XXIV Dr. Talos’ Schauspiel: Eschatologie und Genesis

Eine Aufführung (wie er behauptet) von Teilen des verschollenen Buchs der Neuen Sonne


Personen

Gabriel

Der Riese Nod

Meschia, erster Mann

Meschiane, erste Frau

Jahi

Der Autarch

Die Contessa

Ihre Zofe

Zwei Soldaten

Eine Statue

Ein Prophet

Der Generalissimus

Zwei Dämonen (verkleidet)

Der Inquisitor

Sein Vertrauter

Engel

Die Neue Sonne

Die Alte Sonne

Der Mond


Der Hintergrund ist dunkel. GABRIEL tritt auf, in goldenem Licht gebadet und ein kristallenes Clarino tragend.


GABRIEL: Zum Gruß. Ich habe Euch die Bühne bereitet – das ist schließlich meine Aufgabe. Die Alte Sonne ist untergegangen. Sie wird nicht wieder am Himmel erscheinen. Morgen wird die Neue Sonne aufgehn, und meine Geschwister und ich werden sie willkommen heißen. Heut’ nacht … Heut’ nacht weiß man nicht. Alle schlafen. Schwere, langsame Schritte. NOD kommt.

GABRIEL: Allwissender! Schütze deinen Diener!

NOD: Dienst du ihm? So auch wir Himmlischen. Ich werd’ dir nichts zuleide tun, es sei denn, er gibt mir das zu verstehen.

GABRIEL: DU bist aus seinem Hause? Wie setzt er sich mit dir in Verbindung?

NOD: Offengestanden gar nicht. Ich muß raten, was er von mir verlangt.

GABRIEL: Das hatte ich befürchtet.

NOD: Hast du Meschias Sohn gesehn?

GABRIEL: Ob ich ihn gesehn hab’? Nun, du Dummkopf, er ist noch gar nicht geboren. Was willst du mit ihm?

NOD: Er soll kommen, um mit mir in meinem Land östlich dieses Gartens zu wohnen. Er soll eine meiner Töchter zum Weib haben.

GABRIEL: DU irrst in der Schöpfung, mein Freund – du bist fünfzig Millionen Jahre zu spät.

NOD (nickt langsam, ohne zu verstehen): Falls du ihn sehen solltest …

MESCHIA und MESCHIANE treten auf, gefolgt von JAHI. Alle sind nackt, aber JAHI trägt Juwelen.

MESCHIA: Was für ein hübscher Ort! Entzückend! Blumen, Springbrunnen und Statuen – ist das nicht wunderbar?

MESCHIANE (zaghaft): Ich sah einen zahmen Tiger mit Fängen, länger als meine Hand. Wie sollen wir ihn nennen?

MESCHIA: Wie er will. (Zu GABRIEL.) Wem gehört dieses hübsche Fleckchen?

GABRIEL: Dem Autarchen.

MESCHIA: Und er gestattet uns, hier zu leben. Das ist sehr gnädig von ihm.

GABRIEL: Nicht ganz. Es folgt dir etwas, mein Freund. Weißt du was? MESCHIA (ohne sich umzusehen): Auch hinter dir steht etwas.

GABRIEL (das Clarino, Zeichen seines Amtes, schwingend): Ja, Er steht hinter mir!

MESCHIA: Und dicht obendrein. Wenn du mit diesem Horn um Hilfe blasen willst, tu’s lieber gleich!

GABRIEL: Was bist du aufmerksam. Aber nein, die Zeit ist noch nicht reif.

Das goldene Licht geht aus, und GABRIEL verschwindet. NOD verharrt regungslos, auf seine Keule gestützt.

MESCHIANE: Ich mache Feuer, und du solltest besser mit dem Hausbau beginnen. Es muß hier oft regnen – sieh nur, wie grün das Gras ist.

MESCHIA (NOD betrachtend): Ach, ist nur ’ne Statue. Kein Wunder, daß er vor uns nicht Angst bekommen hat.

MESCHIANE: Sie könnte zum Leben erwachen. Mir ist einst zu Ohren gekommen, daß Söhne aus Stein gezeugt worden sind.

MESCHIA: Einst! Du bist doch erst geboren worden. Gestern, glaube ich.

MESCHIANE: Gestern! Ich kann mich nicht erinnern … Ich bin noch so ein Kind, Meschia. Ich kann mich an nichts erinnern, bis ich ins Licht hinausgetreten bin und dich mit einem Sonnenstrahl habe sprechen sehen.

MESCHIA: Das war kein Sonnenstrahl! Es war … Um ehrlich zu sein, ich habe mir noch keinen Namen dafür überlegt.

MESCHIANE: Dann hab’ ich mich in dich verliebt.

Der AUTARCH tritt auf.

AUTARCH: Wer seid ihr?

MESCHIA: Wer seid Ihr denn?

AUTARCH: Der Besitzer dieses Gartens.

MESCHIA verneigt sich, und MESCHIANE beugt ein Knie, obschon sie kein Gewand zum Halten hat.

MESCHIA: Wir sprachen soeben mit einem Eurer Diener. Übrigens sah er Eurer erlauchten Person verblüffend ähnlich. Außer, daß er … ah …

AUTARCH: Jünger war?

MESCHIA: Zumindest jünger wirkte.

AUTARCH: Nun, das ist wohl unvermeidlich. Nicht daß ich es jetzt rechtfertigen möchte. Aber ich bin jung gewesen, und gleichwohl es besser wäre, sich auf Frauen von ebenbürtigem Stande zu beschränken, gibt es Zeiten – wie du verstehen würdest, junger Mann, wärst du je in meiner Position gewesen – wenn eine kleine Maid oder ländliche Magd, die sich mit einer Handvoll Silber oder einem Ballen Samt freien läßt und nicht im ungelegensten Augenblick den Tod eines Rivalen oder eine Gesandtschaft für ihren Gemahl fordert … Nun, wenn so ein kleines Persönchen zu einer höchst verlockenden Sache wird.

Während der AUTARCH sprach, war JAHI hinter MESCHIA geschlichen. Nun legt sie ihm die Hand auf die Schulter.

JAHI: Nun siehst du, daß er, den du für deinen Gott gehalten, alles anrät und billigt, was ich dir verlockend angetragen. Ehe die Neue Sonne aufgeht, wollen wir einen neuen Anfang machen.

AUTARCH: Was für ein hübsches Geschöpf wir hier haben. Wie kommt’s, Kind, daß ich in deinen Augen die hellsten Kerzenflammen sich spiegeln sehe, während deine Schwester dort noch auf kalten Zunder pustet?

JAHI: Sie ist keine Schwester von mir!

AUTARCH: Dann deine Gegenspielerin. Komm mit mir! Ich will diesen beiden gestatten, hier ihr Lager aufzuschlagen, und du sollst heut’ abend ein prächtiges Gewand tragen und deinen Mund in Wein baden, und deine grazile Figur wird vielleicht ein bißchen leiden müssen ob der mit Mandeln und kandierten Feigen gefüllten Lerchen.

JAHI: Verschwinde, alter Mann!

AUTARCH: Was? Weißt du, wer ich bin?

JAHI: Ich allein weiß es hier. Du bist ein Gespenst und weniger, eine Säule aus Asche, vom Wind gestützt.

