17

Vol’jin kauerte sich zusammen, ein Knie auf dem Boden, den rechten Unterarm gegen seine Rippen gepresst. Er hatte es weiter als je zuvor den Berg hinauf geschafft, auch wenn die Stelle, wo er mit Tyrathan gesprochen hatte, nur ein Stück unter ihm lag. Ab jenem Punkt wurde der Aufstieg zunehmend steiler, und wenngleich der Troll durchaus Erfahrung im Klettern hatte, verhinderten die Schmerzen in seiner Seite, dass er so vorankam, wie er es sich wünschte.

Gern hätte er sich Chen und Tyrathan auf ihrer Aufklärungstour angeschlossen, und er wartete schon voller Ungeduld auf ihre Berichte, zugleich freute es ihn aber, dass Taran Zhu die Meinung des Menschen teilte und den Troll bei den Vorbereitungen ihrer Verteidigung für unabkömmlich hielt. Nicht nur weil er Erfahrung in solchen Dingen hatte, sondern auch einfach, weil er ein Troll war und sich besser mit anderen Trollen und deren Verhalten auskannte als sonst jemand hier.

„Findet Ihr es nicht merkwürdig, Vol’jin, dass Ihr noch nicht völlig genesen seid, obwohl das Gift Euren Körper verlassen hat?“

Der Kopf des Schattenjägers ruckte herum, seine Brust hob und senkte sich noch immer heftig.

Taran Zhu stand kein halbes Dutzend Schritte unter ihm auf dem Pfad, und er sah aus, als hätte er gerade nur einen erholsamen Spaziergang gemacht.

Vol’jin führte das darauf zurück, dass der Mönch in besserer Verfassung war als die meisten anderen; darüber, dass er vielleicht selbst einfach nur in viel schlechterer Verfassung war, wollte er nicht nachdenken. „So etwas ist schon früher passiert. Zul’jin hat ein Auge verlor’n und sich den Arm abgehackt. Diese Wund’n sind nie verheilt.“

„Eine abgetrennte Gliedmaße oder ein komplexes Organ ist etwas anderes als ein Schnitt.“ Langsam schüttelte der Pandaren den Kopf. „Euer Hals bereitet Euch Schwierigkeiten beim Sprechen, Eure Seite quält Euch, wenn Ihr rennt oder in der Schlacht kämpft. Wir beide wissen, wärt Ihr mit Euren Freunden gegangen, hättet Ihr sie nur aufgehalten.“

Vol’jin nickte. „Trotz Tyrathans Bein.“

„Ja. Zugegeben, er hat mehr Zeit hier verbracht, aber dennoch ist er weiter genesen als Ihr.“

Die Augen des Trolls wurden schmal. „Und woran liegt das Eurer Meinung nach?“

„Auf einer gewissen Ebene glaubt er, dass er es verdient hat, gesund zu werden.“ Der Mönch schüttelte den Kopf. „Ihr hingegen glaubt es nicht.“

Vol’jin wollte eine Entgegnung brüllen, aber seine Kehle ließ es einfach nicht zu. Und genug Atem dafür habe ich auch nicht. „Fahrt fort!“

Der Pandaren lächelte auf eine Weise, die den Troll unendlich wütend machte. Dieses Lächeln wäre fast genug gewesen, um die Invasion der Zandalari zu rechtfertigen. „Es gibt eine Krabbenart, die sich eine Muschel als Panzer auswählt. Einst wuchsen zwei von ihnen, Brüder, Seite an Seite auf. Als sie größer waren, fand einer einen Schädel – das Gesicht war eingeschlagen worden, und so kroch er ins Innere. Der andere fand den Helm, der diesen Schädel einst geschützt hatte. Der erste liebte den Schädel und wuchs perfekt hinein, der zweite betrachtete den Helm nur als einen weiteren Panzer. Doch als die Zeit kam weiterzuziehen, wollte der erste seinen Schädel nicht verlassen. Der Totenkopf hatte ihn geformt, und so hörte er auf zu wachsen. Der zweite hingegen musste den Helm und seinen Bruder zurücklassen. Er konnte nicht aufhören zu wachsen.“

