814)

Wysztitten - Виштит(т)ен - Vistytis, Bezirk Marijampole, Litauen (dt. Wystiten oder Wyschtyten) - Виштитес, Мариямпольский у, Л

Zabin - Забин/Зембин - Zabicy, Woblast Minsk, Weißrussland - Жабичи, Минская обл., РБ

Zaisenhausen – Цайзенхаузен - Zaisenhausen (Mulfingen), Baden-Württemberg, Deutschland - Цайзенхаузен (Мульфинген), БВ, ФРГ

Zangberg – Цангберг - Zangenberg, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Цангенберг, CA, ФРГ

Zeil – Цайль - Zeil am Main, Bayern, Deutschland - Цайль ам Майн, Б, ФРГ

Zeilizheim – Цайлицхайм - Zeilitzheim, Bayern, Deutschland - Цайлицхайм, Б, ФРГ

Zei(t)z – Цайц - Zeitz, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Цайц, CA, ФРГ

Zilenzig – Циленциг - Sulecin, Woiwodschaft Lebus, Polen (dt. Zielenzig) Суленцин, Любушское в., РП

Zismory – Цисмори - Ziezmariai, Bezirk Kaunas, Litauen - Жежмаряй, Каунасский у., Л

Zoludek – Жолудек - Zaludok, Woblast Hrodna, Weißrussland - Жалудок, Гродненская обл., РБ

Zschedtga – Цшедтга - Zschettgau, Sachsen, Deutschland - Цшетгау, С, ФРГ

Zusanski – Цузански - Studzianki, Woiwodschaft Podlachien, Polen - Студзянки, Подляское в., РП

Zweybrücken – Цвайбрюкен - Zweibrücken, Rheinland-Pfalz, Deutschland - Цвайбрюкен, Рейнланд-Пфальц, ФРГ

Zwezen – Цвецен - Zwätzen (Stadtteil von Jena), Thüringen, Deutschland - Цвецен (в черте г. Йена), Т, ФРГ

Zwickau/ Zwikau - Цвик(к)ау - Zwickau, Sachsen, Deutschland - Цвикау, С, ФРГ

Zwiefalten – Цвифальтен - Zwiefalten, Baden-Württemberg, Deutschland - Цвифальтен, БВ, ФРГ

221, 269, 271



НА ВОЙНЕ ПОД НАПОЛЕОНОВСКИМ ОРЛОМ. ДНЕВНИК (1812—1814) И МЕМУАРЫ (1828—1829) ВЮРТЕМБЕРГСКОГО ОБЕР-ЛЕЙТЕНАНТА ГЕНРИХА ФОН ФОССЛЕРА

Редактор Д. Сдвижков Художник Д. Черногаев Корректор О. Семченко Верстка С. Пчелинцев

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• «Фаланстер» — Малый Гнездниковский пер., д. 12/27, 8 495 749-57-21

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• «Додо» — ул. Мясницкая, д. 7, стр. 2, 8 926 463-82-35

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в САНКТ-ПЕТЕРБУРГЕ:

• На складе нашего издательства — Литовский просп., д. 27/7,

8 812 579-50-04, 8 952 278-70-54

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Невский просп., д. 28, 8 812 448-23-57

• «Свои книги» — Средний проспект В.О., д. 10 (во дворе), 8 812 966-16-91

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• «Эрарта» (книжный магазин при музее) — 29-я линия В.О., д. 2,

8 812 324-08-09 (доб.467)

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ТЦ «Петровский пассаж», 8 473 233-19-28

в ЕКАТЕРИНБУРГЕ:

• «Дом книги» — ул. Антона Валека, д. 12, 8 343 253-50-10

• «Йозеф Кнехт» — ул. 8 Марта, д. 7, вход с набережной, 8 343 286-14-23

в ИРКУТСКЕ:

• «Лавка чудесных подарков» — ул. Свердлова, д. 36, ТЦ Сезон, эт. 5, офис 532, 8 3952 95-44-45

в КАЗАНИ:

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33 Опубликованные впервые в 1938 г. на немецком и английском, к настоящему времени они изданы на семи языках: Walter [до 1858]; [Walter] 1938а; [Walter] 1938b;

над “А. I.” (Александр Первый) еще и латунный крест» (Merkwürdige Schicksale des ehemaligen Feldwebels Joseph Schrafel. Nürnberg, 1834. 92—99, 124—129).

brigade étrangère (16-я бригада легкой кавалерии) 2-й легкой кавалерийской дивизии Великой армии. Командиром 16-й легкой кавалерийской бригады сначала был генерал Филипп-Антуан д’Орнано, а затем генерал Жак-Жерве Сюберви. Командующие дивизией — генерал Ватье, затем Орас-Франсуа-Бастьен граф Себастиани де ла Порта.

8 Kantonierung: vorübergehende Einquartierung von Truppen in bewohnten Orten.

51 Joachim Murat (1767—1815).

69 Horace-Francois-Bastien, comte Sebastiani de la Porta (1772—1851), General, Diplomat, Staatsmann, Marschall von Frankreich. Sebastiani übernahm am 29. Juni 1812

189 Zum Auszug veranlasst.

191 Jacob Noa Keller (1789 — nach 1838). Militärische Laufbahn: HStA Stuttgart, E 297, Bü 188, fol. 301b.

193 Unterkunft.

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