AUTARCH: Aha, sie ist verrückt. Was will sie von dir, Freund?

MESCHIA (erleichtert): Ihr zürnt ihr nicht? Wie gnädig von Euch.

AUTARCH: Ganz und gar nicht! Ach, eine verrückte Dame wäre ein höchst interessantes Erlebnis – würde mich reizen. Glaube mir, und es reizt einen wenig, wenn man so viel gesehen und erlebt hat wie ich. Sie beißt doch nicht etwa? Ich meine, fest?

MESCHIANE: O ja, und in ihren Fängen rinnt Gift.

JAHI macht einen Satz nach vorne, um sie zu kratzen. MESCHIANE verschwindet fluchtartig, von JAHI verfolgt.

AUTARCH: Ich lasse meine Pikeniere den Garten nach ihnen absuchen.

MESCHIA: Keine Sorge, sie sind bald zurück. Ihr werdet sehen. Ich bin eigentlich froh, bis dahin einen Moment mit Euch allein zu sein. Ich habe ein paar Fragen, die ich Euch stellen wollte.

AUTARCH: Nach sechs gewähre ich keine Gunst – das ist eine Regel, die ich aufstellen mußte, um nicht den Verstand zu verlieren. Das verstehst du doch?

MESCHIA (etwas erstaunt): Gut, das zu wissen. Aber ich wollte wirklich nichts erbitten. Nur eine Auskunft, göttliche Weisheit möcht’ ich hören.

AUTARCH: Wenn dem so ist, beginn! Aber laß dir gesagt sein, daß du einen Preis zu zahlen hast. Dieser wahnsinnige Engel sei heut’ nacht mein.

MESCHIA sinkt auf die Knie.

MESCHIA: Da ist etwas, das ich nie verstanden habe. Warum muß ich zu Euch sprechen, wenn Ihr jeden meiner Gedanken kennt? Meine erste Frage wäre: Obwohl ich weiß, daß sie zu jenem Gezücht gehört, das Ihr verstoßen, soll ich nicht dennoch tun, was sie mir anträgt? Denn sie weiß um mein Wissen und im Grunde meines Herzens glaube ich, daß sie sich mit rechtem Handeln hervortut in der Meinung, ich würde es verschmähen, weil es von ihr kommt.

AUTARCH (abgewandt): Er ist auch verrückt und hält mich wegen meiner gelben Robe für einen Gott. (Zu MESCHIA:) Ein kleiner Ehebruch tut keinem Manne weh. Sofern’s natürlich nicht der seines Weibes ist.

MESCHIA: Dann täte der meine ihr weh? Ich …

Die CONTESSA und ihre ZOFE treten auf.

CONTESSA: O Herr. Was macht Ihr hier?

MESCHIA: Ich bete, Tochter. Zieh wenigstens die Schuhe aus, denn das ist heiliger Boden!

CONTESSA: Wer ist dieser Narr, Herr?

AUTARCH: Ein Verrückter, den ich hier mit zwei Frauen fand, die genauso verrückt sind.

CONTESSA: Dann sind sie uns an Zahl überlegen, es sei denn, meine Zofe sei klar bei Verstand.

ZOFE: Euer Gnaden …

CONTESSA: Was ich bezweifle. Heut’ nachmittag hat sie mir eine purpurrote Stola zu meinem grünen Mantel rausgelegt. Ich sollte wohl aussehn wie eine veilchenumkränzte Stange, möcht’ ich meinen.

MESCHIA, der zusehends ungehaltener geworden ist, während sie spricht, versetzt ihr einen Schlag, der sie zu Boden gehen läßt. Der AUTARCH hinter ihm flieht unbemerkt.

MESCHIA: Balg! Geh mir in meiner Nähe nicht leichtfertig mit heiligen Dingen um oder wage es, etwas anderes zu tun als das, was ich dir sage.

ZOFE: Wer seid Ihr?

MESCHIA: Ich bin der Stammvater des Menschengeschlechts, mein Kind. Und du bist mein Kind genau wie sie!

ZOFE: Ich hoffe, Ihr verzeiht ihr – und mir. Uns wurde gesagt, Ihr wäret tot.

MESCHIA: DU brauchst dich nicht zu entschuldigen. Die meisten sind ja schließlich tot. Aber ich bin zurückgekehrt, wie du siehst, um den neuen Morgen willkommen zu heißen.

NOD (der sich nach langer Starre wieder bewegt und nach langem Schweigen wieder spricht): Wir sind zu früh da.

MESCHIA (deutend): Ein Riese! Ein Riese!

CONTESSA: Oh! Solange! Kyneburga!

ZOFE: Ich bin hier, Euer Gnaden. Lybe ist da.

NOD: Um einiges zu früh für die Neue Sonne.

CONTESSA (beginnt zu weinen): Die Neue Sonne kommt! Wir werden vergehn wie Träume.

MESCHIA (sieht, daß NOD nicht gewalttätig wird): Schlechte Träume. Aber so wird es am besten für euch sein, das versteht ihr doch, nicht wahr?

CONTESSA (erholt sich etwas): Was ich nicht verstehe, ist, wie du, der du mit einemmal so weise sprichst, den Autarchen mit dem Weltgeist verwechseln konntest.

MESCHIA: Ich weiß, ihr seid meine Töchter in der alten Schöpfung. Ganz bestimmt, da ihr Menschenfrauen seid und ich in dieser noch keine hatte.

NOD: Sein Sohn wird meine Tochter zum Weib nehmen. Das ist eine Ehre, die uns gebührt – wir sind nur eine Familie von niedriger Geburt, die Kinder von Gäa – dennoch werden wir beglückt und erhört. Ich werd’ … Was werd’ ich sein, Meschia? Der Schwiegervater deines Sohnes? Vielleicht könnten meine Frau und ich, wenn es dir nichts ausmacht, unsere Tochter am selben Tag besuchen wie du deinen Sohn. Du würdest uns doch nicht einen Platz am Tisch verwehren? Wir würden uns natürlich auf den Boden setzen.

MESCHIA: Natürlich nicht. Der Hund tut’s bereits – oder wird’s, wenn wir ihn sehn. (Zur CONTESSA.) Ist dir noch nicht in den Sinn gekommen, daß ich vielleicht mehr über ihn, den du Weltgeist nennst, weiß als euer Autarch über sich selbst? Nicht nur euer Weltgeist, sondern auch viele geringere Mächte tragen unser Menschsein wie einen Mantel, wenn sie wollen, manchmal nur zwei oder drei von uns betreffend. Wir, die Getragenen sind uns dessen selten bewußt, da wir uns als uns selbst vorkommen, dennoch sind wir einander Demiurg, Paraklet und Widersacher.

CONTESSA: Eine spät erworbene Weisheit, wenn ich mit dem Aufgang der Neuen Sonne verbleichen muß. Ist es schon nach Mitternacht?

ZOFE: Fast, Euer Gnaden.

CONTESSA (ins Publikum deutend.) All diese guten Leute – was wird ihnen widerfahren?

MESCHIA: Was widerfährt dem Laub, wenn sein Jahr vorüber und es vom Wind verweht wird?

CONTESSA: Wenn …

MESCHIANE wendet sich gen Osten, als wollte er im Himmel nach den ersten Zeichen der Dämmerung Ausschau halten.