„Und welcher Bruder bin ich?“

„Das kommt darauf an, wie Ihr Euch entscheidet. Seid Ihr die Totenschädelkrabbe, die innerhalb ihrer Beschränkungen zufrieden ist?“ Taran Zhu zog die Schultern hoch. „Oder seid Ihr die Krabbe, die weiterwächst und nach einem neuen Zuhause sucht?“

Vol’jin fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Bin ich ein Troll, oder bin ich Vol’jin?“

„In gewisser Weise. Ich würde aber die Reihenfolge ändern. Seid Ihr Vol’jin, der beinahe in einer Höhle starb; oder seid Ihr ein Troll, der nach einem neuen Zuhause sucht?“

„Dieses Zuhause ist sicher auch eine Allegorie.“

„Mehr oder weniger.“

Habe ich mich selbst in dieser Höhle eingesperrt? Er dachte daran, wie er in diese Falle gelockt worden war, und Scham brandete durch seinen Körper. Ja, die Tatsache, dass er noch lebte, war ein Triumph, aber er hätte nie in dieser Schlacht kämpfen sollen. Garrosh hatte einen Köder ausgeworfen, und er hatte angebissen. Hätte der Kriegshäuptling ihn zum Abendessen eingeladen, nur sie beide an einem Tisch, wäre Vol’jin sofort von einer List ausgegangen und hätte den ganzen Dunkelspeerstamm mitgebracht.

Der Troll fröstelte.

Diese Scham ist es, in der ich gefang’n bin. Als er darüber nachdachte, erkannte er den schrecklichen Kreislauf. Kein Troll, der etwas auf sich hielt, hätte sich so leicht hereinlegen lassen. Nicht einmal ein Mensch wie Tyrathan wäre auf eine so durchsichtige List hereingefallen. Seine Scham war der Anker, der ihn festhielt, und dass er nicht mehr wusste, wie er entkommen war, bedeutete, dass er nicht die nötigen Werkzeuge hatte, um sich zu befreien. Der Mensch hatte recht gehabt: Vol’jin fürchtete, was er nicht wusste.

Doch indem er diesen Kreislauf vor sich sah, offenbarte sich ihm auch der Schwachpunkt darin. Wie er überlebt hatte, war unwichtig. Selbst wenn ihn Shed-Ling aus der Höhle gezerrt hatten, weil sie ihn dann im Fluss waschen und anschließend essen wollten, würde es nichts ändern. Was zählte, war allein, dass er noch lebte. Er konnte weiterwachsen. Er musste nicht eingesperrt sein.

Da hätten wir’s. Kein Troll sollte auf diese Weise gefangen sein, und darum hatte er sich mental von allem abgewandt, was einen Troll auszeichnete. Er hatte erbittert gekämpft, so wie ein Troll es tun würde, doch nur, um den Pandaren und den Zandalari – und einem Menschen – sein Trollsein zu demonstrieren. Gibt es noch Hoffnung für mich?

Er schüttelte den Kopf. Gefang’n zu sein, das ist nichts für einen Troll. Doch nur ein Troll hätte ein solches Gefängnis überleben können. Garrosh hatte einen seiner Schoßhunde, einen orcischen Attentäter geschickt, um ihn zu töten. Nur einen. Wusste der Häuptling der Horde es denn nicht besser? Hatte Vol’jin nicht gedroht, ihn mit einem Pfeil zu durchbohren? Um mich zu bezwing’n, braucht man Trolle oder Titanen. Wie kann er es wagen, mir einen Orc zu schick’n?

Taran Zhu hob mahnend die Pfote. „Ihr habt eine wichtige Weggabelung erreicht, Vol’jin, also hört Euch das Ende der Krabbengeschichte an. Jener andere Bruder, der nach einem neuen Zuhause suchte, fand einen anderen Totenschädel, einen, der größer war, und den Helm, der einst darauf gesessen hatte. Er musste nun also wählen: Schädel oder Helm.“

Der Troll nickte langsam. „Aber das ist nicht die einzige Wahl, die er hat.“

„Für die Shado-Pan ist es äußerst interessant, über diese beiden Optionen nachzudenken. Euch hingegen stehen in der Tat andere Möglichkeiten offen.“ Der Mönch nickte. „Falls Ihr weitere Gleichnisse hören möchtet, werde ich Euch gerne weiterhelfen. Und Ihr, so hoffe ich doch, werdet weiterhin mir in Angelegenheiten militärischer Strategie weiterhelfen.“