Contessa: Wenn …

Meschia: Wenn was?

Contessa: Wenn mein Leib einen Teil des deinen enthielte – schleimige Gewebstropfen in meinen Lenden bärge …

MESCHIA: Dann vermöchtest du noch eine Weile auf Urth zu wandeln, als verlorenes Ding, das nie mehr den Heimweg fände. Aber ich werd’ dich nicht begatten. Glaubst du, du wärst mehr als ein Leichnam? Du bist weniger.

Die Zofe fällt in Ohnmacht.

CONTESSA: DU sagst, du seist der Vater alles Menschlichen. Dem muß so sein, denn du bist der Tod für Frauen.

Die Bühne wird dunkel. Wenn das Licht wieder angeht, liegen MESCHIANE und JAHI gemeinsam unter einer Eberesche. In dem Berghang dahinter befindet sich eine Tür. JAHIS Lippe ist aufgeschlagen und geschwollen, was sie schmollend erscheinen läßt. Blut rinnt daraus zum Kinn.

MESCHIANE: Wie stark wäre ich noch, weiter nach ihm zu suchen, wüßt’ ich nur, du würdest mir nicht folgen.

JAHI: Mich stärkt die Kraft der Unterwelt, und ich folgte dir zum andern Ende der Urth, wenn’s sein müßt’. Aber wenn du mich noch einmal schlägst, wirst du es mir büßen.

MESCHIANE erhebt die Faust, und JAHI weicht zurück.

MESCHIANE: Deine Beine zitterten schlimmer, als wir beschlossen, hier zu rasten.

JAHI: Ich leide viel mehr als du. Aber die Kraft der Unterwelt ist unerträglich dauerhaft – wie ich auch schöner als du bin und ein bei weitem grazileres Geschöpf.

MESCHIANE: Das hat sich, mein’ ich, gezeigt.

JAHI: Ich warne dich abermals, und es wird keine dritte Warnung mehr geben. Schlag mich auf eigene Gefahr.

MESCHIANE: Was willst du tun? Erinys anrufen, mich zu vernichten? Das fürchte ich nicht. Wenn du’s könntest, hättest du’s längst getan.

JAHI: Schlimm’res. Wenn du mich noch einmal schlägst, wirst du Gefallen daran finden.

Der ERSTE und ZWEITE SOLDAT treten auf, mit Piken bewehrt.

ERSTER SOLDAT: Sieh hier!

ZWEITER SOLDAT (ZU den Frauen): Nieder, nieder! Steht mir nicht auf, oder ich spieß euch auf wie ’nen Reiher. Ihr kommt mit uns!

MESCHIANE: Auf Händen und Knien kriechend?

ERSTER SOLDAT: Werd mir nicht frech!

Er stößt sie mit seiner Pike; dabei ertönt ein Brummen, fast zu tief, um vernehmbar zu sein. Die Bühne wackelt voller Anteilnahme, und der Boden bebt.

ZWEITER SOLDAT: Was war das?

ERSTER SOLDAT: Weiß nicht.

JAHI: Das Ende der Urth, ihr Narren. Los, erstecht sie! Ihr seid sowieso am Ende.

ZWEITER SOLDAT: Was weißt denn du! Das ist erst der Anfang für uns. Als der Befehl kam, den Garten zu durchsuchen, war insbesondere von euch zweien die Rede. Euch zurückzubringen, lautete der Befehl. Zehn Chrysos seid ihr wert, oder ich will ein Flickschuster sein.

Er ergreift JAHI; währenddessen flieht MESCHIANE in die Dunkelheit. Der ERSTE SOLDAT läuft ihr nach.

ZWEITER SOLDAT: Beiß mich doch!

Es schlägt mit dem Speerschaft auf JAHI ein. Sie ringen.

JAHI: Narr! Sie entwischt!

ZWEITER SOLDAT: Das soll Ivos Sorge sein. Ich habe meine Gefangene, und er hat die seine entkommen lassen, falls er sie nicht erwischt. Komm, wir gehen zum Chiliarchen!

JAHI: Willst du mich nicht lieben, ehe wir dieses reizende Plätzchen verlassen?

ZWEITER SOLDAT: Damit man mir die Männlichkeit abschneidet und in den Mund stopft? Nicht ich!

JAHI: Dazu müßt’ man sie erst einmal finden.

ZWEITER SOLDAT: Was? (Rüttelt sie.)

JAHI: Warte – laß nur für einen Moment von mir ab, und ich will dir wunderbare Dinge zeigen.

ZWEITER SOLDAT: Die sehe ich bereits, was ich einzig dem Mond zuschreibe.

JAHI: Ich kann dich reich machen. Zehn Chrysos werden nichts für dich sein. Aber ich habe keine Macht, so lange du meinen Leib berührst.

ZWEITER SOLDAT: Deine Beine sind länger als die der anderen Frauen, aber ich hab’ gesehn, du gehst nicht so gern auf ihnen. Ja, ich glaube, du kannst kaum stehen.

JAHI: Glaub’ ich auch.

ZWEITER SOLDAT: Ich halte dich an deiner Halskette – scheint fest genug zu sein. Wenn das genügt, zeig mir, was du kannst. Wenn nicht, komm mit! Du bist kein bißchen freier, solang’ ich dich hab’.

JAHI erhebt beide Arme, den kleinen Finger, Zeigefinger und Daumen abgestreckt.

Nach kurzer Stille ertönt eine wunderliche, sanfte Musik, mit Trillern versetzt.

Schneeflocken fallen weich.

ZWEITER SOLDAT: Schluß damit!

Er packt einen Arm und zerrt ihn nach unten. Die Musik verstummt jäh. Die letzten Schneeflocken fallen in sein Haar.

ZWEITER SOLDAT: Das war kein Gold.

JAHI: Doch du hast gesehen.

ZWEITER SOLDAT: In meinem Heimatdorf lebt eine Greisin, die auch aufs Wetter wirken kann. Sie ist zwar nicht so schnell wie du, geb’ ich zu, aber sie ist ja auch viel älter und zittrig.

JAHI: Wer sie auch sei, sie ist nicht ein Tausendstel so alt wie ich.

Langsam und wie blind tritt die STATUE auf.

JAHI: Was ist das? ZWEITER SOLDAT: Eines von Vater Inires kleinen Spielzeugen. Es kann weder hören noch Laute von sich geben. Ich bin mir nicht sicher, ob es lebendig ist.

JAHI: Ich auch nicht.

Als die STATUE an ihr vorübergeht, streichelt sie ihr mit der freien Hand über die Wange.

JAHI: Liebster … Liebster … Liebster. Hast keinen Gruß für mich?

STATUE: E-e-e-i!

ZWEITER SOLDAT: He! Schluß! Weib, du sagtest, du habest keine Macht, solange ich dich halte.

JAHI: Sieh meinen Sklaven. Kannst du dich seiner erwehren? Los – zerbrich dir den Spieß an dieser breiten Brust!

Die STATUE kniet nieder und küßt JAHIS Fuß.

ZWEITER SOLDAT: Nein, aber ich kann ihm davonrennen.

Er wirft sich JAHI über die Schulter und rennt. Die Tür im Berg geht auf. Er tritt ein, und sie schlägt hinter ihm zu. Die STATUE hämmert mit mächtigen Schlägen dagegen, aber sie gibt nicht nach. Tränen strömen über ihr Gesicht.

Schließlich wendet sie sich ab und beginnt mit den Händen zu graben.

GABRIEL (von draußen): Also bleibt treu dem vergang’nen Tag, ein Bild in Stein, wenn der Mensch entfleucht, in der Öde allein.

Während die STATUE weitergräbt, geht allmählich das Licht aus.

Wenn das Licht wieder angeht, sitzt der AUTARCH auf seinem Thron. Er ist allein auf der Bühne, aber projizierte Silhouetten zu beiden Seiten stellen dar, daß sein Hofstaat bei ihm weilt.

AUTARCH: Hier sitze ich wie der Herr über tausend Welten. Dennoch bin ich nicht einmal Herr über diese eine.

Draußen hört man eine Truppe aufmarschieren. Ein Befehl wird gerufen.

AUTARCH: Generalissimus!

Ein PROPHET tritt auf. Er trägt ein Ziegenfell und hält einen Stab, dessen Spitze grob zu einem seltsamen Symbol geschnitzt ist.

PROPHET: Hundert Zeichen sind zu sehn. Ein Kalb wurde geboren, das keinen Kopf, aber an den Knien Münder hat. Eine hochanständige Frau hat geträumt, sie gehe mit einem Kind von einem Hund.

Gestern nacht ist ein Sternenregen zischend aufs südliche Eis niedergeprasselt, und die Propheten sind ausgezogen und wandern durchs Land.

AUTARCH: DU selbst bist ein Prophet.

PROPHET: Der Autarch selbst hat sie gesehen!

AUTARCH: Mein Archivar, der in der Geschichte dieses Fleckens sehr bewandert ist, hat mir einmal kundgetan, daß hier über hundert Propheten getötet worden sind – gesteinigt, verbrannt, von wilden Tieren zerrissen und ertränkt. Manche hat man sogar wie Geschmeiß an die Türen genagelt. Nun möcht’ ich von dir etwas über das Kommen der Neuen Sonne erfahren, wie es schon so lange vorhergesagt ist. Wie wird es sich abspielen? Was hat es zu bedeuten? Sprich, oder der alte Archivar darf einen weiteren Strich auf seine Liste setzen, und an diesem Stab soll man die weiße Ackerwinde ziehen.

PROPHET: Ich bin ohne Hoffnung, Euch zu genügen, aber ich will’s versuchen.

AUTARCH: Weißt du’s nicht?

PROPHET: Ich weiß es. Aber ich kenne Euch als praktischen Mann, der sich einzig mit den Dingen dieses Universums befaßt und selten höher als bis zu den Sternen blickt.

AUTARCH: Seit dreißig Jahren rühme ich mich dessen.

PROPHET: Dennoch müßt auch Ihr wissen, daß am Herzen der Alten Sonne der Krebs nagt. In ihrer Mitte zersetzt sich die Materie und fällt zusammen, als wäre dort eine Grube ohne Boden, von der Oberfläche umschlossen.

AUTARCH: Meine Astronomen haben mir das längst mitgeteilt.

PROPHET: Stellt Euch einen kernfaulen Apfel vor. Außen schön, bis er schließlich zusammenfällt.

AUTARCH: Jeder Mann, der noch bei Kräften ist in seiner zweiten Lebenshälfte, hat an diese Frucht gedacht.

PROPHET: Soweit also zur Alten Sonne. Aber wie steht’s mit ihrem Krebs? Was wissen wir darüber, außer daß er der Urth die Wärme, das Licht und schließlich alles Leben entzieht?

Kampfgeräusche von draußen. Ein schmerzhafter Schrei und ein Poltern, als wäre eine große Vase von ihrem Podest gestoßen worden.

AUTARCH: Was dieser Tumult auf sich hat, das werden wir schnell genug erfahren, Prophet. Fahr fort!

PROPHET: Wir wissen, daß es viel mehr ist, denn es erweist sich als Unterbrechung in unserem Universum, als Riß in seinem Gefüge, an keine uns bekannte Gesetzmäßigkeit gebunden. Von ihm kommt nichts – alles dringt ein, nichts entweicht. Dennoch mag daraus alles Mögliche zum Vorschein kommen, denn von allen Dingen, die wir kennen, ist es allein kein Sklave der eigenen Natur.

Blutend, von Piken, die hinter der Szene gehalten werden, angetrieben, tritt NOD auf.

AUTARCH: Was ist das für eine Mißgeburt?

PROPHET: Der eigentliche Beweis für die Zeichen, von denen ich sprach. In künftigen Zeiten, so wird seit langem gesagt, wird der Tod der Alten Sonne die Urth vernichten. Aber ihrem Grab werden Ungetüme, ein neues Volk und die Neue Sonne entsteigen. Die Alte Urth wird sich entfalten wie ein Schmetterling, der seiner trockenen Hülse entschlüpft, und die Neue Urth wird man Ushas heißen.

AUTARCH: Dennoch wird alles uns Vertraute fortgefegt? Dieses alte Haus, worin wir stehen? Du? Ich?

NOD: Ich bin kein Weiser. Dennoch hörte ich einen weisen Mann – der bald mit mir verwandt sein wird – unlängst sagen, all das sei zum Besten. Wir sind nur Träume, und Träume haben naturgemäß kein Leben. Seht, ich bin verletzt. (Hält die Hand vor.) Wenn die Wunde heilt, ist sie verschwunden. Sollte sie mit ihren blutigen Lippen sagen, sie bedauere zu heilen? Ich versuche nur zu erklären, was ein anderer gesagt, aber das, glaub’ ich, hat er wohl gemeint.

Tiefe Glocken von draußen.

AUTARCH: Was ist das? Du, Prophet, gehst und bringst in Erfahrung, wer diesen Lärm veranlaßt hat und warum.

PROPHET geht ab.

NOD: Eure Glocken läuten gewiß, um die Neue Sonne willkommen zu heißen. Deswegen bin auch ich hier. Es ist bei uns Brauch, bei der Ankunft eines geschätzten Gastes zu brüllen, uns auf den Brustkasten zu schlagen und auf den Boden und gegen die Stämme der umstehenden Bäume zu stampfen vor lauter Freude und die größten Steine, die wir stemmen können, über die Hänge rollen zu lassen, ihm zu Ehren. Ich will das auch heut’ morgen tun, wenn Ihr mich freilaßt, und ich wette, die Urth selbst wird es mir gleichtun. Die Berge gar werden ins Meer hüpfen, wenn die Neue Sonne heute aufgeht.

AUTARCH: Und woher kommst du? Sag’s mir, und du sollst frei sein.

NOD: Nun, aus meinem Land, östlich vom Paradies.

AUTARCH: Und wo ist das?

NOD zeigt gen Osten.

AUTARCH: Und wo ist das Paradies?

NOD: Nun, hier ist das Paradies – wir sind im Paradies oder zumindest darunter.

Der GENERALISSIMUS tritt auf, marschiert zum Thron und salutiert.

GENERALISSIMUS: Autarch, wir haben alles Land über diesem Haus Absolut durchsucht, wie Ihr befohlen. Die Contessa Carina wurde gefunden und, da sie nicht ernstlich verletzt war, in ihre Gemächer geführt. Gleichfalls fanden wir den Koloß, den Ihr vor Euch seht, die juwelengeschmückte Frau, die Ihr beschrieben, und zwei Kaufleute.