„Ja. Totenschädelkrabbe hin oder her, es ist ein Teil von mir.“

„Dann will ich Euch jetzt mit Euren Gedanken alleine lassen.“

Vol’jin ging aus seiner kauernden in eine sitzende Haltung über. Er war zu dem Schluss gekommen, dass kein Troll auf dieselbe Weise gefangen sein sollte, wie er es war, und dadurch hatte er sich selbst glauben gemacht, dass er kein Troll war. Zwar hatte er versucht, Außenstehenden zu beweisen, dass das nicht stimmte, doch an dem, was er in seinem Inneren glaubte, hatte das nichts geändert. Aber ich bin ein Troll. Ich habe überlebt. Alles, was ich vorher war, bin ich auch jetzt noch. Und mehr.

Er lachte um seiner selbst willen. Ich bin sogar schlau genug zu erkennen, wie dumm ich gewes’n bin.

Vol’jin sammelte sich und richtete seine Sinne nach innen. Anschließend öffnete er sich den Loa und schlüpfte in die graue Landschaft hinein, in der er Schatten innerhalb von Schatten erkannte, vage Silhouetten von Pflanzen und Bäumen aus den Dschungeln seiner Heimat. Er deutete das als gutes Omen, dann wirbelte er herum und sah Bwonsamdi über sich aufragen.

„Ich werde mich nicht noch einmal blind erwisch’n lassen.“

„Zumindest nicht von Orcs.“ Der Wächter der Toten lachte hinter seiner Maske. „Wer ist das, den ich hier vor mir sehe.“

„Ein Troll. Das sollte für den Moment reichen.“ Vol’jin streckte ihm die Hand entgegen. „Du musst es mir zurückgeben.“

„Was habe ich denn deiner Meinung nach?“

„Mein Selbstverständnis als Troll.“

Wieder lachte Bwonsamdi, wobei er eine funkelnde schwarze Perle von seinem Gürtel nahm. „Als du herkamst, hattest du dich selbst davon überzeugt, dass du kein Troll bist. Ich dachte nicht, dass du es noch brauchen würdest.“

„Aber du hast es für mich aufbewahrt.“ Vol’jin nahm die Perle und bettete sie in seine Hände. Dort verharrte sie, völlig gewichtslos, und sandte stechende Funken in seine Handflächen; es fühlte sich an wie eine eingeschlafene Extremität, die wieder aufwacht. „Ich danke dir.“

„Und ich danke dir für jene, die du mir geschickt hast.“ Das Loa blickte über die Schulter auf eine ferne Phalanx von Zandalari. „Sie hassen es, unter meinem Schutz zu stehen.“

„Ich werde dir noch mehr schick’n.“

„Du bist ein pflichtbewusster Troll.“

Vol’jin schloss die linke Hand um die Perle. „Die anderen hab’n mir Visionen geschickt. Warum?“

„Um dich daran zu erinnern, was es heißt, ein Troll zu sein.“

„Aber die Vision, die die Mutter der Gifte mir gezeigt hat – sie richtet sich gegen ihre Zandalari.“

„Sie glauben, dass sie die Mutter mit ihren Taten erfreuen. Das heißt nicht, dass sie wissen, was die Mutter wirklich will.“ Bwonsamdi zuckte mit den Schultern. „Wenn man nicht hart dafür arbeitet, kann ein Opfer dann würdig sein?“

„Sie stellt mich ihren Leut’n also in den Weg, damit sie sich mehr anstreng’n müssen?“

„Und du stehst ein wenig in der Schuld der Mutter, falls sie scheitern.“

„Wenn sie scheitern.“

„Ha! Darum habe ich dich schon immer besonders gemocht, ganz gleich, wer du bist.“

„Sobald ich entschieden habe, wer ich bin, wirst du es erfahren.“ Vol’jin lächelte. „Die Lippen toter Zandalari werden die Nachricht überbringen.“

„Mein Hunger ist groß, Troll. Und mein Wohlwollen mächtig.“

Vol’jin nickte, während die graue Welt langsam wieder zum Gipfel des Berges zusammenschmolz. Er öffnete seine linke Hand, doch die Perle war bereits in sein Fleisch eingesunken. Der Schattenjäger konzentrierte sich und spürte, wie ihre Essenz sich in seinem Körper ausbreitete und zu wirken begann. Bereits jetzt ließen die Schmerzen nach, und das Gewebe über seinen Wunden erneuerte sich.