AUTARCH: Was ist mit den anderen, dem nackten Mann und seinem Weib?

GENERALISSIMUS: Von ihnen fehlt jede Spur.

AUTARCH: Sucht noch einmal, und diesmal genauer!

GENERALISSIMUS (salutiert): Wie mein Autarch wünscht.

AUTARCH: Und laßt die juwelengeschmückte Frau zu mir bringen.

NOD will gehen, wird aber von den Piken aufgehalten. Der GENERALISSIMUS zieht seine Pistole.

NOD: Bin ich nicht frei und kann gehen?

GENERALISSIMUS: Keineswegs.

NOD (zum AUTARCHEN): Ich habe Euch beantwortet, wo mein Land liegt, östlich von hier …

GENERALISSIMUS: Liegt mehr als dein Land. Ich kenne diese Gegend gut.

AUTARCH (erschöpft): Er hat die Wahrheit gesagt, wie er sie kennt. Vielleicht die einzige Wahrheit, die’s gibt.

NOD: Also bin ich frei und kann gehn.

AUTARCH: Ich glaube, daß sie, die du willkommen heißen willst, erscheinen wird, ob du frei bist oder nicht. Und man kann nie wissen – solche wie dich darf man keinesfalls auf freien Fuß setzen. Nein, du darfst nicht gehen, nicht jetzt und nicht später.

NOD eilt von der Bühne, vom GENERALISSIMUS verfolgt. Schüsse, Schreie, Gepolter. Die Figuren um den AUTARCHEN verschwinden. Inmitten des Tumults läuten wieder die Glocken. NOD kommt zurück – mit einer Brandwunde von einem Laser auf der Wange. Der AUTARCH schlägt mit seinem Zepter auf ihn ein; bei jedem Hieb entsteht eine Explosion und ein Funkenregen. NOD ergreift den AUTARCHEN und will ihn gerade auf die Bühne schmettern, als zwei DÄMONEN, wie Kaufleute verkleidet, hereinstürzen, ihn niederwerfen und den AUTARCHEN wieder auf den Thron setzen.

AUTARCH: Ich danke euch. Ihr sollt reichen Lohn erhalten. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, von meiner Leibwache gerettet zu werden – und zurecht, wie ich sehe. Darf ich fragen, wer ihr seid?

ERSTER DÄMON: Die Männer Eurer Leibwache sind tot. Der Riese zerschmetterte ihnen den Schädel an der Wand und brach ihnen über seinem Knie das Rückgrat.

ZWEITER DÄMON: Wir sind nur zwei Kaufleute. Wurden von Euren Soldaten ergriffen.

AUTARCH: Ich wünschte, sie wären Kaufleute, und ich hätte an ihrer Stelle Soldaten wie euch! Und dennoch ist eure Erscheinung so schmächtig, ich würd’ euch nicht einmal normale Kräfte zutrauen.

ERSTER DÄMON (indem er sich verbeugt): Unsere Kraft beflügelt der Herr, dem wir dienen.

ZWEITER DÄMON: ES wird Euch verwundern, warum wir –zwei gewöhnliche Sklavenhändler – bei Nacht Euren Grund betreten.

Nun, wir sind gekommen, Euch zu warnen. Unsere jüngste Reise führte uns in den nördlichen Dschungel. Dort stießen wir in einem Tempel, älter als die Menschheit, auf einen Schrein, so üppig überwuchert, daß er einem fast wie ein bewachsener Erdwall vorkam, und sprachen mit einem uralten Schamanen, der große Gefahr für Euer Reich prophezeite.

ERSTER DÄMON: Mit diesem Wissen eilten wir hierher, um Euch zu warnen, ehe es zu spät wäre, und trafen im letzten Augenblick ein. AUTARCH: Was muß ich tun?

ZWEITER DÄMON: Diese Welt, die Ihr und wir so schätzen, ist nun so oft um die Sonne getrieben worden, daß das Gewebe ihres Raumes fadenscheinig wird und als Staub und Flocken vom Webstuhl der Zeit abfällt.

ERSTER DÄMON: Die Kontinente selbst sind alt wie angemalte Weiber – längst aller Schönheit und Fruchtbarkeit beraubt. Die Neue Sonne kommt …

AUTARCH: Ich weiß!

ERSTER DÄMON: … und wird sie tosend im Meer versenken wie leckgeschlagene Schiffe.

ZWEITER DÄMON: Und aus dem Meer steigen neue auf – von Gold, Silber, Eisen und Kupfer glänzend. Mit Diamanten, Rubinen und Türkisen; und die Lande suhlen sich in der Erde von Millionen Jahrtausenden, vor alters ins Meer gespült.

ERSTER DÄMON: Um diese Lande zu bevölkern, ist eine neue Rasse bereitet. Die Menschheit, die ihr kennt, wird verdrängt, wie das Gras, das so lang in den Ebenen gediehen, dem Pfluge weicht und Platz macht für den Weizen.

ZWEITER DÄMON: Was wäre aber, würde der Same verbrannt? Was wäre dann? Der große Mann und die kleine Frau, denen Ihr vor nicht allzu langer Zeit begegnet, sind ein solcher Same. Man hatte einst gehofft, ihn auf dem Felde vergiften zu können, aber sie, welche ausgesandt wurde, das zu bewerkstelligen, verlor den Samen zwischen dem dürren Gras und den gebrochenen Schollen aus den Augen und wurde wegen einiger Kunstgriffe Eurem Inquisitor zum peinlichen Verhör übergeben. Dennoch könnte der Same noch verbrannt werden.

AUTARCH: Diese Gedanken sind mir auch schon durch den Sinn gegangen.

ERSTER UND ZWEITER DÄMON (im Chor): Natürlich!

AUTARCH: Aber würde der Tod dieser beiden das Kommen der Neuen Sonne wirklich aufhalten?

ERSTER DÄMON: Nein. Aber wolltet Ihr das? Die neuen Lande sollen Euer sein.

Die Schirme werden hell. Bewaldete Hügel und die Giebel von Städten erscheinen darauf. Der AUTARCH kehrt sich ihnen zu. Nach einer Pause zieht er aus seiner Robe einen Fernmelder.

AUTARCH: Möge die Neue Sonne nie sehen, was wir hier tun … Schiffe! Bestreicht uns mit Feuer, bis alles versengt ist.

Während die DÄMONEN verschwinden, setzt NOD sich auf. Die Städte und Hügel verblassen, und auf den Schirmen ist vielfach das Abbild des AUTARCHEN ZU sehen. Die Bühne wird dunkel. Wenn das Licht wieder angeht, sitzt der INQUISITOR an einem hohen Pult in der Mitte der Bühne. Sein PROPHET, als Folterer gekleidet und mit Maske, steht daneben. Zu beiden Seiten befinden sich verschiedene Marterwerkzeuge.

INQUISITOR: Bring die Frau, die als Hexe gilt, Bruder!

VERTRAUTER: Die Contessa wartet draußen, und da sie von beglücktem Stand ist und hoch in der Gunst unseres Herrschers steht, bitt’ ich, sie zuerst zu empfangen.

Die CONTESSA tritt auf.

CONTESSA: Ich hörte, was gesagt wurde, und da ich nicht glauben mochte, eine solche Bitte fiele bei Euch, Inquisitor, auf taube Ohren, war ich so kühn, sofort einzutreten. Haltet Ihr das nun für kühn?

INQUISITOR: Ihr spielt mit Wörtern. Aber ja, ich geb’ zu, dafür halt ich’s.

CONTESSA: Dann denkt Ihr falsch von mir. Seit meiner Kindheit wohne ich schon acht Jahre in diesem Haus Absolut. Als das erste Blut aus meinen Lenden drang und meine Mutter mich herbrachte, warnte sie mich, nie in die Nähe dieser Eurer Gemächer zu gehen, wo das Blut, ungeachtet der Phasen des wankelmütigen Mondes so reichlich fließt. Und ich bin noch nie gekommen bis auf jetzt, und jetzt zitternd.

INQUISITOR: Hier haben die Guten nichts zu fürchten. Dennoch glaube ich Euren eigenen Worten gemäß, Ihr seid kühn geworden. CONTESSA: Und bin ich gut? Seid Ihr’s? Ist er’s? Mein Beichtvater pflegt zu sagen, ich sei’s nicht. Was sagt Euch der Eurige, oder ist er furchtsam? Und ist Euer Vertrauter ein bessrer Mensch als Ihr?

VERTRAUTER: Das würd’ ich nicht sein wollen.

CONTESSA: Nein, ich bin weder kühn noch sicher hier, wie ich weiß. Es ist die Furcht, die mich in diese grimmigen Kammern treibt. Man hat Euch von dem nackten Mann berichtet, der mich geschlagen. Ist er ergriffen?

INQUISITOR: Er wurde nicht zu mir gebracht.

CONTESSA: Vor kaum einer Woche fanden mich ein paar Soldaten klagend im Garten, wo meine Zofe mich zu beruhigen versuchte. Weil ich Angst hatte, im Dunkeln draußen zu sein, trugen sie mich in meine Gemächer, und zwar durch jene Galerie, die man Luftstraße nennt. Wißt Ihr, was ich meine?

INQUISITOR: Ganz genau.

CONTESSA: Dann wißt Ihr gleichfalls, daß sich darüber überall Fenster befinden, damit die anstoßenden Gemächer und Korridore Licht haben. Beim Vorübergehen sah ich in einem die Gestalt eines Mannes, groß und wohlgestaltet, breitschultrig und schmalhüftig.

INQUISITOR: Solche Männer gibt es viele.

CONTESSA: SO dacht’ ich auch. Aber kurz darauf erschien dieselbe Gestalt in einem anderen Fenster – und noch einem anderen. Darauf bat ich die Soldaten, die mich trugen, darauf zu feuern. Sie hielten mich für verrückt und weigerten sich, aber die Gruppe, die sie schickten, diesen Mann zu ergreifen, kehrte mit leeren Händen zurück. Noch immer blickte er aus den Fenstern auf mich herab und schien sich hin und her zu wiegen.

INQUISITOR: Und Ihr glaubt, dieser Mann sei derselbe, der Euch geschlagen habe?

CONTESSA: Schlimmer noch. Ich fürchte, er war’s nicht, obschon er ihm glich. Außerdem war’ er, wette ich, nett zu mir, behandelte ich seinen Wahn nur mit Respekt. O nein, in dieser seltsamen Nacht, in der wir uns, die im Frost erfrorenen Stiele der alten Menschensprosse, mit dem Samen des neuen Jahres vermengt wiederfinden, fürchte ich, daß er mehr ist, als wir ahnen.

INQUISITOR: Das mag sein, aber Ihr findet ihn hier ebenso wenig wie den Mann, der Euch geschlagen. (Zum VERTRAUTEN.) Bring das Hexenweib, Bruder!

VERTRAUTER: SO sind sie alle – obschon manche schlimmer sind als andre.

Er geht ab und kehrt wieder, MESCHIANE an einer Kette hereinführend.

INQUISITOR: ES wird gegen dich vorgebracht, sieben Soldaten unseres Herrn des Autarchen so verzaubert zu haben, daß sie eidbrüchig geworden sind und die Waffen gegen ihre Kameraden und Offiziere erhoben haben. (Er steht auf und entzündet eine große Kerze auf einer Seite seines Pultes.) Ich beschwöre dich nun inständig, diese Sünde zu gestehen und – falls du dieser schuldig – die Macht kundzutun, die dir dabei gedient, und die Namen derer, die dich gelehrt, diese Macht anzurufen.

MESCHIANE: Die Soldaten sahen nur, daß ich nichts Böses wollte und bangten um mich. Ich …

VERTRAUTER: Still!

INQUISITOR: Den Beteuerungen der Angeklagten wird kein Gewicht beigemessen, sofern sie nicht unter Druck geäußert werden. Mein Vertrauter wird dich vorbereiten.

Der VERTRAUTE ergreift MESCHIANE und schnallt sie auf eines der Geräte.

CONTESSA: Da der Welt so wenig Zeit verblieben, will ich sie nicht damit vergeuden, das mit anzusehn. Bist du ein Freund des nackten Mannes vom Garten? Ich will ihn suchen und ihm sagen, was aus dir geworden ist.

MESCHIANE: O ja! Ich hoffe, er kommt, ehe es zu spät ist.

CONTESSA: Und ich hoffe, er wird mich annehmen – an deiner Stelle.

Gewiß sind beide Hoffnungen gleich sinnlos, und wir werden bald Schwestern in Verzweiflung sein.

Die CONTESSA geht ab.

INQUISITOR: Ich gehe auch, um mit ihren Rettern zu sprechen. Bereite die Angeklagte, denn ich kehre bald wieder.

VERTRAUTER: ES ist noch eine zweite da, Inquisitor. Mit ähnlichen Verbrechen, wenn auch wohl nicht ganz so mächtig.

INQUISITOR: Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte den beiden meine Anweisung gemeinsam erteilen können. Bring sie rein!

Der VERTRAUTE geh t ab und führt JAHI herein. Der INQUISITOR kramt in den Papieren auf seinem Pult.

INQUISITOR: ES wird gegen dich vorgebracht, sieben Soldaten unseres Herrn des Autarchen so verzaubert zu haben, daß sie eidbrüchig geworden sind und die Waffen gegen ihre Kameraden und Offiziere erhoben haben. Ich beschwöre dich nun inständig, diese Sünde zu gestehen und – falls du dieser schuldig – die Macht kundzutun, die dir dabei gedient, und die Namen derer, die dich gelehrt, diese Macht anzurufen.

JAHI (stolz): Ich habe alles getan, dessen du mich anklagst, und mehr, als du weißt. Die Macht wage ich nicht zu benennen, damit dieses aufgepolsterte Rattenloch nicht in Stücke zerfetzt werde. Wer mich gelehrt? Wer lehrt ein Kind, seinen Vater anzurufen?

VERTRAUTER: Seine Mutter?

INQUISITOR: Ich will’s nicht wissen. Bereite sie. Ich komme bald wieder.

Der INQUISITOR geht ab.

MESCHIANE: Sie kämpften auch für dich? Wie schlimm, daß so viele sterben mußten!