An zwei Stellen steuerte der Troll den Prozess selbst. Die Naht an seiner Seite heilte er fast vollständig, ebenso seine Lungen, damit er wieder atmen konnte, doch die Narbe ließ er zurück. Er wollte, dass sie ihn weiter stach, ihn an die Fehler erinnerte, die er gemacht hatte.

Gleichsam heilte er seine Halswunde, und auch sie nicht ganz. Sie sollte weiterhin das Melodiöse aus seiner Stimme nehmen, denn das war Vol’jins Stimme gewesen: die Stimme, die Garrosh gedroht hatte; die Stimme, die die Mission akzeptiert hatte. Diese Stimme wollte er nicht mehr hören.

Seine jetzige Stimme war ihm zwar noch nicht ganz vertraut, aber damit konnte er leben. Es war so, wie er es Bwonsamdi erklärt hatte: Fürs Erste genügte es, dass er ein Troll war. Mehr musste er nicht sein. Und sobald ich weiß, wer ich bin, werde ich die Stimme dieser Person erkennen.

Während er zum Kloster hinabstieg, wurde ihm klar, dass er in vielerlei Hinsicht wie die Totenschädelkrabbe gewesen war. Er hatte sich von anderen definieren lassen. Der Traum seines Vaters war sein Erbe geworden, und es hatte ihn geformt. Ihn gefangen, hätte er beinahe gedacht, aber sein Vater wäre schockiert gewesen, zu erfahren, dass sein Sohn sich eingesperrt fühlte. Ein Schattenjäger zu sein, die Dunkelspeertrolle anzuführen, in den obersten Rängen der Horde zu stehen – diese Dinge waren die Knochenplättchen gewesen, aus denen sich sein Totenschädel zusammengesetzt hatte.

Und da lag das echte Geheimnis dieser Parabel. Der Schädel und der Helm, der ihn einst beschützt hatte, waren für unterschiedliche Zwecke bestimmt. Beide Krabben brauchten Schutz, aber nur die Krabbe, die in den Helm kroch, traf die richtige Wahl. Die andere Krabbe mochte ein praktisches Heim gefunden haben, aber sie konnte nicht mehr weiterwachsen, um ihr Schicksal zu erfüllen.

Schädel, Helm oder … was? Die Mönche, die vor dieser Wahl standen, wandten sich entweder völlig nach innen und blieben im Kloster wie die Krabbe in ihrem Totenschädel. Andere – und Vol’jin ordnete Yalia Weisenwisper in diese Gruppe ein – konnten das Kloster verlassen und in jede Form hineinwachsen, die die Umstände verlangten. Hier in Pandaria gab es nur wenig Grund, über diese beiden Optionen hinauszublicken, und falls doch jemand eine dritte Möglichkeit suchte, dann gab es da noch den Panzer der Schildkröte, ein Leben als Abenteurer, wie Chen es gewählt hatte.

Für mich hingeg’n … Es war nicht so, als wären die Elemente, die er als Knochen seines Totenschädels verstand, in irgendeiner Form schlecht. Der Traum seines Vaters hatte viel Gutes, und Vol’jin glaubte daran. Ebenso verhielt es sich mit der Führung der Dunkelspeere und mit seiner Rolle in der Horde. Vol’jin hatte die Angebote der Zandalari abgelehnt und die Horde als Verbündete für seine neue Welt gewählt. Doch nun hatte sich die Horde gegen ihn gewandt.

Die Entscheidung, die er treffen musste, war alles andere als einfach, und das akzeptierte er. Gleichzeitig wurde ihm klar, wie viele Entscheidungen bisher von anderen für ihn getroffen worden waren. Darin hätte er etwas Schlechtes sehen können, doch das tat er nicht. So hatten die Ermutigungen seines Vaters und die Erwartungen der anderen ihm die Entscheidung leicht gemacht, ein Schattenjäger zu werden – nicht, dass es leicht gewesen wäre, danach wirklich ein Schattenjäger zu werden. Er hatte es nie bereut, aber er hatte auch nie wirklich über eine Alternative nachgedacht.