VERTRAUTER (während er JAHI auf eine Vorrichtung an der anderen Seite des Pults fesselt): Er hatte wieder deine Papiere. Aber keine Sorge, ich weise ihn – diplomatisch – auf diesen Irrtum hin, wenn er zurückkehrt.

JAHI: DU hast die Soldaten bezaubert? Dann bezaubere diesen Narren und befreie uns!

MESCHIANE: Ich bin solcher Kräfte nicht mächtig, und ich habe nur sieben von fünfzig bezaubert.

Der gefesselte JAHI wird vom ERSTEN SOLDATEN mit einer Pike hereingetrieben. VERTRAUTER: Was ist das?

ERSTER SOLDAT: Nun, ein Gefangener, wie Ihr seinesgleichen noch nie gehabt habt. Er hat hundert Männer getötet, wie unsereins Welpen erschlüge. Hast du genügend große Schellen für ihn?

VERTRAUTER: Werd’ wohl ein paar zusammenhängen müssen, aber ich laß’ mir was einfallen.

NOD: Ich bin kein Mensch, sondern weniger und mehr – aus Lehm geboren von Mutter Gäa, deren Schoßhündchen die wilden Tiere sind. Wenn deine Herrschaft sich über Menschen erstreckt, dann mußt du mich gehen lassen.

JAHI: Wir sind auch keine. Laß uns frei!

ERSTER SOLDAT (lachend): Das sehen wir. Ich habe daran keinen Moment gezweifelt.

MESCHIANE: Sie ist keine Frau. Laß dich nicht täuschen von ihr.

VERTRAUTER (indem er die letzte Fessel von NOD zuschnappen läßt): Das wird ihr nicht gelingen. Glaubt mir, die Zeit der Faxen ist vorbei.

ERSTER SOLDAT: DU wirst viel Spaß haben, nicht wahr, wenn ich gegangen bin?

Er greift nach JAHI, die faucht wie eine Katze.

ERSTER SOLDAT: DU wärst wohl nicht so gut und würdest uns kurz den Rücken zukehren?

VERTRAUTER (der die Folter für MESCHIANE vorbereitet): Wäre ich so gut, würd’ ich mich recht bald auf dem eigenen Rad gebrochen sehen.

Aber wenn du wartest, bis mein Meister der Inquisitor wiederkehrt, kommst du vielleicht neben ihr zu liegen, wie du begehrst.

Der ERSTE SOLDAT zögert, erkennt dann, was gemeint ist und eilt fort.

NOD: Diese Frau wird die Mutter meines Schwiegersohns sein. Tu ihr nicht weh. (Er zerrt an seinen Ketten.)

JAHI (ein Gähnen unterdrückend): Ich bin schon die ganze Nacht auf den Beinen, und obwohl der Geist willig wie immer ist, ist dieses Fleisch bettreif. Kannst du dich bei ihr nicht beeilen und zu mir kommen?

VERTRAUTER (ohne sich umzusehen): Hier gibt es weder Bett noch Rast.

JAHI: SO? Nun, es ist hier nicht ganz so heimelig, wie man denken möcht’.

JAHI gähnt abermals. Als sie die Hand bedeckend zum Mund führen will, fallen ihre Schellen ab.

MESCHIANE: DU mußt sie festhalten – verstehst du denn nicht? Die Erde hat an ihr nicht teil, also hat Eisen keine Macht über sie.

VERTRAUTER (immer noch auf MESCHIANE blickend, die er foltert): Es hält, keine Bange.

MESCHIANE: Riese! Kannst du dich befreien? Die Welt hängt davon ab!

NOD zerrt an seinen Fesseln, aber kann sie nicht brechen.

JAHI (aus ihren Fesseln steigend): Ja! Ich bin’s, die Folge leistet, denn in dieser Welt der Wirklichkeit bin ich viel größer als ein jeder von euch. (Sie geht um das Pult und beugt sich über die Schulter des VERTRAUTEN.,) Interessant! Grausam, aber interessant!

Der VERTRAUTE wendet sich um und macht große Augen. Sie flieht lachend. Er rennt ihr tollpatschig nach und kehrt nach einem Moment niedergeschlagen zurück.

VERTRAUTER (keuchend): Sie ist fort.

NOD: Ja. Frei.

MESCHIANE: Und kann ungehindert Meschia verfolgen und alles verderben, wie sie es schon einmal getan.

VERTRAUTER: Ihr seid euch nicht im klaren, was das bedeutet. Bald wird mein Meister wiederkehren, und ich bin ein toter Mann.

NOD: Die Welt ist tot. Das hat sie dir doch gesagt.

MESCHIANE: Folterer, dir bleibt noch eine Chance – hör mich an. Du mußt den Riesen ebenfalls freilassen.

VERTRAUTER: Damit er mich tötet und dich befreit. Ich will’s mir überlegen, ’s war’ wenigstens ein rascher Tod.

MESCHIANE: Er haßt JAHI und kennt ihren Wandel und ist sehr stark, wenn auch nicht sehr schlau. Und mehr noch: Ich kann dir einen Eid nennen, den er nicht brechen wird.

Gib ihm den Schlüssel für seine Schellen und stell dich, das Schwert an meinem Hals haltend, neben mich! Laß ihn schwören, JAHI zu suchen, hierher zurückzubringen und sich wieder zu fesseln! Der VERTRAUTE zögert.

MESCHIANE: DU hast nichts zu verlieren. Dein Meister weiß nicht einmal, daß er hier sein sollte. Aber wenn sie bei seiner Rückkehr verschwunden ist …

VERTRAUTER: Ich tu’s! (Er löst einen Schlüssel aus seinem Bund am Gürtel.) NOD: Ich schwöre, da ich hoffe, durch das Band der Ehe mit der Menschenfamilie verwandt zu werden, auf daß wir Riesen uns Söhne des Vaters nennen dürfen, den Inkubus einzufangen, zurückzubringen und festzuhalten, auf daß er nicht wieder entwische, und mich zu fesseln, wie ich nun gefesselt bin.

VERTRAUTER: Ist das der Eid?

MESCHIANE: Ja!

Der VERTRAUTE wirft NOD den Schlüssel zu, zieht sein Schwert und hält es zum Schlage bereit über MESCHIANE.)

VERTRAUTER: Kann er sie finden?

MESCHIANE: Er muß sie finden.

NOD: (sich befreiend): Ich werd’ sie erwischen. Der Leib wird schwach, wie sie gesagt hat. Sie wird ihm die Peitsche geben, aber nie lernen, daß sich nicht alles mit der Peitsche bewerkstelligen läßt. (Geht ab.)

VERTRAUTER: Wir müssen fortfahren. Ich hoffe, das verstehst du …

Der Vertraute foltert Meschiane, die schreit. Vertrauter (halblaut): Wie schön sie ist! Ich wünschte, wir … wären uns unter bessren Umständen begegnet.

Die Bühne wird dunkel; man hört JAHIS rennende Schritte. Nach einer Weile zeigt ein schwaches Licht, wie NOD durch die Korridore des Hauses Absolut läuft. Bewegliche Bilder von Urnen, Gemälden und Möbelstücken hinter ihm verdeutlichen sein Fortkommen. JAHI taucht dazwischen auf, und ergeht, sie verfolgend, rechts ab. JAHI erscheint links, im Gleichschritt hinter ihr der ZWEITE DÄMON.