Als er die Führung der Dunkelspeere und die Verantwortung für den Stamm übernommen hatte, war gleichsam eine ganze Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt worden, aber auch hier gab es nichts, was Vol’jin bedauerte. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als Zalazane aufzuhalten. Und auch die Entscheidung, der Horde gegen den Zandalari-König Rastakhan zu helfen, war schon lange vorher getroffen worden, als Thrall und die Horde seinem Vater halfen, die Dunkelspeere zu retten und ihre Heimat auf den Echo-Inseln wieder aufzubauen.

Mich von der Horde zurückzuzieh’n, war die schwerste Entscheidung, die ich je selbst getroffen habe. Und fast hätte sie mich das Leb’n gekostet.

Er erreichte das Kloster und schloss sich den Mönchen bei ihren Übungen an, nicht nur, um zu lernen, wie er stärker werden konnte, sondern auch, um ihnen zu zeigen, wozu ein Troll imstande war. Der Mönch, den er bei Zouchin gerettet hatte, indem er einen Zandalari köpfte, hatte Vol’jins Geschichten über die Unerschrockenheit der Trolle bestätigt, und seitdem gaben sich die meisten Shado-Pan deutlich mehr Mühe, wenn sie im Training gegen ihn antraten.

Und er musste sich mehr Mühe bei seiner Verteidigung geben.

Keine Frage, auch unter den Mönchen gab es Totenschädelkrabben und Helmkrabben, aber das beunruhigte Vol’jin nicht. In einer Armee kamen auf jeden Krieger fünf Leute, die zurückblieben, um ihn mit Speis und Trank zu versorgen, seine Rüstung zu pflegen und sich seiner anderen Bedürfnisse anzunehmen. Viele der Shado-Pan, vor allem die alten Mönche, gaben sich mit dieser unterstützenden Funktion zufrieden, während die jüngeren Mönche begierig lernen wollten, wie man gegen Trolle kämpfte.

Taran Zhu beobachtete die Übungen, und Vol’jin sah immer wieder zu dem alten Pandaren hinüber. Gefällt dir die Form des Helms, in den deine Mönche hineinwachs’n? Hin und wieder trafen sich ihre Blicke zwar, aber welcher Art die Gedanken des Shado-Pan auch waren, er ließ sich nichts anmerken.

Wenn er nicht mit den Mönchen trainierte, versuchte Vol’jin, sich möglichst viel Wissen über die Geografie und die militärische Geschichte Pandarias anzueignen. Vor allem Letzteres erwies sich jedoch als frustrierend. Alles lag schon so unendlich lange zurück – zumindest für die Pandaren –, dass es zu Mythen und Folklore geworden war. So hieß es beispielsweise, dass ein Dutzend Mönche einen Bergpass zwölf Jahre lang gehalten hatte, wobei jeder einen Monat lang allein kämpfte und sich dann den Rest des Jahres ausruhte. Jeder dieser Mönche hatte obendrein angeblich einen eigenen Kampfstil entwickelt, und sämtliche Stile der Gegenwart waren von ihnen abgeleitet.

Die Geografie zu studieren war da schon leichter. Alte imperiale Karten zeichneten ein äußerst detailliertes Bild des Kontinents, wenngleich ein paar Bereiche nur vage beschrieben waren, allen voran das Tal der Ewigen Blüten. Der zentrale und südliche Teil auf einer Karte dieses Gebiets war mit Tinte übermalt.

Vol’jin deutete auf die Stelle, als Taran Zhu die Bibliothek betrat. „Ich kann keine Informationen über dieses Gebiet find’n.“

„Das ist ein Problem, das wir lösen müssen.“ Der Mönch drehte sich halb herum, denn nun traten Chen und Tyrathan in den Raum, ausgezehrt und nur ein wenig mit Blut beschmiert. „Wie Eure Freunde herausgefunden haben, scheinen die Eindringlinge nämlich genau dorthin zu ziehen.“

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