JAHI: WO kann er hin sein? Der Garten ist verkohlt. Du hast kein Fleisch außer dem Anschein nach – kannst du dich nicht in eine Eule verwandeln und ihn mir suchen?

ZWEITER DÄMON (höhnisch): W-e-e-n?

JAHI: Meschia! Warte, bis der Vater hört, wie du mich behandelt und all unsre Mühen hintergangen hast.

ZWEITER DÄMON: Von dir? Du warst’s, die Meschia verließ, von der Frau verleitet. Was willst du sagen? »Die Frau hat mich verführt?« Wir hatten das längst erledigt, so daß es bis auf dich und mich jeder vergessen hatte. Nun verdirbst du die Lüge, indem du es wahr werden läßt.

JAHI (die sich im zukehrt): Du kleiner, schmutziger, scheinheiliger Rotzbube! Du Fensterschnüffler!

ZWEITER DÄMON (zurückspringend): Und nun bist du in das Land von Nod östlich vom Paradies verbannt.

NODS Schritte werden draußen hörbar. JAHI verbirgt sich hinter einer Klepsydra.

Der ZWEITE DÄMON hat plötzlich eine Pike und steht in der Haltung eines Soldaten, als NOD eintritt.

NOD: Wie lange stehst du hier?

ZWEITER DÄMON (salutierend): So lange Ihr wollt, Sieur.

NOD: Was gibt es Neues?

ZWEITER DÄMON: Was Ihr wollt, Sieur. Ein Riese, so hoch wie eine Kirchturmspitze, hat die Thronwache getötet, und vom Autarchen fehlt jede Spur. Wir haben den Garten so oft durchsucht, hätten wir nur Mist anstelle der Speere getragen, wären die Gänseblümchen nun so groß wie Regenschirme. Die Daunen sind unten, die Zuversicht ist hoch – wie auch die Rüben. Morgen wird’s bestimmt schön, warm und sonnig … (blickt vielsagend zur Klepsydra) und eine Frau, die nichts anhatte, lief durch die Hallen.

NOD: Was ist das?

ZWEITER DÄMON: Eine Wasseruhr, Sieur. Vom durchgeflossenen Wasser läßt sich ablesen, wie spät es ist.

NOD (die Klepsydra betrachtend): So etwas gibt es in meinem Land nicht. Werden diese Figuren vom Wasser bewegt?

ZWEITER DÄMON: Nicht die große, Sieur.

JAHI flieht von der Bühne, von NOD verfolgt, aber bevor er ganz außer Sicht ist, kehrt sie, durch seine Beine huschend, zurück. Er läuft weiter, so daß sie Zeit hat, sich in einer Truhe zu verstecken. Währenddessen ist der zweite Dämon verschwunden.

NOD (der zurückkommt): He! Bleib stehn! (Läuft quer über die Bühne und zurück.) Meine Schuld! Meine Schuld! Im Garten draußen – lief sie einmal dicht an mir vorbei. Ich hätte sie packen und zermalmen können wie eine Katze – einen Wurm – eine Maus – eine Natter. (Wendet sich ans Publikum.) Verlacht mich nicht! Ich könnt’ euch alle umbringen! Eure ganze vergiftete Rasse! Oh, und die Täler mit euren bleichen Gebeinen bestreun! Aber nun bin ich erledigt – erledigt! Und Meschiane, die auf mich vertraut hat, wird erledigt!

NOD schlägt gegen die Klepsydra, so daß Messingschalen und Wasser über die Bühne wirbeln.

NOD: Was nützt die Gabe der Sprache anderes, als mich damit zu verfluchen? Gute Mutter aller Tiere, nimm sie mir! Ich will sein, wie ich gewesen, und wortlos in meinen Bergen brüllen. Die Vernunft zeigt, daß Vernunft Kummer macht – wie weise, zu vergessen und wieder glücklich zu sein!

NOD setzt sich auf die Truhe, worin JAHI sich verbirgt, und vergräbt das Gesicht in den Händen. Während das Licht gedämpft wird, beginnt die Truhe unter seinem Gewicht zu bersten. Wenn das Licht wieder angeht, ist die Kammer des INQUISITORS ZU sehen.

MESCHIANE ist auf die Streckbank geflochten. Der VERTRAUTE dreht das Rad. Sie schreit.

VERTRAUTER: Das hat dir gutgetan, nicht wahr? Sagte ich doch. Obendrein verrät es unseren Nachbarn, daß wir hier drinnen wach sind. Du wirst es nicht glauben, aber dieser ganze Flügel ist voller leerer Zimmer und Sinekuren. Noch wirken hier der Meister und ich. Noch immer, weshalb die Republik von Dauer ist. Und das sollen alle hören und wissen.

Der AUTARCH tritt auf. Seine Robe ist zerrissen und blutbesudelt.

AUTARCH: WO bin ich hier? (Er setzt sich auf den Boden, den Kopf in die Hände gestützt; seine Haltung erinnert an NOD).

VERTRAUTER: WO? Nun, in den Kammern der Barmherzigkeit, du Esel. Kann man hier reinkommen, ohne zu wissen, wo man ist?

AUTARCH: Ich wurde heut’ nacht so durch mein Haus gehetzt, daß ich überall sein könnt’. Bring mir etwas Wein –oder Wasser, wenn du hier keinen Wein hast – und verriegle die Tür.

VERTRAUTER: Wir haben nur Rotwein, und die Tür kann ich schlecht verriegeln, weil ich meinen Meister zurückerwarte.

AUTARCH (heftiger): Tu, was ich sage!

VERTRAUTER (sehr sachte): Du bist trunken, Freund. Verschwinde!

AUTARCH: Ich bin – was macht es schon? Das Ende ist gekommen. Ich bin ein Mann, weder besser noch schlechter als du.

NODS schwere Schritte sind von weitem zu hören.

VERTRAUTER: ’S ist ihm nicht gelungen – ich weiß es!

MESCHIANE: O doch! Mit leeren Händen würde er nicht so rasch wiederkommen. Noch ist die Welt zu retten!

AUTARCH: Was soll das heißen?

NOD tritt auf. Der Wahnsinn, um den er gebetet hat, ist über ihn gekommen, aber er zieht JAHI hinter sich her. Der VERTRAUTE läuft mit Schellen vor.

MESCHIANE: Man muß sie festhalten, oder sie wird wieder entwischen.

Der VERTRAUTE legt Ketten um NOD und läßt die Schlösser zuschnappen. Einen Arm von NOD fesselt er so über seinen Leib, daß er JAHI hält. Er packt sie fester.

VERTRAUTER: Er bringt sie um! Laß los, du Trottel!

Der VERTRAUTE schnappt sich die Stange, mit der er die Streckbank gedehnt hatte, und bearbeitet NOD damit. NOD brüllt, versucht ihn zu erwischen und läßt die bewußtlose JAHI ZU Boden gleiten. Der VERTRAUTE zieht sie am Fuß dorthin, wo der AuTARCH sitzt.

VERTRAUTER: Hier, du kommst mir gerade recht.

Er zerrt den AUTARCHEN hoch und fesselt ihn rasch so, daß seine Hand JAHIS Handgelenk umklammert; dann wendet er sich wieder der Folterung von MESCHIANE ZU. Unbemerkt befreit sich hinter ihm NOD von seinen Ketten.

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